GESCHICHTE

DER

LOGIK

IM

ABENDLANDE.

VON

Dr. OABL PRANTL‚

PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT UND MITGLIED DER AKADEMIE ZU MÜNCHEN.

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1 ”) DRITTER BAND.

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LEIPZIG,

VERLAG von s.urnzn1„

1867.

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Seit dem Erscheinen des Zweiten Bandes ist Wohl eine längere Zeit,

als mir selbst und vielleicht auch dein Publieum lieb‘ War,‘verllossen, bis

mlnmehr allerdings noch nicht der'8chluss' des'Ganzen; sondern nur die

gegenwärtige Foflsetzimg hervortreten konnte.‘ Die Entschuldigung, auf

welche ich biefür ‚Anspruch uneben möchte, wird der billig denkende

Leser darin findeh,"däss eine derartige Arbeitböi der erdrückenden Masse

des Materiales unmöglich rasch fortschreiten kann, wennlsie‘ nicht insol

cher Weise gerathen soll, dass über„‚kup oder lang‚ein‚ anderer Forscher

sich! wieder‚die ‚nemliche Aufgabe stecken müsste. Nothwendig musste

ichfid'a's‘ iZii21“ini ‚Auge haben, die ganze Untersuchung, deren Schwierig

keit hauptsächlich in der fast unglaublichen Menge ihrer Gegenstände liegt,

möglichst zu einem wissenschaftlichen Abschlusse zu bringen, soweit

wenigstens unsere gegenwärtig erreichbare Kenntniss dieses ganzen bitte

raturzweiges diess verstattet.

Ohne den Vorwurf der Unbescheidenheit befürchten zu müssen, darf

ich wohl sagen, dass ich eine Entdeckungsreise in bisher fast unbekannte

Gegenden der Lilteratur unternommen habe; und dass keine dergleichen

Bedenken, wie sie bei manchen Reise-Berichten betreffs der Wahrheit des

Erzählten auftauchen können, etwa auch hier Platz greifen möchten, dafür

glaube ich mit ängstlicher Gewissenbaftigkeit durch den sicher nirgends

fehlenden Quellen-Nachweis gesorgt zu haben.

Aber sowie ich Grund zu der Meinung habe, dass mir aus dem

Umkreise des gedruckten Materiales wohl nichts Wesentliches entgangen

sein dürfte, ebensosebr kann durch dasjenige, was gegenwärtig noch in

Handschriften verborgen liegt, nicht nur manche wünschenswerthe Berei

IV ' Vorwort.

chemng oder Ergänzung meiner Forschung sich ergeben, sondern mög

licher Weise auch das eine oder andere Ergebniss derselben umge_stossen

werden. Dass ich die gelehrten Genossen meiner Studien hiemit nur

bitten kann, nach diesen beiden Seiten sich zu bethätigen, versteht sich

von selbst. Herr S. Barach hat aus Wiener Handschriften einc’ ergän

zende Bestätigung zu meinem zweiten Bande veröffentlicht; die Bibliotheken

Frankreichs und Englands würden ohne Zweifel noch viele Veranlassung zu

Demjenigen darbieten, was] (ih‘I;ftcfieds) 'der geschichtlichen Wahrheit

als wünschenswerth und erforderlich erscheint. Blosse Behauptungen aber,

wie sie z. B. ein französischer Gelehrter gegen einen principiellen Punkt

meinenllntersudm%gen g}:kehntnhätn(fl„8. 18)„„dienert'anicha. dazu, die

.Wissenschaftin.solch«5chwieflgenthagßm‚zuiJöi=dern.5..‚„ „u ..‚ ‚tg‚

«I i-Dass - ich“ mit t der. Fortsetzung ‚und‚tschliesslichen ‚Erledigung‚des‚ .Ge

sammt—Umlfleißem ‚meines Themas! unablässig, beschäftigt ‚bin, bei! arf‚ keiner

Weiteimh Bethbüeruäg.h clßh ‚habe„n:iußinmal diese‚ ‚Lebensaufgabe gestellt

undt'katim-üm‘. ‚hoffen; dass-‚mich die.Kraft„zurdlollganduag ‚dem.Gameh

biehhver‘lassen möge; ‚H„‚.‚l ‚|'‚:iwnl'„:mz ‚!„i.-i ‚tut-„komm »»»b.mu|l ‚.:.

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' ' “' ‘ " ‘ ' " ‘ ' Seite

XVII. Abschnitt» Erstes Auftreten des byzantini» 1

sehen, aristotelischen Stoff_e‘s i'm‘ lateinisch'eri uAnbd'e'nadlra‘_anbdies.ohen"' ' [‚——|44

Wiedererilnacheu des 1A_lterlhiimtqu in Bezug mit“ Philosophie 1_.i f

Uebersetzuhfien aristotelischer und arabischer Schriften 3. Alle '

und neue „Lpgik 4‘. ‚AntolJi‚ Johdnnes quingstoltes, Heinrich y‚oP ‚" [ -„-‚

Brabant 5. David von Dina'ut nn'd Amai‚ric von en, Baiduin G.

Das lBuch De -causis 8. Die Macht! de‘s“nehen'ä?ofl‘ä .9. ‘ PH

Die byuminisüid bdgik-‘dut‘ Psellu; ‘lihr"illtesterJaloi'niseltta‘r' |‘ "

BearbeiterWilholm 'SlryresWood 10." Die“luleinischen lltleinoritll- ‘ » " '

Verse 13:H'Dih Lehre von' profin'etatee terminorum 17.‘ Die syn-“‘" '

aalegorett0üata 19. Lambertr'von Auxerre als zweiter Vertreter“ ““

dieser Logik 25. Petrus Hispanus ’nur‘ Ueber‘utzer34‘. Druek- "

ausgaben seiner Summrllae 35. Inhalt derselbeu‘ 41‘. ‘Propn‘elatts

terminorum: tup}iosilio 51, ampliutio, r!stricdo 56‘, dppr11atio‘ö'l;" “"

restrictt'o 58, distributio 60. Exportibt'lia 67. Lüdlreh in der Ge-Hl' “"'

schichte der Logik-74. mi wn .‚' r ‘ .- ' i ‚ „‚|

Die aristotelisbh-arabisohel Logik? 74. Alexandewüibsiual :Wil- ‚ "-‘-‘- \'

heim von A'ur6rgmr l75.‘»Vinbenz v. Beauwa'ie 77; die-"Utlivüth-wm.‘

lien 79y die Kategorien und deren Ergänztmi;qus?iGilbeltiis""u"l

Porretanus 81,‘ beim Urtheile spätere lnt‘erpolalimiar82,‘ S'yläflmhl

logistik 84. »"B0but Capito-von ’Liueoln‘85. " ' t ‘i -"|‘

Albertu‘sl Magntts, umfassehder Stotf- Libierant und unverstün- \

diger Gompilaton‘89; Stellung der Logik 91'; widerspruchevolle '

Aeusserungen über die Universalien 93; die Einheit der3Wcsens- ‚

form und du‘s hincip ‘der ludividtratiou 97; die ‘lsagogte 100;‘ "

die Kategorien lind Gilbertus Porretnnus 102; dumllrtheii 103";

die Analytiken 105; die'l‘opilt und Sophisth 107. ‚Thomas| vorn '

Aquino‚ abhängig' vori'Albert 107; gleichfalls Widersprüche in \

Auffassung der Universälien 109; Prinbip der lndivlduation=liäy

De ernte et-ds‘untt'u, Kategorien, Urthdil ‘116;‘ zweite 1nbl_vtilt‚

Sophisiik118. Pseudw'l‘homas 118. Bonuentura 119. Roger

Baco 120'; seine angebliüheWerthächä!zunfi der Erfahrung 123; ri'.

Mystik in d'er’Uniflfsniiinlrade ‘125.'“ “l -| " » U l '

liebersicht des Inhaltes.

Allmälige Erweiterungen der byzantinischen Logik durch den

fortgesetzten Schulbetrieb (die Autoren nicht näher bekannt) 129;

zunächst beim hypothetischen und modalen Urtheile 130; so

dann bei den propriclales lerminorum 132; hauptsächlich aber

Entstehung der Lehre von den Consequentiae 137; leise Spuren

der späteren Obligatoria 143.

XVIII. Abschnitt. Raimundus Lullus. . . . .

XIX.

Isolirte Stellung desselben 145. Seine zahlreichen Schriiten 146.

Geringschätzung’der gewöhnlichen Logik 149; dennoch Bearbei

tungen derselben auf byzantinischer Grundlage 150. Seine Ar:

magna 155; ob dieselbe an! kabbalistischer Quelle beruhe l55.

Das Alphuhelum 157; die Figuren 158; die principia und regulae

162; die7'ubela gmeralis 163; die weitere'n Manipuldtiondri466;

die appliqa;io 169; die ‚Technik der Anwendung der: =grossen

Kunst 171; die Eneyclopädie der: Wissenschaften 172. Die

Nova loyica als Mittelding zwischen der gewöhnlichen Logik

und ded Ars magna 175. Ein catalonisches Compendium 176.

. l ' "

Absohnitt. Allmäli'gb‘ Fbrmulirun

dener Partei-Ansichten ‚ . \.‚

Wirkung ‚der gesammten neuen Stoß- Zufuhr' 178.‘ 'Schnl‘

Unterricht; Heinrich von Andly -180.' Die bunte 'Parttzispaituug‚ ‚'

welche weder ‚durch „Nominelismus und Realismus" nochwiureh

„Themismue und Scotismus“ ausgedrückt werden kann 181-.

Die arabisehe Drei-Stellung 1der Universaliien um rem; In rfl',

post rem bei sämmllichen'Autol‘en' 182. Kein ‘Plnlonislnnß‚ nur-' ' . .

die Au.ctorit'al aristotelisoh-arabiscber Stellen und des byzan- '

tinischen terminur 183» i

Der erste Auslass der Streitigkeiten im princi)fum individue« -

lioni:‚ Stephan Tempier 1M, und gleibhzteitig in dermites

forme. Robert.Küvvai-dby 185. Johannes Peßeaui188. Wilhelm

g viirschiie- " ‘ .

. 17,8r-420

Lamarre 1189. Heinrich Gülhelß von Gedt. ‚ein Muster der Un-.

klarheit 190. 1 Verlheidiger des Thomas: Aegidlus von Lessines

195, Bernhard von Trilia„ Gottfried von Fontaincs‘196;.’dns"

Defenson'um frahi: Thema: des Johannes Parisiensis 200."Th0+

uns Docking, Olivier Brite, Jucohus de Bavanis, Konredwon

Halberslfldt 201. ‘ ' 1 .

Duns Seotus; seine Schriften 202. Stellung und .Auflgabe

‘ '||'|4 „i

der.

Seite

145—177

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Logik 203. Conceptualismus 206. Die Universalien in den hingen =

und formell im Denker! 207; intcnlio prima und seeußda 208;

die spcaica inleüigibiüt'2lfl; mudus signifiddndi 215.— Das Princip-Ä

der individuatiuu‚ huecceitus‚ eniilusi positive 217.

Identität und Nicht-identitü 220.‘ Pluralikls formamm 221;‘51|«

1ensio :l remissiwformae 223.. Isagoge 223; Kategorien,„flrtheil

224; Aufnahme byzhntiniscbem8tofl'es225; 'Kritik den.gewöhrt

liehen Lehre über die Umkehrunger Urtheile 228; Syllogie- . ‚'

Fomntilatec,

Uebersieht des inhaltes. vh

mus mit: Beiziehung .byzantinisoher Tradition 230; zweite Ane

lytilt, Sephistik 232. t "i ‘1 ‘ “ ‘ ‘ ' ‘

Steigerung ;ider Partei-Unterdehiede 232‚ Dominikaner und

Franziskanuflöß; Zunächst Gradeh‘stufungen eines Ueberge»‘

wicbtes der scotistischüx Lebre.- Siger von Brabantim Anfange

seines Auftretens Scotist 234; Richard von Middlet0n gegen‘ ei“ 1 '

nige Annihnien des 'Scotus und jedenfalls gegen Uebenrdihungen

des Scotißmns polemisir0nd 235; Petrus von Auvergne mit.sco- ‘ ‚I

tistischen ‚Ergänzungen zum Thomismus 238; ‘Alexanddl‘ von "' “"|

Alessandriu in engeren: Anschlusse‘un Scotus 240, sowie in "

gleicher Denkweise wahrscheinlich auch Gerhard von Bol‘ognai ti

und Bedul;»h-Britol4l. Dann hingegen mshigfifltigw lieberJ -'

wiegen .«s‘ Themism'usn Petrus von Abano 243;’ mehrere uhs-’ '-"

unbekamlte-Autobeu, deren Sehriften3päter fürlrzeug‘nisse des ‘ ‘ ‘

Thomas=sefbst.gehalten'Wurdsn2fl; ein soldlie‘r Pseudo-Tbolnß‘ u' “

auch der Yenfusür»einer Summa Iotius iogicae‚ ‘nicht- unwichtig “"- ‘ im

betreffs der Syllogistilt 250; Ae’gidius‘liomanns mme scoti-il

stische Element'e»beinischtmd ‚257,! besonders in; der rpeciei-in» l“ » "'

Ielligt'bilis »260‚ im Princip der lndividuatiou 262,"‘ünd linder ""“ '

um'tus [Mac 263. i.i . „.; ‚ w' ‚ ‚ ‚ u--i

Fortsetzungen dieser Richtungen iniuberlfiatigeh Vari‘etibnen: ““"

Herveus Naulis‚nwischou Thomiisi ‘und Status stehend in’der“""

Frage über inleulioäö4,sowie über diei Universellen 267, bind: -""

gegen etvtas uihqr dem ‘Tltomismus‘lmi Princip' der ludividuatiou

und in der. uni'fas forma: 269‚ 10biflt!llinneignngv zu Halb-Scotiäteu 273. Johßaßnnveas JvaonnduNneaipnelein2i'gi'e4r:v ‘ ‘ ‘l

Augustiune.Triumphus von Ancona, betreffsyder 1'ntenlio'Anhinger ' - "

mduess,Tjheodmoih!hmumistfi2e7i4n.igeAnnttoh'onimui'sstiAsnedhreenasMoVdoirfkicäemtfi1ofnüende2s78S„cotis- "lt

Hierauf 'mehlere Autoren,‘ deren jeder einzelne- für sich gleichi‘ '

sam eineiParteirepräsentirt: =Fl'anciscus Mayron, wohl s'eotistisch, ' '

aber mimeu'har nur dunlt'dib allgemeine Zeitströmung gehemmten? - l'

Richtung;unt Platinlunus’283-t zugleiob der-erste mittehlter-i

liebe Vert'rtttet‘ des l’n'hcip‘s ider‘ldentitiitltundI-des Wider‘spruche‘s l‘ ‘l

287, und -Behrbeißer‚ der/omfuh'toleh288. Durand VOI'I Ponrgnin, “i'

polemisch gegen Scotus und gegen-libotms-lseine kügeue'thWege ‘ 1

gehend in Auffassung des ens rationis und des abstrahirenden

Denkens 292, sowie dem Scotus sich nähernd im Princip der

ludividuation 295. Walter Burleigh, der Vertreter einer ganz

eigenthümlichen Gleichberechtigung des aristotelischen Conceptua

lismus und des realistischen Platonisruus 297. Armaml von

Beauvoir, einen ähnlichen Dualismus, besonders betrefl‘s der in

tentt‘o, auf thomistischer Grundlage durchführend 306. Petrus

Paludenus, in den Universellen Halblhomist, im Princip der lu

dividuation Scotist, in der um'tas forma: Thomist 311. Johannes

Gratiadei von Ascoli, ein bis zur realistischen Uebertreibung des

Scotismus fortschreitender Halbthomist 313.

thorp, halbthomistischer 0bjectivistnus 318.

li‘i‚‘ lt

11.i»|.l«‚.

‚will

Johannes Bacon

Petrus Aureolus,

Ylll Uebersicht des Inhaltes.

durch Polemik gegen Thema: und gegen mittelnden Standpunkt geführt 319; seine BSectootnuusngaudfeerinveonn; ve:err---u .‚l- '

pressiva conceplus 319, sein Conwptualismus und doch Bekäm- - ’

pfung der, speries intelligibilis‘ 320‚ Scotistisehes Princip‘ der ‘-1

Individuation„und thomistische .um'tar/‘ormoe 326. i ‘‚ ‘

Wilhelm Oceam„bishen durch theologisireude Geschichtsehrei# v .

biing entstellt 321;sßineSchriften 829, Die Logik eine prak- I

tische Disciplin 330i; dabei aristoteliscber Empirismus u332. -’

Letzter Grund der actaainteltigendi 335; psychisnhe Gebilde r»! Ii

(ficlum, idolimt, simulocrwn) den Objeeten schlechthin adäquaten“ -ZI

336. Eben biedurcb aber ein Schwanken zwischen.Subjectivismhs ut-‚-- ‚

und Objectivimms 837. Der actos in'tetligeudi ein; inneres Urthsil.d I...‚|

339; Verhältniss des Wßl'tausdruCkeszum.inrtel‘eniVongnnge 340. |i'|'.' N

Imposilio_primmuuduecuuda‚ sowie inlanlio prima ‚und :ccuntlo d. u

341. Die Unü::rsalien 348; nicht .‚;Ncminalist“‚sondem „'Ter— m-- ‘t

minist“ 34.4a .Abstrahirende Tbütigkeit 346, ausgedrückt im4em dm.

minus 347; hielait Uebergesvicht des Urtheiles 349. hritik-zder -.u-'.

Ansichten Anderer über idie Univet‘saiien 349, —be‘snndersii.des li‘.te

Scotus 354.mh der eigenen Auflassung betretfmden objeflivem ‚l\'\\\

Geltung der UuiVersalien abermals ein Schwanken 3&8. Das

Princip der„ludividuation 3&9.- Die imitos formae 361.". -:=\i-t i. t

0ccanp's.(lompendium der Logikßöl.»Die Lehre vom terminus

362. Die; Universalien 365i. 'D<'etiuition und Beschreibung 366;

anderweitige Zusätze i368. Die.l(ategoriem 369; ursprüngliche ii'‚ -:

Dreizahl denselben 3.72. Die Lehre vonder mppositio 373. -si b.m

Das Urth€fl hilf byzantinischet Grundlage 379; Eintheilungen ‚i'utni'l

desselben 380, die Negation 381; die Wahrheitder Urtheile 382; '-II' "'

das modulo Urtheil 385; die exponihlen Urtbeüa 386; die Um-d'l

kehrung der Uflheile 392,v besonders der {modal'en 394; ‚des »'

hypothetische Urtheil 396. Die Argumentation 897; der kl‘- -‘ -l

tegorische Syilogismns‘ 397.; die modalc'n.v Schlüsse 4013 die '

exponihlen, Schlüsse 408. Die zweite Analytik 409;".die Beil-m i--ti

nition 410.. Die Lehne.von-Cortsequentiae 411, wobeiwlie Aequi-‚ ‚M:

P0Henl und. Eptgegensetzung.dar Untheile 415, Die Topik 418, 1 -i' i

die loduction 418.. 0bügoti)rio und Insolubiliw (spätere. luter- = .'.‚‘.

polationen)ldlä. t Die Sophisük 420. . . t t t

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XVII. ABSCHNITT.

ERSTES AUFTBE'I‘EN DES BYZANTINISL‘IIEN, ABISTOTELISCHEN UND

ABABISCIIEN STOFFES IM LATEINISCHEN ABENDLANDE.

Hatten die beiden vorhergehenden Abschnitte die Aufgabe, zWei

Gruppen der Litteratur zu schildern, welche vom l3. Jahrhunderte an

den Verlauf der Logik dauernd beeinflussten, — nemlich das byzanti

nische Gompendium des Psellus und die das Organon betreffenden Lei

stungen der Araber ——‚ so kann nun der geschichtliche Faden wieder

da anknüpfen, wo wir ihn am Schlussc des XIV. Abschnittes verliessen,

d. h. an der Gräuzscheide des 12. und des 13. Jahrhunderts. Nur muss

selbstverständlicher Weise die allbekannte Thatsache hinzugenommen wer

den, dass gleichzeitig mit den byzantinischen und arabischen Erzeugnissen

auch die sämmtlichen uns zugänglichen Schriften des Aristoteles und ein

grosser Theil der Commentaloren desselben dem Mittelalter kund wurden,

so dass hiemit für die Logik all dasjenige, was ich im IV. und im L\.

Abschnitte ausführlich darzustellen versuchte, numnehr einen belangreiehen

Theil der dreifachen neuen Stoff-Zufuhr ausmachte.

Aber eben bezüglich dieses letzteren Quellenkreises drängt sich eine

Bemerkung auf, welche nicht bei Seite gelassen werden kann, selbst auf

die Gefahr hin, dass es fast als lächerlich erscheinen mag, Dinge beson

ders hervorzuheben, welche ohnediess Jedermann weiss. Sowie jedoeh

häufig gerade die bekanntesten Thatsachen nicht in ihrer ganzen Trag

weite erfasst werden, so kann auch wohl nicht oft genug hervorgehoben

werden, dass das sogenannte Wiedererwachen des Alterthums für Philo

sophie, Mathematik und Naturwissenschaften grösstentheils bereits im 13.

Jahrhunderte eben durch das Bekanntwerden des Aristoteles und der ara

bischen Litteratur stattfand. Und wenn auch die Geschichte der Logik

am betreffenden Orte es wahrlich nicht unterschätzen wird, dass von der

Zeit der eigentlichen Renaissance an ein frischerer naturalistischer Hauch

weht und allmälig gar viel scholastischer Plunder über Bord fällt, so ist

doch andrerseits zu bedenken, dass, — um hier von Mathematik, Chemie

und Medicin völlig abzusehen —-, schon seit dem letzten Drittel des 13.

Jahrhunderts die ganze damalige gebildete Welt durcharistotelische Denk

weise geschult vvurde und hiedurch hundeflfältige Keime wirklicher Phi

losophie einsog. .

Welch ein Unterschied gegen die früheren Jahrhunderte liegt schon

darin, dass es nunmehr nicht bloss ausschliesslich Logik gab, sondern

daneben mit gleichem Anspruehe auf Beachtung jetzt auch Metaphysik,

Physik, Ethik und Politik hintraten! Allerdings war all dieses eben nur

Fasan, Geseh. III. l

2 . XVll. Die Zufuhr neuen Sioli‘es.

Aristotelismus, und zwar ein bioss äußerlich aufgedrungener Aristotelis

nms, weicher daher auch nicht in seiner Tiefe verstanden, ja häufigst

missverstanden und corrumpirt wurde; aber die unwillkürliche Erweite

rung des speculativen Gesichtskreises, weiche aus der Beschäftigung mit

den aristotelischen Schriften floss, ist für die Geschichte der „Philosophie“

jedenfalls von höherem Werthc, als all jener augustiniscb-christiiche Pla

tonismus, weicher vorher cursirt hatte. Und sicher wäre beim Wieder

erwachen des Alterthumes in der wuchtigen Masse des durch Neuheit

reizenden Stoffes der spcculative Sinn ertrunken oder hätte einer boden

losen platonischen Mystik den Platz geräumt, wenn nicht mit so grosser

Zähigkeit zwei Jahrhumierte hindurch die Discipliniruug des Denkens sich

durch aristotelische Lectüre fostgewurzeit hätte.

So müssen wir es allerdings als einen Fortschritt begrüssen, dass aristo

telischer und nristoleiisch-arabischer Stoff zugeführt wurde; aber es ist da

mit nach beileibe nicht gesagt, dass es in dieser zweiten Hälfte des Mittelalters

etwa irgend einen „Philosophen“ gegeben habe. Denn eine gänzliche Abhän

gigkeit von der äusseriidien Stoff-Zufuhr ist und bleibt noch auf Jahrhun

derte hin der eigentliche Grundton, und zwischen den zahlreichen Autoren,

weiche ja stimmtiich ohne Ausnahme nur von fremdem Fette zehren, ist

einzig darin ein Unterschied bemerkbar, dass die Einen schwachköpfig,

wie z. B. Albertus Magnus und Thomas von Aquin, in gedankenloser

Auetoritäts-Sucht die verschiedenartigsten Stücke des fremden Gutes zu

sammeurafi'en, hingegen Andere, wie z. B. Duns Scotus, 0ccam und Mar

silius, wenigstens scharfsinniger den dargebotenen Stoff beim Worte zu

nehmen und folgerichtig ausznbeuten verstehen. Dass aber, abgesehen

von solchen Gradabstufungen, Alle nur am Ghngeibande des zugeführten

Materiales wandelten, erhellt schlagend schon aus dem Umstande, dass

es in dieser zweiten Hälfte des Mittelalters keinen einzigen reinen Plato

niker gibt (das Zeugniss eines Zeitgenossen hiefiir s. unten Anm. 571),

während uns noch im 12. Jahrh. mancher entschiedene Piatonismus be

gegnet war. So mächtig, ja erdrückend, wirkte jetzt die Auctorittit des

mit Einem Schlage crüfi‘netcn aristotelischen Stoffes, dass es erst der

Auctorität einer abermaiigen Stoff-Zufuhr bedurfte. um zur Zeit der

Renaissance durch die florentiuische Akademie den Piatonismus neu an

zufachen.

insofern aber neben dem aristotelischen und arabischen Quellenkreise

auch der byzantinische Stoff in seinen Wirkungen zu verfolgen ist, so

wird man wohl glauben, derselbe gehöre blass der Littcratur der Schul

Bücher an umi habe mit dem arabischen Aristotelismus und den aus ihm

erwachsenden Controversen Nichts zu schaffen; ja durch dasjenige, was

vorläufig im gegenwärtigen Abschnitte vorgeführt werden wird, könnte

diese Annahme sogar eine Bestärkung zu finden scheinen. Aber das

später Folgende wird zeigen, dass, — was bisher Niemand wusste oder

auch nur ahnte —, jener byzantinische Unsinn sich tief in die logische

Parteispallung und somit in die sogenannte Philosophie jener Zeit ver

zweigte, und dass (seit Occam und seinen Anhängern) die Kenntniss

des byzantinischen Materiales der einzige Schlüssel sei, durch welchen

die oft beklagte i'nverständlicbkeit mancher Schriften und einzelner Stellen

allein gelöst werden kann.

XVH. Die Uebersetzungen. 3

Doch ich will nicht weiter vergreifen, sondern in Fortsetzung mei

nes bisherigen Verfahrens sofort beginnen, Alles Einzelne dadurch ge

schichtlich darzustellen. dass ich es auf die Quellen zurückführe, aus

welchen es stammt.

Was nun hiemit zunächst jene üusserliche Seite der Vermittlung

betrifft, welche in blasser Uebertraguug des dreifachen neuen Materiales

besteht, so wird bei dem Compeudium des Psellus sich uns diese Frage

unmittelbar mit der Darstellung des Inhaltes verbinden müssen. Hingegen

bezüglich der arabischen Litteratur und der aristotelischen Werke wird es

hier genügen, nur wenige unerlässliche Bemerkungen vorauszuschicken;

denn sowie die. Thütigkcit, welche im 13. Jahrhunderte sich um das

arabisch-lateinische oder griechisch-lateinische Organen des Aristoteles

drehte, überwiegend nur eine commeutirende war, so besteht auch unsere

Aufgabe hauptsächlich darin, auf Grundlage der notorischen Thatsache,

dass die aristotelischen und die arabischen Schriften' manigfach übersetzt

wurden, den inhaltlichen Folgen und Ergebnissen dieses erweiterten Ge

sichtskrciscs nachzuspürcn; auch erscheint es ausserdem als unthunlich,

die Untersuchungen, welche Jourdain in seinem bekannten Werke über

die einzelnen Uebersetzer angestellt hat ‘), hier etwa aus2uschreiben. Somit

mag nur in Kürze daran erinnert werden, dass die betreffenden Leistungen

der Araber für das Ende des 12. oder den Anfang des 13. Jahrhunderts

den Lateinern bereits durch Gundisalvi und seinen Gebülfen Johannes

Aveudcath (s. vorig. Abschn. Anm. 66) übermittelt waren, welche in

der Mitte des 12. Jahrh. Uebersetzungen angefertigt hatten?)‚ sowie dass

der Gesannnt-Complcx der Werke des Aristoteles ongcl‘ähr seit 1220—1225

in lateinischer Uebertragung zugänglich war 3), wobei, wie Jedermann weiss,

sich Friedrich ll. durch einflussreichste Förderung der aristotelischen

Litteratur die grössteu Verdienste erwarb 4).

Allerdings jedoch bleibt gerade, was das Organen betrifft, noch manche

Frage übrig; denn die Annahme, dass man ohnediess für diesen Theil

der aristotelischen Philosophie die Uebcrtragung des Boethius besessen

habe, und somit einerseits die Anfertigung neuer Uebersetzungen über

flüssig gewescn sei und andrerseits die litterarische Untersuchung über

diesen Punkt kürzer hiuwoggehen könne, mussten wir schon längst oben,

Ahschn. XIV, Anm. 2—34, auf eine sehr wesentliche Beschränkung zurück

führen, indem die bocthianische Uebcrsetznng der Hauptschriften des Or

ganons, d. h. der beiden Analytiken und der Topik nebst Soph. El., vor

dem 12. Jahrhunderte gänzlich unbekannt gewesen war, hingegen seit

dem ersten Drittel jenes Jahrhunderts diese Bücher theils in dem Gewande

des Boethius und theils in numigl'achen neuen Uebersetzungen zugänglich

wurden. Die nemliche Sachlage, welche zur Zeit des Johannes v. Salesbury

l) Am. Jourdain, Recltcrchcs critiques sur I’tiye et f’oriyinc des trudurlt'ons latines

d'Aristote. 2. Aufl. (v. Charles Jourdain). Paris 1843.

2) Ebend. p. 107 tt‘. Wenn aber Jourdain meinte, Gundisalvi habe ein selbst

ständiges Werk über Logik verfasst, so scheint diess aus den van ihm angeführten

Worten (p. 113 u. p. 451) nicht mit Sicherheit geschlossen werden zu können.

Uebrigens vgl. auch die oben (Abscbu. XVI, Anm. 2) angeführten Arbeiten Munck’s.

3% Jourdain, p. 212.

4 Näheres aber den oft gedruckten Brief Friedrich's ll. s. ebeud. p.152 ff.

11

4 XVll. Die Uebersetzungen.

bestand, kehrt auch im 13. Jahrh. wieder, d. h. wir treffen neben Be

nützung des gesammten boethianischen Textes auch die Herstellung neuer

Uebertragungen des Organons‚ nur kömmt bezüglich der letzteren der

neue Umstand hinzu, dass nun sowohl aus dem Griechischen als auch aus

dem Arabischen übersetzt wurde. Dass noch zu Anfang des 13. Jahrh.

in der nemlichen Weise wie in der zweiten Hälfte des 12. zwei Theile

des aristotelischen Organons unterschieden wurden, erhellt augenfällig aus

den Statuten der Pariser Universität v. J. 1215, welche der päpstliche

Legat Robert v. Conrqon in Erneuerung früherer Bestimmungen (v. J. 1209)

erliess; denn wenn daselbst ausdrücklich von einer „alten“ und einer

„neuen“ Logik des Aristoteles die Rede ist 5), so erscheint es für jenen

Zeitpunkt schlechterdings als unmöglich, an etwas Anderes zu denken, als

einerseits an die von Alters her ununterbrochen cursirenden Bücher und

andrerseits an jene 0ngefähr seit Abälard allmälig bekannt gewordenen

übrigen Theile des ‘Organons, mochten dieselben nun aus Handschriften

der Werke des Boethius hervorgezogen oder durch neue L'ebersetzungen

dargeboten worden sein, -— kurz die beiden Analytikcn nebst Topik und

Soph. EI. waren eben damals im Vergleiche mit der älteren Tradition

noch das neue Material, und die Ausscheidung ist die nemliche, welche

wir bereits oben, Abschn. XIV, Anm. 26 u. 56, trafen (vgl. unten Anm.

103 u. Absolut. XIX, Anm. 93 ff.). Sonach wird neben dem allgemeine'n

Einflusse, welchen die arabisch-lateinisclmn Uebersetzungen auf den Gesammt

Complcx der aristotelischen Logik ausübten, noch ein besonderes Augen

merk auf die letztgenannten Bücher des Organons zu richten sein.

in dieser Beziehung nun ist zu erwähnen, dass wir allerdings um

das Jahr 1232 eine neue Uebersetzung des Organons treffen, welche ein

gewisser Antoli anfertigte und an Friedrich ll. übersandte“). Doch fand

hinwiederum auch die boethianische Uebersetzung ihre Verwendung, denn

wie wir schon oben (Abschn. XIV, Anm. 23 f.) sahen, dass dieselbe we

nigstens in Frankreich (nicht aber in Italien) ans Licht gezogen wurde,

so ist sie auch in der That von Albertus Magnus bei seiner Bearbeitung

des ganzen Organons zu Grunde gelegt, wie der aufmerksame Leser dieser

Paraphrasen (— denn nur commentirende Parapbrasen sind es, was Al

bertus lieferte —) bei jedem Schritte erkennen muss, ohne hiezu

eines späteren ausdrücklichen Zeugnisses zu bedürfen 7). Aber zugleich

spricht der nemliche Albertus in der zweiten Analytik nicht b10ss wieder

holt von einer (auf Alfarabi beruhenden) „Arabica translatio“ 8), sondern

er vergleicht auch ausdrücklich die boothianische Uebcrsctznng mit einer

ö) Buiaeus‚ ”ist. nm'r. Paris. lll, p. 82: Et quod lt'ganf (ihres Aristotelis de

dialectica [um vetcri quam nuvu in scholis ordinarir et mm ad cursmn; Icganlcliam

in scholis orrh'nun'e dues I’risrianos vel ullerwn ad minus. Nun Ivganl in festivis

diebns m‘si philosophos et rhetoricas et qnadrt'ualia et barbarismum et elliiram, si

placct‚ et quartum topicorum. Nun Irganlur Iibri Aristotelis de metapltysica et natura/i

philosophia nur summa de eisdcm a'ut da doctrina magislri David de Dinant uut Af

marici Itacretici an! Mauritii Hispam' (s. Anm. 17).

6) Jourdain, p. 164 f.

7) S. dasselbe am Schlusse der Anm. 14.

B) Anal. posl. l, l, 3, p. 519 b (Opp. cd. Jammy, Lugd. 1651, VOLL). Ebend.

2, 13, p. 543 a. Ebend. 5, 8, p. 603 a. Ebend. ll, 2, 3, p. 62011 u. 5, 624 b u.

7, p. 627 b.

XVII. Die Uebersetzungen. 5

griechisch-lateinischen, Welche „Johannes“ angefertigt habe °); und wir

fürchten nicht zu irren, wenn wir in Letzterem den Johannes Ba

singestokes erblicken, welcher ein Zeitgenosse und Freund des Robert

Capito (s. über diesen letzteren unten Anm. 334 ff.) war und um d. J.

1240 blühte 10). Einen weiteren Beleg dafür, dass betreffs der Analytiken

die boethianische Uebersetzung in Umlauf kam H), bietet neben dem so

eben genannten Robert Capito selbst (s. hierüber Anm. 338 f.), ja auch

der Commentar des Thomas v. Aquin dar, denn auch dieser fusst auf

keiner anderen Uebertragung 12); aber daneben wiederholt sich der neur

liche Umstand wie bei Albertus, indem auch Thomas gelegentlich auf eine

anderweitige griechisch-lateinische Uebersetzung hinweist“), wobei wir

jedoch keinenfalls an jene Uebersetzung der aristotelischen Werke denken

dürfen, welche allerdings auf den Wunsch des Thomas, aber erst in den

letzten Lebensjahren desselben, uemlich i. J. 1271, von lleiurich von

Brabant angefertigt wurde“). Hingegen ist wohl anzunehmen, dass

seit der Anregung, welche Friedrich II. gegeben hatte, fortwährend an

verschiedenen‘ Orten durch Manche, von welchen wir nicht einmal die

Namen kennen, neue Uebertragungen zu Tage gefördert werden konnten“).

Auch erstreckte sich, wie wir bestimmt wissen, dieses Bestreben in Bälde

sogar auf einige Commentatorcn des Organons, denh schon i. J. 1266

finden wir griechisch-lateinische Uebersetzungen des Simplicius ad Ar.

Categ. und des Ammonius ad libr. de interpr. neben einer jedenfalls

noch früher in Umlauf gekommenen arabisch-lateinischen des Themistius

ad Anal.post. m). Jedenfalls jedoch werden wir unten, soweit es nöthig

9) Ebend. I, 4, 9, p. 519 b: Unde quidam libri haben! sie: (es handelt sich

um die Stelle b. Arisl. An. posl. l, 19, p. 82 a 10; bei Boelh. Opp. p. 535) .... .. Et

haec Iiltera melior est, et est lranslutio Joanm's a Graeco [acta sicut Iranslalt'o Boelit‘.

Ebend. II, 2, 5, p. 624 b; Arabien lranslatt'o non habe! „monlis“ (s. Arisf. An. posl.

II, 7, p. 92 b 22; Boeih. p. 548), srd dicit . . . . .. Hains enim es! exposilio commcnti

Arabici‚ et in kann magis conscntit Boelii lrauslaiio N etium fra1islatr'0 Joonnis.

10) Nähere Nachweise über denselben und insbesondere über seinen Aufenthalt

in Griechenland s. b. Jourdoin p. 62 f.

11) Auch Jourdain berichtet (p 166), er selbst habe in den Handschriften der

Pariser Bibliothek nur die Uebersetzung des Boetbius gefunden.

12) Einzelne Abweichungen in dem beigedruckten Texte der „rein: trunslalt'o“

können nur als handschriftliche Varianten bezeichnet werden. .

13] Anal. post. I, lectio 6, ä c (f. 20 v. ed. Rom): Lillera sie exponilur (d. h.

Arist. An. post. I, 2, p. 72 a 32; Boeih. p. 523)..... In graeco plum'us habetur sie

etc. Uebrigens hat Thomas v. Aqu, auch bei dem Buche De iulerpr. andere Texte

neben dein boethianischen benützt, s. dortselbst l, lectio‘ 13, ä c (f. 11 r.), u.

II, lect. 2, ä d (f. 16 r.).

14) Auenh'n. Amt. Bator. VII, 9 (Lips.l710, p. 673): Anno Christi 1271 Ihren

ricus Brabanlinus dominiranus rogalu D. Thomae e graue in Ioh'nom linguam de

verbo ad verbum (raus/er! omncs [ihres Aristotelis. Usus es! Alberlus veteri trans

Iutione, quani Roclhianont vocanl. Die Commentare des Thomas hingegen fallen

schon ongefzihr um d. J. 1262 (s. Jou1'dflin, P- 395).

15) Dass aber auch der bekannte Murbeka (um 1270) ausser den übrigen

Werken des Aristoteles das Organen übersetzt habe, scheint J. G. Schneider (Arist.

bist. an. Vol. l, p. CXLII. u. Arist. Polit. Vol. l, p. XXV f.) irrtbümlich angenommen

zu haben. Eine anderweitigeVerwechslung des Murbeka mit dem so eben genannten

Heinrich v. Brabant hat Jourdain (p. 66) beseitigt.

16) S. Jourdain, p. 73 f. u. p. 166. Was den Themistius betrifft, s. unten

Anm. 336.

6 XVII. David von Dinant. Amalric von Ben.

ist, zuweilen auf die Frage zurückkommen, ob die hoethianische oder eine

anderweitige Uebersetzung benützt werden sei.

Ein Ereigniss aber, welches bezüglich des Studiums und der Auf

nahme aristotelischer Philosophie im Anfange des 13. Jahrh. von einiger

Wichtigkeit war, dürfen wir nicht ganz unerwähnt lassen, wenn auch

schliesslich nur zu dem Zwecke, um zu bemerken, dass die Geschichte

der Logik von demselben nicht berührt wurde. Wenn nemlich (nicht

ohne Zusammenhang mit der Bekämpfung der Albigenser) seit d. J. 1209

mehrmals die Kirche ein Verbot gegen gewisse Abzweigungen der aristo

telischen Littcratur ergehen liess, und sich hiemit jene fanatischen Maass

regeln verbanden, welche gegen David von Dinant und gegen Amalric

von Ben getroffen wurden, so hat sich durch genauere Forschungen zur

Genüge herausgestellt, nach welcher Seite hin jene Beschränkungen ge

richtet gewesen seicn 17). Und sowie die pantheistischen Anschauungen

der beiden genannten „Ketzer“ an sich mit der Entwicklung der Logik

Nichts zu schaffen haben, sondern der Ontologie oder der sog. Metaphysik

angehören, so bleibt für unseren hiesigen Zweck nur jene Beziehung übrig,

in welcher näher oder entfernter die Einsiehre des David und des Amalric

mit der“ Auffassung der Universalien stand. Indem aber der theologische

Hass die Vernichtung der Schriften jener beiden Männer in erwünschtester

Vollständigkeit zu bewerkstelligen verstand, sind wir über dieselben nur

auf wenige orthodox-polemische Berichte beschränkt, welche überdiess

hauptsächlich bloss das theologische Gebiet betreffen; und selbst bei den

etlichen kargen Hindentungen, welche uns zu Gebote stehen, bleibt die

Möglichkeit, dass wir von Albertus Magnus und Thomas v. Aquin ange

logen sind. Soweit es demnach als beglaubigt gelten mag, dass David

v. Dinant mit syncretistischer Benützung antiker Aussprüche einen durch

gängigen Pantheismus kundgab“), und dass er zur Begründung dieses

17) Sowohl über die oben (Anm. 5) angeführte Stelle als auch über die übrigen

einschlägigen Quellen-Berichte s. das Nähere b. Jourdain, p. 187 ff.‚ sowie eine

richtige Darstellung der ganzen Angelegenheit b. Haurc‘au, De la phil. soolasl. l,

p. 391 ff.‚ woselbst auch (p. 405) in treffender Weise das gegen Scotns Erigena

gerichtete kirchliche Verdammungs-Urtheil beigelogen ist. Ausserdem vgl. auch

J. H. Krosnlein, De genuinu Amalrici a Bena..... David“ de Dinunlo durlrina. Giessen

1842. u. v. dems. in d. „Theol. Studien u. Kritiken“ 1847.

18) Albert. M.‚ I’hys. I, traut. ll, c. 10, p. 23 b (Opp. ed. Jammy, Vol. II): [las

aalen: opinio1ies sie cxplanal Alexander in quodam libello, ubi 0mnia uuum esse,

quod es! maleria, proben intendil, et David de Dinanlc in [ihre Atomarum (zu lesen

Tomorum, s. d. folg. Anm). Ebend. Summ. t/icul. Bars II, tracl. l, quaest. 4, c. 3,

p. 62 f. (Vol. XVIII): Deinde quacritur de erroribus Epicureomm e! mazimc de un

liquo enore Anazimcnis, qui nuper per quendam David de Dimmlo renovatus est, qui

die“, deurn et maleriam primam esse idem, inducens super hoc anliquum Artaxime

nem, qui dizil‚ omnia esse nimm (bei der kopflosen Abschreiber-Thätigkeit des Al

bertus ist es nicht zu verwundern, wenn derselbe bald einen Alexander bald die

Epikureer und bald den Artaximenes als antike Gewährsmänner jener Ansicht he—

zeichnet, während natürlich ein Viertes das Richtige ist, d. h. nur l'armenides ge

meint sein kann, s. d. folg. Anm.) Ad hoc eliam inducit versus quosdam, qui

seripli leymtlur in femplo Palladio.....; die“ etiam, quod refert I’lularohus, quod

oeluslissimi philosophorum interprelali fuerunt, illud fuisse diclum de dco, qm peplo

lcclus es! .... .. Tertio pro so inducit versus Orphci‚ in quibus, et dicit, dcum uni

versum esse affirrnal..... Ouarlo pro se inducif, quod lange lempore pust Lucumts

eosdem versus opcri suo inseruit . . Quinte inducit pro so Senecam sie diceutem etc.

XVII. David von Dinant. Amalric von Ben. 7

Standpunktes die Allgemeinheit des Stoll'es und die Allgemeinheit des

Geistigen als das Form-fähige (formabile) bezeichnete, aus welchem das

Einzelne hervorgehe‚ und zugleich in diese Fonnl‘ähigkeit nach beiden

Seiten den Begrill' des potenziellen Stoll‘lichen verlegte, so dass schliess

lich hierin je'bes beiderseitige Allgemeinste zusannnentrefl'e, da ja bei An

nahme eines dualistischen Prineipes zuletzt ein (gemeinschaftlicher) poten

zieller Stoll‘ des (beiderseitigen) potenziellen Stoll'es sich ergebe '9), so

ist ersichtlich, dass David die aussei'ste metaphysische Consequenz des

logischen Realismus zog und somit nur 'Dasjenige rund und voll aussprach,

was bereits bei Wilhelm von Champeaux deutlich genug im Keime vorlag

(s. Ahschn. MV, Anm. nos f. u. 283). Auch Amalric von Ben scheint

von einem gleichen extravaganten Realismus ausgegangen zu sein, denn

wenn auch berichtet wird, er habe den pantheistischen Gottesbegrill' nicht

wie David als materielles, sondern als formales Princip verstanden 20), so

ging doch auch bei ihm die Motivirung darauf hinaus, dass Gott jenes

oberste Universale sei, in welchem alles Einzelne zur Identität zusammen

laufe"). Vielleicht auch hatte es dieser damalige Pantheismus zu einer

19) Ebend. Summ. t/teol. Pars l, Tract. IV, Quaest. 20, p. 76 (Vol. XVII): Alex

ander in quodam libello, quem fecit de principio incorporeae et corporeae substantiaep

quem secutus est David de binanto in librol quem scripsit de Tamis, h. e. de Divi

sionibus (hiernach wählte David sogar fast die nemliche Uebel‘sehrilt wie Scotus

Erigena bei seinem Werke De divisione naturaeg s. Haurt‘au a. a. o. p. 414), dieitl

deum esse principium materiale omnium. Ouod probat sie: quia nag/s,~ h. e. substantia

mentalis, primum formaln'le est in omnem substantiam incorpoream, primum autem

formabite in res alicuius generis primum materiate est ad illa, noys ergo primum prin

cipium est ad omnes incorporeas substantias. Malerin autem possibitis ad tres dimen

stones primum formabile est in omnes corporates substantias; ergo est primum materials

ad I'Itas. Quoero ergo, si noys et materia prima differunt annon. Si difl’emnl, sub aliquo

commum', a quo illa differentia cgreditur, difl'arunt; et illud commune per differentias

formabile est in utrumqueg quod autem formabile est in plum, materia est vel ad minus

principium maleriale.. Si ergo dicatur una materia esse materiae primae et noys, erit

primae mater-iae materia et hoc ibit in iufinitum; relinquitur ergo, quod noys et materia

prima sunt idem. Simititer deus et materia prima et noys differunt aut non u. s. l'.

Thomas Aqu.‚ Summa c. gcnl. l, 17, I'. 18 r a (Opp. ed. Ram. 1570. Vol. lX): In

hoc autem insania David de Dinanlo eonfunditur, qui ausus est dicere. deum esse

idem quod prima materiay ex hoc, quod si non essent idem, oporteret differre ea

aliquibus di/ferentiis, et sic non essent simplicial nam in eo quod per differentiam

ab alio di/fert, ipsa differentia eompositi onem [‘acit. Hoc autem processit ex ignorantia,

qua nesciuit, quid inter differentiam et diversitatem intersiL Ebend. Senteut. ll, Dist‚17‚

quaesl. 1, art. l, f. 53 n (Vol. VI, 2): Quorundam antiquorum philosophorum error

fuitj quod deus esset de essentia omnium rerum,..... ut Pannenidcs diztt; et illos

etiam antiquos philosophus secuti sunt quidam maderni. ut David de Dinanto. Divin't

enim res in partes lres, in corpora, animas et substantias aeternas scparalas; et

primum indivisibitea ea: quo constituuntur corpora, dixit ylen, primum autem indivi

sibitey ex quo eonstituuntur animac, dixit noym vel mentem, primum autem indieisi

bito in substantiis aelernis dixit deum; et haec tria esse unum et ideml ex quo iterum

nonsequilur, esse omnia per essentiam unum.

20) Thom. Aquv Summ. theoL Pars l, Tracl. l, quaest. 3, art. 8, f. 16 1' a

(Vol. X): Ouidam enim poxucmmt, quod deus esset anima mundi...... Atii autem

duet-ant, deum esse principium foi-male omnium rerum, et haec dicitur fuisse opinio

Atmarianorum (zu lesen Almaricianorum). Sed tertius error fuit David de binanto.j

qui stultissime posutt, deam esse materiam primam

21) Merlin. Potonn Citron, d. h. Supputationes (ed. Basil. 1559 fol.) p. 209 It:

Damnavit etiam (so. innocentius tertius) Atmarieum quendam carnotensem cum sua

doctrinal sicut habetur in decretali „Damtlamus“. oni Almaricus asserit. ideas, quae i

8 xvn. Balduin. Liber de causis.

näheren logischen Formulirung, — gleichsam bereits zu einem Spinozis

“ms _‚ gebracht, wenn nicht die Orthodoxie unterdrückend entgegen

Seflalldflfl Wäre. Wenigstens finden wir einen gewissen Dalduin als

_Schüler des David angeführt, welcher (soweit der unlautere ‚Bericht über

Ihn überhaupt einen Sinn haben kann) sich auf den Begriff des Ein

faChßll gestützt zu haben und hiemit der ganz vernünftigen Ansicht ge

wesen zu sein scheint, dass es nicht zwei oder drei Absolute, sondern

eben nur Eines geben könne”).

_ Insofern aber David von Dinant sich auf ältere griechische Aussprüche

berief (S. Anm. 18), welche grösstentheils nur durch Vermittlung der

Araber zu seiner Kenntniss gekommen sein konnten, so liegt uns hierin

die Brüfik8 zu dem Buche „De eausis“, welches wegen seiner ara

blSChßll Herkunft wohl schon oben in Kürze erwähnt wurde (vor. Abschn.,

Anm. 404), aber nun hier darum in Frage kommt, weil es als ein Be

standtheil der nwerwachenden Gesammt-Philosophie des Aristoteles galt

und wirkte 23). Das Einzige jedoch, was aus dem Inhalte dieses Buches

hteh€l‘ gehört, ist gleichfalls die Anschauung eines extremen Realismus,

denn die platoniseh-arahische Mystik, welche dort bezüglich des Gottes—

hegl‘lfres und der Welt-Intelligenz ausgesprochen wird, liegt auf einem

anderweitigen Gebiete. Insoweit nemlich der unbekannte Verfasser über

“EI-“Pt ein logisches Motiv verfolgte, stand er lediglich auf der platonischen

Tabula logica. des Porphyrius, wornach die Stufenfolge von] höchsten

Allgemeinsten bis zum niedersten Einzelnsten durch die Wirkung des art

macheudeu Unterschiedes (— diversificari —) hergestellt wird “)- 50 so“

dann der intelligihle Gehalt des Einzelnen nicht an sich selbst schon als

cm Vielfältiges, sondern als Cansalität der Vervielfältigung gedacht und

diese Causalität schliesslich auf die Eine höchste Intelligenz zurückgeführt

\_

WM in mente divina, crcare et rreari (auch diese erinnert an Scotns Erigena);

dixit cliarn, quad ideo fim's omm'um dicitur dem, q_uqd omnta r‘eversu1‘a saut

m cum, ut in dco invommutaln'lilcr quieseunt, et antun indwtduum alque meommuta

bile in eo pennanebunt; et sicut alterius naturae man es! Abraham, alten'us Isaac,

sed unius ac eiusdem‚ sie dixit omm'a esse amum et omnia esse deum,‘ di.zit entm,

(‚Cum esse essentiam omm'um creaturarum c! esse omnium.

22) Albert. M„ Summ. theol. a. a. O. (Anm. 18): Discipulus aulcrn ein; (d. h.

des David) quidam Balduinus nomine, vontra me ipsum disputans Intern.... induzit

rationem, quod, q„accwnlua saut et nulto modo dilferunt, saut eadcrn; dem et ma

teria prima et noys sunt et nnllo difl'erunt; ergo saut cadcm...‚. Quoti aalem nullo

modo difl‘cmnt‚ sie m'lebalur probare: quaecunquc nullarn di/I'erentiam Itabent, nullo

m0d0 di/l‘wunt; simpliu'a autem prima nullam difl‘ercnliam habent‚ quia si dif

fflrentiam habercnl, mmposita essent; dem, hylc, noys, simplicia prima saut; ergo

nutlßrn haben; difl‘erentiam; ergo nullo modo difl'mml‚ et sie per conscqucns eadum

WM; et hoc est propositum eins.

23) Näheres über das Buch De causis überhaupt (abgesehen von einigen Be

nterknngen bei Jourdain, a. a. O. p. 183 III, 195, 445 ff.) s. bei Hausberg in d.

Sitzungsberichten d. Münchner Akad. 1863, Bd. I, p. 361 ff.

24) De Caus., Propos. 4 (Arisl. 0pp. tat. Venet. 1552. Vol. VII, f. 115_ r):

0""“" quod scquilur cau.mm primam, es! inlclligentia complela in ultima patentra et

“’“quis botiilalibus‚ et formac inlelligiln‘les in ipso saut lutiores et vehenterittu_s um

vcrsales Et quia diver‘si/ir'atur intelligenlia, fit in eo forma intellrgtbflrs diverse,

f’l sicut ex forma um; proplvr hoc, quod diversi/icalur in mundo infenort‚ provenmnt

"‘_dividua infinita in muttitudine, simililer ex esse rausato prima proptcrea, quod

wersificatur, appurent formae intelliyilzilcs infinitae.

XVII. über de causis. Die Macht des neuen Stell'es. 9

werden; und die Gradabstufung, welche zwischen den höheren und den

niedrigeren Universalien besteht, muss zuletzt in einer pantheistisehen

Einheit verschwinden, indem (— was einigermaassen an die Status-Lehre

erinnert, s. Absehn. XIV, Anm. 129 f. ——) jenes Nemliche, was weiter

abwärts in partieulärer Weise existirt, zugleich nach Oben in universeller

Weise bestehe 25). Die Frage aber, wie hiebei neben der Ewigkeit der

intelligiblen Universellen die Zeitliehkeit des concreten Seienden sich er

kläre, wird nothwendiger Weise durch die mystische Annahme eines

Mitteldinges abgethan, welches seiner Substanz nach das Ewige enthalte,

in seiner Thätigkeit aber in die Zeit falle 23). Von selbst versteht es sich,

dass der Verfasser des Buches den Begriff der Intelligenz oder des In

telligiblen durchweg nur in objectivem‚ realistischem Sinne nehmen konnte

und daher die Universalien ausserhalb der Einzeln-Dinge in das reine gött

liche Denken verlegen musste (s. vor. Abschn. Anm. 404).

Gerade aber das Buch „De causis", welches Thomas v. Aquiu selbst

zum Gegenstande seiner eommentirenden Tha'itigkcit machte, dient uns als

Beleg dafür, dass die erwähnten kirchlichen Verbote und Maassregelnmit

der Logik als solcher Nichts zu schaffen hatten. Jene Zeit war in sich

selbst so unklar und unreif, dass man gewisse Consequenzen, welche

innerlich längst nothwegdig sich hätten ergeben müssen, erst dann be

merkte, wenn sie mit dürren Worten deutlich ausgesprochen wurden.

Und der Kampf oder Vertilgungs-Fanatismus richtete sich dann glücklicher

Weise auch nur gegen solche be_stimmt hervorgetretene Consequenzen,

während man die Basis derselben ruhig gewähren liess und selbst in

ungenialem Fleisse reichlichst einsog‘. Die Unfähigkeit, einen Gedanken

bis an sein Ende folgerichtig hinauszudenken, kann sicher nicht deut

licher hervortreten, als wenn man wie Albertus Magnus oder Thomas v.

Aquin und hundert Andere zugleich Aristoteliker und zugleich triniläts

gläubig sein zu können vermeinte. Aber weil die Macht der Tradition,

— das alleinige geistige Motiv für das Mittelalter —‚ nach beiden Seiten

25) Ebend. Prop. 8 (f. 115 v): Boni!ales‚ quac deseendunt super intelligcnliam

a cuusa prima, samt intelligibiles in ca, et simili!er res corporeae sensibiles sun! in

intelligentia in!elligibiles; quod ext, quom'am res, quae sun! in intelligentia, non

samt impressioiics ipsae, imo sun! ruusae impressio-num. Prop. 9 (f. 116 r): In

!elligentia es! prineeps rernm, qnae sun! sub ca, e! retinens eas e! reycns eas‚

sieu! 1ialura regi! res, quae sun! sub ca, per virlutcm intelligentiae, quitt simih'ler

intelligentia regi! naturum per rir!utem divinam. Drin Prop. 10 (f. 116 r): 0mm's

inlelligentiu plena es! formis; verumlamen ex inlclligentiis saut, quac con!incn!

[armes plus universalcs, et ex cis sunl, qime con!inen! forma: minus universalcs.

Uuod es!, quom'am formae, quac saut in inlelligcntiis secundis infen'on'bus per modern

par!icularem‚ arm! in intelligenliis primis per modum universalem, e! formue, quer

Sun! in in!elliyenliis primis per modnm universalem, sun! in intelligenliis secundis

per modum particularem.

26) Ebend. Prop. 30 (1.115 v): E! mm es! possibi'le, ut subslantias sempi

tcmas, quae sunl supru !cnipus‚ sequantur substunliue ercalae in tempore nisi me

lliufllibllS substanh'is temporalibus xenipilemis in tempurc; c! islue qnidcm substunliae

mm samt fac!ae niediac, nisi quin ipsu‚e conmmnican! .snbslanliis subtimioribus in

pcrmaneiiliu e! cummunican! subslunliis !cmporulilms abscissis in temporc per gene—

rutionem. Pr0p. 31 (f. 119 r): Intcr rein, cuius subs!ontia et urti'o sind in momenlu

ue!ernitatis‚ e! in!cr rein, cuius subs!antia e! ac!io xunt in momeu!u !empm‘is‚ mi

stens es! medium‚ e! es! illud, vuius subs!an!ia es! es: momen!o aeterni!alis e! ope

ratio e.v mo1hen!o temporis

10 XVII. Die Macht des neuen Stoffes. Wilhelm Shyreswood.

vorlag‘ und wirkte, so klebte man auch naiv genug die beiden Quellen

aufeinander, und sowie die an sich eonsequente Opposition gegen die

antike Logik bei den christlichen Theologen von Anfang an nie völlig

hatte durchdringen können, so war nun beim Beginne des 13. Jahrhun

derts die arabisch- und griechisch-lateinische Tradition des Aristotelismus

so überwältigend eingetreten, dass man weit eher das christliche Dogma

in aristotelische Formen goss, als dass man sich principiell den antiken

Anschauungen verschlossen hätte. Und vor Allem musste hiebei gerade

die Logik, deren Zusammenhang mit der Philosophie man ja bereits seit

Boethius ausser Augen verloren hatte, nicht nur nicht als gefährlich,'son

dem vollends als unentbehrlich betrachtet werden. Nur mochten wohl

Anfangs strengere Zeloten darüber wachen, dass in den Vorträgen über

Logik nichts Theologisches beigemischt werde, noch auch umgekehrt“).

Indem somit für den Betrieb der Logik keinerlei Störung durch

jene Verbote eintrat, sondern im Gegentheile aus dem neu zugeführten

Materiale nur eine Steigerung erwachsen konnte, wäre bezüglich der

geschichtlichen ‘Darstellung noch immerhin die Frage offen, in welcher

Reihenfolge die Wirkungen des neuen Materiales hier vorzuführen seien,

insoferne dieselben ja sämmtlieh in den nemlichen Jahrzehnten sich gel

tend machten. Zweekdienlieher scheint in dieser Beziehung zu sein,

dass wir vorerst die Uebertragung der byzantinischen Logik näher be

trachten und erst hernach den gleichzeitigen Einfluss der aristotelischen

und der arabischen Studien erörtern; denn bei solcher Anordnung des

geschichtlichen Stoffes wird es möglich sein, einerseits eine allzugrosse

Zersplitterung zu vermeiden, und andrerseits es anschaulich zu machen,

wie die Parteispaltung sich auch durch die Logik des Petrus Hispanus

modificirle.

Den Einen Quellenkreis somit bildete für die Logik seit dem 13.

Jahrhunderte jener byzantinische Stoff, welchen Psellus ditrbot. Und

sowie es sehr zu beachten ist, dass auch von den Alchimisten jener

Zeit anderweitige Schriften des Psellus benützt wurden 28), so hatte

auch die Logik desselben schon viel früher und ‘in weit reicherem

Maasse, als man bis jetzt auch nur ahnen konnte, ihre Verbreitung im

Abendlande gefunden.

Die älteste lateinische Bearbeitung des Compendiums des Psellus,

welche mir bekannt ist, wurde durch Wilhelm Shyreswood (gest.

1249) veranstaltet 20). Aber sowie mir die Existenz seiner noch unge

27) D’Argenlre', Co”. iudiciorum de nov. error. (Paris. 1728 fol.) l, p. 158 f.

tlieilt aus handsehliftlicher Quelle das Verdict mit, welches i. J. 1247 gegen einen

gewissen Johannes de Brescain ('?) gefällt wurde, „m: purilas sludii, quae hacterms

Purisiis viguil, ex prarsumplione quornndum, qui lheologica logicis inserenles non

intelligunt neque quae loquuntur nequc de quibus af/irmant, errorum sordibus amou

lclur; . . . . .. quaodoquidem onim' lhoologicr et throlo_qi philosophice in sm's dispufn

tierlilms procedenlcs coulm praeccplum lcyis sorlcs dominirae hacreditalis miscere et

van/'undere nonv fo1vnidant.“

28) S. Kopp, Geseh. der Chemie, II, S. 156. Man schrieb ja damals diesem

jungeren Psellus auch die Schrift Hegl lf8mr d‘uwi,uemr zu, welche jetzt nicht

mit Unrecht für ein Werk des älteren (im 9. Jahrh.) gehalten wird.

29) Er war in Durham geboren, studirle in Oxford, lehrte hierauf in Paris

und starb als Kanzler in Lincoln. S. Ütltitll‚ De scripll. eccl. III, p.116 IT. Roger

XVII. Wilhelm Shyreswood. ll

druckten Schrift nur durch eine gelegentliche Notiz 3°) kund wurde, muss

ich hier wie überall die Möglichkeit offen lassen, dass durch Ausbeutung'

der Bibliotheken meine Forschung noch gar manche Ergänzung oder Be

richtigung- erfahren kann und somit vielleicht dereinst eine noch ältere

Wirkung des Psellus im lateinischen Abendlande nachgewiesen wird.

Wenigstens ist es eine eigenthümlicbe Thatsache, dass die in der Syllo

gistik üblichen Memorialworte (— ihr griechisches Original s. oben Ahsclm.

XV, Anm. 46 ll'. ——)‚ welche man bisher stets dem Petrus llispanus zu

geschrieben hatte, und ebenso einige Memorial-Verse bereits bei Willi.

Shyreswood sich finden; und da man ihn doch wieder unmöglich für

den Erfinder derselben halten kann (— denn dagegen streitet seine Aus

drucksweise bei Anführung derselben, s. unten z. B. Anm. 40 u. 44,

auch Anm. 112 —), so bleibt nur die Annahme übrig, dass sicher schon

ein paar Jahrzehente früher das Compendium des-Psellus in den abend

ländischcn Schulen im Umlaufe gewesen sein muss, wobei dann jene

technischen Worte irgendwie ausgedacht wurden und in allgemeine Uebung

kamen (s. bes. unten Anm. 52 u. 91 ll'.). indem mir daher der bisher

noch nicht bekannte Wilhelm Shyreswood nur als der relativ älteste Re

präsentant einer verbreiteten Schul-Litteratur gelten kann, glaube ich aller

dings von meinem Grundsatze, wornach ich mich auf Gedrucktes be

schränke, eine Ausnahme machen zu müssen; jedoch kann es dabei nicht

meine Absicht sein, hier gleichsam eine Ausgabe der ganzen Schrift Wil

helm’s aus der von mir benützten Pariser Handschrift") zu veranstalten,

sondern ich beschränke mich, zumal da ja die folgenden Jahrhunderte

sich doch nur ansschliesslich an Petrus llispanns hielten, auf den wesent

lichen Gang des Inhaltes und einige Haupt-Stellen, um dem Leser die

Einsicht in diesen wahrhaben Vorläufer des Petrus Hispanus zu ermög

lichen (vgl. Abschn. XV, Anm. 5). Ebenso werde ich es bei Lambert

v. Auxerre und einigen anderen handschriftlichen Mittbeilnngen halten.

Wilhelm Sbyreswood jedoch bietet nicht, wie Petrus liispanus, eine

durchgängig wörtliche Uebersetzung des Psellus dar, sondern folgt dem

selben nur im Ganzen den Sinn getreu wiedergebend. So ersetzt er

sogleich die Anfangszeilen des griechischen Originales (Abschn.l(V, Anm. 6)

durch eine etwas längere Einleitung. in welcher er an die Doctrin der

Araber sich anlehnend die Syllogistik als die wesentliche Aufgabe der

Logik und die Einsicht in die einfachsten Bestandtbeile des Schlusses als

Vorbedingung bezeichnet, um somit bei der Erörterung über Wort (vom)

und Schall (sonus) anznlangen 32). Und indem nun die Eintheilnng dieser

Baco schätzte ihn sehr hoch; er sagt von ihm Op. tertium (s. unten Anm. 556),

c. 2, p. 14: Guilielmus de Shyrwode lange sapientior Alberto, nam in philosophia

ccmmnmi nullus maior est eo.

30) Bei Haurz‘au, De 1a phil. scolast. l, p. 466. (Was übrigens dortselbst

über Wilhelm Shyreswood gesagt ist, wird nunmehr durch die Einsicht, dass der

selbe nur die Synopsis das Psellus verarbeitete, sehr modificirt.)

31) Cod. Sorbomi. 1797. '

32) Die Einleitung lautet: Cum duo saut lautem rcrum prinaipia, scilicct natura

et ultima, duo crunt rerum genera. Ouuedam em'm saut res‚ quarum prinzipium rst

natura, et du his est aniversis scientia commuuitcr dicta, et quaedam, quurum prin

cipium est anima (vgl. Abschn. XV‚l‚ Anm. 71); et hac saut duplices. Cum em'm

muma sine virtutibus et scientüs sit caeca, quasdam facit operationes‚ per quas de«

12 XVII. Wilhelm Shyreswood.

Begriffe in gleichem Sinne wie bei Psellus (wenn auch in kürzerem oder

verschiedenem Wortlaute, vgl. Absehu. XV, Anm. 7 f.) auf die Lehre vom

Urtheile, d. h. zunächst auf nomen und verbum führt 33), und ebenso

der Begrifl‘ der syncalegoreumala (ebend. Anm. 9) auftritt“), bietet die

Aufzählung der Arten des Satzes (der lnfinitiv- und der Frage-Satz kom

men hier neu hinzu, vgl. ebend. Anm. 10) die Gelegenheit, Bemerkungen

aus Beethius und Aristoteles hinzuzufügen“). Nach einem eigenthüm

liehen Gesichtspunkte, welcher uns an Arabisches erinnern könnte, non

struirt Wilhelm die hierauf folgende Eintheilung des Urtheiles (ebend. A.

11 f.), wobei er sogar die Berechtigung der „(Iopula“ als eines dritten _

venia! ad nirlulcs, e! de bis es! elhica; quasdam au!em [heil operaliones‚ per quas

devenia! in scienliam, c! de his es! ser1nocinalis scien!ia (vgl.ehend‚Anm.84l; haeo

au!em lres habe! parles: grammalicam, quae doee! reale loqui, e! rhetorieam‚ qaae

doee! omale loqui, e! logicam‚ quae doce! rare loqui (vgl. ebend. Anm. 18) Haeo

aalen: es! de syllogismo principaliler (ebend. Anm. 15, 79, 243 u. hier unten Anm.

41 n. 48; diese Betonung der Syllogistik hätte Wilhelm allerdings auch aus Boelhius.

s‚ Abschn. XII, Anm. 84, entnehmen können, jedoch weist ja auch jenes Andere

auf die Araber hin), ad caius cogniliouem neeesse es! oognoseere praposilionem‚ e!

quia omnis proposilio es! ex lerminis, necessaria es! lermini eognilio. Oaia ergo

proposilio e! emmlialio idem sun! secandum rein, lire! difl”eranl in eo, quod emm!ialio

significa! absolute, proposilio aalem significa! aliqaid in comparalione all aliud‚ ideo

prius de cnunlialione agendum; pries es! enim aliqm‘d cagnosrere in se, quam in

compara!ione ad aliud. Es: nomiae au!em proposilionis palrl‚ quer! significa! in

eomparalionc ad aliud; es! em'm praposilio pasilio pro alio sive pro conelusione can

cludenda; unde si in se eonsideralur‚ es! enunlialio; si aalen: consideralur u! es!

in syllagismo‚ sie es! praposilio. Cum iyilur agendam sil de munlialione‚ pries

agendum es! de suis parlibus, qaae samt nomen e! verbum. E! dieunlur hae parles

manlialianis, quia primum ca: bis fi! enun!ialio e! ex nullis aliis,‘ quameis enim ex

pronomine e! verbo vs! parlieipio e! verbo fiel enanlialio‚ [amen haee es! per naluram

nominis, quam pronomen e! parlicipium habenl; ende inqaanlmn naturam uominis

parliripanl, so!» uom1'ne rompre/aendunlar, l’rius aalen! ayendum es! de namine qaam

de verbo, quia es! principalior pars qaam verbum Idee ab eo inchoandum csl; e!

quia omne nomen es! von: e! omnis von: es! sonus‚ ideo a sona lanquam a principio

inchoondum esl. D. h. trotz der pi'incipiellen Verwandtschaft mit der arabischen

Gruppirnng des Stoffes (noch ein paar andel'n‘vitige Hindeulungen auf Arabisches

s. unten Anm. 52 n. 65) wird nun doch die Reihenfolge des Psellus eingehalten,

wornach das Unheil vor der Isagoge und vor den Kategorien erörtert wird.

33) Es! au!em sonus proprium sensibilc e! dividendas sie: sonne alias vo:e alias

nun vox.„.. . Vom alia signifiealiva alia non signifioaliva..„.. Vorl: significalina quar

dam signifit‘o! naturaliler quaedam ad placilam..... Vo.z significalira ad placilam

au! es! complezu, a! urolio, au! inromple.ra‚ u! dic!io. Ineomplera quaedam signi

fica! cum lempore..‚.. quaedam sine tempore. Es! aalen! nomcn etc.

34) Verbum es! etc..... Sciendum aalen! aal. quod legiea daas lanlmn poni!

parles oralionis‚ sciliee! uomen e! verbum; celeras aalen: parles appellal sinea

!egoreumalo‚

35) Oralionum alio per/ecla alle imper/eela....‚ Perfeela vero ul!erius dividenda;

quaedam enim vs! indivfllfl’a...... quaedam imperalina seu deprecaliva..„..qaaedam

oplaliva‚ u! ulinam legerem, quaedam coniancliea. u! cum legam, quaedam infiniliea‚

u! Socralcm legere, quaedom inlerrogoliva.... . Sed in!er hos modos omnes sala in

diealiua significal veram e! falsum, o! ideo [wer sula es! enuulialio. l)iril enim

Beet/das (s. Absclln. XII, Anm. III), quer! proposilia es! oralio verum er! [alsz

significans, e! von facil ihi di/Icrenliam inler preposilionem c! enunlialionem; Aristo

teles aalen: (s. Abschn. IV, Anm. 191) sie di/finil.‘ „eliuulialio es! oralio significans

aliquid de aliquo vel aliquid ab aliquo“, e! inlelligil per hoc quod dici! „de aliqao“

inhaerenliam praedicali in subieclo‚ e! per hoc quod dici! „ab aliquo“ intelligi! remo

lioncm ciusdem a subieclo.

XVII. Wilhelm Shyreswuud. 13

Bestandtheiles ausdrücklich bestreitet, im liebrigen aber die Doctrin des

Psellus wiederholt“), an welcher er sich hinwiederum betreffs der Ge

gensiltze (ebend. A. 13) enge anschliesst”), wobei jedoch das Capitel

über materia der Urtheile (ebd. A. 14) stark abgekürzt wird 38). Die

Lehre von der Umkehrung aber (ebd. A. 15) fehlt hier, indem sie in der

Syllogistik (s. unten Anm. 49) zum Vorschein kommt, wohingegen die An

gaben über das hypothetische Unheil (Abschn. XV, A. 16 f.) in getreuem

Auszuge vorgeführt werden 39). Die Aequipollenz sodann (ebd. A. 18)

wird selbst in grösserer Ausführlichkeit als bei Psellus dargelegt und um

Schlusse der Inhalt der Regeln in folgenden Menmrial-Versen ausgedrückt:

Aequivalent Omnis, Nullus nun, Nun aliquis nun;

Nullus, Nun aliquis‚ Omnis nun, uequiparantur;

Ouidam, Nun nnllus‚ Nun mnnis nun, souiantur;

Ouidam nun, Nun nnllus nun, Nun omm's, adlmcrenl.

oder all dieses zusammen durch den Vers („vel hat: versu“):

Prae conlradic, Post uuntrur‚ lh'ue Poslque 81tbllllt’f w).

Auch die hierauf folgende Lehre von den modalen Urtheilen (s. ebend.

Anm. 19 ff.) leitet er zunächst durch eine selbstständige Bemerkung ein,

in welcher wieder als Hauptzweck die Syllogistik erscheint“), und wäh

36) Cugm'la enunlialiune per suam diffim'tionem et sccundnm so restat cognusrere

eam per divisionem cl in suis parlibtts. l'urlcs autem duplicilcr sunt, sciIiu-l aul

integrales au! subirctiuac (einige Aehnlichkcit hiemit hat die Eintheilnng bei Algazeli‚

s. Abschn. XVl, Anm. 259 ff.). Partes inleyrules sunt, ca: quilms conslituitur lulum

seuundtlm integrilalem et de his nunquam praedit'ulur totum; parles subieclivur sunl,

ex qnibus cunslz'tuilur totem in suu comnmnitutc rt de his praeditulur tolmn. Pur/es

ergo integrale: cnunlialiunls saut subiuclum et pmedicalum; et dicimt quidum‚

quutl est et tcrlia pars, quae 56lllt‘t’l csl cupula; sed nun es! ita; rnrn em'm sit ver

b-unt, significat i'd quud de alle alteier (‘l sie es! pruetlicutunt . . . . .. I)iridilur aalen:

ununtiuliu in purlus subirctiuus pcncs naturam sublerti vel pracdicati sie: vunntiuliu

alte nna alia plitres....‚ [tun dividilur penes subslanliam cnunliatmtis sie: entm—

liatiu alia cutcgoriua alia hypothelica..... et dicitur calcyuricu a culegon'zu, zus,

quud esl pracdico‚ uns, cu quud tulis pc:flcitnr per prardieulum; hypotltctica.....

dicitur ab Itypu quud csl sub et thcst's positio; quasi sttppusilira„„. Dividitur entern

ununtiatiu sccundum qualitutcm in a/firmatiuam et negativem...... Dividilur unten:

enunliatiu uategurica sucundum quantitutcm sie: (die csl imiucrsalis, alle parliculuris,

alia indefinite, alia singularis. (Der lllennu‘ial—Vers aber, welcher bei Lambert v.

Anxerre sich findet, s. A. 108, ist hier nur am Rande der Handschrift eingetragen.)

37 Auch die übliche Figur entspricht genau jener bei Psellns.

38 Notandum esl‚ quod cnuntialiummt lriplez est malcrin‚ scilicet nalttralis, nun

tingcns, et remuta u. s. f.

39) Quantum untcm, quue [maussz tll6ltt sunt, ad ca!eguricum per!inent enun

tiutioncm, rostet num- agere du ltypot/tcticu, u. s. f. So wird die Unordnung des

Textes des Psellus (dbschn. XV, Anm. 16) hier gleichsam noch bekräftigt.

40) Eingeleitet wird dieses Cap. durch die Worte: Diclum cst sztpcrius, quud

dicilur indicuri entmliatio universalis vel particularis a nota signt additi suo sub—

ierlo.... Ruslal‚ quae appositio negatium's qualmt fault vtrlutem in signn. Abge

schlossen wird das Ganze durch: Sclcndum ergo, quud quodlibet signum aequipollct

suu uunlradicturiu cum negatiune prucpusita, sintilitur quodlibct siynum acquipollel

sno suballernu cum negatiunc pruepusilu et 110slpusila, similiter omne signum univer

sale aequipollet suu contrario cum negalione poslposila. Et omm'a laut diola possunt

retineri in bis versibus (folgen obige Verse, welche nun wohl keiner weiteren Er

klärung bedürfen).

41) Cum intentio s‘il de enuntiutionc propler syllogismum, consldcmndn csl sub

difi'wcntiis, in quilms dilferentium [mit in sylluyismu, quäle: sunl hae: a/firmativum,

14 xvu. Wilhelm Shyreswood.

rend er wie Psellus unter den sechs modalen Bestimmungen (worum,

falswm, possibile, impossibile‚ eontingens, necessarium) die ersten beiden

als gleichgültig ausscheidet"), nimmt er von der ebendaselbst (s. ebd. A.

20) aufgestellten Unterscheidung zwischen substantivischer und adverbialer

Sprachform Gelegenheit, das Ganze ausführlicher, als Psellus gethan (ebd.

A. 21 f.)‚ zu entwickeln“); zuletzt aber schliesst er die dortige Er

örterungüber Gegensätzlichkeit oder Suballernation der modalen Urtheile

mit den Versen ab ‘“):

Sit_ !ibi linea snhcontraria prima secnndae;

Tertius es! quarto srmper contrurins ordo;

Tertius es! primo nonlradielorius ordo;

Pu_qnat cum quar!o eonlradicendo secundus:

Prima subes! quartae vire pnrticulari lmbens se;

Hoc habe! ad seriern se lege sernnda sequentem.

d. h. diese Verse beziehen sich auf die bei Psellus (ebd. A. 23 f.) ange

gebene versinnlichende Figur, welche hier an den Schluss dieses ganzen

Abschnittes gestellt ist, aber bei gleichem Inhalte eine abstraetere Form

zeigt“).

negativum, universale, particulare, modulo, de inesse, e! alias Imiusmodi; di/[crt rnim

syllogismus a syltogismo per has difl‘crcntias. Considercmus i_qitnr ennn!iationem per

hnnc di/fercntt'am: alia de inessc, olia modalis. Es! igitur de Messe, quae simpliciter

significnt inhaerentt'am praedicali zum subieolo, i. e. non determinando qualiter in

!iaereat; modalis entern es! quer: delerrm'na! inhaerentiam praedicali cum subieclo, i. r.

quae dicit, qualiter praedicatum inhaerca! subiecto.

42) Modi au!em sunt sex, so. verum, /a!snm‚ possiln'lc, impossibile, eontingens.

neuessurium,‘ sed quia due primi non focinn! propositionem modalen! difl'erentem ab

enun!iationc de incsse, ideo aniittantur; idem cnim es! dieere „Senates currit“ e!

„Soeratern eurrcre es! verum“, sicnt „Socratern currere es! falsum“ e! „Senates

nun currit“.

43) D. b. auch Wilhelm unterscheidet zwischen modns adverbialis und mudus

nominalis, nemlicb: nzodus adeerbio!is es! „Socratcs cum! eon!inyen!er“..„.; modi

entern nominalcs sie renth in sermoncm, u! si dimm „Sonaten! currere es! vontin

gens“, e! diei! Aristoteles (s. Abscliu. IV, Anm. 282), quod sinnt in illis de inesse,

sie in bis de modo esse vel fl0n esse substantia. Aber er führt dann diesn

beiden Arten auch wirklich für die Angaben über Qualität, Quantilät und Aequi

Pollen: der modalen Urtheile durch.

44) E! possun! haee retineri per hos versus.

45) Nemlich statt der concreten Beispiele ist hier folgende Form gewählt:

IV

Non possibile es! non esse Non possibilc es! esse

Non coulingcns es! nun esse mmmriae Non sonlingens es! esse

Impossibile es! nun esse Impossibile es! esse

Necessarium es! esse Nercssarium es! non esse

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Possibile es! esse Possz'bile es! neu esse

Contingcns es! esse (‚'ontirigens es! non esse

Non impossibile es! esse Non imposss'bile es! non esse

Non necessarium es! non esse Non necessarium es! esse

subconlrariae

» XVII. Wilhelm Shyreswood. 15

Hierauf folgt der Inhalt der lsagoge, wobei sich Wilhelm sowohl

in der Begriffsbestimmung des praedt'caln'le als auch in allem Uebrigen

völlig an Psellus (ebd. A. 26 f.) excerpirend anschliesst“) und zuletzt

die arbor Porphyrt'ana verführt.

Hingegen die Lehre von den Kategorien (ebd. A. 29—41) ist hier

gänzlich übergangen, worin wir wohl nicht mit Unrecht gleichfalls wieder

(vgl. obige Anm. 32 u. 36) arabischen Einfluss erblicken dürften 47).

Somit folgt nun die Lehre vom Syllogismus“), wobei Wilhelm

zunächst aus Psellus (Absehn. XII, A. 43) die Definition des Schlusses an

gibt, hieran aber sogleich die aristotelische Unterscheidung zwischen voll

kommuen und unvollkommneu Sylhgismen anknüpft und von letzteren in

einer merkwürdigen Wendung den Uebergang zur Lehre von der Um

kehrung der Urthcilc findet, wobei er im Ganzen wieder dem‚ Psellus

(ebend. A. 15) folgt, jedoch auch in einem einzelnen Punkte auf eine

Controwrse hinweist"). Sodann aber gibt er die einzelnen Schluss

liguren und Schlussweisen an, in jeder Beziehung den Text des Psellus

(ebd. A. 44 ff.) wiedergebend 5“). Unmittelbar aber nach dem letzten

Modus der dritten Figur wird die Stellung des Mittelbegrill‘es in den drei

Figuren durch den MemoriaI-Vers

Sah l’rac prima, bis Prae secunda, !erlia bis Sub

ausgedrückt“), sowie die sämmtlichen Modi der drei Sehlussfiguren uns

hier in der lateinischen Logik zum ersten Male in folgenden Memorial

Worten und -Versen begegnen:

Barbara, Celorenl‚ Darii, I"crio, Raruliplou‚

t'elanles, llal:itis, Fapesmo, P'fiscs0niorum,

46) Intendcnlcs de praedicabili prima videamus, qnid si! pracdicabilc, deinde

quomodo divida!ur. Sicu! ergo pracdicalum es!‚ quud de alio dicilur, i!a praedica

bile, quod es! de alte dicibilc. Praedicabile au!cm dicilur communiler et proprie.....

Proprie praedicabile solum es! commnne,...... commune au!em e! universale idem

satt! . . . . .. Universale au!em sie dif/lni!ur: universale es!, quod es! dicibile de pluri

(ms, ad di/feren!inm individui. Dividilur au!cm sie: universale aliud genus, aliud

species u. s. w.

47) S. was oben bei Aviccnna (Absebn. XVI, Anm. 189) und insbesondere was

bei Algazeli (ebend. Anm. 257) bemerkt wurde.

48) Dic!uri de syllogismo, de quo es! priaripalix in!en!io loyicae (s. ob. Anm.

32 u. 41), prima dicamus eins dif/inilionem, deinde quo! modis possi! /ieri.

49) Syllogismus alias per/cclas alias imperfec!us (vgl. auch l}oethins, Abschn.

XII, Anm. 135). Imper/"cclus indigc! u! reducalur ad per/belum; hoc aufem fi!

per convcrsioncm; ideo nccessc es! coynosccrß eam (allerdings hatte ja auch Aristo

teles, freilich in anderer Weise, die Umkehrung mit der Syllogistik verflochten, s.

Abschn. IV, Anm. 539 ff.) Convcrsio uulcm !riple.z:: per so, per accidens‚ per

eon!raposilionem....... l!cm par!iculuris affimlaliva sccuadnm aliquos mm conoer!i!ur

per con!raposilionem, u! si subiec!um si! pracdicabile de omni en!c c! de 0mm" nun

en!e, u!‚ si tale si! Imec diclio „inlelligibilc“, non scqai!ur „aliquod in!elligilzile es!

h0fllt), ergo aliqm's non Immo es! um! in!clligibilis.“

50) Redeamus ad primripalc e! vidcunms‚ quo! modis poles! /ieri syllogismus.

Fiyura es! Terminus es! u. s. w. Nur verknüpft er die Angaben über Dic!um

de omm' und Dic!um de nullo, welche bei Psellus früher stehen, erst mit der ersten

Sehlnssfigur

51) Diversitas au!cm [igurarum ze!ine!ur hoc versu: Sah I‘ma u. s. f. Dass

hiebei die Sylben Sub und Prae als Abkürzungen fur subicc!um und praedica!nm

stehen, ist von selbst ersichtlich.

16 XVll. Wilhelm Sbyreswood.

(‘esare‚ Campeslres, Festiao, Baroco, Darapli,

Felaptou, Disamis‚ Dattsi, Bocordo‚ Ferisou“).

Zum Abschlusse der Syllogistik werden noch die gewöhnlichen auf

die drei Figuren bezüglichen Regeln (vgl. ehd. A. 44) vorgeführt“);

nemlich die aus modalen Unheilen bestehenden Syllogismen (ehd. A. 54)

sowie die hypothetischen Schlüsse (ehd. A. 55) sind hier wie auch bei

Lambert von Auxerre und Petrus llispanus gänzlich übergangen 54).

Was sodann die Topik betrifft, so wendet sich Wilhelm mit

Uebergehung der bei Psellus vorfindlichen Einleitung (s. ehd. A. 57 f.)

nach einigen kurzen Bemerkungen über die verschiedenen Arten des

Schliessens, wodurch er einen eigenthümlichcn Anschluss der Topik

an die Syllogistik gewinnt, sehr rasch zur Definition des Topus 55),

52) Modi aalen: et eorum reduclioues rctiuentar la's versibus: Barbara u. s. f.

Der Schlüssel jedoch dieser Memorial-Worte wird nur unvollstandig gegeben; nem

lich allerdings fügt Wilhelm hinzu: In Iris versibus A significat proposilioucm uni

versaler» af/irmalinam, Euniecrxalcm negativem, I padicularcm affirmalivam, 0 par

ticularem negativem (dieses trafen wir auch schon bei Psellus, Abschn. XV, Anm.

461l.); S convcrsiuncm per se, Pcouvrrsiouem per accirleus, M lraaspositioncm prac

missaram (dass das Wort „praemissa“ auf Uebersetzungen arabischer Schriften

hinweist, s. Abschn. XVI, Anm. 43); B cl R cum saut in cudem dictione, significant

reductitmem per impossiln‘te (Letzteres abweichend von den sp'ateren Lateinern).

Aber es fehlt hiebei die Angabe, warum die vier Anfangsbuchstaben der Worte

Barbara, Celarent, Don'i, Fon'o je in den folgenden übrigen Worten wiederkehren

(dass diess mit der llcductiou der übrigen Modi auf die vier ersten zusammenhängt,

ist erst bei Lambert v. Auxerre und Petrus Hispanus ausdrücklich bemerkt, s. unten

Anm. 120 u. 187), und ebenso fehlt die Hinwaisung darauf, dass zur Bildung der

übrigen Kunstworte auch indifl‘erente Buchstaben verwendet werden (vgl. hingegen

ebend.). Um so sicherer aber dürfen wir annehmen, dass all diese Kunstworte

schon vor Wilhelm in der Schule üblich waren, und eben nur die Motivirnng der—

selben hier in abgekürzter Form vorgebracht wird. Jedenfalls aber sind die vier

ersten Worte (Barbara, Cclarcnl‚ Darii, Fcrio) bei den Lateinern im Unterschiede

von den griechischen Originalen nur in dem Bestreben gewählt werden, einen Hexa

meter zu gewinnen, Worauf dann lediglich um die Manipulation der Reduction

mnemotechnisch auszudrücken die übrigen fünfzehn Namen sich gleichsam von selbst

ergaben. Uebrigens steht nach dem Angeführten noch Folgendes: Duo privat versus

descrrianl priiuac fiyurae, qaataor aalen: dicliones lertii versus swundac figurat‘,

et ovnnes aliae dictioncs tertiae liyw'al'. Er pracdictis palcl‚ qnod in quatuor

rundes primac fiyu‚ac reduruular mattes alii, was sodann noch mit Beispielen be

legt wird.

53) Nota cliam, quod c.v dualms nrgolivis uon scquitar aliqm'd ncc ex duabus

particaluribus; in prima aalen: mm seqailar dirctle maiore existente parliculori vel

minorc negative; in secunda autcm neu scquilar aliquid 01 af/irmalivis; in Icrtia

aulem nun scquitur aliqaid minorc existente negative.

54) Unmittelbar nach dem so eben Angeführten steht: Et luwr de syllogismo

ruf/latent.

55) Ad plcuamsyllogismi roguit:onrin nun solam c:rigitar coguilio eins secundum

diffiuilioncm, sed clxam sccundaru dirisiourm; et saut quacdam eins diaisioues, quae

doccudae saut, ubi agiler de syllogisino oommaniter, sicut hoc: syllogismus alias

per/eclus alias imper/‘crlns, alias a/‘finnolirus, alias negativus, et aber Imiasruodi.

vOnaedam vero scparutim doccndufl saut, sirut csl isla: syllogismus alias demonstra—

tivus, alias dialeclicus, alias sophirticus. Et esl demonstrativus, qui csl r: neus—

soriis et ex caasis conclasiouis certt'ssimis [acieus sricntiam; dialcclicas vero esl ex

probabitibus facieus opinioucm; sophisticus aalen: ex apparenlcr proboln'libus ul ex

probabilibus apparentcr syllogizans ad gloriam vel ad victoriam. De ceteris omitteutes

de dialectico intendimus. Ouia ergo dialecticus es! c.v probabilibus, probnbilitolem

aalen: haltet ex locis, proptereo ilr bis est determinandum Locas es! u. s. f.

XVII. Wilhelm Shyreswood. 17

und bespricht hierauf dem Texte des Psellus folgend die einzelnen

Topen 56).

Hierauf nun reiht Wilhelm eine ziemlich selbstständige Bearbeitung

jenes ausgedehnten Abschnittes an, welchen Psellus (ebd. A. 66—96) den

„proprielales lerminomm" gewidmet hatte 57). Gleich zu Anfang wird

bemerkt, dass es sich hier um significalio, supposilio‚ copalalio, appellalio

handle, durch deren Kenntniss das nähere Verständniss des logischen

Urtheiles gefördert werde 58)‚ und nachdem die Definition dieser Begriffe

in eigentbümlichelr Unterscheidung eines actnellen und eines habituellen

Auftretens angegeben ist 59)‚ werden dieselben beziehungsweise mit den

deelinirbaren und conjugirbaren Bedetheilen in Verbindung gebracht, wobei

deutlich hervorgeht, dass nur die significalio sich auch auf die undeeli

nirbaren Worte erstrecke, daher auch vorläufigr von derselben Umgang

genommen wird 60).

Indem somit die supposilio folgt, wird dieselbe in einer Weise ein

getheilt, welche von Psellus (vgl. ebd. A. 69—73) etwas abweicht, nemlich

was dort (nach der Uebersetzungs-Terminologie des Petrus Hispanns)

naturalis und aeeidrmlalis als Unterabtheilung der commrmis gewesen

war, wird hier als malerialis und formalis zur Haupteintheilung gemacht,

neben welcher die Unterscheidung in eommum's und diserela coordinirt

herläuft; die formalis aber wird dann (wie bei Psellus die accidenlalis)

56) Die Reihenfolge der Topen weicht nur bei den loei erlrinseci von Psellus

ab, indem hier (vgl. Abschn. XV, Anm. 62) dieselben geordnet sind: ab aaclorilale,

a simili. a maiare, a minore, a proportione‚ ab opposilis (a disparalis ist hier weg

gelassen), a !ranssampliune. Vgl. unten bei Lamben‚ Anm. 123.

57) Insofern jedoch der Inhalt der einzelnen Regeln im Ganzen der gleiche

ist und derselbe füglich am Besten seine Darstellung bei dem geschichtlich einfluss

reichsten Autor, d. h. bei Petrus Hispanus, finden wird, beschränkt: ich mich hier

hauptsächlich auf die Angabe der Reihenfolge und überlasse es dem Leser, die

folgenden Proben des Textes mit Petrus Hispanus im Einzelnen zu vergleichen.

58) Qualuor sun! proprielales lermini, qaas ad praesens in!efldiflms diversi/icare;

herum eaim cognilio valebi! ad cognilionem lermini e! sie ad coqailionem enunlio—

zionis e! proposilionis. E! saut hae proprielales: significalio‚ suppasilio‚ copalalio‚

appellalio.

59) Es! i_qilar significa!io praesealalio alirraias formae ad in!elleelam‚ sapposilio

aalem es! ordinalio alieuias inle!leelas sab alio, e! es! r:opulalio ordinalio alinaias

in!rllrelus supra elium. E! no!andam‚ quod sapposilt'o e! copalalio dicunlur aal

secandmn aelam au! seeandam hnbi!am‚ c! saut islae dif/iniliones earum secandum

quod san! in acta. Seeandum aalem qaad satt! in liabila‚ dicilur sapposilio signi

ficalr'o alieaias a! sabsislenlis‚ qaod eriim lale esl‚ natura es! ordinari si!b alia; et

dinilur capalalio siynificalio alicuias a! adioeenlis‚ e! quod !ale es!‚ aalam es! ordi—

nari suprrz aliud; appellalio aalen! es! praesens eonvenienlia lermini‚ i. e. proprielas,

secandum quam signifiralum lermini polesl dici de aliqao mcdianle hoc verbo .‚esl“.

60) Ex Iris palet, quer! significalio es! in 0mm' parle sine die/ione oralionis,

sapposilio aalem in nomine subs!rmlivo lantam vel pronomine vel die!ione sabs!anliaa

(Innen enim significa! rein u! sabsislenlem e! ordinabilem sah alle), eopalalio aa!em

in omnibas adierlivis e! parlicipiis e! verbis, appellalio aalen: in omnibas sabslan

!inis e! adieclivis e! parliripiis e! mm in proaominibus (qaia non signifiean! formen:

aliqaam, sed sofern subslanliam) nec in verbis (qaia verbum neu significa! aliquiri,

quod apponilar per verbnm substanliram‚ qaia sie esse! esse ipsam). Nulla aalen:

islaram l!‘lilfll es! in parlibas indeclinobilibus, qaia nalla pars indeelinabilis signi

fiea! subslanliam ve! aliquid in St!bslflfllifl. De significalione aalem omillamas e! de

lribus aliis consideremas.

PHANTL, Gesch. III. 2

18 XVll. Wilhelm ShyresWood.

in simplen: und personalis u. w. eingetheilt, wobei jedoch die Unter

abtheilung der eonfusa wieder einige Abweichungen zeigt“). Die suppo

sitiu relativorum fehlt hier 62).

Völlig parallel hiemit wird sodann die eopulatio (vgl. ebd. A. 83 u. 85)

in Eintheilung und Beispielen erörtert“), wobei zu beachten ist, dass

dieser Abschnitt bei Petrus llispanus fehlt.

61) Et prima de suppusilione..... videamus eins divisionem. Esl igitur suppo

sitio quacdam materialis, quaedum furmulis. E! dieilur materialis, quae i so dietio

snpponit vel pro ipso voee ubsolula vel pro ipso dieliune compositu e.r vor: et signi—

fieatiorw, u! cum dieam „homu es! dissilabum“‚ „bunte es! nomen“. Formalis unten:

est, quae dielio snppunit signifiealum, e! sie dividilur: alte simpler a!ia pcrsonalis.

Et es! simpler, quue diclio supponit signifiealum pro significalu, u! „homu es! speeies“;

personalis unter». quer: supponi! signi/iealum pro re, quae sul1csl, ltcm t! alia diuisiu suppositionis formalis, seeundum quum quacutda„mhoems!u cruumrrmiuln“.is. et

quaedam disereta; eummunis, quue [Et per lerminunt eommunmn, u! „Itomo eurrit“;

discreta, quac fit per lerntinum discrctum, u! „Soeratcs currit vel isle“..... ltem

personalis die!ditur sie: quaerlum es! detcrntinata et quaedam eunfnsa; eon/usa sie:

quaedam eun/usa lunlum, quaedam eon/uxa e! dislrilmtiva; eun/usa et distrilmtiva

quaedam mobilis, quaedum immobilis u. s. f.; d. h. es folgt nun die Erörterung

ähnlicher Bedenken wie bei Psellns.

62) Dassdie Suppositiu relatioorum den Anfang jener grossen Gruppe des

Textes bildet, welche wir vom Cumpendium des Psellus vermissen, s. Abschn. XV,

Anm. 84. Somit dient uns von hier an nur der Text des Petrus Hispantt! zur

Vergleichung; denn wir müssen an der Uebcrzeugung festhalten (s. ebd. Anm. 5

u. 86 tl‘. u. 93), dass Petrus Hispanus eine wörtliche Uebersetzung des griechischen

Originales gab, wohingegen Andere (wie eben Wilhelm Shyreswon und Lambert

von Auxerre) dasselbe selbstständiger bearbeiteten. Wenn aber Herr M. Thurot in

der Renne Arcltäulugique, 1864, p.267»-281 eben dieses Resultat meiner Forschung

umzustossen versucht, so hat er nach seiner Weise unleugbar die Sache sich recht

leicht gemacht (nur die Berufung auf den Artikel „l‘ierre d’Espayne“ in der Hisl.

litt. de lu Franco, — s. unten Anm. 135 —‚ hätte er sich füglich ganz ersparen

können). Herr Thurot will nemlich die Ansicht vertheidigen, dass das Compendium

des Psellus eine Uebersetznng des von Petrus Hispanus selbstständig verfassten

Werkes sei. Aber wenn unter den von ihm vorgebrachten Gründen derjenige noch

der stichhaltigste ist, dass „suppositio“ aus dem bei Priscianus vorkommenden Ge

brauche des Wortes „suppositum“ habe entstehen können, so steht es mit der ganzen

Beweisführung sehr schlimm (denn z. B. damit, dass „eonfusus“ schon bei Cicero,

pro Sest., vorkommt, wird wohl Hr. Thurot selbst nicht glauben etwas gesagt zu

haben), indem Alles, was z. B. über „substanlioum, udieetivum. mudus significundi“

u. s. f. vorgebracht wird. eben lediglich für mich spricht. Oder ist Hrn. Thurot

der ziemlich reiche Schatz grammatischer Terminologie, welchen ich im XI. Ab

schnitte gelegentlich der Cummentatoren anführen und benützen musste (z. B.

oüo'mid‘qg, Inovamidq;‚ Igönog, u'v;yuwrxön u. s. f.) etwa ganz entgangen?

Alle diese Dinge ohne Ausnahme entstanden auf dem Boden_der spät—griechischen

Cultnr, und so lange nicht das Unmögliche geschieht, d. h. so lange man mir nicht

nuchweist, dass und wie die Begritfe relatiu, uppe!lalio‚ ampliatio, distrt'bulio, re

strictiu, exponibilia in ihrer technisch-logischen Bedeutung wirklich im lateinischen

Abendlande sich gestalteten, bleibt das Resultat meiner Forschung unverrückt stehen

(von einzelnen Beweisen, wie z. B. unten Anm. 220, gar nicht zu reden). Hr. Thurot

hätte vielleicht besser gelben, vorerst dasjenige, was ich Abschn. XV, Anm. 86-.-104

gesagt habe, aufmerksam zu lesen; denn auf die Annahme eines Wunders, dass drei

fast gleichzeitige Autoren des lateini5chen Abendlandes etwa durch göttliche Bin

gebung auf jenes nemliche Gebiet der propriotutes terminorum geführt worden seien,

wird sich hoffentlich auch Hr. Thurot nicht einlassen. Wer überhaupt die suppusilio‚

ampliutio u. s. f. besprach, konnte schlechterdings nur aus einer nicht-lateinischen

Quelle schöpfen. Wo aber diese letztere in ihrer eigentlichen Ursprünglichkeit zu

suchen sei, habe ich gleichfalls ebendort Anm. 106 f. gesagt.

63) Dr cupulali0fle unten: diemdttm‚ quud huee dictiu aliu materielle u!iu fur

XVll. Wilhelm Shyreswood. 19

Der letzte jener Begriffe, nemlich die appellatt'o (vgl. ebd. A. 90), wird

hier in anderer (und zwar an sich besserer) Weise besprochen, als in

dem Compendium des Petrus Hispanus der Fall ist; nemlich wenn dort

die amptiatio und die restrietio als getrennte Capitel nachfolgen, so sind

hier diese beiden Begriffe und die darauf beiüglichen Regeln sogleich in

die Darstellung der appellan'o verflochten M). '

‚ Unmittelbar hierauf folgt der Inhalt der Sophist. Elencln', welche

_ in dem t_ms erhaltenen Texte des Psellus fehlen (s. ebd. Anm. 65 u. 91),

und es scheint wenigstens, dass Wilhelm in einer gewissen principiellen

Auffassung all das Bisherige, was die Verhältnisse des Subjerts- und des

Prädicats-Begrifl‘es betriflt, als eine Vorbedingung oder Einleitung zur So

phistik bcu'aolitete. Zu beachten aber ist, dass auch er ebenso wie Lam

bert v. Auxerre (Anm. 124) und Petrus Hispanus (Anm. 197) nur die

erste Hälfte des aristotelischen Buches (d. h. nur bis Cap. 15) berück

sichtigt 6"‘).

In gleicher selbstständiger Behandlungsweise wird nun hernach all

hasjenigc vorgeführt, was bei Petrus Hispanus von der Distributio an folgt,

und zwar wird hier in einer Wehe, welche gar nicht unrichtig ist (s. ehd.

A. 92), jenes Ganze durch die Titelüberschrift „Syneategoreumata“

malis; formah‘s (dieses Wort fehlt in d. Hdschrft) alia eommum's ulia discretn, et

hau alia simples: alia personalis u. s. f. genau die nemliche Eintheilung wie bei

supposili0.

64) Reslat finde de appellationc, cuius iam halretur di/fim'tio (s. ob. Anm. 59).

ex qua patet eins differentia ad supp0sitionem.... et ad ropulalinnem..... Terminus

er parle suln'ecti suppom‘t et ex parte praerlicnti uppellal. Et sciendum, quod secundum

utrnmque diffinilr'onem ex perle suln'ecli suppom't, er perle autem praedicati supponil

secundum habituulem man: diffinitioncm. Sciendum eliam, quod Iermirms er pur/r

suln'ccti appellut suas rcs, st’d non securtdwn qnod es! subieclum; ca: parle autem

praedz'ratiappellut rtiam secundum quod es! praedicatum; secundum anlem quod prat‘

dicutum rmnparatur ad subiectum ‚wum per aliquum stumm: rerum. et serundum her

appcflat . . . . .. Datur haec regulrr: Terminus romrmmis non restriclus habens suffi—

cienliu appellatorum supponens verbo de praesenti non habenti vim umpliandi supponit

trrminum pro bis qune Stt1ll Hoc membrum „habens sufficirnliu uppcllalorum“

apponitur‚ quia si mm hulmt‚ potest sttpponere pro von wie, e! intelliye, quod sttf/v

rienlia appellatorum in lribns ronsfstit ad minimum, unde si mm sun} tot uppellala,

polest terminus supponcre pro non alle, u! si sunt lanlum dito homines‚ hoc es!

[ulsurn „omm's homo esl“ . . . . .. Regula.‘ Tenninus commum's supponcns nrrbo dr prov

terilo supponil lam pro praesentibus quam pro prarlerilis‚ t'l snpponcus verbo de

fuluro supponit (am pro prassentibus quam pro futuris..... Hoc antun membrum

„neu habenli vim amph'andi“ apponitur. quia si sil verbmn arnpliattdi‚ polest sub

iectwn supponere pro non rufe, ut „homo landalur“ hoc es! verum pro Caesarc, et

es! rerlmm amptiuns, cuius res potest inesse non existenti. Scd eerbum restringil

suppositionem termini; ergo au! per suam significotioncm au! per consiynificationem;

si per significalionem, ergo tribus lmminibus eurrentifms hor es! oerum „omm's homo

rurrit“, quod falsum ext; si per consr'qnificalioncm, mm vrit per aliam quarn per

consigni/icationrm Iempnris; ergo omne verbmn provsentis reslrfngit ud praesenlis

u. s. w.

65) Mit der Ueberschrift „De falleniis“ folgt: Ut dicit Aristoteles in prima

I‘lt‘nclmrum (dass auch diese Ablbeilung des aristotelischen Buches auf arabische

Littcratur zurückweisc, s. Abschn. XVI, Anm. 64 n. 345), quatuor samt generu

dispntalionum. so. (Ioclrinales sie: demonstralivac, dyalecticae r! lemplatirae

et sophislicae..... Melhae zudem simt quinque: redargutio, falsum‚ inopinuhile,

nugatio, soloecisrnus n. s. w. wie bei Petrus Hispanus, nur das Ganze sehr ab—

ge ürzt.

2#

20 XVII. Wilhelm Shyreswood.

bezeichnet“). Somit tritt auch zunächst eine Einleitung voraus, welche

nicht ohne Zusammenhang mit Obigem (Anm. 58h60) den Begrifl' und

die logische Bedeutung der Syncategoreumata entwickelt 67). Und es folgt

hierauf die specielle Besprechung der einzelnen hier beizuziehenden Worte,

wobei jedesmal (wie bei Petrus Hispanus) an die Angabe bestimmter Regeln sich

die Lösung betreffender Sophismen anknüpft. Auf solche Weise werden in fol

genderAnordnung erörtert: zunächst diejenigen, welche im Urtheile auf Seite

des Subjectes stehen, und zwar vorerst die „dislributiven“ Worte, sowohl die

bejahenden omnia“), lotus“), infinitas”), quatistibet und quanluslibet“),

66) Wo unmittelbar nach dem Schlusse der Soph. El. sich der nun folgende

Text anschliesst. steht am Bande der Handschrift: Sincategoreumata magistri cuitetmi

de Shireshode.

67) Ouia ad cognitionem alicuius oportet cognoscere suas partesp ideo ut plene

eognoscatur enuntiatim oportet eius partes cognoscere Partes aulem cius sunt du

pticesr principales c! secundarias. Partes principales sunt nomen substantivum et

verbum; haec enim necessaria sunt ad hoc, ul cognoscatur enuntiatio. Partes secun

dariae sunt nomen adiectioum et adverbium et coniunctioncs et praepositionesg haec

enim non sunt necessaria ad esse enuntiationis. Partium autem secundariarum quae

dam sunt determinationes partium principatium ratione suarum remm, et haec non

sunt synmlegoreumatal ut cum dico „homo albus“; hoc „ollms“ enim significal, quod

aliqua res eius, quod est homo, sit alba. ouaedam autem sunt determinatitmes

partium priuoipatiumi inquantum sunt subiecta vel praedicatay ut cum dico „omm‘s

homo carril“,- hoc „omm's“ enim, quod est signum universale, non significul, quod

aliqua res eius, quod est homo, sit universali-si sed quod homo sit quoddam univer

sale subiectum Hacc dicuntur syneutegoroumutaa de quibus tractandam est, quia

faciunt plurimam dif/icuttatem in sermone bicitur ergo hoc nomen syncategoreumu

a syn, quod est con, et categorcumal quod est signi/icativum vet praedicatioumy quasi

„conpracdicolivum“; semper enim cum aliquo iungitur in sermonc. Sed quaeri!ur_‚

cum quaedam sint determinationee subiectL quare omnia determinentur a praedicalo.

Dicendum, quod praedicatum est pars completioa enuntiationisl omne autem synoa

tz-goreuma attingit aliquo modo subiectum et praedítalum, et propterea u praedicato

tanquam a complemento et digniori denuminantur syncategorenmata (die älteren

Quellenslellen über den llegritl' der Syneategorcumata s. Ahschn. XV, Anm. 9, u.

Abschn. XIV, Anm. 174 u. 206).

68) Primo autem tractandam de his, quae sunt ex parte sabieclí, ul de signis

et de quibusdam aliís, et primo de hac dictionc „omm's“. . . . . . Sciendum, quod

„omnis“ significat universalitatemy- sed quandoque significa! cam, ut ipsa est rei

dispositiol et non es! aylwah’yoreuma. et sic aequipollet ei, quod est totum vel per

frclum, ut cum dicitur "mandas es! omne“; quandoque significat eam, ut est dispo

xitio suln'ecli, inquantum subiectum esl, et est syncalegorcuma, u! cum dico nomnis

homo curri!“‚ u. s. f. in grösster Ausführlichkeit. Zuletzt: Diclum es! sufficienter

de hac dictione „omnis“, nec oportet aliquid dicere de hix dictionibus nquitibeL

quisquc“, quae eiusdem potestatis fere sunt cum hoc dictionc „omm's“, secundum

quod dislribuunt pro partibus secundum numcrum, c! de hac dictione „qvicunque“

vel „quiscunque“, quae eiusdem potestatis sunt cum illis.

69) Sed nunc agendum de hac dictionc ‘‚!o!um“‚ de qua sciendum, quod quando

que dicit totatitatem alicm‘us, secundum quod res est, et aequipottet ei. quod est

inlegrum, et es! calegoremno; quandoque dicit totatitatem ratione praedicati et es!

syncalegoreuma u. s. f.

70) Eodem modo est haec dictio „in/inita“ syncategoreuma et categoreuma

u. s. f.

71) Praeter signa praedicta sunt alia copulatorum dislrilmliva. . ...e! sunt huius

modi signa nquatistibetj quanlumlibef“ c! simi!ia......wobei z. B. zur Vergleichung

mit Petrus llispanus (s. unten Anm. 253) folgendes Sophisma angeführt werden

mas: Hic solvitur hoc sophisma: Sun! tres qualitatess atbcdol grammatical musica;

et Sorrates habet primum et curril, P!an habet secundum et cun—it, cicero tertiam

XVII. Wilhelm Shyreswo‘od. 21

uterque“), als auch die verneinenden nullus“) und neuler“), sodann das

„exceplive“ Wort praeler“), und ausserdem noch die „exclusiven“ Worte

solus 76) und lamenî'). Hierauf folgen jene, welche zur Urlheilsver

e! curril, et virgilius habet omnes et non curritg inde sie: Oualelihe! curriL Pro

balia: album curril, grammaticum curritl musieum curritl e! non sunt plures ‚- ergo

qualelibet curritg sed quidquid est qualelibeth est Virgilius; ergo Virgiliiu currit;

quod falsum est. Solutio u. s. w.

72) Es! adhuc unum signum affirmativam suppositorurn distributieuml scilicet

nuterqueu u. s. f. (sehr kurz abgehandelt).

73) Sequitur de signis negativis, et primo de hac dicendum „nullus“, de qua

sciendum quod quandoque dividit pro partibus secundum speciemj quandoque pro

partibus secundum numerum u. s. l’. (eine Menge Sophismen).

74) Es! adhuc quoddam signum negativuml quod terminum negat de duobusl

scilicet nneutrurntt n. s. 1‘.

75) ouia iam dictum est su/firienter de signis distrilmtivisj dicendum de hac

dictione „praeler“ ezeepfiva, tum quod exceptio saepe vult cadere super aliquam

divisionem et ad eam continuarij tum quia oppositum habet ad ipsaml quod patet

quia haec dictio „omm‘s“ dicit totam multitudincmy et haec dictio „praeler“ oppo

situm a totalilate subtrahendo aliquam partem. Fossi! tamen aliqua ratione prius

tractari de ezclusivis. sed non annuendum. Sciendum, quod haec dictio „prueler“

quandoque tenetur additive, ut cum dicitur "sex viri sunt hic praeter magistratu

unum“, quandoque ezccptivel et hoc dupliciterl quandoque diminutive, quandoque

instantiveg diminutivm quando ab aliquo toto siqni/icat secundum rem fieri diminu

"Worum, ut hic nSocrates habet undeeim digitos praeter unum“; inshmlive, quando

recipit partem a toto ratione praedicatiy ut hic nomnis homo praeter Socratem cum'!“;

'gm'fica! enim, quod Socrate: ezcipiatur ab hoc toto nomnis homo“ non secundum

m, sed ratione praedicatiy et sic propterea est syncateyoreuma u. s. I. (mi! einer

enge Sophismen).

76) Postquam dictum es! de signis et de dictionibus exceptivis...... convenienter

ly 3° icendum est de hac dictione „solus“, tum quia proprie cadit circa subiectum sicut

grer etiam signa, tum etiam propter oppositioneml quam habet cum hoc dictione „omnis“;

' „omnis“ enim semper dicit unum cum olio, ,,solus“ unum non cum alio. E! quae

ritur primuml an haec dictio „solus“ sit syncategoreuma vel non. e! videtur quod

non, quia si dicatur „Soerates incedit superbus“, hoc ,,superbus“ significat, qualiter

sit Sacra!“ incedendo, et sic cum dicit qualitatem Socralis, quae est res praedica

bilis. non est syncategoreuma. sic si dicatur „Socrales comedit solus“, significat1

qualiter se habeat in comedendo, et sic cum dicat modum Socratis et relationemy quae

est res praedicabilis, non est syncategoreuma E! hoc patet aliter. quia „iolus“

significa! ,,non cum olio“ et sic dicit separationeml et haec est relatio et res prae

dirabilis. E! dieimr‚ quod‚ cum significa! separationem ab aliis secundum rem, tunc

est categoreuma.....g cum autem significa! separationem alicuius ab aliquo in parti

cipando praedicatum tunc est syncategoreumay ut hic "sola: Socrates curril“; signi

ficat enim, quod alii non participant praedicatum Potest adhuc quaeri. quare melius

additur termino singulari sive discreto, quam communi....... Praeterea quaeriturj au

haec „solus Socralcs carri!“ sit una vel pluresg et videtun quod plures......1 et

diciturv quod non...... Praeterea quaeritun an sit semper a/finna!iva..... Ad hoc

quacriturl quare haec dictio „solus“ dicitur magis esclusiva, quam inclusivo; cum

enim dicitur „solus Socrate: curril“, includitub Socrates subiectum cursuil alii autem

excludunturg et dicitur. quod hoc es!‚ quia inclusio non est et virtute huius dictio

nis „solus“‚ sed ez virtute suae praeiacentisl ezetusio autem est aliorum et ex

virtute huius dictionis. Item videturl quod haec dictio nsotusu quandoque ezeludit

generaliter quandoque specialiten v. y. „rolus Socrates carri!“ primo modo sensus

est nnullum aliud a Socrate curril“, ut ezcludatur generaliter omne aliud a Socrate,

secundo modo significa! specialium quod nullum aliud a Socrate currit in eodem ge

nere u. s. f. (wieder mehrere Sophismen).

77) consequenter dicendum est de hac dictione „!amen“‚ de qua sciendum est.

quod secundum eius primam significalioncm non est syncateyoreumal sed dicit certam

mensuram alicuius aclus, sicut hae „multum, parvum“ dicunt incertam mensuram, et

W‘il i

22 XVII. Wilhelm Shyreswood.

knüpfung zwischen Suhject und Prädicat gehören, nemlich est”) und

non“). Hernach diejenigen, welche dem Prädicate näher stehen, nem

licll die „exponiblen“ Worte necessario und contingenter S“), incipit und

desinits‘). Zuletzt kommen noch jene Worte in Betracht, welche ein

est adoerbium quantitatis sicut ittag cum autem haec ratio mensurae contrahitur ad

rationem subiecti ratione praedicati vel ad rationem praedicati sic est dictio exclusioa u. s. f. ebenso. ratione subiectilu

78) Cum iam dictum vet determinata"! sit de dictionibus syncategoreuticis per

tinentibus ad subiectunu dupliciter possumus procedere, aut scilicet determinando de

Iu's, quae pertinent ad compositioneml aut de his quae pertinent ad praedicatum E!

primo modo procedentes determinernus de hoc verbo „ext“, non quia sit syncatego

reuma, scd quia a multis putatur esse syncategareuntu. E! itti nituntur hinc dicto

Aristotetis (s. Abschn. IV, Anm. 201 L), quod „es!“ significa! quandam compositionemy

quam sine compositis non est intelligereg credunt eniml quod hoc nconsigni/icareu sit

„ximu! significare“, et sic solum sit consigni/icatioum et pracdicativum sicut syncate

goreuma Sed contra verbum est notatio Pius, quod dicitur de alio, hoc autem est

praedicatum ; ergo omne verbum est notatio vet signum praedicatig ergo hoc verbum

„es!“ est signum praedicati et non solum compositionis praedicati cum subiecta Sed

dicent fortel quod „es!“ non est verbumy sed radix omnium verborum Sed contra

etc solo nomine et verba fi! propositioy ergo ipsum „es!“ est verbunL bicitur ergo

eonsignificare non quia cum alia dictione signi/icet et ingrediatur orationeml sed quia

cum principali sua signibcato compositionem significatl ab hoc autem non est synod

tegoreuma. Sed videtur adhuc, quod quando „es!“ est tertiam adiacens. non sit ittud

praedicalum, sed solum compositio...... tibi „es!“ non est tertium adiucensl dicitur

solum esse actuatej sed ubi est tertium adiacens et est praedieatio superioris dc in

feriore, tenetur aequivoce u. s. i.

79) Sequilur de hac dictione „1101!“ et videtun quod debeat esse uerbum, quia

significat divisionem1 et hoc, u! videlur, opponitur compositioni denotatae per hoc

verbum „esl“, et sic debet esse verbum sicut et ipsum contraria enim eiusdem sunt

generis. E! dicilar, quod haec ratio pecca! dupliciter..... Sciendum etiam quod

quandoque sistit in uno termino et tunc facit infinilationem, quandoque fertur ad eum

positionem unius cum alio et hoc duplicitery aut facienda negationem in genere aut

extra genus u. s. f. (folgen wieder mehrere Sophismen).

80) Sequitur de his dictionibus "necessario, contingenti-rul et sciendum. quod

haec dictio 7,m'ccssario“ potest esse categoreuma vet syncategoreumag si eategoreumal

sic est determinatio praedicatii si syncategoreumal tunc compositionisg et similiter

ncontingensu u. s. t. ebenso.

81) Sequitur de his dictionibus nincipit, desinil“, et scienduml quod uno modo

sunt syncategoreumatol alio modo cuteyoreumatay v. g. haec dictio nincipitu significa!

inceptionem alicuius actus in subiecto aut ratione suae rei aut inquantum est

praedicti/iiim et primo modo habet vim categoreumatisl secundo modo syncategoreu

matis . . . ‚ .. Sed vidi-tan quod nullo modo sit syncategoreumay scilicet quod praedi

catury est modus indicativusy sed.....non est alius indieatious quum hoc verbum

nincipitti ergo ipsum praedicatum ergo non est syncategoreumaa quia nullum syncaa

tegorcuma est subiectum net praedicatum sed magis subiecti ve! praedicati dispositim

Ad quod dicenduny quod dupliciter est dicere aliquid praedicatum esse, aut secundum

formam sermonis et modum construendi aut secundum rom; primo modo praedicatur

solus indieativusl secundo modo bene praedicatur infinitieusy ut . . . . .. si diceretur

nSocrates videt hominem nunc primo“, et sic si „viderc“ secundum rem praedicatur

et si ‚.incipl'!“ dicitur modo secundum quod praedicatum sic babet vim syncategorou

matis aliquo modo ‚ . . . .. consequenter quaerendum de expositionibus istarum dit-tionum

E! dicunt quidam, quod quandoque dicunt existentium in terminol quandoque viam

ad terminuml ut si diceretur nSoerates incipit esse albus“, primo modo significal,

Socratem esse in principio albedinisl secundo modo, quod sit in motu et via ad albe

dincmg et etiam quandoque coninnguntur cum permanentibusl quandoque cum succes

sivis; et sunt permanential quorum partes sunt simuL cuiusmodi est album; succes

sivu, quorum partes non sunt simuty cuiusmodi est currere...... Sed contra sit. quod

nSocrates incipit esse sanus et desinit esse aeger", tunc instans inceptionis et instans

XVll. Wilhelm Shyreswood. 23

gewisses Verhältniss zwischen zwei Subjecten oder zwischen zwei Prä

dicalen oder zwischen zwei Urtlneilen ausdrücken, d. h. die „(lonjunclio

neu“ 32), und zwar die „consecutiven“ si 83), nie! "“) und quin“), hierauf

desilionis au! erun! idem, e! Inne in illo e! sanus e! aeger, au! man! diversa, e! [uns

invenietar Icmpus, in quo mm eri! sunus nec aeger. Proplerea dieendum, quod omnis

pervnu!alio au! in rem successivam au! in permanentem u. s. f. ebenso.

82) I)e!erminalis diet1‘om'lms, quarum afficia per!inen! ad subieclmn e! eliam ad

praedicalum ra!imie rompusilionis, e! eliam de bis, quae licel ano modo sin! deler

mina!iones praedica!arum‚ uli0 !amen laude Sun! praediea!a‚ seqm'tur de dielionibus

perlinen!ibas ad unum subier!um ra!ione al!crius vel ad unum praediealum respec!u

alterin vel ad unam composi!ionem ra!inne allerius. Ilaiusmodi aalen: sun! emi

iuno!iones. Es! au!em coniunclio pars oraliom's indeelinabilis coniunc!iva aliarum

par!imn oralirmis; e! dico „paflium“, qnia live! coniunga! wallone:‚ hoc !amcn mm

es! nisi inqaan!um il!ae .van! parles ora!iom's eomposi!ae. (‘um ergo praeposilio si!

r!iam coniuneliva parlil!m 0ralianis, quaerenda es! di/ferenlz'a in!er haee. Ad qnod

diecndum, quod....... praeposilio habi!adinem diei! um'as ad aliad, coniunc!iu

au!em eoniungi! aliqaa, quorum neu!rum ad aliud habe! habitudinem.

83) Cum aalen: multae ein! specirs eonianr!ionum‚ so!um de canseealivis e!

copula!ivis e! disinnclwis man: intern 'mus, e! prima de consecu!ivis e! inler haec

prima de hae dic!ione „u“, _de qua..... dieimus, quod mnsequen!iam significat. E!

!unc quuerilnr (Ii/ferentia inler hau: „sequilur vel ordinalur“ e! haue diclionem „si“.

Ad hoc dieendurn, quod hau: die!io „si“ nola! eonsequenliam‚ secundum 'Zuod ever

cc!ur ab anima pro/erenlix. . . . . . . „Si“ diei! aliquam ran: sah condilione ad aliam,

„sequitur“ au!em non. l!em qaacrilur‚ quare nun addilur eonsequen!i‚ cum diea!

c0nsequenliam. Dieendum, quod mm dici! uliud sequi proprie, sed ad aliall‚ so. ad

an!ecedens faci! eonseqaentiam e! ideo an!ecedenli eaniungilur. Nune quacrenrlum

es!‚ quae si! eo‘mpusilio in condilionali‚ cirea quam si! veri!as e! falsi!as. E! dimm!

quirlam, haue esse circa composi!ionem eins, quod es!‚ so. ratione Imius' verbi „sequilur“

subinlelleeli. Sed eon!ra voz es! signum in!elleclns. .. ‚ ..‚ ergo..... „si Socra!cs

curri!‚ Socra!es movelur“ quanlum ad principalem in!ellee!am es! proposilio‚ ergo in

pn'neipali eins in!elleclu es! verilas e! falsilas...... Seiendum tarnen, quod haec

die!in „xi“ quandoque respici! !a!um consequens, quandoque verbum consequenlis;

prima modo faci! condi!ionalem, seeundn moda ea!eynricam de condi!ionali praedicato.

(nun folgen Sophismen) . . . . .. l!em quandoqae acta! aonsequenliam simplieiler‚

quandoqae a! naue rebus se haben!ibus....„ quandoque dici! aliquid sequi ad aliud

necessarie quandoque nu!a! eonsequenliam na!uralem‚ quandoque non naturalem;

na!uralem‚ u! quamlo nola! conseqams sequi ad anleeedens ratione alieuias haln'lu

dinis unins ad aliud,‘ nun naturalem, quando nolal oonseqaens seqm' ad an!eeedcns

mm ratione habiludinis unias ad aliu‚d‚ sed solam propler impossibilitatem an!eee

den!is ve! riecessi!a!em eonseqnenlis; prima modo no!a! ordinem remm secundam rem,

secundo modo nola! ordinem rernm seeumlum se1'monem. l!em quandoque in neu

nalurali...... ra!ionc cuiuslibe! !emporis quandoque ra!ione praesen!is vel

fulun' lemporis u. s. l. wieder Sophismen. Uebrigcns vgl. Anm. 617.

84) Sequilur de hau (lictione „nisi“, de qm] sciendum, quer! nolat canseqacn

Harn ad an!eeedens negatum, compoui!ur em'm ca: .ei e! non. E! quaeri!ur‚ quare

magi: si! caniunctia quam adverbium. Ra!io huins es!‚ qnod consecu!io eadi! super

uega!ionem e! es! complemcntum saae significa!ionis . . . . . . Es! aalen: videre, qaod

quandoque !ene!nr exoep!ive, quandoque canseeulive. Cum eanseaulivc !e11e!ur‚ mm:

hae eaedem possun! assignificari disline!iones de eo, quac de hac dic!ione „si“ u. s. f.

wieder Sophismen.

85) Seqailar de huc dic!iunc ,d{uin“‚ de qua sciendum, quod es! dielio vonse

caliva nolans eonseqaen!iam alieuius ad an!ecedens negalum; habe! enim negalionem

in se‚ u! hie „nun eum'!‚ quin movealnr“ es! sensus „si mm movelnr‚ mm eurril“.

E! es! sophisma: T1! nun po!cs vere negare, !c nun esse asinum‚ l‘robalio. Tu non

po!es negare vere necessarium; sed Inne es! necessarium; ergo non ‚wies vere negare

hoc; deinde ergo non potes vere negare, quor! nun sis asinas; ergo non p0!cs von:

negare, quin sis minus; ergo m es asinus (folgt die Lösung).

24 XVII. Wilhelm Shyreswood.

das „copulative“ et 86), und schliesslich die „disjunctiven“ vel 87), an“),

am“) und sive 90). Zeigt nun dieses Arrangement der Syncategoreu

mata im Vergleiche mit dem Texte des Petrus Hispanus und somit auch

sicher mit jenem verlorenen Texte des Psellus entschieden einen selbst

ständigen Charakter der hiebei gewählten Gesichtspunkte, und finden wir

ausserdem hier in den Gonjunctionen einen Bestandtheil dieser logischen

Theorie, welcher bei Petrus llispanus ursprünglich nicht beigezogen war

(s. hingegen die späteren Interpolationen in Abschn. XX), so bietet sich

uns noch eine andere höchst bedeutsame Wahrnehmung dar. Nemlich

Wilhelm äussert sich wiederholt ausdrücklich derartig, dass wir einen

bereits damals verbreiteten Betrieb jenes Abschnittes der Logik, welcher

die Syucategoreumata betrifft, voraussetzen müssen. Es wurde ja zufolge

seiner Angaben nicht bloss die Reihenfolge der Capitel bald so bald an

ders eingerichtet“), sondern auch an die einzelnen Syneategoreumata

selbst knüpften sich Controversen, indem z. B. Einige das Wort „es!“

wirklich als ein Syncategoreurna betrachteten 92), oder bei „incipit“ die

Frage aufgeworfen wurde, ob dasselbe das bereits eingetretene erste

Stadium des begonnenen Zustandes oder nur den Uebergang in das erste

Stadium bedeute 93), sowie hinwiederum bei „st'“ sich der Zweifel erhob,

ob es sich auf den dinglich objeetiven oder nur auf den sprachlichen

Zusammenhang beziehe 94).

Somit gewinnen wir nun (vgl. ob. Anm. 52) die begründete Ein.

sieht, dass auch Wilhelm Shyreswood nicht der Erste war, welcher das

Compendium des Psellus in das lateinische Abendland übertmg, sondern

dass er nur als ein uns zufällig zugänglicher Repräsentant einer verbrei

86) Sequitur de coniuncliom'bus oopulativis, cuiusmodi es! hoc ipsum „et“. ....‚

quod significot simul esse .... .. Diccndum‚ quod simul esse, quod dicilur per hoc

ipsum „et“, es! duorum praedicatorum in uno subieoto vel duorum subiectorum in

mm praedicato u. s. f. Sophismen.

87) Sequilur de hoc dictione „vel“, quae est disiuncliva eoniunctio... ‚. Et di

cendum, quod coniungit von: in unum sermonem, res aalen: disiungit ‚ . ‚ . ‚.quod eo,

inter quae disiungil, simul esse non possunl, cum dicit‚ allerum esse eerum, allerum

esse [nimm u. s. f. ebenso in grosser Ausführlichkeit.

88) Sequitur de hoc diclione „an“, quae..... significal dubilalionem‚ et intelli

gendum er! sie, quod cum dubitamus de duabus, an sil cousenh'endum quaerimus.

et talia duo com'ungi medionle „an“ . . . . . .. Ouaerilur autem, quae sit difl‘erenlia

mm „an“ et „aal“. Ouae talis esl‚ quod qui seit, an Soerotes ourral, seit deter

minale alleram parlem; scd qui seil, Sonalcm currcrc vel nun eurrrre, mm seil de—

terminate allerum. Et propterea „an“ dicilur elcotira eom'unclio, quia dioit clectioncm

allen'us parlis detenninalc n. s. f. Sophismen.

89) Seqw'tur d? h“ dimm" „M“, quae aliquando ponitur inlerrogotive, ut

„eurritne Socrates“, et ponilur pro „an“, quandoque pom'tur p1'ohihilioe; et hoc dicitur

quandoque sie, ul per ipsam ezereeatur prohibitio, quundoque autcm‚ ut ipsum pro

hibz'tum ordinelur cum aliquo praererlenti; exemplum primi .‚ne curros“, exemplum

seoundi „volo‚ ne curras“. Et sie de ipso est dubilotio in hoc sophismate: Tu vis‚

ne libi coneludalur‚ et eures, ne tibi concludalur; ergo idem in's et cauos n. s. f.

(die Lösung).

90) Sequilur de hoc dielione „sine“, de qua sciendum, quod ipso significat dis

i1motionem cum conditione u. s. w. Sophismen.

91‘) S. d. Stelle in Anm. 75 u. 78.

92) S. Anm. 78.

93) S. Anm. 81.

94) S. Anm. 83‚

XVll. Wilhelm Shyreswood. Lambert von Auxerre. 25

teten Richtung gelten kann (vgl. sogleich unten Anm. 97), indem wir

mit Gewissheit schliessen, dass schon im zweiten und dritten Jahrzehent

des 13. Jahrhunderts jenes byzantinische Original bei den Lateinern eine

einflussreiche Aufnahme gefunden haben muss (vgl. Abschn.XV‚ Anm. 1 fl'.).

Und wir finden es, — um von Vincenz von Beauvais abzusehen, bei welchem

anderweitige begründete Bedenken eintreten (s. unten Anm. 319—326) -—,

nun keinenfalls unerklärlich, wenn Albertus Magnus in einem Punkte,

welcher nur aus der byzantinischen Logik geschöpft werden konnte, eine

wörtliche Uebereinstimmung mit Wilh. Shyreswood zeigt (s. Anm. 470 f.).

Demnach kann es auch nicht mehr auffallend sein, wenn wir noch einen

zweiten Vertreter dieser Logik an Lambert von Auxerre (um die

Mitte des 13. Jahrh.) treffen, welcher als jüngerer Zeitgenosse des Wilhelm

Shyreswood, sowie als älterer des Petrus llispanus zu bezeichnen ist 95).

Auch er hat in seinem uns nur handschriftlich erhaltenen Werke „Summa

logieae""°) die Synopsis des Psellus zu Grunde gelegt, dieselbe aber mit

ziemlich reichlichem Studium des Boethius und theilweise selbst der Araber

selbstständig verarbeitet. Von der ausgedehnten Einleitung, welche Lamhert

vorausschickt, ist uns sogleich die erste Zeile wichtig 97), in welcher auf

die den „neuen“ Zuhörern dargebotenen „Summufae“ hingewiesen wird;

denn wir werden nicht irren, wenn wir hierin eben wieder jene That

sache erblicken, dass durch die Verbreitung der Schrift des Psellus die

Anfertigung derartiger Summulae eine ganz allgemeine wurde. Die ein

zelnen Punkte der Einleitung bespricht Lambert i|i Form der arabischen

Quaesita, d. h. stets Fragen aufwerfend und dieselben beantwortend ”8),

und in solcher Weise erledigt er zunächst in sichtlichem Anschlusse an

Alfarabi (Abschn. XVI, Anm. 13 u. 18) die Eintheilung der sieben freien

Künste 99), sowie die bevorzugte Stellung der „Logik“ innerhalb des Tri

95) Die wenigen bekannten Notizen über ihn s. bei I‚cbeu/, Memoires cancem.

I’ln'xl. eccl. et ein. d’Auzer-re‚ ll‚ p. 493 f. Ouelif, Seripll. 0rrl. Pracdic. l, p. 906.

96) Auch was den Lambert betrifft, wurde ich (wie bei Wilh. Shyreswood)

nur durch Haurdau, De la phil. scol. ll‚ p. 240 auf die Pariser Handschrifl ('od.

Sorbonn. 1797 hingewiesen. Die zweite von Haure‘au genannte Handschrift (nach

der Numerirnng des gedruckten Cataloges Cod. Reg. 7392) habe ich nicht benützt;

und nur auf diese wohl kann sich flaurdau‘s Angabe beziehen: „L’auleur commencc

par une analyse raisonnäe de l’lnlroduction, pm's if passe a l'Inlerpre'lalt'on, aus

Analytiques, nur: Arguments, an: Topt'ques. et finil pur [es L‘atz‘gon'cs.“ Auffallend

jedoch bleibt mir dabei, dass Haur!au dennoch jenes nemliche Proömium anftihrt,

welches in (Jod. Sorb. 1797 zu Anfang der Summa steht, welche eine hieven ganz

verschiedene Reihenfolge (nemlich eben jene des Psellus) zeigt.

97) Ul nom' arlium audilores plem'us intelligent ca, quer in Summulia cdoeentur,

valde utilis es! rognilio dicendorum.

98) S. die nemfiche Methode z. B. auch bei Avicennn. Abschn. XV1, Anm.

106 u. 113.

99) In primis quam'tur, quarc artisla dirifur audirc de artibus et non de arte.

Ad hoc dicendum est, quod septem sunl artes liberales, quamm tres vocanlur trivium,

quae aunt grammaliea, logica, rhetorica. Et dicuntur trivinm quasi tres viac ad

unum, so. in semonem. Omnes enim triviales samt de scrmone, sed dilfcrenler; quiu

grammnfiea circa sermonem considerat congruum et incongmum, ul congruum eligal

et incongruum fugiat; logiea vero circa semonem conaiderat verum et falsum, u!

verum eligaf et falsum fugiat; sed rhetorica circa sermonem const'deral arnafum et

in01nafum, ul omatum eligal et inornalum [ugiat. Alice quutuor eocanlur quadri—

man: u. s. w.

26 XVll. Lambert von Auserre.

viums w"), wofür er noch ein verstärkendes Motiv in den Angaben des

Boethius (Abschn. Xll, Anm. 76) findet 101). Unmittelbar hieran reiht er

in fast wörtlicher Uebersetzung der ersten Zeilen des Psellus (Abschn. XV,

Anm. 6) die Definition und Etymologie der „Dialektik“ 102)‚ springt jedoch

hieven bezüglich des Unterschiedes zwischen „Logik“ und „Dialektik“

wieder auf Boethius (Abschn. XII, Anm. 82) über, und giebt hiebei ge

legentlich die für uns wichtige Notiz, dass „ve!us logica“ aus dem Buche

über die Kategorien und jenem de interpr., hingegen „nova logica“ aus

den beiden Analytiken, der Topik und Soph. EI. bestehe l03), wodurch

wir sowohl einen Beleg für Obiges (Anm. 5) als auch einen festen An—

haltspunkt für Späteres gewinnen. Ferner unterscheidet er an der

„Dialektik“ eine wissenschaftliche (— scien!ia -—) und eine praetische

(— ars ——) Seite““), wobei er entschieden eine häufig angeführte Stelle

Isidor’s (s. Ahsehn. XIII, Anm: 26) im Auge hat; schliesslich aber wird

100) Ilem quuerilur‚ qaid si! logiea. Logiea es! scien!ia discernendi verum a

[also per argumenlalionem. Dicilur aalen: logieu a Iogos, quod es! sermo, c! yeos,

quod es! scien!ia‚ quasi scienlia de sermonl'. Scd cum sin! tres scien!iae de semxone‚

u! dic!um es!‚ et i!a quaelibe! po!es! diei onica, quaerilur‚ quare appraprie!ur illud

unum logicae pulias, quam grammalicae vel rhetoricru-. Ad hoc diceuduln esl‚ quod

aliqunlics‚ quod es! rommime mullorum, um' appropriatur pr0plrr cxccllenliam vel

dignitalem, u! si dicn!ur „apostolus diei!“, hoc in!elliyilar de Paula, quio

dignior es! aliis e! czcellen!ior. Ouad ]Illlt?l per eine diffinitionem latent: !agica es!

urs arlimn ‚ seientia seirnliaram‚ qua aper!a omnes aperinn!ur et qua elausa omnes

ali'ae claurlunlur‚ sine qua 11ulla‚ cum qua quaelibe!.

10]) Alia rali0ne diei poles!, quod es! dignior aliis, quia aliue modum prom

dendi, quem haben!‚ ‚Willi/"l a !ogica; modus cnim scien!ifieus, i. e. mvdas proce

dendi in scienliis, es! diffinire, dividere c! colligere sive eonferre, i. e. probare e!

improbare; sola loyiea hoc facil...... Hains signum esl‚ quod Boe!hius dividi!

logicam in principi0 Topieorum suormn in arlem inrenicndi e! in ar!em indi—

eundi.

102) Hera quaeritur‚ quid si! dyalec!iea. Dyalecliva es! ars nr!iam ad principia

anmium mellmdorum riam Imbens; sola enim dyalectiva prababililer dispu!a! de prin

cipiis 0mnium arlium. EI sciendum, qaod es! mellwdas an brevis e! /aeilis et semi!or

proportionalur; „am siea! semi!a dem! ad eundem Icrminum, ad quem la!a via, sed

hrevius c! expedi!ius, sie ad rognitiuncm eiusdem dumm! ars et mr!hudus‚ sed facilius

methodus, qmm; ars. Dicilur uu!em dyulerlina a dya, quer! es! lll!0, e! lezis‚ quod

es! ratio, rel logos.‚ f]!!0d es! sermo, quasi ra!io vel sermo duerum, so. opponenlis c!

aanlradieentis in dispu!alione.

103) Taue quaerilur‚ quac sil differentia intcr logicam e! dyaleclieam. Ad hoc

dieendmn, quod logica‚ secundum quod es! ars e! serundum quud es! scirn!ia. srmrior

es! ad dyulrr!ieum. Login: rnim scien!ia es! de onmi syllogismo docens‚ dyulretica

de syllogismo dya/ec!ico solum vel appuren!i dyalre!ico. Unde logiea lradi!ur in

omuilms libris logirue, qui sun! sez, so. über Praedicamenturum‚ über l’eiyermenias‚

qm" „nur diruntur ve!us Iogica, über Priorum, Posteriomm, Thopicorum et Elencho—

nun, qui qna!uar dicuntur nova Iogica; dyalee!ica vero !radilar in libro Thopicm‘iun

r! EIenr/iorum solum.

104i E! soiendam, quod scien!ia e! ars dilferan!; scien!ia eilim i'd, quod dicil,

nominal absolu!e, an rera dici! relalionrm ad opus; unde dya!rc!iea diri!ur seientia,

ieoundum quod dem! syllogismum dya!eclieum eons!iIur-re ex suis prineipiia, dici!ur

aalen: ars‚ seeundum quod u!i!ur syllogismo dyalertieo ad aliqaam con!roversiam ler—

minandnm.....‚ Quod po!rs! rideri in sind”: mor!ellus po!est esse subiec!um in arte

/'a(nili e! ms!rumentum; subiec!um dicilur marlellas‚ qmmrh; cum eonsliluit [aber ex

snis prirwipiis, dieitm' au!em instrumentam. quando illa marte!!o /oc!o n!i!ur ad alia

[olrricauda u. s. w.

XVll. Lambert von Auxerre. ' 27

die wesentliche Aufgabe der gesammten „Logik“ in die Lehre vom

Schlussc verlegt 10"’).

Hierauf aber geht Lambcrt sofort mit der Frage, warum die Logik

mit dem Begriffe des Schalles (sonus) beginne, auf die Synopsis des

l‘sellus über"°“), und entwickelt so die Lehre vom Urtheile vollständig

an der Hand des Psellus, indem er den gleichen Sinn bald wörtlich, bald

mit verändertem Wortlautc, bald mit. kleineren oder grösseren Erwei

terungen wiedergibt 107). Indem in solcher Weise über namen, rerbum

und oratio gehandelt wird, treffen wir bei letzterer bezüglich ihrer Ein

theilung nach Substanz, Qualität und Quantität (s. Abschn. XV, Anm. 12)

hier zum ersten Male den Memorial-Vers:

t)aac ca es! hyp, Ouali: ne vel elf, u 0uan!a pur in sin‘“).

Es folgt hierauf (s. ebend. Anm. 131.) die Lehre von] wechselseitigen

Verhältnisse der üblichen vier Urtheilsformen w"), sodann (ebend. A. 15)

in grosser Ausführlichkeit die Lehre von der Umkehrung“°) und hernach

mit Uebergehung des bei Psellus an eine falsche Stelle gekommenen

Capitels über das hypothetische Urtbeil‘“) sogleich die Lehre von der

105) Nolandum vero‚ quod . . . . .. to!a in!en!io Iogici esl, u! habca! xyllayismum

perfeclum, unde omm'a, de quibas lag]ious de!erminat, ralione syllngimi delerminul.

Bei Lambert kann ’diess sowohl auf Bocthins als auch auf den Arabern beruhen;

anders ist es bei Wilhelm Shyreswood, s. oben Anm. 32, weselbst die beidersei

tigen Quellen.

106) I!em quaeri!ur, quare loyicus incipit a sono et nun ab aliqua‚ quad xi!

anle sonum. Ad hoc dicendam, qaod lugicus es! arli/tu: scrmacinalis, e! quia de

considera!ione artificis sermocinulis m'hil ext, quod si! an!e sonum‚ ideo a sono in—

ripi! [unquam ab alliori. Sonus sie diffinilur: Sonus es! quidquid propric et per se

e! de se per audiiam percipilur u. s. w.

107) Z. B. was von: significaliva (Ahschn. XV, Anm. 7) betrifft, sagt Lamhert:

Vocasimponuniur ad significandas res secundum remm proprielaies e! eliam semmdum

rah'onem, u! homo dicilur, quia es! factus du hamo, e! lapis quasi Iaerlens pcziem,

e! sie de aliis. Von: significuliea ad placilum idem ast quod sonne. Scrmormm

alias complezas e! alias incamplezus; sermu ineomplexus vs!_. qui plura in so non

complecliiur . . . . . u! dir/da. Es! au!em dic!io secandam Bue!hium (Absehn. ‚XII,

Anm. 109) um'us vecabnli nuncupaliu, quac idem cs!‚ quod “minus, in quem resol

vi!ur prapusih'a . . . . .. Grammaiicus principuliler inlandi! de dic!ionc‚ quan!um ad

significatam generale, e! ideo non suppom'! diciioncm loyicus a grammalica‚ sed de

ea dclminal; aliler au!em eri! de li!!eris et syllabis, quia aliler non considcra!

logicus liltcras et syllubas, quam gramma!icus. Diriinnum alia nomen alia verbann;

hic posgi.g ‚]uu‚crgrc‚__.„‚ quare solum delermina! logicus Qflifl sccundum Boeiht'um (s. ehend. Anm. III) seine parles araldieom'nsomSiunnc! peu!!avnedrabco. . . ..

Pries dicendam es! de nomine quam de rerbo, eo quod sabiccla anlc ac!um‚ nomcn

antun significa! subirctum, verbam edlem actum. Namen es! n. s. w.

108) D. h. auf die Frage „Üuae?“ wird geantwortet mit ca[!cgorica] oder

hyp[o!helim], auf die Frage „Qualis?“ mit ne[gativa] oder aff[innativa]‚ auf die

Frage „Onanie?“ mit u[niversalisl oder par[licalaris] oder in[definila] oder sin[gu!qris].

S. Anm. 153.

109) Die gewöhnliche Figur jedoch fehlt hier.

110) Diele de proposilionibus parlicipanlibus u!roquc Icmu'no ad eundcm ordinom

dicendum es! de proposilionibus parlicipan!ibus u!roquc termino ad ordinis nommu

lalionem; ordinis cm'm commulatio idcm es! quod eonversio; es! autem cmwersio prir»

cipium reducendi syllogismos imperfec!os ad perfcclos . . . . .. Conversia aalen: es!

triplex‚ .tc. simpler, per accidem, e! per conlraposiüonem u. s. w.

111) S. Abschn. XV, Anm. 16 ff.

28 XVII. Lambert von Auxerre.

Aequipollenz (ebend. A. 18) mit Bciziehung der ersten vier bei Wilhelm

Shyreswood (oben Anm. 40) aufgeführten Memorial-Verse m); endlich

die Lehre von den modalen Urtheilen (Abschn. XV, A. 19 ff.) gleichfalls

mit obigen (Anm. 44) Versen geschmückt 113).

Dem hierauf folgenden Inhalte der lsagogc schickt Lamhert eine

eigenthümliehe Einleitung voraus, in welcher aber die Parteifrage über

die Geltung der Universalieu nicht mit einem Worte berührt ist‘“);

auch ist er in der Besprechung der einzelnen quinque voces weit aus

112) Diele de propositiom'bus eanverlenlibus dieeudam es! de aequipallenli

bus . . . . .. Am Schlüsse hievon: Seiendum, quod in aequipollentiis panun!ur qualaor

versus (so weist auch diese Ausdrucksweise auf eine allgemeine Receplion der

Memorial-Verse hin, vgl, 0b. Anm. 40 u. 44), quorum primus dici! aequt'pollentiam

huius signi „omnis“, secundus huius signi ‚.nullus“, lerlius Indus signi „aliquis“‚ e!

quarlus huius sigm' „aliquis non“. Primus versus es! iste:

Aequipollen! Omuis‚ Nullus non, Non aliquis nun;

Seeundus versus es! im:

Non aliquis, Nullus, Omnis non, so eomilaulur;

Tertius versus es! isle:

Non nullus‚ [Von omm's nun, Aliquis, eomilanlur,‘

Quarlus versus es! isle:

Non omnis, Non nullus neu, referun! Aliquis non.

[dem inlelliyeudum es! de islis signis ‚.ulerque‚ neuler, aller“ u. s. f. (Die kleine

Abweichung des Wortlautes der Verse von jenen bei Wilh. Shyl‘eswood zeigt die.

Vergleichung von selbst.)

113) Seiendum, quod proposilianum quaedam sun! de inesse e! quaedarnmadales

u. s. w. Die Verse stimmen vvörtlichsl mit obigen überein; die versinnlichende

Figur aber (ab. Anm. 45) fehlt hier.

114) Sequitur de praedical:ilibus. Sciendum au!cm, quomado diffiniuntur prac

dicabile e! praediea!um et praedieamenlum. Praedieamenlum unten! niln'l aliud es!‚

quarn ordinalia praedieabilium in linea praedieabili seeundum snb e! supra e! a lalere

e! in linea reela, uude illa lota ordinalio, quae es! inler genus generaliseimum

e! speeiem speeialissimam e! genera subalterna e! difl'erentias eollalerales, vooa!ur

unum praedieamentam‚ sicu! pate! in arlware Porphyrii in !racla!u Praedieabilium.

Sun! anlem deren! praedieamenla..„.. Diei!ur aalen: praedicalum i'd, quod referlur

ad subieclum in propositione‚ qnae sun! qualuor: di/finitio‚ aceidens, yenus e! pro

prium. l‘raedicabile idem es! quad dieibile, e! pales! dividi praedieabile, nam aliud

es! universale aliud es! singalarc..... Et es! singulare, quorl de uno solo praediealur‚

u! Suerales et l’lala. Sed conlra dieit Aristoteles in libra Praedieamenlorurn (s. Absohn.

IV, Anm. 476), quad per snbieeln nulta es! praedioalia, et vom! prima subieela in

dividua, unde aal! innuerc, qaod indiaiduum de nullo pracdiealur. Propler qu0d

dieendurn esl, quod ‚.praedieari“ difl'erenler dieitur‚ proprie e! eominuniler. E! es!

proprie praedimri de alique dici‚ quod es! posterius, e! de lali praedieatiane

in!elligil Aris!aleles, et sie solum praedicalur universale. l’raedirari vero camrnuniter

idem es! quod dici ita‚ qued mm fia! ais in hat proposi!ione‚ secuudum quod diei!

Boelhius (s. Abschn. XII, Anm. 124), quod nulla proposilio es! verior illa. in qua

idem de se praedieatur‚ i. e. sie poles! praedieari individuum e! sie in!elligit hie.

Universale aalen! idem es! quod aptum nahm die!" de plaribus (so Psellus, s.Abschn.

XV. Anm. 26) Ad euius evidenliam notandum esl, quod es! quidern universale.

quad mulliplicalur in plura supposila ac!u e! simul, u! homa‚ quia acta e! simul

plures homines saut; ahmt universale est‚ qnod non mal!iplicalur in plura supposila

acta e! simul, sed suceessive, u! phoem'z...‚. Aliud es! universale‚ quod neque simul

neque sueeessive mullipliratur in plura supposila‚ u! so! e! luna‚ quia una es! lumz

e! unus es! so], quae xemprr durabnnt. (All dieses Letztere erinnert uns an Avi

cenua, s. Abschn. XVI, Anm. 88 l) E! sie palel, quod noa amne universale diritur

de pluribus; (amen quaniam es! de so, i. e. de natura formae universalis, aplum

nahm! es! diei de pluribus. Praedicabilia vera saut: genus, speeies u. s. f.

XVII. Lambert von Auxerre. 29

fübrlicher als Psellus, jedoch ohne dass wir irgend Bemerkenswerthes

daraus hervorzuheben hätten.

Auch bei der sich anschliessetnlcn Erörterung über die Katego

rien ist der Text des Psellus häufig durch eingefügte Fragen und deren

Lösung erweitert‘“); zu beachten aber ist, dass bereits Lambert bei

den sechs letzten Kategorien, welche Psellus (Abschn. XV, A. 35) theils

kärglich theils gar nicht besprochen hatte, und deren vier letzte daher

auch bei Petrus llispanus ursprünglich fehlten (s. unten Anm. 173), die

nöthige Ergänzung aus Gilbertus Porretanus vornimmt‘“). Auch die

sog. Postprädicamente werden mit einer eigenthümlichen Bemerkung ein

geleitet H7).

Desgleichen werden sodann der Syllogistik allgemeine Gesichts

punkte vorausgeschickt, welche theils aus Boethius entnommen sind 11*‘)‚

theils deutlich auf arabische Litteratur hinweisen1 l9). Aber keinen dieser

115) Z. B. nach den Angaben über aequiroea u. dgl. fügt er hinzu: Ad evi

denliom proedic!orum quaeri!ur, quare in primipio praedicamentorum portanlur is!oe

di/finiliones et ad quid voleonl. Ad hoc direndum, quod . . . . deorm praedicamenla

possunl comparari ad sunm supm‘us, so. ad hoc quod es! ens, e! sie in her qaod

es! em aeqaivoeantur . . . . .. Secundo quaeri!ur, quare in plurali di/finiunlur . . . . ..

Tertio quaerilur‚ quare diflim'untur per „diri“ e! nun per „esse“ u. s. f.

116) Nemlich bei nativ, passio, quando, ubi, silus, habilus werden stets mit

den Worten „quod sie diffini!ur ab auelore sez princlpiorum“ die Angaben Gilberts

(Abschn. XlV‚ Anm. 488 ti‘.) angeführt Vgl. unten Anm. 308.

117) Post illa oero, quae dicla saut, dicalur de poslpraedicamenlis. Sed prima

uidelur, qaod poslpraedicamenla debeon! dici an!epraedieamenla, quia dic!um es! supro,

quod an!epraedicamen!a ad eogrtilionem praedicamenlorum aalen! e! ideo prorponun!ur

praedieamen!is; sed et postpraedicamenla aalen! ad praedioamenla; ergo qua ratione

illa dicun!ur onlepraedi'camenta. eadem ratione, ul vide!ar, is!a debent dici anteprae

dicamenta. Ad hat: dicendum, quod anlepraedicamenla e! poslpraedieamenla aalen!

ad cogni!ionem praedicamenlorum, sed diverse, quod anlepraedieamenla aalen! ad

eognilionem praedicamentorum in so, proa! omnia ipso ad aliquid superius compu

rart!ur, so. ad i'd quod es! ens . . . . ..,- sed poslpraedicameula aalen! ad eoym'lionem

quorundam, quae in praedicamenlis sun!, sicu! ad cognilionem eon!rarielalum e! pro—

prie!alum ipsorum, quod pale! de quolilre! praedieamenlo u. s. w. (Letzteres ist eben

die Behandlungsweise Gilbert’s.)

118) Sequi!ur de syllogismo, e! quia syllogismus es! species argumenlalionis e!

in diffinilione argumenlolionis penilur argumenlum, ideo videndam, quid xi! argumen

lum el quid urgumenlalio e! quo! orguntertlalionis siu! species e! quue. Argumenlum

aulem seeandum Boethium in Topicis suis (s. Abschn. XII, Anm. 165) es! ra!io rei

dubiae {idem faciens, ad cuius eridrnliam no!andam esl, quod ro!io dici!ar qaa!aor

modis u. s. w., d. h. er wiederholt aus Boethius (s. ehend. Anm. 82) die Einthei—

hing des argumentum in neoessarium, probabile und sophis!icum. »

119) Sciendum es! anlem, quod sylloyismi quaedam St!fll principia generalia.

quoedam anlem specialia. Mayis aalen: generalia sun!, quae in omni syllogismo re

periartlur, e! herum quaedam sah! malerialia, quaedom formalia. Malerialia sun!

lerrm'm' e! proposiliones, sed lermim' snn! maleria remola. proposiliones sun! materio

propinqua. Duo aalen: sah! principio syllogismi formelle, so. fiyura e! modus,

e! responde! [igura materiae remo!oe syllogismi, fll0tlll8 rero responde! maleriae pro—

pinquae (die ursprüngliche Quelle hieven s. bei Alfarabi, Abschn. XVI, Anm. 51 f.,

vgl. auch bei Algazali, ebend. Anm. 265, und bei Averroes, ebd. Anm. 317) . . . . . ..

Prineipio aa!em syllogismi magis specialia, quae speoiuliler in aliquilms syllogismis

reperiurtlur, et herum quaedam arm! perfidentia syllogismos perfeclos, quaedam vero

perficimlia sylloyismos imper/‘eelos. Principia perficienlia syllogismos perfec!os sun!

duo, so. diclwn de'onmi e! dielum de nullo; principia perficienlia syllogismos imper

fectos dao san!‚ so. aorwersio et redaclio per impossiln'le.

30 XVII. Lambert von Auxerre.

beiderseitigen Grundsätze benützt l.ambert irgend folgerichtig, sondern

springt hierauf sofort auf den Text des Psellus über, welchen er bezüg

lich der drei Schlussfiguren und ihrer Modi getreu wiedergibt, zuletzt

die nemlichen Memorial-Verse anführend, welche wir bei Wilhelm Shyres

wood trafen ‘20). Von Wichtigkeit aber ist uns; dass er eine ausdrück

liche und ausführliche Polemik gegen die Berechtigung einer vierten

(d. h. der sog. Galenisohen) Schlussfigur übt 121), wenn es auch eigen

tlu‘imlich ist, dass er gerade nur in diesem Punkte dem Aristotelismus

des Averroes (Abscbn. XVI, Anm. 322) folgt, während er durch andere

Bemerkungen desselben (s. z. B. ebend. Anm. 321 betreffs der letzten

fünf Modi der ersten Figur) sich gegenüber dem Psellus durchaus nicht

beirren lässt. Die Syllogismen aus modalen Urtheilen sowie die hypo

thetischen fehlen auch hier 122). ‘

Hierauf folgt als „dialektische Argumentation“ die Topik mit Zu

gruudlegung des Textes des Psellus 12"‘), und unmittelbar hernach die

Sophistik 12‘), welche er hiemit an einer anderen Stelle, als Wilhelm

Shyreswood (ob. Anm. 65), ergänzend einreiht; aber sowie diese Anord

120) Notaudi sun! istt' versus (s. dieselben oben Anm. 52)....‚ Worauf in

gleichen Worten wie bei Shyreswood die Angabe folgt, wie die Verse sich auf die

drei Figuren verlheilen, sodann aber: Et sciemlum, quod si in oliqua dictione in

veuiunlur plures syllßbat’ qnam lrex, m‘ln'l designunt, scd solum appommtur propter

metrum. lle1n scicudum, quorl per voralem pn'mac syllabue datur intelligi molar pro

positio, per vocalcm srcuuduc minor, per vocalem lerliae conclusio. Hierauf mit den

selben Worten wie bei Petrus Hispnnus (s. unten Anm. 187) die Bedeutung der

vier Vocale und der als Fingerzeig der Beduction dienenden Anfangsbuchstaben

lt, C, D, l". Sodann: Proposilio illa‚ quae dicitur intellt'gi per vocalem, qnam se—

qm'tur S, convertitur simplicilcr; xi vern sequitur P, oonvcrlitur per arcidens; si si!

M, 0st Iranxposilio in pruemisris (—- somit auch hier das auf den Arabern beruhende

Wort „praemissa“, s. Anm. 52); in qpa pom'lur C, (lebe! reduci per itnposst'bilr.

121) l!em possit aliqut's dieerc, cum sit uua figum, in qna medt'us praedicatur

in u!raquc pracmissarum, alte, in qua subiim'tur in utraquc‚ c! alle, in qua suln't'ci

!ur in una c! prucdiratur in altem, ideo virletur, quod dchea! esse quarta figura, in

quu medius praedieclur in mat'on' c! subiicialur in minori. Ad hoc dieendum, quer!

tantum um! trcs figurac sylloyismi; cm'us ratio ext, qttt'a mrdfum in syllo_qirmo (zu!

habe! modum yvneralissimum rel primi in online prncdt'rabilium‚ e! sie cst sammle

fiquru, in qua medium supmpoflilur extremitetibus; an! habe! modum specialisst'mum

rel ultinn' in orfil'natiune prucdicabilium, e! sie es! ter!ia fiyum, in qua Medium

811i!ilfiltlf e.rlremis; au! haltet modum medii in o!‘1lirttlli0fl8 pracdicubilium, eo quer!

supponitur alii extremitnti e! alii snpraponitur, et !uuc es! prima figura. Alte fiyura ‘

esse nun potest, in qun medium praediralur de nwiore rx!remi!ale et subüciotur

minori extremitatt'; num sccnndum itlam dispositiouem medii oporleret sumere mm'o

rem falsam, si stutzerelur universulis, er! opurlere! xumerr purlirulurrm, et tun: non

sequeretur conclusio, 1mm si dica!ur „Ornur ultima! es! Ito1no, omm's homo es! risi—

ln'lo, ergo omnc risiht'le cst animal“, maior cril /ulsa‚ quu sumptn particulart'ler mm

sequitur eonclust'o.

122) Vgl. oben Anm. 54 u. unten Anm. 190.

123) Habilo superius de nrgmucutationc sylloyislica, prout es! dialeclica e! per

losem dialt‘cticum confirmalur. nutze de Incl: dialectict's direndum ext. In der Reihen

folge der Topen stimmt l.amherl bei den loci extriuseci fast völlig mit jener Ah—

weichung bei Wilhelm Shyreswood (Anm. 56) überein, nur ist hier der 'l‘opus a

ximili nach jenem a minon' gestellt.

124) l)icto de locis dialcrticis diccnrlum e:t de locis sophivlicis u. s. w.

Der Inhalt aber erstreckt sich auch hier nur auf die erste Hälfte des aristotelischen

Buch-s (vgl. oben Anm. 65 und unten Anm. 197).

XVll. Lambert von Anxerre. 31

nung, ebenso stimmt auch der Text der Soph.El. fast wörtlich mit jenem

des Petrus Hispanus überein.

Den Schluss aber bildet auch hier die Erörterung über!ermi

norum proprie!ates‚ wobei auch Lambert (wie Wilhelm Shyreswood)

sich gegenüber dem byzantinischen Originale eine Selbstständigkeit in An

ordnung der einzelnen Abschnitte bewahrt, jedoch in Behandlung des

Einzelnen dem Petrus Hispanns weit näher steht. Er bezeichnet als Ge

genstand dieses Theiles der Logik: sappositio, appetlatio, resh-ietio,

dislributio, relatio, und äussert sich dabei, was das Verhältniss der

significalio zur suppositio betrillt (s. Abschn. XV, Anm. 66) ziemlich aus

führlich und selbstständig“““). Die suppositio, welche er (wie alle übri

gen derartigen Begriffe) vorerst nach verschiedenen Woribedeutungen

zerlegt‘“), theilt er sodann (vgl. ehd. Anm. 67 f.) principiell in suppo

sitio proprie dicta und in copulatio, womit die grammatischen Formen

der Worte in Verbindung kommen H7); die Eintheilung der Supposition

stimmt, abgesehen von kleinen Abweichungen, mit jener bei Psellus völlig

überein 128). Hernach aber lässt Lambert die appel!o!io folgen‘"), und

erst hernach die res!rictio und die amplia!io, welch beide er parallel

miteinander verflochten behandelt‘“); sodann reiht er die dis!ribu!io

125) Qnia logica eonsidcra! !enninum‚ idro voiivenirns es!‚ n! de!enninet de

!emtino ipso...... Mul!ae aalen: saut prapric!ates Icrmini, so. suppnsilio‚ appella!i0‚

restrie!io‚ _dis!ribulio e! relatio...... Sed quitt significalio es! sieu! perfec!io !ermini

e! proprielates !er1nini super significa!ione fundan!ur‚ ideo in principin ad ariden

!iam sequenlium videndum es!‚ quid si! !crrnini significalio...... Significalio es! in—

tellec!us rei, ad quem vor imponi!ur . . . . .. l)i/fer! autem signifieatio a suppostlione

in hoc, quod prior es! significalio‚ e! quer! siynificalio schon er!cnrlilur ad

1'Nll‚ ad quurn siyni/ienndam. impani!ur !erminus‚ ‚vor! snppasilio nun solum ez!en

di!ur ad ’N’fll, quae per !erminam significa!ur, sed po!es! M'IGMÜ ad supposi!a can

!en!a sub illa re u. s. f.

126) Suppositio qna!aor modis dici!ur: substan!iva designa!io.....‚ acceplio

proposilionis..„„ ordinatio parlium..... .‚ aecep!io !er1nini pro so sive pro re sna

vel pro aliqao supposito coulen!o sah re vc! pro aliquibus suppositis eon!enlis sah

re suo. E! ideo quar!o modo es! hie in!en!io u. s. f.

127) Supposi!io commum'ter dic!a dividi!ur in sapposi!ionem proprir dic!ain e!

aopulalionem..„.. E! es! snppositio proprie dic!a arrep!io !ermini rem fixam e! per

se slanlvm reprm'sentaulis Copillalio es! acceplio !mnini rein dependenlem re—

praeseritanlis. Die!iovmm quaedam supponun! !nn!um u! namina subs!anlira‚ quar

dmn copu!an! lan!um u! nomina adierliva‚ quaedam vero supponan! e! eopu!anl n!

eo, qaae sun! adire!iva re‚ sabslantira eero uoee, a! „armi_qer, dar“ n. s. I'.

128) Supposi!io potes! sie dividi: alia es! naturalis e! alia uccidrnlalis......

Aceidentalium alia es! simplez alia personalis..... Personalium alin disarela alia

commum's..... Communium alia de!ermina!a alia eon/usa.... . ('on/usarum a!ia ve

hemens mobilis ulia exi!is mobilis u. s. 1'‚

129) Appellatio diritur quu!uor inodis: ....praprio nominalm......‚ proprie!as

nominum......‚ acsepliu lennini pro supposi!a sah suo significoto.....‚ acceplio ler

mini pro supposi!o vc! pro supposilis acta existenlilms...„ Quar!o modo es! prin

ripalis in!entio u. s. f. (eine Menge von Quüstionen und Sophismen).

130) Sequilur de restrie!ioue e! amp!iatione..... Reslria!io es! mineralio ambi!us

!ermiui eommunis, seeundum quam pro paueiwibus suppositis !enclur !erminas com—

munis, quom exiga! sua ac!ualis snpposilio Amplialio es! ex!ensio ambi!us !er

mim' communis, secundam quam pro plnribus supposilis lenclnr !erminus conmmnis,

quam ewige! ac!ualis sna suppositio u. s. f. (Dass Wilh. Shyrcswood die rex!riclio

und amplialiu nicht blass unter sich, sondrrn auch mit der uppellalio verflouhl‚

(s. oben Anm. 64.)

32 XVll. Lambert von Auxerre. Petrus Hispanus.

an 131) und zuletzt noch die relalio 132). Aber trotzdem ist der lnhalt

dieser genannten einzelnen Capitel dem Sinne nach (wenn auch nicht dem

Wortlaute nach) enge an das für uns verlorne griechische Original ange

schlossen, d. h. Alles finden wir bei Petrus Hispanqs wieder. Hingegen

was bei Letzterem zu den Ewponibilia gehört und was bei Wilhelm

Shyreswood den Inhalt der Syncategoreumala bildete (ob. Anm. 66 ff.),

hat Lambert simmtlich hinweggelassen 133).

Das Bisherige wird nun sicher den genügenden Nachweis enthalten,

dass die byzantinische Logik des Psellus bereits vor und auch neben der

Thätigkeit des Petrus Hispanus bei den abendländischen Lateincrn einen

ausgedehnten Wirkungskreis gefunden habe. Und sowie die mitgetheilten

Belegstellen beurkunden, dass man jenes neu eintretende Material (nament

lich den Abschnitt über die proprietates lerminorum) immerhin mit einer

gewissen individuellen Freiheit verarbeitete‘“), so ist nun auch die Frage

über den Petrus Hispanus selbst so ziemlich aufgeklärt; denn wir er

kennen, dass er unter mehreren gleichartigen Schriftstellern, obwohl bei

weitem der einflussreichste, doch das wenigste individuelle Verdienst hat,

indem er eine neue Quelle, welche schon einige Zeit vorher eröffnet

worden war und zu Verschiedenartigem angeregt hatte, lediglich objectiv

abschreibend reproducirte 135). Kurz es hat sich uns nun quellemnässig

bewährt, was schon oben gelegentlich des Psellus (Abschn. XV‚ Anm. 87 ff.)

gesagt wurde. Aber sowie ich dieses ganze neue Resultat nur aus hand

schriftlichen Quellen gewinnen kounte, so stellt sich uns zur vollen Er

gänzung der geschichtlichen Forschung die Nothwendigkeit recht lebhaft

vor Augen, dass veröffentlicht werde, was irgend Wichtiges noch in Hand

schriften verborgen liegt. Bedenken wir, dass zwischen Petrus Hispanus

und der Praxis der Buchdruckerkunst ein Zeitraum von zweihundert Jahren

liegt, und dass zur Zeit der ersten zahlreichen Drucke logischer Compen

dien Petrus llispanns bereits längst eine fast ausschliesslichc Auctorität

errungen hatte, so bleibt wahrlich noch ein weiter Spielraum für logische

Schriftsteller offen, welche im 13. Jahrhunderte oder zu Anfang des 14.

131) Distribulio es! um'us in diverse diuisio u. s. f.

132) Relativ es! respettiva habiludo es! ante Ialac rei recordalio . . . . ..

Relativormn sunl aiiu relative substanliac alia relative accidenfium . . ‚ . .. Relativorum

substantiae aliud es! relativum ydemptilalis, uf „qui“, uliud es! relalirum diversi

fulis, u! „alias“ n. s. w.

133) Möglich wäre wohl, dass dem Lambert nur eine unvollständige Ueber—

selznng des Psellus zu Gebot stand; jedoch nach seiner ganzen Art und Weise

dürften wir eher annehmen, dass er absichtlich jene ganze Gruppe bei Seite licss.

134) Ich habe in dieser Beziehung absichtlich im Vorigen mehrfache Proben

des Quellen-Textes gegeben, denn derjenige Leser, welcher die Sache genau nimmt,

kann hiernach durch einlässliche Vergleichung von selbst ersehen, wie manigfaltig

das gleiche Thema variirt wurde.

135) Es ist z. B. haarer Unsinn, wenn Bist. litt. de in France, XIX, p. 326,

gesagt wird. Petrus Hispanus habe bei der damaligen Unverständlicbkeit des Ari«

stoleles‘ eben einen leicht zugänglichen Auszug aus dem Organen angefertigt (konnte

er denn etwa auch die fünf“ theophrastischen Schlussmodi aus Aristoteles excerpiren.

oder wo fand er denn bei Aristoteles die proprielales leiminorum oder die syncu—

legoreumata?!) Doch die Verfasser der ”ist. litt. de in Franc: zeigen ja überhaupt.

so häufig die lobliche Gewohnheit, über Dinge zu schreiben, welche sie höchst

flüchtig oder auch gar nicht gelesen haben.

XVII. Petrus Hispanus. ' 33

nicht völlig im Schlepptau des Petrus Elispanus sich bewegten, sondern

eben nach Art eines Wilhelm Shyreswood oder eines Lambert von Auxerre

den byzantinischen Stoff selbstständiger bearbeiteten oder auch, was nicht

sehr schwer war, selbst bereicherten. So ist es nicht bloss möglich, son

dern selbst sehr wahrscheinlich, dass, was den verschiedenartig gestalteten

Inhalt der Syncategoreumata bildet oder was wir später unten bezüglich

der Obligatoria, Insolubilia und Comequentiae anführen können, wenig

stens im Keime ursprünglich schon damals, d. h. in den ersten Jahr

zehenten der Wirkung byzantinischer Logik, aus dem Compendium des

Psellus sich entwickelte 136).

Wenden wir uns hiemit zu demjenigen Autor, durch welchen die

Synopsis des Psellus eine dritthalbhundertjährige Herrschaft erlangte, nem

lich zu Petrus Hispanus (geb. um 1226, gest. als Papst Johann XXI.

i. .I. 1277), so berühren uns hier seine biographischen Verhältnisse ebenso

wenig als seine medicinischen oder theologischen Schriften 13"). lusof'erne

hingegen die Frage nicht ganz zu umgehen ist, ob jener Petrus Hispanus,

von welchem die berühmt gewordenen „Summulae“ herrühren, wirklich

der nachmalige Papst Johann XXI. sei, so muss bemerkt werden, dass

allerdings die Dominicauer für sich die Ehre in Anspruch nahmen, den

vielgepriesenen Autor zu ihren Ordensmitgliedern zu zählen 133); jedoch

abgesehen von den Bedenken, welche an sich jene häufig geübte littera

rieche Eitelkeit und Rivalität der Orden darbietet, und selbst abgesehen

von einem kleinen chronologischen Zweifel 139), könnte sich vielleicht jene

Angabe der Domiuieaner auf eine für dieselben unverfängliche Weise da

durch erklären, dass ein späterer Petrus Hispanus aus dem 14. Jahrh.,

falls derselbe wirklich Dominicaner war, die Veranlassung zur Verwechs

136) Sowie ich daher schon im 2. Bande wiederholt auf neue Eröffnung hand

schriftlicher Quellen hingewiesen habe, so kümmt es mir überhaupt nie in den Sinn,

meine wahrlich aufreibende Forschung irgend für eine abgeschlossene zu halten.

Ich besorge allerdings nicht, aus demjenigen, wa‚s gedruckt Vorhanden ist und auch

mir in reichem Maasse zu Gebot steht, wesentliche Widerlegungen erfahren zu

müssen, aber ich wünsche aufrichtigst, dass meine Resultate durch handschriftliche

Publicationen ergänzt und berichtigt werden. Die fraglichen Punkte, um welche es

sich handeln kann, und vielleicht auch die Richtung der Beantwortung glaube ich

mehrfach hervorgehoben zu haben. In Paris, in London, in Oxford (vielleicht weniger

im Escurial) muss sich gewiss noch Manches finden.

137) Ich. Tob. Kühler, Vollständ. Nachricht v. Pabst Johann XXI. u. s. w.

Göttingen 1760. 4. gibt eine reichhaltige Zusammenstellung, welche allerdings an

der geschmackloseu Darstellungsform jener Zeit leidet und zumal erklärlicher Weise

betreffs der Logik auf mangelhaftem Wissen beruht.

138) Autoren, welche diese Ansicht vertreten, sind angeführt bei Nie. Antonius,

Ifibl. Hisp. vetus. Lila. Vlll, Cap. 5, ä. 162 thrsggh. v. Prrez Bayer. Madrid 1788.

fol. Vol. II, p, 76); vgl. auch Ouclif‚ Scriplt. Ord. l‘raedic. l, p. 485 f. Namentlich

warf man sich auf eine Angabe des Joh. Marietu (De los sanlos du Espnria. I.ib. XXI,

(Zap. 57) und des Job. Lopez, Hisl. gen. lll, p. 297, wornacb unser Petrus Hispanus

in dem navarrcsischen Dominicaner-lfloster Stelle gelebt haben und begraben sein

soll. Was übrigens die Summa/m: selbst betrifft, zeigen auch Antonius und Quelif

die gleiche Unwissenheit wie alle Anderen, und von solcher Beschaflenbeit war dann,

was die Verfasser der ”ist. litt. de 1a Fram‘e abzuschreiben fanden.

139) Da das genannte Kloster Stelle nicht vor d. J. 1260 gegründet wurde.

S. Oueti/ a. a. O.

Piuum, Gesch. III. 3

34 XVII. Petrus Hispanus.

lung darbot “°). Erscheint uns daher, solange nicht irgendwie entschie

dene neue Gegenbeweise aufgefunden sind, die gewöhnliche Annahme 1“1)

immerhin als zulässig, so ist für den geschichtlichen Verlauf jedenfalls

das Wichtigste, dass auch selbst jener angebliche Dominicauer Petrus

Hispanus in den Anfang der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. verlegt wird,

und audrerseits, dass der Verfasser der Summulae sicher in Bälde als

identisch mit einem Papste galt (— mag er nun wirklich die Tiara ge

tragen haben oder nicht —-—); denn aus letzterem Umstande ist es ent

schieden zu erklären, dass in der Sehultradition gerade sein Compendium

viele andere verdrängte und sich einer einmüthigen Auctorität erfreute.

Jedenfalls ist unter den ähnlichen Erzeugnissen jener Zeit das Com

pendium des Petrus Hispanus das geistloseste, insoferne es ohne irgend

einen einzigen eigenen Gedanken nur den Grundlext der neu eingeführten

byzantinischen Logik wiederholt. Ob der Verfasser selbst des Griechischen

mächtig war, um den Psellus zu übersetzen, oder ob er nur als Ab

schreiber einer bereits vorhandenen getreuen Uebersetzung sich seinen

„weltgeschichtlichen“ Einfluss errungen habe, lässt sich nicht entscheiden;

der „Schweiss des Angesichtes“ kann in keinem der beiden Fälle gross

gewesen sein. Jedoch eben um des Einflusses willen, welchen Petrus

Hispanus auf sehr lange Zeit ausübte, müssen wir seine Summula aus

führlicher darstellen, können uns jedoch hiebei in jenem Theile, dessen

griechisches Original uns vorliegt, durch Verweisung auf das im XV. Ab

schnitte Gesagte kürzer fassen (den Anmerkungen es überlassend, zur

Vergleichung der Uebersetzung mit dem Originale zu dienen), und müssen

nur im zweiten Haupt-Theile dasjenige, was ausschliesslich in lateinischer

Form erhalten ist, einlässlicher erörtern (s. Abschn. XV, Anm. 86).

Es findet sich eine ausserordentlich grosse Masse von gedruckten

Ausgaben des Petrus Hispanus aus jenen Jahrzehenten, in welchen den

selbe noch nach Erfindung der Buchdruckerkunst an allen Orten in un

getrübtem Ansehen stand. Sie enthalten sämlutlich im Ganzen und Grossen

den nemlichen Text1“), und wenn wir die unsägliche Mühe nicht scheuen,

aus den Schätzen grösserer Bibliotheken die erreichbaren Exemplare sorg

140) Nemlich Nie. Antonius (a. a. O. p. 76) fuhrt aus Petrus Cirvelo's Com

mentar zum Petr. llispanus (— In Sumnmlas Petri Hispani a se dumm corrrrlus ac

honae solidueque dortrinae documentis illustrutas pracclarissimus commenlarius. Sal—

munlicu. 1535, ein Buch, dessen ich nicht habhaft werden konnte —) mehrere

Notizen an, welche einen Petrus Hispunua innior betreffen (namentlich habe derselbe

die Summulas des Aelteren in abgekürzter und gleichsam geläuterler Form bearbei

tet), und weist dabei auf einen Dominicaner Petrus Hispanus hin (p. 77)., welcher

i. J. 1396 in kirchlicher Beziehung zu einer hervorragenden Stellung gelangte.

141) Vertreter derselben sind genannt bei Antonius a. a. O. p. 75. Uebrigens

wird erklärlicher Weise in derartigen Fragen kaum irgend Gewissheit zu er

reichen sein.

142) Zur leichteren Orientirung des Lesars möge dienen, dass die Logik des

Petrus Hispanus in folgende Hauptahschnitte („Iraclalus“) Zerfällt:

l. Lehre vom Urtheile

ll. Die quinque voces

lll. Die Kategorien

IV. Syllogistik

V. Topik

XVII. Petrus Hispanus. 35

fällig zu vergleichen'“), so finden wir nicht nur, welch bodenloses Ge

rede es sei, wenn man stets von „mehreren“ oder „zahlreichen“ die

VI. Saphist. Elche/xi

VII. Tenninorum proprietates, nemlich

1. Suppositt'o, und zwar

a) an sich

b) relativorum

. Ampfiafio

. Appeüaüo

. Restrictio

. Distributio

Exponibitia.

143) Mir standen, was den Text betriflt, folgende echtundvierzig Ausgeben

(theils mit theils ohne Commentar) zu Gebot:

I. fünf Leipziger Drucke:

A) Textus summutarum Petrt' Hispam' per tractalus et capitula divisus cum

quc :ingutorum traclatuum summariis figuralt'ter resolutis cuüibet studiaso

multum profuturt's etc. Am Schlusse: Lyptzk per Metchiorem Letter.

1499. fol.

B) Textus septem tractatuum Petri Htspam' per tructatu: et cupt'tuta distinctus.

in quilms succiucte brevt'terque inquiruntur, quae in Iilm's logicalibus

Aristotetis difl'ust'us tractantur. Am Schl.: Per virum Melcltior Letter opt

darmm Liptzensis [sie]. 1506. 4.

(t) Ebenso. Am Schl.: Liptzk per Metchiorem Letter. 1509. 4.

D) Ebenso. 1510. 4.

E) Ebenso. Am Schl.: Ex offirina Melchian's [sie] Lotthm‘. 1516. 4.

Diese fünf sind sämmtlich unter sich identisch und weichen nur durch ver

einzelte Druckfehler von einander ab; sie geben den Text der genannten (vor.

Anm.) Tractate, halten aber in den Kapitel-Ueherscbriflen stets die Parallele

mit dem aristotelischen Organon ein; nur A gibt nach den einzelnen Tractaten

ehHheüende Ueberflchßn.

II. Ein Incunlbel—Druck ohne Ort u. ohne Jahr:

F) Trutatus magistn' Petri Hispmu'. Am Schl.: Finium summulae Petri Hispuni

bt’1te cmendatae et correclae. 4.

Durchgängig identisch mit den Leipzigern; nur fehlt der letzte Abschnitt, d. h.

Exponibtlia, und ausserdem sind die Unterabtheilungen des 7. traclatus in den

Ueberschriften als selbstständige 'I'ractate fortlaufend numerirt, nemlich 8 de

retott'tn's, 9 de emplt'att'one u. s. f.‚ wornach das Ganze aus 12 tractatus besteht.

(In beiden Eigenlbümlichkeiten stimmen die unten anzuführenden Drucke 2—9

mit diesem überein, blass in der Art der Numerirung aber auch die Drucke

u-—r.‚ m—n, z).

III. fünf in Deutschland erschienene Drucke mit dem Commentar des Versor (die

Venetianer Drucke s. unten Y—ß), nemlich:

G) Diele Versoris super septem tractalus Magislri I'eln' Hfspani cum textu.

Am Scbl.: Anno domim' 1487 (wahrscheinlich in Köln). fol.

II) Ebenso. A. Schl.: A. domim' 1488 (wahrsehl. in Köln). fol.

I) Ebenso. A. Schl.: Colom'ae per Henr. Ottt'ttlßli. 1489. 4.

K) Ebenso. A. Schl.: Per Anlhom'um Koberger Numbergae. 1495. 4.

L) Ebenso. A. Schl. nur: Fintt fvlieiter (wahrschl. in Köln 1497). fol.

Sämrritliche fünf unter sich völlig identisch, geben den Text in gänzlicher Heber

einstimmung mit den Leipziger Drucken. Nur fehlt hier, sowie auch in DI-»ß‚

2—1, das letzte Capitel des 4. Tractates (De potest. sylt); auch sind in

fllßl. ebenso wie in F die Unlerabtheilungen d:-s 7. Tractates eigens

numerirt, womacb trotz der Angabe auf dem Titelblatte doch 13 tractalus

erscheinen.

IV. acht Kölner Drucke mit thomistischem Commentare des Lamhertns de Monte:

II) Copuluta onmium tractatuum l’etrt' Hysparn', etiam Sinnethegoreumatum et

parvorum toyicatium cum teztu‚ secundum doetrinam divi Thema Aqui

9mbüm

31

36 XVII. Petrus Hispanus.

Dialektik betreffenden Schriften des Petrus Hispanus sprach (so die in

Anm. 135 u. 137 f. genannten Autoren); denn Alles, was uns unter ver

lll)

0

P)

o)

8

v

)

v

nalis iuxla proccssum magislrorurn Colom'ae in bursa montis regcntium.

Impressa per Liiskyrchen. Am Schl.: Coloniae. 1480. 4. Worauf mit

neuer Paginirung, aber ohne neues Titelblatt, der 7. lractatus und das

an ihn sich Anrcibende folgt, woselbst am Schlusse: luxta processum

magislrorum Coloniae regentium in bursa magistri Lamberti de Monte,

artium ac s. theol. professoris eximii . . . . . . . Coloniae anno magesimo

suprn millesimum qualerque centesimum; jedoch sind beide Theile mit

den nemlicben äusserst alten Lettern gedruckt‚ und sonach „nonagesimo“

wahrscheinlich Druckfehler für anlegesimo.

Ebenso; nur fehlt der Name des Druckers. In beiden Abtheilungen am

Schl.: Coloniae. 1489. fol.

Copulala amnium traclaluum Pelri Ilyspam', parvorum logicalium‚ etiam

syncalltegoreurnatum, cum leztu. denuo diliyentissime correcta setundum

doclm'num u. s. w. wie so eben... .‚ regentium. A. Schl.: Colom'ae. 1490. 4.

Hierauf mit neuem Titelblatte und neuer Paginirnng: Copulala super omnes

Iractalus parvarum logicaliurn Petri Ilispam' cum texlu eorundcm pulcher

rinne inserlo. denen diligentissime correcla. Am Schl.: Coloniae. 1490.

Dann abermals mit neuem Titel u. neuer Pagininxng: Traclatus sincuthe—

goreumatum Pelri Hyspani cum pulcherrima's sophismalibus, qm' nouiter

correclus cum dila'gentia volenlilms in Iogia's subtililer speculan' es! mul

tum ulilis. (A. Schl, Nichts.)

Texlus et copulatn omniurn lraclaluum Pelri Hispam', etiam parvorum lo—

gioalium et truclatus syncuthegorematum, quem aliqui octavum rocant‚ cum

quilmsdam uliis sagaciler adiunclis. iterum atque ilrrum diligenlissime

correcta seclmdum doclrinam irrefragabilem divi Thomae Aquinnlis ac iuzla

frequens erercih'um magistrorum Coloniae infra sedecim domos in I:ursa

Menüs regenti'um‚ in hunc unum librum congestu. Am Schl.: Coloniae.

1493. 4. Hierauf mit neuem Titel u. neuer Pnginn: Copulata super omne:

lradalus parvorum logicalium Pelri Hispani an super Ircs lraclalus Mo

dernorum teztui pulcherrime annolata in urgumenlis et repliris denuo

diligenlissi‘rne correcta iuxla inviolatum protessum magislrorum Colom'ae

bursam Menüs regenlium. (A. Schl. Nichts.)

Wörtlich ebenso. Coloniae. 1494. 4.

Copulala cammenlaria textiu' omm'um traclaluum Pein" Hyspam', eliam

parvormn logiralium 01 (rinnt modernnrum‚ perquarn soferter inserta. ilerurn

alque ilerum emendata et diligcntissime correcla secundum irre/ragabilem

et fundalissimam docln'narn dioi Thomae Aquinatis peripaleticorum inter—

prelis veracissimi. ac iu:vta frequens exercitium magistrorurn Colonien‘sr's

gymnasii in bursa Menüs regenlium, qm’ tanti docloris sancti seclalores

exislunt sincerissimi propagatoresque fidelissimi. Am Schl.: Caloniae per

Henricum 0ucntell. 1496. 4. Hierauf mit neuem Titelblatt: Copulala om

nl'um lraclalimm parvorum logicalium Petn' Hyspam' lrilms adieclis moder—

norum tractatilms in suis commenlariis leztm' pralcherrime annolatis. in

nrgumenh's et replicis denuo diligen/issime correctn iuxla inn'olatum pro—

cessum magistrorum Coloniae bursam Monlis regentium ac innictissimam

docln'nam suneli Thomae uberrirne propagantium. A. Schl.: (ohne Nennung

des Lamherlus de Monte) Coluniac per Henn'cum Ouenlell. 1496. 4.

(Alles unpaginirl,)

Copulnta pro elucidalione scz tractatuum Petn' Ilyspnm', etiam parvorum

logicalium eiusdem et m'um modern0rum‚ textm' perquam soferlcr inserla

u. s. f. wie in II. A. Schl.: Colmu'ae per llcnr. Ouenlell. 1503. 4. Hierauf

mit neuem Titel u. neuer Paginirung: Copnlata Iraclatuum purvorurn logi—

calium u. s. f. wie in R. A. Schl.: Colom'ue per Henr. Oucnlcll. 1503.

'l‘) Wörtlich ebenso. 1507. 4.

Diese acht Drucke, in welchen ausser den Syncategoreumata drei neue Tractate

(uemlich De obligatorm, l)e insolufu'libus, De conseqneuh'is, s. über dieselben

XVII. Petrus Hispanus. 37

schiedenen Titeln und mit verschiedenartigen Commentaren durchwoben

erhalten ist, zeigt sich als Ein und das nemliche Werk. Aber ausserdem

bei den späteren Interpolationen in Abscbn. XX) beigefügt sind, stimmen unter

sich im Wortlaute völlig überein; nur unterscheiden sie sich dadurch, dass

der Abschnitt über die Syncategoreumata in III und N vor jene drei neuen

Tractate, hingegen in 0, P, Q nach denselben gestellt ist, aber in ß, 8‚'l'

gänzlich fehlt. Der Text des P. Hispanus ist. mit Ausnahme unbedeutender

Abweichungen identisch mit jenem der Leipziger Ausgaben.

V. Drei Kölner Drucke mit albertistischem Commentare des Harderwyck:

VI.

VI.

U) Copulata Petri Hyspam' secundum processum bursae Laurentii. Am Schl.:

Commentum . per magistrum Gerardum de Harderwyck s. theol. licent.

1488. Hierauf mit neuem Titelblatt: Copulala super onmes tractatus

paruorum logicalium Petri Hyspam' et nonnullns Modernnrum secundum

vium Alberlistarum. A. Schl.: Commentum u. s. f. wie so eben. 1488. fol.

Commentaria in summulas Pctn' Hispam' albertocentonas continenlin.....

secundum processum bursae laurerWanae Colon. ad unguem casligata et e

mendis quibus scatebant erepla.... Impressum Colom'ae apud Lijskirchen.

Am Schl‚: per acutissimum in artibux liberalibus magistrum et s. theol.

licentialum magistrum Gerardum Hardcnuicksensem. 1492. fol. Hierauf

mit neuem Titelblatt: Commenlarii in omnes tractatus parvorum luyicah'um

Pelri Hispani iunetis nommllis Modernorum processum bursae Iaurentianae

in universitate Coloniensi canlinenles ineipiunl feliciler. Am Schl.: per

aculissimum u. s. f. wie so eben. 1493. fol.

Copulata summularum Petri Hispum' secundum proccssum Imrsae Laurenlii

iuxla mentem venerabilis domim' Albcrli Magni feh'cifer incipiunl. A. Schl.:

Commentan'i in onmes traclatus Peu-i Hispam' e! nonnullos Modernorum. . . . .

ex dim' Alberti Magni commenlariis per... .Gerardum Hardcrwiccensem.... .

Impressum in officina....flenrißi Ouentell. 1504. 4.

In sämmtlirhen dreien ist noch ein Excerpt der zweiten Analytik eingefügt,

und zwar in l'‚ woselbst die Soph. EI. fehlen, nach der Topik, in v u. W

aber nach der Syllogistik, d, h. nach dem 4. Tractate, wornach sich in W

sogar die Numerirung des 5. u. 6. Tractates um eine Ziffer erhöht. Was die

Farm Iogicalia, welche in selbstständige Abschnitte zertheilt sind, betritt], so

sind auch hier (wie in Il—T) nach der Distributio die drei neuen Tractate

Obligatoria, 1nsolubilia, Consequenliac eingercilit, in W aber fehlt der letzte

Tractat, d. h. Exponibilia. Die Syncalcgorcumala sind nicht mit aufgenommen.

Der Text ist wohl im Ganzen jener der Leipziger Drucke, streift aber in ei

nigt-n wenigen Abweichungen bereits an den Beutlinger Druck (ff! u. Ü).

Ein Venetianer Druck mit sc0tistischem Commentare des Dorbellus:

\) Login: magislriNicolai de Orbcllis um'1 cum lextu Petri Hys-pani. Am Schl.:

Venefiis per Lazan de Soardis. 1516. 4.

Der Text zeigt im l. Tractate einige Abweichungen von dem Leipziger. dürfte

aber vielleicht, insoferne man von einer entschiedenen Inlerpolation bei den

mndnlen Urtheilen absehen würde, überhaupt auf die ursprünglich älteste Be

cension zurückweisen (s. d. folg. Anm).

fünf Venetianer Drucke, wovon vier mit Commentar des Versor (vgl.oben G—L)

und einer mit jenem des Johannes de Monte:

Y) Textur sie: über summularum logieae magistri Peln' Hixpam' cum Versoris

Parisicnsis doctaris perspicacissinu' interpou‘ta exposiliene. in cafr:e quo

que harum eiusdem f’elri Hispani Pa nimm logicah'um nuperrime inventus

libellus ulüi serie adnezus. Am Schl.: per artem Hermanni Lichtcnstein

Colom'ensz's Veneliis. 1488. fol.

Z) Verson's expositie in summulas logirae Petrx' Hispam‘ zum tequ eiusdem.

Eiusdem Petn' Hispam' libellus pervon logicalium nuper innentus. A. Schl.:

Venetiis per Philippum Pincium Mantuanum. 1508. fol.

ä!) Petri Hispani summulae logivales cum Versorii Parisiensis clarissima ex:

posilione. Parvorum dem logicah'um eidem Petra lfispano adscriptum opus

‘.

v

w)

38 XVII. Petrus Hispanus.

entdecken wir auch, wie dieser einheitliche Text in Einzelnheiten die

manigfachsten handschriftlichen Variationen darbietet, wie Auslassungen

VIII.

IX.

. . . ‚ .. Quae omm'a immmen's paene errorz'bus undique scatentiu mazima

saut diligentia custigata. Venetiis apud Juntas. 1550. fol.

ß) Petri Hispam' summulae Iogicales cum Ouae 0mniu a. Martiano Rote infim'lis V[eerrseorieirinnr.ibsu.s wm.axwiimea isnaut dili

gentiu austiynta. Venetii: u.pud Sausovinum. 1572. 4. ‚

(ä) Summulae Joanm's de Monte super Petrum Hispanum. A. Schi; Explicit

commentum valde notuln'le ad menlem dectoris subtilis super logicue sum

mulis.... Pelri Hispani ab eximio artium et sacrarum litterarum doclore

l’arisiensi ezcell. magislro Johannc de Monte Parisiis olym edilum per....

magislrum Petrum de Grace portum galicum maximu cum diligenlia ausli

gatum. Venetiis. 1500. 4.

In diesen fünf Drucken, unter welchen, was den Text betrifft, \’ Z !t @ fast

absolut identisch sind, und nur 8 in den Beispielsätzen und Memorialversen

kleine Abweichungen zeigt, ist der 7. Tractat in selbstständige, aber unter sich

eigens numerirte Tractate zertheift, deren jeder als ein truclutus parvorum logi

calium bezeichnet ist, und ausserdem kömmt als ein Petra Hispauo udscriptum

opus (nicht als 8. Tractat) der Abschnitt über die Syncntegoreumata hinzu; nur

in (S schliesst sich nach den Expanibilia an Stelle des Textes der Syncateg.

sofort der blasse Commentar derselben an. Der Text der sieben Tractate ist

in seiner ursprünglichen Grundlage identisch mit obigem X, enthält aber dahri

bereits manigfache Umstellungen und besonders lnterpolationen, deren einzelne

selbst mit dem Beutlinger Drucke (91 G) übereinstimmen.

zwei Lyoner und Ein Pariser Druck mit Commentar des Georgius Bruxelleusis

und des Thomas Bricot und Ein Venetianer mit Commenlar des Johannes de

Magistris:

®) Expasitio Georgii super summulis magislri J’etri Hispam'. Am Schlusse

des vorletzten Abschnittes ist in Versen der Name des Druckers und

des Druckertes sowie die Jahreszahl ausgedrückt: Adam 'I'rcschcl Lugduni.

1489. 4.

Interpretatio Georgii in summulas magislri Petri Hispam' una cum mgstri

Thomuc Bricot quaestionibus, teztu quoque impositionum [sie] de neun

readdito diligcntissimc in margine quotala, ut etiam incipientt'bus contenta

patennt ad pn'mos intuifus. In vico Saudi Jacobi. Muistrc Durand Serlier.

Am Schl.: Joannes Morand I’un'sioram in academia. 1497. 4.

ü) Inlcrpretatio Georgii Bruzelleusis in summulas magisfri Petri Hyspam' und

cum magistri Thomae Bricot quaestionibus de novo in cuiusnis fine tracla—

Ius additis. textu quoque supposilionum de novo readdito...(wie so eben)

...intuitus, summa eure uc diligenliu da neun emendata, nec nun figura

mm rudimenta, quae nunquum prius /uerant inserta. Am Schl.: Lugdum'

per Jammern de la place. 1515. 4.

O) Summulae magistn' Johannis de magistrr's. A. Schl.: Venetiis. 1490. 4.

Im Texte des P. Hispanus stimmen ß und (9 unter sich ebenso absolut überein,

wie G und % unter sich (nur ist % bei den modalen Urtheilen an versinn

liebenden Figuren reicher als (E); sämmtliche vier aber beruhen gleichfalls

ursprünglich auf obigem X, zeigen jedoch namentlich im l. Tractate manig—

fache Spuren einer Interpolation, und zwar ist diess bei ® u. (9 in geringerem

Grade der Fall als bei @ u. 3, welch letztere beide auch in den übrigen

Tractaten viele kleine Abweichungen darbieten. Der 7. Tractat ist wie bei

obigem F in selbstständige fortlaufend numerirte Tractate getheilt, so dass

demnach 12. de distribulionc gezählt wird; der letzte jedoch, d. h. Exponibilia,

ist ohne Hinzufügung der Nummer angereihl.

drei Drucke mit scatistischem Commentare des Tartaretns:

S?) Ezposilio magislri Petrt‘ anfurdt' super summulas Pelri Hispam' cum alle—

yutt‘om'lms passuum Scoti doctun's subtilissimi. A. Schl. Nichts. fol. (sicher

ist diese Ausgabe in Freiburg i. Breisgau auf Kosten des Landgrafen Friedrich

v. Thüringen per baccal.Ii’ol/gangum Stück! Monucensem i.J. 1504 gedruckt).

Q)

XVll. Petrus Hispanus. 39

und Interpolationen allmälig Platz griffen, und wie namentlich die Memo

rial-Verse in den verschiedenen Schulen sich veränderten oder vermehrten.

Xi.

Xll.

S) Expositio mystn' Pctn' Turtarcti in summulas Petri Hispmu' una zum pas

ailms Scoti.....emcndata summaque accuratione Basiteae imprcssa. Ad

ditus est tractatus Insolubt'lium einsdem et Obligatoriorum mystri Martmi

Molen/alt es: Livom'a. Am Schi. Nichts. fol. (sicher i. J. 1514.)

l) Petri Tatarcti Parist'emt's, 10. Duos Scoti docton's subtilissimi sectatoris

fidelissimi, in Summulas Patri Hispuni exoctae explicoliones u. s. f. Ve—

netiis 1591. 8.

Alle drei unter sich schlechthin identisch stimmen im Wesentlichen im Texte

mit obigem ß überein (auch in Numerirung der Unterabtheilnngen des 7‚Trac

taten); nur sind am Schlusse des letzten Tractates, d. h. der Exponibilia, die

letzten Capitel umgestellt, und die Erklärung derselben verläuft sofort in den

Commentar (nicht in den Text) der Insolubilia und 0bh'yaloria (die Come—

quentt'oc hingegen fehlen hier, vgl. hingegen obige M—-—W).

. sechs Drucke unter der Bezeichnung „Duodccim tradatus“, und zwar

a) ein Basler:

2) Tructatus duodecim Petri Hyspam'. A. Schl.: Basilcue per Mic/taelem Furtcr.

1511. 4.

ß) zwei Strasshurger:

an) Tractatas duodccim Petnl Hyspani.

1511. 4.

91) Ebenso. A. Schl.: Argentinae per Jounncm Knob. 1514. 4.

y) drei Kölner:

ß) Tinotatus duodecim Petn' Hispam'.

Ouenlel. 1499. 4.

ß) Ebenso. A. Schl.: In 0/fioina honesti quondam Henrici Quartal. 1504, 4.

ß) Ebenso. A. Schi. nur 1513. 4.

Diese sechs Drucke, obwohl aus verschiedenen Officinen, sind unter sich ab

solut identisch. Sie lassen den letzten Abschnitt, d. h. Exponibitia, hinweg

und numeriren wie I‘ (s. dortselbst) die Unterabtheilungen des 7. Tractates

fortlaufend, woraus die Zwölfzahl sich von selbst ergibt. Was den Text be

trifft, zeigen sie eine eigenthümliehe Vermengung der bisher erwähnten Recen

sionen‚ nemlich in den ersten vier Tractaten weichen sie in Umstellungen und

lnterpolationen manigfach von den Leipzigern ab, hierin zuweilen mit den

Drucken X—R, ja selbst mit 91 ß, übereinstimmend; hingegen vom 5. Tractate

an sind sie mit den Leipzigern völlig gleichlautend. Uebrigens erhellt aus

ß Q), verglichen mit R 8 ’l‘, dass selbst Ein und der nemliche Drucker,

nemlich Quentel in Köln, gleichzeitig zweierlei Texte publicirte.

ein Reutlinger und ein Druck ohne Ort u. Jahr: ‚

9l) Textus omm'um summutarum Pc. Hy. [sie]. A. Schl.: lmpressionc Johannis

Otmar in Reutlingae [sie]. 1486. fol.

ß) Textur omnium summulurum Petn' Hyspam'.

Columnen-Tilel.)

Beide unter sich ganz identisch zeigen in Aenderung einzelner Worte oder

besonders der Beispielsätze, sowie in Vermehrung der Memorialveise und

sonstigen Zusätzen die zahlreichsten Interpolationen; aber während diese Ab—

weichungen noch am stärksten im 7. Tractatc auftreten, ist der letzte Abschnitt

desselben, d. h. Exponibitia, wieder völlig identisch mit. dem Leipziger Texte.

Hingegen ist hier wieder als tractatus octavus der Abschnitt über die Syncalego

reumata beigefügt.

ein Incunabel-Druck ohne Ort n. Jahr:

T.) Textus :eptem tructatuum summularum magistri Petri Hispani. A. Schl.:

Fim's trcdecim tractatuum magistri Petri Hyspani. 4. (mit Colnmnen

Titel .

Ein merkwükdiges Mittelding, indem der Text der ersten drei Tractate wört

lich identisch mit dem Reutlinger Drucke (R O) ist, vom 4. Tractate an aber

ebenso wörtlich mit den Leipzigern übereinstimmt. Der 7. Tractat ist, wenn

A. Schl.: Impressac [sie] Argentinae.

A. Schl.: Cotom'ae industria Henrict

A. Schi. Nichts. 4. (ohne

40 XVII. Petrus Hispanus.

Da aber für all dergleichen Einzeln-Aenderungen, welche sich bemerklich

machen, ein Zeitraum von zwei Jahrhunderten als Entstehungszeit vorliegt

(vgl. oben Anm. 136), so können wir unmöglich mehr nach einzelnen

chronologischen Gruppen eine Ausscheidung treffen, sondern müssen uns

dabei begnügen, nur in den frappanteren Fällen auf eine relativ spätere

Entstehungszeit binzudeuten. Kurz es verhält sich, -— wenn der Ver

gleich erlaubt ist -—, mit der Summula des Petrus Hispanus wahrhaft

ähnlich wie mit den homerischen Gesängen. Der Grundstock des Textes

bleibt der gleiche, aber im Munde oder in der Niederschreibung der Tra

dition ändert sich manches Einzelne. Und namentlich finden wir auch

hier die analoge Erscheinung, dass einzelne Städte ihre eigene Textes

Recension besessen, welche sie innerhalb ihrer Schulen mit grosser Bein

heit bewahrten, so dass durch Aufmerksamkeit auf die Druckorte manche

tiefer liegende Fäden einer Verwandtschaft oder einer Unähnlichkeit des

Textes zu Tag treten 1‘“).

auch ohne spcciclle Numerirung, in sieben selbstständige tractatult' getheilt,

daher sich die Zahl tredecim (am Schlusse) rechtfertigt.

XIII. drei Drucke, welche nur für die ersten sechs Tractate hiehcr gehören:

u) Cempendiarius parvorum logicalt'um über routinens perutiles Petri llispani

tractatus priores sea: et etarissimi philosop/ti Marst'lt't‘ dialectices documenta

cum utilissimt's vommcntarit's per virum praeelarnm Cltunradum Pachlacher

Viennac Pannom'ae collegam gymrtasii. A. Schl.: Viennae. 1512. 4.

Parvoram logicalium über suecincto epitomatis compendia continens per

utiles argutt'sst'mi dialectt'ci Pelrt' Hispant tractatus priores sea: u. s. f.

wie so eben Conradum Pschlacher. . . . . .. Additae [tflt‘ltlllt'8 in Poster.

Anal. quaestiorles Addilum qaoquc cumpendiarium ad Obligationes

et Insolubilia introduetort'um. A. Schl.: Viermac. 1516. 4.

Joannis Eckii theologi in summulas Petri Hispani extemporart'a et suc

cincta, scd succosa explanatio pro superiort's Germanien scholasticis. Am

Schl.: August.l’iudcl. 1516. fol.

Der Text der ersten sechs Tractate ist in allen dreien unter sich identisch

und stimmt mit einer kleinen Ausnahme (bei den modalen Urtheilcn) mit obi

gem x völlig überein. An Stelle des 7. Traclates tritt in lt u. ß der Text

des Marsilius ab lnghen, in !B aber eine abgekürzte jüngere Ueberarbeitung

desselben.

XIV. endlich nur für die ersten vier Tractate gehört biehcr:

I) Aculissimt' artium interpretis magistri Johannis maieris in Petrt Hyspam'

sumnmtas commentart'a. Lugdnm'. Am Schl.: 1505. fol.

Der Text steht in Mitte zwischen den Leipzigern und obigen sechs Drucken

2-0, indem er zuweilen, besonders im 1. Tractat, mit letzteren wörtlich

übereinstimmt.

In den bekannten bibliograpbischen Werken Panzer's und Ilain's finden sich noch

viele andere Drucke der Summnlae angeführt, und es ist zu erwähnen, dass dort

auch Neapel, Mailand, Rotten, Antwerpen, Zwoll‚ Deventer, und selbst Krakau als

Druckern: erscheinen. Doch habe ich mich überzeugt, dass ohne genaue Unter

suchung des Inhaltes der einzelnen Drucke alle blass bibliographischm Angaben

nicht völlig verlässig sind. In einigen noch unten anzufuhrenden Drucken der ver

schiedenen Commcntare fehlt der Text entweder gänzlich oder ist nur je durch

die ersten Zeilen der Capitel angedeutet.

144) Einen Beleg dafür, dass einzelne Stadte eine ihnen eigenthümliche Re

cension des Textes besassen, gibt der schon oben (Abschn. XV, Anm. 89) aus

Psellus angeführte Beispielsalz. Denn wahrend bei Ucbersetzung dortiger Stelle nur

in den Ausgaben A—-l„ l‘, V, 52 die Namen der streitenden Städte „Leodicenses,

Tonycrensea, Mrchelinensea, Locam'enscs“ lauten, finden wir hingegen „Partst'enses,

Rothomagenses‚ l‘uronenses, Pictavienser“ in den Ausgaben x, ®—R‚ tt—B, und

V

v

XVll. Petrus Hispanus. 41

Der einflussreiche lnhalt des Gompendiums ist demnach folgender‘“).

Von der Definition der Dialektik (vgl. Abschn. XV, Anm. 6) wird sogleich

auf sonus und von: übergegangen H"), wobei dann die Werkzeuge der

von: (ehd. A. 7) in das Distichon

Instrumente neuem sunt.‘ guttur‚ Iingua, palatum‚

Quatuor et dentes et due tabra simul H7)

oder in die zwei Hexameter

Instrumenta decem samt: guttur, lingua, pataturn‚

0uatuor et deutes, pariter duo tabia, pulmo “3)

gebracht werden. Nach den Angaben (ehd. A. 8 f.) über Nomen und

Verhutn“") sowie über die Syncategoreumata'“) folgt die übliche Ein

insoferne der ganze Betrieb dieser Logik wohl sicher von Paris ausgieng, dürften

diese letzteren Drucke auf den ursprünglich ältesten Text zurückweisen; aber be

reits wieder eine Variante hieven ist es, wenn in den Drucken R u. O sich „Pa

risienses, Rethomagenses, Lizurienses, Quademasenscs“ findet; und ebenso variiren

jene belgischen Ortsnamen, indem in den Ausgaben 8—0 dieselben „Leodieenses,

Lovanienses, Troiectenses, Leydenses“ und hinwiederum hiefür „Leodicenses, Astori

zenses, Cemotensea“ in den Drucken Y-—G‚ ja in W sogar „Burgundiones, Franci

genae, Leodicenses, Tungerenses“ steht; endlich die Drucke H—’l' haben „Colo

nienses‚ Rennenses, Ctivenses‚ Gelrenses“. Vgl. folg. Abschn.‚ Anm. 69.

145) Da bei Weitem die meisten der erwähnten Ausgaben entweder ganz un—

paginirt oder mit den unbehülflichen lateinischen Zitiere paginirt sind, citire ich

nach der Capitel-Einlhcilung der Drucke A-—E und füge zur allfallsigen Controlle

in Klammern die Pagina des jüngsten, allerdings interpolirten, Druckes ß hinzu.

146) l. Prooem. (f. 2 A): Dyalectica es! er: artium, scientia scientiarum, ad

omnium metlmderum principia viam habens. Solo enim dyalcctiea probabiliter disputat

de principiis omnium aliamm scientiarum (dieser Satz fehlt in unserem Texte des

Psellus; er ist wohl aus der gewöhnlichen boethianischen Tradition aufgenommen,

s. Abschn. XII, Anm. 82). Et ideu in acquisitione scientiarum dyalectica debet esse

prior. Dicitur entern dyalertica a „dya“, quod ext due, et „logos“ serrno eel „texis“

ratio, quasi duorum sermo vel ratio, sciticet opponentis et respondentis in dispulatione.

Sed quia disputatio non potest haberi nisi mediantc sermone nec sermo nisi mediante

voce nec ein; ni:i mediante sono‚ omnis cnim eez est sonne, idee a sono tanquam

a priori inclloandum est.

147) l, 1, 1 (l. 4 B): Sonus es! quidquid proprie et‚per se ab auditu perei

pitur; dico autem propric et per se‚ quia Itcet homo vet eampana audiatur, hoc non

est nisi per sonum eius. Sonorum alias vo:r alias non vor. Senus von: idem ext

quod ipsa eoz. Und: vez ext sonus ab ore animalis prelatus naturalibus instrumentia

formatus. Naturalia unten: instrumenta, quibus von: formatur, saut hure: guttur,

tingua, palatum, qualuor deute: et duo iabl'a (Rßß fügen hinzu: putmo et similia);

unde (folgt obiges Distichon). Senus non coz est, qui generatur ex collisione

duerum corporum inanimatorum, ut fragor arborum, strcpitus pedum. Voeum atia

significativa alte non significativa . . . . .. Vocum significatirarum olia ad ptacitum alte

naturaliter..... Vom: significativa ad plaeitum ext, quae ad votuntatcm primi insti

tuentis aliquid repraesentat, ut „heute“. Vocum signifieativurum ad placitum alle

compleza, ut oralio‚ alia incomplexa, ut nennen vet verbum.

148) So nur in ß, hingegen \'Z ‘ll G haben:

lnslrumenta novem [sie] sunt: guttur‚ lingua, palaturn,

Ouatuor et dentes, pulmo, et duo tahia simul.

149) l, l, 2 (f. 9 A).

150) Ebend. (f. 10 B): Et seiendum, quod diatecticus (D n. (9—0 gehen

hief1'u' stets „togicus“) solum penit duas partes oralienis, sciticet nomen et vertrum,

retiquas entern omnes appellat syncathegorematt'cas, i. e. consignificativaa‘.

42 XVll. Petrus hispanum

theilung der Arten des Satzes (ebd. A. 10), wobei hier die Gebet-Form

(deprecativa) neu hinzukömmtl“).

Die Erörterung des logischen Urtheiles bietet zunächst (ebd. A. 11)

die für alle Folgezeit entscheidende Dreigliederung in „Subject, Prädicat,

Copula“ darle und entwickelt hierauf nach den drei Fragen „Quae,

qualis, quanta" die übliche Eintheilung der Urlheile (ebd. A. 12), wobei

jener nemlichc Memorial-Vcrs, welchen wir schon oben bei Lambert von

Auxerre trafen, hinzugefügt wirdl'”). Sodann folgen (vgl. ebd. A. 13) die

Begriffsbestimnmngen des Conträreu, Contradictorischen, Subalternen, Sub

conträren‘b“) und nach der Notiz über den dreifachen Stotl‘ (materia) der

Unheile (— nemlich naturalis, contingens, remota, s. ebd. A. 14 —)

die nöthigen Regeln (leges) über jene vier Verhältnisse‘“). Hierauf reiht

151) l, 1, 3 (f. 11 B): oratio est vox signincativa ad placilum, cuius partes

separate aliquid signihcant orationum alia perfecta alia imperfecta om

tionum per/eclarum alia indicatival ut „homo currt'!“‚ alia imperative, ut „Petra fac

ignem“, alia optativm ut „utinam bonus essem clericus“, alia mniunrtiva, ut „cum

veneris ad mc, dabo tibi equum“, alia deprecatival ut umiserere mei deus“ (nur nos

lassen diese Satzart hinweg). Harum autem orationum sola indicativa oratio dicitur

esse propositio.

152) l, 2‚ 1 (f. 14 A): Proposilio est oratio verum vel falsum signi/imus indi

candol ut „homo rttr‘rit“. Propositionum alia categorica alia hypothetica. Propositio

categorica est, quae habe! subieetum‚ praedicatum et copulam tanquam principales

partes sui, ut „homo carrit“; in hac enim propositione „homo“ es! subiectum et

„cum'!“ praedicatum et quod coniungit unum cum altero, dicitur esse copula, ut

patet in resoluenda. ut nhomo curri!“ i. e. „homo est currms“; ibi hoc nomen „homo“

est subiectum et „currens“ praedicatum et hoc verbum „es!“ dicitur esse copulal quia

coniungit unum cum altero.

153) l‚ 2. 2 (f. ts A): Propositionum categoricarum alia universalis alia par

ticularis alia indefinita alia singularis. Propositio universalis esti in qua subiicitur

terminus communis signo universali determinatus . . . . ...- terminus comanis ext, qui

aptus natus est praedicari de pluribus......g signa universalia sunt haecs omm's,

nutlus, m'hi!‚ quilibcf, quicunque (A—‘l‘ und Y—G fügen noch alter oder

alteruter bei)‚ neuter et similia. (f. 16 A) Propositio particularis est illay in qua

subiicitur terminus communis signo particulari delenninatus......g signa particularia

sunt haecs aliquisl quidami alter (fehlt in A—W und in 91—13), retiquus, e!

simitia. Propositio indefinita est illa, in qua subiicitur terminus communis nullo

signo determinatus...... (f. 17 A) Propositio singularis est alle, in qua subiicitur

terminus singularis siue discretus. vel in qua subiicitur terminus communis cum pro

nomine demonstralivo primae speciei terminus singularis rel discretus (A—L,

U—W, fl—B haben nur singulan's, sowie M—T nur discrctus) es!‚ qui aptus

natus est praedicari de uno solo...... (f. 18 A) ltem propositionum categoricarum

alia affinnativa alia negativa...... (f. 19 A) bioisa propositiane tripliciter sciendum

ext, quod triplex est quaesitivuml per quod quaerimus de ipsa propositionel scilicet :

quae, qualis et quanta. „Ouae“ quaerit de substantia propositionisl unde ad inter

rogationem factam per „quae“ respondendum est ‚.mtcgorica“ vel „hypothetica“.

„Ouah's“ quaerit de qualitate propost'tt'onis, unde ad interrogationem factam per

nqualisurespondendum est „affirmaliva“ vel „ncgau'va“. „Quanta“ quaerit de quan

titate propositionisl unde ad interrogationem factam per ‚.quanta“ rcspondendum est

„universalis“ vel nparticularisu vel „indefinite“ vel „singularis“. Hierauf obiger

Vers, s. Anm. 108.

154) l‚ 2, 3 (f. 20 A): Item propositionum categoricarum aliae participant

utroque lerntino, aliae vero altero terminoy aliae vero nulla termino......

(f. 21 A) ltem propositionum participantium utroque termino secundum eundem ordinem

aliae sunt contrariae aliae subcontrariae aliae contradidoriac aliae subalternae. Auch

die übliche Figur tvgl. Abschn. XV, Anm. 13) fehlt nicht (f. 23 A).

155) Ebend. (f. 23 A): Propositionum triplex est mater-iuy scilicet naturalisl

XVII. Petrus Hispanus. 43

sich die Lehre von der dreifachen Umkehrung der Urtheile (conversio

simpler, per aceidens, per contrapositionem; vgl. ehend. Anm. 15) an,

welche zuletzt in folgende Memorial-Versc zusammengefasst wird:

Feet' simplteiter eonnertitur‚ Eva per accid,

Asto per oontra, sie fit conversio Iota.

Assen! A, negat E, samt universaliter ambae;

Asserit I, negat O, sunt particulart'ter ambae‘“).

Dass die nun folgenden zwei Capitel bei Psellus (und somit auch bei

Petrus Hispanus) in die umgekehrte Reihenfolge geriethen, wurde schon

oben (ebd. Anm. 16) hemerktlä7). Indem somit vorerst das hypothetische

Urtheil an die Reihe kommt, werden die drei Arten desselben (emuli

tionalis, copulatiea, disiunetiva‚ s. ebd. A. 17) und die formalen Regeln

über deren Wahrheit und Falschheit vorgeführt‘“). Die hierauf nach

hinkende Lehre von der Aequipollenz des kategorischen Urtheiles enthält

die vier schulmässigen Regeln (s. ebd. Anm. 18) und schliesst wie bei

eontingens ‘et remota. Naturalis est‚ in qua praedicalum est de esse subiectt' vel

proprium eins, ut homo es! animal, homo es! risibitis. Contingens es!‚ in qua prac

dicatum potest adesse vel abesse subieete praetcr eins eorruptionem, ut homo est

allms, homo non es! albus. Remota est, in qua praedieotum nullo runde potest cou

venire cum subieeto (R ß 2 fügen hinzu respectu Indus rerht' „sum“)‚ n! homo est

ltSittü5, 100 es! vacca. Le:v et natura contrariarum tah‘s es! u. s. w.

156) l, 2, 4 (f. 27 B): ltcm propost'tionum parttctpantium ntroque termino or

dine e eonverso triplez est conversio..... (f. 28 B) Concersio simptex est‚ quando

u. s. f. et hoc modo eonvertttur universalis negative in se et partieularis af/ir

nur!an in se .... .. (f. 29 B) Connersio per aeet'dens es!‚ quando u. s. f. et hoc

modo convertilur universolis a/firmatina in particnlarem a/firmativam et universulis

negative in particularem negativem .... .. (f. 30 B) Connorsio per contrapositionem

ext, quando n. s. f. ‚et hoc modo convertitur universalis a/firmativu in se et par

ticulan's negative in se. Hiernach erklären sich auch die Memorialworte in obigen

Versen, denn du die eonversio per acet'dens sogar auch auf das allgemein vernei—

nende Urtheil und ebenso die conversia per contropositionem auch auf das allgemein

hejahende ausgedehnt ist (vgl. Abschn. Xll‚ Anm. 129 f.)‚ so sind in den drei

Worten „/fltri“‚ „Eva“, „Äste“ stets die beiden Vocale in ihrer mnemonischen

Bedeutung zu nehmen. Einen anderen Vers, welcher sicher späteren Ursprunges,

aber in den Drucken A—W, Y—(S den obigen beigefügt ist, s. unten bei den

übrigen luterpolationen (Absehn. XX).

157) Auch unter sämmtlichen Commentatoren des Petrus Hisp. hat nur der

einzige Johannes Major das Richtige bemerkt, und somit ist nur in dem Drucke I

die Aequipollenz vor dem hypothetischen Urtheile eingereiht. Dass Raimundus

Lullus trotz seinem Ansehlusse an das byzantinische Material die richtige [leihen

l'olge herstellte, s. folg. Ahschn.‚ Anm. 46.

158) l, 3, l (f. 32 A): Propositio hypothetica est, quae habe! duas proposi—

tiones categorieas eont'unctas tanquam prineipales partes sm'. .... .. Hopost'tiontun

hypothetiearum tres statt species...... Conditionatt's est, in qna eom'unguntnr duae

propositz'ones categorieae mediante hoc coniunctt'one „si“ . . . . . .. Copnlativa est itta‚

in qua coniunguntur duae propositiones categort'oae medianle eont'unctione „et“ . . ‚ . ..

Disinnetiva es! illa, in qua com'unguntur duae propositt'ones eategon'eae per harte

ooniunctionem „vel“. .... .. Ad veritatem eonyditionatt's requiritnr, quod antecedens

non potest esse verum sine consequente . . . . ..; ad falsitatem conditionalis su/fieit,

quod antecedens potest esse verum sine consequente. Ad veritatem eoputativae

req1u'rilur, utramque partern esse verum . . . . ..; ad falsilatcm eins su/fieit, alteram

partert esse fatsom. .... .. Ad veritalem disinnetivae requt'ritur, unam partem esse

vuam .. ..„- ad [atsitatem eins reqm'ritur‚ utramque partem esse fatsam. In den

Drucken W—‘l', \'—I sind die letzteren drei Regeln sofort je an die einzelnen

drei Definitionen geknüpft; in lt n. ß ist das disjunctivc Unheil ausgefallen. Eine

spatere Erweiterung s. unten Anm. 583.

44 XVll. Petrus Hispanus.

Wilhelm Shyreswood (obige Anm. 40) und bei Lambert v. Auxerre (ob.

Anm. 112) mit Memorial-Versen, von welchen der fünfte hier sich gleich

bleibt, die ersten vier hingegen lauten:

Non omm's, Oaidam nun. 0mm's non quasi Nallas.

Non nallas, Oaidam; sed Nultas non vale! Onmis.

Non all'qais, Nattas. Non qaidam mm vatet Omnis.

Non alter, Neatcr. Neater nun praestat Uterqae‘”).

Die Lehre von der Modalität der Unheile (— modas —-‚ vgl. Abschn.

XV, Anm. 19) hebt unter den Adverbien, welche gleichsam als Adjectiva

des Verbums gelten sollen, zunächst folgende sechs als logisch wichtig

hervor: necessario‚ contingenter, possibilt'ter, impossibiliter, vero,

falso‘“), scheidet aber (vgl. ebd. Anm. 20) nach einer grammatischen

Bemerkung und nach Feststellung des Grundsatzes, dass im modalen Ur

theile (propositio modalt's) das Verbum das Subject und der Modus das

Prädicat sei, sofort wieder die beiden Adverbien vero und falso als

gleichgültig aus‘m). Die vier übrigbleihenden Formen werden nun (ebd.

Anm. 21) je nach Vorhandensein oder Stellung der Negation, wobei sich

sechzehn Urtheile ergeben'“), bezüglich der Verhältnisse des Conträren,

Contradiclorischen, Subconträren, Subalternen (ebd. Anm. 22) näher be

sprochen‘“), und diess Letztere wird in einer Figur (ebd. Anm. 23

159) l, 3, 2 (f. 36 A): Seqaa'tar de aeqaipotlentiis‚ de qaibas tales dantar

regulae. Prima regala est, qaod si alicui signo universati velpartt'calari praeponatar

negatio, aeqm'polle! sa0 contradietorio . . . . .. Secunda regula talis ext, qaod si aticai

signo universali pmlponatar negativ, aeqaipolle! suo eontrario . . . . .. Tertia regala

est‚ qaod si alicai signo universal! vel particalart praeponatur et postponatar negatio,

aeqaipollet sao suhalterno. Ex istis tribas regatis seqat'tar quarta regula,

qaae !alis ext: quando dao signa aniversatia negative ponantar in eadcm locatione

ita, qaod anam in sabiecto e! aliad in praedicato ponatar‚ tanc primam aequipoltet

sao contran'o per secandam regalam e! secandam sao conlradietorio per primam re

galam. Hierauf folgen obige Verse, deren erste vier nur in UVW fehlen; jener

fünfte (oben Anm. 40) ist in X. D——D, ll—-I den übrigen vieren vorangestellt.

160) l, 4. 1 (f. 38 A); Modus est adiacens rei determinatio et habe! fieri per

adiectiuam. Sed duplex es! adieclivam; es! enim adit'clivam qaoddam nominis, at

albas, niger; et qaoddam es! adieetivam verbi, a! adeerbiam, quia secandaml’fiscia

nam (s. Abschn. XV, Anm. 19) adverbiam es! verbi adicctivum. Et ideo duplex es!

modas .... .. ltem adverbioram qaaedam determinan! verbam ratione eompost'tionis, ut

Imec sex: neoessan'o, eontingenter‚ possibititer‚ impossibiliter, eero et /also; atia

deteminant verbam rationc rei verbt' . . . . . .. Sed omissis omnibas alit's sotam de he's,

qaae aompositionem determinant, es! dieendam.

161) Ebd. (f. 39 A): E! sciendam, qaod t'in sex modi quandoque :amantur nomina—

liter, u! possiln'te, impossibile .. e! quandoqae samantar adeerbialiter, u! possiln'titcr,

impossibiliter..‚„ l, 4, 2 (f. 40 A): Propositio modutis ext, quac modificatur aliqae

istnram sea; modaram . . . . .‚ E! sciendum, qaod in propositionibas modalibus verbam debe!

sabiici, modas aatem praedieari. Omnes aliac propositiones dicantur de inesse..... l!lae

aalen: propositioncs, qaae modificantar his daobus modis, uero c! falso, relinqaantur,

qaia eodem modo xamitar oppositio et aequipollentia in eis sicat in illis de incsse.

162) l, 4, 3 (101.41 B): E! sciendam, qaod anasquisque istoram qaataor mo—

dorum facit qaataor propositiones modates....et sie saut sedecim propositioncs„ . . .

Si samatar sine negationc‚ [nett primam..... Si sumatur cum negatiane posita ad

verbam, facit sccundam..... St sama!ar cum negatione posita ad modam, faci! ter

tiam..... St 8amatur cam daptici negatione‚ una posita ad modam et alia posita ad

verbaut, faci! quartam.

163) Ebd. (l. 42 B): Haram aatcm propositionum acqaipollentiae sie: umse—

qaentiae qaataor regulis cognoscantur:

__J‚ _‚ ‚___:W;

XVII. Petrus Hispanus. 45

u. 25) veranschaulicht, welche zu den Kunstworten Purpurea. Iliace,

Amabimus, Edentuli führt“‘). Sodann noch folgt (mit Hinweglassung

Prima regula es! Ialis: Cuicunque dicto af/irmalo altn'huilur possibile, eidem

alln‘lnu'lur conlingens et ab codem removelur impossibile‚ et ab eins conlmdictoriu

opposita removetur necesse. '

Secunda regula: Cuieunque diclo negato alln'builur possibile, eidem altn‘lmitur

routingens, et ab eodem removelur impossibile, et ab eins conlraditlon'o opposilo

removetur Mccsse.

Terh'a regula: A quocunque dicto a/firmalo removetur possibile, ab eodem re

movetur contingens; eidem allrilnu'tur impnssibile et eins contmdiclorio opposilo

atln'builur nccesse.

0uarlu regula.‘ A quocunque dicto negan removetur possibile, ab eodem remo

velur conlingens; eidem attn'builur impossibile el eius conlradictorio opposilo a!

lribm'tur necesse.

Die Drucke (E, %‚ 2—ß, I setzen die aus der Figur (s. folg. Anm.) zu entneh—

menden vier Worte Amabimus, Edentuli, Iliace, Purpurea je vor die vier Regeln.

164) Ebend. (f. 42 B):

53

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Pur-pu -re - a A —ma-ln - mus

46 XVII. Petrus Hispanus.

des contingens, vgl. ehd. Anm. 24) die Aequipollenz der modalen Ur

theile‘“), worauf die Modalität recapitulirend mit jenen nemlichen Versen

wie bei Wilhelm Shyreswood (obige Anm. 44) und bei Lambert (ob.

Anm. 113) geschlossen wird‘“).

Aus dem Inhalte der Isagoge, welcher ja auch bei Psellus (AhSCIIII.

XV, Anm. 26 II'.) nur der gewöhnlich traditionelle ist, mag hervorgehoben

werden, dass zwischen praedicalrile (—— so heissen nemlich die quinque

voces —) und universale nur insoferne unterschieden wird, als ersteres

im Spraehausdrucke und letzteres in der Objectivitüt Iiege'“). Bei Be

sprechung der einzelnen fünf Worte ist die Figur der arbor Porphyriana

zwischen species und differentia eingereiht‘“).

Als Einleitung zu 'den Kategorien dienen jene zusammenhangs

losen Erörterungen (vgl. ebend. Anm. 29 II'.) über die sog. Auteprä

dicamente, d. h. zuerst über die Begriffe univocum, aequieocwm, de

nominativum‘“), hierauf über die als höchst wichtig geltenden neun

(beziehungsweise acht) Arten des inesse, welche darum in die Verse

Insunt: pars, tolum, species‚ genus, et calor igm',

Bea: in regno‚ rcs in fine‚ locoquc locatum

Uebrigens ist diese Figur nicht stets an dieser Stelle eingereiht. In Q—R, !l-—‘I

steht sie nach dem Inhalte der folg. Anm. 165, in L‘-—X ganz am Schlusse (nach

Anm. 166), in ü ist ihr noch jene Figur, welche wir bei Wilhelm Shyreswood

(ob. Anm. 45) trafen, vorausgesehickt, in Il--'I‘ ist sie bloss in den Commenter

verflochten, endlich in ® n. G fehlt sie gänzlich.

165) Ebend.; Ontnes autem illae propositt'ones, qaac man! in prima linea, aequi

pollent et nonvertuntur inter :e per primam regulam; quae in secunda, per sccundmn;

quae in tertia, per tertiam; quae in quarta, per quarlam. (f. 43 B) llem aeqm'pol

lenliae propositionum ntodaliam possunt pont' per Itas regulas. Omnes propositt'ones

de possibili et impossibili aequipollenl verbo similt'ler so habente et modo dissimi

Hier, omnes propositt'ones de possibili et de necesse acquipollent verbo et modo

disst'mililer se habentibus; omnes proposiliones de imposst'lrili t'l necesse aequi—

poliert! verba dissimiliter se habente et modo similt'ler. . . . .. Et stiendum, quod prac

dt'cta regula non facit mentionem de coulingenti, eo quod conlingens converlitur cum

possibih'.

166) l, 4, 4 (f. 45 A): Propositionum madalium aliae saut conlrariae aliae sub

contrariae aliae conlradicloriae aliac subalternae. Hierauf folgen die Memorialverse,

welche nach Obigem (Anm. 44) in Anbetracht der vorstehenden Figur keine nähere

Erklärung bedürfen. Manigfache Erweiterungen der Lehre von den modalen Ur—

theilen s. unten Anm. 585 fl'.

167) II, 1 (f. 46 B): Praedicabt'le quandoqac sumitur proprie et sie dicilur prae

dicalu'le, quod de plurt'lms praedt'catur; quandoque sumt'tur communiler et sie dicitur

praedioabile‚ quod de uno solo praedt'catar sive de pluribus. Unde praedt'cabile

propric sumplum idem es! quod universale; sed differunl in hoc, quod praedicaln'le

diffinitur per dict' de, universale vero per esse in. Ext em'm prnedinabile‚ quod

aptum natum es! dici de plurt'bus; universale autem, quod aptum nahm: est esse in

multis. Es versteht sich von selbst, dass diese plumpe Verquirkung des Aristote

lismns und des Platonismus beim Universalien-Streite eine Rolle spielte.

168) In der Mehrzahl der Ausgaben, nemlich in A—X, G, %‚ 2—2, I, ist

die Figur durch den Vers eingeleitet:

lsla lilu' plane facit arbor l’orphyn'ana.

169) III, l, 1 (f. 68 B): Ad cognoscendum praedicamenta quaedam sunl ne

cessaria praemillenda, sine quorum cognitt'one nequaquam polest haberi cognitio prae

diramenlorum. Et ideo dislinguimus cum Aristotelc triplicem modum praedt'candi.

Eorum quac pracdicantur, quaedam sunl uttt'rora, quaodum ueqm‘voca, qaaedam de

nomt'naliva u. s. w.

_- _ 4 f _ _„ ‚._„4 ‚.‘AÄ ... \

XVII. Petms Hispanus. 47

gebracht wurden 17°), sodann die Erklärung des de ubiecto (mit

einseitiger Betonung der blassen Quantität) und in eubiecto‘"), und

zuletzt die sog. regula de quocunque‘"). Von den Kategorien selbst

(vgl. ebend. Anm. 33 ff.) werden nur Substanz, Quantität, ’Relation,

Qualität ausführlich, Thun und Leiden aber sehr kurz erörtert, die

vier übrigen fehlen ursprünglich‘“). Den Schluss bilden die soge

nannten Postprädicamente (vgl. ebd. Anm. 36 ff.) d. h. die Lehre von

den vier Arten der Gegensätze‘“), dann die verschiedenen Bedeu

tungen des Wortes prius 175’), des Wortes simul 176), die sechs Arten

170) III, 1, 2 (f. 73 A): Eurem quac dieunlur, quaedam dicuatar cum com—

ple:rione quaedam sine cumplexione. Scd priusquam alterum membrum lmius

divisionis subdividatur, distinguendi sunl acta (dass es aber doch eigentlich neun sind,

zeigt sich sogleich; übrigens ist orte in M—T, X—(S, -ü—B weggelassen) modi

„essendi in“, qai nenessarit' saut ad sequentem divisionem cognascendam et ad ea quae

postea dimuttur. Nun folgen die neun Arten: primas.....ut pars integratis in tote;

seeundus...‚ut tatum integrale in suis partibus; tertins ut species in genere;

quarlas.‚..ut genus in specie (diese letzteren beiden hatten bei Psellus gefehlt, S.

Abschn. XV, Anm. 30); quintus ut forma in materia‚ wobei es aber heisst:

et iste quidem modus subdividitur‚ quitt quaedam est forma substantiatis, .....quae

dem est forma accidentalis, et prima bar-um diaitur propn'c (nasse staut forma

in materia, .....altera dicitur esse in alio sicut accidens in sabiecto (somit ist die

sechste Art, nemlich accidcns in sabircto, hier nur als Unterart der fünften be

trachtet); scztus.... in rua causa efflciente (ist in M—T ausgefallen); septimus....

in suo fitte,‘ octavas in sua continente. In dem hierauf folgenden Verse sind

allerdings, wie man sieht, nur die acht Hauptarten untergebracht. (Uebrigens fehlt

in ß diese ganze Erörterung des inesse).

171) Ebend. (f. 75 A): Eorum quer saut, quaedam dicuntur de subiecto‚ in

subiecto vero nulto saut . . . . .. biet de subiecto, prout hie sumitur, est superius dict'

de infcriore‚ . et esse in suhiecto santitur hie, secundum quod accidens ext in

subiecto . . . . .. Alfa vcro neque de subtecto dicimtur neqae in subiecto sunt.... Atia

dicuutur de subz'ecto et in subieato simt Alfa vero in subiecto sunt et de sub

iecto nullo dicuntur. Die versihnlichende Figur (vgl. Abschn. XV‚ Anm. 31) hiezu

nahmen erst die Späteren in ihre Commentare zum Petrus Hispanus auf.

172) III, l, 3 (f. 77 A): Ouamio altemm de altem praedicatar ut de sub—

iet;to‚ quaecunqae de eo, quod pracdicalur, dicuntur‚ omnia de subiecto dimm

tar .... .. Diversorum generum et mm subatternatim positorurn diversae saut species

et difl‘erentiac. Psellus halte drei Regeln gegeben (s. ebd. Anm. 32); die dritte

fehlt hier.

173) III, 2, 1—10 (f. 78 A— 109 A). Betreffs der Ergänzung der letzten sechs

oder vier Kategorien s. oben Anm. 116 u. unten Anm. 308.

174) III, 3, 1 (f. 109 A): Dicitur aalen: attcrum altert oppom' quadruplieiter.

Oppositorum em'm quaedam saut relative, .....quardam samt privatira, . . . . „alte

sunt contraria‚ alia samt conlradicton'a. Betreffs aber der näheren Erörterung

fallt der relative Gegensatz weg‚ indem auf die Kategorie der Relation verwiesen

wird (Quer. autcm sint relative opposita, dictum ext prius in capitulo de relatione).

Der contradictorische Gegensatz ist in z—(s etwas ausführlicher besprochen, hin—

gegen in X Y, Q—fi‘, I ganz ausgefallen.

175) III, 3, 2 (f. 112 A): Pfilts dicitar quadrupficiter: sccundum tempus

. . . . .. a qu0 man couvertitur suhsistendi cansrqucntia, at antun est prias duobas...‚.

secumlum ordinem quod melias ext l'raeter hos quatuor mutlos t'am dictos

est unus alter modus prioritalis; eorum em'm, quae omwertuntur sccundum essendi

ronsequentiam, illud‚ quod est umso altrrius, est prius natura.

176) III, 3, 3 (f. 113 B): Simul dicitur tribus modis: ....quorum generalio ‚ext

eodem tempore . . . . .. qaae convertuntur et neutrum est causa alterius‚ staut quaehbet

relative . . . . .. qaae aequatitur coudivtdunt genus.

48 XVII. Petrus Hispanus.

‚-‚n-v\.

\

des motus"")‚ und endlich nachhinkend die Bedeutungen des Wortes

habere 17"3).

Die hierauf folgende Syllogistik enthält einleitungsweise zunächst

(vgl. ebd. Anm. 42 ff.) die Definitionen der propositio, des terminus, des

diclum de omm‘ und dictum de nullo‘“), sowie jene des syllogiamus,

wobei wir den auch im weiteren Verlaufe durchgeführten Gebrauch des

Wortes praemissa bemerken mögen, und hierauf die Erörterung der drei

Termini‘“), sodann in die Definitionen der figura und des modus ver

flochten die Angabe der drei Figuren nebst den zu ihrer Charakterisirung

dienenden Versen

Prima prius subiicit medium, posl praedieat ipsum,

Allem bis dicil, lertia bis subiiu't ipsum181)‚

und ausserdem die bekannten auf sämmtliche Schlussweisen sich er

streckenden Regeln (s. Abschn. XV, Anm. 44), welche hier ebenfalls in

kürzerer metrischer Form am Schlusse wiederholt werden, nemlich in

den Versen

Partibus ex puris sequilur nil sive negatis;

St" qua praeil parlis‚ sequilur conclusio parlis;

Si qua negala praeit, com:lusio silquc negala;

Lva; generalz's eril: medium conclndere nescil‘”).

Sodann folgt noch die Angabe, was directe und was indirecte schliessen

heisse‘”), und zudem jene Regeln, welche für die drei einzelnen Figuren

die Bedingung der SCIIIUSSÜIDng€H enthalten“*). Hierauf aber werden

die sämmtlichen neunzehn Schlussmodi nebst Beispielen vorgeführt (wobei

demnach, —— s. ebend. Anm. 45 -—, die fünf theophrastischen Modi zur

177) III, 3, 4 (f. 114 B): Malus sea: sunt species, scilicel generalio, comtptio,

augmentalio, diminulio, et secundum Iocum mulalio n. s. w.

178) III, 3‚ 5 (f. 115 B): Halm-e dicz'lur mullis modis: habere aliquam

qualitalem .. haben quantitalem e! magniludinem .. haben quae circa corpus

sunl adiacenlia, ut veslimentum haben membrum . . . ‚ .. habere sind coulinens

conlenlum . . . .. haberc possessi0nent. ‚ . .. haben uxurem . . . . ‚Torte et alii modi uppa«

relmnt in eo quod haberi, sed qui consueuerunl dici, paene omnes enumerati ‚tunl.

179) IV, 1 (f. 117 A).

180) IV, 2 (f. 119 A). Dass aber „praemissa“ auch schon bei Wilhelm Shy

reswood und Lamberl v. Anxerre vorkömmt und auf Uebersetzungen arabischer

Producte zurückweist, s. oben Anm. 52 u. 120.

181) IV‚ 3 (f. 121 A). Die Drucke U—W, 2—0, I machen den zweiten

Vers durch Weglassung des ipsnm zu einem Pentameler. Aber I—‘l' fügen als

dritten noch jenen hinzu, welchen wir schon bei Wilhelm Shyreswood trafen

(Anm. 51); ja X, !D, 0—fi, R, ß, ll—flß geben ansschliesslich nur diesen letz

teren mit Weglassung der beiden anderen.

182) Ebend. (f. 122 A). Uebrigens fehlen diese Verse in den so eben er

wähnten Ausgaben x, Q, (9—R, 9l, ß, u—m.

183) IV, 4 (f. 123 B): Directe quidcm concludcre es! maiorem exlrcmilalem

praedicarc de minore in conclusione; indirecle concludere es! minorrm extremilatem

praedit‘are de maiore in conclusione.

184) Ebd.: Nota duux regulas, quarum prima tßnlum conrem't primae flgurae

quoad quatnor primos modos et tcrlirm (in M—T, X—‘D, G—fi, 18 steht falsch

secundae) quoad omnes; socnnda etiam cunvem't lan!nm primae fignrac quoad qlmluor

pfimos modos et serundae (ebendaselhst steht ebenso lerliae) figurae quoad 0’nmes.

Prima regula rsl: minore existente negaliva nihil sequitnr. Secnndu regula esl: maiore

nisten/e parliculuri m'hil seqnilur.

XVII. Petrus Hispanus. 49

ersten Figur gehören, die dritte Figur aber nur sechs Sehlussweisen ent

hält); jene Kunstworte Barbara, Cetarent u. s. f., welche uns schon bei

Wilhelm Shyreswood und Lambert von Auxerre (Anm. 52 u. 120) be

gegneten, sind schon vorläufig in den Text je vor den betreffenden ein

zelnen Modi eingereiht‘“). Sogleich aber dann folgen nach den üblichen

Bemerkungen (Absclm. XV, Anm. 53) über die syllogistische Tragweite

der drei Figuren‘“) eben jene nemlichen Verse (ob. Anm. 52) nebst

ausführlicher Erklärung ihrer ganzen Nomenelatur‘“), welch letzterer noch

mnemonisch nachgeholfen wird durch die Verse

Simpliciter ver!i val! S, P vero per nur,

M vult transponi, C per impossibile duci;

Seren! maiorem variatqae sccanda minarem‚

Tertia maiorem varia! servanae minorem 189).

Endlich reihen sich noch Bemerkungen über die nicht schlussfähigen Com

binationen von Urtheilen und beziehungsweise über inventio terminon

an‘”). Was aber bei Psellus über die modalen sowie über die hypo

185) IV, 4—6. Die einzelnen Schlussweisen selbst s. im byzantinischen Ori—

ginale Abschn. XV, Anm. 47 1T. Die Drucke A—W, I fügen am Schlusse der

ersten Figur die zwei ersten der unten (Anm. 188) folgenden Verse ein, und !R ß

die zwei letzten derselben am Schlusse der zweiten Figur.

186) IV, 7 (f. 136 A): Prima fiyara concladt'! omnia gencra proporilionam. sei

lirct universalem, partieularem, af/irrnalivam et negativarn. Secunda figara cancladit

particnlarem negativem et universalem negativem. Terlia concludit parlicularem uf/ir

mativarn et negativam.

187) Ebend.: In Iris quataor versibns praedictis sun! neuem decem dictiones

novent deccm modis deservientcs im, quod per primam dirlionent intelligitur primus

modus printae figurae u. s. w. Unde prinn' dao versus daserviant omnt'bas modis

primae fiyarae, tertius vorn versus praeler altimarn eias dictiunern deservi! modis

sccundae figurae, .. . . . ultima vero dietio tertt't' aersa: cum aliis dictionibas quarti

versus deservit modis tertiae figurae. Sciendam, quod per [las 90cales, scilicet A E

10, in!elliguntar quataor genera propasitionum, u. s. w. E! in qualibe! dictione

sant tres syllahae, et aliad residuum es! super/11mm, nisi M, a! postea palebit. E!

per primam Warum :yllaharam intelligilul‘ maior propositio‚ u. s. w. Et seien

dam, qaod qaatuor dictione: primi versus incipiunt ab his consenantibus B C D F, et

omne: aliae dictione: aequentes, et per hoc in!elligendqm ext, qaad omnes, quae in—

cipr‘ant per dictionem inrhoatam a B, dcbent reduei ad primam modam primae figarae,

et ornnes, qaae incipiant per dictionem inehaatum a C, ad secundurn, et per l) ad

tertium, et perF ad quartam. ltem abioanqae penitar S, in ilta dictione significal,

qaod proposilio intetlccta per vocalern immcdiate pracct‘dentem debel oonverti simpli

citer; et propositio intellerla per vocalem immediale pracredentem ixtam titteram P

debet converti per ncct'dens.‘ et abicunque pnnitur M, debet fieri transposttio in prac

missis; et alricanqae penitar C, significutar, qaod modas intellectas per istam

dictioncm, in qua ponilur, drbet redaci per impossibite‚ Diese ganze Erörterung ist.

in 2—ß, wo sie schon am Anfange der ersten Figur steht, sehr abgekürzt; in I

aber fehlt dieses ganze Cnpitel.

188) In 91 ß fehlen hier die letzten zwei Verse (s. Anm. 185); hingegen

Y-(! fügen noch die zwei letzten der oben, Anm. 156, angeführten Verse hinzu.

189) IV, 8 (f. 136 B): Scd quia Aristoteles in Prioribas (An. pr. l, 28, s. Abschn.

IV, Anm. 591) ostendit, coniugationes, in qaihas non :cqaitur conctasie ex prac

rnix.sis, esse inntiles‚ per inventionmn terminorarn, in qarbas nun tenet haiasmodi

coniagatio, ideo atilis es! inventio tatium lerrm'noram. Ubieanqae [iat ina!ilis non

iagutio..‚.. aceipiendi ran! dao termini, scilit't‘t daae species, earn sao genere. ...‚

vet dao termini, quer-am alter de altere praedicalar sive eonvertibiliter sive nun cum

extraneo utriaxqae, . . . . ‚. ve! accipiendi sant dao termini, quorum alter de altere

Puste, Gesch. Ill. 4

50 XVII. Petrus llispanus.

thetischen Syllogismen gesagt war (s. Abschn. XV, Anm. 54 f.), ist hier

hinweggelassen 19°).

Die nun folgende Topik beginnt unter Weglassung der Einleitung

über inneulz'o proposi!ionum'“), sogleich mit den verschiedenen Bedeu

tungen des Wortes ratio 192), um hierauf argumenlum‚ argumentatio,

induc!io‚ enthymema, exemplum zu erklären H"‘) und von da auf den

locus dialectz'cus und dessen Eintheilung überzugehen““). Die einzelnen

Topeu sind, wie sich von selbst versteht, in der oben (Abschu.XV, Anm.

60 IT.) angeführten Reihenfolge behandelt‘“).

Es schliesst sich hierauf die Sophistik an, welche sicher gleich

falls aus dem für uns verlorenen byzantinischen Originale übertragen

ist‘“), mag in letzterem der Inhalt der Soph. Elenchi an dieser oder

an einer anderen Stelle gestanden haben (s. Ahsclm.XV, Anm. 65 u. bes.

Anm. 9l). Auch muss dieser Abschnitt, wie Anderes bei Psellus, als

eine schulmässig commentirende Paraphrase des aristotelischen Buches be

zeichnet werden, von welchem jedoch nur die erste Hälfte benützt worden

zu sein scheint; wenigstens enthält das Ganze auch hier ebenso, wie bei

Wilhelm Shyrcswood (Anm. 65) und Lamhert von Auxerre (Anm. 124),

nur die ersten fünfzehn Capitel der aristotelischen Soph. Elenchi 197).

Nun aber folgt jene ausgedehnte und einflussreiche Erörterung De

terminorum proprietatz'bus, durch welche (hauptsächlich vem16ge

der Anetorität des Petrus Hispanus) den nächsten Jahrhunderten eine er

prat‘dit'ulur eine convm-tibiliter sirc mm cum superiore ad u!rnmque.‚.... Per harte

enimregulam, cuicunque generi applicetur, sive subs!anliac sire quauh'lati :ive alicm'

alim‘um, iuveuiuntur !crmini, per quos inu!ilis com'ugatio demonstrabilur nun tenere.

Uebrigens ist in I auch dieses ganze Capitel (vgl. vorige Anm. 187) weggelassen.

190) Hingegen eine anderweitige Interpolation, nemlich bezüglich der potestas

syI/ugismomm, s. Abschn. XX.

191) Vgl. Absolut. XV, Anm. 57.

192) V, 1 (f. I38 B): Ratio dicitur mul!is modis. Prima modo idem es! qund

definitiv nel descriptio Secnudo moda e.vt quacdam virtus animae. Tertio modo

idem es! quod ara!io oslemiens aliquid..... Alio modo idvm rst qnod forma ma

teriue Alio modo {dem es! quod essenlia rummunis practlicubilis de pluribus.....

Alfa mudo idum es! quod medium infercus ronclusiourm. (Vgl. ebend. Anm. 58.)

193) V, 2 (f. 139 B). Aber namentlich die Lehre vom cnlhymema ist aus Ari—

stoteles beträchtlich ergänzt.

19-1) V, 3 (f.144 A).

195) V, 4—7.

196) Ein schlagendur Beweis hicfür ist z, B., dass Alexander Aphrodisiensis

citirt wird (VI, 2, f. 179 A: Sciendum au!em‚ u! vul! Alexander in commcnto super

librum clenc/mrnm n. s. w.).

197) Mehr nur um der Terminologie willen mögen die Haupt-Momente des

Inhaltes hiemit genannt werden. Zuerst (VI, 1) die vier Arten der dispututio‚ nem—

lich doc!riuulis‚ dialec!ivu‚ leula!ina‚ sophislica‚ und die fünf Ziele (meine) der

Sophistik: redargutio, falsum, inopinalrilc, soloecjsmus‚ nugalio. Dann (VI, 2) die

Einlheilung der fullucia, und somit hierauf fullatiae in dictionc, nemlich (VI, 3,1)

acquinucatio; (VI, 3. 2) umphibologia; (VI, 3, 3) [allaciu composilionis; (VI, 3, 4)

dirisiuuis; (VI, 3, 5) acccn!us; (VI, 3, 6) figurue dic!ionis; sodann extra diclionem,

nemlich (VI, 4, l) accidentis; (VI, 4, '2) seruutlum quid ad simpliciter; (VI, 4, 3)

ignoran!ia eleuchi; (VI, 4, 4) petilio prinoipii; (VI, 4, 5) conscqucntis mit seinen

Unterarten ab insufficieule iudnclione und a commnnilcr accidruh'bus; (VI, 4, 6) se—

cundum nur: causam u! cansum,‘ (VI, 4, 7) pluriurn in!errogulionum; zuletzt (VI, 5)

die Reduction der Trugschlüsse auf ignorunlia clenchi.

XVll. Petrus Hispanus. 51

kleckliche Masse byzantinischen Unsinnes zugeführt wurde‘”). Es han

delt sich vorerst um den Begriff der significatio 199), deren Gliederung

auf den Unterschied zwischen substantivatio und adieotivatio 20°)‚ und

hiemit auf suppositio („Annahme eines substantivischen Begriffes statt

eines anderen“) und auf coputatio führt“‘).

Die suppositio nun wird eingetheilt in communis und discreta,

deren erstere in naturalis und aacidentalis zerfällt“"); die verwickelte

Eintheilung der accidentalis in simpler und personalis 203) setzt sich in

der Unterahtheilung der letzteren, nemlich der personalis, in determinata

und confusa fort'““). Die abermalige Unterscheidung der confusa, je

198) Ich kann, wie schon gesagt‚ bei jener ersten Hälfte. welche uns auch

bei Psellns erhalten ist, nicht die ganze bereits oben (Abschn. XV, Anm. 66—80)

gegebene Entwicklung hier wiederholen, sondern [beschränke mich auf eine kurze

Inhaltsangabe und theile auch in den Anmerkungen nur hervorragende Stellen des

lateinischen Textes mit (denn zum Beweise, dass Petrus Hispanus nur wörtlich

übersetzte, wird diess genügen; der speciellere Inhalt der Doctrin selbst aber ist

aus dem in Abschu. XV Gesagten hinreichend ersichtlich). Anders muss ich aller

dings in der zweiten Hälfte verfahren.

199) VII, l, 1, 1 (f. 207 A): Eorum quae dicuntur, quaedam diruntur cum com

plexione‚ quaedam sine complexione Terminus, u! hie sumitur, es! von:

significaus universale vel partieulare, u! homo oet Soorates o! sie de atii: (dieser

ganze Satz fehlt bei Psellus). Terminorum autcm z'ncomptexorum unusquisque au!

substanttnm significat u. s. w. Significatio, u! ibi sumitur‚ es! rci per voccm secun

dem placitam repraesentalio (vgl. Abschn. XV, Anm. 66).

200) Ebend. (f. 208 A): E! significare aliquid adiective vel substantive um!

modi oocam, quia adiectivatio et substantioatio saut oompotes modi et di/ferentiae

rerum‚ quae significantur, e! non siynifiootionis (so richtig nur (E %‚ die übrigen

Drucke haben bald significationes, bald significant, bald sogar siguificantur). Nomina

oero substantiva (licuntur supponere, sed nomina adiectiva e! oerba dictmtur copulare

(vgl. ehd. Anm. 67).

201) VII, 1, l, 2 (f. 209 A): Suppositio es! arcep!io termim' substanlivi pro

aliquo..... Significatio p'rior es! suppositt'orte, et difl'emn! in hoc, quia significatio

es! vocis‚ suppositio aero es! termim' iam compositi ex voce et signifiaatione...„

Itern significatio es! signi ad signalum, suppositio vero es! suppoacnlis ad suppo

situm, ergo suppositio non es! significatio. ('opalatio es! acoeptio lermini adiectivi

pro atiquo (ehd. Anm. 68).

202) VII, l, l, 3 (f. 210 A): Suppositionum a!ia commum's atia discreta.

Item sapposilionum communiam alia naturalis a!ia accidenlalis. Suppositio

naturatis es! acceplia termim' commum's pro omnilms bis, pro quilms aplus natus es!

partieipari, u! isle terminus „homa“ per se sumptus (zu diesem per se bildet sonach

die unten folgende suppoaitio relativomm den entsprechenden Gegensatz; s. unten

Anm. 212 Accidentalia auppoxitio es! avccptio temiini commum'a pro omm'bus‚

pro qaibus exigil suum adiunctum (vgl. Ahschn. XV, Anm. 69).

203) Ebend. (f. 2l1 A): Accidentatium suppositionum alia simples: alia per

sonalis. Suppositio accidentalis simples: es! aooeptio Ierrnini eommunis pro re uni

versati significata, per ipsum terminum .... ‚. ltem auppositionum simplicium alia es!

termini communis in subiecto positi, alia pasi!i in praedioato propositionis uni

versalis affirmativae‚ u! „omnis homo es! animal“..‚.. atia positi post dictionem

exceptivam; .‚...irt omm'lzu: isti.s (d. h. bei dieser dritten Art) et simitibus fit pro

cessus a suppositione simptict' ad suppositionem personalem. Ouod autcm terminus

in praedicato positus simplicem habe! mpposili0nfln, patet‚ quio u. s. w. (vgl. ebend.

Anm. 70).

204) Ebend. (f. 211 B): Personatis suppositio es! aaceptio termim' communis pro

wie inferiorilms ltem personalium suppositiormm atia ext determinata atia can—

fusa. Determinata suppositio es! acceptio temtini co'mmunis indefinite sampti oe! cum

n‘gno porticulari (vgl. ehd. Anm. 71).

\

4.

52 XVII. Petrus Hispanus.

nachdem sie das Subject oder einen der beiden anderen Bestandtheile

des Urtheiles (Copula oder Prädicat) betrifft 2°"’)‚ führt vorläufig zu der

Angabe, dass im ersteren Falle entweder mobililer oder distributive, im

letzteren Falle aber immobiliter supponirt werde, welch letzteres jedoch

seine Bedenken habe 206)‚ deren Lösung hinwiederum dahin lautet, dass

ein allgemeiner Prädicatsbegrifl' überhaupt keiner confusa suppositio un

terliege 207), — eine Lösung, welche nun noch darauf gestützt wird,

dass beim Prädicatsbegrifl'e das !0tum stets als Gattungsbegrill‘ zu ver

stehen sei, während es für die verworrene Supposition in quantitativem

Sinne genommen werden müsse 20ß), wozu noch komme, dass beim Gat

tungsbegrill‘e stets die vom Niederen zum Höheren aufsteigende Betrach

tung obwalte 209). Die richtige Erwägung aber, dass die Supposition

überhaupt nicht gleichmässig beim Subjeete und heim Prädicate gelte,

schliesse eben den prädicativen Gattungsbegrifl‘ von der confusa suppositio

aus“°). Und indem das Gleiche auch von der Copula gelte, reducire

sich die verworrene Supposition nun in Wahrheit lediglich auf das durch

die Quantitätsbestimmuug („alle“) hiezu befähigte Subject“‘). Vgl. übri

gens auch unten Anm. 596 f.

205) Ebend. (f. 213 A): Gon/usa supposi!io es! acecplio lemn'm' communis pro

plun'lm: medianle siyno universali.. ‚. . I!em cum/warum supposilionum alle es!

von/um necessila!e sigm' vcl modi e! alle neoessi!a!e rei u. s. w. vgl. ebend.

Anm. 72.

206) Ebend.: Undc isle terminus „hamo“ (d. h. in dem Satze „omm's homo

es! animal“) ziehe! supponcre confuse mobililer e! dislribu!ive (hierin liegt der An

kuüpl'ungspunkt für die unten folgende Distribution, s. Anm. 238); sed con/usr e!

dis!ribulirc !ene!ur‚ quando lenelur pro omni horm'ne; mobililcr vero, quia lice! fieri

descensum sah eo pro quolibe! suo supposito..... Sed is!e terminus „animal“ dicilur

confundi immobililer‚ quiu mm lice! fleri dcscensum sub eo sicu! hie „homo es!

digm'ssima crea!urarum‚ ergo hie homo“..... Lire! m' ea!ur opposilum osse‚ eo quod

supm'us dic!um es! (Anm. 203), quod in hoc proposr!ione‘„omnis homo es! Mime!“

is!e terminusin praedicalo posilus simple'com habe! supposilioflefll‚ e! hie dici!ur, quod

habe! con/usam (vgl. Abschn. XV, Anm. 73).

207) Ebend. (f. 213 ß): Sed ego credo (s. ebend. Anm. 74), impossibile esse,

!erminum comrmmem in praedica!o positum haben suppositionem simpliccm e! von—

fundi mobililer ve! immol1ililer eigne universal! existen!e in subicclo o/finnalir-e

u. s. w.

208) Ehend. (f. 214 A): Ilem to!um universale, quer! es! genus, e! !o!um in

quun!i!ale es: opposilo se Imbcnt; sed !olum in quanlilate es! duplex,- quoddum min:

es! lolum in quanlilale romplelum‚ u! ubieunque ron/‘undilur Irrvm'nus eommunis mo—

bililcr.....‚ uliud es! totem in quanli!ate incompletum e! diminulum‚ u! ubicunque

can/undilur lerminus co1nmunis immobili!er‚ .. .. Ergo si impossiln'le es!, !otum in

quantitale esse genus, eri! impossibilv, !crminum communem in praedicato posi!um

con/undi mobililer vcl immobililcr, u! dicebalur (vgl. ebd. Anm. 76).

209) Ebend.: l!em eumpamlio illa‚ sccundum quam infen'ara reduwnlur ad

superiora, opposila es! romparationi‚ seeundum quam superiom roducunlur ad infa

n'ora. Sed seumdum primam sumilur commune in ra!ione communis, sed seeundum

secundam sumi!ur commune mullipla'ealum sive coufusum (vgl. ebd. Anm. 77).

210) Ebend.: E! Imec quatuor argumvn!a sun! concedcnda (s. ebend. Anm. 78 f.).

Cousu au!cm‚ propler quum morebunlur im", qui fuerun! huiusmodi opfninm's, facilis

es! ad solvendum u. s. w. hoc genus „animal“ nullo modo confundi!ur mobi—

li!cr vel immobili!er.

211) Ebend. (f. 214 B): Sinrili!er dito, quod hoc vcr!mm „es!“ non confumii!ur

mobililer re! immobih'lcr . . . . .. E! propler hoc deslmimus quandam divisionem /aclam

(Anm. 205), scih'ccl: ron/usarum proposilionnm ulia es! con/usa neoessilule rei‚ alia

XVII. Petrus Hispanus. 53

Indem nun jener grössere Rest, welcher in unserem Texte des

Psellus verloren gegangen ist, sich anreiht, folgt zunächst die suppo

sitio relativorum‚ welche, wie wir sahen, Wilhelm Shyreswood weg

gelassen (Anm. 62), und Lambert von Auserre aus Ende gestellt hatte

(Anm. 132). Dass aber die Nothwendigkeit dieser Gruppe schon im

Obigen (Anm. 202) angedeutet war, wurde bereits auch früher ausge

sprochen (Abschn. XV, Anm. 82).

Die Relativa, welche hier nicht nach dem Standpunkte der Kate

gorienlehre, sondern im Sinne der Grammatik als Erinnerungszeichen

vorhergegangener Worte zu erörtern seien212), werden vor Allem in

Belativa der Substanz (z. B. qui, ille) und Belativa der Accidenz

(z. B. talis, quantus) eingetheilt, deren erstere sogleich wieder unter

schieden werden, je nachdem sie eine Gleichheit (idenlitas, wie z. B.

qui oder idem) oder eine Verschiedenheit (wie z. D. alias) ausdrücken 213).

Und was nun zunächst die Belativa der Identität betrifft, so werden als

eine eigene (Hasse derselben die Reciproca (sui, sibi, se und suus) aus

geschieden, welche die Modalität des Leidens mit der Activität des Sub

jectes verknüpfen’“); sodann aber wird angegeben, in welcher Weise

die Relativa der Identität für ein vorhergegangenes Wort supponirt wer

den, und wie in ihnen ein Behclf der Deutlichkeit liege, was an einem

traditionellen Beispiele (von den beiden Ajax) sich zeige*“); und indem

es! confusa neoessilale modi sive signi. Divimus enim, quod 0mm": con/usio fit ne

cessilule sigm' vel modi (Abschn. XV, Anm. 80).

212) VII, 1, 2, 1 (f. 215 B): Relativunt esl duplex: uno modo relativum es!‚

cuius esse es! ad aliud se haben, e! sie relativum er! unum de deccm praedica

mentis; aliud es! relational, quod es! ante la!ae rei recordalivum, quia, ul vult

Priscianu: in molare ‚MIO volumine, relalio es! an!e la!ac rei recordatio (Insl. gr.

XII, 16, wosclbst jedoch die entsprechenden Worte lauten: „relalio es! cogni!ionis

anle latae repraesenlalio“; diese Abweichung aber kann dadurch ihre Erklärung

finden, dass das Citat vorerst durch mehrere griechische Hände gegangen war, ehe

es durch Petrus Hispanns wieder lateinisch übersetzt wurde; dass auch Psellus

selbst sich auf Priscianus berief, s. Abschn. XV, Anm. 19) Omissis antun re

lativis secundum primum modum de relativis secundo modo hie inlendimus.

213) Ebend.: Belalivorum aulcm quaedam sunl rela!iva substantiae, u! „qui“,

„ille“ et similia; quaedam vom samt relative accidenlis‚ ul „lalis, „qualis“, „lanlus“,

„quanlus“. Relalivum antun substanliae esl‚ quod refer! rundem rem in numero cum

suo anlecedenle. llem relativorum substanliae quacdam sun! relative diversilatis, u!

„alias“, e! es! illud, quod refer! eandem rem in numcro e! supponil pro alia, u!

„Sucralcs cum'! et alle: dispalal“; quaedam vero idenlilalix, u! „qui“, „alle“,

„ident“, .....quod re/er! et supponit pro eodem in mauern, pro quo suppom'l suum

anlevedens, u! „Socrales eum'l, qui dispulal“..... Relaiivorum substanliae identilalis

quaedam saut nominal, u! „quis“, „quidam“; quacdam ‚um! pronomina, u! „ille“,

„dem“. Das Wort „identilas“ als Ucberselzung von raurön7; dürfte gleichfalls

auf eine Kenntniss arabisch—lateinischer Littcratur zurückweisen (vgl. Anm.52 11.65).

214) Ebend. (f. 217 A): llem relalirorum pronominum idenlitalis quaedum :unl

reciproca, ul .‚sui, u'ln', ae“ cum suo possessivo „raus, sua, suum“; alia vero non

reciprocu, u! „die“, „idem“. llclalivum aulcm reciprocum dicilur mm quod sll pa

liens, sed quitt ponil modum palirnlis supra substanliam agenlcm..... (lade revi

procum sie poles! definiri: quod significa! substanliam agenlcm sub modo palienlia;

vel sie: ....quud sui ipsius esl passirum . ‚ . . .. llem si quaeralur‚ quare hoc p1'0

nomen „sui, sibi, sc“ eure! nominalivo‚ dicendum esl‚ quer! solulio path es: prac

missis, quia .. nominalivus dicit modum agenlis.

215) Ebend.: Relaliea iden!ilatis referun! eandem rcm sub zudem suo an!ece

deute e! scmper supponun! pro t‘adcm re in numcro; et es: hoc palel‚ quod maior

54 XVll. Petrus Hispanus.

hiebei die Frage auftaucht, auf welche Form eines Sophisma’s (s. Anm. 197)

eine durch ein Relativum eintretende Täuschung (z. B. „Jener Mensch

sieht einen Esel, welcher vernünftig ist“) zu reduciren sei, fällt der Eut

scheid dahin aus, dass es eine [allacia composi!ionis sein“). Hierauf

folgt nun zwar eine kurze Angabe über die Relativa der Verschiedenheit,

insoferne bei denselben der Umfang der Begriffe eine Rolle spiele'zfl)‚

aber sofort springt die Erörterung in unordentlicher Reihenfolge wieder

auf die Belativa der Identität zurück, und es wird die „Regel“, dass die

mit einem solchen Belativum beginnenden Sätze kein contradictorisches

Gegentheil haben, gegen Einwürfe geschützt, da in denselben eine Nega

tion nur zum Verbum des Relativ-Satzes selbst gehöre und sich nicht auf

jenes Wort beziehe, welches durch das Relativum wiederaufgenommen

ist2‘8). Auch noch eine zweite Regel betreffs der Tragweite der Bela

tiva der Identität hinkt nach, aus welcher abermals die abweichende Gel

tung der obigen (Anm. 214) Reeiproea erhellt'll9).

es! cer!i!udo per rela!ivam identi!atis‚ quam per suum antecedens loco rela!ivi posi

!um; . hoc eru'm pa!e! per Prisce'anum dieen!em in mar'ore vo!umine (XVll, 56),

quod, cum dice'lur „Max vom! ad Troiam, e! Aiax for!i!er pugnavit“, dubium ext,

an de eodem Aiace dicatur an de diversis, eed cum dici!ur „Max veni! ad Troiam

e! idem forli!er pugnam‘l“, de codem etc/im in!elligi!ur.

216) Ehend.: Sole! au!em dubitan' circa rela!ira iden!i!alis‚ u!rum deceplio [acta

ex diversa relalione fia! secundum acquivocalionem vel secuadum ampliib0!ogiam ve!

sacundum aliquam aliam fallaaiam, u! dicendo „homo vide! asiuum, qui es! ratio

nalis“‚.. . . Secundum aliquo: sole! ihi assignan' aequiaocah'o; sed con!rarium arguilur;

hoc em'm uomen „qui“ u. s. w. (sehr ausführlich).‚... Concodimus, quod deceplio

[acta ex diversa relatione nun es! secundum aequivocalionem..... Ilem quod ibr' mm

n"! amphihologia, probalur...‚. l!em ubiounque es! decep!io ex eo, quod ah'qua diclio

pa!es! referri ad diverse, es! composi!io ve! dioisio‚ ..‚..e! hoc idem eoncedimus.

217) VII, l, 2, 2 (f. 219 A): Sequi!ur de relalieis diversilalis. Relativum dr—

verei!a!is es!‚ quod suppuni! pro alio ab eo, quod refer! .... .. Talis dann regula:

S! „Latinum diversi!a!is adda!ur supen'ori, fi! inferius‚ e! s|' adda!ur inferiori, fi!

superius‚ verlu' grulia in hoc proposilione „aliud ab auimali“ hoc relativum

diversila!is „aliud“‚ cum addilar animali, quod es! saperr'us ad hominem, ‚am! ipsum

inferius, e! in hac „aliud ab homine“ addi!ur inferiori, scr'lioe! hamim'. c! ergo faci!

ipsum supen'us, e! ergo „aliud ab animali“ es! in/‘erius ad „ah'ud ab hominc“.

218) Ebend.: De relalivis iden!i!a!is da!ur regula ab antiquis (letzteres Wort

kann im Originale des Psellus sich natürlich nur auf Autoren ongefahr aus der

Zeit der Commentatoren bezogen haben; vielleicht, wenn wir richtig vermutheteu‚

auf Themistius. s. Abschn. XV, Anm. 105 17., vgl. auch hier unten Anm. 241 u.

247): Nulla proposilio inchoala a relativis iden!i!alis habe! canlradic!oriam. E! as

n'gnan! oausam, quia, cum dici!ur „omm's homo curri!‚ e! i'll: dispu!al“, hoc rela

!ivum „Hie“ habe! respec!um ad hoc antecedens „homo“ prop!er depeuden!iam ‚mae

relationis,‘ sed quando negativ advem'! propositioni inchoa!ae a relativo sie „ille non

dispu!at“‚ !una nega!io nega! verbum, quod seqm'lur, e! non hege! resper.!am rela

!iom's.‚... Sed port!ra hoc obiici!ur: Ouidqm'd contingi! affirmare, vonlinge! e! negare

de quolibe! supposilo; i!em quaeh‘be! proposilio sivc enun!ia!io‚ qaae es! und,

habe! con!radicloriam; ...‚ilem dici! Aris!o!eles in prima Periermenias (s_Abschn. IV,

Anm. 191). quod uni affirmaliom' und nega!io es! opposila Ad raliones corurn

resprmdemus, quod.....in proposi!ione inchoala a relative !an!ummudo sumi!ur can—

lradiclorium per compara!ionem relativi ad verbum, cui subiicilur, v! nun per compa—

ra!ionem relativi ad an!euedens.

219) Ebend.: De rela!ivo iden!i!a!ir non reer'proca tah's du!ur regnla.‘ Omne

relativum identilalis nur! reciprocum habe! eandem supposi!ionem, quam habe! suum

an!ecedcns‚ u! cum dici!ur „omnis lwmo eurril, e! alle es! Sacra!es“‚ hoc rela

!ivum „ille“ euppom'l pro omm' homine Diva au!em „man reciprocum“,

y.fl-:fü—M

XVll. Petrus Hispanus. 55

‘Zuletzt folgt hiemit in Kürze die zweite Gattung, nemlich die Be

lativa der Accidenz, welche im Gegensatze gegen die vorigen als

attrihutive Worte sich nicht auf eine einzelne Substanz, sondern auf qua

litativ gleichartige Gruppen beziehen und daher nur in solchem Sinne

supp0nirt werden. Von denselben wird nur die Eintheilung angegeben,

indem auch sie zunächst in Belativa der Identität und Relativa der Ver

schiedenheit zerfallen, erstere aber wieder in qualitative und quantitative

(diese abermals nach continuirlieher und discreter Quantität) getheilt

werden, woran sich noch bezüglich aller der syntaktische Unterschied

anreiht, je nachdem sie demonstrativ oder antwortend (redditiva) ge

braucht werden 220).

Sollten wir aber nun nach Obigem (Anm. 201) erwarten, dass sich

jetzt die Erörterung der copulatio anreihen müsse, so finden wir uns

getäuscht, indem bei Petrus Hispanus dieser Gegenstand gänzlich fehlt,

während ihn Wilhelm Shyreswood ausführlich besprach und auch Lambert

von Auxcrre nicht völlig ausser Acht liess zu). ‘

Hingegen folgen in eigenthümlicher Zerrissenheit oder Unordnung

die Abschnitte über ampliatio, appellatio, restrietio; wenn nemlich in

selbstständiger und weit besserer Weise (vgl. auch Ahschn. XV, Anm. 90)

Wilhelm Shyreswood die ampliatio und die restrictz'o in die appellatio

verflochten (ob. Anm. 64), Lambert v. Auxerre aber die appellatio voraus- —

geschickt und dann die amptiatio und die restrictio in wechselseitig cor

respondirender Darstellung entwickelt hatte (Anm. 129 f.)‚ so wird

hier völlig unmotivirt die appellatio in Mitte der beiden anderen hinein

geschoben m).

quia cum dicitur „omm'r homo videt so“, mm ext sensus „omm‘s homo oidet om—

nem hominem“.

220) VII, l, 2, 3 (f. 220 B): Habito de relativo substantiae dioendum est de

relative aeeidentis. Relativum autem accidcntis ext, quod refert eandem rem per m0

dam deneminationir, ut „tote“, ‚.quale“ .... .. Retutivum substantt'ae refert idcm in

numero, relativum vero aecidenli: refert idem in specie, at „Soorates est allms, et

tah's est Plato“..... Relativorum aalen: aecidentis aliud ext retotivum identitalis, ut

„talis“, uliud oero diversitatis, at „alter (biedurch könnte zurechtgewiesen werden,

wer etwa noch zweifeln wollte, ob auch diese ganze zweite Gruppe wirklich aus

einem griechischen Originale übersetzt sei; denn sofort erhellt, dass hier €tego;

in der stupidesten Weise mit „alter“ übersetzt ist)..... Item relativorum accidentis

identitatis aliud est qualitatis, u.t „quatts“, aliad quantitalis‚ ut „quantus“ (dieser

Satz fehlt in allen Drucken mit Ausnahme von 91 ß, und auch die zahlreichen

Commentatoren verspürlen den Abgang desselben durchaus nicht). Item retutivorum

identitatis quantitatis aliad est retottvum quantitatis conlinuae‚ ut „tantus“, aliad

vom quantitatis diseretae, ut „tot“, „quot“. Item relativorum numerorum qaaedam

saut nomina, ut „totidem“ (diese wird also zu einem nomen gestempelt; natürlich

stand bei Psellus rocoütoz), quaedam saut adverbia, ut .‚totiens“. Sciendum, qaod

„tatis, tantus, totiens, totidem“ possunt diet' redditiva et demonstrative; si ad

pracsentes referantur, demonstrative, ut cum dicimas demonstrando Hercatem „talis

fat't Plato“ .. .. st autem mm referuntur ad praerentes‚ ....tunc saut redditiva, qaia

reddtmt interrogatr'one praecedente, at „quatt's est Plato, talz's ext Senates“.

221) S. oben Anm. 63 u. 127; vgl. Abscbn. XV, Anm. 83 u. 85.

222) Da jedoch Petrus Hispanus nur mechanisch übersetzte (oder vielleicht

sogar bloss als Abschreiber einer bereits vorliegenden Uebersetzung fungirte), so

dürfen wir sicher annehmen, dass diese unorgani5che Reihenfolge auch schon im

Texte des Psellus sich fand.

56 XVll. Petrus Hispauus.

Es werden nemlich ampliatio und restrictz'o zunächst kurzweg

als Unterarten der obigen (Anm. 204) persönlichen Supposition bezeichnet,

so dass sich hiemit in diesen Capiteln eigentlich noch immer der Faden

der Supposition fortspinnt, da hier nur eine zweite parallel-laufende Ein

theilung der persönlichen Supposition zu der obigen hinzutritt 223). Und

diese Auffassung spricht sich auch in den Definitionen der ampliatio

und der restrictt'o aus, indem erstere nur als eine erweiterte, und letz

tere nur als eine verengte Supposition eines Gemeinbegrill‘es (terminus

commum's) bezeichnet wird, allerdings mit dem wesentlichen Zusatze,

dass Einzelnbegrifl‘e weder zur Ampliation noch zur Bestriction befähigt

sind 224). Aber in der weiter folgenden Erörterung ist kein Faden eines

inneren Zusammenhanges mehr fühlbar.

Denn es folgt nun in dürrster Form eine Eintheilung der ampliatio,

da dieselbe im Verbum oder im Substantiv oder in einem Participium

oder in einem Adverbium liegen könne (— wobei barer Blödsinn vor

gebracht wird —-)‚ und ausserdem ein wichtiger Unterschied darin be

stehe, dass die Ampliation sich entweder auf die supponirten Begriffe

oder auf die durch das Verbum ausgedrückte Zeit beziehe 225). Da

aber bei den Beispielen, welche für diese Eintheilung gewählt sind, das

Verbum „potest“ eine grosse Rolle spielt, so knüpft sich hieran eine

wahrlich läppische Besprechung und Lösung des sophistisch gewonnenen

Satzes „Das Unmögliche ist möglich“‘"“). Hierauf folgt noch für die

223) Vll‚ 2 (f. 222 B): Personalis suppositio es! acceptio termini commam's pro

suia in/‘erioribus, cuius alia es! determinata alia canfusa, ut pries patui! (ob. Anm.

204). ltem personali: suppositiom's alia est restricta alia ampliala‚ et ita ampliotio

et restrictio haben! fieri circa sappositionem.

224) Ebend.: Restrictio es! coorctatio termini communis a maiori supp0sitione

ad minorem, u! cum dicitur „homo alhu: curri!"‚ hoc adieclivum „atbus“ restringit

horm'ncm ad supponendum tantum pro albis. Ampliatio es! extensio tcrmim' commum's

a min0ri suppositione ad maiorem, u! cum dicitur „homo potest esse anlicltristus“

(dass der Begriff des Antichrists auch bei den griechischen Kirchenvaitern eine Rolle

spielte, ist bekannt), iste terminus .‚homo“ non solnm supponit pro his qut sunt,

aed etiam pro his qui erunt, runde impliotur ad futuros. Dico autem ‚.termini rom—

munis“. quia terminus singuloris, nt Socrates‚ non ampliatur neque restrinyitar.

225) Ebend. (f. 223 B): Ampliationum alia fit per verbaut, u! per hoc ucrhum

‚.polesl“‚ a! .‚homo potest esse antichristus“; alia per nomen, u! „homiricm esse an

!ichristum, es! possibile“; alia per participium, u! „homo potens es! esse onimal“;

alia per adoerbium, u! „homo necesaario es! animal“, „homo“ em'm non solum am

plio!ur pro praescnti Iempore, aed etiam pro futuro. Et ideo seqm'!ur alia dieisw

ampliatt'ouis, scilice! atia fit respectu suppositorum, ut „homo potes! esse anticltristus“‚

alia lt! respectu temporam, u! „homo necessario es! animat“.

226) Ebend. (f. 224 B): Circa pracdicta quaeritur de hoc aaphismate „Impossi

bile potest esse verum“. Quod sit warum, probatur, quia‚ illud, quod es! aal erit

impussiln'le, potes! esse ocrum, sciliaet antichristum non fuisse, p‘os! tempu: sann: es!

impossibile‚ et modo potest esse possibile e! veram; ergo impossibile potest esse

verum (d. h. „Das Nichterschienensein des Antichrists ist einerseits, — falls er einmal

wirklich erschienen ist —, etwas Unmögliches. und andrerseits, —— so lange er

noch nicht erschienen ist —. etwas Mögliches; also ist Etwas, was einerseits un

möglich ist, zugleich andrerseits möglich; also ist Unmögliches möglich.“ Mit solch

imsserstem Blödsinne aber müssen wir uns zu des Lesers und unserem eigenen

Ueberdrusse leider noch Öfters beschäftigen. Dass übrigens diese Caricatur eines

Sophisma’s aus der stoischen SchuI—Logik_seinen Weg in die Synopsis des Psellus

gefunden habe, erhellt aus jener ursprünglicheren Form, in welcher wir es oben,

XVII. Petrus Hispanus. 57

erwähnten zwei Fälle je eine „Regel“, uemlich dass die Ampliation, welche

sich auf die supponirten Begriffe bezieht, für den ganzen Umfang der

selben gelte (gleichfalls mit ausschliesslicher Benützung des „potes!“), und

dass die auf die Zeit (vgl. unten Anm. 598 ff.) bezügliche Ampliatiou

sämmtliche drei Zeiten umfasse 227). Dass übrigens mit dieser Theorie

der ainpliatc‘o die späteren sog. Obligatoria in einem Zusammenhange

stehen, s. unten Ahschn. XX.

Und nun folgt plötzlich die appellotio, ohne dass irgend ersicht

lich wäre, wie dieselbe hieher komme. Sie wird als „Annahme eines Be

griffes für ein wirklich egistirendes Objeet“ definirt und soll in dieser

ausschliesslicheu Beziehung auf das concret Wirkliche sich von der signi

ficatio (Anm. 199) und auch von der suppositio unterscheiden, da letztere

beide sowohl bei Existirendem als auch bei Nichtexistirendcm stattfinden

können 228). Blickt somit hierin wieder eine Spur eines allgemeineren

Zusammenhanges dieser logischen Momente hindurch, so bietet auch die

Eintheilung der appellatio Aehnliches dar, indem dieselbe entweder bei

einem Gemeinbegrilfe oder bei einem Einzelnbegriffe auftrete, und im

letzteren Falle mit der signifieatio und suppositio zusammentretfe, im

ersteren Falle aber der Gemeinbegritf entweder nach Art der simplen:

supposi!io (Anm. 203) in ungetheilter Gemeinsamkeit oder nach Art der

personalis supposi!io (Anm. 204) in Momenten seines Umfanges betrachtet

werden könne 229). Aber während diese Erörterung der appella!io leicht

Abschn. VI, Anm. 166, anzuführen hatten). Contro.‘ Ouidquid poles! esse oerum, es!

possibile; sed impossihilc potes! esse oerum (d. b. diess ist die obige sophistisch

erwiesene Thesis); ergo impossibile es! possibile, in !er!io modo primae figuroe (diese

ist sogar formell falsch, weil in „Dorii“ der Schlusssatz particular ist); sed non

clusio es! falsa; ergo aliqua praemissarum; non maior; ergo miiior; sed hoee es!

prima; ergo prima es! [also. Solulio: prima simplieiler es! falsa, haee scilice! „im—

possibile poles! esse vernm“, e! sophisrna pecea! pures falleeiorn oroidenlis u. s. w.

Vgl. auch unten Anm. 357.

227) Ebend‚: De ompliotione, quae fi! ro!iane supposilorum, lolis da!ur regula:

Terminus eommanis supponens verbo haben!i vim omp!iandi o se an! ab alio am

plio!ur ad eo, quoe possun! esse sah forma !ermini supponentis‚ u! „homo po!rsl

esse aninia!“‚ hie is!e terminus „homo“ non solum supponi! pro prarsen!ibus, scd

e!iam ampliatur ad ornnes qui erun!; dico aalen! „a se“, quia hoc ocrbum „poles!“

de re habe! ein! ampliondi; dieo au!em „oh oho“. quio hoc par!icipiam „potens“ e!

hoc nennen „possiln'le“ dem! virtulem ompliandi verbo, ca! odiunguniur...„ De om

p!ia!ione au!em, quae fit ro!ione Iemporis, !alis da!ur regulo.‘ Terminus communis

supponens ve! opponens verbo haherm' vim ampliandi quoad tempus supponi! pro his,

qui samt, qui erun!‚ ve! qui formal. u! „homo necessario es! onimol“.

228) VII, 3 (f. 226 A): Appello!io es! acecp!io !errm'ni pro re existen!e; dico

au!em pro re existente, quia !errninus signifieons non ens nur! appella!, o! Caesar ve!

ehimoera. Difier! au!em appellatio o signifiealione e! supposi!ione‚ quia appellotio

es! !an!um de re e.eis!en!e, sed supposi!io c! significolio sun! !um pro re existen!e

quam pro re non exislenle.

229) Ebend.: Appellationum au!em olia es! !erniini eonimunis, o! „homo“, alia

es! !ermini discrc!i ve! singuloris, u! ‚.Soerales“. Terminus singuloris idcm significal,

supponi! e! appellal. (f. 227 A) l!em oppollo!ionum Icrnu'ni communis alio es! !er

Mini communis pro re in communi, u! quando !ernrirms commum's simplicem hohe!

supposilioneni, u! cum dici!ur „homo es! spesies“, .....e! Ions !erminus idem sup

ponil‚ signifiea! e! appella! . . . . .. Alia au!em es! appc!lulio !ermini eommunis pro

suis in erioribus, u! quando !erminus eomrrmnis personalem habe! supposi!ionem, u!

cum dici!nr „homo rurri!“, inne „homo“.... signi/Icul hominem in eommuni e! supponi!

pro porlicularibus homiuibus e! appella! parlieulores hontines !anlum existen!es.

58 XVll. Petrus Hispanus.

in strenger Parallele mit der Supposition noch weit bitte fortgesponnen

werden können, bricht sie hiemit ebenso unerwartet ab, als sie unmoti

virt eingefügt werden war. Vgl. aber unten Anm. 601.

Somit wird nun zur restrictio zurückgekehrt, welche entweder

durch ein Nomen oder durch ein Verbum oder durch ein Participium

oder durch einen Helathsatz (implicalio) bewirkt werden soll"°). Ueber

die erste derselben, an welcher wieder drei Fälle unterschieden werden,

indem das Nomen entweder eine Unterart des restringirten Begriffes oder

einen artmachenden Unterschied oder ein zufälliges Merkmal desselben

enthalten kann 231), werden die „Regeln“ gegeben, dass der restringircnde

Begriff nicht eine Selbstaufhcbung des restringirlen (wie z. B. bei mor

!uus der Fall wäre) noch eine Ampliation (wie z. B. beipotens) enthalten

darf, sowie dass das restringirende Wort selbst wieder durch das re

stringirte verengt wird, ferner dass die Hinzufügung des Wortes „Alle“

zum restringirten Begriffe an der Restriction Nichts ändert, endlich dass

ein restringirendcr Begriff, welcher im Prädicate steht, auf das Subjeet

keinen Einfluss hat, jedoch mit Ausnahme der sog. consignificatio, welche

bei Substantiven im grammatischen Genus liegt232). Hierauf wird be

züglich der durch einen Belativsatz entstehenden Restriction zunächst die

Tragweite derselben angegeben und dann die „Regel“ aufgestellt, dass

bei llinzufügung des Wortes „Alle“ sehr genau zu unterscheiden sei, ob

dasselbe vor oder nach dem Relativsatze stehe 233). Mit Ucbergehung

230) VII, 4, 1 (f. 228 A): Restriclio es! courc!atio tenm'm' commum's a molare

supposilionc ad minorem, u! dictnm es! pries (ob. Anm. 224). Res!ric!ionam au!cm

alia fit per nomen, u! „kann; allms“, is!c temtinus „homo“ mm suppom'! pro m'gris

neque pro medio colorß eoloralis‚ sed restringitur ad albos; alia fit per verbum, u!

„homo curri!“‚ iste terminus „homo“ sappom'! pro praesenlibus !anlum; alia fi! per

partieipium, u! cum dieilur „homo surren: dispulal“......; alia fi! per implicalio

nun, u! cum dici!ur „homo qui es! albas nun-ü“, haec implicalio „qui es! albus“

restringi! Immian ad alhos.

231) Ebend.: Rcs!riclionum far!arnm per 1t0fllt‘ll alia fit per infen'as supcn'ori

appositum, u! „animal hamo curri!“.‚...; alia fit per di/ferentiam adrenienlcm generi,

quae es! essenlialis, cum si! conslifuliva, u! „animal ralionale curri!“‚....; alia fi!

per adiectirum acriden!is, u! „liom0 allms“.

232) Ebend. (f. 229 A): De rcs!ric!ione fac!a per nomcn communiter sumphun

tales dun!ur regnlae: Omas nomen non diminacns nec habcns ein! ampliandi ad

ianc!um ex cadcm perle !ermino magis commam' restringi! ipsum ad supponcndum

pro bis, ad quer: exigi! sua significatio...... Dico au!cm „nun diminuens" ad re

movcndum nomina diminuenlia rationcm adiuncti, u! „merluus“....; dico au!em „nur:

Italiens vim ampliandi" ad rrmovcndas dic!ioncs amph'alivas, u! „polens“„... E!

sciendum, quod minus commune semper res!ringi! magis communc, u! zum dicitu‚r

„homo allms curri!“‚ sie „homo“ coarota! album ad a!bedinem exislenlem in

hominilms . . . . .. l!em de termino restrivlo !a!is da!ar regula: S! signth universale

aducm'a! !crmino restriclo, nun dis!ribuit ipsum nisi pro hi:, ad quae res!ringilur.‚.‚ .

I!em de restrirlione datur lalis regula: Nihi! posilum a perle praedicalt' pates! rev

s!ringcre !crminum commancm posilum a perle subier!i quoad principalcm significa

!ionrm, u! „homo es! allms“ . . . . .„ quia si restriagerclar ad albos, .....semus

esse! „homo albus es! allms“..... Diva aalen: „qnoad priacipalem significa!ionem“‚

'quia pracdicalum restringit suln'ectum qaoad con:ignifica!ioncm, quae es! genus, u!

cum dicilur „cygnus es! albus"‚ isle lerminas „cygnas“ res!ringi!ur ad mares c! non

ad mulicrcs.

233) Ebend. (f. 230 A): I!rm de restrictionc [acta per implicationem !alis da!ur

regnla: Omnis implica!io immediate toniunrta termino commum‘ restriugi! ipsum sicu!

saam adiecliuam...... !!cm de eadcm restriclionc ta!is dalur regu!a: Quotiescanqae

XVH. Petrus Hispanus. 59

des eine Restriction bewirkenden Participiums wird dann noch sehr aus

führlich über die im Verbum liegende Restriction gehandelt. Nemlich es

treten vorerst die „Regeln“ auf, dass das Verbum vor Allem keine Selbst

aufhebung der Behauptung (wie diess z. B. bei dem Zusatze „opinabililer“

der Fall wäre) und auch keine ampliative Geltung (wie z. B. bei pales!)

enthalten dürfe, sodann aber mit Vorbehalt dieser Bedingung das Präsens

eines Verbums eine vollgfiltige Restriction bewirke, hingegen das Präteri

tum nur für Vergangenheit und Gegenwart, sowie das Futurum nur für

Gegenwart und Zukunft restringire, kurz dass beim Verbum die restrietive

Kraft in seiner consigm'ficatio, d. h. im grammatischen Tempus, liege 234).

An letzteres aber knüpft sich die Besprechung des lappischen Sophismas

„Alle lebenden Wesen waren in der Arche Noah’s, Julius Cäsar aber

war ein lebendes Wesen und doch nicht in der Arche Noah’s“‚ wobei

gegenüber den Ansichten Anderer, welche auf die Unterscheidung zwi

schen Individuum und Gattung sich warfen, im Hinblicke auf obige Regeln

die Lösung dahin geht, dass es eben der Trugschluss einer sog. imper

fec!a enumeralio sei”"’). Ferner aber wird auch noch die Frage er

signum universale et impticatio panunlur in enden! locu!ione, duplex es! oralie, eo

quod signum poles! praecedere implicetionem e! sic distribuil terminum cammunem

pro quolibel supposito..„.; ilem implicalio polest pries edvcm're e! restringere ler

mirmm communem, e! tunc signum perlen adeenien: neu distribui! ipsum nisi pro

his, ad quae reslrlttgi!ur.

234) Ebend. (f. 231 A): Sequitur de reslriclt'one [acta per verhum, de qua

plnres danlur regulae, quarum prima lulls ext: Terminus communir supponens uel

apponens verbo praesentis lemporis simplt'ciler sumplo non hahruti vim empliandi neu

e:c ‚te nec m: alle reslringilur ad suppnnendum pro bis, qui Sl!1ll suh forma !ermini

communis suppanentis. Dico entern „lerrninus communis“, quia lerminus discre!us

neque restringilur neque ampliatar (s. Anm. 224); dico aalen: ,.verbe praesenlis tem

pon'.s“ ad removendum alle verbe aliarum temparum‚ quia lerrm‘nus comnmm's allem

habe! supposilianem cum als; dico au!e1n „simpliciter sumplo“ ad rmovcndum verba

sumple cum parliculis dimlnuculibus‚ u! es! „opinabile“; dico entern „neu haben“

ein! ampliandi" ad remavenda verbe ampllaliva‚ u! „polesl“; diro entern „neque ca:

.re nrque ex alle“ ad removendum rerbd habenlia vim ampllandi, qm'a cum dicitur

„homo es! polens“, llcet hoc verbum „es!“ nor! amplia! ex se‚ ampliat tanzen per hoc

parlicipium .‚patens“ (diesen letzteren Satz geben nur die Drucke PI 6 in der rich

tigen Form)..... llem alle dalur regule: Terminus communis supponens uel apponene

verho de preelerito simpliciter sumpla nun habenti ein: ampliandi nec ex .re nec e1:

alle restringitur ad suppon0ndum pro his, quae saut ael fucrun! sah forme termim'

supponenlis . . . . .. l!em alle dalur regula.‘ Terminus communis supponens vel appa

nens verbo de fuluro eliam supponi! pro hie, quae sun! ael erunt snb forma lemu‘ui

suppanentis . ‚ . . .. Es: preediclis patel, quod verbaut restringltur quoad consigm'fica

lianem‚ quae es! lempus, e! neu quoed signlficatitmcm principatem.

235) VII, 4, 2 (f. 232 B): Circa pracdicte quaerilur de hoc eophismale „Omne

animal feil in arca Neue“. Probalur: homo feil in arca Neue, cquus /nit in arca

Neue, c! sie de aliis, ergo amne animal feil in arca Neue. Conlra: Dame animel

feil in arca Neue, sed Caesar feil animal, ergo Caesar feil in arca Neue. Ouod es!

falsnm, ergo aliquo praemlssarum es! (also; non minor; ergo maior. Ol!0d entern

prima sil falsa, pate! per regulam.... (d. b. die vorletzte Regel der vorigen Anm);

llcm alle es! regeln (die vorletzte in Anm. 232)..... Salutio: Om'dam dicunl,

quod haec „omne anlmal feil in arca Neon“ es! duplex, eo quod polar! fieri dislri—

hulio pro singulis generum vel pro genen'hus singulorum, e! prima modo es! falsa,

secundo mado es! rera..... Sed huic soluliam' neu acquierco, quia species animalis

„an feil per se in arca Neue, sed lautem individuam,‘ ende dica, quod pro

posltio es! falsa„ e! concedo omnes rationes addaclas ad hoc (d. b. die genannten

60 XVII. Petrus Hispanus.

örtert, ob die Bestriction in gleicher Weise beim bejahenden und beim

verneinenden Urtheile wirke, und während Einige der Ansicht seien, dass

sie ungleich wirke (weil, wenn man die Negation gleichfalls auf Existi

rendes restringire, der Satz „die Rose ist nicht“ den widerspruchsvollen

Sinn „die Rose, welche ist, ist nicht“' bekomme), wird die Annahme

einer Gleichmässigkeit aller Restriction hauptsächlich im Hinblicke auf die

erwähnte consignificatt'o des Verbums begründet, und auch darauf hin

gewiesen, dass die Gemein-Begriffe in den logischen Urtheilen (abgesehen

von ihrer objectiven Existenz) in die Form der Aussagbarkeit (entmün

bilitas) eingehen 236). Endlich folgt noch die Notiz, dass manche Re

striction lediglich usuell sich von selbst verstehe, wie man z. B. bei

„Nichts“ nicht an einen absolut luftleeren Baum denke, sowie dass transi

tive Verba von selbst eine restrictive Beziehung auf ein Object in sich

enthalten, daher das Sophisma „Sokrates ernährt sich selbst, er selbst

aber ist ein Mensch, also ernährt er einen Menschen“ sich hiedurch

löse 237).

Hierauf reiht sich die distributt'o an, welche als „die durch ein

Zeichen der Allgemeinheit entstehende Vervielfältigung eines Gemein

Bcgrill‘es“ definirt wird; und wenn wir hiebei sowohl durch den Inhalt

dieser Definition als auch durch einen erklärenden Zusatz an die obige

confusa suppositio erinnert werden 288), so hätte es auch wirklich eine

gewisse Berechtigung in sich, wenn wir sagen wollten, dass die ganze

zwei Regeln), e! proba!io pcccat sccundum consequens ab insuf/icicnti indaclione (s.

Anm. 197).

236) VII, 4, 3 (f. 234 A): Sole! e!iom quarri, u!rnm simililcr lcrmini res!n'n

gan!ur in propositione af/imtaliva e! negative. Dimm! aliqui, quod nun, quia esse

res!ringi! ad existen: e! nan esse ad nun exislcns; i!em vide!ur‚ qaod omnis

negative, in qua esse negatur, simpliaiter es! falsa, s! simi!iler restringanlnr termim'

in praposi!ione negativa e! affirma!iva‚ quia in hoc proposi!ione „rosa es!“ is!e ler—

minu: „rosa“ reflringilur ad existens, e!‚ si in hac „rosa non es!“ simxliler res!rin—

ga!ur ad exis!ens, Inne sensus es! „rosa, quae csl, nun 2st“,- e! haec es! falsa....‚

Sed probalur‚ qaod sinzililer restringun!ar: quia‚ s! in hoc proposilione „homo es!“

is!e terminus „Itomo“ restringilur ad exis!ans e! in hac „nullus hamo es!“ ad non

existens, ergo u!raqac es! aera . . . . . .. Ilem regula es! den Schluss der Anm.

234). E! haec argumenla concedimus. Ad illud, quod prima obiici!ur‚ es! dieendum,

quod esse non restringi! ad exis!ens e! non esse man rl‘s!ringil ad nun eris!ens‚

.....sed quoad consignifica!ionem, qaae es! !empus‚ unde nun restringi! ad supposila

existen!ia‚ sed praescnlia. . ‚ . . ‚. Ad aliud dicendum es!‚ quod duplex es! forma ter

mim' commum's; quaedam ext, quae salvalar in rebus existenlilms !an!um‚ .....aliu

es!‚ quae salva!ur tun! in rebus czislcnlilms quam nan existen!ibus‚ u! cnunliabili!as‚

quae es! forma enan!iabilis‚ nnde ish'us proposi!ionia „rosa non es!“ nun es!

sensns „rosa, qaac est‚ non es!“‚ sed es! sensus „rasa ali!cr sump!a‚ quam in prac

senli, nun es!“.

237) Ebend. (f.234 B): Sole! autem pom', quod qaaedam restrirlio fi! ab usu,

u! cum dicitar „m'hil es! in arm“, quamvis p!ena si! a€re‚ qaia is!e lernn'nns „m'hil“

supponi! ab usu pro relms solidis Sole! etiam poni, quod quaedam refln'ctio

fi! per lransilionem verbi‚ a! cum dici!ur „Socrales pasci! hominem“, t':!e Ierminus

„homo“ snppom'! pro alio a Socrale vir!u!e !ransi!ionis verbi......; und: dimm!

quod non seqai!nr „Socra!es passt! se ipsum e! ipse es! homo, ergo pasci! Imminem“,

quod es! fallacia acoiden!is.

238) VII, 5, 1 (f. 236 A): Distribulia es! mal!ip!icalio !ermini commum‘s per

signam universale ‚Gala, u! cum dicitur ‚.omm's homo“, is!e !crminus „homo“ distri

builnr sive con/unditur (vgl. oben Anm. 205 u. 211, sowie unten Anm. 246 u. 250)

pro quolibe! suo infen'ori Terminus singulan's non po!es! distrt'lnn'.

xvn. Petrus llispanus. 61

folgende Lehre von der Distribution nur eine nähere Ausführung der

verworrenen Supposition sei. Somit bleibt uns bei dem vielen Blödsinne,

welchen wir nun sogleich im Einzelnen zu berichten haben, wenigstens

der kleine Trost, dass auch hier wieder irgend ein Faden eines inneren

Zusammenhanges erscheint, wenn auch die Art und Weise, in welcher

Wilhelm Shyreswood bei dieser Gruppe den byzantinischen Stoll‘ arrangirt

hatte (Anm. 66 fl'.), an Klarheit und Präcision entschieden den Vorzug

verdient. -— Es werden die „Zeichen der Allgemeinheit“ zunächst einge

theilt in solche, welche die Substanz, und in solche, welche die Acci

dentien betreffen, wobei die ersteren sich abermals spalten, indem die

einen zu einer Distribution der Theile des Umfanges (partes subiectivae,

wie z. B. bei „alle“)‚ und die anderen zu einer Distribution der Bestand

theile (partes integrales, wie z. B. bei „gauz“) führen können; bei den

jenigen aber, welche sich auf die Umfangs-Theile beziehen, sei wieder

zu unterscheiden, je nachdem sie auf einem Pluralis (z. B. omm's) oder

auf einem Dualis (z. B. ulerque) beruhen 239).

Die Einzeln-Erörterung beginnt mit „onmis“, dessen collective Be

deutung („zusar_nmen“ bei Zahlen) nicht in Betracht komme. Die distri

butive Bedeutung aber führt vor Allem zu der Frage, ob omnis überhaupt

Etwas bedeute, wobei die Gründe und Gegengründe darin ihre Lösung

finden, dass omnis zwar nicht ein Allgemeines, wohl aber eine allge

meine Weise, d. h. „universaliter“, bedeute, eine Entscheidung, welche

gegen einen einfältigen vom kategorischen Syllogismus hergenommenen

Einwand wieder dadurch gestützt wird, dass omnis im übersetze eines

Sehlusses ja nicht den factischen Bestand des Subjectes, sondern eben

den Subjectsbegrifl‘ eines Urtheiles nach seinem Verhältnisse zum Prä

dicatsbegritfe betreffeuo). Hieran aber reiht sich die noch wunderlichere

239) Ebend. (l'. 237 A): Signorum lmirersalium alia sunt distributiva substan

tiae, ut „Minis, nulluirul alia sunt distributiva arcidentium, ut „qualis, quanIus“.

Signum autem distributivum substantiae distribuit res se habentes per modum cius

quod quid est; ......signum distributiuum accidentis ext, quod distribuit res se ha

bentes per modum actidentis . . . . .. Itcm signorum distributii-orum substantiae alia

sunt distributiva partium integraliuml ut „mm“, alia sunt distrilzutiva partium sub

iectiuarumi ut „onmis, nullus“. item signorum distributivorum partium subiectivarum

alia sunt distributiva duorum, ut „Wer, neulcr“, alia sunt distributiva pluriumj ut

„omnis, nullusu et similia.

240) Ebend. (f. 237 B): Harem autem signorum primo dicendum es! . de hoc

signa „omnis“. Scicndum, quod „omm's“ in pluruli numero dupliciter sumilur; uno

modo collective ut „omnes apostoli dei sunt ducdecim“, unde non sequitur „ergo isti

(d. b. z. B. Petrus und Jacobus) sunt duodccim“...‚; alio nmdo sumitur distri

bulive, ut „onmes homines naturaliter scire desideran!“ (bekanntlich die Anfangs

worte der ariStotelischen Metaphysik). E! tunc quaeritur, quid signi/icet hoc signum

„omm's“. E! videlur, quod nihil signifirel, quia onmis res aut es! universalis aut

particularis-1 sed „omm‘s“ non significat rem universalem vel particularem . . ‚ . .. llem

„omnis“ neque es! praedicabilc de uno neque de p!uribus‚ ergo......nihil significal.

Sed contra .' . . . . . si „nmm's“ nihil significet, propter appoxitionem vel remoliouem eius

non causaretur veritas ve! falsitas in oralione, sed haec est vcra „anima! cst homo“,

ergo e! huet „omnc animal est hamo“, quod est falsum . . . . .. Solulio: ad dubium

dicitur. quod „omnis“ non significat universale, sed universalith quia facit termi

num rommunr'm suum stare pro omnibus suis in/erioribus, elsic nominisu signi

fica! aliquam rem (hiezu Anm. 602). Sed duplex est res, quia quaedam res est

subiicibilis vel praedicabilis. .. alia est, quae est dispositio rei subiicibilis ue! prae

62 XVII. Petrus Hispanus.

Frage, ob (im Hinblicke‘ auf eine aristotelische Stelle) omm's sich stets

wenigstens auf drei Objeetc beziehen müsse, da wir doch auch über

Dinge, welche nur Ein Mal existiren (z. B. Sonne oder Phönix, vgl.

Absclm. XI, Anm. 67, u. Abschn. XII, Anm. 87) Urtheile aussprechen;

und es wird zunächst der Entscheid dahin gegeben, dass in den Fällen

der letzteren Art omnis sich wirklich nur auf Eines beziehe 241); aber

auch die entgegenstehenden Einwände seien zu widerlegen, indem einer

seits omm's in der That die im Begrill'e der Vollendung liegende Dreizahl

in sich enthalte, und andrerseils wohl zu unterscheiden sei, ob omnis im

Plural oder im Singular gebraucht werde, indem im letzteren Falle, z. B.

bei dem Satze „omm's phoen-iw es!“ durchaus nicht an nicht-existirende

andere Phönixe, sondern eben nur an den Einen gedacht werde 242).

dicobilis‚ e! totem rem significat hoc signmn „omnis“..... Obiicitur au!ern, quod

„omm's“ non significel disposilicmem rei subiicibilis, qm'a in syllogismo medium debel

reilerari cum suis disposilionilms in 1ninore proposih'one, ergo deberemos syllogixore

sie „Omnis homo es! animal, Socrales es! omm's homa, ergo Socrales es! animal“. .

Soln!io: .....subieotnrn doo dicit, scilice! illud, quod es! sobiectum‚ e! siibieclum‚

inquanlum es! subieelnm; et secnmlum hoc es! duplex disposilio subiecli, quia quas

dom es! dispositio illius rei, qoae es! sulu’ectum, u! „albus, niger“, et istae deben!

reileran' cum medio; alia es! disposilio snbiecti, inquanlum snlu‘ecium, eidelice! in

ordinalione ad praediculum, u! „omm's, nullus“, e! talis disposilio neu «lebe! reileron‘

vom medio (dass jedoch in Letzterem die sog. syncategorenmatische Geltung

gewisser Satztheile liege, s. unten Anm. 264, 267. u. vgl. auch Abschn. XIX‚

Anm. 120).

241) VII, 5, 2 (f. 238 B): Consequenter quaerilur, olrnm „onmis“ ezigat Irin

appellala. E! videtur, quod sie, quia omnis per/edle es! in tribus, u! habelur in

prima Coeli (Arist. de coole l, l), et sie omne per/eclum es! in trilms, sed „0mm“

e! „perfeclam“ idcm samt, u! habeluriln'dem, ergo „umnc“ es! in lribus, ergo „omm's“

voll haben Irin appellolo; ad idem die“ Aristoteles in eodem lose, quod de duobus

oiris mm dicimus „omnes“‚ sed de lribus vin's, ergo „monis“ voll haben m'a ap—

pellata. (So befinden wir uns mit. dieser ganzen Erörterung vollständig in dem ge

wöhnlichen Fahrwasser der griechischen Commentatoren, und wohl mag auch hier

— vgl. ob. Anm. 218 u. Abschn. XV, Anm. 105 II“. — die Vermuthung gerechtfer

tigt sein, dass eben Themistius es war, auf welchem Psellus hauptsächlich Iusste,

denn Themistius verweilt in seiner uns nur lateinisch erhaltenen Paraphrase zu

‚trist. de Coelo, Venet. 1574, Iol. 1 b, mit sichtlicher Vorliebe bei jenen Worten des

Aristoteles). Sed conlra: In qualibe! drnwnstralione sunt proposiliones universales‚

sei! demonstraiiones fiun! de sole e! de Iuna, ..„.sed sol nur! lzabct nisi unicmn

supposilom u. s. w. (d. h. es folgen noch mehrere Wendungen dieses nemlichen

Einwandes). Concedimos dicendo‚ proediclas propositiooes esse rares, e! quod „omnis“

nun semper exigil !rio appellala, sed quando adinngilur termino conmnmi habenli

plnra supposila, lunc exigi! ploro appellola‚ quoiido eero adiungitnr lermino haben!i

solum unum supposilum, Inne ezigi! solum unum appellolum.

242) Ebend. (I. 239 A): Ad illud, quod prima ol1iiciebatur, quod onnn's per/aß};

es! in lribos, dirilur‚ qnod eerurn es! e! Itaec trio saut, seilicel subs!anlia rei, oir!us

eins, operulio eins; e! Imeo lria langt! Aristoteles sub brevilms verbis, cum dieit

„natura opla nola sie facil“ (de Carlo I. 4 oder Similiter hoc siynum ‚.oninis“ habe! substantiom siIgIn,i 8unoidveerrsadleispaer!t. oainr.lutI,em, qmn

es! dislri'buere, e! operationem eins, quondo distn‘buil Ad secundum dieendmn

esl, quod „omm‘s“ in plurali raliom’ multiludinis [‘aclae /aei! dislribulioncm per

diverses malerias et voll habere tria appellala, S€d „onmis“ in singulari numero,

ex quo reoipil speciem secnndom se e! mm maleriom individoorum, exigi! essenliasi

aplam nolam in praedicari de plurihus, .....el ideo ezi_qit lria appellala an! unum

solum....‚. Quidam tarnen dicunl‚ quod „onmis“ voll haben (n'a appellata ad nninus,

e! dan! lalem rationem: Quotiescunque signum universale addilur lermino communi

XVII. Petrus Hisppnus. ' 63

Hierauf nun folgt die Besprechung und Lösung dreier Sophismen, in

welchen ‚.omm's“ eine Rolle spielt: nemlich erstens „Jeder Mensch ist

ein Mensch, und was etwas Anderes ist, ist kein Mensch; also was etwas

Anderes als Sokrates ist, ist kein Mensch“ 243); sodann „Alle Menschen

und noch andere Menschen existiren“, woran sich eine allgemeine Regel

überdie fallacia accidentis anknüpft 2““); endlich noch „Jeder Mensch

ist jeder Mensch““"), — Sophismen, welche sämmtlich würdig sind,

ursprünglich der stoischen Logik angehört zu haben.

Nun kömmt „1tullus“ an die Reihe, jedoch in sehr kurzer Erör

terung, indem nur eine „Regel“ angegeben wird, wornach nullus mit

der obigen confusa suppositio zusammenhängt, und hieran sich die

Lösung des Sophismas „Kein Mensch ist jeder Mensch“ knüpft 246).

neu habenti su/ficientiam appellaterum, recarn't ad mm ens, a! cum dicitnr „omm's

pheenix es!“, .....recurrit ad neu existente: phoeniccs....‚ lloc entern potes! multi

pliciter imprabari, quia supponant, quod „omnis“ semper aal! habere tria ap

pellultt, quod superius ostensum es! esse falsum..... llem ad idem alia regula talis

est: (d. h. es folgt die erste der drei Regeln in Anm. 234)..... Ergo cum dicitur

„Minis phoeniz“, si „phoeniz“ restringitur ad sapponendum pro phaenice tantum,

qai est‚ non distribuit ipsum nisi pro unieo supposito.

243) VII, 5, 3 (f. 240 B): Secundum praedicta quaeritur de hoc sophismate

„Unmis homo es! l!0fll0 et quodlibet difierens ab illo es! neu homo“. Probatie: Haec

es! ana eopulativa, cuius utraqae pars es! vom, ergo ipso es! vera (dass im byzan

tinischen Originale diese Regel nur der stoischen Schal-Logik entnommen war, s.

Abschn. VI, Anm. 155. u. Abschn. VIII, Anm. 49). Improbatio: 0mm's home es!

homo et quodlibe! differens ab eo es! non homo; Socrates es! hemo; ergo quodlibet

di/Terens a Sncrate es! neu homo. Ouod es! falsam, quia Itaec es! una copalatiea‚

cuiu: altem pars es! falsa; ergo ipsa es! Iota [also (ebenso ebend.). Salutio: Prima

simpliriter es! vera, e! improbatie pecca! penes [allaciam consequentis u. s. w. (Die

sloische Quelle dieses Sophismas s. Abschn. VI, Anm. 213.)

244) Eben_d. (l'.241 A): Item qaaeritar de hoc sophismale „Onmis homo et

alias homo saut“. Probatio: Seerates et alias hemo sunt, Plato et alias homo saut,

et sie de aliis, ergo omnis homo e! alias homo saut. Improlzalio: „Alias“ es! rela

tieum diversitatis substanliae (vgl. oh. Anm. 213 u. 217), ergo supponi! pro diverse

ab Imminr, sed non es! alias hemo ab errini homine; ergo prima es! falsa. Solatio:

Prima es! simpliciler [also et probatie peccat secundum [allaciam figurae dictionis a

plurilms deterniinatis suppositienilms ad unam determinalam..... ltem probatio pecca!

seeundum fallaciam accidentis . . . . .. Unde talis datur regula: Ouetieseunquc atiquid

segaitur‚ sive conversim sive neu, si aliquid cenveniat uni‚ qued mm eennenit alteri,

et per illad, cui eoneenit, in/‘eratur de eo, cui mm convenit‚ semper es! [allacia ac

cidentis, e. g. homo es! species, ergo substanlia es! species u. s. f.

245) Ebend.: Diele de hoc sophismate resta! dicere de istn „Omnis homo es!

omm's harrte“. Probatio: Sncrates es! Socrales, Plato es! Plato. e! sie de aliis, ergo

omnis homo es! entnix heute; et, u! eult Beethius (s. Ahschn. XII, Anm. 124 11.129;

dass Psellus auch anderweitig den Beethius citirt, s. Abschn. XV, Anm. 15 11.28).

nulla propositio es! eerier illa, in qua ide‘m praediralur de se ipso, seil sie es! hie.

. . . . .. Improbatio: Sun contradictoria esl eera, sci!icet illa .‚quidam hemo „an es!

omm': hemo“; ergo ipsa es! [also .... ‚. Seluh'o: Prima es! simplicilt'f falsa, et pro

lmtio pecca! smmdum censequens ab insufficienle cnumeratione u. s. f.

246) VII, 5, 4 (l. 242 A): Sequitur de hoc signo „mutlos“, quod significat, que—

niam universaliter negative, unde significat idem sicut hoc signum „omnis“ cum ne—

gatione pestposita‚ et ideo „omm's neu“ e! „nitllus“ arquipollent. De hoc signo

„nullus“ dalurtnlis regeln: Ouotiescunqae hoc signum „aal/es“ immediate adiungilur

termino commum', eon/undit ipsum meln'liler (s. ob. Anm. 206 u. 238) et distributiee,

e! similiter terminum eommunem sibi udiunclum mediale, u! „nullus homo es! asi

1ms“, unde potest fleri descensas sub subiecto... . . Circa praedicta quaeritar de hoc

64 XVII. Petrus Hispanus.

Aehnlich ergeht es hierauf mit „1iihil“, wobei zur Lösung des So

phismas „Wer Nichts sieht, sieht Etwas“ auch verschiedene (höchst

einfältige) Ansichten Anderer beigezogen werden, und zuletzt eine „Regel“

für jene Fälle folgt, in welcher eine Negation mit der Distribution zu

sammentrill‘t H").

Hierauf sind von den distributiven Zeichen der Umfangs-Theile (s.

Anm. 239) noch diejenigen zu besprechen, welche auf eine Zweizahl

gehen. Und zwar wird zuerst, was „uterque“ betrifft, der sophistische

Fall erörtert: „A sagt die Wahrheit, B sagt die Wahrheit, zugleich

aber sagen A und B Unwahres; sagen also beide die Wahrheit oder

nicht?“ 248) In Bezug auf „neuler“ sodann stellt sich das Sophisma ein:

„Wenn du keines der beiden Augen hast, kannst du sehen“ 249).

sophismafe „Nullus homo es! omm's homo“. Probalur sie: Socrales non es! omnis

homo, PIan mm es! onmis homo, e! sie de aliis..... C0n!ra.' Ibi praedicatur oppo

silum de opposito, ergo es! falsa. Solulio.‘ Prima es! vera, e! ad improlmtianem

responde!ur per interemplianem‚ quia ibi mm praedicalur opposilum de opposita, sed

removelur „omm's hamo“ ab homine sump!o pro quolibe! suppasilo, e! hoc es! vrrum.

(Es weist dieses Sophisma auf den sog. Ovn; zurück, s. Abschn. VI, Anm. 213.)

247) VII, 5, 5 (1.243 A): Sequi!nr de hoc sigma ,.nihil“, quod significat idem

quod „nullus“, sed ineludi! in se terminum recipienlem suam dis!rihnlionem, quiu

m'hil es! signum universale cum nega!ione, e! res es! terminus recipiens eins distri

hutionem. Circa praedirla quaeri!ur de hoc sophismu!e „Nihi! ridens es! aliquid

videns“. Hobalur sie: Non rern haue videns es! aliqaid nidens, quia mm uidens So

eralem es! videns I’la!onem; mm il!am rein videus es! aliquid ridehs, e! sie de aliis;

ergo nihi! videns es! aliquid videns..... Conlra: II)! praedicalur opposilum de oppo

si!o, ergo locu!io es! [a!su. Ouidam dislingnunl, quod haec dic!io „nihi!“ poles!

esse accusaliui rasus .....vel poles! esse nomina!ivi oasus sed hoc nah so!ai!,

qnia in u!roque sensu es! faisa. Sed alii dis!inyuunl, ‚quod negativ in hat:

termino „nihi!“ poles! negare parlicipium ae! poles! negare hoc verharrt „esl“.....;

sed hoc nah solvit, quia in u!roque sensu es! [also . . . . .. Solu!ia: Dicendum es!,

quod prima es! simpliciter falsa, e! probalio pecca! penes fallaciam figurae dic!ianis

a pluribus determinatis ad unum determinatum ve! pecra! secimdum fallacium

accidenlis . . ‚ . .. An!iqui (über dieses Wort s. oben Anm. 218) pasuerunl‚ praemissas

esse duplices prapler !alem regulam, quam dahant: Ouo!iescunque negativ e! dislri—

bu!io includunlur in una lermino, ad quodcunque refer!ur nimm, e! re!iquum. (Die

ursprüngliche Quelle des Sophismas ist sicher der sog. ’nyexalvpye'vog, s. Abscbn.

VI, Anm. 210.)

248) VII, 5, 6 (f. 244 B): Sequilur de sigiiis distributivis dnorum, e! !alia um!

„neuler“ e! „alerque“, e! difl'erun! a praedic!is, quia ...‚..dis!rihuun! solum pro

duolms per demons!ralionem„.„ Circa praedicla quaeritur de hoc sophismale „Ab

ulroque istorum enunliatum es! verum, pasi!o quod Socra!es dica!, denn: esse, P!alo

vero dical, hominem esse unima!‚ e! umbo dican! simul, hominem esse asinum“. Pro

ba!io: A Socrate enunlialum es! verum‚ a Plarane enunlia!um es! verum, ergo ab

u!roque islorum eitunlia!um es! verum. Conlra: Ab nlroque enun!ialum es! remm,

sed nihil enunlialum es! ab ulroque islarum, nisi hominem esse asiuum‚ quod es!

falsnm. Solalio: Prima es! vera e! improluzlio (alle Ausgaben haben probatia‚ und

auch die Commentatoren bemerken den Fehler nicht) peccat secundum [alladam

arcidenlis Ouidam (amen dicunl, quod prima es! simpliciler falsa, ..... . e!

prabalio pecoa! secundmn fal!aoiam figurae dir/ionis . ‚ . . .. Sed prima solulio me!ior

es! e! subtilior. (Auch hiefür liegt die erste Quelle im sog. lflq.'!efiow, s. Abschn.

VI, Anm. 205.)

249) Ebend. (f. 245 A): Sequi!ur de hoc signo „runter“, quod significa! idem

quod „ulerque“ (um negalione sibi praposi!a .... ‚. Ouaerilur de hoc sophisnm!e

„Neulmm oculum habende in potes videre“. Probalio: Dexlrum aculum non habende

!u potes videre, sim'strum oculum hart habende !u po!es ridrre, ergo prima es! vera.

Conlra: Neu/mm oeulum habende !u poles videre, ergo dum neu!rnm oralum halbes,

XVII. Petrus Hispanus. 65

Nun aber wird, obwohl das Verhältniss der Negation zur Distribution

schon vorher (Schluss der Anm.247) berührt worden war, noch speciell die

Frage besprochen, ob die Negation überhaupt die Fähigkeit habe, zu einer

verworrenen Supposition, d. h. aber eben zu einer Distribution, verwendet

zu werden, und eine zweiseitige Erwägung der Frage führt zur Ver

neinung derselben 250). Ausserdem noch wird hier die Erwähnung einer

distributia aptt'tudinis und einer distributio accommada eingeflickt 251).

Und nun erst folgt der noch übrige Rest der die Substanz be

treffenden Distributiv-Zeichen, nemlich das Wort „totus“, welches zur

Distribution der Bestandtheile dienlich ist (Anm. 239); jedoch auch hier

dreht sich die Erörterung lediglich um das Sophisma „Der ganze Sokrates

ist kleiner als Sokrates“, wobei übrigens sogar die völlig unrichtige Be

merkung hinzugefügt wird, dass bei qualitativen Bestimmungen kein der

artiger Fehlschluss betrell's des „Ganzen“ entstehe 252).

tu pates uidere, quad [nimm es!...... Salut!o: Prima es! falsa, et probatio peccat

secundum fallaciam accidentis u. s. w. (Dieses Sophisma geht durch die Stau

hindurch bis auf die Megariker zurück, s. Abschn. VI, Anm. 210. u. Abschn. II,

Anm. 91.)

250) VII, 5, 7 (f. 246 A): Habita de signis distributiais partium subiectivaram

eonsequenter quaeritur, u!rum negatia haben! vim distributionis sive eunfandendi (die

nemliche Gleichstellung wie oben Anm. 238). E! videtur‚ quad sie, quia Aristoteles

in prima Perihermenias dici! (Abschn. IV, Anm. 202). qnad illae cantradicunt „humu

es! instus“ e! „nun homa es! instus“; ergo altem es! universalis, .....erga il!e ter

minus „hamo“ distribuitur, scd nun es! ibi aliquid, u qua divtribuatur‚ Cantra: Si negatia haben! vim canfnndendi, ergo sicu! istu es! innciosnigrnueagati„oo.mnis

Sacra!es currit“, simititer haec „nun Socrates curri!“‚ quad es! falsunt...... Item

ubictmque es! distrilmtio, ibi es! terminus camnmnis sumptus unwersaliter‚ .....sed

signum universale significa! „quaniam universatitur“ tantummodo (s. ob. Anm. 240),

negatia oero nun; ergo negatia nur: habe! aim distribuendi, quad cancedimus dicentes,

qnod negatia nun can/undit‚ sed nega! hoc, quad past so invenit..... Solu!iu aalen!

pate! ad hoc, quod abiicitur, quia, qaod haee es! universalis „nun homa es! instus“‚

hoc nun es! prapter naturam distrtlmtianis existentis in negatiane, sed hoc est, quia

negalur hamu in commani u. s. f.

251) Ebend.: Item sale! pani quaedam distributia aptitudinis‚ u! „amnis hama

time! in mari“, i. e. ap!us natus es! timare in mari. Item salut poni distributio

aceommoda, u! „aoelum legt! amnia praeter se tpsum“ e! „dem creavi! omnia atia a

es.“ Sud is!a dua genera distributianis nun sun! ita prapria sicn! alia.

252) VII, 5, 8 (f. 247 A).- Sequitur de hoc signo „totus“, quad es! distributiaum

partium integralium‚ u! hie „tatus Socrates es! allms“; es! anim sensus „Sucrates

secundum quamlibe! sui par!em es! albas“, ad quam sequitur „quaetibe! pars

Socratis es! alba“ . . . . .. Circa praedic!a quaeritur de hoc sophtsmate „Totus Socrales

es! minar Socrate“. Prol:atio: Oaaelibe! pars Sacratis es! minar Socrate; ergo Sarrates

seeundum quamlibet sui partem es! minar Soerate; ergo to!us Socrates es! minar

Sacrate. Contra: Tatus Sacrates es! minor Sacratc; ergo Sacrates es! minar Socrate.

Salutto: Prima es! vom, .....e! imprabatiu (auch hier haben alle Ausgaben prabatia)

peccat secundum fatlaciam accidentis . . . . .. Etiam probatia pecca! seenndum quid ad

simpticiter .... . . Item in qaibasdam sequitur „tatns Sucralas, ergo Sacrates“, in

quilmsdam nun. Ouaeritur, in quibus es! e! in quibus nun. Dicendam est, quud

saut quaedam accidentia‚ quae indifferenter conveniun! parti e! lati, u! „albas“.....,

et in tutibus bene sequitur.....; atia sunt accidentia‚ quae conveniunt partibus e!

nun loti, e! e conaersa la!i e! nun partibus, u! „minaritas, parai!as“‚ e! in talibus

nun sequitur. (Die sophistische Anwendung des Theilbegrifl‘es bereits bei den Me

garikern, s. Abschn. II, Anm. 98; das Richtige hingegen betreffs des Beispieles von

„albus“ s. ebend. Anm. 70).

Puma, Gesch. III. 5

66 XVll . Petrus Hispanus.

Indem somit noch diejenigen distributiven Zeichen ihre nähere Be

sprechung finden müssen, welche sich auf die Accidentien beziehen (Anm.

239), so tritt zunächst der Einwand entgegen, dass eine derartige Distri

butiou überflüssig sei, weil ja die Accidentien nur durch Vervielfältigung

ihrer Träger, d..h. der Substanzen, distributiv vervielfältigt werden; hin

gegen aber wird bemerkt, dass es sich bei dieser accidentellen Verviel

fältigung nicht um die Substanz, sondern eben um Art-Formen derselben

handle. Und somit wird sofort das Distributivum „qualislibe!“ in einem

einfältigen Sophisma erörtert, welches darauf hinausläuft, dass die Be

schaffenheit des Wissenden zuweilen auch das Bewusstsein des Wissens

involviren könne253). Soll hiedurch das Accidens qualitativer Bestimmt

heit erledigt sein, so geräth die Distribution quantitativer Accidentien

noch kärglicher; denn „quan!uscunque“ wird wohl genannt, aber hievon

sogleich auf „quotiescunque“ übergesprungen und nur für dieses das

Sophisma „So oft du in Paris warst, warst du ein Mensch“ näher be

sprochen“‘). Zuletzt aber folgt noch (wohl im Anschlusse an die quan

titativen Bestimmungen, jedoch ohne alle Andeutung eines solchen Zu

sammenhanges) eine Erörterung über „infinitum“, welche zuerst an der

Hand aristotelischer Stellen die verschiedenen Bedeutungen des Unhe

gränzten und die Definition desselben feststellt, hierauf aber die distri

butive Geltung des Wortes „infinitum“ an dem Satze nachweist: „Was

253) VII, 5, 9 (f. 248 B): Sequi!ur de distribulivis acciderüium, in!er quae prima

dicendum es! de signis dis!rilmlivis qualilu!is, . . . . „u! „qualell'be!“‚ cuius parlieulare

es! „allqualibel“. Sed Iunc obila'lur, quod, si accidens mul!lplicelur mul!iplicnto

subiee!o‚ .....ergo signa dislrt'lmtiru accidenlium super/luan!. Ad hoc dicendum esl,

quod duplex es! multiplicalio accidenlis‚ quia quacdam es! secundum numerum, e!

haec fi! per signum dis!ributivum subs!anliae‚ .. alle es! multiplicalio secundum

speciem‚ e! haec fit per signa dislribuliva meiden!!s‚ u! „qualelx'be! curri!“..... Circa

praedicla quam'lur de hoc sop/zismnle „Ouod!ibel qualelibe! de quolibe! lali seil,

ipsum esse !a!e‚ quale ipsum esl; posilo‚ qnod Socralu sein! grammalicam e! logicam

e! rhcloricam, e! Plato e! Ciccro simililer, e! sciun!‚ se haben eas, e! sin! alii Ire:

honn'nes, quorum unus sein! onicam, aller grummaticam, e! alias rhe!oricam‚ e! ist:

nescian!‚ se habere aus, e! de aliis m‘hil scian!‚ c! alii seien! de se e! de is!is, e!

non sin! plures homincs nequc plures quali!alea“. Praba!io . . . . .. Con!ra..... Solu!io:

Prima es! vera, e! improlmlio pccca! secundum fullaciam consequenlis, . . . . ..quia

ualelibe! supponl! lan!um pro lribus u. s. f. (Die stoische Schul-Logik konnte für

bophismen, welche das Wissen betreffen, bis auf die Sophisten zurückgreifen; s.

Abschn. l, Anm. 61 ff.)

254) Vll, 5, 10 (f. 249 B): Sequilur de signis dislribula'vis quan!llalis; c! nur!

illa‚ quae dislribuun! res se habenles per modern quanli!alis‚ u! „quoliescunque“,

„quan!uscunque“. E! secundum hoc quacri!ur de hoc sophisma!e „Ouoliescunque [nisti

Parisiis (statt Parisius‚ wie bekanntlich dieser Ortscasus in allen Handschriften

und älteren Drucken stets geschrieben ist, steht hier in einigen Ausgaben parasilus)‚

tolles [m'in homo“. Probalio: Una vice fm'sli Parist'is c! illa vice fuis!i liomo, alia

vice fuisl! Parisiis e! illa vice fuisli homo. e! sie de uliis; ergo u. s. f. lmproba!io:

sed bis fuis!i I’arisüs, ergo bis /uis!i Iwmo‚ quod [alsum es! So!ulio :

Prima es! falsa; ad probalt'onem aulem respondendum es! per in!eremplionem‚ quia

sccunda pars copulalivac es! falsa‚ scilice! „illa vice fuls!i homo“, quia udlmc nulla

vice fulin homo‚ eo quod noudum eile feil de!crmirwla . . . . .. E! nola‚ quod „bis“

non impor!al intermplionem Icmporis, scd Iun!um aclus illius, eui adiungilur . . . . ..

Si au!em formarelur sie paralogismus „Ouandocunque fuisll Parisiis u. s. f.“‚ prima

es! vera, e! improlmlio peccn! seclmdum /‘allaclum fiyurue dic!ionis‚ . quia „quundo

cunque“ es! in praedicumenlo „quandu“, e! „bis“ in praedicamcnlo quantila!is.

XVII. Petrus Hispanus. 67

eine beliebige Quantität übersteigt, ist begränzt“; und wenn schon bei

dieser Distribution, welche als distribulio interscalart's bezeichnet wird,

der Satz „Das Unbegränzte ist begränzt“ das Hauptmotiv bildete, so unter

liegt nun letzterer als ein Sophisma dem üblichen Verfahren der Contro

verse und Lösung, wobei zu bemerken ist, dass nach den Ansichten

Einiger der Unterschied zwischen relativ Unbegränztem und absolut Unbe

gränztem, nach Anderen aber die Verschiedenheit eines substantivischen

oder eines syncategoreumatiseben Gebrauches des Wortes „infinitum“

beigezogen wurde 255).

Endlich mit dem letzten Abschnitte, d. b. mit den Exponibilia,

welche als das Einzige aus Petrus Hispanus sich auch in die spätere

Logik forterbten (die sog. exponiblen Schlüsse), treten wir bereits in das

Gebiet der „Syneategoreumata“ ein, welche, wie wir oben (Anm. 66 fl‘.)

sahen, bei Wilhelm Shyreswood allerdings auch den ganzen Abschnitt

über die Distribution in sich umfassten, hier hingegen auf die „exponi

blen“ Worte beschränkt sind (was den Begrill‘ 6vyuarqydqqur bei Psellus

betrifft, s. Abschn. XV, Anm. 9 u. 106, noch ältere Stellen s. Abschn.

XIII, Anm. 174, 206, 348). Es wird nemlicb das exponible Urtheil sofort

als dasjenige definirt, welches in Folge eines syncategoreumatisehen Aus

druckes undeutlich ist und einer Auseinandersetzung bedarf, woran sich

zugleich die aufzählende Eintheilung der Syncategoreumata anknüpft, in

dem dieselben entweder Exclusiv- oder Exceptiv- oder Reduplicativ-Zeichen

seien oder Anfang und Aufl16ren oder Endlosigkeit oder ein Ueberschreiten

oder eine Unterscheidung oder eine specielle Weise der Distribution be

zeichnen können256). Jedoch ist biebei sehr wohl zu beachten, dass

255) VII, 5., 11 (f. 250 B): Sequi!ur de infini!o‚ quod quinque modis dicitur.

Prima modo.....‚ quod nur! poles! per!ransiri‚ u! vor dici!ur invisibilis . . . ‚ . Alio

modo. ..., quod habe! !ransitum imper/‘ectum, eo quer! nondam es! de!erminalum....

Terlio modo . .. secundum appesilionem, u! numerus augmenlabilis Ouar!o modo.... secundum divisioncm, u! con!immm.„. . Alio moesd!o indiciin!fiunriliunmfinitum

a!roque modo, scilicct per apposi!ioncm et divisionem, u! tempus..‚.‚ Ouoad has !res

ul!imas signifiea!iones definilur sie infinilum: infim'!um es!, cuius quan!i!alem acci

pien!ibus semper es! aliqut'd extra sumcrc (im byzantinischen Originale waren

natürlich alle diese Bestimmungen über das infinilum aus Aris!. phys. aasc. III, 4—8

entnommen). Sole! aa!cm pom', quod infinitum quandoque sumi!ur pro termino com

muni, e! (um: is!a propositio „infim'1a ‚um! fini!a“ aequipolle! Imic „aliquo infini!a

‚um! finila“; quandoque sumilur pro signo distn'balivo, e! !une illa aequipollc! [wie

„qaoad distribulionem quolibe! plura sun! finila“. E! probalur sie: Uno plum saut

fim'!a, daobus plura sun! fim'!o‚ tribus plara sun! fim'!a‚ e! sie de aliis, ergo quo

h'be! plura samt finilo; e! sie dici!ur facere interscalarcm distn'butionem v0! inter

ruptam vcl discontinuam....„ Circa praedic!a quaeritur de hoc sophismatc „Infim'la

saut finila“. Probutio: Duo samt fim'ta, !ria sah! fim'ta‚ e! sie in infini!um; ergo

infim'la sun! fim'!a. Improbotio: lbi praedica!ur opposi!um de opposito, ergo locu!io

es! impossibilis. Sola!ia: Ouidam dis!inguunt‚ eo quod infinilum es! aequivocum ad

„in/inilum quood nos“ et ad „infini!nm simplici!er“, mute si sumalm‘ infini!um quoad

nos, prima poles! esse vera.„..‚ sa' au!em suma!ur infim'tum simpliciler, es! sim—

pliciter falsa.... Alii au!em dislinguunt‚ eo quod „in/t‘nihmt“ potes! esse !erminus

commum's, e! sie prima es! falsa, ve! poles! esse dic!io syncategoreumalira (s. d.

folg. Anm. 257 lind unten Anm. 264) imporlans in se dislribulionem‚ c! sie pomm!

eam esse veram. Sed neutra istarum solalionum vale!‚ quia‚... adhuc remane! pro

ba!io e! improbalio..... Unde dicendum es!, quod prima simpliciter es! falsa, e!

roba!io pecca! secundum quid ad simpliciler.

256) VII, 6, 1 (f. 252 B): Propositio exponibilis es! proposi!io haben sensum

5*

68 XVll. Petrus Hispanus.

nicht bloss am Schlusse des Abschnittes über die Distribution (s. vorige

Anm. 255) schon eine Hindeutung auf die Syncategoreumata vorlag, son

dern auch hinwiederum hier in der Aufzählung der esponiblen Worte

einige mitbeigezogen sind, welche bereits in der Lehre von der Distri

bution ihre Besprechung gefunden hatten 257). Und wenn es immerhin

möglich ist, dass auch schon in der Synopsis des Psellus mehrere Punkte

an zwei verschiedenen Stellen vorkamen, so kann andrerseits auch die

Möglichkeit nicht in Abrede gestellt werden, dass jene letzten Capitel der

Ewponibilia, in welchen sich die Distribution mit der Exponibilität ver

schmilzt, bereits einer überarbeitenden Thätigkeit der Lateiner zuzuschrei

ben seien. Ja man könnte sogar darauf hinweisen, dass in einigen

Drucken der Summulae des Petrus Hispanus der ganze Abschnitt über

die Ewponibilia fehlt““). Jedoch scheint mir jedenfalls der Hauptkern

(nemlich Cap. 1—5 u. 7) von Petrus Hispanus aus Psellus wörtlich ent

nommen zu sein, und somit schliesse ich hier —— um die Sache nicht zu

sehr zu zerreissen —— auch das Uebrige nicht aus. Um so entschiedener

aber weise ich dann jenen ganzen Abschnitt, welcher die Ueberschrift

„Syncategoreumala“ trägt und auch die bereits bei Wilhelm Shyreswood

(Anm. 82 ff.) vorkommende Erörterung der Conjunctionen enthält, den

späteren luterpolationen zu‚ zumal da seine Aechtheit selbst schon im 15.

Jahrh. bezweifelt wurde und er sonach auch in sehr wenigen Drucken

erscheint, wobei ausserdem die ganze Form der Darstellung deutlich genug

die Kennzeichen späterer Ueberarbeitung an sich trägt 259).

Der Inhalt nun der Exponibih'a ist folgender. Zuerst wird über

die „exclusiven“ Zeichen, wie z. B. lautem, gehandelt, deren Exposition

verschiedenen Zwecken dienen könne und auch durch das Vorhandensein

oder Nichtvorhandensein einer Negation in Bezug auf die „praeiacens‘“

(d. h. den ohne Exelusiv-Partikel gesprochenen Satz) bedingt werde. Aber

an Stelle einer näheren Untersuchung dieser Momente folgen nur fimf

„Regeln“, welche ich der Kürze halber (den weitschweifigen Wortlaut

den Anmerkungen überlassend) in folgender Form anführen kann: Nach

l) und 2) ist der Satz „Nur A ist B“ eben gleichgelteud mit „A ist B,

und nichts Anderes als A ist B“; nach 3) kann aus „Nur A ist B“ ge

folgert werden „Alles B ist A“; nach 4) gilt der Satz „Es ist nicht so,

obscurum czpositi0ne indiyenlem propler aliquod syncalegorema in ea positum im

plizite ecl emplicile in aliqua dictione..... Ulme faciunt praposilioncm exponibilem.

sunt in multiplici difl‘crenlia, quia quaedam saut eigne exclusiva, u! „luntum, m

lum“...., quaedam exeeptiva, u! „nisi, praetm“, quacdam redupliculiva, ut „m

quanlum, secundum quod“, quaedam imporlunl inreplioucm vct desitionem, ul

„inripit“ et „desinil“, quaedam imporlanl pn'vationem finis, u! „in/inilum“, quaedam

importanl exccssum‚ u! romparaliri et superlalivi gradus, quacdam vero importanl

distinctionem, u! „dilfcrl, aliud ab“..‚.., quuedam imporlant spezialem rundum

dislribuliom's, u! „lolus, qualelibel“.... linde propter illa proposih'o reddilur obs‚;„m

sicquc inding expositiouc. Hiezu unten Anm. 604 f.

257) Nemlich infinitus trafen wir so eben vorher Anm. 255, ferner alias

schon oben bei den Relativen der Verschiedenheit, s. Anm. 213 u. 217, sodann

lolus und qualislibet in der Distribution, s. Anm. 252 f.

258) Er fehlt in F, W, 2—ß; in fD—-tä ist er ausserhalb der üblichen fort

laufenden Numerirung hinzugefügl; s. Anm. 143.

259) S, unten Abscbn. XX. bei den späteren lnterpolationen.

XVll. Petrus Hispanus. 69

dass nur A B sei“ soviel als „Entweder ist kein A B, oder etwas An

deres als A ist B“; nach 5) ist der_Satz „Nur A ist nicht B“ gleichgel

tend mit „A ist nicht B, und ’Alles, was etwas Anderes als A ist, ist

B“ 260). S. unten Anm. 606.

Ebenso liegt hierauf bei den „exceptiven“ Zeichen, z. B. „prae!er“‚

das Ganze in vier Regeln, deren 1) die quantitative Geltung, und 2) die

suppositorische Tragweite exccptiver Sätze betrifft; nach 3) wird der Satz

„Alles A, mit Ausnahme von B, ist C“ exponirt durch „Alles A, welches

etwas Anderes als B ist, ist C, und ferner B ist A, und ferner B ist

nicht C“; nach 4) ist die Exposition des Satzes „Kein A, mit Ausnahme

von B, ist C“ gegeben durch „Kein A, welches etwas Anderes als B

ist, ist C, und ferner B ist A, und ferner alles B ist enim S. unten

Anm. 607.

260) Vll, 6, 2 (f. asa B): Signa exclusiva sunt lila, quae ex signiicatione

sua exclusionem importanh ut sunt istae dicliones „!an!um‚ sohun, dumlaxa!“

et similia. Haec autem signa quandoque exponuntur gratia alielatisl quandoque vero

gratia pluralitatis (was unter Letzterem gemeint sei, erhellt auch aus dem Fol

genden nicht), quandoque ponuntur in oratione sine negatione praecedente vel cou

sequenle, quandoque vero cum negatione. De istis autem tales dantur regulae. Prima

es!.' Proposilio exclusioa sine negatione exponitur per copulatirani affirmativam cuius

prima pars est praeiacens (dieser Begrifl‘ bleibt später recipir!) exclusivae et secunda

pars es! negativa importans negationem praedicati de omnibus aliis a subiecto. ut

„tanlum homo est risibilis“, i. e. „homo est risibilisi et nihil aliud ab homine est

risibileu . . ‚ . .. Secunda regulas Propositio exclusiva huius generis infert copulatioam

compositam ex duabus exponentibas et quamlibet earum seoreim1 et non e converso,

ul „lanlum homo cum't“, ergo „homo currity et nihil aliud ab homine curril“. tertia

regulas Ab cxrlusiva af/irmativa ad universalem de lerminis transpositis est bona

consequi-ntim si fiat exclusio gratia alietatis, et non conlra, ut bene sequitur ntantum

animal esl homo“, ergo „omm's homo est animata et non e contra. ouarta regulas

chlusiva contradictoria prioris (d. h. wo die Negation den ganzen Satz verneint)

exponitur per disiunclivam affirmativam de partibus conlradicentibus priori exclusivae

(dem in der zweiten Regel gegebenen copulativen Urtheile), ut nnon tantum homo

cum'!“ i. e. nnullus homo currit vel aliud ab homine curritu ouinta regulas

chlusiva. in qua ponitur sola negatio sequens exclusioneml exponitur per copu

lativam a/firmaüvam, cuius prima pars est negativa praeiacensy secunda est affir

mativa1in qua praedicatum alfirmativae enuntiatur de qualibet alio a subiecloy ut

„lautem accidens non est substantiau i. e. naccidens non es! substantia, e! omne

aliud ab occidente est substantia“. E! per hoc pati-tj qualiter eius contradictoria sit

exponenda.

261) Vll, 6, 3 (f. 255 B): chuilur de signis excepta-in nicunlur autem ex

ceplivay quae signipcant exceptionem alicuius contenti sub aliqua distributoq ut „praeler,

praelcrquam“..... De quibus tales dantur regulae. Prima: omnia exceptio fil a toto

in quantitate. seu a termino surnpto sub signo universali.....l ut „omm's homo praeter

Socratcm curril“. Secunda regulas Diclio excepliva non impedita facit. terminum

communemv supra quem caditv immediate supponerc simpliciten ut qomne animal

praeter hominem est irrationale“, ibi „homo“ supponit simplicitcn Tertia regulas

universalis nffirmativa exci-plina exponitur copulative per tres exponenles categoricasy

quarum prima affirmat universale praedicatum de subiecto sumptu cum naliud ab“,

secunda affirmat lerminum, a quo fit ezeeptiol tertia est negativaa in qua praedica

tum negatur de termino exceptol ut „omne animal praeter hominem est irrationale“

exponitur sic „omne animal aliud ab homine est irrationalel et homo est animali et

homo non est irralionalis“. Ouarta regulas universalis negativa exceptiva exponitur

copulative per tres expnnrntes. in quarum prima praedicatum negalur de subiecto

sumpto cum „aliud ab“, in secundo a/firmalur subiectum de terminol qui excipiturl

in tertia af/irmatur universale praedicatum de lermino exceptol ut nnullum animal

70 XVII. Petrus Hispanus.

In gleicher Weise erscheinen bei den „reduplicativen“ Zeichen, z. B.

inquantum oder secundum quod, ebenfalls nur vier Regeln. Nach l) spricht

ein Beduplicativ-Satz stets einen gewissen Causal-Zusannuenhang aus; nach

2) bezieht sich das reduplicative Zeichen immer auf das Prädicat, legt

aber den Causalnexus nicht in das Prädicat, sondern in das Subject.

Nach 3) wird der Satz „A, sofern es B ist, ist C“ exponirt durch „A

ist C, tltttl A ist B, und alles B ist C, und weil Etwas B ist, ist es

auch C“; nach 4) wird der Satz „Kein A, insoweit es B ist, ist C“ ex

ponirt durch „Kein A ist C, und alles A ist B, und kein B ist C, und

weil Etwas B ist, ist es nicht C“262). Vgl. unten Anm. 608 f.

Sodann sind es die Worte „in_cipit“ und „desini!“‚ welche gleich

falls als exponible betrachtet werden, und im Hinblicke auf die Unter

scheidung, dass Anfang und Ende eines Factums entweder plötzlich mit

Einem Male oder stufenweise allmälig eintreten kann, formulireu sich die

Regeln, dass t) der Satz „A beginnt“'(im ersteren Falle) exponirt wird

durch „A ist jetzt, und vorher war es nicht“, sodann 2) der Satz „A

beginnt, B zu sein“ (im letzteren Falle) seine Exposition in „A ist jetzt

nicht B. und hernach wird es B sein“ findet; entsprechend wird 3) der

Satz „A hört auf, B zu sein“ (im ersteren Falle) exponirt durch „A ist

jetzt B, und hernach wird es nicht B sein“, und 4) der Satz „A hört

auf, B zu sein“ (im letzteren Falle) durch „A ist jetzt nicht B, und vor

her war es B“ 263). Vgl. unten Anm. 600.

prae!er hominem es! risibile“ exponilur sie „nullum animal aliud ab homine es! risi

bile, c! homo es! animal, e! omm's Immo es! risibilis“.

262) VII, 6, 4 (f. 256 B): Sequitur de rcduplicativis dic!ionibus. Dicunlur entern

reduplicativae‚ quae imporlan! ru!ionem, secundum quam aliqm'd altert a!!ribuilur‚

u! „inquon!um‚ secundum quod, ea ratione qua“ e! sinnilia. De quibus !ales dan!ur

regulae. Prima es!‚ quod dic!io reduplicativa praesupponit‚ aliquod praedicatum in

esse alicui subiecto‚ e! dcnolal, illud, supra quod cadi!‚ immedia!e esse causam illias

inhaerentiae. Secanda regula es!, quod div!io redupliealiva semper referlur ad prac

dica!um e! nunquam reduplico! ipsum. Ter!ia regula esl, quod proposilio reduplica!iva

affirma!iua exponilur per quu!aor exponenles, quaram prima affirmu! pracdica!um

principale de subiecto, sceunda affirma! reduplicatieam de sabiecto, !erlia af/irma!

praediea!um principa!c de rednplicalo universali!er‚ quar!a es! mm causalis, in cuius

anlecedenle poni!ur dic!ia‚ supra quam cadi! reduplira!io de uliquo !ransccndente, e!

in cousequente praedicatum prineipale a/‘firmatnr de relativo illius transcendenlis‚ u!

hie „homo, inquanlum rationalis esl‚ es! flebilis“ i. e. „homo es! flebilis, e! homo es!

ra!ionalis, e! onme rationale es! [lebile‚ e! quia aliquid es! rationale, ipsum es! [le

bile“. Ouar!a rega!a esl, quod proposi!io reduplicaliva, in qua poni!ur negalio pos!

diclionem reduplicutivam, exponi!ur copulative per qualuor expuncn!es‚ quarum prima

nega! praedica!um de suhieclo prineipali, secxmda a/firma! reduplicalum de codem,

ter!ia nega! universaliler praedicalum principale de reduplieato, quarla es! ‘tma can

salis, in cuius an!eccden!e pracdieatum reduplicatum de suo !runscendenle affirmalur,

e! in consequenle negalar praedicatum de relativo il!ias !ranscenden!is, u! hie „nullus

homo‚ inquanlum rationalis es!, es! rudibilis“ i. e. „nullus lmmo es! rudibils's, e!

omm's homo es! ra!ionalis‚ e! nullum ra!ionale es! rudibile, e! qaia aliquid es! ra!io—

naiv, ipsum non es! rudihile“. Ex is!o pa!e! per legem controdic!oriarum‚ qualiler

sin! exponendae eon!radic!oriae ipsarum.

263) Vll, 6, 5 (f. 258 A): Sequi!ur de „inoipi!“ e! „desim'!“ . . . . . .. Oua!uw

dan!ur regnlac. Prima est: Proposi!iones de „ineipi!“ in rebus‚ quarum esse !o!um

simu! acquirilur‚ exponun!ar per unam copula!ivam‚ caius prima pars es! affirma

!iua de praescn!i‚ secunda nega!iva de prae!eri!o‚ u! „homo incipi!" i. e. „homo mute

es!‚ e! imme'diale anle hoc non fuit“. Secanda regula: Propositiones de „incipi!“ in

XVII. Petrus Hispanus. 71

Nun aber folgt, wie bemerkt, wieder „infinimm“, welches schon

oben bei der Distribution besprochen werden war; hier jedoch lenkt die

Erörterung auf den syncategoreumatischen Gebrauch dieses Wortes ein,

welcher dann vorliege, wenn es sich um das Verhtiltniss des Subjectes

zum Prädicate handle. Und für diesen Fall werden zwei Regeln gegeben,

deren erste dahin lautet, dass bei „infinitum“ eine supposilio eonfusa

immobilis (s. Anm. 206) stattfinde, die zweite aber die Exposition fest

stellt, indem der Satz „Unbestimmt viele A sind B“ exponirt werde durch

„Einige A sind B, jedoch sind ihrer wenigstens drei“. Eine dritte Regel

dagegen betrifft den nicht-syncategoreumatischen Gebrauch, bei welchem

der Satz „A ist unbestimmt gross“ durch „A ist ein Quantum, und seine

Quantität ist unbestimmt“ ex;mnirt wird 264).

Hierauf wird die Comparativ- und Superlativ-Form als ein exponibler

Ausdruck in vier Regeln besprochen; nemlich nach l) ist z. B. der Satz

„A ist grösser als B“ zu exponiren durch „A ist gross, und B ist gross,

und A ist dem B an Grösse überlegen“. Der Superlativ hingegen, welcher

rebus‚ quarum esse aequiri!ur sueeessive, exponunlur per unam eopulalivam, euius

prima pars es! nega!iva de praesen!i, secunda es! a/firma!iva de fu!uro, u! „Socrales

ineipi! esse albus“ i. e. „Soerales mute nun es! allms, e! irmnediatc pos! hoc eri!

albus“. Terfia regula: Proposiliones de „desini!“ remm, quarum esse !o!um simu!

deperdi!ur, expommlur per unam eopula!ivam, euius prima pars es! affirmaliva de

praeseo!i‚ seeunda es! negalioa de fuluro, u! „Soerales desini! esse homo“ i. e.

„Senates mute es! homo, e! immediale pos! hoc mm eri! homo“. 01!01!i1 regula:

Proposiliones de „desini!“ rerum, quarum esse deperdilur sueeessive‚ expommlur copu

la!ive per wurm nega!iuam de praesenli e! al!cram affirma!ivum de prae!erilo, u!

„Soera!es desiui! esse albus“ i. e. „Socrates mute nur! es! albus‚ e! immcdiale an!c

hoc feil albus“. Ex is!is pa!e!, quomodo con!radirloriac is!arum sin! exponendae.

264) VII, 6, 6 (f. 259 B): Sequi!ur de infinilo, euius quaedam seien! assignari

dislinc!iones. (Nun folgen zunächst, wenn auch in verändertem Wortlaute, jene

nemliehen fünf Bedeutungen des infinilum, welche wir schon oben Anm. 255

trafen.)..... Infinilum eapi!ur uno mado ca!egoremaliee, prou! es! !erminus eommunis.

e! sie significa! quan!ilalem rei subieclae w! praedicalae....., alia mudo sumilur

syncalegorema!ice, non prau! diei! quan!ila!em rei subieclae vcl praediealae‚ sed qua—

!i!er se habe! suln'eelum in ordine ad praedicalum‚ e! sie nun es! !erminus communis,

sed es! dispasilio subicc!i e! signum dislr‘ibulivum. E! de Iris !ales dualer regulae.

Prima esl: Infinilurn syneategoremalicc sumplum posilum in subieelo faei! !erminum

eommunem sequenlcm pro se slarc confuse !anlum‚ a! „infini!i homines eurrunl“, ibi

„homines“ supponi! eonfuse, nun lernen mobili!er. Seeunda regeln es!: Proposilio de

infinilo syneategoremaliee cap!o exponi!ur per und!!! copulalivarn, euius prima pars

a/firma! praedicatum de subieeto sump!o sub aliqua quan!ilale eonlinua ve! discre!a‚

e! secunda nega! praediealum incsse !ali subiee!o seeundum determinatom quantila!em,

u! „in/initi homines eurrun!“ sie exponilur „aliqui homincs eurrun!‚ e! non !o!, quitt

plures duobus ue! !ribus“. Ter!ia regula:’Propositio de infinilo eap!o ca!egoremaliee

sivo aignifiealive ezponi!ur per unam copulo!ivam, cuius prima pars a/firma! quan

!i!alem de subieclo, e! secunda nega! terminum illius quanlila!is, u! „linea es! in

finila“ i. e. „linea es! quan!a‚ e! non habe! !erminum suae quanlila!is“. E! hoc es!‚

si infiuilum es! in praedica!o. Sed si si! in subiee!o, prima af/irma! praedicatum de

subieeto quanlo, e! seeunda hege! !erminum illius quantilalis‚ u! „aliquod corpus

infini!um es! album“ i. e. „aliquod corpus quaulum es! album‚ e! idem eorpus non

habe! lcrmi1mm raue quanti!a!is“. Uebrigens unterschied ja auch schon Wilhelm

Shyreswood zwischen einem categoreumatischen und syncategoreumatischen Ge

brauche, und zwar nicht bloss bei infinitus (Anm. 70) und !o!us (Anm. 69), son—

dern auch bei ineipi! und desini! (Anm. 81), sowie bei mehreren anderen Worten

(Anm. 75 fl'.).

72 XVII. Petrus Hispanus.

nach 2) eine Distribution enthält und nach 3) ein wirkliches Stattfinden

der Eigenschaft bei den verglichenen Dingen voraussetzt, soll nach 4) zu

der Exposition führen, dass z. B. der Satz „A ist das grösste aller B“

den Sinn habe „A ist gross, und alle B sind gross, und kein B ist

grösser als A“ 265).

Sodann folgen die Begriffe „difiert‚ aliad", obwohl dieselben (we

nigstens der letztere) gleichfalls bereits oben (Anm. 213 u. 217) vorge

kommen waren. Die hier folgenden Regeln betreffen zuerst die thatsäch

Iiche Grundlage und die distributive Function jener Worte, und dann die

Exposition, da der Satz „A ist etwas Anderes als B“ sich auflöse in „A

ist, und B ist, und A ist nicht B“, hingegen der Satz „A ist nichts An

deres als B“ exponirt werde durch „Entweder ist A nicht, oder B ist

nicht, oder A ist B“ 266).

Endlich kömmt noch „totus“ an die Reihe, an welchem, während

wir es ebenfalls schon oben (Anm. 252) trafen, hier die syncategoreu

matische Geltung erörtert wird; und zwar handle es sich dabei sowohl

um eine Distribution als auch um die Exposition, bei welch letzterer hier

nun wieder obiges (a. a. 0.) Sophisma „der ganze Sokrates ist kleiner

als Sokrates“ erscheint. Auch knüpfen sich hieran noch Bemerkungen

über „quantuslibe!“ und „quaiislibet“ (Anm. 253 II), insofeme bei

265) VII, 6, 7 (f. 261 A): Seqailur de compara!iois e! superlalivis, de quibus

!aIes dantar regulae. Prima est: Proposi!io habens compara!ivum proprie cap!um‚

et non abusivc, ezponi!ur a/firmalive per tres exponentes, quarum prima a/firmat

positivum de re exceden!e‚ secunda affirma! eundem de re ezcessa, ter!ia a/firma!

excessum de re exccden!e respec!a rei excessae‚ u! „Socrales es! albior asino“ i. e‚

„Socra!cs es! a!bns‚ c! asinus es! albus, e! Socrates es! magis a!bus quam asirms“

ve! negando aequalitatem..... „asinus nun es! aeque albus sind Sonates“. Seeunda

regula: Super!alivus distribuil communem !enninum scquenlem, qai significa! rem

ewressam, u! „leo es! fortfssimus animalium“, ibi „animalium“ distribuilar. Tertia

regula (in einigen Ausgaben Seranda regula de superlativo): Superlativus proprie

!en!us dcno!a!‚ rern excessam corlvenire rri ezcedenti, e! pate!‚ qaia hau es! im

propria „Ieo es! fortissimus lyncum“, quia for!i!udo de lynce mm rerificatur (natür

lich wäre die gleiche Regel auch für den Comparativ anzufiihren). Quar!a (in

jenen Ausgaben dann Terlia) regalo: Proposi!io de superla!ivo proprie cap!o exponitur

eopulalivc per !res exponentes, quarum prima afl‘irma! positivum de re extedente‚

secunda a/firma! idem de re ezcessa‚ ter!ia nega! universaliler exees:um de re e:

eessa respec!u rei ezcedentis, u! „rosa es! palcherrima florum“ i. e. „rosa es! pulchra‚

e! omnis [los es! pulcher, e! nullus [los es! pulchrior rosa“..... Sed si mm ponatarr

iln' geni!ivus, debe! omit!i secunda exponens, u! „Socrates es! fortissimus“ i. e.

„Socrales' es! fortis, e! nul!as homo es! for!ior i!!o". E! conlradic!oriae istaram

sempcr haben! cxponi per disiunc!ivas de parlibus con!radicentibas.

266) VII, 6, 8 (f. 262 A): Sequi!ur de „differ!, aliud ab“, de quihus totes

dann" regalae. Prima esl, quod . couvenitm! tan!um enti, quia u! dicilur der;an

Melaphysicoram (r. 3, p. 1054 b 20), ncc non ans anti nec ens non enli idem ve!

diversem es!. Secunda regula: Abla!ivus rcc!us ab is!is diclionibus mediante „a“

vel „ab“ distribai!ur‚ si si! distribuibilis . . . . .. Ter!ia regula: Propositio afiirmatina

de „differt“ exponitur copulative per !res exponentes, in quarum prima afl'irmatur hoc

verbum „es!“ de eo, quod difl'erl, in seumda afl'irmalur idem de eo, a quo dilfert,

ter!ia nega! unum i!!orum de a!io, u! „homo di/fert ab asino“ i. e. „homo es! . r!

asinas ext, e! homo mm es! asinus“. Quarla regula: Proposi!io nega!iva de „difl'er!“

debc! exponi per unam disiunctivam de partilms con!radiccntibus‚ u! „Sonate:

non difl'er! ab asino“ i. e. „Socrates non es!, ve! asinus non es!, vel Socrates es!

asinus“.

XVII. Petrus Hispanus. _ 73

denselben keine eigentliche Exposition, sondern nur eine Distribution

stattfinde 287).

Solcher Art also ist der Inhalt der einflussreichen Summulae des

Petrus Hispauus. Es ist, wie wir sahen, eine Logik, in welcher (wenn

auch nach einem zufälligen und wahrlich nicht philosophischen Motive)

das Urtheil als erster Abschnitt dem Begriffe vorangeht, in welcher der

kategorische Syllogismus in drei Figuren (mit den theophrastisehen Schluss- "

modis der ersten Figur) entwickelt wird, hingegen die hypothetischen und

die modalen Syllogismen fehlen, in welcher ferner eine erkleckliche An

zahl von Memorialversen auftritt, und endlich in welcher die peinlich

ausführliche Lehre von den proprietates terminorum eine erschreckende

Fülle byzantinischen Unsinnes enthält. Bedauernswerth erscheint uns der

Leser, welcher all dasjenige, was von Anm. 202 an vorzuführen war,

durchstudiren oder wenigstens durchblättern soll; aber es darf sich wohl

hieran die Bitte knüpfen, dass einiges Mitleid von dem Leser auch wieder

auf den Gesehichtschreiber der Logik zurückfliessen möge, welcher jenes

verstandlose und häufig lappische Treiben 265) nicht bloss bei Petrus

Hispanus in seiner ganzen Ausdehnung geniessen, sondern auch in hun

dertfachen Variationen verfolgen und bis in das 16. Jahrhundert hinab

nachweisen musste259). In jener sinnlosen Verquickung grammatischer

und logischer Momente, welche durch die ganze Lehre von suppositio,

ampliatio, appellatio, restrictio, distributio, exponibz'lia sich hindurch

zieht, erblicken wir allerdings sogleich den verpestenden Einfluss des von

Anbeginn blödsinnigen Stoicismus“°), welcher mittelst dieser byzantini

schen Logik drei Jahrhunderte hindurch das abendländische Mittelalter

267) VII, 6, 9 (f. 262 B): Seqailur de hoc signo „totus“ . . . . .. Fotos! capi

[n'sz modis.‘ uno modo commnni pro omm' eo, quod habet pnrtcs....; secundo modo

magis proprie pro illo, quod es: omm'bus :uis partibas cst per/ectum . . . . ..; et istis

duobus modis „totas“ tenetur calegorematice. Terlio modo capilur syarategorzmatire,

protzt includit signum dislribulirum (s. den Schluss der Anm. 264), et sie non

dicit, quale subirctum sil, sed qualiter se habeat in online ad praedicatum. Et hoc

moda reddil propositionem exponibilcm, de quo dantur tales regulae. Prima ext, quod

„tolus“ distribuil terminum, cui adiungilur, pro qualilzct parte integrali..... Secunda

ext, quod propon'tio afl‘irmaliva de toto exponitur per unum aalegan'cam trammutato

„lolas“ in „secundum quamlibet sai partem“, ut „Mus Sonate: es! miaor So

crate“ . . . . . .. Praelcrca notandum, quod hau: signa ‚.quantumlibel, qualelibet" non

faciuntproprie propositionem exponihilem, sed faciunt distributionem, non absolutam,

sed conlrahunt speciem ad aliquod determinatum genau pracdicamenlalr, ut „quantum

übel“ distribuit pro quantitate continua.....et sie dicuntur Et de czponihilibus dicht su/‘ficiant. ‘ mentoliter complcza.

268) Es muss unumgänglich dem Leser überlassen bleiben, die zahlreichen

Halbheiten und Inconsequenzen, sowie die entsetzliche Verknücherung dieser byzan

tinischen Doctrin sich aus dem Angeführten selbst zu entnehmen, denn auch falls

es an sich der Mühe werth gewesen Wäre, konnle ich unmöglich den Umfang der

Darstellung dadurch noch mehr anschwellen lassen, dass ich bei jeder Zeile den

Unsinn als Unsinn aufgedeckt hätte.

269) Der weitere Verlauf wird uns ja noch lange genug an die Litteratur der

Summa1ae fesseln, welche, wie sich zeigen wird, als „um: modemorum“ neben die

aristotelische Logik tritt. <

270) Ausser demjenigen, was schon oben, Abchn. VI, Anm. 110—116 und

123-431, bemerkt wurde, s. hierüber nun auch Steinthal, Gesch, d. Sprachwissensch.

b. d. Griechen u. Römern, Berl. 1862, S. 300 fl'.

74 ‚ XVII. Petrus I-Iispanus.

beschäftigt. Aber die einzelnen Entwicklungsperioden der stoischen Logik,

welche schliesslich zu solchem Gipfelpunkt des Unsinnes führten, können

wir, wie schon Abschn. XV, Anm. 97 II'. gesagt wurde, nicht mehr nach

weisen. Denn wenn sich auch einzelne Sophismcn auf eine ursprüngliche

stoische Quelle zurückführen lassen 2'“)‚ oder wenn wir auch gramma

tische Anschauungen und Terminologien, welche hier vorkommen, bei

Priscianus wiederkehren sehen 2H), so sind diess nur versprengte Bau

steine Eines grammatisch-logischen Gebäudes, welches in seiner ursprüng

lichen Gestalt sich bis jetzt unserer geschichtlichen Kenntniss entzieht.

Indem aber die schon oben (Abschn. XV, Anm. 106 f.) ausgesprochene

Vermuthung, dass wohl in verlornen Schriften des Themistius die Quelle

jener byzantinischen Logik liegen dürfte, nunmehr auch bei dem bloss

lateinisch erhaltenen Reste der Synopsis sich zuweilen uns wieder auf'

drängtc (Anm. 218, 241, 247, 255), so weise ich hiemit absichtlich

wiederholt auf diese wesentliche Lücke der Geschichte der Logik hin

und kann nur wünschen, dass aus irgend einer Bibliothek handschrift

liehes Material zu Tag gefördert werde, durch welches dieser Punkt seine

Aufklärung finden könnte. ’

Soll aber nun jener Einfluss der aristotelisch-arabischen Litteratur,

welcher völlig gleichzeitig neben der Herübernahme des Psellus seine

Wirkung begann, in nähere Betrachtung gezogen werden, so begegnen

uns vorerst einige Erscheinungen von ziemlich untergeordneter Art. Denn

offenbar war man Anfangs von dein neuen zugeführten Stoffe förmlich

verblüfft, und sowie man daher gleichsam wieder von vorne anfing, so

hatte man weder Zeit und Musse, um etwa an die Controvcrsen der Abä

lard’schen Periode anzuknüpfen und von da fortzubauen, noch auch war

man befähigt, im ersten Anlaufe die reiche Fülle der neuen Quellen zu

sichten und überhaupt zu verarbeiten. Erklärlich daher ist es, dass wir

bei den ersten Autoren, welche den neu erwachten Aristoteles und die

Araber benützten, nur unmotivirte Ansichten treffen, welche auf dem Ge

biete der gewöhnlichen Partcifragcn sich nicht einmal zu einer Polemik

erheben, sondern nur an den einen oder anderen aristotelischen oder

arabischen Ausspruch als Auctorität sich anlehnen. Selbstverständlicher

Weise aber war es auch hiebei wieder ein platonisch-christlicher Realismus,

welcher als der Grundton aller orthodoxen Logik (-— was hingegen

„ketzerische“ Logik sei, s. schon oben Abschn. XIII, Anm. 319 -—) sich

sogleich unmittelbar einstellen musste; nur konnte man sich jetzt zur

Unterstützung dieser Auffassung mit Vorliebe auf jene Sätze der aristote

271) S. oben Anm. 226, 243, 246, 247, 248, 249, 252, 253.

272) So treffen wir crklärlicher Weise vor Allem die syncelegoremata bei

Prinian. II, 15 (Vol. l, p. 54 ed. Horn), ferner auch eine leise Spur der appel

latio II, 18 (p. 55), desgleichen Spuren bezüglich der relative XII, 4 (Vol. I,

p. 579) u. XVII, 73 (Vol. ll‚ p. 150). Aber diess können nur versprcngte Reste

einer älteren Formation sein, in welcher sich Grammatik und Logik überhaupt

berührt hatten, und wir dürfen nicht übersehen, dass gerade von den Hauptbe

griffen der byzantinischen Logik, nemlieh von suppositio, amplt'atio, restrictio,

distributio, exclusivo, exceptiva‚ reduplicatiua, exponibilia, sich auch bei Priscianus

keine Spur findet.

XVII. Alexander Alesius. Wilhelm v. Auvergne. 75

fischen Psychologie werfen, welche zur arabischen Lehre vom intellectus

agens verwendet oder missbraucht worden waren 273).

So zeigt uns schon Alexander Alesius (gest. 1245), welchen

wir fast völlig der Geschichte der Theologie überlassen könnten”"),

einen nicht weiter durchgebildeten Realismus, welchen er unter An

knüpfung an dogmatische Autoritäten (besonders an Augustinus) auch auf

die dem Aristoteles entlehnten psychologischen Fragen überträgt. In sei

nen einzelnen realistischen Ausdrücken aber ist die Einwirkung arabischer

Lehre stets unverkennbar, sei es dass er z. B. die abstrahirende und

einigende Function des auf das Einfache gerichteten Denkens beschreibt"“),

oder hervorhcbt, welch verschiedene Stellung die Universalien im Denken

und in der 0bjectivität haben 276), oder sei es dass er eine realistische

Wendung der Araber in das Bohere und Plumpere steigert”").

Nicht besser verhält es sich mit Wilhelm von Auvergne (gest.

1249), welcher in seinem grösseren Werke De universo 278) durchaus

nicht ein logisches Interesse verfolgt 279), sondern nur theologische Er

örterungen, und zwar hauptsächlich über das universam spirituale‚

d. b. das Geistcrreich, zum Zwecke hat“°), sowie auch sein Buch De

anima 281) einer ähnlichen Tendenz folgt. So ist ihm auch die Frage

über die Existenz der Universalien keine logische, sondern sie hat für

273) S. oben Abschn. XIII, Anm. 3 f. Dass ich aber von der Geschichte der

Logik als solcher grundsätzlich die psychologischen und erkenntniss-theoretischen

Lehren ausschliesse, habe Ich ebendasclbst unter Angabe meiner Gründe bereits

gesagt.

274) Den unter dem Namen des Alex. Alesius gedruckten (Venat. 1572) Com—

mentar zur Metaphysik können wir hier nicht in Betracht ziehen, indem derselbe,

wie auch schon Andere richtig bemerkten (s. Hist. Iit!‚ de Ia France, XVIII, p,

323), nicht vor Dnns Scotus geschrieben sein kann. S. hingegen unten Absebn.

XIX, Anm. 248 ll'„ den Verfasser dieses Commentarcs, nemlich den Alexander ab

Alexandria.

275) Summa univ. theolog. (Lugd.1516 fol.)‚ Pars II, Quaest. 69, membr. 2:

Unasquisque intellectus es! circa [armes intelligibiles sinc complezionr consideralas

(den Begriff der incomplexa bei Alfarabi und Avicenna s. vor. Abschn., Anm. 16

u. 88)..‚... Cognilio illarum_ formaram inlelligibilium‚ quae veniim! ad intelleclum

per abstroctionem a phantasmale sensibili (s. Allarabi, ebd. Anm. 22). Quaest. 69,

membr. 3, artic. 3: Intelleelas abstrahens [armes in!clliyibiles e! uniens eas (s. Avi

cenna, ebend. Anm. 92).

276) Ebend. Qunest. 59, membr. 2, an. 2: Secundum intellectum fit abstraclio

speciei a materia vel subiec!o‚ secundum naturam vom non (s. Alfarabi, ebd.

Anm. 22).

277) Ebend. art. l: Forma, quae solum es! esse ma!eriae in per/iriendo !olum,

perfiei! omnes parte: ma!criae e! consimili rn!ione‚ u! es! diene „quaclibc! pars

igm's es! igm's“ (die Veranlassung hiezu s. bei Alfarabi, ebd. Anm. 33; Avicenna und

Avcrrocs hatten anders gedacht, s. ebd. Anm. 166 u. 301).

278) Guilelmi Alverni episcopi Parisicnsis Opern omniu etc. Aurelioe e! Am

biani 1674. fol. Vol. l, p. 593—1074. Nähere Nachweise, dass Wilhelm den ganzen

Aristoteles und die Araber kannte und benützte, s. bei A.Jonrdain, flachere/las cril.

2. Aufl. (1843) S. 288 tl'.

279) Von keiner Bedeutung ist es, dass er gelegentlich einmal (l, 3, c. 24,

p. 795) die Ansicht des Avicenna über die Wahrheit der Urtheile (s. vor. Abschn.

Anm. 39 f.) ausschreibt.

280) Wie in einem zoologischen Garten kann man bei ihm das Leben und

Treiben der Engel, Erzengel, gefallenen Engel, Dämonen u. dgl. sludiron.

281) Vol. II, Supplem. p. 65—228.

76 XVII. Wilhelm v. Auvergne.

ihn nur Werth im Hinblicke auf die Kundgebungen aus dem Jenseits.

Während es ihm aber hiernach als selbstverständlich gelten muss, dass

die Universalien objectiv reelle Wesen sind, zeigt er sich uns als einen

Dualisten der plumpesten Art; denn völlig parallel stellt er (nach dem

alten Satze „universale imelligimr, singulare sentilur“) die „Eindrücke“

der sinnlichen und der intelligiblen Welt nebeneinander. und gleichmässig

für die beiderlei Wesen beruhigt er sich bei dem Auctoritatsglauben,

dass sie eben objectiv so seien, wie sie subjectiv empfunden werdeni’m).

Daher polemisirt er sogar, sich an Araber anlehnend, gegen Plato, welcher

die Sinnenwelt in ein bloss abbildliches und hiemit unwahres Sein auf

pilückte 283), und schliesslich legt er sich den Platonismus, um zugleich

auch dem Aristotelismus dienen zu können, dahin aus, dass die. Ideen

lehre nicht die Artbegrifl‘e (species) betreffe, welche ja vollständig in den

Einzelndingen (lotaliler in individuis) existiren und in solcher Weise die

wesentlichen Prädicate der lndividuen sind (de singularibus), sondern

dass die platonischen Ideen jene ausserhalb liegenden Formen (formae

exten'ores) seien, welche im Geiste des Schöpfers sich befinden, — kurz

wir treffen hier zum ersten Male jene arabische Distinction aufgenommen,

wornach die Universalien ante rem (d. h. jene formae exteriores) und in

re (in individuis) und auch post rem (de singulariij bestehen 28‘),

282) De unio. ll, l, c. 14, p. 821: Non minus credendum est intellectui de

intelligibilibuL quam sensui de sensibilibusg quia igitur testimonium seu testi/icalio

sensus cogit nos ponere mundum sensibilium et ipsum sensibilem, ....eagere nos

debet intellectus mullo fortius mundum intelligibilium, hic autem est mundus uni

versalium sive spcrierum intellectus igitur nostri. h. e. intellecn'ones, quibus

sumus intelligenlesj non sunt in e/fectul nisi passiones seu similitudines intelligibilium

impressac ab eisdem intellectui noslro; agere autem vel imprimere non pa!es!, quod

non esl; necesse igitur es!‚ inIelIigibilia esse ouare necesse estf formas com

munes, so. genera e! species et alia huiusmodi coneenientia esse, et non solummodo

esse, sed etiam esse sicut intelligunturg quemadmodum sensibilia et particularia ne

cesse est esse. non solum eimpliciler, sed etiam esse ea sicut sentiuntun Noch

naiver, aber kürzer: De anima, Cap. 7, pars 4, p. 207: Cum virtus sensiliva non

indigeal nisi rebus sensibilibus propter illas apprehendendasv quomodo virtus in

tellectivu non erit contenta rebus intelligibilib-us ad apprehensionem earum?

283) De univ. II, 1, c. 34, p. 835: verum Plato ultra, quam oporteret et veritas

exigere!‚ extendit huiusmodi similitudines. quoniam nominationes creaturarum

omnes per similitudinem fian! e! nulla earum per veritatemg unde nec veram terram

nec verum ignem nec veram aquam aut verum aerem in mundo sensibili esse potenter

asseruit (Tim. p. 51 B) consequens igitur est. nihil esse omnino in mundo isto

sensibili secundum veritatem ipsumque mundum similiter nihil esse in veritate.

284) Ebend. c. 35‚ p. S36: Au! intellexit Plato species (dum dis-ih mundum

specierum exemplar esse mundi istius sensibilisj1 quas dicimus praedicari de pluribus

di/ferentibus numero in eo quod quid est (diess die allbekannte traditionelle Defi

nition), aut intellexit rerum similitudines sive ideas sive imagines rerum exemplares.

Ouodsi iuxta priorem inlenh'onem, huiusmodi species totum est esse individua

rmn; . . . . .. quia igitur totum esse individuorum omnium in ipsis individuis est et

non errlra, manifestum es!‚ huiusmodi species in individuis suis sive Singular-ihn:

totaliter esse et non extra . . . . .. Manifes!um igitur est per haee1 Platonem non in

tellezisse hoc. quod dixit de mundo arehetypm de speciebus, quae de individuis vel

singularibus in eo quod quid praedicanturg illas enim esse necesse est et in singu

laribus suis et cum singularibusg ubi enim Senates est. necesse est esse hominem.

et ubi homo est. necesse est esse aliquem hominem De ideis igitur sive formis ex

teriorilmsy quae in mente creatoris aeternatiter sunt, intellexit sermones suos (s_ Al

xm Wilhelm v. Auvergne. Vincenz v. Beauvais. 77

und erklärlicher Weise können sich hieran auf gleicher Quelle fussend

noch andere gelegentliche Bemerkungen über den Arthegritl' anschliessen255).

Das Komischste aber ist, dass Wilhelm, während er das Denken als einen

„Spiegel“ des lntelligiblen bezeichnet'lgß), doch wieder die Entstehung

der Allgemeiubegrill'e aus einer Kurzsichtigkeit (brevilas) des Denkens

erklärt, vermöge deren dasselbe die Dinge nur wie von Weitem (wie

eine entfernte Statue) und daher nur „unbestimmt im Allgemeinen“‘be

trachten könne 2"‘J"), — ein Widerspruch, zu welchem als ergötzliches

drittes Glied kömmt, dass er hinwiederum im Anschlusse an Araber die

menschlichen Worte als die wahrhaft adäquaten essentiellen Bezeichnungen

d‘es Einzelnen betrachtetQSS).

Dass Vinceuz von Beauvais (gest. 1264) nur Compilator war,

ist. allbekannt, und irgend Selbstständigkeit in principiellen Fragen wird

man bei solchem Charakter seiner Schriftstellerei von vorneherein nicht

erwarten. Aber wenn er uns wenigstens als Zeuge des Zustandes dienen

soll, in welchem die Logik um d. J. 1250 sich befand, so kömmt noch

ein anderer Umstand in Betracht. Es ist nemlich, — was bis jetzt nicht

beachtet wurde --‚ das ganze Speculum maius vielfach intei‘polirt289)‚

und zwar wurden offenbar successive in den Handschriften Ergänzungen

farabi, vor. AbschlLl Anm. 24, und Avicenna, Anm. 184, woselbst sogar gleichfalls

die Beiziehung dämonischer Machte, u. ebd. Anm. 188).

nam Ebend. ll, 2, c. 12, p. 855: Spccies ul species nec est actu aliquod indi

viduorumt nec aliud ab aliquo earuml immo potentia est unumquodque et ratio eius

seu dif/initio totaliter est in unoquoque illorum (s. bei d. Arabern vor. Abschn.‚

Anm. 23) Speeies non dieitur totatiterl i. e. non secundum omnem sui partem

de aliquo individuorum, licet dicatur totaliter de unoquoque secundum rationem suam;

e! intelligo totatitutem isluml quae est ex partibus rationis seu di/‘finitionis, e! hae

partes sunt genus et differentiam alio modo partes speciei individua suntl quoniam

ipsam speciem, cum de eis praedicatum sibi invicem quodammodo partiuntur (s. Avi

cenna, ebd. Anm. 127 f.).

286) Ebend. ll, l, c. 8, p. 816: intellectus omnis natus est esse speculum in

lelligibilel cum natus sit recipere in se descriptionem universitatis intelligibiliumg

manifestum autem esl, quod cum istam descriptionem receperit, eri! velut exemplum

universi et velut liber totius descriptionis ipsius.

287) Ebend. c. 15, p. 822: virtus intelleetiva nostra nihil detrahitl nihil tollit

vel minuit omnino de signis sensibitibua sed magis ei detrahiturl quoniam non attingit

ipsa signa huiusmodi totaliter..... Sed es!‚ quemadmodum dicam tii/il si quis ima

ginem Socratis sculpah manifestum esl, quod a longe eum intuenti non imago

Socratis expresse, sed imago hominis indeterminalc sive indefinite, h. e. in universali,

appareret . . . . .‚ Hoc modo scito se habere viriutem intellectivam ad signa particularia

sensibiliuml et hunc esse intentionem spolialionis ac denudalionis, so. brevita

tem intellectusl per quam attingere non potest conditiones parliculares.

288) Ebend. c. 36, p. 837: Manifestum igitur estv mundum istum corpoream

verum mundum esse et verum habere esse, non similitudinorium tantuma quia .

nomina partium mundi istius non sunt nomina similitudinum neque denominationes

aut agnominationes impositae ab accidentibusl sed sunt nomina veri nominis et verae

nominationisl nominanüa, quae sunt vere et essentialiterg et propter hoc essentielle

nomina sunt imposita rebus ad naminandum eas, quod vere atque essentialiter sunL

sicut soli luna, !erra, vel aliarum huiusmodi unumquodque (s. Avicenna, vor. Abschn.‚

Anm. 94).

289) Nur bezüglich des Speculum morate hat man bisher die Beobachtung ge

macht, dass es spätere Einschiebsel enthält (s. z. B. auch Jourdain, Rech. cril.

p. 308). Uebrigens ist es‚ — abgesehen von deutlichen Nachweisen, wie wir solche

sogleich geben werden —, auch sehr erklärlich, dass bei einem im Gebrauche

78 XVll. Vincenz von Beauvais.

eingetragen, so dass man gleichsam chronologisch Schichten der lnter

polationen unterscheiden kann 290). Nur mit einem gewissen Vorbehalte

demnach können wir auf den die Logik betreffenden Abschnitt, nemlich

auf das 4. (oder 3.) Buch des Speculum doctrinale”‘)‚ näher eingehen;

denn wenn, wie sich alsbald zeigen wird, Einzelnes unmöglich von

Vineenz geschrieben sein kann, so bleibt auch bei manchen anderen

Stellen die Möglichkeit der Aechtheit neben jener der Unächtheit bestehen.

Der Verfasser beginnt seine Darstellung mit einer Definition der

Logik, welche in Inhalt und Form ihren arabischen Ursprung deutlich

zeigt292), und knüpft hieran Excerpte aus lsidorus (s. Abschn. XIII,

Anm. 27), sowie aus Alfarabi (s. vor. Abschn.‚ Anm. 13), worauf er in

arabischer Denkweise die Bücher des aristotelischen Organons mit Ein

schluss der Rhetorik und Poetik gruppirt293), um nach ein paar Citaten

aus Augustin‘us (s. Abschn. XII, Anm. 18) und abermals aus lsidorus (s.

a. a. 0.) wieder auf die arabische Theorie über incomplexu-m und com

plexum und insbesondere über Form und Stoff der Argumentation ein

zugehen, insoferne hiernach die Araber das Verhältniss der ersten Ana

lytik zu den folgenden Theilen des Organons bestimmten 294). Nachdem

verbleibenden eneyclopädischen Werke die Abschreiber jeweilig ihre eigene Weis

heit verwertheten.

290) Ueberhaupt würde es sich sehr lohnen, für den Umkreis des ganzen

Speculum mm'us die Quellen, aus welchen es geschöpft ist, genau zu erforschen

(Schlosser’s bekanntes Buch über V. v. B. konnte hierin Nichts bieten; Aloy: Vogel

in einem Festprogramme der Universität Freiburg, 1843, gibt ausser hibliographi

schen Notizen nur eine Inhalts-Uehersicht; Bourgeal, Eludes sur Vinc. de Beauvais,

Paris 1856, wollte wohl lediglich zur Erhaltung frommer Seelen schreiben); ja

auch all jene Stellen, in welchen die Quelle nicht genannt ist und welche durch

die Bezeichnung „Autor“ (oder, wie in den Druckausgaben steht, „Actor“) sich als

eigene Zuthaten des Compilators ankündigen, beruhen immer doch wieder auf irgend

einem traditionellen Materiale, und eine genaue Prüfling würde, wie ich mich über—

zeugte, z. B. auch in den naturwissenschaftlichen Abschnitten zu dem nemlichen

Resultate, d. h. zur Einsicht in eine successive luterpolation des Textes, führen.

291) s ist nemlich in den zwei ältesten Ausgaben des Speculum doctrinale

(Argenlor. 73. fol. u. Nürnberg. 1486. fol.), welche mit Recht als die kritisch

brauchbareren gelten, der „Prologus“ als 1. Buch numerirt, wodurch der die Logik

betreffende Abschnitt zum 4. Buche wird, während er in den späteren Ausgaben

als 3. Buch erscheint. Abgesehen von dieser Differenz genügt es, das Einzelne

nach den in allen Ausgaben gleichbleibenden Capitel-Nummern zu citiren.

292) Cap. l: Logica scientia ordinandi proposiliones cmmtiativas secundum figuras

logicas ad eliriendas eonclusioncs, quilms P9Tt'8fliltll‘ ad eognitioncm dictorum et ad

iudicnndum de illis, ulrum vera sinl an falsa (wörtlich dasselbe steht auch Lib. ll

[oder I], cap. 21). Vgl. Alfarabi, vor. Ahschn., Anm. 15; Avicenna, ebd. Anm. 74;

Algazeli, ebd. Anm. 241.

293) C. 3: Elemenla vero, quibus scienlia ven'ficalur, quinque samt, so. demon

slrufiva, topica, sophisfica‚ rhetoricu, poeliea u. s. w. S. vor. Abschn., Anm.

17 f., 51, 276.

294) C. 4: 0mne dicr'bile aliud es! inromplcarum aliud eomplexum (s. ebend.

Anm. 16)..... Complexum aliud es! inordinutum sive absolulum, et de hoc es! über

l’crihermenias, aliud ordinalum; el hoc duplieilcr, er! ad umnem maleriam indi/ferens,

el hoc in libro Priorum, vcl ad aliquam maleriam delenninatam contraclum; et hoc

tripliciter, vel ad necessan‘am, et hoc in libro I'oslen'orum, rcl ad probaln'lcrn‚ et hoc

in libro Topicorum‚ vel ad sopliislicam, e! hoc in libro Elenchomm (s. ebend. Anm_

52, u. besonders b. Algazeli, Anm‚276). Hingegen wieder eine andere Gliederung

des Organen s. Anm. 310.

XVll. Vincenz von Beauvais. 79

er hierauf noch die Eintheilung des Orgauons nach boethius (s. Absehn.

Xll, Anm. 82) vorgeführt, geht er an der Hand desselben auf den un

entbehrlichstcn ersten Theil (s. ebend. Anm. 85), d. h. auf die lsagoge,

über und macht sich dann sogleich an die Frage über die Universalien.

Man könnte sagen, er ziehe sich dabei gut aus der Schlinge, indem er

gar bequem zwischen Metaphysik als der realen Discipliu und Logik als

der „sermocinalen“ (listinguirtzaä); aber während dann eigentlich jede

weitere Discussion ohnediess überflüssig wäre, ist andrerseits dasjenige,

was er verbringt, doch gar zu kläglich. Vorerst setzt er die üblichen

drei Fragen betreffs der Universalien in Beziehung zu einer bei den

Arabern geläufigen Dreitheilung der Wissenschaften'lg"); hierauf aber führt

er wirklich allen Ernstes als Beweis der objectiven Existenz der Univer

salien die subjective Auflassung derselben an, wozu ihm noch ein paar

Auctoritäts-Qtellen sich darbieten, fügt aber zugleich auch Gegengründe

an, welche theils auf platonischem Spiritualjsmus, theils (— um mich

sogleich thomistisch auszudrücken ——) auf dem Principe der lndividuation,

theils auf Bedenken bezüglich der Causalität beruhen 297). ln Wider

legung aber dieser Einwände bewegt er sich grundsätzlich in den An

schauungen des Gilbertus Porretanus (z. B. „communis natura. similitudo

specialis“), auf welchen er sich auch bei Bekämpfung des dritten Gegen

grnndes ausdrücklich beruft, während den Platonikern eine mit Wilhelm

von Auvergne wörtlich übereinstimmende Wendung und den Vertretern

der lndividuation eine arabisch gefärbte Auffassung der Wesens-Einheit

295) C. 7: Diiversimode tamen universale pertinet ad cansiderationem metaphy

sici et logici; metaphysici quidem gratia sui esse, huius enim esl, considerare de

cnle, quod dividitur in universale et particulare/ logici vero, inquantum est dicibile

vel praedicabile. l'liczu c. 12: universalia res sunt et apud metapliysicum sunt

altera differentia enlis; prout vero consideratur universale a logicoy conditio est vocis

signatae rei ordinabilis in genere, quia logicus non accipit rem nisi prout significa

tivarn. bicendum ergo, quod oportetj ipsa universalia. prout veniunt in usum logicil

esse per nomina praesentam, cum sit sermocinalis artifezg et sic cum quaeritur-1 an

sint res an nominal dicenduml quod res per nomina designatae res sunt rationisl et

talis res significala per nomen subiicitur vel praedicatun

296) C. 7: lltrum universalia subsistentia sint, an in solis nudis ac puris in

tellectibus posita lltrum corporea sint, an incorporea utrum separata

sint a sensibilibusl an in sensibilibus posita His autem tribus quaestionibus

tangitur triplex esse, quod habet universale secundum triplicem sui considerationenu

Per primam enim tangitur esse eius quoad melaphysicum, cuius est consideratio de

ente; per secundam esse eius quoad malhemaficum, cuius est corpus et quamlibet

quantitatem considerareg per tertiam vero quoad physicum, cuius cst sensibilia

cognoscere (s. Avicenna, vor. Abschn.‚ Anm. 73 f‚).

297) C. 8: Ouod autem universalia sunl, multipliciter probari polesL Primnni

quidem quoniam aliter nulla esset eorum scientia1 dicit enim Aristoteles in Postcrio

ribus (l, 2, 7l‚b 25, s. Abschn, lV, Anm. 651), quod non entis non est scientia.

Praeterea. quoniam ens dividitur in universale et particularia lleni Aristoteles in

prae/ato libro (s. ebend. Anm. 672) diciI, quod ens universale verius est. quam

particulare Sunt igitur in rerum nalnra, qnud roncedimus. Sed contra haec

obiicitun quod idem videtur esse solum in intellectuv .. nam dicit ipse Plallh quod

genus et sprcies ideae erant in mente divina...... ltem quidquid estl ideo esty quia

unum numero et singulare esl; universalia autem non sicl quia sic essent hoc ali

quid (diess kann ein späterer Zusatz eines Thomisten sein)..‚.. lteni nec cxivit in

esse per crealionem, quia tunc esset hoc aliquid, nec per generalioncm, quia tunc

esset corruptibihz.

J'NMQ

80 XVIL Vincenz von Beauvais.

gegenübergestellt wirdms). Noch leichter wird auf Grundlage des ein

mal vorgefassten rohen Dualismus die Unkörperlichkeit der Universalien

erwiesen, wenn auch mit dem tröstlichen Zugeständnisse, dass dieselben

in den Individuen eben „eingekörpert“ werden 299), so dass hiernach die

Differenz zwischen Plato und Aristoteles ihre wahrlich bequemste Lösung

dahin finden kann, dass knrzweg Beide Recht haben, indem die Univer

salien (wie bei Gilbert) zugleich einerseits in mul!is und andrerseits

prae!er multa sind, jedenfalls aber, was den Wesensgehalt betrifft, die

'I‘otalität des Einzelnen constituiren“°). Endlich die eigentliche Kern

frage über Zulässigkeit einer nominalistischen Auflassung ist ja bereits

durch obige Scheidung der Disciplinen erledigt oder vielmehr todtge

schlagen 301), wenn auch an einer anderen Stelle (Anm. 3ll) eine fast

entschieden nominalistische Aeusserung sich findet. Nach der Angabe

verschiedener Gründe für die Fünfzahl der Universalien 302) werden so

298) C. 9: Ad primum respondeo‚ quod universalia non solum in in!elleclu sun!‚

sed et in re; nam homiacs individuam quandam intcr sc naturam communem parti—

cipan!, quae es! humanilas‚ per quam unumquodquc dici!ur homo, e! illa a quolibct

eorum par!icipala dirilur universale e! es! simili!uda spesialis ipsorum (s. bei Gil—

bertus Porretanns, Abschn. XIV, Anm. 474); ab ipso tarnen in!vllertu accipi!ur praeter

individua, sicu! in linca‚ quumvis non possi! esse praeler maleriam, mm [amen [alsus

es! in!ellec!us‚ qui capi! cum sine maleria . ‚ . . .. Plala vcro nun quuebalur de uni

versali secundum id quad es!, sed de simili!udine universalis, quae era! in menle

divina (vgl. oben Anm. 284). Ad aliud diri!ur‚ quod universale es! anusn

numero, non numerosilalc maleriae sicu! singulare, scd numerosilale essenliae‚ una

enim numcra es! essenliu communis lwminis (vgl. Ad aliud dicvndum, quod universale egredilur in essveor.perAbgsecnherna„!iaAnnemm‚. 9n2o)n. lamen

prima, sed ex consequenli, quia genera!a Sorra!e generalur ex conscqucn!i homa; e!

hoc Imbe!ur in Sex principiis (s. Abschn. XIV, Anm. 487).

299) C. 10: Probalur, quod universelle non sun! corporca, quoniam omne cor

poreum es! camposilum e! carruplibile e! scnsibilc, universale uero simpler: es! e!

isnpceacrireuspliabuil!eeme! unini!veelrlsiayliebilees.!..„. Obiiclilleumr‚ iqnucioarpcoorrepuums edse! scpocrcpiocrseoquparnalie!dai!ciasr‚i ..non

po!esl Dicendurn, quad universalia secundurn se um! irworporea‚ per sua tarnen

iucorporanlur individua, e! corpus quidem, prou! es! species quanlilatis‚ non es! cor—

pareum, sed incorporeum, quonium es! universale.

300) C. 11: Dissensio era! inler Aris!a!elem e! Pla!onem Salu!io: polest

dici, quad l’lalo consideraba! simililudincm universalis, Aris!otcles consideraba! esse

eins Duplex es! causa, per quam universale can!rahi! summt esse; habe! aus'm

sausen: malerinlem ipsa singularia, unde dicilur in Sex principiis (Abschn. Xlll‚ a.

a. 0.), quad omnis communilas a singularila!c procedil; quanlum ad is!am cuusam

non es! universale unum prae!cr mnl!a‚ sed unum in mul!is; habe! e!iam can

sam efficivn!em‚ so. in!ellcclum abstrahcn!em cammune a parlicularibus (s. ebend..

Anm. 464); . . . . ..quanlum igi!nr ad is!am cansam es! unum exlra onmia..... S:

vero quaerilur, ulrum hoc universale homa xi! in qualibe! Izomine secundum se to!um

an sccundum parlem, direndum esl, quod sccundum sc !otum‚ i. e. secumlum quarn

libe! sui par!cm diffiniliram, nun aulcm seaundum quamlibe! sui parlem sub

iec!ivam (vgl. Aviccnna, vor. Abschn.‚ Anm. 103 u.116).

301) C. 12: Ouod aalen: sin! res, iam diclum es! superius (oben Anm. 297) ‚ ._ ..

Nein universale idem es! apud omnes, nennen aulem nun . . . . .. Obiicilur: univer

sale dicibilc es! e! praedicabile‚ rcs au!cm non praedicalur...... Diecndum, quod

u. s. f.‚ d. h. es folgen die oben, Anm. 295, angeführten Worte.

302) Ebend.: Ouaeri!ur‚ quarc quinque sun! universelle nec plum nur: pau

ciara Dicendum: uno modo sie iuxla madas praedicandi Ali!er sie: xn

naturali composiio exiyi!ur maleria e! forma e! unio is!orum duorum Aliler

quoque sie: universale es! condi!io rci ordinabilis in genere u. s. f. (Es kann diese

XVII. Vincenz von Beauvais. 81

dann die einzelnen quinque uoces in einem ziemlich kurzen Excerpte be

sprochen; bemerkt mag dabei werden, dass der Verfasser in der Auf

fassung des „ens“ (d. h. dass es nicht oberster Gattungsbegriff sei) sich

an die Araber anschliesst 303), sowie dass er bei Erörterung der Differenz

sichtlich dem Avicenna folgt 30l).

Zur Lehre von den Kategorien entnimmt er zunächst den Anfang

aus lsidorus und Alcuin 305), um dann die vier ersten Kategorien, — und

zwar in der Reihenfolge: Substanz, Quantität, Relation, Qualität (l) —‚

ganz nach Boethius zu besprechen 3o“); mitten aber in die Erörterung

der Qualität schaltet er Angaben über die Vieldeutigkeit des Wortes

„forma“ ein, um wieder auf die Ansicht Gilbert‘s überzulenken 307).

Aus diesem Letzteren folgt hierauf auch fast vollständig die Lehre von

den sechs letzten Kategorien mit Einschluss des Capitels über magis et

minus, d. h. eben beinahe das ganze Buch De sea: principiis 30"i); und

wenn auch bereits ein Vertreter der byzantinisch-lateinischen Logik, nenn

lich Lambert v. Auxerre (ob. Anm. 116), das Gleiche that, so dürfte hier

doch nur eine spätere Interpolation vorliegen, da die See: principia erst

seit Albertus Magnus allgemein in das Organen recipirt waren. Am

Schlusse der Kategorien folgt noch ein Excerpt aus den sog. Postprä

dieamenten 309).

Die Lehre vom Urtheile beginnt wieder mit den Angaben des Isi

dorus (Abschn. XIII, Anm. 33 ff), welchem auch die Unterscheidung

zwischen ars und scientia entnommen ist; an diese aber knüpft sich

unter der eigenthümliehen Bemerkung, dass auch in dem Buche De interpr.

von sechs „principiis“ gehandelt werde, wieder eine neue Gliederung

des 0rgauons (vgl. ob. Anm. 293 ff), wornach in einer sehr ähnlichen

Weise, wie wir Solches schon bei Lambert von Auxerre (ob. Anm. 104)

trafen, ars nur in der Topik, scienlia aber in den übrigen Büchern ent

halten sei 3‘“). Gelegentlich aber des Begriffes der interpretatio finden

sehr wohl ursprünglich auf einer Zusammenstellung desjenigen beruhen, was Avi

eenna bei den einzelnen fünf Worten erörtert hatte; s. vor. Abschn., Anm.

108—174.)

303) C. 13: Non es: au!em ens commune onmium genus (s. ebend. Anm. 32).

304) C. 14, woselbst die verschiedenen Definitionen der Differenz zusammen

gestellt sind; vgl. ebend. Anm. 135 fl'.

305) C. 15. S. Abschn. XIII, Anm. 32; aus Alcuin (ebend. Anm. 57) ist der

Beispiel—Satz entnommen.

306) C. 16 W21.

307) C. 20: Forma es! comgwsitioni conlingens u. s. f.‚ s. Abschn. XIV,

Anm. 486.

308) C. 22—28. S. ebend. Anm. 489—510.

309) C. 29 über Oppositum‚ C. 30 über Prius, Simul, Malus.

310) C. 31: In Iris ilaque Perihenneniis....de se1: principiis (rastet, se. de

nomine et de verbo‚ de oralione, de enuntiatione, de af/imtalione, de negatilme, de

contradiclionc..... Dialeclim dupliciler considerafur: wie modo ut ars (s. Abschn.

XIII, Anm. 26, vgl. Abschn. XIV, Anm. 445), et sie de omnibus es! et sie nun es!

alicuius yeneris delerminali el fradilur sie in lilno Topicorum,‘ alio modo ul es!

scienlia et lradilur in [ihre Priorum, cf sie logica es! de syllogismo. [gilur in libro

Praedicamenlorum agil de maleria remqu syllogismi‚ so. de feminis, in libro andern

Perihermenias de maleria propinqua syllogismi, so. de essenlialibus; in lilno uulem

Priorum de syllogismo plenarie, in libro prima Topicorum e! in libro Posteriorum et

Punn.‚ Gesch. III. 6

82 XVII. Vineenz von Beauvais.

wir hinwiederum eine Uebereinstimmung mit jenen nominalistischen Ara

bern, welche sogar Avicenna bekämpfte"“), so dass hiebei allerdings die

metaphysische Betrachtung der Univarsalien ausser Ansatz bleibt und nur

die „sermocinale“ Logik (Anm. 295) auftritt, woferne nicht diese ganze

Stelle nur ein Zusatz eines späteren Nominalisten isL Es beginnt ja hie

mit in unserem Texte des Speculum überhaupt eine Gruppe, bei welcher

wir den Boden unter den Füssen verlieren. Schon die Reihenfolge, in

welcher hier der Inhalt der Lehre vom Urtheile sich bewegt, ist aben

teuerlich genug, denn nach den üblichen Erörterungen über Nomen,

Verbum, über Eintheilung und Einheit der Urtheile folgt die Angabe, was

terminus sei und aus welchen Bestandtheilen die Urtheile gebildet seien,

woran sich aber dann eine längere Episode aus der byzantinischen Logik

betreffs der proprietates terminorum anreiht, um erst hernach aus der

nemlichen Quelle die Lehre über Conträr, Contradictorisch u. s. f., über

Conversion und Aequipollenz und über die modalen Urtheile folgen zu

lassen"*“). Noch bedenklicher aber gestaltet sich die Sache, wenn wir

die einzelnen Stücke dieses eigenthümlichen Mosaiks näher besehen. Aller

dings völlig unverfänglich ist es, dass die Notizen über Nomen u. s. f.

dem Isidorus und dem Aristoteles, d. h. dem Boethius, entnommen sind 3‘3)‚

sowie dass für die allgemeinen Bestimmungen über muntiatio und deren

Einheitlichkeit und insbesondere betreffs des hypothetischen Urtheiles gleich

falls Boethius als Quelle dient 314). Hingegen was sollen wir von jenen

Partien denken, welche aus der byzantinischen Logik stammen? Nemlich

schon die Eintheilung der oratio stimmt wörtlich mit Demjenigen überein,

was wir oben (Anm. 35) bereits bei Wilhelm Shyreswood trafen 315)‚ und

ebenso die Gruppirung der Urtheile nach den drei Fragen (quae, qualis,

quanta) mit Petrus Hispanus (Anm. 153), noch dazu unter Anführnng

eines zuerst bei Lambert v. Auxerre (Anm. 108) erscheinenden Verses 3 l“);

ferner sind gleichfalls aus Petrus Hispanus entnommen die Angaben über

Conträr, Contradicterisch u. s. f. (ob. Anm. 154 f.)‚ über Umkehrung und

Aequipollenz des kategorischen Urtheiles (Anm. 156 u. 159), jedoch ohne

die sämmtlichen Memorialverse, sodann noch die ganze Lehre von den

Elenchorum de partibus, i. c. de spcciubus ipsius sytlogismi. Doch diese ganze

Stelle hat wohl schwerlich den Vincenz selbst zum Autor.

311) C. 32: V01: autcm significat et significalur, siyuificat enim intellcctum et

rem, significatur autcm a lillt‘ris; res autem significutur et nun significat,‘ intelledu;

vero significatur et mm significat, proprie loqucndo, significatur enim per neuem, nun

unten: proprie significat rem, sed est simi1itudo rei, ende diril Aristoteles (s. Abschn.

IV, Anm. 108), .....quod intellectus similitudo rci cst (den Ausdruck „intelleeta

significantur“ in solcher Auffassung s. vor. Absclm.‚ Anm. 85). Auch knüpft sich

hieran eine bei den Arabern übliche Aufzählung der Stufen und Arten des in

tellectus (s. ebend. Anm. 4).

312) So drängt sich schon hiedurch wohl die Vermuthung auf, dass durch

die Erwähnung des Begriffes „terminus“ das spätere grössere Einschiebsel über

suppositio u. s. f. veranlasst wurde.

313) C. 33. s. Ahschn. Xlll‚ Anm. 34. u. Abschn. XII, Anm. 109 fl‘.

314) C. 34. s. Abschn. XII, a. a. O. u. bes. Anm. 112 u. 140.

315) C. 33: Orationum alia indioaliva‚ aliu imperative, aliu deprecativa, aliq

aptativa, atia coniuncliva, alia infiniliva.

316) C. 34: Per „quae“ quueritur de propria qualitate sive de essentia pro

positioni: u. s. f.

XVII. Vincenz von Beauvais. 83

modalen Urtheilen (Anm. 160—164), gleichfalls mit Weglassung der Figur

und der Kunstwerte"“). Und ausserdem ist zwischen diese Capitel noch

anderweitiger byzantinischer Stoff eingeschoben, indem an den aristotelisch

boethianischen Begriff des terminus zunächst die Scheidung von Subject,

Prädicat und Copula mit Worten des Petrus Hispanus (Anm. 152) ange—

knüpft wird und sogar die Erwähnung der Syncategoreumata auf Wilh.

Shyreswood (Anm. 34) und Petrus Hispanus (Anm. 150) hinweist3w).

Auch folgt hier:qu unmittelbar mit der Bemerkung, dass die „conditiones

terminorum" (-— sonst war üblich „proprietates terminorum“ ——) in den

drei Functionen des supponere, appellare, copulare als Unterarten des

significare liegen“°), ein Auszug aus der Lehre von der suppositio,

von der appellatio, und, mit dieser theilweise verflochten, von der re

strictio; ja auch Einzelnes aus der distributio ist in dieses ganze Excerpt

hier und da beigezogen; hingegen die zu erwartende copulatio fehlt auch

hier, so gut wie bei Petrus Hispanus , s. ‚oben Anm. 221. Finden wir

somit, dass ein ansehnliches Stück jener neuen Logik hier in das ency

clepädische Werk aufgenommen sei, so möchte es nun wohl scheinen,

dass, nachdem ich eine reichere Verbreitung der byzantinischen Logik

bereits für die Mitte des 13. Jahrhunderts nachgewiesen habe, gerade

ich am meisten geneigt sein müsste, eine solche Beception dem Sammel

fleissc des Vincenz zuzuschreiben; und in der That steht chronologisch

auch gar Nichts im Wege. Aber dennoch finde ich dabei viele Bedenken.

Wenn es schon auffallen muss, dass das über suppositio, appellatio,

restrictio Gesagte auf eine Combination verschiedener Quellen und jeden

falls, was die Benützung des Petrus Hispanus betriflt, auf eine arrangi

rende Auswahl hinweist 320), so steigert sich dieses Verhältniss dahin,

dass wir stellenweise eine weit jüngere Formation der Lehre von suppo

sitio wiedererkennen 321); ferner finden wir bei der aus P. Hispanus

entnommenen Aequipollenz eine Aenderung und Vermehrung der Memorial

verse, welche selbst in den interpolirten Texten des P. Hispanus nicht

317) C. 38 unter der Ueberschrift „eommtuu'canlia proposilionum“ (üblich war

sonst „parlicipanlia") die Verhältnisse des Conträren u. s. f.; C. 39 Umkehrung

u. Aequipollenz; C. 40 die Modalität d. Urtheile, u. C. 41 die Contrariett'tt u. s. f.

der modalen Urtheile.

318) C. 35: Praedicativa propositio . . . . .. Hains cnim principales partes anal

subiectum et praedicalum et copula, secundariae vero sunl syncategoreumata, i. c.

dicliones consignificativae, . . . . . . cetera namque _catcgoreumata saut, a1 nomen

et verbaut.

319) C. 36: Conditiones antun terminorum sive parlium principnlium aale—

gon'cae propositiom's saut supponcrc, appellare, eopulare, quorum genus est signi

ficare u. s. w.

320) Wer C. 36 u. 37 (— es lohnt sich nicht der Mühe, dieselben hier ganz

abzuschreiben —) genau mit den Quellen vergleicht, wird finden, dass zunächst die

einleitenden Bemerkungen auf Wilhelm Shyreswnod (Anm. 58) und im Wonlaute

noch näher auf Lambert v. Auxerre (Anm. 125 u. 127) zurückweisen, dass sodann

die Eintheilung der supposilia dem Petrus Hispanus (Anm. 202 ff.) folgt, hieran

aber Regeln und Sophismen aus desselben Lehre von der diatributio (Anm. 244,

dann 246, hierauf 245) angeschlossen werden, dass hierauf aus gleicher Quelle

kurz die appellatio (Anm. 228) und dann die restriclio erörtert wird, wobei der

Inhalt obiger Anm. 234 wieder durch wörtliche Aufnahme eines Absatzes aus der

distrilmtio (Anm. 242) unterbrochen wird.

321) C. 36: Dicilur pro regula in supposilionibus u. s. f., s. unten Anm. 597.

6*

84 XVII. Vincenz von Beauvais.

erscheint an), ein Umstand, welcher weiter unten in der Syllogistik

wiederkehrt"’); ausserdem begegnen wir hier jener Notiz, dass es sechs

Arten des hypothetischen Urtheiles gebe, welche erst einer allmäligen

Erweiterung der byzantinischen Logik angehört 324), und endlich ebenso

einer späteren Unterscheidung der Wortbedeutung der modt' 325). Steht

aber biedurch fest, dass der Text des Speculum jedenfalls durch spätere

Einschiebsel erweitert wurde, so finden wir keine sichere Gräuze, warum

nicht auch Dasjenige, was in chronologischer Beziehung allerdings auch

dem Vincenz selbst zugänglich gewesen wäre, von einem Späteren einge

schoben sein könne. Ja in der Erwägung, dass die Autoren der Logik

damals erst allmälig sich daran gewöhnten, zugleich auf den aristoteli

schen und auch auf den byzantinischen Stoff zu blicken (s. z. B. unten

Anm. 357, 470 f., 541 fl'.), und dass eine Gleichstellung oder vollends

eine innige Verschmelzung der beiderseitigen Tradition erst durch Scotus

angebahnt und durch Occam vollendet wurde, möchte ich zu dem posi

tiven Resultate gelangen, dass auch bei Vincenz die mosaikartige (Zombi

nation beider Logiken nur eine scheinbare sein kann, indem Alles, was

dem Petrus Hispanus oder dem Wilhelm Shyreswood und dem Lambert

v. Auserre entnommen ist, als Zuthat eines späteren Syncretisten zu be

trachten sein dürften“).

Höchst planlos ist auch die Anordnung Desjenigen, was hierauf nach

der Lehre vom Urtheile folgt. Es wird nemlich vorerst plötzlich auf des

Beethius Buch de di/f. lop. übergegangen und dasselbe kurz excerpirt”l).

dann reiht sich aus lsidorus der Abschnitt über die Gegensätze an 7m).

um sogleich hierauf aus derselben Quelle eine Notiz über die Syllogismen

folgen zu lassen, woran dann jene Memorialverse, welche wir bereits seit

Willi. Shyreswood trafen (Barbara, Celarent u. s. f.), und aussendem

wie bemerkt (Anm. 323), auch noch zwei neue Verse geknüpft werden

konnten 32*’). Hierauf folgt noch ein ausgedehntes Excerpt, welches mit

dem Anfange der aristotelischen Topik beginnt, dann (nach der-Helm

setzung des Boethius) die ersten sieben Capitel des ersten Buches und

den Anfang des zweiten Buches der zweiten Analytik in abgekürzt“

Form verführt 33“) und in gleicher Weise sodann (obwohl die Topü

gerade vorher schon aus Bocthius entnommen worden war) die g31118

322) C. 39 am Schlusse. Ich führe aber diese Verse als nicht hieher gehüllt

erst unten bei den späteren lntprpolationen in Abschn. XX an.

323) C. 50. S. ebend.

324) C. 34: Sciendum, quod sez .mnt species hypothelicae: condilionalt's, coplt'

laliva, di:iunctiua‚ temporalis, localis, causalis. S. unten Anm. 583.

325) C. 42. S. gleichfalls bei den lnterpolationen.

326) Wie sich von selbst versteht, gilt mir diess auch von jener Stelle, welche

in den hernach folgenden Capiteln vorkommt; s. sogleich Anm. 329.

327) C. 43—46 über quaestio, argunwnlum, argumrnlalia, maxima. proposü"

u. dgl. s. Abschn. XII, Anm. 82, 137, 165 f., 168; hierauf C. 47 die Topen (lt!

Themistius, u. C. 48 die ciceronischen, s. ebd. Anm. 184.

328) C. 49. S. Abschn. XIII, Anm. 40.

3ä9) C. 50. Auch die hypothetischen Schlüsse bot lsidorus der, s. ebeutl‚

Anm. S.

330) C. 51—55. Das: dabei die Uebersetzung des Boethius zu Grund gelä‘

sei, bezeugt z. B., dass An. post. l‚7 (s. die Stelle Abschn. IV, Anm. 140) üEmi_ufl“

mit „dignitates“ übersetzt ist.

XVll. Robert Capito. 85

Topik und Soph. Et. behandelt331)‚ wobei jedoch sonderbarer Weise

zwischen das 7. und 8. Buch der Topik noch ein Auszug aus Boeth. de

divisione eingeschaltet ist 332).

Während wir hierauf den Humbert von Romans (gest. 1254) hier

gänzlich mit Stillschweigen übergehen können 333), begegnet uns in

Robert Capito, auch Grosseteste oder (von seinem Bischofssitze)

Lincolniensis genannt (gest. 1253), ein Autor von etwas grösserer

Bedeutsamkeit. Sein Commentar zur zweiten Analytik 334) zeigt ihn uns

als einen logisch gut geschulten Kenner des Aristoteles, unter dessen

Werken er auch die Physik commentirte, sowie er überhaupt mit grosser

Vorliebe die mathematischen Disciplinen (besonders auch die euklidische

Optik) betrieben haben muss 335). Die arabischen Erklärer haben für die

Logik nur ganz im Allgemeinen einen Einfluss auf ihn; hingegen hat er

den Commentar des Themistius, auf welchen er öfters ausführlich eingeht,

fleissig benützt 336). Er selbst hält sich, mit Ausnahme einiger Digressio

nen, strenge an den aristotelischen Text, welchen er unter steter Her

vorhebung des Zusammenhanges Satz für Satz erläutert, wobei sein

llaupthestreben dahin geht, die „conclusiones“ des Aristoteles, d. h. die

wissenschaftlichen Haupt-Sätze, hervorzuheben, ja sie zu numeriren und

insbesondere syllogistisch zu formulireu 337). Zu beachten ist, dass Robert,

was den Text betriilt, sich an die Uebersetzung des Boethius halt, wäh

rend er zugleich ausdrücklich einmal von mehreren verschiedenen Ueber

setzungen spricht 338); auch finden sich zuweilen einzelne Worte, in deren

Wahl er von Boethius abweicht 339); im Commentare selbst erscheinen

331) C. 56—61 euthalten so das l. Buch der Topik, C. 62 f. das ll., C. 64

das lll., C. 65 das lV., C. 66 f. das V., C. 68—74 das Vl.. C. 75—77 das Vll.,

C. 83—89 das Vlll.; endlich C. 90—98 enthalten die Hauptsache der Soph. EI.

332) C.78—82. S. Abschn. XII, Anm. 96—102.

333) Die theologische Litteratur mag ihn immerhin als einen der bedeutendsten

Dominikaner bezeichnen; für uns hingegen ist er werthlos, indem er in seiner

Schrift De eruditione praedicatnrum (gedruckt in Bibl. Max. Palr. Vol. XXV) nur den

Standpunkt der frühesten Kirchenväter (Abschn. Xlll, Anm. 8—18) zeigt. Während

er bei „scimtia praedicatoris“ (l, 8, p. 433) nicht mit einem Worte logische Bil—

dung erwähnt, kömmt er wohl gelegentlich der artes liberales (ll, l, 65. p. 488)

darauf zu sprechen, verlangt aber von der Logik nur defensio fidei, intelligenlia

scripturae und honos ecclesiae, die Warnung hinzufügend, dass der Logik nicht nimia

morositas, dilertio, curiosilas zugewendet werde.

334) Commenlan'a Roberti Lincom'ensis in [ihres poeteriorum Aristotelis cum 18.1:1u

aeriatim inserto. Scriptum Guallert'i Burlei super eosdem libros posteriorum. Venetiis,

1497. fol. (Die Ausgabe ist nicht paginirt, die Capitel-Eintheilung des aristotelischen

Textes weicht von der sonst üblichen, welche auch in der boethianischen Ueber—

eetzung erscheint, ab.)

335) Er verweilt am liebsten bei Beispielen, welche der Geometrie angehören,

citirt mehrmals den Euklides, einmal auch (L. l, c. 17, d. h. c. 27) den Ptolemäus.

336) Den Themistius kennt er nicht etwa bloss mittelbar durch die Araber,

sondern er hatte sicher eine lateinische Uebersetzung desselben vor sich; vgl. oben

Anm. 16.

337) So hebt er aus dem l. Buche 32 mclusioncs hervor.

338) l, 10 (d. h. c. 11, p. 77 a 10; die Worte des Aristoteles s. Abschn. lV,

Anm. 166): Lilien autem aliumm lranalalt'onum et sentcntia Themislii neutri prae

dieturwn aententiumm videlur concorduri.

339) So ist z. ß. l, 14 (d. h. c. 15, p. 79 a 33, s. die Stelle Abschn. IV,

Anm. 668) dzöpw; nicht wie bei Boethius mit indiviaibilüer, sondern mit indivi

86 XVII. Robert Capito.

einige Ausdrücke, welche von den Arabern herstammen 34°), nie hingegen

wendet er die Kunstworte der byzantinischen Logik an, obwohl es an

Gelegenheit hiezu nicht gefehlt hätte 3‘“).

Insoweit nun Robert’s Thätigkeit blass commentirend ist, können wir

nicht näher auf dieselbe im Einzelnen eingehen; wohl hingegen handelt

essich für uns um seine principiellen Gesichtspunkte 3“2). Er folgt,

während er dem Aristoteles sich hingeben zu können glaubt, jenem ara

bischen Realismus, welcher sich auch mit augustinisch christlichen An

schauungen vereinbaren liess. Wir begegnen bei ihm nicht bloss jener

ethischen Wendung, welche schon Alfarabi (vor. Abschn., Anm. 13) der

Logik gab 343), sondern auch die Auffassung, dass der intellectuelle

Gehalt (forma) der Dinge theils der Physik, theils der Mathematik, theils

der Metaphysik anheimfalle, ist den Arabern entlehnt”“). Aber mit

dualiter übersetzt, ebenso in der bekannten antiplatonischen Stelle (c. 15, d. b.

c. 22, s. Abschn. III, Anm. 66) regen’quuza nicht mit manslra, sondern mit pro

digia; auch c. 17 (d. h. c. 24) ist Idoaxsl.ä;, welches Boethius als isosceles stehen

liess‚ durch aequilibiae gegeben. Dass übrigens die Uebersetzung des Boethius

nicht etwa blass in den Druckausgaben eingefügt wurde, zeigt der Commentar Robert's

selbst, indem er eben den boethianiscben Wortlaut interpretirt.

340) Z. B. nasser dem häufigen „quiddilas“ (s. vor. Abschn. Anm. 93) auch

der Ausdruck .,facullales“ (s. ebd. Anm. 278), welchen Robert (I, 11, d. h. c. 12,

zu p. 77 b 27) von den neben der Logik einhergehenden Disciplinen gebraucht.

Wenn däzai‚uaru mit digm'lales übersetzt ist, so kann bei ihm diess sowohl von

Boethius als auch von den Arabern (s. ebd. Anm. 60) entnommen sein.

341) In der Erklärung all jener Stellen, welche den wissenschaftlichen \Verth

der Schlussfiguren betreffen (Abschn. IV, Anm. 667—678), hätte der Kürze halber

die byzantinische Terminologie ihre Anwendung finden können.

342) Es genügt in dieser Beziehung nicht, wenn man, wie Haurdau (De In

phil. scol. I, p. 461 ff.) gethan, aus einzelnen Stellen nur den extremen Realismus

Robert's nachweist; es muss auch gezeigt werden, wie derselbe trotzdem dem Ari

stoteles, welchen er ja interpretirt, folgen will. .

343) In dem seltenen Drucke Ruberli Linconiensis bonamm arlium oplim

interprclis opusoula digm'ssima mute primum in lucem cdila el accuralissime emendala.

Veneliis 1514. fol. finden sich 19 kleine Tractate, an deren Aechtheit ich eben

nicht zweifeln möchte. Während die Mehrzahl derselben der Physik angehört,

können für uns hier in Betracht kommen: De artibus liberalibus, De veritale pro

posilianis, De um'ca forma amm'um, De aerilale. In dem ersten derselben nun sagt

Robert (f. 2rA): Opern naslrae palestalis auf menlis afl'ectu et eiusdem adspertu

au! oarporum malilms el eorundem a/feelilms omm'a oonsislunl. Adspeclus vero prima

adspicil, secundo adspecla eine incagnila verifioal, el cum verificala fucrinl apud

mattem... .., inhial afi‘eclus ad amplexandum couvenienlia..... Adspeolum gramma

lica reale infarmal; reale infarmalum quale sil, logica sine „rare diiudival; ittdicalum

qualc sil, al moderate (ausgefallen appelal aal) fugial a/l'eclus, rlielarioa persuadel.

Officium namque grammalicae esl, reale inlelligere el reale inlellecla reale pronua

lianda apud allerum reale formare. Offioiam vera lagicae est, quod /0rmatum es:

in inlclleclu, secunrlam lriparlilam ralionem sei quale sil iudicare et diaculere. Rhe—

lorica vcro.....quod maxime inlendil, es! afl’eclum movere. Hierauf geht er sogleich

auf corporum molus über und mündet von den vier übrigen arlee merkwürdige:

Weise in Alcbymie aus.

344) Summa in acta physioorum Arisl. (gedruckt in einigen Venetianer Ausgaben

des Commentares des Thomas zur Physik; so z. B. in jener v. 1586, p. 276 ff.),

woselbst gleich zu Anfang: Est anlem forma lriplez. Ulla est, quae secundum esse

et considerulionem esl in maleria, el esl‚ de qua consideral philosap/ms naturalis.

Secunda esl‚ de qua ronsideral malhemulious, quae abstrahilur a male et a maleria

mm secundum esse, scd secundum comideralianem...... Terlia esl illa, de qm;

XVII. Robert Capito. 87

einer Anschauung, welche uns an einen David von Dinant oder Amalric

von Ben erinnern müsste, wenn sie sich nicht durch eine grosse dogma

tische Auctorität zu decken versuchte, fasst er das allgemein Ideelle so

ausserst realistisch, dass er Gott als die Form aller Dinge bezeichnet““),

und es darf uns nicht wundern, wenn Augustin‘s lud: intert'or derartig

zum realistischen Motive gemacht wird 3“)‚ dass die Erkenntniss der

Universalien auf einer Erleuchtung (irratiiotio) beruhen soll""). Die

ewigen platonischen Ideen sind ihm somit Principien des Seins und des

Erkennens als die bleibenden Formen im Gebiete des Zusammengesetzten,

in welchem die Kurzsichtigkeit (vgl. oben Anm. 287) des schwachen In

tellectus nur secundäre Folgen der Universalien als blosse Principien des

Erkennens (nicht auch des Seins) erfassen kann 34“). Indem aber diess

Letztere eben in der körperlichen Verdunklung unseres Geistes be

ruht, vermöge deren wir auf Induction und Abstraction angewiesen

considerat metaphysicus‚ quoe abstrahitur o moterio et a mehr smmdum esse et se

rundum vonsiderotianem, cuiusmodi saut intelligentioe et oliae substantiuc separatae.

S. bei Avicenna, vor. Abschn., Anm. 72 f.

345) In dem Tractate De unica forma omm‘nm (vor. Anm. 343), welcher jetzt

in weit besserem Texte vorliegt in: Roberti Grosseteste Epistolae ed. by H. R. Luord.

London 1861. 8. (d. h. darum Britann. medii aevi scriptores, Vol. XXV.), woselbst

p. IC u. p. 1: Respondeo‚ me sentirc hoc herum esse, so. quod deus cst forma et

forma omm'um; et cum sit forma, neu!ssorio es! forma prima, quio ante ipsum

nihil . . Si autem quaeras, quid me moveot, . ...respondeo : „magna magm' Augu

stim' aucton'tas“ u. s. w.

346) Im Tractate De verilatc (f. 9 r A): Cum tucidioris essentiae est res, quom

sua similitudo ch exemplar, clorior et opertior ocqu mentis sano est rei in se ipso

cogm'tio, quom in suo similitudine vol exemplari. Ac per hoc vom divino essentia

sit qu lucidissima, omm's cognitio per :imililudincs est per so ipsom obscurior; in

rationilms em‘m aeterm's creatmarum in mente divina tueidissimo, quae samt creo

turor1tm exemplar Ittcidissintuflt, omm's ereaturorom cognitio certior et purior et

manifestior cst.

347) Comment. in Poster. Arist. l, 17 (d. h. zu c. 24, 8. d. Stelle Abschn. IV,

Anm. 672: Est lnx spirituolis‚ quoc sttpt‘rfunditur rebus intelligibilibus, et ocotus

mentis se bohrt ad res intelligibiles, siout se habe! so! corporolis ad res visibites.

Res igitur intelligibites..... mogis receptiln'les ab acie mentis, quac aimititer est irra

diatio 8pirilualis, perfccfius penetrantor. Ebend. 19 (d. h. zu c. 33, S. Abschn. IV,

Anm. 48): Ext visus menlalis apprehenn‘vus intelligibitium et es! turnen, quod

super/usw» visoi et oisibili facit oisioncm in acta.

348) Ebend. I, 7 (d. h. zu c. 8, s. Abschn. IV, Anm. 660): Universalio saut

principio cognoscmdi et apud intellectum purnm et separotum o phantasmatilms possi

bile est coulemptari lucrm primam, quae est causo prima, et sunt principia cogno

soendi rationes rentm increotos existentes ob oeternu in cousa prima. Cognitiones

enim rerum causandomm, quae fuenmt in couso prima avterouliter, samt rotiones

rerum rousondarum et cousac formales c:rcmptores et ipsoe samt crcatricrs, et hoc

samt, quos vocovit Plato ideos ct mundum archelypum‚ et hoc saut secundum ipsum

genero et specics et prinnipio [am csscndi quom cognosccndi . . . . .. Hoc igitur ideoe

creatoe sunt principt'a cognoscendi apud inlellectum ab cis irrodiatum, et apnd totem

intellecturn samt genera et species, et manifeslum est, quod hacc universalza sint in

corruptibilio....... Ipso forma non est yeruts vel speries, scd secundum quod ipso

forma ext sicut totius compositi et secundum quod ipso est principium cognoscondi

tolum compasitum, sie est grau: vet spccies ct principium essendi et proedicobile in

quid Intellectus autem debitis, qui mm potest assendere ad coynitioncm herum

eerorum generum, cognosct't ros in occidentilnts solis consequentihus csscnlias veras

rt‘rnm, et opud illum samt accidentio conscquentia genero et species et saut principia

sotum cognoscendi et mm essendi.

88 XVII. Robert Capito.

N

y

x.

‚IIl-‚r...—

sind 3“9), so kann man ja recht wohl für das irdische Jammerthal Aristo

teliker und zugleich für die himmlische Wonne Platoniker sein ‚ und es

kömmt nur auf’s Handumdrehen an, dass die Universalien ante rem und

sogleich auch in re oder post rem sind 3"’0). So spricht dann der

ekstatisch christliche Platoniker als Erklärer des Aristoteles von der

Macht der Sinneswahrnehmung 35‘) und von der logisch-nominalistischen

Bedeutung der Universalienaä"), sowie er hinwiederum dem aristotelischen

Begritl‘e der quidditas seine platonische Kehrseite verleiht 353). Elwa an

Klarheit in Principicnfragen übertrifl’t er sonach den Wilhelm von Auvergne

(s. oben Anm. 284 fl‘.) wahrlich nicht; dass aber auch Andere hierin

nicht besser waren, wird uns der weitere Verlauf zeigen. Robert‘s

Verdienst für seine Zeit liegt, wie bemerkt, in seiner fleissigen Exegese

des Einzelnen, wobei er jedoch weniger, als man erwarten sollte, arabi

sches Material verwendet; denn' ausser einer Bemerkung über den art

349) Ehend. l, 14 (d. h. zu c. 18, s. Abschn. lV‚ Anm. 72): Dcficíenlc in

duciione accepta a singularibus de/iciet apud intellectum cognitio universalis eorundem

singular-iu": bico tarnen, quod possiliile esl, quamlibet scientiam esse absque

sensus adminiculog in mento enim divina sunt omnes srienliae ab aeterno . . . . . . nos

namque non novimus singularilatem huius nhumanitatisu nisi per hoc, quod ad

ntiscemus eam accidentibus ipsa vero novit eius singularitaleni in puritatc essentiae . . . . .

Similiter pars suprema animae humanae, quae vocatur intelligentia. ......si non

esset mole corporis abnubilatal ipsa per irradiationem acceptam a lumine superiori

haberet completum scientiam absque sensus adminiculo verumtamen non norit

ratio, esse actu universale, nisi postquam a multis singularibus lianc fecerit abs

tractionenu et occurrit ei unum et idem in multis singularibus reperlnm.

350) Ebend. l, 18 (d. h. zu c. 31, s. Abschn. IV, Anm. 81): Si autem in

telligamus universalia per modum Aristotelis formas reperias in quidditatibus parii

cularium, a quibus sunt res particulares id quod sunt, tunc universale esse ubique

nihil aliud est, quam universale esse in qualibet suorum parlicularium, . . nisi

forte dicamusl quod universale ubique est, quia intellectus est locus universalium

et......per modum spiritualem ibi estf ubi est illud, quod intelligitur . . . . .. Si autem

universalia sunt ideae in mente divina, tunc universalia ubique sunt per modum, quia

causa prima ubique est...... ouomado autem causa prima ubique sil, altio

ris est negotii et non est nostrae possibilitatis ezplanareg verumtamen quod ¡la

sil, selmus.

351) Ebend. H, 6 (d. h. zu c. 19, Abschn. IV, Anm. 75): Ez sensu igitur fit

memoria, ea: memoria multiplicala experimentqu et es: experimento universale, quod

es! praeler particularia non quasi separatum a particularibus. sed est idem in illisi

arlis scilicet et scientiae principium

352) Nicht bloss, dass er die aristotelische Ansicht bezüglich des nuuum de

mullis“ (Abschn. IV, Anm. 137) mit völlig aristotelischen Worten umschreibt (l. 9),

sondern er glaubt sich sogar mit jener entschieden antiplatonischen Stelle (s. oben

Anm. 339) zurechtfinden zu können, indem er (l, 15) sagt: formae separatae a

subiectisy quas posuit Ptato genera et species et praedicabitial sunt prodigiay quae

formal error intellectug . . . . . quia licet sint ideae et rationes rerum increatae ab

aeterno in mente divina, ipsae ideae nihil pertinent ad ratiocinatione-m in qua prae

dicatur aliquid de aliqua. lpsae itaque ideae in se prodigia non sunt, sed cum

intellectus vull facere eas praedicabiles de rebus, a quibus sunt divisac et separalas

in hac ordinalione, prodigia sunt; demonstrationes enim et ratiocinationes fiunt de

simpliciter praedicabilibus.

353) Summa physíc. (s. oben Anm. 344) p. 2'18: Quiddilas in rebus composuis

est materia et forma, et est aliud a forma, quae est altera pars eomposili, quia in

talibus quidditas includit lolum, so. materiam et formam; in rebus autem simplicibus.

sicut in substantiis separatis, idem est forma et quidditasl quia in talibus non est

compositio materiae cum forma, sed esse cum essenlia. '

XVII. Robert Gapito. Albertus Magnus. 89

machenden Unterschied 35“) und ausser einer Erörterung über definitio

formalis und defini!io materialis ist gerade bei manchen wesentlichen

Punkten kein arabischer Einfluss bemerklich 355). Hingegen muss, wenn

auch als vereinzeltes Moment, doch erwähnt werden, dass er anderswo

gelegentlich eine Kenntniss der byzantinischen Logik zeigt, indem er einen

Punkt, welcher der dortigen Lehre von der ampliatio (s. ob. Anm. 226)

angehört, etwas ausführlicher bespricht356); und insoferne er einmal auf

dieses Gebiet sich eingelassen hat, dürfte es auch nicht auffallend sein,

wenn wir in ihm den Verfasser einer Schrift über die Syncategoreumata

träfen 357).

Auch Albertus Magnus (geb.1193, gest.l280) war ein unklarer

Kopf und nicht befähigt, irgend eine grundsätzliche Auffassung hinaus

zudenken, soweit dieselbe reicht. Sein grosses Verdienst, welches ver

neinen zu wollen thüricht wäre, liegt in seiner unermesslichen ßelesen

heit, durch welche er für seine Mitwelt und nächste Nachwelt der bedeu

tendste Stoff-Lieferant wurde; aber Verstand oder etwa gar philosophische

Begabung besass er wohl nicht in höherem Grade, als die ganze grosse

Masse aller Mittelmässigen, ja, wie sich alsbald zeigen soll, sogar in ge

ringerem Grade 358). Er ist nur Compilator, und Alles, durchweg Alles,

was er schreibt, ist fremdes Gut; ja auch seine bisweilen ins Endlose

gehenden Distinctionen, welche man gerne an ihm rühmt, sind nicht sein

Erzeugniss; die Auswahl, welche er zwischen verschiedenen Ansichten

trifft, beruht nicht auf einheitlich festgehaltenen Grundsätzen, sondern

auf dem momentanen Drucke, welchen Auctoritäten auf ihn ausüben,

354) Comm. in Pos!er. Aris!. f, 4 (s. Abschn. IV, Anm. 132): Es! diflcrenlia

caum [ormah's speciei c! genus es! oausa spcciei sicu! forma ma!erialis vel sicu!

maleria formalis. S. vor. Abschn., Anm. 166.

355) Ehend. ll, 3 (d. h. zu c. 11, s. Abschn. lV, Anm. 693 f.): Ubi demon—

stratur dif/im'lum de sua diffinitionc, nun demons!ralur nisi de sua di/finilionc mute

riali, e! medium prorimum, quo os!endi!ur diffini!um du sua diffini!ionc maleridli,

es! causa e! di/fim'lio fomwlis di/finili, e! si egeat oslenrli illu diffinilio fornmlis de

diffini!ione malerialt', demonslrabitur per medium‚ quod es! di/finitio materialis respectu

di/‘finilionis formalis, et idem medium es! diffinitio formalis respectu di/‘finilionis ma

terialis. S. vor. Abschn. Anm. 52. Hingegen finden wir bei ihm weder die prin

cipielle Auffassung der Araber betreffs der maleria syllogismorum (ebend. Anm. 51,

223, 275), noch die Ansichten über praedicalum primum (ebend. Anm. 54 fl'„ 224),

noch auch jene Unterscheidungen einer demons!ratio quia und einer demonstralio

propter quid (ebend. Anm. 62, 226, 281, 342).

356) Im Tractate De veri!atc proposilionis (s. Anm. 343) f. 5 v B: Rem, quae

partim es! vel [in't c! partim fulura es!‚ non necesse es! an!c oomplemenlum sui esse

!o!aliler ve! fuisse.... . Es! igilur verilas sermom's vel opim'om's de /u!uro praesens

asserlio rzisten!iae rea' in futuro, existentie vero rei [Marne nondum est; sed

poleri! non esse, et ita verita: de [uluro secundum quid sui iam es! c! habe! ne

ceasitalem‚ secundum quid sui nondum est et habe! con!ingentiam ..... .. Ouaclibe!

talium propositionum „Antichristus m't, An!ichrislus es! futurus“ es! vom non ne

ceasan'a, red contingens u. s. w. Vgl. unten Anm. 470 f.

357) Es dürfte wenigstens gegen die hierauf bezügliche Vermuthung, welche

ich unten Anm. 558 aussprechen muss, nichts Erhebliches einzuwenden sein.

358) Wenn in Bezug auf bekannte Anekdoten über die erste Jugend und das

Greisenalter des Albertus seine Feinde, die Franziskaner, von ihm sagten „Ex Mine

philosophus [actus e! ex philosopho minus“, so trafen sie hiemit, wenn auch in

derbstem Ausdrucke, doch etwas Richtiges.

90 XVll. Albertus Maguus.

daher man sich auch nicht wundern darf, wenn man ihn häufig auf

Widersprüchen ertappt 35i").

Albert hat in seinem ausführlichen (lommentare zum ganzen Organen,

sowie in den für uns hier einschlägigen Partien der Psychologie und der

Metaphysik im reichsten Maasse die Uebersetzungen arabischer Quellen benützt

und hiedurch das Material jener Controversen dargeboten, welche alsbald

nicht blass über die Universalien, sondern insbesondere auch über das prin

cipt'um individuationis geführt wurden (dass durch letztere Frage der

Universalien-Streit eine Zeit lang fast in den Hintergrund gedrängt wurde.

wird der weitere Verlauf bald zeigen). Sowie aber von Selbstständigkeit

der Auffassung bei ihm überhaupt kaum eine Spur zu finden ist, so zeigt

schon die erste Frage, die wir an ihn richten müssen, dass er nicht ein

mal über die Geltung und Stellung der Logik eine feste Ansicht hatte.

‘ Die Philosophie überhaupt theilt er mit Avicenna, welchem er selbst

wörtlich folgt, in theoretische und praktische 36°)‚ deren ersterer auch

er gleichfalls den wesentlichen Vorzug vor letzterer zugesteht 361). Indem

359) Es wird wohl dereinst in Folge geschichtlicher Studien die in den Wer

ken über Geschichte der Philosophie noch übliche Ausdrucksweise verschwinden.

dass Albertus Magnns (oder auch Thomas von Aquin) diess oder jenes „sage“,

oder es so oder so „auffasse“, oder diese oder jene „Begründung“ gebe; denn er

selbst sagt Nichts, fasst Nichts auf, begründet Nichts, sondern immer sind es seine

Quellen, welche Solches thun, und die einzig richtige Ausdrucksweise ist „hier

schreibt er Diesen ab und dort excerpirt er Jenen“. Dieses Unheil, welches Vielen

herb klingen mag, aber eben geschichtlich wahr ist, gilt auch von den Natur

wissenschaften, und wenn z. B. Meyer‘s treffliche Geschichte der Botanik die grössle

Uebersch:itzung des Albertus Maguus enthält, so läge das einzige Heilmittel hie

gegen in Erforschung der Quellen, denn schliesslich beruht alle I’llanzenkunde des

Albertus (und z. B. auch seine oft angeführten Bemerkungen über die Edelsteine)

auf griechisch—arabischer Litteratur. Die Geschichte der Logik kann hierin einen

über sie selbst hinansreichenden Fingerzeig geben, während sie eine wahrlich nicht

mühelose Probe der richtigen Behandlung darzuhieten glaubt. Die Geschichte der

Naturwissenschaften wird bei Bonmms (Bullel. de l'Acad. Delgique, Vol. XlX, 185?)

wenigstens einen dankenswerthen Anfang anerkennen (F. A. Pouehet, Bist. des sai

ences nalurelles au moyen-äge ou Albert le Grund et son dp0que. Paris 1853. ist weil

davon entfernt, unsere Anforderung auch nur zu ahnen). — J. Sighart, Alb. N"

sein Leben u. s. Wissenschaft (Regensburg 1857) ist wissenschaftlich ganz ult

brauchbar.

360) De pracdicab. l, 2 (Opp. ad. Jammy, Lugd. 1651. Vol. l) p. 2: Ea, th

sind, dicuntur esse aal ab opere nostro, sive a voluntale sivc etiam ab intelh'd'

scienlium quaercnte, aal a natura generaliter dicla, quae ab opcre nostr0 man"

non potcst (diese Zweitheilung des Avieenna s. vor. Abschn.‚ Anm. 71). Et cum N.

quae a natura sunl, nostrae sinl causa scienliae et mm nos sumus saust: ipsarW

de talilms apud nos 11011 es! nisi acienh'a contemplatina, quae lumine inltlh

genliae perficitnr. Eurem anlem, quorum uns sumus causa per colunlalem, nun potul

esse upud nos scientia speculativa, sed lautem praclica. Eadem vero (der Text gibt

em'm) sunt in qnoiib2l scibili principia et causne et elementa cognoscrndi, quae anal

principia essendi . . . . . .. Simililcr igilur aliem'us philosophiae m't intentio, comp'r

Itendere veritatcm eins, quod in nobis cst sccundum rationem, . . . . ‚.quod rotiert!

duclu via es! in omnem cagm'tt'onem omniam . . . . .. Erit igitur de intenlione philoso

phiue cliam logira scientia, quae est rationalis. Die Stellung selbst, welche dil

Logik im Gebiete der Wissenschaften einnehme, ist hier noch unbestimmt 0Bea

gelassen.

361) De enima lll; lV‚ 4, (Vol. lll) p. 175 A: Contemplativus intelleetus helw

in sn [incm pcr/‘eclior et nobilt'or es! prarh'co. S. vor. Abschn. a. a. O. Aber die

gegentheilige Auffassung s. unten Anm. 369.

XVII. Albertns Magnus. 91

er aber nach dem gleichen Vorbilde die theoretische Philosophie (welche

in Mathematik, Physik und Metaphysik zerfällt) als „realis“ bezeichnet a“),

so stellt er ebenso neben dieselbe, —— abgesehen von der moratis —‚

das Gebiet der „scientiae sermocinales"‚ welche als blosse Wegweisung,

vom Bekannten auf Unbekanntes zu gelangen, gar keine wirklichen

Wissenschaften (no-n oerae scientiae) und eigentlich auch kein Theil der

Philosophie, sondern, da in ihnen nur die ‚.intentiones secundae“ der

Dinge, nicht aber die [Dinge selbst, betrachtet werden, nur „modi seien

tiarum“ oder „modi philosophiae“ seien 363), so dass dieser modus je

nach dem Inhalte der drei Haupt-Zweige, — nemlieh der realis, moralis,

sermocinalis —, selbst wieder sich verschieden modifieire 364). Und

wenn wir nun noch aus wiederholten Versicherungen, dass die Logik

als blosses methodisches Verfahren kein selbstständiger Theil der Philo

sophie sei365), die Ansicht Albert’s erfasst zu haben glauben, so staunen

wir wohl billig, wenn wir gerade in seinen die Logik selbst einleitenden

Bemerkungen das directe Gegentheil hievon lesen. Aber allerdings hätten

wir bei einem Schriftsteller, wie Albert war, uns das Erstaunen füglich

362) Phys. I; I, l, (Vol. II) p. 1B: Tres sunt partes essentiates philosophiae

realis, quuc mm causatur in nobts ab opere nostro, sicut vausatur scientia moralis,

sed potius ipso oausatur ab opere naturue in nobis; qnac partes sunt: naturalis, et

metaphysiea, et mathematica . . . . .. Inter vero partes itlus prima qut'dem. cst uni

versah's de ente secundum quod ans, quod mm eoncipitur cum man: et materia sen

sibiti n. s. f. ganz nach Aviceuna, s. ebend. Anm. 72 f. (insbesondere den dortigen

Begriß' „res“)‚ Ebenso Metaph. VI; l. 2. Uebrigens wirkt dieser Gebrauch des

Wortes „realis“, zumal da er auch bei Duns Scotus erscheint (s. Abschn. XIX,

Anm. 87) und somit gleichmässig von Thomisten und Scotisten acceptirt wurde,

sehr weit hinab bis in die spätere Bedeutung des Ausdruckes „Realisten“.

363) Metaplt. I; I, l, (Vol. III) p. 3A: 1stae iyt'tur saut Ire: scientt'ae specu

Intime (d. h. Physik, Mathematik, Metaphysik), et non sunl plures Scientiae

logicae mm vonsiderant an: et partem entis atiquam, sed tntentiones :ecundas (auch

diesu- Ausdruck stammt aus Avicenna's Metaphysik, s. ebend. Anm. 74 a. Sehl.)

circa res per sennonem positus, per quas eine habentur veniendi de noto ad ignotum

(dass dieses die allgemeine arabische Ansicht war, s. ebend. Anm. 15 u. 75) sema

dum syttogismum referentem et probantem; et ideo.....potius sunt modi philosopltiae

speculutivae, quam aliqua pars essentiatis pltilosophiae theoricae. Morates aalen:

omnes mm samt cuntemptandi gratia, sed ut boni /iamus. Hiezu De am'ma l;

I, 2, p. 2 B: Saat quaedam seien/tue, quas non quaert'mus propter sc, sed ut noln's

adminiculentur ad alte, sinnt seientiam topicorum problematum et scientiam de instru

mento scientiarum, qm' ext syllogt'smus, et universatiter seicntias semveinalea; et

iltae mm saut verae scientiae, sed modi scientiarum omninm‚ staut in principio Iibro

nun logicae dixisse uns niemt'm'flms. Dass bei letzteren Worten der Compilator

selbst nicht mehr wusste, was er anderwtarts zusammengesloppelt habe, zeigt so

gleich unten Anm. 366 f.

364) De praedtcab. I, 7, p. 10 B: Partes Iogicue generatiter Itabent docerc m0

dum accips'endt scicntiam Hit: lauten modus variatur secundum diversitatem

materiae, in qua quaeritur scientia. Nam in sermoeinalibus atiter est in grammatioa‚

. . . . .. aliter etiam ext in poetica‚ et aliter est in rhetoricis. Aliter etiam

in Iaudabilibus et etht'eis In reatibus seientiis atiter est in probabilibus et alitcr

in necessan'is et atiter in coniectantibus.

365) Phys. I; I, l, p. 3A: Logins procedit ex commtmilms‚ quae inve

m‘untur in muttis et mm saut essentiatia itlis (s. Avieenna, a. a. O. Anm. 74), et

ideo togioa dicitur inquisitiva ad omm'um methodorum principia viam habens. Ebend.

II, I, p. 12B: Legion ext alte a paer philosophiae essentiali, qut'a Iogica potius

dooct modum sciendi. quam scientiam. quae sit pur: essentiatis philosophiac. Metaph,

III; III, 6, p. 107 B: Dialectica mm est atiqua pars essentiatt's philosophiae.

92 XVII. Albertus Magnus.

ersparen können; denn wenn nun dort immerhin noch im Anschlusse an

Araber die Logik als specielle Wissenschaft, vergleichbar jener Kunst,

welche in der Schmiede den Hammer verfertigt, bezeichnet wird“),

und ihr sogar ausdrücklich die Stellung eines selbstständigen Theiles der

Philosophie zukommt 367), so münden ja diese Bemerkungen glücklich in

den Hafen einer anderen Auctorität, nemlich des Boethius, ein, welchem

die Logik zugleich als Theil und als Werkzeug der Philosophie galt (s.

Abschn. XII, Anm. 76), und an des_sen Eintheilung in invemio und

indicium wieder eine Stelle des Averroes angeknüpft werden konnte 368).

Ja bei solcher Sehriftstellerei durfte Albert auch jener obigen (Anm. 361)

Bevorzugung des theoretischen Gebietes wieder das Gegentheil gegenüber

stellen und (wie andere Araber, als Avicenna, gethan hatten) die Logik

den praktischen Zwecken unterordnen 369). Sogleich hierauf aber accep

tirt er die durchgängig arabische Ansicht, dass der Gegenstand der Logik

die argumentativ sei, deren Begrifl‘ jedoch nicht in allzu enger Fassung

mit syltogismus identificirt werden dürfe, und natürlich ist bei solcher

Aufgabe die Logik, welche den Augenblick vorher als Theil der Philo

sophie gelten sollte, wieder zum instrumentum herabgesunken 37°). Eine

366) De praedicab. l, l, p. 1 A: Ouidam entm antiquorum togica’m nullam cm

scientiam contenderunt dieenlcs, non passe esse sce'entiam i'd, quod est omm's scientiet

sive doctn'nae modus (s. Abschn. XI, Anm. 120) . . . . .. p. 1 B: Sed non sutis cou

sideraverunt, quod est...... quoddam commune, quod est in omm‘ scientia; et hoc

ext, quod per investigationem rationis es: cognito devem'tur ad cogntlionem incogniti.

(dann folgt ein Citat aus Avicenna, s. vor. Abschn., Anm. 80) . . . . .. p. 2A:

Pate! igitur, quod togicu um: est specialium scientiarum, sirut in fabrili, in qm:

specialt‘s est ars fabn'candt' matteum; invesligatio enim sive ratio investigan:

ignotum per notum speciate quoddam est. Hiezu vor. Abschn., Anm. 15.

367) Ebend. c. 2, p. 2 B: ”am: autem scientiam. quae modus es! omrlis plu

tosophtae, quidam „altem purtem esse philosophiae contendunt dieentes, non nisi Im

esse parles philosopltiae, so. physicam, mathemalicam sive disciplinabilem, et meta

physieam sive divinam (vgl. oben Anm. 362) . . . . .‚ Adrian! etiam, quod nuttw5

rei madus cum rc‚ eut'us modus est, venit in generts sui dieistonem. Hanf

autem opinioncm atii quidam impugnantes dicunt, philosophiae generalis esse inten

tiouem, omnem omm'um enlium comprclrendere veritalem . . . . .. (Nun folgt. die oben.

Anm. 360, angcfuhrte Stelle) . . . . .. (p. 3 A) Adhuc autent Indus signum dicunt, qnmi

apud peripateticm philosopln'a in tres partes prima divixiane divtsa est‚ sc‚ in phy

sicam ethicum rationalen: . . . . .. (Es folgt nun die im vor. Abschn., Anm

14‚ angeführte Stelle) . . . . .. Est tgitur legten una partium philosophiae generatiter

dictae ‚ . . . . .. Horum autem, quae dicta sunl‚ rationem posm't Avicenna dicens. r”

omnes tripliciter esse acetpiendas (s. ebend. Anm. 74).

368) Ebend. c. 3, p. 3B: Necessan'a et utitis est tagten . . . . .. Ext enim‚ ut dir“

Bocthtus (Abschn. XII, Anm. 76), ratio disserendi, . quae in duas distribuztw

partes, so. scientiam tnvem'endi et scienliam iudteandi (p. 4 A) Elißm

Aristoteles die“, quod modus seiendi mute scienttam quamlibet disrendus est (s. vor.

Abschn., Anm. 293).

369) Ebend. p. 4 B: Ute'tts est ad felicitatem hnee scientia, eine qua non et

ttngitur feticitatts aetus u. s. f. (s. ebend. Anm. 13 u. bes. Anm. 242).

370) Ebene]. c. 4. p. 4B: Quidam dia:erunt‚ quad legten tote es! de syltogim°

et partibus syttogismi, determinantes commuue subiectum logieae sectmdum id, qlwl

est subiectum prinzipate. Non enim . . . . .. (p. 5A) solum doeetur, quz'd syltoginnfl

et quntiter et ex quisz sit, sed hie etiam decetur. quid argumentatio et quae partri

et species eins. Hierauf folgt betreffs der scientia sermoeinatts die schon ohm

vor. Abschn., Anm. 84, angeführte Stelle, dann bezüglich der argumentatio die

Aeusserung ebend. Anm. 15, vgl. auch ebd. Anm. 78 f. Sodann p. 5 B: Utimlw

XVII. Albertus Magnus. 93

Blumenlese arabischer Lehren über die Eintheilung der Logik (nach

incomplexum und eomplezeum), über vom significat-t'va, über Universalität

und Particularitüt der Wortbedeutung (auch mit Einschluss der Denkbar

keit, dass es mehrere Sonnen geben könne), über die Verflechtung (COIICCHO)

mehrerer Wesens-Bestimmtheiten in Einem Wesen, und über die Begrill'e

des univocum, multivocum u. s. f. (mit Einschluss des „analogon"),

bildet die weitere Fortsetzung dieser Einleitung in die Logik37t). Da

aber bezüglich jener Haupt-Eintheilung der Logik, wornach sie in Defi

nition (— incomplexa —) und Argumentation (-— complexa ——) zerfalle,

die Araber geglaubt hatten, dass der erstere Zweig in der Ueberlieferung

nicht vorliege (vor. Abschn., Anm. 16), so gibt nun Albert zunächst eine,

offenbar aus Algazeli entnommene, Ergänzung dieser Lücke“*), hierauf

aber schliesst er sich betreffs der Unterahtheilung des zweiten Haupt

Zweiges vollständig an Alfarabi an373).

Indem wir nun allerdings von einem derartigen Autor auch bezüg

lich des Einzelnen keine grossen Erwartungen hegen dürfen 374), müssen

wir uns zunächst zur lsagoge wenden. Albert beginnt mit einer De

finition des Universalen (quod aptum est, esse in pluribus), welche er

bei Alfarabi vorfand, aber wendet zugleich dieselbe in die mehr nomina

lislisch klingende Auffassung (quod praedicatur de multis) des Avicenna

hinüber 375), und nachdem ihm Boethius eine Bemerkung über den Nutzen

tamen sermone nmnes sermocinales scientiae, sr. grammatica, poetica, rhetoriea, et

quae vocalur Iogica (vgl. ebend. Anm. 18 f.) .... .. Salm autem logicus servierte ult

tur, prout ext pure instrumenli, per quod solmn fides fit de incogm'to. Hiezu die

ebend. Anm. 399 angeführte Stelle.

371) Ebend. c. 5, p. 6A vorerst die ebend. Anm. 16 u. 21 angeführten Stellen,

dann (p. GB): Complrzio autem et ineomplezto (über diese arabische Unterschei

dung s. auch Periherm. l; l, l. p. 237) nun aceidunt ret' secundum quod re: est,

neu etiant voei secundum quod es! 00.71‚ sed arcidunt voci secundum quod refertur ad

intclteetum simplicem vct compositum, vgl. ebeud. Anm. 85. Dann (p. 7 A) mit wenig

veränderten Worten aus Avicenna ebend. Anm. 86, 88 (woran der Spruch des Boe

thius „universale intelligi'tur, singulare sentitur“, s. Ahschn. XII, Anm. 91, geknüpft

wird), hierauf ebenso ebendorther Anm. 89, 93 und dann 31.

372) Ebend. c. 6, p. 8A: St quis quaen't scire incomplezum, .. . . nun potest

invenirc notitium eius nisi per di/linitlonem . . . . .. Hains autem primipia et regutae

saut quinque et quinquc eorruptiones. Primum quidem, quod umhin posita in di/fi—

nitione sint substantialiu . . . . .. Secundum est, quod ultima dl/[erentia sit cum

dt/‘fiuito couvertiln'lis Tertium, qaod prius positum in diffinitionc se habeat ad

scquens sicut potcnlia propt'nqua ad aclum 0aartum est, quod di/finiens primum

sit per se notum..... Quintum autem, quod di/‘fim'tio dicat totum esse diffinitt.....

(p. 8 B) I’rccala ipsius sunt quinque hie opposita u. s. f. Vgl. vor. Abschn.‚ Anm.

110 u. bes. 254.

373) S. die ganze bei Alfarabi, ebend. Anm. 17, angeführte Stelle.

374) Wenn Heim. Ritter (Gesch. d. Phil. VIII, S. 187) dem Albert das Ver

dienst zusehreibt, dass „im 13. Jahrh. die aristotelische Philosophie besser erkannt

wurde, als noch in unserm Jahrhundert“ (-— dass die Schleiermacherianer den

Aristoteles nicht verstehen, ist freilich leider nur allzu wahr —)‚ so wird sich

zeigen, wie solch oberflächliches Gerede durch genauere Forschung zu Sehenden

wird. Albert hat den Aristotelismus nicht nur nicht erkannt‚ sondern geradezu cor

rumpirt, und er ist hierin der Lehrer seines Schülers Thomas gewesen.

375) De pruedieab. II, l, p. 11 A: Universale autem ext, quod, cum sit in uno,

aptum natum es! esst‘ in pltm'bus (s. vor. Abschn. Anm. 24), ..... et per h00 quod

in multis per aptt'tudinem est‚ praedicaln'le est de illis. Et sie universale est‚ quod

de sua aptt'tudt'ue est in multt's et de multis (s. ebend. Anm. 89).

94 XVll. Albertus Magnus. \

l

der lsagoge an die Hand gegeben37ß)‚ lässt er vorläufig durchblicken, l

dass er keinenfalls Nominalist, aber auch (wie uns Solches in ähnlicher ‘

Weise bei Wilhelm von Auvergne begegnete, s. oben Anm. 283) kein

eigentlicher Platoniker sei577). Suchen wir aber von ihm zu erfahren.

welche Geltung den Universalien beizulegen sei, so finden wir natürlich

durchweg den llauptkern der arabischen Doctrin, d. h. die Nebeneinander

stellung der Universalien anle rem, in re uml pos! rem (s. vor. Abschn.

Anm. 241. u. bes. Anm. 179 ll'.); aber im Einzelnen verfährt Albert so

gedankenlos, dass er nicht bloss in den verschiedenen Stellen, an welchen

er auf diesen Punkt zu sprechen kommt, sondern sogar in Einem Athen

zuge sich widerspricht. So lesen wir, dass die Universalien l) an sich

als die einfachen Naturen existiren, welche den Dingen Degrill‘ und Namen

verleihen, 2) in den Dingen selbst vervielfältigt und verkörpert vorliegen,

3) aber im Denken sich finden, und zwar a) in der obersten Intelligenz

Gottes und b) im abstrahirenden „intellectus, qui agit universalita

!em“375); unmittelbar hierauf aber heisst es: die Universalien sind

1) an!e rem die substantiellen Principien, 2) in re verleihen sie als be

fähigt, in Vielem zu sein, aber ja nicht als vervielfältigt, den Dingen Be

grill' und Namen, und 3) posl rem sind sie als Erzeugnisse der Ab

straction blosse Accidentien in der denkenden Seele“"). Und während

letztere Dreitheilung, —— noch dazu als eine „platonische“ —, alleh

anderwärts mit der Bemerkung erscheint, dass die Dill'erenz zwischen

376) Ebend. p. 12 A: Es! aulam necessariam e! u!ile ad dif/initianum assigna

lianem . . . . .. eliam ad divisionum scienliam. S. Abschn. Xll, Anm. 85.

377) Ebend. c. 2‚ p. 12 B: Sun! lamen dicenles‚ quod in soll's inlelleclilm

sun! illa quoad uns, quae utrum sin! c! quomado esse habcan!‚ solus sei! in!ellecfl”.

E! lale esse in intelleclu universelle haben, dizerunl illi, qui aocabanlur nominaler,

qai communilalem‚ ad quam parlicularia, de quilms dlcunlur ipso universelle, "—

ferun!ur, !unlum in inlellccln esse diceban! (natürlich hat er hiebei der Tradili0n

zu Folge den Boscellinus im Auge) . . . . .. Sun! aalen! adhuc, qm' dämmt, ani—

versalia nonnisi ideale haben! esse, secundum quod universalia samt, e! mm esse m

coniunalas materiae, scd implerc omnem maleriam suam imaginilms parliculariam.

378) Ebend. c. 3, p. 15 B: Universale lriplicam habe! aansideralt'onem, sc. Se—

cundum quod in se ipso es! na!ura simples c! ilmariabilis, e! scaundum qaod referM

ad intelliycnliam‚ e! secanzlnm quod es! in islo aal illo. l’rimo qaidem modo simple:

es! natura, quae da! esse e! rationem c! nnmen (s. vor. Abschn. Anm. 182)

Per hoc aalem quod es! in islo aal illo, malte accidun! Pi, quad es! particnlalltl

et indiaidualum, .....mul!iplicabile vel niulliph'catuM, .....incorporatum...„ Per bar

aalen: qaod es! in inlallectu, dupliciler consideralur, so. au! secundum rela!ianem ad

intellec!um in!elligenliac primac cognascentis et causanlis ipsum, cuius radius quidafl

es!; au! sccundum relationem ad intel!eclum per abstraclioncm cognascenlem ipsuflh

quod !alis in!elleclus‚ secundum quod abstralii! ipsum‚ agil in ipso universale

!alem (s. ebend. Anm. 181).

379) Ebend.: Aale fern nur! forma: seclmdum se aaceplae pn'neipia man

existenles (s. ebd. Anm. 95 u. 101). In re siae cum re ipsu sun! formae eris!enlfl

in ipsis dan!es iis nomen et rationcm per id, quad saut aptae esse in mullis e! ani

aersales, non (amen secundam quod sun! in illis par!icnlarizalaa c! indiaiduala#

e! ad singularilalem duclae. Sun! eliam [armen posl rem, quae sun! formae p"

abs!rarlionorm in!ellet!us ab individuanlibus separalac, in quisz intelleclus agil uni

aersall!alem. E! primae quidem subslan!ialia rerum principe'a sind; secundae au!em

rerum substanliae; tertiae aalen: Meidanlia et qualilales, quae nolaa remm in auimß

acceplae vocanlur e! disposiliones vel habi!us (s. ebd. Anm. 22 u. 85).

XVII. Albertus Magnus. 95

Plato und Aristoteles in den Universalien „in re“ beruhe 3”0), eröffnet

sich hinwiederum durch Beiziehung der Individuen eine Viergliederung,

indem die Universalien 1) ante rem als (lausalitäten wirken, und 2) cum

re auftreten, wo sie a) als Formen das Denken und die Namengebung

bedingen, und b) in re bestehen, indem sie entweder a) als potenziell

vervielfältigbar die eigentlichen Universalien sind, oder ß) actuell zu sin

gulären Individuen werden 381). Die Verwirrung aber steigert sich noch,

indem ja wieder die Universalien 1) verschieden von der Materie sind,

und zwar a) als an sich seiend, und b) als mittheilbar, was entweder

a) potenziell in den Dingen oder ß) actuell im Denken der Fall ist;

sodann aber 2) innerhalb der Materie, und zwar a) als Zweck und

b) als Quiddität, in welch letzterer das Gemeinsame durch Ahstraction

actuell in das Denken tritt 382). Ferner kommt hiezu noch Folgendes:

Die Universalien sind 1) ante rem, und zwar a) der Zeit nach in Gottes

380) Phys. l; I, 6, p. 8 B: Est enim, ut Plato ait, triplex universale, so. anle

rem aeceptum, et in re ipsa acceplum. e! post rem ab ipsa re alnstractunL Ante rem

autem universale est causa universalis omnia causata praeliabens potentia rerum in

se ipso. Universale autem in re est natura communis secandum se accepta in par

ticulari Sed universale a re acceptum per abstraclionem es! intenlio formae et sim

plex conceptus mentis, qui de re per abstralientem intellectum habe/un De anima l;

I, 4, p. 5B: Plan posuit in omni rc triplex esse universale. llnum quidem ante

rem, quod erat causa rei formatis secundum esse praecedensl quia separatum ipsum

esse posuit Secandum in re, quod erat forma adhaereas ei una in multis et de

muttis, et hoc unum dixit Plato in essentia esse unum e! in esse naturae e! ’formae

in omnibus, Aristoteles autem in ratione dixit unum, et in essentia et esse plum.

Terlium autem dircit esse post rem, quod es! intentio (s. ebd. Anm. 74) universalis

in anima. S. auch Metaph. III; III, 10, p. 111 B.

38]) Metaph. VII; V, 1, p. 286.4: Triple: est universale. Ante rem, et haec

est causa praehabens Aliud autem est, quod est natura quidem prius re ipse,

sed tempore est cum ipso, e! haec est natura rei formalis; .....cum enim dico

„homo“‚ dao importunlur per nomeng so. quo imponitur nomen, et cui. Et quo im

ponitur ipsum nomen, est, quod primo forma! et movet intellectarny et per hoc

deuenitur ad hoc, cuius est illa forma, et haec est subsllmlia, cui nomen impo

nitur....... Si consideratur secundum esse, quo est in particulariy hoc est duobus

modis. Hoc enim potest considerari secundum potentiam et apliludinem, qua secun

dum esse multiplicabile es! in parlicularia, e! sic est universale; au! eonsideralur,

secundum quod est actu in illis, et sic est singulare suppositum sub communi na

tura demonslralum; et hoc modo est tcrtio modo dictum universale et sic prae

dicatur de omni eo, de quo praedieatur. Aehnlich De ne!. et orig. an. I, 2, (Vol. V)

p. 186 B.

382) De intellectu et intellig. I, 2, (Vol. V) p. 247 B: Ulrum universale sit in

salo intetteetu, an etiam in re extra . . . . .. Dieimus, essentiam uniuscuiusqac rei

dupliciter esse considerandum Uno modo, prout es! naluru diversa a natura materiae

sive eius in quo est Alio modo, prout est in materia siee in eo, in qua es! in

dividuam E! prima quidem modo adhuc dupliciter consideratur. Uno quidem

modo, prout est essentia quaedam absoluta in se ipse; alio modo, ut ei con

venit communicabilitas secundum aptitudineml et sic proprie vocatur universale,

omnis enim essentia cornmunicabilis multis universale est, etiamsi actu nunquam dat

esse nisi uniy ut sol Per hanc igitur aptitudinern universale est in re extra,

sed secundum actum existendi in multis non est nisi in intellectu (also was in vor.

Anm. potenziell genannt war, heisst hier actuell, und umgekehrt)..... Prou! autem

iam participatur ab eo, in quo est, adhuc duplicem habet oonsiderationem. Unam

quidem, prout es! finis generationis vel compasitionis substantiae Secundo autem

modo, prout ipsa est totum esse rei et sic vocatur quidditas Hoc ergo ultima

considerata forma praedicatur de re, cuius est forma, et sic separata per intellectum

96 XVII. Albertus Magnus.

Intelligenz, und b) dem Wesen nach als Formen, 2) in re als mittheil

bar, 3) post rem durch Abstraction, und 4) ratione universalitatis, in

soferne die Gemeinsamkeit einigend (um'ens) wirkt393").

Ist schon hieraus klar, dass der unverständige Compilator uns alles

Mögliche zugleich darbietet, was nur immer aus den Arabern aufzurallen

war, so warten unser erst noch die ärgsten Widersprüche. Indem wir

nemlieh in dem Bisherigen trotz aller Verwirrung immerhin im Ganzen

den Intellectualismus Avicenna’s erblicken dürfen““), führt uns Albert

an dem Punkte, in welchem wir ihn am meisten als einen Gopisten der

arabischen Aristoteliker beim Worte zu nehmen gedächten, direct in das

Fahrwasser arabisch-neuplatenischer Mystik. Indem er nemlieh die Frage

erörtert, ob das Universale im sinnlich Einzelnen oder ansserhalb dessel

ben sei, benützt er zunächst die arabische Ansieht betrell's „in multis"

und „de multis", sowie insbesondere Avieeuna’s Unterscheidung zwischen

natürlicher Gattung und logischem Gattungsbegrill'“‘), und bezeichnet

das Universale als die Wesensforru, welche einerseits z. lt. „humanitul“

und audrerseits z. B. „homo“ isl385). Und da nun dieses Form-Wesen

(natura formalis) durch seine Fähigkeit in Vielem zu sein, zur substan

tiellen Eigenschaft (qualitas substantialis‚ — Alles nach arabischen

Vorbilde —) des Einzelnen werde, sei eben das Universale durchaus

est universale in intellectu, et ideo aptitudo suae communieabilitatis reducitur ßl

actum in intellectu separante ipsum ab individuantibus.

383a) Metaph. V; VI, 5, p. 221 B: Auto rein unten: dicitur universale dupliciter.

Cum enim omnia . . . . ..sint in intellectu primae causae sieul in formali et prtm

Iumine, hat: igilur modo aeeeptum universale habe! quoddarn esse speciale, qwd

ext esse causae in!ellectuali& Aliu autem modo dimm! universale ante rem W

tempore, sed substantia et ratione, et haec es! forma aut rausa formatis aecepto

constilnens esse rei; hoc autcm cum indiffercns sil in omnibus, quer m1

eiusdem spc6i8i‚ sie indivisum habe! unam ad omm'a vel multa relationem .... .

Um'vcrsate autem quod dicunl esse in re‚ rst enden: forma participata a mullis adß

vet potentia, et haee quidem dicitur universalis, eo quod de se semper es! conrmm

eabilis et propagabi1is in malte es: uno Universale entern qnod es! post "m

est forma in esse abstractionis . . . . .. Esse aalen! universalis in rationc universal:

Iatis (s. vor. Abschn. Anm. 183) est sie accipiendunr: in universali quidem aliud ril

i'd, quod es! ipsum universale, et aliud est universalitas siue universilas ipsius, sind

in hoc universali „Ironie“ aliud es! ipso natura, quae Ironie est, et aliud es! cofl‘

munilas ipsius n're communio (s. ebend. Anm. 93), quia . . . .. universale ncc 651

antun nec est malte. Universalitas au!em ipsius, quae magis proprie dicitur mir"

sitas, es! ex respectu sui ad supposila, quer respicit il!a sirut um'e-ns . . . . . .. Plllt‘l‘

quod in ratione Indus universitatis aliud habet esse, quam sit esse eins antt "i

vel in re oeI post rem aceeptum.

383b) S. hierüber auch die so eben erschienene Schrift Hancberg's, Zur Er

kenntnisslehre von Ihn Sina und Albertus Magnus. (Abhdlgn. d. bay. Akad. d.W\s*‘

München. 1866.

384) De praedicab. II, 5, p. 19 A: Restat nunc de dif/iciltima quaestione dissertfl

.....utrum universalia sint separate a sensibilibus, an in sensibilibus et singulariW

posita. Hierauf folgen die ebend. Anm. 24 u. 23 angeführten Stellen , sowie eint

Erklärung, welche dem Sinne nach mit dortiger Anm. 180 übereinstimmt.

385) Ebeud. c. 8, p. 24 A: Universale es! forma et es! forma Intim. Sri

forma totius dupliclter designatur in nomine. Designatur enim ut forma lauten

sicut „humani!as“„„ et ideo non praedicatur de eo, cnius est forrna...... Desigw

tur etiam ut forma totius totem esse dieens, cuius est forma, sicut „hellt“

dicit esse formale. S. ebd. Anm. 93. Uebrigens ist dieses die Quelle der alsbdd

eintretenden Coutroverse über unitas formae oder pluralitas formarum.

XVll. Albertus Magnus. 97

nicht eine für sich getrennte Substanz 3“6), denn nur in der Mittheilbar

keit (communicabilitas) liege die Beziehung des Universale auf das Ein

zelne, so dass (wie z. B. bei der Sonne) von der actuellen Vielheit des

Einzelnen abgesehen werden musse3“).

des Einzelnen selbst sei die Materie als Princip zu betrachten (— prin

cipium individuationis —, nach Avicenna), und die aristotelische Auf

l’assung sei die richtige 38")‚ während Plato einerseits durch die Los

trennung der Universalien von ihrer materiellen lndividualisiruug sich im

lrrthume befinde 3“39), und andrerseits doch wieder dieselben durch

mathematische Formen verkörpere, so dass er gerade in den Principien

fragen jedenfalls dem Aristoteles nachstehe 390). Ja die Auetorität des

aristotelischen Begrill‘es „61511011011“ (s. Abschn. IV, Anm. 461 u. 471 fl'.)

packt den Albert so heftig, dass er ausruft, es gebe abgesehen von dieser

innigen Verbindung des Stoll'es und der Form gar kein Universale, als

nur das in der denkenden Seele erfasste 3’“), und er kann somit jene

386) Melaph. VII; V, 1, p. 286 B: Universale sie dictum (d. b. als multiplice

bile, s. 0b. Anm. 381) es! esse subslaaliale, quad semper ext in oliv, nec esse potest.

quando in alio non esl; et hoc modo non es! subslanh'a, sed substanliale quoddam

esse (S. vor. Abschn., Anm. 95 u. 101), quad accidit substantiae per hoc, quod uiii

verxale secundo modo dictum (d. h. als singularo supposilum) es! qualitas substan

tialis et substantia existens...... c. 2: Ouod autem impossibile sil, quorumh'be!

substantiam esse rte numero universaliter dictorum videtur multis rationibus . . . . ..

(p. 288 B) Ex omnibus igitur inductis manifestum ext, universale secundum esse uni

versalis substantiam distinctam et per se existentem non esse.

aen Ebend. V; VI, 6, p. 222 A: Communicabilitas igitur causa esI, quod com

paratur (sc. universale) plurilms..... p. 222 B: Suf/icit universali quod ipsum

de se ambiat malte, sive illa sint sive non sint. dummodo sintl de potentia sui am

bilua‘, sicut patet in forma solis. S. ebend. Aum. 89.

388) Ebend. lll; lll, 10. p. 110 B: Cum euim materia sola principium sit in

dividuationis (s. ebd. Anm. 22 u. bes.184) et nihil sit singulare nisi materia vel per

maleriam, si nihil est forma praeter materiam (nemlich nach der hier bekämpften

Ansicht der Atomiker), nihil erit in re nisi singulare c. 11. p. 112 B:

Secundum igitur intellectum Aristotr-lis dicimus, omnes formas potentia esse in materia

et per motum educi de ipsa (s. Abschn. lV. Anm. 468- 505). Hierin sodann liegt

die Quelle der zweiten einflussreichen Controverse (vgl. Anm. 385), nemlich der—

jenigen, welche über die lndividuation geführt wurde.

389) Ebend. Vll; V, 5, p. 292 A: Si forma simplex sit singularisy isla nun

quam potest esse universelle; et hoc modo dicunt de ideis, quod quaelibet est sin

gularis separate, .. ...non attendentes. quod omnis forma de se communicabilis m,

et quod etiam nomen individui a formis rommunicabitibus imponilur, sed principium

individuationis in ipso es! maleria. Ebend. Xl', l, 7, p. asa B: Notilia mater-iae est

illud, quod in re sentitur et subiicitur quantitati et situi et sensibilibus. et dicitur

secundum hoc material cum qua est hoc aliquid ens, eo quod ipso est primum prin

cipium individuationis. S. auch De sea- princ. l, 5, p. 199.

390) De praedicab. ll, 4, p. 17B: Plato . . . . universalia dixit esse eorporalia

quaedam in mathematicis rationibus et formis eonstitutaz quod autem quidam dicunt

de universalibus immaterielium, ut angeli et animaey nihil penitus ralet ad proposi

(um; talia enim dixit Plato ab aeterno consistere et radios quosdam luris primae

esse . . . . .. (p. 18 B) Nallo modo universale est corparule, quia es! sicut natura cor

poris, cui per aptitudinem dicendi de multis accidit universale esse . . . . .. (p. 19 A)

Arisloleles in omm'lma, quae dir“, Pla!oni praeponatur in positione principiorumg

nec est curandum de sophisticis quibusdaml qui ante nos quaedam sm'pserunt.

391) Melaph. lll; ll, 'l, p. 91 B: Ouocstio autem haec es!‚ u!rum aliquid sit

forma et universale praeter materiam et synolon (sive simul !o!um)‚ quod es! parti

rulare . . . . .. p. 92 B: Non ponemus rationabiliter formalen: et separatem domum

anuv Gesch. lll. 7

Für die Verwirklichung aber l

98 XVII. Albertus Magnus.

arabischen Stellen abschreiben, in welchen alle logischen Momente der

Universalien als Accidentien derselben und die Universalien selbst als

blosse Erzeugnisse des abstrahirenden Denkens bezeichnet werden, obwohl

er dabei seine Begeisterung für das aristotelische mivolov insoferne wieder

vergisst, als er vorerst von dem Ansichsein der Universalien plauilertag'l).

Wenn er aber ferner den subjectiven nominalistischen Standpunkt so stark

betont, dass aus der Mannigfaltigkeit des Einzelnen die substantielle Aehn

lichkeit (simih'tudo) oder die Gemeinsamkeit (commum'tas) nur vom ah

strabirenden Denken als Universale erfasst werde, und somit das Denken

ausdrücklich als Causalität der Universalien, welche hiemit nur post rem

sind, zu betrachten sei393), und wenn er dieses Universale post rem

entschieden polemisch gegen Plato kehrt394), so sollte man doch wohl

glauben, Albert habe eine bestimmte Ansicht. Mit nichten. Er belehrt

uns ja selbst, dass ihm all solcher aristotelischer Nominalisnlus bei Leibe

nicht Ernst sei; denn in einer längeren Stelle, in welcher er von einer

dreifachen Geltung der Universalien spricht, um schliesslich mit der Dar

legung einer vierfachen Geltung derselben aufzuhören, hat er jenes so

entschieden bevorzugte Universale post rem ganz und gar beseitigt, und

aliquam, quae sit praeter domos malaria/es, nisi ponamus eam in anima tectonicinm

Non propter scientiam vel utililatem oportet nos ponere, formam extra animam habcri

esse praeter synolon.

392) Ebend. V; VI, 7, p. 223 A: Nalura autem illa, quae es! universale sim

pler, natura est secundum se ipsam existens ex suis constans difi'inientibus .... ..

Sic enim non pendet esse suum etc intellectu esse vel in supposito esse..... Arcidil

(s. vor. Abschn.‚ Anm. 85) enim ei, esse in hoc et in illo, e! per hoc cfiicifur p1?

priam; accidit etiam eidem, referri ad multa, e! per hoc efficitur universale sm

commune; accidit etiam eidern, esse separalum, e! per hoc efficitur intelligibile

accidit etiam e'i, terminatum esse et indiuisuml et per hoc efficitur amtni; et midi!

eidem adhuc, dividi per materiac divisioneml et per hoc efl'icilur mullum. .... .

(p. 223 B) Universale, licet ab hoc, quod est in intellectul non sit universale, W

es! tamen universale nisi ens in intellect“,- .....hoc enim modo est universale, profa

accipitur unum de omnibus; unum autem de omnibus non est in esse, quod habet "I

relms; .....igitur prout unum est separatim ab omnibus; huiusmodi autem fil P"

intellectum S. ebend. Anm. 74. ,

393) VII; V, 3, p. 290 A: oportet igilur, quod universale csse universalis m

dispositio particularis et sit substantialis particularium similimdo; et ideo non “I

substantia eorum . . . . .. Natura ipso, quae forma est ut natura considerate, multipli

cabilis est in multa et tunc multa est et divisa et singularia; quia tamen est esm

Halls simililudo, intellectus agit eam ex multis ad unum, quia unum est, (Md

ubstrahitur ab omnibus; et haec communitatis unilas procedit a singularitale sua t"

malaria, inquantum est causa similitudinis essentialis. Et hoc modo universal! I!

intellectu est et posterius et non causa rei particularia sed causatur ab ipso p"

intellectum abstrahentemy et sic palet, quod est esse quoddam, sicut dispositio HI

esse eias, quod disponitur per ipsam. Anal. post. I; I, 3, p. 518 B, woselhst nach

der im vor. Abscbn.‚ Anm. 22, angeführten Stelle folgt: Es hoc quod univeran

denudatur a materia et individuautibusy ea ipso cst universale, unde eo ipso

quod est in intelleclu, cst universale. Ebend. II, 3, p. 529 A: Animal, quod eil

universale, aut nihil est aut posterius est, et quod in „Sex principiis“ dicitur (5

Abschn. XIV, Anm. 487), quod onmis communitas a singularitate procedil.

394) De anima I; l, 4, p. 5 A: Cum intellectus noster accipit intentions: essen

tialium principiorum et abstrahit eas a materia et ab individuantilius aliis, tum

agit in eis universalilalem. Sic universale posterius est, quando ut universale acci

piturt et non sicut prius dixit Plato, quod praecederet secundum esse omnia mt

particularia

XVlI. Albertus Magnus. 99

indem er bemerkt, die Universalien seien 1) an sich existente Naturen,

2) mit der Fähigkeit behaftet, in dem Vielen zu sein, 3) in „spiritualer“

und „speculativer“ Geltung im Lichte der göttlichen Intelligenz, und

4) quantitativ individualisirt in der Materie, so knüpft er an das zweite

dieser vier Glieder noch die Unterscheidung, dass man jene Fähigkeit (des

Einwohnens im Vielen) entweder in die Dinge selbst oder in das mensch

liche Denken verlegen könne, und sowie man im ersteren Falle Realist

und im Letzteren Nominalist sei, so könne er doch nicht die Bemerkung

unterdrücken, dass er seinerseits die realistische Ansicht aufrecht halte 395).

Allerdings hätte er sich so all jene Plagiate aus Avieenna (und uns die

Mühe, dieselben zu registriren) ersparen können; aber da er ja Realist

sein will, so darf er auch den Geist des Augustinus heraufbeschworen,

indem er meint, das Universale an sich und in den Einzelndingen und

in der denkenden Seele sei doch all das Nemliche, d. h. es sei eben

das „Licht“ der göttlichen Intelligenz mi Und so bricht vielleicht seine

eigentliche Geistesrichtung, in Folge deren er freilich ein Talent zum

Missverstehen des Aristoteles besitzen musste, am meisten in seiner Schrift

„De causis et processu universitalis" durch, in welcher er mit Ver

gnügen in der Mystik jenes gleichnamigen Buches (De causis, s. oben

Anm. 23 ll‘.) wühlt und natürlich nur die in Gottes Intelligenz belind

liehen Universalien kennt 397).

395) De praedieab. IX, 3, p. 93A: omnia quinque triplicitcr considerari possunt.

Si enim in se accipianmr, sunt naturae quaedam . ‚ . . .. Si autem accipiunturl

secundum quod naturae illi simplici addilur aptitudo ad hoc, quod sint in pluribus

inferiorilmsl tunc illa iam efficiantur uniocrsalia...... vtrum autem haec aptitudo

sit in re, quae sua simplicitate apta sit existere in pluribus, . ‚ . . .. vel sit in solo

intelleclu, ita quod solus intellectus similitudinem naturae unius ad eandem

naturam in specie in alio accipiat, quaestio fuit. E! primo quidem modo illi

dizerunt, qui reales vocabanmr, secundo autem modo hi, qui dicebantur nominalcs.

E! hoc ad praesens non disserendumg tamen in praecedentilius hoc susli'rim'mas,

quod dixerunt reales . . . Haeo autem eadem natura accepta in lumine intelli

gentiae operatur ad esse spirituale (p. 94 A) Per hoc autcm, quod in

sensibilibus et in materia ejiciuntur ad quantitateml e/ficiuntur multa . . . . ..

(p. 94 B) E! sic illa natura in quadruplici esse aeer'pi'mr, so. in esse naturae sim

plicis, in esse aptitudinis ad multa, in esse luminis intelligentiaei in esse individui ‚

designati per individuanlia. EI idco habet rationem naturae per primum, e! habet

rationem universalis per secunduml et rationem intellectus speculatioi per tertiuml et

rationem particularis et individui per quartum

396) Ebend. ll, 6, p. 21 B: intellectus in formis agit unioersalitatem......

(p. 22 A) Universale unum numero et essenlia cst in anima et in se ipso et in sin

gulari, nec differt nisi secundum esse dclerminans ipsum ad lioc vel illud . . . . . ..

Similituda de luce et colore bona es! . . . . .. ld unum, quod in tribus ipsum facit

esse, es! vis intelligentiae primae, quae causa universi esse es! in omnilms. C. 7,

p. ea B: Universale naturae producitur in esse ab agcnti- intelligentiay quae operatur

per suum intellectuale lumen in omni natura. Dieses erhauliche neuplatonisch

augustinische Gleichniss findet sich auch insbesondere De Praedieam. ll, 3, p. 107 A:

Secundum veritatem sunt tres substantiae formales. Sun! enim formae, quae um!

tantum formanles, el illae sunt primae formae procedentes a lumine agentis intellectus

. . . . .. E! sunt formae substantiatcsj quae sunt cum eo ingredientes in esse rei ct

constituentesl quae sunt sicut lumen causa coloris . . . . .‚ Et similiter substantiae [or

males, quae sunt sicut color es! immutativus visus vel motivus iucundum actum lucidi.

397) Z. B. l, 2, 5, (Vol. V) p. 544 A: Primum principium habet scientiam omnium

generum et specierum et inulioiduorum tam substantiae quam accidcntium, .....quod

11

100 XVII. Albertns Magnus.

Wollen wir aber aus diesem Wirrwar uns wenigstens die Termine

logie vor Augen stellen, in welcher sich diese Lehre von den Universalien

bewegt, so treffen wir auf Grundlage der arabischen Quellen 395‘) folgende

Begriffe: vor Allem aptitudo (Anm. 375, 379, 381 f., 390, 395) und

corpmunilas oder commum'cabilitas (Anm. 377, 380—383, 387, 389,

392 f.), auch multipficabile (Anm. 378, 381 f., 393); sodann forma

oder natura formalis (Anm. 379—381, 383, 385, 389, 391, 393), selbst

quidditas und fim's (Anm. 382), richtiger qualitas substantialis (Anm.

379, 386) oder universalitas (Anm.383); ferner betreffs der subjectiven

Seite intentio (Anm. 380, 394) oder dispositio (Anm. 379, 393), auch

referri (Anm. 377, 392), insbesondere aber abstractio (Anm. 378—380.

382 f., 393), und hiemit zusammenhängend wieder similitudo (Anm.

393, 395), ja selbst indi/I'erens (Anm. 383). Wenn aber viele dieser

Begriffe auch in der logischen Parteispaltung des I2. Jahrhunderts li

Abschn. XIV) eine Rolle spielten, so besteht dennoch hier keine geschicht

liche Continuität mit jenen damaligen Bewegungen (höchstens betreffs des

Gilbertus Porretanus. mit welchem Albert natürlich sympathisirt, ist durch

obiges Citat, Anm. 393. für jene vereinzelte Stelle ein Zusammenhang

nachweisbar), sondern all die bunte Manigf'alligkeit der Ausdrücke beruht

auf den Arabern, deren Darstellungen durch Albert’s blindes Zusammen

raffen mit Einem Schlage bekannt wurden. Darum gestaltet sich auch.

wie wir sehen werden, nach Albert und Thomas die Parteispaltung in

ganz anderer Weise, als in jenen früheren Jahrhunderten.

Hatte ich im Bisherigen die unerquiekliehe Aufgabe, den Albert in

der logischen Prineipienfrage geradezu als einen kopflosen Menschen dar

zustellen, so muss ich nun sein Schreiber-Talent auch noch in It'ürfl

durch die einzelnen Gruppen und Theile des Inhaltes der Logik hindurch

begleiten 399).

Nachdem er die Zahl und Reihenfolge der fünf Universalien IM"

- gründet Itat‘°°)‚ macht er sich an die Einzeln-Erörterung derselben. “‘15

zunächst gemw betrifft, so handelt es sich unter den verschiedenen Würr

bedeutungen desselben um die Iogische““), wobei auch an eine mögliche

Relativität des Gattungs-Begriffes‘“), sowie überhaupt an die accidentelh

und die substantielle Aussage zu denken ist “3), indem ja das Haupl'

gewieht auf der Quiddität liegt 404). Bei Erläuterung des Accidtlr

ratio et species es! con:titutiom's omnium‚ n. s. f. in diesem Tone durch das galt"

Buch hindurch.

398) Ich habe im II. Bd. S. 350 auch betreffs der Araber diesen Punkt in‘

Auge gefasst.

399) Eine unnütze Rnumverschwendung schiene es mir zu sein, wenn ich "lt"

für das folgende Detail des Organons all jene Stellen, in welchen Albert Arabisch!S

benützt und höchstens im \veitschweiligen Wortlaute von diesen seinen Quellen lh'

weicht, vollständig abschreiben wollte. Ich beschränke mich daher (unter Vfl"

weisuug auf die betreffenden Anmerkungen des Vorigen Abschnittes) auf bloß

Ziffer-(Zitate, durch welche mich ja, wer Lust hat, immerhin controlliren kann.

400) l)e praedicab. II, 9, p. 25 B. S. vor. Abschn. Anm. 107.

401) Ehend. III, 1 u. 2, p. 26 ff. S. ebend. Anm. 109.

402) Ehend. c. 3, p. 29 B. S. ebd. Anm. 112.

403 Ebend. p. 30 A. S. ebd. Anm. 94.

404) Ebeud. p. 30 B. S. ebd. Anm. 116.

XVll. Albertus Magnus. 101

tellen 405) erscheint dann hier zum ersten Male der auf gröblichstem

Missverständnisse einer aristotelischen Stelle beruhende Begriff des „indi

viduum vagum" 4o"), bei dem Substantiellen hingegen kommt das Ver

hältniss des quale und des quale quid zur Sprache 407).

Auf die Begründung, warum hierauf species sich anzureihen habe‘”),

folgt nun gleichfalls die Erörterung der verschiedenen Bedeutungen dieses

Wortes‘°”)‚ wobei die von Avicenna weiter oben geführte Controverse,

ob nicht Gattungs- und Art-Begriff sich wechselseitig im Kreise drehen,

nachgeholt wird“°). Bei der Frage, welche der beiden üblichen Defini

tionen der Species die richtigere sei‘“), bringt Albert einmal eine

Verbesserung bei““), gelangt aber zuletzt zum gleichen Resultate wie

Avicenna‘“). Mit grösster Ausführlichkeit aber wirft er sich sodann

auf die Tabula logica des Porphyrius‘“), wobei er nicht bloss auf die

Geltung des „ens““5) und auf die beispielsweise Beiziehung des Be

griffes „Engel“ kommt‘“), sondern auch zur Verdeutlichung einmal die

Ausdrücke „colleßtio“ und „adunatio“ gebraucht, in welchen er offenbar

durch Gilbertus Porretanus beeinflusst ist‘“).

Auch bezüglich der differenlia bahnt die Frage über den Sprach

gebrauch‘“) den Weg zur Unterscheidung der alterirenden und der

artmachenden Differenz, deren qualitative Function (in quale quitt) fest

zuhalten ist419), so dass sich hieran ebensosehr jene Erwägungen über

die Gradabstufung der Qualitäten knüpfen n"), wie die Frage über das

Enthlösstsein an die Unterscheidung der theilenden und der coustituirenden

Differenz“‘). Das Verhältniss sodann der Differenz zum Gattungs- und

405) Ebend. c. 4, p. 31 A. S. ebd. Anm. 157.

406) Ebend. p. 31 B: Individuum . . . . .. ab Arislolele designalur in Praedica

menfis ut regem, ut „uliqui: homo, aliquis bes“, et de hoc pofest esae dubium,

utrum de mm solo an de plun'lms pracriicetur (s. die Stelle Abschn. IV, Anm. 387.

Albert spricht noch öfter von diesem monströsen Begriffe, z. B. ebend. IV, 1, p. 35 A.

IV, 7, p. 49 A. De pruedicum. II, 2, p. 107 A).

407) Ebend. p. 32 A II. B. S. vor. Abschn., Anm. 106 f.

408) Ebend. IV, 1, p. 34 A. S. ebd. Anm. 118.

409) Ebend. p. 35 A. S. ebd. Anm. 119.

410) Ebend. p. 35 B. S. ebd. Anm. 113.

411) Ebend. p. 37A u. c. 2, p. 37 B. S. ebd. Anm. 28 u. bes. 121 f. (auch

die geschichtliche Frage des Avicenna, ebd. Anm. 120, fehlt hier nicht).

412) p. 37 A: Haec quidcm soluh'o eat Avicennae (s. ebd. Anm. 121). Posset

tamen melius dict', quod .... .. cum individui parlicipationc mm parlicipel immerliale

nisi species‚ de difl’crentibus numero nun praedicalur immediate nisi species u. s. w.

413) Ebend. 2. p. 38 A. S. ebd. Anm. 128.

414) Ebend. 3, p. 39 A. S. ebd. Anm. 132. Die Abstufung von genus gene

ralissimum zur species sperialissima ist das Thema aller noch folgenden Capitel

dieses IV. Buches.

415) Ebend. p. 41 A. S. ebd. Anm. 32.

416) Ebend. 4, p. 42 A. S. ebd. Anm. 117.

417) Ebend. 6, p. 46B: Quod autem commune es! et universale, semper es!

collt‘clinnm et adunativum Colligere e! adunare samt ‚dem in aubslanlia, di/[emnt

[amen secundum rationem u. s. f. Vgl. Abschn. XIV, Anm. 473 f.

418) Ebend. V, 1. p. 50 A. S. vor. Abschn. Anm. 135.

419) Ebend. p. 51 f. S. ebd. Anm. 138—140.

420) Ebend. 2, p. 54A u. B. S. ebd. Anm. 148 f.

421) Ebend. 3, p. 551. S. ebd. Anm. 145_f. u. 198.

-‘._‚__ q.._‚_ ..-. - __‚._..

102 XVII. Albertus Magnus.

Art-Begriff führt zur Erörterung darüber, dass die Gattung nur Potenz,

nicht aber Stofl‘ sei4n)‚ indem hiedurch die Aussagbarkeit der Differenz

als eines Universale bewahrt bleibe 423), und zugleich an der engeren

Definition der Differenz festgehalten werden könne 424).

Ebenso verfährt Albert an der Hand der Araber auch beim pro

prium“5) und beim accidens, bei welchem er aber die Einwendungen

Avicenna’s gegen Porphyrius nicht gelten lässt, sondern instinctmässig mit

den Schwächen des Letzteren sympathisirt““). Hingegen was aus Ani

cenna über die Berührungspunkte und Unterschiede der fünf Universalien

entnommen werden konnte, bietet Albert in unerträglicher Weitschweifig

keit dar 427), um zuletzt noch aus gleicher Quelle auf den substantiellen

Nexus aller Universalien hinzuweisen 42S).

Die Kategorien knüpft Albert (gleichfalls auf arabischer Grund

lege) dadurch an die Universalien an, dass es sich nur um jene „Gat

tungen“ handle, welche unter die fünf Universalien subsumirt werden

können, wornach er das Wort „praedicamentum“ förmlich als synonym

mit „praedicabile" bel1andelt‘“). Die Auctorität aber einer Stelle des

Boethius veranlasst ihn, die Kategorien ziemlich nominalistisch zu be

trachten 430), und ebendorther wiederholt er die scharf dualistische

Scheidung zwischen Substanz und Accidens“‘). Die Einzeln-Erörterung

aber bietet wenig Principielles der; sie bewegt sich nur in einem höchst

422) Ebend. 4, p. 5811‘. S. ebd. Anm. 194, 140, 166, 301, 193.

423) Ebend. 5, p. 61 f. S. ebd. Anm. 141 f.

424) Ebend. 6, p. 63 f. S. ebd. Anm. 297 u. 144. Eine vereinzelte Pole

mik Albert's gegen Avicenna in diescn Discussionen habe ich bereits ebend. Anm.

150 angeführt. Uebrigens füllen Erörterungen über die engere Definition der

Differenz noch den ganzen Rest dieses V. Buches.

425) Ebend. VI, 1 u. 2, p. 70 fl'. S. ebend. Anm. 152—155.

426) Ebend. VII, 1-—3, p. 74 fl'. S. ebd. Anm. 29 f. u. 156—159, woselbst

ich Avicenna’s gerechte Bedenken erwähnte; Albert aber meint (p. 77 A): Arabti

philosophi haue Porphyrii accidentis descriptionem repreheuderunt .... .. Quant am

.mbiungitur de divisione Meidenlis, ratio est‚ ut ostendatur assignalio vera de ulroqfl

accidenle u. s. w.

427) Ebend. VIII, 1—13, p. 79—91. S. ebd. Anm. 162—170. Tadelnde Be

merkungen über Porphyrius werden aber von Albert auch hier ignorirt (z. B. jellE

ebd. Anm. 171) oder ungeschickt widerlegt (z. B. jene ebd. Anm. 164 durch die

Worte p. 80 A: Tam genun uulem quam difl'erenlia pracdicalur de pluribus ‚peciehä

dicit Avicennu. Ouod quemvis non sit neoessarium, tarnen mm es! impussibile, qm

in pluribns hoc invenilur).

428) Ebend. IX, 1, p.91 B. S. ebd. Anm. 172—174.

429) De praedicam. I, 1, p. 95 A: Sequilur igitur mute determinare de In:v

quae..... ad se invicem ‚um! ordinanda secundum genau, species, differentius, ‚m‘

pria et accidentia..... Et ideo hie ordinaln'lia ad subiici et praedicari sunl ordiMmiv1

etdeterminanda secundum omnrm sm' diversilatem‚ quae consislit in deren: generibw

praedicahilium sive praedicamenlorum. Vgl. ebd. Anm. 17 u. 91 u. ob. Anm. 114

430) Ebend.: Ordo praedicabilium mm potent determinari m'u‘ secundum qW-1

sub vocc habe! prardirabile derignan', relms em'm inquisitive incogm'tis non possunnß

Propler qnod dicil Boelhius (s. Abschn. XII, Anm. 84), quod haec scientin, Ff

libfi pracdiramentorum, es! de decem primis vocibus prima genem remm significdfl‘

tibns (die widersprechende Kehrseite hieven s. unten Anm. 444).

431) Ebend.: Parks antem Imius subiecti sunt ordinabilia secundum dirersut“

modum praedicumli in substanlia et acoz'denle, et in unidentisz secundum ommfl

neuem gutem accidcnlium; et sie multitudo infim'ta restringitur in decem gutem, “‘

dicil Boethius (s. ebend. Anm. 90).

XVII. Albertus Magnus. 103

weitschweifigen Commentare, in welchem wir durch den arabischen Stoff

hindurch noch die griechischen Commentatoren (namentlich den Simplicius)

durchblicken sehen. So begegnen wir als Gegenständen solcher Exegese

zunächst den Begriffen des Synonymen, Homonymen, Analogen u. dgl.‘”),

dann der sog. regeln de quoc-unque, welche auch hier in Verbindung

kommt mit dem Dictum de omni‘33)‚ ferner den Angaben über den

quidd.itativen Charakter der Substanz 43“), über den Unterschied der

substantia prima und secunda‘“), über das substantiale““)‚ über die

bloss subjective Bedeutung der Belation‘“) u. s. f. Aber den tieferen

Fragen scheint Albert hier absichtlich aus dem Wege zu gehen, und so

benützt er auch jene Controverse nicht, welche Avicenna darüber geführt

hatte, ob Qualität und Quantität zu den Accidentien gehören 435). Hin

gegen fand er es für nöthig, zur Erklärung der sechs letzten Kategorien

das pfuscherische Machwerk des Gilbertus Porretanus nicht blass voll

ständig aufzunehmen, sondern auch in peinlichster Ausführlichkeit zu

commentiren 439)‚ wodurch er sich das traurige Verdienst erwarb, dass

die „Sex principia“ auf lange Zeit förmlich in das Organon recipirt

blieben 44°). Ausserdem bürgerte sich durch Albert’s Auctorität die

Nomenclatur „Antepraedicamenta“ (Synonym u. s. f.) und „Poslpraed-i

camenta“ (die vier Gegensätze, prius‚ simul, motus. habere), welche wir

allerdings auch schon bei Abälard trafen (Abschn. XIV, Anm. 272), nun

ganz allgemein ein““).

Bei Erklärung der Schrift De interpretatione, welche hier zum

ersten Male in zwei Bücher getheilt erscheint*")‚ hatte Albert einen

reichen Stoff vor sich, indem er mit den Commentaren der Araber auch

jenen ausführlicheren des Boethius verbinden konnte; und indem er diess

432) Ebend. I, 3, p. 99 B. S. vor. Abschn. Anm. 191 u. 31.

433) Ebend. c. 6, p. 102 A. S. ebd. Anm. 192 u. Abschn. XI, Anm. 152.

434) Ebend. II, 1, p. 106 A. S. vor. Abschn., Anm. 33.

107 f. 435g Ebend. c. 3. p. S. Abschn. XI, Anm. 151.

436 Ehend. c. 10, p. 117 B. S. vor. Abschn., Anm. 196.

437) Ebend. IV, l, p. 141 A. S. ebd. Anm. 35. Ehend. c. 7, p.149 A, vgl.

ebd. Anm. 207.

438) S. vor. Abschn.‚ Anm. 199.

439) Acht Tractate (p.194—236) widmet Albert in slupider Hingabe jenem

Producte, dessen Armseligkeit ich oben, Ahschn. XIV, Anm. 485 fl'., zu schil

dern hatte.

440) Wenn nemlich allerdings auch schon Lambert v. Auserre bei Usbertra

gung der byzantinischen Logik das Buch De sex primipiis eingereiht hatte (s. oben

Anm. 116, vgl. auch Anm. 173 u. 308), so wurde diese Ergänzung doch nur durch

Albert zu einer so allgemein üblichen, dass noch die Drucke der lateinischen

Uebersetzungen des Organons bis ins 16. Jubrh. hinab sämmtlich dieser Sitte

huldigteu.

441) De praedicam. I, 6, p. 102 A und VII, 1, p. 173 A. Bei der Frage. zu

welcher Kategorie die Bewegung gehöre, schliesst sich Albert (VII, 14, p. 190 A)

an Avicenna an (s. vor. Abschn., Anm. 208).

442) Periherm. II; I, l, p. 268 A: Nunc .mb allerius lilm' privm'pio de umse

qnentiis muntialionnm u. s. w. Sicher beruht diese Trennung, gemäss welcher

(nach der jetzt üblichen Numerirung) mit dem 10. Capitel das zweite Buch begann,

ebensosehr auf arabischer Lilteratur wie die Zorthailung des Buches Soph. Elcnch.;

s. ebend. Anm. 64. In den Drucken des Organons erscheint diese Ahtheilung noch

bis in das 17. Juhrh.

104 XVII. Albertus Magnus.

wirklich that, haben wir auch hier nicht von individuellen Verdiensten

desselben zu berichten, sondern nur einige Punkte bezüglich ihrer Quellen

hervorzuheben. Er knüpft das Buch, von welchem er auch erwähnt,

dass es Andronikus für unächt gehalten habe 443), in hoethianischer Auf

fassung derartig an die Kategorien, dass in letzteren die in Worten

bezeichnete Sache, in ersterem aber die redende Bezeichnung (sermo)

der Sache die Hauptsache sei“‘)‚ und in Bezug auf die nachfolgende

Syllogistik fixirt er den Sprachgebrauch der Worte „enwntiale'o“ und

„propositio“‘“). Es folgen sodann unter Benützung der Araber die

üblichen Controversen über 0042"“), nomen““) und verbum 448), sowie

die Eintheilung der Satzarten 449)‚ und hierauf in grösster Ausführlichkeit

die Erörterung über die sog. Infinitation 450). Bei Besprechung der Ein

heit des Urtheiles nimmt Albert die arabische Unterscheidung auf, wonach

das copulative L'rtheil nur als zusammengesetztes, hingegen das condiu'o

uale und disjunctive als einheitlich verbundene (com'unctione unum) be

trachtet werden soll‘""), und ebenso folgt er arabischen Vorbildern

bezüglich der Qualität‘“) und der Quantität““) der Urtheile, sowie bei

ein paar einzelnen Schul-Controversen45‘). Die Lehre aber von der Ent

gegensetzung und Aequipollenz entwickelt er vollständig nach Boethius “""’),

so dass natürlich auch hier jene wahren inneren Schwierigkeiten des

aristotelischen Buches (s. Abschn. IV, Anm. 203 f. u. 235) ungelöst

bleiben. Endlich bezüglich der modalen Urtheile wiederholt er den

443) Ebend. I; I, l. p. 238 B. Die Quellenstelle des Boethius nebst jener

des Andronikus selbst s. Ahschn. IX, Anm. 45.

444) Ebend. c. 2. p. 240 A: Ext Intim über proedicamenlorum de decem vocibus

prima pn'nct‘pr'a significantibus et secundum rerum proprietales, non vocum (seinen

eigenen Selbstwiderspruch, — s. oben Anm. 430 -—‚ brauchte natürlich Albert

nicht zu bemerken). Hie autcm in sricntia de inlerprclatione est inchoalio a semrone

sive voce et temtinatur in rem. S. Ahschn. XII, Anm. 84 u. 110.

445) Ebend. c. 1. p. 238 A: Proposilio es! emmlialio slans sub forma syllo

gismi. S. Abschn. XI, Anm. 153, u. Ab5ehn. XII, Anm. 111 f. u. 133.

446) Ebend. II, 1 u. 2. p. 242 ll‘. S, vor. Abschn., Anm. 210.

447) Ebend.‘ c. 4. p. 246 f. S. ebd. Anm. 211.

448) Ebeud. III. 1. p. 254 fl‘. S. ebd. Anm. 38.

449) Ebend. II, 2, p. 243 A: Not; deprecaliva nec oplutiva nec coniunctiva nec

infiuiliva cum vero vel [also Slgflifit70Hl‚ sed quando es! i1tdicaliua. Ebend. IV.

1. p. 258 A: Oralt'o per/beta dividitur; non em'm omm's oratio enuntiatio est‚ sed

illa sula. ....in quu indicalive es! signifieatum (der Herausgeber der Werke Albert'l

hat ungeschickter Weise hierin eine Meinungsverschiedenheit zwischen Albert und

Thomas erblickt). S. bei Boetbiu< Abschn. XII, Anm. III.

450) Ebend. c. 5, p. 248 IT. S. vor. Abschn., Anm. 212.

451) Ebend. IV, 2, p. 258 B: Compositn (so. es! enunlt'atio) eine plurcs, in qwl

vel plane de MIO eel antun de plurt'lms vcl plura de plurilms dicuntur‚ .....ut n

dimm „Socmtex et Plato curruut“ u. f. Conttmclione autem unae sunt, in

quibus vonsequenlia‚ qmm: nolal eoniunctio‚ facit unilulem‚ et hoc mm es! m'si in

condilt'onali et disiunctiva. S. ebd. Anm. 215.

452) Ebend.V, l. p. 260 f. S. ebd. Anm. 213.

453) Ebend. p. 261 A u. bes. II; l, 3. p. 272 B. S. ebd. Anm. 214.

454) Ebend. II; 1, 5, p. 276A u. 277 A. S. ebd. Anm. 401.

455) Ebend. I; V. l, p. 260 IT. u. II; I, 1 f.‚ p. 269 IT. S. Abschn. XII. Anm.

113—418. Nur bedient sich Albert der nicht-boethianischen Terminologie „aeqtu

polienliu“.

XVII. Albertus Magnus. ‚ 105

Standpunkt, dass der Modus selbst Prädicat ist‘“), ergänzt aber die

Verhältnisse der Entgegensetzung und Aequipollenz (wahrscheinlich aus

Alfarabi) vollständiger, als Boethius gethan I1atte‘“), wobei auch aus

Averroes die aristotelische Unterscheidung zwischen possibile und can

tingens eingehalten wird 458).

In beiden Analytiken zeigt sich uns Albert als einen höchst red

seligen Exegeten des aristotelischen Textes, bleibt aber dabei ähnlich wie

Averroes der reinen Lehre des Aristoteles im Ganzen getreu. So ninnnt

er betreffs des gegenseitigen Verhältnisses der zwei Analytiken in der

ersten wohl die arabische Unterscheidung zwischen Form und Stoff des

Schliessens auf‘59) und denkt auch mit Avicenna an populäre nicht

formulirte Schlüsse“°), zieht aber bei Erklärung der Syllogistik selbst,

— insbesondere bezüglich der modalen Syllogismen 461) --, die Araber

nur zur Verdeutlichung bei und eignet sich etwa höchstens die Ansicht

an, dass die Prämissen der Stoff und die Figur die Form des Sehlusses

sei‘“), oder dass bei den drei Figuren die sechzehn möglichen (Zombi

nationen der Urtheile zu erwägen seien‘“), oder dass für Auffindung

des Mittelbegrilfes die versinnlichende Darstellung des Averroes zweck

dienlich sei‘"“). Hingegen ist er nicht bloss bezüglich der theophrasti

456) Ebend. II; II, 1, p. 279 A: Si autem quoeritur‚ quid xi! praedicatum in

munh'alione moduli, dicimus cum Boc!hio e! Alfarabio, quod modus es! praedicatum.

S. ebend. Anm. 119.

457) Ebend. c. 4, p. 283 A u. B: Es! au!cm haec disposi!io in figura, u! [um'

lius videulur‚ quer! dic!um est:

Prima Iinea: Secunda Iinea:

Posaibife es! esse. Possibile es! non esse.

Nun possiln'le es! esse. Nun possibfle es! non esse.

Con!ingit esse. Continyi! non esse.

[Von c0n!ingil esse. Non contfngi! non esse.

Ter!ia linea: Ouar!a linca:

Non impossibile es! esse. Nun imposxibile es! nun esse.

lmposst'bile es! esse. lmpossibile es! non esse.

Nun neccsse es! esse. [Von neuessc es! mm esse.

Necesse es! mm esse. Necesse es! esse.

In hau disposilione prima linea sequi!ur !er!iam e! secunda quartam per omue:

modos‚ e! sie eliam correc!us es! error antiquorum c! uera consequentia modu

Iium es! disp0si!a. Die unvollständigen Angabe des Boethius s. ebend. Anm. 122.

Uebrigens s. auch b. Algazeli, Vor. Abschn.‚ Anm. 262. Dass das Ganze nicht aus

der byzantinischen Logik entnommen ist, zeigt die Vergleichung mit obigen Anm.

45 u. 164; anders verfuhr Thomas, s. unten Anm. 541 IT.

458) Ebend. c. 6, p. 286 A. S. vor. Abschn.‚ Anm. 315.

459) Anal. pr. I; I, l, p. 289 f. S. ebd. Anm. 51, 265, 317.

460) Ebend. c. 2, p. 290 B. S. ebd. Anm. 80.

461) Nachdem ihn c. 11 ff. p. 299 ff. schon die Umkehrung der modalen Ur

tbeile sehr beschäftigt hatte, — s. ebd. Anm. 46 u. 218 —, verbreitet er sich III,

1‚—9 u. IV, l— 29y p. 325 » 383 in grösster Ausführlichkeit über die modalen

Schlüsse. S. ebd. Anm. 47.

462) Ebend. II, 2. p. 307 B. S. ebd. Anm. 216.

463) Ebend. c. 6, p. 312 B. S. ebd. Anm. 268.

464) Ebend. VI, 3, p. 401. S. ebd. Anm. 328. Auch hat sich von jener

Stelle des Averroes her durch Albert für die Erörterungen „De inven!ione medii“

die üblich gebliebene Terminologie „Consequentia, Antecedentia, Hepugnantia“ em

gebürgert.

106 - XVII. Albertus Magens.

sehen Modi der ersten Figur, welche bei ihm auch syllogismi conv’ersi

heissen, zurückhaltend, indem er (Algazeli und Averroes hatten sie gänz

lich beseitigt) nur zwei derselben anerkennt“‘), sondern er bekämpft

auch mit Averroes ausdrücklich die Berechtigung einer vierten Figur‘“).

Ja, was die Hauptsache ist, er überbietet sogar den Averroes darin, dass

er die hypothetischen Syllogismen völlig abweist 461) und somit im Gegen

satze gegen die übrigen Araber den Begriff der dxdöemg ganz aristc

telisch behandelt‘“). — Als beachtenswerthe Einzelnheiten habe ich zu

erwähnen, erstens dass Albert in der Syllogistik die übliche Buchstaben

Bezeichnung ebenso wie Boethius rechtfertigt und für dieselbe den Aus

druck „termim' transcendentes“ wählt 469), und zweitens ganz besonders

dass er gelegentlich einmal die byzantinische Lehre von der appeltatio

verwerthet, und zwar merkwürdiger Weise in einer Form, welche nicht

bei Petrus Hispanus, sondern schon bei Wilhelm Shyreswood er

scheint"°). Und es macht uns diese Stelle, sowie die obige des Robert

Capito (Anm. 357) so ziemlich den Eindruck, als wäre damals dit

byzantinische Logik noch ganz unabhängig neben der aristotelisch-arah

scheu einhergegangen, denn später wenigstens gestaltet sich die Sticht

ja ganz anders 471).

Auch in der zweiten Analytik ist Albert’s Verfahren überwiegend

nur exegetisch, doch lässt er sich dabei hier etwas mehr von den

465) Ebend. c. 2, p. 400 A: Ad syllogizandum indirecfe . . .. . warmes m!

syllogismus concludens minorem de maion' ex!remitate (vgl. Abschn. IX, Anm. 100)

Ebend. 11,13, p. 322 A: Es! indirecte concfudcrc in duofms modis, quomm unas MM

maiorcm universalem aflirmativam c! minorem nm'versalem negativem, e! aller habt!

maforem par!icnlarem a/firmativam e! minomn imierrsalem negn!ivant (d. h. 85 Slud

diese unter den fünf theophrastischen Modi, s. Abschn. V, Anm. 46, die zwei letzten.

welche in der byzantim'sch-lateinischen Logik, — s. oben Anm. 52 —, Faplifli

und Frisesomorum, bei den Späteren aber Fesapo und Fresison heisscn)..w

Ouamvis au!em Boethius pona! quinque modos indircc!e concladcntium in prima fig‘tt‘

(Abschn. Xll, Anm. 136), !amen hic nun ponuntur nist' duo qui die“ saut, qaia Ilt‘

formantnr iuxla inittiles coniugafioncs. S. vor. Abschn., Anm. 268 u. 321.

466) Ebend. c. 5, p. 311 B n. 0.13, p. 325 A. S. vor. Abschn., Anm. 321

467) Ebend. III, l, p. 326 A. S. ebd. Anm. 327.

468) Ebend. V, 1, p. 385 A. S. ebd. Anm. 324.

469) Ebend. l, 9, p. 298A: Ouia de syllogismo loquimur simplici, qui [auftm

formaliler syllogismus es! e! in omm' materia habe! pom' e! nullius materiae es! pti*

pries, ideo terminis u!imur transcendcnlfbus m'hil e! omnia significantibus. S. Abscbn

XII, Anm. 133.

470) Ebend. c.10, p. 299A: Ad haec aalem solvenda e! simih'a (d. h. BedenktE

über die Umkehrung der Urtheile) duo praeno!anda saut, so. reyulac appelfnlitnlllF1

e! cansequen!iarum (über letzteren Begriff s. unten Anm. 610 lf.). Regnlae auf“

appellalionum sunt, qnod nomcn „hohle“ supponens verho prae!eriti vc! fuluri W"

poris potes! appellare pro homine, qm' es! es! qui fuif‚ st' verme es! pt'll!lfl1:i

temporal-x, vs! pro homine, qui es! oe! qm' futurus csl, .vi es! verbum futari lfl'

poris. S. bei Wilhelm Shyreswood oben Anm. 64 (bei Petrus Hispanus ob"

Anm. 228 f.). l

471) Indem nemlieh keine Rede davon sein kann, dass bei Albert die byßll‘ ‘

tinische Lehre von den Proprictates lerminomm als solche in die Logik anfgenomm“

geschweige denn etwa (wie bei 0ccam) systematisch mit derselben verflochten Wll'l

werde ich durch solch vereinzelte Stellen in meiner obigen Annahme über Vinmtt

v. Beauvais (Anm. 319—*326) durchaus nicht irre gemacht. An eine Unichlll'“

aber der Stelle des Albert oder jener des Capito zu denken, liegt keinerlei W' l

anlassuug vor. Vgl. auch unten Anm. 544.

XVII. Albertus Magnus. Thomas v. Aquino. 107

Arabern beeinflussen. So finden wir ausser den einleitenden Bemer

kungen‘") die arabischen Anschauungen über das nw8’ wird 4"“’)‚ über

nußdhov und praedicatum primum“‘*), über die dignilates, d. h.

obersten Denkgesetze““)‚ ja auch über demonstrativ polissima"“). In

den Erörterungen über demonstratio quia und demonstratio propter

quitt neigt er sich im Gegensatze gegen Alfarabi näher dem Avicenna zu,

als dem Averroes‘"); hingegen in Unterscheidung einer definitio for

ntalis und definitio materialis, worauf er auch anderwärts zu sprechen

kommt, folgt er wieder, wie schon Robert Capito (Anm. 355) getltan

hatte, dem Alfarahi‘").

Was endlich die Topik und Sophistik betrifft, welche beide er

gleichfalls in ausführlichster Weise commentirte, so weist er der ersteren

im Gegensatze gegen Alfarabi und Avicenna jene Stelle an, welche sie

traditionell im aristotelischen Organen einnahm 479), und sucht auch ge

legentlich eine arabische Ansicht bezüglich des ganzen Gebietes der Dia

lektik zu berichtigen 480).

Durch Albert nun lässt sich Thomas von Aquino (geb.l225 oder

1227, gest. 1274) leiten und bestimmen, und es wäre ein grosser Irr- )

thum, denselben für einen selbstständigen Denker zu halteu“‘). Er ist!

von zwei Auctoritäten zugleich gefesselt, von der christlich-dogmatischen

und von der (durch Albert’s Belesenheit übermittelten) aristotelischen;

472) Die Stelle ist schon im vor. Abschn., Anm. 51 angeführt; vgl. ebend.

Anm. 276 f.

473) Anal. post. I; II, 8—11, p. 535—541. S. ebd. Anm. 56.

474) Ebend. c. 13, p. 543 u. IV, 11, p. 584. S. ebd. Anm. 57, 224, 283.

475) Ebend. l, 4, p. 520 u. III, 4, p. 559. S. ebd..Anm. 60 u. 225. Durch

die Ueberset2ung der betreffenden Stelle des Aristoteles (Abschn. IV, Anm. 147)

blieb hiebei die Terminologie „sahisclum‚ passte, digm'talet“ üblich.

476) Ebend. III, 6, p. 563. S. vor. Abschn. Anm. 62.

477) Ebend. II; I, l, p. 610 ff. S. ebd. Anm. 62, 226, 342.

478) Ebend. I; II, 17, p. 551, u. II; II, 10, p. 630, u. Metaph. VII; I, 12,

p. 259. S. ebd. Anm. 52.

479) Top. I, Prooem. p. 659. S. ebd. Anm. 17 u. 230.

480) Metaph. IV; I, 7, p. 127 B: Dialectict' et sophislae . . . . .. in usu eandem

subtndunt figuram cum prima philosopho . . . . . .. Scd difiert philosophia a dialeclica

quidem modo potcslatt's et virlulis medit', a sophistico vom difierl secnndum

vitae proaerest'n. Ebend. III; III, 6, p. 107 B: Dialeett'ca et prima philosophia saepe

sunt circa eadem et de eisdem Iractanles, sed dialeclica inqnisitt'va est_. . . . . .. neu

opinor vera esse, quae dict't Averroes, quod so. dialeolious et primus philosophus com—

mum'cvnt in probabt'lt‘bus ratiom'bus. S. ebd. Anm. 231 u. 380.

481) Es ist z. B. geradezu Iächerlich, wenn K. Werner (in seinem dreibändigen

Werke „Der heilige Thomas von Aqm'no“. Regensburg 1858 f.) der Logik und Er

kenntnisstlteorie des Thomas 175 Seiten in einer Weise widmet, wie wenn die ganze

aristotelische Logik die „Lehre“ des „heiligen“ Thomas wäre. Für den Geschichts— t,

forscher zeigt sich ja auch Thomas als eine höchst secundüre Natur. Uebrigens‘l

verwerthetWerner bei seiner Darstellung, welche überhaupt manche argen Irrthümer

enthält, fortwährend Stellen aus den sachlich unächten Schriften des Thomas in

ungenirtester Gleichstellung mit den ächten. H. E. Plansmann‚ Die Schule d. h.

Thomas v. Aqu. Erster Hörsaal: D. Philoa. d. h. Th. Erster Theil: Logik. Soest

1858. hat eigentlich mit Thomas durchaus Nichts zu schaffen, sondern entwickelt

jene abenteuerlichst'zusammengestoppelte Logik, welche in den tb0mistischen Vor

lesungen und Priester—Seminarien des vorigen und jetzigen Jahrhunderts in Spanien,

Italien und gewissen Landstrichen Deutschlands üblich war oder ist.

108 XVII. Thomas von Aquino.

und wer sich in religiöser Beziehung volle Unbefangenheit bewahrt oder

errungen hat, wird in der ganzen sogenannten Philosophie des Thomas

Nichts weiter erblicken, als eine unverständige Verquickung zweier we

sentlich disparater Standpunkte; denn nur Sache eines unklaren Ver

standes kann es sein, wenn man (—— wie ich schon wiederholt hervor

gehoben habe v) den aristotelischen Substanz-Begriff neben der christ

lichen Trinitätslehre l‘eslhalten zu können glaubt, oder wenn man die

aristotelische Ethik in christliche Moraltheologie verballhorut‘“).

Was wir über Thomas hier zu berichten haben, kann vor Allem nur

auf Ausscheidung der ächten und der unächten Schritten desselben be

ruhen; und indem in dieser Beziehung nur die sog. Opuscuta in Frage

kommen können, bemerke ich, dass mir in Uebereinstimmung mit älteren

und neueren Untersuchungen 483) unter den zur Logik gehörigen (-— dann

z. B. De unitate inteltectus rontra Arerroem gehört nur zur Psyche

Iogie -—-) kleineren Schriften nur folgende als ächt gelten: vor Allem die

Erstlingsschrift des Thomas De enle et essentia (Opusc. 30), sodann De

principio individuationis (Op. 29), De qualuor oppositis (Op. 37), De

natura verbi intellectus (Op. 14), De propositionibua modalz'bu: (Op.40).

und De fatlaciis (Op. 39). Die übrigen als undcht vorläufig bei Seite

Iassend“‘) muss ich, wie sich von selbst versteht, ausser den Commu

taren zu De interpr., zur zweiten Analytik und zur Metaphysik auch

die einzelnen entscheidenden Stellen aus den bekannten Hauptwerken

(Summa theologiae, Summa contra gentes, Quodtibetea, ad IV Senteat

u. s. f.) heiziehen 455).

Indem Thomas betrcll‘s der Eintheilung des Wissensgebietes Berner

kungen aus Albert wiederholt““)‚ schliesst er sich auch an diejenigen

482) An diesem Urtheile kann mich natürlich auch die geschichtlich liß1'

dauernde Wirkung des Thomismus durchaus nicht beirren, dann dass die an"

Verstandes-Unschuld an einem christlichen Aristotelismus Vergnügen fand, und dm

auch heutzutage noch Viele glauben, auf zwei Sätteln reiten zu können, ist wohl

unleugbare Thatsache; aber der Philosophie muss es unbenommen bleiben, (ließt

süsse Selbsttiluschnng als das zu bezeichnrn, was sie ist, ——- als eine Träumerfl

Eben darum bleibt es auch allen christlichen Theologen vollständig überlassen.

welcherlei Meinung sie ihrerseits über Thomas hegen. Uns berührt diese ebensv

wenig, als die Frage, ob nicht Thomas durch seine Verquickung mit Aristotelinn"-i

etwa auch die theologische Auffassung alterirt habe.

483) Die Berichte der Zeitgenossen des Thomas und sonstige entscheidende

Punkte betreffs der Acchtheit einzelner Schriften finden sich schon bei Und“

Sm'plt. cooles. Vol. III, p. 254-—280. Ausserd«m s. Mantel, Memoire sur S. Thema!

in den Mdmoirea de t'Acad. ruy. de scienres man et polit. de t’inst. de Frunce, tom.ll.

La phito.v. de St. Thomas d'Aquin. Paris 1858. (V0l. l, p. 130 1T.)

484) Nemlich: De demonstratione (Op. 38), De natura accidentis (Op. 41), D‘

natura generis (Op. 42), De pluratitale /onnarum (Op. 45), De natura syttogfi'"

(Op. 47), Summa totius logicae (Op. 48), De sensu resp. singut. et intett. resp.“"“

(Op. 49), De inventionc medii (Op. 50), De intettectu et intelligibiti (Op. 53)» l"

universatibus (Op. 55 und 56). Dieselben werden geeigneten Ortes weiter aal“

besprochen werden. (S. Anm. 548 11'. u. Ahschn. XIX, Anm. 265 IT.)

485) Ich citire nach der Römer Ausgabe v. 1570 [in 17 Bünden). Den Quellfl'

Rückweis für die einzelnen „Aussprüche“ (s. oben Anm. 359) des Thomas füllf'

ich, soweit thunlich, nur auf Albert zurück, woselbst ja dann der weitergehtfld‘

Rückweis auf Arabisches zu finden ist.

486) Ad Boeth. de trintt. (Vol. XVII, 2) f. 134. S. oben Anm. 360 11'.

Paris 1847, p. 525 11‘. und insbesondere das vortrellliche Werk von Chart. Jormiw

XVII. Thomas von Aquino. 109

Stellen seines Meisters an, in welchen derselbe die Logik als blosses

Werkzeug und als Nicht-Theil der Philosophie bezeichnete“"). Indem

die Logik nur formale Principien betrachte 4“), enthalte sie das „in

zweiter Linie Gedachte“ (secundo intellecta) und biete den modus pro

cedendi für die übrigen Wissenschaften dar“*‘), daher sie auch als

Einleitung vorauszusehicken sei“°). Auch die Eintheilnng der Logik

(nach arabischer Weise mit Einschluss der Rhetorik und Poetik) ist nur

aus Albert, welcher hiezu auch den Standpunkt des Boethius heigezogen

hatte, entlehnt“‘).

Was die Universalien betriflt, konnte Thomas ja alles Beliebige

(wie wir sahen) aus Albert sich heraussuchen, und so sehen wir ihn

denn auch jenen nemlichen widerspruchsvollen Weg wandeln, auf

welchem sein Lehrer schliesslich beim theologischen Realismus anlangte.

487) Ebend. f. 128 r. A: lies au!em, de quilms es! logira, non quaeranlar ad

cognouendum propter .re ipsas‚ sed a! adminicalum quoddam ad alias scien!ias; c!

ideo logica non eontinrtur sub philosophia speculaliva quasi principalis pars, sed

quasi qaoddam reductam ad vom, pron! minislrat specalationi saa instrumenta. und:

.....non tam es! scit'ntia, quam scimliae instrumenlnm. S. oben Anm. 363 u. 365.

488) De pot. dei, qu. 6, an.1 (Vol. VIII) f. 59 v.A: Logicus e! mathematicas

consideran! tanlum res serundam primipia formalia.

489) Ad Boe!h. de trin. f. 132 v. A: Opnrle! in addi:rendo a Iogica incipere,

nun qaia xi! facilior srientiis reteris, habe! enim maximam difficullatem‚ cum sit de

secundo intellectir. sed quia aliae scien!iae ab ipso deprndent, inquantam ipso docet

rundum proredendi in omnibus scientiis. S. besonders den Begriff „seeunda in!en!io“

oh. Anm. 363, sowie noch weitere Stellen des Thomas unten Anm. 506.

490) Mctaph. I, 1 (VOI. IV) I. 3 v. A: Plans artes sun! repcrlae quaalum ad

utililatem. qaamm quaedam um! ad vitae necessitatem‚ sieu! mechanicae‚ quaedam

vero ad introdactionem in aliis scien!iis, sinnt scien!iae Iogt'cales u. s. I. S. oben

Anm. 368.

491) Anal. post. l, 1, (Vol. I) f. 16 v. A: Ar: qaaedam necessaria esl, quae

‚i! direativa ipsius actus ralianis‚ et Isaac es! am logiea, i. e. rationalis soien!ia‚

e! ideo mda!ar esse an artium .... .. Una avlio intelleetus es! inlelligen!ia in—

divisibiliurn, . c! haec operatia a quibusdam (d. b. Algazeli und Pseudo-Averroes,

s. vor. Abschn.. Anm. 236 u. 346) dicitur informelle intellectas sive imaginalio per

intellectum; et ad kam: operationem ordinatur über Pracdicamentoram. Smmda

rero operatio intellertus es! romp0.silio eel dirisio.....in libro Perihermenias. Terlius

uero ac!us rationis es!‚ u! per id, quod es! notam, devenia! in coynilionem

igno!i . . . . .. Es! enim aliqais rationis processus neuessita!ern inducens; alias.

in quo u! in pluribus veram concluditar‚ nec tarnen necessitatem habens; tertius aero,

in qua ratio a vero deficit l’ars aulcm Iogicar, qaae prima damit processui,

indicativa dici!ur (über iudicium und inventio s. oben Anm. 368) Cer!iludo

aalen! indirii es! rot m: ipso forma xyllogismi tantam, e! ad hat: ordinatur über

Priorum Analylicorum, .. ve! e!iam es: materia, . . . . .. e! ad hoc ordinatur über

I’osleriornm Analyticorum Secnndo aalem rationis processui desertn'! alia pars

Iogivae, quae dicitar inaentiva .... .. c! ad hoc ordinatnr Topica eine Dialectica,

. . . . .. Rhetorica, Poe!ica (s. oben Anm. 364 u. 370) Omnia entern hart:

ad rationalen: philosophiam per!inent . . . . .. Tcr!io entern provessai rationis deserrit

pars logicae‚ quae dicilur sophistica..... in Iibro Elenchoram‚ Periherrn. l, l, (Vol. l)

f. I r. A: Duplex es! operalio in!cllcctus. Una quidem, qaae diritur indivisibilium

intelligcnlia.....; alia es! operatio in!cllec!us comp(mcnlis et dividenlis. Additur

entern e! tertia operativ, so. ratiocinandi, secandum quod ratio procedi! a no!is ad

inqaisitionem ignotorum . . . . .. Cum antun logica dicatar rationalis scit=ntia, neccsse

est‚ quorl eins consideratw verse!ur circa ca, qaae pcrtinen! ad !res praedictas opera

tiones intellectus u. s. w., d. h. er begründet hiedurch die Reihenfolge des Or

gnnons: Caieg.‚ De interpr., Anal. pr. S. oben Anm. 370—373.

110 XVII. Thomas von Aquino.

Die bereits traditionell gewordene Unterscheidung, d. h. ante rem, in

re, post rem 492)‚ bekommt auch hier vorläufig die Färbung des sog.

aristotelischen Empirismus, indem von der Sinneswahrnehmung des Ein

zelnen aus der Denkact hinterdnin (posterius) durch Abstraction das

gleichmässige Verhalten (habituda) des einheitlich Gleichen erlasse und so

zur intentio universalitatis (s. ob. Anm. 363) gelange, während in den

Dingen selbst das Universale als das prius vorliege, welches im Eul

stehungsprocesse sich verwirklichen“). Und so spricht Thomas wieder.

holt von einem colligere 494), idem ea: pluribus decipere 495), voll

communitas und selbst von indifferens ‘96), und er betont ausdrücklich,

dass das commune als solches nur im Denkacte liegen"), während dle

Natur, welcher dieser Abstractionsprocess „widerfährt“ (accidit), nur in

492) Sentent. ll, Dist. lll, qu. 2, art. 2 (Vol. Vl, 2) f. 15 r. A: Es! lriplu

universale: quaddam, quod est in re seu natura ipsa, qua es! in particulwa,

quamvis in eis non sit secundum rationem universalitatis in actug est etiam quoddßll

universale, quod est a re acceptum per abstractioncm, et hoc posterius est re; ....tsl

etiam quoddam universale ante rem, quod es! prius re ipsa. sicut forma domus "I

mente aedificatoris. De po!. dei, qu. 5, art. 9, l‘. 55 v. A: Universale tripticiter con

siderari polest, el secundum quemlibet modum considerationis .. . . . universale est semper

Uno modo . . . . secundum quod abstrahit a quolibet esse . . . . .. Alia modo .. .. secun

dum esse, quad habet in singularibus . . .. Tem'o modo . . . . secundum esse, quod habet

in intellectu S. oh. Anm. 379 f.

493) S. tlteot. I, qu. 85, art. 3 (Vol. X) f. 285 v. A: Quia sensus est singu

larium, intellectus autem unioersaliurnl necesse est, quod cognitio singularium quoad

nos prior sit quam universalium cognitio f. 286 r. B: Universale dupliriltt

potest considerariz uno modo secundum quod natura universalis consideratur sme

cum intentione universalitatisg et cum intenlio universalitatisq ut scilicet unum et tum

liabeat habitudincm ad multa, proveniat ez abstractione intellectum oportet quod SI"

cundum hunc modum universale sit posterius (das Gegentbeil hievon s. unten Allm

511)..... Alio modo potest considerari quantum ad ipsam naturamv prout invenitur

in parlieularibus; et sic dicendum est, quod duplex est ordo naturae; unus sei:de

viam generationis et temporiss .. alius est ordo perfectionis sive intentionis naturam

sicut actus simpliciter es! prius. Ebend. It, 1, qu. 29, art. 6 (Vol. XI, 1) f. 66 \‘.A:

De universali dupliciter contingit loquis uno modo secundum quod subest intention

universalilalis; alio autem modo dicitur de natura, eui talis intentio attribuitur...i.

Si accipiatur primo modo, . . . . .. universale fit per abstractionem a materia indiv

duali. Das Original bievon können wir uns aus obigen Slellen Albert's, Aum.379‚

388, 393, zusammenholen.

494) S. c. gent. I, 3, (Vol. lX) [.3 LA: Ea, quae m sensum non audunl, IM

possunt humano intellectu eapi, nisi quatenus ex sensibus earum cognitio colligilvtv

ob. Anm. 387 u. 393.

495) Anal. post. I, 42, l. 51 r. A: Universale non cognoscitur sensuv sed et

pluribus singularibus visis, in quibus multotics eonsidcratis invenitur idem accide

accipimus universalem cognitionem S. ebend.

496) De cnte et ess. 3, (Vol. IV, 2) f. 11 r. A: Non oportetv ut disci-samo

specieruml quarum est idem genus, sit una essen!ia‚ quia unilas generis er ipSi

indelerminatione vel indifferentia (oh. Anm. 383) procedit . .. . . Genus dicitur unum

per communitatem formae signalae,‘ unde pale!‚ quod per additionem differentia vt

mota illa indelerminationig quae erat causa unitatis generis. remanent species dii-mii

per essential». _

497) S. c. gent. l, 26, l. 31 v. B: Ouod es! commune multis (ob. Anm. seo M

non es! aliquid praeter multa nisi sola rationey sicut animal non est aliud pm!"

Socratem et Platonem et alia animalia nisi in!elleclu‚ qui apprehendit formam M"

malis exspolialant ab omnibus individuantibus et specificaulibus. Ob. Anm. m lv

382 l. u. 391.

XVll. Thomas von Aquino. 111

den Einzeln-Individuen existire 498). Wenn daher folgerichtig die Einzeln

Dinge erst durch diese abstrahirende und sammelnde Denklhätigkeit wirk

lich Gegenstände des „Erkennens“ werden oder sogar an sich dem

Erkennen unzugänglich sind 499), so kann völlig im Sinne des Aristo

teles gesagt werden, dass die Sinneswahrnehmung der Boden und

der Ursprung des Erkennens sei, aber eben der Denkact vermöge

einer reflezio‚ durch welche er auch sich selbst ergreifen kann, sich

durch die sinniälligen Dinge auf das ihnen zu Grunde liegende Allge

meine zurückbeuge und so das Hinderniss der Materialität überwin

dend zur Quiddität des Einzelnen vordringe 5°“). indem Thomas auf

diese Weise einerseits die intentio universalitatis und andrerseits die

derselben unterworfene Objectivität unterscheidet, welch letztere wieder

einerseits in den Einzeln-Dingen materialisirt und andrerseits im Denken

universalisirt sei, kann er und muss er diese Auflassung zu einer

Polemik gegen Plato formuliren 50'), welche er ausdrücklich an mehreren

498) S. theol. l, qu. 85, art. 2, f. 285118: Cum dicilur universale abstractum,

duo intelliguntur, so. ipso natura rei e! abstractio seu universalilas. Ipsa igilur

natura, rui accidit (ob. Anm. 392) v2! intelligi vc! abstraln' ve! intenlio universal!

!a!is, non es! m'n' in singularibus; m! hoc ipsum, quod es! intelligi vel abstrahi vel

intenlio universalitatis, es! in intellec!u. Anm. 391.

499) Ebend. qu. 86, art. 1, f. 290 r. A: Principium singularitalis in rebus ma—

!erialibus es! maleria individualis; in!clleclus autem nos!er . intelligi! abstrahendo

speciem intelligibilem ab hniuamadi maleria; quod uulem a ma!eria individuali abs

trahitur, es! universale. Umle intellectus noster direrte nun es! cognoscitivus nisi

universalium; indirecle au!em et quasi per quandam reflezionem potes! coynoscere

singulare. Ebenso De verit. qu. 2, art. G, f. 303 r. A. Weit schärfer aber und

völlig übertrieben erscheint diese Auflassung S. !heal. l, qu. 14, art. 11, f. 63 v. B:

lntellectus nos!er :peciem in!elligibilem abstrahi! a principiis imlividuanlibus; undc

species intelligz'bilis uos!ri in!elleclus nun potes! esse simi!itudo principiorum indivi—

dualium, e! propler hoc intelleclus nosler sinyulan'a non eog'noscit (es ist diess eben

der Gegensatz gegen Gottes Erkennen, s. unten Anm. 5171.).

500) De princ. individ. (Vol.liVll, 1) f. 206 v. A: In cogm'tiane humane [unda

men!um e! origo es! senxus . . . . .. secundum pltilosophum in libro Periherrnenias (s.

Abschn. IV, Anm. 108) lmpossibile es! intellectum fem‘ super illa ancidenlia

nisi . ‚ . . .. per rundum cuiuedam reflexionis. Reflexio aalen: es! duplex . . . . .. I'otcsl

igitur uel redire in se per aclum e! potentiam suam vel redtre per obieclum in ipsam

originem obiec!i‚ sc. per phantusmata in species sensibilium...... Cum em'm in ipso

suo obiecto figitur acies, rationem universalis apprehendil‚ quod so!um in istis in—

fert'oribus ab intelleclu determinatur u! proprium obiectum, cum omnia singulan'a apud

110: materialia sint; materia em'rn impedi! intellectum, singulare vero nun . . ‚ . ..

(f. 207 r. A) Idee quiddilas rei malerialis in ipsa sua parliculart'!atn es! obiectum

ratiom's parlicularis, cuius es! eonferre de intentionibus particularibus. Ob. Anm.

391, 393 u. 382.

501) De anima II, 12 (Vol. III) f. 26 r. B: Universale potes! aceipi dupliciler‚

Uno modo potent dici universale ipso na!ura communis‚ pro-u! suln'ace! inten!ioni um'

versa!ilatis (s. oben Anm. 489 und unten Anm. 506). Alio modo aecundum se, staut

e! album potest accipi dupticiter....‚... Ista au!em natura, cui advem'! in!enttu

universatitalis‚ habet duplex esse, unum quidcm materiale, secundum quod es!

in maleria naturali, atiud autem immateriale‚ secundum quod es! in intelleclu. (Die

eklektisch benutzte Quelle dieser Dreigliederung s. oben Anm. 379 11.383.) Serundum

igilur quer! habe! esse in materia naturali‚ mm po!est ei advenire inten!io universal!

tah‘s, quia per materiam individuatur. Advenit igilur ei universati!atis in!cntio‚

secundum quod abstrahi!ur a materia individuati. Non est au!em possibila, quod

abstrahatur a maleria individuali realiter, sicu! Platonici posuerunl; nun em'm est

ne XVII. Thomas von Aquino.

K...

Stellen übt 502), um ganz entschieden sich zum Aristotelismus zu be

kennen 503). Ja Thomas spricht wie ein aristotelischer Nominalist, indem

er der platonischen ldeenlehre den begritl‘lichen Gehalt der Worte gegen

überstellti’o‘), in welchen der vollständige Ausdruck des lntelligiblen als

ein vom Menschen erzeugter liege 505).

Aber schnell wendet sich das Blatt (wie bei Albert). und Thomas

ist trotz all dieser peripatetischen Plagiate, deren Tragweite er natürlich

gar nicht versteht, Nichts weniger als ein Aristoteliker. Denn während

sein ganzer scheinbarer Aristotelismus sich in den arabischen Begrifl‘ der

intentio secunda concentrirt 5°“), so tritt bei ihm ja nun dieser secun

homo naturalt's, i. e. realis, nisi in his carnibus..... llelinquitur igitar, quod naturi

humana non habet esse praeter principia individuantia nisi tantum in intellects

Ebend. l, l, l'.2r.A: De animali universali possumus loqui dupliciterg aut secundum

quod est universale quod scilicet est unum in multis aut de mum's, aut scandal

quod est animal ‚- et hoc vel secundum quod est in rerum natura vel secundum quod

est in intellectu.

502) De ente et ess. 4, l'. 12 r. A: Non potest diri, quod ratio germ-is, xpeeiei,

di/Terenttae conueniat esse, secundum quod est quaedam res existens extra singularis

ut Platonici ponehant; non enim potest dict, quad Socrates sit hor, quod ut

eo separatum est. Ausserdem Anal. past. I, 1, l'. 17 r. A u. 41. l. 49 v, A, u. ins

besondere De anima l, 5, l. 17 r. A. woselbst er die Worte Alberts (ob. Anm. 394

wiederholt; vgl. auch Anm. 377.

503) S. theoL l, qn. 6, arl. 4‚ l'. 23 r.B: Haec opinio (ac. Platonis) irrationa

bilis videtur quantum ad hoc, quod ponebat species rerum naturalium separatas rr

se subsistentes. ut Aristoteles multipliciter improbat. Hiezu De substanL separ. s. a

angelis. c, 2, (Vol. XVII, l) l. 86 v. B: Non necessi- est, ut ea, quae intellectu

separatim intelligit, separatim esse habeant in rerum natura. Unde nec universalis

oportet separata ponere et subsistentia praeter singalaria, neqac etiam mathematica

praeter sensibitia, quia universalia sunt essentiae ipsorum particularium et mothe

matica sunt terminationes quaedam sensibilium corporum. Et idea Aristoteles mm

[esttori et certiori uia processit ad investigandum substantias a materia separatal.

sc. per viam motus. S. ob. Anm. 388.

504) Periherm. l, 2, (Vol. l.) f. l v. B: Significat hoc nomen „homo“ natura”.

humanam in abstractione a singularibug unde non potest esse, quod signi/icet horm

nem immediate singularem utPlatonici posueruntl quod signi/icet ipsam ideam horum-i

separatam; sed quia hoc secundum suam abstraclionem non subsistit realiter secunda'.

sententiam Aristotelis. sed est in solo intellectu. ideo necesse fail, Aristotclrm dicere

quod voces significant intellectus conceptiones immediate et eis mediantibus res. Leu

teres deutlicher cbend. 10, l'. 7 v. B: nomina non significant res nisi mediam

intellectu.

505) Allerdings stehen die eben angeführten Worte im Commentare zu jener

aristotelischen Schril‘t‚ welche, wie wir sahen, schon langst vor den Arabern den

Anhaltspunkt filr nominalistische Auffassungen dargeboten hatte („universale est. quod

aptum natam est praedicari de pturitms“, s. z. B. bei Srotns Erigena, Abalard mil

und so kann auch ebend. 10, f. S r. B_ gesagt werden: Universale secundum quod

ut in singularibur, cadit in apprehensionem hominum Aber Thomas aussert sich

eben auch anderwärts in einer solch nominnlielischen Betonung des Wortes, nem

lich: De natura verbi intellectus (Vol. XVII, I) l'. 85 r. A: Sirut in principio action!

intellectus et species non sunt duo, sed unum est ipse intellectus et species illustrate.

ita unum in fine relinquitar, similitudo scilicet perfecta genita et expressa ab is

tellectu. et hoc totum ezpressum est verbum et est totum rei dietae expressiven a

tolum, in qua rcs expnmitur, et hoc intellectum principals, quia res non intelligitur

nisi in eo; est enim tanquam speculum, in quo res ecmr'tur, sed non exccdens id

quod in ea cernitur.

506) Metaph. IV, 4‚ l. 43 v. A: Ens rationis dicitur proprie de illis intention

Dur, quas ratio adinvenit in rebus consitleratis1 sicut intentio generi-st speciei e!

XVll. Thomas von Aquino. 113

dären Geltung als das Primäre etwas „ansserlialb der Seele“ Seiendes l

gegenüber 507), und zwar denkt er hiebei zunächst an den aristotelischenl

Form-Begrill', welcher objectiv in den Dingen als Seins-Princip wirke 50“);

aber während er diess in dem antiplatonischen Sinne nimmt, dass nicht

etwa die allgemeinen Begrill'e als ldeen eine getrennte Existenz haben, \

versteht er es christlich-theologisch von den schöpferischen Formen in

Gott 50”). Denn sowie schon das Gleichniss vom Gesichts-Sinne zu einer

solchen Annahme einer species intelligibilis führt510), so werden nun die

Universalien, welche wir so eben (Anm. 493) als das posterius sahen,

hinwiederum im Einblicke auf die formgebende Kunst Gottes als das prius

im begreilenden Erkennen bezeichneti’“). Und da nun der intellectus

aeternas der eigentliche Wohnsitz der Universalien istija und dieselben

‚yu“

f

similiuml quae quidem non inveniuntur in rerum natural sed eonsiderationem rationis

consequuntuu et huiusmodi ens rationis est proprie subiectum logicae. So auch

„inIenlio praedicuzbilitatisu De ente et an. 4, f. 17 r. B und ehend. 6, f. 30 r. B.

Anal. posl. l, 21, l. 31 r. A. Hiezu obige Anm. 489 n. 501. Die Quelle bei Albert

s. Anm. sea Wer die arabische Herkunft dieses Begriffes „intentia“ nicht kennt,

muss denselben missverstehen (so z. B. Aloys Schmid, Die thomistische u. scoti

stische Gewissheitslehre. Dillingen 1859. S. 19).

507) De pot. dei, qu. 7, art. 9, l. 74 v. A: Prima intellecta sunt res extra

animam, in quae primo intellectus intelligendo fertur. Secundo autem intellectu

dicuntur intentiones eonsequentes modum intelligendil sicut intentio generis et

speciei et secundarum substantiarum . . . . . . ln nullo autem proedicamento ponitur

aliquid nisi res extra animam existens-y nam ens rationis dividitur contra ens divisum

per decem praedicantenta. (S. die aristotelische Stelle Abschu. lV, Anm. 302.)

508) S. lheol. l, qu. 85, art. 3, l. ess v. A: Universale secundum quod arcipitur

cum intentione universalitatisl est quidem quodammodo principium cognnsumdi, prout

intentio universalitatis consequitur modum intelligendi, qui est per abstractionem.

Nun autem est necessel quod sit principium essendi. ut Plato existimavit . . . . ..

Si autem consideramus ipsum naturam generis et specieil prout est in singularibusl

sic quodammodo habet rationem principii formalis respectu singulariumg nam singu

lare est propter materiaml ratio autem speciei sumitur ex forma. Sed natura generis

comparatur ad naturam speciei magis per modum materialis principi-ij quia natura

generis sumitur ab eo, quod est mateiiole in re, speciei vero ab ca, quod est fonnale.

S. ob. Anm. 391 u. vgl. unten Anm. 526.

509) Metaph. XI, 2, f. 139 r. A: Nihil est in rerum natura praeter singularia

ezistensl sed tantum in considerotione intellectus abstrahentis communio a propriis l

(B) Es! aliqua substantia separata a sensibilibusl non quidem species rerum sensi

biliuml ut Platonici posueruntj sed primi motoris. /

510) Da unit. intelL (Vol. XVll, 1) l‘. 104 r. A: Natura prout est in singulari

busl est intellectu in potentiuy sed fit intellectu in actu per hoc, quod species a rebus

sensibilibus mediantibus sensibus usque ad phantasiom perveniunt et per virtutem

intellectus agentis species intelligibiles alistrahnntun quae sunt in intellectu possibilig

hoc autem speries non se habent ad intellectum possibilem ut intellecta. sed sicut

speciem quibus intellectus intelligiL sicut etiam speciess quae sunt in nisui non sunt

ipsa visa, sed ca, quibus visus videl. S. ob. Anm. 396 u. ego

511) De VeriMle, qu. 8, art. 9 (Vol.Vlll) l'. 334 v. A: Universale secundum quod

est in eomprehensione noslra, qua comprehendimus res neutrales, est a rebus natura

llubus acceplum. Sed universale in nostra comprehensione existens respectu artifi

cmlium non est posteriusl sed priusy quia per formas artis universales apud nos

existentes arti/iciala producimus et similiter per rationes aeternas deus producit crea

turas. S. ob. Anm. 395.

512) S. theol. l, qu. 16, nrt. 7, l. 75 r. A: Universale dicitur esse ubique et ‚

"min", inquantum universalia abstrahuntur ab hic et nuncg sed ex hoc non sequitur.

ea esse aeternaa nisi in intellectuy si quis est aeternus. .

Puma, Gesch. llI. s

114 XVII. Thomas von Aquino.

im Geiste Gottes als Musterbilder und als Principien des Erkennens vor

Iiegenbls), so handle es sich nur um eine Modificalion der platonischen

Ansicht, denn eigentlich habe Plato auf das Nemliche hingestrebt, was

Aristoteles ausgesprochen, und nur die Art und Weise der lmmateriali

tat, welche den ldeen zukommen soll, sei falsch 5“). Dass sonacb'l‘homas

auch nicht Platoniker sei, durften wir allerdings nach dem Vorgangs

seines Lehrers .(Anm. 377) erwarten, aber indem wir die Einsicht ge

winnen, dass er den Aristotelismus und den Platonismus durch die llystii

des Buches De causis (vgl. Anm. 25), aus welchem er die Begrifl'e w.

unum, verum, bonum zu einer theologischen Wendung benützti’“), cor

rumpirt habe, entdecken wir auch bei ihm in der Universalienfrage als

den innersten Kern das nicht-logische Motiv der mystischen Causaliül

Gottes 516), woran sich nur in Folge des üblichen Auctoritats-Schwindels

ein unverdanter Aristotelismus als äusserliche Schale anschloss.

Aber eben jene höchste göttliche lnstanz ist es, an welche sich bei

Thomas ein anderweitiges Moment knüpft, welches zwar überwiegend der

Ontologie angehört, jedoch hier nicht völlig übergangen werden dari.

insoferne es in den Universalien-Streit hinüberspielt und einige Zeit bis

durch sogar den Haupt-Gegenstand der Controversen bildete, so dass dic

513) Ebend. qu. 15, art. 1, f. 69 v. A: Neressc est ponere in mente dm“

ideas . . . . .. I’er ideas intelliguntur formae aliarum rerum praeter ipsas res erislentu

Forma aulem alicuius rei praeter ipsam existens ad duo esse potest rel utut

exemplar eius, cuius dicitur formay vel ut sit prinripinm cognitionis ipsius, secunda

quod formae cognoscibilium dicuntur esse in cognoscente (B) Neuss: est, qui

in mente divina sit forma, ad similitudinem cuius mundus est factus, et in hoc 60"

sistit ratio ideae. Ebend. qu. 44, art. 3, f. 156 v. A. Ebenso De veriL qu.3.lY1-l

f. 310 v. A. S. ob. Anm. 397.

514) SenlenL l, Dist. XXXVI, qu. 2, art. 1, t. 112 v. B: Plato et alii ‚zum!

philosophi quasi ab ipsa veritate coacti tendebant in illndl quod postmodum Amn

teles expressit, et ideo Plalo ponens ideas ad hoc tendebat1 secundum quodb‘

Aristoteles posuit, so. eas esse in intellectu divino; unde hoc improbare philosophi

non miendil, sed secundum modum, quo Plato pasuit, formas naturale: per se m

stentes sine materia esse. S. c. genl. III, 24, f. 25911 B: Dici! boethius in htm

de Trim'tale (s. bei Gilberl Porretanus, Abscbn. XIV, Anm. 463 HI), quod formae

quae sunt in materia, venerunt a formis, quae sunt sine materia. Et quantum si

hoc verificatur dictum Platom‘s, quod formae separalae sint principia formarum, q!“

sunt in materia, licet posuerit cas per se subsistentes et causantes immediate foi-mh

sensibilium. Nos vero ponimus eas in intellectu existentes et causantes formas fl'

feriores per motum coeti.

515) Ou. de verit. l, l (Vol. VIII, I) f. 289 r. B: Ouaecunque se habent II

prius et posterius, oportet esse diverse, sed verum ct ens sunt Imiusmodi, quintil

dicitur in libro de Causis, prima rerum creatarum est esse, et . . . . .. omnia alo

dicuntur per infomationem de ente et sic sunt ente posteriora..... Ea, quae dicwl‘f

communiter de causa et rausatis, magis sunt unum in causa, quam in causatia f"

praecipue in dea, quam in creaturisg sed in deo ista quatuor „ans, mmm, um"

bonum“ sic approprianlur, quod me ad essentiam pertineaL unum ad personam puto-t

verum ad personam fitti, bonum ad personam spiritus sanch'; personae autem dirw.‘1

non solum rationey sed re dislinguunlun unde ad invicem non prardicanturi "9*

multo fortius in creaturis debent ampliusl quam faldone, differre Vgl. Abschnle

Anm. 273.

516) S. c. genL III, 25, f. 262 LA: intellectus autem humanas cognomi m

universale, desiderat igitur natur-aliter cognoscere causam eins, uae solum deus ut

De ente et ess. 5. f. 17 v. B: lntelligentia (d. h. causae primae est habens forwm

et esse, et accipitur ibi forma pro ipsa quidditate vel essentia simplici

XVII. Thomas von Aquino. 115

übrigen rein logischen Fragen in den Hintergrund traten. Was nemlich

das princz'pz'um individuationis betrillt‚ welches wir auf arabischer Grund

lage schon bei Albert trafen (Anm. 388), so erstreckt sich ja nach Thomas

die Cansalität Gottes natürlich auch auf die Materie und hiemit für das

Erkennen auch auf die als Indiiridueu auftretenden Objecte5‘7); denn

zwischen Gottes Erkennen und dem menschlichen Erkennen sei eben der

Unterschied, dass letzteres den Befund der Materie und hiemit der In

dividualisirung bereits vorfindet, aus welcher es nur die allgemeinen

Formen nachschatl‘end erzeugt, während ersteres die Form und den Stoff

schaIl’t”“). Die Individuation selbst aber verlegt Thomas ebenso wie

Albert (ob. Anm. 388) nach arabischem Vorbilde in den Begriff der

discreten Grösse, d. h. was er als materia signata bezeichnet, ist die -

durch Raum-Dimensionen bestimmt abgegränzte Materie, welche den Art

begrill‘ in der nemlichen Weise zu Individuen umgestaltet, in welcher der

artmachende Unterschied den Gattungs-Begriil‘ zu Arten macht°“’). D. h.

die individuelle Substanz (die aristotelische substan!ia prima) werde

allerdings als solche durch jenes quantitative Moment der Raum-Dimension

nicht „verursacht“, wohl aber von demselben stets „begleitet“, so dass

das in die Sinne fallende Individuum durch seine örtliche und zeitliche

Determination (hie et mme) jene Mitlheilbarkeit‚ welche den allgemeineren

Substanzen eigen ist (Anm. 496 III), einbüsst und als incommunicabile

bezeichnet werden muss 520).

517) Sentenl. II, Bist. III‚ qu. 2‚ art. 3, f. 15 v. B: Deus es! causa rez' non

so!um quan!um ad formum, sed eliam quanlum ad maleriam‚ quae es! prineipium

individualionis,‘ unde idea in men!e divina es! simililudu rei quanlum ad ulrumque,

sc. maleriam e! formam,‘ e! ideo per cum cognoseunlur res nun !an!um in universali‚

sed eliam in parlicu!ari. Ueber das principe'um individualionis überhaupt s. auch

Mon!et a. a. O. (ob. Anm. 483) p. 591fl'.

518) Ouodl. VIII, 2 (Vol. VIII, 2) l‘. 52 v.B: Cum in men!e divina sin! omm'um

crea!urarum formae exemplares, quae ideae dicun!ur, sie"! in men!e ar!ificis‚ hoc

tarnen in!eres! in!er formax exemplares, quae ‚an! in men!e dirina e! in men!e arli- l

ficis creali, quod crealus ar!i/'ex agi! ex praesupposila ma!eria; ende formae exem

plares, quae ran! in eius menle‚ mm saut fac!ivae materiae, quae es! individuahom's 1

prinzipium, sed solius formae. De quat. oppos. (Vol. XVII, l), f. 219 r. A. Jene

Beschränkung des menschlichen Erkennens s. ob. Anm. 499.

519) De ente e! ess. 2, I. 7 v. A: Malaria uon quomodolibe! accepta es! prin

cipium individuahonis, sed solurn materia eignete; e! dico materiam signutam, quae

Sub cea'lis dimensionibus coflsidera!ur (s. vor. Abschn.‚ Anm. 184); Imee au!em ma

!eria . . . . . . ponerc!ur in di/linitionr Sorralis, si Socrates dif/inilirmem Iiabrrcl; in

diffini!ione aulem Imminis poni!ur maleria non signa!a. Ebend. 3. I. 9 r. B: De

siynatio individui respeclu speeiei es! per muleriam de!enninalam dimensionibus;

designalio au!em epeciei resper!u generis es! per difl'erentiam eonsli!ulivam, quae ex 1

forma rei eequi!ur (s. ebend. Anm. 146).

“'520) S. c. gen!. II, 49, I. 146 v. A; I‘rincipium dirersi!atis !ndieiduorum eiusdem

apeciei es! divisio materiae seeundum quantitalem‚ . . . . . . sine quu substan!ia es! in

dieisibilis. Vgl. S. !heol. I, qu. 3, art. 2, f. 13 r. A. Insbesondere aber De prirwip.

individ. I'. 207 r. A: [peu forma materialis dirersificalur secundum mu!!a esse in—

rommunicabilia, mauern una seeundum ra!!onem mullis communicatam . . . . .. quod

reddilur ineommunicabilis per reeeplionem suam in maleria . . . . . .. (B) Ouan!i!as de

!ermi1m!a dicilur principt'um individualionis‚ nun quod aliquo modo euuset subieclum‚

suum, quod es! prima subs!anlia, sed concomilalur eam insepambiliter e! determinat'

eam ad hie e! nunc. ”lud ergo, quod cad!! sub ra!ione parlieulari, es! hoc a!iquid

per naluram materiae; quod au!em eadi! sub sensu e:clcriori‚ es! per quantitalem.

8*

116 XVll. Thomas von Aquino.

Auf solcher Grundlage bespricht dann Thomas (hauptsächlich in der

Schrift De eute e! essentia) in völligem Anschlusse an Avicenna die Be

grille „essentia“ und „existentia“, sowie die einzelnen Universalien selbst.

Nur Wiederholungen ja des arabischen Vorbildes lesen wir bei ihm über

den definitorischen Gehalt des Wesensbegrill‘es, welcher die Einheit der

Form (s. bei Albert ob. Anm. 385) in sich enthält 52l), über die Quid

dität der einfachen Substanzen 522), über Steif und Form der zusammen

gesetzten Substanzen 523), über Unabhängigkeit der Essenz von der

Existenz“‘)‚ über Singularität und Universalität 525), über das Verhältnis

des Gattungsbegrill'es zum Artbegrifl‘e 526), über den quidditativen (Ihr

rakter des letzteren 527)‚ über das Verhältniss des Gattungs-Begrill'es zur

Differenz 528), über die Wortform des Differenz-Begriffes“”), und endlich

auch über das Accidens 530).

Aus dem Umkreise der Kategorien besitzen wir von Thomas dir

Monographie De qua!uor oppositis 53‘)‚ in welcher er zur Erklärung

auch die übrigen aristotelischen Stellen aus der Metaphysik, der Physil

und De seusu beizieht, so dass er (wie Aviceuna) an der ficht aristule

lischen Auffassung des Entblösstseim festhalten kann 532)‚ während er

andrerseits auch Veranlassung nimmt, seine christliche Creatious-TheoriP

zu entwickeln 533).

\ Den Unterschied zwischen den Kategorien und dem Urtheile findet

521) De en!e e! ess. l, f. 3 v. A: Ens per se dici!ur dupliciter: uno modo, qM

dividi!ur per decem gencra (s. die aristotelische Stelle Abschn. IV, Anm. 341); ‘l""

modo‚ quod significa! propositionum veritalem eliamsi in re m‘hil portal...,v

Ens prima moda dictum es!‚ quod significa! subs!anliam rci (f. 4 v. A) 0‘“

illud, per quod 1‘cs rous!iluilur in proprio genere e! specie, es!‚ quod signififl“"

per diffinitionem indiranlcm quid es! res‚ inde est, quod nomen essentiae a plllt'

sophi: in nomcn quiddila!is mula!ur (f. 5r. B) Essentia dics'!ur, quod p" W"

e! in ea res habe! esse. Die Hauptstelle über unilas formae betreffs des üblich“

Beispieb.‘s „homo“ ist S. lheol. l, qu. 76, art. 3, f. 245 v. A: Nihi! es! simpliflw

unum, nisi per fonnam unam, per quam habe! res esse (B) Ergo aparteleamlm

formam esse, per quam aliquid es! animal e! per quam aliquid es! honw Et!“

dtcendum, quod enden: numcro es! animu in homine sensitiva e! intellectiva e! nahr

liva. Vgl. vor. Abschn. Anm. 92 f. u. 97.

522) De ente c! ess. 5, f. 19 r. B. Vgl. ebd. Anm. 92.

523) Ebend. 2, f. 7 r. A. Vgl. ebd. Anm. 229. .

524) S. lheol. l, qu. 13, art. 9, f. 54 v. B (woselhst auch das übliche lleiil"‘l

von der Sonne). De enle e! ess. 5, f. 20 r. B. S. obige Anm. 387. .

525) De en!e e! ess. 4, f. 12 v.—— 15 v. auf wörtlicber Uebereinstimmuß m"

Avicenna beruhend, s. vor. Abschn., Anm. 178. _

526) Ebend. 3, f. 10 r. B: Pate! ratio, quare genus et species et difl'eren!“ “

haben! proportionaliler ad maleriam, formen! e! composilum in natura, quamvlt"l"

sin! idem cum illis, quia neque genus es! maleria, sed sumitur a materia u! u9’"‘

ficans lolum, neo differentia es! forma, sed sumi!ur a forma u! signifitanx 10M

Aehnlich ebend. 6, f. 29 r. A und Periherm. l, 8, f. 6 r. B. Vgl. obige Anm. 505

n. vor. Abschn. 166.

527) De ente e! ess. 3, f. 11 v. A. Vgl. vor. Abschn. Anm. 127 l

528) Ebend. f. 10 r. A. Vgl. ebd. Anm. 116.

529) Ebend. 4, f. 11 v. B. Vgl. ebd. Anm. 150.

530) Ebend. 7, f. 30 v.—35 r. Vgl. ebd. Anm. 961T.

531) Opusc. 37 (Vol. XVII, 1, 1.217 v.—-220 v.).

532) f. 217 v. B. Vgl. vor. Abschn., Anm. 145 u. 197 f.

533) f. 219 r. A. Vgl. ob. Anm. 518.

XVll. Thomas von Aquino. 117

er mit den Arabern darin, dass bei letzterem es sich um eine von der

denkenden Seele gemachte Verknüpfung oder Zusammensetzung handle 534). ’

Sein unvollendet gebliebener Commentar zum Buche De interpr. bietet

Nichts bemerkenswerthes dar; denn während er im Ganzen die Erläu

terungen Albert’s wiederholt535), kann er immerhin gelegentlich aus Apu

lejus oder Augustinus die Bemerkung einschalten, dass die Partikeln nur

Bindemittel der Urtheile sind 536), oder aus Averroes den Begriff der

Syncategoreumata entnehmen 537) oder von Avicenna die Ansicht ent

leihen, dass „omm's“ nur eine Modalität der Urtheile sei538) oder den

Algazeli betretl's der Einheit der Urtheile ausschreiben 539), ohne dass

wir hierin etwa grosse Verdienste erblicken. Wenn wir aber gerne her

vorheben, dass er in ächt aristotelischem Sinne sogar mit grösserer Schärfe

als Averroes die hypothetischen Urtheile und Schlüsse abweist“°), so

muss es uns hinwicderum als eine Inconsequenz erscheinen, dass Thomas

in seiner als acht beglaubigten (s. ob. Anm. 483) Monographie De pro

positionibus modulibus 5"‘) diesen speciellen Gegenstand in vollständigem

Anschlusse an die byzantinische Logik behandelt. Während er nemlich

hierüber allerdings auch bei Albert Erörterungen vorfinden konnte (s. ob.

Anm. 456 f.), verschmäht er offenbar diese Quelle, um den Wilhelm

Shyreswood (—— denn mit diesem, nicht aber mit Lambert von Auxerre,

noch auch mit Petrus Hispanus, stimmen seine Angaben fast wörtlich

überein —) abzuschreiben 5‘“). Die üblichen Verse aber sind in dem

gedruckten Texte des Thomas theils ungehörig umgestellt, theils sichtlich

aus späterer Zeit interpolirt”“). Uebrigens gehört auch diese Benützung

534) Sentent. l, dist. XIX, qu. 5, arl. l, (Vol. VI, l) f. 65 v.A: Esse dicitur

dupliciter: mm modo secundum quod ms signifieat essentiam rerum, praut dividitur

per decem genera; alio modo secundum quod esse significat compositionem, quam

animu facit‚ et {sind ens philosophus appellat verum. Vgl. vor. Abschn., Anm.

17, 74, 82.

535) So z. B. f. 1 v. B auch die Bemerkung über Andronikus (s. ob. Anm. 443)

und f. 5 v. B über die Eintheilung der Satzarten (s. ob. Anm. 449).

536) f. 1 r. B: Alias vero sunt magis rolliguliones partium orationis, quam ora

tiom's partes, staut clavi. S. Abschn. X, Anm. 7. u. Abschn. Xll, Anm. 43.

537) f. 5 r. A: Syneategoremata, quae secundum se nun significant aliquid abso

lutum, sed solam habitudinem um'us ad alterum. S. vor. Abschn., Anm. 309.

538 f. 8 V. B. S. ebd. Anm. 214.

539) f. 6 v. B. S. ebd. Anm. 259.

540) f. 1 r. B: Hypothetica cmmtialio nun eontinet absolutem vcl‘itatem, cuius

cognitio reqm'ritur in demonstratione, . . . . ..scd significat, aliquid nerum esse ex

supposilione, qu'od nun su/fioit in seientiis demonstrativis, et ideo Aristoteles

pruetermisit tractatum de hypotheticis enuntiationibus et syllogismis. Vgl. ebd.

Anm. 327.

541) Opusc. 40 (Vol. XVll, l), f. 226 r. B.

542) f. 226 r. B: Modi autem, quz' oompositt'onem determinant, arm! sca:‚ so.

verum, falsum, neoessarium, impossibile, possibile, sonüngcns. Verum autcm et falsum

m'hü addunt supm significationes propositionum de Messe u. s. f., s. ob. Anm. 42 fl'.;

namentlich stimmt auch die Figur (f. 226 v. A) genau mit jener des Wilhelm überein,

s. Anm. 45.

543) Es finden sich nemlich (f. 226 v. A) zunächst jene obigen Verse (Anm. 44)

in der Reihenfolge 2, 4, l, 3, 5, 6; hierauf folgt jener Vers, welcher unten, Abschn.

XX, unter den späteren Erzeugnissen vorkommen wird, und dann noch die ersten

vier der ebendaselbst anzufübrrnden Verse.

118 XVII. Thomas von Aquino. Pseudo-Thomas.

byzantinischen Stoll'es ebenso wie jene bei Robert Capito oder bei Alben

immer noch zu den vereinzelten Erscheinungen 544).

Der Commentar des Thomas zur zweiten Analytik"“) enthält

ausser den wenigen Stellen, welche schon oben benützt wurden, durchaus

Nichts erwähnenswerthes; er bewegt sich lediglich in einer erklärenden

Umschreibung des Originales und vermeidet jeden gelehrten Apparat ebenso

wie alle Controversen.

Endlich dem Umkreise der Sophistik, über welche er gelegentlidr

eine Bemerkung Albert’s wörtlich wiederholt 546), gehört seine St‘ltl'lll

De fallaciis an. Dieselbe ist eine breite Paraphrase der ersten fünf CI'

pitel des aristotelischen Buches, von welcher höchstens hervorgehoben

werden mag, dass Thomas zuweilen Sophismen anführt, welche um

des erforderlichen Wortwitzes willen dem lateinischen ldiom angepasst

sind 5‘").

lnsoferne aber unter den oben (Anm. 484) genannten unächten

Schriften des Thomas sich einige befinden, welche demselben nur wegen

des entscheidenden Mangels an positiven Zeugnissen abgesprochen werden

müssen, hingegen ihrem ganzen Inhalte nach ebensowohl von Thema

selbst verfasst sein könnten und namentlich nicht die geringste Spur einer

späteren Entstehung zeigen, so mögen dieselben gleich hier ihre Stelle

finden. Jedenfalls sind sie von ächten Thomisten oder Alberlisten gr

schrieben, und zwar sichtlich ohne Berücksichtigung der alsbald eintrc

Lenden Controversen und Bereicherungen der Logik, und sowie sie ehe

darum wenig Bemerkenswerthes enthalten, kann ich mich über sie seht

kurz fassen.

So finden wir in der äUSSOI‘SI kurzen Schrift De sensu respech

singularium et intellectu respeclu universalium wörtlich des Thema:

Ansicht über die lndividuation (ob. Anm. 519), sowie über das Auftreten

der Universalien in den Dingen und im Denken (Anm. 501, auch die

dortige Polemik gegen Plato fehlt hier nicht). Höchstens könnte man

sagen, dass des Thomas Auffassung der menschlichen Worte (Anm. 50411

etwas präciser ausgedrückt sei, wenn der Verfasser bemerkt, Prädikat!

der Individuen seien nicht die Bezeichnungen der intentio (Anm. 493i

sondern die Bezeichnungen der objectiven Wesen selbst 5'").

Auch die Schrift De natura syllogismorum bietet ansser einer v0t

Avicenna (vor. Abschn. Anm. 216) abweichenden Bemerkung, dass dlt

vier aristotelischen Ursachen im Syllogismus nachweisbar seien, durchilß

544) S. Anm. 357 u. bes. 471.

545) Vol. l, f. 16 v.—73 v.

546) S. theol. ll, 1, qn. 57, nl't. 6, f. 117 v. A. Ebend. 2, qu. 51, UL1‘

f. 124 r. A. Metaph. IV, 4, f. 43 r. A. Vgl. ob. Anm. 480.

547) Opusc. 39. Vol. XVII‚ l, f. 221 r. —226 r. S. dort z. B. f. 223 t-B

0mm's populiu es! arbor, scd afiqua gen: es! populus. Oder (f. 223 v. A): T" "

qui es, Md quics es! idcm quod requiex‚ ergo tu es reqm'es. Oder (ebend.): Ü‘ii'

quid deus [ecil invite, fecit inm'lus; sed racemos [mit in eile; igitur TMMMI /'““'

innitus n. s. f.

548) Vol. XVll, 2, f. 35 v. A. Dort lesen wir (B): Nomina commwu'a ”f"?

ficautia natura: ipau: pracdicanlur de individuis, nun autem nomina signififl"“’

intentiones. Vgl. Abschu. XIX, Anm. 127.

XVll. Pseudo-Thomas. Bouaventura. ‚ 119

Nichts eigenthümliches dar, denn ihr Inhalt bewegt sich in der allerge

wöhnlichsten Angabe der „Regeln“ der aristotelischen Syllogistik 549).

Ebenso ist die Abhandlung De inventione medii 550) Nichts als

ein schulmässiges Excerpt der ausführlichen Erklärung, welche Albert

(ob. Anm. 464) der versinnlichenden Figur des Averroes gewidmet hatte;

dass dabei Beispiele für die vierzehn aristotelischen Modi (d. h. natürlich

bei der ersten Figur mit Ausschluss der fünf theophrastischen Modi)

gegeben werden, versteht sich von selbst.

Desgleichen zeigt die Schrift De demonstralione 551) nur eine Wieder

holung desjenigen, was Albert in seinem Commentare zur zweiten Ana

lytik über demonstralio potissima (Anm. 476) und über subiectum, passio

und dignitates (Anm. 475) unter Beiziehung der aristotelischen Beispiele

gesagt hatte.

Wenn aber nun der gleichzeitige Franziskaner B 0 n a v e n t u r a

(d. h. Johann von Fidanza, geb. 1221, gest. 1274) gewissermassen

ein Gegenstück oder wenigstens ein Correlatum zu Albert und Thomas

bildet, und an seinen Schriften die nachmalige Fehde zwischen Domini

kanern und Franziskanern sich nährte, so kann die Geschichte der Logik

es mit Vergnügen den Mystikern oder andrerseits den gelehrten Theologen

anbeimgeben, über die Verdienste desjenigen Autors, welcher ein Hine

rarium mentis ad deum schrieb, zu entscheiden. Denn sowie in dem ‚

„deo frui“ überhaupt nicht das Reiseziel der Logik liegt, könnten wir

den Bonaventura gänzlich der homiletischen Litteratur überlassen, wenn

er nicht gelegentlich Einen Punkt berührte, welcher uns hier interessirt.

Dass er als Mystiker die Universalien realistisch in extremem Platonismus

nimmt und dieselben sogar als wesensgleichartig direct in den Schöpfer

verlegt”"), ist bei ihm wohl selbstverständlich, entzieht sich aber in

dieser Fassung jedem logischen Motive. Hingegen bezeugt er uns, dass

schon damals über das principium individuationis gestritten wurde,

indem die Einen die oben (Anm. ‚519) erwähnte Ansicht betreffs der

Materie vertraten, während Andere von einer eigenen „forma individua

lis" sprachen; aber wenn Bonaventura selbst eine dritte Ansicht als die

richtige bezeichnet, nemlich dass die lndividuation durch eine Verbindung

von Materie und Form entstehe, so scheint er nicht zu wissen, was er

549) Ebend. f. 13 v. B: Caruso efficiens syllogismi es! anima rationalis.....

Malaria vom sunl Ires lermim' et duae propositiones... .. Forma vero eins est poleslas

inferendi oonclusioncm . . ‚ ‚ .. Fim's autem eins es! focere fidcm. Sodann werden

über den kategorischen Schluss die bekannten Regeln (ca: mere parlicularibus u. s. f.)

vorausgeschickt, hierauf die drei Figuren und deren Schlussfäbigkeit erklärt und

begründet, und zuletzt folgt eine äusserst magere Zusammenstellung der modalen

Schlüsse. '

550) Ebend. f. 35 v. B. (mit Beibehaltung der bei Albert recipirten Ter

minologie.

551) Vol. XVll, l, f. 220 v. B.

552) Compend. lheol. vor“. l, 25 (Edilio Lugdun. Vol. VII, p. 698): [den

rerum et exemplar et rationes sie in deo saut, quod idca imporlal causam efficicntem

umformen» c/Tectui, scd exemplar causam formalem‚ ratio vcro causam finalem . . . . ..

(p. 699) Sieut in mente artificis pries csl forma rei, quam opus exeat‚ sie ideae

rcmm ante mundi constilulionem in menle creatoris erant . . . . .. 0mm's crealura prius

in dco existil, .. et hoc per ideas, quae non aliud, quam ipso deus, sunt

c! man,

120 XVII. Bonaventura. Roger Baco.

redet; denn nach seinen eigenen Worten fallt das Hauptgewicht doch

wieder nur auf die Materie, und was er von dem quidditativen Charakter

der Form sagt, wurde sicher von Jedermann zugegeben, trifft aber den

Fragepunkt nicltt553). Ja an einer anderen Stelle spricht er sich so aus,

als ob auch die forma specifica ein Resultat aus Materie und Form wäre

und dabei die concrete Existenz des Individuums sich ganz in den Art

bcgritl‘ verflüchtigte”“). Und um das Maass der Unklarheit voll zu

machen, bezeichnet er wieder anderwärts das „numerari“, d. h. also die

Quantität (vgl. Abschn. XIX, Anm. 66 u. 141), als die Ursache der Ent

stehung des Singulärenäää).

Neben Albert, Thomas und Bonaventura steht chronologisch als ihr

Zeitgenosse der Franziskaner Roger Baco (geb. 1214, gest. 1292 oder

1294), dessen schriftstellerische TIiätigkeit grösstentheils nur wenige Jahre

nach jener des Thomas fällt““); und wir sind auch aus inneren Gründen

553) In II Sen!ent.. Bist. III, Pars 1, an. 2, qu. 3 (Vol. IV, p. 49): Ouueslu

de individuatione . . . . .. De ip.m fuit conlentio inter philosophicos viros. Ouidan

enim di:zerun!, quod individualio venit a materio, quia individuum xupru rperien

non addi! nisi maleriam Aliis vero ali!er nimm esl‚ sc. quod individualio eml

a forma, c! dixerunl‚ qnod ullra formam speciei specialissimae es! forma indis

duulis . . . . .. Es! !er!iu posi!io sah's plane, quod individuatio consurgi! ex arturl1

coniunetione maleriae cum forma, sicu! pulet, cum impressio vel expressiv n't

mul!orum sigillorum in cera . . . . .. Individuum es! hoc a!iquid. Ouod si! hoc, pur

cipalius habe! a maleria, ru!ione cuius forma habe! positionem in !oeo e! Import

Ouod si! oliquid‚ habe! a forma; individuum c_mim habe! esse, habe! e!iam erislm‚

eris!ere da! maleria formue, aed essendi ac!um da! forma materiae. Indiridußliß

igilur in creu!uris eonsurgi! ex duplici principi0.

554) In III Senlrn!„ Bist. X, art. 1, qu. 3 (Vol. V, p. 116): Individuutio et! PI

communicalione materiae cum forma, e! inno!escere habe! per aceidentium collulir

nem . . . . .. Cireumsrriplis aeridenlibur e! proprielatibus, quae individuationent m

faciunl, sed oslendunl‚ individualin es! a principiis inlrinsecis‚ secundum qu0d um

consliltmn! supposilum, in quo !o!um esse rei stabililur. E! quia er coneurru illmn

prinripiorum conslituitur individuum e! resul!al forma !o!ius‚ quue es! forma rperifim,

hinr est, quemadmodum dici! Bae!liius, quod spenie: es! Iotum esse individui (s. Ahschn.

XII, Anm. 97 f)..... In individua proprie diclo est principiorum substan!ialium wi

e! primi ruppositi constilutio in se ipso, mm in allem.

555) In 1 Senlenl., Dist. V, art. 2, qu. 1 (V01. IV, p. 51): Ouoniurn in M'

Iuris forma rommunis numeratur in supposilis, ideo in illis forma communis prt'

duci!ur e! corrumpilur, e! idro universale in singulari yenera!ur‚ quia numeratn

556) Erst seit neuester Zeit sind wir über Roger Baco etwas näher unter

richtet. Nachdem nemlich früher nur sein Opus muiur ad C!emenlem IV. (hrsgttbl

von Jebb, London 1733. fol.) bekannt gewesen war, erwarb sich J. S. Bremer durch

sein Werk „Fr. Rogeri Baum opera qaaedam hac!enus inedi!a“, Vol. l. London1859

8. (als 15. Band der Darum Britannic. medii oevi serip!ores) das Verdienst neu€I

Publicationen, in welchen wir nun nicht bloss das Opus minus (d. b. einen Anm!

aus dem Opus meint»), sondern auch das Compendium s!udii philosophiue und dli

umfangreiche Opus ter!ium in Texlabdrücken kennen lernten. Indem aber gleich

zeitig, und zwar ohne Brewer’s Leistung zu kennen, Emil Charles eine Monographie

betitelt „Roger Baron, sa vie, ses oztvragt‘s, ses doctrines d'aprr‘s der teste: ine'difi“

(Paris 1861. B), bearbeitete, zeigte sich in überfaschender Weise, dass jeder Vßi'

such, den Roger Baco vollständig darzustellen, als ein verfrühter scheitern muss

so lange nicht das ganze reichhaltige Material gedruckt ist; nemlicb E. Charles ltnl

in den Bibliotheken Frankreichs und Englands sehr viel Neues und insbesonde_fl’

einen äusserst ausführlichen Text des Opus !er!inm, von welchem Ein Abschnitt u

einer Handschrift der Biblio!Mque Mazarine unter dem Titel „De communibu: natura

lium“ einen unerwarteten Beichthum philosophischer Erörterungen darbietet. Em'

XVll. Roger Baco. 121

um so mehr berechtigt, ihn hier einzureihen, als seine Ansichten mit

jenen Controversen, deren Entstehung und weiteren Verlauf der XlX. Ab

schnitt darlegen soll, höchstens den einen oder anderen ähnlichen Ge

sichtspunkt gemein haben, keinenfalls aber selbst wirksam in jenen Kampf

eingrill‘en. Allerdings beruhen Baco‘s Verdienste, — insofernc man über

haupt sich veranlasst sehen will, solche zu preisen 55") —, sicher am

wenigsten in dem Gebiete der Logik, wenn er auch ein paar logische

Schriften, welche übrigens noch ungedruckt sind, verfasste558); aber

dennoch müssen wir selbstverständlicher Weise Dasjenige anführen, was

von seinen Kundgebungen hieher gehört.

Während er einmal bei Eintheilung der Wissenschaften (in theore

tische und praktische) die Logik neben der Grammatik unter den theo

retischen Zweigen aufzählt, daneben aber doch noch vom „modus sciendi“

zelne Proben seiner neuen Funde hat E. Charles im Anhange seiner Schrift (p. 334—416)

abdrucken lassen. (Was bei Jebb und Bremer sich findet, hat H. Sichert zu einer

Dissertation, Marburg 1861, verarbeitet.)

557) Dass Roger Baco ein vielseitig begabter Mensch war, wird und kann

Niemand verneinen. Aber man hüte sich vor U6bertreibungen, wie z. B. wohl

deren grösste war, dass man förmlich eine Secularl'eier des grossen Mannes in

Vorschlag brachte. Hebt man hervor, dass er auf Sprachstudium, auf Physik und

insbesondere auf Mathematik hinwies, so soll man bedenken, dass vor ihm der

Grammatiker Helias lebte, aus welchem schon Vincenz v. Beauvais sch0pfle, und

dass Albert mit reichen Händen Naturkunde spendete, sowie dass Robert Capito

die gleiche mathematische Neigung besass (s. ob. Anm. 335 u. 343). Glaubt man,

Baco rage aus seiner ganzen Zeit-Umgehung einzig hervor, so irrt man schon darum

gänzlich, weil er wie Alle im theologischen Auctoritätsglauben befangen ist und

bleibt (s. unten Anm. 562), und was von seiner angeblichen Betonung der „Erfah

rung“ zu halten sei, werden wir sogleich, Anm. 568, sehen. Schon in Folge seiner

ungezügelten Phantasie steht er dem eigentlich philosophischen Impulse etwas ferner,

und nicht bloss durch die Eilfertigkcit der Composition seiner Werke (die drei

bedeutendsten der oben genannten schrieb er in anderthalb Jahren zusammen), son-,‘

dem auch durch seine Grosssprecherei (er verheisst, in drei Tagen das Hehräiscbel

zu lehren, ebenso in drei Tagen das Griechische und in sieben Tagen die ganze

Geometrie, 0p. lerl. p. 65 f.) macht er genau ebenso wie sein berühmter Namens

vetter den Eindruck eines Charlatans oder eines Schwindlers. Endlich aber diel

Hauptsache ist, dass wir hoffentlich auch ihn nicht von der Frage dispensircn,

welche wir ja an Alle richten, nemlieh von der Frage, Woher denn all seine Kund

gebung genommen sei. Und da zeigt sich für den besonnenen Forscher, dass Baco

auch all Dasjenige, was man in übertriebener Weise z. B. als Kenntniss oder Er

findung des Fernrohres, des Schiess-Pulvers, ja sogar der Dampfkralt, hat bezeichnen

wollen, sämmtlich den arabischen Naturforschern entlehnt hat.

558) Pilseus (De illuslr. Angl. scriptl.), der bekannte Lügner (s. Abschn. XIV,

Anm. 524), sagt, Baco habe geschrieben: Logica, De intellectu et intelligibili‚ De

universalibus, In posteriora Aristotelis. Lassen wir uns aber biedurch natürlich

nicht in die Irre führen, so fand hingegen Bremer (a. a. 0., Praef. p. LXlX) in der

Bodlciana noch handschriftlich vorhanden: „Summula dialccliccs Hogeri Bauen“ und

ein Bruchstück: „Mag. Rupert Bacou de sophismatibus et dislinclionibus“. Wenn

jedoch Brewer diesen beiden aus der gleichen Bibliothek noch als dritte Schrift

anreiht „Syncutegorematica fralris Roberti“, lind unter der Bemerkung, dass Rogerus

und Hubertus in den Handschriften häufig verwechselt werden, sofort auch hier den

Namen „Bacnn“ substituirt, so muss ich diess jedenfalls als eine arge Vorciligkeit

bezeichnen. Auch liegt ja ein „Robert“ aus jener Zeit wahrlich nicht in rathsel

heller Ferne, sondern wir werden vielleicht nicht fehlgreifen, wenn wir sogleich an

den Robert Capito denken (s. oh. Anm. 356 f.).

122 XVII. Roger Baco.

als einem dritten Gliede spricht 559), hellt sich diese Unklarheit nach

einer anderen Stelle dahin auf, dass die beiden genannten Diseiplinen als

„sermocinales“ eben doch nur jenen „modus“ enthalten 56°). Aber bei

dem unendlichen Vorzuge, welchen für Baco das praktische Gebiet vor

dem theoretischen voraus hat, kann natürlich die Logik schliesslich nur

einen ethisch-religiösen Zweck haben 561), sowie ja überhaupt die Philo

s0phie, sobald sie nur auf sich selbst vertraut und nicht der Orthodoxie

dient, in „infernalische“ Blindheit gerüth, und die ungläubigen Philosophen

ohne Bedenken der Teufel holt“"). Baco führt auch in einseitigster

Uebertreibung einer arabischen Auctorität lang und breit aus, dass es eine

natürliche Logik (sowie eine natürliche Grammatik) gebe, nach welcher

auch die Laien sämmtlich richtig schliessen und disputiren, und in welcher

das ganze Verfahren, Unbekanntes aus Bekannterem zu erweisen, seine

letzte Stütze habe, und dass somit die sog. eigentliche Logik nur in der

Anwendung gewisser technischer Worte beruhe 56i“), — kurz Baco ver

559) Camp. philos. c. 1, p. 3961 Studium sapientiae hebst duas partes, unsre

so. speculativam et aliam practicam Grammalica enim, logica, naturalis philo

sophia‚ vulgata metaphysica‚ quinque scientt‘ae mathematicae, et plures alias saut

speculativac veritalum, quae non const'stunt in operibus. Oualuor vero scientiae

mathematiooe (qaae novem saut in universo) et alkimia, medicina, moralis philo

sophia, sub qua comprehendo ius civile‚ lheologia cum iure canonico, et multae alias

a perle philosophiae sunl praeticae (vgl. Albert ob. Anm. 360 und Avicenna vor.

Abschn., Anm. 71) .... .. Sed ad omm'a scienda modas optimus requin‘t’ur, Aristo<

teles vom in secundo Metaphysicae voll n. s. w., d. h. es folgt die Stelle Abschn.

IV, Anm. 177.

560) Op. maias, p. 59: Modi aalen: (s. ob. Anm. 363) philosophiae accidenlale:

(über diese Bezeichnung s. Anm. 564) sunt grammatica et logica. Op. tert. c. 25.

p. 104: Cum logica comprchendo grammalieam, quia communi nomine utraque logira

dicilur‚ i. e. sermocinalis sciznlia, nam löyog idem est quod sermo in una signi

ficatione.

561) Op. maius, p. 47: Sed cum volantaa seu t'ntellectus practicus n't nobilior,

quam speculatt'vus, et virtas cum felt'citate ezeellat in infinitum scientiam nudnm et

nobis sit magis necessaria sine comparalione, aecesse est, u! habeamas argumenta

ad exercitandum per inlellectam practicum . . . . .. Legion speculativis scr‘entiis per

(wohl zu lesen praebet) argumenta dito, quae saut dialeclirum et demonstrativen.

moralilms aalen: ministrat practica argumenta, et quia lheologia et las canom‘cum

mores et lege: et iura detenninant, ideo hast: duo argumenta saut eis necessaria.

Ebend. p. 59: Fim's Iogicae est compositio argumentarum, quae mavcnt inlcllertue

practt'eum ad fidem et amorem virlatis et feliet'latis futurae. Vgl. ob. Anm. 361. u

Abschn. XI, Anm. 125.

562) Ebend. p. 42; Philosophin infidclium es! pem'tas nociva et nün'l videtw

secandum so oonsiderala, nam pliilosophia sccundum se ducit ad caecitatm infrrnc

lem, et ideo opurtet, quod seeundum :e sit tenebrae et caligo. Ebend. p. 37: Philo

sophin seeundum so eonst'derata nullius utilitatis est, philosophi eero infidclex

damaali saut. -

563) Op. tert. c. 28‚ p. 102: De logica non est uis tanta, quia scimus eam per

naturam, licol vocabula logieae in lingua, qaa utimur, qaaerimus per doctriuam; sea'

tpsom seientiam habcnt omnes homines ex natura (s. p. 103: Onmis homo rcddit caasas et rationes dictoruvmor.et A/basecthonr.u,m Awnomr.umSO) et

omnes Itomincs respondcnt ad [also per negalionem..„. Unde licet laict' non habean!

vocabula logicac‚ quibus clcrici ulunlur, tamen haben! suos modos solvendi unter

argumenfum falsum, et ideo vocabula sola logicorum deficiunt laicis, nett ipso :cieulis

togicae...... Cum onme, quod fit de novo notam, fit notum per notius (s. ebend.

Anm. 15), ilu‘tar in infinilum, si logicam nun seiamus naturaliter .... .. p. 104: B

Avicenna dictt (s. ebend. Anm. 13 u. 81), quod ruslicus arabicus seil grammaticam

XVll. Roger Baco. 123

abschiedet im Einblicke auf die Jedem angeborne Logik den Aristoteles

und bezeichnet die wissenschaftliche Theorie desselben als etwas Un

wesentliches 564).

Dafür substituirt er den Gegenstand seiner Lieblings-Neigung, nem

lieh die Mathematik, und behauptet, die Logik hänge von der Mathematik

ab, was er komischer Weise damit begründet, dass in letzterer allein es

ein wirkliches Beweisen gebe 565’). Hiemit aber hängt nun wieder sehr

eigenthümlich seine Auffassung der „Erfahrung“ zusammen. Wenn nenn

lich die Aussprüche einer Auctorität durch Beweise gestützt werden

sollen, Beweise aber schliesslich auf thatsächlicher Erfahrung beruhen 5"6),

so denkt Baco bezüglich dieser letzteren unmittelbaren Anschauung, bei

welcher allein die Seele sich beruhige, vor Allem an jene Autopsie,

welche bei geometrischen Beweisen oder bei mechanischen Vorrichtungen

(z. B. einem Astrolabium) erforderlich ist, und indem er alle Wissen

schaften auf Mathematik begründen will, erblickt er in jenem unmittel

baren Schauen den dominirenden Ausgangspunkt für alles Wissen M").

Aber sowie natürlich hiehei nicht etwa von einer „Methode der Erfah

rung“ die Rede ist, so findet Baco diese sensuale Unmittelbarkeit doch

per naturam . . . . .. Vocabula enim grammatirae et logieae discimus, sed naturaliter

scimus componere orationes ca: dictionibus et argumcnla er propositionibus; et hoc

docet grammatica et logica.

564) Ebend. p. 1041 Ergo atiud regimvn arguendi habemus, quam per arlem

Aristotelis datum; sed nun es! aliud‚ quam inhalum; relinquitur igilur, quod anatura

scimus arguere et sintilitcr diesofvere argumenta (p. 105) Ouapropter de logica

e! grammalica non es! necessaria instrurtio humane, nisi propter vocabula linguarum,

e! idco patat‚ quod logica et grammatica sun! acoidentales scientiae c! mm

principalcs.

565) 0p. maius‚ p. 60: Non solum depondct cogm'tio Iogirae a mathematica

propter suum finem‚ sed propter medium et cor eine. quod es! Iiber Posteriorum; nam

ille über docet artem demonstrandi; sed nec principia demonstrationis nee cum-lu—

sioncs nec ipsa tola poles! cognosci nec manifestari nisi in malhematiois relms, quia

ilu' solum es! demmtsfrutio vera e! potens Ouapropter necesse est, logivam a

mathematicis dependere,

566) Camp. philos. c. 1, p. 3972 Licct per !ria sciamus, videlicet per uuolori

totem e! rationem e! experimtiam, tarnen auc!oritas non sapit, nisi detur eins ratio,

neo ratio potes! soire, an sophisma vcf demonstrativ, nisi oonclusionem soiamus

experiri per opera.

567) Op. maius, p. 4452 Volo revolvere radice: a parle scienliae experimen—

talis, quia sine exprrientia m'hil su/ficienter sciri potest. Duo mim sunt modi

cognoscendi. so. per argumentum c! experimentum. Argumenlum coucludi! et farit

nos concludcre quacstionem, sed non certifira! nrque removet dubilatiom-m, ut quiestat

animus in intuitu veritatis, nisi eam inveniat via erpcrientiae . . . . .‚ Et hoc patet in

mathematicis, uln' potissima es! demonstratio; qui mim habe! demonstrationem po—

tissimam de triangulo aequt'lrttero eine experientia, mmquam adhacrcbit animua quae

stiuni nec curabit, sed negligct, usque detur ei expericntia per intersectionem duorum

circulorum. Ehend. p. 448: Malhematica hohe! czperienlius utiles circa quacstiones

sfla.t in figurattd0 et numerando, quae etiam applicantur ad omnes scien!ias et ad

harte experientiam, quia hallo scientia potes! sciri sine mathematica. Ebend. p.465:

Veritates magnificas in terminis aliarum scicn!iarum‚ in quas per nuliam virtm possunt

illae scien!iae (ausgefallen perrcnire oder dgl.)‚ hacc acta scienliarum damina specu

lativarum poles! dare . . . ‚ Mathematiea baue produaere poles! astrolahtflm sphae

ricum, . . . . .. sed quod hoc eorpus sie factum moveatur naturaliter motu diurno. mm

es! in potestata mathematicae, experimentator autem perfectus potest eousiderare via:

huius motus.

124 XVII. Roger Baco.

selbst wieder unzureichend sogar für die Erklärung der Körperwelt,

geschweige denn dass sie Aufschlüsse über das Geistige gebe, und so

mündet seine gepriesene „Erfahrung“ vollständig in eine verzücktm in

sieben Stufen fortschreitende innere Erleuchtung aus 568); und diese

augustinische lux in!erior kann dann freilich denjenigen Wissens-Kreis

darbieten, welcher in mathematisirenden Beweisformen zu einem ortho

doxen Dogmen-Systeme umgewandelt werden soll.

Gelegentlich einmal deutet Baco an, dass er sich um die Fragen,

welche den „modus signi/icandi“ betreffen, interessire; und wir müssten

ihn souach fast für einen Vorläufer des Duns Scotus halten, wenn nicht

seine Angaben über die in der ohjectiven Natur liegenden und die von

der subjectiveu Seele ausgehenden „Zeichen“ allzu karglich wären, um

aus ihnen seinen Standpunkt sicher zu erkennen 5r’9).

Auch betreffs der Universalienfrage blickt bei ihm eine Ansicht durch,

welche wenigstens in Einer Beziehung dem Grundgedanken des Duns

Scotus nicht sehr unähnlich ist; aber eine phantastische Ueherschwäng

lichkeit lässt den Baco weit über das Ziel klarer Verständigkeit hinaus

schiessen. Mit dem Vorbehalte allerdings, dass vielleicht spätere Ver

öffentlichungen handschriftlichen Materiales reicheren Aufschluss geben

können 570)‚ lässt sich bis jetzt so Viel berichten, dass Baco vor Allem

für die Bedeutung und den Werth des Individuums förmlich schwärmt

568) Ebend. p. 446: Sed duplex es! ezpm'en!ia. Una es! per scnsus exlenores‚

.....e! Iran experientia es! humana e! philosophica, quon!um homo polesl_/““"

secundum graliam ei da!am. Sed haec experientia neu su/fici! homim', qum a0t‘

plene cer!ifical de corporalibus proplcr sui diffieul!alem e! de spiritualibuf "Ff"!

a!!ingil. Ergo op0r!e!, quod intellcclus Imminis ali!er invelur, c! ideo sanc(i pa!rmr_chac

e! prophetae, qui primo dederun! seienlias mundo, rcceperun! iffumfnalioncs anter‘_wf_es

e! neu sofern s!aban! in seusu..... E! arm! seplem gradus huius sciculiae in!eponf.

Unus per illumina!ioncs pures scien!iales; alias . ‚ . . . in vir!u!ibus; ler!mf "l

seplem donis spiritus suncti; quar!us in beati!udinibus; ....quin!us fn'st'ttflf)lü

spiri!ualibus; sez!us in fruc!ibus; seplimas in cap!ibus. Kurz wrr steh?n

somit bei dem gepriesenen Baco auf dem alten „Oui neu exper!u.e es!‚ non credd,

nun in!elligi!“‚ und wir können es Jedem überlassen, einen solchen StandP‘fnkl

etwa für einen Fortschritt gegenüber dem 13. Jahrh. zu halten. Schon Au8u5unu’

ja halte gesagt „ende, quia absurdum“ und „oredo, u! intelligam“. ‚

569) Op. !ert. c. 27, p. 100: Addidi in!entionem alterius panis grammamflh

quae es! u!ilissima in scien!ialibus quan!um ad inquirendum c! sciemium omw

oerilates speculativas philosophiae e! theologiae. E! es! de composilime linguarum “

de imposilionihus uocum ad significandum e! quomodo significen! per imposilionttfl-p"

E! quia haue non possun! sciri‚ nisi homo sein! rationes c! modos significafldb "m

aggressus sum, ilfos modos os!endere Signa quaedam sun! na!urafia e! quaede'"

dala ab anima. E! ilfa‚ quae sun! uaturalia, sun! duplici!er; quacdam aufli_ff":

comomitan!iam signalorum, u! haben magnas ex!remitales es! signum forh!udW_%

quaedam per eon/iguratiouem, u! imago sancti Nicolai . ‚ . . . E! sie onmes SP“'"

rerum (s. Anm. 575 ff.) sun! signu Signum aalem dalum ab anima vel es! M'

!urali!cr, u! gcmi!us infirmorum, .....ve! es! ad p!aci!um (p. 101) Ei ‘“"°

cousidero, quomodo vor. imponitur univoce, quomodo acquivoce, c! quo! modis q“"'

tumounquc (zu lesen u!rumque)‚ c! quomodo analogice e! quo! modis (letzteres 5.01)—

Aum. 432 u. vor. Abschn., Anm. 31). _ .

570) Bremer, Praef. p. LXIX: In bis Compendium theologiae (welches bis Jem

noch ungedruckt ist) Ire pro/esscd bis inten!ion !o en!er an !he eon:ideralw" 0

!hose verbal dispules which divided the nominalisls und lhc realisls 0/ bis day‘; a"

in the seine warf: he [las devoted severa! pages !o Hie considera!ion 0/ !he M""_"

of words. Bu! in neue of thcse instanees has he entered an thc subjec! °f log"

XVII. Roger Baco. ' 125

Er sucht nemlieh zunächst in einer merkwürdig einseitigen Polemik, bei

welcher er uns auch bezeugt, wie sehr die ganze damalige Zeit sich vom'

Platonismus weggewendet habe, bezüglich der Universalien alle und jede

subjective Thätigkeit gänzlich auszuschliessen, weil ja das Einzeln-Sein

und hinwiederum das gleichartige Zusammentreffen der Einzeln-Dinge

objectiv auch dann bestünde, wenn es keine denkende Menschen-Seele

gäbe, und es erscheint ihm sonach die ganze Frage über die Aussagbar

keit der Universalien als eine grosse Thorheit"'“). Sodann aber hat er

auch in objectiver Beziehung für die Universalien nur Worte des Ilohnes,

denn, meint er, die gepriesene Allgemeinheit und ewige Dauer der

Universalien habe überhaupt nur einen Sinn bezüglich der beständigen

Succession der Einzeln-Dinge 572). Erscheint ihm somit das Individuum

will! the same amoun! o/ eure und interes! as 01! grammar, mathematies er experi

mental seiences.

571) Bei E. Charles, p. 386: Sed maior slultilia es! (d. h. als die „statte“

quaeslia de individualione, s. Anm. 581) de natura universalis praediealn'lis de sin

gularihus, qunm quaerunt, quid facial universale. E! es! quintuplez posilio praeler

positionem Platonis. Plato vera dixil‚ quod universalia fuerun! ideae et quia

stulla es! positio e! nullus nune dicil sieul Plato (vgl. Anm. 283, 352, 389 f.‚ 394,

501, 514 u. Abschn. XIX, Anm. 42 u. 121), ideo ad positiones modernon de- »

eurrendum. E! es! una solemnis, quod universale non es! nisi in anima. Alia est‚

quod universale si! in rebus per animam. Tertia est‚ quod universale sub ratione

universolia es! in anima, lice! secundum id quod es! si! in singularibus. (Aber in

der Tbat sind diess nicht drei verschiedene Ansichten, sondern nur wechselnde

Redewendungen der aus den Arabern bei Albert und Thomas aufgenommenen An

nahme.) Quarla ext, quod universale sil solum in singularibus et non dependeat ab

anima oliquo modo (diess ist Baeo’s eigene Meinung). Sed quod prima es! falsa,

patet, quia, elsi nun esse! anima rationalis, duo lapides conveniren! ad invicem; sed

haec vorwenienlia faeil universale; ergo universale remanel, elsi anima non essel.

ltem nihil, quod es! extra rem‚ poles! de ca praedicari per inhaeren‘!iam; sed uni

versale praedieatur de singularibus; ergo non pales! separari ab eis. llem species

nun praedicalur de singularibus nee es! commune eis; im-o quaelibe! singuloris facit

speciem a se p:opriam‚ universale aalen! es! commune pluribus e! praediealur de er's,

ergo universale non es! in animn. Dein dato, quod universale non es! in anima,

potel, quod secunda posilio es! [alsa; nam oslendo, quod anima nihil faei! ad uni

versalitalem‚ quia duo esse habel individuum‚ unum absoluturn, aliud comparalum

(s. Anm. 573), sed u!rumque esse Iralret, etsi anima nun sit..... Ex qaibus sequi

lur, quod lertia posilio si! falsa; .nam quurn in anima non si! universale nec anima

operatur aliquid ad universalilalem‚ tunc universale secundum rationcm universalis

non es! in anima...... Vanissimum es! dieere, quod anima faci! universale, sed is!a

sun!.... quaedarn sophismala, quae opud aliquos indueunt quintam opinionem de

universalibus (jedoch auch diess, was wir immer unter der Wortform „intelleelus

agil universalilatem“ trafen, ist ja keine „fünfte“ Ansicht, sondern trifft mit obigen

dreien zusammen; so gehört Baco zu jenen Mensaben, mit welchen eine Discussion

unmöglich ist, weil sie in ihrer Phantasterei uns das Wort im Munde umdrehen;

auch dass er an einer anderen Stelle der nemlicben Schrift selbst von einer „ver

schiedenen“, und zwar nominalistischen Ansicht gesprochen hatte, — s.Anm. 580 --‚

scheint er hier schon wieder vergessen zu haben).

572) Ebend. p. 384: Homines imperili adoranl universalio propler hoc, quod

dicit Aristoteles primo I'osleriorum‚ quod universale es! semper e! ubique, singulare

es! hie et fltlltt2, e! secuudo de anima dieit‚ quod esse universelle est esse perpetuum

e! divinum, singulare es! corruptihile er nun nianel semper. Sed hoc et huiusrnodi

so!runtur brevlter‚ quod perpctuitas universalis e! quod sil ubique, non es! propler

eins dignilatem, sed propler suceessionem singularium multiplicalorum in omni tem—

pore et loca.

...‚

126 XVII. Roger Baco.

als das allein Preiswürdige, welches, wie die „Erfahrung“ (vgl. Anm. 568)

zeige, weitaus den Vorrang vor dem Allgemeinen habe, -— da ja auch

Gott die Welt nur um der Einzeln-Menschen, nicht um des allgemeinen

Menschen, willen erlöst habe —‚ so muss nun wohl das Universale dem

Einzelnen ganz unversöhnt gegenübertreten, indem das Individuum die

alleinige wahrhafte und feste Position sein soll, und das Allgemeine zum

blossen relativen Zusammentreffen (convenientia respectu alterius) herab

sinken muss 573).

Während nun Baco in diesem Begriffe der Gemeinsamkeit (vommuni:

natura), welchen er in einer Stelle bei Avicenna fand, eine wichtige

Entdeckung gemacht zu haben glaubt 5'“), steht die Sache freilich schlimm

genug. Denn einerseits kann er, da ja die Einzeln-Dinge selbst es sind,

welche in gewissem Gemeinsamen zusammentreffen, allerdings triumphirend

ausrufen, dass das Universale lediglich im Einzelnen ohne alle Beihilfe

der subjectiven Seele vorliege, aber andrerseits bleibt ihm für die Frage,

wie denn dann jenes in den Dingen steckende Universale dennoch in die

Seele komme, keine andere Antwort übrig, als die mystische, dass bei

der Einzeln-Wahrnehmung zugleich mit der kräftigen species singulafl‘

auch eine species universalis herbeikomme, welche an sich mit der

„Schwäche“ des lntellectus verwandt sei, aber durch die Vervielfältigung,

mit welcher sie auf die Dinge angewendet werde, zuletzt an Macht und

Stärke den Vorrang gewinne 5"5). Bei solchem Gerede nun muss sich

573) Ebend. p. 383: Unum individuum ercellit omnia universalia de mundm

nam universale non est nisi conuenientia plurium individuarum. Duo enlm sunt

necessaria individuo: unurn absolute, quad constituit ipsum et ingrcditur ein: osm

liam, ut anima et corpus [aciunt hunc haminem; aliud est, in quo convenial am"

aliquo homine et non cum arino nec porco‚ et hoc es! suum universale. Sed abso

luta natura individui lange maior et malior est quarn relala, quia haltet es:cfi1tlm

per se et absolulum: et idea singulare es! nohilius quam suum universale, et m”

scimus hoc per experientiam rerum Et quia omnia, quae tracto, saut pro?!"

theatogiam, patct per rationes theologicas, quod universale non habet‚comparationm

ad singularta; non anirn den: fecit bunt „rundum proptvr universalen: humanem, W

prnpter pcrsonas singulares, ....nec redemit propter hantinam universalem, sed prvpt"

personas singulares Manifestum est igitur, quod singulare sine comparationt

cst melius quam universale Et quum natura sempor intendit quod ctt optimurm

duae naturae, so. universalis et virtus regitiva individui, intendent et operabuntar

individuum.....‚ :ed hae duae praevalcnt virtutl regiliaae spcriei seu universal“

Ergo simpticiter loquendo et absolute debemus dicere, quod individuurn est prius u

cundum naturam, tam secundum operationern quam seeundum intentionam, ‚..„9Wd

individuum est natura absolute et fi.za habens esse per se, et universale non "l

nisi conuenientia individui respectu alterius.

574) Ebend. p. 389: Dicendum est, quod prima: modus universalium ext, ”—

rundum quod natura atiqua est communis solis individuls, et hoc universale non es!

nominatum adhuc et reperitur in omnibus universalihus l’nrphyrianis et es! commnne

ad onmia .. .. . et quod universale dictum sit alind praeter quinque, palt‘l W"

Avicennam in lihro prima Iogicac, ubi kann senlcnliarn a/‘firmal. S. vor. Abschn.

Anm. 179 f. (freilich schloss dann ebendort Avicenna hieraus jenen Grundsafl

„lntellectus agil universalitatcm“, aber Baco lässt sich durch solche Kleinigkeiten

nicht beirren).

575) Ebend. p. 387: Si aalen: de speciebus universatibus loquitur (so. Aristo

teles), h. e. quod universale facilius intelligitur et ideo universalia vorantur obintu

ifllellevlli‚ hoc ext per antenomasiam; ab nna enim singulari non eem't nisi saß

species singulan's, per quam intelligitur; sed a quotibet singulari renit una syecu'5

XVII. Roger Baco. 127

jade weitere Frage, die wir an Baco richten möchten, in immer dichtercs

Dunkel hüllen; und so finden wir denn auch, dass ihm das Wort "species"

unter einem Duzend synonymer Ausdrücke alles Andere eher bezeichnet,

als was die Logik so nennt576). Nemlich eine gewisse mystische actuelle

Kraft soll sowohl auf die Sinneswahrnehmung als auch auf das Denken

wirken, und dabei zugleich sowohl universelle Species des Universellen

als auch singuläre Species des Singulären sem-57"); ja dieselbe soll auch

nicht, wie man gewöhnlich annehme, in der Form, noch aber auch im

Stofl'e liegen, sondern von vorneherein die Species des aus Stotl‘ und

Form zusammengesetzten Wesens seín575).

Darum muss dem Baco die Annahme einer Einheit der Materie als

der grösste lrrthum erscheinen, welchem er dadurch zu entgehen sucht,

dass er die Materie selbst je nach den sämmtlichen Einzeln-Wesen unter

schiedlich getheilt und vervielfältigt werden ¡hast-57”). Und daher kommt

universalis cum specie singutaril et ideo multiplicalur species universalis in animal

et ideo fit fortior et potentior...... tnsuper intellectus est debitis (vgl. Anm. 287

u. 348); propter eam debztitatem magis conformatur rei deln'lí, quae est universale.

quam reí. quae habet multum de esse, at singulares. Sic igitur intelligendo est aucto

ritas Aristotetis (ll), et non accidit aliquid contra veritatem rerum unioersaliumr quas

ponimus in singutaribus sine anima.

576) 0p. maius, p. 358: tfssentiay substantiai na!ura‚ po!eslas‚ polenh'a, vir!us‚

vis significan! eandem rem. sed di/ferunt sola comparatione . . . ‚ .. virtus habet multa

nomina, vocatur enim similitudo agentis et imago et species et idotum et simulacrum

et phantasma et forma et intentio et passio et impressio et umbra philosopharum.....

Species aulem non sumitur hic pro quarto universali apud Porphyriuml sed trans

sumitur hoc nomen ad designandum primum e/feclum euiuslibet agentis naturatiter.

577) Ebend. p. 66: tlaec oirtus vocatur similitudo et imago et species et multis

nominibusl et hanc facit tam substantia quam accidens et tam spiritualis quam cor

poralis E! haec species fari! omnem operationem huius mundi. nam operatur

in sensam, in intellectuml et in totam mundi materiam. Ebeud. p. 372: Cum uni

versale non sit nisi in singularibus, nec potest singulare carere suo unicersalL

erit proportio speciei universalis ad speciem singularenil sicut rei universalis ad rem

singularem Sive in medio sive in sensu sive in intellectu sunt species univer

sales, oporlet, quod ibidem sint species singutares ei respondentes.

578) Op. tert. c. 31, p. 109: Species substantiae agentis est composita et non

est solius formaev ut aestimatun et species rei universalis est universalis et species

rei singularis est singularis. Op. maius, p. 367: Species substantiae non est tantum

ipsius formae seu materiam sed totius compositi. Ebend. p. 66: omnis res natu

ratis producitur in esse per ef/iciens et maleriam. Bei E. Charles, p. 377: Non est

triplex praedicanientum nec triplex genus generalissimum in praedicanzeuto substantiam

quia unum eorum est principate praedicabitev cum quo dao non ponunt in numeros

propter quod unum est genas generatissimum substantiael scilicet composituml per

quod allenditur unilas praedicamcnti insuper composituni habet rationem per se

existen!“ in ordine entium; non sic materia et forma.

579) 0p. maíus, p. 88: Multitudo vero philosophantium non solum in forma

propria philosophiam sed in usu theologiae dicit et assen'l, quod una est materia

numero in omnibus rebus et quod solum est dioersitas a parte formarum; sed hic

est error infinitas. 0p. terL c. 38, p. 121: Cum omnes ponant, quod materia sit

una numero in omnibus rebusy et cum hic sit pessimus error, qui unquam fuit

in philosophia positusl ideo aggredior hanc positionem. p. 122: Sicul forma

prima, quae praedicatur de omnibus formis et est communis iis et dwiditur.. . . usque

ad specialissimaml habet unitatem generis et non est una numero, ergo similiter1

cum materia praedicetur de omnibus materiis rerum et sit eis communis et dividalur,

....materia otia est spiritualis. alia est corporalis et paribus passibus descendit sicut

composilum et formo. Ebenso bei E. Charles, p. 378.

128 XVll. Roger Baco.

es, dass er gegen die bei Albert und Thomas von den Arabern entlehnte

r Ansicht polemisirt, dass die Materie den Proeess der ludividualisirung

\erst hewirke (s. Anm. 388 u. 519); denn indem Baeo, wie wir sahen,

dem Einzeln-Ding eine grundsätzliche Priorität zuweist und in dem Fort

schritte zu dieser Vollkommenheit nur das „Dieses“ (hoc) als inaassgehend

erblickt, kann er weder in dem Arthegrill'e, welcher nach seiner Ansicht

Lauf einer blossen Vergleichung beruht, noch auch in irgend einem Zusatze‚

der zu demselben hinzukäme, die Ursache der ludividualisirung finden,

‚ sondern nur in der Eigenthümlichkeit (proprium) des individuellen Seins

selbst“°). Aber während diese Ansieht einem Vorspiele der haecceitas

des Duns Scotus gleicht (s. Abschn. XIX, Anm. 144 ll‘.), fällt Baco auch

hierin wieder in seinen plumpen mystischen Dualismus zurück, da er

sowohl für das absolute Sein der Individuen als auch für den relativen

Bestand der Artbegrill‘e kurzweg die Cansalität Gottes verantwortlich macht

und somit in andächtiger Herzens-Einfalt folgerichtig die ganze Frage über

das Princip der lndividuation ebenso wie jene über die Universalien als

eine grosse Thorheit bezeichnet“‘).

Als eine specielle logische Eigenthümlichkeit Baco’s kann ich noch

580) Bei E. Charles. p. 3841 Dicun! aliqui, quod xpecies es! Iota essenlia in

dividuoram e! habe! esse solum diverse in er's; e! a!ii dicanl‚ quod maleria addila

formae universali [acit individuum; e! alii, qaod potentiae aliquid signifiealum ad

di!ur e! sie significalar species signifieanda in diversis (diese Ansicht kann wohl nur

von nominalistischen Anhängern der byzantinischen Logik aufgestellt worden sein).

Sed omm'a haea convincunlur [also esse, quia pos!quam linea singularium codil dr‘

incomplela ad comple!um sind! linea universalium, pate!‚ qaod !um sicnl se habe!

animal ad hominem sie hoc animal ad haue hominem, c! ideo sicu! „rationale“ addi

!am I!uic animali faei! haue hominem, e! i!a nec hamo nee aliquid addi!um honmu

facir! haue hominem, lice! hoc ponun!. l!em palet c.z dic!is‚ quod hie homo es! prius

homiuc secundum operationcm c! in!enlionem naturae, e! homo adveni! extra essen!iam

eins similis aceidenti e! !anqaam illad, in quo debe! comparari ad aliud quoddam

individuam; ergo indiaiduum habe! prias esse individuam, inquanlum es! individnum.

e! essentiam saam naturalem‚ anleqaam orialur universale saum. Ergo laue M‘

universale nec aliquid addi!am ad ipsum faci! individuum, e! ideo prineipia proprm

ingredien!ia essentiam indiaiddi faciaa! ipsum.

581) Ebend. p.385: Dieendum, quod esse indiaiduum duplex cs!; nimm es! «lr

solulum serundum saa principia, quae ingrediaa!ur suam essen!iam‚ e! sie speci"

non samt esse individui; aliud es! secundum aamparationcm eins ad aliud indiriduam.

cum quo eonvem'! naturaliler‚ e! illud esse faci! species. E! cum quaemn!‚ qmd

eri! eausa individuationis‚ si neu species neu aliquid addi!um speciei sausa! mm.

qaacreadum es! prima ab eis, quid es! eausa universali!a!ia‚ si neu individuum fl"

aliquid addilum ad ipsum faria! universale. Isla quacs!io es! slulla, qmm: sappom'h

, nihi! aliud passe repariri, quod causa! individuum‚ nisi species e! aliquid cum specie

1 Nam habe! saa principia singulan'a ingredienlia essenliam suam, sieu! universale habe!

universalia. E! cum quaeri!ur de principiis illis, u! maleria e! fomaa‚ quid es! rausfl

individualionis, qaacrendum es! ab illis, qaid faci! universalia eorum esse um'

versalia. E! man possun! dieere, nisi qaod creulor faci! quodlibel‚ sccundam quod

proprietas eins ezigi!‚ e! idco naturam, in qua mulla deben! convenire, faci! univer

salem, c! maleriam diversem ab alia faei! singularem. Veram crea!or haue materiam

primam feei! singularem, quia sua propriclas hoc requiril‚ e! simili!er formam, i“

qua duae formae convem'un!‚ /eei! universalem, e! maleriam, in qua daae ma!eriae

par!icipan!, feci! communem, quia carum proprielas hoc exposcit, siea! feci! asinam

secundum eins proprielalem c! hominem seeundum sann: e! omnia. E! ideo s!u!liliß

magna es! in huiusmodi quaeslione, quam faciun! de individua!ione.

XVll. Erweiterung der byzant. Logik. 129

erwähnen, dass er getreu seiner Ueberschätzung der Mathematik alle ;

Kategorien auf die Quantität zurückführen will‘s”). f

Endlich aber fällt noch gleichfalls in diese nemliche Zeit eine manig

fache Erweiterung der byzantinischen Logik, welche sich nur

dadurch erklären lässt, dass dieses ganze Material bereits in den ersten

drei Jahrzehnten, welche seit seiner Aufnahme in die Litteratur des latei

nischen Abendlandes verflossen, an allen Orten die eifrigste Pflege ge

funden haben muss. Während es uns aber schlechterdings unmöglich ist,

irgend bestimmte Autoren-Namen zu nennen, ist dieses Mittelglied doch

geeignet, Eine jener vielen Lücken der Tradition, auf welche wir immer

hin noch stossen, einigermaassen zu ergänzen. Denn wir können nach

weisen, dass gegen das Ende des 13. Jahrhunderts fast der ganze Umkreis

der byzantinischen Logik allmälig eine erweiterte Umbildung, insbeson

dere durch Vermehrung der „Regeln“, erlangt hatte, sowie dass hiebei

die Grundlagen derLehre von den „Consequentiae“, welche später zahl

reiche Vertreter fand, bereits ihre Formulirung gefunden hatten. Wohl

zu beachten aber ist, dass (abgesehen von einer einzigen noch späteren

Quellenstelle, s. Anm. 626) es nur zwei jüngere Zeitgenossen, nemlich

nur Duns Scotus und Baimundus Lullus, sind, welche uns das Material

für diese Episode liefern, indem dieselben ziemlich häufig Einzelnes in

derartiger Form anführen, dass es unmöglich ihr eigenes Erzengniss sein

kann, sondern einer zu ihrer Zeit allgemein umlaufenden Lehre entnommen

sein muss (ja es ist dabei selbst von „verschiedenen Meinungen“ oder

sogar von „Vielen“, welche Etwas so oder so angeben, die Rede, s. Anm.

589, 595, 624). Wenn solche Quellen aus jener Zeit reichlicher flössen,

oder erst vollends, wenn die handschriftlichen Schätze aller Bibliotheken

ausgebeutet wären, liesse sich gewiss ein richtigeres Bild entwerfen,

welches dann auch die Namen der bis jetzt entschwnndenen Autoren ent

halten könnte. Jedenfalls aber muss ich bei der einmal bestehenden

Beschränktheit der Quellen die Möglichkeit offen lassen, dass noch gar

Manches, was für uns erst bei Späteren zu Tag tritt, dennoch bereits

damals in reichem Schulbetriebe seine Entstehung gefunden haben kann.

Was nachweisbar in jene Zeit fällt, ist Folgendes.

Schon die Lehre vom Urtheile bot manche Gelegenheit zu Fortbildungs

Versuchen dar; und zwar ist es zunächst das hypothetische Urtheil, bei

welchem man zu den drei früher recipirten Arten desselben (Anm. 39

u. 158) noch weitere vier Arten, nemlich causalis, lemporalis, localis,

rationalis, hinzufügte und analog der älteren Tradition nun auch für

diese Satzarlen die „Regeln“ der Wahrheit formulirte, wobei namentlich

betreffs der adverbia tempon's et loci die Unterschiede der Bedeutung

(ob Ruhe oder Fortschreiten) als maassgebeud betrachtet wurden 583).

582) Op. maius, p. 601 Constal, pruedicnmenlum quontilatix cognosci mm passe

sine mathematica..... Ouanh'tuti vero anncza sunl praedicamenla „quando“ et „ubi“;

praedicamrntum „habitus“ mm potest eognosci sine maior vero pur: praedicumenli qualilalis conlinet passionepsrueetdipcraompernileotat„ensbiq“u;antita

Ium; qnidquid aulem diynum es! considemtione in praedicamenlo relationis, est

proprietos quantitulis.

583) Reim. Lullus‚ Dialecl. introd. (s. folg. Abschn., Anm. 2), f. 3 v. B: Sex

(zu lesen septem) modi samt hypotheticae propositionis‚ sc. copulaliva, disiunctiva,

Panne, Gesch. lll. 9

130 q XVII. Erweiterung der hyzant. Logik.

Sowie aber hiebei zwischen. causalis und rationalis der Leser kaum

einen greifbaren Unterschied erblicken kann, so lässt eine andere Notiz

die Erörterung über causalis ganz hinweg, wonach dann nur drei neue

Arten des hypothetischen Urtbeiles verbleiben 5i“), wobei man sich auch

später unter Beseitigung der Terminologie „rationalis" begnügte; s.

Abschn. XX, Anm. 322.

Ferner ein sehr beliebter Tummelplatz der Logiker muss die Lehre

von den modalen Urtbeilen gewesen sein (s. ob. Anm. 41 fl'., 160 ll'.,

456 f. und besonders bei Thomas Anm. 542). Vor Allem war die schon

bei Wilhelm Sbyreswood (Anm. 43) auftretende Unterscheidung eines

modus adverbialis und eines modus nominalis in die neue Terminologie

potenzirt worden, dass ersterer nun sensus compositus heisst und jene

Urtbeile betrifft, in welchen der modale Ausdruck zum Subjecte oder zum

Prädicate gehört, während letzterer jetzt als sensus divisus denjenigen

Urtbeilen anheimfällt, in welchen die Copula Trägerin des Modus ist;

und man konnte bei dieser Unterscheidung, welcher sämmtliche modalen

Urtbeile unterworfen sein sollten, sowohl wieder allgemeine Regeln der

formalen Wahrheit aufstellen 585), als auch im Interesse der Syllugistilt

condi!ionalis‚ causalis, !cmporalis, localis, ra!ionalis, quanquam omnes possun! redest

ad !res primos modos .... .. f. 4r. A: €ausalis es! hypo!he!ica haben: in se duas

ca!egoricas uni!as per aliquum causalem coniunationem. Ad veri!atem ein: reqniritar,

quod sie esse‚ u! significutur per anlecedens‚ si! rausa sie essendi. u! per coun

quens significalur._„.. In negative, in qua nega!io portilur immcdiate an!!! rou

iune!ionem‚ requirilur ad eins verilalem‚ quod categorica praeccdrns nega!ionrm sil

vera, e! requirilur, quod sie esse, at secunda significat‚ mm si! causa sie essendi,

u! prima significa! . . . . . . .. Temporalis es! hypo!he!ica haben: in se dua: ra!ego

ricas unilas per adverln'um temporale. Ad eins verila!em‚ s! si! de praetan'lo vel

futuro neu habea! aliquam par!cm universg!em m.‘v adrerbium derw!ans succcssionem

vel simul!a!em temporis, rvquirilar‚ quod i!a fueri! ve! fulurum si! in cudcm tem

pore.‚.„ Sed si habe! in se adverbimn deno!ans ordincm temporalcm‚ sufficil (um,

quod ita /'ueri! vel fatqu si! pro dirersi: sal!em !emparihus..„. Si' 1!8f0 aliqui

pur: es! universalis, reqau'ritur, qaod !0! proposi!iones singulare: fuen'n! re! fulnm‘

sin! verae successiue, qao! fuerun! ve! erun! supposila . . . . .. (B) Si vero quaelibe!

calegori'ca si! de praesenti, laue requiritur, quod i!a si! in !empore pracsenli.....

Ad falsi!a!em suffici! opposilum i!!ius‚ ‘quod requin'!ur ad verilatem eins . . Localfl

es! hypothetica haben in se duas ca_tegoricas um'!as per adverbium Iocale. Ad veri

!atem localis af/iflnativae mm Imben!is adverln'um dcnotaaa mo!um requirilur, quod

im si! an! fia! in codrm laco..... Sed ad verita!cm nega!ivac su/fici!‚ quod res nou

si! nel fia! in enden! Ioco . ‚ . . .. Scd ad veritalcm localis haben!is in se aduerbium

drnolans m0!um, allquando reqniri!ur, quod xi! idcm terminus ad qucm‚ .....ali

quando, quod si! rdcm !erminus a quo . ‚ . . .. Rationalis es! hypotlrelica‚ in qtlß

aoniangun!ur plures ca!egaricne medianlc aaniunctione causali. Ad ein: neri!alcm re

quiri!gu e! su/‘ficil. quod, quali!ercunque significa!ur esse per antecedcns, i!a si!‚ ul

signifiralur per consequens. .

584) Ebend. Dialect. s. nov. log. (s. folg. Abschn.‚ Anm. 3). p. 151: Proposili0

hypothelica es! scpluplea: (hier hinwiederum ist doch scxtuplex zu lesen), so. repu

lalira, disiuncliva‚ condi!ionalis‚ rationalis, !cmparalis e! lacalis Raliomlis es!

illa, in qua sun! duac ca!egoricae com'unelae per has roniunvtiones „igilur“ t|€l

„ergo“...‚. Temporalis esl‚ in qua sun! duae ca!egoricae coniunc!ae cum adccrbi0

lemporali, u! „bonitas es! magna‚ quando magniluda es! bona“. Localis es! illa, in

qaa samt duae calegoricae coniunclae cum aliquo adverbio Iocali, u! „vir!us rsl, ubi

ius!i!ia est“. Die Regeln über die Wahrheit dieser Urtbeile sind dabei nicht

angeführt. Vgl. Abscbn. XIX, Anm. 328.

585) Ebend. Dialccl‚ in!rod. f. 5 r. B: Prapositio modalis es! illa, in qaa pom'h‘f

XVll. Erweiterung der hyzant. Logik. ' 131

darauf hinweisen, dass ja eigentlich doch nur der sensus divisus ein

wahrhaft modales Unheil constituire, hingegen der sensus co-mpositus den

Urtheilen des Stattfindens beizuzählen sei M“), während man hinwiederum

dennoch für beide Arten die üblichen Momente der Quantität, der Qua

lität, des Gegensatzes und der Umkehrung durchführte 5"‘7). Ferner ver

mehrte man innerhalb dieser neuen Zweigliederung der Modalth auch

die Zahl jener Begriffe selbst, durch welche ein Urtheil ein modales

wird; nemlieh man fügte die Begriffe per se, dubium‚‘ad u!rumlibe!,

nimm, opina!um, apparens, eredibile, notum‚ voli!um, dilec!um hinzu,

so dass schon hier (vgl. unten Anm. 598, 600 f.) so ziemlich der ganze

Umkreis derjenigen Verba, welche einen sog. Accusativ. e. infinit. re

gieren, beigezogcn ist 558). Zudem hatten sich an jene modalen Urtheils

Formen, welche schon längst recipirt waren, gar manche Neuerungen

geknüpft. So wird bei den Möglichkeits-Urtheilen bezüglich ihrer Trag

weite, d. h. suppositio, merkwürdiger Weise aus Shyreswood’s Syncate

goreumata (s. ob. Anm. 86 f., vgl. auch Anm. 63) der Unterschied zwischen

disjunctiver und eopulativer Supposition formulirt, wodurch wieder Be

rührungspunkte mit der restn'atio (Anm. 234) entstehen 5B"), und auf

terminus modifica!irus cum infiniliv0 . . ‚ . .. Si lermini praedieli scu modi ponunlur

in medio dich, sc. in!er aclum et infini!iaum ipso; diridendo, dici!ur proposilio divisa

seu in sensu diviso; aliler diei!ur praposilia composila seu in sensu eomposilo. Ad

ven'talem divisae suffici!‚ quod modus verifiee!ur de propasilione canslilula ex pra

nomine demonslranle „i‘d“, u! divcndo „eah'dum possibilc es! esse frigidum“..‚.‚

ad eins veritatem sufficit‚ quod haee proposilio „hoc esse fn'yidum, es! possibile“

sil vera . . . . .. Ad rm'!alem compou'lae requiri!ur, quod lerminus seu modus rerificelur

de proposi!ione indicalira correspondenle i!li diclo.

586) Duns Scotus, Ou. sup. Anal. pr. l, 25, (Vol. l der Opp.‚ s. Abschn. XIX,

Anm. 82) p. 309 B: Modum con!inyi! duplieiter pom' in proposi!ione‚ ac . . . ‚ .. in sonst!

diviso, quando modus poni!ur, u! si! determina!io copulae; ve! in sensu composilo,

quando madus poni!ur a perle aubiee!i vel a parte praedicali. E! is!ae propon'liones

mal/um difl'erun! e! quan!um ad syllogizandum e! quanlum ad conaertendum,‘ i!em

difiemn!‚ quia lila de scnsu compasi!o es! proposilio de inesse, e! illa de sensu diaiso

es! madalis, quia semper proposih'o es! denominanda a eopula.

587) Ebend. p. 310 A: Propositionea de modo in sensu eomposila sunl inde

finitae, a. g. „Passibile es!, Sncra!em eurrere“, qm'a sna universalis es! isla

„Nullum possiln'le es!, Sonaten: rnrrere“ . . . . . . l!a canformiler dicilur de illis, in

quilms modus praedica!ur. Vgl. obige Anm. 43.

588) Ebend.: Omnes propositiones„.in sen.m composz'lo de is!is mach’s „neona

sarium, per se, vemm, possiln'le, conlingens“, — loquendo de eontt'ngenti pro possi—

bili eomrmmi - (vgl. oh. Anm. 42 u. 162), oonsimililer canverlunlur illis du inesse

. . . . . . De is!is modi.s „impossiln'le, falsam, dubium“ non converlunlur eine! illae de

inesse, quia Inne islae regulue essen! aerae „S! anlcredens es! impossibile, consequens

es! impossibile“ . . . . . .. De is!is modis „seitum‚ opina!am‚ apparens‚ nehmt, eoli!um,

dilec!um“ non eonver!untur simililer ‚n'en! illae de inesse. Ebd. 26, p. 311 B: Pro

posi!iones de sonst! diviso in illis modis „impossibile, falsum, eou!inyens‚ ad u!rum

übe!“ non conver!unlur simililer illis de incsse .... .. Modales de sen.m diviso in is!is

1nod1'l „cagnosco, appare!“ e! Imiusmodi non anneer!unlur proprie. Auch 36, p. 328A

werden als madi die Begrifl‘e „m'a, apinor, credo, dubito, appare!“ angeführt. Ueher

„opinabilitm“ s. schon bei Petr. Hispanus ab. Anm. 234.

589) Ebend. 26, p. 310 B: ‚De proposilionibus de possibz'li duplex es! opinio.

Und pom'l, und subiectum respee!u verbi de possibili (d. h. bei einem Urtheile de

sensu divisog in prapo:i!ione indefinita vel parlieulan' suppom'! disiune!ive pro bis,

quae xun!‚ e! pro la's, quae paasun! esse, c! in universal! sivc affirmaliva sire nega

tive auppom'! sopula!ive Sed alle es! opinio, quae poni!‚ quad illa de possibili

9*

132 XYll. Erweiterung der byzanL Logik.

solcher Grundlage ergeben sich neue Regeln betrefl‘s der Umkehrung

dieser Urtheile 5""), wobei man auch das cantingens neben dem passibile

gesondert betrachtete 5”‘). Betrell's der N0lhwendigkeits-Urtheile finden

wir die spitzlindige Unterscheidung zwischen necessarium conditr'anale,

nenessarium quando, neoessarium aimplieiter, welch letzteres wieder

entweder u! 1mm: oder pro semper sein könne 592)‚ und sowie für diese

Unterarten die Regeln der Umkehrung untersucht werden 593), so spielt

dabei auch das Wechselverhältniss zwischen Unmöglich und Nothwendig

sowie zwischen Un-nothwendig und Möglich herein“‘). Ausserdem

endlich werden noch sehr eigenthümliehe Regeln über das Verfahren

aufgestellt, durch welches Möglichkeits-Urtheile in Urtheile des Stattfindens

umgesetzt werden können; nemlich singuläre oder unbestimmte Möglich

keits-Urtheile sollen einfach in das Präsens des Stattfindens’ übergehen

können, und bei lllöglichkeits-Urtheilen der Vergangenheit oder Zukunft

brauche nur das Prädieat, nicht aber auch das Subject, entsprechend

umgesetzt zu werden 595).

Andrerseits war es natürlich der ganze Abschnitt De terminorum

prapn'eta!ibus‚ welcher reichen Anlass zu l‘ortbildenden Erweiterungen

darbieten konnte. Und so finden wir denn auch die Lehre von der

suppositio in einer eigenthümlichen Gestaltung, welche in ihren Grund

zügen wohl mehr an Shyreswood (Anm. 61), als an Lambert v. Auxerre

es! distinguenda, quia vet eins subiectum suppom'! pro bis, qmm saut, ac! pro his‚

quae possun! esse.

590) Ebend. p. 312 A: Affirmah'oae de passibili pro Iris, quae samt, mm can

ver!unlur praprie...... Negalivae de passibili non canmrr!unlur praprie, in qiu'blß

subieclum supponi! pro Iris, quae samt Affirma!ivae de passibili, in qmbus

subiectum suppom'! pro bis, quae passun! esse, similiter canvcrluntur illis de {nem

. . . ‚ ‚. Negative de possibilt' pro Itis‚ quae possun! esse, non convcrlitur.

591) Ebend. 30, p. 319 A: I‘ropositia de von!inyenli (s. Anm. 588) potes! can—

ver!i dupliciter. Uno moda in opposilam qualita!em.„. manente eadem suhiecla d

praedicoto. Alia modo passun! canoerli ad u!rumlihe! transp0nonda !erminas sind

illae de inesse.

592) Ebend. 26, p. 311 A: Triptex es! praposilio de necrssario. Ouuedam de

nccessario caudi!ianali‚ u! „Vuruum, s|' ext, de nccvssitate es! Iocus“; aliu de ne

cessm-r'a quando, u! „Grammaticus, quanda cs!‚ de necessario es! homo“; sed !erlrß

es! de necessarx'a simpliciler‚ e! tatis es! duplex, quia quaedam es! de mcessan'a fll

nunc salum_. scd alia es! de nerecsaria simplioiter pro semper. _

593) Ebend.: Proposi!iones de necessaria canditionali au! e!iam de neuessrmfl

quando mm conuerluntur . . . . . .‚ de necessan'o simpliciter pro mmc non camnzrtuul"f

praprie, quod lales prapost'lianes passen! connerli impraprie per resolutiancm 0

quandam de incsse...‚.. De necessarz'o simpliciler pro semper similiter canoertunM

illt's du (nasse. ‚

594) Ebend. p. 312 A: lila de necessan'a de modo negata non dici!ur W"P"‘

de neccssan'a, sed de possibili, e! c can!ra illa de possibilr' de mada am")

nan dici!ur praprie de possibih', sed de necessaria.

595) Duos Sca!us‚ (Ja. in l‘hys. VI, 2, 6, (Vol. ll) p. 356 B: Loquenda i" P'P‘

posi!ianibus de possibili aal de praeleri!o an! de fuluro aparte! uti duabns reyfll"_‚

quas mul!i pamm! universales. Prima rogula es! is!a: Omnis prapositia singfllfl'"

aal indefinila de passiln'li dabei pom' in esse per unum propositianem de pracsrnth _

is!a „Sacratcs pales! currere“.„.. in „Senates currit“. Secunda regeln, thd "‘

amm' propasitionc de possibt'li re! de praelm'lo ve! de /a!ura proedical„m appelW

suam formam, e! non subicctum (vgl. Anm. 601)‚ h. e. quod talis prapost'!i0 d" '

poni in esse per anam de cansimili praedicala, e! non aporlel‚ quod per «Mm

cansimili subiccla; e! potes! exemplificari de isla „Album potes! esse m'gram“

XVII. Erweiterung der byzant. Logik. 133

und Petrus Hispanus (Anm. 126 f.- u. 202 ll'.) erinnert, aber namentlich

in der Eintheilung sehr von der älteren Tradition in einer Weise ab

weicht, welche unleugbar den Vorzug der Klarheit für sich hat; nemlicli

nach Ausscheidung der blassen Metapher (impropria) soll die propria

suppositio zerfallen in simplex, materialis, personalis, letztere in discreta

und communis letztere wieder in determinata uml confusa, diese letztere

in disiunctioa, copulativa (vgl. Anm. 589) und distributiva, und endlich

diese letztere erst in mobilia und immobilisäim). Auch hatte man he

'tr‘ell's der suppositio acht Regeln formulirt. welche theils an die Qualität

und Quantität der Urtlie‘ile anknüpfen, theils die Lehre von der distributio

sowie einige Syneategoreumata in ihr Bereich ziehen, und auch'ihrerseits

einen Beleg dafür gehen, wie sehr überhaupt die Zahl der termini, wo

nur Gelegenheit dazu war, vermehrt wurde; neinlicli an die Comparativ

und Superlativ-Formen (s. Anm. 265) und die hier ihnen gleichgestellten

Worte „dilfert“ u. dg]. (Anm. 266) reihen sich nun noch „caret, distin

guituru an, und mit „bis, ter“ (Anm. 254) werden „immediate, continue“

verbunden, während eine Reihe von Verbis, wie appeto, desidero, cupio,

opto, teneor, debeo, promitto, requiro, indigeo, spondeo, völlig neu hin

zukommen 597).

596) Reim. Lull. Diat. introd. f. 5 v. A: Suppositio primo dividitur in proprium

et impropriam. lmpropria est, ut ,,Angl|'a pugnatu . . . . .. Propria est, quando

terminus supponit pro intentione vel pro se vel sibi simili vel pro illo, ad quod

signandum est impo‘situs. hapria dividitur in simplicem, materialem ct personatem.

Simplex est, .. . ..ut ‚.hamo est species“. . Materiatis est. quando terminus supponit

pro se aut sibi simili, ut „hemo est oozunnoel „homo est terminus mentalis“ . . . . ..

Personalis est, quando terminus supponit pro ilto, ad quod significandam est irn

positus . . . . .. Pcrsonalis dividitur in discrctam et communem Discreta est, quando

terminus singularis supponit7 communis est, quando communis dividitur in determinatam et confusam...... Detetremrimniantuos esct,omqmuuannidso tcr

minus communis supponit pro aliquo, sub quo non copulalive. sed disiunctive seu

per propositionem disiunctioam potest fieri descensus ad sua singularia..... Confusa

est, quando terminus communis supponit et non debet fieri talis descensus, sed vel

disiunctus per propositionem de disiuncto extremo vel copulatus pcr propositionem de

copulata extremo (vgl. folg. Abschms Anm. 47) vel copulatiuus per propositionem

copulativam. Et ideo suppositio confusa est triptex, sa. vel est con/usa tantum dis

iunctim vel con/usa tantum copulatim vel con/usa et distributiva. Confusa tantum

disiunctim est, quando non potest fieri descensus per propositinnern disiunetivam, sed

per propositionem de disiuncto extremo Confusa tantum copulatim est, quando

non licet fieri alium descensum nisi per propositionem de copulata extreme Con

fusa et distributiva est, quando potest fieri dcscensus per propositioncm copnlalivarn

uniformiter vel difi’ormiter ad sua singularia Con/usa et distributiva est duplex,

xc. mobitis et immobilis .... .. Mobilis est, quando polest fieri descensus unifonniter

vel af/irmative vel negative . . . . .. Immobili: est, quando non potest fieri desccnsus

uniformitvr, sed difformiter, i. e. quando atiquae singulares sunt offi'rmatinar et ali

quae negatioae. Nur der Anfang dieser ganzen Eintheilung findet sich auch in des

Lnllus Diatect. s. nov. log. p. 152.

597) Ebend. f. 6 r. A: De regulis suppositionum. Prima: Omnis terminus sin

gularis supponil discrete. 2. Cuiustibet propositionis particularis vel indefinitae sub

iectum supponit determinate; etiam praedicatum affirmativae, si sit terminus communis

et non impediat syncategoreuma .. 3. Cuiuslibel propositionis universalis subiectum

supponit confuse et distributive, et ctiam praedicatum propositionis exclusivac . . . . ..

4. Cuiustibet propositionis universalis negativac subiectum supponit confuse et distri

butive, et etiam praedicatum . . . . .. 5. Signum universale affirmatiuum confundit et

distribuit suum terminum communem sequcntem se, et confundit tantum terminum

134 XVII. Erweiterung der byzant. Logik.

Ebenso verhält es sich mit der ampliatio (s. Anm. 225 ff). Man

hielt nun die verschiedenen Arten des terminus ampliativus (im Gegen

satze gegen terminus ampliatus) auseinander, welche im Futurum oder

Präteritum eines Verbums oder Partieipiums, in den Verbis potest oder

contingit, oder in den auf verschiedene Zeiten erstreckbaren Verbis signi

/ico‚ intelligo, memoro, promitto, appeto u. dgl. (vgl. Anm. 588) liegen,

wobei natürlich grundsätzlich die erweiternde Function der ampliatio nur

dem Prädicate, sowohl nach seiner primären Bedeutung als auch nach

seinem connotatum (d. h. den abgeleiteten secundären Wortformen), zu

kommt, und der Subjectsbegriff der hiedurch erweiterte ist 593). So

mussten dann wohl erklärlicher Weise für die drei grammatischen Zeit

formen der ampliativen Sätze mit Einschluss der Participien und sogar

der abgeleiteten auf „bilis“ endigenden Adjectiva jene Regeln, welche

schon bei Petrus Hispanus vorlagen, vermehrt und specieller formulirt

werden, und man unterliess es hiebei selbst nicht, auch wieder die

Modalität der Urtheile hereinzuziehen 599). In Bezug aber auf diesen

comruunem remotum; omnis autem negativ et omnis dictio haben: vim negatiom's cou

fundit et distribm‘t terminos omnes scquentes so; est unten: tatis dictio omnis com

parativus‚ supcrlativus et „difiert, utiud, caret, distinguitur“...... 6. Pracdiratum

cuiustibct propositionis universalis affirmotivae et subiectum ruiustibet exclusivae af—

firmativac, si saut termini communes, supponnnt, canfuse tuntum. 7. Omnia.ndverbiu

numeralia, ut „bis, ter‚ quoter“, et isti termini „immediate, contirme“ (vgl. Abschn.

XIX, Anm. 183) sempcr ubique coo/undunt terminos comnumes immediote sequeutes

so cou/usc tantum, et ista uerbo „appeto, desidero, cupio, opto, tencor, drbeu,

promilta, rrquiro‚ indigeo, spondeo“ et universatiter omnio verba signiflcautiu acturn

interiorem cum suis activis participiis et gerundiil et priore supino confwtdunt ter

minum communern sequenlcm se confuse tantum...... B. Outlibet terminus haben:

uim distrilmendi terminum scquentem, quem invrm't non distributum, es! talis naturae,

quod, si invenit ipsum distribulwn, facit ipsum mm esse distribulum. 9. Omnis ter

minus communis suppom't delerminate, :i mm praecedat atiqua dictio haben: rim

neynliunis vs! vi-m conl'undendi.

598) Duns Scotus, Ou. .mp. Anal, pr. l, 16, (Vol. l) p. 296 B: Terminus am

pliatus dicilur itle, qui amptiotur passive, ita quod pro pluribus supponat, quam

antc; sed torminus ampliatiuus ert iste, qui umpliot, v. y. proedicatum vet copula,

xi fuerit praeteriti vet futuri temporia uut de possibiti . . . . .. (p. 297 A) Om'dam

samt, ut verba praetcriti vs! futuri temporis, atii saut, ut participia.....; alii sunt,

ut isto verba „polest, coolingit“ et nomina derivata ab istis; item ista aerbo „signi—

fico, intelligo, promitlo“ et huiusmodi, et universoliter omne verbum, cuius actus potcsl

transire in rem praeteritam et [Mumm sicut in rcm proestmtem....„ Praedicotum

dicitur appeltare (zu lesen ampliare) suom [ormam et restringere ad supposita uerfn'

(am secundum significatum quam secundum cormototum (dieser Begriff begegnet uns

hier zum ersten Male, vgl. Abscbn. XX, Anm. 273 u. 291)..... Subiectum amptiatur

per praedicatum, . . . . ..quio atiter muttae proposttiones essent fatsae, quae tarnen

sunt concedcndae‚ ut „Nulta rosa existente rosa intelligitur“ (vgl. bei Petrus

Hispanus, ob. Anm. 236). .

599) Raim. Luft. a. a. O. f. 6 r. B: Ampiiatio est ‚stotio temini aalegoremotici

pro aliquo vel atiquibus ultra hoc, pro quo actualiter existent in propositione sim

ptiriter prima. De ampliatione dualer hoc rcyutae. Prima: Cuiustihet propositionis,

ruius copuia,cst de prueterito‚ subicctum umptiotur ad supponendum pro eo, quod rst

vel fuit 2. Cuiustibet propositiouis, wies ooputa est de futuro, subirctum ma—

plialur ad supponcndum pro eo, quod est uet erit 3. (Juiustibct propositionis,

in qua ponitur hoc verbum „potcsl“ pro vorbo prinzipati, subicctum ampliotur ad

supponrudum pro eo, quer! es! vet crrt vel potcst esse Idem dicendum de sub—

iecto propositionis, cuius copula ext de prassenti et proediaalum est hoc porticipium

„polens“. (Diese ersten drei Regeln finden sich ziemlich gleichlautend auch in des

xm Erweiterung der byzant. Logik. 135

logischen Werth der Zeitformen des Verbums (vgl. ob. Anm. 227) wurde

ausser den Participien und den Zeiten der Copula auch auf die eine Be

wegung oder Veränderung bedeutenden Verba (fieri, generari, corrumpi,

incipere, desinere)-und wieder auf die eben erwähnten ampliativen Verha

(intelligo, promitto u. s. f.) selbst mit. Beiziehung von causa, causatum,

cate/activum hingewiesen, so dass namentlich die Verba incipit und desinit,

welche wir bei Petrus Hispanus unter den Ewponibilia, trafen (Anm. 263),

hier eine Anknüpfung an die ampliatio zeigen, welche ihrerseits sogar

durch die Umkehrung all dieser verschiedenen Urtheile klar gemacht

werden soll 0°“); r - A ‘

Auch die appellatio (s. ob. Anm. 228 f.) wurde in ähnlicher Weise

näher an grammatische Momente gerückt, indem schon in der Definition

derselben das Präsens des Verbums‘ und das Auftreten eines demonstra

tiven Pronomens betont wird i und sodann bei Formulirung der Regeln

wieder die Rücksicht auf die Verschiedenheit der drei Zeiten, auf die

Modalität der Urtheile, und abermals auf jene Verba (intelligo etc.) ent

scheidend hervortritt ßm).

Lullus Dialect. .9. nov; log. p. 152, Woselbsl die ampliatio definirt wird als static

termini communis pro diversis lemporibus) .... .. 4. Cuiuslibe! propositionisl cuius

praedicatum es! participium practcriti temporis sive copula .sit de praesenti sive de

praelerito, subiectum supponit pro eo, quod est vel fuit . . . . .. 5. Cuiuslibe! pro

positionisl cuius praedicatum est nomen verbale terminatum in „bilis“, subiectum

ampliatur ad supponendum pro eo, quod es! vel polest esse . . . . .. 6. Hace verba

„intelligo, cognosco, scio, concipio, memoro, opinar, arbitror“ et cetera verbo, quae

habent vim transeundi ita bene in rem praeteritam vel futuram vel poseibitem sicut

in rem praesentem ampliant msnm, quem regunt, ad supponendum pro eius signi

licalis respecta cuiuslibcl temporis et possibilitatis . . . . .. 7. Cuiuslibel propositionis

de necessario in sensu divisa (s. Anm. 585) subiectum ampliatur ad supponendum

pro eo, quod est ret potest esse S. omnis proposih'o, cuius subiectum am

pli alur ad supponendum pro eo, quod est vel evil, ve! pro eo, quod est vel fuit vel

potest esse, debet ezponi per propositianem categoricam de subiecto ditiunalo.

600) Dans Scolus a. a. 0. 17, p. 298 A: Oualuor modis aliqua propositio

polest pertinere ad praeteritum vel fulurum. Uno modo, si eius praedicatum aut

subiectum sit participium praeteriti vel futuri Socundo, si copula verbalis sit prae

teriti aut futuri. Terlio, si copula verbalis signi/icet vel connotet motum vel muta

tioneml ut ista verba „fieri, generari, corrumperc, inciperr, desinerc“...‚. Cuarto,

quando in propositione ponitur nomen vet verbum ampliaturn (zu lesen ampiiah'vum);

ut ista verba ‚.sigm'fico. intelligor appeto. promillo“ et ista nomina ncausatum

causa, calefaclivum“ e! huiusmodi .... .. (p. 298 B) Verba „inoipil, desinil, fit, ge

nerari“ habent ezponi per duas "parientes, quarum altera est de praeterito et alia

de futura .... .. (p. 299 A) Verba "sigui/im, intelligo. memoro, cognosco, opinoru et

huiusmodi .. 1.. . ampliant terminos. quos reguntl ad supponendum non solum pm

praeseutíbus, immo etiam pro praeteritis vel futuris . . . . .. In conversione huiusmodi

propositiormm ista ampliatio debet explicari

601) Raim. Lullus a. o. 0. l‘. 6 v. B: Appellalio es! uerificalio praedicati sub

eadem forma, i. e. dictione in propositione de praesente de pronomina demonstrante

filmt, pro quo supponit subiectum proposiliom‘s, citius ipsum bantur hae regulae. Prima: Ad veritatem propositionis de pprraaeesdeintciatruemquierstitupra,rsquod

eius praedicatum in propria forma, i. e.“ sob eadem diclione. veri/icetur de pronomina

demonstrante illam rem. pro qua supponit subiectum illius propositionisun .. 2. Ad

veritatem cuiusiibet propositionis de praeterito requiriturl quod eius praedicatum sequens

verbum fuerit aliquando sub eadem ratione verificabiie de prunomine demonstrante

illudl pro quo suppom'! subiectum 3. Ad veritatem cuiuslibet propositionis de

futura reqm'rilur, quod eius praedicatum in propria forma aliquando futurum sit

verificabilc in propositione de praesenti de pronomine demonstrante illud, pro quo

136 XVll. Erweiterung der byzant.‘Logik.

In der Lehre von der diatn'butio, welche zwar damals, wie es

scheint, mehr mit der suppositio verflochten wurde (Anm. 597), ersehen

wir aus einer vereinzelten Notiz, dass man eine Schwierigkeit, welche

sich an die Tragweite des Wortes „omm's“ knüpfte (ob. Anm. 240), nun

durch genauere Formulirung einer Regel zu erledigen suchte“°*). Wie

weit man einer Definition der restrictio, welche dem Lambert v. Auxerre

näher steht als dem Petrus Bispanus 603), etwa in Regeln eine ausge

dehntere Folge gegeben habe, wissen wir nicht.

Was das Gebiet der Exponibilia hetrill‘t (ob. Anm. 256 ll‘.), finden

wir nicht bloss die eigenthümliche Wendung, dass man alle Arten der

exponiblen Urtheile als eine Aequipollenz hypothetischer Urtheile betrach

tete 60“), sondern auch die Neuerung, dass man grundsätzlich bezüglich

aller exponiblen Ausdrücke einen Unterschied statuirte, welcher zwischen

der blossen „Bezeichnung“ (signatum, z. B. durch das Verbum ezcipio)

und der wirklichen „Ausübung“ (exercitum, z. B. durch die Präposition

praeter) bestehe605). Und auch bei den einzelnen Theilen dieser ganzen

Gruppe fehlte es nicht an fortbildender Erweiterung. So wurden obige

(Anm. 260) Regeln über die Exclusiv-Sätze dadurch vermehrt, dass man

neben der Qualität des Urtheiles auch die Stellung der Exclusiv-Partikel

berücksichtigte, je nachdem dieselbe beim Subjecte oder beim Prädicate

oder bei der Copula (!) oder beim Subjecte und beim Prädicate stehe M“).

suppom'l subieclum . . . . .. 4. Ad verilatem cuiuslibet proposiliom's divisae (s. Anm.585)

de isln verbo „polesl“ vel „conlingil“ vel du bis m0dis „passibilc, conliugcns, nccesu“

reqlu'rilur, quod isle modus sil reri/icabih's in proprin forma de pronomine demonstranle

ülud, pro quo supponit subievlum lulis proposilionis . . . . .. 5. Isla verlm „coynosm.

beteilige, sein“ c! similt'a, quae [lahmt nuturum transmmdi in diclionem substantivm

et adiectivam et eliam in complcxioncm ipsarum, appellanl suam formam et etiam

eomplexionem ipsius diclionis scquenlv's rerbnm e! rechte ab eo; sed xi lalis diene

praeredat verbum, non appellal complexionem. scd solum suam formam.

602) Duns Scolus‚ Uu. sup. Anal. posl. l, 38. p. 404 B: Signum universafi

dis"ibuil lerminum non sub propria retionc suppusilorum, sed sub ruh'one lermim

eommum's, . . . . ..quia, si fieret dislrilmlio pro supposilis sub propriu ratione, quar

Ilbtl propositio universalis esse! plures, rl per conscquens mm: per1'ret syllogisrnus r!

eliam conlradiclio in universalibus.

603) Reim. Lullux. Dm!ect. s. m. log. p. 152: Restriclio es! slalio lermißi

in proposilione pro puucioribux significalis, quam ein: requiral nalura, ul „am“

homo albus curril“. Vgl. ob. Anm. 130 mit 224.

604) Reim. Lullus, Dielecl. introd. f. 4 v. A: Propositio aequivalcns hypotheliW

es! proposilio, in qua pom'lur dich'o, ratione cuius ipsu ext-exponibilis per propo

silionem Ilypolhelicum‚ u! sunl excluriva‚ ezccpliva‚ reduplicatioa. Hiezu Abschn

Xl.\'‚ Anm. 186.

605) Duns Scnlur‚ Ou‚ sup. Porph. 14, p. 97 B: Di/ferentia inler aclum s:gnnlm"

et ezerrilum patrt in mullis; per „non“ em'm exercelur negatio, per „nego“ w"

signalur, per ‚Junlum“ simililer exerrelur exclusio, per ‚.excludo“ Signatur, N ita de

‚.praelcr“ et „exeipi“ et aliis. Die mehrseitige Durchführung dieses Grundsatzes

s. Abschn. XX, Anm. 288, 346. 365.

606) Reim. Lullus a. a. O. f. 4 v. A: Quando diclio e.zclusiva addilur subißtlo‚

ut „lanlum homo currit“, exponilur sie „humo currit et nilu'l aliud ab hominc currfl“

Sed e anntra es! in negative, quia WM praedioatum removelnr a suln'eclo r!

atlribuilur cuilibel ulii. Ouando aalen: diclr'o exclusiva addilm‘ prardicalo. u! "5”"

orales es! Millum animal“. exponitur sie „Sonate: est uninml rl Socrulcs non 651

aliud ab animali“. Ouando addilur copulae. expanilur eo modo, quo qunndo addilur

subirclo Opando additur lam subieclo quam pmedicalo, ut „lantum Svcralfl

XVII. Erweiterung der byzant. Logik. 137

Desgleichen Wurden bei den Etuptiv-Partikeln (Anm. 261) nun die logi

schen Bedingungen, unter Welchen ein Unheil exceptiv sein kann, sowie

die Erfordernisse der Wahrheit für bejahende und verneinende Urtheile

formulirt 607). Bei der redup!icatio (Anm. 262) unterschied man nun

von der eigentlich reduplicativen anetion der einschlägigen Worte (in

quantum‚ secundum quod, u!) jenes Auftreten derselben, in welchem sie

„specificalive"‚ d‚ h. durch einen Bückweis auf den Art- oder Gattungs

Begriil‘ wirken, und man brachte auch die alielas (vgl. Anm. 260 u.266)

mit der Beduplicatiot; in eine Verbindung, hielt aber daran fest, dass in

den rednplieativen Urtheilen das Prädicat das Entscheidende sei 608); auch

unterschied man in Berücksichtigung der Stellung der reduplicativen Par

tikel zwischen hejahenden und verneinenden Urtheilen und formulirte die

Regel der Wahrheit für diese Urtheils-Form, welche sich in der Expo

sition derselben von selbst erprobt“°”)w

Wohl der wichtigste Theil aber unter diesen Bereicherungen der

byzantinischen Logik betriilt den Ursprung der Lehre von den „Con

sequentiae“, über Welchen uns hiemit eine etwas nähere Einsicht

es! tan!um animal“, !unc exponenda es! sie „Socrales es! animal, e! m'hil aliud a

Socra!e es! nihil aliud ab animalt“.

607) Ebend.: Ad proposi!ioncm excep!ivam requimn!ur quu!uor !ermini tanquam

qua!uor sondiliones: Subievßum principale, a qun fia! ezcep!io‚ dic!io vxcepliua‚

per quum deno!e!ur ac!us excipiendi, .... .;pers ezceptivu‚ .. praedica!um‚ respeclu

cuius fial ezceplio...... Requirunlur duae umdi!iones: prima es!‚ quod subinlnm si!

!crminus communis cum ‚eigne universali sump!us habcns plura imposila ve! par!ß

cularia sub se..‚..; sccunda es!‚ quod subieclum praedimri possi! de rxccp!o c! de

omm'bus eiusdem speciei in proposi!ione af/irmativa vom, e! quod ezceptum xi! minus

commune Ad vcri!a!em affirma!ivae requiri!ur‚ quod praedicatum mm insit excepto

e! insi! omm' alii con!en!o sub subiecto illo‚ a quo fit czceplio..... Sed ad verilalem

negalirae requirilur e con!m‚ so. quod praedica!um insi! e.zcep!o e! nulli ulii cuntcnlo

sub subicc!o prinoipali.

608) Duus Sco!us‚ 0u. sup. An. pr. l, 35, p. 327 A: Reduplicalio significa!

immedia!ionem pmedicali ad subiectum . . . . ‚. Is!ae dic!iones sun! redup!icativae „in

quanlum‚ recundum quod‚ in eo quod“ e! u!iquando haec dictio „u!“ e! nonsimiles.

Tales dic!iones reduplica!ivac aliquando accipiun!ur specifica!ivc c! a!iquando

reduplicative. Ouando redup!icatio sumi!ur specifica!ive‚ !unc designa! aliquam nun

dilionem vc! a!iquem modern rel aliqucm sensum‚ secundum quem prapoxi!io es! vera,

quae a!i!er nun esse! vera . . . . .. Dic!io redup!ica!iva reduplicalive sumpla‚ e! mm

specificative‚ designa! prima immediationem praedicati principulis ad illud‚ super quod

cadi! rcduplica!io, et quandoque deno!a! conver!ibili!alem; exemplum primi „Homo,

iuquantum animal, es! corpus“....‚ exemp!um secundi „Humo, inquantum animal, es!

sensibile“..;„. Redupliculio designa! a!ie!a!em sive diversi!a!rm principalis praedicu!i

ab illo, super quod cudi! reduplica!io . . . . . .. Proposilio‚ in qua reduplicatio addilur

praedica!o pn'ncipali, es! fa!sa‚ supposito quod fia! ex terminis. qui pro pluribus

rebus suppanunt. Illud‚ super quod cadi! redup!im!io, so ziehe! Ionen: u perle

praedicati‚ e! mm subiecli.

609) Heim. I‚ullus a. a. O. f. 4 v. l]: Reduplica!iva quandoque es! af/irmaliva,

quandoque es! negative nega!ionc pracccdenle reduplicalionem e! verbum primi

palc‚ .. aliquando vero es! negativa nega!ione -pnsila inlcr reduplicalionem e! vor

bunt priucipnle. In rednplimliva proposi!ionc quandoque pomm!ur lres termim'

dissimilex, quandoque duo similes c! unus dissimilis, quandoque um! omnes !res

simi!es. Ad ueri!a!em reduplica!ivae rcquirilur veri!as unius oopulalivuc camposi!ae

quandoque ex !n'bus quandoque ex qua!uor propasi!iouibus ca!egoricis‚ in qua pro—

positionc copu!atica oper!e!‚ quod remo!a dic!ione redup!ica!iva praedicclur xecundus

!erminus praedic!orum !rium de prima e! ter!ius universali!er de secundo.

138 XVII. Erweiterung der byzanti Logik.

vergönnt ist. Was'nemlich in diesem Zweige später, wie wir sehen wer

den (Abschn. XX, Anm. 161, 279), üblicher Weise an die Fortbildungen

der Summula des Petrus Hispanus angeknüpft wird, fanden sehen Bons

Scotus und Raimundus Lullus in ziemlicher Ausführlichkeit fertig vor,

und zwar als einen Gegenstand, mit welchem sich bereits Mehrere(s

Anm. 624) beschäftigt hatten“°). Die erste ‚ und ursprüngliche Quelle

der Comequentiae‘dürfen wir allerdings in der arabischen Logik suchen,

dann dort trafen wir schon den Begriff der „cousequentia“'selbst (vor.

Abschn., Anm. 367 ff. u. bes. Anm. 65'), und zwar, was hauptsächlich zu

beachten ist, in einer Verflechtung mit der Topik (ebd.-Anm. 372); dazu

kommt, dass bei den Arabern die hypothetischen und disjunetiven Syllo

gismen eine Aufnahme gefunden hatten (ebd. Anm. 48, 219, 269, 326);

und ein drittes Ingrediens liegt darin, dass die Araber an der Aigumen

tation überhaupt eine formelle und eine materielle Seite unterschieden

(ebd. Anm. 51 f., 333). Aberdiesc dreifache Anregung ist oll‘eribnr' sofort

nur im Dienste der byzantinischen Logik verstanden »worden; denn für

diese konnte man in der‘consequentt'u ein verbindendes Mittelglied.er

blicken, durch welches von dem hypothetischen Urtheile und von den

Exponibilia, welche man ja mit demselbe_n verknüpfte (Anm. 604), ein

Uebergang zur Topik geWonnen werdc"‘)‚ so dass man nun dieser letz

teren jenes nemliche Gepräge aufdrücken konnte, durch welches das ganze

Gebiet der Terminorum proprietates und was..sich daran anschloss, ge

kennzeichnet ist. Ja dass schon von Anfang an die'byzantinische Logik

es war, in welche man jenen Zweig arabischer Doctrin verwob‘, zeigt

uns am deutlichsten Wilhelm Shyrcswood, welcher in der Lehre von den

Syucategoreumata bei Besprechung der Conjunction „si“ bereits einige

Grundzüge der consequentia entwickelte (S-.'Ob‚ Anm. 83), wobei uns

sogar schon die Unterscheidung der consequentt'a simpliciter und der

consequentia ut mute begegnet (s. Anm. 617). Und auf solcher Grund

lage konnten nun sicher mehrere Bearbeiter des byzantinischen Stoffes,

deren Namen und Thätigkeit sich jetzt unserer Forschung entziehen, in

der Zwischenzeit derartig fortbauen, dass zu Anfang des 14. Jahrh. diese

ganze Gruppe der Logik in einer gewisscii Abrundung für den Schul

betrieb fertig vorlag. Auch Ton und Haltung der Lehre von den can

sequentiae und vor Allem die Bezugnahme auf Sophisrnen zeigen -deut

lieh, dass man durch dieses neue Element jedenfalls nur die byzantinisdfl

Summula-Litteratur bereichern wollte. '

Der Begriff der consequentia im weitesten Sinne umfasst sowohl die

eigentliche Syl'logistik als auch die rhetorische Argumentation der Topik.

welch letztere als „enlhymematica“ bezeichnet wird (vgl. ob. Anm. 193),

610) Wenn uns das Wort „vonsequentia“ — abgesehen von den Arabern ——

zum ersten Male bei Albertus Magnus (Anm. 470) begegnete, so nehmen wir ja eben

ongefahr jenes Jahrzehnt, in welches die letzten Lebensjahre und Schriften dCS

Albert und des Thomas fallen, für die Entstehung dieser Lehre in Anspruch. VS‘

auch Abschn. X1X‚ Anm. 21. \

611) Je dass es Manche gab, welche sogar meinten‚»in der aristotelischlll

Definition des Syllogismus seien auch die Exp0m'bdia mitinbegritfen, s. Abschl

XIX‚ Anm. 1-94» .

XVII. Erweiterung der byzant. Logik. 139

und während dann eben diese als comequentia im engeren Sinne Gegen

stand jener weiteren Eintheilung und Erörterung ist, welche wir sogleich

kennen lernen warden“"), bleibt es immerhin daneben noch vorbehalten,

dass man bei consequentia auch an die aristotelischen Syllogismen zu

denken habe, wie wir diess alsbald hier (Anm. 624) und auch bei an

deren Formationen (Abschn. XIX, Anm. 194, u. Abschn. XX, Anm. 283)

sehen werden; ja sogar die Begriil‘e antecedens und consequens, welche

hauptsächlich der Doctrin der specielleren consequentia angehören, werden

auch wieder in dem weiteren Sinne gebraucht, dass man darunter Prä

missen und Schlusssatz versteht““). Das Wesen nemlich der conaequentia

im engeren Sinne wird vor Allem in die hypothetische Satzform gelegt,

insoferne ein antecedens und ein consequens mittelst einer Conditional

oder Gausal-Conjunction derartig verbunden sind, dass, wenn ersteres

wahr ist, letzteres unmöglich unwahr sein kann , und dieses Verhältniss

constituirt zugleich den Begriff der boua. consequentt'a‘“). Wenn aber

somit hier die hypothetischen Syllogismen, welche bisher in der lateini

schen Tradition der byzantinischen Logik stets gefehlt hatten (s. Anm. 54,

122, 190), plötzlich eineflolle anspielen beginnen, so wäre allerdings

denkbar, dass etwa nun ein vollständiger'er Text des Psellus (s. Abschn.

XV, Anm. 55) zu Grunde gelegt werden sei; hingegen weit wahrschein

licher dürfte es sein, dass, wie bemerkt, arabische Doctrin den ersten

Anlass gab, denn man verband mit dem Hereinziehen der hypothetischen

Schlussformen auch jene anderen beiden erwähnten Momente,‘welehe auf

Arabisches zurückweise‘n. ‘

Nemlich diese consequentia im engeren Sinne wird nun in eine

formalis und eine materialis cingetheilt; die erstere erstreckt sich auf

alle in den verbundenen Urtheilen enthaltenen Begriffe, vorausgesetzt dass

die Form und Anordnung derselben sich gleich bleibt und auch stimmt

liche Syncategoreumata, sowie die Modalität, die Qualität, die Quantität

der Urtheile berücksichtigt werden““’); sie selbst kann wieder entweder

612) Duns Scolus, 0a. saß. Anal. pr. l, 20, p. 302 B: Ouaedam cst consequentia

enthymematica, c! qaaedam syllogistica. Consequentiarum cnlhymematicarum quaedam

samt formales, quaedam maleriules; malerialium quaedam saut simplices, quacdam

ut mute.

613) Raim. Lallus, Dialect. inlrod. f. 7 v. A: Argumenlalio es! lolalis oratio ex

praemisxis cl‚ conclusione sive ex anlccedentc et con.vquenle composita. Aehnlich

Dialect. s. neu. log. p. 154: Argumentum es! scrmonum aggrt‘galio, er quibus alii

sermnnes sequunlur‚ oratio ex antccerienle et consequente compasila.

614) Duns Scotus a. a. O. lt), p. 287 B: Cansaquentia es! proposilio hypothe

tiaa ramposita ex anleredente et ransequcnte mediante coniunclionc candilianah' vel‚

rationell, quae denolat, quad imposaibile est ipsis, so. antccedenle et conscquenle,

simal /0rmalis‚ quad anlecedcns sit uerum et con:equans folsum. Et lunc, si ila esl‚

sicut isla caniunch'u dcnolat‚ cansequents'a est baue, et si nun, laue conscqucntia nun

aalet. Heim. Lullus a. a. 0.: Anlecedeus est i'd, qnad ponil in neccssilate id‚ quod

per ipsum seqm'lur; consequens ext, quod ncccssilalcm anta so oskndil. Hiezu

Anm. 623 u. Abschn. XIX, Anm. 331.

615) Duns Scolus a.a.O.: Unnseqaenlia sie dividilur: quacdam es! maleriulis, quae

dem formalis. Comcquentia formalis es! illa‚ quae tenel in omnibus lermim's stanle can

simili disposilione et forma lerminorum; e! oocunlur termim‘ in proposito subiccla et prac

dicata propoxilianum aal perle: subiecti et pmedicati. Sed ad [armam consequenlt'ae

perta‘nenl omm'a syncategoreumata posita in aansequentia, u! couiuncliones, sigma um'

140 XVll. Erweiterung der byzant. Logik.

einen hypothetischen oder einen kategorischen Vordersatz haben, und im

letzteren Falle besteht die consequentia in einer Umkehrung oder in

Aequipollenz°‘“)‚ so dass hiemit einerseits der Begriff der logischen

Folgerung eine ziemlich weite Fassung erhält, und andrerseits uns eine

allererste Spur desjenigen Verfahrens begegnet, mit welchem man noch

später'dic Umkehrung u. dgl. aLs erste unvollkommnere Stufe der Syllo

gistik einreihte. Die materialis cousequen!ia hingegen kann nur durch

eine mit den Begriffen vorgenommene Veränderung erschlossen werden,

und zwar ist sie entweder bona simpliciler oder nur bona u! nun,

d. h. wenn sie sich durch die Hinzunahme eines Nothwendigkeits

Urtheiles ergibt, ist sie bona simpliciter, was je nach den verschie

denen loci dialectici der Topik in sehr 1nanigfacher Weise der Fall sein

kann“"), daher hier Veranlassung dazu gegeben war, dass man sogar

die gesammte consequentia überhaupt von der Topik abhängig machte““);

hingegen bona u! nmw ist sie, wenn sie mittelst eines Urtheiles ge

stützt wird, welches nur einen zufälligen Thatbestand ausspricht““).

Uebrigens erscheint diese Eintheilung und Unter-Eintheilung der logischen

Folgerung an einer anderen Stelle etwas modificirt, indem dort formalis.

simplea‘, ma!erialis, u! nunc als vier unter sich coordinirte Arten be

zeichnet werden 620). '

versalia, partieulan'a, negatione: e! huiusmodi. Secnmdo ad formam consequen!iaz

per!ine! copula propositionis‚ e! ideo nun es! eadem forma coasequen!iae ex Propo

silionilms, quarum copula es! de inesse e! quaram copula es! de modo. Tertio ad

formam perline! malli!udo praemissarum, affirmalio e! nega!io proposi!ionnm e!

huiusmodi, e! ideo non es! eadem forma arguendi ex affirmalivis e! nega!ivis‘‚ d

i!a de aliis.

616) Ebend‚: Couscquen!ia formalis subdividi!ur‚ quia quaedam es!, caiu: anle

cedens es! mm proposi!ia aalegorica‚ u! conversio, aequipollentia e! huiusmodi; a!ie

est, cm'us an!ccedens es! propositio hypo!ltclica; e! quilibe! islorum modorum polrsl

subdividi in plurcs alios modos.

617) Ehend.z Conseqaentia malerialis es! illa, quae non !ene! in omm'lms ter

minis re!enta consimili disposilione e! forma i!a‚ quod'n0n fia! varia!io m'n‘ termi

norum. E! Ialis es! duplex, qaia quaedam es! vera simpficiler‚ e! alia es! dem a!

naac. Consequentia vera simplici!er es! ifla‚ quae po!es! redun' ad formalen P"

assumptionem um'us proposiliouis 1186€Ssariae; e! sie es! is!a eonsequentia maleriah'i

bt'ma simplirrilcr „Homo curri!‚ iyi!ur animal aum'!“‚ e! reducitur ad formaler» P"

is!am noccsxariam „Onmis homo es! animal“. E! is!a subdividilur in muf!a "mibe

seenndum diversita!em !ocomm dialeclicomm‚ Ein Beispiel einer solchen topischefl

Unterer! iS! Ulk i" l’rflt'diflam. 13, p. 146 A: Consequen!ia mm per haue regulam:

Nihil ines! alicui supponenli disiuncliee pro mullis, m'ai ah'cui illorum indc!erminate

sump!o insi!‚ und ebend. p.-147 B: tene! per haue regulam: Ouod hier! aliaui shmfl

disiunc!ive pro mul!is‚ ines! alicui i!lorum inde!ervnina!e‚ was übrigens bis auf Shy

reswood zurückweist, s. ob. Anm. 83 u. S7.

618) Rain». Lullus, Dial. introd. f. 8 r. B: Lava: es! progressus ab uno cm"

plexo ad allerum ve! ad se ipsum sah alia condi!ioae sump!um Es: locis !allfß

modo educunlur couscqnen!iae a/firmalivae‚ modo negativae, modo a!raeque diuem':

modis. Hiezu Anm. 623. _

619) Duns Scolus, QM. Sup. Anal. pr. l, 10, p. 288 A: Consequen!ia malerißlß

bona u! 1mm: es! Uhr, quac potes! reduci ad fonnalem per assumptionem alirßi|“

proposi!ionis cou!ingenlis verae. E! sie posito, quod Socrates es! a!bus, ilfa von!!

quen!ia es! bona u! „uns „Socrates curri!‚ igitur albam can'i!“‚ quia reduci!ar

formalem per islam con!ingenlem „Socrales es! albas“.

620) Ders. 0a. in Phys. l, 2, (Vol. II) p. 5 A: 0aadruplez es! conseqaenliß‚

KVII. Erweiterung der byzant. Logik. 141

Aber auch einzelne Regeln der consequenlia im Stile des Petrus

Bispanus wurden formulirt, nemlieh: dass aus dem Gegenthcile des Nach

salzes das Gegentheil des Vordersatzes folgt; dass aus jedem formell

widerspruchsvollen Satze jede mögliche Behauptung folgt; dass aus einem

unmöglichen Urtheile materiell jeder beliebige Satz folgt; dass aus jedem

beliebigen Satze ein Nothwendigkeits-Urtheil folgt; dass aus jedem falschen

Urtheile wenigstens u! mmc jedes beliebige Urtheil folgt, und ebenso

jedes wahre Urthcil jeden beliebigen Vordersatz haben kann“) welch

letztere drei Regeln anderwärts wieder mit kleinen Abänderungen auf

treten 622), — sämmtlich Dinge, welche an Blödsinn des Formalismus

Anderem , was die byzantinische Logik darbietet, wenigstens nicht.nach

stehen. Andrerscits finden wir, — gleichfalls zum Beweise, dass die

ganze Lehre gleichzeitig von Mehreren bearbeitet wurde —-, dass man

neben Wiederholung einiger dieser Regeln auch noch die sog. regula de

quocunque auf das Verhältniss des Vorder- und Nach-Satzes anwendete

und auch die Subalternation der Begriffe zur consequentia rechnete und

sogar noch die specifische Differenz beizog, dass man die Qualität und

Modalität der Urtheile zu eigenen Regeln der Abfolge verwerthete, sowie

insbesondere, dass man sich auf die Topik warf, indem man aus der

selben die Begriffe der Definition, Beschreibung, lnterpretation, des Ganzen

und des Theiles, der Ursache und der Wirkung, des Aehnlichen, des

Grösseren und Kleineren u. dgl. aufnahm 623). Ausserdem noch erfahren

Quaedam formalis, quae laue! in omm'bus !erminis slanle cansimz'li forma propa

st'liom's e! lerminorum . . . . .. Summia es! consequenh'a simpler, quae laue! vir!u!e

inclusionis lemiinorum in significando, .....u! „Immo es!, ergo anima! es!“ .... ..

Ter!ia voca!ur malerialis, quae tene! . . . .. virtu!e alicm'us proposilionis necessun'o

in!ellectae . . . . . . Ouurta est consequentia u! mute, quae !ene! oir!ule medii non

!!ngentis.

621) Ders. Ou. sup. Anal. pr. I, 10, p. 288 A: In omm' bona consequentia ad

opposilum contradic!orium consequen!is sequi!ur opposi!um con!radiclorium anlecr—

den!is . . . . .. Olltlftd0 ad anleredcns scqui!ur conseqams, oppositum vonsequcntis

repagna! anlecedcn!i Ad quamlibc! proposilionem implioanlem conlradic!ionem de

forma sequitar qaaelibe! alia propositio in consequeulia formah', v. gr. ad istam

„Socrales es! e! Socrales non es!“ sequitur „Baculus s!a! in angulo“..... (p. 288 B)

Ad quamlibct proposilionem impossibilem sequi!ur quaelibe! alia propositio, non can

sequenlia fonnali, sed boaa consequcn!ia maleriali simpliciler, .. . .. . u! sequi!ar

„Homo es! asinus, iyi!ur !u es Romae“....... Ad quamlibe! propositionem sequi!ur

proposilio necessan'a bona cousequen!ia simplici. Ad qaamh‘be! propasilionem

fairem sequilur quaelibc! alia proposi!io in consequenlia bona materiali u! nunr.....

Omnis proposi!io vom sequi!ur ad quamcunque aliam proposih'onem in bona umse

quen!ia maleriali u! nunc.

622) Ebend. ll, 3, p. 334 B: Sequilar i!la regula, qaod necessarium sequilur

ad quodlibe!‚ quia quaelibe! proposilio sequitur ad impossibile‚ igr'tur ad mii:slibet

proposi!ionis opposi!um seqm'lur opposita impossibilis‚ quae es! neressaria..... Quad—

h'be! verum sequitur ad quamlz'be! proposilionem; . si illud nermn sit nccessarium,

!unc es! consequen!ia'simplez; srd si si! con!inyens, !um: es! consequcnlr'a u! dann.

Als eine vereinzelte hicher gehörige Notiz ist auch zu betrachten, was Abschn‚XlX‚

Anm. 21 (Nro. 11) angeführt werden wird.

623) Reim. Lul!as‚ Dial. inlrod. f. 8 r. B: Pommtur sequen!es regalae rausc—

quenliarum e! locarum: Ex veris non sequi!ur nisi nerum .... .. In omni consequenlia

(mm: fonnah' quidquid sequt'lar ad consrquens‚ sequilur ad aalcredens..... (v. A)

Onanie oonsequenlia‚ cm'us antecedens cum opposito con!radictario consequen!is in

142 XVII. Erweiterung der hyzant. Logik.

wir, dass man auch den aristotelischen Syllogismus nat šwfišamg" mit

dem byzantinischen Begrifl'e des terminus discretus und hiedurch mit

der consequentia in Verbindung brachte. Indem man nemlieh beim ter

minus discretas, welcher an sich gegen jede Manigfaltigkeit sprüd ist,

nicht allein um der Trinität willen gewisse Concessionen machte, sondern

auch z. B. an die Fluss-Namen dachte, durch welche das unaufhörlich

verschiedene Wasser durch Ein gleichbleibendes Wort bezeichnet werde,

stritt man darüber, ob Syllogismen, welche aus solchen Begrill'en aufge

baut werden, überhaupt zur for-malis oder nur zur materialis consequentia

zu rechnen seien, und gegen die letztere Annahme berief man sich eben

auf jenen syllogismus expositorius des Aristoteles und hielt daran fest,

dass derselbe bei richtiger Behandlung des materiellen Gehaltes der Be

grill‘e als famulis consequentia zu betrachten seien). Hieraus aber

veritate non conrordat, est bona....‚ Ex opposita contradidorio consequentis se

quitur oppositum rontradictorium antecedentis..... A particulari ad suam indefiailam

est bona consequentia Ab universali ad suam particulari-mi inde/initum ct sin

gularem...... A veritate unius contradidoriac ad falsitatem alterius . . . . .. A M0

copulativa ad atteram eius partem (B) A tota disiunctiua ad alteram eius

partem cum destructione alterius .... .. Ab exclusiva ad suam praeiacentem .... .. Ab

exclusiva af/lrmativa ad exceptiuam negativam..... A conversa ad convertentem.....

A diffinitione ad diffim'tum (vgl. Abschn. XIX, Anm. 150)` a descriptione ad descrip

lum, ab interpretatione ad interpretatum A cli/ferentia constitutiva speciei ad

speciem . . . . . A proprietate ad proprium..... Ab una synonyme ad aliud .... ..

(f. 9 r. A) De quocunque a/firmatur pars subieetiva, de eo aflirmatur suum totummu

A quocanque removetur totumæ ab eo removetur pars subiectiva.... Negative apum

subiectiva ad suum totum . . . ‚ .. A toto integrali ad partes, sine quibus esse non

potest . . . . .. A toto in modo negativa ad partem...... (B) Guicunqae convertit totum

in loco, et pars in loco Negative a partibus in loco ad totum in loco.....

toto in tempore ad partem in tempore..... Ab omnibus partibus in tempore ad latent

in tempore . . . . .. (v. A) A toto numcrali ad partem.. Negative a parte rutth

ad totum..... Ab esse causae ad esse efl'eetus..‚.. A posteriori ad suum pries..."

Negative ab accidenti priori ad posterius . . . . .. (B) Si unum contrarium eerificalw

de in/eriori, etiam reliquum contrarium Si unum disparatum affirmatur, reli

quum negalur. . . . .. Si magis non inest, nec minus..... Si minus inest1 et magis.....

De similibus simile est iudieium...‚.. (f. 10 r. A) A propositione a/‘firmatira de prat

scnti de praedicato infinita ad negativam de praedicato linito . . . . .. A propositiefll’

affirmatiaa de praesenti de praedicato fim'to ad negativem de praedicato in/inito....

(B) Ab uno relalivo ad atterum. Nur die ersten dieser Regeln finden sich auth

in Dialeet. s. nov. log. p. 159, woselbst nur noch die Definition der nota com"

quentiar hinzukommt: Nota consequentiav dicitur illa coniunctiol mediante qua pro

positioy quae est antecedem, et itla, quae est consequensl coniungunturl ut niyihm

ergo“ et similio.

624) Duns Srotus, Oaacst. sup. Anal. pr. I, ll, p. 289 B: Syllogismus 61W

sitorius (s. Abschn. IV, Anm. 554) est ille, cuius medium est terminus discretui

Sed est notanduml quod terminus diseretas (vgl. bei Shyreswood ob. Anm. 61 und

bei Petrus Hispanns Anm. 229) est triplex. Unus, qui significat unam solam YU”

ita, quod suae signi/icationi repugnat signi/icare quamlibet diversarum rerum sint

nova impositione vel demonstratione. Alio modo dicitur terminus discretas. qm

supponit vel significat unam rem singularaml cum hoc tamen significat quamlibet

diversarum rerum, quibus illa rcs singularis cst eadem‚ a. g. „haec essentia dil-imi

Trrtia modo dicitur terminus discretas, ut iste terminus „Sequena“, ..‚..q"_t‘

nunc signifcat aquam, quae nunc est, et postea signi/italia aquam, quae postea erita

tamen istae aquae habent vel habuerunt vel habebunt aliquam unionem ad mi

vicem propter continuam successionem (vgl. Absehn. XIX, Anm. 206)...... Aliq‘l

supponuul, quod terminus primo modo dictus est proprie discretas, et alii minus

X\lll. Erweiterung der byzant. Logik. 143

ersehen wir jedenfalls, dass der damalige Begriff der consequentia that

sächlich eine den eigentlichen Syllogismus umfassende Bedeutung hatte

(s. Anm. 612 f.).

Sind nun alle diese Dinge, welche ich als Erweiterung der byzan

tinischen Logik darzustellen hatte, unzweifelhch und nachweisbare Vor

arbeiten der Gestaltung, welche die Summula-Litteratur später annahm,

so darf ich zum Schlusse denselben noch ein Glied beizählen, welches

zwar nur in leisen und unscheinbaren Anfängen auftritt, aber eben hie

durch im Zusammenhalte mit den übrigen gleichzeitigen Erscheinungen

eine grössere geschichtliche Bedeutsamkeit erhält. Es müssen nemlich

auch die später so genannten „Obligatoria“ (s. Abschn. XX, Anm. 298)

schon damals in ihren ersten Grundlagen entstanden sein, denn wir

finden unverkennbare Spuren einer sichtlichen Bezugnahme auf eine der

artige Doctrin. Allerdings würde Jeder, der die spätere Gestaltung der

Obligatoria nicht kennt, völlig unbefangen darüber hinweggehen, wenn

in dem uns zugänglichen Quellen-Materiale einmal auch gewisse Erforder

nisse der „disputatio“ aufgezählt werden, nemlich dass beim Disputiren

das Streben nach Wahrheit obwalten solle, ferner dass die beiden gegne

rischen Behauptungen gleich möglich sein müssen, und dass die Beweis

führung die Formen des Beweises einzuhalten habe 625). Aber so un

wichtig nnd gleichgültig diese Notiz auch erscheinen mag, so wird doch

die Annahme, dass damals neben dem vielen Anderen auch dieser Punkt

in der üblichen Schul-Litteratur seine besondere Berücksichtigung gefunden

habe, dadurch bestärkt, dass wir (-—- ongefähr zwei Jahrzehnte später —)

einer Formulirung begegnen, welche bereits die später übliche Termino

logie zeigt. Mit den Ausdrücken nemlich, dass in einer Disputation der

„Opponent“ und der „Respondent“ wechselseitig in Bezug auf ihre Zu

geständnisse „obligati“ sind, wird jene Schwierigkeit, welche auch in

der späteren Theorie der Obligatoria erscheint, erwähnt, dass die bei

den Dispulirenden eigentlich im nemlichen Augenblicke Behauptung und

Acceptation aussprechen sollten, diess aber thatsächlich nicht möglich

proprie. Turm dicunl, quer! syltogismi [anti cz trrminis discrelis prima modo sint

syllogisvm' bunt gratia forma; srd si fian! es: atiis terminis, nun vere Contra

{sind argm'lur, quia tanc scqaeretur, quod syllogismus expositorius non esse! umse—

quentia formalis. Consequens es! falsum, qut'a per syltogismum expositorium

probatur conv0rsio universalis negativue, secundo, quia per ipsum proban!ur

syllogismi terliae fignrae, qui samt consequentiac formales Sytlugismus expasi

torius non tenet graliu disposz'tianis vet formae propositionum et termirwrum, srd

praecise gralia terminorum‚ qai sie es! sie significant, et hoc es! teuere gratia ma

leriae . . . . .. Idee dicendum es! aliler‚ quod syllogismus expositrm'us lene! gralia

forma: in omm'bus Icrminis, dem tanzen praemissae regutrnlur debilc per „dict' de

0mm“ vet „dici de „alle“, ita quod terminus discretus distribaalur mediantibus istis

dictionibus „quod es!“‚ u! ista „Socratcs cum!“ debet resolut in is!am „Omne quer!

es! Senates, cum't“, e! Inne syltogismus expositorius es! consequentt'a formatis.

625) Reim. Luttus, Dialecl. s. nur. Ing. p. 161: Dispulatio es! con!rarietas

spirituatz's, quae per verbum manifesta! cmceptionem, quam habe! unus intellectus

contra atium . . ‚ . .‚ Disputans prima debet haben: intentionem cognoscendi e! amandi

veritalem..„. Secundo, quod supponatur in principio, quod utraquc pars quacstiom's

si! possibilis„ _‚ ‚ Trrtio quod aryuens probe! vel improhet per aliquam speciem pro

batiom': . ‚.... Quarto, quod inter disputantes xi! eommum's amicitia.

144 XVll. Erweiterung der byzant. Logik.

sein“). Und konnte nun dieser vereinzelte Punkt in solcher Weise

gelegentlich angeführt werden, so dürfen wir wohl schliessen, dass

wenigstens zu Anfang des 14. Jahrhunderts die Grundzüge der nach

maligen Obligaton'a im Ganzen bereits zum Schulbetriebe der Summula

Lilteralur gehörten.

626) Burleiyh, sup. arlem vvlerem (s. Abschn. XlX‚ Anm. 574), f. 59 l'. AI

In dispulah'one opponens si propona! ixlam „drux vs!“‚ rvspondens habe! islam can

cedere, si mm oblige!ur ad opposi!um; svd mm roncedi! islam, quando pro/«tun

quia sie opponens e! respondens simu! haben! loqui, quod mm es! vemm, e! quudo

non profer!ur, inne nun es!; ergo habe! concedere illum‚ quando nun ext, e! m

habe! concederc mm obligalus nisi nerum: ergo hacc es! vera‚ quaudu non es! u‚s.w.

Abschn. XX, Anm. 401.

XVlll. ABSCHNITT.

RAIMUNDUS LULLUS.

Wohl Niemand wird an der kleinen chronologischen Abweichung

ernstlich Anstoss nehmen, welche Emsserlich darin liegt, dass ich über

Raimundus Lullus (geb. 1234, gest. 1315) in einem beson

deren Abschnitte schon hier, d. h. noch vor jenen litterarischen Er

scheinungen handle, welche am Anfange des folgenden Abschnittes zur

Sprache kommen werden; denn strenge nach dem Faden der Chrono

logie hätte ich den Lullus erst nach Duns Scotus vornehmen dürfen.

Jedoch einerseits handelt es sich bei diesem Verstosse kaum um ein

Jahrzehenl, da jene Dinge, welche ich später vorführen werde, un

gefähr zwischen 1277 und 1308 liegen, während die schriftstellerische

Thatigkeit des Lullus im Ganzen in die Jahre zwischen 1285 und

1314 fällt. Und andrerseits, —- was das Wichtigere ist —, lag mir

für die Reihenfolge, welche ich einschlage, das Entscheidende in dem

Umstande, dass Lullus in den Schriften, welchen er seinen zwei

felhaften Ruhm verdankt, sowohl dem damals allgemein recipirten

Quellenkreise völlig fern steht, als auch in seinem vereinzelten und

Vereinsamten Auftreten nicht den geringsten Einfluss auf die manig

faltigen Controversen, welche seit Anfang des 14. Jahrhunderts die

Zeit bewegten, ausüben konnte. Sowie ich demnach den Lullus weder

dem vorigen Abschnitte beifügen konnte, noch auch durch ihn im

folgenden Abschnitte eine ganz unorganischc Unterbrechung eines all

mäligen Ganges der Controversen hervorrufen durfte, so möge hiemit

der Mann auch hier für uns ebenso isolirt dastehen, wie er thatsäch

lieh es war.

Eine andere Frage wäre allerdings, ob denn Baimundus Lullus wirk

lich in einer Geschichte der Logik seine Stelle finden durfte. Und in der

That liegt in der Aufnahme desselben nur ein Zugeständniss, welches ich

den Erwartungen des Lesers mache; denn Logik ist die Ars mag-m1

wahrlich nicht. Ich bin nemlich nicht berechtigt, irgend einen Gegen

stand etwa durch den Machtspruch, dass derselbe lediglich „dummes

Zeug“ sei oder dgl., gleichsam zu escamotiren, sondern ich habe die

leidige Pflicht, auch den Unsinn, welcher im Laufe der Geschichte auf

tauchte, darzustellen; und die Erfüllung dieser Pflicht'zu erwarten, hat

der Leser ein Recht. Vielleicht kann ich hiemit die Mitwelt (oder etwa

auch die Nachwelt) der Mühe überheben, in dem üppig wuchernden Wust

des Lullus zu blättern.

Paanfl.‚ Gesch. lll. 10

146 XVlll. Raimundus Lullus.

Was die zahlreichen hielter gehörigen Schriften des Lullus, welche

wahrscheinlich nicht sämmtlich ächt sind, betrill‘t 1), so müssen wir dic

selben vor Allem nach gewissen Gruppen unterscheiden, welche sodann

auch für unsere Darstellung maassgebend sind. Nemlich zunächst ist es

das Gebiet der gewöhnlichen Schul-Logik, welches Lullus zwar miss

achtete, aber doch bearbeitete; dahin gehören die unter dem ungeschickten

Titel „Logicalia parva“ gedruckten Dialecticae introductiones 2) und

Dialectica seu logica 1tova 3)‚ sowie De venatione medii 4) und De de

monstratione per aequiparantiam 5); auch kann beigezogen werden De

prima et secunda inte1ttione 6) und um der Universalien und Kategorien

willen Liber Chaos 7). Manches andere, z. B. ein Auszug der Logik

l) Von der Gesammtuusgabe der Werke des Lullus, welche Salzinger (er

nennt sich erst in der Vorrede zum 6. Bande als Herausgeber) in zehn Binden

besorgte oder vielmehr besorgen wollte (Beati Raymundz' Lulli opera onmia. Mogut.

1721-‚42. fol.)‚ finden sich der 7. und S. Band in keiner einzigen Bibliothek.

und die \'nmnthung ist höchst begrttntlet‚ dass diese beiden Bände überhaupt nil‘

gedruckt wurden (wahrscheinlich in Folge einer Opposition der Jesuiten. s. M.

Helffcrirh, Rnymund Lull n. d. Anfänge d. catalonischen Literatur. Berl. 1853

S. 72 f. u. 161 f.). Ergänzend kommen uns einige ältere Einzeln-Drucke anti

ausserdem Dasjanige zu Hilfe, was der Strussburger Buchhändler Zetzner unter

dem Titel Raymtmdi Lullii Opern eu, quac ad adinventam ab ipso arlem universalen

scicntiarnm arlinmqne omm'nm perlincnt etc. Argent. 1609. 8. veröfl‘entlichte.

Jedoch hat sich mir immer wieder das gewichtige Bedenken aufgedrt'tngt, ob denn

wirklich Alles, was unter dem Namen des Lullus gedruckt oder nugedrncltt vorliegt,

aus der Feder desselben geflossen sei, und ich kam zu der Ansicht‚ dass hier die

litterarische Kritik erst noch von vorne beginnen müsse (s, z. B. Anm. 15 u. bes.

74 f.)‚ während ich selbst für den hiesigen Zweck mich auf den Hauptinhalt, soweit

derselbe als acht gelten muss, beschränken durfte. Falls aber Jemand Lust hatte.

den begabten Querkopf Lullus zum Gegenstande einer umfassenden Monographiß

zu machen, müsste vor Allem jene Fordenmg der Kritik erfüllt werden. Uebt'igfl‘

wurde zu einer wahrhaften Gesammtausgnbe, welche einem solchen Unternehmen

erst noch vorhergehen müsste. das vollständigsle Material nur in der Münchner

Staatsbibliothek zu finden sein, welche in Folge der philosophischen Liebhaberei

eines pfalzhaierischen Herzoges eine staunenswerthe Menge lateinischer und enta

lonischer (s. Anm. 23) Schriften des Lullus handschriftlich besitzt. Nach den dort

vorhandenen Aufzeichnungen dürfte die Mainzer Seminar-Bibliothek nur Weniges zur

Ergänzung darbieten.

2) Das in Alcnla (in AMI]. Complulcnst' per A. G. Brucarium) i. J. 1518. 4. 81‘

druckte Buch trägt das Titelblatt „Logicalia parva illuminali doctorr's Haymuudx

I.ullit“, aber die erste Seite beginnt mit der Ueberschrilt: „Dyalectiee inlrodnrtienfl

llluminali docloris e! marlyn's Haymundi Lulli“. Die Aufschrift am Titelblatte läl

Unsinn‚ denn einerseits existirte zur Zeit des Lullus der Ausdruck „I‘arvu Iogicalia“

noch gar nicht, und nudrerseits bedeutete derselbe, als er üblich wurde, etwa!

ganz Anderes. Im 16. Jahrh. kam allerdings die Kennlniss dieser Dinge abhanden.

3) Ohne Titelblatt anfangend: „Den: cum tun summa per/‘cctione. Incipil lügt“

brevix neun“. S. I. e. a. (wahrscheinlich Veneliis 1480). 4. Sodann Dialertt'ca m

Iogira uova venerabilis eremitae Raymtmdi Lullü .. . .. per M. Bern. Lavinhetum. Paril.

1516. 4. Hernach bei Zehner p. 147—161.

4) Bei Lavinheta (vor. Anm.) und bei Zetzner p. 162—165.

ö) Bei Salzinger in Vol. IV. Salzinger's Ausgabe hat das Eigenthümlielte, dßi

in allen Bänden derselben (—— gewiss nicht ohne Absicht —) stets jede auch noch

so kurze Schrift eigens für sich paginirt und somit die Reihenfolge der Zusammen

stellung nur durch die Hanpt-Titelblälter der Bände festgestellt ist.

6) Ebend. in Vol. VI.

7) Ebend. in Vol. III.

XVIII. Raimundus Lullus. 147

Algazeli's (vgl. Anm. 24), ist noch ungedruckts). Sodann aber konnte

ja Lullus bekanntlichst sich rühmen, selbstständig eine neue Technik er

funden zu haben, welche gemeimglich als Ars magna bezeichnet wird;

die grosse Masse der Schriften jedoch, welche sich auf dieselbe beziehen,

ist folgemlermaassen zu gruppircn: Vorerst ist es die Technik selbst,

welche mehr oder weniger ausführlich, sei es ganz oder theilweise, dar

gelegt wird in: Ars magna et ultima 9), Ars brevls l"), De auditu cab

balistico ll), Tabula generalis 12), Brevis practica tabulae generalis und )

Lectura compendiosa tabulae generalis 13), De conversione subiecti et ‚

praedicati “), Introductio magnae artis generalt's 15). Sodann aberl

wird auch speciell die praktische Anwendung dieser Technik gelehrt in:

Ar: invenliva veritatis seu intellecliva veri und Leclura super artem/

inventivam et tabulam generalem l“). Aber die auf die einzelnen Wissen

schaften, und vor Allem auf die Theologie, bereits angewendete Technik,

d. h. somit die schliessliche reale Durchführung derselben, welche Lullus

beabsichtigte, erscheint in: Ars demonstrativa, Introductoria artis de

monstrativae, Lectura super figuras artis demonstrativae, Compendium

artt's demonstrativae‚ Ars inveniendi particularia in universalibua,

Propositiones secundum arten: demonstrativam 17)‚ Ars compendiosa

inveniendi veritalem seu ars magna et maior‚ Ar: universalis seu

Iectura artis eompendiosae“), Libellus correlativorum innatorum“),

8) Nemlich: Compendiurn logicae Algazeli (s. Salzinyer, Vol, l, Calal. libr.

p. 9 B), wie aus Cod. tat. Man. 10538, f. 103—126, sich zeigt, nur eine excerpi

rende Uebersetznng des arabischen Originales; ferner De quinque praedicabilibua et

denen! praedicamentis (p. 27 B), De luco minori ad maiorem (p. 15 B), gleichfalls

beide in München handschriftlich vorhanden; biezu noch De aigni/icationilm: (s.

ebd. p. 26, vielleicht beruhte auch diese Schrift auf Algazeli‚ s. Abschn. XVI,

Anm. 244).

9) Gedruckt ohne Titelblatt Deus cum tue summa per/ectionc. Incipil ars ge

nerell: ultima. Venelit's per magistrum Johannem Cordubensem. 1480. 4. Dann Illu

minnti sucrae payinae professoris Raymunrli I.ulli ars magna generell: et ultima etc.

per magistrum Bern. la Vinheta. Lugd. 1517. 4. Ferner bei Zet2ner p.218——663.

10) Approbatio artia illuminati doctorix mngtstri Raym. Lulli arm cum arte brevi‚

Romae 1513. 8. Ar: brevis ill. doct. R. L. per Bern. de Lauinheta. Lugd. 1514. 8.

Bei Zetzuer p. l—42.

11) Bei Zetzuer p. 43—110. Dass aber Titel, Einleitung und einzelne Stellen

dieser Schrift kritische Bedenken erregen, s. unten Anm. 74 l’f.

12) Bei Satzt'nger in Vol. V. (auch in der unten, Anm. 16, anzuführendeu

Ausgabe).

13) Beide bei Salzinyer ebend.

14) In Lavinlteta’s Ausgabe der Diateeh‘ca (ob. Anm. 3), und bei Zetzuer

p. 166—177.

15) Gedruckt s. l. (wahrscheinlich in Lyon) 1515. 4. Jedoch diese Schrift

muss ich wegen der späteren Zusätze, welche sie enthält, entschieden als unächt

bezeichnen; im Unbrigen ist sie nur ein karger Auszug der Ars mayna et ultima,

und es lohnt sich auch darum keiner weiteren Berücksichtigung.

16) Beide in Divi Raymundi Lulli doctoris illuminatt Arx ittventiva veritalis,

Tabula generalis, Commentum in easdem ipsius Raymundi (hrsggben von Alphonaus

a Proaza)‚ Valentiae apud Didacum de Gumiel, 1515. fol., sowie bei Salzinger

in Vol. V.

17) Sämmtlich bei Salzingcr in Vol. lll.

18) Beide ebend. in Vol. l.

19) Gedruckt bei der sogleich, Anm. 22, anzuführwden Logica nova.

10'

148 XVIII. Baintundus Lullus.

._‚

Arbor scientiae 20). Auch aus dem Gesamnthmkreise der vielgestaltigen

Ars magna ist Vieles noch ungedruckt‘“). Ferner ein Mittelding zwi

schen der eigenen Ars des Lullus und demjenigen, was man gewöhnlich

Logik nannte und noch nennt, bietet er als „neue Logik“ an, wie wir

aus der Darstellung seiner Schrift De noca togica”) ersehen werden.

Endlich aber war Lullus (— abgesehen von der Schule Notker’s in

St. Gallen, s. Ahschn. XIII, Anm. 244 ll‘. —) zu seiner Zeit der erste

Autor, welcher die Philosophie und auch die Logik von der Sehnlsprache

des Mittelalters zu emancipiren versuchte, indem er Vieles (zuweilen neben

einer lateinischen Bearbeitung des gleichen Gegenstandes) in seiner Mutter

sprache, d. h. im catalonischen Dialekte, und zwar häufig in gereimten

Versen, schrieb. Hievon gehört hielter eine Episode über Logik, welche

sich an die so eben erwähnte Nova logica anschliesst"), und eine ge

reimtc Bearbeitung der Logik Algazeli’s 24).

Wenden wir uns hiernit behufs unserer Darstellung“) zuerst zu

dem Gebiete der gewöhnlichen Schul-Logik, so müssen wir vor Allem

beachten, dass Lullus sehr gering über dieselbe denkt. Denn schon die

aus Avicenna entnommene Bemerkung, dass es auch eine unmittelbare und

natürliche Logik gebe 26), erhält bei ihm den Sinn, dass die technische

20) Haulig gedruckt; bei Snlzinger nicht.

21) Sämmtliches aber ist in München oder in Mainz handschriftlich vorhanden;

uemlich: Ars inlcllrcfivn (s. Salzmger‚ Gala]. p. 21 B), Ar: campendiosa :eu Vedfl‘

mecum (ebend., —— jedoch schwerlich ficht —), Ars generalis ad omnr: .rrifllttdi

(ebend. p. 7 B), Applicatio ar!is generalts ad rarias scientias (p. 6 B), De experit'flllß

realitatis arlis generatis (p. 13 A), Inres!igatio generalium mirtianum (ebd.). Regulat

introductariac ad prarlirum arlis dernous!rutiva0 (p. 19 A), De rnoda applirandi naram

lagicam ad ius et medicinam (p. 16A), De venationc sub.ttanliac et accidentis (p.20 A).

De .<yllagismis contradiclionis (p. 19 B; aus Cad. tat. Man. 10588. I'. 149—*—17L 8°hl

' hervor, dass diese Schrift nicht logischen Inhaltes ist, sondern Beweise und Gegen

beweise aus dem Gebiete der Theologie erörtert), De affimalione et negatianc (ebd

p. 6 A, s. unten Anm. 109).

22) Raymundi Lullii Dac!aris illumi1mti de nava lagica etr. (der Herausgebtf

ist wieder Alphaus a Praaza‚ vgl. Anm. 16), Vulenliae ap. Geargium Coslilta. 1512. 4.

23) lieber die catalonischen Handschriften von Werken des Lullus in der

Münchner Bibliothek s. Calalo_qns cadd. mscrpll. bibl. reg. Monat. VII, p. 65 f., 88 fl'-‚

288. Die Linguistik könnte hier bei schwierigeren Wortformen durch die be

li'rfl‘endcn lateinischen Bearbeitungen die trefflichste Nachhilfe finden (so findet sich

z. B. im Cad. hisp. 56 ein cataloniscliei‘ Text der eben erwähnten Nova loyitfll'

In der interessanten neuen Pnblication „Ohres rimadas de Human Lufl.... per G‘"

rönimo Ilossclla'. Palme 1859. 4“, welche uns Baleariscben Handschriften geschö|)fi

ist, finden wir eine gereimte ratulonische Darstellung der „Aplicnci6 de l'art general"

(p. 384 III), woselhst speciell die Logik (p. 400 ff.) behandelt ist. Näheres unten

Anm. 171 Il‘.

24) Cad. lut. Manna. 10538, f.127»—138‚ zeigt sich als Versification ein“

abermaligen Excerptes aus obigem (Anm. 8) L'ompendium "log. Algazrlis. Ich Will

daraus nur die Anfangs—Zeilen mittheilen, welche beurkunden, dass Lullus auch

Diejenigen zur Logik und Philosophie führen will, welche weder Lateinisch n0Cll

Arabisch verstehen; sie lauten: l)e logica Iraclarn breument, Loqual es comprmfi

novcll En man enlcnimcn! apell‚ Que franslat de lati en ramans, Er! rimrs, an malt

qui san plans, Per tat que ham pusca mastrar Logica e philasafar A ccfls qui n0ß

sahen Iati Ni umhin/i etc. etc.

25) Jene Schriften, welche ihren Abdruck bei Zetzner oder bei Salzinger g?

fundea haben, citire ich nach eben diesen Ausgaben.

26) Intrad. art. demonslr. P. 2 B: Aliqui per habitum acquisitum haben! seien

XVIlI. Baimtmdus Lullus. 149

Logik, welche an „sermo“ gebunden sei (vgl. \’incenz v. Beauvais, vor.

Absclm.‚ Anm. 295), eben nur diese logische „intentio" der Dinge er-‘

fassen könne, während die Ars magna unmittelbar die natürliche Realität '

und deren praktische Verwirklichung zum Gegenstande habe und daher

an Fülle des Wahrheits-Gehaltcs weit über der Logik stehe“). Kurz es

ist die traditionell gewordene Auffassung der secunda intentio 2ß), welche

jedoch hier, — ein Zerrbild arabischer Doctrinen —, zur Geringschätzung

der Logik führt, denn nur die in!entio prima soll der wahren Werk- l

thätigkeit des lntellectus, d. h. dem Gebiete der Tugend, angehören und

sonach allein wahre Causalität sein und höchsten Werth besitzen“’). Ja

selbst in eigentlich logischer Beziehung erblickt Lullus in sehr ähnlicher

Weise wie Roger Baco (vor. Abschn., Anm. 571 fl'.) die prima inten!io.

nur in dem Erfassen des lndividuellen uml Particularen‚ während alles!

Generelle in Auffassung und Sprachschatz auf blosser Gemeinsamkeit

(cammune) beruhe und so zur intentio secunda gehöre 3°). Mag daher

immerhin Lullus sagen, das Denken sei in Grammatik, Logik und Geo

metrie activ, hingegen in den übrigen Wissenschaften passiv, und als

Drittes komme die Tugendübung hinzu“), so hat er bei jener Activilät

tiam arguends', alii haben!‚ qaod na!uraliter aryuant‚ nam et rustia' quandoque

subtili!er arguunt. S. Abschn. X\'l‚ Anm. 80. Vgl. Roger Baco, vor. Abschn.,

Anm. 563 f.

27) Brev. pract. Iab. gener. p. 24 A: Cum aeritas si! anam de principiis huius

artis, e! logica considerct reram in aermane‚ .... ..potes! fieri applieatio ad specialia

pri1!cipia logicac et speciales regulas in loyica applicalas; lagicus min: potes! cou—

siderare loyicalem boni!a!cm semadum definitionem generalis bani!alis etc. . ‚ . . ..

(B) Onaeritur, u!rum haec scicn!ia e! ioyica habcan! idcm subiectum; e! dieimus.

quod non ‚ . . . .. Per is!am scicn!iam naturalis considcra! agere naturale reale buntem,

sed Iogicus inten!ionalc‚ e! per kann scien!iam in!ellectns atlingi! plus de reri-')

ta!e‚ qaam logicas. Die gleiche Bevorzugung des Praktischen ebenfalls bei Roger

Baco, Anm. 561.

28) Ar: magna e! ul!. p. 2431 Legion es! de seeundis intentionibus ianc!is

primis. Ebenso ebend. p. 538. Hiezu Anm. 142.

29) De prima e! scc‚ in!ent. p. 2A: Inlentio dividitur in duos modos, sc. in

primam et secundam; prima es! melior e! nobilior quam secunda, qaia es! magis

n!ilis et magis neoessaria, e! prima es! principiam secundae, e! sccunda monetur per

primam..... (B) Intellectus‚ quem habes, es! per secundam intentionem, e! operativ

intelleclus‚ so. ia!elliyere, es! per primam; nam aperaiio rir!u!is es! melior quam

vir!as‚ cum rir!us sit ad hoc, u! sil npera!io. Diese ethische Auffassung (vgl.

Abschn. XVl, Anm. 13 u. 242) wird auch durch folgendes Gleichniss ausgedrückt

(ebend‚): St ta [an's soribi quendam librum ab aiiquo scriba, ta habe: primam in

!en!ionem in [aciendo b'bro et habe; :eaundam ad danduni denan‘os il!i scribae, . . e!

scriba /aci! contran'um lmius, quia ipse magis ama! denarios, qaos ilb' solvisti pro

wo labnrc‚ quam Iibrum. Vgl. Ars demonslr. p. 43 A. Ars compend. inv. vor“.

p . 1130)B. Dialcct. Inlrod. f. 1 v. A: Inlrn!io es! similitudo in ultima alicuius vel ali

quorum naturali!er repracscntaliva; ext aulcm duplex, sc. prima et sectmda. Prima

es! simili!udo particularis vel singularis in anima correspondens termino primae im

posilioais Secanda es! simili!udo in anima corrcspondens lermino secundae im

positionis ve! primae in communi sump!ae‚ Undc similitudines seu concep!as generales

saut secundac in!en!iones‚ et par!iculares sei! singulares sun! primae; ad modum

rcrum realizrm, in quilms geilem et specics saut per secundam in!en!ionem e! sua

parlicularia per primam.

31) Ars magna et alt. p. 242: Habe! intellec!as aetionem e! passionem, e! habe!

actionem in grammatica, tagten e! geometria, et passianem in scien!iis positivis, e!

habe! boni!a!rs per morales virtules.

150 XVlll. Raimundus Lullus.

der Logik dennoch nur seine Ars magna im Sinne; denn nur diese gilt

ihm als bleibend und beständig, während die Logik unbeständig und

schwankend (instabilis, labilis) sei und kein wahres Gesetz auffinden

könne, wozu auch noch die grosse Schwierigkeit der Logik komme , da

man in der Ars magna in Einem Monate mehr profitiren könne, als in

der Logik in einem Jahre 32).

Insolerne aber Lullus dennoch dieses von ihm gering geachtete Ge

biet bearbeitete, zeigt sich, dass er dabei durchgängig der Tradition der

byzantinischen Logik folgte 33)‚ -— ein Umstand, durch welchen er uns

ja schon am Schlusse des vorigen Abschnittes mehrfach als Quelle diente.

Nach einer Definition der Logik, welche aus der boethianischen und der

arabischen Doctrin gemischt ist 84), theilt er den Umkreis der Logik sofort

nach terminus, propoaitz'o, argumentatio“). Der erste Theil, welchen

er nach der Terminologie seiner Schrift „Arbor scientiae" (s. Anm. 143)

als „Radices arboris" bezeichnet, knüpft an die Definition des terminus

eine Eintheilung desselben in einen categoreumatischen und syncategoreu

matischen, wobei an die Unterabtheilung des ersteren 3“) zugleich die

32) Ebend. p. 538: Unde intellectus cognoscit, per quem modum lOglt(l e.d

applicabilis ‚ ..‚ et etiam cognoscil, per quem modum logieus non polesl slare corum

artisla huius artis. Quere um! stuln'lia et immulabilia, confundit pelendo ab eo, quod

inlehdit concludere‚ et inlellecla eonclusione conclndil cum slabililate cl immulabili

tote principiornm et regnlarum, et statim nesciet, quomodo erudel. llem logieus Iratlal

de di/‘finiliane considemla per primom spcriem regulae C Ianlum, generalis dulcm

ortisla huius arlis per omnes species regulae C. (s. Anm. 97). Logicus Iraclot dr

secunduriis inlenlionibus adiunclis primis, sed generalis artisla lraclal de primis per

sccundam spcciem regulae C . . . ‚ .. EI in islo passu cognoseil intelleclus, quod logkd

es! scicnlia instabilis eine Ialn'lis, haec aalen urs permanens cl slabilis. llem logiert:

faul conelusianom cum duabus praemissis, generalis outem artisla cum mixli0M

prineipiorum c! regularum. Adhuc logious non polesl invenire veram legem cum

logica‚ generalis einem erlisla cum ista arte invenil; nam illu le:r es! vera, qtmm

principia el regulae huiu: um's intrMe possunt. Amplins logica es! ars di/fieilx's ad

addiscendum, haec aulem ars es! mullum facilis raliune mizlioni: et oonculenalioni:

primipiorum et regularum (s. Anm. 119); el ideo plus polesl addisoerc ariisla 414

hae arte imo mensc, quam logieus de logiea uno anno. Hiezu Anm. 65.

33) Wenn die Eine Bearbeitung dieser Schul-Logik sich in der Titel-Heber

schritt als „nova logira“ bezeichnet (Anm. 3), so lege ich hierauf kein Gewicht;

denn einerseits stammt diess wahrscheinlich von späteren Verehrern lullinnischer

Weisheit her, da Lullus selbst eine „neue“ Logik wohl nur in jenem Mitteldingh

welches zwischen alter Logik und Ars magna steht (Anm. 22), darbieten wollte; In—

drerseits allerdings nennt Lullus in seiner marktschreierisehen Manier zuletzt Alles»

was er schreibt, eine grosse „Neuigkeit“, selbst wenn es nur eine Wiederholung

Algazeli's ist (Anm. 24).

34) Dialecl. inlrod. (s. Anm. 2) f. 1 r. A: Logica es! ars et scienlia, qm: vom»

et fulsum ratioeinando cognoscunt‘ur et unum ab altere diseernilur verum eligendo ll

falsum dimillenrlo. Fast ebenso Dialecl. (b. Zetzner, s. Anm. 8) p. 147. S. Abschn

Xll, Anm. '16. u. Abschn. XVI, Anm. 15 fl‘.

35) Diol. introd. ebd.: Cuius principio spesifiea samt tria‚ so. lenm'nus‚ pro

posilio c! argumentatio. Dialecl. ebd.: In logica consideranlnr Irin inler alim

sc. n. s. f.

36) Diol. inlrod. ebd.: De radicibus arboris. Terminus es! dictio significativm

er qua propoxilio eonsliluilur (s. vor. Abschn„ Anm. 199).... Dividitur in lerminsm

categoreumulicum et syncalegorcnmatieum (s. ebd. Anm. 34. 256 ll'.). Catcgorruma

lieus dividitur in communem et singularem (ebd. Anm. 6l, 229, 610). Commnflü

dividilur in unirocum‚ aequivocum et denominativwn (diese Verwendung dieser Ei"

._‚..

‚.-_L. ; -‘ _< .--‚. -

XVlll. Raimundus Lullus. 151

Gliederung in Subject, Prädicat und Copula 37), sowie die Gradabstufung

vom generalissimum bis zum specialissimum angereiht wird“). dem

letzteren aber alle „signa“ der Universalität, Partienlarität und Negativität

beigezählt werden”). Indem hierauf die schon oben. Anm. 30, erwähnte

Stelle über intentio und imposilio folgt“), kann Lullus daran die Be

sprechung der quinque vaces und der Kategorien anreihen H), wird aber

eben durch seine Auffassung der intenlio veranlasst, die Universalien und

die Kategorien, bei welch letzteren er die arbor Porphyriana durch

sämmllirhe zehn hindurchgeführt wissen will“), etwas näher an die

Mystik der Ars magna hinzurücken, d. h. er behandelt dieselben in Kürze

nach jenen Schablonen, welche wir unten (Anm. 94 ff.) treffen werden 43).

Ja anderwärts sehen wir, wie er in Uehereinstimmung mit den Grund

sätzen der Ars magna die Realität der Universalien äuf eine wahrhaft unver

ständige Weise zu begründen versuchte und dieselben überhaupt in einem

zügellosen theologischen Realismus nur als Sehöpfungsacte Gottes nahm M)‚

theilung ist nen)..... Singularis vel disnrelus dividilur in abstraclum (z. B.

humanilas) el cancrelum (z. B. homo). Hingegen in Dialccl. p. 147 ist nur die

Einthcilnng des lerminus in nommunis und discrelus» angegeben.

37) Dial. inlrod. f, 1 r. B: Terminus calegoreumalicus in proposifione modo es!

subieclum modo prardiralum Copula rsl prrsona verhi „sum“. Vgl. Dialrcl.

p. 147. S. vor. Abschn. Anm. 152.

38) Dial. inlrod. ebd.: Terminus oalegareumalicus alia dirisione dividilur in

generalissimum, suballemum, speciulissimum, individualem. In Dinlccl. fehlt dieses.

39) Dial. inlrod. ebd.: Syncalegarcumalicus lerminus dividilur in universale

signum‚ parliculare siynum et perle; oraliom's indeclinabiles. Hingegen Dialect. p.147:

0m'dam lermini dicunlur signa universalia et quidam parlicularia‚ negativa, und

als dergleichen signa kommen im Vergleiche mit Sh_vreswood (vor. Abschn., Anm.

68 ff.) und mit Petrus Hispanns (ebd. Anm. 238 ff.) hier nen hinzu: ubicunquc,

quocunque} semper, nunquam, nusquam‚ aliquando, alicubi.

40) In Dialecl. fehltdiese kurze Erörterung.

41) Dial. inlrod. f. l v. B. Hingegen in Dialecl. hält er sich an die Reihenfolge

der byzantinischen Logik. indem er dort die Praedicabilia und Praediramenla erst

nach der Lehre Vom Urtheile folgen lässt; auch finden wir dort nur einen dürren

nichtssagenden Auszug der gewöhnlichslen Lehre.

42) Dialccl. p. 153: Pracdicamenlum es! ordinalio Ienninarum secundum auf) et

supra (vgl. Dial. Inlrod. f. l v. B), ul palel in saqucnli figura..... Sicul es! [acta

isla arbur in pracrlicamenlo :ubrlanliae, im palesl fieri in aliis pracdicaznenlis, ut

per Ialem cogm'lioncm melius possil homo rerwu vurielalcs inquircrc.

43) Diul. inlrod. f. 2 r. Dass er das Gleiche auch in seiner Schrift De quinqne

praedicabilibus el dccem praedieamenlis that, ersehen wir aus (‘od. lul. Mon.10517‚

f. 49—52.

44) Nova logica‚ f. 8 r: Ouaerilur‚ ulrum genus :il ens reale; el dieimus, quvd

‚s'il; quod probamus quinquc rationibus: Necessc aal, quod corpus sit genns

reale; alioquin corpus mm esse! divi:ibile naturaliler in aorpu: animnlum el launi

mulum . . . . . .. Natura universi non patitur vacuilalem‚ quod [acerel‚ si grau non

esse! ans reale Consliluliu mundi forel impossiln'lis, n' genus non esse! ens

reale . . . . .. St genus non esse! ans reale, inferiora individna non sumiperent in

flnenliam a corporibus supracoeleslibus . . . . .. Subiealum habilu: animalilalis dioimuz

esse ens reale‚ quod qmm: vocunms. Mit ganz analogen Gründen wird dann, ebend.

f. 9r, die Realität der Species erwiesen. Liber Chaos, p. 19 A: Primus gradus

chaos es! genus omnia cnlia in so coulinem p. 20 B: l‘nm crealor omnium de

prima gradu rhaos speaies in srrundmn producerel . . . . .. p. 21 B: Di/ferenlia ext in

prima gradu chaas inlcr ayrns el palicns essenliae ipsius chaos .. p. 23 B:

In prima gradu chaos deus feil propriificativus..„„ p. 24 B: Ouoniam in prima

152 XVlll. Baimundus Lullus.

und analog im Naturgebiete den Kategorien eine physikalisdt-realistische

Geltung zuwies 45).

Als „truncus arboris“ folgt sodann die Lehre vom Urtheile. Die

Erörterung über das kategorische Urtheil schliesst sich ganz an Petrus

Hispanus an 46); neu kommt nur hinzu, dass Lullus auf den Gebrauch

der Worte „et“ und „vel“ im Subject und Prädicate hinweist“), und

dass er im Hinblicke auf die Ar: magna noch von einer anderweitigen

nicht-logischen Umkehrung der Urtheile“) und ebenso von einer solchen

Entgegensetzung spricht“). Beim hypothetischen Urtheile nimmt er obige

Erweiterungen auf, für welche er selbst uns als Quelle diente 5°); des

gleichen, was die Verknüpfung der Ea:pom'bilia mit dem hypothetischen

Urtheile betrifft“). Die Modalität behandelt er, abgesehen von der Auf

nahme jener neuen Lehre über sensus 'divisus und compon'tus (vor.

gradu etwas est igncitas Italiens in se ignificalivum et ignificabile, sequentur um'

dentia, so. quantilas, qualitas, relatio et cetera.

45) über Chaos, p. 26A: Substantiatum est primum chaos, qm'a omm'a qualuor

elementa una cum omnibus ‚ma's elementalibus saut uua substanlia...... p. 27 B:

Ex inten.sa quantitale igneitatis [am activa quam passiva composita es! quantilat

primi chaos p. 28 B: Primum et recundum rhaos relative se habuermtl per mo

dum generationis et ereationis..... p. 30 A: Um: qualitas extenaa per totum primum

chaos producitur de qualitate igneitatt's . p. 31 A: Actio dividilur in substantialem

et accidentalem p. 32 A: Sicut de actione dictum est, potest inlellt'gt relulnm

modo dictum esse de passierte . . . . .. p. 33 B: St intelligere volumus‚ (empor cm

aliquod ens reale, eonsiderare deltemus motum in actava p. 35 B: Convenit loeus omm‘bas, quae sunl sub suprema s‚usppehraefircaie fiorrmtaamreanelisphaemr

. . . . .. p. 37B: Situatu: est primus gradus chaos de ignet'tate p. 40A: Duplex

est habt'tus et assituatio chaos, sc. substantialis et accidrnlalis.

46) Dial‚ introd_ f. 2 v. A u. B die Eintheilung nach Quantität und Qualität

nebst den drei Fragen und ihrem Memorialverse (vgl. Dialccl. p. 148, woselbst

jedoch der Vers fehlt; s. vor. Abschn. Anm. 153). Dann in verbesserter Reihen

folge vorerst f. 3 r. A die Umkehrung (vgl. Dialect. p. 149; s. ebend. Anm. 156).

hierauf f. 3 r. B die Entgegensetzung mit der üblichen Figur (vgl. Dialect. p.149 1.;

s. ebend. Anmv 154), sodann f, 3 v. B die Aequipollenz mit dem fünften der dor

tigen Memorialverse (s. ebend. Anm. 159; in Dinteet. fehlt die Aeqnipollenz); hin

gegen dic Notiz über die dreifache Materie (s. ebend. Anm. 155) ist erst nach den

modalen Urtheilen f. 5 v. A eingereiht (in Dialect. ist sie p. 150 an der üblichen

Stelle).

47) Dial. introd. f. 3 r. A: Propositio categorica ext duplex, sc. de distunetn

extreme et de copulato extreme. De dtsiuncto extreme ext lila, in cua'u: sabierto rtl

praedicalo vel in ulroquc ponitur eoniunclio disiunctiva. Ebenso entsprechend dIS

Urtheil de copulato. Vgl. Dialecl. p. 150. (Die Veranlassung hiezu bei Shyreswood.

s. vor. Abschn.‚ Anm. 86 f.)

48) Dial. introd. f. 3 r. B: Extra animam est alias Modus conversiom's. qm

spectat ad altiorem artistam, quam logiert: rit etc., d. h. er meint die Operation.

welche wir unten, Anm. 86, treffen werden (in Dialeet. fehlt diess).

49) Ebend. f. 3 v. A: Propositione: possunl esse coulradicton‘ae du0'ms modit.

so. de mmlo vel de lege. Contrartictoriac de modo sind sie nach den gewöhnlichen

Regeln. Contradicloriae de lege saut, quac, licet nun partiripent in subiecto et prac

dicato et ltr.et non siln' repuannt in quantitate et quotitate, scruant tarnen leg”t

contradirtoriarum. d. h_ er denkt an ein Verfahren in der Ars magna, s. unten Anm.

87 (fehlt gleichfalls in Diale>t.t.

50) Ehcnd. f. 3 v. D u. Dialect. p. 151. S. vor. Abschn.. Anm. 593 f.

51) Dial. inlrod. f. 4 v. A (in Dialwcl. nicht). S. ehenl. ‚4111601. 60‘i 1

n. 609 Was f. 5 r. A über lmipit und l)esinit gesagt ist, beruht nur auf Petra!

Hispnnns, s. ebend. Anm. 263. -„

XVlll. Baimundus Lullus. 153

Abschn.‚ Anm. 585 f.), äusserst kurz durch blosse Wiederholung der bei

Petrus Hispanus vorliudlichen Figur 52); nur lügt er den Begrill‘en des

possibile und impossibile eine theologische lllodiiieatiou bei“).

Hieran wird als „branchae arboris“ nicht bloss jene Episode aus

den proprietates terminorum angereiht, bei welcher wir den Lullus schon

oben als Quelle benützen mussten 54), sondern es folgt auch noch eine

sehr eigeuthümliche Erörterung über demonstratio. Diese nemlich wird

wohl nach der üblichen arabischen Doctrin als Ableitung eines Unbe

kannten aus Bekanntem definirt“), aber wenn dann zur arabischen

Zweitheilung in demonstralio quid und demonstratio quia als neues

Drittes die demonstratio per aequiparantiam hinzukommt“), so werden

alle diese drei Arten völlig in das Gebiet der Topik hinübergezogeu;

denn nicht bloss in den ersten beiden können wir nur eine Durchführung

der Topen „a causa et efl'ectu“ wiedererkennen“), sondern auch die

aequipamntia enthält nur das aequale als ein ideales (göttliches)

Mittelding zwischen den Topen „a minore et maiore"”)‚ daher auch

Lullus dieses Beweis-Verfahren, welches ihm als das höchste gilt, ander

wärts unter Berufung auf seine Ars magna vor Allem zur Stütze der

Trinitätslehre verwenden zu müssen glaubt“). Uebrigeus wenn er an

einer anderen Stelle die „probalio“ derartig als die umfassendere Gattung

52) Dial. inlrod. l'. 5 r. A. Dialecl. p. 152.

53) Dial. inlrod. ebeud.: Possibile es! duplex; unum es! per causam, allerum

es! per infinilam poleslalern . . ‚ . .. Impossibile es! duplex; quoddam es! per vornim

diclionem, aliud per defeclum rausue; alias modu.r impossibililalis est‚ qui

eonsislil per per/'ectionem mazimam, et hure solum convem'l den.

54) Ebend. f. 5 v. A —7 r. A u. Dialecl. p. 152. S. vor. Abschn., Anm.

596—603.

55) Dial. inlrod. l'. 7 r. A: Demonstralio es! alicuius ‘iguoli per aliq-uod nolum

vel minus noli per aliquod mayis nolum cognüio seu inlelleclui manifeslalio. Vgl.

Dialecl. p. 154. S. Abschn. XVl, Anm. 15.

56) Dial. introd. ebend.: Demonstrationis tres ‚um! species, so. per quid, per

quia et per aequiparanliam.

57) Ehend.: Demonslrulio per quid ext, quando c/fectus demonslralur per rau—

sem vel inferiux seu posterius per superius sivr prius; et potest fieri Irilms modis.

Primus esl‚ quando muss simph'ciler demonstral e/[eclum suum i . . . .. Secundus, quando

causa demonstrans efl‘eclum demnnslral, ipsum esse causam allen'us efleclus . ‚ . . ..

Terlius‚ quando Muse demonslral de suo cffectu, quod ipso es! efl'eolus alterius

rausae . . . . .. Demonstralio per quitt aal, qmmdo per efl'eclum ecmsa demonstralur vel

per inferius seu posterius demonstratur supcriu: sie: prius; e! polesl fieri lribus

modis. Prime simph'eiler de e/feclu ad sausam..... Secnndus, qunndo e/fcctus' prabal,

rausam suam esse efl'erlum allerius causae . . . . .. Tertius, quando e/I'eclus demonstrat,

armsam wem esse cuu.€um allerius e/Ieclus. (Vgl. Dialecl. p. 154.)

58) Ebend. f. 7 r, B: Demonstratia per aequiparanliam esl‚ quando per aliquid

anquale nolum uliud aequale ignolum demonstratur vel aequale minus uolum per

aequale magis nolum..... Et /il lrilms modis. Primus, quando potenlia demorxslralur

per poleuliam vel «um: per aclum . . . . .. Secundus, qnundo per aequulilatem princi

piorum probatur aequalilas acluum Tertius, quando per arqualilatem acluwn

demonstratur aequulitas dignilalum .... ‚. Et haec demonstralio polior ext, quam ilhz

de quid et illa de quia; hau: enim mazime et propriissime.lil.in den, in quo

mm'us et minus sunt impossibilia.

59) De demnnslr. per aequip.‚ p. 1 A: lntendimus proben: distinctiouem in

divim': per aequiparanlirun et aequivalentiam artuum divinarum ratinnum .. p. 2 A:

cum fariamus haue invesligalionem per prinmpia nostrae artis generalis, quod sunl

m'a principia consecull'na, sc.concordanlia, difl‘erenlia, aequalilas (s. Anm. S7), quibu.r

154 XVlll. Baimundus Lullus.

betrachtet, dass dieselbe in auctoritas, necessurt'a ratio und demonstrativ

zerfallen soll, so waltet hiebei die gleiche Rücksicht auf die Topik, da

auch aucloritas ein 'l‘opus ist, und ausserdem die probatio überhaupt

als „apparens“ bezeichnet wird °°).

Als „flores arboris, e quibus nascitur fructus“ folgt hierauf die

Lehre von der Argumentation in jener weiteren Bedeutung, nach welcher

sie auch die consequentia umfasst“). Indem Lullus schon in der Ein

theilung der argumentatio sich dem Petrus Hispanus anschliesst“), folgt

er demselben auch wörtlich in Aufzählung der neunzehn Sehlussweisen

des kategorischen Syllogismus unter Benützung der Kunstworte Barbara

etc“). Die hypothetischen und modalen Schlüsse fehlen auch hier“).

Hingegen hat Lullus jenen specielleu Zweig der Syllogistik, welcher seit

Averroes schon den Albert und den Thomas beschäftigt hatte (s. vor.

Abschn., Anm. 464 u. 554), nemlich die inventio medii, in einer eigenen

kleinen Monographie besprochen, wobei er vorerst zwei Arten des Mittel

begrill'es, einen „natürlichen“ für die wahrhaft wissenschaftlichen Syllo

gismen und einen hloss „logischen“ für die dialektischen Wahrschein

lichkeits-Schlüsse, unterscheidetß); von dem ersteren gibt er dann (wie

Thomas die fünf indirecten Schlussmodi bei Seite lassend) vierzehn Bei

spiele, welche sich in den Begriffen der Ars magna bewegen aß), und

hierauf lässt er noch sechs Beispiele folgen, in welchen der Mittelhegrill

in Folge seiner Unbestimmtheit nur einen dialektischen Schluss zulässt 67).

Es hatte übrigens dieser Gegenstand für Lullus ein specielles Interesse,

da, wie wir sehen werden, seine ganze Ars magna schliesslich als ein

zigen logischen Kern nur die incentio medii in sich birgt, s. Anm. 86,

89 f.‚ 110, 113. In den beiden Gompendien der Logik aber folgen nun

nach dem kategorischen Schlusse einige Angaben über induclio, welche

mediuntilms demonstraln'mus per aequipurants'am supradictam dislinolioncm. Vgl.llrer.

prost. tab. gen. p. 36.

60) Dialecl. p. 154: Probatio cst argumenlum‚ in quo verilas esl apparens (S.

Abschn. XVI, Anm. 51 ff. u. 276 II), et polest fieri tribus modis, so. aucloritale,

neccssaria rutione et demonstratione.

61) S. vor. Abschn.‚ Anm. 613.

62) Dial. inlrod. f. 7 v. A: Argumentationis quatuor sunl species, ‚so. Sgll09t!‘

mus, induclio, enthymema, exemplum. Ebenso Dialecl. 11.154. S. vor. Ahsehn.‚

Anm. 193.

63) Diul. introd. a. a. O. u. Dialeet. p. 154111 S. vor. Absehn., Anm. 185:

von Memorial-Versen erscheinen hier nur die letzten zwei der ebend. Anm. 156

angeführten und derjenige, welchen wir bei Shyreswood, ebend. Anm. 51, trafen.

Betreth der Kunstworte vgl. auch folg. Abschn.‚ Anm. 204.

64) S. vor. Abschn.‚ Anm. 122 u. 190.

65) De uenalione medii, p. 162: Medium nisten: inter subiertum c! praedicatum

inlendimus vemm' duobus modis. Prima modo medium naluralc et seeundo modfl

medium lagicale; et hoc focimus, ut cognoscamu: voran: medimn reale et etiam M—

turale et per consequens necesaarinm syllogismum, ac etiom ul per medium probe

tilmm et opinab'vum cngnoscamus syllogismum dialecticum sive logicalem et intentm

nalem. Es stimmt dieser Dualismus völlig mit der oben erwähnten Geringschatzung

der Logik zusammen, s. Anm. 27 fl‘. A

66) Ebend. p. 162 ff. Bonilas‚ potestus, vuluntas u. dgl. sind die Lieblings

Beispiele.

67) Ebend. p. 164.

XVIII. Baimundus Lullus. 155

er nach seiner beliebten Dreigliederung unterscheidet"), über enthymema

und exemplum“), sodann in dem Einen aus der Topik nur jene drei

Topeu, welche für die demonstratio per aequz'parantt‘am eine Bedeutung

haben (s. Anm. 58), nemlich a mat'0re, ab aequali, a minore 7°), hingegen

in dem anderen jene Stelle, welche unter der Ueberschrift De antecedente

et consequente uns schon oben als Quelle für die üblich gewordene

Lehre von der conaequentia diente und eine durchgängige Verflechtung

mit der Topik zeigt“).

Hierauf noch reiht sich als „folia arboris cuslodientia fructum a

macula“ die Sophistik an, welche im Ganzen dem betreffenden Abschnitte

des Petrus Hispanus folgt“). Endlich die Schlussbemerkung über dispa

tatio habe ich schon oben als muthmaasslichen Anfang der späteren Obli

gatoria angeführt“).

Soll ich es aber nun versuchen, die Ars magna darzustellen, so

möchte ich vorerst jener Frage, welche ich an alle Autoren des Mittel

alters richten musste und grossentheils beantworten‚konnte, auch bei

Lullus nicht aus dem Wege gehen, der Frage nemlich, woher das Ganze

und seine Theile entnommen seien. Denn dass Lullus die einzige Aus

nahme von jener Regel sei, welcher alle Schriftsteller des Mittelalters

unbedingt unterworfen sind, d. h. dass er lediglich von sich selbst aus

seine mystische Technik ersonnen habe, möchte ich eben für völlig un

glaubhaft halten. Allerdings nun wird Jeder, der in der oben (Anm. l)

erwähnten Zetzner’schen Ausgabe nur einmal flüchtig geblättert hat, sofort

sagen, Lullus gebe ja selbst seine Quelle an, und diese sei Nichts anderes,

als die Kabbala. Aber wenn wir die Schrift De audi!u cabbalz'stz'co

sowohl nach ihrem Titel als auch in den einzelnen Stellen, welche eine

difecte Einweisung auf die Kabbala enthalten H)‚ näher erwägen, so muss

68) Dial. inlrod. f. 7 v. B: Induc!io es! argumenlalio‚ in qua procedi!ur ab in

[erioribus sufflcicnler numerali.s ad illorum immedia!am universalen». E! fit !rilzus

modis. Prima procedendo a singularibus ad suam universaler» Sccundo proce

dendo ab indefinilis ad suam universalen! genericam Terlio ab universalibas in—

ferioribus ad universaler» superiorem. Vgl. Dialerl. p. 157.

69) Diolec!. ebend. In Dial. ialrod. f. 8r. A erscheinen bei Besprechung des

exemplum in dem oben, vor. Abschu.‚ Anm. 144, angeführten Beispielsatze hier die

Städte-Bewohner Floren!ini‚ Piaani‚ Panormilae‚ Drepanenses.

70) Dialect. p. 158.

62731) Dial. in!rod. f. 8 r. A 11‘. u. Dialect. p. 159. S. vor. Abscbn., Anm. 618

n. .

72) Ebend. f. 10 r. B fl‘. Dialecl. p. 159—161.

73) Dialecl. p.161; s. vor. Abschn„ Anm. 625.

74) De und. cabbcl. p.43: Esse sive verbum sub ratione inseparabili!utis a relms

es! a‘ubiectum adaequalum huius sapien!iae Kabbalistime...„ Omnis doclrina disci

p'linaquc m‘a in se essenlialiler comprehendil‚ so. sein par!es sui subiecli, scire linear

quaesilurn, e! scire medium ad ipsum finem, e! prop!crca hacc sapientia Kabbalisliaa

dividilur in Ire: par!es...... (p. 44) E! dici!ur hau: doclrina Kabbala, quorl idem

es! secundurn Hebraeo.r u! reccp!io veri!atis cuinslibe! rei divinilus rcvelalue animae

rationali, e! secundum modernes Kabbalislas Kabbala cum si! „amen compositum ex

duabus die!ianibus‚ so. „abba“ et „ala“, „abba enim arabice idem est quod „pa!er“

latine, c! „ein“ arabice idem es! qnod „den: meus“, .....propterca dieimus, quod hoc

vocalzulum „Kabbala“, quod seribi!ur per lil!eram K, nihil aliud es! arabice impor

!ans latine prae!er „superabundans sapienlia“. Es! igt'lur Kabba habilus animae

rationah's ex recla ralione dicinarum rcrum cognilivus. Auch wird im weiteren Var

156 XVII1. Raimundus Lullus.

11

_.»__

uns vor Allem auffallen, dass Lullus, von welchem wir doch so viele

Schriften besitzen, und welcher in steter Wiederholung das nemliche Thema

dutzendmal bearbeitete, in seinen sänrmtlicheu übrigen Schriften nicht mit

einer Sylbe die Kabbala erwähnt 76); dazu kommt, -— abgesehen von

einer wunderlichen Etymologie —‚ dass in der genannten Schrift einmal

auch von „moderni Kabbalistae“ die Rede ist und den Kabhalisten das

Studium jener Darstellung der Ars magna empfohlen wird. Kurz ich

halte dieses Buch für eine (übrigens ganz geschickt gemachte) Bearbeitung

der Ars magna durch einen späteren Kabbalisten, welcher biedurch so

wohl dem Lullus als auch der Kabbala förderlich sein wollte. Aber

während ich auf solche Weise dieses äussere Zeugniss als solches unbe

dingt zurückweise, möchte ich doch vermuthen, dass der Mann, welcher

De auditu cabbalislico schrieb, nach Lage der Sache inhaltlich nicht Uri

recht hatte. Freilich nur schüchtern darf ich einen solchen Ausspruch

wagen, denn eine genügende Geschichte der kabbalistischen Litteralur

muss wohl erst in Zukunft noch geschrieben werden 76), und ausserdem

liebe ich es nicht, in fremde Gebiete einzupfuschen"). Wenn es nemlieh

richtig ist, dass das von Simeon Ben Jochai verfasste Buch Sochar gegen

Ende des 13. Jahrhunderts durch Moses Ben Nachman nach Catalonien

gebracht wurde“), so wäre der Aussere Anknüpfungspunkt nach Zeit

und Ort festgestellt. Inhaltlich aber darf vielleicht schon im Allgemeinen

auf jenes Combinationsfipiel hingewiesen werden, welches in der Kabbalfl

mit den Buchstaben und dem Zahlen-Werthe derselben“) oder mit einem

„himmlischen Alphabete“ 80) getrieben wurde. Noch speciellcr aber läge

möglicher Weise eine Anknüpfung an die Kabbala in jenen Begriffen.

welche ich sogleich in dem „Alphabetum“ des Lullus anzuführen haltet

dann dieselben haben doch eine frappante Aehnlichkeit mit den letzten

sechs unter den zehn Sephirot 81), und auch jene vorwiegende Berück

laufe noch öfters der Ausdruck „sapientr'a Kabbalistica" gebraucht, so p. 55. 57

101, 106, oder auch „haec Kabbula“ (p. 67), je sogar „schale Kubbalislica“ tp.93‘.

und am Schlusse (p. 110) lesen wir: ad quae quih‘bet Kubhalista recurrere dehet N1

perfeotam intelleclioncm etc.

75) Hatte Lullus als Kabbalist auftreten wollen, so wurde er dieses ebensosch

hundertmal bei jeder Gelegenheit sagen, wie er überhaupt glaubt. Alles nicht 011

genug sagen zu können.

76) Schwerlich dürfte ich bei den Fachmännern auf Widerspruch stossefl.

wenn ich das Buch von L. Frank, Lu Kabbale‚ Parir 1844 (deutsch von Jellinecl.

l.ng.1846) nicht für genügend halten kann.

77) Niemand, der litterarisch arbeiten gelernt hat, wird es mir zumulhen, Chi!

ich bei dem kaum zu bewältigenden Umfange meiner eigenen Aufgabe um des

Halb—Narren Lullus willen ein Quellenstudium über kabbalistische Liltcralur bitte

unternehmen sollen, welches allein ein gelehrtes Menschen-Leben in Anspruch

nähme.

78) Frank a. a. O. p. 67 u. 95 (nach lellineck's Bearbeitung).

79) Ebend. p. 46. 105, 112 f., 121.

80) Ebend. p. 158.

81) Nemlich magnitudo, glorr'a und bonitas erscheinen dort, —- s. ebend. P‚

127 u. 143 —-. wohl unzweifelhaft, und ohne viele lnterpretations-Künste dürfen

wir vielleicht auch sapientr'a (ebend. p. 134), veritas (p. 137), potesla: (p. 142!

wiedererkennen.

XVIII. Raimundus Lullus. 157

sichtigung der parallel einander gegenübergestellten Tugenden und Laster

könnte dort ihr Vorbild gehabt haben ").

Doch sei dem, wie es wolle, — denn gerne nehme ich von den

Fachmännern eine Widerlegung dieser meiner Vermuthung an —, Lullus

beabsichtigte jedenfalls eine allumfassende Technik, scientia generelis, ars

generalis, zu entwickeln, in welcher die Principien aller Einzeln-Wissen

schaften enthalten sein und alle nur erdenklichen Fragen ihre Erledigung

finden sollen Sa). Um aber dieses viclversprechende Unternehmen des

balearischen Projectenmachers darzustellen, müssen wir die oben (Anm.

9 ff.) angegebene Unterscheidung verschiedener Gruppen von Schriften ein—

halten und somit zunächst die Technik selbst als solche (abgesehen von

ihrer Anwendung) betrachten S“).

Lullus fällt mit der Thüre ins Haus, indem er uns sofort als Prima

per: folgende Tabelle unter dem Titel „Alphabetum“ aufdringt:

B. i c. ’ n. 1 E. ‘ r. ) c. | n. l l. l x.

Boni!e:. TÄgni- Aelerni—1Potesles. Sepien- Volunles.’Vir!us. Veriles. Gloria.

ledo. las see tie.

Deralio‚

Difl'eren-i Concor- l Conlre- Principi- iMedium. Finis. Meiori- Aequeli- Minen"

Ä lie. l_dun!ie._| rieles;_rern. l V_» las. las. (es.

Ulrem? .‘Ouid? De quo? Quere? Oeen- 0eele? Oeendo?‘Ubi? ' Quo

tum? modo?

7 v 7 V 7 7V_ _g 7 Eurnqeo?

Ueus. bingrlus. 'Ceelem. Henne. lmegine— Sensi!ive. Vege!e- ‘ Elemen- Ins!re

liu. ‘ live. lelira. men!w

___ live.

lus!ilie. Pruden- Forlllu- Tempe- Fides. iSpes. Chari!ea. Pe!ienlia.‘l’iclas.

WV?N lie. “de. ren!ie. i l

Avari!ia. ‚Gele. Lexen'e. Superbie. Acidie. Ilnvidie. lre. Mendeci- [neon

um s!en!ie.

82) Ebend. p. 163.

83) Ar: megne c! elf. p. 218: Om'e queelibe! scicn!ie hebe! sue principia proprie

e! diverse e principiis eliarem scien!iermn‚ idu'rro rcqeiri! e! nppeli! inlellecles‚ qeod

si! ene :cienlie generelis ad einen scien!ies‚ c! hoc cum .uu's principiis generelibes‚

in qeibu: principie alierem‚ seienlierum per!iculerium sie! implici!e et con!enle‚

sice! perliculere in universeli‚.„.. Amplius qeidem heec scicn!ie generelis peles!

nuncupen', qeie quees!iones genereles hebe! ad omnes alias qeees!ienes‚ queecunque

sin!, eppliceln’les (s. Anm. 127) . ‚ ‚ . .. llem an is!a es! generell: relione mixtiom'r

pri!tcipiorem e! regelerem, qeem hebe! (s. Anm‚ 119). Ars brav. p. l: Seln'cclum

[mies um's ext, respendere de omm'bes qeees!iom'bes‚ sepposilo quod scie!ur, quid

dicilur per nemen.

84) Ich versuche, jede der drei Hauptgruppen aus den sämmtlicben zu ihr

gehörigen Schriften collectiv darzustellen, denn ausserdem wäre der Wiederholungen

kein Ende; und so lege ich bei der ersten für die Stellen-Citate im Ganzen die

Ars megnu e! ultima zu Grunde, Welche Lullns selbst gewissermaassen als einen

Abschluss bezeichnet (p. 218: 0eoniem mal/es erles fecimes generalea, ipses vola

mus clerie: explanere per ixlem, qeam vocemus ul!imem; qeie de ce!ero mm pru

penime: allem facere, ipsem qeidem ex elil's compileme: e! allque neue explicile

eddimes); belrell‘s der parallel-laufenden Schriften begnüge ich mich mit Ziffern

Citalen. Der aufmerksame Leser kann hieraus sowohl den Plan und Inhalt der

letzteren Schriften entnehmen als auch mich bei jedem Schrille conlrolliren.

158 XVlll. Raimunde Lullus.

Die oberste Reihe enthält neun „praedicata absolute“, die nächste

neun „praedicata relata“, dann folgen neun „quaestiones“, hierauf neun

„subieeta“‚ und zuletzt chensmiele „virtules“ und „vitia“. Die Haupt

sache aber dabei liegt in den Buchstaben, welche oberhalb der einzelnen

Columnen stehen; denn jeder derselben soll alle jene Worte zugleich

bedeuten, welche in seiner ganzen Columne enthalten sind, und es wird

auch ausdrücklich eingeschärft, dass man nicht eher in die Ars magna

eintreten dürfe, als man dieses Alphabetum vollständig „auswendig“

wisse 85). Der Leser sieht jetzt gewiss, dass wir hicmit das Gebiet eines

sinnlosen Treibens betreten haben; denn um selbst von der Buchstaben

Spielerei abzusehen, was soll denn materiell die läppische Auswahl jener

neun Prädicate oder neun Subjecte u. s. f. bedeuten? warum denn nicht

andere neun, oder warum denn nicht zehn u. s. w.? Doch wir müssen

das Ganze geniessen. '

Unmittelbar hierauf nemlich beginnt im zweiten Theile das (Zombi

nations-Spiel, welches auf der willkürlich.sten Grundlage gewisser Momente,

welche verschiedentlich comhinirt werden sollen, den Hauptcharakter der

ganzen Technik ausmacht. Vorerst folgt als „Figura A“ die:

Figura praedicatorum absolutorum

d. h. die Verbindungslinien, welche von jedem der neun Begriffe zu den

je übrigen acht führen, zeigen an, dass im Ganzen 72 Urtheile (z. B.

boniuu; es! magna, magm'tudo est daraus u. s. f. u. s. f.) gebildet

85) Ars mugna e! all. p. 219: fipc verv alphabelum corde!erm.r aparte! sein;

quodsi nun. artista minime poteri! ul: ma arte swe_ rpsam prac!ieare. E! es! posi

tum hoc alphabelum in hnc arte, u! per spsum stgnzfieenlur prim'ipia e! quaeslione:

Indus artis e! ea quae in ipsis eon!inentur. 1Ars brev. p. l: Per unam li!leram Im

bm!errl malte significata m!ellectus es! "HIng generalis ad respiciendum. Vgl. De

und. cabbal. p. 44.

XVlll. Bainluudus Lullus. 159

werden sollen, worin Lullus eine Förderung der Einsicht in die Um

kehrbarkeit der Urtheile und selbst ein Mittel zur i1wentiu medii er

blickt 86).

Sogleich hierauf erscheint als „Figura T" die:

Figura praedicatorum relativorum

/"’T\

inler

Wale e_t scnn‚„‚

Wale etmtell„;„ ’

133‚wd. et nnl‚„er;"‚

‚ "Ü °’°»"J„

‘)voäjdaa li ‚lupl

Joy”, 13 . W. 979

13 . '9'"

4a,„‚ "W:an

1* .1

Durch dieselbe sollen die neun relativen Prädicate, und zwar je drei

derselben in einem Dreiecke unter sich verbunden, auf die ihnen zuge

86) Ar: mayna el uII. p. 220: Prima [igura dicilur circularis, quia sub

icctum mulalur in praedirolum et e converso‚ ut cum dicilur „Honilas magna, Magm'

Iudo booa“..... Per talem circululionem quidom polen'l arlisla cognoscere eo. quae

converlunlur‚ rt eu, quae von conuertunlur. Ars brcu. p. 3: In ipso figura inquiril

ortisla naturalem rom'uucliouem inter subiectum e! praedicalum‚ disposilionem et pro

portionem‚ u! ad fariendum ronclusioncm possil mediam inrenire....„ In principiis

istiu: figurae ext implicatum, qm'dqm'd ext, 1mm quidquid esI‚ auf es! Immun au!

magnum etc. Vgl. De und. cabbal. p. 45 IT. Ars invent. veril. p. 3 fl‘. Toll. gener.

p. 2. Brev. proct. Iab. gener. p. l. Lest. url. inv. p. 12.

160 XVlll. Baimundus Lullus.

hörigen Gebiete bezogen werden; nemlich differentia, concordardia, cou

trarietas (in den Ecken eines grünen Dreieckes untergebracht) sollen den

Dualismus zwischen sensus und intellectus zum Gegenstande haben, sowie

maiorilas, aequalilas, minoritas (in den Ecken eines gelben Dreieckes)

den Dualismus zwischen Substanz und accidens, hingegen pn'ncipium,

medium‚ finis (in den Ecken eines rolhen Dreieckes) vertheilen sich

einzeln auf ihre verschiedenen Modalitäten, welche in den betrell'enden

Feldern des Kreises eingetragen sind 87). Ausserdem wird darauf

hingewiesen, dass man auch mit dieser zweiten Figur in der ersten

„agirgg“, d. h. diese relativen Prädicate mit den absoluten verbinden

solle ).

Letzteres aber führt zur_ dritten Figur:

ac1cnlnr. IEF [ra;au|m|n<.

an CE|DF [nc1ru1m an;

m; cr;na}en1r1 1on

ßr |co inu| EI 1rxl

ao;cu m EK|

BH|CI 0x

BT!ÖK]—

!*Äi

Dieselbe ist nemlich nur eine Schablone, welche zeigt, wie die absoluten

Prädicate und die relativen Prädicate paarweise zu Urtheilen verbunden

werden sollen, wobei man, wie Lullus meint, allmälig vom Allgemeinen

zum Specielleu herabsteige und so auf die Frage geführt werde, durch

87) Ar: magna e! alt. p.222: Secunda figura es! de Iribus lriangulis..... Super

arlgulum difl'erentiae scn'lmnlur „Sensuale e! Sammle etc.“, e! sie super angali: can

cordanline e! con!rarie!alis‚ ad significandum difl'erenlmm. quae eat in!er sensualc r!

:cnsuale u. s. f. Super angulum prindpii scripla nur! „Causa etc.“; per cawam

principia substanliulia significanlur; .....per quan!ilalem e! !empus significanlm’

primipia accidenlalia, sicu! saut novem praedicamenla. Super anyulum medii scn'pla

‚um! „Coniunclio etc.“ ad significandum !rcs spesies medii..... Supra angulum [im]:

sm'p!a um! „I’er/ectionis etc.“ ad denulandum, quod ‚um! Ire: species fim's . . . . ..

Sapra angulum maion'lalis e! sie de angulis aeqna!ilalis e! minorila!is scripla samt

.‚Sabslanlia e! subsl. etc.“ ad signifirandum, quod una .mbslanlia es! maior alia

u. s. f. . . . .. (p. 223) Triangulus viridis (in Salzinger’s Ausgabe erscheinen diese

Figuren auch immer in sehr schönem farbigen Drucke), qm' es! de difl'erentx'a, cou

cordanlia e! tonlrariclale, es! yencralis ad umnia‚ nam quidquid es!‚ au! es! in

di/[ereulia au! cancordantia au! ron!rarielale..... Triangulus rabeus, qui es! de prin

cip:o‚ mediu e! fine, es! generalis ad omm'a, cum, qm'dquid sil, vel es! in p1‘iflcipiß

vcl medio eel fine..... (p. 224) Per lrt'angulum croreum in!cl!igilur um: maiorita:

universalis, cui omncs aliae mamrila!es um! suballemalae‚ e! hoc idem es! de

aequali!alc e! eliam minorilale. Vgl. Ars brer. p. 4 fl'. De und. cabbal. p. 48 (f.

Ar; inrenl. veril. p. 7 fl‘. Tab. gener. p. 3. Brer. pracl. lab. guter. p. 2 A. Lau.

arl. inv. p. 23.

88) Ars magna e! alt. p. 224: Secunda figura instrumenlurn es! in!ellec!us‚ nun

quo agil in prima figura, quoniam per difl'erenliam dix!ingui! inh-r bonilutern et magm‘

!udinem 91 hw'u_tqui _ _ ‚ _ ‚. et sie de aliis suu modo. I!crn dis!inyui! cum difl'e

ren!ia in essenlia bonilalis per boni/icanlem, bom'ficalurn e! boru'ficare u. s. l. Vgl.

Ar: brev. p. 6.

XVIII. Raimundus Lullus. 161

welchen Mittelbegrill‘ die Prädieate jener Urtheile mit ihren Subjeeten zu

vermitteln seien 59).

Diess aber soll dann die vierte Figur leisten:

Denn es handelt sich dabei nur um eine Mechanisirung der Combination

der neun absoluten und der neun relativen Prädieate, indem bei der

Drehbarkeit der beiden inneren Kreise an jedem der neun Felder des

äusseren Kreises neun Felder des mittleren und wieder an jedem von

diesen die neun Felder des inneren Kreises vorbeispazieren können,

aber die Felder des mittleren Kreises als Mittelbegrill‘e von Schlüssen

fungiren sollen 9°). -

89) Ars magnu e! ul!. p. 225: Ter!ia figura es! composila ex prima e! secunda,

quae habe! in se trigin!a sez cameras.... Inten!io, qmm: huec figum in bac arte

es! posila‚ er! ad significandum, u! cum uno principio bomo appliret rel ussocie!

aliud prinripium..... Haec figura doce! desreudere de universali ad parliculare gra—

dalim. Ars brav. p. 7: In qualibe! camera ‚um! duue Ii!lerae in eu von!enlae; ipsae

signifiran! subietlum e! pracdicalum, in quibus artista inquin'! medium‚ cum quo

subieclum e! praedicutum coniungunlur‚ Vgl. De und. cabbal. p. 53 I. Ar: inven!.

verit. p. 12 A. Tab. gener. p. 5 A. Brev. pracl. lab. gen. p. 2 ß. Lect. art.

ine. p. 43.

90) Ar: brev. p. 9: 0uarta figum habe! lres circulos‚ quomm superior es! I'm—

mobih‘s, duo au!cm infen'ores sun! mobiles, u! in figura pule! (in Handsehriften und

den oben erwähnten älteren Drucken ist meistens diese Beweglichkeit auch wirklich

hergestellt, indem die Mittelpunkte der aus anderem Papiere ausgeschnittenen

inneren Kreisllächen mit dem Mittelpunkte des äusseren Kreises durch einen Faden

verbunden sind). Circulus mediua volri!ur .mb circqu superiori immobüi.....‚ cir

culus au!em in/erior voluilur sub ein:qu medio..... Sie per mediu owneran bomo

P1mm., Gesell. III. 11

162 XVlll. Barmundns Lullus.

Als dritter Theil folgen hierauf die Definitionen der achtzehn „prin

cipia“, d. h. eben der absoluten und der relativen Prädicate; dieselben

aber sind so überaus einfältig“), dass sogar dem Lullus selbst eine

Atmung hierüber aufgestiegen sein muss; denn er findet sich zu der

Bemerkung veranlasst, dass nur Hunde-Zähne und Schlangen-Zungen seine

Definitionen tadeln könnten 92). Auch eine beigefügte Angabe über ver

schiedene Arten des Definirens ist werthlos 93).

Nachdem so im Bisherigen die ersten zwei Quer-Reihen des obigen

Alphabet'urns ihre fruchtbare Berücksichtigung gefunden haben, kommt

nun vorläufig einmal die dritte zur Erörterung, indem die dortigen neun

(oder eigentlich zehn) Fragen unter dem eigeuthiimlichen Titel „Regulae“

den vierten Theil der lullischen Technik bilden ‘“). Dass diese Fragen

als allumfassende und adäquate Gefässe uns über jedes erdenkliche Sein

und somit über das Object aller möglichen übrigen Fragen Aufschluss

ertheilen, wird mit marktschreierischer Emphase von Lullus verheißen“!

Aber —— „professus grandia turge!“ — wir finden eine gar dürftige

- Weisheit in der Behandlung jener (mit den Buchstaben des „Alphabe

tums“ bezeichneten) Fragen oder Regeln. Nemlich „utru-m" ist eigentlich

venalur necesserias conrlusiones Erun! CCLII camerae. Diese Zahl aber iSl

falsch (s. untm Anm. 106 u. 112); dann es ergeben sich 9)<9)<9=729 Com

binationen. Gleichlaulend mit Ars brav, erscheint dieses Capitel De und. cablml.

p. 54 f.‚ hingegen in Als magna e! _ul!. p. 226 f. ist die Erklarung der_Figur St'l"

nachlässig. Vgl. Ars invenl. veril. p. 12 B. Tali. gl’ft07‘. p. 5 ß. Brev. prost. tab.

gen. p. 3 A. Lec!. ar!. inv. p. 109. I

91) Ars magna et all. p. 227: [sie ler!ia pars es! de di/finitionibus principio

rum, u! es! difl‘inilio bonila!is‚ quae es! hacc.‘ Eoui!as es! uns, rationc ouius komm

agi! (immun. E! magni!udu es! ans, ra!iane cuiux boni!as‚ duratia e! reliquu m1

magna.... Dura!io es! i‘d, rationa cufus dumm! boni!ax, magnitudo e! cetera, und

so fort in diesem Stile auch bei den übrigen. Wörtlich ebenso Ars brev. P. 101

u. De und. cabbal. p. 57. Vgl. Ars inaent. veri!. p. 3—12. Tab. gener. p. 6—111

Brev. pruc!. !ab. gen. p. 3 ff. In Lest. ar!. irre. erscheinen die ersten neun Deflat

tiouen bei der ersten Figur (p. 12—23) und die letzten neun bei der zwfllfll

Figur (p. 26—43).

92) Ars magna e! ull. p. 229: Amplius aliquis [orte halmns den!em cam'mflfl 'l

linguam serpcntinam principia nostra e! eorum diflini!iones sperne! e! calumm'abilln

A1‘s au!rm ruft. quod unum principium adiuve! aliud.

93l Ehend. p. 228: Di/finilio plurilms modis fieri polcs!‚ e! omnes ad einer

modos reducunlur, r! quilibe! mndus habe! qualuor sperics. Primus quidem modu‘

ext, quando /i! per e/ficicnlem, polrnlium‚ malerium c! fiueni (s. Ahschn. IV, Anm

676) Secundus modus cs!‚ u! in regula C diccmus (s. Anm. 97) Sed ulltfl

arten! es! alias modus neu/usw, quando difl‘inilioncs (l‘un! ad pla(ilum sit‘ß per om

!inyen!iam...„ Amplius aalem di/fini!i0ürs fiun! per cumposilionem, so. quantiu um"

principium di/fini!ur cum alle, u! cum dici!ur bonitas magua.

94) Diese ganze Partie findet sich ziemlich gleichlautend in Ars brav. p. 11—141

De und. cabbal. p. 58—63, Tab. gener. p. 15—22, Brev. pracl. (ab. gen. p‚7m

Camp. lec!. (ab. gen. p. 9111, Lec!. ar!. inv. p. 2—9. u. Ars magn. e! alt. p. 229—251

Ich fahre nach letzterem Texte das Nöthigste in Kürze an.

95) Ar: magua c! ul!. p. 229: Regulac stur! decem, sc. „ulrum‚ quid etc.“. “l

in alphabelo iam signu!um es! (Anm. 85). ls!ac regulae nur! deccm quaestiones gfl"’

ra!es‚ per quas omnes esse onme quaesi!um‚ e! quornodo id, du quo quaeritur, pani!uh

in ipsis csl lucefaclum. p.250: Regulae saut rasa ad 0mnia in!clligibilia e! p"P°"

tionalu'les intellec!ui humauo„

XVIII. Baimundus Lullus. 163

O

nur grammatisch gefasst “6), „qtl!d" bezieht sich auf die Kategorie der

Substanz und soll die Lehre von der Definition in sich schliessen 9")‚

„de quo“ enthält die Causaliltlt‚ welche in einem Stofl‘lichen liegt“);

„quare“ soll sich auf Dasein und Thätigkeit beziehen 99), „quan

!um“‘°“) und „quale“‘°‘) enthalten natürlich die betreffenden Kate

gorien, „quanda“ soll die Modificationen der Substanz, des Stofl‘lichen

und des cum quo umfassen 10‘-’)‚ sowie „ab!“ alle diese drei und

ausserdem noch das quomado‘“); in „quomodo“ selbst werden die

Arten der Modalität H") und in „cum quo" jene der lnstrumentalität zu

sammengefasst 105).

Unmittelbar hierauf aber kehrt der fünfte Theil doch wieder zu den

so eben verlassenen ersten zwei Quer-Reihen des Alphabetums und zu

den Figuren, welche denselben bis dahin gedient hatten, zurück. Es

wird nemlich unter dem Titel „Tabula generalis“ ein Combinations

Spiel in 84 Coluumen angereiht, deren erste zwei sich folgendermaassen

gestalten:

96) Ebend. p.240 (die Paginirung überspringt durch Druckfehler zehn Zahlen):

Regale de B es! „utrum“ et es! de passibititate, utrum hoc. de qm) quaeritur‚ xi!

"l mm Sit . . . . .. Ista quidcm reguta de l! habe! tres species, quae saut: dabitatio‚

affirmatio et negativ.

97) Ebend.: Regata de C es! de quidditate. eo quod u! subiectum r! Ions di/fi—

nüionum . . . . .. (p. 241) lpsa quidom reguta habe! quatuar speries. Prima es! de

di/finitione 0'! difl'inito‚ quod cum ipsa di/finitione convertitur (vgl. folg. Abscbn.,

Anm. 150).... Soeunda species ext, quando quacritar de ea, quod habe! in se essen

tialiter e! naturaliter, eine qua ipsa res non ‚rotes! esse . . . . .. Trr!ia species ext,

quando quacri!ur‚ quid es! res in atio..... Oaar!a...‚ quando quaevitur‚ quid habe!

re: in atio.

98) Ebend. p. 2421 Reguta de D. Tertia quaestio es! de materialttate e! habe!

!res species. Prima ext, de quo res ex! Secunda species ext, quanda quaeritur‚

de quo es! atiquid faetum sive cousti!utum..... Tertia species ext, quanda quaeritur

de atiquo‚ cuius est‚ sind! „cuius es! regnam“.

99) Ebeud. p. 244: Regula E. Ouarla quaestio es! de quare; qaae duas habe!

species. Uua es! per existentiam, alle vero es! per agentium‚

100) Ehend.: De reguta F. Quinte quaestio quaeri! de quantitate; qaae duas

habe! species, sc. simpticem et compositam; secandam compositianem quaeruntur

mensura!ioaes entium e! namerus eorum.

101) Ebend. p. 245: De regala G. Sex!a qaaestio quaeri! de qualitate; qaae

duas habe! species‚ sr. propriam r! appropriatam. l’rapriae qualitates saut causae

superiores, e! appropriatu SH!!! in/eriores.

102) Ebend. p. 246: De regula H. Septima regata quaeri! de tempore e! tot

‚habe! speziea, quo! habe! secunda reguta c! tertia e! nona e! decima.

103) Ebend. p. 247: De reguta I. 0clava quacslio quaeri! de toco et

is!a reguta quindecim habe! species, quae Süß! de seeuuda‚ tcrliu‚ nona e! de

!‘ima regala.

104) Ebend. p. 248: De reguta modulitatis sigflatt! per K. Norm quaestio es!

de modo‚ so. quaercre, quomodo saut res. Et habe! qualuor spccies. Prima quaestia

es! quomodo res es! in se Secunda, ....quomndo es! in atio Tertia,

.....quomodo es! in partibas wir Oaar!a‚ ....quomodo transmitti! suam simiti

Iudinem extra se.

105) Ehend. p. 249: De reguta K. quae es! de instrumentatitale (nemlich nach

obigem „Alphabet“ gehören zum Buchstaben K zwei Fragew0rter). Decima reguta

es! de ins!rumentatitale, h. e. quaerere, cum quo rcs sah! eine mm quo aguut. E!

habe! qaatuor speeies stmitcs ittis‚ quae saut de reguta modatitatis.

ll"

164 XVlll. Raimundus Lullus.

BCD BCE

BCTB BCTB

BC'I‘C BCT(‘.

BCTD BOTE

BDTB BETB Diesen beiden genau analog folgen noch 82

eure unrc Columnen an: nur, scc, neu, BCI, neu, uns,

anrn BETE uns, uns, nun, um, uns, nsr, uns, neu, nn‚

3ch nrnc neu, nrc, nrn, BFI, nrn, neu, BGI, nun, nur

nrnn BTBE aus, am, ans, nur, cna, cnn, cm, uns. csr‚

nrcn nrcs ans, man, cm, aus, crc‚ crn, CH, cru, cca.

eure cern CGI, ccu, cm, aus, 01K, nnr‚ nnc, nun, an,

cnrc eure neu, nrc‚ nrn, um, neu, neu, um, neu, um,

cnrn eure nun, DIK, aus, neu, am, srn, neu, nur, Bütt,

CTBC ernc nur, nun, EIK, ran, FG], ran, am, ran, Flli,

crnn CTBE ein, aus, am, um.

CTCD CTCE

DTBC ETBC

DTBD ETBE

DTCD ETUE

TBGD TBCE

Sehen wir davon ab, dass die Combination mathematisch nicht er

schöpft ist‘"“), so erkennen wir sogleich, dass diese ganze Tabula gem

ralis‚ wie Lullus auch ausdrücklich bemerkt, nur durch die vollzogene

Drehung der Kreise in obiger vierter Figur (Anm. 90) entstanden ist,

und dabei der Buchstabe T (das Symbol der zweiten Figur) bloss die

Function hat, anzuzeigen, dass die in den Gombinationen vor ihm stehen

den Buchstaben naeh der Bedeutung der ersten Figur und somit als ab

solute Prädicate zu verstehen sind, während die dem T nachfolgenden

Buchstaben in der Bedeutung der zweiten Figur, d. h. als relative Prü

dicate,genommen werden sollen‘“). Und wenn Lullus hierauf an der

106) Denn wenn z. B. bei BCD, welche drei Buchstaben sich ternarisch 27ml

combiniren lassen, wohl die Combinationen BBC, BBD, BCC, BBD, DBD, CCI), CDC.

CDD ohne Rücksicht auf die Wiederholungen aufgenommen sind, versteht sich von

selbst, dass auch DBB, DCC‚ DDR, DDC, CBB, CCB nicht fehlen durften. Hingegen

wieder ist es eine planlose Vervielfältigung, wenn BGB und BCC in sümmtlichen

ersten fünf Columnen wiederkehren. Kurz es fehlt an einem mathematischen Priv

cipe des Combinations-Verfnhrens. Das Richtige wäre, dass es 9 X9 X 9 =729

lernuriscbe Combinationen der neun Buchstaben gibt (s. ob. Anm. 90), und du bei

jeder derselben das hier eingeschobene T eine vierfache Stellung haben kann, 50

ergäben sich nicht 20X 84=1680, sondern 4)(729=2916 Combinationen fi"

das in der Tabula generatis eingeschlagene Verfahren.

107) Ars magna c! alt. p. 258: Tabula ista composila es! ex LXXXIV columnii‚

e! est subiectum ‚eine instrumentum, in quo investigautur solutiones quaestionum "‘

ripiemlo ad propast'lum, afl'irmando vel negando, rancordamlo principia et regulm d

evitando eorum eontrarictatcm. Significa! autem T in tabula, quod litlerae, quae saut

ante ipsum‚ principia saut de prima figura, et Iitlerae, quae saut post ipsum‚ Wl{

de secunda; staut in ramera BCTB, in qua B praecedcns T dicit bonitatem tl ‘

maynitudincm e! B posl T dici! difl'crcntiam. Investi_qatio autem, quue fit in tabu“

es! in alliore gradu significatiom's veritatum, quam iIIa, qunc fit in figurs's. Tabu“

vcro a quarta fiyura derivata es! volveudo circulum sccundum et tertium, ut in ip“

labulu apparc! (s. ob. Anm.90) usque ad LXXA'IVWIuWIM‚ in qua revolutione M"

XVlll. Raimundus Lullus. 165

ersten Columne beispielsweise zeigt, wie in Folge der Combination in

jeder der 84 Columnen zwanzig „Fragen“ sich ergehen, welche den

manigfaltigen Nexus der absoluten und der relativen l’rädieate betreffen‘“),

so dürfte hiedurch zur Genüge ersichtlich sein, welch zweckloses und

läppisches Treiben uns die Ar: magna zumuthe, denn wir müssen doch

immer im Auge behalten, dass sowohl die ursprüngliche Auswahl der

neun absoluten Prädicate und nicht weniger die der relativen schlechter

dings blind und willkürlich ist, als auch dass das mechanische (Zombi

nations-Verfahren den logischen Verstand noch lange nicht der Prüfung

überhebt, ob denn jede der einzelnen Combinationen überhaupt einen

denkbaren Sinn enthalten könne. Lullus hingegen, welcher auch ander

wärts die wechselseitigen Beziehungen der absoluten und relativen Prä

dicate als .‚comlitiones principiorum“ erörterte und hiedurch der „in

centio" dienen wollte 109), war der sicheren lleherzeugung, dass durch

sistit liyamen colnnmarum . . ‚ ‚ ‚. Et sie in qualibet columna samt omnes colnmnae

implicalne, raliune cnins implicationis qnaclibel colnmna es! coadinvaliua alterius.

Ad quamlibct solnlioncm unius quaestiem's possnnt applicari omnrx significalione:

omm'um qnneslienum ab:lractarnm et manndnctarum ad ipsam qnacsliencm. in der

Ar‚< brav. p. 14 und ebenso De und. cabbal. p. 63 werden nur die ersten sieben

Columnen zum Muster angeführt. Aber sammtliche 84 sind am deutlichsten ge

druckt bei Salzinyer (Vol. V) als Einleitung zur Tabula yeneris; vgl. ebend. p. 22.

108) Ars magna et nll. p. 2582 In qualibet cnlnmna snnt vigiuli quaestiones

per ordinem. Et de hoc dabimns exemplnm in prima colnmna, quac es! BCD‚ prac

dieando prim0 de bom'lale, deinde de magniludine, postmodnm de aelerflilale, et hoc

sie: Prima csf, utrnm bonilns sit in!untnm mayna‚ qnod sil aclerna? Secnnda, nimm

sil aliqna bonifas inlcntnm mayna, quod continct in :e res di/l‘ercntes? Tertia, nimm

bonilas sil infantnm magna‚ qnod rentincl in se res concordantes? Quarta, nimm bo

m'las conlinens in se res contrarias sit magna? Quinte, nimm bonilas aelema sil

diflerens? 6) nimm bonilas aelerna sit concordans? 7) nimm bom'tas aetcrna haben!

in se crmtrariclatem? 8‘) nimm bonitas in se conlineat difl'erenlium et concordantiam.’

9) ulmm bonilus cantineut in n difl'erentiam et ronlrurielalcm? 10) nimm bom'las

in so contineal c0ncordanliam et conlrarielalcm? 11) quid es! magna difl'erenlia ceter

m'tolis? 12) quid es! magna et aeterna concorduntia? 13) qnid es! magna et aetcrnu

eontrarictas? 14) qnid est magna difl'ercnlia et c0ncordantia? 15) quid es! magna

differentia et conlrurielas? 16) quid es! mayna concordanlia et conlrarielas? 17) difl‘e

rentia concordanliae aeternilalis de qno ext? 18) di/ferenlia aeterrtitalis de qno est?

19) concordantia contrariclulis et aetcrnilalis de qno ext? 20) differentia concordanliae

et contrarietatis de qna ext? Hierauf nun folgt (p. 259—267) allen Ernstes die Er

orterung dieser zwanzig Fragen. Hat vielleicht der Leser Lust, semmtliche 1680

Fragen zu stellen? Auch damit aber wäre die „am“ des Lullus noch nicht befrie—

digt; denn er fahrt hierauf p. 267 fort: Et qnacstionas‚ qnas ferimn: de colnmna‚

‚um! generales, et possunt applicari ad quaestiones particnlares deacendendo per reales

lrianguli viridt's (s. ob. Anm.87)‚ per quaa intellectns ext discursicns [aciendo seien

tias di/fercnles. Et ad hoc damu: exemplnm in eadem columna ad solvendum qnac—

:liones per ciginli rationea difl'ercnfcs ratione diclnmm camerarum, a quilms extra—

‘hWW'.’ „Ulrum mundus sit aclernns“‚ — eine Frage, zu deren Verneinung nun

(p. 267—278) die zwanzig „Kammern“ der ersten Columnc aufgeboten werden.

Vgl. Camp. lect. Ich. gen. p. 4 fl'. _ -

109) Ars incenl. vor“. p. 13—36, woselhst unter dem Titel „Condilianes prin—

cipiomm“ die achtzehn Principien derartig lernarisch in fallender Progression com

binirt werden. dass sich im Ganzen 833 Urtheile ergeben. Hingegen in Lcct. an.

ins. p. 59—109 wird eine paarweise Combiualion der achtzehn Begriffe unter dem

Titel „Inventio“ höchst ausführlich erürtert. Eben dahin gehört auch die noch un

gedruckte Schrift De alfirmatione et negalionc (Cad. lct‚Mon. 10517, f.11B—16A)‚

166 XVIII. Baimundus Lullus.

diese Combinationen und das damit verbundene Auf- und Absteigen der

Begriffe wesentlich die inven!io medii gefördert werde “0).

Als sechster Theil folgt hierauf Evacuatio !er!iae figurae, d. h.

Lullus fordert, dass für jede der 36 „Kammern“ der dritten Figur (Anm.

89) vorerst durch ein Combinatious- und Umkehrungs-Spiel 12 Urtheile

l'ormirt und diese dann durch einen erkünstelten allgemeinen Mittel

begritl‘ gestützt werden sollen, worauf dann 24 Fragen zu beantworten

seien, da bei jedem jener Urtheile sowohl u!rum als auch quid gefragt

werden müsse, sowie ausscrdem die obigen Definitionen und aus der

zweiten Figur die Momente der differentia und concordantia und obige

Modalitäten des u!rum und des quid berücksichtigt werden sollen. So.

meint Lullus, werde die dritte Figur nach ihrem vollen Inhalte ausge

beutet (—- euacuare ——-) und der lntellectus in Bezug auf applica!io.

inuen!io‚ dispu!atio, solu!io quaestionum gefördert 111).

Den siebenten Theil bildet Mul!iplica!io quar!ae figurae, welche

wieder nur auf die Tabula ge-neralis zurückgreilt, insoferne die einzige

welche mit der Lehre vom Urtheile Nichts zu schafl'rn hat‚ sondern die Verbin

dungen jener nemliehen achtzehn Principien bejahend und verneinend erörtert.

110) Ars magna r! all. p. 278: Appare!‚ per qucm morhun in!ellec!us habe! ge

nera!e subieclum‚ so. labulam huius ar!is ad inreniendum media, de quacunque malrria

sin! (posito, quod scialur, quer! dieilur per nomen), de quibus e! cum quibus medib

si! ronclusiu‚ quae quidem media sunt subiee!um huius ar!is. De und. cabb. p. 631

In!e!tcclus efl'im'lur assertivus e! usvensivus c! desceasivus in illis figuris e! per illdi

figuras, sr. A c! T; procedi! namque in!elleelm in eis a generalissimo ad spezia

lissimnm. Vgl. Ars brev. p. 14. Ar: invent. veri!. p. 2 B.

III) Ars magna e! ul!. p. 278 fl.: Terlia figura es! divisa in XXXVI eamem.

u! in ipso pate!‚ e! in qua11be! camera sun! implicalae XII proposi!iones e! XXIV

quaesliones e! solutiones earum. E! rocamus euacuare, quando extrahimas prope‘

siliones e! quaestiones et solu!iones eamm e! de implica!ione ad explicatiouem ipsam

dedurinms darlrinam . . . . .. In oamcra faciemus propositiones mu!ando subiee!um il

praedimlum‚ deinde faeiemus quaes!iones e! postmodum so!u!iones [aciemus pre

bando ln!cl!ectus evacua! cumeras eo, quia abstrakt! ab ipsis !an!um quellen

po!es! . . . . .. E! sie ipse in!e!lectus fort"! se applirativum‚ inves!igalivum e! invmh"

vum..... De camera BC in!el!eelus hauri! XII proposili0nes dieendo sie: Boni/a: es!

megna. Boni!as es! differens. Bonitas es! eoncordans. Magni!udo es! buna. Magm

!udo es! difl'erens. Magniludo es! coneordans. Difl'eren!ia es! bona. Difl‘erentia es!

magna. Dilferrnlia es! eoneordans. Concordunlia es! baue. Concordan!ia es! m09“

Concordan!ia es! differens...„ Deinde evacue! eam duodeeim medüs eo, quad M'

sis!i! in!er snhiec!um e! pruediealum‚ cum quibus conveniim! genere an! spesie. EI

cum illta mediis intellectus /arie! se dispu!a!ivum e! determina!ivum. E! is!a medm

er!rahnnlur‚ n! cum dirilur: „Omne i‘d, quod magnifira!ur a magniludine, es! magmtfll!

sed bom'!as es! id, quod magni/t‘eatur u magni!udine; ergo borti!as es! mognum“.i-y

Fuc!a is!a evaeualione intellec!us evacue! ipsrtm cameram XXIV quantionibus, quiaw

qualibe! praposi!ione um! duue quaesliones implicatae; e! hoc sie: „Bonilns es! m09“.

Ulrum boni!as si! magna? Oaid es! bom‘las magnu ?“... . .. Deimle in!elleelus everqu

camerom cum difl‘initionibus boni!atis etc. (Anm. 91) e! cum !n'bus speriebns CM"

ren!iae c! eoncordauliae, u! pale! in secunda figura (Anm. 87). Deinceps evacue! M'

meram cum tribus speciebus regulae B (Anm.96) e! cum quuluor specivbu.x regulue ‘

(Anm. 97). E! expedila is!a evacua!ione in!ellectus pos!modum solva! quots!ionts

praediclas ......sequendo condiliones camerae affirmando au! negando. E! sie Ilf

!ellerlus errpelli! a ramera dubila!iones e! mnsis!i! in illa quie!a!us e! etiom rognaw‘

se valde generalem e! ar!!ficialum c! de maguo seienliu halli!ualum‚ 50 n‘erlfll]

dann (p. 280—300) in grösster Ausführlichkeit sämmtliche 36 Kammern discufl“

Vgl. Ars brav. p. 15. De und. cabb. p. 64. Brer. pror!. !ob. gen. p. 38.

XVlll. Raimundus Lullus. 167

neue Erwägung darin besteht, dass in den ternariseben Combinationeri

(z. B. BUB) jeder der drei Buchstaben je zu den zwei übrigen in.irgend

einem Verhältnisse (conditio) stehe, so dass sich bei jeder Gombination

zunächst sechs condt'tiones ergeben, deren Zahl sich aber verdoppelt,

sobald in der vierten Figur der innere Kreis um ein Feld gedreht wird;

und wenn dann je an die drei combinirten Begriffe sich eine Frage an

knüpft, so erblickt Lullus in dieser ganzen Procedur abermals ein für

derlicheS Mittel für in»uentio und aber auch für jedes Beweisverl‘ahren‘“).

Nemlich da die invent-io medii immer sich durch den mittleren Kreis

der vierten Figur (s. Anm. 90) ergebe 113), meint er, dass nun hiemit

die probatio in all ihren Arten bewerkstelligt werde H“), und der Kenner

der Ars magna weit über alle Sophistik triumphirend erhaben sei 115),

deren Vernichtung sich nun von selbst ergebe‘“). Kurz diese Eryvei

terung der vierten Figur gilt dem Lullus als der umfassendste Schlüssel

aller \\’issenschaften 117) und als eine Ausgleichung, welche der Intelleetus

112) Ars brav. p. 16: Multiplicatio quarlae fiynrae a0nsistit in hoc eidelicet,

quod prima camera BEI) in quarta fignra signifioat, quod B unam condilionem habet

cum C et aliam cum D, et C unam canditionem habe! cum B et altem cum IJ‚ et D

unam conditionem habe! cum B et aliam cum C. Et sie saut in ipso camera sea:

conditiones‚ cum quilms inlellectus se conditioriat et disponil ad investigandum rt

inveniendum et obiiciendum et probandum et delemtinaridufis. Post islas sex can

ds'tiones intellcctus acqm'rit alias sea: conditiones volvenda circulum minorcm‚ poncndo

suum E sub C circnli mediocris, aal) qun erut xuum I). Et quia nmtata esl camera,

iden mutantur eins conditioncs, et sie intellectus liabituat so ‚XV (s. sogleich) can—

ditionibus. Et ‚sie per alias cameras multiplicando calnmnas et volaendo alias. Con

ditiones, quas intellectus multiplicat per islum modum‚ saut difl'icile: ad enumerandum,

nam de qualihet camera potest intelleclus sie t‘nacuafe XXX propositiones et XC

quaesti0nes. Jedoch alle diese Zahlen sind unrichtig; lheilweise besser lesen wir

de und. cabb. p. 67: notwendo rolulam minarcm factae sunt aliae sex couditio

„es, . . . . .. et hoc mudo solvendo intellectus multipticat du uno quoque spatiolo XII

propositiones et XXIV quaestiones. Wenn aber hinwiederum ebend. p. 66 gesagt

ist „multiplicantur entia per spatiola quartac figurae ad numerum CCLII“, so stimmt

allerdings dieser Calcul mit der Erwägung überein, dass in der Tabula generalis

(Anm. 106 f.) je in den ersten Kammern der ersten sieben Columnen BC Sieben

Comhinationen eingeht, und sonach für Bt.‘ 7>< 12 = 84 „conditiunes“ entstehen,

bei deren jeder im Einblicke auf die drei combinirten Buchstaben drei Fragen. also

im Ganzen 3 )< 84=252 Fragen erwachsen. Aber nach der Drehungs-Operation,

welche in der vierten Figur vorgenommen werden soll, ist überhaupt dieser ganze

Calcnl unrichtig (s. Anm. 90 u. 106). In Wahrheit sind es ja 729 Combinationen,

und insofeme deren jede sechs condilioncs erhalten mag und zu jeder conditio drei

Fragen gehören, gewinnen wir 18>(729= 13122 Fragen.

113) Arx mugtta et alt. p. 301: Cum artista vult medium‚ sempcr investigat in

medio circulo‚ Nam sinnt animali compctit, starre meusurative et com'unctive inter

substantiam et hominem, quando concluditur, quod homo ext substantia, sie littera,

quae est in medio circalo, debct sture inter lilteram existenten: in superiori circan

et litteram, quae es! in in/ert'on'.

114) Ebend. p. 3042 Probatio es! genau, et suae specier samt per „demonstra

tionem propter quid“ et per „demonstrationem aequiparantiuc“ et per „quod“ diaisae.

S. ob. Anm. 56 fl‘.

115) Ars brav. p. 16 l‘.: In illo passu cognoscit se intellcclus valde generalem

et artificiatum aupra allem intellcctum ignorantem istam artcm et sie sopltista

caram toll inlelleclu nun potest sture. Ebenso De und. cabb. p. 67.

116) Ars magna et alt. p. 305—313. (Ein Excerpt aus den Soph. Elenchi).

117) Ebend. p. 313: Per quartam figaram aerius, quam per alias datur modas,

quo alias sct'entiae possunt faciliter et brevitcr acquiri, staut theologia, philosopht'a

168 XVIII. Baimundus Lullus.

mittelst seiner ihm „angeborenen“ Principien mit dem gesammten ob

jectiven Gegenstande des Wissens überhaupt finde 119).

Trotzdem aber sind wir mit dieser Technik noch nicht zu Ende,

sondern es folgt als achter Theil die Mixtio prineipiorom e! regularum‚

wobei noch einmal die „Principien“ (d. h. die absoluten und die relativen

Prädicate), um welche sich schon alles Bisherige gedreht hatte, den Ge

genstand bilden; dieselben sollen nemlich nun sowohl wieder unter sich

derartig zu Urtheilen verbunden werden, dass jedes durch die übrigen

siebzehn eine nähere Bestimmung findet, als auch sollen nun an die ein

zelnen achtzehn Begriffe sämmtliche obige Fragen (d. h. „Regeln“, s. Anm.

94 ll‘.) angelegt werden 119).

Und nun erst kommt noch der übrige Theil des Alphabetums (Anm.

85), welcher bisher noch keine Rolle gespielt hatte, zur Betrachtung.

indem der neunte Theil die dortigen „novem subiecto" erörtert, bei

welchen als allgemeine Gesichtspunkte ihre Definition, ihre Unterschiede

und ihr liebereinstimmen, sowie ihre Gradabstufung bezeichnet werden“°).

Sämmtliche neun Subjecte, ausserhalb deren, wie sich Lullus einbildet.

es überhaupt Nichts gibt, sollen ihrerseits nun wieder durch die achtzehn

Principien und die zehn Fragen bindurchgei'ührt werden"'). Von dem

neunten derselben aber‚ d. h. von instrumentum, gewinnt Lullus einen

ete.‚ e! hoc inveniendo medium non meistens generalixsimum oeque speeiolissimmn.

Ratio huiu: es!‚ quod is!a scien!ia habe! principio yeneroh'ssimo e! e!iom regulos qm

rolissimos, alioe vom scien!ioe haben! sobollemato principio, e! sie mediom eorum

es! imperfeelum sine is!o scicnlia.

118) De und. cobb. p. 64: Finis qu.oesilus in hoc me!hodo non es! ni.si einem

modum, cum quo odaeqoatur in!clleclus humanus cum re in!ellceto de onequ0qttl

scibili; .....e! hoc fit per evoeua!ionrm lerlioe figuroe e! cum molliplicolione quoth

figoroe. Lib. corre!. inno!. 1‘. 50 A: Suhicclum Imius or!is es! inno!o pluralilor pri

mi!ivo vero e! neoessorio, d. h. eben die achtzehn „Principien“.

119) Ars magno e! all. p. 315: De miz!iune principiorom e! regularom. Per:

islo in duos porles dividilor‚ so. in mixlionem principiorum dedor!orum ono dedur/o

cum olio. secunrla pur: es! de principiis deductis per regulos. Do!ur doclrina‚ th

modo onum principium cognoseolur per alio dedocendo ipsum per ipso priocipü f'

per omnes specics regulorom . E! isto mirtio es! eenlrum e! snbierlum hoius orli&

Hierauf werden in der That vorerst (p. 316—340) die achtzehn „Principien“?

einzeln in Beziehung zu den übrigen siebzehn gebracht, und sodann (p. 340—375)

wieder jedes derselben an den zehn obigen Fragen gemessen. Vgl. Ars brev. p. 17

Dc wg. cahb. p. 67 ll‘. Brev. proct. loh. gener. p. 37 fl‘. Camp. lecl. tob. gen.

p. 1 . '

120) Ar: brev. p. 17: Dammtor novem subiec!o in olphohe!o significoto. ifl

quibus codi!‚ quidquid es!‚ e! exlro ipso m'hii es! (p. 18) Troc!olos islorvm

suhieclorum cousideromus zum quatuor eondi!ionibus Prima condi!io hoec e-=l‚

u! quodlibe! sobieclum haben! suom di/finitinuem..... Secundo eondi!io ext, quod i"

iudicio eine in proclico couseruelur difl'crentio subieclorom Ter!io eondi!io tat.

quod coucordonlio, quer es! in!er unum sohieclum e! oliud suhiec!om, nun des!ruo!ut

. . . . .. Quarto es!, qood, secundom quod nimm subieclum es! nobilios et allius‚ "

o!!rihuontur ollioro e! nobilioro prineipio. Ebenso De oud. eobb. p. 70 fl‘.

121) Ars magn. e! all. p. 375: 0ooniom in neuem snbiec!is omue, quod “L

implicalur c! ex!ra m'hil ext, idcirco rolumos poncre ipso in hoc or!e‚ o! cum ipSi‘

ors xi! generalis, eo quod sun! gencroiio ad omm'o. E! ideo diseurrendo proediclfl

sohiec!o per principia Indus or!is e! regolos de ipsis subiec!is uo!i!iom haben pv‘

!erimor u. s. l'. Diess geschieht nun mit den ersten acht unter jenen neun Subjertetl

(p. 376—443), indem jedesmal zuerst die „principio“ und dann die „reguloe“ zur

Erörterung verwendet werden.

XVlll. Baimundus Lullus. 169

etwas halsbrecherischen Uebergang zu den letzten zwei Quer-Reihen des

Alphabetums, nemlich zu den neun Tugenden und neun Lastern, deren

Erörterung ich ohne Neid der Geschichte der Ethik überlasse 122). Uebri

gens glaubt Lullus auch hiedurch wieder Erspriessliehes für die inventio

medii geleistet zu haben‘”).

Was hierauf noch folgt, gehört eigentlich schon mehr der Praxis

dieser Technik an. Nemlich den zehnten Theil bildet unter dem Titel

„Applieatio“ die ausführliche Hinweisung darauf, dass zur Verdeutlichung

die Subjecte auf ihre Präldicate und die abstracten Substantiv-Formen auf

ihre Adjeetiva angewendet werden sollen, sowie dass überall stets der

gesammte Inhalt der vorhergegangenen neun Theile der Ars magna zur

Ausübung kommen soll, wozu jedoch nun noch zwei neue Bestandtheile

hinzutreten 124). Zunächst nemlich reihen sich „Cenlum formae" an,

d. h. hundert Begriffe, welche aus sehr verschiedenen Diseiplinen (auch

122) Ebend. p. 443: De nona subieclo‚ quod es! de inslmmenlalitate‚ Novum

subierlum es! de ar!ificia e! habe! Ires spezies. Prima es! de moralibus, secunda de

artilms liberalibus, tertia de mechanicis. De prima, sc. de moralilms hie Iraclabimm

u. s. f„ und es folgen hiemit (p. 443—487) in gleicher Durchführung durch die

Priucipien und durch die Regeln vorerst die neun Tugenden und dann die neun

Laster. Hingegen Ar; brev. p. 23: Islud subteclum es! de instrumentaltlate e! can

sideralur duobus modis‚ so. naturaliler..... e! moraliter..... Instrumenlum quizlem

naturale ‚rotes! caynnsct' dednrenda ipsum per principia e! regulas Sirniliter et

ins!rumenlum morale ..; lalem entern deductionem dimiltimus intellec!ui baue in

!uenti, e! si intelleclus artistae defici! in !ali deductione, remtrra! ad arten: magnam.

in qua largins traclamus de maralibus. Somit besteht hier ein anderes Eintheilungs—

Motiv der instrumenta. als in der Ars magna; aber das rasche Umspringen zu den

moraliu ist beiden Bedactioncn gemeinsam.

123) Die Erörterung dieser Harem snbiecta bildet nemlich auch den aussehliess—

liehen Inhalt der kleinen Schrift De nonversione subiec!i e! prardicali‚ und dort

lesen wir p. 166: Subieclnm Indus Iilm' es! medium‚ per qnod inves!igamus nonver

sionem subieeti c! praedicati. p. 1671 Si inlelleclus inverti! medinm subs!anliale inter

subieclum e! pracdica!um‚ cognoscit, quod ex lali medio fia! demonstratio; e! sie mm

fiel syllogismus opinalivus.

124) Ars brav. p. 24 f.: Applicalio dividilnr in !res parles. Prima est, qnandn

applicalur implicilum ad explieilum; serunda es!‚ quando appliralur abstrarlnm ad

concretum; lerlia ext, quando applicalur quaeslio ad loca lnu'ns artis. De prima

parle sic dicemus: St !ermini quaestionis saut imptici!i‚ applicenlnr ad terminos huius

ar!is erplieilos, sind, qltanda quaeri!ur‚ utrnm den: sil, an! n!rum angelt" sin!‚

applicentur ad boni!atem‚ magm'tudinem etc. De secnnda parte n'a direndnm est:

St lermim' quaestianis sun! abr!rurli, applieentnr ad snos terminas conrretns‚ sicut

banitas ad bonum et0.‚ et aidea!ur, quomodo se haben! trrminus abstmclus e! can

cre!us discurremlo per princtpia e! regulas. Tertia pars‚ quae es! de apph'ratione ad

loca‚ dividilnr in XII] par!es‚ quae ‚mal hae: Prima figura, Srcunda fiyura, Tertia

figura, Quarla figura, Di/finiliones, Regulae. Tabula, Evaeuatio ter!iae fignrae, Multi

plica!io quarlae fignrae, Miztio principiarnm e! regularum, Novem subierlu, Cenlum

formae, Ouaestiones. Diese !cr!ia pars ist in De und. cabb. p. 79 folgendermaassen

in flovem species eingetheilt: Prima fig.‚ See. fig„ Ter!. fig.‚ Qu. fig., Mutio princ.

e! reg.‚ Regnlac, Neuem s|thiecta‚ Ouiddilas rcnlum /ormarnm‚ Ouaestiones. Hingegen

Ars magn. e! alt. p. 488 stimmt mit Ars brer. überein, nur werden dort ohne

Ober— und Unter-Abtheilung sofort fünfzehn parles der applicatin gezählt (d. h.

l. implic. ad explic.. 2. abs!r. ad concr., 3. Prima figura. 4. See. fig. u. s. f.).

Die ersten dreizehn derselben enthalten nun dort (p. 488—496) nur eine „Waclische“

Becapitnlation desjenigen, was über die einzelnen Theile schon im Obigen ent

wickelt worden war. Vgl. Camp. lerl. tah. gen. p. 2 B. In Lec!. ar!. iuv. p. 109—133

wird nur über implici!e und ezp!icite gehandelt.

170 XVlll. Baimundus Lullus.

aus der Logik selbst, z. B. die Kategorien) entnommen und in möglichst

dummer Weise definirt und hierauf näher erläutert werden‘“). Hebri

gens sind dabei auch diejenigen , welche der Logik angehören, durch

aus nicht im Sinne der Logik, sondern nur im Stile der Ars magna

besprochen 126).

Sodann aber sind es (als elfter Theil) (Maestiones, welche einer

seits abermals den vorhergegangenen Inhalt recapiluliren und andrerseils

materiell auf das Gebiet der Theologie hinüberweisen 1z").

125) Ars magnu et all. p. 496: Vocamns quidem centum [ormas‚ narn in abs—

trarto ipsas quidem si conrideramus‚ atiqnae ernnl genoralissimae. aliquue mm!

snlmllornac; el cuilibel /ormac assignamas suum coucretum, ut quaelibct forma m

lrllerlui magis eluccscat, u. s. f. Und nun werden (p. 496—562) in ziemlich plan

loser Ordnung folgende hundert Begritl‘e delinirt und erörtert: Enlilas‚ Es:entia‚

Unitas, Pluralitas, Natura, Genus, Species, lndividuitas, I‘roprietas, Simpücilar‚ Com—

posilio, Forma, Malaria, Substantia, Accidens, (launtilas, Oua1ilas‚ Rotatio‚ Aclw.

Passio, Habitus, Sitas. Tempus, Locus, Malus, Immobililas. Instinclus, Appetitus.

Allractio, Reccplio, Phantasma, Plenitudo, Difl'usio, Digcslio, Expulsio, Significalio.

Pult/tritndo, Novitas, ldea, Mathemalicu, Ens in potentia, Puncluilas, Lima, Trier

gutus, Ouadrarlgulus, Circulus, Corpus, Figura, Generales realiludines, Monslruilox,

Derivatio, Umbra‚ Sperulum‚ Color, Proportio, Dispositio, Creatio, Praedeslinalio‚

Misericordia, Neressitas‚ Fortune, Ordinalio, Consih'um, Gralia, I’vr/‘cclio, Drdaralio.

Transsubslunlialio, Altcralio‚ lnfinilus, Drceptio, Heuer, Capacitas, Existentia, Com

prehrnsio, lnventio, Simitilado, Anfeu‘dens, Polentia, Generatio, 1'Iie-ologia. Philosophie

Geometria, Astronomia, Arithmetira, Musica‚ Rhalon'ca, Logicu, Grammatica, Moralilah

Politica, las, Medictna, Regimen, Mitiliu, Mercalura, Nanigalio, Conscionlia, Pl‘fltdl

calio‚ Oralio‚ Momoria. Vgl. Ars brev. p. 25 ff. Hingegen De und. cabb. p. 80 lT.

fehlen hieven: Proprielas bis Malerin, dann lmmobililas, Phantasma, Ens in polenlia.

Derivatio, und sämmtliche von Speculum an bis Mentorin, nur Necessitas und Polealm

ausgenommen; neu aber kommen dort hinzu: lnilium, Indivisnm, Elemenlirwh

Idem, Simile, .Primum, l'or/ertum, Finilum, Tolum. Deminulum, Persona‚ Hoc. Alißd.

Saslen_lans‚ Ayens. Acta pracdilum, Vacuum, Alteratio‚ Anliquilas‚ so dass dort]ß

nur 64 Definitionen sind. Vgl. Brev. prucl. tab. gener. p. 14—35. Hingegen «Eine

sehr abweichende Zusammenstellung s. unten Anm. 163.

126) Z. B. Ars m. et all. p. 500: Indioiduitas est di/finibitis per primnm sprciM

regulae l‘„ „am sicul bonitas rsl ratio (man, qnod agat bonum‚ sie individuilas rft

ralio indiridao, quod producat individuum, et sicul individuilas 0st bona per bom

lalem, sie honitas indiriduala est per individuilatem.

127) Ars brav. p. 29: De quaoslionilms. Haec parx dividilur in XII parlcs m

Ioca dispost'la et proportionale ad qnaesliones secundum materiae dieersitattm‚ “

qua sunl ‚ . . . .. Videticel: Prima figura‚ Secunda figura, Tertia figura, Ouarla figüm‚

Di/finiliones, Regntae, Tabula, Evaoaalio tcrliac figurae, Malliplicalio quartae fig'"“

Miztio principiarum et regularum, Norm: suln'erlu‚ Cenlum forrnae. Die ersten sechs

Gegenstände sind nur in Ars breris (p. 30—33) behandelt. Die Ars magna fl “”

beginnt erst mit den Fragen über Tabula yeaeralis und erörtert (p. 563—582) 1‘"

Probe die ersten acht „Kammern“ der ersten Columne, lässt dann in Kürze (ll

582—584) die nächsten drei Gruppen folgen, um hierauf in grosser Ausfuhrlicltl'ell

(p. 584—»-599) die Fragen über die novem silbiecla folgen zu lassen. wobei Wieder

wie oben (Anm. 122) von „Instrumenlam“ auf die Tugenden und Laster übfl8”'

gangen wird, deren Erörterung (p. 599—625l gleichfalls sehr gedehnt ist. Üß_“"

folgen die Fragen über applimtio (p. 626—630) ganz im Anschlusse au 0b|5'

Theorie derselben (Anm. 124), so dass schliesslich die Fragen über die aenluß

formuc sich anreiben, in welchen (p. 630—661) der ganze obige Inhalt in Fraß"

Form recapitulirt wird. In De und. cabb. beginnt dieser Abschnitt (p. 101) "'5l

mit den neuem subiccla, auf welche dann (p. 107 » 110) noch in Kürze die CFSW'

14 der ceolum formac folgen. In Tab. gener. p. 23—75 werden die Fragen_mn

„Prima figura“ bis „Tabula“ durchgeführt‚ und der Rest (p. 55—75) als „0aaestm“

per alias quaesliones“ erledigt. In Ars inv. vor. p. 66—204 u. Lerl. art. IM- l"

XVlll. Baimundus Lullus. 171

Endlich den Schluss bilden zwei kurze Abschnitte, deren einer die

habilualio, d. h. die Angewöhnung der Teehnik‘“), der andere aber

das Verhalten des Lehrers betrifft‘“). woran etwa auch noch die

Disputirkunst geknüpft werden konnte 130). Ergötzlich aber ist es, wie

Lullus betreffs der Lernenden drei Gradabstufungen des Talentes nach

der Geschwindigkeit abmisst, mit welcher man sich die ganze Technik

aneigne 13 1).

Jene beiden Schriften des Lullus, welche die specielle Aufgabe haben,

zu lehren, in welcher Weise die Technik praktisch angewendet werden

soll (s. Anm. 16), musste ich allerdings schon im Ohigen mehrfach durch

Bezeichnung betreffender Parallelstellen berücksichtigen; denn nicht bloss

die vier Figuren und die Definitionen und Erklärungen der absoluten und

der relativen l’rädicate schliessen sich dort der übrigen Behandlung der

Ars magna fast gleichlautend an (s. Anm. 86, 87, 89—91, 94, auch

bes. 109), sondern auch da, wo uns schon im Bisherigen die Praxis der

Technik begegnete, finden wir im Wesentlichen Uebereinstimmung (s. Anm.

124 u. 127 f.). Aber das Eine, was hier neu hinzukomxnt und zugleich

durchaus ein Mittelglied zwischen der Technik selbst und der bereits (auf

Theologie) angewendeten Technik repräsentirt, darf ich eben darum nicht

unerwähnt lassen. ‘

Nemlich nach den vier Figuren folgt hier‘”) ein „Alphabetum“,

welches im Vergleiche mit dem obigen (Anm. 85) sehr modificirt ist.

Wohl sind die ersten beiden Columnen (mit den neun Buchstaben B—K

bezeichnet) identisch mit den ersten beiden Quer-Reihen des obigen

Alphabetes, aber die dritte Columne besteht aus neun „Regulae“ und die

vierte aus neun theologischen oder naturphilosophisehcn Quaestiones. Und

was nun jene „Regulae“ betrifft, so enthalten dieselben etwas ganz An

deres als dasjenige, was oben (Anm. 94 tl‘.) so genannt Werden war.

Denn wenn auch allenfalls die Regel über supposilio uns an das dortige

134—311 sind es neun Fragen, welche lediglich der Theologie angeboren, aber in

peinlichster Ausführlichkeit auftreten, und in letzterer Schrift folgen dort noch (p.

311—358) Hilfe minulae quoesh'oncs aus dem Gebiete der Theologie (es sind jedoch

in Folge des Zustandes der Handschrift nur 912i.

128) Ar: magna et alt. p. 662: Habihmfio dinidilur in Ires perle». Ouarum

prima esl de lribus parlibus, in qua: haev ars dividilur, ct illas artisfß habiluare

debet..... Secunda pars est, quod habituel rundum et proccssum huius artis.....

Terlin pars esl‚ quod ipso haben! modum multiplicandi quaesliones et soluh'ones.

Ebenso Ars brav. p. 42. Vgl. Tal). guter. p. 75. Ars inv. ver. p. 204 ff.

129) Ars m. et ult. p. 662: Doctrina dividitur in quutuor 1ltlt'fCS. Quarum prima

esl‚ ul artista bene sriat . . . . .. cordetenus. Secunda‚ quod ipse decluret baue lextum

schaleribus..... Tertia, quod ipso facial quaesliones eurem scholaribus et solvat eus.

. . . . .. 0uarta, quod facto! scholart'bus quaeslt'ones, ul ipsi de illis respondeant.

Ebenso Ars brav. a. a. O. Vgl. Brev. pracl. lab. gen. p. 11 ff.

130i Breit. prost. Ich. gern p. 39 f. werden Regeln über disputulio und p. 40 ff.

über declarulio textus gegeben.

131) Ar: m. e! ult. p. 663: Homo habens optinmm intellectum et fundalum in

Iogico et in naturalilms et diligentiam polerit islam m'enliam scire duobus mensilms,

uno mense pro theorica et altcro mense pro pructica. Homo habens intelleclum me—

Iiorem polerit ipsam scire qualuor meusibus Homo habens intellectum_ Immun

poten't ipsam sein in medio anno.

132) Ars inv. vor“. p. 13.

172 XVlll. Baimundus Lullus.

u!rum erinnern könnten“), so reihen sich noch Regeln über folgende

verschiedene Gesichtspunkte an: de modo essendi e! intelligendi‘“) de

modo investigandi‘“), de speeificatione generalis ‘36), de con!ra

die!ionelal), de necessa-rio et eontingenti 13”‘), de demonstratione’“), de

punetis transeendenlibus““), de maiorilale finis‘“).

Diejenigen Schriften nun, welche nach der Absicht des Lullus das

Resultat der auf Alles angewendeten Technik und somit gleichsam eine

Encyclopädie der Wissenschaften enthalten, gehen eben darum über die

logische (i) Manipulation der Technik selbst hinaus, ja Lullus meint, diese

seine Mystik stehe als höheres Drittes über Logik und Metaphysik 142). Und

133) Ebend. p. 371 Prima regula es!‚ in principio innes!iga!ionis supponm‘,

u!mmque pnrlem ron!radic!ionis possibile esse veram sive falsam.

134) Ebmd. p. 38: Cum si! difleren!ia in!er rundum essendi rei et modern zum

intelliyena'i. cansiderandum ext, qua ratione procedi! medium conclusiom's, an per

eoncordanliam u!riusque modi, an per conlmrielalem.

135) Ebend.: Duolms modis es! in hoc arle investigatio favienda. Primus son—

sislil in sperulalione figurarum ‚ ‚ . . .‚ (p. 39) Secundus eonsisli! solum in in!elleclu‚

e! iste in quinqne modos es! divisus, so. quod in!ellee!us simplici!er‚ dupliritev.

lriungulariler. quadrungulariler e! circulariler per lenm'nos discurra! (die Ausdrücke

„Iriungulariler“ u. „quadr.“ bedeuten hier nur eine dreifache und eine vierfache

Combination, „eirruluriter“ aber das Durehlaul'en all jener Comhinationen).

136) Ebend. p. 41: E: generali omm'no generali e! speciali onmino speriali

!er!ium cons!iluilur sapiens naiuram u!riusque; es! min: illud lerlium membrum mngfli

ambilus !anquam medium ex!remilalum.„... Specificando ipso universalia per cou

!rac!ionem enrum ad ipsas proprielales.

137) Ebend. p. 43: Fallilur intelleclus ignoran!is aliqualies in bis, quae con!ra

dicere t‘idenlur nec [amen conlradirunl, vel in his‚ quae non videnlur esse in mutm

dic!ione e! sunl.

138) Ebeud. p. 44: Omne‚ quod esl, au! es! necessan'um au! conlingens‚ quer:

in!er ca discurrere es! multum u!i!e, nun: esse sive agere uniuscuiusque rei m aliquo

istorum duorum versalur.

139) Ebend. p. 45: Demonstrationum alia es! simili!udinariu, quae per exemplß

e! melaphorns habe!ur..... Demonstra!io vero propria in tres species es! divisa (11.11v

quid, (‚m'a n. per aequipuranliam. s. ob. Anm. 56 11.).

140) Ehend. p. 47: In omm' malen'a punctum !ransrendentem dieimus inrelo'n

passe (die Wortform „punctus“ ist damals allgemein üblich, nur im Plural sagte

man häufig auch „punctu“); causa!ur em'm punelus transcendens ex e.rcesm‚ qW

ulia polenliurum hnminis habe! supra eliam auf aliquando supra se ipsam..-m

Ouaedam ergo punclorum !ranscendenlium causnnlur ex hoc, quer! in!ellecln‚

qm" es! superior polenlia‚ imaginationi e! sensui naturaliler es! uni!us..... Ouidam

vero punc!ornm lransvenden!ium eausanlur ex Iloc‚ quod intellec!us !ranscendil p"

rationem obiec!i rationem sui ipsius. Als solche transscendente Punkte der ersteren

Art werden dann (p. 47—51) besprochen: Elementaliva, Vegelnliua‚ Sensitive. IIM'

ginalira; die letztere Art wird (p. 51—61) aufgezeigt in: Ra!iona!iua‚ MoraliM&

Coclesle, Angelus‚ [Heine quidditas.

141) Ebend. p. 61: Es! maioritas fim's i'd, quod es! melius e! melius e! ql0tl

oporle! esse neressario melius; e! ronsistit duobus madis, so. secundum proporlienfl»

e! secunrlum compara!ionem‚

142) In!rod. art. demonslr. p. 1 A: Me!aphysica considera! res, quae sun! er!“

animam, protzt conreniun! in ratione en!is; logicu au!em nonsidera! res secundßß

esse, quod haben! in anima, quia Iracla! de quibusdam in!en!ioniüus‚ quae tause

quuntur esse rerum iu!elligibilium (B) Std hure ars [unquam suprema nmnm'fl

humunarum scien!iarum indifleren!er respici! ens secuudum islum rundum e! secundm"

illum Solum doee! eiam invem'mdi communiu e! propriu‚ principia in qth_“"'

que scien!ia, solum poni! aliqu0s !erminos principiorum, quibus mediantlblß

possun! Iormari infinilae proposi!iones.

XVlll. Raimundus Lullus. 173

wenn ich schon zur Besprechung der Technik mich fast widerwillig ent

schloss, so köunte ich wohl diese ganze Gruppe in Anbetracht ihres In

haltes völlig bei Seite lassen. Doch will ich Folgendes erwähnen.

Am nächsten noch schliesst sich an Obiges die Schrift „Arbor

scien!ioe“ an, insoweit in derselben wenigstens jene nemlichen „achtzehn

Principien“ beibehalten sind, welche nun als achtzehn Wurzeln des Baumes

erscheinen: den Stamm desselben bildet das Chaos, die Aeste und Zweige

die vier Elemente und deren Zusammensetzungen, die Blätter die Acci

denticn, die Blüthen die Werkzeuge, und die Früchte die individuellen

Wesen‘“). In den übrigen Schriften aber, welche zu dieser Gruppe

gehören, werden auf die abenteuerlichste Weise die „Principien“ und die

obigen Kreis-Figuren vermehrt und bereichert. So erscheint die erste

Figur (Anm. 86) nun als „figura dei“ mit 16 Feldern, indem perfectia,

iua!i!ia‚ Iorgi!os‚ misericordia, humt'litas, dominium, potie-ntia neu hin

zukommen“"). Auch obige figura T (Anm. 87) ist erweitert, indem zu

den dortigen drei Dreiecken noch zwei neue, eines mit den Ecken deus,

crea!ura, operatio, das andere mit den Ecken af/t‘rmalio, negativ, dubi

tatio, hinzugefügt werdenuä). Ferner wird eine secunda figura T vor

geführt, welche einen in 15 Felder (madus, species, orda‚ alteri!as‚

identitas, communitas‚ priori!as‚ simultas, postem'oritas‚ supem'oritas,

aanver!ibilitas, inferiort'tas, universale, indefini!um, singulare) getheilten

Kreis zeigt““). Desgleichen neu ist figoro S oder „veritatis“ oder

„animae“, welche in 16 Feldern eines Kreises verschiedene Modificatiouen

der Begrill'e memaria, oc!us, voluntaa, intellectos, compositio unter

bringt‘“). Auch die Tugenden und Laster (s. im Alphabetunt, Anm. 85)

werden, jedoch unter Weglassung von sap-ientia, pietos, -mendacium‚ in

cons!antia, in einen Kreis von 14 Feldern gebracht, welcher „figüro V"

heisst‘“). Die figura theologiae und figura iuris überlasse ich gerne

diesen beiden Facultttten l“), sowie die figura elemen!alis den Natur

143) Diese ganze Gruppirung, welche durch einen (in mehreren älteren Drucken

bunt bemalten) Baum versinnlicht ist, wird dann behufs einer Encyclopädie auf eine

ganze Menge von Dimmen angewendet, nemlich: arhar elementolia, vegetatis, sen

sualis, irnoginolis, Immunolis, moralis, impen'oiis. apostolicolis‚ caelcstiolis, angeli

calis, oeternalis, moternofis (d. h. Maria, welche Lullus ja auch in Gedichten ver—

herrlichte), diuinoiis—humonotis (d. h. Christus), divinolis, exempli/iealio, quoestionoliS,

an welch letzteren sich Fragen über die obigen (Anm. 125) „cenlum formae“ an

schliessen.

144) Ars demonstr. p. 2, Lest. ort. dem. p. 2, Camp. ur!. dem. p. 20, Propos.

sec. nrl. dem. p. 18 u. 45. Ars im). port. in um's. p. 2, Ar: mogno et moiar p. 5

u. 43, Lect. ort. eamp. ine. wer. p. 9 u. 50.

145) Lect. urt. dem. p. 12, Camp. or!. dem. p. 7, I’ropos. sec. ort. dem. p. 2,

13 u. 41, Ars ihr. port. p. 2, Ars mogno e! moiur p. 42, Leot. or!. comp. inv. vor.

p. 4 u. 25.

146) Ars demons!r. p. 21. u. die so eben angeführten übrigen Stellen.

147) Lec!. ori. dem. p. 7, Camp. ort. dem. p. 14, Frapas. s. or!. dem. p. 3.

20 n. 46, Ar: ihn. port. p. 2, Ars mogno et moiar p. 41, Lect. or!. comp. inv.

ver. p. 2.

148) Lest. art. dem. p. 17, Camp. or!. dem. p. 28, ['ropas. s. art. dem. p. 4,

23 u. 49, Ars mogno e! moior p. 6 u. 43, Leel. ort. eomp. inv. ver. p. 12u. 84.

149) Ar; demonstr. p. 52 [f., Lest. ort. dem. p. 42 [f., Camp. orl. dem. p. 35

u. 49. I’rapos. s-. or!. dem. p. 5, 27, 30, 52, 55. S. auch Soaigny, Gesch. d. röm.

Rechtes im Mittelalt. V (2. Autl.). p. 616 11'.

174 XVIII. Raimundus Lullus.

forschern““). Ein Höhepunkt der ’I‘äudelei aber ist die figura den‘ca

flammt, welche in 13 Feldern eines Kreises die Sylben re, ri, ans‚ es.

le, tue, uns, de, ne, er. in, prae, de vorführtlöl). Ausscrdem noch

werden sämmtliche Figuren in Eine /igura‚ universatis zusammengefasst,

welche aus 13 concentrischen Kreisen mit je 16 Feldern hesteht“’)‚ und

überdiess für alle einzelnen Figuren die möglichen paarweisen Combina

tionen (nach dem Muster der obigen dritten Figur, Anm. 89) vor Augen

gestelltläö). Das Ziel aber liegt hiebei überall in einer Unzahl theolo

gischer quaestione: “"‘); denn, wie Lullus selbst sagt, diese ganze Be

hendlungsweise der Ars magna soll nur der Verherrlichung Gottes und

der Zerknirschung der Seele dienen 155). Darum endlich befindet sich

auch die figura philosophiae‚ welche in 16 Feldern die Begriffe „prima

causa‚ molus, intelligentia, orbis‚ forma, materia, natura, elemenla.

uppetilus, potentia, habitus, aclus‚ mixtio, digestio, composilio, allernlin"

enthält, auf einem Gebiete, welches uns für die Logik durchaus nicht

interessirt l5").

Während aber Lullus in dem Gesammtumkreise seiner Ars magst:

das einzige Heil der Wissenschaft erblickte (vgl. Anm. 117 f. u. 142) und

dagegen die gewöhnliche Schul-Logik für etwas Schwaches und Unter

geordneles hielt (Anm. 32), scheint hinwiederum die traditionelle Auetorität

der letzteren ihm das Zugeständniss abgeuöthigt zu haben, dass seine

Ars magna dem üblichen Betriebe der Logik sich doch nicht ganz ver

schliesse, sondern dass man in seiner obigen multiplicalio quartae figurM

(Anm. 112 11‘.) und auch in den „centum formae" (Anm. 125) all Das

jenige, — natürlich in viel besserer Weise —‚ finde, was in der ge

wöhnlichen Logik gelehrt werde 157). So konnte er sich auch herbei

150) Lest. arl. dem. p. 23, Camp. url. dem. p. 58, Propas. s. art. dem. p.6‚

33 u. 56. Da5s Lullus zu den hervorragenden Alchimislen gehörte, ist bekannt;

s. Kopp, Gesch. d. Chemie, l, p. 67 ff. ll. 178 ff.

151) Ars demonslr. p. 91. lnlrnd. erl. demonstr. p. 25 B: „He“ significal verkfl

activa....‚ „Hi“ significnt verba passive....., „Ans“ w! „es“ ’signi/icut parliap"

an! polenlialilalcm, u! bonificulivus.. . ..‚ „Le. Tus“ signifiranl passive „Nl'“

concrela, u! bunus....‚ „De“ ubslrada, u! magniludo...., „N2, Er“ adeerbia....;‚

„In, Prae. De“ significanl composiliones‚ ut iniuslitia‚ Auch beruht hierauf die

kleine Schrift Correlula innuta (s. bes. dort f. 50 B).

152) Camp. art. dem. p. 71, Propos. s. arl. dem;p. 7, 37 u. 58, Lest. an.

comp. inv. ccr. p. 19. ‚ '

153) Ars demonslr. p. 8, Propos. s. arl. dem. p. 10, Lecl. an, wmp. l“

vcr. p. 25.

154) Am dcmonslr. p. 52 [f.‚ Camp. art. dem. p. 89 ff., Propos. s. arl. M‘

p. 40 [f.‚ Ars mugua et maior p. 31 ff.

155) Lest. arl. demonslr. p. 1 A: Onaniam deus mal/um es! r'ecoliln'lis, inlellx?"

111115 et umuhilis‚ es! ideo mullum n011is nccea-se, ul eo fruamur speculanles M"

reculcndo, in!clligcndo c! amando in lola um'ma uoslru et viribus eins, qu "l

ultimus finis cius; ad hoc siquidcm kann arten: duzimus declarandam, quae inf"'“'

menlum es! artibus animac . . . . .. Ad dei magni/icenliam 11486 ars [acta esl. 10'"?

arl. demonstr. p. 1 A: Huec ars instrflil uns, inlelligere cl dili'gere dem, adham”

virlulilms, odire vih'a e! nur/undere infidclium erruueas opinionrs. Ars 1Mle "

maior p. 1 B: Polcsl homo inrcnire errilalrm sub compendio et contemplufl "‘

cognosrere dem» et uivi/icare virtutes c! morlificare riliu. ‚

156) m demouslr. p. 99 fl‘.. l.m. m. dem. p. 46. Camp. m. dem. P- 4°!

Propos. s. arl. dem. p. 5. 28 u. 53. y _

157) Ars mayna el ull. p. 537: Legion es! ars, qua logicu: invem'l comunrno

XVlll. Raimundus Lullus. 175

lassen, Schriften zu verfassen, welche als ein Mi‘ttelding zwischen der

Ars magna und der traditionellen Logik auftreten. Solcher Art nemlich

ist zunächst die Nova logiea, durch welche die Weitschweifigkeit und

Hinfälligkeit der alten (aristotgliach-byzantinischen) Logik vermieden und

das Auswendiglernen der logischen Lehren erleichtert werden soll 15”").

Dieselbe hat sieben distinetiones. Die erste beginnt mit ens, welches im

Sinne der Schrift „Arbor acientiae" eingetheilt wird und so zu corpus.

animal, homo führt"°“), worauf unmittelbar die obige Erörterung der

zehn Fragen oder „regulae“ folgt wo). Die zweite enthält die fünf Uni

versalien, welche natürlich als reale Wesen gelten und sämmtlich nun

eben jenen zehn Fragen unterworfen werden‘°‘); die dritte entwickelt

die Kategorien gleichfalls mittelst dieser nemlicheu Fragen““). Den Ge

genstand der vierten Distinction bilden wieder „centum formae", welche

jedoch von den obigen (Anm. 125) stark abweichen, und deren erste

beide, — zur Probe davon, was mit den übrigen 98 geschehen solle —-,

jenen nemlichen zehn Fragen unterstellt werden'“). in der fünften

folgt nun in Kürze die Lehre vom llrtheile‘“), von der Definition‘“) und

nun inter subiectum et praedieatum, quae es! medium, cum quo neoessarias vonein

siones ‚mit facere. Logicus per di/finilionem medii invcnit medium conliguum, ....et

de hoc datur exemplum in multiplicalione quarlac figurae. Adhuc Ingicus traclat de

V praedicabililms et de X praedicamenlis, et de th exemplum in traclalu centum

formurum. (p. 538) Ilem logicus trarlat de syllngismo et de figuris e! de falleriis,

et de onmibus islis exemplificatum es! in multiplt'calione quarlae figurae..... I.ogicus

facil praediculum superioris du in/eriori . llvm pnnit mulliplicilalem generis, pnnit

genus grneralissimnm . . . . ‚. e! simililcr spvciei multiplirilalem..„„ Luyicus lraclat

de difl‘erenlia di/Terenliando e! de concordanlia concordandu et de conlrarictalc can

trariando. ,

158) Nova logica, f, 3 r.: Considcranles, vrlerem et antiquam loyicam ab cum

inqux'ren!ibus propler sui prolizilatcm cum laborc mazimo plenius acquiri e! acqui

silam propler sui Iabililalem cum nimia difl‘icullule in memoria relineri diutius, idcirco

ad prolixilatcrn e! lal:ililalrm Imiusmodi aritandam ragilut'imus, divino auzilio me

dinnle novam et rompemliosam logicam int'enire, quae ab ipsam inquirenlihus cilra

nimiam difi'ivullalern acquiratur et acquisila in mcmon'u plenarie conservetur.

159; r. 3 v.-6 r. s. Amn.'143.

160) r. 6 r.— e r. s. Anm. 94—105.

161) f. 8 r. — 13 r. Jene Stelle, welche das offene Bekenntniss des Realismus

enthält, wurde schon oben, Anm. 44, angeführt.

162) f. 13 v.—20 v.

163) f. 20 v. " 25 r. Die hunth Begriffe sind hier: Individuum, Bonitas,

Mugniludo, Duraliu‚ Palastes, Sapirnlia, Volunlas, Virlus, l’erilas, Gloria, Concordanlia,

Contrarielus, l’rinripium, Medium, Finis, Maiorilus, Aeqnalilas, Illinorilus, Essenlia,

Natura, Forma, Malerin, lmmobilitas, Mobilitas, Malus, Dubilalio, A/firmalio, Negatio,

Mentorin, Intentio‚ Generatio, Corrnplio, Priralio, Opmio, Suspirrio, Crmdilia, Anle

cedens, Conseqnens, Derivalio, lii/lucnlia, Rrfluenlia, ‚lhslraclünz, ('0ncrelum, Causa,

Efl‘ectus, Occasiu, Simplex, ('omposilum, lnlansifas, Existentia, Agentin, Figura, Nu—

cessilas, Conlingcnlia, Fortune, Dispusili0, Subtililas, Plenum. Vacuum, Potentia, Ob—

irclnm, Actus‚ Umbru, Subirclum, I’raedicalum, Significulio, Allrarlio, Impressio,

Similiturlo_, Numerus, Elcmeulaliva‚ Vrgelulit‘a, Sensitive, Imaginaliva, Rutionativa,

Obslinuliu, Contradictio, Caparilar, Proporlio, Circnmstanlia, Suppositio, Fundus,

Lima, Humidum radicule, Humirlum nutrimenlale, Alleralio, Confusio, Angmentuiio,

Consummalio, Surrcssio, Mars, Serrelum, Ordo, Conlinuitas, Divixio, Cngitulio, Audaciu,

Artificium, Scienlia, Applicatio.

* 164) f. 25 v.

165) f. 26 v. s. Anm. 93.

176 XVlll. Raimundus Lullus.

vom Beweisverfahren, bei welch letzterem ein kleines Stück der Topik‘“)

vor dem Syllogismus“") vorhergeht und dann die Sophistik folgt“).

Die sechste Distinction enthält eine Anwendung der zehn Fragen auf

Natur, Theologie, Philosophie, Moral, Recht und Arzneiwissenschaft'”}‚

die siebente aber gibt Fragen über den "sämmtlichen Inhalt der vorher

gegangenen sechs Abschnitte‘“).

Endlich ein anderes derartiges Mittelding ist, was Lullus über Logik

in gereimten catalonischen Versen schrieb. Dort knüpft er an die Deli

nition der Logik, welche die Kenntniss der wahren und falschen Beweise

sei, sofort die fünf Universalien und die Kategorien der Substanz und

des Accidens, welche sämmtlich in den Figuren der Ars magna ihre

Mischung finden sollen‘"). Sodann werde durch die Anwendung der

obigen regulae (d. h. der zehn Fragen) die Verknüpfung der Begriffe

bewerkstelligt und so die Einsicht in das Urtheil nach Quantität, Qualität

und Modalität gewonnen‘“). Die hiedurch vorgenommene Vergleichung

führe dann zur Lehre von der Definition 173)‚ und hierauf komme man

durch die Mischung der obigen „rondiliones“ (Anm. 112), d. h. durch

die multiplicatio quartae figurae, zum Verständnisse der Particularitit

und Universalität 174), und hiednrch sei man befähigt, in den verschie

166) f. 27 r.‚ woselbst an die drei Arten der demonstralio (s. Anm. 56 tl-)

die Topen a minon'‚ a maiori. ab acquali (vgl. Anm. 70) und einige Bemerkungen

über possilnle und impossibilc geknupl't werden.

167) f. 28 v.-— 30 v. Vor der Angabe der drei Schlussllguren wird sogar der

Begriff „syllogismus“ jenen zehn Fragen unterworfen.

168) f. 30 v.—36 r. s. Anm. 72.

169) f. 37 r.-—40 v.

170 f. 41r.—49 v.

171i Bei Rossello' (Anm. 23) p. 4001 De la. primera dislinccia'. Lögica ü

scienu'a Per la qual home supia Parlar ussufismadmenl E [er ver e [als urgunmt

E lögica 's d'univelsals, E ab las figurus hdm sab quals Esla'n en I0 lur mede

menl Las rcs d’hon ho‘m [d l'argumenl (folgt als Beispiel bonea) . . ‚ . .. Vel donclu‚

los sind» universals 0m" 'n ldgira son principals Comengamenls, que son lrobat EI

las figuras et mesvlal. C011 d'ellas en fa’s mesclamenls Per tot: los lurs comtlt‘t'

menls‚ Substancia et urcidenl D’lwn son li den predicament, Pols en las figura: lro!w

Si ’ls romrngamenls subs mrsclar.

172) Ebend.: De lu segona distinccio'. Los sind: universal: sercat: Ab W

reglos los was quircnl, Car im no l’on pdl escapnr,‘ E ab las reglos porös W

Conczengu dcl predical Ab lo sobjel; e xi 's girat L0 sobjel, coneirer pords Ab lt'

predical; e! si la's Ab las reglos comparumenl Suhslunliaf u' d'accidenl, La Mr

parucio’ saulzrds All las reglos per (als los pns. A90 maleiz‘ d'afl‘irmaliva Universal

0' negative, E «zum si parlitular Ab las reg/es pords Irobar, Si fa's ver 0' [als flt'

gumrnl E ’ls individus c:ramenl . . . . .‚ Ab las reglos pöls qm' ’s possibul; E entre si necessifu't Econlingrnl sera'n moismlproasls;ibEol enCtorneeixsierMar!n»

AI: las reglos se lrubaru'‚. l‘repusitio' conjunlivu E uulre si de disjunclira, Ä-l

las reglos la pzits lrobar, Si ab lofßs las völs scrrar. E ayqo mateir laut von du“

Lügica, porös per mcsuru En las rr_qlas lola lrobar, St ab ellus sabs ensercar.

173) p. 402: De in tergra dislinccio’. Ab aqucslu dislinccid Saulmis [er di/ll'

nicio' De lnyl [i sinch universale, D'els prrdicamenls uulre lal, . . . . .. Vet duutfll‚

1mr qual emenyumenls Saubru's [er di/finicions Siguenl las comparacions UM P"

l'arl grncral se fan.

174) Ebend.: De lu quurla 111.slinrcio'. St mcsclas las condicions De Idyitu rl

sos sormuns Ab wudrcious qui eslan En esla url, coueixer s'han; Car lugt ll WF‘

dicionar Uni .son en li pn1licular, Covä qm: sian derivat Universal et ulrobßl. Pl‘“

XVII]. Baimnndus Lullus. 177

denen Bedeutungen der Begriffe den combinatorischen Faden des Denkens

festzuhalten und so über jeden Stoff genügende Syllogismen an der Hand

der Figuren zu bilden‘“). Den Schluss machen auch hier Fragen, welche

das Vorhergehende recapituliren H“).

Dass die ganze „Kunst“ des Lullus schlechthin werthlos ist; bedarf

nun wohl keines besonderen Nachweises mehr. Eher möchte ich einen

Tadel darüber befürchten, dass ich diesem Unsinne überhaupt einen so

grossen Raum in meiner Darstellung schenkte. Doch würde mich wohl

ein stärkerer Tadel treffen, Wenn ich die Are magna mit Stillschweigen

übergangen hätte; und wenn ich mich einmal auf dieselbe einliess, konnte

ich Dasjenige, was angeführt werden musste, kaum kürzer fassen, als ich

gethan habe.

donehs en lögiea [armer Condicib parlicular Ab eondieid 92118101, Hon parlieulars hart

hoslal (d. h. ihre Wohnung in den betreffenden Feldern der Kreise) E per ella

esldn reglades.

175) p. 403: De la sinquena dislinccid. En la taula alrobards Los siynifieals

que volvrdx A Idgica alribm'r; Car si d B, C, D vanir Völs, et als altre; corunells

(d. h. Kreise), N0 [ü harte en null eupdells (d. h. Richtung) Negü fil lau! fort en—

plegat, Lorn esla'n Ii significat En In laula per demoslrar Cu que I'en pora's aplicar

A lögica urgumentanl. Vel donque-s, qu'es et per qual semblanl Pöts de In laula

dcriuar A lögira man! consirur, Manie maleria vem‘r A po que wird: conclnir Per 10

malt grami abundament Venyul per signifieament De las eamlmu, si' 'l sah: lrovar

E a ldgim aplicur.

176) Ebend.: De la si:ena dislincci'd. Per sisena distinccio’ Respondra': a In

queslio Oue per lögica höm Ie pöl far, Ab que sapt'as pendr’ exemplar De las que—

stion: qui eslu'n Er: esta art, el qu'el semblan Prengas en la responsio'.

Pnnl'l‘L, Gesch. III. 12

XIX. ABSCHNITT.

ALLMÄLIGE rennuununc VERSCHIEDENER PARTEI-ANSICHTEN.

Müssen wir hiemit den geschichtlichen Faden wieder an den Schluss

des XVII. Abschnittes anknüpfen‚ so treten wir in jene Periode der Scho

lastik ein, welche in einem bunt und üppig verschlungenen Verlaufe bis

in das erste Drittel des 16. JahrhunderLs fortwucherl und durch die

Renaissance des 15. Jahrhunderts in dem inneren Principe ihres Betriebes

nicht nur sich nicht stören lässt, sondern auch ausdrücklich den Kampf

gegen die humanistischen „Neuerer“ aufnimmt, bis sie zuletzt doch in

diesem Kampfe (um das Jahr l520) unterliegt. Es ist demnach zunächst

innerlich Ein einheitlicher Verlauf, neben welchem äusserlich als neue

Stoff-Zufuhr das wiedererwachcnde Alterthum binzutritt. Die blosse Stoll

Zufubr war ja seit den ersten Jahrhunderten der christlichen Aera allein

das Entscheidende und blieb es fortwährend, bis der gesunde natura

listische Hauch der Antike durch eine länger dauernde Wirkung seines

Wiedererwachens es endlich zur Folge hatte, dass der philosophische

Impuls sich der Auctorität der Tradition entwand und allmälig mit

innerer Selbstständigkeit von sich aus die Lösung seiner Aufgabe zu

unternelunen begann.

Jede Eintheilung des scholastischen Zeitalters, welche nicht auf die

sem Motive der Stoff-Zufuhr beruht, ist ein aprioristisches Treiben, welches

der Geschichte Gewalt anthut; und wenn man z. B. bei Occam von einer

Selbstaullösung der Scholastik oder dgl. gesprochen hat, so kann ich

Solches nur als eine theologische oder eine philosophische Grille bt‘

zeichnen; denn bei richtiger geschichtlicher Einsicht zeigt sich, dass jene

angebliche Selbstauflösung gar äusserlich durch ein paar Stellen aus Ari

stoteles und ein paar Gapiteln aus der als aristoteliscb angebeteten byzan

tinischen Logik veranlasst wurde.

Indem ich daran festhalten muss, dass die ganze Scholastik nur W“

der Masse und dem Inhalte des zugeführten Stoffes bedingt wird, und

ich auch den Nachweis hieven wahrlich nicht schuldig geblieben bin.

konnte mich nur ein äusscrlicb praktisches Motiv dazu veranlassen, jenen

einheitlichen Faden der Scholastik, welcher sich vom Ende des 13. biS

zum Anfange des 16. Jahrhunderts fortspinnt, in einzelne Stücke zu zer

legen. Nemlich nur um die Ziffern der Anmerkungen nicht in die Tau

sende anschwellen zu lasmn und dem Leser gleichsam einmal einen

Ruhepnukt zu gönnen, scheide ich die „allmälige Formulirung der Partei

Ausichten“, soweit dieselbe bis Occam (einschliesslich) zu Tage trüb

XIX. Die Stoff-Zufuhr. 179

vorläufig als eigenen Abschnitt ab, um sodann das „üppigste Wuchern

der scholastischen Logik“, welches sofort an Occam's Auftreten sich

knüpfte, bis zu den „ersten Erscheinungen der Renaissance“ zu be

gleiten und hierauf nach diesen die „reiche Nachblüthe“ der Scholastik

darzustellen.

Jene Stoff-Zufuhr nun, welche (wie Abschn. XVll zeigte) im 13.

Jahrh. von byzantinischer, aristotelischer und arabischer Seite her statt

gefunden hatte, musste nothwendig gleichsam einem Verdauungs-Processe

unterliegen, bei welchem wir allerdings Gelegenheit haben, in ähnlicher

Weise, wie Walther von der Vogelweide in anderem Sinne gethan, die

Grösse des Magens der Kirche zu bewundern; denn es ist standenswerth,

wie viel heidnische Litteratur seit Albertus Magnus all jene frommen

Männer verschluckten, ohne hierüber die geringsten Beschwerden zu ver

spüren. Man bedenke nur, dass neben der reichen Saat byzantinischen

Unsinnes die sämmtlichen Bücher des Aristoteles, d. h. auch die physika

lischen und naturwissenschaftlichen Schriften nebst der Ethik und Politik,

sowie die Metaphysik mit ihrem astronomischen Gottesbegriil‘e, und ausser

dem neben einzelnen griechischen Commentatoren die ganze Litteratur

der arabischen Erklärer, welche ihrerseits zugleich auch auf Ptolemäus,

Enklides, Geber, Galenus und llippokrates hinübcrgrilfcn, binnen etlicher

Jahrzehnte eingedrungen waren und ihrer weiteren Pflege an den tradi

tionell bestehenden Schulen harrten.

Diese massenhafte Wucht eines neuen Lehrstoffes musste sowohl im

Allgemeinen in pädagogischer Beziehung als auch insbesondere für den

Betrieb der Logik eine weitgrcifende Wirkung ausüben. Nemlich auch

der übliche Schul-Unterricht überhaupt musste nun im Vergleiche mit

den früheren Jahrhunderten nothwendig eine völlige Umänderung er

fahren; denn unter den sieben freien Künsten war es einerseits gerade

die ‚.Dfalectz'ca“, welche jetzt zu einer ausgedehnten aristotelischen,

byzantinischen und arabischen Schul-Litteratur anschwell. Und andrer

seits musste sich an den höheren Lehranstalten seit dem Ende des 13.

Jahrhunderts allmälig jener Uebergang vermitteln, welcher von der facultas

„artium“ zur facultas „philosophorum“, sowie zur Selbstständigkeit der

medicinischen Facultäten führte. Alle Lehrgegenstände aber, —— auch die

Theologie nicht ausgenommen, welche ja bekanntlich an der Pariser Uni

versität das Maassgebende war ——, hesassen eine Voraussetzung und eine

unerlässliche Vorbedingung an der Logik, welche hiemit neben ihrer neuen

quantitativen Fülle auch qualitativ eine bevorzugte Stelle einnahm, wie

keine andere der sieben Künste sich einer solchen rühmen konnte. Nur

die „Grammatiea“ erhielt sich selbstständiger und wurde nicht (wie die

übrigen Disciplinen) in dem neu sich gestaltenden philosophischen Cursus

absorbirt. So kam es, dass die „logische“ und (— wenn für das 13. Jahrh.

der Ausdruck zulässig sein soll —) die „philologische“ Schulbildung wie

gleichberechtigt nebeneinander stehen, ja zuweilen sich gegenseitig be

kämpfen konnten (ein Vorspiel der Zustände nach dem Wiedererwaohen des

Alterthumes), zumal da die „Logiker“ in der unausgesetztcn Uebung ihrer

abstrusen Schulwcisheit leicht verknöchern und, was sonstige Lectüre be

trifft, förmlich verwildern mussten, so dass sie mit Recht zum Gespötte

ihrer philologischen Gegner wurden.

12‘

180 XIX. Pädagogisches.

Doch um nicht weiter in die Geschichte der Pädagogik hinüberzu

gleiten l)‚ beschränke ich mich darauf, Ein Document zu erwähnen, welches

einen solchen Thathestand für jene Zeit constatirt. Es ist diess des

Heinrich von Andly (um d. J. 1270) Gedicht „Die Schlacht der sieben

freien Künste“ 2), in welchem die Pariser Logiker einerseits und die

grammatische Schule zu Orleans andrerseits als die kämpfenden Parteien

auftreten. Den orleanistischen Philologen, in deren Schlachtreihen mehrere

klassische Autoren kämpfen 3), war von den Parisern der Spitzname

„Autoriaux“ gegeben werden, hingegen die Logiker wurden von ihren

Gegnern „Qut'quetique“ oder wohl richtiger „Qui'quetiquique“, d. h. zu

deutsch „Kikeriki“, genannt 4). Der Kampf selbst, in welchem als Führer

der Logiker einige uns nicht näher bekannte Personen erscheinen "’), aber

auch der „Barbarismus“ sich denselben als Bundesgenosse beigesellt“),

führt zuletzt dazu, dass die Philosophen auf dem Mont I'He're' von den

Grammatikern belagert werden und in grosser Bedrängniss einen Parla

mentär zu den Feinden schicken, welcher jedoch als gänzlich unver

ständlich von diesen zurückgeschickt wird 7). Indem aber endlich die

1) Ich muss hier die gleiche Resignation üben wie Abschn. Xlll, Anm. l.

Welcherlei Schnl—Logik aber pädagogischer Stoff gewesen sei, fallt natürlich der

Geschichte der Logik anheim.

2) Es ist dieses der provenqalischen Litterntur angehörende Gedicht selbst

noch ungedruckt, und wir sind auf eine französische Inhaltsangabe desselben in

Nutices et Erlruits des Mrumscripla etc. Vol. V, p. 496 fl‘. angewiesen. (Uebrigens

hat der nemliche Ilenri d’And/y auch eine Liehesklage des Aristoteles —— Lai d'Aristole

— im Troubadour-Stile verfasst; s. Legrand d'Aussy, Fabliaiu: et Center, 3. Aufl.

Paris 1829, Vol. l, p. 273 ff.)

3) Not. et Extr. u. a. O. p. 503 n. 508 f. Neben Donatus, Priscianns und

Marcianus Capella erscheinen: Virgilius, Horatius, Propertius, Terentins, ANWSI

Seneca, Persius, Juvenalis‚ Stalins, Lucanus, Clandianus, Avienus, Cato, auch Se

dulius und Prudentins. Wenn auch Homer genannt wird, so ist schwerlich all

Lectüre desselben zu denken.

4) Ebend. p. 503. Die richtigem Form „Ouiqueliquique“ treffen wir merk

würdiger Weise in dem gleichzeitigen Roman du Bauart (ed. M:!ou, Vol. lll, p.53)

v. 212051f., d. h. in jener Branche, in welcher ltenart und der Kater Tybert die

Vesper singen. Dort lesen wir: Sex-[u (Sei's-In) n'en de dialeclique? 0il (Oui); lvl'

Ouiqueliquique. Repondras moi se ge t’opos. Oil; pur dercre man das. 0r mttll

dont d t’argument, Ge di pain d’orge est de /romenl‚ Ge di pain de [rammt “l

d’orge. Male avcnture alt ein: ta gorge, Ode pain d'urye seit de froment u. S. l.

5) Nut. et Extr. p. 503 f.: ‘A rette uouvelle Logique fut e/fraye‘e. Hilfl-b

s'e‘cria-t—elle, j'avais duns Baoul de Builli am dc’fenseur reduutable, et la M1

nie l'a entevd. Cepcndant eile ne perdit pm'nl courage.....‚ eile s'occupa du {m

d'assembter des troupes, et menda celles qu’elle avail d Toumai (vgl. Abschn. NIL

Anm. 326). Ld e‘luicnl Jean le Fuge, Poilune de Gamaches‚ Nicole-all“

[lautes-[essen Elle de'pz‘cha vers 81417 Picrre de Courtenui, et le: fit inviler

pur lui, de se rendre au plntöt d Paris. lt: placdrent sur une raue den: an ein"

Trinc et Qnadruvc, et se mirent eu man/m. Le einer dlail truinc' pur les bedeuuz' Pi

conduit pur Robert-lc-Nain (diesen trafen wir schon früher, s. Abschn. XIV,

Anm. 447 ff.) et Chflan-le-Vieuz, qui l'aigutllon en mein piquaient l’attelaym Ä

6) Ebend. p. 5082 Dom Barbarisme, quoique Itomme-lige de Grammatre, und

pris [es armes contre alle, parre qu’il posse‘dait des tmes daus le pays de Loglq";

7) Ebend. p. 511: [Jans cette d€lresse Logiquc enneya proposer la {JIM "

sa finale; muis le depute qu’elle choisit paar ce message tonnaissail si pfll lfF

rügte: du Imtgage et il s'echrtma xi mal, qu’on ne coulut pas t'e'couter, Pl 7'"

[ut renvoye‘.

M’r ‚ __ ‚ __‚__ ,-——-———- „M

XJX. Die Parteispaltnng. 181

s

Astronomie ihre Blitze gegen das Heer der grammatischen Philologie

schleudert, zieht sich dasselbe nach Orleans und Blois zurück und meidet

auch in Zukunft Paris 8). Der Dichter des Ganzen aber schliesst mit

einer Prophezeiung und zugleich einer Warnung vor grammatischer Ver

wilderung 9).

Was aber hingegen die innere Entwicklung der logischen Theorie

selbst, und was vor Allem die zahlreichen Controversen und verschiedenen

Partei-Stellungen betrifft, so muss ich mit grösster Entschiedenheit den

allgemeinen Grundsatz, welcher seinen reichen Detail-Nachweis finden

wird, vorausschicken, dass auch für diese ganze Periode der Scholastik

die Abhängigkeit vom vorhandenen Stoffe das allein Maassgebende ist. Das

zugängliche Material war nun weit reichhaltiger geworden, als es im

12. Jahrh. gewesen war, und darum haben jetzt die Logiker mehr An

knüpfungs-Punkte und mehr Auctoritäts-Aussprr'rche bei ihren Disputationen

zur Verfügung, als damals. Aus diesem Grunde, und aus keinem anderen,

entsteht nun eine weit manigfaltigere Controversen-Litteratnr. Wenn schon

im 12. Jahrh. auf Grundlage eines ungleich beschränktercn Materiales

dreizehn verschiedene logische Parteien entstanden waren, so ist es nicht

zu wundern, wenn jetzt seit dem Ende des 13. Jahrh., wo man auf eine

grosse Zahl neuer Quellen-Stellen sich berufen und Jeder irgend eine

einzelne derselben für sich in Anspruch nehmen konnte, die Partei

Stellung sich fast ins Endlose zersplittert und dabei zugleich in manig

faltigster Kreuzung und Mischung wieder verwandtschaftliche Berührungs

punkte entgegengesetzter Meinungen aufzeigt.

Man glaube nur ja nicht, dass man mit den zwei Schlagworten

„Realismus“ und „Nominalismus“ die logische Parteistellung irgendwie

erfassen, geschweige denn geschichtlich entwickeln könne. Jene beiden

Worte existirten in derjenigen Periode, mit welcher wir uns vorerst zu

nächst beschäftigen müssen, gar nicht; und es wird erst der spätere

Verlauf zeigen, wann diese zwei Partei-Worte von den Theologen in

Umlauf gesetzt wurden, wobei jedoch zugleich zu Tag treten wird, dass

man dann auch von „Terministen“ und von „Formalisten“ sprach.

Ebenso verfehlt ist es, wenn man nur den Gegensatz zwischen

„Thomisten“ und „Scotisten“ ins Auge fasst und biedurch die Parteiung

erledigen zu können glaubt. Allerdings zwar hat jenes polemische Ver

halten zwischen Dominikanern und Minoriten für die Geschichte der Theo

logie und der priesterlichen Hierarchie eine wesentliche Bedeutung; aber

sowie die Geschichte der Logik einerseits in der glücklichen Lage ist,

alles theologische Gezänke ignoriren zu dürfen, so findet sie andrerseits

auch den thatsächlichen Stand der Dinge, dass in der Darlegung der

8) Ebend.: Astronomie, re‘dnile an desespoir‚ lange la [andre sur eux, alle

brüla leur lentes, dissipa leur annäe .... .. Depuis ce jour Pozf_sie-la-courtoise s’est

retirc‘e entre Orleans e! Bleis, mais elle n'osc plus se pr€senler en France, 012 sa

rivale domine.

9) Ebend.: Measüum, les CIIOSCS dureronl em;ore ainsi an: trenlaine d'annt‘es.

Mais lorsqu’ um: ge'ne‘ralion norwelle naitra, relle-ci fern du la Grammairc lc aus

qu'on cn faisar'l au Icmps de Henri d'Andly. En altendanl je vous Molare qm: laut

der: qm' „e connait poinl [es rägles du langage et qui n’y con/orme poinl ses

discours‚ est un komme d conspuer.

182 XIX. Die Parteispaltung.

l

logischen Theorie Dominikaner Manches aus der Lehre des Scotus anf

nehmen und umgekehrt Franziskaner sich in einigen Ansichten an Thomas

anlehnen. Kurz gerade in der Logik erscheinen damals wohl Einige

als blosse Nachtreter einer sU'icten Partei-0bsewanz, aber viele Andere

verfolgen ihre eigenen Wege, indem aus dem vorliegenden Materiale der

Eine diese und der Andere jene Quellen-Stellen zu seinem Stützpunkte

wählte, so dass hiedurch fast alle nur möglichen Schattirnngen, auch

mit Einschluss von Extremen, zu Tag traten. Erst am Ende des 15.

und im 16. Jahrhundert fanden es die Theologen bequemer, die ein

schlägige Litteratur nur in zwei Lager zu theilen, wobei dann Tho

misten und Scotisten sich wie Welfen und Ghibellinen gegenseitig in den

Haaren lagen.

Ueberhanpt ja ersehen wir auch, dass jenen Autoren des Mittelalters,

welche bisher in der Geschichte der Philosophie (sei es in grösseren Werken

oder in kleineren Compendien) stets regelmässig als weit hervorragende

besprochen wurden und werden, noch eine erkleckliche Anzahl Anderer

beizufügen ist, welchen man die Ebenbürtigkeit schwerlich bestreiten

kann. D. h. in speculativer Beziehung gelten mir überhaupt alle Schrift

steller des Mittelalters als werth10s; aber in demjenigen, was sie einmal

als Schriftsteller zu Tage gefördert haben, finde ich es nicht gerecht

fertigt, wenn man mit so ungleichem Maassstabe misst, dass man gegen

über einigen traditionell gebliebenen Hauptfiguren über Andere gänzlich

mit Stillschweigen hinweggeht oder sie höchstens mit etlichen schabloneu

artigen Bemerkungen abfertigt.

Die reiche Fülle verschiedener Meinungen, welche aus dem aufgr

speicherten Materiale hervorwnchsen, beruhte nun ursprünglich nicht in

einem Streite über die Universalien, sondern wurde vorerst durch theo

logische Bedenken hervorgerufen, welehe in Bezug auf ein paar ander

weitige Lehren des von Albert und Thomas vertretenen arabischen Aristo

telismus auftauchten. Den ersten Anstoss nemlich gaben, wie sich zeigen

wird, die Fragen über das principium individuationis und über «Mm

formae oder beziehungsweise pluralitas formarum, wobei, je nach

dem man diese Fragen beantwortete, die Orthodoxie gefährdet zu

sein schien. 1

Aber eben mittelbar hingen diese Gesichtspunkte mit der Auflassung

der sog. „Universalien in re“ zusammen, und so wurde wohl auch der

Universalien-Streit in blilleidenschaft gezogen. Aber dieser letztere tritt

nun in ganz anderer Weise auf als im 12. Jahrhunderte. Denn jene

arabische von Albert und Thomas acceptirte Theorie, dass die Universalien

zugleich ante rem und in re und post rem seien, war doch gar zu bt"

quern, um nicht von Allen zugegeben zu werden. Keiner verneint, dass

die allgemeinen Ideen der Dinge ursprünglich im göttlichen Schöpfer ite

gründet sind , Keiner verneint, dass sie in der erscheinenden Welt m

das Einzeln-Sein hinaustrcten, und Keiner verneint, dass sie aus diesem

Gebiete des Singularan wieder vom menschlichen Denken erfasst werden

Ein Streit ist nur darüber möglich, was Gegenstand der Logik sei‚ 0b

sämmtliche drei Universalien, oder ob zwei derselben, oder ob nur Eines;

und je nachdem diese Frage entschieden ist, kann dann noch darüber

gestritten werden, wie die Universalität mit der Singularität sowohl 111

Mm__‚ _ V V f ‚ ,_‚——

‚-»-—.—_—- ‚.„-—- -‘_-_-——— 4

| X1X. Die Parteispaltung; 183

den objectiven Dingen als auch in der subjectiven Denk-Werkstätte zu

vereinbaren sei. .

Zur Erörterung aber der hierüber entstehenden Gontroversen war

man auf Auctoritäts«Stellcn des vorhandenen Materiales angewiesen. Und

da musste der Platonismus den Kürzeren ziehen; denn den Plato kannte

man nur aus dem Timaeus (d. h. Ghalcidius), aus Augustinus und aus

einzelnen Stellen der Araber, indem die Originalschriften Plato’s bekannt

lichst erst zur Zeit der Renaissance kund wurden. Darum gibt es vor der

florentinischen Academie der Mediceer keinen eigentlichen Platoniker.

Und der augustinisch-kirchliche Platonismus tritt im 14. Jahrh. nur ent

weder schüchtern (Heinrich von Götbals) oder roh polemisch (Franciscus

Mairon) oder in unklarem Selbstwiderspruche (Walter Burleigh) auf, wobei

wir zugleich das Schauspiel haben, dass auch solche platonisch Gesinnte

sich dennoch der übermächtigen Auctorität der aristotelischen Logik nicht

entwinden können. . ‚

Hingegen eben ein reiches Material lag in den Schriften des Aristo

teles und der Araber, sowie Einzelnes in der byzantinischen Logik vor.

Und sowie im 12. Jahrb. jede der verschiedenen Parteien sich auf irgend

eine vereinzelte Stelle des Boethius gestützt hatte, so waren es nun, wie

sich von selbst versteht, vor Allem einzelne Stellen aus Aristoteles, an

welche man anknüpfte, wobei ja jetzt auch die Metaphysik, De am'ma‚

die Physik und die Ethik zu Gebot standen. Sowie aber von einem

wirklichen Verständnisse derGesammt-Philosophie des Aristoteles in jener

Zeit natürlich keine Rede sein kann, so sind es nur die wechselnden

Bilder eines halbverdauten Aristotelismus, welche aus berausgerissenen

Stellen formulirt uns als Partei-Ansichten begegnen. Was man in solcher

zerbröckelter Weise sich aus» den genannten Schriften des Aristoteles

(—— um selbst vom Organon abzusehen —) herauslas‚ war bald ein Dua

lismus zwischen ldealität und Empirie (s. Abscbn. IV, Anm. 16, 25, 76),

bald ein Psychologismus (ebend. Anm. 54, 56—61), bald ein Empirismus

(ebd. Anm. 50, 52), bald ein Sensualismus (ebd. Anm. 62, 69 f.), bald

ein lutellectualismus (ebd. Anm. 65, 86), welcher die in der Seele auf

tretenden Universalien (ebd. Anm. 64, 176) aus den bleibenden Sinnes

Eindrück‘en (ebdl Anm. 63, 87) durch ‘eitie'schafl'ende Thätigkeit zur

Verwirklichung bringt (ebd. Anm. 68, 85, 97) und so durch Erkenntniss

des Singulären (ebd. Anm. 82) in dem uns Kenntlicbcren das Ideelle

erfasst (ebd. Anm. 74), bald hinwiederum die species intelligiln'lis (ebd.

Anm. 63), bald die für das Denken entscheidende Function der mensch

lichen Sprache (ebd. Anm. 23, 101, 109—113) oder die Modalität der

Bezeichnung (ebd. Anm. 147), bald auch das principium identitatis (ebd.

Anm. 163 fi., 171, 178). Hiezn' aber kam aus der arabischen Litteratur

der schon bei Albert und Thomas recipirte Begriff der intentio secunda

in allen möglichen Wendungen und Aviccuua’s Bemerkungen zum Por

phyrius. Und die byzantinische Logik spendete als einflussreiche Beisteuer

ihren Begriff des terminus nebst all seinem Zubehör.

So kam es bei jedem einzelnen Autor jener Periode nur darauf an,

welche und wie viele der erwähnten lugredienzien und in wie Starker

Dosis er dieselben mischte (Duns Scotus ist hierin wohl der umfassendste);

seine Parteistellung wurde hiedurch erzeugt. Und in solcher Art erwucbs

184 XIX. Die Parteispaltung. Stephan Tempier.

jenes bunte Vielerlei von Ansichten, welches ich nun in seiner wech

selnden Gestaltung einzeln darzustellen habe. Jene Momente aber, welche

bei Aristoteles selbst das schwerer Wiegende waren, bedingten zuletzt

durch ihre eigene Wucht auch das Zünglein der Wage im geschicht

lichen Verlaufe.

Paris und Oxford waren die hervorragendsten örtlichen Sitze der

logischen Litteratur, und dort auch wurden die ersten Fäden gesponnen,

welche, wenn auch ursprünglich rein theologischen Inhaltes, für die spätere

Parteistellung der Logiker maassgebend wirkten; und zwar war es Paris.

in welchem man hauptsächlich die Frage über das principium indivi

duationis anregte, sowie andrerseits in Oxford die Controverse über um'tas

formae überwiegend in den Vordergrund trat.

Nemlich in Paris hatte der Bischof Stephan Tempicr schon i. J.

1270 mehrere philosophische und theologische Sätze als irrthümlirhe be

zeichnet und wiederholte i. J. 1276 diese (Zensur in sehr vermehrter Auf

lage lo). Diese oberhirtliche Fürsorge für das Seelenheil der Gläubigen

würde uns jedoch nicht im Geringsten interessiren, wenn nicht Ein Punkt

in die Geschichte der Logik eingriffe; und zwar müssen wir zugestehen,

dass, wenn man einmal auf dem Standpunkte der Orthodoxie steht. hier

mit schärferem Denken, als bei Albert und seinem Nachtreter Thomas.

die Consequenzen des arabischen Aristotelismus erfasst werden. Tempicr

nemlich verneint zunächst kurzweg, dass (— wie jene Beiden dem Avi

cenna nachgebetet hatten ——) der Grund der lndividualisirung in der

Materie liege H); sodann aber führt ihn eine der Creations-Theorie ent

nommene Wendung") zu der präcisen Formulirung seines Einwandes.

dass, wenn die Materie das princt'pium individuationis wäre, sowohl

die Einzeln-Persönlichkeit der Engel als auch die Individualität der Seele

preisgegeben werden müsste“), wohingegen ja bekanntlichst in diesen

beiden Beziehungen die Orthodoxie von immateriellen Individuen spricht.

Dass aber mit diesen Censuren, welche auch bei anderen Autoren jener

Zeit stets mit diesen nemlichen Worten angeführt werden“), wirklich

10) Gedruckt sind diese (Zensuren Tempier's fast in allen Ausgaben des Petra:

Lombardus (als Anhang zum lV. Buche). auch bei Ich. Chrysosl.. de nun cond. MC‘

Ed. Ports 1560, ferner in Bild. Patr. Max. Vol. III, sodann bei Butaeus, ”ist. an.

Parir.. Vol. III, p. 434 fl‘„ zuletzt unter Vergleichung mehrerer Handschriften bei

Gar. Du Ple:ais d'Argentrd, Co”. iudic. de nov. error. (Per. 1728. fol.), Vol. l. P.

175 IT. u. p. 188 II". (Hiernach citire ich).

11) p. 198. Nro. 1: Ouod forma: non recipiunt dioisionem nisi secundum diri

sionem materiae (fast ebenso p. 183, Nro. 191). p. 198‚ Nro. 4: Ouod indiridua

eiusdem speciei‚ ut Sau-etc: et Plato, diffemnl sein pasitione materiae (ebenso

p. 180. Nro. 97). Vgl. Thomas. Abschn. XVII. Anm. 519. und Albert. ebend.

Anm. 388.

12) p. 180. Nro. 96: Ouod den: neu potest multiplt'care individua sub MM

specie sine materin (ebenso p. 190. Nro. 41).

13) p. 179, Nro. 81: Ouod‚ quin intelligenliae non haben! maleriam. dem "M

passe! facere plurcs eiusdem speciei (ebenso p. 192, Nro. 17). p. 188, Nrfl- 63

Ouod dem: non p0:8el facere plures Mime: in numero. Arabische Meinungen. 8“

welchen man in dieser Beziehung Anstoss nehmen musste, s. Abschn. X\"l, Aflml

117 u. 134.

14) Z. B. Heer. Goethals, Ouodlib. (ed. Venel. 1613. fol.) II, 8. f. 55 V. #9“

Rom.‚ 0uodlib. (ed. Bauen. 1481. fol.) II. 7.

X1X. Stephan Tempier. Robert Kilwardhy. 185

Thomas gemeint sei, indem Tempier nur eine volle Consequenz desselben

aufdeckt, steht sowohl an sich für jeden Kenner dieser Litteratur als

auch durch bestimmte gleichzeitige Zeugnisse fest“). Jener zweite can

troverse Punkt, nemlich die Frage über unttas formae, erscheint

bei Tempier noch nicht vollständig formulirt, sondern erst nur im

Keime“).

Hingegen in Oxford treffen wir in eben dieser letzteren Beziehung

eine ganz entschiedene Parteistellung. Dort war in jenem nemlichen

Jahre 1276 der Erzbischof von Canterbury Robert Kilwardby (gest.

1279) mit einer (Zensur mehrerer Letwsätze aufgetreten l"), wobei unter

Anderem die Annahme, dass die Form eine einheitliche sei, an dem

üblichen Beispiele von homo oder humanitas mit klaren und einschnei

denden Worten als eine irrthümliche bezeichnet wird“). Dass aber auch

bei diesem Verdammungs-Urtheile nicht logische, sondern nur theologische

Motive (betreffs des Körpers Christi und der Heiligen) obwalteten, ist

uns ausdrücklich bezeugt“); ja, was das logische Motiv der Universalien

hetri'flt, müssen wir gleich bei diesen ersten Regungen einer Partei

Polemik entschieden darauf hinweisen, dass auch Kilwardby mit der

15) Der nach den so eben angeführten Worten „dem nun posset facere plurcs

eiuadem speciei“ in den Druckausgaben erscheinende Zusatz „et quer! materia mm

es! in angetis; eontra fratrem Thomam“ fehlt allerdings in den von D’Argenträ he

nülzten Handschriften. Aber in der Suche ändert diess Nichts. Denn schon Gott

fried von Fontaines, der Zeitgenosse und Mitkfmpfer jener Controversen (s. unten

Anm. 58 fl'.)‚ war sich dessen genau bewusst, dass jenes Pariser Verdammungs

Urtheil hierin gegen Thomas gerichtet war. Derselbe sagt nemlich in einer von

D'Argenlrä, p. 215 A. aus Handschriften mitgelheilten Stelle: Isti antun articulz'

. . . . . . samt ettam in dotrimentum non madieurn doctn'nae studentihus perutitix rcren

tissirm' et exccttentissimi doctoris, sciltcet fratri: Thomas, quae ex praedictis articulia

minus inste atiquatiter diffamatur. Hiezu das ausdrückliche Zengniss des Duns

Scolns, unten Anm. 124. Was über diese Angelegenheit die modernen Anbeter des

„heiligen“ Thomas denken, ist gleichgültig, und die Unkritik, welche durch

Werner’s Werk (Abschn. XVII, Anm. 481) sich hindurchzieht, bleibt erfolglos.

16) D'Argentn‘ a. a. O. p. 180, Nr. 104: Ouad humanitas non eat forma rei,

aed rationis (ebenso p. 196, Nro. 2); und p. 196, Nro. 5: Ouod homo es! homa

praeter animam rationatem.

17) Gedruckt in ”ist. et antiqu. unia. Ozonfenata (Oxf. 1674, fol.)‚ Vol. l, p.

125 f.‚ und hierauf gleichfalls bei D’Argentrd.

18) D’Argenträ, p. 186, Nro. 12: Ouod uegetativa, sensitive et intettectira ran!

mm forma simptiu'ter. Vgl. Thomas Abschn. XVII, Anm. 521.

19) Aus einem Schreiben des Johannes Peccam (s. über ihn unten Anm. 25)

theilt Wand in Hist. et mit. an. Ozon., l, p. 130, Folgendes mit: Uuum vcro ittorum

erpresse notaaimus artirulum quorundam dicentium, in homine esse tantummodo

forrnam unam, quod e: ipso aequitur, ut putamua, neu earpus Christi feiere

unum numero m'va et martuum, nec afiqua sanetorum corymra tota rot aeeundum

partes atiqua: in erbe existere vel in urbe, quom'nrn eine auhatanttatis /ormae

um'tate nutta patest aumeratiter aubstantia esse una.‚ Ebenso berichtet etwas später

auch 0rram, Dialog. (ed. Lugdun. 1494, fol.)‚ Pars l. Lib. ll, c. 24. f. XIV r. B:

Saepe audtvi a multis Angtt'cis et Britontbns enarrare. quod de opinione Thomac de

unitatc formae. quando conctusiones, quae ex ipaa sequuntur, exptieahantur‚ scan

datnrn /uit in Angtia prope infinitum . . . . .. Onod corpus Christi non [uit idem numero

nimmt et mnrtuum‚ et quod eorpus Christi, quod iacm't in seputcro, in ipso lriduo

mmquam fuit corpus Christi, dum eineret; quod corpus et retiquiae‚ quae a /idetibus

pro corporibus sanctorum venerantur, mmquam fuerunf cor]>om‚ . . . . .. quia mm

mortua mmquam fuit eine.

186 XL\'. Robert Kilwardby.

allgemein recipirten arabisch-aristotelischen Auflassung einverstanden war,

wornaeh die Universalien auf Grund vorausgegangener Sinneswahrnehmung

erst in der denkenden Seele entstehen”).

Aber neben jenem Einen folgenreichen Punkte erstreckte Kilwardby

seine Kritik auch auf das eigentliche Gebiet der Logik, und zwar sind

es merkwürdiger Weise mehrere der byzantinischen Logik angehörende

Sätze, welche er als irrthümliche verurtheilt, so dass wir hier neuerdings

einen Beleg dafür finden, dass im 13. Jahrh. sich sehr Viele und sehr

einlässlich mit diesem Zweige der Logik beschäftigt haben müssen. Nen

licb neben zwei selbstverständlichen logischen Ketzereien werden hier

neun einzelne herausgerissene Sätze verdammt, welche theils die ruppo

silz'o und dislributio, theils die ampliatz'o, theils die restrictio, ja sogar

bereits die consequentia betreffen“).

Es gehört jedoch Kilwardby überhaupt zu den fruchtbarsten logi

‚schen Schriftstellern seiner Zeit, und nur durch eigenthümliche Verhält

nisse kann es gekommen sein, dass man am Ende des 15. Jahrh.‚ wo

doch eine überreiche Litteratur der Logik gedruckt wurde, diesen Autor

völlig bei Seite setzte. Wahrscheinlich ignorirten ihn die Themisten ab

sichtlich, während er bei den Franziskanern durch Duns Scotus und

20) Aus Kilwardby's nugedruckter Schrift Da ortu seicnh'arum theilt Haure'rn.

De la Philos. scol. ll‚ p. 244 nach einer Pariser Handschrift eine längere Stell:

mit, in welcher wir lesen: Omnis doclrina e! disciplina inlelleolira ex praeexirlut

fit cognilione, scilicel sensitive Hauril igilur anima ralionalis a rebus um

scientiam per sensum, per quoddam hauslorium‚ quo de/erunlur spesies sensible

ab vxlm usque ad animnm rutionalcm, in qua fit universale, quod ext principiul

scienh‘ue. S. bei Thomas, Abschn. XVlf, 493 ff. ‘

21) D’Argentn! a. a. O. p. 185: De erron'lms in logica. l. Ouod conlrarn

porsrml simul esse vom in afiqua maleriu. 2. Ouod syllogismns peccans in MIN

non es! syllogismus. 3. Onod non es! supposr'lio in propositione magis pro inppr

eile, quam pro significalo (d. h. eine Gleichstellung des suppositum und des sigm

fivalum verstiesse gegen die ersten Grundlagen der Supposition, s. bei Petrus H15?

Abschn. X\’ll‚ Anm. 201, u. bei Shyreswood ebend. Anm. 59 f.). 4. B ideo idrl

es! diccre „cuinslibel Immim's asinus currit“ rl „minus cuiuslibel homini.r mmF

(diess ware eine Consequenz einer solchen falschen Gleichstellung‚ weil im ersten“

Satze das Gewicht auf dem supposilum. und in letzterem auf dem significatumligf‘

5. ltem quod animal (so in Hisl. am. Oxon.‚ D’Argentrr‘ gibt nach Einer Handschnfl

omm's [sie] ultima!) est omnis homo (s. das Sophisma bei Petrus Hispnnus elmi

Anm. 240). 6. Qu0d signum non dislribuil subiculnm in comparnlione ad QMM"

r‚at|un (diess verstiesse gegen die bei Petrus llisp. ebend. Anm. 240 gegebene

Distinction). 7. Ouurl veritas de riecessilale praedicati [amen es! existenlia .rublf"“

(so richtiger in ”ist. un. 0xon.‚ als bei D’Argcnlrt; inhaltlich konnte dieser 5311

an die amplialio des Peu. liisp., ebd. Anm. 225, angeknüpft werden‚ zumal d’

schon Shyreswood die necessiias in einer Weise besprochen hatte, —— s. ebcndv

Anm. 80 —-‚ welche uns bei Späteren wieder begegnen wird, s. folg. Abschn

Anm. 332). 8. (hier! non es! poncrc demonstralioncm sine rebus enlr'bus (diess lJr

zieht sich auf die Lehre betreffs der restriclio, s. Abschn. XVll, Anm.236). 9. 0M

omnis propositio de /uluro vera es! eliam necessuriu (wir trafen diese Controrer=e

bezüglich der ampliatio, — ebd. Anm. 226 —‚ schon bei Robert Capito‚ s. ebd.

Anm. 357). 10. Ouod lerminus cum verbo de praesrmti dislribur'tnr pro MMW

difl'erenliis lemporum (wie bei Albertns Magnus. ebd. Anm. 470, so weist augll W

dieser streitige Punkt mehr auf Shyreswood, ebd. Anm. 64. als auf Petrus Hlspflflfl=

zuruck). lf. Quer! ex neynJiva de praedicatu finilo sequilur affirmaliva de proedliffl"

infiru'lo sine conxlanlia subiecli (dass dieses die Lehre von der consequentia bewil

ist ersichtlich; s. Abschn. XVll, Anm. 610 lf.‚ bes. 621 HZ).

XlX. Robert Kilwardby. 187

Uccam verdunkelt war. Ausser Commentaren zu den naturphilosophischen

Büchern und zur Metaphysik des Aristoteles verfasste er gegen zwanzig

Schriften, welche sich auf Logik beziehen und das ganze Organen um

fassen; aber all Dieses ist nur noch in Handschriften vorhanden 22). Er

zeigt sich uns dabei als einen höchst einlässlich breiten und scrupulüsen

Commentator, welcher Wort für Wort dem aristotelischen Texte folgt, un

aufhörlich auf den Faden des Zusammenhanges hinweist, jede Zeile zu

klarstem Verständnisse zu bringen sucht, und hiebei nach Art der Araber

immer Schwierigkeiten erhebt, nur um dieselben zu widerlegen und so

einer vollständigen Erklärung zu dienen n).

22) Nach 0ue‘tif‚ Sm'ptt. ord. Praedtc. l, p. 374, und Bataeus, Sm‘ptt. ttt. Mai.

Brit. lV, c. 46, schrieb er: In Imgogen Porphyn'i, De reb‘us proedicnln'lihus, In Prac

dieamenta An'stotelis, De divistone entis‚ De um'tate formarum, De retotiris, De

natura relationis‚ De relationis praedt'cumrnto, In sex priuet'piu Gilbertt', Periherme

m'as, In Priora et Posteriora Analytica, In Tnpica An‘st.‚ In Elenchos, In diuisiones

Boethü, De modo significandi, Ouaertiones dialeeticae, Sophistria grammaticalis, So

phistria Iogicolis, Die beiden letzteren Schriften jedoch scheinen mir etwas ver—

dächtig zu sein, da Solches unter solchem Titel schwerlich vor Dnns Scotus ver

fasst wurde.

23) Wenn nemlich Haun‘au a. a. O. p. 246 von ihm sagt: „St naus n’arion:

pns nägligd les mystüres de Baroco et de Barafipton, paar circonsm'rc nas recherches

dem: ta limitc des questions recommandäes pur Porphyn'us, nous aurions d faire von—

naitre ici tes ing€nieuses exptteationr donndes pur Robert Kilwardby sur les forme:

vari€es du xyltogisrne; neu: diront simplement que ce fut an des plu„s habiles logi

ciens du XIII. sie‘cle“, so muss ich nach genauer Einsichtnahme des von fftlllt‘t‘fltt

erwähnten Codex Sorbonn. 1791 allerdings mir erlauben, dieses Urtheil etwas ein—

zuschrt'inlten. Denn dass Kilwardby um hobile Iogicicn war, gebe ich gerne zu;

aber ingtnieuses sind seine Erklärungen der Syllogistik wahrlich nicht, indem er

auch dort nur mit äugstlirhem Fleisse bemüht ist, sämmtliehe Schlussweisen einem

eifrigen, wenn auch stupiden, Schüler verständlich zu machen. Ich könnte aus

genannter Handschrift z. B. berichten, wie er in der Einleitung zur ersten Analytik

mehrere Seiten den Discussionen widmet, inwieferne die Logik modum inqm'rendi

lehre (s. Albert und Thomas, Ahschn. XVll‚ Anm. 363 u. 489), und hierin des

Boethius inuentio et iudl'cium (Ahschn. XII, Anm. 76) liege, aber dabei das Ver—

hältniss zu den übrigen Wissenschaften zweifelhaft sei, oh ferner, wenn die Logik

das allen Gemeinsame enthält und so mattem sciendi und zugleich scienriom lehrt,

ihr nicht abermals zu ihrer Rectificirnng eine Wissenschaft vo\ransgehen müsse, oder

wie sie sich zur Metaphysik, welche gleichfalls Gemeinsames lehrt, verhalte, u. s. f.

Nur zur Probe aber will ich eine beliebige Stelle aus der Syllogistik (in welcher

er nirgends die byzantinischen Kunstworte oder Memorialverse anwendet) über die

zweite Schlusstlgur anführen: Dutn'totur de hoc, quod dicit‚ secundam [iguram esse,

quando medium de utroque extreme dict'tur omm' vet nulto; hoc cm'm non utdetur,

cum nunquam sit syllogismu: ex negativis. Dubitatur de his, quae contran'e dicit

in ttttcra (bekanntlich heisst „tittera“ immer der zu erklärende Text); medium enim

esse, per quod unum extremum distot ab alte,- ‚sed per i'd, quod praedicutur de

utroque extreme, mm distat ltflttflt ab altere,- ergo i'd quad praedt'catur de utroque,

mm erit t'psormn medium, cnius oppositum dicit in litten. Adhuc medimn est, qnod

aequaliter distat ab utroquc extremorum; ergo extreme uequatiler distant a medio;

ergo unum extrrmum non ext propinquius medto, em'us oppositum dicit. Adhuc me

dium, cum n't id, per quod extremem distut ab extreme, est t'nter extreme; ergo

nur: est primum in positionc‚ otu'u: tamn opporttum dtcit‚ Haec omnia sotuta sunt

aequivncatione medii; obiecta em'm procedunt aceipiendo medtum proprie, qu0d est

medium in continm's; ita mim est inter extreme secundum positionem et aeque distans

ab eis; hie autem uccipitur medium metaphyu're pro eo, quod cst medium unimdc'

intellectus extremorum. Et notandum, quod medium syllogisticum atiquando est utrn

quc modo medium, et tote medium eat in prima figura; aliquando unten» staut

188 XIX. Robert Kilwardby. Johannes Peecam.

Der geschichtliche Faden aber der sich steigernden Controversen

Litteratur knüpft nicht an die Commentare Kilwardby's, sondern an jenes

Verdict an, welches er gegen die um'tas formae gefällt hatte. Und jeden

falls stand er hierin nicht allein, sondern es hatte schon i. J. 1278 eine

geschlossene Fraction den Kampf gegen Thomas nach dieser Seite hin

aufgenommen. Wenigstens berichtet in jenem Jahre ein Vertheidiger des

Thomas, Aegidius von Lessines (s. unten Anm. 52 ll‘.), dass seine Gegner

die unitas formae nur als die additive Einheit einer Zusammensetzung

(„aggregatam“) verstehen wollen. Diese Ansicht nemlich, welche eben

sosehr als jene des Thomas auf Avicenna beruhte, stützte sich darairl.

dass sowohl im Körper als auch in der Seele die vielen einzelnen Glieder

und Bestandtheile eine selbstständige Wesensform an sich haben, und

somit im Menschen nur die letzte zusammenfassende (complexiva) Form

eine Verbindungs-Einheit herbeiführe, während, wenn man (wie Thomas;

in die intellectuelle Seele die ausschliesslich einzige Form des Menschen

Wesens verlege, alle übrigen Einzeln-Formen der Bestandtheile erdrückr

und vernichtet werden müssten 24).

Hatte somit diese Polemik gegen Thomas einen Rückhalt an einer

compacteren, wenn auch vielleicht noch kleinen, Partei gewonnen, so ist

es erklärlich, dass Kilwardby’s Nachfolger im erzbischöflichen Stuhle.

Johannes Peceam, i. J. 1284 die (Zensuren seines Vorgängers in wenig

geänderter Form erneuerte 25) und hiedureh jedenfalls verhinderte, dass

der Streit etwa eingeschlafen wäre. Uebrigens ist um der folgenden Ent

wicklung willen der Umstand sehr beachtenswerth, dass, während Kil

in oliis figaris sotum dieitar medium‚ quia er! um'tiaam oz!remorum‚ runde in :eeanda

figura dicitar mediiun primum positione‚ quia obtinet in syltoyt'xrno situm et madi

tionem eine, quer! es! primum in online praedicabiti; maior vero ertrrmitas dititv

esse propiaquius positionc medio, quia magis habe! eondi!ioncm rt situm medite

ordine praodicabili‚ subiicitur em'm e! pracdicatur; minor vero ertremitas dicilar w'

longius posita medio, quia privater conditione medii in online praediraln'li, subtiu'h'

enim tantum. Pate! igitur u. s. f. Solcher Art aber ist der ganze Commentarl

24) Ans einer Pariser Handschrift mitgetheilt bei Hauränu n. a. O. p. 2491

Dicunt enim‚ quod homo unam habe! formam, quae non est una simplim'ter, S(tl er

multis romposita. quarum ultima e! complexiva totius aggregati es! intetteclß

Sicut enim ex muttis di/[im'tis ad inoicem naturaliter ordinatia una difl‘initi es! {am}.

sie es! in relms compositis per naturam de formis eons!ituenlibas eas. Et sicat “

parte corporis multa sunt membro proprias for1nas e! propriam materiarn haben"!!

quorum nullum es! alterum _ tarnen com!ituant unum corpus per ordinem e! colli9fl‘

!ionem naturalem, qunm habent ad inaicem, ud non eonstituunt antun corpas M'

pliciter.‘ ‚sie c.r parte animae multae sun! partes essentialiter difl'erentes, qnae tano

per ordinrm e! colligalionem naturalem unam animam effieiant, non tarnen ita, alt!

anima xi! simplex..... Et ex funm's rorpomtibus iam memoratis et hoc spirituh.

quae eonstat ex muttis, Immam'tas mm resultat. Aliam iuiitatrm formaram dicutll

mm essr sacundum philosophiam . . . . .. quod positiv de mutete formarum scanndu“

istum modum es! veritale sulmira . ‚ . . .. Seeimdum vero alium modum‚ quando (HIV

räau gihl„quidrm“) dicitur ultima forma compositi omm'am aliararn artiones sappk"

et in eins advealu omnes alias corrumpl', dimm, quod nutla nen'tate fnlta est. Dif-‘

aber nach für diese imilas eompositi, welche in Wahrheit eine pluralitas ist, d"

Quelle bei Avicenna vorliege. s. Ahsehn. XVI, Anm. 92. ‚

26) ”ist. naiv. Ozon. l‚ p. 129 f. Ans der byzantinischen Logik erscheint“

hier (in sehr fehlerhaftem Drucke) von obigen Sätzen (Anm. 21) nur die Nurnrfl“m

3. 5, 6 u. 10. Der Thesis betreffs der unitos fonnar ist nur die Wendung!"

geben; Corpus oiuum et mortuum es! aequivoce dic!am; vgl. Anm. 19.

XIX. Johannes Peccam. Wilhelm Lamarre. 189

wardby auch dem Dominikaner-Orden (—— Albertus und Thomas ——) ange

hörte, Peccam schon Franziskaner war 26). Wir werden nemlich sehen,

wie der Gegensatz dieser beiden Orden sich auch für die Logik prin

cipieller ausbildet. S. Anm. 221.

An Peccanr nun schliesst sich der Franziskaner Wilhelm Lamarre

an, welcher in eben jenem Jahre 1284 sein „Correctorium fratris Thomae"

(die Themisten nannten es immer „Corruptorium") ausgeben liess. Diese

Schrift selbst zwar ist verloren, wir kennen jedoch ihren Inhalt hin

reichend genau aus den langen wörtlichen Anführungen in jenem „De

fensort'um", welches fälschlich (— unten Anm. 71 —) für ein Werk

des Aegidius Romanus gehalten wurde“). Lamarre gab nicht bloss den

bisherigen Einwänden gegen Thomas eine präcisere und reichere Begrün

dung, sondern vermehrte dieselben auch um einen sehr wichtigen Punkt.

Einen wahrlich komischen Eindruck bei seiner Polemik macht allerdings

die Art und Weise, wie er dogmatische Momente als ganz ebenbürtig

neben arabisch-aristotelischen Auctoritäteu verwendet; aber es ist diess nur

die natürliche Folge der von Thomas angebahnten Verquickung. Was

das p11'ncipium individuationis betrifft, so kehrt hier nicht bloss das

obige (Anm. 13) Motiv aus der Angelologie wieder“), sondern es wird

auch ausdrücklich die Gefahr hervorgehoben, welche der persönlichen

Unsterblichkeit durch einen averreistischen Monopsychismus droht 29). Be

züglich der um‘tas formae, bei welcher Lamarre gleichfalls (vgl. Anm. 19)

an den Körper Christi und auch an die Transsubstantiation denkt, formu

lirt er jene so eben (Anm. 24) angeführte gegnerische Ansicht nur etwas

präciser dahin, dass in dem Beispiele von homo oder humanitas die

vegetative und die sensitive und die intellectnelle Seele eine pluralital

formarum begründen, bei welchen eine Gradahstufung der Vervollkomm

nung zur additiven Einheit des „zusammengesetzten“ Wesens führe, und

auch er erinnert daran, dass, falls die intellectnelle Seele die alleinige

Wesens-Form wäre, beim Ausscheiden derselben das Sein des Körpers

untergehen müsste 30). Neu aber und für den weiteren Verlauf der Par

26) Ebend. p. 131.

27) Unter den mehreren Drucken desselben citire ich nach „Defensorium seu

Correctoriurn fundamentarii doctoris domini Egidii Humum' in Corruptorium libro

mm Angelici docloris sancli ’l'lmrnae..... a quodam ernqu depravatorum“. Venet.

1516. fol.

28) Ebend. f. 9 v. B: Ouud impossibile es! duos angelos esse eiusdem speciei .. . ..

Dicimu:‚ quod haben! vnulerium spiritualem, et Inne malerine eorum dislirtguunlur

mm per divisisnem quantitatis‚ sed per multiplicationem numcrabilitntis‚ sicut

cum unus punclu: /it duo puncta (über die Wortform „punclus —— puncto.“ s. vor.

Absehn.‚ Anm. 140). Das nemliche Thema f. 17 r. D u. f. 47 r. A.

29) Ebend. f. 54 v. B: lndividuationem animae fieri per corpus, vidrlur esse

falsnm, quia sequilur ex hoc, quod-uel unima p0sl separalionem a corporc

desinal aus, 1781 sallem quod per! morlern hantinum erit unus inlellnctus tanlum uel

ultima. qnod ernt error Averrois.

30) Ebend. f. 18 r. A: Ifaec posilio de unilale forma: substanliali: reprobatur

ß magislri: prima, quod ex ipso sequuntur plant vontrariu fidci cathoticae, seoundo

quia coulradicil philosophiae, lerliu quia repugnal sacrae scripturae .. (B) Cantra

‚idt’llt de corpore Chriin martue..... Fides ponit, qnod in sacramenlo allaris etc . . . . ..

Si sola anima intellertivß immediate esszt per/ectio maleriae primae, tunc in homine

non esset forma animalis neu mixti...... Forma um: et eudcm numero dabit esse

190 XIX. Wilhelm Lamarre. Heinrich Goethals v. Gent.

teiung höchst beachtenswerth ist, dass er auch gegen jene übertriebene

Fornrulirung kämpft, mit welcher Thomas gesagt hatte, dass es kein Er

kennen des Siugulr'fren gebe (Abschn. XVII, Anm. 499). Nemlich neben

geschmacklosen theologischen Gründen bemerkt Lamarre ganz richtig. dass

dann auch keine singulären Urtheile möglich seien und über Einzelnes

Nichts syllogistisch erschlossen werden könne, ja überhaupt es unbegreif

lich bleibe, wie dann jenes „cottigere“ der Universalien (ebd.‚ Aum.494;

von Statten gehe“). Was aber die dreifache Geltung der Universalien

betrifft, so schliesst auch er sich unter ausdrücklicher Anführung des

Avicenna an die allgemein recipirte Auffassung an 3'-’).

Indem aber auch Heinrich Goethals von Gent (geb.12f7‚ gest

1293), welcher in der Sorbonne als Lehrer auftrat und bekanntlich den

Beinamen Doctor sofemnis erhielt, sich selbst als einen Theilnehmer der

Pariser Censuren bekennt“), so liegt hierin jedenfalls schon eine äussere

Anknüpfung an die so eben erwähnte Richtung; dass aber auch innere

Gründe uns veranlassen, ihn gerade hier zu erwähnen, wird die folgende

Darstellung seiner Ansichten von selbst zeigen. Bei dem Verluste seiner

„Legion“, welchen wir beklagen, vielleicht aber auch verschmerzen können.

sind wir auf seine um d. J. 1278 verfassten Quodlibeta und auf die etwas

später geschriebene Summa quaestionum theologiae angewiesen 3‘), und

wenn es den Versuch gelten soll, diesen so verschieden aufgefasslßfl

Autor 35), insoweit er die Geschichte der Logik berührt, in möglichsß

corporate et spirituale . . (f. 18 v. A) Paniums, fomram animae intelleclivae prim

perficcre materiam suam spiritualem et mediaute hat: materiam suam corporalem....

Saut duae, quae saut incompteluc, quae rinnt esse incomptetum corpori humane, qu—ßi

perficitur et comptetur adrrniente antun: rationali Vegetation, sensitive et ll—

tettectiua saut tres formae, quae se habent sccundum esse comptelum et incompletm

secundum potentiam et actum conuenientes quoad essentiatem unitatem Pluralitfl

ergo formarum nun est contra unitatenr compositi essentiatem, niai sint totes, qllt

nun so habent secundum esse incomplctum et complelum. f. 50 v. B: Bes, in qua i{‘

mullrtuda et gradus formarum, es! una per formen: uttinrarn. Hiezu 1.29 v.Afibt

maleria hominis nutlum atiud habe! esse, quam animae intellectivae, nmtem‘a kann“

in instanti scparatiom's animae perdit omne esse, cuius conlrarium videmus.

31) Ebend. f. 4 v. A: Secundum hoc animae scparutae et angelt Christus 101

coguoscercnt . . . . .. Peccaturn actio singutaris est, et de hoc, qlod harre W

coynoscit, non poem‘tet nec se corrigit Si intetteelus non cognoscit stagnierte

tunc non poterit facere propositioncm atiquam, in qua esset singularis res, et ito "f

sytlogizare. Tone non posset ex muttis singularibus coltigere unum universale; 11

incognitis enim neu potent intentionem coynoscifn'tem abstroltcre.

32) Ebend. f. 48 r. B. S. Abschn. XV1, Anm. 184. Vgl. vor. Anm. 20.

33) Henrici Goethats a Gundauo aurea Ouodlibeta ed. Zuccotiua, Venet. 1613

fol., II, 9, f. 59 v. A: Errar est, substantiam eine operatione non esse in Im. "

dicit unus articutus toter damnatos nuper per sententiam episcopi (d. h. des Steplflt

Tempier). f. 60 v. B: In hoc enim concordahant onmes magistri theologiae tollng

galt super hoc, quorum cgo cram “nur, unam'nriter concedentes.

34) Erstere citire ich nach der so eben genannten Ausgabe, letztere "ich:

Sunmrae quaestionum ordiuariarum theologi reeepto praeconio Solemnis Ilenrmt

Gandavo. Paris 1520. fol. 2 Voll.

35) So lesen wir z. B. in dem sonst vortrefflichen Werke Haurdau’s, lt, p. 27_51

Duns-Seot eint reprrmfre, commmtw l’nne uprt‘a l'autre les mm; du Doctflfl' »‘°'

tennel, et Ini emprunter ses principauz arguments eontre te päripatdtisme ontolt>9flf'

de Sein! Thomas (diese Auffassung hat K. Wemer gedankenlos, wie immer, il! 5"“

Buch über Thomas, l, p. 866, aufgenommen). Wohl weit richtiger urtheill üb“

xnc Heinrich Goethals v. am V 191

Kürze zu eharakterisiron, so dürfte nach meiner Ansieht das Richtige

vielleicht in Folgendem liegen. Der z'msserst redselige Goethals‚ welcher

am Liebsten aus Augustin‚ Bernhard v. Clairvanx, Hugo v. St. Victor u. dgl.

schöpft 36), wäre nach seiner ganzen Anlage der ansgesprochenste Pla

toniker gewesen (s. Abschn. XVII‚ Anm. 571 z. Anf.), wenn ihn nicht

hieran die allgewaltige Anetorität des damaligen arabischen Aristotelismus

gehindert hätte. Und so gestaltet sich bei ihm einerseits der unklare

Mischmasch des Thomas zur lächerlichen Monstrosität, während er andrer

seits die erwähnten dogmatischen Bedenken, welche man gegen den Tho

mismus erhob, theiltc. Darum hatte ein scharfsinniger Kopf wie Duns Scotus

ebensosehr ein leichtes Spiel gegen ihn, als die Themisten mit-Vergnügen

ihn angrill'en.

indem Goethals aus Thomas das Verhältniss der Universellen zur

Sinneswahrnehmung selbst mit Einschluss der sag. „reflexio“ adoptirt37)‚

betont er schon bezüglich dcr Musterbilder, in welchen die Wahrheit der

Dinge liege,‘sehr stark den helfenden allgemeinen Einfluss der höchsten

Intelligenz, welcher auch bei dem blassen natürlichen Erkennen nicht

ausgeschlossen sei“), und da er sodann diese Musterbilder (im Unter

schiede gegen Thomas) ganz entschieden platoniseh als selbstständige

Wesen fasst und dieselben so den künstlichen Gebilden der intentt'o

Goethals Ch. Jourdain‚ La phi/es. de St. Thomas, ll‚ p. 46: Rico qu’il seil toujours

rile‘ auec hormeur, et que san adversaire habituel, Duns Saul, respecte en lai, laut en

Ie cambattanl, arte des lmm'dres de la scholastiqne, i! cst an peu reale dans l'isole—

ment. In der Monographie von Frangm's Hael (Recherche: hist. et m't. sur (a wie,

le.< ouvrayrs et Ia dortrina de Henri de Garni. 1838) gebricht es in sehr fühlbare:

Weise an der nüthigen Kenntniss der damaligen Sachlage der philosophischen

Controversen überhaupt.

.36) Daher auch seine gänzliche Intoleranz gegen jedweden Betrieb einer Wissen—

schaft, insoferne derselbe nicht der Theologie dient; z. B. S. ”mal. VII. 10, f. LX r.:

De scientlis igitur p/tilosophicis pure xpeculalivis absolute dicendnm, qnod non liest

eas addiscere nisi in usum theologiae, niet [orte quis aliquam illnrum scientiarum

diacal, ut melior disponttlltr ad discendnm quaedam alia, vcl‘uti logicam.

37) Ebend. l, l, f. I v.: Homo autem m'lu'l pt:rcipil de re nist' solum idolum

eins, ut sprciem receptnm per sensas, quer idolnm ret' est‚ non ipso 'rea (bei Thomas

hiess es hantnsma, Abschn. XVll, Anm. 500). Ebend. Xlll, 6, f. XClV v.: Intel

llectlu su xpeciebus sensibilium investigando, quasi sublus fodiendo, penetrat ad

cognoscendum ca, qnac latent intelligilu'lia aal: spen'elms scasiln'lium. Ebend. XL,

2, f. CCLVII r.: Praprium obieclum intellcctns crcati universale est‚ quod ext ei ratio

cognasrendi omm'a singularia auf; ipso. 0uodlib. IV, 21, f. 201 r.A: Directe ergo

et per so intellectus finster non cognosrit nisi universale abstractum u singulari; iri

dircrle aalen: et quasi quadam reßezione conocrtcndo so ad phantasrnala, in quibus

saut formae sub run'onc singularis (die genaue, ja wörtliche Uebereinstimmung mit

Thomas s. ebd. Anm. 499).

38) S. theol. I, 2, f. IV v.: Homo per suam animam absquc omm' spcciali diviml

illustratiane potcst aliqua scire aut cognoscere, et hoc ex paris naturalibns; ....dico

aalen: „ex puris naturalilms“ non ezclndcndo generalcm i'd/lucntiam primi inltllt'gcn—

tis, qaod es! primum agens in omni actlone inlellecluali et cogm'tica In prima

cognitione intelleclu: noster omm'no sequilur sensum . . . . .. Ex perle anlem intelligi

bilis ratio est. .. Ohio igitur herum dürft in!entianem rei in respcrtu ad suam

eremplar, .‚...inlrntin am'latis in re apprrhcndi non potest „ist apprchendendo

eon/‘ormitalem eins ad suum eremplar. Ebend. ll, 2, f. XXIII v‚: Adspiciendo ad

exemplar increalnm, quod est (7011811 rei; ..‚..cognilio em'm, qnac acquiritur per

phantasmota, non potest esse, qain sit obscurala. (Vgl. bei Thomas, Anm. 513.)

192 XIX. Heinrich Goethals v. Gent.

secunda gegenübersteht 39)‚ so muss nun das Gebiet der letzteren, d. h

die Universalien post rem, in eine mirakulöse Verbindung mit der gött

lichen Region treten, indem das „Organ“ des Goltesbewusslseins im Ihn

scheu den Schlüssel zur Erkenntniss der wahren Wesenheiten enthilt“‚.

Ja die Erkenntniss der im ewigen Lichte liegenden Universalien ist zu

letzt ein Geschenk der Gnade Gottes, welcher ganz nach Belieben sie dem

Einen verleiht und dem Anderen entzieht“). Mit dieser augustiuischen

Weisheit könnten wir nun den Goethals lüglich seinem Schicksale über

lassen, wenn nicht der Umstand hinzukäme, dass er trotzdem sagt, es

sei eigentlich doch das Gescheideste, wenn man den Plato und den An

stoteles miteinander verbinde “), was ihm jedoch abermals unmöglich

Ernst sein kann, da er anderwärts mehrmals die Ansicht Plato’s jener

des Aristoteles prineipiell verzieht“). Was Wunder, wenn den Gi

schichtschreiber der Philosophie bei solchen Autoren nur das Gefühl des

Ekels überkommt.

Wenn sodann Goethals sich der allgemein geltenden Tradition be

lrell‘s der mehrfachen Geltung der Universalien anschliesst, so lässt er

allerdings einmal gelegentlich durchblicken, dass ihm die praedicabititu

derselben gerade nicht besonders am Herzen liege 4“); und überhaupt?

39) 0uodlib. VII, 1, 1.386 v. A: Saut ideae principales quaedum formaertl

rationu aetemae, quue divina intelligentia coulincntur, secundum quer [matte

omne‚ quod oritur, et quarum participatioue fit, ut rit, quidquitl est, quomodo e:t....‚

Eorum quae saut in vreaturis, quaedam sunt res uliqua naturules‚ quaedam um m1

saut res, sed lontum inlentiones secumlae inteltectus sire rotionis circa res, ..../Wmtt

artificioles tanlum, quae per violentiam liubent esse (vgl. bei Thomas, Anm. 506 h

bes. 511) . . . . .. De istis ultimis generibus entium dico, quod nun habent pmp'ut

ideas in deo‚ sed sotum dico ideos rerum uaturatium, circa quos inlellectus tonnpl

intentiones secundas.

40) S. theol. XXIV, 9, 1'. CXLVI r.: Dcus ut lau: est et rerilas prima et rdit

cognoscendi alia in eo, quod per ip:um ülttl cognoscuntur et discermmtur. Ebeml

l, l. CXXXVII v.: Babel igitur homo haben: in se organum, per quod polest m syr

culationem essentiae et quidditatis dei per intellectualem operationem procedere.

41) Ebend. l, 2, l'. Vllv.: Homo es: puris natumlibus uttingcre mm potust

regutas lucis aetemae, ut in eis videut rerum sinceram ueritutem; licet enim M

naturalia allingant ad ipsos‚ nur: tarnen ipso naturalia ex u agere po::unt‚‘ll

utlingant illus,‘ sed illas deus ofiert, quibu: voll, et quilms roll, subtrahit. lila“

Qnodt. IX, 15, l. 111, wo er sich last wörtlich wie Albert (Abschn. XVll‚ Anm

396) äussert. ‚

42) S. theol. l, 4, l. XII v.: Modus Aristotelis, si non scnsit i'd, quod W“

Plato, erat diminutus, quia nimium attribuebot, immo totem, causis particuloribm.:‚y

Modus Platonis‚ si mm sensit, quod Aristoteles, similiter crat diminutus, quia M"

parum altribuelmt causis pnrticuluribus . ‚ ‚ . .. Dictum ergo utriusque, et Aristotel1fl‘

Platonis, coniungeudum es! in omm'bus et in istis gencrutionibus istarum [omnW"

Vgl. bei Thomas, ehd. Anm. 515.

43) Ebend. XXV, 3, l. CLlV v.: Plato multo metius sentiebat et fidei magil f0"'

griielttia, quam Aristoteles Plato verius, quam Aristoteles sentiebat. Quadl'l'

IX. 15, l. 111 v.: Nihil 0mnino conctudunt rationes Aristotelis contra Platonem ‘l

putet inspieienti eo:‚ Ebenso, jedoch mit jener Mental—Reservation des Thomas (8.8.0-l'

lesen wir S. tlieol. l, 2, l. VII v.: [sie ergo es! um'or modus acquirendi scienti_amv“

notitiam veritatis, quam alle, quem po:uit Aristoteles e: sola sensmm; (‚ppmmhm

si tarnen sie intellein Aristoteles et in idem cum Platon: non eonsensit, immo‚ q"°

oerius crrditur, etsi Plutooi in modo dicendi obviavit occuttando dininam docl"""

magistri sui, eandem tarnen cum Platone de notitia veritati: habuit sententiam.

44) S. theol. l, 3, l'. X v.: Ext considerare Ire: verilales sibi correspondfl'""

xm Heinrich Goethals v. Gent. 193

waren bei ihm, wie gesagt, die Universalien post rem in eine so glück

liche mystische Nähe an die Universalien ante rem hinangerüekt worden,

dass es ihm zuletzt sogar gleichgültig ist, ob jene „Wesenheiten“, welche

die Gattungsbegrifl'e sind, in der menschlichen Seele schon angeboren liegen

oder erst durch Erfahrung „gesammelt“ werden 45’).

Hingegen sind es die Universalien in re. an welche sich seine anti

thomistischen Ansichten knüpfen. Nemlieh indem es sich hiebei um die

existenfia im Gegensatze gegen die essenlia, welche in den Universalien

ante rem liegt, handelt“), muss die lllaterialität in Betracht kommen,

welche jedoch Goethals durchaus nicht als ein bloss potenzielles Sein an

erkennen will; sondern er hält daran fest, dass die von Gott erschaffene

Materie als selbstständiges Wesen zunächst das absolute Substrat aller

Entwicklung sei, hernach aber erst als l'ormungsl'ahig in das Stadium der

Potenzialität trete, um hierauf nach Actualisirung der Form als Stütze

des Ganzen zu verbleiben, so dass in jenem zweiten Stadium auch die

l'ormgehenden Universalien gleichfalls in einem Mittel-Zustande der Poten

zialität und der Actualität sich befinden"). Sowie aber bei einem der

primo veritatem ezemplaris divini, secundo veritatem rei productae ab “In, tertio

veritatem in conceptu mentis ab utraque ezpressam. Ouodh'b. Vll, 1, f. 388 r. B:

Seiendum, quod quiddilas et essenlia rei, licet solum duplex esse habe!, so. unum in

singularibus ezlra intelleclum, aliud in ipso intclleclul quadruplicem tamen habet

considerationems unam, ut est in ipsis singularibus extra,- aliam, ut habet esse in

intellectug aliam, ut abstrahitur a singularibus et iterum applicaliile est eisdem per

praedicationemg quartam vero habet secundum se et absolutq quae secundum istam

considerationenu ut dicit Aoicenna (Abschn. XVl, Anm. 93), non es! nisi id quod

estl ut nhumonitasu non est nisi humanitas tantumj cui omnia alia accidunt. (Auch

Albert halle ein vierfaches Sein der Universalien aufgezäahlt, während er von einem

dreifachen hatte reden wollen, s. Abschn. XVll‚ Anm. 395). S. theol. XLIll, 2‚

l‘. IX r.: Es! sciendum quod ratio universalis consistit non tam in modo proedirandi

idem de pluribusi quam in natura et proprietate praedicalae reii quae debet esse

natura et essentia aliqua . . . . .. Secundum rationem triplicis esse oonsidera!ur‚ so.

esse quidditalivi et esse naturalis et esse rationis. E! secundum primum esse prae

cedit esse naturale et esse rationisy sicut simplex compositum (also die objective

Wesenheit hat den Vorgang vor der Erscheinung und vor dem Begrifl‘e).

45) Ouodlib. IV, 7, l. 148 r. A: onerandum erat opinio (nemlich des Albert

und des Thomas. s. Abschn. XVll, Anm. 382 u. 500) de intellectu quocunque crealoy

quod ex se solum in potentia es! ad actum intelligendi quaecunquel propter quod

oportet ipsum determinari per aliquid ad illud (B) rale autem determinansy ut

dicit illa opiniol non est nisi species intelligibilis informans intellectum et impressa

ipsi ut subiecto...... l. 150 r. B: Falsum est ergo, quod dicit dicta opim'o, quod

illa omnia non habent iieri in intelligente nisi per speciem impressivum. Immo sun!

per essentiam intelligibilis informantem actum intelligendi et per hoc ipsum intelli

gentem, ut est forma erpressan ezemplaris (v. A) llahemus quasi regulariter

infixam naturae humanae nolilmrn, secundum quam, quidquid tale aspicimus. statim

hominem esse cognoscimus . . . . .. Secundum hanc notitiam cognitio nostra informalur

et secundum species et secundum genera rerum, vel natura insita vel experientia

collecta.

46) Ebend. V, 4, l. asa v. A: Ea, quae alia sunt a den, dupliciter possunt

consideraris una modo quoad esse essentiae eorum, quod est esse earum quidditati

1mm; alio modo quoad esse existentium

47) Ebend. l, 10‚ l‘. 13 r. A: oportet excludere falsum imaginalionem, quam

habent quidam (d. h. jedenfalls Aristoteliker, s. bei Albert ehend. Anm. 388) de

maleria, videlicet quod nihil sit nisi potentia quaedam e! i!a‚ quantum de se es!,

non es! . . . . .. (v. A) Maleria non ita est prope nihil nec ita in potentia. quin sit

hum Gesch. lll. 13

194 XIX. ‚Heinrich Goethals v. Gent.

artigen Realismus das principium individuationis überhaupt nicht in die

Materie verlegt werden kann, so schliesst auch Goethals sich jenen obigen

theologischen Bedenken gegen Thomas (Anm. 13 u. 28) an, durchschneidet

aber die Schwierigkeit in ebenso überraschender als kindlicher Weise,

indem er (wie Roger Baco, s. Abschn. XVII, Anm. 581) kurzweg den

lieben Gott l‘ür die Individuation verantwortlich macht und somit sich

auch dabei beruhigt, dass der liebe Gott schon wissen werde, wie das

Ding wohl zugelie“).

Eine adäquate Erledigung findet auch die Frage über unilas formae.

an welche er einmal ausführlich den aristotelischen Standpunkt als Haass

stab anzulegen versucht“). Aber wo er sie zu lösen unternimmt, kommt

er unter Erwähnung der verschiedenen Ansichten und Hinweisung aul

die theologischen Momente zu dem Resultate, dass, da eine Unterschei

dung mehrerer Wesensl‘ormen in Einem Wesen immer nur auf einer be

grifflichen oder einer reellen Verschiedenheit beruhen könne, im Menschen

jedenfalls zwei Formen, eine natürliche und eine übernatürliche, anzu

aliqua natura et subslantia, ....nec habet esse suumy qua est quid capax formarum

a forma, sed a deo (so auch schon Thomas, ehd. Anm. 517) f. 14 LA: Es!

igitur in materia considerare triplex esse, se. esse simpliciler, et esse aliquid duplex.

unam, qua est formarum quaedam capaeitas. aliudl quo est compositi fulcimenturn

Esse primum habet participatione quadam a deo Esse seeundam, quo nra

teria est capaeitas quaedam, habe! a sua natura, qua est id, quod est differens t

forma..... Esse tertium non habet materia nisi per hoc, quod iam capit in se ilhnL

cuius de se capax es]. Ebend. IV, 14, l'. 174 v. A: Materiu dicitur subiectum secundum

triplicem statum Uno priusquam actu transmutatur ad formam, et dicitur subiectum

absolute. Alia, inquantum iam actu transmutatur ad forman et tunc dicitury qqu

est subiectum generationis et ens in potentia medium inter non ens purum et tu

simpliciter..... Terlia modo, inquantum actu es! sub forma, e! tunc habet in adu

esse illius formae . . . . ‚. l'. 175 r. B.: Materia id, quod est, in potentia est, et sin—

gulare compositum id, quod est, in actu est; universale autem quasi medium quo

dummodo es! aliquid in actu, quia est forma. et quodammodo in polentia, quia fil

incompleta; et ideo debet materia educi de potentia in actum procedendo a formis

universalibus ad singulares.

48) S. tlteol. XXV, 3, f. CLV r.: Necesse esse accidentibus dividi non potnl:

per nwterias etiam dividi non potest, quia necesse esse non potest habere materiam

quia materia est in potentia Proprietatem enim esse alteriusl non reniouet, con

esse proprietatem huius, . . pula, si ponantur duo angeli eiusdem esse speciei sine

omni materia et accidentibust quibus distinguantun Ouodlib. Il, 8, l. 54 v. A.I

ouaestio ista (d. h. über die zwei Engel) tangit diffieultatem de causa individua

tionis (vgl. 0b. Anm. 14) . . . . .. f. 56 r. A: Sancti nostri, qui vere sciunt. eas em

creaturasv sentiant, hoc in eis factum esse a dea, qui est natura naturam omnia

quia srilicet sunt multa individua in qualibet specie .... .. Pate! igititr clarim'me,

< quod materia et quantitas non possunt diei praecisa ratio et causa individuationisn-v

'l’. 56 v. B: Solum quod increatum est, id est deus; omne enim creatum ab eo, q"

creavit, i. e. den, terminalur. Sed quales secundum substantiam sint di/ferenm

nescimus; solus autem deus, qui fecit eos, novit. Die nemliche Frage ebend. xli 1

l'. 180 m Was hingegen die lndividualisirung der Species betrilll, so aussert sub

Goethals ebend. V, 8, l". 244 ll'. mit Berufung auf Gilbert (Abschn. XIV, Anm. 479i

ganz übereinstimmend mit Thomas, s. Abschn. XVII, Anm. 520.

49) Ouodtib. IX, 14, l'. 108 fl‘. Er kommt dort unter Beizieliung vieler Stellen

des Aristoteles zu dem Resultate, dass aus demselben streng genommen wederfllf

unilas formae noch die pluralitas formarum erwiesen werden könne, d.h. er sprlchl

die lucommensurabilität aus, welche zwischen dem Aristotelismus und den dami

ligen theologischen Bekümmei‘nissen besteht.

XIX. Heinrich Goethals v. Gent. Aegidius v. Lessines. 195

nehmen seien“). Freilich konnten wir schon aus seinen Erklärungen

über die Materie entnehmen, dass er zu jenen gewöhnlichen christlichen

Dualisten gehöre, ‚welche das Sein so scharf als möglich in zwei Theile

zerreissen, um die Kluft zuletzt durch ein göttliches Wunder zu über

brücken. In solcher Weise hat er ja auch betreffs der Erkenntniss des

Einzelnen, welche Lamarre schärfer ins Auge fasste (ob.Amn. 31), ledig

lich ein der Moraltheologic entnommenes Bedenken 51).

War somit im 8. und 9. Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts der Tho

mismus von verschiedenen Seiten her zum Gegenstande bestimmter immer

wiederkehrender Angriffe gemacht werden, so verhielten sich erklärlicher

Weise die Schüler und strengen Anhänger des Thomas nicht als ruhige

Zuschauer, sondern vertheidigten nach Kräften ihren Lehrer.

So suchte schon Aegidins von Lessines in einer i. J. 1278

verfassten Schrift „De um'!ate formae“ 52) den Thomas gegen den Ver

dacht der Anorthodoxie zu schützen 53); in philosophischer Beziehung

aber wiederholt er dabei auf dem Standpunkte des thomistischen Aristo

50) Ebend. lll, 14, f. 108 r. A: In formis substantialilms‚ quae arm! actus tan

lum mm nali per se exislere nec agere separatim, „allem es! inconveniens, quod ipsa

essen!ia eamm esl ipsa polenlia, qua eompasilum agil suam propriam cl per se

aelionem debitam ei ratione formac substantialis. Ebend. IV, 13, f. 162 v. B: Es!

aulem posilio ponenlium gradus [ormarum in umnibns !alis, so. quod in qualibe! re

naturali et individuali saut plures formae substanliales ordinem et colliganlium naht

ralem ad inoicem habentes et sinnt! per suam substanliam existentes in eodcm, qua

rum alle. quae est ultima adveniens, completina es! en!is illius (s. ob. Anm. 24 u.

30) f. 164 v. A: Ouia aliquibus apparel, quod mm sit alia ratio, quarc in

eodem plures formas seeundum gradus panere oporlebal‚ quam rtieersilas operationum‚

negan! pluralilatem [ormarum de qualibel re...‚.. f. 166 r. A: Ouandoque in .\‘criplis

aliquorum philosopltorum vel aliarum doctorum inveniatur gradus e! ordo formaram

substantialiam in eadem re a solo agenle naturali producta in esse, semper ziehe!

ezpnni quoad diverses rationes intenlionum in inlelligenda vel quoad diverses vir—

!ules r! primipia agendi. Hierauf folgen f. 168 die obigen theologischen Einwände

betrelfs des Körpers Christi und des Abendmahles (s. Anm. 19 u. 30), sodann aber

die Entscheidung f. 170 v. B: Dicimus iyilur negando pluralilatem formarum re e!

natura difl’crcnlium in relms naturalibns a solo um'eo ayente naturali produclarum,

quod neecsse es! panere pluralilalem e! gradum Iormarum in homine propler duplex

ayens, unum naturale e! allcmm supcrnaturale Agens supcrnaturalc produci! de

m'hilo formam, quae es! anima, perficienlem hominem complelive in esse speci/ico, ad

quam suscipiendam disponll maleriam agens naturale. Hiezu ebend. 14, f. 181 v.B:

Haute xecundam duas formas es! tantum antun in acta.

51) Ebend. IV, 21, f. 201 r. A: Si intelleclus ralionalis singularia von cogno

scerel, neu ralu1itas ralionalis ad singularia amorem haberc posset; rammt enim

esse! praeceplum de dilestinne prozimi. Hierauf aber folgt die oben, Anm. 37, an

geführte Stelle, welche von Uebertreibungen des Thomismus absehend demselben

zustimmt.

52) Die Wissenschaft verdankt eine nähere Kenntniss dieses Autors dem Fleisse

Ilaur€au’s, welcher (De la phil. scol. ll‚ p. 247 ff.) aus einer Sorbonner Handschrift

Einiges mittheilt.

53) Ebend. p. 247: Ouoniam in quaeslione de unitale formen in |mo ente,

circa qnam dnolores lam in theologia quam in philosophia authentici et famosi diversi

mode sentiun! e! diverse lenen! ac lradunl, nomiulli eurem sie suam posilionem co-‘

„unter adstruere, u! reliquam damnen! e! reprobenl ac eam asseran! nec veritale

subnixam e! „an solum inopinabilem esse sed eliam haerelicam et conlra fidem autho

licam‚ ideo sequens opus allen!avimus n. s. w.

13‘

196 XIX. Aegid. v. Lessines. Bernh. v. Trilia. Gottlr. v. Fontaines.

telismus E"‘) nur in verstärkter Betheuerung die Ansicht seines Lehrers,

indem er an der Hand Avicenna’s die Einheit der Wesensl‘orm, in welcher

das totale Sein des Dinges nach all seinen Theilen liegt, behauptet und

die Maniglaltigkeit der verschiedenen wesentlichen Bestandtheile als eine

bloss accidentellc den Momenten der Gestaltung und der äusseren Thätig

keit zuweist“).

Auch von Bernhard von Trilia (gest. 1292), welcher ongelähr

zur selben Zeit mit seinen „Quaestiones de cognz'tione animae“ zur

Vertheidigung des Thomisrnus auftrat, können wir, soweit unsere Kunde

reicht, betrell's der logischen Streitpunkte nichts Anderes berichten, als

dass er die Universalien sowohl in objectiver Beziehung 56) als auch

hinsichtlich des subjectiven Erkennens ganz im Anschlusse an Thomas

besprach 5 7).

Wenn sodann der Sorbonnist Gottfried von Fontaines (oder

de Fontibus) jene Verdammnngs-Urtheile, welche Tempier gegen ein

zelne Artikel gerichtet hatte, missbilligte, da jene Dinge durchaus nicht

so spruchreif, sondern erst noch eines näheren Studiums bedürftig

seien 53), so werden wir ihn schon darum den Anhängern des Thomas

54) Ebend. p. 250: Dieimus mm: Aristotele summa philosopho, omnes [mm

materiales produci de polenlia maleriag. quae naturaliter et per viam natura:

producrmlur.

55) Ebend.: Prima sciendum, in unoquoque eure uno singulan' unam lanlum

esse formam ‚substantialem, danlem esse subieclo et omnilms, quue subieclo (zu lesen

de subieclo) et quae in suln'ecto dicurrlur artte adventum huius [ormae‚ Concedimw

et pom'mus im, quod lolum esse subiecli et 0mm'um parlium eins essenlialium :Il

ab ipsa forma, quae da! esse ipsi subieclo specifieum..... Corpus tale, quod fll

subieclum animae. rationem, qua es! eorpns huius animalis. habe! a forma, quae et!

anima; et rationem, qna est physicum corpus Ituius artimalis, simililer habe! all

anima; et rationem, qua dicitur esse corpus physicum organieum huius animalq.

habe! ab eadem anima (p. 251) Ouia lolum esse individui cst ipsum esse spetifl‚

ideo, quia ab anima irres! Imius esse speciei‚ per consequens ipsa erit esse lolw

quod es! individuo; unde dat esse et corpori el parlilms eins et omnibus, quae dl'

cunlur esse in ipso individuo ”lud esse, a quo denominanlur parlcs ipm“

subierli in quanlum differunl in esse, v. g. quod caro dicilur eure et non vs e...ifl

sie de singulis, nun es! aliud ab esse, quod habent ab anima, nisi per accidrns M

l‘um, inquanlum istae parles cousiderantur dislinclae per figuram animalis vl P"

o/fieia diversa. Vgl. Abschn. XVI, Anm. 93 u. 93.

56) Gleichfalls von Haun‘au aus Handschrilten veröfieutlicht‚ ebend. p. 2551

Alii posucrunl, omnes [armes naturales esse lolaliler ab extrinsero, et hoc Ml

per parlicipationem idearum, ul I’lan posuil, vel ex influenlia intelligenliae W“'

ralae Sed neulra istarum opinionum videlur eonvcm'ens esse...... Idee ulll

mediam m'am lenenles posuerunt, onmes [armes naturales praeazistere in maleria tl

potentia, non in acta, et hau: es! posilio philosophi et ommum Peripaleticfl"'

Vgl. Abschn. XVII, Anm. 508.

57) Ebend. p. 256: Circa adquisitionem [orrnarum intelligibilium in anirna...‚v

quidam posuerunt, originem humanue seienliae totaliter ab inleriori esse, poneflm‚

[ormas omnium rerum cognoscibilinm indilas animue naturaliler ca: sua creatioue...‚

Requirilur, quod animac rationales mm habeanl potentiam inlclleclivam Ml“(“‘

liler per species inlellerluules a principia complelam. scd complealur in eis surcM'“

ucaipiendo eas a relms per arlionem alicuius agcnlis naturalis . . . . .. Intelligere lil

propria operalio et per/ectio animae rationalis. Vgl. ebd.‚ Anm. 493. .

58) Aus Sorbonner Handschriften der Ouvdlibela Golllried's mitgetheilt bfl

D’Argenlrä (s. ob. Anm. 1'0), l, p. 214: Cum aliqua materia es! sie findelerniinatd

in certitudine verilalis, quod absque pen'culo fidei et worum licel circa hoc dirH-"'

XIX. Gottfried v. Fontaines. 197

beizählen dürfen. Und es bestärkt uns hierin Dasjenige, was wir von

seinen um d. J. 1283 verfassten Quodlibeta wissen“), wenn auch in den

kirchlichen Fragen, durch welche damals die Pariser Universität in Be

wegung gesetzt war, die Stellung Gottfrieds als eines Lehrers an der

Sorbonne einen bestimmenden Einfluss ausüben musste. Für uns hier

ist ja nur die logische Parteistellung maassgebend. Vor Allem steht auch

Gottfried wie alle Uebrigen auf der arabischen Doctrin vom dreifachen

Sein der Universalien, und es hat dabei (im Einblicke auf Albert und

Thomas) selbst nichts Anffallendes, wenn er die Universalien post rem

als ein „esse diminutam“ bezeichnet“). Auch finden wir ihn in wört

licher Uehereinstimmung mit Thomas, was das Verhältniss des abstrahi

renden Denkens zur Sinneswahrnehmung‘“), und was die Singularität

der existirenden Dinge betrth 62), so dass auch hier in antiplatonischem

Sinne die Realität der Universalien beschränkt wird 63), indem nach

thomistisch-aristotelischer Weise auch bei der Schöpfung die ewigen

Formen im Denken Gottes nur als Potenzen des göttlichen Willens-Actes

der Verwirklichung vorliegen sollen M).

runde opiaan' absquc temeraria caiaacaaqae partia assertioac, ponere viaculum vel

ligamen, qao homines ad anam opinionem detineatar, est impedire notitiam veri

fatt's Quantum ad articalos aatem plures saut, de quibas diversimode

opinari licet, worauf er namentlich die zwei oben, Anm. 12 u. 13. angeführten

Artikel nennt und wieder hinzufügt: videntur passe pro opinabilibus repatari .... .‚

(p. 215) Pate! ergo per dictos articulos, qaod stadentes condemnatione ipsoram in

pro/ecta studii plurimam impediantar. Hiezu ob. Anm. 15.

59) Wir sind auf dasjenige angewiesen, was lfaart‘au a. a. O. p. 291 ff. aus

Handschriften veröffentlicht. Ich möchte jedoch nicht behaupten, durch jene frag—

mentarischen Mittheilnngen zu einer vollständig klaren Einsicht gelangt zu sein,

zumal da der Text der dabei benützten Handschriften jedenfalls in einem argen

Zustande sich befindet.

60) Haan‘au, p. 303: Il commence par dtablir qu'il y a trois maniäres d’eftre

pour [es choses: dam la nahm: „esse reale“, dans I’inteliect hamaia „esse dimina

tum“, dem: i’intctlect divin avant 1a cräatioa „esse in causis, esse in potentia“. Die

Bezeichnung „esse diminutum“ ist nur ein verschärfter Ausdruck desjenigen. was

wir bei Albert und Thomas (Abschn. XVII, Anm. 393 u. 505) als „sintililudo“ und

besonders in des Letzteren (ebd. Anm. 500) Redeweise ‚.matcria impedil intel

Iectam“ trafen.

61) Ebend. p. 2941 Universalia in sao esse universali et abstracto non habent

esse in rcrum natura, sed taatum in intellcctu. p. 296: lntellectus agens aiiqaid

facit circa rcm sivc circa phantasma, qaod est repraesentativum rei intelligibilis,

qaia inteltectus facit aniversalitatcm in rebas. S. ebend. Anm. 378. 493, 500.

62) Ebend. p. 297: Nut/a res materialis existit extra in reram natura, nisi

singulariter sit, sc. per comlitiones individuante: designata. p. 302: Bes non existunt

nisi sinqularitcr, prout nomine proprio significaatnr; commanifer aatem sive secun—

dem saam commtmitatem non existant, sed ‚rotem intelligtmtur, et sie etiam nomine

communi generis et sprciei signifiraular. S. ebend. Anm. 497 f., 509.

63) Ebend. p. 297: Rci extra non da! intellectas universah'tatem realem et for—

malem, sed hoc dat ci, quod‚ quia attingitar secandam hunc modum qua sie atlin

gitar‚ fit obieclum intellectus abstracti et caasat abstractam couceptum, qui est um'

aersale formaliter; et hoc ext, qaod dicitur, quod, ticet res existant singulariter,

tarnen universalifer intelliguntur. S. ebend. Anm. 497, 501, 505.

64) Ebend. p. 303: Bes anlequa_m existent, non habeat aliqund esse reale, acc

quantum ad esse essentiae sicat ncc existentiac (vgl. ob. Anm. 46)‚ „ist esse intel

leclum et in potentia sive potentiale Nihit ponitur in den haben rationem tem

porulis exemplaris ad constitacndum aliquid, ut'si ratio idealis, quae es! ch'am ratio

198 XIX. Gottfried v. Fontaines.

Auch das principium individuationis scheint Gottfried doch nur in

der Absicht ausführliehst erörtert zu haben, um zuletzt den Standpunkt

des Thomas zu vertheidigen und zu begründen. Nemlicb davon aus

gehend, dass ja das totale Wesen der Species im Individuum zur Er

scheinung komme, bestreitet er, dass die ludividualisirung auf einem

‚A accidentellen Momente beruhen könne, da ein solches gleichsam die Un

'wesentlichkeit selbst sei, und man dann nicht bloss das Wesen und den

(Träger desselben ungehörig zerreissen müsse, sondern auch die substan

tielle Verschiedenheit der Individuen gänzlich tilge 65). Während aber

alle Vervielfältigung und Manigfaltigkeit sicher ein Quantitatives zu sein

scheine, und man daher geneigt sein müsse, die lndividuation, wenn je

überhaupt in ein Niclit-Subslantielles, vor Allem gerade in die Quantität

zu verlegen, so kehre sich jener principielle Einwand von selbst auch

gegen diese Annahme, weil eben die Quantität (als eine der übrigen neun

Kategorien, welche der Substanz gegenüberstehen) zu dem Accidentellen

gehöre“). So bleibt zur Lösung der Frage nur der aristotelische Be

“, grill‘ der individuellen Substanz übrig, welche freilich nie ohne die quan

titativ auftretende Materie ein Sein haben kann; eben aber die concrete

Determination, welche somit von materiellem Bestande begleitet ist, sei im

effectiva eccedente voluntate1 sicut in nobis ars medicinae et domus in mente . . . . ..

ln divina scientia vel intelligentia nihil ponitur nisi istae ideae, per quas intelli

gimus coym'liones, quas deus habet de rebus quantum ad totum idy quod sunt vel

natoe sunt esse; et sic de rebus, antequam in se ipsis erislan!, non ponitur nisi esse

cognitum eorum. S. Abschn. XVII, Anm. 501, 511, 513.

65) Ebend. p. 298: Cum individua plura sub eadem specie in aliquo conce

niant, . . . . .. per illud aulem, per quod conveniunty differre non possunty videtun quod

supra naturama quam importat species, addal individuam aliquidv per quod natura

communis in illaindividuetur .... .. Sed non videtur posse intelligis addi aliquid per

tinens ad essentiam et naturam individui, quia illam totam dicit species, quae est

totum esse individuorum (vgl. oh. Anm. 55); ergo si aliquid additun videtur esse

aliquod pertinens ad naturam accidentalem videtur ergo, quod individuatio fiat

t per aceidentia..... Secundum hoc esset dicendum. quod quidditas et habens quiddi

tatem difierren! realiter..... Sed illud non videtur posse sture, quia individuum non

\addit supra speciem idl quod non plus includitur in significato individui quam

speciei...... item quod posterius est altere, non potest esse causa illius secundum

quod posterius. Sed omnia accidentia individua (diess letztere Wort ist als sinnlos

zu streichen) videntur esse posteriora et adventicia substantiae..... item non videtur

posse dici, quod accidentia faciant individua vel numero divisa, quia nec secundum

se habent esse simpliciter . . . . .. llem si per accidentia solum fiere! individuatio et

formatis divisio vel distinctio singularium sub una specie, non difi'erren! sub

stantialiter ad invicems sed solo occidentey nec esset unus homo alius ab altero in

substantia. . . . . .. Ergo individuatio in genere substantiae non videtur causari ex

\ accidenlibus.

66) Ebend. p. 300: Sed quia inter omnia entia quantitati soli per se uidetur

convenire divisibilitas in plura eiusdem rationisy . . . . .. videtur ergo, quod haec indi

viduatio vel divisio uel distinctio secundum numerum et per ipsam solam quantitatems et ideo tota dif/icultas praesienntdiisviidnuqaumisihtaibaentisesqsueantum

ad cntia materi-ilia videtur versari circa quantitatemg nam si aliquod accidens sit

causa individuationisp hoc videtur quantitati lribuendum.... (p. 301) oportet dicere,

quo/l, si quantitas divisa sit praecisa ratio famulis huius diversitatis, et non ipsa

forma substantialisy unum individuam differt-el ab alio solum accidentali!" sive

secundum formam accidentaleml et essent plura secundum quantitatem sive plura

quanla, et non secundum substantiam1 sive non essent plures substantiam quod est

manifestum inconveniens.

XlX. Gottfried v. Fontaines. 199

Vergleiche gegen das undeterminirte Wesen der Species der Grund der

lndividuation 67).

Ebenso verbleibt Gottfried, was die unitas formae betrifl‘t, bei der

gleichen thomistischen Auffassung. Sowie er neiulich die dogmatischen

Bedenken des rl‘empier durch eine Distinction zwischen Individuum und

Form beseitigt 68), so betont er auch die Einheitlichkeit jenes Vorganges,

durch welchen ein scheinbar zusammengesetztes Wesen aus dem poten

ziellen Sein zum aetuellen hinübergel‘ührt wird ß9); und dasjenige, was

als eine Manigl‘altigkeit mehrerer Formen in Einem Wesen erscheinen

könnte, setzt er eigentlich auf Rechnung der intentio secunda, indem er

es als verschiedene „signifieaM“, oder als verschiedene Begrill‘sbildung

(res aliter et aliter concepta), welche an Einer und der nemlichen Sache

wirkt, bezeichnet 70).

Sowie es aber eine besondere Aufgabe der Anhänger des Thomas

sein musste, den oben (Anm. 27 fl‘.) erwähnten Angrill‘en Lamarre's ent

gegenzutreten, so unterzogen sich derselben auch wirklich mehrere Tho

misten, nemlich Richard Clapwel, Johannes Parisieusis, Aegidius Romanus,

und etwas später Herveus Natalis und Wilhelm Durand. Jedoch es sind

diese Vertbeidigungsschriften entweder verloren gegangen oder nur hand

67) Ebend. p. 301: Cum suppositum dicat individuam in genere substantiam

est ens per se existens et in se subsistensg tate quid autem est substantia prima,

quae .....proprie et principaliter et maxime dicitur substantia. Ergo in sua ratione

non inctudit nisi quae ad rationem substantiae pertinenty et sie, quamvis non

habeat esse sine quantitatel inquantum est substantia mu!eria!is‚ tamen illam per se

in suo ratione non includit quidquid importat natura signi/fcatet nomine com

muni sub ratione communi et indetenninata....... cum hoc non xi! nisi id quod ad

substantiam perlinetl hoc totum est naturalej quod (Heureau gibt totum et natura

aliquid) imporlat sub ratione propria r! determinata suppositum significatum nomine

individui . . . . .. Dicendum es! de hoc homine, puta Soeratel comparato ad ltomineml

quod huiusmodi accidentia determinata non magis sunt de signihcato vel ratione in

dividui, puta Socratisy quam accidentia indeterminata de ratione speciei-i puta herni

nisi cum species tamquam substantia secunda de individua tamquam de tubltantia

prima per se et essentiatiter praedicatum Vgl. bei Thomas, Abschn. XVll, Anm. 520.

Vielleicht mite die Uebereinstimmnng noch deutlicher hervor, wenn unsere Quelle

reichlicher flosse.

68) Bei D’Argmh'e a. a. o. p. 216: Atia autem opim'o‚ quae ponit plures

fornlas, .....pom'!‚ quod eodem modo oportet ponere idem corpus numero .....in

aliis homim'hus, sicut in christo (s. ob. Anm. 19 u. 30) En'am nec Parisiis

habetur pro eworc, quod corpus christi vel alterius hominisi quantum ad formaml

sit aliud vinum et mor-tuum vel divisam, ticet esset error ponere de corpore Chrislr,

quod non sit idem, quantum ad suppositum, vivum et mortuunL

69) Bei llaurdou a. a. O. p. 291: Non alio productione producitur potentia et

accidensl sed eo ipso, quo producitur unica productione totum compositum per se ez

potentia et acta, producuntur partes in illo composita ez consequentil quia producto

toto producuntur partes. Vgl. Abschn. XVll, Anm. 521. Auch hier jedoch wäre

eine reichere Mittheilung wünschenswertb gewesen.

70) Ebend. p. 294: ivec entia speciatia se habent ad ens sicut species deter

minantes ipsum1 sed magis sunt significata eius etiam usque ad speciatissima descen

dendo. p. 302: Patet quomodo suppositum est idem vel non idem cum natura, quia

non differt sicut conceptus communis et indeterminutus qualis est conceptus ge

nerisl et conceptus speciatis et determinalusv qualis est conceptus spcciei, nec differt

natura speciei, quae significant unam et eandem rem aliter et aliter conceptam et

inteitoctaml quantum ad i'd, quod ad ipsam essentiam rei pertinet. Vgl. bei Thomas,

ebd. Anm. 506, und unten Anm. 74.

200 XIX. Johannes von Paris.

schriftlich vorhanden mit Ausnahme jener einen, welche unter dem Namen

des Aegidius Romanus gedruckt wurde, aber mit grosser Wahrscheinlich

keit dem Johannes Parisiensis dem Jüngeren (um d. J. 1290}

zugeschrieben werden muss“). Die Widerlegung selbst ist hier. was

den ersten Angriffspunkt, d. h. das principium individuationis (s. ob.

Anm. 28 f.), betrifft, unendlich schwach, denn sowohl bei der Individuen

lität der Engel 72) als auch bei jener der menschlichen Seele 73) appellin

der Verfasser einfach an die göttliche Allmacht und kann so seinem

Gegner Goethals (s. Anm. 48) hrüderlichst die Hand reichen. Besser

ist die Frage über unitas formae erörtert, indem vorerst die Bedenken

hervorgehoben werden, welche aus der Annahme einer Vielheit der Formen

(auch bei jener Gradabstnfung der Vervollkommnung, s. ob. Anm. 30) sich

ergeben, sodann aber gleichsam ein Vermittlungsversucb folgt, welcher

die grösste Aehnlichkeit mit der so eben erwähnten Ansicht des Gottfried

von Fontaines hat; nernlich auch hier wird daran festgehalten, dass sach

lich nur Eine Form wirke und bestehe, aber andrerseits knüpft sich das

Zugeständnis daran, dass die Denkauffassung an Einem Wesen verschie

denes bald höher bald niedriger liegendes Allgemeines festhalten und in

gleicher Weise mehrere Formen des Einen Wesens unterscheiden könne u).

7L) Die Gründe, warum Acgidiu5 Romanus nicht der Verfasser des Dr/eu

sorium’s sein könne, hat schon Oudin, Gomm. de seriptt. cooles. III, p. 635 fi.

schlagend dargelegt, und die Motive. aus welchen er dasselbe dem Johannes Pari

siensis zuweist, halte ich, soweit in solchen Dingen überhaupt sichere Resultate

erreichbar sind, für nahezu hinreichend. Dass von den beiden Johannes Parisienses.

welche dem 13. Jahrh. angehören, nur der Jüngere, welcher den Beinamen „Punng

asinum“ trug, in Frage kommen kann (— der Aeltere blühte um 1230 —), verilelll

sich von selbst. Was über beide in ”ist. litt. de la Freuen, XIX, p. 422. gesagt

ist, lohnt sich kaum der Mühe des Lesens.

72) In der oben (Anm. 27) angeführten Ausgabe f. 9 v. B: Cum eo ipso, q1wd

samt [ormae simplices sine materin subsistentes‚ manifestum sil, eo: difl'erre Wlfl

differentia formali, quac fncit diversitalem in specie‚ diene, eo: mm esse pMSI

eiusdem speciei, neu plus derogat divimrc potentiae, quam divers, quaecunque difl‘em'

spenie, mm passe esse eiusdem rpect'ei. (Als Beispiele dieses göttlichen Wunden

folgen dann cam's und lupus.’)

73) Ebend. f. 54 v. B: Multa snnt impassibt'lia naturac, quae nun sunl impvt'

sibili'a deo (f. 55 r. A) Deus ipse est princt'pium e/feetivum animae tam quoml

esse, quam etiam quoad numeraliunem.

74) Ebend. f. 18 v. B: Multi/wie multisquc modis magistri et multi circa unz

tatem formue substantialt's labm'anerunt. .. (f. 19 r. B) Oporteln't isth srcumlum

modum, quo loquuntur, fingen, quod forma ani1nae rationatis prima perfiriet snM

materiam pure spiritualem‚ et mediante hac materiam sensitivae minus spiritunlm

et mediantibus illis ulten'us materiam vegetativen minime spiritualem‚ et Inndrm Ill

timo materiam rorporalem; et erunt quatuor . . . . .. (f.19 v. A) Oportel, “(am /ornm'"

per/ectiorcm includere in se totem impcrfcctionem, quae est in forme imperfectiori„„.

(B) Ex quo sequitur, quod in illa una re‚ em'us sunt istae formen, saut (inne emle

tiae vet duo aetus esscndi rot subsistendi, quod est impossibile. Esse enim est ip”

artualilas quidditatis vel naturue. cuius est. Imposst'lu'le est omnino per modum.

quo isli ponunt, pluralilalcm formarum substantt‘alium in eodcm sustinere. W"

modus alias, siqm'dem possibite ext, invertiutur..... et hoc ex direndix in nrtttulß

prozimo dominu adiuvante patelu't. Diese Lösung nun ist folgende: (f. 20 v.Bl

Omnes formae substantieles in IHM) proprietate conveniunt‚ quod quaetibct da! u:l

substantiae et constitui! ens subsislens, et ideo intellectus noster habet unum rom

munem com‘eplum et abstrahit unam formen: communem, secundum quer» quodhbfl

nonslitutum dicitur substantia (f. 21 r. A) Et. sie intelligendum est de generrbtfl

XIX.Joh.v.Paris. Th.Docking. t)l.Brito. Jac.v.Rav. K. v.Halberst. 201

Der Vorwurf endlich betreffs der Erkenntniss des Singnlliren (Anm. 31)

wird hier im Anschlusse an jene Stellen, in welchen sich Thomas weniger

einseitig geäussert hatte, glücklich beseitigt 75).

Möglicher Weise nun könnte auch die eine oder andere jener klei

neren Schriften, welche mit Unrecht dem Thomas von Aqnin zugewiesen

wurden (s. Abschn. XVII, Anm. 484), bereits in diesen ersten Stadien

der Parteikämpfe ihre Entstehung gehabt haben, nemlieh allenfalls „De

natura generis“ und „De intellectu et intelligibiti“; du jedoch andere

derselben entschieden schon auf scotistische Ansichten Bezug nehmen, so

halte ich es für besser, die Darstellung des Pseudo-Tbomas nicht allzusehr

zu zerreissen, und somit auch die zwei genannten kleinen Schriften neben

anderen erst unten nach Scotus zu besprechen"), indem ja zwingende

chronologische Gründe betreffs einer früheren Abfassungszeit jener beiden

nicht vorliegen.

Hingegen soll um der Vollständigkeit willen nicht unerwähnt bleiben‚

dass noch jener Zeit sowohl Thomas DOCking (Cancellarius in Oxford),

welcher die zweite Analytik commentirte 77), als auch Olivier Brite,

welcher eine Erläuterung zu Sophist. Elenchi schrieb“), angehörten.

Diese Schriften Beider aber besitzen wir nicht mehr. Auch J acobus de

Bavanis (gest. 1296) möge nicht gänzlich ungenannt bleiben, wenn auch

die frühere Annahme, ‚dass er als der erste die Logik auf die Jurispru

denz angewendet und biedurch einen gänzlichen Umschwung des Rechts

studiums hervorgerufen habe, in neuerer Zeit auf ein höchst bescheidenes

Maass geschichtlicher Wahrheit reducirt wurde“). Ob Konrad von

Halberstadt (um I295),wirklich „De logica" geschrieben habe, muss

dahingestellt bleiben 80).

Nun aber traten alle jene Controversen, welche durch die Logik

des Albert und des Thomas hervorgerufen werden waren und theils

für theils gegen den Letzteren Partei genommen hatten, durch den Fran

et speciebus sibi invicem subm‘dinatis .. .. Cum em'm species sit td ipsum quod aenux,

puta „hamo“ est illud ipsum quod „animal“, prout animat de homine pracdicatur

nec es! pars homt'm's serundum rem, sed sotum sccundum rationem, .... . similiter

opertet dicere, formam spert'ei esse formam ipsius generis . . . . .. Una igilnr forma

secundum rcm ext plures secundum rationcm, so. magis universalis et minus univer—

satt's. Et sie materiam rccipere formam magis universalen: ante aliam, non est atiud,

quam materiam reciperc formam conceplam secundum rationem unam mute semetipsam

ronccplam secundum rationvm attam. S. Anm. '70, woselbst „elfter et aliter concepta“.

So stehen wir hier jenen alleren Ansichten über „status“ (Abschn. XIV, Anm. 129)

oder über „maueries“ (ebend. Anm. 85) so ziemlich nahe.

75) Ebend. f. 4 v. A: Per spedes intelligitn'les universales, quas abstrahit in

tellectus, non poteat acta intelligere nisi ennrertendo so ad phantasmata singuta—

rium..... Thomas intendrbat solum, quod non cognoscit singularia rerum male—

n'atium prima et directc n. s. f., kurz mit den nemlichen Worten. wie wir bei

Thomas, vor. Abschn., Anm. 499 f. „reflezt'o“ oder „materia impedit“ u. dgl.

trafen.

76) S. unten Anm. 265 IT.

77) Oudin a. a. O. III, p. 525.

78) ”ist. litt. de ta France, XXI, p. 303.

79) Savigny‚ Gesch. d. rom. Rechts im Mittelalt., V (2. Anfl.), p. 605 IT.

80) Denn die Glaubwürdigkeit des Trithemius (Amt. Hirsang. ad mm. 1295) ist

bekanntlich sehr gering. Was aber die angebliche „Mensa philosophica“ Konrad’s

betrifft, s. unten bei Auguilbertns in Abschn. XXII.

202 ‘ XIX. Dnns Scotus.

ziskaner Johannes Duns Scotus (gest. 1308 — bekanntlich „Doctor

subtih's“ genannt —-) insoferne in ein höheres Stadium, als derselbe sie

strenge und präcis formulirte und hiermit in fester Parteistellung folge

richtig durchführte. Es ist leicht gesagt, Duns Scotus sei der abstruseste

aller Scholastiker, während doch ein genaueres (allerdings mühevolles}

Studium seiner Schriften ihn uns als einen scharfsinnigen Denker zeigt.

welcher das damals zugängliche Material vollständig kannte und zugleich

mit distinclivem Verstande durchdrang. Anziehende Reize als Schriftsteller

besitzt er wahrlich nicht, denn seine Methode besteht bis zur Ermüdung

des Lesers darin, dass er unablässig bei jeder Frage oder jeder Thesis

zunächst mit „Videtur, quod non“ die möglichen Gegengründe (zuweilen

wirklich mit haarsträubender Spilzfindigkeit) aufstöbert‚ sodann unter „In

oppositum“ die Gegengründe der Gegengründe und die positiven Gründe

vorführt, und hierauf zuletzt die „Solutio“ darbietet, und zwar meist mit

detaillirter Rückhezichung auf die Gründe und Gegengründe. Aber hinter

dieser struppigen Form steckt ein Denken, welches, soweit diess im Mittel

alter überhaupt möglich war, wenigstens weiss, was es will, und auf

Grundlage der damaligen allgemeinen Anschauungen die Tragweite der

Begriffe durchmisst, und diess ist im Vergleiche mit der Bornirtheit eine:

Albert und eines Thomas jedenfalls für den Leser wohlthuend. Audi

besitzt Scotus darin unsere Sympathie, dass er (— um mit modernen

Worten zu sprechen —) auf der Unerkennbarkeit des Absoluten steht

dass er als lndetermiuist die thomistische Unterordnung des Praktisch!»

unter das Theoretische entschieden bekämpft, und dass er der TheohW

nur eine praktische Wirksamkeit im Gebiete des praktischen Glaubens In

weist, wobei sich in dem Verzichte auf theoretische Begründung dfö

Dogmas wieder einmal die Richtigkeit des augustinischen „Credo, qvw

absurdum“ zeigt. Doch diese Gesichtspunkte überschreiten die Gränzen

der Geschichte der „Logik“*“).

Um aber dasjenige darzustellen, was von Scotus hielter gehört, lSl

es vor Allem uothwendig, unter seinen Schriften 82) die zweifelhaften oder

unächten von den unbestreitbar ächten auszuscheiden. Somit müssen bin

in Betracht kommen vor Allem seine Quaestiones in universam logium

(d. h. zum Porphyrius und zum ganzen Organon mit Ausschluss flfl

Topik), sodann abgesehen von einzelnen Stellen der Gomment;ue zu D0

anima und zur Physik auch die Quaestiones in melaphys. (die C0nvl"

siones ex libr. metaph. sind eigentlich eine blasse lnhaltsangabe), femfl‚

wie sich von selbst versteht, der ausführliche Commeutar zum Pelflß

Lombardus, d. h. das sogenannte Opus Oxoniense, sowie die Reporw'“

Parisiensia (eine Art Auszug des eben genannten grösseren Weer l

auch der Tractatus de modis significandi seu grammatica speculatinu" » \

81) Mit einigen Worten jedoch müssen wir unten (Anm. 221) wieder dm“l

zurückkommen.

82) Es gibt nur Eine Gesammt-Ausgabe der Werke des Scotus, welche di‘

überaus gelehrte Wadding (Lngdun.1639, 12 Bände fol.) besorgte und durch zah

reiche Commentare bereicherte.

83) Letzterer Zusatz in der Titel-Ueberschrift dürfte wohl erst von der -“f"

tistischen Schule ausgegangen sein; wenn aber als Verfasser dieses Buches 8"

XIX. Duns Scotus. 203

und der Tractatus de prima principio und die Theoremata; in den

Quaestiones quodlibetales aber lehnt Scotus die Detail-Erörterung der

logischen Haupt-Controversen meistens ab, insoferne dieselben schon bei

Erklärung des Sententiarius besprochen sind. Hingegen muss ich als un

ächte Schriften bei Seite lassen sowohl den Commentarius textualis in libr.

metaphß‘) als auch die Quaestiones miscellaneae de formal-itatibus 85).

Die Logik des Duns Scotus, welche, wie sich zeigen wird, einen

reichhaltigen Kreis scotistischer Litteratur zur Folge hatte, beruht nicht

etwa auf völlig neuen Pfaden, welche er von sich aus geschaffen und er

öffnet hätte, sondern derselbe ist, was das traditionelle Material betrifft,

ebenso abhängig und bedingt wie alle Autoren des Mittelalters. Aber er

unterscheidet sich von Anderen zunächst durch eine überaus reichliche

Beiziehnng der byzantinischen Logik, bei welcher er häufig auch bis zu

Wilhelm Shyreswood zurückgreift“), und sodann vor Allem durch eine

begrifl‘smässige Präcision und Consequenz, mit welcher er das aristote

lische, arabische und byzantinische Material ausm'itzt, so dass hiednrch

wirklich manche neuen Wendungen aus dem alten Stoffe heraustreten und

sich trotz aller Gegnerschaft der Uebergang zu Occam vermittelt.

Was zunächst die Stellung der Logik überhaupt betrifft, so tritt die

selbe bei Scotus ebenso wie bei Albertus Magnus grundsätzlich innerhalb

der „speeulativen“ Begabung des Menschen dualistisch neben die „realen“

Diseiplinen (Physik, Mathematik, Metaphysik), indem die „rationale“ Wissen

schaft (Grammatik, Rhetorik und Logik enthaltend) dem subjectiven Er

fassen des Objcctiven angehört“). Das Verhältniss der Grammatik zur

der Augustiner Albertus de Saxonia genannt wurde, so scheint Wadding (Vol. l,

p. 41 f.) diesen Verdacht der Unächtheit genügend beseitigt zu haben.

84) Derselbe ist entweder ganz von Antonius Andreas (s. unten Anm. 443 ff.)

verfasst oder wenigstens von ihm revidirt und vermehrt, eine Annahme‚ welche

auch durch den von Wadding (Vol. IV, Prooem.) zu Hilfe gerufenen Cavelli nicht

widerlegt ist. '

85) Der Bericht selbst‚ welchen Wadding (Vol. lll, p. 441) dieser unvollendeten

Schrift voransschickt, enthält eigentlich mehr Gründe der Unzichtheit, als der Aecht—

heil. Es versteht sich von selbst‚ dass das Buch der scotistischen Schule angehört.

Wir werden unten die Keime desselben beim ächten Scotns (Anm. 147 ff.) und

später die. scotistisehe Lehre betreffs der Formalitales selbst sehen (Anm. 529 ff.).

86) An Einer Stelle Ouaest. in metaph. V, 7, (Vol. IV) p. 618 B nennt er ge

legentlich des „infim‘tum“ den Shyreswood mit Namen; andere stillschweigende

Rückbezichnngen werden wir unten mehrere treffen.

87) Sent. Lila. lll, bist. 34, (Vol. VII) p. 728 f.. woselbst Scotus in folgender

tabellarischer Form den Imbitus des Menschen eintheilt:

metaphysieus

realis mat/temalicus

speculativus phi/‚ums

_ 4 logacus

intellevtualis rattettahs {rhetoncuf

grammutmus

. circa ugibilP.‘ prudenlia

pmcmus { circa factibile: medicina und sämmlliche Gewerbe

‚ ‚ ad alterum: instilia

“PPellfwus ad w '. sum [erliturlo

‘ p tempernnlia.

Ou. :up. An. post. l, 47, p. 415 A (die logischen Commentare stehen sämmllich in

Vol. l): Ens ratiom's es! subiectum Iogicas, an: inquantum mobile m subieclum u

204 XIX. Duns Scotus.

Logik wird dabei allerdings in der üblichen Weise abgegränzl: aber in

Bezug auf Wahrheit und Falschheit der Urtheile, worin natürlich der Um

kreis der Logik liegt, hält sich Scotus nicht bloss an die arislotelischen

Bestandlheile des Urtheiles, sondern zieht principiell auch den Inhalt der

byzantinischen Logik bei, indem er an significatio und suppositio temi

norum, sowie an consequentia und copulatio u. dgl. denkt“).

Auch den Unterschied, welcher zwischen Logik und Metaphysik neben

manchen Berührungspunkten doch als ein wesentlicher besteht, erblickt

Scotus ebenso wie all seine älteren und jüngeren Zeitgenossen in jener

intentio seconda, welcher wir nun seit den Arabern stets schon begeg

neten, und er spricht in manigl'altigen Wendungen wiederholt es aus,

dass die Logik jene Momente, welche von ratio oder von intellectus oder

von conceptus ausgehen, kurz also der subjectiven Werkstätte angehören,

auf das objective Wesen der Dinge „anwende“ — applicare —3').

Eben hiedurch entscheidet er auch jene Frage, ob die Logik als

modus sciendi selbst eine Wissenschaft sei (s. bei Albert und Thomas

Abschn. XVII, Anm. 363 ll'. u. 489), im Anschlusse an Alfarabi dahin,

dass die Logik einerseits als docens wirklich eine Wissenschaft ist und

Inrolis scientiae, ens sub absoluta ratione est subiectum metaphysioae. Vgl. Abschn.

XVII, Anm. 362. und selbst Hugo v. St. Victor, Ahschn. XIV, Anm. 45.

88) Ou. sup. An. pr. I, 19, p. 301 B: De partibus orationis grammatica

considerat ....in ordine ad congrui!atem..... Sed logicus considerat de istis in ordw

ad veritatem et falsitatcm, se. prout possunt csse partes principales cnuntiationis rem

vel fatsae, se. soln'eclum, praedicalum‚ vcl copula. et tales partes sunt praerise nomina

ct verbo. Nam aliae partes orationis non sunt nisi determinationes vel dispositiva“

designantes signi/icationcm vel supposrtionern lerminorum, so. nominis ct rerbigaut

modum significandi vel supponmdi, aut diversam modum sequendi unius ex altcra

vel diversam modum copulondi diversa ab inriccml et sic de aliis.

89) Ou. sup. Elench. 1, p. 224 A: Logica est de communibus et philosophia

prima (s. Ahschn. XVII, Anm. seo u. 546), sed diversimode; nam philosophia prim

considerat ens, inquantum ens est, unde considerat rem secundum suam quidditotmy

et quia quidditas rci es! entitas per se rei, considerat rem secundum suam antilo

tem . . . . .. Similiter logica es! de ente eommuni, scd ens cst duplex, sc. natum

et rationng ens autcm naturae inquantum late est, cuius esse non dependet ob animi

sed ens rationis dicitur de quibusdam intcntionibusl quas adinuenit ratio in ipsu

rebus . . . . . . .. Ouia ergo logica est de huiusmodi intentionibusj quae applicabile: smit

omnibus rebus, ideo dicitur ex communibus procedere. Ou. sup. An. post. I,43, pillei

Scicntia dicitur communis dupliciterz uno modo communitate subircli, alio modo com

munitate applicationis. Primo modo metaphysica est scientia communis; .....securtdt

modo dialectica es! communis. Sent. Lib. Il, Dist. 3. Ou. l, (Vol. IV) p. 357: M"

solum ipsa natura est de se indifferens ad esse in intellectu et in particulari ac P"

hoc ad esse universale et singulore, sed et ipsa habens esse in intellectu non llath

primo ez se universalitatemg licet cnim ipsa intelligatur sub unioersalitalc ut id

modo intelligendi ipsam, tamen universalitas non est pars conceptus cius primi, qui

non conceptus metaphysicil sed logici; logicus enim considerat secundas intentiow

applicatas primis secundum ipsum Arviccnnam (s. Abschn. XVI, Anm. 74). om

Praedicam. 2, p. 126 A: Pracdicamento dupliciter possunt consideraris uno mode, ""

quantum considerontur a ratione, sive aliqua proprietas ab intellectu causata eis attnj

builur. Primo modo de eis considerat metapkysicus, secundo modo hic dc w

consideratur. 0a. sup. An. post. I, 27, p. 387 B: Aristoteles in tota logica condidit

passione: de intcntionibus secundis, ut de enuntiatione et syllogismo, quia intcntronlt

secundae sunt subiectum lugicae, de quibus logica considerat possiones. Vgl. Abschn

XVII, Anm. 363, 380, 394, 489, 506.

ll

XIX. Duns Scotus. 205

andrerseits als utens den modus für alle übrigen enthält"°), so dass wir

hier wieder in anderer Weise als bei Lambert v. Auxerre (ebend. Anm.

104) den Begrifl' einer „angewandten Logik“ treffen.

Was aber den eigentlichen Gegenstand und Zweck der Logik be

trifft, so erwähnt Scotus jene Ansicht, nach welcher der Begriff als das

wesentliche Object betrachtet und in den Thätigkeiten des einfachen Er

fassens, des Zusammensctzens und des Erörterns (— Kategorien, Urtheil,

Syllogistik —) die Begrill'sbildung in den Vordergrund gestellt wurde“),

und er schliesst sich auch ausdrücklich an eben diese traditionelle Drei

theilung des Gebietes der Logik an 92); aber er stellt sich dabei grund

sätzlich auf jene Seite der arabischen Auffassung (Abschn. XVI, Anm. 15,

78 L, 240), nach welcher zum Behul'e des Fortschreitens von Bekanntem

zu Unbekanntem der Syllogismus als der ursprüngliche und eigenthüm

liebe Gegenstand der Logik zu bezeichnen ist, so dass die einfachen Be

grill‘e und deren Zusammensetzung in den Urtheilen nur als Bestandtheile

90) Ott. sup. Porph. l, p. 87A: Queero, utrem logiee si! seientia. Videtur,

qaod neu. Modus seiendi non es! scieutia; toyiee es! modus Dieendum, qaod legten es! scientia; qeae enim in ee dezenter,seideenmdoin;sterragtoiveetce.ventu

duntar staut in aliis seientits; ergo sciuntur.... Intri!igcndunt es! tarnen, qeod logica

dup!iciler emxsideretur. Uno modo inquantam es! doeens, et sie es: necessarit's e! pro—

prii: prineipiis procedi! ad riecessarias ronrlusioncs, et sie es! seien!ia. Alio Mode

inquantam utimur ea applicendo eam ad die, in quilms es! ums, et sie mm es! ex

propriis, sed ex eommunibus, nec sie es! scien!ie . . . . .. p. 88 A: Materieliler heec

praedicatio „Modus sciendi es! scicn!ie“ es! vere, quitl logiea dem! modern sriendi

pro !ento‚ quia es! de syl!oyismo 1)L'i de argumcnto, per quer! (entern habetur scien!ie.

OH. sup. An. post. l‚ Prooem. p. 343 A: Scientia demonstrative dup!iriler potest von

stderari. Uno modo‚ inquanlum uti!ur demonstratione, per il!em so. demonstrans

e/fectus in eliis scirntiis, e! isto matte dici!ar quaelibe! scientie demonstrative. Alte

modo‚ . ‚ . . .‚ quae decet‚ ex quibus e! ex quetibus deine! esse demonstratio. Das

arabische Original s. Abschn. XVl, Anm. 15. Natürlich hat diese Unterscheidung

Nichts damit zu schaden, wenn Scotus anderwärts (Du. sup. Eleneh. 3, p. 225 B)

mit Aristoteles sagt: Scientia dia!ectica traditur per demonstratienem‚ usus tarnen

eius in probabititms consa'sttt; denn Letzteres bezieht sich auf die rhetorische Praxis

des Dialektikers.

91) 0a. sup. t'erph. 3, p. 88 B: Dtcitur‚ qaod subiecttmt togieae es! com:eptas

formales ab arte rationis, quia itle eommum's es! omm'bus in iogiee consideratis.

Nßflt cum acta: ratiouis si! triple.r‚ primus so. indivisibilium intelligentia, sceendes

comp0stti0 ee! divisio istorum simptieium, !ertius discursus formales e noto ad igno

tum, de eorteeptu formato a prima acta es! über Praedieamentorum, qui es! de in

comptczo (Ou. sup. An. pr. l, 7, p. 282 B: Definilio e! descriptio dontur de terminis

ineomplezis), de eoneeplu formato e seeundo acta es! über Periltermem'as, de

concepta formeto e terlie acta es! tota nova logiea, qaae es! de syllogismo et de

eins partitms subieetivis. Die Grundlage dieser Ansicht s. bei Thomas, Abschn.

XVll, Anm. 491.

92) Op. II sup. Perihemt., Proaem. p. 211: Duplex es! operatio intelleetas.

Una, quae diciter indivisiln'lium intelligentta, secundum quam dieitur intellee!us [or

mare eoneeptus simptiees; alle es!, secundum quam compont'! e! dividit . . . . .. ls!is

duabus operatiom'bus addi!ur tertie, quae es! diseurrere ab uno ad atiud‚ et a notis

ad ignote . . . . .. Es! universaliter über Praedieamerttorum de simp!icibus conceptibus,

quos formal, ve! quae sind intelligilu'lia secendum quod SH!!! dicibilia e! ordinebih'a

in genere per se (vgl. ebend. Anm. 429)..... l)e secunde es! über Perihermenies,

.....inteltertus em‘m eomponens e! dividcns forma! enuntiatiom‘m, .‚...e! mm es!

erme!iatio ipse eetus inte!!ectus‚ sed magis agitur ab intelleeta. De istis aetem‚

quee reden! sah ter!ie operatione in!etlee!us, suet tibri norme Iogicee, in que doeetur,

quomodo es! proeedendam a noto ad eognitiunem ineogniti.

206 XIX. Duns Scotus.

der Schlüsse eine logische Geltung besitzen”); d. h. er erkennt an, dass

die durchgeführte Wissenschaft als solche doch nur durch die Operation

des Schliessens zu Stande komme, während die ersten Principien aller

dings unmittelbar durch einen einheitlichen Act des lntellectus erfasst

werden müssen “4). Von besonderer Wichtigkeit aber ist uns dabei, dass

Scotus in jenen drei so eben angeführten Stellen die Syllogistik (d. h.

die beiden Analytiken und die Topik) als „nova logica“ und die Kate

gorien nebst der Lehre vom Urtheile als „cetus logica" bezeichnet, und

somit diese litterarische Unterscheidung, welche wir schon früher in ihrer

Entstehung betrachten konnten, hier bereits als recipirt erscheint 95).

Aber im Dienste dieser syllogistischen Aufgabe der Logik ist es eben

jene Denk-Operation als solche (ob. Anm. 89), welche den entscheidenden

Partei-Standpunkt des Scotus in Auffassung der Logik überhaupt und ins

besondere der Universalien mit sich bringt; nemlieh wenn derselbe sich

präcis und deutlich dahin ausdrückt, dass die Logik weder eine scientia

realis noch eine scien!ia sermocinalis sei, sondern concep!us und acta:

ra!iom's gerade als Drittes in Mitte zwischen res und von: stehen, so

befinden wir uns hier, wenn je irgendwo, bei einem Conceptualismus,

welcher allerdings das Verhältniss des Denkens -zur Sprachbezeichnung

nicht ausser Acht lassen kann 96), aber auch die Beziehung zu den Denk

Objecten feststellen muss, so dass Sein und Denken gleichsam parallel

laufen und der Grundgedanke einer gewissen Wechselwirkung zu einer

Auffassung führt, welche zugleich metaphysisch realistisch auftritt und

logisch nominalistische Handhaben darbietet.

Während nemlieh alle Theile der Logik (d. h. Alles‚ was eine innere

Beziehung zum Syllogismus hat) in der subjectiven Werkstätte des Geistes

93) Ou. sup. l'orph. 3, p. 89 A: Dircndum ergo, quod subicctum prirmm’ "

proprium logicac es! syllogismus, quia slatim pos! de!erminatiouem de ein: pdf‘

libus in cetera logica pranmilli! eius definitionem in prima Pn'orum. .....l’mle

ipsum em'm in veteri logica de!erminalur de ein: parlilms integralibus, sc. de intern

plezo e! de cnunliu!ione, e! de partilms subieclivis in libris Topieorum‚ Priomm 94

Posteriorum, e! de aliis specielms argumenlulionis, quia illae reducuntur d ipsufll..w

Ergo penes eius divisiunem e! u!lribula ilh‘ pa!c! divisio logicae..... Syllogfl<"""

quoad proprietates formaliler ipsum wnsequenles es! subieclum lilm' Priorurn; l“

au!cm suln'eclum lolius Iogirae quoad oumes passioncs in se vel in aufs parlibus inte

gralibus el subierliris vel redueibililms ad ipsum. Schon Albert (s. ebend.Anm.37fh

halte gegen eine solche Auffassung, welche den Syllogismus allzu einseitig betont

polemisirt.

94) 0u. sup. An. posl. l, l, p. 344 B: Principia propric non am! softe, "d

intelleclu; intelleclus em'm es! principiorum, su'entia com‘lusimmm. Hiezu um“

Anm. 108.

95) S. Abschn. XVII, Anm. 5 u. 103.

96) (m. in Praedicam. 1, p. 125 A: Logins non es! scieutia realis ncc srrnw

cinalis‚ quin nec scrmonem nen sennonis passierte: consideral; .. . . immn qund MM

diviaio si! insu/ficiens‚ sie ostenditur: medium inler rem e! sermonem vs! wem!“

vmwep!us. Ergo säen! es! aliqua scienlia per so de relms‚ uliqua per se de rarth

significalivia, .....ila po!esl aliqua scienlia esse per so de conreplu‚ r! Inne P“

logiert, unde per se habe! diri scien!ia rationalis, quod es! de conreplilm: /°"

ma!is ab arlu ra!ionis..... Mullum conrem'! cum sermone prop!cr duo: priflw‚ <l"“

conceptus es! immedialum signifiratum per eurem, de qun conrep!u es! logira; SC“‘"““"

quitt passioncs cmweplux immun! vuci significalivae, sicu! incomple.zum e! comple.rum.

signi/irare uerum ve! fultum, u! signo per naturum significali. S. Abschn. |v'

Anm. 111 1T

XIX. Duns Scotus. 207

— mens - ein selbstständiges Sein besitzen, welches an sich vom Wort

ausdrucke unabhängig ist und seine innere Priorität auch in dieser äusseren

Verflechtung bewahrt 97), sind die Universalien bei Leibe nicht fictiones

intellectus, denn dann wäre ja die Metaphysik und jede andere reale

Wissenschaft für sich gegenstandslos oder mit der Logik identisch”),

sowie umgekehrt die Universalien nur dann als blosse Figmente betrachtet

werden könnten, wenn es in der objectiven Welt keine reale Wesens

Einheit, sondern nur numeräre Einzelnheit gäbe 99). Kurz Scotus erweist,

wie schon Albert gethan hatte, die objective Existenz der Universalien in

der That aus der subjectiven Auffassung, weil es ja von dem Nicht

Seienden keine Erkenntniss geben könne und somit dem Universale Etwas

ausserhalb „entsprechen“ (correspondere) müsse, was eben bei blass Fin

girtem nicht der Fall sei, d. h. das Universale komme ursprünglich und

dem Stoffe nach durch gelegentliche Veranlassung von der objectiven

Eigenthümlichkeit der Dinge her, formell aber in seinem wirklichen Auf

treten als Universale liege es im lntellectus 10"). Hierin nun liegt der

Schlüssel zu allem Folgenden; denn Scotus kann so in dem traditionellen

arabischen Spruche „Intellectus agit universatitatem in rebus" zugleich

den Accent auf die Worte „in rebus" in realistischem Sinne legen 101)

und dabei die ratio universalitatis als eine das Wesen der Dinge an

sich nicht berührende Modalität, welche auf Rechnung des subjectiven

Denkens fällt, bezeichnen l02); er kann das Denken an dem Maassslabe

der objectiven Realität und zugleich die mit künstlerischem Wirken er

zeugten Gedanken an dem Maassstabe des subjectiven Denkens messen,

so dass schliesslich für die Dinge und für das Denken der höchste

97) Ebend. p. 124 B: Iste über (d. b. Categoriae) non ext de decem wer'sz

ut de prima suln'ecto, neu aliqua per: Iogicae es! de von, quia omne: pessiones

syllogismi et omnes partes eins possunt sibi inesse secundum esse, quod habent in

matte, etiamsi non profemntur; sed est de atiquo priore, quod respeetu oocis signi—

ficativae tantum habet rationem significati. Ebenso Ou. sup. Periherm. l, l, p.186 A.

98) Theorem. 4, (Vol. III) p. 269 A: Universalia non saut fictione: intrtleclus;

Inne em'm nunqnam in quid praedicarentur de re extra nec ad definitionem portinerent,

nec melaphysica di/Terrel a logica‚ immo omru's scientt'a esset Iogica, quia de univer

satr'. Vgl. unten Anm. 154.

99) Senf. Ltb. II, Bist. 3. Ou. 1, (Vol. VI) p. 336: Si omm's um'las realis est

numeralis, ergo omiiis diversitas realis est numeralis, et ita umm'a essmt aeque

distincta, et tum: sequitur, quod non plus potest intcttectus abstrahere n, Socrate et

tinea, et esse! quodtibet universale pure figmentum.

. 100) Ou. sup. Porph. 4, p. 90 A: Universale est uns, quia .mb ratione non enlis

m'hit intelligilur, qm'a inlelligibile movet inlcltcr‚tum...„ (B) Universale est ab in

tellcctu, et cum dicitur „ergo rst figmentum“, dieo, quod non sequitur, quia figmento

m'hit correspondet in re extra, universali einem atiquid extra correspondct, a quo

mavetur intellertus ad rausandum talem intentioncm . . . . .. Efi'eetire es! ab intelleclu‚

sed materiatiter sive originaliter eine ocrasionatiter est a proprietate in re‚ figmentum

uero minime ext. S. Abschn. XVII, Anm. 297.

101) Ebend. 9, p. 93 B: Intellectus facil universatitatem in rebus (s. Abschn.

XVI, Anm. 181, vgl. Abschn. XVII, Anm. 378); ergo itta cst in re, non in intellectu.

102) Ebend. 5, p. 90 B: Universale est per so intelligiln'le, quod patet sie:

Primum obiectnm intettcctus‚ sc. quod qutd ext, intelligitur sub ratione universati

latis; itta rero ratio non es! {dem essentiatiter cum itlo quod quid ext, sed m0dus

eins accidentatis; ergo intellectu.< potcst cognoscere dilferentiam intcr suum obicctum

primum et itlum rundum. S. bei Albert ebend. Anm. 392.

208 XIX. Duns Scotus.

Maassslab in Gott liegt'““); und er kann in einer an Abälard erinnernden

Weise in den Universalien das esse in multis und das praeda'cari de

\multis vereinigen ‘04).

Natürlich liegt in dieser Unklarheit über das Wesen eines logischen

; Subjectivismus und eines metaphysischen Objectivismus auch bei Scotus

l eine höchst bedenkliche Schwäche speculativer Auffassung vor; aber für

einen „Philosophen“ wird ja hoffentlich ohnediess Niemand irgend einen

Autor des Mittelalters halten. Hingegen hat Scotus von einem solchen

durch die allgemeine Tradition damals besiegelten Standpunkte aus als

ein verstandesmässig sehr geschulter Denker die Consequenzen durch alle

einzelnen Fragen hindurch festgehalten und durchgeführt. So nimmt auch

Scotus vor Allem die allgemein recipirte arabische Unterscheidung einer

doppelten intentio in dem Sinne auf, dass die secunda intentio, d. h.

die eigentlich logische, ein nachfolgendes Erzeugniss der Denk-Operation

sei und so als Universale bezeichnet werde, während die prima in!entio

als ursprünglich unbedingtes Erfassen auf die objective Quidditat gehe,

' welche wohl gleichfalls Universale genannt werde, aber an sich gleich

gültig gegen Allgemeinheit oder Einzelnheit sei und daher auch im Denken

nicht mit concreter Gegenständlichkeit (subiective), sondern eben nur un

mittelbar vorstellungsweise (obiectt've) auftrete‘“). Und hierin liegt bei

ihm auch die Auffassung der üblichen arabischen Dreigliederung in um'

versalia ante rem, in re, post rem; dann er findet das Universale zu

nächst eben in der secunda inlentio, und dann auch in dem von derselben

benannten Gegenstande der prima intentio, indem der letztere entweder

103) Op. II sup. I’en'herm., 3, p. 215 B: Duplex est in!ellectus. Ouidam es!

mensuralus a rebus, quidam es! mensura rerum. lntellectus nosler per compamlionem

ad res naturales es! mensnralus e! dicilur vems ex hoc, quod es! oonfornu's rot, quae

es! sua mensura. Artificiulia aalen» compamntur ad lntellectum nostrum sicut men

surata ad suam nwnsuram; igitur dicuntur vem ex hoc, quod allingunt per suam

formam per/eelionem formae artificis . . . . .‚ Oaaelibet m naturalis secundum ‚wem

formam imi!atur quodammodo spetiem eins in menle divina, unde usra dieitur, se—

eundum quod ad rationem illius speniei attingil . . . . .. lntellectus nosler simililer

dicitur verus, quia es! cou/ornn's suae mensurae.

104) Ou‚ supi l'orph. 6, p. 91 B: Irres! aliquid universali, quia si definitio

ipsius universalis vera sil, quac es! „praedicaln'le de pluribus“ (s. Abschn. IV, Anm.

197), . . . . .. laue convertibile proc!er essenliam universalis cril illud, quod pom'!

prima Posten'orum, so. „esse unam in mul!is et de mullis“ (ebend. Anm. 137). Et

e ronverso, si illud xi! definitiv bona e! vera, illud eril propn'um. Vgl. Abschn.

XVII, Anm. 167. u. Abschn. XIV, Anm. 2911f.

105) Ou. de anima, 17, 14 (Vol. ll) p. 546A: Universale ocu'pitur aliquandu

pro inlentione secunda‚ quae sequi!ur operaliunem prinmm inlelleclus, qua inlelh'gitur

quiddilus absolute, et is!o modo es! in intelleclu tanquam aliquid factum per

operationem inlellectus...... Aliquando aalen: universale accz'pilur pro re subiecla

intcnlion! secundar, i. e. pro quiddilale rei absolute, quae. quanlum es! de se, nec

es! universalis neu singularis, sed de se es! indifferens (s. Abschn. XVI, Anm. 74);

e! talc es! obicclum intelleclus direclum, non autem es! in inlelleclu suln'eclive, sed

lanlum obieclivc. An unzähligen Stellen treffen wir fortan bis in das 18. Jahrhun

dert (d. b. bis Alex. Baumgarten) diesen Gebrauch der Worte „subiech've“ und

„obieclive“, welcher zu dem jetzigen sich genau umgekehrt verhält: nemlieh damals

biess subicrlicum dasjenige, was sich auf das Subject der Urtheile, also auf die

concreten Gegenstände des Denkens, bezieht; hingegen obiertivum jenes, was im

blossen obiiccre, d. h. im Vorstelligmaeben, liegt und hiemit auf Rechnung des

Vorstellenden fallt.

XIX. Duna Scotus. 209

das entfemtere Object, nemlich die ursprüngliche quidditative Natur (d. h.

ante rem), oder das ‚ nähere Object, nemlich das individualisirte Wesen

(d. h. in re) sein kann, in welch letzterem Falle die Universalität nur in

der indetermiuirteu Allgemeinheit der Aussagbarkeit liegtlo“). Auch be

zeichnet er das Universale ante rem ausdrücklich als das ursprünglich

erste Vorgestellte des Denkens, sowie die secunda interit-io (d. h. post

rem) als „ arma", und das Universale in re als ein „Aggregat aus Ge

genständlichkeit und Form“ '07). Ja er ist geneigt, für die Erkenntniss

der einfachen Begrill'e (Kategorien) und für die Zusammensetzung der

selben (Urtheil) demjenigen, was Sache der prima intentio ist, eine

Priorität zuzuschreiben und die secunda intentio principiell (vgl. ob.

Anm. 93 I'.) dem syllogistischeu Verfahren zuzuweisen, durch welches so

dann die wissenschal'lliche Entwicklung der prima intentio erfolge W“).

Beachtenswerth aber ist (—-— um Occam’s und seiner Vorläufer willen —)‚

dass bei Scotus zum ersten Male jene Dreistellung der Universalien auch

im (‚‘ewaude byzantinischer Logik auftritt, indem das Universale dasjenige

heisst, was von einem Gemeinbegrill'e bezeichnet wird, welcher eine wirk

liche Objeetivität bedeutet, und somit das Universale in re zum „esse in

wppositis“ wird, während die anderen beiden Stellungen des Universale

als Quiddität und als Denkform wiederkehren '09).

Schon aus dem Bisherigen aber ist ersichtlich, dass bei Scotus die

hauptsächliche Schwierigkeit sowohl logisch als auch ontologisch in den Uni

106) Go. in melaph. VII, 18, (VOI. IV) p. 723 A: Uniwrsale sumi potest tri

plicilcr: I'ro intentione secundu, quae est quaedam relatio rationis in prat'dicabili ad

illud, de quo est praedicobiie Alle modo accipitur pro illo, quod dr'nominulur

ab illa inlentione, quod est aliqua ru primae intcntionisl num sccundac intcntiones

applicuntur primis. El sic accipi poli-st dupliciterz Uno modo pro illo, quod quod

ut subiectum remotum ilenominalur ista intentioneg alio modo pro subiecto propinqno;

primo modo dicitur natura absolute sumptu universale, quia non est de se lmcc;

secundo modo non est universale, nisi sit uclu indetcrminutum ilo, quod unum in

telligibile numero sit dicibilc de omni supposi!o. Vgl. Anm. 109.

107) Ou. sup. Porph. 3, p. 89 B: Universale sicut crlero concreta tripliciter

sumitur. uuandoque enim sumitur pro subit-om i. e. pro rc primae intentionisl cui

upplicotur intentio universalia et hoc modo universale es! priorum abiectum intel

leclus; quandoque sumitur pro forma, so. pro re secundae intentionis rausqu ab

intellectu et applicabili nous primae intrnlionis, et sic loquitur togicus proprie de

universali; tertio modo pro aygregato ex subiecto ct forma, et illud es! ens per oc

oidens, quia aggreyat diversus naturasy ex quibus non fil unum per so. Vgl. unten

Anm. 147.

108) O'u. sup. An. post. l, 46, p. 414 B: Triplea: est opi-ratio intellectus. Unu

es! intelliyontia simplicium; alia cst compositio vel divisio. E! quoud illus duas

opcrationcs ros primae intentionis sunt notae prius intellectui. quam secundum Tertiu

es! operolio discorsive: a praemissis ad conrlusionesl et ille discursus est intentio

sucundo r! es! actus rutionis, per quem ducimur in cognitionem primorum intentionum

et aliarum scientiarumg et ideo quoad hunc actum logica est prior ut ita prior in

quantum ad duc!rinam‚ quia per discursum doctrinamun

109) Ou. sup. Porph. Il, p. 94 A: Significato": termini communis signi/icunlis

veram naturam triplioiter potest considerari. Uno quidem modo sacundum esse in

suppositis‚ quod dicitur esse materiale eins,- .....secundo modo consideratur absolute

secundum esse quidditativumj tertio modo ut per formam intelligibili-m ab in

tellectu apprellmzlilur, quod est esse cognitum. et sic insunt ei intrntiom-st lntvllettm

enim cunstderans naturam hominis unam in multis r! de multis oh aliqua proprietate

ieiu-rta in nutum sic considerate movetur ad causandum intentionem et illam causutam

uttribuit illi natur-uel cuius es! proprietas et a qua arcipilur.

PHANTL, Bosch. III. l4

210 XIX. Duns Scotus.

versalien in re auftrete, und dass durch die Art und Weise der Lösung

derselben auch die Auffassung der Universalien anle -rem und pos! rem

modificirt werden müsse. Der Kern der ganzen Frage liegt bei Scotus

in dem Begriffe der „specz'es in!elligibilis“ (s. bei Aristoteles, Abschn.

lV, Anm. 63, und aus diesem bei Thomas, Abschn. XVII, Anm. 499 11.510),

welche einerseits in den Realismus der ursprünglichen Wesens-Quiddth

(anle rem) zurückgreift und andrerseits doch zu einem anti-platonischen

Goneeptnalismus verarbeitet wird. Dasjenige nemlich, durch welches die

Tliätigk0it des Denkens veranlasst wird (s. ob. Anm. 100), könne unmög

lich das blasse sinnliche Bild der Gegenstände sein, denn dieses sei von

vorneherein ungleichartig, sondern sowohl bei Particularem als auch bei

Universellem wirke auf den lntellectus eine gestaltende Form (species

informtans), durch welche derselbe als thätiger mittelst eines Sammelns

(colligerel oder gleichsam mittelst eines Vermehrens die Form eines uni

versalen 0hjectes erfassc“°). Eben diese spect'es intelligibilis stehe dem

nach in Mitte zwischen der reinen Spiritualität des Denkens und der

ltlaterialität des Sinnes-Eindruckes‚ sowie ja auch bei letzterem selbst

wieder eine dreifache Abstufung in 0bject, Medium und Organ vorliege‘“).

Und somit sei hieltei nicht in platonischer Weise von Einflüssen der Ideal

Welt, sondern von Formen die Rede, welche in den Dingen unter indi

vidualisirenden Umständen auf die Sinnes-Wahrnehmung wirken, aber von

der Denkthätigkeit in andere Formen umgesetzt werden‘“); denn nach

Plato’s Ansicht müsse der intellectus agens hinwegfallen, hingegen gerade

wenn das Universale als solches nicht in concreber Existenz sich findet,

110) Ou. de rer. princ. 14, 3, (Vol. lll) p. 129A: Speries in!elligibilis reqai

rilar in inlc!!cclu propler duo. Unum esl‚ st' res inlel!ecla xi! corporalis, quia speciel

sensus propler suam malm'alilatem c! improporlionem mm passen! movere in

teller!um; e! ideo es! neresse. u! fia! ab ra abslraclio scu‚ u! melius dimm, mulli—

pliralt'o speciei in!elli_qilrilis vir!ule luminis inlellcclus agenlix..„ Sccundo requiriltu‘

spon'es propler obiccli abscn!iam . . . . .. (B) In!cllec!us per speciem informanleu: in

lelligi! lam universalia qaam parliculan'a c! aliu spccie parliculart'a c! a!ia univer

salia . . . . . . 4 . Ab omnibus islis specielms‚ )lnla scasa!ionis a specie rei sensibilis, u!

es! in sensu e! a! es! in imaginalione, colli_qil spcricm rei universal“ ittlcllerlus

commimis. Ebcnd. 15, p. 137 A: Obircla Dem: agunl in in!elleclum inlmi!luulo

:pecivm‚ maxime cum hoc fiel in vir!ule inlellcclus ügt’llll.t‘. Dass ich grundsatzlich

darauf verzichte‚ in die Geschichte der Psychologie (wie/leclus passivus n. activu:

u. dgl.) überzugreifen, habe ich schon langst oben, Abschn. Xl'l‚ Anm. 4 f. aus

gesprochen.

111) Ebend.14‚ p. 124 B: Hebel spccica sensibilis esse lriplicilcl‚ ‚sr. in ob

iec!o extra, q!!0d es! materialc; in media, e! hoc esse vs! quodalnmodo spirilnale

et immalcriale; habe! esse in 0rgano c! ltuc adlmr mayis spirilualiler...„ (p. 125 A)

Ex hie pate!‚ qualiler phan!asmu habe! esse qamhlnm maleriule respevlu eorum, qnae

.mn! in seu:u.‚... Sie in inlcllerlu mm polcs! dewniri ab cxlrrmo, sr. a phanlax

male, ad extremum‚ so. m! inlclleclam sca ad ar!um inlelliycndi‚ qui es! pure spiri

lualis, m'si per mediam in!cr spirilaule e! cor1:0rrtlv; haiusmodi aalen: medium es!

spcries inlelliyihilis. qmm nur! habe! adco esse malerialv sicul phan!asma‚ „er: adeo

spiriluale n! inlcllcctus.

112) Ou. sup. Art. p0sl. l. 3, p. 347 B: Dicilur secundum Platonicos, quer! uns

in!clligimas per spccies in/luras ab idris...... (p. 348 A) Bes nmlliplita! man!

speciem per scnsus er!eriores usqac ad phan!asiam‚ o! i.vla speciex exia/il sah

modu maleriali e! cancipilnr sub condilionibus indiriduan!ibux; sed islu. a! sie, neu

polest pcrfircrc intellec!unt. Idee inlcl!eclus ayens es: illu sprcie in plma!asmate pasi!e

yiynil aliam spcciem in inlcllcclu possibili.

X1X. Duns Scotus. 21 1

sei es Sache des lntellectus, das existirende Ding als Darsteller eines

Universale zu fassen, so dass dabei der auf die Singularität gerichtete

Sinnes-Eindruck mitspielt und doch zugleich die Qniddität der apecies in

telligibilis aus dem Einzelnen „hervorleuchtet“ "3). Ja es folge aus dieser

provocirenden Wirkung der species intelligibt'lis eine passive Empfäng

lichkeit, welche mit dem Denken wesentlich verbunden sei und eine

passio intentionah's genannt werden könne‘“), jedoch nur in dem Sinne,

dass diese Passivität des unmittelbar natürlichen Empfangens dem activen

Wirken der Denkthätigkeit vorhergeht‘“), und die 0hjectiven Dinge nur

die gelegentlichen Veranlasser der universalen Auffassung sind““). So

seien die Universalien, welche der lntellectus trotz aller Abhängigkeit von

dem Sinnlichen doch in höherer Weise erfasse, in der That „erworbene“

Formen — species acquisilae —“7), und wenn man z. B. von Artbe

gritl'en spreche, so sei diess nicht so zu verstehen, dass dieselben als

solche wirklich existiren, sondern nur dass sie mittelst der aus den

Einzelndingen geschöpl‘ten species intelligtibilis vom lntellectus actnell

erfasst werden‘“). Eben die Einzelndinge aber seien es demnach,

welche der lntellectus zunächst früher erkenne, denn gerade weil das

Universale als wirkliches Universale nicht in dem Einzelndinge selbst

sein, sondern nur durch das Denken aus demselben gemacht werden

könne, müsse doch dasjenige, am welchem die abstrahirende Thätigkeit

113) Saut. Litt. l, Dm. 3, Ost. 6, (Vol. V) p. 521: Si essentiac remm essen!

universalcs‚ staut posuit Plato, mm indigercmus secnnrlum ipsum intellectu agente.

Cum aalen: universale inquanlunt MitiUt’rsa/L‘ niltil sit in existentia, sed tunlnm sil in

aliquo ut repracxentanle ipsum abierlum sah tali ratione, .....inlcllectus agens [mit

aliquiri repraesenlalivum uninersalis de eo, quod [all repraesanlaliuum singulatis.

Ehend. p. 538: Niltil intelliyimus in universali nisi cuius singulare phantasiumur,

net: esl alia conversin ad phanlaama, nisi quorl intelligens universale imaginatur sin—

gnlare eins, nen lntellectus uidct quod quitt eal in phantasmatilms staut in ratione

videndi, sed inlrlligens quod quitt es! relucens in sperie intelligiltili n'drt illud in suo

singulan' also. Vgl. Report. Paris. I, Bist. 3‚ Qu. 4, (V01. XI) p. 47 A.

114) Saat. Lilt. l, a. a. O. p. 5291 Not: lautunt lntellectus palilur ab obieclo

reali imprimente tulcm spcct'em realem, sed ab illa obiecta ut in specie intelligt'bt'li

patilur passierte talentionali‚ et illa passiv es! reccplio intellectionis, quac es! ab

intelligt'bili, inquantum intelligiln'le es! relucens in sparte intelligttn'li, et istud pati

ext inlelligere.

115) Ebmd. p. 517: lntellectus potest haben: obieclum acta universale per/acta

sibt' praesens in ratiane obiarti priu: ualuraliler, quam acta intelligal; in illu

priori habe! obiectum sibi pracscns in spule intelligibili, et ila habet spe:iem in

telligibilem priorem acta.

116) 0a. in Pracdicam. 3, p. 127 B: "es nun ext tota causa intentiom's', sed

lanlum atcasio, inquuntum scilicel mnrel inlellcrtum, ul acta consldercl‚ et lntellectus

es! principulis causa. S. Anm. 100.

117) 0a. sup. An. past. l, 46, p. 414 A: Omnls virtutex sensilirae ardinatae

samt ad inleltectum,‘ priux entm apprt‘hendilur species a sensilm: erlerioriltus, et

poslra a sensu aarnmum', terlin a phantasia, quarlo ab intellctlu, et itu inlelleclus

in cognoscmdo aliquo mudo depeudel a polentiis sensitivt's et loquor de inlelleclu,

secundum quod cagnoscitur per speries acquisilas.

118) Ou.-sup. Parph. 18, p. 104 B: Ad rationem generis requirilur, quod mattes

habeal acta species‚ non quac existanl acta vel polentia, sed quod lantum acta can

ci;riantur per speciem inlalliytbilem ab individuis acceptam quandoque eristenlilms,

et quod acta Itabeant aplr'lndinem participandi genug quia Ich: actualitas est illorwn,

inquantum dicuntur spect'e: generis. '

14'

212 .\'IX. Duns Seotus.

geübt werden soll, zuerst berührt werden, und wenn man wohl sagen

könne, dass in solcher Erkenntniss des Einzelnen ein unbestimmt (cou

fuse) Allgemeines erfasst werde, so sei eben hier die Allgemeinheit noch

in die örtliche lndividualisirung verflochten, während das logisch Allge

meine gerade diese Verflechtung ausschliesse; kurz bei dem Erkennen

des roncrct Existirenden (entz'tas actuatis oder existmuia actuah‘s, s. unten

Anm. 139 ll‘.) seien drei Stufen, deren erste das concretc Sein sinniällig

betrachte, während die zweite das reflexive Bewusstsein (vgl. unten Anm.

124) dieser Betrachtung enthalte, und die dritte das ttbject mit dein

Universale vergleiche (compara-re) und so als lntellectus anl'trete U"). Jene

abstrahirende Thätigkeil aber, welche Seotus wieder unterscheidet, jr

nachdem entweder blass von den Einzelndingen oder zugleich auch von

materiellen Modalitäten abgesehen werden soll, und welche er so mit der

byzantinischen Lehre von der distributio in Verbindung bringt 12°), will

er in entschiedenen Gegensatzc gegen Platonismus ausdrückliehst nicht

als ein „Entblössen“ (denudare) von allem sinnlichen Eindrucke betrachtet

wissen, denn das Universale müsse wesentlich von den sinnt"älligen Ein

zelndingen ausgesagt werden können, und eben nur darin liege die Er

hebung des Actes der Intelligenz über jene unbestimmte Allgemeinheit

119) Oa. de rar. princ. 13, 3, (Vol. III) p. 117 B: I'rius cognosri! intellrrtm

singulare, quam universale,- impossibile es! enim, quer! ra!iunem universalis ab nh

quo abslrahu!‚ „ist id, a qno abstrahit‚ praerogaoscat....„ (p. 118 A) Si cagniln

re/ertur ad modum, quo intelleclus prrficilur‚ mm universale inquanlum lale omnin

non si! in re‚ sed fial ac!ione animae per abstraotioncm a xingularibus, nenne est

u! actio lntellectus pries attiugat singulore, ex qao per actionem quasi de quadu

materia faciat universale, e! posterius universale attingat‚ et sie materiatiter loqarM‘»

prima: ooynosca! particulare‚_.„„ In hoc hornine parlicalari existente artu W

humanilos et haec anima!itas, qaae acta existunt, prima ‚opportun! kann entitalm

arlualem..... Unde cum dicitur, quod cugnitio nos!ra inripi! a mayis cou/‘misfl

magi: uninersalilms, !a!is cou/asio et universa!itas non ezrtudi! singu!arilatem't

signalionem ar!ualis existenliar in re extra, mm tote con/‘usum e! 'univcrsale es! i‘llltJ‚

a cuius ratione e.rclndilur „hie e! anno“, immo in eo includunlur. Unirmvlr

antun, de qno quaeris‚ alleria: genetix ext, quia de ratione sua e:rclndit „litt“

man“ et signalioncm e! actaalitutem existentiua (Vgl. Abschn. XVII, Anm. 500.}..u

(B) Natura/i online in!e!lrclas prima apprrhendit urluulilalem rzh!enlis rei am»

bilis...‚..‚ secundo antun: imaginalionis e! rem imaginatam‚ r! ab isto polutatr

trahrre universale per consideruliunem‚ e! sie es! rcntm‚ quod apprehensio universal»

semper es! posterior apprrhcnxrone partirularis . I‘rior es! nolitia singulari: t“

scnsu e! ab intellcctu‚ qtta1n notitia universalis. Ebend. p. 112 A: lntellecla1""

pliriter oersa!ur circa cognilioncm aotualis e.vistentiuc rei: uno modo speculafllt

ipsum acta esse in ipso St'1tsuli0fl9 . . . . .., alio modo reflexive (vgl. ebend. Anm.5?fl

n. unten Anm. 124) inte!ligrndu‚ so intelligere‚ illnd esse acta, !rrtia rm‘du

romparanrlo illml ad universale inlelligeudo, quia hau: u!bedo non :olnm es! fit"

srd r!iam es! co!or.

120) O“. sup. An. pos!. l, 37, p. 403 A: Duplex es! abstrur!iu. Una ext}

materia e! suppositis‚ sind homo abstrahilar ab illo homine e! ab isto e! a matrm

u! ab Iiontinr allzu et nigro Alia es! abstroctio a suppositis‚ sed non a tfllll""‘*

sicu! Immo u!bus abslrahitur ab illo hantiue e! ab isto, sed non a maleria, qm

album rousequilur passiones materialer. Duplici isli abs!roctioni corrcsponde! düfl“

signum distrilm!irum‚ quia termino commum' abslrarlo u supposilis e! a malrrn

corresponde! hoc siynnm „onmis“...... Sed hoc siymmt „unusquisque“ 00rrexpomld

termino rommuni abstraclo a suppositis, sei! non a materia. Was wir bei Pv‘f“’

Hispanus (Absrhn. XVII, Anm. 240 fl'.) über „anmis“ sahen, erhalt somit hier nur

spitzfindxge Bereicherung.

XIX. Duns Scotus. 213

(vommune). welche in der noch sinnlichen Stufe des Wahrnehmens

waltel'l‘). So kann Scotns nicht bloss der aristotelischen Auffassung

betreil‘s desjenigen. was uns und was an sich kenntlich ist, sich an

schliessen ‘22), sondern auch zugestehen, dass es Allgemein-Begriffe gibt.

welche mit dem ßeisalze (circumstantia) der Particularität behaltet und

i. dieser Verflechtung mit sinnlichen Eindrücken selbst den Thieren zu

gänglich sind, wohingegen die eigentlichen Universalien dem lntelleetus

anbeiml'allen'”). Jedenfalls aber muss Scolns mit jener oben (Anm.3l)

erwähnten Polemik übereinstimmen, welche schon Lainarre gegen Thomas

betrell's der angeblichen llnerkennbarkeit des Singulären geführt hatte.

und Seotus hält daran fest, dass mit dem Universale zugleich das Ein

zclne erkannt werde, indem ja Letzteres von Ersterem nicht ausgeschlossen

werde, sondern eben nur die lndividualisirnng des Allgemeinen sei, so

dass auch der thomistiscbe Begrill' der reflerio nicht völlig genügen

könne m); kurz an dem sinnlälligen Veründerliehen seien seine Veran

derlichkeit und seine Unveränderlichkeit nicht schroll'e Gegensätze, sondern

nur verschiedene Beziehungen, welche eben auf Einzelnheit und Allge

meinheit beruhen “5).

121) Senl. Lib. ll, bisl. 3, Ou. l, (Vol. vn p. 360: Universale in actu est

illud‚ quod habet unitatem indifferenterny secundum quam ipsum idem est in potentia

proximar ut dicatur de qualibet supposito Apparct improhatio illius dicti quod

intellectus agens facit unioersalitatem in rebus per hoc. quod dcnudat ipsum quod

quid est in phantasmate exislens. illam ubicunque est. antequam in intellectu possi

bili liabeat esse obiecliue, non tamen est !alc‚ cui potentia proxima convenit

diri de quolibcty sed tantum est in potentia prozima, ut sit in intellectu possibili;

est ergo in re commune. quod non est de se hoc, et pcr consequens ei de se non

repugnat esse non hoc; sed tale commune non es! universale in aclu, quia deficit ei

illa difl'erenlia, .....sccundum quam ipsum idem aliqua idcntitate est praedicabile

de qualibet in/Iivirluo. Ebenso Reporl. Paris. ll, Disl. 12. Ou. 5, (V01. xu p. 328 B.

Vgl. auch Ou. in melaph. Vll. 18 (Vol. IV) p. 721 l‘.

122) Uu. dc anima, 16v 1, (Vol. ll) p. 539.1: Minus unirersale est quod prius

notum est nobis prioritale temporis et cognitione con/usa . . . . .. lllud cognoscitur

posteriusa cuius abstractio est difficilior . . . . .. Prius cognoscitur magis universale a

nobis cognitione dictincla.

123) Ou. in Phys. I, 5, (Vol. ll) p. 16 A: Duplex es! conceptus universalis;

quidam eum circumstantia particulari sibi appropriatm ut „hoc corpus“... .‚ alius est

sine tali eircumslantia ‚ . . . ‚. Cum intellectus habet actualiter conceptam universalem

cum circumslanliix, .. . . . opor!c!‚ quod actualiter respiciat et intendat ad phan

tasmata . . . . .. (p. 17 B) Bruli: insunt conceptus universale: cum circumstantiis

singularibus.

124) Ou. de anima, 22, 3, (Vol. I1) p. su A: Dia"! . . . . Thomas. ...‚ quod

intellectus noster pro statu viae non potest cognoscere cingulare. quia secundum ipsum

materia est principium singularitatis . . ‚ . .. contra hoc procedendum est destruendn

suum principium individualionis, unde excammunicatus est Parisiis iste articulusy quod

non possint esse plura individua eiusdem speciei (s. ob. Anm. 15)..... impossibile

2st, abstrabere universalia a singulari non cognita singulari .. intellectus non potest

intelligere universale, nixi simul intelligat singularer non ergo tantum per reflezionem

(vgl. Anm‚ 119)..... Singulare est a nabic intelligibile secundum se, quia intelligi

bililas sequitur enlilalcrn... Singulare nihil addit ultra universale nisi gradum

singnloritalis, sed non ezcludilur ratione universalitatis in eo conlentae. S. Abschn.

1v. Anm. 82.

125) Ou. sup. An. posl. l, 10, p. 357 A: De mulabiü, secundum quod mu

labile, es! ‚scimlia‚ e! etiam secundum quod immulohilr. lslar rationes non sunt

oppositaej quia rclatae sunt ad diverse. Scientiu enim est de mulubili, secun

214 XIX. Dnns Scotus.

Ans all diesem geht hervor, dass nach des Scotus Auflassung die

Universalien als reine Quiddilüt der Dinge mute rem die metaphysische

Grundlage sind (bis zurück zu Gottes Denken, Anm. 103), aber zugleich

in re mit Individualisirung behaftet nicht wirkliche Universalien genannt

werden können, sondern nur als Sache der prima intenu'o (Anm. 107)

bei jener gelegentlichen Reizung des lntellectus durch die wahrnehmba‘

Einzelndinge die Wirkung einer spect'es inform«ms äussern (Anm. 100

u. 110), um sodann in der aecunda intentio durch die Thätigkeit des

lntellectus zu eigentlichen Universalien post rem erst gemacht zu werden.

Durch diese Grundlage aber ist hiemit bei Scotus sowohl in logisch sub

jectiver Beziehung die Auffassung der significatio, als auch ontologisch

ohjectiv die Begründung des Principes der ludividuation und der plura

ütas formarum folgerichtig bedingt.

Vor Allem nemlich sei es gerade jene specie: iMeltigibilis‚ nicht

aber die concrete Suche selbst, welche durch den menschlichen Sprach

uusdruck (vom) bezeichnet werde (vgl. Avicenna, Abschn. XVI, Anm. 85),

und zwar beziehe sich diese Bezeichnung auf die objective Seite der

species intelligibilis, d. h. insoferne dieselbe den Wesensgehalt einer

Suche vorstelle, nicht hingegen insoferne sie subjectiv den lutellectus

reize; die Sache selbst daher könne vom Worte nur mittelbar, d. h. eben

mittelst der species intelligibz'lis (s. auch Anm. 118), bezeichnet werden,

denn insoferne die Dinge als concrete existiren, werden sie auch nicht

an sich unmittelbar erkannt, sondern nur insoferne sie Gegenstand der

Denk-Auffassung sind 126). Also jene aristotelischen passiones unimae

(vgl. ob. Anm. 114), welche der lutellectus durch die das Wesen ent

haltende species intelligibilis empfängt, sind Gegenstand der Wortbe

zeichnung, nicht hingegen der reine Uract der Quidditit noch auch der

individualisirte Bestand der concreten Sache, denn nur demjenigen, was

der Intellectns erfasst, wird, sobald er es thut, ein Name aufgeprägt,

welcher nach seiner psychologischen Geltung ein Gleiclmiss der Sache

und nach seiner Geltung für die Wissenschaft das ursprüngliche Medium

ist, mittelst dessen die spect'es intelligibilis als ein Zeichen der Sache

vom Intellectus festgehalten wird 127).

du!!! quod es! immutabile mm in n, sed respeclu passionis immnlabilt's. Vgl. unten

Anm. 145.

126) O". snp. Perihcrm. l, i, p. 187 A: Polen quaeri, ulntm „amen significet

rem rel speciem in anima, et inlclligilur quacslio mm de nominilms impositis ad

significaudmn sin:ililudinrs vcl spcaes, scd de quommque alio nomiue cuicnnque

imposilo..... Dico aulem speriem intelligibilium simil1'ludincm inlelliyibilrm, quae

est in inkl/echt u! in subivtlo, sinnt species sensibilis n! simib‘ludu rei swnsibilxx,

que es! in sensu u! in suln'ctlo . . . . . .. (B) Spccies inlelliyibilis immedialc signi

fieatur per vacem‚ ‚er! illa du):lmiler sonsidcrutur; au! inquanlum ext quid accidem

(zu lesen weitaus), so. informmts «nimmt, au! inquanlum rcpmrsrnlal rem (vgl. ob.

Anm. 113). Prima modn mm "fillififlllllT per vorm. scd ‚wunde modo; cum

cnim omne signum, inquanlum sighum. sit signum signati, sequilur, quod vo:n signi

ficun.< simih'tudinem, inquanlum signum rei, signifleal ipsam rem, sed mediale, quiu

so. immrdiam significut i'd, quod m signum vi, inquanlum et signum p. 188 B:

lies significalur, nun tamcn sccundnm quod existit, qsm'u riet sie per u intrtfigilm.

sed seenndum quod per sc pmipilur ab bitclhcltt. . Anm. 124.

127) 0p. ll iup, Periherm. 1, p. 212 B: Nomen prima significa! passiones animuc

(s. Abschn. IV, Anm. 108) i. e. conceptiones inlelleelus..„.. Triu se haben! unun

xm Duns Scotus. 215

Insoweit nun auf diese Weise Denkact und Bezeichnung innig mit

einander verbunden sind, unterscheidet Scotus zunächst für beide ge

meinschaftlich ein „abstractes“ Auftreten von einem „concreten“ (— ein

Sprachgebrauch, welcher sich durch die Scotisten vollends einbürgerte —)‚

insoferne ersteres auf die Wesenheit in ihrer reinen Eigenthümlichkeit,

letzteres auf ihre in den Einzelndingen geäusserte gestaltende Kraft ge

richtet ist'”). Sodann aber bemüht er sich, Denkact und Bezeichnung

selbst wieder zu unterscheiden, und da weist er dem eigentlichen "modus

intelligendi“ das Gebiet der secunda intentio zu, d. h. jene Momente,

welche den bezeichneten Dingen nur durch eine bestimmte Auffassungs

weise zukommen (wie z. B. „Mensch“ nicht nothwendig als „Art“ zu

denken ist, sondern auch als „dieser Mensch“ gedacht werden kann) und

daher nur in ausserlicher Verknüpfung durch „es!“ mit dem Bezeichneten

verbunden werden, wohingegen der „modus significandin von der Namen

gebung her dem Bezeichneten einwohne und stets untrennbar mit ihm

verbunden bleibe, daher in diesem Modus das „prinaipium formale“ der

Einheit des Bezeichneten liege 129). Und diese Betrachtung führt er nun

in jener oben (Anm. 83) erwähnten Schrift, welche in ihrem grössten

Theile der Grammatik angehört, weitläufiger aus. Nemlich der modus

signifcandi sei entweder actions, insoferne er in der Eigenthümlichkeit

des Wortausdruckes selbst, oder aber passives, insoferne er in der

dum ordinem. Primum est species intelligibilis. secundum quam est in actu, sicut

actus primus in sua propria natura . . . . .. Secundum est, quod ratio rei est quod

quid erat esse rei (d. h. das rà rt 1'11! Hum), quod obiieitur virtuti intellectivacl

inquantum est octus, qui est species intelligibilis. secundum quem actum fertur virtus

cognoscens in ipsum quod quid erat esse.... (p. 213 A) Tcrtium est res particulariter

existens sub conditionibus individuantibus. Primum non significatur primo per vocem,

quia quod quid est primo intelligitury quam species rei intelligituig . quia intel

lectus species intelligibiles non intelligit nisi per rc/leæionemy sicut actum suum.

Tertium oero, se. res existentes individualiter per suam rationem propriam, non

possunt primo significare, quia intellectus est in actu primo per suum abiectum pro

prium, quod est quod quid est rei; intellectus non intelligit primo singularej sed

quod quid est sine conditionibus materialibusy . . . . .. et sicut intelligiturl imponitur

ei nomen . . . . .. Similitudinem convenit ostendere dupliciterz vel secundum esse, quod

habet in anima, vel secundum quod est duch'aum in cognitionem rei. Si primo modo

considereturl sic nomen significat similitudinem rci.....; si autem considereturl prout

ducit in cognitionem rei, tunc non primo significatur, sed est1 quo primo intelligibile

intelligitur . . . .. . Nomen mediante specie in anima, quam primo signifieat, signi

fieat posterius rem . .. . . . . (p. 213 B) Voces significant specics, inquantum sunt

signa rerum.

128) Ou. in Praedieam. 8, p. 136 B: quamlibet essentiam contingit sub ratione

propria intelligere et etiam significare, et tali modo intelligent“ correspondet modus

significandi abstractus; alio modo contingit intelligere istum essentiaml inquantum

informat subiectum et huic modo intelligendi correspondet modus signi/icandi concretus.

S. Abscbn. IV, Anm. 147.

129) Ou. sup. Porph. 16, p. 102 A: Quidam sunt madi, qui proprie dicuntur

modi siynificanrli, qui conveniunt dictioni ex impasiliane, a! illi sunt a signi/icato

inseparabiles . . . . .. Alii vero sunt modi magis proprie dicti modi intelligendil quia

tantum insunt significato, secundum quod sub aliquo certo modo concipiturl qui qui

dem sunt sepambites; ....potest enim „hama“ intelligi sub apposito huius intentionis

„species“ sine repugnnntia, ut „iste hama“....‚ Modi, qui sunt inseparabiles a signi

ficala, sunt formatia principia seu rationes-y sub quibus signilicata uniuntur.....

Secunzli modi extranei sunt significatis et uniuntur per hoc verbum „ext“. Esse enim

est rei per se, istae autem intentiones non insunt rebus per se, sed ut comparantur

2l6 XIX. Duns Scotus.

Eigenthümlichkeit der bezeichneten Sache liege, und (—- wobei wieder

byzantinische Logik, und zwar namentlich Shyreswood beigezogeu ist —)

das Wort bekomme durch den lntellectus die doppelte Function, dass es

sowohl als dictio etwas bezeichnet (significat), als auch gemeinschaftlich

mit anderen diess thut (consignificat) und somit zum Redetheilc wird““’).

Dabei aber sei daran festzuhalten, dass jeder modus signifieandi activus

dennoch ursprünglich von einer Eigenthümlichkeit einer Sache herkomme,

denn nur durch Objecte ja könne der lntellectus determinirt werden (s.

oh. Anm. 114), und auch die erdichteten oder privativen Ausdrücke seien

hiegegen kein Einwand, indem dieselben jedenfalls auf einem positiv realen

Vorgange in der Seele berul1en“'). Ja eben darum müsse auch der

modus intelligendi als ein uclivus und ein passivus unterschieden wer

den, indem letzterer in der Eigenthümlichkcit der aufgefassten Sache und

ersterer in der Eigenthümlichkcit der Auflassung selbst liege. so dass

hiemit der modus significandi artivus unmittelbar von einem modus in

telligendi activus herrühre 132). Auch knüpft sich die folgerichtige Be

merkung daran, dass somit das Sein und die passiven Modalitäten des

Denkens und des Bezeichnens sachlich das Nemliche sind, aber der Form

nach (formaliter) sich unterscheiden, wohingegen Passivität und Activität

des Denkens und Bezeichnens formell zusammentreffen und materiell

divergiren 133); auch liege die passive Modalität des Bezeichnens stolllich

ad intelteclum; ideo isti modi nun samt um'ti per se nec sind principia fonnalia,

sah quisz signi/t'cata formalia uniuntur_

130) Gramm. spec. l, (Vol. l) p. 45 A: Modus signifitßlldi nutivus ext modus

sive proprirtu.s um's ab intelleclu siln' cunrexsa, qua modiunte 110.1: proprietatcm rei

signifirat. Modus significandi passirus es! modus sivr proprietas rei‚ prallt es! per

vocem significutu..„. Inlellrrtus duplinem voci rutionrm Iribuit, sr. ratzonrm signi

fi(andi‚ per quam efl'icilur signum vet significons, et sie formalitor rst dictio‚ e! ratio

nem nonsiynificandi‚ per quam v0.2: significuns fit consignum vvl consigni/icans, et sie

formaliter tst pars 0ratinnis. Vgl. Abschn. XVII‚ Anm. 32‚ 67, 125, 199.

13l) Ebend. c. 2, p. 46 A: Oporlrt‚ omnem mode sigiii/l‘rmtdi activum ab ali

qua rei proprictate radiraliter oriri, qnia inleI/eclus ad ipsum rei proprietotern

aspicit. quia intellr‘clus‚ mm sit virtus passive de se indetrrminuln‚ ad aclum

determinatum von vadit‚ nisi aliunde drterminetur..... Std si oontra hoc obiiciatur.

quia.....prirationes et [iqmento sub mtllis proprielatibus cadamt, dicrndum.

quod mm 0portel, quod semprr modu: signifirandi anlivus dirtianis frohatur a pro—

prietate rci fllius dirtiom's. ruius es! modus Signifimndi, sod potest accipi a proprie

tatc rei nllerius dicliouis..... I’rivationrs inlelligimus e.z suis habitilms...„ Lirct

prieatiunes nun xint entia positiva extra aninmm, sunt Iamen onlia positive in anima.

quia eorum inlrlligi es! eorum esse (s. Abschn. IV. Anm. 422).

132) Ebend. C. 3, p. 46 B: Modi signifirandi uclivi immediale a modis intelli

gmdi passivi: aumuntur . ‚ ‚ . .. Modus intelligendi activus est ratio ooncipicmli, quo

mediante intellectus rei proprielates significat, cmxcipit rel apprehcmlit; modus unten:

inlelligendi passirtts csl proprielas rri. protzt ab intelleclu apprchrnsa...... Modt

signi/icundi aotivi non sumuntur o modis esscndi‚ nisi ut hi modi essendi ab inlrlleclu

apprelmndunlnr.

133) Ebend. c. 4‚ p. 46 B: Modus essendi et modus intelligentli passivus et

Modus signifirondv' pussivns sunt idcm materialiter PI realilcr, scd difl'cmnl formu

lilvr; (p. 47 A) Mm modus essendi dirit ahxolulr proprielntem rot, et modus

intelligenrla' pusivus dirit proprie/atem rci au!) modo inlelligendi et mudus signifi—

candi passivus...... Modus mtrlli_qcndi octivus et passivus difl'wunt mntrrialitrr et

cnnrrniunt formuliler..... Modus signifirundi activus et passivus difl’crunt materialitrr

et samt idem fommtiter.

XIX. "uns Scotus. 217

in den Dingen und formell im Worte, hingegen die active st0fl1ich im

Worte und nur nach entfernterer oder näherer Causalität in den Dingen

oder im Denken‘“).

Was aber nun hingegen die objective Seite der Universalien in re

betriflt, so tritt zunächst die Frage über das principi_um individualionis

in den Vordergrund, welche bei Scolus ganz folgerichtig wieder auf

seinen Conceptualismus zurückweist. Vor Allem muss bezüglich der In

dividualisirung die eoncrete Existenz, d. h. wie es Scotus nennt, das esse

existere, so scharf als möglich von der Wesenheit, d. h. von dem esse

euentiae, sowohl bei Substanzen als auch bei Merkmalen getrennt wer

den 135), was sich auch bis in den Sprachgebrauch des Wortes „aus“

erstreckt‘“). Die Wesenheit selbst nemlich ist nur die substantielle

Form überhaupt, und aus ihr folgt in erster Linie nur das „Sein“ des

wirklich Seienden (esse actualiter entis). hingegen Existenz ist nur eine

Folge der lndividualisirung, so dass das Existiren für Wesenheiten etwas

Aecidentelles, für Individuen aber des Wesentliche ist137). Und wenn

somit der aristotelische Begrifl‘ des mivolov erfasst wird 138), so sucht

Scotus den sich hieran kniipl'emlen Folgerungen zu entgehen, um nicht

jenen Bedenken Raum zu geben, welche seitens der Orthodoxie gegen

die Lehre des Albert und des Thomas erhoben werden waren. Nemlich

auch bei ihm bietet die Angelologie die Veranlassung dar (vgl. oben Anm.

13 ll‘., 28, 48), über das Princip der lndividuation eine feste Ansicht zu

gewinnen und auszusprechen. In einer Weise. welche fast an Gilbertus

134) Ebend. 0. 5, p. 47 A: Modus significandi passivus malerialiler es! in re ui

in subier!o‚ formaliter uulcm es! in eo subirclo. in quo es! Modus significandi

activns..... Modus edlem signi/imndi ac!ivus, cum xi! proprictas rods signi/irnlivae,

malerialiler ext in von signifimlim nt in subieclo, in proprielnlc autem rei sinnt

cuusulum in umso remola, in in!ellectu sicul cauaalum in umso prozima. in cou

.<Iructione ‚n'en! e/ficiens in suo elfec!u proprio.

135) Uu. wp. An. post. l, 30, p. 392 B: Subs!unliac duplex es! esse, so. cm

essentiae rl cxis!enliae. Esse esscnliue es! de essenlia‚ esse erislerc non. Eodcm

modo incsse uctidenhs es! duplex, sc. inessc exis!ere e! inessc essenline . . . . ..

(p. 393 M lnlmerenlia acciden!is nclualis mm es! de cssen!ia uccidcn!is; .....in

harren/in lamrn secundum aplitndinmn c'sl de eins essen!id.

136) Ebmd. H. 4. p. 420 B: „Ens“ nomen r! „uns“ pa1‘lit‘ipium mm significan!

purem enli!alein rei sine quiddilulctn, sed „uns“ participium siyni/icul rci exis!rn!iam‚

q1me es! extra esscnliam P! illi essen!iuliler accidil.

137) Ebend. 6, p. 422 A: Esse, quod es! ac!ualiler entis, nun l's'l de essenlia.

Huiu.r poles! esse duplex ratio. Prima, quio esse es! Modus esscnlinc‚ modus au!em

rei nun es! de essenliu. l!cm‚ si esse esse! actus in!rinsrcus esscnliuc, rl e!iom

ipsius c:x0/iliur es! umu ac!us vssenlialia, u! forma subslan!ialis, (an: nnins com

positi nun! dito drin: subslan!iulrs cnmplcti,‘ sed dno (!Cll!.\' sulrslanliult’s non1pleli

fuciun! dno l'0mposilfl,‘ ergo nimm cnmposilum esset dito mmposilu. Pole! ergo. quod

v;se, qnud es! aclnalilcr enlis, nun es! de essentia, sicu! 1m: esse e:iflcre. Isla

(amen duo esse sun! dislinclo, qui:r esse. quod es! nr!ualilcr en!ix‚ prima umse

qui!ur rssrnlium et es! proprium esse i]l.\itt.\‘ n.ssvntiuv‚ srd esse c:istere prinm von

xeqni!ur ipsum individuum. Ebend. 4, p. 420 A: Essr cxis!crr non non.rcquilur

rssenlium primav seil prima rollsequi!ur individuum; indiriduum min: per se et primn

exislit‚ cssen!iu nonnisi prr arridens_

138) Ebend. i, 39, p. 406 B: „Hoc aliquid“ e! „sinnt! !o!um“ in re sun!

neressario coniuncta. quia mm es! poncrc, naturam spcriei eris!ere. sicul ponil Plutoy

pruetrr singuluria, igilnr norruplu ‚.s1/nolon“ necannn'o rorrumpitur „hoc aliquid".

Vgl. Ahschu. X\'ll‚ Anm. 391.

218 XIX. Duns Scotus.

Porretanus erinnert, nimmt er Individuation als eine Untheilbarkeit, Welche

einen inneren Gegensatz gegen Manigi‘altigkeit in sich trage, und indem

er als Grund dieser Sprödigkeit des Individuums die conerete Position

selbst, d. h. die entitas positiva, bezeichnet‘”), polemisirt er ausführlich

gegen Thomas; denn gegen die Annahme einer Bestimmtheit durch Baum

ilimensionen (Abschn. X\’ll. Anm. 519) spreche jedenfalls schon der Um

stand. dass es immaterielle Individuen gebe, und somit von der natür

lichen Materie abzusehen sei, wohingegen der Begritl' einer substantiah'tas

singutaris allseitig genüge“°); auch könne die zum „Dieses-Sein“ be

stimmte Einheit (-unitas signala ut haec) überhaupt unmöglich in der

Quantität liegen, denn diese sei jedenfalls keine Substanz, sondern nur

ein Accidens (vgl. Gottfried v. Fontaines, oh. Anm. 65 f.), und enthalte

auch nicht den Unterschied singuläre: ludividualitäten in sieh, da ja die

Zahlen sich gegenseitig als Art-Unterschiede verhalten, wozu noch komme,

dass die Theile eines Quantums nie den Begrill' des Ganzen als ihr Prä

dicat annehmen, während von den Individuen stets die Speeies als Prädieat

ausgesagt wird‘“); ebensowenig aber könne auch die Materie der Grund

der lndividuation sein, denn, —— wie schon Lamarre bemerkt hatte, s. ob.

Anm. 30 —-, die Materie verbleibe auch noch beim Tode des Indivi

duums‘“). Das Einzige hingegen, wodurch das Individuum eben zum

Individuum werde, könne nur dasjenige sein, was in seinem Begriffe

gegenüber allen höherliegenden Begriffen als Eigenthiimliches liege, und

139) Sent. Lib. ll, bist. 3, Ou. 2, (Vol. VI) p. 375: Neccsse est‚ per aliquod

positivum intrinserum Imic tapirli lanquam per rationcm proprium repngnare silli,

dividi in partes subicctiraa; et illurl positivum erit, quod dieitur esse per sc causa

indiridualiom's. et per individualionem intelligo istam indivisiliililatem Cum in

qualibrt um'tate sit den: enlitalrm positivem, quac sit ratio per so illms unilotis et

iltius repugnantiae ad muttitudinem oppositam, maxime vet aeqnaliter erit hat: der:

in unilote per/erlissimo. Vgl. Abschn. XlV‚ Anm. 479.

140) Ou. in metaph. V, 4, (Vol. lV) p. 605 B: Dicit Thomas, quod unitas nu

meralis caasatur ex maleria arm, smmdum quod substat dimensionitms delerminotis.

Contra: In immaterintilms est wurm, et tarnen nun ext Mani/extior es! noln's uiiitas in materialilms, quam in immatielnr'iatlailbisuxm,atneornia.t.arnen

exrtudit, quin in't in immaterialilms Singulare sirnpticiler substantiale hohe!

uraatinoneim mmmautneriaeslle‚m,cueitus sumbasttearnliiaalirtsats mapmpronpurmieartou,r si.impel.ieirtuciru:sinsguublsatrain,liautnidteos cst

singulart's simptiritrr. et (um: m'hil est ad materiam realem.

141) Seat. Lib. II, bist. 3, 0a. 4, (Vol. VI) p. 383: Intelligo per individua

tionem stve imitalefll numeralcm sie: per singutaritatcm mm quidem unitatcm inde

terminutam, sewndum quam quarttibel in speeie dicilur unum numero, sed um'tatem

signulam ut „haue“ . . . . .. p. 384: Substanlia estprtor naturaliler omni accidente.....

Ergo convenit sul:stontiae primae ex ratione sua, quod sil „hure“, prius naturaliter,

quam determinetur aliquo accideate . . . . .. p. 3891 St quantitas sit prima tadividuans

substantiom‚ oporlerrl, quort ip.m in sc prima sit huce et de se distinrlu numeraliter

ab alia; sed tunc tue propositio non es! cera, so. quod omnis di/Ierentia formalis

ext spart/im; quantitas rnim [vom et illa saut formae, ergo different spccifice......

p. 391: Totem universale, quod dividitnr in individua et in parlcs subieolivas‚ prac

dicatur de qualihrt itlurum portium subieetieamm ita, quad quaclihet pars subiertiva

est ipsum; partrs autem quaulitatieoe. in quas fit divisio lott'us conliaui‚ mmquam

rect'piunt praedicntionem totius dirisi in ipsas.

142) Ebend. 5. p. 4021 Materie es! zudem in generan et corrupto; ergo habe!

cum/cm singutan'latcm in genito et corrupto. Vgl. überhaupt Report. Per. ll, bist. 12.

(Ja. 5 iT., (Vol. XI) p. 326 Il‘.

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XIII. Duos Scotus. 219

diess sei nun die entitas positive l“), wofür Scotus als Ausdruck des

aristotelischen 15666 n elvm auch das Wort „haecceitas“ gebraucht‘“).

lind wenn auch die Entstehung der Individuen eine quantitative und

materielle Vervielfältigung des Artbegrill'cs mit sich bringe, so sei doch

nur die haecceitas die wahre. und unerlässliche Ursache (causa, sine qua

zum), und darum folge alle Entstehung und Zeugung diesem Impulse der

lndividuation; daher auch waltc in der ohjectiven Welt eben nur diese

Duplicität von Allgemeinheit und Einzelnhcit (vgl. ob. Anm. 125), denn

erstere werde in letzterer individualisirt, hingegen für den subjeetiven

Begriff, also für den Standpunkt eines Conceptualismus, liege allerdings

die abstract gefasste haecceitas selbst in Mitte zwischen dem Universale

und dem singulären Dinge‘“). So werde das Sein der ursprünglichen

Quiddität (d. h. das Universale mute rem) im Denken scharf geschieden

von dem Sein des Individuums, denn in der Quiddität selbst kann kein

Grund der Individuation erblickt werden, und die entitas quidditatr'va

liege jedenfalls dem Formalen und hiemit im Urtheile dem Prädicate

näher, während die en!itas individui dem Materiellen und somit (wie

die aristotelische ngtdn) m’mla) dem Subjecte der Urtheile zugewen

det sei 146).

143) Saut. a. a. O. Oft. 6, p. 403: Omne infr‚‘rius inctndit in se aliquid, quod

nun includilur in intellcclu supcrioris; ergo atiquid per so includitur in ratione

naturae; illud autem inolusum est entitus positiva.

144) Report. Paris. II, Bist. 12, Ort. 5, (Vol.Xl) p. 327 B: Non potent in!clligi

haecceilas ul universale, cum ipsa haecocitas de so sit „haec“.‚.... p. 329 A:

Haccceitas es! numero haue essentiulilcr.

145) Ou. sup. An. posl. l, 36, p. 401 B: Naturae spcciei nccidit multiplicari

per multa ein: divcr:a imlividua; individua enirn per quantitatem multiplicanlur e!

alias conditiones materiales; sed naturac spcciei uccidunl nondilioncs maleriales, ideo

multiludo individuorum acridit naturnc speoi8i...... (p. 402 A) Haccceilas csl rauen,

sine qua nun, et non causa pun'livu, rt isto modo generalio primo consequilur natu

ram in horv Generalio prima potcat inesse diversis individuis, nou tarnen in

qunntum dislincta saut Irypostatioe, sed pro eo, qaod generalio t‘0nscqnilur prima

naturam, quae es! in hoc c! quae cst in illo. Et ita genoratio quodamnrodo es!

universalis, non simpliriter. quia nun nt universale es! obstractum‚ quia universale

ubi!ruttltm sie: non conripitur‚ inquantum hoc positive, ncc Mill hoc, svd im quod

haerccilas sit causa. sine qua nun. Sed naturac tarnen iriest prima generatio von

tingenler, von tarnen contingil sine haeoreitote (somit vollständig das aristo

telische ..iiv.'lgmnoc divägamov yewqt“, s. Abschn. IV, Anm. 463). 1h diccs:

ergo es! poricrc medium inlcr universale e! singularc. l)icitur, quod nun scquitur.

Sud lautem, quod xi! poncrc medium intcr universale et :inyulare‚ secnndum quod

concipilur inqvunlum hoc; sed inter sintpliciter universale et simplicitcr singuIa-re nun

es! medinm. Natura enirn, qnae in her primo generalur, nun ext simpticiter univer

salis. soll ca! sirnpliciler singularis; cst tarnen universalis secundnm quid, quia non

eonoipilur inquantum hoc posilive.

146) Scnl. I.ib. II, Bist. 3, Ou. 6, p. 408: Enti!as individui es! diverse ab mnni

entilnle qnidditalioa‚ quio in!clligendo quamcunquo rntitalcm quidrlilativam nun

ha/retnr in quidrtllate in!ctlecta‚ nndc ipso si! hacc; ergo illa entilrrs‚ quer: dr‘ .w es!

hure, es! alia entitas a quidditate...... Omnis realilus spccifica consliluit in esse

[omwli‚ quia in esse quidditativu; realitas individui ronslitui! pracrise in esse ma—

leriah', h. c. in esse contracto. Et ex hoc sequitur illa dislinclio logicalis‚ quod islu

entilas rsrentialiter es! formalis et illa mulerialis, quia illa cons!iluit in ratione

snbiicitrilis et ista in ruliom‘ praediralrih's. profilicntnm rudern formale habe! rationern

formur, et suhiicibile habe! rationem nmterr'ae. Ebenso ebeud. p. 419.

2‘20 XIX. Duns Scotus.

Hieran aber knüpfen sich bei Scotus noch Erwägungen, welche in

Bälde von seinen Schülern so sehr ausgebeutet wurden (mshesondere

betreffs der Trinität), dass sich allmälig fast eine eigene kleine Litteratur,

nemlich die der „Fonnalitates“, ahzweigte. Schon im Bisherigen auch

(s. Anm. 129 u. 133) waren uns Stellen begegnet, in welchen das Wort

.‚formaliler" zur Bezeichnung der subjectiv logischen Auffassung diente,

und diese letztere kommt nun bezüglich der Individuation noch näher in

Betracht. Vorerst ncmlich ist die so eben erwähnte entitas quiddilativa

sowohl im Stoffe als auch in der Form und in der Zusammensetzung des

Stoffes und der Form oh. Anm. 107) der eigentliche Prioritäts-Staud

punkl, zu welchem hehufs der Individuation, d. h. der „enlitas ut haec“,

erst noch eine ultima realitas hinzutreten muss, und während dann im

Individuum jene drei Momente sachlich coincidiren, müssen sie doch

logisch als /brmaliter distincta betrachtet werden‘“). Sodann gilt inner

halb der entitas determinativa des Individuums das Gleiche auch in Bezug

auf die in ihm individualisirten Gattungs- und Art-Begriffe, denn sachlich

treffen diese im Einzeln-Dinge zusammen, aber formell sind sie sicher

„mm idem“, so dass in einer Gradabstufung sowohl die Gattung als

auch die Art als auch das Individuum je für sich eine eigene ‚forma

litaa“ besitzt, und insbesondere. die Formalitas des Individuums einen

über die Quiddität hinausgehenden Zusatz in der Häcceität enthält‘“).

Auf diese Weise kann dann zwischen einer identitas formalis und einer

identilas realis derartig unterschieden werden, dass in letzterer die erstere

durchaus nicht involvirt ist, denn formell identisch ist nur, was ursprüng

lich und begrifflich ein „idem“ ist; und jener Unterschied selbst soll

wieder nicht so fast durch das positive Wort „distinctum“, sondern

besser durch den negativen Ausdruck „formafiter non idem" ausge

sprochen werden “9). Natürlich liegt hiemit der Höhepunkt der formellen

147) Ebend. p. 413: Entflas quidditaliva es! natura/Her prior isla cntifate, ut

cst haec Sir!!! aompositmn non inrludit man: rnlitalem, qua es! hoc, inquanlum

natura, im um: materia, inquantnm natura, includi! suam entitatem‚ qua ext haue,

ner forma, inquantutn natura. inrladll wem. Ergo isla enlifas non ex! materia vef

forma nec vompositmn, 1'nquunlam quodfibct isfurum ext natura. scrf est ultima rea‘

Iilas enlis‚ thzf csl rau/m'a rrf forma vrf composilum‚ im quad quudlibel commune

et tarnen delernzinaln'le adliar potest distingui, quanluranmquc sit mm res. in plures

reafitalcs formalitrr ditftncfus, quarum haec [ormofiler non rsl itfa.

148) Report. Paris. II, nm. I2, 0a. 8, (Vol. XI) p. 331 B: Cum singularia

saut difl'rrenlia. l'psa rrduruntur ad prima dinersa; illa non sunt nihifa, non acci

dcntia. non natura, i_qitur afiqua entitas dclcr‘minativa naturac‚ ul proprictalcs indi

viduafrs . . . . .. lyitur nun urccsxl: esl. rem. a qua arcipitur di/[vrentin spccifica, esse

aliart rr ab illa. a qm) es! _qrnus arrepfum; semper tarnen es! non idcm formaliler.

Et ista prupn'clas individm' nunquaflt es! res alia a [nrma sprrifica, tarnen semper

es! non idrm formuft'tcr . . . . .. I)i.<simile tarnen es! in hoc, quod /ormafitas sprcifira

srmper es! simplicilt'r [It’r'l't‘t/ißf yradu vrf formalilalr generis: sed non oporlrl pro

prirlatcm indiridni esse simplt'riter per/reliorcm Icr1nalitatr sperifica. Secunda dis

ainu'liludo: fornmlitas xpcrifica conlrulnl ad esse quir/dilalirtml simplicilcr perfertum,

sad formalilas individui runtrahit quidditalcm ad uliquid extra quidditafem, qm'a

omnino altrn'us rationis.

149) Senf. I.zb. I. flisl. 2. OH. 7, (Vol. V) p. 355 (gelegentlich der Trinitits

Lehre): Veto entern idenlilalem /'urumlem‚ nlu' illud, quod sir dicilur idem incfndil

illud. cui sic es! idrm‚ in ratione sua formali rl per consl’quens per sr prima modo

. Essentia non I'ncludit in t'afione sua [orrnali proprielalem supposili nec e cou

XIX. Duns Scotus. 221

Identität in jener identitas adaequata, welche zwischen der Auffassung

einer Definition und der Auflassung des Definirten besteht“°), während

im Uebrigeu sogar bei dem Unendlichen (— Trinth —) immer noch

eine formelle Nicht-Identität möglich bleibt‘“). Sowie aber bezüglich

der Frage, ob Etwas ide1n oder distinctum sei, die Probe im contra

dictorischen Urthcile liegt""‘), und überhaupt dabei logische Momente in

die grammatischen Formen einwirken, da z. B. albus nur materiell iden

tisch mit color‚ hingegen albedo formell identisch ist'53)‚ so weisen

andrerseits gerade sämmtliche formalitates qaidditativae auf das onto

logische Gebiet der metaphysischen Grundlagen des Seienden hinüber‘“).

In eben diesem letzteren Momente aber finden wir wieder die

Drücke zu demjenigen, was bezüglich der ontologischen Seite der L‘ni

versalim in re uns noch zu besprechen übrig ist, nemlich zur pluralitas

['ormarum. In dieser Frage kann Scotus, wie sich erwarten läSst, nicht

den Standpunkt eines Gottfried v. Fontaines oder eines Johannes Pari

siensis theilen, welch beide die in Einem Wesen enthaltene Vielheit der

Formen dem subjectiven Denk-Verfahren zuwiesen (s. ob. Anm. 70 u. 74),

sondern er stellt sich grundsätzlich auf die objective Auffassung des

Lamarrc (Anm. 30) und gelangt bezüglich des Menschen-Wesens zum Dua

lismus des Goethals (Anm. 50). Dass die Wesen aus einer wesentlichen

vorm, e! ideo ‚wie's! concedi‚ quod an!e omnrm urtum inlellectus es! realilo.v essentiar,

quac [orntaliler von es! i!!o ve! non es! eadem formatiler illi. Numquid i_qitur

debe! concerli aliqna distinrlio? Respondrn: Melius es! uli isla negative „Hoc mm es!

['orntaliler idem“, quum „Hoc es! sie et sie dis!inclnm“. Scd Nonne sequi!ur: „A c!

B non sun! idem formalilrr, ergo sind formaliler distincta“? Bespondro, quud nun

aparte! scqui, quia formalilas in an!ecedentr nr_qolur e! in conseqneule af/irmulur . . . . ..

Manifestalur prr exrmpla . . . . .. S! ponatur n!bedo spe(ies simplear, es! tarnen in allw—

dine «liquid n’uliler. mute habe! rationcm coloris, c! aliquid, unde habe! rationrm

di/Icrrn!iue‚ e! [wer realitas /umlaliler non es! illa reolilos.‘ imo una es! er!ta rou—

!i!utrm allerius, /onna!rler loqurndo, sie!!! si essen! duae res, lice! modu prr [dra—

tilalem is!ae duae r<‘aliloles sint um: rrs. Hoc exemptum...„‚ quod identilas realts

‚um neressario vonr!udit identitalem formaler».

150) 0uodlib. Qu. l, (V0l. Xll) p. 11: Aliquid es! idem essen/t'alitc‘1', Sir:

‚i! idrm esscnlialiter identtlute adarquulo, sicut in creuluris illud es! ideal. quer!

intelligitur per definitionrm. ci. quud in!rlliyitur per definitum, siw si! idem tanqaum

inclusum rssrntia!r!er in illo‚ quomndn illud, quod intrlliyilnr per pur/cm definitioms,

passe! dici idem ri, qnod intelliyilur per definilum. Diess dürfte wohl auf die Lehre

von der Conseqnealio zurückweisen, s. Absrbn. XVII, Anm. 623.

151) Svnt. I.ib. l, Bist. 5, (in. 2. (Vol. V) p. 6631 l'crfeclio idrnlitatis errlndt!

omnem composilimwm r! quasicumpositionem, quac idrn!itas es! propler infinitalrm,

r! tarnen in/initas mm tolli! forma/Her rationes, quin hau: formaliter mm si! ilta.

152) Sent. I.ih. IV. bist. 49, (m. 2, (Vol. X) p. 338: Distinctorum in entilate

absolula allemal potrs! esse ubsque conlrodirlionc sine altem. Onadlil;. Ort. 3.

(Vol. XII) p. 82: Universaliter enim qund runreni! ofirai sie, qnod omnimodo rontro

dir!io sil, illud «xse sine hoc, hoc es! idem rea!iler i!!l.

153) Uu. de anima‚ 21, 12, (Vol. II) p. 567 B: Licrt grau: et di/ferentia nou

n'a! idrm formuliler, quia ra!io difl'erenliae nur! inr!udit rationem formalen: generis,

[amen saut idem realiter vel identice; quandorunque rnim aliqua ‚um! idrm forma/Her,

n‘ iungantnr sinc medio, es! ringotio‚ u! „color allwdo“, nur! tarnen s! saut idem

tdentirc .wtum‚ e! non formaliter‚ u! „col0r albus“.

154) Senf. Lib. II, Bist. 16, Ou. l, (VDI. VI) p. 772: Ens ran/incl 1nnllas pas

siones, quae „an sun! rcs o!iae ab ipso enlr‚ _distin„-anntar tarnen ab inricrm

formaliler e! quiddi!ative c! e!iam ab 2flft'‚ forflm!itule dico reuli r! qiuddila!iva;

«liter mr!aphysicu non esse! scicntia rru!is. Vgl. ab. Anm. 98.

222 XIX. Duns Scotus.

Mehrheit zusammengesetzt sind, steht ihm von vorneherein fest, und nur

wenn man sich an den Wortausdruck anklammern wolle, gestehe er zu,

dass die letzte abschliessend lu'nzukommende Form des Zusammengesetzten,

wodurch es ist, was es ist, allerdings Eine sei, aber eben hiemit sei die

Vielheit der hiednrch verbundenen Formen nicht verneintlää‘). Eine zeit

liche Stufenfolge aber der verschiedenen Formen, deren die je frühere

auf die je spätere mitwirke, verhindere es, dass das zusammengesetzte

Wesen etwa bloss ein Aggregat wäre 156); und selbst bei der Annahme

einer gleichzeitigen Wirkung bestehe eine natürliche Rangfolge der For

men, welche bei Substanzen zu grösserer Vollkommenheit und bei Acci<

dentien abwärts zur allmäligen Unvollkommenheit führe'“). So sei auch

-beim Menschen-Wesen in der Form der „Mischung“ die ganze Vielheit

vorausgehender Formen enthalten, und es trete hiezu als zweite Haupt

t'orm das Inlellectuelle hinzu““). Abgesehen aber von der fortschreitenden

wirksamen Kraft der Wesens-Bildung könne allerdings eine Vielheit von

Formen als eine gleichzeitig existirende nur z. B. in den Körpertheilen

bestehen, deren jeder seine eigene Wesensform hat, hingegen für das

Zustandekommen des schliesslich einheitlichen Wesens wirke eben eine

Gradabstul'ung (gradus) mehrerer Formen“’°); und insoweit beim Ent

155) Saul. Lib. IV, bist. ll‚ Uu. 3, (Vol. VIII) p. 649: Esse totius compositi

inclndil esse omnium parlium et includit mulla esse partialia mullarum partium n!

farmarum, .vicut totem ens ca: mullis formis inrludil illas actualitales parliales. St

turnen omnino fiel vis in ucrbo, concedo, quer! formale esse tolius compaaiti ext

principatile: per unum formam, et illa forma est‚ qua lotum compo.situm esl hoc

(ms; isla entern esl ultima adveniens omm'bus praeredenlibus. Et hoc mudo totum

compositum dividilur in dass perle: essentiales. in arten: praprium, sc. ultimam for

mum, qua csl illnd, quod est‚ et in propriam polenliam illius aclus‚ quae inctudit

mulcriam primam cum omnt'bus formis praecedcnlibus. Et islo modo eoncedo, quod

esse illud totale es! complelive ab una forma, quue dat loli illud, quod ext; sert

ex hoc non sequilur, quod in tolo includalur praecise una forma, vel quin in tote

includanlur plurcs fornme p. 653: Fruslra cnim poneretur aorporeitas alia ab

inlrllrcliva, si ipso includal vegetativen: et sensitiven: et sensitive et vegetative in—

cludanl corporeilalem; sed sccundum altem viam esl facilis responsio; hic cnim e.tt

urcessilas poncndi plura p. 654: Licel intellecliua non habeal propriam re—

paynuntiam ad aliquam formam naturalem‚ tarnen informundo materiam requiril qua

tilales aliquas; itlue autem saut qualitates consequenter forn;ant priorem.

156) Theorem. 2], (Vol. III) p. 319 A: Forma prior adveniens posteriori dat

perferlionem mm lanlum sitn' propriam‚ sed cliam posteriori propriom; otiter 'I0fl

fieret unum ex malvria et forma, m'.ri aggrcgatione. Ehend. 22‚ p. 327 A: St

formae snnt plures in esse per/acta, et acliones; quia forma es! principium suf/i

ciens aclionis.

157) Saal. a. a. O. p. 645: Plures sunl mulaliones partiales termihatae ad

plures [armes parliales praecedcntcs rel ordine durationis, si ponalur um; forma prius

lemporc imiuri quam alia, vel ordinc naturae, xi ponamus omnes illas St"ltll tempora

induri....... p. 648: Ouamdin procurlilur in substanlialibus‚ semper posterior esl

perferlior prioribus; quamto aulem seniler ad accidenlates, sequens est imperfeclior

ultima praecedcnte.

158) Ebvnd. p. 640: Forma misliom's coulinet virtualiter omnc: fmtas, quae

possunl esse seorsim in aliis fomiis corporis. [den aalen: intellertiva 1l01t coulinel

islnm formam mislionis, ..‚...forma antun mislionia coiltinel omnes alias extensas

vet erlertsibiles; et ideo iltae (inne su/ficiunl in hantiuc.

159) t)u. de anima, 15, 12, (Vol. ll) p. 533 A: Serundum diverses grndiu in

[ormis plurcs [armer possunl unam malertum iam infarmare per hoc, quod forma

praecedens leitet se ca; perle maleriae, et hoc terminat polentialilatem eins disponenda

XIX. Duns Scotus. ' 223

stehungs-Processe eines Wesens zwei Formen in ihrem Zusammentreffen

eine neue dritte bewirken, sei diese letztere eben hiedurch eine intensivere

(intensior), als die vorausgehenden, während bei denjenigen Formen,

Welche nicht Zum Vorgange der Wesensbildung selbst gehören (z. B. den

Formen der Körpertheile) sehr wohl mehrere Formen gleicher Art neben

einander bestehen können 160). — Uebrigens bot Scotus‚ indem er auf

physikalischem Gebiete diese Gradualität der Formen, d. h. die Steigerung

und das Nachlassen derselben, näher erörterte‘“), auch hierin die Ver

anlassung dazu dar, dass bald von verschiedenen Seiten mehrere Schriften

„De inlensione et retjtissz'one formarum" verlasst werden.

Mag somit dasjenige seine Erledigung gefunden haben, was bei Scotus

die Auffassung der Universalien und die Entscheidung der mit denselben

zusammenhängenden Controversen betrill‘t, so bleibt uns nun noch übrig,

ihn auch durch die einzelnen Theile der Logik hindurch zu begleiten.

Hiebei aber wird sich uns als seine wichtigste Eigenthümlichkeit zeigen;

dass er häulb.r und in reichem Maasse die Lehren der byzantinischen

Logik einflieht, für deren allmälige Fortbildung er uns ohnediess schon

oben (vor. Abschn., Anm. 586 ll‘.) als geschichtlicher Zeuge gedient hatte:

und während es allerdings auch möglich wäre, die sämmtlicben byzan

tinischen Gruppen des Scotus abgesondert für sich darzustellen, will ich

dieselben doch lieber, um einen sachgemässeren Eindruck hervorzubringen‚

einzeln dort einreihen, wo sie Scotns selbst gleichsam als Ergänzungen

betrachtet zu haben scheint (in ähnlicher Weise musste ich ja bereits

oben an zwei Stellen, Anm. 88 u. 109, verfahren).

im Commentare zur lsagoge benützt Scotus das von Albert auf

gespeieherte Material und erörtert so die Fünfzahl der Universalien’“),

die‚versehiedencn Definitionen des genus m“), wobei er daran festhält,

dass die Gattung nicht Stoll‘ ist'“), die Definitionen der speco'es‘“) und

der dilferentia unter Beiziebnng der arabischen Unterscheidung zwischen

ipsum ad [orinam scqurnlrm, .u'rut c converso ima forma pnlexl plures mulerias in

[brmare per hoc, quer! allem se Ienel es: pa:lc fonnur. (Ja. in Phys. l, 24‚ 4, (Vol. ll)

p. 97 B: Ouod impassihile esl‚ simnl plurrs [armes substnnliules cs.vc in eodem sub

icclo, es! warum, nisi secumlnm diverses pur/imies maleriar‚ in quihns sunl diversuc

purlu formae‚ r! ex quibus cnnstiluilur und forma; srcmnio {sind es! verum de

formis eductis de polmtia malcriut'.

160) OH. in meluph. V, 7, (Vol. IV) p. 618 B: Quarcnnquc formuc eiusdem

xperici in eodrm faciimt unum, illud unum !crlium es! inlensius ulrvque; xi nun:

duue specics sint simul in mediu et [irriunt wurm, Musulmnl s,rvciem unam intrn

siorefl1...... p. 619 B: Omnes fommr Imbentrs di/l‘crenlinm in eodrm subiecto, si

imlucanlw per molum‚ nrcessario di/frrunt sprcie; Iamrn de «bis nun induclis per

molum nur: es! neressarium, imu possibile esl‚ quer! duuc Iules einsdrm s]n’0iei am!

in codem suliirrlu. Ebend. VII, 20, p. 733 B, wo jedoch nur die Mehrheit der

Theile eines lebenden Wesens gemeint ist, deren jeder seine ihm eigenthiimiiche

“'escnsform haben muss.

161) Ou. in phys. lll‚ 4, 14, (Vol. II) p. 180 B.

162) Ou. s-up. l'orph. 12, p. 95 f. Vgl. Abscbn. XVII, Anm. 400. u. Absrhn.

XVI, Anm. 107.

163) Ehend. 15, p. 98 f. u. 17, p. 103. Vgl. Abschn. XVH, Anm. 401. und

Abschn. XVI‚ Anm. 109.

164) Ebd. 16, p. 100. Vgl‚_Abschn. XVU, Anm. 422.

165) Ebd. 20 f.‚ p. 106 fl‘.’ Vgl. Abschn. XVll, Anm. 4ll. n. Abschn. XVI,

Anm. 121. .

224 X1X. Duns Scotus. ‘

substantiale und essenliale‘"“) und Fixirung der richtigen Wortform'“),

sodann noch proprium und accidens im Anschlusse an Avicenna (jedoch

ohne ihn zu nennen) polemisch gegen Porphyrius H"‘); was aber bei

Albert über die Tabula logica und das wechselseitige Verhältniss der

fünf Universalien sich findet‘°“), ist hier nicht berücksichtigt.

Bei Erörterung der Kategorien verwirft Scotus Albert’s Auffassung

des Begriffes „pruedicabile“ 110)‚ bespricht aber im Anschlusse an Albert

das ‚.ens" äusserst ausführlich 171), desgleichen die sog. Anteprädica

mente"'-') und die regula de quucunque'“); die Begründung der Zehn

zahl der Kategorien weist er der Metaphysik zu"‘) und lässt in der

weitsehweifigen Detail-Erklärung auf die Substanz die Quantität, dann die

Relation und erst hierauf -die Qualität folgen‘“). Als ein Verdienst muss

hervorgehoben werden, dass er im Vergleiche mit Albert verständig genug

ist, belntfs einer Ergänzung der Kategorien das stümperhafte blachwerlt

des Gilbertus Porretanus zu versehmähen‘“).

In der Lehre vom Urtheile nimmt Scotusyon vorneherein in

Shyreswoodk Weise den byzantinischen Begriff der Syncategoreumata auf,

welche nicht, wie das Subjeet und das Prädicat, auf ein von ihnen be

zeichnetes und ihnen entsprechendes Ding hinweisen, sondern nur den

Sinn der Auffassung modifieiren‘") und daher auch nie als selbstständige

Redetheile auftreten‘“); denn wenn sie beim Prädicate stehen, sind sie

nur ein Theil desselben, ohne es in seinem Verhältnisse zum Subjecte zu

determiniren, und wenn sie beim Subjeete stehen, bestimmen sie dasselbe

166) Ehd. 23—27, ||.109—114. Vgl. Abschn. XV11, Anm. 418 fl‘. n. Abschn.

XV1, Anm. 94, 135 fi".‚ 158.

167) Ebd. 29, p. 114 f. Vgl. Abschn. XVI, Anm. 150 (das übliche Beispiel

ist auch hier „rationafc“).

168) Ebd. 30 fi‘.‚ p. 116 ff. Vgl. Abschn. XV11, Anm. 425 ff. u. Abschn. XV1,

Anm. 152 1T.

159) S. Abschn. XVll, Anm. 414 u. 427.

170) Ou. sup. I’raediram. 2, p. 126; s. Abschn. XV11, Anm. 429.

171) Ebend. 4, p. 128 ff. 0u. sup. Elenclt. 15, p. 237 A: Quod quaedam res

ad inricrm haben! huhitudinem, {den dicil primus pliilosoplms (d. h. der Metaphy—

siker), quud „cm“ dicilur de subslanliu r! ucrirlenlibus analogice; scd quia logicu:

ronxideral res‚ ul sah ralione cadunl. ideo diril, quod „uns“ aequivoce diulur de

substanliu et accidente. Vgl. rbd. Anm. 415. u. Abscbn. XVI, Anm. 32.

172) 0a. sup. Praed. 5—8, p. 131--137.

173) Ebd. 9, p. 138.

174) Ehd. 11, p. 142 B. Doch findet sich eine solche metaphysische Erörte—

rung bei ihm nicht.

175) Ebd. 12—30. Die gleiche Reihenfolge trafen wir auch bei Vincenz v.

Benuvais‚ Absehn. XVII, Anm. 309.

176) Vgl. Abschn. XVII, Anm. 439 f.

177) Uu. mp. An. pr. l, 8, p. 2b4 B: In propasiliaue inveniunlur duplice: ler

mini.‘ quidum, qui saut ul subieclum et prurdicalum, et saut lenniui Calegoremulici;

alli sunl Irr1nim syncalcgorcmalici, u! Sigi/n universafia, purlirulun'a, copufa naiver»

sah's, rnniunclianes e! Imiusmadz. et istis lerminis non currrspundel all'quod signifi—

culum «lind a significalis lerminarum calegorcmalicurum. sed per ipsos itilclleclm

alilrr inleffigil et apprcliendit eundem rein. (Auch Shyreswuod halle ja die Copula

„es!“ zu den Syncalegorenmata gerechnet, s. Absehn. XVII, Anm. 78.)

178) Op. II sup. l'erihcrm., l‘rooem. p.212: Nomina cf verlm sunl muyis puih‚‘.r

interprelationis‚ quam intcrprelulioues‚ e! dicliones synrategoremalicae mm haben!

rationrm inlerprrlutiunis, quia nun sind dictiones per se signifiranles.

XIX. Duns Scotus. 225

nur im Vergleiche zum Prüdicate, ohne selbst ein Theil des Suhjectes zu

sein "9), d. h. sie heben dann nur die Unentschiedenheit des Subjects

begritl‘es auf, um ihn in ein bestimmtes Verhältniss der Supposition zu

bringen 130). Hingegen ehendarum verbleibt dem Verbum als solchem

seine sachliche Geltung, indem es nicht, wie die Syncategoreumata, eine

blasse Modalität, sondern einen Thathestand ausdrückt, neben welchem die

satzbildende Function als zweites hergeht“‘).

Diese grundsätzliche Bezugnahme auf byzantinischen Stoll‘ tritt bei

Scotus nun überall hervor, wo Gelegenheit dazu ist. In Bezug auf die

Quantität der Urtheile polemisirt er ausdrücklich gegen eine Erörterung,

welche über das Wort ‚.omnis“ sich bei Petrus Hispanus findet, da bei

dem Zeichen der Universalität es genüge, die Function aufzufassen, welche

es für die Supposition überhaupt ausübe 182). Dann auch fasst er die

Frage als eine ganz allgemeine auf, ob die quantitativen Momente für

sämmtliche Arten der Urtheile Geltung haben, und hiebei führt er aus

dem „Auc!or Sammelarum" (d. h. aus Petrus Hispanus) eine Menge von

Beispielen an, denkt auch an die hypothetischen, exelusiven, cxceptiven

Urtheile, und erwähnt gelegentlich die Worte „co-nlinue, ab aeterno,

omm'no“, auch „ceteri, singuh'", neben vielen anderen längst traditio

nellen Syneategoreumata 193). Und während betreffs der Qualität etwa

179) Ou. in Praedicam. 12, p. 144 B: Omne syncalegoremalicum in praedicalo

es! pars praedicah'; ali!er ex ceris sequeretur [alsum sie „Nullus hamo es! 0mnis

honw“ (s. bei Petrus Hispsnus, Absehn. XVII, Anm. 246) . . . . .. p. 145 A: Synta

Iegorematicum addilum praedica!o non de!ermina! ipsam in comparatione ad snbiecluni,

.. el ila es! synca!egoremalicum respeclu partis praedicali‚ sed non resprc!u prac

dicali, quitt ipsam es! alia pars praedicati. Sed syncalcgoremalicum addilum sah

iec!o non es! pars suln'ecli, quia de!erminat illud, cui additur, in compuratione ad

praedicatum. Somit steht Scotus auch hierin auf dem Eintheilungs—Motive des

Shyreswood (s. ebend. Anm. 66 f. u. 80), nicht aber auf dem engeren Begrille des

Syncategoreuma, wie er bei Petrus Hispanus (Abschn. XVII, Anm. 256) erscheint;

und auch die Späteren folgen dem Scotus.

180) Ebend. p. 144 A: „Homo“ de se indifl'rrms es! ad niul!as acceptiones, so.

pro von, pro inlen!ione, pro supposilis; signa vero, a! „omnis, aliquis“, sibi addita

indifferenliam ad in!rn!iones e! ad vom: Milan! e! de!erminan! ipsum ad accep!ionem

lautem pro supposilis.

181) Op. 11 sup. Periherm. 4, p. 217 B: Verbum non !antum es! unio sive modas

aniendi ez!rerna, sed e! es! res quacdam anila‚ cui apponilur praedica!am; qaia in

verbo nun! den, so. compositio e! res.

182) Ou. lup. An. pr. I, 7, p. 282 B: Signam universale non requiri! aliquem

cerlum numeram sapposilorum termini commum's, cui additur, sinnt aliin dicunt

(s. Abschn. XVIl, Anm. 241), quod hoc signam „omnis“ ad minus reqm'ri! Iria

supposita; quia signum universale af/l‘rmalivum non dcno!a! aliad, quam praedi

ca!am die! de omni sapposilo subiec!i, non vonno!ando mul!itudincm rcl paucitalem

snppositurum.

183) Ebend. 4, p. 278A: An omnis propositio si! anieersa!is‚ particularv's, inde

finite, vel sinyularis. Argui!ar, quod non‚ de is!is proposilionilms „Ornm's homo es!

totem in quanlilale“ (s. bei Petrus Hispauus, Abschn. XVII, Anm. 208), „Omnix

homo es! lerminus communis sigma universal! delerminalas“ (ebd. Anm. 202), ...de

quibus non videlar. quod sinl universales, quia !anc essen! falsae, e! tarnen pnni!

Ipsas auelor Summularum . . . . .. Is!a „Omnis Phoenia: es!“ (ebd. Anm. 242) n0n es!

universalis, qaia subicrtum non distrilmi!ur pro pluribus, e! tanxen hoc siguum

„omnis“ ad minus requiri! [n'a suppasi!a (ebd. Anm. 241)..... Dubilatur da propo

si!ionilms hypothelicis‚ quan!ac sin! . . . . .. Trio quaesila „Gnus, 0aalis, Quun!u"

(ebd. Anm. 153) non solam quaeran! de ca!egorica‚ immo tam de cn!egorira qmm:

PIANTL‚ Gesch. III. 15

226 XIX. Duns Seotus.

erwähnt werden mag, dass im Anschlusse an arabische Lehre bei Urtheilen

jeder Art das Hauptgewicht auf die Stellung der Negation gelegt wird n‘4),

und daher die Zusammensetzung des Verbums mit einer Negation das

Urtheil zu einem negativen macht‘“), so ist es hiuwiederum die Moda

lität, welche Anknüpfungen an Byzantinisches darbietet. Scotus nemlich

zieht das ganze Gebiet der Exponibilia bei und betrachtet (wie auch

schon Andere gelhan hatten, s. Abschn. XVII, Anm. 604) als versteckt

hypothetische Urtheile alle Exclusiv-, Copulativ-, Beduplicativ-Sätze und

auch diejenigen Sätze, welche auf incipi! und desini! oder auf den jün

geren Syncategoreumata generari, corrumpi beruhen'“), sowie er gleich

falls aus den späteren Erweiterungen jener Logik bei den Worten „sein,

cognosco, ignoro" u. dgl. die Unterscheidung eines sensus compositus

und eines sensus divisus aufnimmt‘“), während die Berücksichtigung

der Belativa auf die ältere Formation zurückweist‘“). Auch benützt er

hypnlhclira, u! pale! in Summulis . . . . .„‘ proposiliones hypolhe!icae sun! qnunlae

.secnndum quantilalcm ralcgmicnrum, ca: quilms componunlur. u! is!a „Si omnis

Immo currit, omm's hamo movelur“ (hier jedoch tauscht den Scotus sein Gedacht

niss, denn in den „Sunimulae“ findet sich Solches nirgends. wohl hingegen bei

Algazeli. s. Abschn. X\'l, Anm. 261) . . . . ‚. Dulu!alur de proposi!ionibus errlusiris‚

exrcp!ivis e! Imiusnmdi‚ .....u! is!a „Tonlum animu! es! homo“ aequipollel i'in copu

lulinae „Anima! vs! homo, e! uihi! ab animali es! homo“ (s. Petr. Hispanns‚ Abschn.

XVll, Anm. 260) . . . . .. Dubi!a!ur de is!n „Omncs apos!oli sun! dnodecim“ (ebd.

Anm. 240), quod hoc siynum „omnis“ !envlur rollec!ive .... .. Dubi!u!ur de isla

„Tolus Sorrales es! minar Sucru!e“ (ehd. Anm. 252), e! dicilur‚ quod es! univrrsalis

rapie‘ndo hoc signum „lo!us“ dis!ribulivc (ebd. Anm. 267) . . . . .. Dubi!a!ur de pro

porilionibus‚ in quilms poni!ur aliquis is!orum !crminorum „ron!inue (vgl. ebend.

Anm. 597), ab ae!erno‚ omnino“ e! Iiuius-modi (abermals eine Vermehrung der Syn

categoreumata)...... Duhi!nlur de is!a „In/inila puncto snn! in cou!inuo“; respon

de!ur, quud nccipiendo hoc siynum „infinilu“ syncalegoremalice !unc ipso es! univer

salis uf/l'rmaliva (S. ebend. Anm. 264) Dubi!ulnr de proposilionibus, in quilms

ponnn!ur relative diversilalis‚ u! is!a numina „oe!eri‚ siuynli“ e! Iminsmodi (ebd. Anm.

217, woselbst jedoch nusscr „alias“ kein anderes Beispiel erwähnt ist).

184) Ebeud. l, 3, p. 277 A: Proposilio ca!egorira, in qua poni!nr !erminus in—

fini!us sie: a perle subiccli sivc a perle praedicali, es! a/firmalira‚ lll!fll lauten

00pulam non praeccda! nrgn!io aliqua . ‚ . . .. Proposilioncs hypulhe!icae mm sun!

af/irmulivae oc! nega!iuue ralione ca!egoricarum‚ ex quilms vomponunlur‚ sed ratione

coniundionis. S. bei Algazeli‚ Abschn. XVl, Anm. 260.

185) Ou. sup. Perilmm. H, l, p. 204 B: Verbum infini!um in ora!inne posi!um

non di/fvr! a verbo pure nega!ivo . . . . .. (p. 205 A) Negalio uon !un!um refer!ur ad

rem verbi, sed ad composi!ioncm; ideo uln' ponilur verbum infim'lum in ora!ione‚ illa

es! praposi!io nega!iva simpliciler.

186) Ou. sup. An. pr. l, 3. p. 276 B: Ouardum es! proposilio mm: rategorica

c! aliqua hypo!he!ira c! aliqua, quae non es! hypulhc!icu per com'unclionem ex—

pressnm, aequipolle! !u1ncn hypo!he!icae‚ u! propnxi!io exclusina (s. Abschn. X\'ll‚

Anm. 76 f. n. 260), copula!iva (ebd. Anm. 86 n. 589), reduplicaliva (ebd.Anm.262)

c! propositiones‚ in quibus ponunlur is!n verha „incipi!‚ desini! (ebd.Anm.81u.263),

generari, corrumpi“ w! consimilia (ebd. Anm. 600) . . . . . .‚ p. 277 B: Proposi!iunes‚

in quil1us pommlur huiusmodi diclioncs‚ possun! die! a/firmalive er! nega!ive cum

uddi!irme.

187) Ou. in phys. Ill‚ l, 3, (Vol. II) p. 170 A: Isla verba „sein, cognosco‚

ignuro“ faciun! proposi!ionem in scnsu oomposi!o‚ so. qnando praccrdun! rel sequnn—

!ur !n!am proposilionem‚ sed in sensu diviso, quando ponun!ur in!er perle: propo—

si!iunis. S. ebend. Anm. 585 I“. n. 598.

188) 0u. sup. Periherm. ll‚ 10, p. 208 A: Rela!ivum subs!nnliae refor! idem cum

cuo an!ecedenlc, „qm“ vero es! rela!iuum subslanliuc etc. s. ebend. Anm.213.

XIX. Duns Seotus. ‘ 227

hiebei erklärlicher Weise die amplialio‘“) und greift mit der copulotio

bis zu Shyreswood zurück“°). Und diese letzteren Momente verwerthet

er auch bei Erörterung eines aristotelischen Beispieles, welches schon im

früheren Mittelalter die Erklärer beschäftigt hatte („Homerus est poeta",

s. Abschn. XIV, Anm. 211), indem die Tragweite eines im Präsens stehen

den \'erbums durch die dislribulio““) und beziehungsweise auch durch

die restriclio bedingt istl‘9'z). Auch modifieirt er jene von Späteren (s.

Absehn. XVll, Anm. 595) über die Umsetzung modaler‚Urtheile in Ur

theile des Stattfindens aufgestellten Regeln in spitzfindigster Weise, je

nachdem in dem ursprünglichen Urtheile ein Pluralis oder eine copu

lative Conjunction oder ein Zahlwort oder ein Syncalegoreuma ent

halten ist‘93).

Was die Lehre vom Schlusse betrill‘t, so begegnen wir sofort

einer Berücksichligung des Begrill'es der eonsequerolia (s. ebend. Anm.

6l0 ll'.)‚ indem Scotus Denjenigen gegenüber, welche bei der aristoteli

sehen Definition des Syllogismus an die Expom'bilia dachten, auf den

Unterschied hinweist, Welcher zwischen Syllogismus und consequenlia

189) Ou. sup. Anal. pr. l, 12, p. 291 A: Proposilionum de inesse quoedom

sunl, in quibus portilur aliqui: lerminus amplr'ulieus (ebd. Anm. 225 l'. u. 598) sub

r‘ecli vel praerlicali ad suppanendnm pro supposills possibililms proelerili rel

[ulim' oul cuinslibel lemporis ilidi/ferenler; aliquae sunl, in quilrus „an panier huius

mudi lerrninus.

190) Op. II sup. I'vrillcrirl. G, p. 218 A: Ulrum verbum de praesenli copulel

„mm“, quod inslul‚ vel imli/fcrenler quodlibel prue.«cns . . . ‚ .. „Hie homo es! Iwnro“

copulm pro islo mute, el cras cum dico „homo est“, copulubil pro im: rinne, qnod

es! lune, aub rolione pracsenlralilalis et nrm pro hoc singuluri „uns. Unde sie eopulal

verbum de pressen/i pro quolibel prae.<cnli‚ quousque hulqu rationem praesenlis, et

non pro inslunli signifimlo. S. bei Shyreswood, Abschn. XVll, Anm. 63, vgl. ehend.

Anm. 127.

191) Ou. sup. Periherm. l, 9, p.196 B: Ulrum lerminus communis supposilus

verbu de pr'acseflli snpponul [an/um pro pracsertlilms. 10, p. 197 B: Ulrum in pro—

po.rilione de pruelerilo slel sul:ieclum lau/um pro illis, quae fuerunl, el de fuluro

lunlum pro illis, qui erunl. Vgl. ebend. Anm. 470. Auch gebraucht Scotus in all

diesen Capileln (qu. 6 IT.) häufig das Beispiel ‚.Anlirhrislus“, vgl. ebvnd. Anm. 224.

11, p. 198 AI Terminus communis in qlu'zcunque proporilione....‚ .suppom'l pro qui

buscunque suppesilis sive existenlibus siee uon exislenlibus . . . . .. Terminus pro

omnibux dislribnilur in i,uucimque proposilione, in qua absolute sumilur. Vgl. ebend.

Anm. 238 ll‘. _

192) Ebend. 13, p. 202 A: Ulrmn lerminus commum's possil reslrin_qi . . . . ..

(B) Terminus supponens verbu de praescnli restringllur, el tausa reslriclionis L‘s!

aclualis inlmerenlio praedicali ad subicclum . . . . .. p. 203 B: Sed cum per proposilio

nem de praesenli mm plus significnlur, m'si extrenmm inesse extreme, polrsl dubilari,

per quid signi/irelur acluulis inlmerenliu, quac csl euusa reslrieliouis (die Lösung

aber dieses Zweifels fehlt). S. ehend. Anm. 230 ll'.

193) Ou. in plrys. Vl. 2, 6, (Vol. II) p. 356 B: lsloe reguloe sunl 1nodificandae.

Prime si allrrum ezlrcmum sil pluralis numeri, mm oporlcl, quod 1'Ha proposilin

ponalur in esse per unam de praesenlr' .... .‚ Secundo si allerum extremem sil cupu

Ialum, nun oporlrl. quod per wurm proposilionem ponolur Terliu quando ab mm extreme proposr'lionis pom'lur teirnmiensusse, nsuemderapleirs,pluIrnense lila

ponenda es! in esse per plures proposiliones..... 0uarto qnarido a perle praedirali

proposilionis ponilur syncaleyorema. vel oliquod includeus syncalegoremu, lunc mm

oporlcl, quundu illu proposilio ponilur in esse, quod illud synculegorcma maneal suh

propria forma a parle praedirali . . . . . .. lslis quoluor condilionibos ob.vervolis illuc

regulae sunl universaliler concedendae.

10 ' u

228 XIX. Duns Seotus.

bestehe, indem zur letzteren auch schon die Umkehrung, die Aequipollenz,

das Enthymema u. dgl. (s. ebend. Anm. 611 u. 616) gehöre, wobei nur

aus Einem Satze ein anderer gefolgert werde““). Doch hängt eben

damit wieder die äusserst ausführliche Erörterung über die Umkehrung

der Urtheile zusammen, indem dabei die comequentia in ihrer engeren

Bedeutung mitspielt uml überhaupt trotz allem Ansehlusse an Aristoteles,

bei welchem natürlich die Lehre von der Umkehrung nur im Dienste der

Syllogistik steht, doch jener Standpunkt durchblickt, nach welchem die

Umkehrung eine niedrere Stufe des Syllogismus selbst sein soll (s. ebend.

Anm. 616). Scotus zeigt bei dieser Gelegenheit die ganze Schärfe seines

logischen Denkens, und wenn wir auch für den byzantinischen Wust

grammatischer Dinge uns wahrlich nicht erwärmen können und gerne

zugestehen, dass Scotus da, wo gebotene Gelegenheit gewesen wäre‘“),

die principielleu Schwierigkeiten des aristotelischen Buches De interpr.

ebensoweuig als Albert (ebd. Anm. 455) gründlich gelöst habe, so trifft

er doch bezüglich der Umkehrung der Urtheile vielfach das Richtige,

indem er auf Fälle hinweist, in welchen die bloss den Umfang der Be

griffe berücksichtigende traditionelle Lehre nicht zureicht.

So weist er an der Hand byzantinischer Logik betreffs des allgemein

bejahenden Urtheiles nicht bloss darauf hin, dass die übliche Regel der

Umkehrung desselben für das exceptive‚ exclusive und reduplicalive Urtheil

(s. Abschu. XVll, Anm. 260 ff.) nicht gelten könne, sondern hebt auch

ausdrücklich hervor, dass ein allgemein bejahendes Urtheil, dessen Prädicat

ein nicht vereinzelter Gemeinbegritl‘ ist, rein umgekehrt werden kann,

wenn Subjects- und Prädicats-Begrill' vertauschbar sind, wenn ein Unter

begrilf von einem Oberbegriffe ausgesagt wird, und wenn (nach den

Regeln der consequentia) der Vordersatz eine Unmöglichkeit enthält‘“).

194) Ou. sup. An. pr. l, 5, p. 280 A: llta definitiv (d. h. des Syllogismus bei

Aristoteles) compatit consequentiae, in qua arguttur ab exponibilt'ba: ad expo

sitam, u! dicenrlo „animat est heran, et nihil aliud ab animali es! homo; igt'lur

tun/um anintul cst homo“ (s. Abschn. XVll‚ Anm. 260). Und die Lösung dieses

Einwanrlqs lautet p. 280 B: Pununtur ista „in qua quibusdam posttis“ (d. h. eben

diese in der aristotelischen Definition des Syllogismus vorkommenden Worte) ad

di/fcrenlt'am cousequentiae, in qua er una propositionc in/ertur alle, cuiusmodi es!

convcrsio‚ acquipotlentia, enthymema et huiusmodt', quarum aliquae saut conscquentt‘ae

formales et aliquae materialcs.

195) Du. sup. Periherm. ll, 3 ff., p. 205 ff.

196) Ort. sup. An. pr. l. 14, p. 293 B: Propositio exclusiva es! universalt's

nffirmalt'na, et (amen conrertitur simpliciter in universalen: a/firmalivam...‚. Pro

positio excepliva es! universalts affirmatiua...., et tamen neu convertitur in parti

cutarcm af/irmatt'vam. I‘roposztto redupltmttua es! universalis affinnativa.„..‚ et

tanzen mm ranvvrtitur in particutarem a/‘firmatieum. Hierauf werden ausführlicbst

sümmtliche Fälle unterschieden, je nachdem im allgemein bejahenden Urtheile das

Prädicat ein termt'nus discretus (s. Abschn. XVII, Anm. 624) oder commanis und in

letzterem Falle entweder nun distn'butn: oder distributus ist (s. ebend. Anm. 238 tf.)‚

welch letzteres wieder entweder a/firmalive oder negative eintreten kann. Und da

wird z. B. betreffs der gewöhnlichen aristotelischen Urtheilsform bemerkt (p. 294 A):

Universalis a/firmativa, cut'us praerlicatum es! terminus commum's mm distributas.... .‚

in tribus casibus potest convertt' simplicitcr gratt'a maleriae.‘ Ouando anleccdens es!

impossilu'le, et idco sequitur „Omnis homo est Minus, tgt'tur 0mnis asinus es! hamo“,

quia ud impossibtle sequitur quodh'bet (s. ebend. Anm. 621 IT.) Otttlfld0 sub

tcclum et praedicatum samt termim' convertiln'les (es ist diess vollständig richtig,

x1x. Duns Scotus. 229 ’

Auch heim allgemein verneineuden Urtheile fällt ihm für die Umkehrung

das Hauptgewicht auf die distributio, denn wenn dieselbe durch die

Satzform ausgeschlossen ist, lässt sich das Urtheil nur parlicular umkeh

ren, und wenn sie negativ auftritt, muss die Umkehrung mittelst eines

Belativsatzes vorgenommen werden 197). Desgleichen wird das particular

bejahende Urtheil, falls sein Pradicat eine Distribution zulässt, in ein all

gemein bejahendes umgekehrt werden müssen; wenn aber das Prädicat

ein terminus discretus ist, tritt auch hier das Mittel eines Relativsatzes

ein ‘98). Und auch die Frage über das particolar verneinende Urtheil

(dieselbe blieb bekanntlichst noch später ein Gegenstand verschiedener

Ansichten) erledigt er in gleicher Weise, indem ihm die Umkehrung des

selben in ein particular verneinendes Urtheil jedenfalls statthaft erscheint,

insoferne nur im umgekehrten Urtheile die Distribution ausgeschlossen

bleibt (d. h. die Negation dem Prädicate vorangeht); denn nach conse

quentia formalis muss die im ursprünglichen Urtheile stattfindende

Distribution bei der Umkehrung wegfallen, während nach consequentia

materialis sie in jenen nemlichen Fällen möglich bleibt, in welchen

das allgemein bejahende Urtheil rein umgekehrt werden kann‘”). Aber

man denke nur an Urtheile. wie 2. B. „Alle Körper sind schwer“ oder „Alle Wirbel

thiere haben Blutgefasse“ u. dgl.) Ouando inferius praedicatur de suo sape

riori..... "Omo: animal est homo, igitur omnis homo est animnl". Sodann noch:

omnis universalis affirmotioa, cuius subiectum est terminus communis dislributus,

convenitur gratia formae in particularem affirmativam omnis propositio uni

versalis a/‘firmaliva de terminis rectis infert ezctusinam de terminis transpositis.

197) Ebend. 12. p. 291 B: Duplex es! universalis negativa; quaedam cuius

praedirulum distribuitur, ut „nullus homo est asinus“; aliqua, in qua praedicatum

non distribuiturl ut nomnis homo animal non es!“ . . . . .. omnis propositio universalis

negative, cuius praedicatum dislribuitnr, polest converti simpliciter..... .. universalis

negativa, cuius praedicatum non distribuiturl non potest converti simpliciler, ut

ista “Omni: phoeniz animal non es!“ convertendo est in istam „Quoddam animal

non es! phuenix“‚. omne signum positum a parte subiecti in converso debet

manere a parte praedicati in convertentel so. quando subiectum est terminus com

munis restriolus, ut nii/ullus homo est mulier“, igitur „Nulla mulier est nullus

homo“....... oportet mutare signum secundum declinationem grammaticalenu ut.....

„Nullus homo es! capra“, „Nulla capra est aliquis homo“...... (p. 292 A)

Quando praedicatum distribuitur negative, ut ista „Nullus homo est nullum animalu

com-ertitur in istam „Nihil, quod est nullum animaly est homo“.

198) Ebend. 13, p. 292 B: Duplca; invenitur propositio particularis a/firmaliva;

quaedam, cuius praedicatum est terminus diseretusr ut „Ouidam homo est Socrales“,

et tatis sine aliquo addita non potest converti simplicitor, sed per accidens in singu

larem; si addantur istae dictiones vquod est“, bene conoertitur simpliciter....

„Aliquid, quod est Sooràtz's, est homo“ . . . . .. Atta est propositio particularis, cuius

praedicatum distribuitun ut „Ouacdam luna est omnis luna“, et infert quandam uni

versalem de termmis transpositis, ut istam „Igilur omnis luna est luna“.

199) Ebend. 15, p. 295 B: Quaedam est particularis negativa, cuius 'praedicatum

est distributum, sc. quando praedicatum sequitur negatiouem, ut „Ouidam homo non

est asinus“; alia est, cuius praedicatum non distribuitur eo quod praecedit nega

lionem, ut „Ouidam homo animal non es!“.‚.... omnia particularis negativa, sive

sit de praedicato distributo sive non distributo, convertitur in particularem negativanu

cuius praedicatum non est distributum .... .. (p. 296 A) Nulla propositio particularis

negativa de praedicato distributo conoertitur in porticularem negativam dc praedicato

distributo gratia formae..... E! dico notabiliter „consequentia formati“, quia in ali

quibus terminix sequitur gratia materiae..... Quando uterque terminus est conver

tibili: . . . . .. Quando superius negatur de inferiori..... . Quando anti-cedens est

‘ impossibite..... Quando consequens est necessarium S. Abschn. XVII, Anm. 623.

230 XIX. Duns Scotus.

höchst unnütz verschwendet ist der Scharfsinn, wenn Scotus sich auch

um die Umkehrung von Urtheilen bemüht, in welchen ein sog. Casus

obliquus vorkommt, und hiefür sogar Regeln nufstcllt“°). Was endlich

die Umkehrung der modalen Urtheile betrifft, macht es sich Scotus mit

der aristotelischen Lehre ziemlich leicht, indem er die Schwierigkeiten

dadurch beseitigen zu können glaubt, dass Aristoteles die Modalität eben

nur nach dem sog. sensus divisus (s. Abschn. XVII, Anm. 585) verstanden

wissen wolle 201).

In jenem Abschnitte der ersten Analytik, welcher den Syllogismen

selbst und ihren Formen gewidmet ist, begegnen wir dem gleichen Ein

flusse byzantinischer Logik. Um nemlich eine anderweitige Stelle nur

der Vollständigkeit willen zu erwähnen, woselbst Scotus auch die logi

schen (Zensuren Kilwardby’s in der Frage über Stoll‘ und Form des

Syllogismus berücksichtigt 20'-’)‚ sehen wir, wie er die Giltigkcit der Regel,

dass aus bloss negativen Prämissen ein Schlusssatz nicht erreicht werden

könne, mit Gründen bestreitet, welche der Lehre' von der consequentia

entnommen sind, da nach consequentia formalis aus einem negativen

Satze nicht bloss stets ein hypothetisches Urtheil, sondern auch jedenfalls

irgend Etwas durch Umkehrung, Aequipollenz und Subalternatim gefolgert

werden könue203). Dass er im Commentare überall häufig sich der seit

Shyreswood auftretenden Kunstworte (Barbara, Celaren! u. s. f., s. Abschn.

XVII, Anm. 52) bedient, hat für uns durchaus Nichts auffallendes, aber

er ist hierin unter den Erklärcrn des (lrganons der Erste 204). Bei der

200) Ebend. 18, p. 300 A: Propositiones‚ in quilias tcrmini obliqui saut sub

iec!a‚ exsolrendae saut in quasdam alias de sabicelo rrclo per istad pronomcn „quod“,

v. g. „Hominis asinus curri!“ resolrenda es! in islam „Momo esl‚ ruius osinus

currit“. Sun! aliquaß rcyulue in eunrcrsinnihus prüpositionum de 0bliquo Obser

vandac, v. g. „Cu'iuslibcl coulradicliunis altern pars es! rera“ prima resolrenda

est in islam „Ouaelifie! conlratlictio es! aliquid, cuius altem pors es! vera“ e! Inne

convrrlenda es! in islam „Aliquid‚ cuius allem pars est vera, es! ronlradiclio“‚.....

„Asinus es! hominis“ converlilar in istam „E_ns Imminis es! asinus“.

201)‘ Ebend. 26. p. 310 B: Aristoteles . . . . diril, quod proposiliones madales

simililcr eonver!unlar illis de inesse (s. hingegen Abschn. IV, Anm. 545 11.), c! iri

telligit de illis in scnsu diviso. Ebendj28‚ p. 316 B: Aristoteles non ititelligil de

modulibus propositionibus in scnsu eomposilo, qnia sie pauca eins dicla essen! rcra.

202) 0a. sup. Elcnch. 4, p. 226 B: Ulrum syllogismns pcccans in materia

si! syllogismus (s. ob. Anm. 21, woselbst Nro.2) . . . . .. (p. 227 A) Syllogismas sie

se huhel‚ sinnt eirculus nullam maleriurn sibi delerminal, undl‘ in qaacunque

materia repariatur sive forti sive deliili, dummvdo forma circuli ibi saloetur, circulus

dicitar; simililer syllogismns.

203) Ort. sap. An. pr. 1,21, p. 304A: Ad unom ralegoriram de inessc negatiram

scquilur [orplaliter una hypothetica, quitt quaclibet proposilio in/rrt se ipsmn

formaliter cum qnacimque alia salrdisiuncliont2, sinnt scqaitur formaliter „Nullns homo

cnrrit“, igitur „Nettes Immo curri! vel dens non es!“ . . . . . . .. E: und ncgalira freue

pnlesl scqui alia negative gratia formae . . . . .. per conaersionem, . . . .. per unqui

pollcntiam. .....per subattcmutionem. Vgl. oh. Anm. 194.

204) Ehend. 7, p. 283 A; 22 Il'., p. 305111; 25, p. 809 A; 27 lT., p. 313 fl'.;

II. 3. p. 333 A; 6, p. 337 A. u. s. f. Man sagte bisher zuweilen, diese Kunstaus

drücke habe schon Thomas aufgenommen; dass aber dieses nur Pseudo-Thomas

sei, s. unten Anm. 344. Hingrgen wenn wir dieselben auch bei Raimumhts Lullus

trafen (vor. Abscllrl.. Anm. 63), so fallt allerdings, wie ich schon oben hervorhob‚

die schriftstellerische Thatigkeit des Lulll15 im Ganzen um einige Jahre spatcr‚ als

jene des Scotus.

\

XIX. Duns Scotus. 231

ersten Schlussfigur erwähnt und löst er ein Bedenken, welches auf den

ampliativen Worten und dem Sophisma „Nichts Lebendiges ist todt, Alle

Menschen sind lebendig, Kein Mensch ist todt“ (vgl. ob. Anm. 191) be

ruht'"“). Auch den sy!logismus expositorius (s. Abschn. XVll, Anm. 624)

erörtert er und gibt unter Benützung jenes nemliehen Beispieles betreffs

der Flussnamen einige auf distribulio beruhende Regeln über die formale

Geltung dieses Schlusses““). Wo er die Frage über die Zulänglichkeit

der drei Schlussfiguren bespricht, sagt er nicht bloss, dass die hypothe

tischen Schlüsse damit überhaupt Nichts zu schaffen haben (s. sogleich

Anm. 209), sondern weist auch ausdrücklich (wie Albert, s.Abschn.XVll,

Anm. 466) die vierte Figur als unberechtigt ab, da aus einer Umstellung

der Prämissen keine Verschiedenheit der Figur folge, sondern die Anord

nung des 0ber- und des Unter-Begriffes das Maassgebende sei2°7). Bei

den modalen Schlüssen vergisst er nicht, auch jene Modalitäten in Er

wägung zu ziehen, welche durch die Begriffe ,.sci0‚ opinor“ u. dgl. bin

zugekommen waren (Anm. 187), und stellt im Einblicke auf sensus

eompositus oder divisu.g (vgl. Anm. 201) Regeln auf 208). Den hypo

thetischen Schluss aber bespricht er in ficht aristoteliscbem Sinne 2o“).

205) Ebend. 22, p. 305 B: Dimm! aliqui, quod is!i matt! (d. h. die ersten

vier Modi der ersten Figur) !enrn! yra!ia furmae erceptis duobus casilms. Primus

es!‚ quando argui!ur in !erminis divim's. Secumlus, quando ar_quitar ex terminis‚

qui amp!iantur (vgl. ob. Anm. 189).. . . ‚ . e! idea mm sequitur „Nultum vivum es!

mortuum‚ 0mm's hamo es! vivus, Igitur nultus Immo es! martuus“. Die Lösung

dieses Zweifels folgt c. 23, p. 307 A: Dabei concludi additis istis dictianitms „qui

es!“ ad subtectum conclusiunis aryuondo sie: „Nullum mortuum es! vivum, Omnis

homo es! vivus‚- lgilur uullus hama es!‚ qui es! morluas“. Vgl. Anm. 197 f.

206) Ebend. 11, p. 290A: De syllogismo c:tposilorio affirma!iro dit'tt‚ quer! in

qualibe! trium figuraram potes! fieri bonus . . . . .. „Surrales es! musims, albmn es!

Senates, igi!ur album es! musimtm“ . . . . .. „Hase essen!ia divina es! paler, filius es!

haec essentia divina‚ igi!ur fi!inx es! pa!e1“ . . . . .. „Sequana j'ai! a ccntum annis,

haec aqua es! Sequana‚ igi!ur havo aqua fui! a centam annis“.....‚ (B) De syllo

gism0 exposiluriu negative dito, quad vale! in prima figura gratia formen maiore

existente npgatiea..... Nun rate! in prima figura, si minor [uerit negative; e! nausa

es!‚ quia si minar [ucril negative c! maior a/firmativa‚ !unc maior cx!remitas non

es! distribula in praemissis, imma sta! determinatc, e! tarnen sla! crm/‘use e! dislri—

bulive in conc!usione‚ matte ex mm distribtrto nunquam sequitur distributum

gra!ia [‘0111I419.

207) Ebend. 34. p. 325 A: Ulrum omnis sy!logismus fia! in aliqua !rium [ign

ramm. Arguilur prima, quod nun . . . . .. Ouo! modis polar! fieri ordinalio, !a! mm!

figurae; sed qua!uor modis diversis potes! fieri huiusmodi ordinatio; igitur quatuor

erun! [igurae . . . . .. Sammle, quod syllogismi ex hypotltesi non redueuntnr in

praedictas figuras. Nun aporle!‚ fieri sytlogismum hypotheticum in aliqua trium

figurarum, e! hoc dico, quantum ad !otalem pr0cessum..... (p. 326 A) Vocatur

syllogismus osteusivus, qui immedia!e infer! conclusionem intcntam; sed vaca!ur sy!—

logismus ex hypothesi, qm' immediate nun in/ert conclltsionem in!rntam . . . . .. Saturn

!ribus modis poles! fieri debita ordinatio respcclu extremnrurn sccundum subiectionem

e! pruedicationem; iyi!ur tres erun! figurae e! nun plures . . . ‚ ‚. l’rapter salam trans

positionem non provenit diversitas aticuius pracmissae neu conclusionis‚ per vonse

quens nec diversi!as figurae.

208) Ebend. 36, p. 329 A: Es: maiore de hoc modo „scire“ in sensu romposilo

e! minare de inesse mm fit syltogismus ad canctudendum de hoc modo „srire“, live!

baue ad conc!udendum de Messe De hoc modo „upinor“ fit bonus syllogismw

sumcndo maiorem in sensu diviso e! minarem de incssr.

209) Ebend. lt, I, p. 332 A: Islam syltogismum vom! Aristoteles syllogismum

232 XIX. Duns Scotus. Manigfaltigkeit der‚Parteien.

Im Commentare zur zweiten Analytik schliesst sich Scotus viel

fach an Robert Capito an, welchen er häufig selbst citirt, entnimmt aber

auch Manches aus Albert, wie z. B. die Angaben über dignitas, subiectum

und passio 210) und die Grundlagen der höchst ausführlichen Erörterungen

über per se („perseitas“), prima und neressarium*“), wobei übrigens

selbst hier noch aus Petrus Hispanus die restric!io im Begriffe der „ne

cessitas diminuta“ hereinspielt 212). Auch die üblichen Bemerkungen über

demonstratio potissima fehlen nicht2‘3).

Was endlich den Commentar zu Soph. Elenehi betrifft, welchen

der scolistisehe Herausgeber der Gesammtwerke des Scotus unmittelbar

nach der Lehre vom Urtheile einreihte”‘)‚ so behandelt derselbe über

haupt nur die ersten fünf Capitel der Schrifl“"’), aber Einzelnes in

wahrhaft peinlicher Ausführlichkeit, so z. B. die aequivocatio und die

amphibologia"“), wobei auch Vieles aus des Boethius Erklärung der

ciceronischen Topik entnommen ist. Natürlich fand Scotus hier gleich

falls manigfache Gelegenheit, auf byzantinischen Stoff einzugehen, und

so begegnen wir wieder der distrz'butiozfi) und der copula!io““)‚ sowie

im Anschlusse an ältere Formationen den Syncategoreumata „e!"219)

und „solus“ 220).

Jene manigfaltigen Folgen nun, in welchen das Auftreten des Scotus

bis zu Occam hinab und auch über diesen hinaus eine nachhaltige Wir

kung ausserte‚ werden wohl nur dadurch ihre angemessene Darstellung

finden können, dass wir in der Hauptsache uns vom chronologischen

Faden leiten lassen; denn vorerst in jenen fünfzig Jahren, welche im

Ganzen zwischen der TI1ätigkeit des Scotus und jener Occam’s liegen,

zeigt es sich als unthunlich, eine Gruppirung nach Parteien für die Dar

stellung zu Grunde zu legen, da, wie ich schon bemerkte, erstens die

ad !ranssumplionem (s. Abschn. IV, Anm. 583 u. 592), quia quando debemus proben

nimm. Irans/erimus uns ad probandum aliud‚ ex quo virlule alieuius supposilionis

in/erimus in!cnlum. Vgl. Anm. 207.

210) (In. sup. An. post. I. 4, p. 349 A. S. Abschn. XVII, Anm. 475.

211) Ebend.15—40‚ p. 365—407. S. ebend. Anm. 473 f.

212) Ebend. 39, p. 406 A. S. ebend. Anm. 234.

213) Ebend. 44, p. 413 A. S. ebend. Anm. 476.

214) p. 224 ff.

215) D. h. nur bis zur Rückführung aller Sophismen auf ignorolio elenchi.

Schon die Vertreter der byzantinischen Logik behandelten nicht das ganze Buch,

schritten aber doch bis Cap. 15 vor; s. ebend. Anm. 197.

216) Ort. sup. Elench. 9—22, p. 231—244.

217) Ebend.l4, p. 234 B: Ulrum signum universale adveniens termino aeqairoeo

possi! ipsum dis!rihuere pro omm'bus supposilis caiuslibe! sui signifira!i. Die Frage

wird bejaht, denn (p. 235 A) disfributio es! accep!io alicuius commum's pro quolibrl

eins supposito‚ quorum qaodlibe! es! ipsnm. S. Abschn. XVII, Anm. 66 u. bes. 238.

218) Ebend. 10, p. 230 B: U!rum lerminus aequivocus continea! sua significafa

per modam copulationis . . . . .. llla significanlur capulalive per !erminum‚ quae aclu

cnrlcipiunlur semone prolalo. Vgl. ob. Anm. 190.

219) Ebend. 30, p. 251 A: Ufrum hoc: dic!io „e!“ operelur polenfialem multi

pliralionem .... .. Caaiunrlio per se copufa! inler !erminos‚ per accidens edlem in!er

pmpusiliones. Vgl. bei Sh_vrrswood‚ Abschn. XVII‚ Anm. 86.

220) Ebend. 32, p. 252 B: „Solum“ polrs! !rneri oa!egaremalice vcl syncatego

rema!ioe Si synmlrgoroma!ice‚ Inne significa! proeciaom acccplioncm illius, cui

adiungitur. S. gleichfalls bei Sbyreswood ebd. Anm. 76.

XIX. Manigfaltigkeit d. Parteien. Dominikaner u. Franziskaner. 233

beliebte bequemere Scheidung in Thomisten und Scotisten als zwei aus

schliesslich bestehende Parteieq dem thatsächlichen Verhältnisse nicht ent

spricht, und zweitens, wenn man auch hehufs einer leichteren Uebersicht

lichkeit diese Zweitheilung mit Gewalt in die Geschichte hineinconstruiren

wollte, dennoch die beständige Rücksicht, welche jeder einzelne Autor

auf seine jeweiligen Zeitgenossen und nächsten Vorgänger nimmt, den

monotonen Charakter eines angeblichen Thomismus und eines angeblichen

Scotismus sehr fühlbar unterbrechen würde. Das Richtige ja ist, dass

neben etlichen Autoren, welche in bornirter Treue die Ansicht des Einen

der beiden Meister nur der Operation des Wiederkäuens unterwerfen, in

den einzelnen Fragen die bunteste Kreuzung verschiedener Ansichten auf

Grund gewisser Auctoritäts-Stellen zu Tag tritt; dieses Verhältniss aber

spinnt sich während eines halben Jahrhunderts gleichsam von Jahr zu Jahr

von Autor zu Autor fort bis zu Occam.

Allerdings zieht sich Ein bestimmtes Motiv durch diese Verschieden

heit der logischen Ansichten hindurch, welches mit dem Geiste der reli

giösen Orden, denen Thomas und Scotus angehörten, in theologischer

Hinsicht zusammenhängt. Nemlich die Dominikaner oder Prädieatoren,

aus welchen die meisten Thomisten hervorgingen, vertraten die gelehrte

Theologie in einer speculativen Construction des Dogmas, welche auch die

obersten Principien desselben demonstrirbar zu fassen versuchte; hingegen

die Franziskaner oder Minoriten, welche den Scotus zu den ihrigen

zählten, standen in Bethätigung der Seelsorge den Interessen des sog.

niederen Volkes näher und betonten so grundsätzlich das Bedürfniss einer

praktischen Theologie als einer Seelen-Arznei, während sie auf eine theo

retische Construction der obersten Fragen verzichteten oder sogar auf

zeigten, dass dieselbe eben durch die logische Formulirung sich leicht in

dialektische Widersprüche verwickeln lasse. So mussten die Franziskaner

allerdings sich dahin neigen, dass sie auch für die Logik einer prakti

schen Tendenz zusteuerten, wobei das hierin waltende rhetorische Motiv

eine Werthschätzung der menschlichen Sprache nahe legte; und Jedermann

weiss, dass der sog. Nominalismus Occam’s eben aus dem Franziskaner

0rden hervorging. Aber gewiss ist auch einerseits, dass ohne die byzan

tinische Logik jene Richtung, welche man später als Nominalismus stigma

tisirte, nicht entstanden wäre, und andrerseits dass darum durchaus noch

nicht die Dominikaner als ledigliche Realisten den Franziskanern gegen.

überzustellcn seien, denn Realist (— wenn man überhaupt diese Stich

worte so anwenden dürfte —) war vor Allem auch der Franziskaner

Scotus selbst. Kurz also, wenn auch zugegeben wird, dass in den

Urdens-Principien gewisse Momente lagen, welche (analog dem Conllicte -

zwischen den Bettelorden und der päpstlichen Hierarchie) ihrerseits in

die Logik herüberspielen konnten, so ist doch nicht zu vergessen, dass

gerade die Logik als solche ein etwas neutraleres Gebiet war, auf welchem

weit speciellere Contr0versen nach Maassgabe eines neu anwachsenden

Materiales durchgekämpft werden mussten. Und so besteht auch hierin

wieder eine vielfach sich durchkreuzende Manigfaltigkeit, indem durchaus

nicht sämmtliche Dominikaner kurzweg Thomisten oder alle Franziskaner

lediglich Scotisten sind, sondern innerhalb beider Orden die verschiedensten

234 XIX. Dominikaner u. Franziskaner. Siger v. Brabant.

Nüaneirnngen heraustreten 22l). Was eine fortschrittliche Tendenz betrifft,

ist es nach dem Gesagten allerdings nicht zu wundern, dass im ge

schichtlichen Faden das relative [lebergewicht unleugbar auf Seite der

Franziskaner liegt.

Der erste, welcher uns in der langen Reihe der vorzuführenden

Autoren begegnet, ist Siger von Brabant (oder de Curtraco, ge

storben noch vor d. J. 1300), welcher anfänglich an der Sorbonne mit

den übrigen dortigen Lehrern die scotistische Auffassung der Theologie

vertrat, hernach aber zu den Thomisten überging 222), wodurch er sich

auch die heifällige Erwähnung erwarb, welche er in Dante’s Divina com

media fand 223). Was uns über seine noch ungedruckten Schriften be

kannt ist, lässt darauf schliessen, dass dieselben noch in der Zeit der

scotistischen Richtung des Verfassers entstanden sind. Schon der Umstand,

dass er sich mit den „Modi significandi“ beschäftigte, gibt einen Finger

zeig”‘). Auch eine uns einzeln überlieferte Aenssernng Siger’s über

die Universalien, welche er zum Gegenstande einer Monographie gemacht

zu haben scheint, enthält nicht bloss gleichfalls eine Betonung der signi

ficatio, sondern auch den durchaus scotistischen (s. ob. Anm. 107) Aus

druck „aggregatum“nö). Er bearbeitete die zweite Analytik in einem,

wie es scheint, höchst ausführlichen Commentare, in welchem er bereits

ein besonderes Gewicht auf die verschiedenen Arten der Fehlschlüsse

gelegt haben muss““), so dass er wohl einer Lieblings-Neigung folgte,

221) Ich Werde daher häufig ausdrücklich darauf hinweisen, welchem Orden

ein Amor angehört habe. '

222) Was sein Leben hetriilt. findet sich eine (ausnahmsweise) vortreffliche

Abhandlung über ihn in Hisloire Iille‘r. de 1a France, Vol. XXl, p. 96—127; bezüg

lich seiner Schriften hätte ich allerdings eine reichere Detail-Mittheilung aus dem

handschriftlich in Paris vorhandenen Materiale gewünscht.

223) I'arudiso, X, v. 136: Esse t' la Iure elernu di' Sigieri, Che leggendo nel

viro (It'in strami (d. b. in Paris in der Tue du fouarre) sillo_qizzd inoidiosi veri.

Dass Dante überhaupt der thomistischen Richtung angehörte, ist bekannt, s. Ch.

Jonrdm'n, La philos. de St. Thomas d'Aquin, ll, p. 128 ff. u. chele, Dante Ali

ghieri’s Leben u. Werke, 2. Aufl. (Jena 1865), p. 387, 409, 457 ff.‚ 490. Speciell

lur die Gescb. d. Logik bieten Dante's Schriften keinen Anlass dar, naher auf ihn

einzugehen.

224) ”ist. litt. de Fr. a. a. O. p. 117, wornaeh der Anfang einer Schrift

Siger’s „Summa modorum significandi“ lautete: Ouoniam grammalice es! sermocinalis

scicntia, sermonem et passiones eins in rommuni ad expn'memlum principuliler

mentis concvplus per sermonem coniugatum considcrans, conceptus anlem nicritis

duplex etc.

225) Ebend. p. 120 lesen wir, dass Siger's „Ouaestiones 10_(th‘al(’8“ folgender

maassen beginnen: Varia discutienda per ordinem proponimux. l‘rimum est, ulrum

lerminus conceplimn's significel universaliler conceptum mentis, sicut quirlam oolunl.

Secundum ext, ulrum universaliler signi/icel fornmm, sicul Pluto voluit, vel et aggre

galum. 1'erlium est, ulrum anima per Icrminnm coneeplionis sit significabilis. Auch

diese Verwendung des byzantinischen Begriffes ..lerminus“ würde uns eine Ver

öffentlichung der Schrift Siger’s wünschenswerth machen. Eine andere Stelle aus

derselben lautet (ebend.): EI si univrrmha, inquanlum universalia‚ esse conceplus

mentis quis dubilcl, requirat in rescriplo a nobis, quod sie incipil „Significalum es!

nobis, nonnullos doclores“ (diese letztere Schrift fand sich in den Pariser Hand

schriften nicht mehr).

226) Ehend. p. 119, woselbst als Gegenstände der Erörterung, welche in 215

Fragen gepllogen wird, beispielsweise angeführt werden: Quid es! syllogismus von

XIX. Siger von Brabant. Richard von Middleton. 235

indem er specielle Schriften über „fallaciae“”Ü und auch über „Im

possibilia" verfasste 228).

Hingegen trat schon zur nemlicben Zeit der Franziskaner Richard

von Middleton (oder de mediu villa, gest. i. J. 1300) gewissen mög

lichen Uebertreibungen der Lehre des Scotus gegenüber und sympathisirte

somit mit den Dominikanern, wobei die Art und Weise sdines‚Thornismus

uns mehrfach an Gottfried von Fontaines erinnert. Allerdings ist Richard,

von welchem wir Quodlibeta und einen Commentar zum Petrus Lom

bardus besitzen 22“)‚ ein Autor, an welchem die Theologie ein grösseres

Interesse haben wird, als die Logik; was jedoch von seinen Ansichten

hieher gehört, dürfte Folgendes sein. —- In der Universellen-Frage be

gegnen wir auch bei Richard der üblichen arabischen Dreigliedcrung, nur

modificirt er dieselbe betrell's der Universalien pos! rem; denn er spricht

von einer Vierglicderung, indem das Universale zunächst als Gansalität

(in causando, d. h. somit anle rem) bis zurück zur Schöpferkraft Gottes

zu fassen sei, sodann aber (in re) eine Gleichartigkeit (indifferentia in

informando) der Formbildung in der Vielheit bestimmter concreter Wesen

enthalte, und hiedurch (pos! rem) einerseits eine Gleichartigkeit der Vor

stellung in der Seele (imli/ferentia in repraesenlando) uml andererseits

eine Gleichartigkeit der Aussage (indifferenlia in praedieando) bedeute;

und während nun das Universale in den ersten drei Beziehungen, d. h.

mute rem und in 1‘e und in repraesentando, in Wahrheit doch nur ein

Singuläres sei, komme ihm nur in der vierten Bedeutung eine eigentliche

Universalität zu, denn nur da enthalte es die von numerärer Einzelnheit

abstehende Denkanfl'assnng der Wesenheit und zugleich die Aussagbarkeit,

so dass es nach keiner dieser beiden Seiten als Universale objectiv exi

stire, sondern eben nur auf sec1mda intentio beruhen“). Erinnert uns

Irariae dcceplionis. Quirl es! syllogismus infirmus. Ouid es! syllogismus fa!nus. Oui'd

es! syllnyismus medieus (?). Om'd es! syllogis‘mns diversivus‚ Ferner sei auch die

Rede von einem sylloyismus lingiu.ms (doch wohl Ii!igiosus ?), fulsigraphirux, oslcn—

si'vus etc. Als Proben der Beantwortungzen werden ebend. folgende Regeln mitge

theilt: Sylloyismus conlrariue dctcplinnis es! sy!layismus ignoranliar‚ sodann Syllo

gismus [nimm es!‚ qni es! ca: divers“ proposilivnibus diversimorle smnp!is‚ dircndo

„In neun fer! animus (bekanntlich der Anfang der Metamorphosen Ovid's); ergo !u

c: asinus“. Ferner Bern: syllugz'zare es! ex probabilioribus et noliorilms proposilum

demonstrare.

227) Ebend. p. 117, wo wir aus den .‚Fullaciae“ nach einem unverständlich

abgedruckten Sophisma folgende zwei Beispiele finden: Quer! ambula!‚ calcat; am

bula! au!em totem dient; ergo calr-u! to!um dirm. Quidqnid bibisli, liebes in corpore;

cyphum vero bibisli; ergo habes cyphum in rorpore.

228) Ebend. p. 120 f. aus den ‚.Impossibilia“ ein Beispiel: Deus non es!_ Nun

omnia haben! causam wurm; erq0 den: non esI.

229) Au!huruti lheolugi Ricardi de media villa, minorilanc familie ornnmen!i‚

Irin rcco_qnila reconrinnulaque Oiiodlibcla etc. I’rneliis 1509. fol. lind Sncralissimi

theologi Ricurdi de Mediavilla ordinis scraphici minorum cunven!ualium In libros sen—

!enliurum quaeslionrs. 4 Bände Venel.‚ 1507-—9. Iol.

230) In San/tut. II, dis!. 3, qu. 1, f. 17 r. A: Univermle quadrupliriler poles!

accipi. Uno modo in rans0ndo‚ secundum qucm modum dicimus‚ quer! deus es!

universalis causa omm‘um. ‚Mio modo per indifl'erenliam apliludinis ad informandum

plura, secundum quem modum forma, quanlum ex se nu!a es! informnre plures

parles maleriae tmlgt‘llßas, dicerelur universalis, si esse! ac!u exislens a mulr-riu

separala. Terlio mudo per indi/ferenliam in repraesenlnndo‚ secnndum qucm modum

236 x1x. Richard von Middleton.

nun dieses theilweise an den naiven Wirrwarr eines Albert und ‚eines

Thomas (s. Abschn. XVII, Anm. 383 u. 496), sowie an die lndill‘erenz

Lehre des 12. Jahrh. mit Einschluss des Gilbertus Porretanus (Abschn.

XIV, Anm. 132 ll'. u. 473 Il), so kann Richard allerdings antiplatonisch

mit Gottfried v. Fontaines sagen, dass die Universalien in Gottes Denken

eben nur als gedachte, nicht aber als reale Wesen existirenaal), und

folgerichtig muss er auch bell‘ele der Universalien in re jeder scotistischen

Ausschreitung entgegentreten, da ja die Annahme, dass das im Singulären

enthaltene Universale der ursprüngliche und erste Gegenstand des Er

kennens sei, und dass das Universale als ein der Art nach identisches

sehr wohl in mehreren Individuen ungetheilt bestehen könne, nicht bloss

im Widerspruche mit Aristoteles (bezüglich der Undefinirbarkeit des Sin

gulüren) stehe, sondern auch zu der Alternative führe, dass entweder

das Universale, welches doch ein erschafl'enes Ding ist, ebenso wie Gott

Einheit und Mehrheit in seinem ungetheilten Wesen enthalte, oder dass

es ganz überflüssig sei, neben den Einzeln-Dingen überhaupt noch von

einer Existenz eines Universale als solchen zu sprechen 232).

lst sonach durch diese Auflassung der Universalien bei Richard nur

species in intellectu existens dicitur universalis sub rationel qua non rcpraesenlat

hominem hune vel illum, sed hominem inquantum homo esl; de quo dicit Avicenna

quinto melaplL (s. Abschn. XVI, Anm. 184), quod quamvis respectu individuorum sit

uniuersatis. tamen respectu animae. in qua imprimihu', es! singalaris. Quarto modo

per indr/ferentiam in praedicandol secundum quem modum dieit Porphyriusg et

hoc est proprie universale, nam universale dictum tribus modis primis secundum rei

veritatem singulare est. Dico ergo, quod ipsum universale duo complertiturl u. id

quod es! universale, ut ipsam hominis vel angeli essentiam ut intellectum praeter

unitatem et multitudinem numeraleml et ipsum universalitateml quae est praedicabilis

de pluribus. Sed neutra modo est in reali ezistentia angelus universalis nec quae

cunque res alla, quia ipsa universalitas es! res constituta a ratione et dieitur

secunda intentio.

231) ln SentenL L disl.19, qu. 3, f. 68 v. B: Sicu! essentiae omnium naturarum

ab aeterno fuerunt intellectae a divino intellectuy quamvis ab aeterno non furrunl,

ita veritateg quamvis ab aelerno non fuenml, tamen aln aeterno fuerunt intellectae.

S. ob. Anm. 64.

232) ln senlenl. l, a. a. 0.: Dixerunl aliqui, quod universale quorumeunque

singularium est in reali ezislentia non separatem a singularibus in quolibet singulari

(s. bei Scotus Anm. 141, 145, 148 u. bes. 138). quod sub ipso continetur existens

indivisum (s. Anm. 139). llnde universale hominam, cum unus homo corrampilur,

non corrumpitun quia in aliis remanet tnlum, et cum aliquis homo generalur,

universale hominis non generaturl sed ille homo universale, quod in aliis erat sal

valum, in se suseipiL E! hoc dicebant illud esse, quod est proprium abiectum

intellectus et primum et illud, quo intelligitur singulare per re/lerionemg quia

enim est in singularibus, ideo per cognitionem ipsius renectitur intellectus ad singu

larium cognitionem (s, Anm. 124). E! cum dicebatun quod idem creatum non potest

esse in pluribus supposilis indivisum, dicebaM, hoc esse verum de identitate in

numero, non de identitale in specie (S. Anm. 148 f.). Sed haec opinio falsa est et

improbabilis; satis patet per eu, quae philosophus septimo meloph. probe! (s.

Ahschn. IV, Anm. 484 fl'.) . . . . .. Praeterea aut ipsum universale esset de ratione

cuiuslibet singularis sui aut non. Si sie, tunc res creata simplex indivisa esset de

ratione plurium suppositornmg quod est impossibile, solius enim dieinae essentiae

proprium esl, quod sine multiplicatione eui sit tota de ratione plurium suppasilorum.

Si mm, tunc ipsum universale realiter exislere, ut dicunl, esset inutile, quia non

esset utile ad singularium existenliam. cum esset aliquid eztra essentiam forum, nec

ad eorum cognitionem eum non esset de ratione eorum.

XIX. Richard von Middleton. 237

dasjenige mit Protest zurückgewiesen, was man den Realismus der Sco

tisten nennen könnte, so verbleibt immerhin der Gonceptualismus des

Scotus mit Einschluss seiner sprachlichen Seite (ob. Anm. 96) als positive

Ansicht Richard’s. Indem aber dabei ebenso, wie bei Scotus, die grösseren

Schwierigkeiten in den Universalien in re liegen, lenkt Richard nach dieser

Seite bin mit seinem sprachlichen Conceptualismus mehr in einen geläu

terten Thomismus ein. Nemlieh im Anschlusse an Thomas nimmt er an,

dass in Gottes Denken um der Verwirklichung des Einzelnen willen auch

die Idee der Individuen (nicht bloss der Art-Begriffe) liegen müsse 23")‚

und ebenso nimmt er betretl‘s des Einzeln-Seins aus Thomas die Begrill'e

„esse signa!um" und „ineommunicabile“ beifällig auf 234). Aber wenn

es sich um die Frage über das principium individuationis handelt, folgt

er schon darin der Ansicht des Gottfried v. Fontaiues, dass das Sein der

Individuen keinenfalls ein accidentelles sein könne 235), und auch an den

nemlichen Autor erinnert uns die Erklärung, dass das concrete Seiende

stets durch anderweitige Wesenheiten bedingt sei und die bestimmt de

terminirte Modification der Form im Individuum auf eine Verbindung eines

Materiellen und eines Formellen hinWeise 236). Eben darum kann sich

Richard durchaus nicht mit der „species intelligibilis" des Scotus ( s. Anm.

110) befreunden, denn dieselbe habe höchstens einen Sinn, wenn man

unter ihr das begrilfsmässig entstandene „Wort“ verstehe, denn die Idee

eines Dinges als ewige könne nicht ein Werkzeug für unser mit Ver

gänglichkeit behaftetes Denken sein, und letzteres habe seinen Ausgangs

punkt, auf welchen es sich stütze, nur in den Sinnen, vermöge deren

wir die Eigenthümlichkeiten der Dinge erfassen, um dann aus den vor

findlichen Aehnlichkeiten (‚.similitudo“, s. Abschn. XVII, Anm. 393 u. 395,

u. Abschn. XIV, Anm. 474) auf syllogistischem Wege auf ein für sich

bestehendes Substrat zu gelangen 237). So erhält Richard‘s Conceptualismus

233) Ouvdl. f. 1 r. B: In mentc divina samt ideae specirrmn r! singularium

contentarum sub speciebus . . . . .. Cum ipso idea xi! ipsa divina essentia‚ inquantum

apprehrnsa a. divino in!ellectu u! imi!abilis ab aliis a se, e! idco cum mm !antum

si! imitabilis a speciebus, sed etiam ab individm's specierum, dico, quod es! idea

non !antum specierum, sed e!iam singulan'um. In Senlent. l, bist. 36, ar!. 3, qu.4‚

f. 111 v. B: Idee in den nun tantummado dici! rationem cognitionß, sed etiam ra

tionern [actionis rerum. Vgl. Abschn. XVII, Anm. 518.

234) Ouodl. a. a. 0.: Magis diflert Petrus a Paula, qmm: Petrus ab hominc;

Petrus enim nun es! Paulus, sed Pelrns es! homo; aliquo tarnen modo difl'ert Petrus

ab homine. inquantum i'd, quer! dicit „hamo“ sul: esse neu signalo, dicit „Petrus“

sub esse signalo, e! ideo, quod dicl! „homo“ sttb ratione commnnirabill, dici! „Petrus“

sub ratione inconmumicabilt'. Igi!ur dico‚ qnod maior es! difl'erenlia secundum ru—

tionem inter ideas duorum singularium, quam in!er ideam speciei et individut'. Vgl.

Abschn. XVII, Anm. 520.

235) Ebend. f. 4 v. A: Esse ac!ualis existen!iae‚ qm) creatum es! in prima

hctu, non es! accidcns essen!iae ipst'us creaturae. S. ob. Anm. 65 u. hingegen bei

Scotus Anm. 137:

236) Ebend. f. 5 r.A: Omni essentiae creatae ad suarn existentiam ncressarium

es! aliquid aliud a se, quitt 0mnern essentiam crealam aparte! ab alia essenlia esse

et ab alia essentia consewari . Si intelligatur esse per essentiam sinnt per quad

dam prina'pinm formale essendi eel per modurn formae significalum, haec propter

hoc in eompositis essentt'ae cornprehemli! materiam et farmam; sie dico, quod ens

creatum es! per suam essentiam S. ob. Anm. 67.

237) In Sentent. II, Bist. 24, art. 3, qu. 3, f. 100 v. A: In statu carrupliln'li

238 XIX. Richard v. Middleton. Petrus v. Auvergne.

eine sehr ents0hieden empiristische Färbung, welche nicht blass über

Thomas (Abschn. XVII, Anm. 500), sondern auch über Scotus (oh.Anm. 114)

weit hinausgeht, wenn das Erkennen überhaupt priucipiell als etwas

Passives bezeichnet wird 23")‚ In jener Frage hingegen, welche die unitas

formae betraf, entfernt sich Richard wieder von den Thomisten, indem

er eine Mehrheit von Formen, welche in Einem Wesen sich vereinigen,

zulässt, aber für diejenige, welche bei Entstehung der Wesenheit zuletzt

abschliessend gewirkt hat, die Function einer artmachenden Einheit be

ansprucht, so dass er hierin auf Seite des Scotus, nicht aber des

Lamarre tritt‘23”).

Ein umgekehrtes Verhältniss zeigt sich bei einem anderen Zeitge

nossen; nemlich der Dominikaner Petrus von Auvergne (seine Blüthe

zeit fällt um d. J. 1300), welcher als äusserst fruchtbarer Schriftsteller

in zahlreichen (bis jetzt ungedmckten) Commentaren zu den physikalischen

und naturgeschichtlichen Werken des Aristoteles, sowie auch zur Politik,

zur Metaphysik und zur Logik, sich im Ganzen. an Thomas auscbloss 2“°)‚

glaubte dennoch zugleich die Gründlichkeit der Exegese durch Aufnahme

mancher Erläuterungen des Scotus steigern zu können. In dem Commen

tare zur Isagoge folgt Petrus allerdings darin dem Thomas, dass die Logik

nur: cognoscimus per nahm-am de lege commuru' substanliam per propriam eins spe—

ciem, nisr' arripialur sprries pro verbo, quod inlclleclus conripil de ca per was pro—

prielates. Nun enim cognosrimus cum immcdiale per suarn specicm increulam, quae

cs[ idea, (B) cum divina idra nun possil haben? rationrm instrumcnlnlis agrulis

respcctu noslri arlus intelligeudi, ......quia divinam esscnliam non cognoscimus im

mer/irrte per naturam I’ruelerea nun coynoscimus subslartliam per proprium eins

specicm ucq-uisitum, nisi acnipicndo specicm pro verbo...... ln[r[leclux noater nullam

polest rrcipere spcricm intelligiln'lem ab infm'uri nisi per Nun cognosrimus subsluntiam per propriam eins specicm, msicudislpeenr‘usrnuassepur:oupurmielalcs

aryumcnlundo, eo quer! m illis e.s[ aliqua sinlililudo substanliue ‚ . . . .. (f.101 r. A)

Inlrlleclus roucludil, quod illi enlt' ualum es[ aliquod cns subsislerc, cl [andern cou

cludil, illud ans esse per sc sulrsislens, cl sie dem-alt in cognilionern substanliuc.

238) Ebeud. qu. 2, f. 100 r. A: Noslrum inlelligrre consislens in simplici ap

prchensionc‚ in quu nur: es! composilio nec dinislo, es[ pali...‚.. Motiv cm'm intel

Irclualis est ab intelligcnle per ar[wum inlcllectus, el rsl in inlcllec[u per passirum

inlc[lcclus‚ et cum ipsa molio inlcllectualis, inquuntum est in intelligente, sit

passiv, seqm'lur, quod intelligere si[ puli.

239) Ouodl. f. 6 v. A: Am'ma intellerliva ea‘[ humnm' corporis forma ila, quod

cs[ forma principalissima ipsius Immim's, h. c. forma Iwmim's complcliva, per qmm:

homo reponllur in spccic hominis (B) Anlma in!cllrcliva cs[ forma ultima,

qoiu in homiue nullu rs[ noln'lior ca,- sed forma ultima esl, per quam romposilum

rcpom‘lur in specic‚ Ebenso In Senlcnl. II, bist. I7, ar[. l, qu. 3, f. 70 r. A. Vgl.

ob. Anm. 30 u. 155.

240) Handschrilllich sind von Petrus de Alvernia in Paris noch vorhanden:

Supplemenlum commenlurii S. Thomac'in Iihrmn Icrlium de coelo, (luucslioncs super

qualuor [ihres de coole c[ wunde, Super qualuor [ihres melanrorum, Super Arisl. de

iuveulule et scnectulc, De somno et rigilia, In quo‚sdam parrorum naluraliurn [ihres

a S. Thema exposilos, In Aris[. de planlis, In Arixl. de mqu animalium, Super [ihres

I'olilicorum, Super duodccim [ihres melaphysirorum‚ Super totem loyicam vclcrem,

Super I'orphyrium, Sophismu delerminulum. S. Haurc'au, De In phil. srol. II, p. 260 II'.

Eben durch Haurdau wurde ich auch auf die Pariser Handschrift, welche „(.‘nd.

Sorborm. Nro. 955“ signirt ist, hingewiesen, aus welcher ich Einiges zur Probe mit

theile. Die genauere Einsicht derselben zeigte mir auch, dass die Schrill Super

I'orphyrium eben doch nur der erste Thcil des grösseren Genua Super totem [ogl'cam

relerem sei.

XIX. Petrus von Auvergne. 239

modus seimdi sei“‘), und auf gleicher Quelle und einer Stelle Albert’s

beruht es, wenn die Logik ausdrücklich als „formalis“ der Metaphysik

gegenübergestellt wird 242). Aber indem Petrus sodann eine neuere

Formulirung der Ansicht erwähnt, dass der Syllogismus nicht der primäre

und wesentliche Gegenstand der Logik sein“), benützt er zur Wider

legung dieser Meinung und zur Begründung der gegentheiligen fast

wörtlich die betreffende Auseinandersetzung des Scotus 244). Was die

Universalien betrillt, bei welchen er auch von Avicenna beeinflusst

wird 24“‘), greift er zum Nachweise einer objectiveu Existenz derselben

gleichfalls nach Gründen, welche Scotus (sowie auch Vincenz v. Beauvais)

angeführt hatte 24"); aber natürlich gilt ihm die objective Seite der Uni

241) Cod. Sarbonn. 955 (f. 83 i’ll): Circa librum Porphyrii quaerun!ar quaedam

in generali Prima de subiee!o ipsius logieae, dimm Iogiea si! de modo

seiendi !anqaam de subiec!o. E! argui!ur quidcm sie: ld es! sabieelum in seien!ia‚

de quo e! de euius par!ibus lerminalur in !ola scien!ia; sed de runde sciendi e! de

parlibns eins Ierminalur in !o!a lagica; ergo etc . . . . .. Praelerca illud es! subiec!am

in srien!ia, perle: cuius divisioaes diaidi!ur illa scirnlia; sed secundum diaisioaem

modarum sciendx' dieidi!ur !o!a !ogiea in ar!em dividendi, di/finiendi e! codi

gendi etc. S. Abschn. XVII, Anm. 489.

242) Seeuudo quaeri!ur. u!ruru si! de cnle !anquam subieria. E! argumenlalar,

quod mm. Duarum diversarum seienliarum nun debe! esse subier!um idem, e! eauxa

huias es!‚ quod diversilas subierii umso! dirersi!alem scienliarum; sed metaphysica

es! de enle !anquam de sabieelo; ergo Iogiea non es! de en!e lanquam de sabier!o‚

cum si! diversa a melap/zysira. Prae!erea soien!ia, quae es! de erde, es! realis, ser!

logiea nun es! realis, sed formalis. S. ebend. Anm. 362 11.488.

243) Terlio qaaerilur‚ ulrum si! de syllogismu !auquam de subiec!a (vgl. ob.

Anm. 93 u. Abschn. XVll, Anm. 370). E! vide!ur‚ quod mm, quia, si !a!um es!

subiec!um in Iota, a! pors in pur/e, ergo, si syllogismus es! subicc!um in Io!a lugiea,

ergo e! par!es sy!!egismi in parlibus logieae; sed scien!ia libri elenchorum pars es!

logieae; eo syl!agismas non es! subieclum‚ quia sylloyismus soplrislieu: nun es!

syllagisnms...„ Prae!rrea omnis scien!ia‚ quae es! de syllogismo !anquam de sub

iee!o‚ Es! a!ieuius generis de!ermina!i‚ nam sylloyismus yerms de!ermina!uni es!,- sed

!agiea nan es! alicuius genen's de!ermina!i. Vgl. ebend. Anm. 370.

244) Ad id dieendum, quod lagica es! de syllogisma lariquam de subice!o,- de

syllogismo enim secuna‘um verba e! mm seeundum rem. E! sie es! Iota nova

logiea, quae disliayuilur seeundum divisionem ipsius sy1h;gismi‚ quae s!u!im appa

rebi! . . . . .. Direndum es! enim, quod !o!a logioa es! de sylloyisma !anquam de sub—

iee!o‚ c! hae poles! esse dupliciler‚ au! de ipso syllogis1na in se e! absolute au! de

bis, quae a!!ribuunlur sylloyisma‚ Si prima modo‚ sie es! über Priorum. Si vero

seeundo modo‚ sie es! duplieiler, quia alia a!!ribuan!ar syllagisma au! !anquam par!es

inlegrales au! !anqnam par!es subiee!ivae; si prima modo‚ hoc es! duplici!er‚ quia

allribnua!ur ei Ianquam par!es in!egrales remo!ae. e! sie es! über l'raedicamenlorum‚

an! sieu! par!es in!egrales propinquae, e! sie es! über Periermenias. Si aalen: sil

de bis, quae allribuunlnr ianquam par!es subivrlivae, sie es! Iota nova logica, quae

dividi!ur sie: au! syllogisrnus eonlrahi!ur per medium‚ quod es! neeessarium, e! sie

es! über Pos!eriorum‚ an! per medium‚ quod es! probnbile, e! sie es! über Tnpiearum,

au! per medium‚ quod es! privalio eins, e! sie es! über Eienchorum. Alii aa!em ae!eris

lagieae sun! de bene esse, u! über Porphyrii, qui so. ad eagni!ionem praedicamen!orum.

S. bei Seelus‚ ob. Anm. 93, das Original dieser Erörterung.

245) Liber Parphyrii euius sabiec!um um! universalia, von inquanlum

um! quinque, sed inquan!um uniunlur sub Irac forma, quae es! universale. Vgl.

Abschn. XVI, Anm. 171 f.

246) Ouaeri!ur‚ u!rum universalia habean! esse‚ E! eide!ur‚ quad nun, quia.....

omne‚ quer! es!, ideo esl‚ qaod wurm namero esl‚ scd universale non es! amen

aumero Ad hoc dicendurn‚ quod animersalia porsun! quod dan! esse in!ellec!ui; haue enim es! eorwn opera!io;pruqbuairai i'eds, sequpoedr dhaoc!, esse,

240 XIX. Petrus v. Auvergne. Alexander v. Alessandria.

versalien nicht als die ausschliessliche, sondern er ist dabei wieder Thomist

genug, um in jenen bequemen Dualismus einzumünden, welcher durch die

aristotelische Unterscheidung des Potenziellen und des Actuellen einiger

maassen übertüncht ist2“).

Hingegen viel enger, wenn auch nicht ausschliesslich, hängt mit der

Lehre des Scotus Dasjenige zusammen, was Alexander von Messan

dria (gest. i. J. 1314) in seinem Commentare zur Metaphysik kundgab,

welchen man früher für eine Arbeit des Alexander Alesius (s. Abschn.

XVII, Anm. 274) hielt. Allerdings wenn ein zweifaches Auftreten der

Universalien, nemlich sowohl in causando als auch in praedicando, unter

schieden wird (wobei der Wortausdruck uns an Richard v. Middleton

erinnert, s. Anm. 230), kann man immerhin sagen, es sei diess nur der

gewöhnliche thomislische Dualismus 248), und auch die gegen Plato geübte

Polemik liesse sich trotz ihrer schärferen Formulirung auf die nemliche

Quelle zurückführen 249). Aber Alexander spricht sich hiuwiederum sehr

entschieden dahin aus, dass die Universalien überhaupt sachlich nicht ge

trennt von dem Einzelnen existiren, hingegen wohl logisch als ein „modus“

mittelst des „conceptus“ losgetrennt werden können 250). Und diesem

scotistischen Standpunkte bleibt er auch bei der Frage über das Princip

der lndividuation getreu, indem er im Hinblicke auf die Controverse be

treffs der Angelologie daran festhält, dass auch ausserhalb der Materie

eine lndividualisirung dadurch stattfinden könne, dass die Wesenheit sich

habe! esse necessario; absurde es! eni'm diene, quod i'd, quod non habe! esse, den!

esse alicai. S. ob. Anm. 100 u. Abschn. XVII, Anm. 297.

247) Sccundo quaeiilur‚ u!ruin sin! scparalu. a singularilms. Et videlur, qund

sin!‚ quom'ain omnis scien!ia es! incorrup!ibilium..... Ad i'd dieendum. quod opinia

Plalonis /uil, quad universali'a essen! separala a singularibus (vgl. Abschn. XVII,

Anm. 501) EI Aris!o!cles conlra ipsum argumcnlalur, ....quoniam i'd, quad [acial

coynilionem de par!iculaiilms, ipsis debe! esse in eis..... Polesl esse sciciilia de

universalihus, quia e!si non dc corruptibilibus sccundum se, de corrup!ibilibu's !amen

per accidens heile poles! esse scien!ia . . . . .. Universale quanlum ad rein subi'eclaih

inluuioni es! universale polenlia e! hoc modo es! coniunrlum ipsis parliculai'ihns,

sed universale quanlum ad ipsain inlui!ionem es! universale in ac!u e! es! in

ipso in!ellec!u e! apprehendi!ur ab eo e! hoc mudo separa!um es! ab ipsi's sensibi

lilms...‚. ln!elligendurn ergo secundum in!entionem Arislolelis‚ quod universalia uno

modo separata ab ipsis singularibus e! alle runde non, e! uno modo corruplibilia e!

alle modo non. Vgl. ebend. Anm. 493, 508.

248) Alerandri de Alex docloris irre/ragaln'lis, in XII Aris!a!. Melaphysicae

libros etc. Venelii: 1571. fo . Pol. 7 v. A: No!andum es!. quod universale dicilur

duobus nmdis, so. in praedicando e! in causando . . . . ‚. Possunius !oqui de universali

in causando vel de um'versali in praedi'cando. Ebenso f. 283 v. A. S. Abschn.

XVII, Anm. 507 f.

249) Ebend. f. 28 v. A: Plato in sua pasi!ione incurreha! duo opposila; poneba!

enirn speciein separatem el quod haben! esse independens; poncba! au!ein se

cundo, quod haec species esse! universale; .... .. cum aalen: universale haben! esse

dependen: ad illud, cuius es! universale, sequilur‚ quod is!a specir: debuil esse

drpendens; e! i!a eri! independens e! depcndens‚ S. ebend. Anm. 501.

250) Ebend. f. 66 r. B: Si loquamur de separa!ione secundum rein, impossiln'le

es!‚ quer! universale xi! separalum a singulan', eandcm em'm rein, quum dicil

hure humanitas, dici! humani!as; si au!em loquamur de separa!ione secnudum

ra!ionrin‚ sie universale separatum es! a singularibus; lice! enim unam e! eandern

naturam diean! universale e! singulare, !amen illam dicun! seeundum differenlein

modum et difl'erenlem vonceptum; „hie homo“ ein'm dici! naturain humani!alis cum

intellec!u e! concep!u prinvipiorurn iiidioiduan!ium. S. ob. Anm. 129.

4____ ‚ _‚ ..- ' _ -—

. -_) _‚—e- m _L'__"_

XlX. Alexander v. Alessandria. Gerhard v. Bologna. Badulph Brito. 241

mit jenem Auftreten verbinde, welches dem „suppositum“ als solchem

zukommt'2öl), wobei wir beachten müssen, dass hiemit bereits damals

im Anschlusse an Seotus selbst (ob. Anm. 109) die Häcceitttt durch jenen

byzantinischen Begriff ausgedrückt wurde. Auch die Annahme, dass die

Individuation für die Wesenheit selbst etwas Accidentelles sei,‘wiederholt

Alexander aus Scotus252). Und so dürfen wir uns nicht wundern, wenn

bei ihm auch die Lehre betreffs der formatitates (ob. Anm. 147 ll'.) eine

Anwendung findet253). Eigenthümlich aber ist es, dass er dann dennoch

die Frage über unitas formae ganz in der nemlichen Weise wie Gott

fried von Fontaines und Johannes Parisicnsis beantwortet“").

Vielleicht irren wir auch nicht, wenn wir den Gerhard von

Bologna (gest. 1317) den Vertretern einer scotistischen Richtung bei

zählen, wenn auch bis jetzt noch nicht hinreichendes Material vorliegt,

um die ihn betreffenden Fragen genügend zu entscheiden‘üä).

Zuversichtlicher möchte ich mich über Radulph Brito (um 1317

thätig) äussern, obwohl ich hiebei in Widerspruch mit llaurt'2au’s Forschung

gerathe. Wir sind nemlich bezüglich Radulph’s nur auf Dasjcnige ange

wiesen, was der genannte Gelehrte aus Pariser Handschriften mittheilte;

251) Ebend. f. 118 v. B: Postto, quod diversttas numeratts sub una speeie non

potest esse nist per materiam, in separntts a materta nun potest esse nisi unum

numero sub una specie..... Haut: positionem nun reputo reram,‘ nredo entm, quod

muttipticatto individualis sub mm speeie possit esse in separalis a materia im, quod

haee dua fierent simul, quod ipsa forma sit separate a materia et etiam multiplicari

possit individuatiter et numeraliter..... lmaginabimur enim‚ quod agens super—

naturate [armes separates muttipticare potest in/ra wurm speciem per diverse suppo«

eile ita, quod compositto ex supposito et essentta [nett multiplicationem indi

vidualem, .....sieut ext composilio ex materta et forma in formte materiatibus. Vgl.

ob. Anm. 13, 28 u. bes. 109, 139, 145.

252) Ebend. f. 203 v. B: Prineipta individuantia aeeidunt ipsi essentiae. S.

Anm. 137.

253) Ebend. f. 103 v. B: Non solum formalitas proptnqua dicitur formulttas rei,

sed altem fonrwtitas remota, quer est de essentia formatitatis propinquae; eo modo‚

quo dicimus, quod humanitas neu solum es! /ormalitas Sucratis, sed altem anima—

litas. Vgl. f. 201 v. B, 231 r. B.

254) Ebend. f. 44 r.A: 0uaetibet forma specifica componitur ex eonceptibus

formatibus, ..‚..et ezptieatio her-um eoneeptnum est definitiv rerum; et in bis son

ceptibus est prius et posterius, et unus conceptus per se [ain't altem rationem‚ quam

secundus, et omnes simut [aciunt unum coneeptum, v. g. in speeie hemtm's est can

eeplus rationatitatis et animalilalts et substantiae et entttutts et hi omnes faeiunt

coneeplam homim's. S. ob. Anm. 70 u. 74.

255) Haun‘au, welcher Handschriften zweier Werke des Gerhard in Händen

hatte, beruft sich (II, p. 384) auf einige Stellen derselben, in welchen Gerhard

betreffs der Universalieu und der unitas formae mit Thomas übereinstimme. Jene

Stelle aber, welche Haure'au im Wortlante mittheilt. ist eher geeignet, unsere

Zweifel über Gerhard's Stellung zu erregen. Denn wenn wir dort lesen „Formae

cummunes‚ in quibus ineeniuntnr universelle, sunt entia in potentia,‘ et ideo Stift!

«liquid, secundum quod ext universale, ext srire in potentia; eomnmniratio ergo, quae

inlelligitur in formis communibus, habet esse extra animam in poteatta; isla entern

eomnnmiealio, quue intelligitur in materie, es! pure privatio, cum nun intelligitur

m'n' seeundum ablalionem formarum individuatium ab ca“, — so weiss ich nicht,

ob Solches nicht vielmehr eine Ueberlreibung scotistischer Anschauungen sei (s.

Anm. 112—121 n. 142). Allerdings ist es misslich, sich aus etlichen herausge

risscnen Zeilen eine Ansicht bilden zu sollen, und Gerhard wird eine zweifelhafte

Gestalt bleiben, bis Mehreres aus Handschriften veröffentlicht ist.

Panne, Gesch. lll. 16

242 XIX. Radulph Brito.

aber ich glaube, mir aus jenem Matcriale eine andere Auflassung ent

nehmen zu müssen. Wenn nemlich Badulph schon die intentio secunda,

wie er ausdrücklich sagt, nur „in ooncreto/ny nicht aber „in abstracto“

verstanden wissen will, wornach Gattungs- und Art-Begriffe eben nur

nach ihrem „esse in pluribus“ zu betrachten seien, so streift dieses

offenbar an die Auffassung des Scotusullla und ebendahin dürfte sicher

auch die entschiedene Betonung der denominatio zurückführen 257). Ferner

unterscheidet Badulph ebenso, wie der vorhin genannte Alexander, ein

doppeltes Auftreten der Universalien in causando und in praedicando,

womit er Erklärungen über Priorität und Posteriorität des Singulilren

verbindet, welche auf bekannten aristotelischen Stellen beruhen und darum

allerdings sowohl bei Thomas (Abschn. XVII, Anm. 511) als auch bei

Scotus (ob. Anm. 122) eine Rolle spieltenus). Aber völlig unzweidcutig

tritt der scotistische Standpunkt darin hervor, dass Badulph gleichfalls

(vgl. ob. Anm. 147 u. 155 ll‘.) an der pluralitas formarum. und zwar

gerade im Interesse der Aussagbarkeit der Universalien, festhalten zu

müssen glaubtzi’a).

256) Bei liaureau II, p.. 389 (aus Pariser HandSchriftcn mitgetheilt): lntentio

nihil aliud est, quam quaedam ratio intelligendi rem, ut est in phtrilms, seu quae

dam cogitatio rei, sicut universale nihil aliud esl, quam quaedam ratio intelligendi.

ut est in pluribus..... Logica igitur est de secundis intentionibus non in abslraclo,

sed in concreta, ut coneernunt rem primo intellectamg unde togicus non considerat

de generalilate et specialitate in abstraclo, sed considerat de genere et specie in con

creto modo. lstae intentiones sunt triplices secundum triplicem operationem intellectus.

Una enim est operatio intelleclusl quae apprehendit simpliciag alia est, quae

simplieia apprehensa componit et dieiditg tertia est, discurrere a praemissis ad con

sequentiam Vgl. ob. Anm. 100 IT.

257) Ebend.: Unde genus et species dicuntur quaedam incomplezal ut denomi

nata sunt iutentionibus...... Licet aliqui dicanl, quod ista sint per se, quia genus

et species dicunt rom, tamen istae intentiones non dicunt resi nisi ut denominatae

sunt intentionibug ut „homo es! species“. S. ob. Anm. 127.

258) Ebend. p. 390: Ouaedam sunt universalia causalitate1 alia propositione

(dass jedoch statt propositione sicher praedicatione gelesen werden muss, zeigen die

sogleich folgenden Worte; s. auch Anm. 248). Modo si quaeralur de universalibus

causalitatel dico, quod illa sunt notiora secundum naturaml quam singularia, !amen

non sunt notiora quoad nos...... Si autem loquimur de universali praedicatione.

dico per distinctionem quia aut accipitur pro intentione universalis aut pro re sub

iecta intentioni. Si pro intentione universali, sic dico duos primo quod universale

illo modo est posterius singulari-basi aceipiendo singulare pro re; secundo dico, si

accipialur singulare pro in!en!ione‚ quod universale prius est singulari

Accipiendo singulare pro intentione et universale pro intentione singulare posterius est

quam universale...... Si autem accipiatur universale et singulare pro re subiecta

intentioniy adhuc dupliciter possunt considerari, quia vel pro re abstracto sumptu vel

ut consideratur sub aliquibus proprietatibus Si considerentur pro re abstracte,

sic unum non est prius nec posterius altero Si autem accipialur pro re ut stat

sub aliqua proprielate, primo in eodem genere cognitionis universalia sunt

prius.....; secundo non facta relatione ad unam eognitionem..... universalia sunt

priora singularibus secundum naturam, non quoad nos.

259) Ebcnd. p. 388: Si genus esset aliquid unum in re per unam fomoaml

illa forma esset unius speciei tantum et tunc non posset genus praedicari de alia

specie nisi de illa sola, cuius L'sl forma. Si illa forma sit communis omnibus spe

ciebusl tunc arguo: illa forma communis aut est eadem cum forma cuiuslibet speciei

aut diverse. Si est eadem essentialiter cum formis specieruml luna, cum formae

specierum sint multae et non una, sic etiam ista forma generis non erit una, sed

multam Si sit diversa a formis specieruml aut est diversa numero aut specie aut

XlX. Petrus v. Abano. 243

Treffen wir somit unmittelbar nach dem Auftreten des Scotus ein

relatives Ueberwiegen der von ihm verfochtenen Anschauungen, so dass

dieselben sogar auf thomistischer Seite eine gewisse Aufnahme fanden

und dabei zugleich ihrerseits nicht in schroffer Ausschliesslichkeit festge

halten wurden, so musste es als eine gebotene Nothwendigkeit erscheinen,

dass nun auch die Thomisten (wie schon früher, s. Anm. 71 ff.) sich

behufs der Reinheit ihrer Lehre zusammenschaarten. Und so treffen wir

den Thomismus im Kampfe nicht blass gegen Seotisten, sondern auch

gegen Halbthomisten, — ein Kampf, an welchem uns hier natürlich nur

die logischen Controversen interessiren.

Absehend von allem Theologischen darf ich somit hier mit ein paar

Worten auch den berühmten Mediciner Petrus von Abano (gest. 1320)

erwähnen, welcher als Averroist dem Verdammungsurtheile der Kirche

verließ“). Denn auf dem Gebiete der Logik zeigt sich derselbe als

reiner und strenger Anhänger des Thomas, dessen Ansichten er lediglich

wiederholt, sei es dass es sich um die Universalien’“), oder um das

pn'ncipium individuationis 262), oder‚um unitas formae handelt’“).

Theologische Thomisten hingegen knüpften vielfach an jene früheren

Controversen bezüglich der Schrift „Correctorium fra!ris Thomas“ (s.

bei Lamarre ob. Anm. 27 ll‘.) an; da jedoch von dieser polemischen

Litteratur, welche in die—ersten zwei Jahrzehnte des 14. Jahrh. fällt,

häufig nur die Namen der Autoren und die Titel der Schriften über

liefert sind, können wir, so lange nicht alle einschlägigen Handschriften

gedruckt sind, nicht beurtheilen, in welcher Weise sich etwa die logische

Parteistellung gestaltet habe 264). Aber Einiges, was zu unserem Zwecke

genere; si sit diverse numero ab istis, vere non poten'! praedican' de istis, sicu! nun

vere dicitur, quod Socrates si! Plato, qui differun! numero; nec :i sit diversa specie

vel genere, etiam non praediealn'tur rere de is!is speciebus Ergo genus non

poles! esse idem essentiaii!er in dirersis speciebus. Hier scheint mir das Missver

ständniss Haur6an's deutlich vor Augen zu liegen, denn derselbe erklärt die von

ihm mitgetheilte Stelle so, als ob es sich dabei um die Frage handle ‚.si !e genrc

peu! c‘tre pris comme une cltose“; aber davon ist ja gar nicht die Rede, sondern

nur von der um'las formue und den ihr entgegenstehenden Bedenken.

260) Da Petrus v. Ahano noch starb, ehe der für ihn bestimmte Scheiter

haufen errichtet war, konnte sich die Kirche das Vergnügen nicht versagen,

wenigstens nachträglich die Gebeine desselben zu verbrennen. „Ecclesia nun silit

eanguinem“.

261) Conciliator contraversiarum‚ quae in!er philosophos c! medicos versantnr,

Petra Ahano Pntavino, philosopho ac medico clarisat'mo, auctore etc. Venet. 1565. fol.,

f. 7 v. B: Universale habe! duplex esse: nnam quidcm in intellectu iam possibili in

ac!um aliquando deduvto; aliud recundum se‚ prou! a mul!is partiru!aribus es! quac

dem forma communi: per intellectmn abstracta; hie cm'm species e! simili!udines

rerum abstrahit a particularibus et signatis . congregans, unam quandam naturum

communem natam inesse ve! dici de p!uribus.

262) Ehend. f. 36 r. B: Individuum ext, quod de mm solo praediea!nr parti

eulari..... Numero um! idem, quorum materia es! wie, quod ipso existens sub cer!is

dimensionibus signatis princt'pium es! individuationis et formue susceptianis.

263) Ehend. f. 24 r. A: Ex plurilms en!itms acta non fit unum acta per essen—

tiam . Si formae permancan! elementorum in mis!o acta, ipsum iam plurinm nistet

formarum; quod es! falsum cum unter rei si! «nimm esse per/ectiazim.

264) So finden wir einen Bambert von Bologna (gest. 1308), welcher

„Apologeticum contra t;ormptorium Thomae pro illius doctrinae defensione“ schrieb (s.

Oueti/‚ Scripl!. ord. Praedicatorum, l, p. 504) ‚ einen Bernhard von Auvergne

16‘

244 XIX. Pseudo-Thomas.

hieher gehört, liegt uns in mehreren jener sog. Opuscula vor, welche

man später für Arbeiten des Thomas selbst hielt und so in die Ausgaben

der Werke des Thomas aufnahm (vgl. ob. Anm. 76 u. Abschn. XVll, Anm.

484 u. 548 ll'.). Es sind dieses Schriften, welche grösstentheils erst

nach Scotus entstanden sein können, aber eben dem Zwecke dienen,

die thomistische Auffassung gegen verschiedene Angrill'e zu schützen.

In diesem Sinne stelle ich hier diese Litteratur eines Pseudo-Thomas

zusammen.

Ziemlich unbedeutend an Inhalt sowie an Umfang ist die Schrift De

natura accidentis, welche in der Erörterung des aecidens naturale und

seines Verhältnisses zum substantiate sich ganz an Avicenna anschlies‘st 2"5),

aber daneben als eine zweite Art das accidens logicum bezeichnet, welches

(ähnlich wie einmal bei Albert) die Universalien in sich enthalten soll'"“‘).

Was das principium individuationis betrill't, so wird hier gelegentlich

unter Berufung auf die schöpferische Kraft der Universalien der Standpunkt

des Thomas wortgetreu wiederholt2m). Hingegen die Lehre von der

um'tas formae erscheint mit der neuen Wendung, dass in den concreten

Wesen die Eine entscheidende Form verschiedene anderweitige Formen

je nach bestimmten Verhältnissen (proportiones), in welchen sie zur Ma

terie stehen, zur Wesens-Einheit vereinigtzus).

Auch die ausführlichere Monographie „De natura generis“ hält sich

in Erörterung des Gattungsbegrill'es durchgängig an Avicenna 269), dessen

Angaben auch bei anderweitigen Punkten, z. B. in Bezug auf esse und

quidditas, ausdrücklich citirt werden”°). Bemerkungen über das Ver

hültniss der Logik zur Metaphysik und über die Eintheilung des ens sind

unmittelbar aus Aristoteles entnemmen”’). Was über prima und se

(oder de Gannato), welcher von dem angesehenen Thomisten des 15. Jahrh. Johannes

Capreolus öfters beifallig erwähnt wird und mehrere Schriften betreffs jener Contro—

versen verfasste, nemlich Contra dicta Henrici de Gundavo, quibus impugnat Tho

mam, Canlra Gode/ridum enden: de causa, Canlra Jacolmm Neupolitanum eadem de

causa (Ouvtif, a. a. O. p. 493); letzterer Jacobus v. Neapel ist identisch mit

Jacolms de Vilcrbo (oder Capoccius), und gegen ihn schrieb auch Robert Or—

phordius, welcher ausserdem unter gleichem Titel wie Bernhard gegen Heinrich

Gölhals polemisirle (ebd. p. 431). Auch Wilhelm Mackefield schrieb ebenso

gegen Heinrich und ausserdem Contra corruptarcm Thumae und De um'tate [ormarum

(ebd. p. 493). ‘

265) In der oben (Abschn. XVII, Anm. 485) erwiihnten Ausgabe als Opusc. 41

gedruckt, Vol. XVll, 2, f. 1. Vgl. Abschn. XVI, Anm. 157 (T.

266) Ebend. f. 1 v. A: De unidente logico .... .. 0mm'a universalia accidcntia

quaedam samt scquentia rcs secundum esse, quod haben! in anima. Vgl, Abschn.

XVll. Anm. 379.

267) f. 1 r. A: In 1uatcria natae saut inessc quaedam formac yenm-ales et quac

dann specxalcs‚ quarum natura est‚ in maleria [uccra‚ quidquid formae generules

natae sunt faccrc (B) Materie es! principium individuatianis sub dimensionibus

ccrlis‚ Vgl. a. a. 0. Anm. 508 u. 519.

268) f. 1 r.B: 1pstmx constilulum ex materia et forma, cm'us ext esse acht, in

quo cum non possint esse plura esse substantielle sub una forma, quam sub aliqua

alia forma, per unam [ormum sequunlur omnia, quac in diversis per diverses [armes

contingunt; proportiones vom, quac perltncnt ad istam materiam, ordinanl cum ad

diverses essentias formarum delerminatc.

269) Opusc. 42 ebd. f. 1 v. A-—7 r. A. Vgl. Abschn. XVI, Anm. 106—117.

270) f. 1 v. B u. 2 v. A; vgl. ebend. Anm. 103 u. 93.

271) f. 2 r. B. Vgl. Abscbu. IV, Anm. 231, 298, 380.

XIX. Pseudo-Thomas. 245

eunda intentio gesagt wird, enthält Nichts neues, wenn auch vielleicht

ein leiser Einfluss des Scotus dabei bemerkbar ist272). Hingegen zum

ersten Male begegnet uns hier die Aufzählung von sechs transcendentia,

nemlich ens, res, aliquid, nimm, bonum, oerum, wobei nicht bloss jene

vier Begriffe, welche uns schon beim ächten Thomas begegneten (Abschn.

XVII, Anm. 515) hier um zwei neue (res und aliquid, sicher nach ara

bischem Vorhilde) vermehrt sind, sondern auch die Bezeichnung „lranscen

dentia" als neu erscheint; und schwerlich irren wir, wenn wir auch

darin eine Einwirkung der scotistischen formalitates erblicken, dass ge

sagt wird, jene sechs Begriffe seien sachlich identisch und nur logisch

von einander verschieden 273). Eigenthümlich ist auch, dass der Schluss

der ganzen Schrift in Mathematik und Naturwissenschaft ausmündet’“).

In der Schrift „De pluralilate formarum" ist bereits von Schmähun

gen die Rede, Welchen die wichtige Lehre von um'tas formae ausgesetzt

sei; um aber dieselbe zu befestigen, könne man thcils ex distinctione

formarum, theils ex entitate‚ theils ex unitate Beweisgründe schöpfen““).

Indem aber die Abhandlung entweder von ihrem Verfasser unvollendet

gelassen oder fragmentarisch überliefert wurde, finden wir nur die beiden

ersten Motive ausgeführt, und zwar in ziemlich wunderlicher Weise.

Wenn nemlich die Formen sich dadurch von einander unterscheiden, dass

die eine vollkommener ist und höher steht, als die andere, und wenn

hiebei wie bei den Zahlen die niedrere in der höheren enthalten ist, so

werde die Natur, welche Nichts überflüssiges thuc,‘ doch wohl nicht den

nnvollkommneren Grad der Form noch neben dem vollkommneren zur

besonderen Existenz bringen”“); ja eine Form müsse gerade um so

einfacher sein, je vollkommner sie sei, denn indem die sämmtlichen nach

272) f. 4r. B: Nomina primae in!entionis sunt, quae rebus sunt imposi!a ab

solute mediante ronceplione, qua fertur intellectus s_uper ipsam rein in so; . . nomina

aalen: secundae intentionis sunt illa, quae imponuntur rebus non scoundum quod in

se saut, sed serundum quod subsunt irttenli'oni, quam intellectns fast! de eis. Vgl.

oh. Anm. 105.

273) f. 1 v. B: Saat entern sextranscendentiu, nidelicet ens, res, aliqui'd, nnum,

reruin, bonum, qnae re idein sunt‚ sed ratione distinguuntur. Vgl. Abschn. XVI,

Anm. 32, n. ob. Anm. 149 (mit den puncto lranscendentia des Raimundus Lullus,

vor. Abschn. Anm. 140, hat diese keincnfalls Etwas zu schaffen); s.nnten Anm. 355.

274) f. 4 v. B- De metaphysira aittem et loyicu et earum eonsideratione, quae

ad omnia se extendunt‚ actum est; nahe cero de naturali et mathematica restat

agendum.

275) 0pusc. 45, chd. f. 11 r. B: lnler verilales siquidem de principiis naturae

de unitate formae in uno individdo ad plurirnas se extendi! veritates, suffieiat

ad praesens‚ quasdam rationes eommunes in seriptis addurtas contra cavillationes

fortificare. Ostenditur aatem propositum tribus viis ad pracsens: prima sumitur

ex distinctione formarum a se invioem, secunda ex rationc enttla!is, tertia ex ra—

tione um'tatis.

276) Ebend.: Formae rerum‘sun! sicut numeri e! figurae, quantum ad hoc, quod

una forma addi! perfectionem super aliam, sicu! unus numerus addit super alium

et sicut uno figura super aliam et virlute eontinet ipsam; forma ergo perfectior vir

tate eontinet formam imperfectiorem; posita ergo forma pcrfection' super/tuit ponere

imperfectiorem; cum ergo in natura nihil sit super/luum, non permittil natura, quod

in eodem eoniposito sint duae formae, quarum uno si! perfectior alia. Ad hui'us

rationis evidentiam considerandum esl, quod onmes formae substanliales sun!

eiusdent generii.

246 XIX. Pseudo-Thomas.

ru|

verschiedenen Graden abgestuften Formen zu Ein und der nemlichen

Gattung gehören, sei ein gleichzeitiges Zusahtmenbestehtan derselben un

möglich*"). Auf dieses erste Motiv könne man dann auch sofort das

zweite stützen, oder letzteres durch den Hinweis auf die reale Wirkung

der in sich einheitlichen Form erledigen 278). ‚

Die kurze Abhandlung „De intettectu et intelligibiti" zeigt uns neben

dem gewöhnlichen thomistischen Dualismus zwischen Singulärem und

Allgemeinem”") eine entschiedene Bezugnahme auf Scotus, indem als

Gegenstand der Wortbedeutung nur die subjectiv begriffliche Auflassung,

nicht aber die species intelligibilis, bezeichnet wird“°). Uebrigens

knüpft sich hieran eine etwas mystische Dreitheilungber Sprache, je

nachdem dieselbe vom Herzen oder von der Einbilduugskraft oder vom

Munde ausgeht“)

Unter dem Titel „De universalibus" sind uns zwei Tractatus er

halten, deren zweiter jedoch durchaus nicht eine Fortsetzung des ersten

ist, sondern jeder derselben behandelt das Thema derartig in seiner

eigenen Weise, dass wir zweifellos zwei ganz verschiedene Verfasser vor

uns haben*“). Der erstere beginnt sofort mit einer Aufzählung und

Kritik der verschiedenen Meinungen über die Universalien, wobei die

Epikureer, die I’latouiker, die einseitig übertreiheudcu Scotisten, und die

Anhänger Bonaventura’s säunntlich durch aristotelische Stellen widerlegt

werden 283). Und dasjenige, was sich Thomas aus Aristoteles und Avi

277) f. 12 v. A: Omuis forma est simplez, et nette est eomposita ex formis, et

laute forme est simplirior, quento maior ext et perfectior‚ ‚ ‚ . .. (B) Unde impossibite

est‚ quod compatiatur secum aliam in eodem subiecto, cum sit eiusdem generis (um

unaquoque, sicut et omues fonnae eliae saut incompossibiles propter hoc, quod saut

etusdem generis.

278) f. 12 v.B: Seeunda via osteudeudi propositum sumitur e.r potestete essen—

tieli formee substantielis, ex hat: sc. quod quaetibet forma substauttalis rouslituit

ens simplicttcr; quod posset protreri ex prima via supposita incompossibititate

formarum; ex hoc entre stetim serfut'tur, quod ontne subststens materietc‚ cum sit

antun subiectum arten: lautem habeus materiem, lautem sit uua forma cuinsliltct,

quee feciot esse subsistens. Sed tarnen ca: propriis huius eine est proccdeudum;

pro principto entern hutus uiee samendum cst, quod omui: forma naturalis est prin

cipium aliam'us motus naturalis et quietis.

279) Opusc. 53, ebd. f. 37 v.B: Ipse natura, cui acctdit (vgl. ob. Anm. 266)

intelligi, nun est nisi in singularibus; sed hoc ipsum, quod ext intelligi, es! in

inteltectu.

280) f. 37 v. A: V0.1: exterior neque significat ipsum intellectum neque speciem

intelligibitem neque actum intellectux, sed conceptioncm‚ que mediente re/ertur ad rem.

Vgl. ob. Anm. 126 f.

281) Ebend.: Triplez ext verbum: verbaut cordt': sive intelleetualc‚ werben: ima—

ginatiouis siue intayiuabite, verbaut oris stve vocale; primum est menans, St'Ctflldltllt

disponens‚ tertium operaus.

282) 0pusc. 55, ebd. f. 38 r. A, und Opusc‚ 56, f. 39 r. B.

283) f. 38 r. A: Circa universelle multiples feil et diversorunt philosophorum

opiuio. Ouidem enim, sieut Epirurei, uon ponentes distincliouem esre nisi secundum

scusum..... dicebent, quod nitu't est universale . . . . .. Ouidam posuertmt, ca esse et

subsistere preeter aingutaria et prueler intellectum, et isti fucrunt Platouioi; phi

losophus dict't contra Pletonem dcridendo cum „gaudeaut genera et specics, rnonstra

enim saut“ (s. Abschn. III, Anm. 66). Sumemus entern neuessarium argumentam,

quod formal Avieeuna contra cum (folgt die Stelle Abscbn. XVI, Anm. ISS) . . . . ..

()uidam posuerunt universelle nobis inneta et rouereta .....per dirtum plu'losoplti,

quod intelligimus‚ cum eolumus (Abscbn. IV, Anm.107), .....quod nun esset dietum,

XlX. Pseudo-Thomas. 247

/

cenna behufs eines bequemen Dualismus herausgelesen hatte, bildet nun

die positive Ansicht des Verfassers, welcher in seinem Wortgehrauche

fast das ganze Register der Terminologie des Albert und des Thomas

(s. Ahschn. XVll, Anm. 398) erschöpft und hiezu noch den älteren_ Aus

druck „diversi respec!us" (s. Abschn. XIV, Anm. 137) hinzufügt und

auch seine Uebereinstimmung mit dem thomislischen Princip der Indivi

duation kundgiebt”‘). Daran schliessen sich Erörterungen über intentio

universali!a!is und über universalia arcidentium an, welche wörtlich

lheils dem Thomas theils dem Avicenna entnommen sind 285); hierauf

aber folgt eine förmliche Casuisti_k über Priorität oder Posteriorität der

Universalien (vgl. 0b. Anm. 258), indem hiebei vorerst der Unterschied

zwischen realem Sein und Erkennbarkeit derselben festzuhalten sei, und

ersteres entweder als Abstractum oder als Form gefasst werden könne,

wovon wiederum die Form sowohl nach ihrer Thätigkeit als auch nach

ihrer Absicht (intentio) betrachtet werden müsse, für welch beide Ge

sichtspunkte abermals zu unterscheiden sei zwischen höher liegenden und

tiefer stehenden Universalien, deren erstere wieder entweder auf ihre

eigene oder auf eine mittelbar entferntere Individuation bezogen werden

können 2im). Der Rest aber enthält Bemerkungen über den artmacheuden

nisi ipso noln's universalia inna!a essen! e! somper acta pracsenlarenlur ipsi animae

(diese Ansicht konnte nur von extremen Scolistm ausgehen, welche den Begriff der

species in!elligibilis in augustinischem Sinne forcirten. vgl. ob. Anm. 100 u. 114—125).

Con!ra quod es! e!iam philosophus (folgt die empiristische Stelle Abschn. IV, Anm.

53) . . . . .. Alii vero posucrunt, quod formae in!ellec!uales ef/laun! in mentem nos!ram

ab intellec!u agenle‚ poneban! au!em‚ inlcller!um ageu!cm non esse in nobis, sed

extra uns, e! dicebant, is!um esse deum (s. Bonm‘entnra, Abschn. XVII, Anm. 552)

Con!ra is!os es! philosophus in !crtio de anima (s. Abschn. IV, Anm. 63 ff.)

284) f. 38 r. B: Sententia tarnen Aristotelis vera est‚ .. e! !angilur in hoc

duplex esse universalis, unum, secundum quod es! in rebus‚ aliud‚ secuudum quod

es! in anima .... .‚ Natura, quae individuatur per maleriam in singulan'bus, effici!ur

poslea universalis per aolionem intellec!us drpuranlis ipsam a condi!ionibus‚ quue

sun! bis e! nunc. .... .. Lapis von es! in anima‚ scd specics lupidis (Abschn. IV,

Anm. 176) . . . . .. Diversis respec!ibus potes! aliquid esse grau: e! species e! univer

sale e! parliculare Es! um'm:rsalisJ inqumlum habe! rationem uniformem ad

omnia indiridua, prou! aequaliler es! simililudo omm'um . . . . .. Habe! rationem

earnniunitalis‚ secundum quod es! vommum': per repraesenla!i0nem plurium..... Uni!as

generis es: ipso inde!errnina!ione procedi! vel indi/l‘erenlia.

285) f. 38 v. A. Vgl. Abschn. XVll, Anm. 493. u. Abschn. XVI, Anm. 103.

286) Ebend.: U!rum au!em universale si! prius, quam singulare, dicemlum,

quod universale esse prius con!ingi! dupliciter, so. universale in essendo e! universale

in cognoscendo. Si in essendo, !um: universale accipilur pro specie‚ quae es! abs

!racta a condilionibus ma!erialibus‚ e! is!o modo palel, quod prius es! singu

lare, a quo abstrallitur !alis forma . . . . .. Alle modo ronsideralur universale, prou!

es! forma reali!er existens in rebus, c! hoc dupliciler; au! enim refer!ur ad opera—

tienem naturae au! ad in!en!ionem. Si primo modo‚ an! quuirnur de universali spcriei

sperialissimae au! de superiori ad ipsam. Si de superiori, au! compara!ur ad suum

proprium singularc au! ad id, quod mediale couline!ur ab fl‚ls0‚ St ad proprium,

luno prius es! in operationc naturae hoc animal, quam animal, qnod omm's

operatio es! singularium . . . . .. Si formamus universale superius ad singnlare non

proprium, u! animal ad hurra hominem, n'a in operatione naturae universale praecedi!

singulare Si au!cm loquamur de universali in[eriori‚ u! de sperie specialissima,

sie quanlum ad operationem naturac singulare praecedi! universale . . . . .. St au!em

referamus universale quanlum ad in!en!ionem naturae, sie adhuc distinguendum es!,

quia loquimur au! de aniversuli superiori, u! de yencre, au! de in/criori Si

248 XIX. Pseudo-Thomas.

Unterschied, über Einheit, und über das Verhältniss zur Objectivität, welche

sich wörtlich an Avicenna anschliessen 2m).

Der Verfasser der zweiten Abhandlung, welcher auch auf andere

von ihm verfasste Schriften hinweist“”), vertritt eine mehr realistische

Auffassung des Thomismus. Indem er an den aristotelischen Begriff des

ua06hov anknüpft, nimmt er das Universale als eine „Sache“, welche in

mehrerem Gleichartigen „ist“ und so von der secunda intentio erfasst

wird, und er verstösst somit ausdrücklich und absichtlich gegen den

älteren Spruch „res de re mm pracdicatur"*”). Dabei aber hält er

einerseits mit Thomas in einer unverkennbar polemischen Wendung gegen

Scotus daran fest, dass das Singuläre nur durch ein Entblössen von seiner

Particularilät Gegenstand des Erkennens werden können“); und andrer

_seits gebraucht er für jenes aus dem Einzelnen herausgeschälte Universale

den scotistischen Ausdruck „species intelliyibilis", woran sich aber be

züglich der um'!as formae ähnlich wie bei Gottfried v. Fontaincs und

Johannes Parisiensis die Annahme knüpft, dass Gattungs- und Art-Begriffe

nur auf einem „diversimode intelligere“ beruhen 2’"). Freilich liegt

hiebei immer nur der unklare Dualismus des Thomas zu Grunde, denn

es wird hinwiederum gesagt, dass das Universale einerseits in seiner

eigentlichen Bedeutung formaliter nur in der denkenden Seele als ein

laquamur de saperiori, dico, quod universale nun intenditur a natura..... Si

aalem de uninersa!i in/erion', ul de specie speoialissima loquimur, dicendam,

quod intrntiune naturae prias es! universale . . . . .. E! sie patet, quid si! dircndam

de aniversa!i quantam ad esse suam‚ Si aa!em loquamur de universali quantum ad

cagnilioaem wem, hoc patcs! esse duplirilcr‚ quitt es! aliqaid notias quoad aus, et

es! aliqaid notius simplicitcr sive qaoad naturam.

287) f. 38 v. B z. B. rationalitas, s. Abschn. XVI, Anm. 150, und Abschn. XVII,

Anm. 529; über unitas, s. Abschn. XVI, Anm. 102; sodann f. 39 r. A: Animaf‚ in

qaantam es! animal, nur es! yenas nec specics nec individuum nec unum u. s. f.‚

s. ebend. Anm. 74.

288) Opusc. 56 f. 40 r. A, woselbst wir einmal finden „u! alibi deelaralritm“‚

dann wieder „sica! patchi! in Topicis“ und hierauf „palebi! rapitufo de prapria“.

289) f. 39 r. B: 0aoniam dici‘ Aristo!eles prima Posterioram (s. Abschn. IV,

Anm. l32)......‚ dico, quod universale, secundam quod universale, romprehendi!

primam rem, qaae de so nata es!, in plaribas esse sccandum intentionrm secundam.

f. 39 v.A: 0aando dicitur „universale pravdirutar de plaritms“, sensas es!‚ qaod

res suhircta universali!ali praediratur de p!urihas. Vgl. Abschn. XIV, Anm. 287.

290) f. 39 r. B: Bes, secandam qaod es! in maleria particulari‚ intelligi mm

po!cs!‚ nisi ahs!ralmlar ab omaibus tondi!ionibus individuantihus; lapis min: uon

‚mies! in!clligi‚ nisi per inlrllectum abstrahalur ab hie et nunr. f. 39 v. B: Singu

laritas e.z hoc, quod est singalaritas, non impedi! actioncm intellec!us; atitcr in

!elligentiae, rum sin! singulores, nun passen! intelliyi‚ qaod [nimm 0st... .. Sin

galarilas nun opponi!ur artioni intelligibilis, nisi cum si! cum materia; scd cum

drnadatar a materia, cri! intelligibilis. Vgl. Abschn. XVll, Anm. 499. u. ob. Anm.

31, 75 u. 121.

291) f. 39 r. B: Prima in!rntio‚ quac de Iapide est, in in!rllcola es! Spe‘Cic’s

lapidis, qaae compr!i! Iapidi, serandum qaod lapis, c! ab is!a prima intentione haer,

von; „lapis“ imposita es! ad signi/icandam naturam lapidis..... Intelleclus intelligit

naturam Iapidis mediantr spcrie in!elliyibili (s. ob. Anm. 110 fl'.)‚ qaio sibi non

repugna! esse in plurihas;srcando intelligi! eam, u! es! parlicipabitis a plaribas, e!

serandum diversem par!icipationis modam sie dirersimodc in!rlliyit‚‘ 1mm mquanlam

es! participobilis a plarihus differentibus spccie‚ intelligi! cum sah in!rllcclu generis;

r! si solum participobilis es! a pluribus di/ferentibus numero, in!rlligi! ran: sah in

leltecta spccit‘i. Vgl. ob. Anm. 70 u. 74.

XlX. Pseudo-Thomas. 249

Accidens des objectiven Wesens vorliege und andrerseits zugleich der

Gegenstand selbst sei, welcher vorstellungsweise (obiective) dieser Auf

fassung unterworfen werde 292), — eine Annahme, welche auch hier

an jene Stellen Avicenna’s geknüpft wird, denen wir schon so oft he

gegneten””). Auch eine Pole ik, welche gegen eine platonisirende An

sicht, dass die Universalien imßriduelle Wesens-Einheiten seien, 8crichtet

ist, beruht auf den nemlichen Grundlagen”‘). Aber Eine eigenthümliche

Annahme hat diese Schrift vor allen übrigen damaligen Erzeugnissen zum

Voraus: es wird nemlich aus dem Umstande, dass die secundae inlentiones

nur in der Seele, und zwar als ein Accidentelles,‘sich finden, hier der

Schluss gezogen, dass die Logik nur in nngewisser Weise (incertitudina

liler) eine Wissenschaft sei, da ihr Gegenstand im Vergleiche mit anderen

(realen) Disciplinen und insbesondere im Vergleiche mit der Metaphysik

der schwächste (debilissimum) uml ungewisseste sei, dann dasjenige, was

nur psychologisch existire, habe am Wenigsten am Sein Theil'z95). Noch

wunderlicher aber gestaltet sich die Sache, wenn der Verfasser wohl

hieraus folgert, dass ein. eigentliches Wissen (sein) der Logik nur auf

Grundlage einer Kenntniss der realen Wissenschaften erfolgen können“),

aber dann doch zugleich behauptet, die Logik müsse vor den übrigen

Disciplinen gelernt werden, weil jene secundae intentiones allem Seien

den gemeinsam seien, nnd somit auch die Logik selbst gemeinschaftlich

allen Wissenschaften cinwohne und fiir alle das Beweisverfahrcn ent

halte 297).

292) f. 39 v. A: Otmen'lur au!em‚ ulrum universale sil substanlia vel arcidens.

Et per hoc solrilur ista qnueslio, quom'am loquendo de universali, sccundum quod

universale, es! solum in anima et es! aceidens (Abscbn. XVH, Anm. 379); sed lo

quendo de re subiecla dicilur, quod quandoque es! sul:stanlia et quundoque acridcns

accuudnm diversilalem universalium Secunda inlenlia, quam universale includil,

formuliler (diess ist scotistische Terminologie, s. ob. Anm. 129 u. 133) solum esl

in um'ma. lies subiucla i'lli inlcnlioni neu dlcilur propric subiecla, scd obiectn.

293) Ebend.: Logica principalilcr es! de sccmidis inlenliunibus; sed qula sccimdue

inlrnliones principalllfr accipiuntiu‘ a proprielalibus rerum medianlibus primis, ideo

dicil Avirenna, . . quod logica es! de sccundis inlcnlionibns adiunclis primis‘

(Abschn. XVl, Anm. 74). . Aviccnna dicil‚ quud lril1us modis dicilur universale

(S. die Stelle ebend. Anm. 184).

294) f. 39 v. B: Aliqui dizrrunt‚ quorl universale esse! zum”: numcro numrrosilulr

esscnliac; hoc autrm [alsum csl. Nam nun reqnirilnr ad um‘lalem universalis tun/es

essenliae‚ quoniam genus non dicil essenliam mmm, scd plurcs; . . . . .. srd idc0

dicilnr universale unum numero‚ qulu intenlio illa‚ quae es! in anima, ..‚..esl um:

in numcro.

295) f. 40 r. A: Specics resprclu animac accidens esl‚ et simililer de aliis in—

tenlionilms secundis.. . .. Solum haben! esse in anima EI ca: hoc palel‚ qualilcr

inccrliludinaliler logira csl scicnlia, quia ipso inler omnes alias srienlius inccrlior

est; quod est‚ quia ccrliludo scicnliae deprndrl a cerliludine subicrli. [Iirilnr cnim

melaphysica cerlissima, eo quod habe! suhieclum cerlissimum...... Sed inler omnia

subiecla scienliarum debilissimum et incerlissimum es! subierlum logicae, quia unum—

quodquc, quanlum habe! de enlilalc, (antun: /lflllCl de veritalc; man: uulcm sc

cundaß in!enliones solum haben! esse in anima et ab unima, ex quo seqm'tur, quod

haben! debilissimum esse; 1mm inter omnia gencra cnlium eiilia, quer sunt in anima,

minus parlicipanl de wütete. Vgl. bei Albert, Ahschn. XVII, Anm. 363.

296) Ebend.: Idee impnssibilc esl‚ logicam scirr‚ nisi fucrit sciens el oxprrlus

in aliis scicnliis c! specialiler in melophyaica.

297) Ebend.: Verurnlamen, quia luu'usmudi secumiae inlrnlioncs commun»s sunl

250 XlX. Pseudo-Thomas.

Das eigentbümlichste Product aber innerhalb dieser ganzen pseudo

thomistischen Litteratur ist die „Summa tolius togicae Aristotelis"“fl,

welche auch geschichtlich Manches interessante darbietet (sei es selbst

nur um Leibnit1‘s willen). Es ist unmöglich, dieses Buch dem Thomas

zuzuschreiben, denn der Verfasser desselben behandelt nicht nur ausführ

lich die hypothetischen Syllogismen, sonßrn verweist auch auf eine von

ihm selbst geschriebene Monographie über dieselben”")‚ während Thomas

gerade für das demonstrative Wissen die hypothetischen Urtheile und

Schlüsse abwies (s. Abschn. XVII, Anm. 540). Auch ersehen wir aus

einer einzelnen Stelle, dass der Verfasser nicht blos in Spaniern lebte,

sondern selbst ein Spanier war”°°). Wie er hicss‚ wird ohne neue

Hülfsmittel nimmer zu ergründen sein. Ein thomistischer Standpunkt im

Allgemeinen liegt dem Buche wohl zu Grunde, aber um so auffallender

ist manches Einzelne und insbesondere die häufige Einflechtung byzan

tinischer Logik. . 4

Die wesentliche Aufgabe der Logik erblickt der Verfasser (— hierin

von Albert abweichend ——) in dem syllogistischen Beweisverfabren, und

so folgt er‘ dem arabischen Motive (Abschn. XVI, Anm. 16 f.) der Ein

theilung der Logik nach den Bestandtheilen des Syllogismus 301), will

aber für seine ganze Darstellung auf das Gebiet der Topik und Sophistik

verzichten 302). Was zunächst den Inhalt der lsagoge betrillt‚ schliesst

er sich in der Universalienfrage an Albert und Thomas an, deren Ter

minologie er durch das antiscotistische Wort „denudare“ und durch den

bei Roger Baco vorkommenden Ausdruck ‚.convenientz'a“ bereichert 303),

in mnnibus entibus, ideo togica est commanis omnilms scieutt'is et potest argucre in

quatibct srieniiu, nam secundae intenliones ducunt in cognitionem primarum, in—

quantum fundatae samt in eis . . . . . .. [den toyica dehnt addisct' prius onmibus

atiis scicnliis.

298) Opusr. 48‚ ebend. f. 14 v. B—35 v. A. Unter die Werke des Thomas

konnte dieses Buch wahrlich nur durch jenen principiellen Manch an aller Kritik

gerathen, durch welchen sich das Mittelalter in gleicher Weise auszeichnetc, wie

heutzutage die modernen Thomislen in St.Pölten und in Bheinprenssen (s. Abschn.

XVII, Anm. 481).

299) f. 32 r. B: De quibus onmil:as compositis proposttionibus et earum varia

tatc et sytlogismis, qui ex eis /iant‚ di/fuse dixi in Hin-o, qucm fest de hypotheticis

syllogismis; ideo di/fuse de eis nunc trurtare praetcrmitto, scd videamus sotum modos

syllayt'zandt'.

300) f. 24 v. B: Verba infim'livi modt atiqaando poflunlur es: parlc sabiecti, ut

cum dicimas „currcre es! movcn'“‚ et hoc ext, quia haben! uim nominis; unde Graea'

nddunt cis artirutos sicul nomiuibas; hoc idem facimus nos in logica vutgari, nam

dicimus „et corere min“, ubi Iitlera „et“ est articalas.

301) f. 14 v. B: Omnrs homincs natura sein: desiderant (bekanntlich die Au—

fangsworte der aristotelischen Metaphysik); scire aatcm es! e/fectus demonstratr'onis;

. . . . . .. quta dumonstratto est syllogisnms, ad roguoscendam eam net‘essc est prac

cnynoscerc syltogisnmm; syltogismus aalem.....rugnosci non poterit partibas ignoratis.

Vgl. hingegen Albert, Abschn. XVlI‚ Anm. 370.

302) f. 15 r. A: De sytlogismo t=ero appticalo ad maleriam probabilem, qui per

tinel ad parlem lngicac. quac diatectica dicilar‚ de quo tractatur in libro Topicorum,

rt de syltogismo applicalo ad materiam Sopl:tsticam‚ de qao tractatur in [ihre Elen

chorum, non Monde me ad pracxeus intromittcre.

303) Wir finden nemlich (f. 15 r‚ A) nicht bloss die Begrifie sccunda intcutio‚

1nnlcriu signala, hic et „um: (s. Absehn. X\’ll‚ Anm. 519)‚ conformitas (s. Abschn.

XIV, Anm. 474), sondern unmittelbar neben letzterem auch nonvenientia (s. Abschn.

XIX. Pseudo-Thomas. 251

während er dabei zugleich den thomistischen Dualismus mit der byzan

tinischen Wendung auss'pricht, dass das praedicabile in dem „dici de“

und das universale in dem „esse in" liege, was natürlich mit der Unter

scheidung eines intellectuellcn und eines sachlichen Auftretens der Uni

versalien zusammentritl‘t 30*‘). Wenn aber in Folge der abstrahirenden

Thatigkeit, welche im Intelleatus vor sich geht, die Universalien vorstellungs

weise (obiective, s. ob. Anm. 105) im Denken sich vorfinden 305), so wird

zur Ueberbrückung der Kluft zwischen Subjeet und Object die spec-ies

intelligibilis des Scotus als jene Anschauung herbeigeholt, in welcher die

Universalieu gegenständlich (subiective) im Intellectus sind 306); nur ver

bleibt dabei dem subjectiven Denkacle immer noch jede Verknüpfung und

wechselseitige Beziehung der Gedankendinge‚ und so kann in aller Schärfe

gesagt werden, dass die Wahrheit. überhaupt nur vorstellnngsweise he

steht30"). Die Frage aber, wie die Universalien in den Dingen zur Indi

vidualisirung gelangen, wird ganz im Sinne des Thomas beantwortet,

wobei jedoch, um der Schwierigkeit betreffs der Angelologie zu entgehen,

jeder Engel sich gefallen lassen muss, zu einer eigenen Species ernannt

zu werdenßos). Auch die Controverse über unitaa‘ formae wird nach

thomistischer Anschauung erledigt, indem die Aeusserungen Avicenna’s,

welche sich auf die Form beziehen, zur Verwendung kommen"°°).

Ueberhaupt ja ist es Avicenna, von welchem der Verfasser auch in der

Einzeln-Erörterung der fünf Universalien innerhalb seines Themismus sich

leiten lässtalo).

XVII, Anm. 573) und als Ausdruck der abstrahirenden Thäligkeit denudare (vgl.

hingegen Scotus ob. Anm. 121 u. 290). '

304) Ebend.: Universatia dieuntur, prout inteltectus atlribait eis esse in pluri

bes; praedicabilia vom dicuntur‚ prout intelleetns attrilmit cis dici de pluribus (s. bei

Petrus Hispanus, Ahschn. XVll, Anm. 167). Ziemlich plump spricht sich dieser

Dualismus in den Worten uns, f. 15 r.B: Licet intmtiones fiunt ab intellertu. [unten

oportet‚ quod aliquod fandamentum Ilflllemtl in re extra, oder ebenso wenn gesagt

wird, f. 25 v. B: Universale antun putest duplioiler cousidcrari: uno modo quasi

separatem a singularibus, so. secundum esse, quod Imbet in intellevta obiective; alio

modo sevundum esse, quod Itabet in singularibus.

305) f. 15 v.B: Forma substantialis habet duplex esse. Unum est obiective in

intellccte (hiezu vor. Anm. am Schluss), et secundum hoc esse intctlcctus atlribuit

sibi nomen abstractum, cousiderat em'm cum intellcctus nun considerando materiam,

in qua est, et propterea dat sibi nomen abstractum, ut „humanitas“. Aliud esse

habet in mutcria.

306) f. 25 r. A: Diva, quod in intellectu quaedam sunt subicclive, ut species

intelligilu‘les (s. ob. Anm. 118 u. 126 fl'.) et aclus intelligendi et huiusmodi; quuedam

sant obieclive‚ a! ca, quae intrtlectus intelligit.

307) Ebend.: Quando ergo res, qaae est in t'nteltectu ohiectivc, es! con/urmt's

sibi 1'psi, ul est in reram natura, (um: talis eon/ormitas dicitur veritas..... (B) Ve—

ritas ext relatio rationis, onlia autem ratiom's nusquam saut subiectivc, nisi [arge

modo intelligalur, seeandam illud, cui ratio attribuit taten: respectum rationis; habet

ergo veriles salum esse obiective; et similiter diro de falsitate. Die Folgerung je

doch, welche wir aus diesem Standpunkte in einer anderen Schrift (oh. Anm. 295)

fliessen sahen, wird hier nicht gezogen.

308) f. 15 v. A: Prineipium individuationis proprium est a materia signata.....

Angcli mm difl‘erunt inter se numero, sed quilibet au_qelns facit spccicm per se.

309) f. 15 r. B u. 1.17 v. A; vgl. Abschn. X\'l‚ Anm. 93. u. Abschn. XVII,

Anm. 523 f.

310) f. 15 v. B über den artmachenden Unterschied (vgl. Ahschn. X\'l‚ Anm.

252 XlX. Pseudo-Thomas.

An die Lehre von den Kategorien, welche in der nemlichcn Weise,

wie bei Albert, mit den Universalien in Verbindung gebracht werden’“),

knüpft sich vorerst an der Hand aristotelischer Stellen eine Be'sprechung

des Begriffes „ens“ 312), welcher jedoch nicht als Gattungsbegrifl' gefasst

werden soll313). Eigenthümlich aber ist dem Verfasser nicht nur, dass

er die ersten drei Kategorien als „absolute“ den übrigen sieben als „re

lativen“ gegenüberstellt 3“), sondern auch dass er erst hier bei der Ka

tegorie der Substanz die arbor Porphyn'ana verwerthet, mit welcher er

jedoch ebensowenig wie Avicenna durchgängig einverstanden ists‘5). In

ungleichmässiger Ausführlichkeit behandelt er die Kategorie der Quantität,

Qualität und Relation, in deren Erörterung er auch viele theologische

Fragen verflicht3‘6)‚ und betreffs der sechs letzten Kategorien liefert auch

er einen Commentar zum Gilbertus Porretanus"").

In der Lehre vom Urtheile entlehnt er dem Albert die Unterschei

dung zwischen emmtialio und propositio””)‚ folgt aber hinwiederum

bezüglich der fünf Arten des Satzes lieber der Auctorität des Boethius“")‚

und nimmt dann aus der byzantinischen Logik den Begriff der copula

sowie den Memorial-Vers „Quae ca vel hyp“ u. s. f. auf 32°). Auch da,

wo er bezüglich der allgemeinen Urtheile Gelegenheit findet, seinen the

mistischen Dualismus kundzugeben, und sowohl für die logische Auffassung

als auch für das reale Auftreten der Universalien die möglichen Fälle

einer allgemeinen Aussage formulirt, bewegt er sich in byzantinischen

Beispielen und in der byzantinischen Ansicht, dass z. B. omm's eben doch

nur ein Syncalcgoreuma und ein blosses „Zeichen“ sei“‘), daher er auch

144 ff. u. Abschn. XVH, Anm. 529); f. 161‘.A über Accidens (vgl. Abschn. XV1,

Anm. 156 fl'.).

311) l'. 15 r. A: Pracdicamcntum m'hil aliud csl, qmm: ordinatio pracdt'tufzifitlm

in ordinc pracdicumcntaft'. S. Abschn. XVlf‚ Anm. 429. Auch die Erörterung über

die Synonyms und insbesondere über die Analoge (f. 17 r. A) schliesst sich an Al—

bert an; s. ebend. Anm. 432.

312) f. 17 r.B; vgl. Abschn. IV, Anm. 298 u. 301.

313) f. 16 r. A; s. Abschn. XVI, Anm. 32. u. Abschn. X\'ll, Anm. 415.

314) f. 17 r. B: ('0rttrahilur ans per duos modos‚ quorum unus es! esse ad esse,

et islc morlus romprehendil Irin pracdicamenIa ahsolufa, so. subsIantiam, quunlifafem

et qualitalem; .srcundus es! esse ad aliud, et islc modus cnmprehendil sepfcm prac—

dicamenla Te.<pt‘Cftt‘tl.

315) f. 17 v. B: Oualifr1 autem pracdicamentum suf1slanliae sit ordinalum, palel

in arlmre I’orphyrii, nam gratia exempli pom'mus, licct‘ mm in IoIo rcperiam cum

veram. Vgl. Abschn. XVI, Anm. 134.

316) f. 18 v. B—21 v. A.

317) f. 21 v. B— 24 r. B. Vgl. Abschn. XVII, Anm. 439.

318) f. 24 v. A; vgl. ebend. Anm. 445. Gelegentlich der Definition von von:

wird eine aristotelische Stelle (Abschn. IV, Anm. 701) mit Benützung des byzanti

nischen Begriffes „suppositum“ (vgl. oh. Anm. 109 u. 251) verwendet: Esl di/ferenlia

inler di/finilionem supposilnrum et di/finilioncm formarum etc.

319) f. 25 r. A; vgl. Abschn. XII, Anm. 111. u. Abschn. XVII‚ Anm. 449.

320) f. 25 v. A; s. Abschn. XVll‚ Anm. 152 u. 108.

321) Auf die oben, Anm. 304, angeführte Stelle, f. 25 v. B, folgt unmittelbar:

Prime mndo vonsidcruto universafi afiquid de eo pofcsf duplirilcr cnuntiari. Uno modo‚

quund0 cf altrifmilur aliquid, quod perlinet ad solam aclioncm inlellectus, u! cum

dicimus..... „homo es: species‘ . . . . .. Alio modo‚ quando illud, quod ei allri

buiIur, nou perlinel ad atfum inlelleclus‚ sod ad esse, quod habeI ipsa natura In

Ieffecfa in rebus, quae sunl extra animam, uI si dicalur „homo esI dignissima erta

XIX. Pseudo-Thomas. 253

Albert’s „individuum vagum" mit einem anderen derartigen Zeichen,

nemlich mit q-uidam. in Verbindung bringt 322). Wenn aber dann bei

Erörterung der Entgegensetzung der Urtheile sieben Erfordernisse des

eontradictorischen Gegentheiles aufgezählt werden 323)‚ so fühlen wir es

merklich, dass wir uns allmälig dem üppigsten Dickicht der Scholastik

nähern. Bei der Aequipollenz wird der Memorial-Vers „Prae conlradie

n. s. f.“ angeführt“*), auch folgt hierauf eine längere Erklärung der

byzantinischen triple.r materia der Urtheile325). Desgleichen wird die

Modalität der Urtheile ausführlich nach älterer und neuerer Tradition der

byzantinischen Logik behandelt, denn auf letztere weist die Unterscheidung

der „modales de dieto“ und „modales de re“ hin 326), und ersterer

gehört die Auffassung des Begriffes modus selbst, sowie die Memorial

Worte „Purpurea u. s. f.“ an 327). Ebenso schliesst sich die Erörterung

über die hypothetischen Urtheile dem nemlichen Vorbilde an, und zwar

ist es die jüngere Formation, aus welcher die Eintheilung des condi

tionellen Urtheiles in rationalis, causalis, temporalis entnommen ist 32“‘).

Die Syllogistik knüpft der Verfasser an den traditionellen arabischen

Begrilf der Argumentation 329)‚ verbindet aber hiemit den Standpunkt des

Beethius, wornach inventio und iudiciam die Aufgabe der Logik sind,

!urarum“ (wörtlich dasselbe Beispiel s. Abschn. XVII, Anm. 206)..... Secundo modu

emm1iulur aliquid de universali dupliciter. Uno modo cum a!!ribuitar sibi ali—

quid ralione ipsius universalis; .....alio mado, quando a!!ribuilur ei a!rquid ra!!onc

singularis E! quia is!c modas enunliandi aliquid de universali cadi! in communi

apprehensione hominum, idco inven!ae sun! quaerlam dicliones ad designandum modum,

...‚.al hoc signum „omnis“ (s. ebend. Anm. 238 f.).

322) f. 26 r. A: Haec dictio „quidam“ vel „aliquis“ .... ..indelerminafe f„rmam

alicuius singularis significat, .....ande e! dicilar individuum vugum; s. ebend.

Anm. 406.

323) Ebend.: Ouod si! con!radiclio in!er aliqaa‚ reqairunlur seplem. Prime,

quod opponanlur (laue proposilioncs‚ quarum una xi! affirmuliva e! allem negalivn‚

qaod Iales enan!ialiones ‚via! eiusdem subiccli. Tcrlio‚ quod sin! ciusdcm praedicali.

Ouar!o‚ quod non fia! pracdica!io secundum diverses purles suln'ccli . . . . .. Quinte,

quod nonn'! diversus modu: es perle pruedicali . . . . .. Sex!o‚ quer! nun si! diversitas

er parle mensurae, Ioci e! temporär Scp!imo‚ quod n0n si! diversilas c.v Imbi

!udine ad aliquid ex!rinsecum.

324) f. 26 v. A, s. Abschn. XVII, Anm. 40.

325) Ebend.‚ s. ebd. Anm. 155.

326) f‚26 v. B: Oaaedam sun! propositiones morlalcs de dic!o‚ u! „Sovralem

carrere es! neresse“, in quihus scilicc! diclum subiicilur e! modus pracdicalur (vgl.

ebd. Anm. 161), e! is!ue ran! vcre modales...... invdßm flulßm Will madfllß 118

re, in quibus videlice! modns inlerponilar dic!o‚ u! „Socralem nacesse es! currere“,

.... ..qaod in Socra!e si! neccssilas ad rurrendum. im Wesen nemlich ist diese

Einthedung verwandt mit jener, welche wir oben (ebend. Anm. 585) trafen.

327) f. 27 r. A, s. ebd. Anm. 161 u. bes. 164. Die übliche Figur ist. hier sehr

vereinfacht, indem in den vier Ecken derselben nur die Satzformen auftreten:

Neccsxe es! exse‚ Possibile es! csse‚ Imposaibile es! esse, Possibile es! nun esse.

328) f. 27 v. A, vgl. ebend. Anm. 584. Wenn dort gesagt wird „Harmunius

pom'l duplicefli hypolhcsim“, so ist natürlich Ammonius zu lesen, und es ist damit

eine Stelle gemeint, welche Boethius (Abschn. XII, Auru.156) aus Ammonius (Abschn.

Xl, Anm. 167 f.) entnommen hatte.

329) f. 27 v. B: Es! au!em argumcn!atio ora!io significaliva diseursus rationis

ab mm cogm'lo ad afiud incugni!um im! a magis cogm'!o ad minus cuynilam. Vgl.

Abschn. XVl, Anm. 15. Hierauf folgt abermals obige (Anm. 318) Unterscheidung

zwischen proposilio und cnunlialio.

__.. ...______

254 XIX. Pseudo-Thomas.

und erblickt in letzterem das Wesen der aristotelischen Analytik, so dass"

wir hier fast ein Vorspiel der späteren Bedeutung des Wortes „iudt'eium“

finden könnten 33°). Als „Principien“ des Syllogismus bezeichnet er das

Dictum de omni und Dictum de nullo. wozu als Drittes der sytlogismus

cmwersieus komme, welcher (in deutlicher Anknüpfung au die Lehre von

Comequentia, s. Abschn. XVII, Anm. 613) bei Erhärtung der Schlusskraft

einiger -Syllogismen seine Anwendung finde 331). Die Erörterung des

Einzelnen, bei welcher er, wie Albert, sich der termim' transcendentes‚

d. h. der Buchstaben, bedienen will""“)‚ beginnt er, —- uns hierin an

Scotus erinnernd, s. ob. Anm.194 ——, mit der Lehre von der Umkehrung

der Urtheile 333), wobei er die Annahme, dass das allgemein verneinende

Urtheil auch particular umgekehrt werden könne, als unuöthig abweist”‘)

und an der Nicht-Umkehrbarkeit des particular verneinenden Urtheiles

festhält335), daher er auch nur den Einen Memorial-Vers „Feci simpli

citer u. s. f.“ anführt“*‘). Auch die Umkehrung der modalen Urtheile

bespricht er ausführlich im Anschlusse an die spätere Formation der

byzantinischen Logik 337).

Nachdem er hierauf die Dreizahl der kategorischen Schlussfiguren

ohne polemische Beziehung auf eine vierte Figur ziemlich schwach durch

blosse Berufung auf einen ltlemorial-Vers motivirt hat335), erörtert er die

330) Ehend.: Legion, u! Boe!hius in suu Topica dici! (s. Abschn. XII, Anm.76),

duas Itabet partes, sc. invenlivam e! iudicalivam...‚. Judicium antun, ut hie sumi!ur‚

es! recta de!emtinatio ratiom's in his, quorum es! indicium . . . . .. E! ideo seien!ia‚

quuc es! roch: determinalio scibih'um, est per causas‚ so. cum ratio resolrit cau:ala

in causas, c! propterea Auen parä Iogicae‚ so. iudicativa‚ dicitur analytiea seu reso—

lutoria‚ quia resolvi! principiata in principt'a.

331) f. 28 r. A: Dieo autcm principia primas propositiones per se notas; hacc

au!em principia sunt din‘ de amm' e! diei de nallo.... Aliqui syllogismi nur: pos.mnt

immrdiate prohari per dic!a duo princt'pia e! propterea indigen! uno ah'o prin

cipio Hoc entern prinzipium ext: Ouando ex opposito consequenlis infertur op

positum antoecdcntis prinmc'conrhtsiom's, Inne prima consequcntia fui! bona„„. Et

Inne reduclio vacatnr ab aliquibns „per impossibile“, a pleilosoplm vero „per syllo

gismum convm-sivum“. Letzteres ist natürlich falsch‚ denn gerade „perimposst'bile“

ist aristotelischer Ausdruck (s. Abschn. IV, Anm. 623), hingegen „couversivus“,

welches allerdings bei Albert vorkommt (Abschn. XVII, Anm. 465), weist durch den

Boethius hindurch (Abschn. XII, Anm. 136) nur bis zu den älteren Peripaletiltern

zurück (Abschn. V, Anm. 46).

332) Ebend.: In tulibus syllogismis et eorum propositionibus mm cum!ur‚ in

qm: materia sint; ideo utcmur terminis lranscendentibus. S. Abschn. X\Ill‚ Anm. 469.

333) Auch die logische Begründung der Umkehrbarkeit bewegt sich, wie bei

Scotus, in den Ausdrücken der Lehre von den Cousequentiar.

334) f. 28 r. A: Per accidcns . . . . .. convcr!untur universalis a/1irnmtiua et, ut

aliqui dicun!‚ universalis negative; turnen 1ton es! netessan'um hoc ponere‚ . . . . . .

rzisten!ilms em'm universalilms vcris semper parlirulares samt verm‘. Hiernach kann

es zweifelhalt sein, ob mit jenen „aliqui“ etwa Scotus gemeint sei; s. ob. Anm‚l96‚

335) f. 28 r. B: Particutaris vcru negaliva mm cunucrtitur, quia er opposito

consequrntis nun in/erlur opposilttm an!eredenlis. Vgl. hingegen ob. Anm. 199.

336) Nemlich der zweite der vier Verse, welche bei Petrus Hispanus vor

kommen (Abschn. XVII, Anm. 156), mus>te bei solcher Ansicht des Verfassers

wegfallen.

337) f. 28 r. B u. v. A. S. Abschn. XVII, Anm. 587 n. 594.

338) f. 29 r. A: I’lures [igurae mm possu1!l ess:‚ quia lres lermim' in duabus

propositionibus mm possunl plun'es varinri. Umlc versus: Sub prae u. s. f. s.Abschn.

.\'Vll‚ Anm. 51 (vgl. ebd. Anm. 181).

_ „ J, ;_-1\_.7—

XIX. Pseudo-Thomas. 255

iuutilea eouiugationes. wobei er die bekannten Regeln, dass nicht beide

Prämissen negativ, noch auch beide particular sein dürfen, durch den

Zusatz vermehrt, dass das Gleiche auch von der Singularitdt und von der

Unbestimmtheit der Urtheile gelte 339), worauf er die unzulässigen (Zom

binationen betreffs der einzelnen Figuren zusammenfasst“°). Hierauf gibt

er für die drei Figuren vorerst nur die vierzehn aristotelischen Modi

an an), fügt aber dann für alle drei Figuren noch „indirecte“ Schluss

weisen hinzu, welche er darauf begründet, dass jeder umkchrbare Schluss

satz eines Syllogismus in seiner bewerkstelligten Umkehrung gleichfalls

als Schluss-Resultat zu betrachten sei; hieraus ergeben sich für die erste

Figur die ersten drei theopbrastischen Modi (d. h. nach damaliger Ter

minologie Baraliptou, Celantes, Debüts, oder nach jetziger Bamatip,

Calemes, Dimatis), ferner für die zweite Figur zwei neue Modi (d. b.

Caesaro und Camestros), und ebenso drei neue für die dritte Figur

(nemlich Umkehrung des Schlusssatzes in Darapli, Disamz's und Datisi);

betreffs der zwei letzten thcophrastischen Modi der ersten Figur (d. h.

nach damaliger Bezeichnung Fapesmo und Frisesomorum, nach jetziger

Fesapo und Fresison) wird die völlig richtige Bemerkung gemacht, dass

dieselben auf dem Versuche beruhen, unzulässige Combinationen der ersten

Figur dennoch schlussfähig zu machen 3"). Indem aber der Verfasser

hiebei den Boethius tadelt, weil er die indirecten Modi der zweiten und

dritten Figur vernachlässigt habe, müssen wir beachten, dass hier Boethius

den doctores moderm' beigezählt wird 343). Jedoch trotz dieser Be

reicherung der Syllogistik zählt er zuletzt doch nicht 24, sondern nur

die üblichen 19 Schlussmodi mittelst jener nemlichen Memorial-Vcrsc auf,

welche wir schon seit Shyreswood trafen 8‘“). Hierauf reiht er eine Er

339) Ebend.: Inatilium eoniagalionum quaedam possunt ficri in omuilms figuris.

. . . . .. Saut quatuor: prima ext, st umbae pracmissae saut uegatiuae; seruuda, si

ambae praemissac saut particulares; tertia, si auxbae saut indefinitae; quarta, si

ambae saut singulares Ex puris urgativis, partieutaribas, indefinitx's et singu

taribus uihit sequttar.

340) Ebend.: lautiles vero eoutugatioues, quae non saut in omnibus fiyuris, saut

duae. Uua‘ conrem't primae et terliae figurae, so. quaudo miuor propositio es! nega

tiva; secanda convenil primac et secuudar figurae, so. quaudo maior propositto cst

particulan'a. Vgl. bei Cassiodorus, Absebn. XII, Anm. 182.

341 f. 29 r. B n. v. A.

342 f. 29 v. B: Restat mute dicerc de syllogismis indirecte eoneludentibas......

Tates aalem syllogismi saut numero derer»; quinquc em'm saut in prima figura, duo

in seeuuda, et tres in tertia figura. Scieudum, quod omnis syltogismus eourludeus

atiquam conclasionem, quae cauverti polesl, etiam polrst rouctudere iltam‚ in quam

counertilur. Üam ergo omues eouclusioncs dietorum syllogismorum possqu rourcrti

ezceptis partieularibus uegatiuis, omnes totes sytlogismi poteruut cunelndere indirccle.

Tales autem in prima figara saut tres, sc. prima: modus, secuudus et tertius; in

aecuuda saut duo, sc. primus et sceundas; in lertia saut lrcs, so. primus et tertius

et quartas. Addacautur aulcm in prima figura duo marti, qai saut coutra duo prin

eipia sive regutas datas in prima figura; 1mm ambo haben! miuorem negativem,

et alter eorum habct maiarem particutarcm. S. Abschn. IX, Anm. 100.

343) Ebend.: Doctores autam moderui‚ so. Boettn'as, praetermissts quiuque, so.

'sccuudae et tertiae figurae, de sah's qainquc primae figurae feccrunt rneutiouem (diess

ist nicht durchaus richtig, s. Abschn. XII, Anm. 136 f.). Ouoram primus eoustut

u. s. f., d. h. es folgen nun die fünf theophrastischcn Modi der ersten Figur.

344) f. 30 r.A: Ad memortlcr teneudum praedictos syltogismos iuveuti squ qui—

dam versus, qui tatitcr desiguantur: Barbara u. s. f. s. Abschn. XVII, Anm. 52 (nur

‘;Ldi

256 I XIX. Pseudo-Thomas.

örterung de inventio‘ne medii an, welche er dem Albert entnimmt 345),

und auf gleicher Quelle beruht, was er in ziemlicher Breite über die

modalen Syllogismen angibt““).

Hingegen glaubte er offenbar, die an Albert und Thomas sich an

scldiessende Logik dadurch ergänzen und verbessern zu können, dass er

in reichlicher Ausdehnung die Lehre von den hypothetischen Schlüssen

aufnahm (vgl. Abschn. XVII, Anm. 467 u. 540). Hatte er sich bezüglich

des hypothetischen Urtheiles an die byzantinische Logik angeschlossen (ob.

Anm. 328), so lässt er nun die dort übliche Dreitheilung fallen 3*“)‚ um

in dieser Gruppe der Logik vollständig dem Boethius zu folgen 3'“).

Sehen wir hierauf von einer ganz augenscheinlichen lnterpolation

ab, welche aus der späteren Formation der byzantinischen Logik eine

Episode über die Reduplicativ-Sätze als Exponibilia enthält"“), so

bildet den Schluss des Ganzen die Lehre de demonstratione, bezüg

lich deren der Verfasser sich wieder an Albert anlehnt, welcher seiner

seits den arabischen Standpunkt recipirt hatte, dass es sich hier um

finden wir hier Brocardo statt Bocardo). Hierauf wird ausführlich und deutlich die

Bedeutung der Buchstaben, welche in jenen Kunstwortm vorkommen, erklärt (vgl.

ebend. Anm. 187), wobei es den Anschein hat, als wolle das Siglum „C“ in Ilm

cardo und Baroco auf den Ausdruck „conversiaus syllogismus“ (s. ob. Anm. 331)

zurückgeführt werden; wenigstens lesen wir dort: aliquaudo invertitur C et significul,

quod isle syllogismus polesl redua' solum per syllogismum convcrsivum.

345) f. 301'. A. Vgl. Ahschn. XVll, Anm. 464 (es Werden dabei hier nur die

14 directen Schl115smodi in Betracht gezogen).

346) f. 31 r. A. Vgl. ebend. Anm. 461.

347) f. 32 r. A: Trcs saut species proposilionum hypotlteticerum, so. couditionulis,

copulalica et disiunrtivu (s. ebend. Anm. 158). Sylloyismi aalem, qui sunl ex pre

posilienibus copulativis, enden: modo so haben! staut et syllogismi calegorici‚ et ideo

de cis praetermillumus. Sed quia ca: proposilionibus couditz'enalibus c! disiu-nrtiuis

uliler final sylluyismi, qmm! in propoxilionibus aaleyoricis, ideu de er's dicendum ext.

348) Vorerst nemlich werden (f. 32 r. A) die couditionalen Urtheile nach Boc

thius eingetheilt (s. Abschn. XII, Anm. 146 u. 142). dann folgen von den condi

tionalen Schlüssen nur die ersten vier Modi (s. ebend. Anm. 155)., d. h. nur der

sog. modus ponens, wahrend der modus tollen: wohl erwähnt, aber nicht näher

entwickelt wird; hingegen findet aus Avicenna (Abschn. XVI‚ Anm.219) die relative

Satzform (mit „qui“) ihre Verwendung. Hierauf reihen sich (unter Verweisung auf

eine ausführlichere Monographie des Verfassers, s. ob. Anm. 299) die ersten 16

zusammengesetzten hypothetischen Schlüsse des Boethius an (s. Abschu XII, Anm.

157), auf welche in kürzerer Zusammenfassung jene 48 Modi des zusammengesetzten

hypothetischen Syllogismus folgen, welche Boethius (s. ebend. Anm. 159—161)

nach den drei Figuren des kategorischen Schlusses geordnet halle. Auch das dis

junctire Unheil wird (f. 32 v. A) grundsätzlich in der nemlichen Weise aufgefasst

wie bei Boethius (s. ebend. Anm. 141 u. 1-18), woraus sich ebenso eine Redltction

der verschiedenen disjunctiVen Urtheilsformen auf entsprechende hypothetische Ur

tbeile ergibt (s. ebend. Anm. 163).

349) f. 32 v. A, woselbst auf den Abschluss der Syllogistik (Dictum ergo sit

de syllogismis hoc modo; de aliis edlem speeiebus argumentaliom's mm me intra

mille; s. ob. Anm. 302) nun unmittelbar folgt: Nofandum ad hoc: quod prnpusilt'o

redupliculiva sil vom, requirilur, quod qualuar propasitioncs erponenles ipsam, sc.

lres caiegoricae et um; hypot/mlica‚ sint vorne u. s. w., d. h. es folgen nun Regeln

über die Wahrheit der Reduplicativ—Satze, wie wir sie früher, Abschn. XVll‚ Anm.

262 u. bes. 608 f. trafen. Und um den Charakter einer luterpolation zweifellos

festzustellen, folgen hierauf noch einige Bemerkungen über die Umkehrung der

kategorischen Urtheile.

M

XIX. Pseudo-‘I‘homas. Aegidius Ilomanus. 251 ‚

die „Materie“ der Syllogisruen handle“°). Mit Ausschluss jener Erör

terungen, welche in der zweiten Analytik des Aristoteles, sowie natürlich

auch im tiemmentare Albert’s‚ der Definition gewidmet waren, wird

hier in ausführlicher Breite über per se u. dgl.‘"")‚ über demonstrativ

potissima 3"‘2), über die sog. dignilates“"), und zuletzt über die Ein

heitlichkeit einer Wissenschaft gesprochen“*), ohne dass wir irgend

Bemerkenswerthes hieraus hervorheben könnten. Nur das Eine dürfte

zu erwähnen sein, dass wir auch hier, wie bereits in einer anderen

Schrift (s. ob. Anm. 273), den sechs transcendenten Begriffen be

gegnen 355).

Gleichfalls den 'I‘homisten wurde Aegidius Bomanus (oder de

Colmma, gest. i. J. 1316) beigezühlt, von dessen ausgedehnter schrift

stellerischer Thatigkeit hieher gehören: ein Commenlar zur sog. vetus

Iogica““), desgleichen zur ersten Analytik“")‚ zur zweiten Analytikß58),

zu Soph. Elenchi 35"), ferner eine Schrift De ente et essentia.“°)‚ so

dann der Commentar zu Petrus Lombardus 3‘“), sowie Quodlibeta 36“'),

und ausserdem unter drei kleineren Tractaten die Schriften De partibus

philosophiae und De gradibus [ormarumaü3). Die Commentare des

Aegidius zum Organon gehören zu denjenigen, welche man „ad litteram"

nannte, d. h. sie geben, abgesehen von den allgemeineren Einleitungen,

nur eine erklärende Umschreibung des Originales Satz für Satz oder, wo

nöthig, Wort für Wort, wobei, was wohl zu beachten ist, nirgends das

350) f. 32 v. B: Ouaedam saut, quae pertinenl ad maleriam demomlraliom's.

Auch war schon in der Einleitung des ganzen Buches, f. 15 r. A, dieser letzte Theil

bezeichnet als: de sylfo_qismo appficato ad materiam demonstrativam seu de demon

:Iralione. Vgl. Abschn. XVII, Anm. 459.

351) I. 33 r. A u. B; vgl. ebend. Anm. 473.

352) Ebend. vgl. ebd. Anm. 476.

353) f. 33 v. A u. f. 34 v. B; vgl. ebd. Anm. 475. u. Abschn. IV, Anm. 147.

354g f. 35 r. B; vgl. Abschn. IV, Anm. 675.

355 f. 33 v. B: Aliquarum propositianum Icrmim' saut in communi omm'um

notih'a. uI samt „aus, eerum, Immun, uuum. aliquid, res“ et huiusmodi, quae per

Iinent ad prima: conceptione: intellcctus.

356) Exposilio in arlem veterem, videficet in universalihas, pracdicamentis, post

praedicameutis, :ez principii: et I'cricrmcnias. Vcncl. 1507. fol. (auch später wieder

gedruckt Beryomi 1591. 4). Der Umkreis der „Ars velm“ war ja schon längst

abgegränzt; s. ob. Anm. 95. u. Abschn. XVII, Anm. 5 u. 103.

357) Expositio super lifrros Priorum. Venet. 1516. fof.

358) Exposilio super Iibros Poslerinrum AristoIclis cum Ie:clu ciusdcm. Venet.

1500. fol.

359) ExposiIio super libms Elcnchorum Aristotelis. Venel. 1500. fol.

360) Egidius Romane: de esse cI essenlia. Venrl. 1503. fol.

361) In prinmm Sentenliarum. Veucf. 1492. fol. u. 1521. fol. u. ed. Aguifar.

Corduba 1699. fol. (nach letzterer Ausgabe eitire ich). In secundum Senlenliurum.

Venel. 1482. fol. u. 1581. fol. In Iertium Sentcnliarum, rd. Gaflucci. Romae

1823. fol.

362) Ohne Titelblatt: Incipiunl quadlibat cefeberrimi ac ezcclfentissimi doctoris

domim‘ Egidii de Roma. Bauen. 1481. fol. und Fertilisaimi Aegidii Romam' 0uodli

Delta [sie] ed. Rhodiginus. Venet. 1504. fol. und ed. Com'nck. Lovan. 1646. fol.

(nach letzterer citire ich).

363) 'l'res Iractatus domini Egidii de Roma . . . . .. De parh'fms philosophiae

essentialibus . . . . .. De difi‘ercntia rthoricae et politicae...... De gradibus formamm.

S. L e. a. 4.

PRAITL, Gesch. III. 17

258 XIX. Aegidius Bomanus.

Material der byzantinischen Logik beigezogen wird. Es sind daher nur

einige Einzelnheiten, welche in dieser Beziehung unten zur Erwähnung

kommen müssen. Hingegen, was die Kernfragen betrifft, welche damals

in der Logik umliefen, so ämssert sich Acgidius gelegentlich hinreichend

ausführlich, um seinen Standpunkt völlig erkennen zu lassen. Wenn zu

weilen gesagt wurde, durch ihn habe sich die Schule der Thomisten erst

förmlich consolidirt‚ so ist diess bezüglich der Logik nicht durchaus

richtig. Bei den Theologen galt er wohl als der hervorragendste Tho

mist‘““); aber in der Logik ist es keineswegs ein reiner und stricter

Thomismus, welchem wir hier begegnen, sondern auch Aegidius hat in

ähnlicher Weise, wie wir es auch schon bei Anderen sahen, in die Doctrin

des Thomas manche sootistische Elemente aufgenommen.

Die bei Albert und bei Scotus recipirte Eintheilung der Wissenschaft

in eine reale und eine sermocinale wiederholt Aegidius, jedoch mit. der

Wendung, dass die letztere „adminiculaüva“ sei, und indem er dann

der Logik den Syllogismus als wesentlichen Gegenstand und als Motiv

ihrer näheren Eintheilung zuweist, folgt er völlig dem Petrus v. Auvergne

und dem Scotus 365). Aber da er zugleich daran festhält, dass die Logik

eben doch nur modu: sciendi und somit nicht eigentlich selbst eine

Wissenschaft sei, da es auch ein Wissen ohne Logik (nemlich bei Glaubens

gegenständen, wie z. B. betrell‘s der Engel) gebe 3“), so betrachtet er

den Unterschied zwischen logica docens und logica utens in einer von

Scotus sehr abweichenden Weise 367). Ja er bringt den Begrilf des

364) Z. B. Coninck theilt in der Vorrede seiner Ausgabe der Ouod!ibeta aus

den „Constituüones s. ordinis Aagustiniaru’“ folgende Vorschrift mit: Volamas‚ a!

magistri regrntes in lertionibus e! determinationibus dispa!ationam in omnibas sequi

e! tueri debeant sanam e! aal/toliram doetn‘nam funda!issimi doctoris noslri B.Aegidii

Romani, qaondam nostri s. ordim's generalis; ubi vera eins scripta non repariuntar,

er l). Thomae Aquinatis doctrina suppleantar. Oder z. B. Agiiilar (in der Ausgabe

des Commentures zu Srn!cnt. l) nennt den Aegidius kurzweg „defensor operum

divi Thomas“.

365) Expos. in art. rot. f. 2 v. B: Scicntia speculatiaa dividitar in prinzipalem

et adminirulatirum: pi‘iaeipalis es! illa‚ qaae es! de rebus; adminicnlaüaa diritar

quasi adinvans i!lam realem scien!iam‚ staut sermocinales (s. Abschn. XVII, Anm.

362 f. u. obige Anm. ST), ls!u aa!em prinzipaüs, quae es! de.rebus, diaidi!ur in

!res‚ so. in naturalem‚ metaphyricam e! mathemalicam . . . . .. f. 3 r. A: Administrie—

live entern dividilar in trcs partes, sc. in grammaticam, logiram e! rhetorioam.

Logica, in qaa subicctum es! syllogismus‚ sie dividilur: au! es! de sy!!ogismo au!

de partibus cius; si de partibus, au! propinqais au! remotis. Si de rcmotis, sie es!

über Praedicamentorum„ ...,- si de parlc propinqua, sie 811 entern de syllogis1no, hoc eri! au! de syllogismo in ceso!mmüubme'r Pneoraiercmoeuntiraasclo ad

aliqnam materiam, c! sie es! über I'riorum; au! conlracto ad aüquam materiam, et

hoc duplisitcr, qaia an! contrahitnr ad maleriam necessariam‚ e! sie es! über Poste

riorum, au! ad materiam probubilcm; e! hoc dupliciter, quia au! ad probabx'lem

simpliciter, e! sie es! über Topiooram, an! ad probabilem apparenter‚ e! sie est über

Elt‘ltflftofttfll. 0mncs alii libri saut de bene esse (ebenso Expas. s. libr. E!ench‚

f. 2r. B). S. ob. Anm. 244.

366) Expos. s. libr. l’os!er. f. 2 r. A: Login: es! qaaedam via ad ceteras sei

mtias‚ quarc es! magis modas sciendi, quam seientia; „am nah es! nccessaria

logica prapter res sci!as‚ scd propter nos!rum modum sciendi. Passant em‘m res scirt'

absqae logita; nam substantiue separatae, quia nur! intelliguntur cum discursa, a!

scianlar, mm indigent logit‘a. Ebenso Erpos. s. libr. Elench. f. 2 v. B.

3ti'i) Empor. s. libr. Poster. f. 5 v. A: Logicur‚ a! es! docens, den! logicam,

Xlll. Aegidius Romanus. 259

modus sciendi in ähnlicher Weise, wie wir es bei einem Themisten

sahen (ob. Anm. 330), in Verbindung mit der boethianischen Zweitheilung

des logischen Gebietes 36"‘), und findet so in der Erörterung der Syllo

gismen und ihrer Bestandtheile das wesentliche Mittel zur Vermeidung

von lrrlht“unern”“). Dass aber eben der Syllogismus der eigentliche

Gegenstand der ‚gesammten Logik sei, erweist er dadurdr, dass er ver

schiedenen Gegengründen, welche auch schon Petrus v. Auvergne ange

führt halte, anderweitige Beweisgründe entgegenstellt, und auch die An

nahme Anderer, dass ens ratiom's oder dass ac!us rationis oder dass

medus sciendi als solcher der Gegenstand der Logik sei, beseitigt er in

überraschender Geschwindigkeit durch die Behauptung, dass ja gerade der

Syllogismus all diese verschiedenen Momente schon in sich enthalte 310).

Nur schwankt er mit diesem seinem Standpunkte ein anderes Mal doch

wieder in den Begrill' der traditionellen in!entio secunda und hiemit in

eonceptus, jedoch in einer von Scotus (ob. Anm. 92) abweichenden Weise,

hinüber, indem er die Erzeugnisse des Erkenntniss-Actes (— formalum

per ac!um in!clligendi —), unter welchen freilich der Syllogismus das

höchste ist, als Gegenstand der Logik bezeichnet 371‘).

quae nun es! scien!ia, scd modus scicndi, u! es! u!ens, ugycncru! opinioncm..‚.

I!emons!rulio proprie sumpla mm aggcnvra! modum scicndi nec opinioncm, xed seien

Iiam. Vgl. Expos. s. libr. Elench. f. 2 v. B. S. hingegen bei Scotus ob. Anm. 90.

368) Expos. s. libr. Prior. l'. 2 r.A: Logica modum e! rationem discernendi

debel determinarc; sed ratio discernendi svrundum Boelhium duas habe! par!cs‚ sc.

inven!ionem e! iudicium (Abschn. XII, Anm. 76)..... Login: simul dclerrnina! sei

en!iam e! modum scicndi; e! nun es! inwnveniens, es! enim onicu de 1nudo sricndi‚

und: poles! illa :e ipsum recli/icare (B) Ars inveniendi in Topicis e! Elenchis‚

an au!em indicandi in Prioribus c! Posterioribus !rudilur.

369) Expos. s. libr. Pos!er. f. 2 r. B: Ne in conccp!ionibus erre!ur‚ ncccsse fui!

!radere scienh'am libri Praedicamcnlorum . . . . .. Nc in [ermando cnun!ia!ioncm crre!ur‚

nenne ['m'! invcnirc scien!iam Iibri Periermcnias . . . . . Ne in syllogizundo e! indu—

cendo conclusiones ca: principiis error accidere!‚ neoes:e j'ai! invenire illam par!em

logicae !mdilam in ur!e nova, ubi de omni syllogismo !radi!ur nulitia. Ebenso Erpos.

s. libr. Elenv/l. f. 2 r. B.

370) Expos. s. ar!. ve!. f. 3 v. B: Ouaerilur‚ u!rum syllogismus si! subirc!um

in logica. E! argui!ur, quod neu. Nun! sind se habe! subieclum ad scien!iam‚ im

per: subiec!i ad pur!em scien!iae; sed in aliquu perle logicae‚ u! in libro Elenclm

mm, non es! subiec!um uliqua pur: syllogismi (vgl. ob. Anm. 243)..... Nihi! es!

subieclum lo!ius r! parlis,‘ sed syllugismus es! subiec!um in par!e loyicaß, ergo nun

an"! subieclum in !o!a logica In opposilum argui!zu: ”lud es! subicc!um in

aliqua scienlia, cui a!!ribuunlur 0mm'a dr!erminnla in illa scien!ia; scd omnia de!cr

miuala in Iogica u!!ribuunlur syllogismo; ergo Ad kam: quacs!ioncm cun!radicun!

quidam, quer! uns (muss beissen ens ratiom's, s. sogleich) es! subieclum in !o!a

logica, quiu de omnibus ibi pravdicalur de!ermina!is. Alii dicun!‚ quod hie si! sub

iec!um ac!us ra!iom's‚ qui es! !n'plex‚ so. simplicium apprchensio, composi!orum in

!elligculia‚ in!rlleclorum collalio. Alii dicunt‚ quod modus sciendi, qui es! simililer

!riplez‚ so. diffini!ivus, divisivus, oelleclivus. Sed dieendum, quod sylloyismus mm

difi‘er! ab is!is‚ prou! etiam pom'lur suln'cclum; mm idem est, quer! actus rationis c!

quod ens ra!iom's‚ e! uua pars modus scicndi, :ub quo alii ad minus comprehendunlur

materialilcr; 1mm in syllogismo pommlur lermim', qm' diffiniun!ur e! e!iam dividuntur.

E! i!u dito, quud syllugismus es! subieclum.

371) Expos. s. Iibr. Elenoh. l'. 2 v. A: E!si aliquo modo de ac!ibus raliom's xi!

logica‚ proprie tarnen mm es! de ac!ilms, sed es! de in!enlionibus c! conceplibus, qui

forman!ur per Imiusmodi uc!us...... Dialec!icu ergo, quac proprie rationalis ext,

magis eri! de huiusmodi conceplilms, quam de ipsis ac!ibus..... (B) In in!elligefldo

17'

260 XIX. Aegidius Romanus.

Schon dieses eklektisehe llerumtappeu zeigt uns den Aegidius als

. einen Geistesverwandten des Albert, und so wird nun auch die Univer

salienl'rage von ihm in einer Weise erledigt, dass der ursprüngliche

Themismus manche Erweiterung oder Abschwächung erfährt. Er gibt

einmal eine kurze Charakteristik der Ansicht Plato's und jener des Ari

stoteles, in welch letztere er einen sowohl dem Thomas als auch dem

Scotus mundgerechten Dualismus hineininterpretirt, und fügt ausserdem

noch eine dritte Annahme hinzu, welche nach ihrem Wortlaute die meiste

Aehnlichkeit mit Aussprüchen des Roger Baco hat 872). Auch eine andere

Stelle ist ohne grossen Belang, insoferne nur gesagt wird, dass die Uni

versalien aussagbar und vervielfältigbar sein müssen, sowie dass sie nicht

selbstständig für sich, sondern nur in anderen Wesen existiren und dort

dann ihre verschiedene singuläre Determination finden 373). Hingegen da,

wo er die Frage erörtert, ob die Universalien in der Seele oder in den

äusseren Dingen seien, gelangt er nach Anführung der beiderseitigen

Gründe zu dem merkwürdigen Ausspruche, dass, obwohl es neben dem

„in anima“ und dem „extra“ kein anderweitiges Drittes gebe, dennoch

die Sache an sich (res de se), welche nur als erkannte ein Universale

sein kann, weder in der Seele noch im üusseren Dinge sei, d. h. doch

wohl, dass man von der „Suche an sich“ überhaupt nicht reden könne,

hingegen als Universale sei der Gegenstand des Erkennens nicht ausser

halb der Seele, denn es komme ihm da Gemeinsamkeit zu, welche in

den a"msseren Dingen nicht sei; kurz er umschreibt den Dualismus des

Thomas mit Ausdrücken des Scotus, wie z. B. species informans und

referre, mit welchen er wieder die Terminologie des Ersteren, z. B.

abstrahere und similitudo, verbindet, und so kommt er zuletzt mit sco

tistischer Wendung zu dem Resultate, dass das Universale in seinem for

mellen Sein in der Seele und nach dem materiellen Sein in den äusseren

conc!usiones in principiis formamus syllogismum; libn' ergo artis novae non min! de

acta intelligendi, qaa intelligimas conclasianes in principiis, scd da agilogismo‚ qui

formatur per talem aetum. Pate! ergo, de quo sit logira universaliter, qaia es! de

huiusmodi conceptibus c! intentiom'bus forma/i: per aelum intelligendi. Ebenso De

parl. philos. esscnl. ‘p. l I'.

372) In l Sentent.‚ bist. XIX, 0a. l, art. 1, p. 389 A: De universali saut

dieersi modi dicemli. Nam Plato posuit‚ universalia esse abstracla; voleba! em'm,

de omnibus relms esse mu!!a per participatioucm et nimm per essentiam . . . . .. (B)

Alia positiv universaiis [uit Aristotelis, qui volatil, quod universale es! id, quod prac

dicalur du rebas ncc proprie es! substantia‚ eo quod es! commune muttis nec haben

proprium esse neo per se esse; hoc aalen: universale nec es! quid reale solum nec

quid rationis sohun, sed quantum ad esse malerialc es! quid reale et es! in parti

ruiaribus. esse !amen formale reeipi! ab ultima . . . . .. ls!i autem duplivi modu uni

rersalis supcraddilur modu: tertius‚ so. qaad species, quae es! in intellertu abstraela‚

dicilar universale eo quod habe! respectum ad plura, non qaia de pluribus prac

dicalur. sed quia plurilms es! simih‘s. S. Abschn. ‘(Vll‚ Anm. 57l, 573, 577.

373) Ebend. Bist. XXV, Ou. l. art. 2, p. 480 B: Ad esse universaiis qualuor

concurrunt: Prima, quod praedicelur de phm'lms secunda, quod pluri/icelur in

illis.....‚ tertio, quod non significe! per modum hypostusis siue per madum per se

rubsistentis, sed quod signifieet per modum existentß in alio .... ‚.‚ quarlo, quod in

his‚ in quibus existi!‚ habea! aliud e! aliud esse, nam hamo non steuiidum idem

esse es! in Sonate e! Piatane. Das einzig Entscheidende in dieser Aufzählung ist

eine antiplatonische Tendenz, welche sich aber, wie wir nun schon so oft sahen,

last von selbst verstand.

XIX. Aegidius Romanus. 261

Dingen sei""‘). Jenes räthselhafte Dritte aber, nemlich die „Suche an

sich“ entpuppt sich so als die „speeies intelligibilis“ des Scotus, welche

als potenzielle intentio das Mittlere zwischen Sinneswahrnehmung und

Denken sei375). So kann Aegidius mit der Passivität, welche Scotus dem

Denken zuwies, einverstanden sein, da „passiv, simititudo‚ intelleetus‚

eonceptus" all das Nemliche seien37ß)‚ und er kann zugleich mit dem

sog. Empirismus des Aristoteles, welchem ja auch Thomas eine Berech

tigung zugestand, sympathisiren, da- nach einer aristotelischen Stelle die

Seele an sich eine !abula rasa sei 377). Und wiederum kann er das

„esse essentiae“ des Scotus beiziehen, welches eben der Denkbetrachtung

(cunsideratio apad intellectum) unterliege und in seinem Ansichsein Suche

der prima intentio, aber als Universale Gegenstand der secunda inten!io

sei’“); ja mit diesem Begrill'e der cons‘ideratio gelangt er zu einer

374) Expos. in art. aet. l.3 v. B: Ouaeritur, utrnm universalia haben!!! esse

in anima vel in re extra. Et arguitar, quod in re extra; nam universale es! in illa

natura, quae praedieatur de pluribus, sed res extra es! huiusmodi. Seeando sie:

Universale es! in eo, cui accidi! (s. Abschn. XVll, Anm. 392) intentiu universalis‚

st. genus e! species; sed islae intentiones aecidunt rebus extra. In oppositum ar—

yuilur: 0nme. quod es! in re extra, es! partieutare signatum per materiam (s. ebend.

Anm. 519); sed universale nun es! partieutare‚ ergo nun es! in re extra. Secundo

sie: Si universale esse! in re extra, sie bene praediearetur‚ u! diceretur „Soerates

es! universale“: sed hoc es! falsum; ergo universale nun es! in rc extra. Dieendum

ad haue quaestioncm‚ quod res de se nun es! universalis nisi in eo, quod intelligi

tur; nam res de so nun habe! esse in anima neu in re extra. Lire! nur! sit dare

tertium esse, quiu sit in anima uel in re extra, tarnen de se in nullo herum est.....

f. 4 r. A: Seeandum esse universale nun es! extra animam , nani de ratione univer—

salis est, u! sibi praesin! duo, so. civitas (natürlich zu lesen unitas) e! eommanitas;

in re entern extra nihil es! eammune (vgl. bei Seotus, ab. Anm. 100 u. 121). Frau!

autem illa res e! illa natura es! in anima per suam speciem, adhuc putert eonsideran'

duplieiter. Uno modo, pruul infurmat animam, e! sie es! rcs singularis (die „speeies

informans“ des Scolus‚ ab. Anm. 110); alio modo, prou! habe! esse in anima e!

altcrius refer!ur ad res extra, e! sie es! universalis (das „rc/crre“ s. Abschn. XVll,

Anm. 377 u. 392 und bei Scotus Anm. 125)..... lies inteltecta significata (ebenso,

ob. Anm. 129 IT.) per is!a nomina „kann, animal“ potes! diei universale, pruut es!

intelteetus abstrartus‚ i. e. secundum qaud simiiitudo (S. Abschn. XVll, Anm. 393

n. 395) apprehensa ab anima refertur ad rem, euius es! similituda; e! 'illa talis res

nun es! in anima nisi sich! ohieetum in potentia, quam per/Hit, sed es! in re extra.

E! sie patet solxtiu‚ quod universale secundum esse formale es! in anima (also

die scotistische „furmalilas“, ob. Anm. 129, 133. 147 fl'.)‚ sccundum esse materiale

es! extra animam, a! dieatur universale illud‚ caius es! intellcetus abstraetus c! simi

liludo eins es! apprehensa ab anima.

375) Ouodiih. lll, 11, p. 170 B: A sensibili ergo in medio, quod es! intentio

in potentia, caasatur spreirs intelligibilis in medio. quae ab haiusmudi autem in!entiune in acta existente in medio eesa!usianttuerntiionteinntioactian; se..nsu.

p. 171 A: Ab hoc ergo extrenw‚ quer! es! solum putentia intelligibile. ad hoc

aliad extremum, u! ad intelteelum, per quem sumus intelligentes acta, nun es! (raus!

tus nisi per medium‚ u! per speciem intelligihilem. S. ob. Anm. 111.

376) Expos. in art. vet. f. 47 v. B: lila quatuor numina, so. passio, similitudo,

intelteetus e! eoneeptus, idem penitus signifieant. S. bei Seotus, Anm. 114u.127.

377) Ebend. l‘. 2 r. A: Intellcetus es! in pulcntia passive ad intelligendum quad

libet intelligibile‚ quod patet per ipsam philosophum dicentem ‚ quud anima in prima

sui creatiane es! tanquam tabula rasa, in qua nihil es! depietum (s. Abschn. IV,

Anm. 97). Ebenso In II Sentenl.‚ Bist. XXVIII, Ou. 1, arl. l, p. 360 A.

378) 0aodlih. II, qu. 6, p. 62 B: lies eonsiderata serundnm esse essentiae habe!

esse rationis, et intelteetus es! ille, qui fertur in ipsam essentiam seeundum sc; e!

ipsa essentia erea!a secundum se nonghahe! esse, sed solnm hohe! eonsiderationem

262 XIX. Aegidius Bomanus.

blossen Relativität des Universellen und des Particularen‚ welche uns nicht

nur an Gottfried von Fontaines und Johannes Parisiensis, sondern fast

noch trell‘ender an die Status- und Indill‘erenz-Lehre des 12. Jahrh.

erinnertam).

Auch bei der Frage über das Princip der lndividuation zeigt uns

Aegidius den gleichen Halb-Thomismus, denn allerdings hält er sich an

das „hie et nunc“, durch welches die Einzelndinge von den ewigen Uni

versalien unterschieden seienaso), und er verlegt so die Individualisirung

in die quantitativ auftretende Materiess‘); aber indem er diesen Thomis

mus gegen die Pariser Censur Tempier‘s, welche er als voreilig und

unüberlegt bezeichnet, vertheidigen will, begründet cr die Möglichkeit

immaterieller Individuen ebenso, wie Alexander v. Alessandria, in sco

tistiseher Weise auf das esse selbst, durch welches ja auch allein die

Form der Existenz bestimmt sein könne 382), — eine Erklärung, welche

freilich zuletzt,.wie bei Göthals und bei Johannes Parisiensis, an Gottes

Allmacht appellirtasa).

apud intellectum (vgl. Scotus, ob. Anm. 135 III). Unde esse essenliae, prout est

aliud ab esse naturae, est esse secundum intellectum et esse essentiae non differt ab

esse universalitalis, quasi unum sit esse rationis et non aliud1 ut isti videntur dicere,

dum volunts quod res, ut habet esse parlicularc, habeat esse nalurae, ut vero habet

esse universale, habeat esse raliom's, ut autem habet esse essentiae, habeat esse, quod

nec sit esse naturae nec esse ralionis. lllrumque em'm, tam esse universalitatis quam

esse essentiae, est esse rationis; sed esse essentiae est rationis tanquam intentionis

primac, esse universalilatis est rationis tanquam intentionis secundae. Vgl. In]

Sentenl., Dist. XXX, Ou. 1, art. 3, p. 571 A.

379) In lll Scntentq Dist. XXIII, Ou. 1, arl. 1, p. 584 B: Eadcm res considerata

cum conditionibus materiae est particularia sine conditionibus cst unit'ersalis, et ut est

particularia est corruptibilisl ut universalis incorruptibilis Atiter et aliter oon

sillorala potest esse universalis et particularis. Vgl. ebend. Dist. XII, Ou. 2, art. 3,

p. 475 B. In II Student, Dist. III, 2, ou. 2, art. 4, p. 255 A. S. ob. Anm. 70 u. 74.

u. Abschn. XIV, Anm. 85, 129. 137, 141.

380) In l Senlent. Disl. XV, 2, Ou. 1, art. 3, p. 292 B: universalia sunt

«eterna, non quod non inceperint esse, sed quia sunt abstracto a conditionibus ma—

teriae, quae sunt hic et mmc, ratione quarum variabilitas temporum habet esse. S.

Abschn. XVII, Anm. 520.

381) Ouodlib. I, 11, p. 24 B: Hoc ergo modo fit individuatioy quia materia

habet esse crtonsum per quantitatem et in diversis partibus mater-iae recipiuntur

diversae furmar; forma dividitur et divisa individuatur per materiam eztensarn; sed

cum extensio pcr quantitatem fial, ad quantitatem est recurrendum, cum loqui volu

mus de individuationc corporum Ebenso In Il Senlent.‚ Disl. III, 1, Ou. l, art. I,

p. 163 A.

382) Ebend. II, 7, p. 65 A: Dicendum, quod de hoc sit articulus Parisiensis

(s. ob. Anm. 13) . . . . .. optandum vero foret, quod maturiori consilio tales articuli

fuissent ordinati, et adhuc sperandum, quod forte de iis in posterum sit habendam

consilium sonius . . . . .. (B) Forma sub duplici rcspectu considerari potest ; primo enim

polest comparari ad materiam, secundo ad esse . . . . .. p. 66 A: Dicerc possumus,

quod.....‚ quando forma dolor-minatur pcr esse, non sit inconveniensl esse plura in

eadem specie, quia tunc illa plura per se et primo differunt per esse . . . . . . p. 67 B:

Sicut materia aliquando unitur propter larum-rm aliquando forma divasificatur propter

materiam, sic aliquando esse unitur propter fornmm, aliquando forma pluriticatur

propter esse . . . . .. p. 68 A: lmaginaudum est enim, quod secundum naturae cursum

deus det tantum de esse ipsis substantiis scparalis, quantum possunt ipsae reoipere.

S. ob. Anm. 251.

383) Ebend. 18, p. 96 B: consuevit oommuniter am, quod secundum naturae

cursum animae individuenlur in suis corporibus. et, postquam separatim sunt a

XlX. Aegidius Romanus. 263

An die gleichen Vorgänger, nemlich an Gottfried v. Fontaines und

Johann v. Paris, schliesst er sich auch betreffs der um'!as fomnae an,

nur verbindet er mit der Ansicht derselben, dass die Mehrheit der Formen

nur in der subjectiven Denkanl‘fassnng liege, das Motiv des Scotus, wor

naeh die Wesens-Einheit jedenfalls auf Einer letzten abschliessenden Form

‘ beruht““), so dass neben und trotz dieser Einheit durch die denkende

Betrachtung in Einem Wesen immerhin mehrere wirkende Principien er

fasst werden können 385). Und sowie er darauf hinweist, dass bei Sub

stanzen die reelle pluralilas formarum in Conflict mit dem christlichen

Dogma komme, so hält er auch für die Accidentien die Einheit der Form

aufrecht, da dieselben nur nach dem Grade der Intensität ihrer einheitlichen

Form eine Manigl‘altigkeit an sich tragen386), welch letztere, d. h. intensiv

et remissio, er gelegentlich an dem schon bei Scotus vorkommenden Bei

spiele des Warmen und Kalten darlegt 387).

Was die Einzeln-Exegese des Organons betritl‘t, so treten aus der

selben, wie sehou oben bemerkt wurde, nur etliche Punkte als erwäh

nenswerth hervor; nemlich dass Aegidius bezüglich der Schrift De sea:

prineipiis, welche er in unerträglicher Weitschweifigkeit commentirt, nicht

einmal gewiss weiss, oh dieselbe wirklich von Gilbert, oder nicht viel

norporibus, suam dis!inc!ionem relinen! sacundum esse, quod acquisirerun! in vor

porilms Posse! lernen deus, si mlle!‚ sine corporibus individuare animas; passe!

enim dare animabus !ale esse signatum sine oorpore, qoad es! acqualc il!i esse,

quod habenl‚ quanda in/‘undunlur vorporibus (d. h. der liebe Gott kann vermöge

seiner Allmacht auch Unsinn treiben). Ebenso In l Scnlent., Dis!. IV, Ou. 1, ar!.

3, p. 108 A. Vgl. ob. Anm. 48 u. 73.

384) De esse e! essen!ia‚ qu. 10, l. 24 r. A: In aarpor1'bus animalis . ‚ . . .. mm

ran! plures formae mm plurcs naiurae nisi seaundam rationem (vgl. Anm. 70 u. 74)

Ouod anima sen!i! c! in!elligil‚ ex hoc mm arguilur, quod sin! divcr.sa esse,

szd solum concludi!ur, quod in ca sin! diverses qualilales e! diversae pulvnliae.....

Esse mm numeratur secundum /'armas partis, scd solum secimdum [armes lo!ius‚ vel

xi numera!ur secundum formas parlis, hoc eri! solum secundum formam ullimam e!

compie!ivam‚ e! quer! quan!umcunque in re ponanlur plurcs [ormae pm‘lis, tanzen

semper es! ibi una forma Io!ius c! una forma oomplvliva; idco scmprr es! iln' l!l!tlfll

esse (vgl. ob. Anm. 156 fl‘.). In lll Senlen!., bist. XXI, 2. Ou. l, ar!. 3, p. 565 A:

Una igi!ur forma secnndum rein c! plures [ormae scrundum ralionem.

385) In l Sen!en!.‚ Dis!. VI, (In. l, arl. l, p. 134 B: A diversis ralianibus snn!

imposi!a, . .. „Mm lies! sil zudem forma xuhslanlialis, per quam homo es! substan!ia

et Mime! e! homo‚ !amvn u! per cum es! subslanlia‚ es! principium rsscndi, u! es!

animal, es! principium vi!ae‚ u! es: Iiomo, es! principium eius, quod es! in!elligere.

386) De gradibus [ormarum‚ p.l (der Druck selbst hat übrigens keine Pagi

nirnng): Videlur xu/ficienler os!eridi ex di/finilioue accidcn!ium, quad geims in !alilms

non conlrahalnr per addilianem alicuius ['0rmac. .sed.... solum ca: uddilione subiecli.

Nun ergo in !alilms est darr realiler gradu: fomarum, scd si in via es! dare !ales

yradus, hoc eril solum secimdum quandam in!crtlioncm c! rationcm; nam de ipsis

um'denlibus mm diffiniliones reales vel physicae‚ scd solum in!entionales e! logivac

dari P0.SSILTII..... (p. 2) In ipso generalionc substan!iarum [orte videre!ur u!icui‚

quod innolescercn! nobis formarum gradus, cum cmln‘yo prius vioa! vi!a pluntae,

lws!ea vila animalia, ultima vi!u hominis Nov: es! generalio mir's, nisi si! ge

neralio um‘us (p. 3) Quaes!io tarnen es!‚ nimm ponere plurc.s formas in compa

si!o repugrm! his‚ quae lauern dehemus secundum fidem calholieam . Grades enim

formarum prima ropuyna! mnrti e! passioni ('hrisli, sammle repugna! cius unioni

u. s. w.

387) Ou0d!ib. lll, 11, p. 153 l‘. u. Vl, 9 f., p. 386 fl'. S. oben Anm. 160 f.

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264 XIX. Aegidius Bomanus. Herveus Natalis.

leicht von Alfarabi oder gar von Aristoteles selbst (l) verfasst sei a")?

ferner dass er sich der Polemik anschliesst, welche Albert und Scotus

gegen die Berechtigung einer vierten Schlussfigur geübt hatten"“), dass

er ebenso, wie wir es bei einem anderen Thomisten sahen (ob. Anm. 331),

das Dictum de omm' und de nullo als letzte Principien der Syllogistik

betrachtet, dabei aber dieselben als den ersten „Hammer“ bezeichnet,

mittelst dessen die übrigen Hämmer geschmiedet werden”°); endlich

dass er hetrell‘s der Definition des Mittelhegrifl'es (wahrscheinlich anderen

Logikern gegenüber) die ächt aristotelische Ansicht vertrat”‘).

Auch llerveus Natalis (oder Brite, gest. i. J. 1322) gehört zu

dieser Gruppe der Halb-Thomisten, unterscheidet sich aber durch schär

feres Denken sehr zu seinem Vortheile von Aegidius und Anderen. Wir

besitzen von ihm einen Commentar zum Sententiarius"”)‚ Quodlibeta

nebst acht anderweitigen Tractaten, unter welchen De um'tate formae

hieher gehört 393)‚ und eine Monographie De intentionibus 394). Was die

Aufgabe der Logik betrifft, so bestreitet Herveus die Ansicht, dass sie

388) Expos. in art. vet. f. 31 v. B: (Zaum efficiens Indus tibri ignomtur (es

war nemlich durch Albertus Magnus üblich geworden, nach Art der Commentatoren,

s. Abschn. XI. Anm. 141 . in der Einleitung zum Commentare einer jeden Schrift

verschiedene Fragen zu beantworten); quidam dicunt‚ quod fuit Aristoteles, ulii

dicunt, quod fuit Alpharabius, atii dicunt. quod fut't Gilbertus Porntanus .... .. Hit

über diriditur in partes tres, so. in anteprinripia, principiu et pastprincipid.

389) Expos. s. libr. Prior. l'. 10 r. B: Videtur, quod quarla deberet esse figura,

ubi medium praedt'carctur de prima et subiiceretur postremo Et dicendum, quod

medium syltogisticum aut habct conditionem primi in ordine pracdicobili, et tanze est

figura secunda‚ aut conditioncm ultimi, et tmzc est figura tertia, aut eonditionem

medii in ordine praedicabili, et tunc est figura prima .... .. Pate! igitur, cum mm

sint nisi tres dirtae condiliones mcdii‚ mm potest esse figum alte. S. Abschn. XVII,

Anm. 466 u. Ob. Anm. 207.

390) Erpos. s. lihr. Poster. f. 3 v. A: Si aliquis [aber fabricaret omnem mar

tetlum, non posset per murtellum aliquem omnem martellum fabricere, quia tun: ilte

.nartellus fahricaret se r'psum Est tarnen aliquis syllogismus, qm" probe! et roborat

omnem syltogismum...„ In quibuscunque syllogismis est principium „dici de omni“

vet „diri de nativ“, illi saut perfecti syltogismi . . . . .. Reducuntur ad propositionem

haue, q.tod mm contingit simut esse et nun esse. Um Spinoza’s willen mag das

Gleichniss ls. Abschn. XVII, Anm. 104 n. 366) beachtenswerth sein.

391) Expos. s. libr. Elench. f. 67 v.—-70 v. findet sich unter dem Titel Ouaestio

defensive opinionis de medio demonstratiom's Aegt'dii eine kleine Abhandlung eines

Anhangers des Aegidius über diese Frage. Letzterer nemlich halte auch schon in

seiner Erpos. s. tibr. Poster. i. 122 1T. die Ansicht vertreten, dass bei der demon—

strativ potissima es sich behul's des Mittelbegritl‘es um die Definition der „passiones

subircti“ handle (s. Abschn. IV, Anm. 699); und da nun Andere die Definition des

Subjectes selbst für das Haupterl'orderuiss hielten, so polemisirt gegen diese der

Schüler des Aegidius.

392) Hervei Britonis in quattuor Petri Lombardi sententt'amm votumina.

Venet. 1505. l‘oI.

393) Die älteste Ausgabe (ohne Titelblatt; Hervei Brttonts quattuor quo

tibcta [eliciter incipiunt. Venet. 1486. fol.) ist unvollständig. Das Ganze ist nur

gedruckt in: Subtilissima Hervei Natalis Britom's quotibeta undecim mm octo

ipsins pro/undissimis lractatibus De beutitudine, De oerbo, De aetcrnilalt‘ mundi,

De materia eoeli. De relatione, De pluralitate (im Titel des Trectates selbst. 1.71 r.A.

steht hingegen richtiger De unitate) formarum, De virtutibm, De motu ungeti. Venet.

1513. tol.

394) Hervci Britom's tltcologi excettentissimi..... über de intcntt'onibus folict'ter

ivicipit. S. t. e. o. 4

XlX. Herveus Natalis. 265

actus intelligendi zum eigentlichen Gegenstande habe (vgl. ob. Anm.370),

da hieraus folgen würde, dass sie eine praktische Disciplin sei, und selbst

wenn man diese Consequenz nicht ziehen wolle, jedenfalls jener acta:

intelligendi nicht ein Erzeugniss der Logik selbst sei, sondern auf natür

liebem Wege von den vorgestellten Dingen hervorgerufen werde; und da

eben das Wie dieser Entstehung vom Logiker untersucht werde, seien

sonach die entia rationis, welche vorstellungsweise (obiectt've, s. sogleich

unten Anm. 399) im Denken sind, der Gegenstand der Logik, und der

nominalistische Einwand, dass die Logik die Wortbezeichnungen zu Syllo

gismen ordnend verbinde, falle darum hinweg, weil die syllogistische

Anordnung schliesslich doch gleichfalls von der Natur der Dinge provocirt

werde395). So bespricht Herveus den Begriff der intenlio; er unter

scheidet nemlich eine subjective Bedeutung, welche die Modalität des

Vorgestelltwerdens (als species intelligibilis oder als ac!us i-ntelligendt'

oder als conceptus) enthält, und andrerseits eine sachliche Bedeutung, in

welcher die Bestimmtheit (!erminatt'o) des Verhältnisses zwischen Ding

und Vorstellung, folglich auch das Ding selbst als vorgestelltes liegt; und

insoferne bei letzterer Bedeutung wieder die übliche Unterscheidung einer

prima und seeunda inten!io gemacht wird, sucht er den schwierigeren

Begrill' der prima intentio genau festzustellen; nemlich die sachlich ge

nommene in!entio könne entweder „abstract“ (s. bei Scotus ob. Anm. 128)

als ledigliche intentz'onalitas selbst, d. h. als das Aufgefasstsein über

haupt, oder „concret“ als der Gegenstand der Auffassung verstanden

werden, und im letzteren Falle wieder könne man den Gegenstand ent

weder gleichsam als Geläss der begrifflichen Auffassung oder gleichsam

als Zielscheibe der begrill'smässigen Namenbezcichnung nehmen; und nun

von diesen drei Bedeutungen enthalte weder die erste (als blosse Ab

straction) noch die zweite (als concrete Verflechtung), sondern nur die

dritte (als Quelle der Wortbezeichnung) den wahren Begriff der intentio

prima”“). Stimmt nun letzteres völlig mit Scotus überein (s. ob. Anm.

395) 0uadlib. l, 3, f. 81'. B: Cum logica sit de acta intelligendi, qui es! quad

dam operabile a noble, u! videlur‚ ergo logica erit prac!ica..... (v. A) Dieendum,

quod videtur quibusdam, quod logica non st'! de ac!u intelligendi u! de obieclo, sed

de en!ibus ratiaris consequentibus res, u! saut obicclive in intellectu, quae non filmt

u noble per habilum logicae, scd fiun! in nobis ab ipsis rebus sie ex nalura ‚sua

ordina!e morenlibus in!ellcrtum nostrum. Semmeln dico, quod da!o‚ quod aclus in

!elligendi obieclum esset ipsius Iogicae, non !amen ipsa logica esse! practica. quia

aelus intelligendi, qui consideralar in logica‚ non fit in noble per logicam‚ an! fit in

nobis na!urali!er ab obiceh's, ende homo per logicam non considerat, qualiler facia!

nahm intelligendi, sed qualiler actus in!elligendi fit ab obieotis nuturali!er in

nobr's. E! s! argua!ur conlra, quia dem! Innere .ryllogismum, respondeo: Si inlelligas

per „facere syllogismmn“ sie ordinare rotes significa!ivas, sie po!est lieri per logicam

syllogismus; s! au!em in!elligas !alem ordinem motionis in!elligendo res, sir Iogicua

non faul! !a!em ordinem, sed natura m' sie movens.

396) De in!en!.‚ f. 1 v: Uno modo dicitur in!entio ex parte ipsius in!elligenlis.

so. omne illud, quod per modum alicuius repraescntalionis duri! in!elleclum in ea_qni

tionem alicuius rei, sive n't spccies in!elligibilis sive ßClt!8 intellec!us sice conoeptus

men!is . . . . ‚. Alio modu dicitur in!en!ia‚ quer! se tene! ca: parle rei in!elleclae‚ e!

hoc modo dici!ur in!en!io rcs ipso, quac intelligitur‚ inquanlum in ipsam tenditur

sicu‚l in quoddam cognilum per ac!um intelligendi, e! inten!io sie dicla formali!cr et

in abs!rac!o dici! !erminationem‚ quae es! quaedam hubi!udo rei in!ellectae ad

ac!am in!clligendi. . . . . .. Prima intantio concretive et materia!iter dici! illud‚ quad

266 XIX. Herveus Natalis.

127), so gilt das Gleiche auch von dem hiemit verwandten Grundsatze,

dass die entia rationis überhaupt nicht mit realer Gegenständlichkeit im

Denken auftreten, sondern nur Dasjenige enthalten, was aus den realen

Dinan in der Werkstätte der Vorstellung erfolgt 3“"’); und wenn hier

nach die Wahrheit als „Uebereinstimmung des Dinges mit jenen seinen

in der Vorstellung erfassten Folgen“ definirt wird und die verschiedenen

Modalitäten dieser „Folgen“ das Motiv der Eintbeilung der Logik dar

bieten, so wird eben diese in Ausdrücken dargelegt, welche gleichfalls

bei Scotus sich finden398). Indem aber dabei die Wortbezeichnung, d. h.

obige in!entio prima, für alle logische Thätigkeit als Voraussetzung gilt,

kann nun die Frage über den eigentlichen Gegenstand der Logik völlig

präcis dahin beantwortet werden, dass ens ratiom‘s und inten!io secunda

und jene „Folgen des Dinges in der Vorstellung“ all das Nemliche sind

und so den Inhalt der Logik ausmachen, welche eben hiedurch den ge

meinschaftlichen modus des wissenschaftlichen Verfahrens darbiete 399).

Bei solcher Auffassung der in!entio secunda und des Begrill‘es der

Wahrheit versteht es sich von selbst, dass nun auch die Universalien nur

in!elligitur...... Ouae conveniun! rcbus secundum quod ‚saut obiec!ive in intellecla‚

sicu! es! „abstraclum“ e! „universale“ e! similia, isla per!inen! ad sccundam inten

Iionem. Ebend. l‘. 7 v.: In!cnlio, prou! se !cncl ex par!e rei in!elleclae, duplici!er

potes! acoipi, so. in abs!raclo ipso inlcntionalilas e! in concre!o pro eo, cui is!a in

!enlionalilas convani!; c! hoc dupliciler adhuc‚ quia ülud, cui !alis in!enlionalitas

nonvem‘l, so. res in!vllvcla‚ po!esl accipi, u! includi! intenlionem islam, .....nel poles!

accipi absolute pro eo, cui illa in!rn!ionali!as oonvcnil, non u! inoludit, ipsam de—

nominanlcm (dass jedoch denominans zu lesen ist, zeigen die sogleich folgenden

Worte). ls!a Irin se haben! quanlum ad acridens ratiom's sicu! in accidenlc reoli

.sc haben! albedo, album e! corpus l'. 8 r.: Si accipialur in!enlio in abs!rac!o‚

so. ipso inten!ionalilas‚ sie ncc „homo“ neo „Socrales“ dici! primom in!enlionem; si

aalen: acoipialur in ooncre!o inrludendo ipsam in!enlionem danolanlem, sie adlmc

„IIOIIIO“ vel „Socralcs“ mm siynan! primam inlcnlioncm‚ sinnt ncc corpas signa! esse

olbam; si aalen: accipialur prima intenlio pro eo, quod ab illa inlcn!ionalilale de—

numinatur, sie !am „keine“ quam „Socra!es“ dicun! primam intenlionem. Ebenso

Ouodlib. l, 9, f. 20 r. B.

397) Oumllib. lll. l, l'. 68 r. B: Enlia rationis mm dimm! aliqaid nisten: rea

li!er subiec!irc in in!cllrcla vel in aliqua natura reali, serl dimm! ca, quae coun—

quunlur rein, proul es! ohicclive in irtlelleclu. S. ob. Anm. 105.

398) Ebend. l‘. 69 r. B: Verilaa es! quoedom von/ormilas rci ad i'd, qaod de

eo intelligilur conscquens rcm‚ u! es! ohieclive in in!ellectu enun!ia!ivo (v. B)

Ouaedam en!ia rationis sive xccundae intentiones vonsequuntur in!elicc!um simplicem,

sind universale, singulare sive consimilia; qnaedam coosequantur rcm, u! es! obieclive

in in!rllecta cnunlialivo‚ sind! es! oppositio, conlradiclio, can!rarie!as. verilas e! fal

si!os; quaedam oonsequunlur rem, prou! es! in in!cllenlu disrursiuo, sica! an!ecedms

e! consequens c! simi1ia. EI sie palel, .....quod veri!as dici! habitudinem _ralionis

sivc ans rali0nis. S. ob. Anm. 91.

399) l)e in!ent. f. 64 v.: Logica es! de secandis inlmlionibas u! de primo e!

per se subieclo, mm sie intelligendo‚ qaod onmes secumlae in!enliones sin! primum

e! per so suhivrlum ipsius logiruc vel sun! parles subircliwe ipsius prima c! per sc

subiccli‚ sed sie intelligendo‚ quod ipso es! de uliqua scannda inlrnliane sicc de

aliquo eilte ralionis ul de prima e! per se subiec!o‚ quo con!incn!ur aliquac perle:

subierlivae..... lila scien!iu. quer considcra! principalitcr res quan!um ad ra. quae

conseqmmlur eas‚ pron! sun! ohieclivr in in!rlleclu‚ es! de sccundu in!rnlionc sive

de enle rationis u! de primo e! per so subicclo; srd logica es! huiusmodi. Ebend.

f. 73 v.: Considcralio lalium enlium rationis quan!um ad ca, quae 818 sacnudmn so

e! in suo esse ratiom‘: compe!an!‚ aalc! ad habendum modnm commuuem procedendi.

XIX. Herveus Natalis'. 267

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vorstellungsweise im Denken liegen 400), und Herveus sagt ausdrücklich,

dass die Gattungs- und Art-Begritl‘e als solche nicht sachliche Einheiten,

sondern nur denkmässige Unterscheidungen scien‘_“), d. h. er spitzt eine

Ausdrucksweise des Thomas (s. Ahschn. XVII, Anm. 497) nach der Seite

hin zu, dass das Zusammentreffen der Uhjecte in einem höheren Begriffe

und ihre Gemeinsamkeit erst im Denken vorstellungsweise zu einer Ein

heit (unitas eommum'tatis) sich gestalte4oz); und hiemit tritt wie. bei

Albert (Ahschn. XVlI, Anm. 384) der natürliche Bestand dem logischen

Denken dualistisch gegenüber, indem das genus naturale als solches nicht

aussagbar, sondern nur Gegenstand einer natürlichen Veränderung (trans

mutatio) sei, hingegen das genus lugicum die Einheitlichkeit des Seins

und zugleich die Bestimmbarkeit der Specialisinl‚gr enthalte und so Gegen

stand der Wissenschaft sei‘“). So erblicken wir dennoch schliesslich

auch hier jenen gewöhnlichen Dualismus, in welchem sich Thomas und

Scotus die Hand reichen konnten 404), wenn auch die Terminologie der

400) In l Sentent., Bist. 19, Ou. 3, I. 40 v. B: Primum et per so ubiectum in

telteutu: nun est veram, sed ms . . . . .. f. 41 r. B: Veritas est ens ratium's pertinens

ad inlen!iunes seeundas; taliu aalem nun pumm! atiquid secandum rem in aliquu

sinnt in subiectu‚ sed secundum rationem intelligendi tantum . secundum quud ext

uhiectiee in inteltecta . . . . .. Et sie is!a eunfurmitas, quae veritas diuitur, cuntinyit

rei et est in re secandum ratiunum intelligendi . . . . .. Et ideu lalia dicantur esse in

intellectu‚ sicu! ueri!as e! universale et sirm'lia, quitt nun uunveniant rebus nisi

pruat sunt ubiectiue in inteltcutu.

401) In II Sentent., ”ist. 3, 0a. 2. f. 8 v. A: Divisio generis in species vet

speciei in individua nun es! divisiu sccundum rem, sed sccundum rutiunem, quio iln'

ittud, quud dividitur, nun es! anum secnrulam rem, sed secundum rutionem intelli

gendi; quum enim unum lignum seinditnr staundnm rem, unum Ii_qnum dividitur in

duu Iigna, quer: erun! antea perle: integrales‚ et quundu Iignum in uumrnuni

dividitar in hoc tignum o! iltud‚ ‚...nun est unum re, sed unum ratione, qaia

indistinete intctteetum dividi!nr in ligna particularia sicut in partes subiectivas.

402) Quodtib. I. 9, t. 20 r. B: Cunvenientia homim's u! equi in animati pu!est

attendi quantum ad duu, so. quantum ad hoc, quod animat rouvenit humim' e! equu,

e! hoc es! ex natura rei e! es! quid reale, qnia ex natura rei humo habe!‚ qaud

si! animat; e! quantum ad unilalem ipsias cummnnis, et . hoc est secundum ra

!iuncm lautem, quia unitas t‘t indelerminatio, qua obiiuitur animal u! unum ubiectum

indetcrmina!um ipsi intelleutui, cunsequitur animal, u! es! ubiective in inlellcctu, Iicet

haben! fundamentum a re.

403) In II Sentent., Bist. 3, Ou. 3, l‘. 9 r. A: Duplex es! genus, so. naturule

et Iogicum. Genus naturale nun videtur mihi esse aliquid communr pracdicabile,

rommunilas enim cuiuscunquc pracdirabilis, qnodcunqae si! illud, es! communitas

rationis tantam, et ideu nun es! ibi unitas nisi lugica, quae facit gßnus oniuum.

Unde nun uide!ur miln', qu0rt cummunitas‚ qua conueniunt humu e! equus in animali,

sit communitas in gencre naturali, immo in genere lugicu, so. ut mihi vidctur. per

genau nuturule debet intelligi atiquud rummunc subirclum lransmutntiunis‚ . . . . „e!

nun vouatur genus subicutum scientiar, sert germs subiertum Iransnmtalionis..„.. De

ratiune autem eins, quud es! in gencre Iogicu, videntur mild esse tria. Primum. quud

habeat unum mudum cssendi communcm et similem cum aliis, ca: quu sumatur aliqao

mudu ani!aa ratiunis generis lugici. Secnnrtu (lobe! haben: quandam potentiatita

tem .... .„ a! si! Iimi!a!um ad genus e! specicm. Tertiu, quud sie includa! aliqncm

aclum spreialem, per quam determinetnr ad spcciem. Vgl. (haudlih. l, 9, l‘. 20 r. A.

Uebrigens beruht die ganze Unterscheidung auf einer aristotelischen Stelle; s.

Abschn. IV, Anm. 334 u. 392.

404) Ouudtib. I, 9, f. 20 v. A: Prardicamenta vct genas generalissimum dupliciter

pates! accipi: uno mudu pro ipsts intcntiunihus prucdicubilitalis c! generalitatis, aliu

mudu pro rebu:, in quilms totes intentiunes fundanlur. Ebend. f. 22 v. B; Distinctio

____ „.._ m..___m‚_A

268 XlX. Herveus Natalis.

Gegensätze zwischen esse formale und esse materiale‘°"’) oder besonders

zwischen esse und existere mit Beiziehung der aignificatz'o entschieden

dem Scotismus näher liegt‘°“), welchem ja auch die Ausdrücke natura

und suppositnm angehören 401). Darum nimmt bei Herveus auch die

Beantwortung der Frage, wie die allgemeinen Begrill‘e aus der Singu

larität der Erfahrung hervorgehen können, d. h. die Erörterung der tha

mislischen abstractio, einen Charakter an, welcher zwischen den Ansichten

des Thomas und des Scotus in Mitte steht und doch zu beiden hinüber

schwankt (vgl. ob. Anm. 121—125); nemlich das abstrahere sei weder

ein removere noch ein imprimere, sondern nur motio intellectus, welche

in aristotelischem Sinne von den Einzelndingen provocirt aus einem po

tenziellen Zustande zur Jclualilät führe 405); und auf einem solchen

Rückhalte fussend kann Hervens in Einem Athemzuge die Begrifl'e

idea, similitndo und des Scotus species intelligibilis zugleich ver

werthen 4°").

onlis in substantiam, quantitatem etc. est distinclio vel in diverses res vel in eu,

quae aliqnam d:vcrsam rcalilulem importanl, et quantum ad hoc nihil faeit operatio

inlclleclus; quanlnm aalen: ad dislinclionem entis in isla, proul praedicamenla snnt‚

so. pronl praedicamrnlnm arripilnr pro secnltda intenlione, sie [mit operatio

inlellez‘lns.

405) In l Scnlenl„ Dist. 35, Oll- 1, l‘. 52 v. B: Acceptio absolnta formae est

eins acccptio scanndnm esse formale, et acceptio eins secnndnm esse conlractnm es!

ein: acceplio sccundnm esse materiale.

406) Ebend. Bist. B, OH. 1‚ 1'. 23 l'. B: Esse dicil aclnnl essenliae et essenlia

dicit eins snbieclnnl in abstraclo, ans vero dicit et ipsam essenliam et ipsum esse in

voncreto; ila „ans“ parlicipinm importat formatiler aclnm rxistendi et ex modn

significandi imporlat subiectnm eins. Vgl. Anm. 1351.

407) In lll Senlenl.‚ Bist. 1, Ou. 1, f. 2 r. B: Differcnlia nalm‘ae et snpposili

potest altendi vel secnndnm dilferentiam universalis rt parlicnlaris. vel recnndnm

differentiam, quam habenl in singntari nt „haec humanilas“ et „hie Immo“...... Si

accipianm: in lingulari‚ difl'ernnt quantum ad mode euendi et quanlnm ad

modum significandi, cni et correspondet aliqnis modns essendi ex parle rei (vgl. Anm.

109, 129 u. 251).

408) In ll Senlenl., bist. 17, On. 2, 1'. 23 v. A: lila abstraclio speciei a phan

tasmale es! realis actio, qna fit species in intellectn possibili, quae non praedicalnr

de phantasmnle, a quo alrstrahitnr, sicnt homo praedicatur de Sonate, a qno abs_

trahitnr; ergo qna dicitnr intelleclns abstrahere a plianlasmatibns, non est alind‚

quam quaedam realis motio, qua monetnr inlellectn: a phantasmate wl ad speciem

inlclligihilem vel ad aclum intelligendi . . . . .. Opinio esl‚ quod inlcllertus agens agit

in phantasma non „liquid imprimcndo phantasmali, sed removendo, nnde re materiali

et singulari proposila intellerlux agens separat a natura nnioersali sondiliones indi

ivduanles, quilms impediebatur illa natura....‚. Atia opim'o ext, quue ponit, quod

intellcclns agens aliquid imprimil phantasniati, in tuius virtnle agil, et illnd im

press)un est aliqua molio sive immulalio spiriluatis . . . . .. Est tertins modus ponendi,

qui vidvt-ur mihi magis probabilis, sc. quod phanlasma dicitur nrovcrc inlellectnm

polenta'alem in virlntem intelleclna agentis, mm qnia ex parle sna aliquid recipiat ab

inlclleclu agcnte. sed magis ex perle cffectns.

409) In l Sentenl., Bist. 36, Ou. l, f. 53 v. A: Idea formatiter dicil for1nam,

quae repraesenlal, qnae qnidem forma non ext fornialiler reapectns, sed es! illud, ad

quod sicut ad per se fundamentnm seqnitnr resperlus . . . . .. Unde nec idua nec forma

exemplaris nec simitiluda inlelligibilis existent: apnd intellerlnm. qnam vocanm: spe

ciem intelligibilem‚ es! formalilcr respectns....‚ (B) Idea esl principium cognoscendi,

pront clicilur aut cognosulnr a cagnoscenle; nam quando re: cognosrilur per aliam

prin: nolam‚ iltud prins nolnm snpponendo sprciem mediante sperie movet ad cogni

Iionem sni et aliorum.

»XIX. Herveus Natalis. 269

w

Hauptsächlich aber interessirt er sich um die zwei brennenden Par

teifragen, nemlich um principium individualionis und um um'las formae.

und in diesen beiden Punkten zeigt er allerdings einen überwiegenden

Thomismus. Was den ersteren betriflt, spricht er vorerst von dem Vor

handensein dreier verschiedener Ansichten“°), deren erste wir schon

bisher einige Male durchblicken sahen, vielleicht am deutlichsten bei

Aegidius (ob. Anm. 382 f.), aber theilweise auch bei Gottfried von Fon

taines (ob. Anm. 66, vgl. übrigens auch Anm. 308); dieselbe geht dahin,

dass die Individuen einer Gattung schon in sich selbst durch ihre eigene

essentia in das Einzeln-Dasein treten, indem durch die Wesens-Einheit

selbst eine numerositas essentiae begründet sei, in welcher eben der

Unterschied der Einzeln-Individuen und hiemit das negative Moment der

Individualität liege, so dass die Substanz zu ihrer Individualisirung durch

aus nicht einer ausser ihr liegenden Beihilfe bedürfe‘“). Wenn man

aber bei Formulirung dieser Ansicht den Begriff „esse“ statt „esserttia“

anwende (— womit wohl sicher Aegidius gemeint ist -—-), so sei diess

von vorneherein unzulässig‘“). Als zweite führt dann Herveus jene der

Thomisten an, welche jedoch den Gesichtspunkten der ersteren nicht ge

nügen könne‘“). Gegen die dritte Annahme aber, nemlich gegen die

des Scotus, polemisirt er ausführlich; nemlich wenn man in der haecceitas

den Gegensatz der Gemeinsamkeit erfasst zu haben glaube, so sei doch

zu bedenken, dass eine sachliche Gemeinsamkeit auch im Stoffe und in

der Form nicht vorliege (d. h. jedes Einzelnding habe seinen eigenen

Stoff und seine eigene Form), hingegen eine logische Gemeinsamkeit ebenso

gut auch der Häcceität zukomme, weil eben die Häcceität selbst in ver

schiedenen Häcceitäten individualisirt werde; und wenn eben die Bäcceität

selbst erst noch einer besonderen Determination bedürfe, so gelte das

410) Ouodlib. III, 9, f. 81 r. A: Utrum materia si! principium individualionis,

. . . . .. sun! Ires opinionrs.... . Prima est, quod unmnquodque se ipso so!o es! formu

!i!er dis!inc!um ab onmi alio. Sccunda est, quod !u!is dis!inctio in relms materia—

lilms fit per quan!ilalem. Ter!ia esl, quod ncc sie nec sie, sed unumquodque es!

dis!inclum per suam haevceitalem‚

411) Ebend.: Prima opinio probalm‘: .. Unumquodque genus hath propria

individua m'hi! includen!ia nisi rem sui generis, sed hoc non esse!‚ nisi unuquaeque

res ruiuslihe! generis se ipso per cssen!iam snam individuarelur in se ipso et dislin

guere!ur ab omni alio.... (B) Ab eodern habe! unaquaeque res en!i!a!em et uni!alern

essenlialem . . . . .. Unaquaeque res es! diverse numero per essen!iam numerosilale

essentiae ab alia . . . . .. ”lud, quod mm addi! supra naturam „ist negationem‚ mm

habe! aliam causam suae um'tatis, quam nuturam . . . . ‚. Individua haben! unitatem e!

dislinclionem numeralem per essentium suam, mm per aliquid uddi!um‚ quia, si

substantia habe! unitulem per aliud a se, au! hoc es!, quitt ma!cria habe! !alem um'—

totem per formam, au! forma per maleriam, au! ambo per quantitatem; sed nullo

illorum modorum nalura substanlialis poles! individuari per ahquid diversum o se.

412) Ebend. VIII, 12, f. 152 v. A: Dimm! mulli‚ quod individua!io es! per esse,

quia in esse rea!i mm convcni! rai universalilas. Sed hoc mm es! bette dic!um‚ quia,

licet ipso universalilas non sit ez!ra animam, e! uuaquaeque res si! individua in

suo esse reali, mm tarnen aparte! prop!er hoc, quod ipso individuatio sit per esse;

immo esscn!ia magis eri! prinzipium individua!ionis‚ quam use.

413) Ebend. III, 9, f. 81 v. A: Ouidam !cnen!‚ quod divisio numeralis es! vs!

per divisionem subiectorum sich! in accidentibus ve! per quantitalem sicut in sub

s!uu!iis malerialibus genurn!ibus e! corrup!ibilibus; sed is!i, live! Itaheortt prohabiles

rationes, (amen nou salisfaciun! rationibus alterius opinionis.

evo XIX. Herveus Natalis.

Gleiche auch von Materie und Form, und es sei hiemit kein Grund vor

handen, warum die Häcceität in höherem Grade Princip der Individuali

sirung sei, als jene beiden; wolle man aber die Häcccität völlig von

Materie und Form distingniren. so könne sie jedenfalls nur entweder eine

Substanz oder ein Accidcns sein; im ersteren Falle aber komme man

zuletzt doch wieder bei der Materie an, sowie im letzteren bei der

Quantitätu“). Ansserdem auch sei jenes negative Element‚ welches der

Häcceitat einwohne, als Erklärungsgrund der Positivitat des Unterschiedes

der Individuen untauglichllä). Die eigene Ansicht endlich des Herveus,

bei deren Darlegung er hauptsächlich an die theologische Frage betrells

der Engel denkt, nähert sich sehr der ersteren unter den drei ange

führten; nur modificirt er dieselbe dahin, dass die essentia nur inneres

Priucip (intraneum) der lndividuation sei, was nicht hindere, dass da

neben zuweilen auch noch ein äusseres Princip (euraneum) wirke, d. h.

die vervielfältigende Function der Materie solle nicht geleugnet werden,

wohl aber die Möglichkeit einer lndividualisirung ohne Materie oll‘en

bleiben‘ufi); und in den materiellen gleichzeitig existirenden Dingen sei

414) Ebend. I'. 81 v. B: Ouod autem haccceitas sit illud, per quod individuam

est individuuml contra arguo sic: Quando dicitur nilludl quod est commune

mul!is‚ non est principium individuandi ipsorum“, aut intelligitur de eo, quod es!

commune secundum rem, aut secundum rationem Si de eo, quod est commune se-'

cundum rem, .. . . . sic nec materia nec forma est communis1 saltem simul entibus

actu . . . . .. Si autem intelligatur de eo, quod est et habet unitatem secundum ratio

nemp tunc hoecceitas est ita communis sicut materia et forma isto modo, quia haec

lioecceitas est haecceitas, ergo et illa . . . . .., et ideo non plus individuabit Imecreilas,

quam materia et forma. Dices, quod haecceitas in communi non est principium in

dividualionis, sed haecccitat signata Contra: Sims! haeceeitas signata non est

communis, sed propria, ita materia et forma signalac; e! per consequens non pius

individuabit haeccoitas signata Dices, quod hal’rcciias dicit Contra: Cum haecceitos possit accipi ut communis e! ut signsatiag1natsiiocuntemfoforrmmaa,e non

datur ratio. quare dicit signationcm formae plus, quam e converso ltem quaeros

utrum ista haecceitas sit aliquid diuer-sum a materia et forma signatis per ipsum aut

non. Si non, ergo poni: idem principium individuationis. quod etiam materia. Si

sia, quaero, aut est- substantia aut accidens aut nihiL Si substantia, adhuc

incidis in idem cum aliis. so. quod materia est principium individuationis Si

accidens1 .....retinquitur1 quod, si aliquid accidens sitj hoc sit quanlüas, et hoc esi,

quod ponunt alii (über Letzteres vgl. ob. Anm. 66).

415) ln ll Senti-uh, Disl. 3, 014. 2, I’. 8 v. A: Om'dam dicunl, quod in omni

specie cuiuscunque naturae creatae possunt esse plura differentia numero; illud auiem,

per quod distinguitury est, ut dicuntl non ipsa forma secundum so, sed hoc, quod

es! esse indistinctum in se, quod importat negationem dioisionis in se ipso, c! esse

distinctum ab oliv, quod importot uegationeml secundum quam hoc non est illud

(vgl. Scolus, oh. Anm. l39)..... Sed istud nihil est dictuml quia negotio pura non

potest distinguere positioum a positivo.

416) Ouodl. III, 9, f. 82 r. B: Animae rationales . . . . .. non pluri/isantur per

actualem susceptioaem in materia, sed per suas essen/ins, in quantum in tali

gradu entitatis sic potentioles sunt...... liationes inductus ad primam opinionem

bene oonctudunh quod unumquodque distinguotur numeraliter ab alio per suam essen

tiam sicut per principium intraneum, sed quod praeter hoc non rcquiratur aliquod

aliud principium eztraneuni..... (r. A) Suffici!‚ quod illa individua, quantum ad hoc,

quod suni, ci quantum ad lioc, quod distinguuntur numeraliler, intranee distinguuntur

per essentiam suam; nihilominus tamen possunt extrinsert habere eI entitatem

et pluralitatem ab alio a se . . . . .. Ratio non conciudit. quod forma nunquam pluri

ficelur per materiam sed quod quandoque non plun'ficaiur per maieriam, sicut in

formis, quae pluri/icuntur in eadem materia successive-l vel etiam si qua forma esi,

X1X. llerveus Natalis. 271

eben ein Quantitatives der Grund der Individuation, aber selbstverständ

licher Weise nur die räumliche (d. h. geometrische, nicht die arithme

tische) Quantität‘“), Sollen somit nur die scotistischen Einwände, welche

gegen Quantität und Materie gerichtet waren, abgewiesen sein4ls), so

muss Hervens dem Tlmmismns nur noch in der Angelologie auf die Beine

helfen, was er dadurch thut, dass er eine immaterielle Individuation auf

eine Potenzialilät, welche der Form in Bezug auf Vervielfältigung ein

wohne‚ begründet und so ganz hübsch auf den Begrill‘ einer immateriellen

Materie gelangt‘”), welche er recht deutlich als eine quantitätslose be

zeichnet “°).

Auch betrells der um'tas formae unterwirft er die Meinungen An

derer einer Kritik; nehme man nemlich (wie Lamarre gelben hatte, s. ob.

Anm. 30) von verneherein eine pluralitas formarum an, so könne man

dieselben entweder für gleichartig halten, dann aber unmöglich die ein

zelnen selbst wieder als vielheitliche ins Unendliche fort betrachten

(—— dieser Einwand ist dumm —-)‚ oder andrerseits, wenn man sie als

ungleichartig nehme, sei es unerklärlich, wie dann aus ihnen Ein Wesen

quae eirlate diuiaa possit esse suecem've in diversis maleriis; quin autem formal:

sima! existentes in materia e! mazime, prou! secundum cursum naturae dcpcadent a

materlis in sua pluralilatc‚ depcndcaa! a maleria, nur! noncladit‚

417) Ebend. Vlll, 12, f. 152 v. B: Ouod quodlibe! individuum divisum siw

distinclam si! ab alte eiasdem speeiei, prinoipiam individuationis substantiaram ma

terialium es! quantilas, quantum ad ca, quac sun! simal‚ quia materia mm

poles! dividi in parles similes nisi per quartlitatem...„. Notandum autem, quod di—

versi!as in quanlitate potes! esse duplicitvr‚ und. secumlum situflt‚ quantum ad partes

simal existenles‚ alle secundum saccessionem unius quantitalis pos! aliam......

Diversilas quantitalis es! prinript'am individualionis reram materiellen: simul existen

h'um prima mada, mm secmtdo; immo dico‚ quod diversilas numeralis quantitatis

permanentis e! altoram aneidentium siln' in eodem subiccto suceedentium proveni! ex

diversitate quantitatis sucoessivae, quae es! tempus.

418) In ll Sentent., Bist. 3, (Ja. 2, f. 8 V. A: Cum in qualibe! individuo eins

dem speclci inveniatur illurl, quod es! principium distinc!iaum aliorum‚„....oportel‚

quad individua cmwenian! secumlum unilatem 1‘alionis in eo, qaod es! distinclt'uunt

individuerum. (am ergo individua nun conveuian! in forma nisi secundam anilatem

rationis, nou eidctur neccssarium‚ quod individua eiasdem speciei mm possin! distingui

per formum circumscripta quantitate c! quanqu maleria . Sie aparte! ponere in

Sonate aliquid reale, per quod realiter differt a I’latone‚ quidqutd si! illud, sim:

iltud si! sua forma, sive aliquid aliud.

419) Ebend. f. 8 v.B: Cum omm's forma sub se Inabens malte habea! quandam

latitadinem, forma autem daplieiter la!iladinem passt! Imbere, unam sccundum diver—

ses gradus formales, quorum unus secundum se es! nobilior c! perfertt'or altere (e!

hoc es! lali/ado generis. sah quo saut diversi gradus formales specifice differenles),

aliam vero seeandum plarificationem nameralem in codem gradu, prima convem'! for

mis secundum suam rolioaem spezificam absolute acceptam‚ securula autem latitudo

nun peles! convcnirc formis seeundam suam ratioflem absolutem, quia sie plari

fiean' videtur importare quandam potentialitalem e! imperferlionem Ad hoc, quer!

tales formae plurificentur sub spccie‚ oper!et‚ quod haben! {Harn potentialitalem‚ quac

fast! partem realem...... Diene, qaod propler kann causam drus mm passe! facerc

plures angelos, quia non es! in eis maleria, esse! error‚ quia requerelur, quod noa

passen! esse plures animae separatae, cum in eis mm si! materia. Ebend. Bist. 12,

Ou.1‚ l. 17 v.B: Ratio maleriae poles! accipi vel secundam quod es! subiectam

formae, sie! secundam quod es! subiectam !ransmutalionis.

420) andl. Vlll, 12, f. 152 v. B: Garantie maleriae mm es! causa, quare

mm sin! plara tndtvidua einsrtem speniei in angetis, sed carenlia maleriae quanti

tatem habvnh's.

272 x1x. Herveus Nalalis.

zusammengesetzt werden soll; und spreche man, um diesem zu entgehen,

von einem Aggregate, welches zu Einer absehliessenden Form sich selbst

ergänze (s. Scotus ob. Anm. 155 f.)‚ so würde jene letzte Form nur eine

accidentelle, nie aber eine substantielle sein. Somit bleibe nur übrig, an

der Einheit der Wesensform festzuhalten und dasjenige, was man an ihr

für vielheitlich halten könnte, als eine Manigfalligkeit von Vervollkomm

nungs-Stufen (diversae perfectiones) zu betrachten, welche dann durch

verschiedene Namen ausgedrückt und bezeichnet werden, d. h. Herveus

ist wieder bei Gottfried v. Fontaines (ob. Anm. 70) und Johannes Pari

siensis (Anm. 74, vgl. auch Anm. 291) angekommen 421). Erklarlicher

Weise aber verwirft er von diesem Standpunkte aus entschieden die for

matitates des Scolus‘n); ja er will die Einheit der Form auch für die

accidentellen Qualitäten gerettet wissen, bei welchen (vgl. Anm. 160 u. 387)

421) De unit. form. 5, f. 73 v. A: ouidam dize-"ml, quod omnium rerum nalu

ralium formae erant compositae ex pluribus et diversis tanquam ea partibus essen

tialibusy sicut humanitas ez anima et corpore . (B) Si autem forma sit compo

sita ex forma et forma ita, quod una sit composita ez duabul, tunc aut erunt ambae

eiusdem speciei aut diuersarumg si eiusdeml sequerelur......, quod ad minus illae

duae sint simplicesy alias öportere! abire in infinttumg .....si autem sint diversarum

specieruml tunc impossibile eritl ipsas essentiati compositionc componi ad invicem,

(f. 74 r. A) cum nullus modus essentialis compositiouis ldeo alii aliter dixerunlg posuerunt enim, quod formae naturianlveesniatur einranitpsacompo

sitae illo modo, qui est per aggregalionem plurium formarum ad efficiendum et com

plendam unam formam resullanlem ea: cis, sicut ex pluribus membris resultat

unilas corporis humani Scd haec positio magis irrationabilis est, quam prima.

Sequílur, quod illa forma erit accidens et non substantim et per consequens

non erit forma eompletiva Sequilur, quod omnes res naturales sint in genere

accidentis (B) E! ideo aliter dicendaml sc. quod forma naturalis est simplex

. . . . .. (v. A) e! quod in nulla composita sunt diversae formae substantiatesl sed sunt

ibi diversae perfectioues. Ebend. 12, f. 77 r. B: oportet dieerel quod una sit forma

scu essentia generis et speciei et individui diffcrens satum penes determinatum sine

signatum et non signatum. nam designatio individui respectu speciei est per

materiam individualeml designntio autem speciei respectu generis est per differentiam

constitutioamr quae sumitur ex principali perfectioael quam dat forma rei..... (v. A)

Cum species rerum sint ad modum numerorumy in quibus unus addit perfectionem

super aliuml oportet necessario dicere, quod perfectioncs inferiorum sint in superio

rilms, ac per hoc in una et eadem re sint diversae perfectiones esscndi, sicut videmus.

quod in homine est perfectio esse et vitae et sensus et intellectus. El idea, cum ratio

rei sumatur ab ipsa re, secundum quod slat sub aliqua perfectionc vcl actul ratio

autem rei sil, quam significat nomen, corilingil, ipsam rem diversis nominibus nominari

vel significari, secundum quod diversae sunt essentiales per/actiones ipsius. Vgl.

ehend. 18, f. 86 r. B.

422) Ouodlil). l, 9, f. 18 v. B: Dimm! quidam, quod genus et differentia dicunt

diversas formalitates realiter differt-ntul species autem differt a genere et iiim-tentia

sicut complectens duas formalitates reales; unde species se habent ad genus per ad

dilionem realis formalilatis. species autem realiter differunt non se lolisl quia in

genere conveniuntl sed differentiis differuntg differentiae autem se lotis (ii/forum.

hicunt autem isn', quod distinctio formalilatis maior est in creaturisl quam in dioinis.

(Vgl. bei Scolus, ob. Anm. 148 u. 151) . . . . .. l'. 19 r. A: Si natura generis differt

realiter a natura differentiae. sequi-iuri quod quodlibet individuum sit compositum ex

tot rebns, quo! sunt inter generalissimum cl specialissimum; sed hoc est falsum .. . .

(B) llestal ponere opinionemy quam credo esse oeramz ln uno et eodem indi

vidua genus generalissimum et omnes differentiae intermediae dicunt unam et eandem

rem el sumuntur ab una et eadem re, quia si in Socrate substantial corporeuml

vivum, sensibile, rationale dicerent diversas res, sequerelur, quod in una et eodem

esset aliqua differentia re differens a natura generis.

XIX. Johannes von Jandun. 273

in Folge physikalischer Vorgänge nur eine intensio oder remissio der

Einen Form eintreten könne‘“).

Der Averroist Johannes von landun (um 1320) zeigt, was die

_logischen Fragen hetriflt, gleichfalls einen halb-thomistischen Staudpnrrkt"“)

und erinnert uns in dieser Hinsicht an Petrus von Abano (ab. Anm. 260 III).

In seinem Uommentare zur aristotelischen Melaphysik““) nimmt er be

züglich der Universalien jene Unterscheidung in causando und praedi

eando' auf, welcher wir schon bei Alexander v. Alessandria (Anm. 248)

und bei Hadulph Brito (Anm. 258) begegneten 426), knüpft aber an die

Aussagbarkeit auch die weitere Distinetion, dass dabei entweder der Ge

genstand der Auffassung als sachliche Grundlage der Einzeln-Dinge oder

die intentt'o selbst gemeint sein könne, welch letztere dann wieder in

prima und secunda zerfalle, wobei man jedoch nicht so fast auf den

modus essendi‚ als vielmehr auf die quidditativen Momente des Erkennens

blicken solle 427). Jedenfalls kann so mit antiplatonischer Wendung das

esse in anima und das esse extra animam dualistisch verbunden wer

den“8)‚ da die Universalien post rem vorstellungsweisc im lutellectus

423) In l Senlenl.‚ Bist. 17, (Ja. 4, f. 36 r. A: Dicnnt qnidam‚ qnad nulla

forma secnndum suam absolulam et specificam arceplioncm potust haben: varialionem

aliqupm vel secundum magis vel secundum minus. Et ideo, nl dicunt‚ illa ar

cidentia, qnae 1ch inaeniuntur in snbievtis diversarum specicrnm vcl qnuc saut sepa

rabih'a, suscipiuul mayis vel minus...... Isla opim'o nun vidclnr mihi vera......

(B) Si sie inlelligatnr, so. quod in essentia lalium formarum nun sit ruatiter loquemla

aliqua latiludo yradnum sie, quod albedo inlensa esscnlialilcr nun s‘il per/voller, quam

remissa, crado esse falsnnt (v. A) Ralio, quare ltliquud arcidens dicitnr susciperc

magis et minus, est, qaod secnmlum formam nalus cst ficri 1nolns...... Srcundum

unten: formam substantialcm nur: esl nulns esse motus. idao nulla forma sub

stantialis habet totem lalitudiucm. Unodlib. l], 13‚ f. 61 l‘. A: Sicat in alteraliane

1ion es! nisi nanm mulalum esse in acta, ita uou est ibi nisi nna forma.

424) Betreffs anderweitiger Anschauungen desselben, welche nicht die Logik

betreffen. s. Nahercs bei E. llcnan, Averroes et l'Aufl‘roisme, p. 269 lt“. Uehrigens

verfussle Johann v. Jandun gemeinschaftlich mit seinem Freunde Marsilius v. Padua

auch die bekannte publicistische Schrift „Defensor pacis“, welche sich im Sinne

Occam's über das Verhältniss zwischen Staat und Kirche äussert.

425) Perspicaoissinti speaulaloris an summi pcripalheliri Jahuuuis de Jandunn

qnaustiones in XII tibros metaphysicac (mit Zimara’s Commentar). t'cnet. 1505 fol.

und wiederholt Vencl. 1560. fol. (nach letzterem Drucke citirc ich).

426) l, 20. p. 82: Duplex est universale, wurm in praedicamlo, aliud in ana—

sando. Universale in causandu 0st deus ut sabstantiae flil!lrtttiltl8; universalia

in pravrlicando capinutur duplicilvr,‘ uuo modo quoad simplicem alio modo quoad inlmerenliam passiouis ad snbieclum. appre/teasi0ucm,

427) Vll. 24, p. 523: Ouoddam es! universale per ransalilalcm, qnoddam per

pracdicationcm . . . . .. Univrrsala sccundum pramlicalioncm cst duplex: nuo moda co

pilnr pro rc inteulionala ct «Irnominala ab inlcutioue,‘ alio modo capxlur pro

i(npl.cu5t2io4n)e, Ilelti, hoqcui itaecrcnrmpiuduapllirciotuacre,ptvuesl pgraollepnr'simaet instpecncliieoiuea, tm‘to’ldipsroesssuuucduin,dadicnnl‚

quod prima inlentio est conceptus rei oel intcltrclio secumlum man: rundum essendi

proprium; scd secunda intenlio usl ronceptns rei scrundnm modnm esscndi

commuuem Sed secnndum dicentes, ronceptus geauris et specici cnpi a qniddi

tote generali vcl speri/ica, dicitur, quod inlen!io prima rci 0st inlallet'liu secundum

quiddilatem generalcm et potentialem, seil secuuda intentio est intellcclio rci commnnis

in pluribns Stil universale pro re subiccla est res, quac est apta acta esse in

pluribus vel nzulliplirari in plura.

428) l, 16, p. 57: Universale polest intelli_qi duplicttcr. Uno modu pro esse

reali extra animam, quod esse habct subirclive in ‚mis snppoutis‚ et pro isla esse

Panne, Gesch. lll. 13

2'74 XIX. Job. v. Jandun. Job. v. Neapel. Augustinus v. Ancona.

sind, während sie in re die objective Bedingung des Wissens entltalten‘”),

da ja in der concreten Subsistenz das Allgemeine und das Einzelne trotz

aller Wesens-Verschiedenheit vereinigt seien 43“). Und sowie hiemit für

die subjcctive Auffassung sich der Begriff des ens rattom's (vgl. Anm. 395)

cinstellt“‘), so können nun auch ebenso, wie bei Herveus (Anm. 405)

genus naturate und genus togicum dualistisch nebeneinandertreten432/.

Desgleichen wird die intentt'o et remissio formarurn, was die substan

tiellen Formen betrillt (vgl. Anm. 423), auch hier vert1eint‘33).

Hingegen einen etwas strengeren Thomistnus scheint Johannes

von Neapel (gest. i. J. 1330) in diesen Gontroversen vertreten zu

haben, insoferne wir erfahren, dass er gegen des Ilerveus Auffassung der

veritas (s. Anm. 398) im Sinne des Thomas polemisirte““).

Auch Augustinus von Ancona (mit dem Beinamen Triumphus,

gest. i. J. 1328) lenkt mehr zu Thomas zurück, welchen er besonders

durch reichliche Benützung Avicenna’s zu ergänzen sucht; nur streift er

zuweilen auch an Auffassungen hin, welche erst später (bei Aegidius und

Herveus) in die Controverscn eingetreten waren. Seine Schrift De cogni

tione animae 435) liegt zwar einer Geschichte der Psychologie näher,

jedoch können wir aus ihr etwa Folgendes hervorheben. Als Gegenstand

der Logik, welche er mit Aegidius adminiculativa nennt‘“), gilt ihm

universale acta hebe! esse extra animam Alio mado pro esse in!entionali, quod

subiertiue es! in anima, causetivo extra entmarn, et filmt solum nort hebe! esse po

tentiele extra animam...‚. Platonici posuornn! unitwrselie secnndum esse existentiue

separate e singuleribus, . . . . .. Aristoteles, quod universalie snbicctire essen! in sin

guleribns, abstracta lernen secundunt intelleclum intelligentem eo mm intelligendo sin

yularia...... Sed quod universale nun genoratnr scorsim existens a singnleribus, n!

Platonici posuerunt, patet solntia etc.

429) VII, 24, p. 524: Universale pro prima e! secunde intentione es! realiter

separatem a singularibus in intelleclu sttbiectiuc. Universale pro re oh

iecta, qnee denominatur eh intrntiune, non es! separatem e singulerilzus sensibilibus

e! rorporilms srcundum esse extra enimarn...... Si quidditas rerum esse! separate a

relms naturalibus, tunc de rohes nuturetibus non esse! scirntie.

430) Ehend. p. 525: Universelle et singnleria nah saut caniuncta totalitcr‚ quia

snn! separate sectmdnm vssrnliam‚ sed (amen sun! aoniuncta scanndum subsistenliem.

431) V, 12‚ p. 312: St loqnamur de specie pro prima vel secunda intcntinna‚

Inne non es! ertre irrte/Irrtum, alCtll nrc cotteeplus, cum sint cn!ia ratiom's.

432) X, 22, p. 636: Ilnplrr es! genus.‘ quaddem es! natura/e, quaddam togicum.

Genus neturalc dicitur‚ quod es! carnnnme multis, quer convem'unt in muteria......

Set! gruns logicmn est, quod habe! nimm mattem preerlicendi aemmunetn univorum

(lt! mullis sprcicbus.

433) VIII, 6. p. 549: Si [ornme suhslantieles rlcmcnlorum intenderentur et re—

millerentnr‚ tunc generelle non esse! terminns elterationis,‘ St [ernte substaflltalis in!rnderetur e! remitteretur, laue generaseliilo hfoocrmeese! fsuublsstuamntietis

esse! simnl cum elteratione.

434) Da mir des Johannes Neapolilanus Onars!ionrs reriee qnudraginta dune

l’nrisiis dispuletae. Neapoli 1618. fol. nicht zu Gebot standen, muss ich auf Das

jenige verweisen, was Henre'en (II, p. 403) in französischer Paraphrase uns Einem

einzelnen Capitel jener Schrift anführt.

435) Opnsenlum perutile de cognitione animnc e! eins potentiis Angestini de

Aue/101m. Bononiee 1503. 4.

436) IV, 2 (das Buch ist nicht paginirt): Finis seientiae sprculotirae es! reri

tas..„. Cirra huiusmodi aderqunlionem rrrum ad intelloctnrn scien!iae !ripltriter se

ltaherc possnnt. Prime dirrrtivr et edminicnlatire (s. Anin. 365), sernndo prinripa

li!rr e! ehicrtive‚ ler!io ca; eonseannli et subalternntive. In prima grudu Slt7!l mim

XlX. Augustinus v. Ancona. 275

im Anschlusse an Avicenna die Verbindung' der secunda intentio mit der

prima, und da nur hiedurch die Gefahr vermieden werde‚ dass der ln

halt der Logik zuletzt aus Erdichtetem (figmeuta) bestehe, so solle man

auch nur von solchen entia ratiom's sprechen, welchen etwas Sachliches

entspricht (correspondet), und in diesem Sinne liege dann der haupt

sächliche Gegenstand der Logik immerhin um der Vermeidung des Irr

thumes willen in der syllogislischen Verknüpfung der secundae inteutio

nes“"). Nemlich in die prima inteutio verlegt er sewuhl dasjenige,

was Thomas inteutio universalitatis genannt hatte, als auch, was bei

demselben reflexiv und corwersio ad phantasmata hiess 438), sowie er

der secunda intentio gleichfalls im Anschlusse an Thomas die ver

gleichende und verbindende Funclion des Denkens zuweist‘”). So fasst

er auch den Uebergang, welcher von der Sinnes-Wahrnehmung zur Allge

meinheit des Denkens stattfindet, völlig in thomistischer Weise“°)‚ bedient

Iiue scrmocinales, ut grammatica ct lugiaa, in secuudo physica‚ mal/temalica et mela

physica, in tertio ‚ . . . .. medieina. musica, astronomia.

437) lll, 6: Secundum Avicenuam Iogica ext de secundis intentionibus adiauctix

primis (s. Abschn. XVl, Anm. 74) . Nam si secuudae intentiones neu odiunge

reutur primis, uou corrcspouderent er's res mediantibus primis intenlionibas, et sie

essen! pure figmenla, sicut rhimaera (vgl. ob. Anm. 98) Et ex hoc pntet,

[atsam esse positiouem iltorum‚ qui dicuut, aus ratiom's esse subiectam in togica

(vgl. Anm. 370) Logica non polerit esse de eulilms ratiom‘s lanquam de sub

iecto, cum eutia rationis, secundum quod huiusmudi, solum sint enlia apud animam.

Oportet ergo, quod sit de talibus enlibus rationis, quibus aliqua res oorrespondeat;

et talia anlia ratiouis saut sccuudae intcntioues (s. bei Herveus‚ Anm. 395) . ‚ . . ..

Nec eliam opurtet, secundas inlentiones universaliler sumptus esse subieclum in to_qica,

sattem ut docens est, quia (um: nou magis esse! loyica de syllngismo im! ad rectifi

condum aclus syllogisliros, si uon esse! plus nacessaria‚ quum ad raclificaudum cou—

cepta: generia vet spccici; qa6d falsum est, cum in actibus simplicilms intellectus

per se uou erret, in actibus autem syltogisticis eliam per se errare habeot (s. bei

Aegidius‚ Anm. 369).

438) III, 4: Intellectus duplicilcr in cognitiona rai firri potest. Prima dirccto

adspcctu, ut quando intelligit rem sub esse universali; secuudo per quaudam reflexio

uem et couversioucm ad phantasmata . . . . .. Directo adspcctlt intellectus intelligit

naturam cuiuscuuque rei sah esse universati,‘quod quidem universale cst primum et

dtrrctam obieclum inlellectua, ut intelligit naturam Per reflezionem intelleclua um'endo se sensibus et hpohmainutiassmaitniqbuuasulaupmprehhoemndocntibus

ipsa singularia speculatur naturam lwminis . . . . .. Ergo intelliycudo rcm secuudum

suum esse singulare et materiatc prima intentio formuri habe! IHM intenli0"fl‚

quibus inteltectus intelligit vel direclo adspectu ret per rcflr.rionem‚ primac iuleuliones

dicunlur‚ et [am sah esse universali quam ‚sub esse singulari primae intcnlioucs

[ormari habent (s. Ahschn. XVII, Anm. 500 L).

439) Ebend. 51 Videre votumus, quae saut sccundav inten!iones‚ quae genus et

species et individuum et syllogismus appellautur..... Post infornwliom'm, qua infor—

malur intellectus couceptione uniuscuiuaque rci sccundum sc cousideralac quasi secuu

darin modo intrltectus circa huiusmodi conceplioucs ucgotiatar considerando souve

uientiam couceptionum vzl primarum intentionum ad inviccm, secuudum qaod possuut

plun'bus vel paucioribas convenire . . ‚ . .. Genus ergo et species et similia uorm'no

neunzian intentionum saut, eo quod saut Itoe couceptioncs, quas intrllectus sibi

formal de requ medianlibas primis in!eutiouibus (s. Abschn. XVll, Anm. 499 u. 506).

440) l. 11: Cum species rerum informaules ipsos sensus repraesentaut ipsau

res sub tali esse siguato et sub esse particulari ipsorum, ut in rcrum natura sub

sistuut, opertet, huiusmodi species‚ u! saut in sensibus, particulares et materiales

esse Si similitudincs rerum sub esse universali cxistereut in aliqua potentia

sensitive. nun indigr-rent huiusmodi simililudines depurari per intellcclum agrutem ad

18‘

276 XlX. Augustinus v. Aneoua. Antonius Andreas.

sich aber dabei ebenso, wie Aegidius, auch des scotistisehen Begriffes

der species intelligibilis“‘), welchen er jedoch wieder mit Ausdrücken

des Albert (z. B. simititudo) und mit einem Gleichnisse des Thomas er

läutert 442).

Hatte somit die tbomislische Richtung (wenn auch unter kleinen

Zugeständnissen an die Gegner oder wenigstens mit. einigem Schwanken)

bis dahin entschieden das quantitative Ucbergewicht behauptet, so gewann

nun auch der Scotismus, welcher bereits, wie wir sahen, bei Richard v.

Middleton, Radulph Brito und besonders bei Alexander v. Alessandria

sich sehr merklich geregt hatte, einen hervorragenden Vorkämpfer an dem

Franziskaner Antonius Andreas (oder Andrea, gest. i. .I. [320),

einem unmittelbaren Schüler des Scotns, welcher im Ganzen getreu den

Ansichten dieses seines Lehrers folgte, wenn er auch einige Male dem

tbomistischen Dualismus näher tritt, als die stricte Observanz seiner Schule

vielleicht billigen konnte. Ausser einem Commentare zum Sententiarius,

in welchem Antonius lediglich den Scotns exccrpirt (daher es für mich

unnöthig ist, weiteren Bezug darauf zu nehmen), besitzen wir von ihm

eine Expositio super artem ceterem “3), wobei hier zum gewöhnlichen

Umkreise der Ars vetus (s. ob. Anm. 356) auch noch Boethius de divi

sione beigezogen ist, während in üblicher Weise die Syllogistik zur nova

logica gerechnet wird‘“); ferner einen Commentar zur Metaphysik““)

und eine Monographie De !ribus pfincipit's H“). Die Exegese der logi

schen und metaphysischen Schriften zeigt uns, was die Form betrilll,

hoc, quod passen! informarc inlctlcclam possibilcm,‘ nun! tote causa, quare aparte!

ponere intellcctam ayealem, videlur esse malcrialilas e! par!icntaritas specieram exi

slea!ium in sensu, . ‚ . . .. quod ipso universalia saut in!clligibilia acta‚ eo quod arlu

possull! morere in!ellcclum possibilem (s. ebend. Anm. 493111).

441) ll, 4: l'oailar intellerlas ageas, in tuius virtu!c plaaa!asmala, quer: sun!

parlicularia, ialelligibilia solum in polflt!ia [laut e! pos!ra acta universalia c! acta

intelligibilia et per conseqaens acta possun! in!clleclam possiln‘lem mauern e! species

in!elliyihilcs in ipso causare (s. ob. Anm. 375).

442) Ebend. 1: E.r lumine in!ellectus agciitis spccies in!eltiyibilis recipi! arlua

(Malern, per quam in!e!lcclum possibilem poles! moecrc. Ebend.2z N0a es! POSMIIÜR,

rcs serumlam se esse prucsenlcs ipsi intellectai‚ propler qaod oporlet‚ eas in ipso

in!ellrclu crislere per suas simililadines (s. Abschn. XVll, Auln. 393 u. 395). quilms

inlclleclas informalus possi! ipsas res in!rlligere . . . . .. lies exteriorrs sun! priacipalia

nbicrla ipsias inlcltcetus, species vero in!clliyibiles praedictarum reram stur! sicu!

raliu intelligendi r! co_qnoscendi ipsas; i'dco res ipsae coynuscanlur et intelligan!ur

ab intelleclu‚ non aalen! spevies intelligibiles. Ebend. 3: Sicu! so! es! qaoddam

universale turnen respectu cnrporalium e! sensibilium, i!a [unten intellectus agentis

vs! quozldam universale turnen respeetu in!clligibiliam (s. ebend. Anm. 510).

443) Scripta sca r.rposrtioncs Aalonii Andreae super arten: rc!crrm e! super

Itae!ium de dirisionibus. l"ear!iis 1492 u. 150811. 1517. fol. (nach letzterem Drucke

eitire ich).

444) S. arl. vel. l. 63 r. A: Considcratur in libro l'riurum e! aliis lilm's norae

Iogii:ne syltogirmus . . . . .. (v. A) Liber Periermeaias ordina!ur ad libros logirae nurae,

sed principatiler ad libros I‘rioram et mediante illo ad alios‚ quia sytlogismas es!

es: proposilionibus.

445) Oaaestioaes Antonii' Andreac super XII liln‘os melaphysicae. Veaeliis 1481

u. 1514 u. 1523. fol. (nach der letzteren Ausgabe citire ich).

446) De ln'bas priacipiis reram naturalium. l'encl. 1489. fol. und wieder ub

gedruckl bei Naciurelli (s. Anm. 497) f. 36—57.

"»—‚_ ‚ f‚ - - -'—' .. 931‚*--_Q

XlX. Antonius Andreas. 277

den Schüler des Scotus und ausserdem einen Mann von wirklich grosser

Belesenheit “7).

Antonius liebt es, den Detail-Erörterungen in philosophischem Prediger

Ton schwülstig rhetorische Einleitungen vorauszuschieken, in welchen er

alttestamentliche Sprüche schell‘elweis ausgiesst, und indem er in solcher

Form auch den Werth der einzelnen Theile der Logik preist, führt er

zum Ruhme dieser Wissenschaft auch einen Memorial-Vers an“‘“’). Mit

Scotus stellt er die Logik als in!entionalis den realen Disciplinen gegen

über“") und erblickt die wesentliche Aufgabe der ersteren im Syllo

gismus“°), daher dieselbe allerdings modus sciendi sei, hiednrch aber

nicht gehindert werde, als selbstständige Wissenschaft auf eigenen Prin

eipien zu beruhen“‘); und hieran reiht er, wie Scotus, den Unterschied

zwischen logica docens und u!ens‘“). Desgleichen stimmt fast wörtlich

mit Seotns die Angabe überein, dass die Logik trotz der Wortl‘orm der

Begriffe nicht nominalistisch aufgefasst werden solle, sondern der Be

447) Antonius hebt in seinen Commenlaren stets das Fortschreiten der Argu

mentation präcis hervor. erörtert die verschiedenen Wortbedeutungen, fuhrt überall

Gründe (mit „Videlar‚ quer! sie“) und Gegengrimde („Vidctur‚ quod mm“) an, um

hierauf jeden derselben zu erledigen („Ad eviden!iam dic!orum respomletur“), und

dabei benützt er in reichlichstem Hausse Belegstellen aus den übrigen Schriften des

Aristoteles sowie das bei Albert aufgespeicberte Material, womit er, besonders in

der Exegese des Porphyrius, die vollste Ausbeutung des Avicenna verbindet.

448) Sup. ar!. vc!. f. 2 r. A: „Girum coeh‘ circuivi soia“‚ Ercl. 24 .... .. Hase

autem sc!en!ia‚ so. logicalis‚ coelam dicitur circuire pro eo, qaod eins considera!ioni

subdi!ur‚ quidqui'd reeli ambi!u con!ine!ur‚ per eam enim polerimus syllogizare

de amm' problema!e„... Ambitus hm'us scien!iae circa subiec!um „wann in!er alias

scien!ias habe! inqaisi!ionis rec!i!udinem laliorem‚ speculaiianis clari!udinem alliorem,

permansicnis nale!udincm firmiorem De ipsa poles! in!elligi‚ quod dici!ur Eccl.8:

„Gireumduzz'! me per ca in giro, eran! em'm mul!a valde super faciem eampi" ‚ . . . ..

(B) De ipso poles! intelligi, quer! diai!ur Proverb. 8: „Gala lege e! giro vallaba!

ahyssos e! ar!hera firmaha! sursum“ . . . . .‚ Ipsa in sui laudem prorumpens can!a!

alle eoce

„Frustra doo!ores sine me coluere sorores“,

unde de ipsa dicit Salomon Sap. 4: „Circuibam quarrens, u! mihi iilam assumarem

quasi sponsam“. Aebnlich beginnt der Commentar zu den Kategorien mit dem (Zitate

(ebd. l‘. 17 v. B): „Scripsi! in !abulis verba daqem‚ qaae locutus es! ad uns“, Deu!cron.

4, sowie jener zu De inlcrpr. mit (f. 63 r. A) „Tu ergo Ballhasar in!erprelationem

narra fes!ivus“, Daniel 4, und jener zu Boelh. de divis. mit (f. 89 r. B) „Oui divisi!

man rubrum in dirisioncs“, Psalm. 135.

449) Ebend. l. 5 r. A: Logicus non cousidera! res per se‚ nisi pro quanla fun

dan! secundas inlen!ianes c! !erminan! resper!um, ipsas au!em in!en!iones cansidera!

per se‚ e! idco non es! ar!ilex realis, sod in!enlionalis. Vgl. ob. Anm. 87.

450) Ebend. f. 2 r. B: Mo!us huias scien!iac principaliler syllogismum oonsiderat

simul, e! pos!modum secundum gradus par!icipationis cousideru! par!es eins, reduceus

ad ipsum singuia‚ quae in ipsa lagica per!rao!anlur‚ !anquam ad finem ul!imam, ad

quem 0mm'a ordinan!ur. Vgl. ob. Anm. 93.

451) Ebend. l‘. 103 r. A: Dici!ar‚ quod modus sciendi non es! scirnlia specialis‚

poles! tarnen esse rommum's, e! sie es! de logica. Ali!er dici!ur‚ quer! falsum

esl‚ quod logica si! modus sciendi .... .. Logica den! modum sa'endi pro !an!o‚ quia

es! de syllogismo ve! de argumenlo‚ per quod lautem habetar soien!ia..... In Iogica

per propria principla os!endan!ur propriae conclusiones, live! eins usus xi! circa

communia.

452) Ebend.: Legion dupliciter cousidera!ur: uno modo inquanlum es! docens,

e! sie procedi! ex propriis principiis e! neressarx'is; alio runde inquanlum ali

278 XIX. Antonius Andreas.

grill eben in Mitte zwischen dem Realen und dem Sprachlichen stehe‘”),

— ein Conceptualismus, welchen Antonius sowohl polemisch gegen

Plato richtet‘“) als auch insbesondere durch die Bedeutung des Ur

theiles stützt‘“).

So kann er in einer theils scotistischen theils byzantinischen Ter

minologie den Universalien ein dreifaches Sein zuweisen, nemlich in den

Dingen, in der Quiddität (d. h. an!e rem), und in der logischen in

!en!io‘“)‚ oder ebenso kann er die ersten beiden Seiten zusammenfassen

und mit Alexander v. Alessandria (oder mit Johannes v. Jandun) nur die

l)oppelstellung des „causando“ und „praedicando“ betonen457), womit sich

von selbst Bemerkungen über Priorität und Posteriorität verknüpfen 4‘“).

Er stellt nemlich überhaupt ziemlich dualistisch die objective Wesens

Einheit dem Denk-lmpulse gegenüber‘“), so dass er fast bei genus logi

cum und genus na!urale ankommt““‘g aber er lenkt diess wieder (selbst

im Wortausdrucke) in die Auffassung des Scotus hinüber, wornach ein

gelegentlicher Causalnexus (accasionaliter) zwischen dem objectiven Uni

versale und der Deukoperation besteht‘“), daher er auch die Ansicht

mur logica applimndo ad illa, in quibus es! usus, e! sie nur! es! ex prapriis‚ srd

es: cammunibus. Vgl. ob. Anm. 90.

453) Ebeud. f. 18 r. B: Liber Praedicamcnlomm nun es! de decem vacibas u! de

subiec-to prima, nec aliqua pars loyicae es! de voee, quia omncs passianes syltogissm

e! enuntiationis e! termiai passen! sibi iaesse secundam esse, quod haben! in mente.

esto‚ quod mm pro/erantur; sed es! de aliquo priore, quod respeetu voois significa

!ivae habe! !anlum rationcm signifirati..... (v. A) Loyica neu es! scien!ia realis nee

sermoeinalis, es! de ronccpta per se . . . . .. lllul!um corweni! cum 891'71101l8 prop!cr

duo; quia conceptus es! imrnodialnm significatum per vocem, e! quia passiones

conceptus insun! voci significa!ivac‚ sicu! incomplexio c! complexio. Ebenso f. 63 r. A.

S. Anm. 96.

454) Ebend. f. 68 r. B: Ponere, aliquid existere, seeandum quod ei attribuilur

ratio commanis, hoc es! ponere ideas‚ secundum quod Plato posuit,‘ igi!ur eommune.

secundum quod habe! rationem eommunis, es! natura, prou! voneipilur sub ralione

dieibilis de pluribus.

455) Ebend. l. 66 v. A: Composilio (im Urtheile) es! ittarum rerum, man tarnen

u! exislunl, sed a! intelligun!ur‚ e! ideo aerilas e! falsitas dicilar circa compositio

nem intellvclus‚ quia illa compositio ab intellectu causatur e! es! in in!ellec!u. Vgl.

Anm. 181.

456) Ebend. f. 3 v. B: Significatum termini eommum's significantis veram nota

ram poles! tripliriter considerari. Uno modo secundum esse in supposilis, quod

disitur esse maleriale eins; secundo madn absolute secundum esse quidditali

vurn; . . . . .. ter!io modo‚ a! per formam intelligibilem ab intelleetu appreliendi!ur‚

quod es! esse cognilam. e! sie c! insun! inten!iones. Vgl. Anm. 119 u. 129 f.

457) Ou. s. metaph. l, 10, f. 9 v. A: Duplex es! universale, so. in sausando et

in praedicando Magis universale seeundum caasalitatem es! nobis minus natura

Si aalen: quaemtar de aniversali secundam praedicationcm‚ . . . . .. singulare

simpliriter es! nobs's nolius, quasi! universale. Vgl. Anm. 248 u. 426.

458) S. art. ve!.‚ f. 92 v. A: Genus et qaodlibe! universale, u! diei! mihi prac—

rise intentiunem, es! posterias; genus‚ u! dici! rem siae primam in!en!ionem‚

es! prius. Vgl. Qu. s. metaplt. VII, 16, f. 40 v.A. S. Anm. 108 u. 286.

459) 0a. s. melaph. V, 6, f. 23 r. A: 0mnis unilas cansata ab in!clleetu habe!

untlatem in re‚ qua originatur‚ sinnt ignis genera! ignem siln' similem in sperie,

nallo eliam intellen!u existente.

460) S. ar!. vet. f. 92 r. A: Vaz dividitar in pruprias signifieationes; genus

nero „an, sed in quasdam quodammodo a se proereationes. Vgl. bei Herveus ob.

Anm. 403.

46l) Ebend. f. 3 r. B: Universale es! ab intelleclu‚ nec sequi!ur: ergo es! fig

X1X. Antonius Andreas. 279

seines Lehrers wiederholt, dass das Universale als Quelle der Bezeichnung

ein Erzeugniss des Inbellectus sei‘“), und hiemit die gegenständliche

Auffassung (sabiective) auf das materielle Dasein hinweise, während die

Vorstellung (obiective) das formelle Denk-Element enthalte‘“). Erklär

licher Weise beruht hierauf eine durchgängig wörtliche Uebereinstimmung

des Antonius mit Scotus in der Auffassung der prima und secanda in

tentio 4f“), sowie in Behandlung der Begriffe abstractum und aoncre

tam*“)‚ womit eine dualistische Parallelstellung des „in anima" und des

„in rebas extra" sehr wohl sich verträgt‘“). Neu kommt nur hinzu,

dass Antonius mit der intentio auch die byzantinischen Begriffe signatam

und ea:ereitam in Verbindung bringt“"). Die Begründung aber jenes

Cansal-Verhältnisses, welches zwischen dem objectiven und subjectiven

Auftreten der Universalien besteht (Anm.461), führt auch hier zur apecies

intelligibilz's des Scotus 468); was jedoch das Verhältniss derselben zur

Wortbezeichnung und zu den Einzeln-Objecten betrifft, modificirt Antonius

mcrtlum‚ qula figmento m'hil correspondet in re extra, universell aalen: respondet all

quid, a qao movetar intellectas ad caasandam talem intentionem..„. Univenale

efi‘celive est ab intelleclu, sed materialiler sive originaliler aal occasionaliler e:t a

proprietale in re comperta, qaod non esl verum de figmenlo (s.Anm. 99 f. u. 116).

462) Ebend. f. 3 v. B: Intelleetas esl‚ qai [acil aniversalitatem universale aatem denominat rem, nun lnlclleclam, ergo ext in re saibniecrteibvaes,, m in

tellecla aalen! at in e/ficientc (vgl. Anm. 127 n. 123). Hiezn aber unten Anm. 469.

463) Ebend. f. 871'. B: Dirtr'nguilur in genere duplex potentia, ‚er. eabieelt'aa

et obicctiva: polentla saln'ecliua samüar in rc per cornparalionem ad maleriam, de

qua fit; materia enim est subiectam omniam farmaram et in potentia ad eas; sed

patealia abiectiva allenditar in re per comparationem ad agens, quod potcst ipsam

prodacere ad esse. Vgl. Anm. 105.

464) Ebend. f. 3 r. A: Universale es! nonten cancretam (s. Anm. 128), samttar

ergo triplim'ler sicut alle concrela. Uno moda pro sabr'eclo, i. e. pro re primae in

lenlionis, cai applicatur inlealio universelle, et hoc modo universale esl obiectam

primum inlelleelas, et 0mm's sct'enlia ext aniversaliam; seeando modo samltur

pro forma‚ so. pro re secnndae intentiom's; terlio moda snmitar pro aggregalo ex

sabieclo et forma (s. Anm. 107), et illad est eas per accidens..... Universale aalem

seoando modo samplam esl de oonsidcratione logiei (s. Anm. 89 u. 106). 1.4 r. A:

Seientia realis esl de universell prlmo modo‚ quod so. est res, sed logiea es! de

aniversali secando modo, qaod esl inlenlt'o, ideo scienlia rationalis vocalur (s. Anm.

87). Vgl. f. 4 v. B, f. 46 v. A, u. 0a. s. melaph. V11, 16. f. 40 r. B.

465) S. art. vel. f. 9 r. A: Sivul est duplex abstraclam, antun, qaod abstrakt]

a saln'oalo, allud‚ quod abstrahil a forma, al esl in supposilo, lla esl duplex von

crelam per oppositam, unam, quod concer-nil sappositum, aliad, qaod concerm'l

sabt'eclam; exemplam primi hamanitas et Immo, exemplam secundi albedo et albam

(vgl. Anm. 128).

466) Ebend. f. 4 v. B: Voca primam inlentt'onern ipsam rem eognitam vel posilam

in esse intelleela et cognito‚ voeo aalem inlentionem secandam quandam rela

tionem slve comparationem intelleclas‚ qui oomparal unarn primam inlentionem ad

aliam primam latentionem, et sie seenndam diverses comparaliones formal dieersas

sectmdas intentioncs Universale samplum pro intentt'one m'hil esl in rebus extra,

‚ . . . .. samplam pro sabieclo intenlr'ont's esl vere aliqaill in relms. Ebenso 0a. s.

metaph. V11, 16, f. 40 r. B.

467) S. art. vet. f. 5 v.B: Esse in rebu: primae inlenllorti: t'd ezerrel‚ quod

praedicari signal in sec‚undis inlentt'onibus; difl'erenlia aalen: e:l lnter actam signalam

et exarcitam in maltis u. s. f., s. Abschn. XV11, Anm. 605.

468) Ebend. f. 8 v. A: Ad rationem generis requin'tur, qaod habeal plure:

rpecies acta, nun qaae emirlaat acta vel polentia, sed lautem acta conct'piantar per

speciem inlelliglbilem acacptam ab individais qaandoq-ae existenlilms (s. Anm. 110 fl‘.).

280 XIX. Antonius Andreas.

die Ansicht seines Lehrers dahin, dass der eigentliche Gegenstand der

Bezeichnung die Sache selbst schlechthin, d. h. abgesehen von Existenz

oder Nicht-Existenz und abgesehen vom Gedachtwerden, sei, und hicmit

die species intelligibilz's erst durch ein Zurückbeugen des intellectus

(reflexio), also nicht unmittelbar, erfasst werde“”). Uebrigens nimmt er

auch den Begriff der veritas (vielleicht auf gleichzeitige Controversen

hlickend, s. Anm. 398 u. 434) dualistisch nach einer objectiven und einer

subjectiven Seite, deren letztere gleichfalls ein Zurt‘tckhengen in der Vor

stellung enthalte und in den Urtheilen conform mit dem sachlichen Be

stande auftreten müssen“), dabei aber jedenfalls nur dem formellen

Momente der Vorstellung (non subiective, formaliter) angehöre 4").

Bezüglich des Princips der Individuation folgt Antonius, wie sich

nicht anders erwarten lässt, gleichfalls dem Scotus. Er nimmt nicht bloss

den Begriff der haecceitas beifällig auf“"), sondern schneidet auch noch

entschiedener als Scotus die thomistisehe Ansicht dadurch ab, dass er

die Materie als ein lediglich Potenzielles von der reinen Actualität der

Form auf's schärfste trennt und zwischen beiden eine begriffliche und

reelle Verschiedenheit statuirt 473). Indem aber hiebei die räumlich aus

gedehnte Materie gemeint ist, erblickt er andrerseits eben jenen ucmlichen

Gegensatz gegen die qnidditalive Form, welche als solche allgemein ist,

auch in der individuellen Verschiedenheit und Eigenthümlichkeit der

Einzeln-Wesen, und so kommt er dazu‚ den Begriff der Materie in nicht

physikalischcm‚ vielmehr ontologischcm Sinne in einen Causal-Zusammen

469) Ebend. f. 66 r. A: Onaeritur‚ a!rum nomen aignifice! TPIII vef speciem.‚...

Es! um; apim'o, quod species in!clligibilis immediate significalur per vocem..... (v. A)

Secunda apinio est, quod res prima significatur‚ non tarnen seeandum quod existi!‚

qaia m-c sie per se in!el!igitur‚ sed scoundnm quod per so concipi!ur ab inte!!ectu ‚ . . ..

Mao, quod res intelligi!ur prima, specfes aulem per reflexioncm„.‚. ll!ud‚ quod

proprie significatur per vocem, es! res‚ nun rrs ut intelligilar, nec res u! existens neu

u! non existens, sed rcs absolute, u! abstrahi! ab istis e! es! extraneum i!!i quod_

übe! i!!oram. Ebenso f. 68 r. A. S. Anm. 126 f.

470) Ebend. f. 64 v. B: Es! veritas in rebus, e! es! Verum in in!c!lcetu es! secuodum intc!fectus opera!ionem, vseerictuansduimn qinutaefmfecntau!ns es!

intelleclus confonnari obiccto nt mcnsuralum mensurae...„ Non est veritas in in

!el!ec!u obier!fve nisi rc/lcrlcnte so super aclum stium . . . . .. (f. 65 r. A) Veri!as in

cnmplexa es! fomali!er habitudo conformitatix..„ ad obiectum simpliciter intelligihile.

Veritas aalem complc:va ad obieclum complcxum . ‚ . . .. Campositio est, quando in

!vllrclus apprchendit rerum identi!alem‚ divisio vom, quando apprchendi!

rvrum diversitatcm. Fast wörtlich ebenso Ou. s. metaph. VI, 6, f. 30 v. A.

471) S. arf‚ ve!. f. 45 r. A: Vernm c! [alsum sun! in ora!ione sicu! in Sigrid

non subiec!iue e! dicunt formafiler rospectum conformitatis e! diffami!atis ad rem.

Vgl, Anm. 129. 133, 147.

472) Ou. s. metaph. l. 8, f. 8 v. A: In singulari es! duo considerare, so. ipsam

singulari'tatem, quae potcs! vocari haecceilas, c! naturam subiectam singn!aritati‚ quae

de ss er! indifl'erens ad esse hoc.

473) !)e !rilms princ. f. 41 r. A: I.icct materia si! ens in acta en!ita!iro‚ qma

es! «liquid extra suam cansam distinctum. !amen disfingui!ur can!ra aclum formalen:

rompletum e! specificum . . . . ‚. Malaria es! puram ac!uabi!a e! potentia!c‚ forma es!

purum ac!ua!ivum‚ e! m'hil um'us includitur in ratione alterius‚ qaia ali!er nec illud

esse! purum ac!uativum‚ um: illud pumm ac!uabile Malaria dislingui!ar roaliter

a forma realitate positive reccp!iva omnino al!erius rationis a /0rma (d. h. welche

einen in jeder Beziehung von der Form verschiedenen Wesensgrnnd enthalt)‚ e! es!

quin' prim0 dincrsum ab es.

XlX. Antonius Andreas. 281

bang mit der Häcceität zu bringen 474). Hingegen die physikalische

Materie, welche nie als einheitliche Urmaterie existire, finde eben nur

durch specifisch verschiedene Formen ihre bestimmte Qualificirnng““);

und was die unkörperlichen Individuen (d. h. die Engel) betriil't, so ge

nüge die ihnen anklebende Passivität zur Erklärung ihrer lndividuation‘n ß).

Ebenso zeigt sich Antonius als treuer Scotist in der Annahme einer plu

ralitas l‘orma-rum477), sowie in demjenigen, was er über intensio e!

remissio formarum bemerkt, wobei er die Gradabstul'ung in die Ite

l‘ähigung des Einzeln-Dinges, nicht aber in die Form selbst, verlegt“").

Ausser diesen allgemeineren Parteifragen muss aber auch noch eini

ges Einzelne, was in des Antonius Exegese (s. Anm. 447) vorkommt,

berührt werden. Bei Erklärung des Porphyrins 479) erwähnt er einmal

den aristotelischen Begriff der labula rasa 48°), wiederholt auch betrell‘s

der einzelnen fünf Universalien fast den ganzen Connnenlar des Avicenna

und des Albert, sowie des Srotns Begründung der Fünfzahl 481), und

474) Ou. s. melaph. V, 5. f. 22 v. B: Ouacdam es! materia, quac opponilur

fonnaa !0!ius c! ipsi quidrlilati e! per conscqucns es! extra rationem quiddi!atis far

maliler; e! haec es! malcria, quae es! diffarentia sen proprielas individualis‚ quae

es! causa propria haecoßilalis e! individuationis.

475) l)e Iribns princ. f. 45 v. A: Nun 051 una maleria numera omnium genera—

In'lium r! carruplibilium, quia impnssibile es!, eandent maleriam numero informari

simu! formis subs!anlialilms ran!rarie e! specificc dislinclis.

476) S. ar!. ee!. f. 55 r. A: Angelas .. passe! fieri sine crca!ionc crca!urac

corporalis‚ lauten in angeln es! po!en!ia passiva, qua passe! esse in loco.

4777 0a. s. melaph. VII, 17, f. 41 r. A: Es! una opim'o, quod es! aliqna

forma mi.zli nna rca!i!er, S!.'ll p!ures virlaaliler ron!incns Es! a!ia opim'a, qnam rrpnlo veram. .. (B) qnod in quomlailb!r!asrivpoerfpercaellito’nresformam

anima!i es! a!ia forma communis corporis c! mia:li‚ e! pracler Aas, quae sun! com

munes lo!i animali re! eine, ‚um! aliae parliales specifirae dis!inclae !o!. quo! 0r_qana

dixlincla saut. De !ribus princ. f. 51 v B: In quocunque anima!n m'cosse es! ponere

aI.li5q2nar.m Bf:'arImnamq,uolqiubca!e veisv!o fporramrlaercofroporrmiasmmiaxn!iimalaliiaes!abaliilala.forqmuaa ceosr!poarnisimea!!ummixti,

e! prur!er Ilas‚ quer ‚um! romnmnrs lo!i animali oel vivo‚ sun! aliae par!iales sperri

firae dislinrtae tot, quo! organa dis!inr(a. Vgl. Anm. 156.

478) I)c !ribus princ. f. 53 r. A: Ona!i!as secundum so non susripit magis c!

minus, sed subiar‘tam secunrlum illam‚.... (B) Forma sprrifira es! indirisibilis quan

!um ad yradum spccificum‚ dirisibilis vom quan!um ad yradum pcr/‘cclionalcm. S.

ar!. oc!. f. 10 v. A: Ouamois esse specificum in re si! unnm e! quasi indivisihile.

srcundnm quod abs!raln'! in suo conccptu ab onmi gradu individuali. non abs!a!‚

qnin possi! par!icipari magis e! minus scannde !ales gradus. Ebend. f. 25 r. A:

Aliqua forma substanlialis‚ n! pu!a forma ignis. nun socundnm esse spncifimun, scd

indiriduale. so. svcundum esse. quod habe! in supposilis. hohe! aliquox gradus r!

por!iones‚ serundam quos magis e! minus in (Iiversis individuis parlicipatur. Vgl.

l'. 36 v. B, f. 44 v. A, f. 62 r. A. S. Anm. 160.

479) Nach einer drei enggedrnckte Columnen füllenden Lobpreisnng der Logik

überhaupt kommt Andreas mit rhetorischcm Sehwnlst (s. Anm. 448) auf die lsagoge.

von welcher er sagt (f. 2 v. B): Ilr aurlore huius Iibri polesl drei i!!ud Mail/i. 7

„Bens omnia foci!‚ e! surdos faci! audirv c! nm!ax loqui"' n. s. w.

480) S. ar!. vo!. f. 4 v. A: Om'dam exponun! (S. die Stelle Ahschn‘. Xll. Anm.

86} ‚.inlelll'clum solum“‚ oui m'hi! rorresponde! in re 0:v!ra‚ u! es! in!ellcc!us fig

men/i, „in!r!lec!um nudum“, qui es! eine omm‘ sprric re! habi/u. u! es! lan

quam !abula rasa, in qua nihil es! depiclum (s. Abscbn. IV‚ Anm. 97), .‚intellrolum

puruni“ wenn! in!ellcc!um angelicum vrl divimnn .. Per intelleclum solu"h "III/IHN

e! pnrum idcm in!clligi!nr‚ r! rerha isla neqnipollenl. Vgl. Anm. 377.

481) Ebend. f. 17 r. B‚ s. Anm. 162.

an.

282 XIX. Antonius Andreas.

ausserdem erwähnt er einen neuen Memorialvers‘”). Bezüglich der

Kategorien führt er eine spitzfindige Distinction des aequivocum an483)‚

bezeichnet in ähnlicher Weise, wie wir es bei Pseudo-Thomas sahen‘

(Anm. 314), Quantität und Qualität als absolute Accidenzien‘“), verwer

lhet bei der Relation einen Begriff, dem wir bei Raimundus Lullus

begegneten (vor. Abschn., Anm. 58 u. 70), nemlich den der aequi

parantt'a“fl‚ und zeigt uns bei Besprechung der Gegensätze wieder

(vgl. Anm. 459 tl'. u. 466) seine llinneigung zum Dualismus‘“). In der

Lehre vom Urtheile finden wir Bemerkungen über das Verhältniss des

Urtheiles zum Syllogismus“"), über Copula488), über eine Lückenhaftig

heil der aristotelischen Lehre“”) und insbesondere über die modalen

Urtheile, bei welchen er an der älteren Eintheilung in modus nominalis

und adverbialis‘”), sowie an der byzantinischen Regel der modalen

Aussage festhält“‘)‚ und auch die ältere einfache Figur aufnimmt‘”).

Und sowie er schon hierin byzantinische Lehre heizog, so begegnen wir

auch überhaupt häufigen Erwähnungen jener logischen Theorien"), wor

unter besonders die Lehre von den consequentiae hervorragt‘“), bei

welcher er die mathematische Form der Proportionen förmlich als eine

Schluss-Weise erwähnt‘”).

482) Ebend. I‘. 9 r. B. Es istjedech nur der erste von zwei zusammengehörigen

Versen, welche ich unten (Anm.615) bei Burleigh anzufübren habe. Einen Priofit3ts

Streit über den Urheber solcher Verse wird wohl Niemand erheben, zumal da Vieles

auf Rechnung späterer Abschreiber fallen kann.

483) Ebd. f. 18 v. A: Aeqttit‘ocum includit duplicem relationem, so. habt

tudinem ad aequivocuns et ad aequivocalum.

484) Ebd. f. 43 v. B: Praedicamenlorum quaedam samt substantin, quaedam

accidenlia: subslanlia autem cst unum praedicamentum Ianlum; acct'denlium autem

quaedam sunl absolute, ut quantita: et qualilas‚ quaednm saut respectiva, ut reli

qua septcm.

485) Ebd. f. 30 r. B: Relativum aequiparanliae est aeqm'vocum, quia proprie

sumptum es! aliquid relalum ad aliud secundum eandem formam‚ . . . . ..ouiusmodi

samt „simile“ et „aequale“. Vgl. f. 10 r. A.

486) Ebd. f. 37 v. B: Oppositio in uno sensu sumpta dicilur uninoce de cou

trarlelate et oppositione relative, in alle sensu dicilur univoce de conlradictione et

privatira opposiliunr. Prime modo ext cm rrale‚ srcundn modo cst intmtio.

487) Ebd. f. 63 v. B; s. Anm. 93.

488) Ebd. f. 67 v. A u. B.

489) Elid. f. 791". B: Aristoteles hie prautermisil multiplices 0pposilt'uncs, ubi

subiitilur nomen infinilum universaliler sumptum. Vgl. Abschn. XVll, Anm. 450.

490) Ebtl. f. 86 r. A: Duplex es! modus, nominell: et aduerbialis n. s. f. S.

ebend. Anm. 43.

491) Ebd. f. 84 r. A: In proposilionibus modalibus modus pom'tur a perle prac

dicati, et ei a:ldenda es! neyulio . . . . .. (v. A) In proposilionibus de modo ip:um

dictum subiicilur‚ ila qu0rl eliam verbum es! pars subiecli. S. ebend. Anm. 161.

492) Ebd. f. 87 r.A: Propler hoc aliqm' haben! hie fi_quram u. s. f.‚ d. h. es

folgt die auch von Thomas (s. ebend. Anm. 541) aufgenommene Figur. welche uns

zuerst bei Wilhelm Shyreswood (s. ebend. Anm. 45) begegnet war.

493) So linden wir supposilio personalis f. 22 v. A u. f. 69 r. A, amplieta'o f. 70

r. B‚ 73 v. A, 80 v. B‚ distrilmlio f. 83 r. B, appellalin f. 73 v. B, calegorcumaticc et

syncategoreumutice f. 8 r. Il‚ 63 r. A, 80 v. B, sensus compositus et divisus (s. ebend.

Anm. 585) f. 76 r. A.

494) Ebrl. f. 22 v. A, 39 r. A, 41 v. A, 86 r. A.

495) Ebd. f. 89 r. A: Teuel argumentum a commulata propartione, quantum ad

Cuntradicerc et conuerti; sed mmquam tenet, quantum nd ronlradirere et scqui,

XIX. Franciscus Mayron. ‚ , 283

In einer sehr eigenthümlichen Weise vertritt der Franziskaner

Franciscus Mayron (gest. 1325) den Seotismus, indem er in der

Universalien-Frage (-— aber auch nur in dieser —) sich völlig auf einen

platonischen Standpunkt stellt, so dass uns hier ein ähnliches Verhältniss

wie bei Heinrich Göthals (ob. Anm. 36) begegnet, d. h. Mayron wäre

gleichfalls unter anderen Zeitumständen sicher der cxclnsivste Platonikcr

geworden, und auch ihn hinderte hieran nur die Auctorität des üblich

gewordenen Stoffes und andrerseits der Umstand, dass man damals Plato‘s

Schriften noch nicht besass. Allerdings macht es einen fast komischen

Eindruck, wenn Mayron mit seinem platonischen Realismus zugleich eine

reichliche Durchführung der Ansichten des Scotus verbinden zu können

glaubt; aber daneben könnte es uns selbst freuen, dass einmal Jemand

Selbstständigkeit genug besass, um gegen den allgemeinen Strom zu

schwimmen und auf eigene Faust sich für Plato zu erklären. Wir be

sitzen von ihm einen Commentar zum Petrus Lombardus und Quad

libeta 49“), ferner. eine Erklärung der lsagoge und der Kategorien, eine

Schrift De prima principz'o, Formalita!es (s. jedoch unten Anm. 529),

sowie De univocatione entis497).

Wenden wir uns zu den Hauptfragen“”), so begegnen wir vorerst

einer ausschliesslich religiös-dogmatischen Tendenz, welche der Darstellung

der Logik bei Mayron zu Grunde liegt, da es sich dabei nur um die

Mittel zum Siege über die Anorthodoxie handlc“’“). Sodann aber über

sed fi! semper [allacia consequentis, v. yr. Sicu! se habe! homo ad nan homi

nem secundum eonsequenliam, sie ultima! ad nun animal secnndum ronsequontiam;

ergo permata!is: Sicu! homo ad anirnat, sie nun harno ad nan animal; sed onmis

homa es! om'mal; ergo anme non hama es! non animal,‘ falsum es! u. s. w.

496) Illuminoti doclorix fra!ris Francisci de Mayronis i!» primum seu!en!iarnni.

Venetiis 1504. fol. In secundum ebenso. In tcr!ium ebend. 1506. In quarlum

ebend. 1507. Ouodlibetlales [sir] questiones [erlilissimac illuminati dactoris Franc.

de Illayronis. Veneliis 1507. fol. In einem anderen Venetianer Drucke v. 1520.

welcher mir nicht zugänglich war, sind auch einige der kleineren Schriften, welche

Nnciarelli berausgab (s. folg. Anm.) enthalten.

497) Contenta in oolumine per e.rimium arlium e! medicinae 01'11101‘81H dann.

flieronymum de Naeiarellis Romanum correeta e! ernendata. lcr!ar, inwnics: l’assus

super universalia e! pracdicamenta illuminati Fruncis‘ci Maironis (ein älterer Druck

dieser Schrift ist Bononiae 1479. 4). Formalilates eiusdem. De prima prinripia com

ple:ra eiusdem Francisci. De terminis thealoyicis eiusdrm. Formalita!cs l'etn' Thamae

(s. Abschn. XX). De seeandis intentionibus Hieranyrm' (d. h. des Nuciarelli selbst).

De entc et essenlia die! Thomae. Trio principia rt‘r'um naturatima An!anii Andreae

(s. Anm. 446). Exposi!io Francisci Maironis s. VIII Iibr. phys. De rniuscnnque

seientiae suhieoto Comelii Hispani. Super lihras de anima Joarmis Srati. De uni

vocatione en!is I"raneisri Mairanis. Veneliis 1517. fol.

498) Nemlich die Exegese als solche bietet in den I’assus super universalia

nichts Erhebliches der, indem nur zum Verstandnisse des Wortlautcs stets „dubio“

oder „diffieullates“ (meistens vier oder acht) aufgetischt und glücklich oder un

glücklich gelöst werden. Jedes einzelne Glied der logischen Lehre heisst dabei

ein passur, und die Isagoge enthält deren 40. die Kategorien 65, und der un

vollendet gebliebene Commentar zu De interpr. nur 7.

499) Passus s. aniv. f. 2 r. A: Ad ostendendum, quod aeri!as philosophiae nur!

contradici! ane!oritati divinae sapientiae, decrevi, passus communes philosophiae

diseurrere resecando super/11m, quae in hat: arte cantineri ridenlur; praes!itulo fine

quadraplici, u! mani!iones rationum philosophicarum cantra veram philosophiam

garrien!ium destruantur‚ u! consilia argumentatianum infidclium adversus thea

284 XIX. Franciscus Mayron.

rascht er uns mit der litterarischen Entdeckung, dass die Isagoge des

Porphyrius eigentlich nur eine zweite Auflage des platonischen „Sophistes“

sei, und da von Plato, auf welchen stets die christlichen Heiligen so

grosse Stücke gehalten, natürlich nur Kundgebungen einer Ur-Wahrhcit

zu erwarten seien, so ergebe sich hieraus von selbst der hohe Werth der

Isagoge“'°°). Aristoteles hingegen gilt dem Mayrnn als unfähigzu allen

metaphysischen Fragen und als der neidvolle Verderber der platonischen

1deenlehre"°‘), welcher jedoch nur das Wort „Idee“ durch schlechte Er

klärung in Misskredit gebracht habe, während die Sache selbst unzweifel

haft klar sei 5f“); dann die Ideen seien eben die unveränderlichen Muster

bilder der Dinge in der Weisheit Gottes 503).

Darum findet Mayron, dass, wenn man die Universalienfrage blass

auf den Gegensatz des esse in anima und des esse in re extra stelle,

jede der vier möglichen Annahmen unhaltbar sei: nemlich die Univer

sellen können weder ausschliesslich in der Seele sein, da dann alle

Wissenschaften die objective Realität verlöreu, noch auch aussehliesslich

in den Dingen, da immerhin der Priorität der 0bjecte ein Posteriorisehes

im Subjecle entsprechen müsse: ferner könne das Universale nicht zu

gleich theils in der Seele und theils in den Dingen sein, da diess der

Untheilbarkeit der Quiddität widerspreche; noch auch endlich könne man

sagen, daSs das Universale in verschiedener Modalth in der Seele und

in den Dingen sei, denn das Gleiche gelte auch von der singulären

togiarn insurgenlium dissipentur, u! superbiae ingcniorum subtilium adversus

doetrinarn ca!holieam se erigentium comprirnaarnr‚ u! ezcellentiae intelleclaam

subtilium ad vwi!alis notitiam venirc cupicnlium ad Christi domini nostri sereitium

oddurantur. Ebeud. f. 9 r. B: Cum in tertia Sentrrttiorum volurnus traetare de anitate

naturae humanar Christi. u! ezlollarnus suae inearnaliorlis mysterium, oportet‚ aus

srire. quid gerins. qaid species e! dilferert!ia‚ ut sciarnas dissolvere versutias

philosophorum‚ proa! so erigunt iafideles ad inrarnatioru's mysteriurn impagnandum.

500) I'assus s. an. l. 2 r. A: Oceurrit prima inconsueta apud Latinos philosophia‚

über Platonis‚ qui diritur Sophistes, auf, liect fuerit, sind Boethias referl, editus a

l’latone‚ fui! tarnen a Porphyrio repelilus, et idro valgo allegatur ihi Porphyrius; quia

tarnen analoritas Platonis es! pracstantissirna 1'alcr artctorilales onmiurn philosophorum

npud sanctos nostr'os, ideo magis auavenit in [vor libro allrgare I’latonem. qui frei!

reputatus olim inter p/rilasophos sicut Jupiter inlor dens: c! serundurn quer! is!c über

feil traditus a Platone. prima veritas in eo ronlcnla es!. So nennt er gelegentlich

noch öfters den Plato als den Urheber des Inhaltes der Isagoge.

501) Sent. l. bist. 47. qa. 3, l'. 145 r. B: Aristoteles attribui! ideis qualuor

eorlditioner_ quas nidelar negasse Plato: prima es! singularilas, semmda. quod

esse! enr acta existens, Irrlia, quer! esse! separate loca!iter‚ quarta. quer! mensara

retur tempore (V. A) Sed quare Aristoteles voluil sie facere, und assignatur

nulanlas, quia habait inoidiarn contra cum . . . . .. Aristoteles [uit optimus physicus‚

s0d pessimus metaphysieus, quia neseivil abstrahere. et idvo pessimarn metaphysi

ram freit.

502) Ebend. f. 145 v. A: ldeae non saut imponendae Platoni. sind aus imponil

St!!! Aristoteles. qued rr. essen! quaedam monstra in afre subsistcnlia singulur'ia.....

(B) Ratio, quer: nun panurltur rnmmaru'ter irleae. von es! nisi propter infaniiam ro

ralrnli, quam sorlilurn es! es: irrte/los!!! male, quem Aristoteles irnponi! I’laloni; sed

dumrnodo rcs sil manifesta. de voralmlo nna esl carandum.

503) Ebend. qu. l, f. 144 v. A: Dem est sapr'erts per ideas; suntrationes

incnrnmutaln'lrs e! arternar. qaia ad ipsas redueitar omnis incontmatabilis veritas;

nun dicunl a!iqttirl absolulurn formaliler. sed resperlivurn. quia idea, in

quanlurn idea. forma!iler est exemplar. sed e.remp!ar forrnaliter es! ad altad.

XIX. Franciscus Mayron. 285

Sinneswahrnebmung; — kurz Mayron trifll merkwürdiger Weise mit

Aegidius Romanus (Anm. 374) darin zusammen; dass die Universalien an

sich weder in der Seele noch in den Dingen seien, aber als positiver

Rest bleibt ihm dabei die platonische Idee, welche weder ein Fabricat

der Seele noch ein Ding, sondern eben die Potenzialth des reellen Seins

sei 5‘“); und so habe auch der traditionell gewordene (arabische) Ans

sprucb ‚.intefleatus agil universalitatem“ nur den Sinn, dass die immer

hin relative Vorstellungs-Weise (obiectivum)‚ nicht aber das gegenständ

liche Sein, durch die Denkthätigkeit erzeugt werde 505). Wenn er aber

in der objectiven Welt die substanzielle Allgemeinheit, welcher die raun

nelle Priorität zukommt, dualistisch neben das Einzelnsein (suppositum,

s. Anm. 109, 251, 407) und die empirische Priorität desselben hin

stellt‘°"“)‚ entscheidet er sich bezüglich der Erkennbarkeit des Singulttren

dahin, dass in Folge einer gleichförmigen Vermittlung der Vorstellung

(urti/brrniter repraesentativurn, d. h. der species intelligibilis des Scotus)

der Intellectus überhaupt das Einzelne eigentlich in allgemeiner Weise

erfasst"“). Hiednreh streift er abermals an Aegidius (Anm. 379)‚ indem

die secu-nda in!entio sich zur Relativität der Beziehung (respectus) zwi

504) Ebend. qu. 4, f. 146 r. A: Fuerunt qua!uor opiniones. Prima, quud uni

rcrsaliu ‚um! lantum in ultima e! nut!atenus in re extra. quia, quidquid es! in rcruin

natura, es! sinyutarc Sc‘cunda, quad unincrsalia habent esse in rerum natura

et nun in anirua, quitt nun sun! c:ctra sua particularia Tertia, quod universaiia

partirn haben! esse in rc extra et partim in anima. Outtfftt, quod haben! esse uno

rnodo in unimn‚ so. ohicctire, e! alio mada in rcrum natura, so. suhieclive‚ quitt in

veniuntur in snis particularibus rssentialiter ct ahiectiaatiter in intellectu. Prima via

nan putctl sture, quia de antibus crcatir in anirna nulla es! sciantiu rcalis, ct tarnen

umhis scien!ia est de universali Neu sccunda, quia priori repugnal, esse sinr

posteriori, scd urtircrsalia snn! priara Ncc tertia, quitt eadcm simples: quidditas

non potc.st t‘a'sc ans raliunis et an: realt' Nec quarta, quia eodcm Mode dicitttr

de hau alhrdnie sinynlari, qnod habe! esse ohiective in anima c! subiectirc in rerum

natura Ideo nidctar dicendum, quod universalia scrandum so nan haben! BS>U

in anima nac in rerum natura, quia to!a caardinatio pracdicamrntalis videtur esxr

incommutahilis omni cousidcratione nostm (B) Universale cst nan fahricatnm

ab anima, eo quod abstralti! ab omni produatiane; neu tarnen per hoc es! ans reale,

scdso!u1n natuin esse en: reale, e! sie canceditur esse reale in potcn!iu c! nun

in artn.

505) Ebend. [.146 r. B: la/inilae auc!oritates auctarum sanan! e! dicunt‚ quod

intellrclus fut‘tl uttitu'rsalifalem in rehus, c! universalia sun! ab anima fabricata.

Dici potest, u! t'tft’ftlt' scandafum sequrn!ium eos, quod intellt’ctus naslir praduril

universalia in esse cognito, quud es! esse obieclivum c! semmdum quid, e! da! ers

esse cuynilurn, nun rsse x!fllfllit'iltff, c! sie sccundum tote esse potcs! dici curum cauw.

506) Passus s. im. f. 10 v. B: Substantia pates! duplicitcr accipi; an! prau!

dicitur a sitbslanda, et sie superiora prius substant, sicnl prius saut e! prius cis

di/finitia cunreni! entis pcr so; au! prout diai!ur a suhsistendo per rundum Supporiti,

e! sic individua prius suhsistunt, quia ratio suppasiti prima corweni! indiaiduo, c!

tfutttfltltltltl nannisi per individua suppositantur.

507) Saul. l, Bist. 3, qu. 8, f. 27 r. A: Dtcunt aliqui, quad so!um sinyularia

iritclliyirnus, quia illa praecise in!alliyimus‚ quae manch! ad in!clleclianem sui . . . . ..

Contra is!ud arguo (B) Illud. quad intelligi! per repracscntativurn uniformitcr

rcpravscntaiis‚ nan in!elligit aiiquid de Iris, quae insunt sibi per accidens.... Omne,

quud in!clligit aliqua distincta, u! distincla, nun decipitur circa distinctiancm eorum;

sed intellectus decipitur circa distinctionern singularium, ergo nan cognosci! ca u!

distinria... .. Necassario aparte! diene, quod ra!iancm particularis cognosrirnns sattem

in yenerah, et talis coynitio particularis su/fici! ad aognitianem universalis.

286 XIX. Franciseus Mayron.

sehen Allgemeinem und Einzelnem gestaltet 505’); ja er erblickt darin

sogar nur gemeinsame höhere Merkmale, welche nicht das Wesen selbst

sind (non est assentiale), während die unmittelbare bejahende oder ver

neinende Aussage Sache der prima intentio sei509). Nur verwahrt er

sieh ausdrücklich gegen nominalistisehe Einseitigkeit und schliesst sich

vollständig dem Intelleetualismus (— mentalis —-) des Seotus an 5m), so

dass er auch das Gebiet des „coneeptus“ überhaupt erst von der secunda

intentio an beginnen und in aufsteigender Linie zum Allgemeiusten und

auch zu transscendenlia (s. Anm. 273, 355) sich erheben lasstf‘“).

Dabei aber blickt freilich wieder der Dualismus in der Annahme durch,

dass die Wahrheit einerseits ein Zustand der objeetiven Dinge sei und

andrerseits in der Verknüpfung der Begrifl‘e liege M2).

Was das Princip der Individuation betrifft, schliesst sich Mayron so

wohl in der Unterscheidung zwischen esse und existereöw) als auch im

Begrifl‘e der haecceitas völlig an Scotus an 5“), wenn er auch mit dem

Wortausdrucke „modus intrinseeus" uns an llerveus (Anm. 416) erinnern

könnten“). Possierlieh ist es allerdings, wenn er die lläcceität für pla

tonisch und zugleich für aristotelisch hält und den Porphyrius darüber

508) Passus s. un. 1'. 10 r. B: Cammunicun' et commune esse pertinent ad se

cundas intentiunes, sicut esse universale, quae sunt rospettus consequenies e!

cuneenientes inferior-illus et superioribusl ut ab invicem distinguuntun

509) Seni. I, Disl. 23, qu. 1, f. 82 v. A: Ouandocuaque aliquid est commune

et superius assignatur multis et non est eis cssentialel illud ouidquid praedicatur de superiori et inferioii afflnnulive e!eset csoentcruandnaegainttievnet,ioillud

est prima intentio . . . . .. lsta propositio habet satum instantiam in secundis inten

tionibusy quia dato, quod homo sit spericsl e! hic homo sit homo, non tamen hic

homo est spesies.

510) Passus s. un. f. 2 1‘. B: Cum dioilur, quod praedicabite est, quod es! ap

tum na!nm‚ de pluribus praedicari vel dici, non aceipitur hie solum dictio vocalis,

imo principaliter mentalisl eum actus praedicationis sit principaliter in inlelleclu,

sicut actus oornposilionis.

511) Seni. I, Prul., qu. 8, f. 5 v.B: Utrum a conceptibus simpliciter simplicibus

et primo diversis potest nbstruhi aliquis conceptus communis Sine argumentis respon

dco, quod non; quod tamen est intelligendum dc conceptu quidditatiuo..... conceptus

sunt in quadruplici generi; primi sunt secundarum intentionung alii communissimarurn

passiunum, alii habitudinum transcendenliuml alii privalionum. Ezemplum primi,

sicut a Petra et Martino abstrahitur specicsl exemplum secundi veritas et bonilas,

tertii identilas, diversilas, dislim‘lio, quarti unilas et simplicitas.

512) I’assus s. un. f. 10 r. A: Veritas dupliciter accipi potostz uno modo, prout

dicit ordinem rerum ad intellectum secundum quod ipsae sunt intelligibiles et sic

veritus est passio entis; alio modo, prout dicit habitudinem unius termini ad alium

in rompluionel et sic termini secundum se sumpti veritatem non habenti quia talis

veritas non est ad se, sed ad aiiud.

513) Uuadlib. 8,1‚1‘. 18 v. A: Illuil est esse rssentiarl quod pertinet ad cuius

litzet ratis quiddilalem, quia in rebus habenti/ius essentiam quidditas et essentia idem

sunty .....et in hoc di/fert illud esse ab esse existentiae, quia illud non pertinet

communiter ad quidditatcm. S. Anm. 135.

514) Passus s. am. f. 91'. B: SpeciL-s dicit totam essentiam individuomm, quia

individua non addunt ad speciem nisi haeceeitalcm, quae nuttam dicit quidditatem

nec per consequens dif/initium rationcm.

515) Seni. ll. Dist. 34, qu. 4, f. 25 v. A: I‘roprietas individui non est quidditas

nec pars eins, ‚vor! est modus intrinseca: et est idem realiter cum natura. quam

individuat. quia nullum naturam polest deus produrere sini- singutaritate.

X1X. Frauciscus Mayron. 287

tadelt, dass er hierin von seinem Originale abgewichen sei“"). Die An

gelologie macht ihm mit Gottes Hilfe keine Besehwerde5fl). Gleichfalls

dem Scotus folgt er bezüglich der pluralitas farmarum“’”).

Während aus dem lhnkrcise vereinzelter Bemerkungen (s. ob. Anm.

498) höchstens etwa erwähnt werden mag, dass lllayron neben aller Füg

samkeit unter die Auctorität der Tradition doch an eine Motivirung der

Zehnzahl der kategorien tlenltt""°), oder dass er für die Kategorie der

Qualität und ihre verschiedenen Unterarten eine eigene arbor Porphyriana

entwirft 520), oder dass er bei der Relation eine sprachliche und eine

sachliche Seite unterscheidet“‘), treten mit grüsserer Wichtigkeit seine

Erörterungen über das sog. principium identitatis und seine Behandlung

der /brmalitates hervor.

in ersterer Beziehung nemlich ist Mayron unter den Autoren des

Mittelalters (— betreffs der antiken Logik s. Abschn. VI, Anm. 136, Abschn.

XI, Anm. 22, 81 u. 161, Abschn. XII, Anm. 138 —) in der That der Erste,

welcher den Inhalt einer vielbesprochenen aristotelischen Stelle als einen

allerobersten Grundsatz unter dem Titel „primum principium complea‘um“

bezeichnet und unter Hinzufügung einiger byzautinisch-grammatischer Be

merkungen genau formulirt: „De quolibet dicitur aflirmatt'o eel negatio,

et de nativ ambo simul““’). Sofort aber wendet er auch auf dieses

l’rincip dasjenige an, was er von den Universalien sagt (Anm.504), d. h.

jener höchste Grundsatz sei an sich weder in der Seele noch in den

516) Passus s. an. f. 4 r. A: Opinio [m't Porphyrii, quod istae proprietates

individuornm aceidcntales essen! caasa et ra!io individualiouis ipsiu: substantiae.....

Hie non es! adniittendus dominus Porphyrius, quia illud di.zit a se‚ mm a! habui! a

Platane cel Aristotrle, nisi [orte intelliyat per istas proprietates haecccitates (in dem

ganzen Drucke steht überall .„eclieitas“ für haecceilas).

517) Sent. II, bist. 3, qu. 2. f.9 v.At Omnis angelas ext in natura speri/ica,

cui nun repngnal‚ esse in pluribus; et si neu repagnat, deus polerit facere‘.

518) Ebend. bist. 16, f.19 v. A: Utrum in corpore homiuis samt plures formae

substantialc:s . . . . .. Dim, quod 0mncs partes heterogeneae difl'erunl specie Sun!

ptara indiaidua parlialia et antun individuum totale essentiale.

519) Pussus s. an. f.10 v. B: Cum onmcs hodic suppouant, deren» prardicamenta

esse, ipso mm saut ueganda, et tun: haltetur sola fides per auctaritatem‚ et islui!

rcrligilur in obsequiam Christi, quia‚ si intellcctui Artstolelis se gratis sul:iugaverunt

tot sollerles, .. malte nia_qis est sabiiricndns intellcrlus iugo Chriin . . Tanten

sequenda dicta cominum'a numcrus isle praerliramenlarum potest sie drduci u. s. w.‚

s. Anm. 174.

520) Ebend. f. 16 r. B.

521) Saut. l, bist. 29, qu. l, f. 94 r. B: biriditur relalio in relationem ‚wann

dum esse et in relatimicm srcunduiu diri..._. Ilclatira secundam dici i'll/1 saut. quer

saut aliorum praedicumrriiorum et secundum sc sunt absolqu . . . . .. Relative aalen:

sccttndum esse saut in pracdicameato relationis qn. 2. f. 95 v. B: Universaliler

onmis rrlatio [ormaliler di/Irrt a suo fundamcnto (d. h. im Interesse der Trinitat).

522) b: prima pi'inr. f. 27 v. A: Ouid est primuni prinripium complemm? l:'t

dicitur ab omnibus, quod ext illud, de quo pliilosophus traclat (s. Abschn. IV, Anm.

163 ff.)‚ so. „de quotibct dicitur af/irmalio vet negativ, e! de natlo ambo aimul“.....

[sind principium nun es! nimm unitale simplicitatis, sed unilale in!cyritatis‚ qnia istn

propositio es! hypothetica copulativa, cum coniangat duas proposittones catcgorit.‘us

per kann dictionem „et“.....; prima pur: es! universalis a/firmativa de praedirato

dixiuncto, secunda pars es! universalis negative de praedicatu copulata . . . . ..;

inter duas partcs es! mm erde in rasende, qualis in pro/erendo‚ ita quad in ordine

naturae universalis allinnativa praccedit universalem negativam. Vgl. Senteut. l,

bist. 1, qu. 1, f. 1 r. B.

288 XIX. Franciscus Mayron.

objectiven Dingen, sondern als ewige Wahrheit dem Creatürlichen ent

rückt könne er nur aceidentell in Seelen oder Dingen auftreten 32“); er

sei nemlich formell und vorstellungsweise und musterbildlich (nicht aber

essentiell) im Geiste Gottes“‘)‚ keinenfalls jedoch eine That der endlichen

menschlichen Vernunft"’“)‚ sondern nur eine habituelle Eigenschaft der

selben 526), und ebenso gelte er auch in den die vielheitlichen Dinge be

treffenden Urtheilen nur in jener obigen einfachen Form, dann durch

modifieirende Zusätze verliere er sofort seine Geltung 527); insoferue er

aber von allem Seienden, und somit auch von Gott selbst gelten müsse,

werde hiebei „ms“ als univocum für Jedwedes gebraucht“”).

Das zweite wichtige Moment aber ist, dass uns bei Mayron zum

ersten Male eine greifbare Probe davon begegnet, dass in der Schule des

Scotus sich in Bälde aus der Lehre desselben (s. Anm. 147 tl‘.) die Lille

ratur der Formatt'tates entwickelte. Allerdings ist die unter Mayron’s

Namen gedruckte Schrift ein Erzeugniss zweiter Hand““), und es ist

uns völlig unmöglich, auszuscheiden, was etwa von ihm selbst und was

von dem späteren Bearbeiter herrühre, zumal da, wie öfters deutlich ge

sagt wird, sich bereits Mehrere mit diesem Thema beschäftigt hatten;

und auch eine vereinzelte Stelle des ächten Mayron, wo derselbe gele

gentlich auf diesen Gegenstand kommt, scheint sicher auf eine primitivere

523) Ebend. f. 27 v. B: [sind primum principium, staut regula, habe! esse 0b

1'rrtive in intutlurlu; .....habel esse subicctive in rerum na!ura, quia, uhicunque

invcniuntur lermini proposilionis‚ per sc hole inmitur; . . serundum so nun Imth

esse in anima ncc in rernm natura, quia eins veritas‚ cum sit aelerna, praevem'!

extra naluram animue e! extra naturam cuiuslibct crcalurae, per accidens hubcf

rsse in anima e! per uccidvns habct esse in rerum natura.

524) Ebend.: l’rinmm principmm hattet esse in men!e ditu'na fommliter, quia

termini mclndnnlnr formaliler in inlellccln divino, .....habe! esse in mente. divina

„I»irc!ivulitcr, quin . rliritur esse obiective in intelledn‚ quod ab in!rllevlu persi—

pitur, habcl esse in mente divina exemplariler..... Nun habe! esse in wen/e

divina essenliolitcr, quia Inne nun inveniretur nisi in intellcttu divina.

525) Ebd. t‘. 28 r. A: Num is!ud primum principium es! acta: rationis. Dimm!

uliqui, quer! sic..... Sed contra isluri arguo, .‚..quia ac!ns intelligcndi es! tausalus

r! temporalis c! corruplihilis et quaedum qualitas, quac ad unnm genus de/er—

minalur.....et es! in pulcn!ia nosh‘ut‘ voluntatis, ....islud aalen: principium summe

nccessarium mm snbiacc! volnntati u. s. f.

526) Ebd. f. 28 v. B: Primum principium eomplcxum es! illuil, de quo es!

prinms Iiabitus intelleclus. quiu, tun: intellcclus sit habi!us principi0rum, oporle! ergo.

quod prinms liabitus sit de prima prinnipiu Primum prinripiunl in_qreditur pri—

manl drnzonslrationrm.

527) Ebend.: l)icebanl aliqui, quod primum prinzipium Icuct quan!umcunque

modi/icalum ‚ Seil si accipiulnr nmdi/icatio quiddilativc. u! «licatur „De qnolilwt

quiddztalive dicitur a[firmalio vel nogalio“, is!a ext /'alsu, quia kann; non es! quid

di!atire all:us um: non albus..... Lisa! de qualifn‘! si! simpliriler necessarinm dircra

iuslum w! mm ins!um, non tarnen cum mudificalionc adacqualimtis.

528) De nniuoc. en!is‚ f. 82 r. A: Onaerilur, utrum subict‘tum ‚n-mu' principit'

romplczi dic!um de den c! rrea!ura haben! cundem conccplum...‚. Nun accipilur hie

conceplu: pro acta intelligcndi, .....secumlum quod neu uccipitur pro cnle rationis.

quaerimus autem hie conceptum quiddilalmun...„ Iyilur .uthlcclum primi prin

cipii, quer! es! uns. habe! cunceptum univucmn de den c! crea!ura‚

529) Schon der Titel lautet (f. 21 v. B): Inm'pi! lrac!alas formalilatum srrun

dum doctn'nam Francisri Maironis‚ und ausserdem lesen wir einmal im Texte selbst

(f. 22 r]. A): Onamquam mnlli explicaerunt divisioncm enlis‚ brevi!er {amen semndum

nu-ntem Frunciu:i du Maironis haec cs!.

XIX. Frauciscus Mayron. 289

Form der Lehre hinzuweisen 530). Aber trotzdem ist jene Schrift nach

Inhalt und Gestalt das älteste Document dieser Art, welches uns zu Gebot

steht, und so müssen wir ein wenig dabei verweilen.

Als üblich gewordener Gegenstand der formaiitates wird von vorne

herein das Verhältniss zwischen formeller und realer Distinction (s. Anm.

149) bezeichnet““), und die Erörterung über den Begriff der formalitas

ist bereits polemisch gegen Diejenigen gewendet, welche ihn in Anbetracht

der Materie direct auf forma bezogen und daher bei Einer Form un

möglich von mehreren formali!ales sprechen konnten, wohingegen das

Richtige der Hinblick auf essentia sei, welche ja gleichfalls mehrere

essentialia enthalte, so dass ebenso eine Vielheit von formal-itales sich

sehr wohl mit der Einheit der Form vertrage532). Eine Unterscheidung

mehrerer Bedeutungen des Wortes forma, unter welchen die einen Ab

schluss (perfectio) ausdrückenden als sachlich-reale abgewiesen werden,

führt dann dazu, formalitas sofort mit quidditas zu identificiren"”), so

dass auch hier (vgl. Anm. 511) eine aufsteigende Linie vom Specielleren

bis zu tramcendentia fortschreitet”‘). Nun aber können ferner zur

Form noch neun verschiedene modi in!rinseci derartig hinzutreten, dass

durch sie die formalitas selbst nicht geändert wird535), und unter diesen

530) Seid. l, l)is!. 8. qu. l, f. 44 v. A: Sun! qua!uur gradus dis!inclionum non

fabrica!i ab in!elleclu sive ab anima. Prima es! essen!ialis‚ quando quiddilas

cum sua existea!ia es! dis!inc!u ab alia quiddi!aie cum saa ezis!en!ia. Secumla es!

realis, u! inlcr pulrem e! filium, es! in!er rem et rem. Ter!ia es! furmalis

e! is!a es! in!cr quiddilalem e! quiddi!a!em...... Ouarla er! qaiddilalis e! modi

in!rinseci. sicu! in!er quiddilalem Imminis c! eins fini!alem. Vgl. Anm. 537 u.539.

531) Formali!‚ f. 21 v. A: Solon! doc!ores communiter invesligare‚ u!rum illa‚

quae dis!inguunlur formali!cr‚ dis!inyuan!ur realiler.

532) Ehend. f. 21 v. B: Prima videndum esl‚ quid si! formalilas Forma

l!!as non es! ratio vonsequcn.r condilionem formae adaequa!ue. fluec conelusi0 posi!a

es! con!ra quorundam opinioncm, qui dizerun!‚ quod sicu! maleriali!as dici!ur a

ma!eria‚ sie formali!as dicilur a forma, e! per consequens, siou! es! una forma ve!

plures formae‚ i!u es! una formalilas ve! plures formali!a!es‚ ende apud is!os ponere

plures fornm!i!ales sine p!uribus formis erat con!mdicti0; e! idco apnd eo: forma—

lila!es cufl8equeban!ur condilionem forma: adaequa!ae. Cuius oppositum....probatur

sie: Sinn! se habe! essenliale ad essen!iam, i!a se habe! formale ad formam; sed cum

uni!a!e essealiae s!o! pluralilas rationum es:enlialiam; igi!ur cum uni!ale formae sla!

formalila!um pluralitas.

533) Ebend.: Forma accipi!ur quadrup!iciler: uno nwdu pro perfec!ioae‚ quae

es! per: rei substan!ialis, seoando modo pro perfec!ionc‚ quae nun es! pars rei

substan!ialis‚ :ed acciden!ali.<‚ !cr!io modo pro perfec!ione, quae cousequi!ur

!olam na!uram‚ e! ‚sie risibiii!as po!es! die! forma hominis, .. quar!o modo

pro ratione diffinitiua seu qniddi!aliua..._‚ E! is!is !ribus modis (d. h. in den ersten

drei Bedeutungen) arupicndo „formaliler“ !an!um vale!‚ quan!um„realiler“‚ ....!umen

uon e conv2rso I“ormalilas mm es! ralio diffini!iva rei udaequale.‚... Forma—

li!a: es! quiddilas uniuscuiusque rei, sive ipsmn si! diffinibile sive nun.

534) Ebd. f. 22 r. A: mealilates saut in quadruplivi diflerenlia‚ quia quaedam

specialissima, u! humanilas e! asiaei!as‚ secundae saut suballernae‚ u! animali!as‚

!er!iae um! generalissimae, u! formalilas qualilalis e! quanlilalis‚ qnar!ae sah!

!ranscenden!es‚ u! en!i!ar‚ uni!as‚ veritas, boni!as.

535) f. 22 r. B: Modus in!rinsecus es! ille, qai advem'ens ulieui formae seu

quiddi!ati mm varia! eins formalem rationem..„.. Sciendum, quod novem ‚um!

gutem modon in!rinsecorum‚ videlice! fini!um e! infini!um, arlus e! polen!!a‚ ne

ressarium e! ton!ingens‚ exis!enifa‚ realilas‘ e! haecceitas.

PRANTL, Gesch. III. 19

290 XlX. Franciscus Mayron.

nehmen haecceitas‚ existenlia, realitas‚ welche hierauf in ziemlich nichts

sagender Weise definirt werden, eine hervorragende Stelle ein 53“). In

soferne aber hiebei der Modus von der Quiddität selbst oder ein Modus

von einem anderen oder an Einem Ding zwei entgegengesetzte Modi oder

Ein Modus an zwei Dingen unterschieden werden kann, findet schon hier

die „distinctio“ eine vierfache Verwendung“’“). Und so beginnt nun die

Erörterung über distinctio selbst, bei welcher stets ihr Gegensatz, d. h.

identitas, in Sicht bleibt. Als das Wesentliche der Distinction wird eine

gewisse Bezugsetzung (respectus) bezeichnet, welche stets auf ein Ver

hältniss der Ungleichheit — disquiparantia. —— gerichtet sei538), und

indem nun sieben Arten einer solchen Distinction, welcher ebensoviele

ldentitüten entsprechen, zu unterscheiden seien 53"), werden dieselben

hierauf einzeln besprochen, nemlich: ratione“°)‚ e.z natura rei E‘“), for

maliter‚ wobei definitiv, divisio, descriptio, demonstratio, und selbst die

byzantinische reduplicatio (s.Abschn. XVll, Anm. 262) als Mittel dienen”“)‚

536) f. 22 v. B: Haecccitas m'hit aliud est, nisi quidam madus intrinsecus, qui

immcdiate contraha'! et prima quidditatem ad esse, e! nominatur difl'ercntia in

diriduuhs (f. 23 r. A) Haecceitas adveniens natura: speci/ioae faci! cum hoc er!

individuum . . . . .. Existentia m'hil aliud es!‚ nisi ittud esse, mediante qno quidditas

existit. Realitas es! quidam modus inlrinsecus‚ medianle quo rratitantur omnm.

quae snn! in aliquo.

537) f. 23 r. A: Ouadruptea: es! distinctio in ista's modis intn'nsecis. Prima

ext, qua modus dislinguilur a quiddilate, cm'us es! modus Secunda esl‚ qum!

und: modus disparalus dis!ingnitur ab alio modo disparate..... Terlia distinrtiu es!

modorum oppositorum, u! [initi e! infiniti...‚. Ouarla es! di!0rltflt modorum eiusdem

ordinis‚ „n'en! Merceitas Socratis et haecceilas Platonis.

538) f. 23 r. ß: Dislinctio non es! quid absolutum, (v. A) Respectus‚ quem dicit distinc!io‚ es! intn'nsecus adsvecdm'qrunist.t .re‚ s.pc. c.livRuems.pectus

distinotionis es! respectus disquiparantiae, quia respcctus aequiparantiae (vgl. Anm.

485) nunquam habe! extreme nisi um'us ratiom's.

539) l‘. 23 v. B: Modi distinctionum sunt septem‚ qunm'am, quac distinguunlur‚

au! distinguuntur ratione, an! ca: natura rot, au! distinctione fommli, au! reali, au!

Sesusne!ntisaelip‚temau!moddi!sliincdteinotnietalsuem,!otids. shu.ln‘deicteiven,emalui!chdeinslinsciteiboenne sAortleont‚is woibeiecjteivnee der

diatinclio.

540) Ebend.: D!stinguuntur ratione, quae dis!ingnuntur per ac!um cottah'vum

vel comparativum intelleclus‚ „Socrates es! Senates“, Socrales positus in sub

s'ecto dislinguitur a Socrate positn in praedicato sota ratiane.

541) f. 24 r. A; Distinguuntur ex natura rei itla‚ quae haben! esse prar-ler

opus intellevtus; et sie dista'nguuutur totum c! partes, eflectus et causa, superius

e! in/erius‚

542) l'. 24 r. B: Dislingnuntur formaliter illa‚ quorum praedicata nun pommtar

in zudem diffinitione, sed in diversis, u! honm c! minus lila sun! idrm [or

malitcr‚ quae de so invicem praedicunlur„„.. Investigatur distinctio fonna!is qua

tuor modis, so. dif/initione, divisionr, desrriptionc‚ demonstralicmc...„ Di/finilione.

quia itta‚ quae sie so habent, quod unum non penilur in diffim'tione atlerius nec

es! sua diffinitio, formaliter distinguuntur. Divisionr‚ quando ah'qut'd commune

dividitur per di/fevcntias oppositas, omne conten!um sah uno membro distinguitar

[ormatt'ter ab omni conlenlo sah alio‚.... Desm'ptiu constut ex genere e! difl’erenlia

et propria passione, sed quer haben! distinctas proprias passiones, haben! distinctas

descripliones..... Demonstration, quaudocunquc aliquid es! dcntonstr_ubile de mm.

quod nun de reliquo‚ Ialia t'listinguurltur formalilcr, cum denwnstrationcs rarienlnr

per modia Alio modo polcst invesligari per reduplicationem, zum: redupliculio

dicil causum formalem‚ arguendo sie: homo, iuquanlum Itomo, es! animal.

XlX. Franciscus Mayron. 291

dann reali!er“*), essentiali!er5“)‚ se !o!is subieetive 545), und se

totis obiective 546). Nachdem sodann mehrere Zweitheilungen der Dinge

in bunter Verwirrung mit einigen Bestandtheilen des Organons in Ver

bindung gebracht werden 547), und namentlich die für das Particuläre

dienenden synonymen Ausdrücke .‚particulare‚ singulare, natura, sub

sistentia, substanlia, hypostasis, res naturae, suppositum‚ persoua“ ihre

specielle Besprechung finden548), wird als Resultat des Ganzen zusammen

gefasst, wie es zwei Arten der distinrtio formal-n'a, desgleichen zwei

Arten der identi!as formalis, und ebenso zwei Arten der distinctio realis

gehe, sowie dass bei reeller und essentieller Identität eben eine formelle

Distinetion stattfinde und hierin die formalilas ihre eigentliche Auf

gabe habe 549).

543) f. 24 v. B: lila disiinguuulur rcaiiler‚ quorum exlrema dis!incla sun! res

posi!ivae‚ iia quod unum de al!ero 110n praediea!ur abstraeiive‚ quorum existeniiu

unius poies! esse sine existenlia allerius Nolanler dieo „cuius erlrrma distinela

sunl res positivae“ ad removendum enlia ra!ionis‚ inler quae non poni!ur distinctio

realis.

544) l'. 25 r. B: lila disiinguuniur essenlialiler‚ quae per aliquam potentiam

possun! esse separala, u! materia e! forma, aceidens e! subieclum‚ vel quando uaum

mm dapende! ab alio‚ e! quaado unum es! natura prius alio.

545) i. 25 v.- B: lila dis!inguuuiur se tu!is subiectire, quae in nuiia realiiale

quidditalive conecniun! quoad unum modum diceudi. E! illa dieunlur esse idem se

Io!is subiee!ive‚ quae quiddiia!ive convem'unt in aiiqua reaiila!e po!enliali e! eon!ralii

bili per reaiiiaiem difl'crenliae.

546) Ebend.: lila distinguunlur se !0iis ain'eeliue, de quibus mm polesl prac—

dicari aiiquod praedieaium quiddi!aliue, sivc iiiud dica! reaiitalem po!eniiaiem siee

non. lila vero sun! idem obiec!ive‚ de quibus poies! praedicari !aie praedieatum

quiddi!atire.

547) f. 26 r. B: De numero rerum quaedam dicunlur universales, quaerlam par

!icuiares, e! is!a divisio Imbe!ur prima Perihermenias . Ouaedam dicuniur sim—

pliciler e! quaedam secundumquid . . . . .. Ouaedam saut primae in!entionis e! quaedam

secundae, e! isla dirisio habelur in Praedieameniis e! coincidx'! cum duabus

primis .... .. Ouaerlam saut hoc aliquid, e! quaedam quale quid‚ et coincidi! cum

duahus pn'mis, quia hoc aiiquid idem es! quod singularc.

548) Ebend.: Ouaedam nolanda saut, quibus da!ur intelligi, quud par!ieularia

exeiurlun! de se universale, si sumaiur proprie; sed di/ferenler‚ so. individuum‚ hoc

aiiquid, partieuiare, singulare, natura, subsistenlia‚ subs!aniia, hyposiasis‚ res naturae,

supposi!um‚ persona Individuum sumi!ur ab indivisibiiiiate..... Aliqaid sumi!ur

a delerminalione . . . . ‚. l’arliculare diciiur parlil1ilc, unde die“ aliquam pariem na—

!urae ..... Singulare diei!ur a soiiludine (v. A) Existen!ia dicil arlum essendl'.

Subslunlia dicüur quasi sub alii: s!ans‚ sicut aceirienlibus...„ Hypos!asis idem

es! quod substantia lies ua!urae diri!ur pariicipans naturam Suppositum

idem omm'no signifieat‚ quod res naturae . . . . .. Persona es! idem, quod individuam

subsislens‚

549) f. 26 v‚ B: Aiiqua esse dislincla formaiiicr, con!ingi! duplieilcr. Uno modn‚

qnod unum nun es! di/finilio nee pars di/‘finilionis alterius; .....SECWdO Mode,

‚. quod mm haben! candem reaii!alem, sun! iamen aliquo modu idcm aliqua iden

!iiate singulari Aliqua pnssun! esse {dem formalilcr duobus modis: uno modo

es: eo, quod aiiquam reaiilalem universalen: haben! seeundum quid e! aiiquam seeun

du!» quule quid; . ..‚. alle modo ex eo, quod unum poaitur in di/‘fiuilione allerius.

Aiiqua possuni esse duplieiter dis!inc!a realiler, so. uno modo, sieu! res e! res,

e! sie distinguuniur proprie reaii!er; alio modo ex nalura rei, e! sie es! distinclio

realis improprie ‚ . . . .. llia‚ quae dis!inguunlur formali!er‚ dis!iuguunlur realiier

distinelioue improprie die!a . . . . .. lila, quae samt eadem formaliier‚ sun! dis!incla

reali!er‚ e! inleiligo de ideniitate formali proprie dic!a Cum dislinc!ione formaii

s!a! iden!üas realis et essentiaiis, et sie sumi!ur -formaii!as proprie loquendo. Diese

19'

292 XIX. Durand v. Pourqain.

‚——„.

Wie wenig aber es dem wahren Thathestande entspreche, die Autoren

jener Zeit kurzweg in Thomisten und Scotisteu zu gruppiren, zeigt sich

deutlich schon an demlDominikaner Durand von Pourt;ain (gest. i. J.

1332), welcher in seinem Commentare zum Sententiarius“°) so ziemlich

seine eigenen Wege geht und bald sich weit von Thomas entfernt, bald

den Scolus entschieden bekämpft, und dennoch in anderen Beziehungen

an beide Richtungen anknüpft. Als Gegenstand der Logik gilt ihm ens

ratiom's (vgl. bei Herveus, Anm. 395), insofern dasselbe aus dem acta:

rationis unter einer Namensbezeichnung hervorgeht und so zum Ausdrucke

der Vorstellung (obiective) wird, denn gegenständlich (sabiectine) sei das

ans ratiom‘s ebensowenig in der Seele, als man es etwa für ein Nichts

halten dürfe; und was dann in solchem ens ratiom‘s den objectiven

Dingen durch die Thätigkeit des Intellcctus, sei es in einfachem Erfassen

oder im Zusammensetzen oder im discursiven Vergleichen (s. ebenfalls bei

llerveus, Anm. 398) zukommt, bilde die Hauptgruppen der Logik 551).

Der menschliche lntellectus aber sei (im Vergleiche mit der nur auf Sin

guläres gerichteten Sinneswalu'rßhmung) das Organ zur Erkenntniss sowohl

des Einzelnen als auch des Allgemeinen, und hierin gleichsam nur graduell

verschieden vom Denken Gottes 552). Indem aber so Dttrand (mit Augu

stinus) die höchste Stufe des lntelligiblen in den „ldeen“ Gottes er

kennt 553), folgt er dennoch dem allgemeinen antiplatonischen Zuge

letzteren Grundsätze sind es auch, welche in der oben (Anm.85) erwähnten Schrift

eines Scotisteu „Oaaeslionrs misvetlaneac de forma!ilatibas“ lediglich als allgemein

gültig vorausgesetzt werden und in solcher Weise ihre unablässige Anwendung auf

das Trinitäts-Gezänke und andere theologische Fragen finden.

550) Du. Burundi a Samto l'ortiano in Sententias thcot. P. Lombardi cmnmen

tarioram tibri qaataor. Antverpiae 1576. tol.

551) l, Dis!.19‚ qa. 5, 7, f. 66 r. A: Ens ratioflis non es! aliad, qaam denu

minalio obiecli ab acta ratiunis secandam ca, qaac altribaantar rei solam, at cogm'ta

ext, v. g. „esse universale, esse genus“ dioantar esse enlia rationis‚ qaia !alia dieantar

de rc tantam‚ a1 es! obicctivc cagm'ta; ita qaod ens rationis non es! penitus ailu'l,

nco dicilar ens rationis‚ qaia xi! in anima sabicctive. Ebend. 6, ll, f. 66 v. B:

Sical dislinyaimas triplioem aclam intelligendi, so. simplicem, componentem e! discur

sivam‚ sie saut enlia ratiom's in triplici difl’erentia‚ qaia qaaedam convenian! rei,

prou! es! cogaita per intcltcrlam simpliccm, sica! universale, genas e! species. Quar—

dam coaaenian! rei, at es! intellccta per intelleclam eaantiativam vomponcntem e!

dividentem..... Alia vero coaseqaanlar res‚ prout saut abicctive in intellecta discar

swo, sinnt aalecedens et conseqaens, syllogismas, enlhymrma e! similia. De quilms

omm'bas tanqaam de cn!ibus rationis cansidera! logicas. Man hüte sich. auf obiges

Wort „dcnominatia“ ein allzu einseitiges Gewicht zu legen; denn Nominalist ist

Durand, wie sich zeigen wird‚ durchaus nicht, wenn er auch einen entschiedenen

lutelleclualismus vertritt; dass die Begrill‘e nicht ausserbalb der Worlform existiren,

hatte ja z. B. auch Scotus anerkannt.

552) l, Bist. 35, qa. 3, 16. f. 96 r. B: In noln's cagnitio sensitive es! solam

singalariam e! hallo modo aniver:alium‚ cogni!io aalem intellectiva tanqaam per

feclinr es! tam singalariam quam anivsrsaliam; e! malte magis cogm'lio intellectiva

dei propler saam pcrfeclionem es! aon solam aniversaliam, sed etiam singalariam,

qaia cognitio dei inctadit per/cctionem amniam. S. Abschn. XVll, Anm. 517.

553) I. Bist. 36. qa. 3, 7. f. 98 r. A: Ideae saut in den, r! propriissime saut

in eo, qaod....‚ omne agcns per inlelleclam habe! penes se rationem rei fiendae,

qaam cognoxci! c! ia.zta quam exemplaritcr rcm produrit, scd deas prodacit rcs

per in!rlleclum et arlem‚ ..‚.crgo den: habe! pener se ratioaes rrram‚ qaas cognoscit

e! iu:rta qaas res prodacil‚ has aatem vocamus ideas. Die hierauf folgende langen

Erörterung schliesst sich hauptsächlich an Augustin an.

XIX. Durand v. Ponrqain. 293

seiner Zeit und bezeichnet die Ideenlehre als verfehlt“‘); hingegen

will er auch nicht unbedingt von Aristoteles sich ins Schlepptau nehmen

lassen 555).

Das esse intentionale als Erzeugniss der subjectiven Denkthätigkeit

bildet einen Gegensatz gegen das esse reatei‘5"), welch letzteres bald als

individuum bald als suppositum bald als persona (vgl. Anm. 548) auf

tritt557). Aber insoweit Bezeichnung waltet, ist es nach beiden Seiten

hin stets Ein und das nemliche Objert, welches bezeichnet wird, und nur

die Art und Weise der Bezeichnung ist verschieden, indem sie den (seit

Scotus eingebürgerten, s. Anm. 128) Gegensatz des Concreten und des

Abstraelen zu Tag treten lässt““). Und so wird nun in der That der

thomistische Begrill‘ des abstrahere (Abschn. XVll, Anm. 493) für Durand

der entscheidende. Nemlich das Universale sei bei Leibe nicht der erste

vorgestellte Gegenstand des Denkens, noch gehe es ihm vorher, sondern

indem die denkende Betrachtung von den individuellen Momenten abs

trahireu muss, sei der Ausgangspunkt das Singuläre und erst der Ziel

punkt des Weges das Universale“”). Das Erzeugniss dieses Vorganges

erhalte dann seine Namensbezeiehnung als Universale, und diese Thätigkeit

des intellectus abstrahens genüge überhaupt zur Erklärung-(s. Herveus,

Anm. 408); denn, sowie es spasshal‘t (frivolum) sei, von einer „univer

satilas“ in den Dingen zu reden, da dieselben nur als singuläre existiren

554) II, Bist. 3, qu. 2, 19, I”. 137 r. B: Plato erravlt, si' inletlexil, [armes

separalas esse universales prardicatione, praeter errorem‚ qui est in ponendo, ca:

separates esse a robus.

555) l, Bist. 3, qa. 5, 29, l‘. 28 r. A: De intentione Aristotelis diceadurn, quod,

quidquid ipse inlenderit, de hoc non est laaturn curamlum, sicut de veritale.

556) II, Bist. 13, qu. 2, 6, f. 155 r. B: Esse intealionale potest dupliciler accipi.

Una modo praul dislingaitur conlra esse reale, et sie dicuntar haben esse inlenlio

aal: illa, qaae aon sunl nisi per operationem inlcllcclus, sicut genus et species et

logicae inlenliones, et isle est proprius modas accipiendi‘ inlentionem Alte modo

dicilur aliquid haben! esse intenlionale large, qaia habel esse dcbilc. ’

557) ll, Bist. 3, qu. 2, 5, f. 136 v. A: Individuum, suppositam et persana

aliquo modo saut iriem et aliquo modo di/Terunt. Ouaelibet enim natura singularis,

in qaocunquc genere sät, polest dici individua; sapposilum aulcrn non dicitur uisi

natura singularis in praedicamenlo substanliae, am: qnaecunque talis, scd solum

romplela; persona dicitar illud idrm .in natura inlellectuali solum. Ergo omnis per

sona est suppositum, et omne sappositum esl indiaidunm, sed neu vice versa. Vgl.

III, Bist. 1, qu. 1,17, 1. 211 r. A. '

558) l, Bist. 34, qu. l, 15, f. 92 r. B: Suppositum et natura, h. e, sonorelum

et abstractum‚ sive aceepta in universali ul homo et humanitas, sie: in singulari ut

hie hamo vel haec humanilas, non imporlant aliud de principali significalo, sed idem

penitus, ex modo tarnen signifieandi rappositum scu concretum aliquid connolat‚ qaod

nun connolat natura Abstractum min: signifiaat naturam securldum se absquc

habiluriine ad aliquid et ideo es: suo moda significandi nihil coanotal praeter na

taram, convrelum autem significal per modum habentis naturam ul „homo habens

hamanilatem“.

559) l, Bist. 3, qu. 5, 28, 1. 28 r. A: Universale, i. c. ratio aal intenllo uni

versalitalis aal res sah inlentione universalitalis non est primam obievtum intelleclus

nec praeexislit inlellectioni, sed est aliquid formalum per operatianem intelligendi,

per quam res secundum consideralianem abstrahilur a condilionibas individuantibus,

in qaa operatione intallectus abstrahens habet pro termino a quo singularia. a quilms

abstrahit, et pro termino ad quem lpsum universale abstractum; et quia terminus a

qao praecedit lerminum ad qmm, ideo consideratio singularium praeccdit universale

abstractum ab ipsis.

294 XlX. Durand v. Poureain.

‚ (s. Anm. 400 f.), so bedürfe man auch weder einer species intelligibilis

m noch eines besonderen intellectus agens 560); die erstere nemlich sei

ebenso überflüssig (— hiemit entfernt er sieh von Herveus ———)‚ als eine

eigene species sensibilis für die Sinneswahrnehmung, und der lntellectus

empfange eben seine Vorstellungs-Gegenslände von der vorausgehenden

t niedrigeren Potenz, d. h. von den Sinnen m ‘); und desgleichen sei ein

1 intellectus agens nicht nothwendigcr als ein sensus agens, welcher noch

von Niemandem statuirt worden sei, ja im Gegenlheile die abstrahirende

Betrachtung empfange ja passiv die Ohjecte ihres 'l‘huns, und in solchem

{Sinne müsse man eher von einem intellectus pass-ibitis sprechen 562).

Indem aber die Denkoperation bis zur Erkennlniss des Wesens (esse

essentiae im Gegensalze gegen esse exislentiae, s. Anm. 135) vordringt,

kann Durand auch darauf hinweisen, dass hiemit die Stufe einer Unab

hängigkeit des begrifflichen Denkens von der euipirisrheu Existenz der

Ohjecle erreicht sci-mam Aber dass im lnlelleelus Alles nur vorstellungs

560) ll, Disl. 3, qu. 7, 6‚ f. 140 r. B: Primum cognitum ab intellectu non est

universale, sed singulare .. Polentia enim per suum actum non facit suum obiectum.

sed supponil, sicu! visus quoad actum videndi praesupponit coloran Sed universale

vel conditio universalis nan praecedit actum intelligendi. imo fil per actum intelligendi

eo modoy quo polest sibi competere fieri; esse enim universale non est aliud, quam

esse intellectum absque conditionibus singularitatis et individuutionis i!a‚ quod esse

universale est sola denominalio obiecli ab actu sic intelligendt .. Si dicatum quod

. . . . .. intellectus agens facit unioersalitalem in rebus‚ non vom, quia lictitium

esta intellectum agentem ponere, el fricolum ext, dicere1 quod universalitas (man be

achtev dass „universalilas“‚ nicht aber „universale“ gesagt ist, denn dass eine gült

liche ldee im Singulären verwirklicht werde, verneinle Durand wahrlich nicht) nat

in rebus, quia universalitas non potest esse in relms, sed solum singularitas..... E!

si dicatum quod intellectus agens non facit universale nisi quia cum phantasmate

causat speciem in intellectxu .....non valety quia nulla species est in intellectu.

quae repraesentat ei suum abiectum 12, f. 140 v. A: Universale es! unum per

abstraetionem a multis et d! multis, de quibus dicilur, et in hac abstractione singu

luria, a quibus fi! abstram'o, habent rationem quasi termini a quo et universale

rationem termini ad quem; sed terminus a quo praeeedit terminum ad quem; ergo

intellectus abstrahens prius intelligit singularia1 quam universale.

sen ll, Disl. 3, qu. 6, 10, f. 139 v. A: Non est Species enim coloris existens in oculo nullo modo videptounrerneecspveicdieermi ipnotessetnsaub ipsov

sicut quilibet erpcritun ltem tatis species si duceret in cognitionem allerius, hoc

faceret ratione similitudinisy unde communiter vocatur similitudov et sic haberet ratio

nem imaginis; imago autem ducens in cognitionem illiusy cuius est imugos est primo

cognituml quod non potest dici dc tali specie Ouod autem in intellectu nostro

non sit ponere speciem lalem, patet per eandem rationem . Sed sensus et intel

lectus in nobis sunt potentiae ordinataeg ergo per solum actum prioris potentiae.

i. e. sensus, praesenlulur sufficienter intellectui suum abiectum nec oportet ponere

aliquam speciem

562) l, Bist. 3, qu. 5, 26, f. 27 r. B: Sicut non ponitur sensus agens, qui cum

abiecto causet actum sentiendif sic non oportet ponere intellectum agentcm ad hoev

ut cum phantasmate moveat intellectum possibilem ad actum intelligendi cum

intellectus agens non agat in phantasmata aliquid imprimendo vel aliquid abstrahendo

neque secundum rem neque secundum rationenu nec agat in intellectum posstbilem

nec sine phantasmote nec cum phantasmote. videtuu quod non debeat ipsum ponere,

„v nec Augustinus unquam posuit ipsum . . . . .. Abslrahere universale a singutaribus

non est operatio intellectus agentisy . ...quia talis abstractio est solum secundum

considerationemg et ideo opus illius potentiae es!‚ cuius est considerate quod non

convertit intellectui agenlil sed possibili.

563) l, Ilisl. 35, qu. 3, 11, f. 95 v. B: Sicut res potest intelligi quantum ad

x1x. Durand v. Pourcaiu. i 295

weise (obiectz've) vor sich gehe, wiederholt er auf das deutlichste in

seinen Bemerkungen über die Wahrheit (vgl. bei lierveus, Anm. 397),

wobei er gegen Jene polemisirt, welche von einer gegenständlichen (sub

iectire) Richtung im lntellectns sprechen 5M).

Mit besonderer Vorliebe aber erörtert er die Frage über das Princip

der lndividuation. Wolle man dasselbe in der Materie finden, so weist

Durand in ähnlicher Weise wie Hervcus (Anm. 414) darauf hin, dass

ebensosehr es auch der Form zukomme, in Einem Individuum zu sein,

und es ihr in gleichem Grade wie der Materie widerspreche, in mehreren

zu seiu, und umgekehrt auch die Materie mehreren einwelme und von

mehreren ausgesagt werde 56“’)‚ ja dass —— ausser dem die Angelologie

hetretl'enden Bedenken — die Materie sogar in höherem Grade etwas

Gemeinsames sei, als die Form, indem Ein und dieselbe Materie selbst

zeitlich nacheinander in mehreren Individuen aum-ete 566). Ferner die

Annahme, dass die Quantität Princip der Individualisirung sei, zeige sich

darum als unhaltbar, weil» das quantitative Auflreten der Dinge nur die

Folge einer bereits stattgehabtcn lndividnation seii’m). Und da nun

esse existentium ita potest intelligi quantum ad esse essentiaeg sed ad hoc, qnod

res intelligatur quantum ad esse essentiaey non requiritun quod res habeat actu illud

esse; possum enim formare conceptam de rosa, quae nullum esse essentiae habet actu.

564) l, Dist. 19, qu. 5, 8, l. 66 r. A: Sicut communiter dicitur. veritas est con

formitas vel adaequatio intellectus ad rem. Oaaliler autem hoc sit intelligendum

advertendum est, quod non est intelligendum de conformatione intellectus et rei se

cundum illud, quod sunt essentiatiten cum res extra sit corpus, intellectus

autem non Reste! ergo, quod talis conformitas attendatur secandum aliquida

quod est in intellectu subiective vel obiective. E! dicunt aliqui, quod..... attenditur

secundum id, quod es! subiective in intellectul quod est species rei, quae est simi

litudo eias, vel secundum negantes species ipse es! actus intelligendil qui est etiam

similitudo rei. Sed istud non videtur verum..... (B) ita oan/ormitas, in qua con

sistit veritasi uttenditnr secundum ide quod habet se ad intellectum obiective, e! non

subiectivin Est enim veritas eonformitas eiusdem ad se ipsum secundum aliud et

aliud esse, so. esse intellectum et esse reale,- .... .. relatio eiusdem ad se ipsum

secundum esse apprehensum et secundum esse roole .. (v. A) veritas est con/omii

tas rerum, ut intellectae sunt, ad se ipsas, u! existunt . . . . .. (6, l'. 66 v. B) veritas

est in intellectu obiectivej non quidem sicut abiectum cognitum principalitery sed

ut quidam modus conveniens rei soluml ut est cognita. Vgl. Il, Dist. 37, qu. l, 7,

f. 139 v. A.

565) Il, DisL 3, qu. 2, 6, f. 136 v. A: Prima est (so. opim'o), quod materia

est primum et per se principium individuativnis in habentibus materiam Esse

autem in pluribus per realem identitatem et dici de pluribus per praedicationem essen

tialem est de ratione universalia sic enim universale es! unum in multisg et per

oppositum individuam vel singulare est in uno solo et dicitur de uno solo. Isto

autem modo non plus convenit materiae esse in uno solo, nec plus repugnat ei esse

in pluribus et dici de pluribas, quam formae; . . . . .. etiam materia dicitur de hac et

de illa et est in illis per modum. quo universale est in singularibus.

566) I, Dist. 35, qu. 3, 5, f. 95 v. A: ind materia est principium individua

tiom's, a forma autem sumitur rutio universalitatisl valde dubium est, quia maior

communitas videtur esse in materia, quam in forma . . . . .. Item eadem materia est

successive in diversis individuis, forma autem non, propter quod minus videntur in

dividua distingui per materiaml quam per formam, et per consequens minus ton

stitui in esse individuo, quia per idem videtur unumquodque constitui in se et ab

alio distingui..... item non omnia singularia habent maleriam, sicut angeli, ergo ez

materia vel eius productione non potest assignari generalis ratio.

567) ll, Disl. 3, qu. 2, 8, f. 136 v. B: Alia est opinio, quod in materiatibus

quantitas est principium individuationisl substantiae vero separatne se ipsis indivi

296 XIX. Durand v. Pourcain.

weder die Materie als ein bloss potenzielles Wesen der erschöpfende

Grund des Quantitativen sein könne, noch aber auch die Form, so werde

wohl die ergänzende Vereinigung von Materie und Form als Grund der

Quantität zu betrachten sein ( ein Gedanke, welcher uns sehr an Bona

ventura erinnert, s. Abschn. XVII, Anm. 553 -——)‚ wenn auch mit dem

Vorbehalte, dass einige Wesen nur durch die ihnen anklebende Passivität

(s. bei Ant. Andreas, ob. Anm. 476) bereits ihre lndividualisirung findenses).

Jedenfalls nemlich handle es sich um das Princip, in welchem zugleich

Quiddität und individuelles Auftreten begründet sei, und da nun zwischen

diesen beiden nur ein Unterschied im Denken bestehe, während sie sach

lich identisch sind (vgl. Anm. 560), sei es durchaus unnöthig, noch ein

anderweitiges Princip der lndividuation zu suchen, denn es genüge als

innerer Grund (intn'nsece, vgl. bei llerveus Anm. 416) ein Dieses-Sein

der Materie und ein Dieses-Sein der Form, wozu wohl ein äusserliches

Agens (z. B. in der Zeugung) hinzukommen könne, jedoch derartig, dass

dann das materielle Auftreten nur begleitweise (concomitative‚ vgl. ob.

Anm. 62) wirke 569). So genüge dann auch bezüglich der Engel, welche

sämmtlich unter Eine Species fallen (vgl. hingegen ob. Anm. 308), die

numeräre Wiederholbarkeit der Form 57 ).

duantur . . . . .. Haec autem positio deficit quia subiectum naturatiter prius est

accidentia sed compositum ex materia et forma subiectum quantitas sequitur substantiam iam individuam existenlem seceusntduqmuanotridtianteims; nalurae.

568) l, Disl. 8, qu. 4, 16, f. 40 r. A: Materia non est causa lotalis seu ratio

rlieeeleipntqiuviaturquaenrtgiot,atqiusod, cuqmuiamamtaetreiraia neosnt psuitratoptoatleisntiraatiion greenceirpeiensduibstqaunatnitaietateml

nec forma similiten de qua notum est, quaelibet harum est partialis

causa, quae sui unione ad constitutioni-m suppositi supplent vicem unius totalis

causae . . . . .. Nihilominus tamen nihil prohibel, materiam et aliquas formas substan

tiates ex alia causa esse quantas in composite, cz illa so. causa, quod

omnis forma substantialis sub anima est capax passionis.

569) II, bist. 3, qu. 3, 14, f. 137 r. A: bicendum ergo, quod nihil est princi

pium individualionis, nisi quod est principium naturae et quidditatis Natura

universalis et individua sunt idem secundum rcm, differunt autem secundum rationemy

quin, quod dicit species indeterminate, individuam dicit determinatep quae determi

natio et indetenninatio sunt secundum esse et intelligig universale enim est unum

solum secundum conceptuml singulare vero est unum secundum esse reale, nam sicut

actio intellectus facit universale. sic actio agentis naturalis terminatur ad singulare

Ergo eadem principia secundum rem et differentia solum secundum rationem sunt

quidditatis et individui Nihi! enim existit in re extra nisi individuam vel sin

gutare, ergo esse individuam non convenit alicui per aliquid sibi addituml sed per

illud, quod est. Per quid ergo est Socrates individunmP Per illud, per quod est

existens‘, et haec intrinsecae sunt haec materia et haec forma. and si quaeras.

per quid forma est hace, dico, quod per illud, per quod est in re extra, et hoc est

extrinsere agcns, materia autem concomitative idem dico de materia, nisi quod

sua individuatio plus dependet a forma, quam e conversa. Substantiae autem separater

nullo modo intrínseca individuanlur nisi se ipsis..... Cum natura communis diversis

individuis sit solum una secundum rationem et diversa secundum rem, non oportet

praeter naturam et principia naturae quaerere alia principia individai, sed cadem, ut

sunt existentie, sicut natura communis et individuam solum tii/ferunt ut coneepta ct

existens..... convenientia est solum secundum rationem, sicut et unilas naturae se

cundum speciem est Solum unitas rationis . . . . ‚. Forma per se ipsum intrinsece est

hace, et non per hoc, quod recipilur in materiav nisi concomitatn‘c.

570) Ebend. qu. 3, 7, f. 137 v. B: lii/ferentia secundum absolutam rationem

formae cst specified; difierenlia autem formae a forma, secundum quod haec et una

XIX. Durand v. Ponrqain. Walter Burleigh. 297

Steht hiemit Dnrand in dieser Frage ganz nahe an Scotus, so folgt

er hingegen völlig der thomislischen Lehre der um'tas formae""“)‚ da

die Eine Form zugleich Princip einer untergeordneten Mehrheit sein

könne“’"). Aber die intentio et remissio verlegt er wie Antonius An

dreas (Anm. 478) nur in die qualitativen Formen, und auch dort nur

auf Grundlage der Befähigung des Substrates 573).

Desgleichen begegnen wir in Walter Bnrleigh (gest. i. J. 1337),

über welchem bis jetzt in der Geschichte ein missliches Dunkel schwebte,

einem sehr eigenthümlichen Autor, indem derselbe, wie kein Anderer,

einen aristotelischen Coneeptualismus und einen realistischen Platonismus

gleichsam als zwei Theile der Philosophie dualistisch nebeneinander ver

tritt. Von seinen Schriften gehören hieher Empositio super artem vete

rem b“), ein Commentar zur zweiten Analytik“’“) und De inteneione et

remissione formarum 57ß); eine Monographie De neuem genefibus acci

sitze singularis, es! numeralis satum. Ouod in substantiis separatis man potest

esse differentia nisi sccundum absolutam rationem [ormae negandum es! . . . . .. 14, t“,

138 r. A: Nun ropugnat naturae angelieae, plurificart' sacnndum numerum in eadem

specie‚ quod . . . . .. am1|is natura, quae producitur ab ayente actiane iterabili‚ potest

plurificari secundum numerum; sed omm's ereata natura cst Imiusmodt', etiam sub

stantiae separatae.

571) ll‚ bist. 17, qu. 1,3, f. 159 v. B: Anima intellectiva um'tur corpori staut

forma..... Ant'ma est, qno vivimus, sentimus, mavemur et intelligimus. IV, Dist. 43,

qu. 2,15, f. 392 v. B; Unitas super entitatem addit indivisionem. Vgl. ebend. Bist.

44‚ qu. l, 10, 1'. 396 l’. A.

572) l, Bist. 2‚ qu. 2, 18. f. 24 r. B: Forma substantialis est immedia—

tum principt'um generationis seu introductt'onis /ormae in materiam . . . . .. I’otentia

animae nutritiva et generativa saut idem‚ quod essentia animae, nec obstat‚ quod

nutrire et generare saut plures actus, quia, cum Still sulmrdinati, possunt esse ab

eorlem principt'o. ‘

573) l‚ Dist.17‚ qu. 6, 8, f. 58 v. A: Gradus serundum magi: et minus nun

conveniunt farmi.s sitbslantialilms, sed tantum aecidentalibus, non quantitalibus, sed

qualitatibus, nun omnibus, sed istis, quae eonrernunt diversem haln‘tudinem sub—

iectorum et agentium. Ebend. qu. 7, 39, 1. 60 r. B: Forma intensa et remissa ae

quisitae per malum possuttt esse partes um'us farmac numero, et quae non est una

indivisibilitale, sed rantinuitate ‚warum partium, quae nun saut simul, sed suceessive

et una supervcniente alia desim't esse, et hoc moda signari possunt.

574) (Ohne Titelblatt) Praeclarissimi vin' Guallerii Burlei angh'ci super

artem vetercm Porphyrii et Aristotetis exposilia eine scriptum feliciter incipit. Venetiis

1485. fol. Da dieser äusserst seltene Druck bisher keinem Geschichtschreiber der

Philosophie zugänglich gewesen zu sein scheint, erklart es sich‚ dass man den

Burleigh entweder ganz überging oder schiefe und widersprechende Urtbeile (Tiede—

mnnn und Tennemann) über ihn fällte. Der 118 Blatter enthaltende Druck ist

zwar ursprünglich nicht peginirt, ich will jedoch zu etwaiger Controlle im Fol

genden die Foliatnr einschalten. Der Commentar super Porpllyrium fiillt f. 1—15,

jener super praedt'camenta f. 15—61. super :ex principia l'. 62—80. super periber

menias f. 80—118. Vgl. Anm. 356.

575) Zusammen gedruckt mit der obigen gleichnamigen Schrift des Robert

Cspito, s. Abschn. XVll, Anm. 334. Es ist jedoch für uns hier unnbtbig‚ näher

au! diesen Commentar einzugehen‚ da derselbe schlechterdings nur ein parnpbre—

sirendes Excerpt des aristotelischen Origineles ist, dessen einzelne Heuptstttze (d. h.

„conrluxiones“) Burleigh in derselben Weise wie Robert Cupito (ebend. Anm. 337)

sorgfältigst formulirt und auch numerirt.

576) Venetiis 1496. fol.

298 x1x. Walter Burleigh.

dentium scheint wenigstens nie gedruckt worden zu seinb'“), und ob er

den Vorsatz, De universalibus zu schreiben, wirklich ausgeführt habe,

wissen wir nicht‘“).

Was die Aufgabe der Logik betriflt, sohliesst auch er sich an eine

oft erwähnte Stelle Avicenna’s an, und indem der dortige Conceptualismus

auf die Begritl'e der prima und secunda intentio führt, aussert er sich

hierüber in einer weiscv welche völlig mit llerveus (Anm. 396 ff.) und

somit theilweise auch mit lturand (Anm. 551) übereinstimmt, ja es gilt

ihm ebenso wie dem Herveus (Anm. 399) ens rationis als identisch

mit im’m'o semttda; aber. während er mit Ausdrücken des Scotus

(Anm. 96) diese begriffliche Sphäre in die Mitte zwischen Objectivitat und

Sprachausdruck stellt, so dass die Logik weder de rebus noch de vocibus

sei, entschlüpft ihm doch wiederholt die Redewendung, welche uns ähn

lich schon einmal bei Pseudo-Thornas begegnet war (Anm. 289), dass die

„res secundae intenliunis", d. h. „res“ intentional genommen, der Ge

genstand der Logik sciens-dil Auch denkt er ähnlich wie Roger Baeo

(Absehn. XVII, Anm. 563) an eine natürlich angeborene Logik 58°) und

spricht mit den Scotistcn von einer logica docens und utens 581), sowie

er dem Scotus darin folgt, dass der Syllegismus die Hauptsache seiz‘s'l).

Indem er ferner nach dem uemliehen Vorbilde ein entschiedenes Gewicht

auf die significatio legt (vgl. Anm.l29 Il‘.) und in derselben die formelle

577) EIpas. in libr. phys. ArisL (s. Anm. 589): Alias rationes multas feci ad

hanc conclusionem in tractatu de novem generibus accidentium.

578) Ezp. s. art. vel. (f. 24 l‘. A): De ista tamen materia (d. b. das Verhältniss

von prima und secunda substantiaj plenius apparebit in tractatu de universalibus deo

eouccdente.

579) Ebd. (f. 1 v. A): videndum est, de quibus est logical utrum de rebus aut

de coneeptibus aut de vom'bus, et quid debet esse subiectum in logica. Et dicendum

secundum Avicennam, quod logica est de intentionibus secundis adiunctis primis

(Abschn. XVI, Anm. 74)‚.‚.. Sciendum estf quod intentiol secundum quod nunc lo

quimurl est idem quod conceptus reii et conceptus rei duplex est, se. primus et

secundusy o. g. possum habcre de homine unum conceptunu quo concipio humanum

naturam absolute, . . . . .. et conceptam quo concipio naturam humanam in ordine ad

illa, quae participant eandem naluram.. tfonceptus primus dicitur prima intentiav

conceptus secundus secunda intentio. l/nde prima intentio est conceptus immediate

abstractus a rebus, sed scrunda intentio est conceptus abstractus u couceptu primo

vel a conceptibus primis. Nomina enim rerum existentium extra animam sunt primae

intentionis. ut „homo“.....‚ srd conceptus abstracti ab istis signi/nantur per nomina

secundae inlenlionis, ut „genus. species, subiectum praedicatumu et huiusmodi ‚ . . . ..

Logica est de rebus secundae intentionis. ut sunt secundas inlentiouis, quia in logica

non determinatur de rebus nec de vocibus nisi per habitudtnrm ad intentiones secun

das . . . ‚ .. Non determinatur de vocibus in logica nisi inquantum signi/icant resi ut

eis insunt inteutiones seeundae . . . . ‚.u‘ve ens rationisy et non est aliud intelligendum

per ens rationis, quam res serundae intentionis. S. Anm. 586 u. 597 m

580) (f. 2 r. A) Si diciturl quod iltel qui primo invenit loyiram, arquisivit

hanc scientiam sine logica. sciendum quod logica potest habcri dupliciter,

sc. usualiter vel arti/icialiter . . . . .. Nulla scientia potest haberi artinciatiter absque

Iogioa, quia quicunque scit arti/idaliter aliquam conclusioneml seil, se scire illam.

581) (f. 107 r. B) vgl. Anm. 90 u. 452.

sem (f. 1 v. B) Si autem loquimur de primo subiecto in logica primitate prin

cipalitatisl sic dico, quod subiectum primum in logica est syllogismus demonstrata-ua

quia eius nolitia principaliter inquiritur in loyica. S. Anm. 93.

XIX. Walter Burleigh. 299

Seite der menschlichen Rede erblickt"“)‚ unterscheidet er nicht bloss

eine prima und secundu impositio (unter letzterer die grammatischen

Namen der Worte vorstehend), sondern theilt auch sehr eigenthümlich

das Gebiet der „alten“ Logik ein, indem es gewisse gemeinsame Worte

seien, unter welche in der lsagoge Begrill‘e, in den Kategorien Sachen,

und in der Lehre vom Urtheile Worte selbst subsumirt werden 584).

So sehr jedoch hiebei ein unverkeimbarer Conceptualismns festge

halten wird, welcher sogar von uominalistischen Logikern beilällig aufge

nommen werden könnte, so will Burleigh dennoch hierüber die realistische

Geltung der Universalien nicht bei Seite schieben. Ja er polemisirt un

ablässig gegen die „Modernen“, welche den objectiveu Bestand der Uni

versalien vernachlässigt hätten, d. h. wenn wir uns an die bei Thomisten

(s. Abschn. XVII, Anm. 362) und bei Scotisten (ob. Anm. 87) recipirte

Unterscheidung der realen und der sermocinalen Wissenschaften erinnern

und dabei bedenken, dass die Logik mit Einschluss der Universalienl‘rage

dem sermocinalen Gebiete zugewiesen wurde, so erblickte eben hierin

Burleigh eine Einseitigkeit, und während er bezüglich der Logik selbst

sich in Uebereinstinnnung mit den Vertretern der intentional-itas, also

mit Themisten, Seotisten, auch mit llerveus u. s. f.‚ befindet, bekämpft er

die Ausschliesslichkeit einer bloss logischen Geltung der Universalien und

theilt im Hinblicke auf Physik und Metaphysik mehr den Standpunkt jener

Scotisten und Halbseotisten (Richard Middleton, Alexander v. Alessandria,

Wilhelm Brite, Antonius Andreas, auch Johann v. landen, s. Anm. 230,

248, 258, 457, 426), welche das „causando“ und das „praedicando“

nebeneinanderstellten. Von Wichtigkeit aber ist dabei für uns insbeson

dere der Umstand, dass Burleigh in solcher Polemik stets den Ausdruck

„moderni“ gebraucht, denn es sind dieses die ältesten Stellen, in welchen

die Vertreter der sennocinalen oder rationalen Disciplinen (im Gegen

satze gegen die realen Wissenschaften) mit diesem Namen bezeichnet

werden 585). '

in solchem Sinne also ist es zu verstehen, wenn Burleigh den M0

dernen, gerade wie wenn dieselben die Realität der Universalien wirklich

bereits verneint hätten, die Behauptung entgegenstellt, dass die Univer

salitzn nicht _ausschliesslich in der Form von Begl‘ill6h und Worten in der

Seele seien, sondern auch ausserhalb der Seele bestehen und nur so ein

selbstständiges Dasein (d. h. nicht in subiecto) haben, sowie dass eben

derartige unabhängig von der Seele existirende Dinge („res“, vgl. Anm.

583) (f. 59 r. A) Von: estmaterialein proposilione protata et respeclu: ad signi

firatum per wurm es! formale in propositionc, et ideo, xi significala sunt et filmt

diverse, respeclus ad significata erunl diversi, et sie mm manch“ propositio eadem,

quantam ad xuum formale‚ quamvis maneal eadem, quanlum ad man: materiale.

584') (f. 2 r. A) In Iibro Porphyrii delernu'nalur de roct'bua commum‘bus solis

ronceplibus ponendo, quod universaliu. non haben! esse extra animam; et in Iibro

Prdetlicnmentorum determinalur de socihus commum'bus robus solis (hiezu Anm. 593)

et in It'bro Perihermenias de nocibur communibus soll‘s vocibus, u! de nomine

et werbe . . . . .. Nomina rerum sind nomina primae imposilionis et nomina vocum samt

nomina sccundac impositionia. Nomen primac imposilionis dieiditur in nomen prima:

intentionis et nomen scrundae inlenlionin; nomen primae intentionis es! comnmne

rebus, nennen secundae inlmtionis es! rommone ronceplibns.

585) S. Abschn. XX.

300 xix Walter Bnrleigh.

579) die Prädieate in den Urtheilen seien 5’56). D. h. indem er an die

ohjective Werkstätte der Natur denkt und so die traditionelle Drei

gliederung der Universalien stärker als Andere betont587)‚ weist er darauf

hin, dass die artmachenden Unterschiede jedenfalls in einem objectiven

Thathestande vorliegen, da im entgegengesetzten Falle die Dinge objectiv

sämmtlich einander gleich wären, ferner dass, wenn der Unterschied

zwischen Allgemeinem und Einzelnein nur in der subjectiven Auffassung.

läge (s. bei Durand, Anm. 558), der artmachende Unterschied und die

Form identisch wären, während man das reale Moment der Gestaltung der

Dinge und den suhjectiven llcgritl‘ von einander unterscheiden misse-sui

So isl es erklärlich. dass Burleigh gerade im Commentar zur Physik, d. h.

in einer realen Diseiplin, seine Polemik gegen jene Modernen übt, da,

wenn die Universalien lediglich Begriffe wären, selbst die obersten Gal

tungshegrill‘e einerseits unter die noch höhere Gattung der begrill‘liehen

Auffassung fielen, und andrerseits in ihrer Zahl von der Zahl der auf

fassenden Menschen abhingen, wohingegen die platonische Annahme richtig

sei, dass die von den Einzelndingen getrennt existirenden Universalien

durch den intellectus agens getrennt von aller Singularität erfasst werden

586) (f. 19 v. B) Apparent duo contraria dictis modernorum. Primum estf quod

universalia de genere substantiae sunt extra animanu quia illud. quod dicitur dc

subiecto et non est in subiecta est universale de genere substantiag sed omne ens

non existens in subiecto est extra animam, quia si esset in ultima, esset in subiectog

cum ergo substantia secunda non sit in subieclop sequiturl quod non est in nm'ma;

unde si nihil esset universale nisi vox rel conceptus sequeretury quod mane

universale esset in subiecto et per consequens nihil esset illnd, quod dicitur de sub

iecto et non est in subiecta Secundum contrarium modernis m, quod propositio

componitur ex rebus extra animam, nam i'd, quod dicitur de subiecto et non est in

subiecto. praedicatur in propositioney et illud est res extra animam. Ebenso f. 93 r. A.

Hiezn Anm. 599 lll

58'!) (f. 65 r. B) ouaedam sunt universalia, quae solummodo praedicantur de

singularibus factis a natura, et talia universalia solum fiun! a natura, et quae

dam fiun! a natura et ab arte..... omnis communitas est naturalis (s. Gilhert,

Abschn. XIV, Anm. 4615)....“ Universale est triplex secundum dominum Albertum

n. s. w. (s. Abschn. XVII, Anm. 379).

588) (f. 9v. B) Dicun! moderat. quod di/ferentiae non sunt nisi conceptus in

anima. quia si essent res extra animam, universalia haberent esse extra animam,

quod habent pro inconvenienti. Sed quid de hoc sit dicendum deliberare non in

tendog dico tarnen, qaod res extra animam distinguuntur per di/fcrentias suas et

non per solas conceptas, quia, si nullus conceptus esset, adhuc homo differret ab

asino per differentias suas. ltem conceptus in anima sunt accidentia (vgl. 0b. Anm.

102 n. Abschn. XVll, Anm. 392)‚ sed substantiae non distinguuntur ab invicem per

sola accidenüa, imo essentialiten Si quis velit poncre, quad differentiae non sunt

nisi cunceptusl ipse habet poncrc, quod quaelibet res extra animam habet distingui

per se ipsam a qualibet re extra animam, et non per aliquam di/ferentiam super

addilam, et sic habet ponerey quod res extra animam non distinguuntur ab invicem

realiter per di/fercntiasl sed solum conceptuatiter per di/ferentias seu per conceptus.

Ponentes vero, quod universalia non sunt extra animam alio a rebus singularibug et

ponentesi quod res extra animam non distinguuntur per din-erentias suas. habent

ponere, quod difl'erentiae mm sunt realiter nisi formae rernm; unde rationalitas

hominis est idem realiterl quod anima hominisl et haec rationalitas est idemy quod

haec anima. E! sic potest dici, quod res extra animam distinguuntur realiter per

formas suas et distinguuntur conceptualiler per conceptus suarum di/ferentiamni.

l. 93 r. B: Universale realiter est eli/ferens a singularibus conceptibusl a quibus

abstrahitur. Vgl. Anm. 591.

XIX. Walter Burleigh. 301

und so die ganze Quiddität des Individuums repräsentiren H"); denn der

Behauptung, dass überhaupt nur Individuen existiren (s. Anm. 400 I‘.,

560), stehe entgegen, dass die Absicht der von den denkenden Seelen

unabhängigen Werkstätte der Natur auf die Erhaltung der Species ge

richtet sei, welch letztere hieluit ausserhalb der Seele bestehe, und ein

Beweis hiefür liege auch im privatrechtlichen Verkehre, z. B. in der Sti

pulation, wo häufig nicht ein bestimmtes Einzeln-Individuum Gegenstand

des Versprechens sei590). Bezeichnend aber ist es, dass Burleigh aus

jener Annahme, dass lediglich Einzelnes existire, nur eine Vernichtung

der „Metaphysik“ folgert, weil die substanzielle Realität der Gattungen

und Arten, welche im Wesen (esse) allerdings nicht vom Singularen ge

trennt sind, eben völlig verschieden sei vim der subjectiven Auflassung

des Begrifl‘es, welcher gerade im Wesen vom Singulären getrennt ist, —

kurz weil Begrill'e nicht Substanzen sind 5‘“). Und der schlagendste

589) Ez‘pos. in libr. phys. Arist. (Vcncl. 1482. l0|., der Druck ist nicht pagi

nirt; was ich anzulühren habe, findet sich l. 5 u. 6): Si nihil sit universale nisi

eoneeptus, tunc genus generalissimum de genere substantiae crit conceptus in anima,

sed omnis conceptus in anima est in genere et Iiabet genus supra se; ergo genas

yeneralissimum haberet genus superoenicns Item "quitt", quod tot erunt genera

generalissima in genere substantiael quot sunt homines habentes notitiam illius ge

neris Genera et species dantur in responsione ad quaestionem quaerentem quid

est . . . . .. Specie: est composita ex cansis, sc. ex genere et difl’erenti'a, quae sunt

causae intrinsecac spociei....... Quando dicitur, quod intellectus facit universalita

tem in rebus, debet intelligil sicut l’lata posuit universalitatem in re extra animam,

quum Plato posuit universale existere per se scolrsirn a singulatibus, intellectus vero

agens facili universale intelligi per se seorsim absque hoc, quod eius singulare in

telligatur...... Ouanwis universale sit extra animam, tamen non est pars individui,

quia e/fectus particularis sunt causae particulares...... universale cst de quidditate

individui.

590) Ebend.: Uicun! isli, quod species nihil aliud est, quam quidam conceptus

simplex existens in anima, quia extra intellectum non est nisi singulare..... lpsis

oboiando arguo.. lllud, quod natura primo intenditl non est singulare, sed illud

est aliquid extra animam, ergo aliquid est extra animam, quod non est singulare....

bicunt im, quod natura intendi! primo rem singularemy alii vero dieunt, quod

natura non intendit hoc singalarc, puta Socratcm, inquantum huiusmodil sed inquan

tum homo. Sed illud non valet..... Illud, quod oppetitur appetitu naturali ad con

servandam individuam in esse, cst res extra animam . . . . . .. lllud est extra animam,

circa quod fiunt promissioncs et contractus reales, ut cmptio venditioy donatia, stipu

latio; sed contrarius non semper fiunl circa individua, ergo extra animam es! aliqua

res alia a natura individuali...... lstae tamen rationes non essent hic ponendaev

nisi quia quidam asserentes, se scire logicum supra omnes mortales, respondent

dicentesl quod sic dicendo „promittn tibi lwvem“ promitto tibi unam rem singularem

extra animam. Vgl. unten Anm. 798, 87.9, 885.

591) Exp. s. art. vet. (f. 23 r. B) Moderni dimm, quod nihil est substantia nisi

sinynlarc, e! probant, . .. .. quod gencra et species, quae dicuntur esse in prae

dicamento substantiam dicuntur substantiae secundae, tamen non substantiae in rei

eerilate, sed solam nominantur vel dicuntur substantiae secundae . . . . .. (v. A) Quasi-u,

an haec species homo sit eadem res omnino in Socrate et Platone, an alia et alia;

nan est dare, quod alia, quia tunc essent tot species quot sunt individua, quod

esset inconreniens.... .. universalia non sunt secundum esse separata a singularibus,

sed conceptus in anima sunt secundum esse separat! a singularisz existentibus extra

animaml ergo secundae substantiae, quae sunt universalia respectu primorum sub

stantiaruml non sunt conceptus in anima; nullus conceptus in anima est sub

stantia...... (B) Si-m'hil sit substantia nisi substantia singularis, sequitur, quod

nulla est scientia de substantia, et sic destrueretar metaphysica.

302 XIX. Walter Burleigh.

Beleg dafür, dass nach seiner Ansicht die Realität der Universalien einem

ganz anderen wissenschaftlichen Gebiete angehöre, liegt darin, dass er

gerade in der Logik es ausdrücklich ablehnt, auf diesen Punkt einzu

gehen 592), sowie hinwiederum es sehr erklärlich ist, wenn er die Kate

gorien gleichsam näher an die Metaphysik rückt, weil ja in derselben

(vgl. Anm. 584) von den realen Dingen als Trägern der intentionalen

Worte die Rede sei 593).

Das Kunststück, zugleich in der Metaphysik augustinischer Platoniker

und in der Logik nrabisch-aristotelischer Conceptualist zu sein, ist uns

allerdings in dem philosophisch kurzsichtigen Mittelalter längst nichts

Neues mehr; hingegen dass Burleigh in so crasser Weise einem solchen

unversöhnten Dualismus huldigte, hat man bisher noch nicht gewusst.

Auf Grundlage aber dieser Einsicht müssen wir nun bezüglich der Logik

in Kürze noch Einiges erwähnen, worin er wieder mit den so eben ge

tadelten „Modernen“ brüderlichst übereinstimmen muss, zumal da die

selben doch sämmtlich die Objeetivität des Seienden zugcslanden. Vor

Allem nemlich findet er, dass die Universalien, selbst wenn sie nur in

der Seele existiren, jedenfalls bloss vorstellungsweise (obiective) be

stehen 594), und mit einer überraschenden Wendung, welche uns an

Aegidius (Anm. 374) und an Mayron (Anm. 504) erinnert, sagt er, die

vorstellungsweise Existenz komme eben demjenigen zu, was weder in der

Seele noch ausser der Seele sei”“). Auch die üblichen Begriffe simili

lade und reflexiv wendet er an 596), womit zusammenhängt, dass er für

den Fall der objectiven Realität der Universalicn den Unterschied zwischen

prima und secunda intentio durch die Ausdrücke „primus conceptus“

und „secundarius conceptus" formulirt, jedoch immer wieder mit der

realistischen Wendung (vgl. Anm. 579 u. 586), wornach „res“ begriff

592) (f. 3 r. B) Dort formulirl er nur die sich ergebenden Fragen sowohl für

den Fall, dass die Universalien in intellecta, als auch für jenen, dass sie extra

animam seien, aber nicht mit einem Worte deutet er dabei seine eigene Ansicht

an. Und anderwärts sagt er (f. 9 v. B): Std quia ista quaestio mm portinel ad

togicam, circa eam non insisto hie.

593) (f. 16 r. A) Dicit Boetlu'us, quod in hoc libro inlentio 0st philosophi, de

primis rerum nominibus et de vocibus significanlibus res dispatare (s. Abschn. Xll,

Anm. 84) . . . . .. Alle est opim'o Aviccnnne et Avcrrois‚ quam credo ven'orcm, qnod

in hoc libro determinatur de rebas principalitrr et ex conseqnenti et scanndan'o de

vocibus; dicit em'm Anicrnrtd etc. (folgt die Stelle AbSt‘llfl. XVI, Anm. 83) . . . . ..

(B) Dico ergo, quod über praedirammtoram es! de rebus, senmdum quod eis insunt

intentt'one: secundae, so. intentio generis generalissimi et subalterm' et intenlio speciri

et sie de aliis. Ebenso f. 19 r. B, u. 21 r. A.

594) (f. 59 r. B) Licet universale nun haben! esse existere extra animam, sith

dicunt moderni, tarnen nun es! duln'um‚ quin secundum omncs universale hahcat esse

obiectlre in intellectu‚ potesl em'm intellectu: intelligerc Ieoncm in universell non in

telligendo istum leanem.

595) (f. 52 v. A) 0aae nequc existunt in anima ncque extra animam et intelli

gantur ab anima, dicuntur hahere esse obiectivum in anima et nallam alind esse.

596) (f. 81 r. A) Passio animac accipitur pro disposi'tione intelleetas, sr.

pro similitudine rei in intellectu repraesenlanle rem extra animam; nam res

extra per pries intelligx'tur. quam pussio, quae ext in anima, quia res extra in

telligitur directe et passiv animae indirectc per reflexionem. S. Abschn. XVII, Anm.

398 u. 500.

x1x. Walter Burleigli. sos

lich erfasst und „r'es“ durch Species bezeichnet wird 597). Ja mit einer

gewissen Heftigkeit erinnert er an die alte aristotelische Lehre, welche

wahrlich Niemand verleugnet hatte, dass die menschlichen Urtheile schliess

lieh auf einen objectiven Thatbestand (res) angewiesen sind 598); und

wenn vielleicht Einige mittelst lappischer Sophistereien darauf hinwiesen,

dass in den Urtheilen nicht mehr die Dinge selbst, sondern eben die

suhjective Auffassung der Dinge auftrete, lässt er sich hingegen zu der

extremen Ausdrucksweise hinreissen, dass wenigstens in einigen Urtheilen

res de re praedicatur (vgl. Abschn. XIV, Anm. 287), während in anderen

Begrill'e von Begrill‘en und wieder in anderen (grammatischen) Worte von

Worten ausgesagt tverden599); aber fast in demselben Athemzuge gesteht

er den Modernen zu, dass in allen Urtheilen das Formelle der Satzver

bindung eben doch im intellectus liege und nur das Materielle, über

welches geredet werde, eine äussere Objectivität seisoo), und dass, wie

bereits bei Aristoteles zu lesen ist, der vom intellectus herrührenden

„Copula“ eine objectiv vorliegende Verbindung oder beziehungsweise

597) (f. so v. B) Namen primae intentionis est nomen reil quae non est nata

esse siynum, pro quo supponit....... Nomina secundac intentionis sunt nomina ad

placitum signi/icantia conceptum vel intentionem animae..... E! illud dico supposito.

quod universalia sint solae intentiones animae, ut plures dicunt ; suppoeilo lamen,

quod universalia sint res extra animarn, quod verius estl dicenduml quod nomen

primae intentionis est nomen rei, ut cadit sub primo conceptu intellectusl et nomen

secundas intentionis est nomen rei, ut cadit sub secundario coneeptu intellectusl

a. g. nomen „homo“ significat rem extra, ut concipitur absolute, et nomen

„specr'es“ signi/icet rem, ut comparatur ad intellectum per indieidual quibus est quid

commune.

598) (f. 16 v. A) Oaad autem propositio possit componi conceptus animae signi/icant res; ita est datum ultimuemz rseibguusilficparloubma,tur. e!

illud non potest esse conceplus, ergo est res, distinguendo rem contra vocem et con

cEexpteuimsdem com(pBo)nuSnitunrihiplroepxosiptairotneesyreidecorqrueixbpuosndefti.unttunqcuaeessttionqeusild sfiecd!!!qiuua1ens.t.iones

fiunt de rebus extra animam..... bemonstrationes in scientiis rentibus sunt eas rebus.

Ergo aliqua propositio estl quae nec est composita ez vocibus nec er con

ceplibusr et per consequens composita est ex rebus.

599) (f. 16 r. B) Si propositio componeretur ez rebus, aequerelur, quod inter

subiectum et praedicatum posset avis volare, et inter subiectum et praedicatum istius

propositionis nParisiis est Roma“ essent centum miliaria, item quod subiectum posset

comedere praedicatum Ad illud dubium recolo me dixisse et in scriptis reli

qm'sse, quod intellectus potest facere propositionem ez quibuscunque, .. quia pra- v

positio non est aliud. quam compositio aliquorum per intellectum ad invicem aut

dieisio aliquorum ab inviccmg .....sed intellectus potest ad invicem componere res,

et potest etiam componere voces et conceptns. E! ideo aliqua propositio com

ponitur ex rebus extra animam aliqua ex aocibux, aliqua ex conceptibus.. (f. 17

l'. A) Creda, quod illud indubitanter sit aernm, quod in aliquo propositione praedicatur

‘ res de re, et in aliqua conceptus de conceptui et in aliquo vocc de voce.

600) (f. 17 r. A) in omni propoiitione est aliquid materiale et aliquid formale:

formale in propositione est copula et illa copula est in intellectm quia est com

positio vet divisio intellectus ; materialia vero in propositione sunt subiectum et prae

dicatum Diva ergo, quod nulla propositio est composita et rebus totaliter extra

animam, quia formale est in mente vel in intellectu1 materialia autem sunt extra

animam Propositio composita ez vocibus habet esse extra animam‚ propositio

vero composita ez conceptibus est totaliter in intellectu. et propositio composita ex

rebus partim est in intellectu et partim eztra intellectumg quantum ad suum formale

est in intellectuy sed quantum ad materialia est totaliter extra intellectum

304 x1x. Walter Burleigh.

Nicht-Verbindung (identilas oder diuer-situs extremorunn d. h. des Sub

jectes und Pradicates) „entspreche“, indem die Urtheilsbildung einer

seits von der Objectivität und andrerseits vom Willen des Menschen

provocirt werde 6‘“). Nur verbleibt hierin bei Burleigh immer jener

dualistische Zwiespalt, welcher ihn auch dazu mm, Wahrheit in

doppeltem Sinne zu nehmen, nemlich als Uebereinstimmung der Dinge

mit dem Denken und als Uebereinstimmung des Denkens mit den

Dingen 602).

Bezüglich des Princips der lndividuation stimmt er völlig mit Durand

(s. Anm. 569) überein , indem auch er eine Häcceilal der Materie und

der Form annimmt 603), sowie ihm gleichfalls (vgl. Anm. 567) die

Quantität als eine abgeleitete Folge der Materie giltßo‘). Ebenso ver

hält es sich betrefl‘s der unilas formae (Anm. 571 f.)‚ welche er als

untrennbare Umschliessung mehrerer Formen fasst 605)‚ und desgleichen

hetrefl’s der intensio et remissio fornmrum, welche auch hier wie

bei Durand (Anm. 573) von den Substanzen ausgeschlossen bleibts‘w)

und nur bei den qualitativen Formen je nach Fähigkeit des Substrates

con (f. 17 r. B) Dubium ext, an ipsi coputae ezistenti in intellectu sol-respon

deat aliquid in re aut non. Diccndum, quod copulae copulanti extrema propositionis

vere adinoicem correspomlet aliquid in re, so. identitas extremorurn vel identitas

commi pro quibus extrema supponuntl et diaisioni vel negatiani cupulae.....

rorrespondet diversitas extremorum Sed copulac eoputanti extrema propositionis

fatse ndinviccm nihil correspondet in re nisi ipsa extrema . . . . .. Et si quaeratun a

quo ergo movetur intellectus ad fabricandum huiusmodi copulam vel divisionem.

dioendum, quod non movetur nisi ab extremis ipsis m propositione et a voluntate

imperante intellectui ad coputandum extrema. Vgl. l'. 82 l'. B.

602) (f. ez r. A) veritas primo modo est idem quod con/ormitas rei ad vir

tutem cognoscenteny per quam manifestat se inletterlni lalcm, qualis esl, .... .. et

latis veritas est duplex, so. creata et increataj (D) verilux, quae est adaequatia

rei ad virtutem cognitivam crealam, so. ad intellectum noslrum, es! filmt, per quod

res est nata de se facere veram eristimationem .... .. veritas autem secundo modo,

quae est adaequatio virtutis eognosccnlis ad rem cognimm, es! in oii-tute cogno

scente sicut in suln'eclo, et talis est duplex, so. quaedam complexa et quaedam in

compleza.

603) (f. 24 r. A) Spuies de genere substantiae compouitur ez genere et diife

rentia et ex omnibus superioribus ad ipsum, e! huius ratio esl, quod electus parti

cularis sunt causat- particulares et e/fectus universalis sunt sed individuam est elit-cius particularis et species est effcecatuussaeunuinuieuresraslailse.slet ideo

individuum non componitur nisi ex hoc materia et hoc forma, quae sunt causae

particulares .... .. Ouumvis substantiae secundae sint vero rcs extra animam, ex hoc

non sequitury quod substantia singularis sit composita ex substantia universali et

substantia particidari...... (v. A) Non oporle!‚ quod annihilamlo individuam an

nihitctur species homt'nis, quia species hominis non est pars Socratisy quia

Socrates non componitur nisi ex hoc materia et hoc forma.

tum (l. 32 r. A) Quantila: est quoddam compositum ez materia et forma in

haerens substantiae ratione maleriae, sub ratione cuius substantia extenditur et habet

partem extra parlem. (Vgl. f. 34 r. A.)

605) (f. 24 v. A) In genere iri/imo speciei specialissimae includuntur omnia

genera superiora nee separantur ab eo, .....sed hoc non est iterum constituere. Vgl.

l'. 70 r. B.

606) (f. S r. A) De differentiis substantiae verum est. quod non suscipiam

magis et minusp difl'erentiae tamen per se accidentium bene suscipiunt magis et

minus.

XlX. Walter Burleigh. 305

zugelassen wird 607), welch letzteres dann Gegenstand physikalischer Er

örterungen ist“°").

Was endlich noch einige einzelne Punkte der Exegese des Organons

betrifft “09), so denkt vorerst auch Burleigh betreffs der lsagoge an die

Möglichkeit, dass das Universale als solches neben den übrigen fünf eigent

lich ein sechstes sei am), begnügt sich aber doch bei Avicenna‘s Begrün

dung der Fünfzahl““); ferner schliesst er sich Denjenigen an, welche,

wie Antonius Andreas berichtet (s. Anm. 480), bei Erklärung einer viel

besprocbenen Stelle zwischen intelleclus solus und nudus und purus

unterschieden°“); auch folgt er dem Avicenna in der Erörterung, ob

Gattung» und Art-Begriff relativ seien 613), sowie dem Albert in der An

nahme, dass die Gattung nicht Stoll‘‚ sondern Potenz sei'*“); die Eigen

thiimlichkeiten des Individuums erscheinen bei ihm durch die zwei Verse

ausgedrückt:

Forma, figura, Zauns, tempas, cum nonpinc san_quis‚

Patria ran! aeplem, qaae non habe! una: e! alter““).

Die Kategorien knüpft er trotz obiger realistischer Wendung (Anm. 593)

dennoch mit Albert an die Isagoge an““), entnimmt dann die Er

607) (f. 29 1'. A) Substanlia suscipil mogis et minus malerialiler et subiecliue,

quio es! rubieclam forma: habrnlis gradus dislinclos secundnm magis et minus; sed

nulla subrlanlia suscipil magis et minus furmalz'tcr, quia nulla substantiali: forma

neqar individualis neque s11ecifica habe! gradua distinclos smmdum magis et minus;

. . . . .. und: non dabei susliueri, formas elemenlorum suscipere magis et minus.

(f. 49 v. A) Nulla forma sascipil magis auf minus, sed forma suscipt'lur in subieclo

secundum magis e! minus, secundum esse magis pcrfcrlum et minus perfeclum. Ebenso

f. 63 v. B.

603) In dieser Beziehung trifft mit. Burleigh der Zeitgenosse desselben Jacobua

de F orlivio‚ welcher auch mehrere medicinische Commentare zu Avicenna schrieb,

in einer oft wörtlichen Uebereinstimmung zusammen. Die Schrift Jacob's De in

tensione rl remissione formarum ist mit der gleichnamigen Bnrleigh's gedruckt (s.

Anm. 576). Beide Verfasser besprechen nur die physikalischen Qualitäten, und

zwar insbesondere Warm und Kalt, wobei sie die Gradahstul'ungen weder aus [heil

weiser Addition noch aus Mischung mit dem Gegensatze, sondern durchgängig nach

den aristotelischen Principien erklärt wissen wollen.

609) Burleigh’s Commentar zur Velua Iogica ist mit grossem Fleisse und reicher

Belesenheit geschrieben; er verfahrt überall architektonisch eintheilend, numerirt

stets übersichtlich die conclusiones (ähnlich wie Antonius Andreas, a. Anm. 447),

schliesst sich bei der lsagoge an Avicenna und Albert an, verflicht in die Kate

gorien zahlreiche Belegstellen aus der Metaphysik, folgt bei den sex principv'a Gil

bert's wieder völlig dem Albert, und benützt De interpr. hauptsächlich den Boethius.

(Im Commentare zur Physik ist Hubert Capito sein Führer).

610) (f. 2 r. B) Universale es! hie sabieclam accipiendo universale, secundum

quod es! commune ad 611a quinque et n'a loquendo de universah' [arge coneedo,

qaod es! dare sexlum universale (s. Abschn. XVI, Anm. 172 fl‘.‚ vgl. Abschn. XI.

Anm. 134).

611) (f. 2 v. A), s. Ahschn. XVI, Anm. 94.

612) (f. 3 v. B).

613) l’. 5 r. A), s. Abschn. XVI‚ Anm. 113 fl‘.

614) f. 22 v. B), s. Absuhn. XVll, Anm. 422.

615) (f. 7r. A) 0aodlibcl individuum eonstol ex multis arcidenlibor, quorum

collech'o nun polest simul reparin' in alio individao (s. Abschn. XI, Anm. 43).... .

Septrm ‚um! proprietales, .....unde versus: „Forma, figura etc.“ Nur der erste

der zwei Verse findet sich auch bei Antonius Andreas (s. ob. Anm. 482).

616) (f. 16 r. A) Subieclum conlentivum tolfus scienliae Iradilae in libro Pracdi

Panne, Gesch. III. 20

306 XIX. Walter_ Burleigh. Armand von Beauvoir.

örterung über aequivoeum und analogen aus Albert und die doppelte

Bedeutung des ersteren aus Antonius Andreas“"), sowie die Entschei

dung einer Controverse über em wieder aus Alberts“), bekämpfl aber

offenbar die Unterscheidung, welche von Einigen (Pseudo-Thomas und

Antonius Andreas, s. Anm. 314 u.484) zwischen absoluten und relativen

Kategorien gemacht werden war"“‘). Sowie er aber in der Lehre vom

Urtheile betreffs der modalen Worte bereits die spätere Formation der

byzantinischen Logik aufgreift“°) und auch bei der Umkehrung der mo

dalen Urtheile die dortigen Memorial-Verse verweiidetü21), so finden wir

überhaupt bei ihm, —— ähnlich wie bei Antonius Andreas, s. Anm. 490 fl‘. —‚

eine sehr reichliche Benützung der byzantinischen Logik, sowohl der ur

sprünglichen als auch der jüngeren Gestaltung derselben“'"); ja in Bezug

auf Entstehung der Obligatoria musste uns Burleigh schon oben selbst

als Quelle dienen““).

Auch die Themisten, deren 'l‘liätigkeit in diese Jahrzehnte lällt, be

llissen sich durchaus nicht einer so strengen Sehnl-Ohservanz, als man

nach der oberflächlichen Gegenüberstellung des Thomismus und Scotismus

glauben sollte. So finden wir, dass der Dominikaner Armand von

Beanvoir (oder de belle visu, gest. i. J. 1334), von welchem wir

eine Schrift De declaratione difficilium terminorum “24) und einen (Jem

mentar zu Thomas De ente et essentia 625) besitzen, auf das Unzwei

cumentorum es! ans dicibile incomptcxum ordinubile in genere inlelligendo per genau

coordinalionem praedicamentalem (vgl. Abschu. XVll, Anm. 429).

617) (f. 17 V.B), s. ebd. Anm. 432 n. ob. Anm. 483.

618) (l'. 6 v. A), s. Abschn. XVll, Anm. 415.

619) (f. 21 r. B) Ouidam modemorum dämmt, qued de islis 1Iecem praedicamcntis

mm samt m'si duo realiler dislincta, sc. subslunlia et qualilus, sed hoc es! rontru

Aristotelem et omnes alias philosophos, qui riicunl, deeem esse res primas.

620) (l. 112 r. B) Modi focien!es proposilionem mndalrm videntur esse dictr'ones

denominuntes proposilionem, cuiusmodi saut „necesse, impossr'bile, rentingens‚ possi

bilc, verum, scitum, dubilotum, conclusum‚ demonstratum“ et hniusmodi. S. Abschu.

XVll, Anm. 588. ‚ » ‚

621) (f. 117 r. A), es sind die, ebd. Anm. 40 u. 44, angelührten Vene.

622) So begegnet uns suppositio personalis u. Simplex u. malerioüs l. 23 r. B.

29 v. B, 37 v. A, 42 v. B, 49 r. A, 59 v. B, 84 v. B, 95 r. A, 103 v. A; appellall'o

f. 27 v. A; umplialio l. 87 r. A, 97 v. B, 100 r. B; distributio l. 94 r. A, 95 r. A;

categoremnalire und syncategoreumatice f. 87 v. A, 109 v. B, 111 v. A, 112 v. B;

heim hypothetischen Urtheile die Hin1ul'ügung von lemporalis, cuusalis. localis (s.

Abschu. X\'ll, Anm. 583) f. 89 r. B; sensus compositus et diuirus (s. ebd. Anm. 585)

l. 99 r. A, 111 r. B, 117 v. B; Aequipollenz der medialen Urtheile mit kategorischen

(s. ebd. Anm. 595 u. ob. Anm. 193) l. 91 v. B; consequenün [ermahs n. baue

(s. Abschu. AVII, Anm. 615) f. 54 v. B, 58 r. A, 83 r. A, 91 r. A, 92 r. A,

103 r. B.

623) S. Abschu. XVll. Anm. 626.

624) Socrnrnm litleramm professor r.cimins Armandus ordinis praedicutorii

fralcr.‚.‚. De drclaratione di/ficilium Irrminorum, [am theologicalium qmm: philo—

sophiae er: logicav. Coloniu01502. 4. (nicht paginirt). Das Ganze zerfällt in drei

„lrarlulns“, deren erster in 6 Capp. als Einleitung dient, während der zweite in

302 Capp. den Umkreis der Logik im Ganzen an die Lehre von der intenh'o an

bindel; der dritte „de cogm'lionc dei“ berührt uns hier nicht mehr.

625) (Ohne Titelblatt) Incipil scriptum sive exposilr'o frotris Amiandi ordim's

praedicalurum super Iibrllum de eilte et essentio compositum per samtum Thomam

de Aquino dectorern angelicum. Paduae 1482. 4.

XIX. Armaml von Beauvoir. 307

deutigste sich selbst als Thomisten bezeichnet 826)‚ aber trotzdem in

manchen wesentlichen Punkten andere Bahnen einschlägt. Indem er die

arabische Unterscheidung zwischen invompleara und complexa aufnimmt“")‚

gilt ihm für letztere das sog. principium_ identitatis (vgl. bei Mayron,

ob. Anm. 522) als oberster Grundsatz, und entsprechend für erstere

ebenso der Begrill' des man). Diesen aber nun theilt er sofort dua

listisch, indem das real Seiende, welches nicht von der denkenden Seele

entspringe, wohl aber in der Seele und ausserhalb der Seele sein könne,

Sache der prima intentio und der realen Disciplinen sei, während das

rationell Seiende als Erzeugniss der Seele nur innerhalb der Seele vor

stellungsweise bestehe und als seotmda intenlio Gegenstand der Logik

sei, eine Zweitheilung, welche mit dem grammatischen Unterschiede zwi

schen prima und secunda imposilio (vgl. bei Burleigh, ob. Anm. 584)

sachlich völlig coincidire W”). So wird der Begrill' der intenlt'o bei

Armand das ausschliesslich entscheidende Moment, welches als einheit

licher Grundton sich durch das ganze Gebiet der Logik hindurchzieht.

Vorerst nemlich hält er die subjective und die objective Bedeutung der

inlenlio auseinander, deren erstere darin beruhe, dass irgend ein Dar

stellendes (repraesentans), d. h. eine (seotistische) species inlelligibilt's

oder ein acta: intelligendt' oder ein formirter Begrill', welcher verbum

mentale heisse, den Weg zum‘Erkennen bahne“°), während die letztere,

626) De declur. di/f. term.‚ Prooem.: In hoc traclala in proprii: viribus velul in

arundineo bacqu non confidens vesligiis doclorum inhaereo meliorum el praeripue

docloris eontmum's revnrendissimi e! praeclan'ssimi sanrti Thomar, caius scriptura sal

sandten: csl doclrinam aliam qualemcunque; haue qui sequilar, non ambulat in

tenebris n. s. w.

627) Tr. l, c. 1: Ineomplezis respondet oonceplio intelleclus, quae esl semndum

primam operultonem inlellectus, so. simplicium inlellt'gcnlia; e0mplez1's vero respondrl

conceptio intellectus secundum secundam 0peralionem, quae ext simplieium apprehen

sorum romposilio rel divisio in propositione.

628) Tr. l, c. 2: Primum autem prineipium demonstrahilium et enunti'abilium,

ad qaod omnia alle resolvunlar‚ fundalur super esse et es! de quotibcl „esse vel

non esse“. Ergo modo oonsimili terminus incomplezns‚ ad euius conceplionem omne:

eonceptionea incomplezorum reducunlur, es! ens. quod ab acta essendi sumilur. C. 41

Onmes conccpliones simptiaium et inemnplexorum resolvanlur in ens ‚wennde Avi

eennam (s. Abschn. XVI, Anm. 32 u. 193).

629) Tr. l, c. 3: Omne ens vel es! rationis lanlum, quod ext solnm in animo

et ab anima, et hoc cns nihil dicil positive et sulrieclire in anima, sed obierlive

solum‚__„ Vel es! ens reale, et 'l06 esl‚ quod non est ab anima, sed potesl esse in

animo et extra animam, nee dependet ob operatione intellcelus praecise . . . . .. Ad

primum ergo genau aal modum enlis pcrtinenl onmrs srcundae intentiones, at genus,

species, et nominal, quae designantur nominibus serundae impun‘lionis apud gramma—

lieos et secundae intenlionis apud logicos, et de lalilms proprie ext logica. Ad secnn

dum autem modum perlincnt omnee res, quoc significantur nominibus primae impo

silionis et in logica nocantur primae intcntirnies; et de omnilms talibus entilms saut

omnrs scienliae reales. Ebend. c. 6: Srcundum grammolico: omne nomen est primac

imposilionis vel serundae, et secundum logieos primae intenlionis rel secundae; et hoc

realiler «dem ext, liest voces sint divenae.

630) Tr. II, c. 268: Si intrntio aceipialar ex porle inlrlligentis, sie dicilur in

lenlio omne illud‚ quod per modum reproesenlanlis ducit intellecturn in cognilionem

uniuscuiusque rei; et quia species intelligibiles et acta: inlelligcndi, conceplus menti:

formalus, qucm nos verbum mentale dieimus, reprauenlaliue ducunl in cogm'lionem

rerum, ideo quodlibet eorum hoc modo inlrnlio vocolur el..... quaeounque simililudo

eine quodcunque exemplar realiler repraesenlando dann: in cognilioncm remm.

20‘

308 XIX. Armand von Beauvoir.

welche er hauptsächlich erörtern wolle, auf die erkannte Sache selbst

sich beziehe und hier dann entweder bloss formal abstract oder aber

materiell concret bezeichnet werden könne 63‘). Denke man aber in

letzterem Falle lediglich (absolute) an die Sache als objective selbst, so

sei allerdings von keiner intenllo mehr die Rede, sondern nur dann,

wenn man das Verhältniss (habitudo) der Sache zum Erkenntnissacte ins

Auge fasse“”). Jedoch eben das Motiv einer Unterscheidung zwischen

prima und secumla intenlio könne nicht aus der subjeeliven Bedeutung

der intentio entnommen werden, da diess auf eine zeitliche Reihenfolge

entweder in der denkenden Seele oder in den auf successive Objecte

angewiesenen Denkacten führen würde, sondern nur in der objectiven

Bedeutung finde sich der Unterschied, dass einerseits (prima intentt'o)

den realen Dingen an sich Etwas zukommt, was nicht selbst wieder cm

Erzeugniss des Denkens ist, und andrerseits ihnen Etwas vorstellungs

weise (secunda intentio) zukommt, so dass hiemit innerhalb der erwähnten

habt'tudo der Dnalistnuszwischen res und ratio das Entscheidende ist“33).

Was hingegen den Begriff des intentl'onale betreffe, so seien jene obigen

Momente, welche in der snbjeetlven Seele als repraesentantia wirken,

das wesentlich lutentionale, während das objective Ding an sich erst von

jenen her seinen Namen bekomme und somit nur ein denominatives

Intentionale seißß4). '

Bei solcher Auffassung, welcher man übrigens eine gewisse Schärfe

631) C. 269: Saaundo accipitur intenlio . es: perle rei inlellectae, et ‚n'a

loqm'mur hie de talentierte in proposito. Hau: unter» intentio duplieiter accipitur et

inrenitur. Uno "wdo formaliter t'l laue significatur in abstracto, ut hoc nomen

„intentionalitas“, et haec habltado in ab:tracto praecise significat purmn cm

ratiunts. Alio modo acvipilar materiatüer et laue significalur in concreto; ipso

ergo re.s mtelleuta materialiler in concreto dtcitnr intentio S’il)? res intellecta, mm

uns reale, Itl homo, lupis et Imiusmodl. .

632) C. 270: Hans aatem res intellecta, quando eal oerum ens reale, du

plieiter ronu'derarl potesl. Uno modo absolute, at es! res praecise non habeado

respectmn ad intellectum, et sie nutla res dicitur inlentio.... Alle modo patest cou

siderari cum ltttf)llutllttt' ad actnm intelligendi. t'nquantum es! intellccta, et si6 quot

|lam ltabilttdo ip.sam eonscquitur, quae fomaliter intenlio dicilur.

633) C. 271: Ordo istc. umle aliquae‘ dicuntar prima: intentioncs et aliquar

neundae, nun putcst samt ex perle intelligentis, qaia sie spect'es intelligibilis‚ quae

2st primum rupraesenlaliuum anteiligendi, esset prima intentiu, et aclas intelligendi,

t/ut' es! seeundam, esset secimda irttanlto‚ cl verbam mentale esset tertia,‘ quae samt

(also. Nut: poteat samt es: perle acta; inlclliyemli, qm'a sie Sonate; esse! prima:

ante1lu:tux et Plato secnndas . . . . .. 0porlet. quer! iste ordu accipiatar ex perle rei

intellectae‚ inqaantum est intellecta; nam quaedam ‚mal intelligibt'lia, quia mm

aera um's rcalza‚ quac corwenianl relms mm ex opere intellccms. et hart: 0mm'a,

quae sie rcbus conveniant‚ dicuntur primae interttt'ancs et nomina taliam diountur

etiam numina pn'mae impoat'tionis secundum yrammatico:.„... Alia mal, qaae ton

vem'unt rebus‚ sccandum quod saut obieclire in intellecta et non aliter. et ista

dicuntur secumlae intentianes Et sie: samt dito modi essemli generales‚ so. se

candum rem, et isle est priums‚ et secundum rationem, et isle est secundns; ita

eliam ab istis daolms generibus sumttar divisio intentionam.

634) C. 273: lutentinnale potesl accipi dupliciter‚ so. cssentialt'ter et denorm

native latentiones, quae saut es: perle intelligentis. samt speaies intelligibiles,

actus intelligendi‚ conceptas formalus, et dicuntur intentionalia vel t'1llenli0nata essen

tialiter, quitt samt intcntiones reram. Illa aalem‚ quorum saut intentione: et quorum

saut repraesentata'va, dicuntur esse intentionalia denominatt've.

Eä—-‚___A

XIX. Armand von Beauvoir. 309

der Distinction nicht absprechen kann, versteht es sich von selbst, dass

Armand (ebenso wie alle Uebrigen mit Ausnahme Mayr0ns) grundsätzlich

gegen den Platonismus polemisirt““) und das Verhältniss zwischen

Sinneswahrnehmung und Universalien nach aristotelischer Tradition auf

fasst““). Auch zieht er sich betreffs der Universalien eigentlich auf die

Unterscheidung zwischen causando und praedicando (s. Anm. 248, 258,

426, 457) zurück, nur stellt er der caasalitas die abstractid gegenüber,

welch letztere er (abgesehen von objectiver lmmaterialität) neben der

praedt'catio der Logik auch in der Physik und in der Mathematik aner

kennt'""). In Bezug auf das Princip der ludividuation folgt er dem

Thomas 638), welchem er betreffs der Angelologie durch die Ansicht des

Aegidius (ob. Anm. 382 f.) auf die Beine hilft “39), während bei um'tas

formee ein einfacher Anschluss an Thomas genügt“°); aber die intensio

et remissio forman erinnert uns an Durand‘“l).

Die Durchführung aber des Begriffes der intentio durch das Gebiet

der Logik gestaltet sich bei Armand in folgender eigenthümlicher Weise.

Zunächst erörtert er jene Worte, durch welche eine generelle Modalitäl

des objectiven Seienden ausgedrückt sein soll, d. h. die thomistischen

635) Expos. s. lib. de ente et ess. f. 16 A: Neccssitas ponendi idvas a Platone

ell duplex, ana ex perle eognllianis, alle ex perle artiom's exterioris..... Sed ista

necessitas nette ext, quia, licet ponamus‚ quod scienlia sit de nacessariis et sempi

ternis, von oportel lernen propter hoc, qaad ponantur separate seaandam rem; sed

sufficil‚ qaad ponanlur separate secundam ratiancm et considerationem ratlonix. Alle

rausa necessitatis est ex perle actiom'a, sed nec ista vatct, qaia ad istas opera

tiones feciendas su/ficit agens universale, qaod es! coelum cum dispositione materiae.

Decl. di/f. term.‚ Tr. ll‚ c. 276: Senandam Pletom'ms, qul pomqnt universelle sub

sistentie, . . . . .. universale esse! pries quem partieularia, ende seaandum eas par

tiaelaria nun saut nisi participatione universelium subsislentium‚ quer dicantur ideaa.

636) Tr. II. c. 235: De priorilate cognitiem's diverse in intellecta et in xensu

reapecta universelle et particuleris naturaliler qvwad ”08 81 i” SvMß Prima

saut eogm'tinne singalerte‚ universelle entern posteriora; in intellectu entern e

converso.

637) Tr. ll, c. 275: Universale sumilur triplicilßr. Ext em'm quoddam univer—

sale causulitute; alle modo dici'tur universale abstradione, all8l't‘fll‘ll0 autem esl

duplex . . ‚ . .. Ouaedarn samt abstracta e materie secandam essr; alle modo

secundum intellectax vonsiderationem. Hoc aetem potest fieri tripliciter: ano modn

ebequc hac materia sensibili, ‚...el talis abstrectio vocatur physice .. Alle

mado intellectns cansidorat mm selarn sine hec materia sensibill‚ sed altem sine

consideraticne sensibilis malen'ec, ....sed nun eine materie intelligibili‚ et telis abs

tractio vocalar mathemalica Tertio modo ‚ . . . .. eu abstractum commanitate

pracdicationis, ....et sie universale sumptam dicitar, qaod ext aptam natam de pla

ribas praedlean'. Vgl. Robert Capito, Abscbn. XVII, Anm. 344. -

638) Empor. s. lib. de ente et ess. f. 11 A n. B.

639) Ebend. f. 18 A: Simi'liter de qualibet spacie angelica, qude de so ext com— ‘

manicabllis plaribus, qale .u' c:sent plurcs angelt in eadem spule, cuilibet eurem

euet commanicebilis. Sed qala tote telis per/edle specificale in uno indivtdao ren

tinetar, ideo alten' non commum'catar neu cemmanicari pelcst 4’lidfll virtate dünne, et

‚n'a petet sntutio ad obiectioncm.

640) Ebend. f. 13 A: Secundarn ponentes pluralltalcm furinerum in ano suppo

alle alle forma est illa, per qaam corpus est corpus, et alle. per quam animal est

animal. Sed set‘undam penentes anam fornlarn est eedem forma realiter, et quia

istius opiniom': /uit sende: Themas, idcv dicit, qaod .anima non es! alle forma ab

alle, per qnam corpas es! eorpas.

641) Deal. difl’. trrm. Tr. ll, c. 261; s. oh. Anm. 573.

310 ' xnx. Amand von Deauvoir.

sechs transcendentia"“). Dann folgen die Worte der prima intentto,

welche eine specielle Modalität der geschaffenen Dinge bezeichnen, d. ‚h.

die Kategorien, Wobei sich uns allerdings das Bedenken erhebt, ob die

selben wirklich zur Logik gehören können, denn sie sind nicht bloss (wie

bei Bnrleigh, Anm. 593) näher an die Metaphysik gerückt, sondern sollen

nach Obigem‚ (Anm. 629) ja wesentlich den realen Disciplinen anheim

fallen“"). Aber erklärlich ist es dann, dass Armand in der Einzeln

Erörternng, welche ihn auch (wie Mayron) auf die Synonyms substantia,

subsistentia, quiddilas, natura führt““)‚ in reichem Maasse über den

Umkreis der Logik hinausgreitt und Fragen aus der Physik, Ethik, Meta

physik und Theologie discutirt““). In logischer Beziehung ist zu er

wähnen, dass er bei der Kategorie der Relation den scotistischen Begriff

der aequiparantt'a verwerthet“°) und bei den sog. Postprttdicamenten,

für welche er den Gilbertus Porretanus reichlichst benützt, auch die

byzantinischen Worte „alietas“ und „diversitas" beizieht°").

Indem nun der Umkreis der secunda intentio folgt, ist vorerst von

denjenigen Begriffen die Rede, welche sich auf incomplexo (Anm. 627 f.)

beziehen. Dieselben aber werden nach einem eigenthümlichen Gesichtspunkte

eingethcilt““), so dass zuerst jene zur Erörterung kommen, welche den

obigen transmdentia und den Kategorien gemeinsam sind; als solche wer

den vierzehn (unter ihucn z. B. auch univocum, aequicocum) aufgezählt°“)

642) Tr. II, c. 12 Nomina, quae ezpn'munt modum entis conrequentem genera

Iiler omne ens c! addunt hunc modum exprimendo ipsum varic super ens, sunt qainque

lranascendenlia, et ens, ad qnod addunl hunc modnm, es! se.rlum transscendens;

herum aalen: su/‘ficienliam, signifiralinncm cl difierentiam ab invircm ponil sanctu:

Thomas (s. Abschn. XVII, Anm. 515), d. h. ausser ans sind es die fünf Begriffe

res, unum, oliquid, verum, houum (s. ob. Anm. 273 u. 355, vgl. 511), welche

Armand nun c. 2—28 in metaphysischer und theologischer Beziehung ausführlich

erörtert.

643) C. 29: Nunc dicendum es! de nominibus primae inlentionir, quibus ex

primuntur speciales modi essendi enlium realium, quae nomina dicuniur de um,

quae conveniunl omm' enti crealo; et rocanlur a Iogicis deren: rerum genau sire

dauern praedicamenla.

644) C. 32 u. 42. Vgl. ob. Anm. 548.

645) Bei Besprechung der Substanz zieht er (c. 50 ff.) nicht blass generatio

und complio bei, sondern auch nita, und zwar insbesondere vita contemplalira, bei

der Quantität (c. 53) aetmu'tas und infim'lum, bei der Qualität (c. 73 ff.) mittelst

des Begriffes der uirlus nicht bloss die drei theologischen Tugenden, sondern über

haupt das ganze Gebiet der Moraltheologie, bei pasn‘o (c. 150) die ganze Psycho

logie, bei relatio (c. 175 ff.) die Trinitätslehre, bei mehr: (c. 238) die vier aristo

telischen Principien, u. s. f.

646) C. 174; vgl. ob. Anm. 583.

647) C. 205 f. S. Abschn. XVII, Anm. 213, 217, 266.

648) C. 264: Postquam expedili sumus de nominibus primae in!enlionis, arce—

dendum es! ad declaralionem nominum sive vocobulorum In secundis intentionibu: quaedom sunl communes omm'bussecIurnodnasecenidnteennltiibounsis et om

nibus decem rerum generibus, sicut hoc, quod dito proedicabile et multa alia; quae

dam saut solum communes dann generibus rerum, sicut hoc, quod dico genus et

spezies et mulla alia; quaedam sunl specialilcr pcrtincntes ad unicam genus, nt hor.

quod dico supposilum, quod in genere subslonliae solum inveuüur.

649) C. 2651 Ouoe stmI communes transcendcntibus et decem gmtribus, ocrur

runt.... qualuordecim, et sunt hau: inlcntio, lranscendens, universale, abstraclum,

coocretum, praedicamentum, praedicabiie, procdicatum, subiectum, subiics‘hile, um'uo

cum, aequivocum, anologum, denuminativum.

XlX. Amand von Beauvoir. Petrus Paludanus. 311

und einzeln erklärte“). Sodann reihen sich diejenigen an, welche

nur den zehn Kategorien gemeinsam sind, und als solche treten die

Universalien auf, deren Zahl jedoch hier durch Hinzufügung von par

!icularis, aingularis, individuum, auf acht sleigt“‘). Und zuletzt folgen

jene, welche nur einer einzelnen Kategorie zukommen, nemlieh entweder

der Substanz 652) oder (bei theologischen Fragen) der Qualität oder

der Relation 653). Indem aber nun auch noch jene secunda intentio,

welche sich auf complewa bezieht, an die Reihe kommen soll, wird hiebei

zunächst die Lehre vom Urtheile, die Syllogistik und die Topik beige

steckt“‘), und den Schluss machen in Bezug auf „conditiones complexo

mm" in merkwürdigem Wirrwarr das sog. dic!um de omm' und die

byzantinische Beduplicatio 655).

Auch der Dominikaner Petrus Paludanus (oder de palude,

gest. i. J. 1342), welcher bei den Theologen als hervorragender Verthei

diger des Thomismus gegen Durand gilt, entfernt sich theilweise von den

Ansichten des Thomas. In seinem Commentare zum 3. u. 4. Buche des

Petrus Lombardus““) begegnen wir wohl dem auch von Thomas aufge

nommenen Aristotelismus betretl‘s der universalia in re657) und des

650) Ueber in!entio wird gehandelt c. 266—273, über transcendens c. 274,

über universale c. 275—277, über abstrac!um u. concrelum c. 278 f., über praedi

calum, praedicabile, praedicamenlum‚ subieclum, subiicibi!e c. 280, über die ubrigen

vier c. 281.

651) C. 282: Nun: dicendum res!al de nominibus secundae in!en!ionis‚ quae

rouvem'unt incuntplexis e! sun! comnmnes omnibus praedicamenlis . . ls!orum

nominum es! !riplex difl'erentia‚ cum res in praedt'ramenlo exislens possi! sumi in

universali‚ quod dicitur respectu par!iculuris‚ e! in parliculari‚ qnod dici!ur respeclu

unwersnlis, i!cm quaedam possun! eonvenire rei, pron! sie vc! sie cousideralur. Zur

ersten dieser drei Arten werden nun gerechnet genus, species‚ difl‘crenlia (c. 283—285).

zur zweiten parlicnlaris, singularis, individuum (c. 286), zur dritten accidens, pro

prium (c. 287).

652) C. 288: Mode resta! dicendum de nominibus secundae in!cn!ionis‚ uns

solum conveniun! bis, quae sun! de praedicamenlo substantiae. Als solche fo gen

nun supposi!um, hoc aliquid, res na!urae, hyposlasis (c. 289—291).

653) C. 292: Nunc divendum es! de nominibus serundae in!en!ionis‚ quae can

vem'unt rebus de yenere qualita!is . . ‚ ‚ .. l)e illo svlo hie deler1ninu, min: usw es!

npud lheologos, secundum quod diciml, in deo esse mul!a a!!ribula. C. 293: De

nomim'bur secundae in!en!iom's, quae conveniunt relatiom'bus . . . . .. Unum !a!e nomen

habe! usum apud !heologoa ....‚ sc. hoc nennen „nolio“ (bis c. 296).

654) C. 297: Res!at dicendwn de nominibus aecundnmm in!entionum, quae com—

plezis convem'unt. Als solche folgen nun in äusserster Kürze (bis c. 299) ora!io‚

emul!iatio‚ propositio, praemissa, conclusio‚ defini!io‚ descvip!io‚ argumenlum, syllo

gismus (nur die Dreitheilung desselben in demonstrativus, dialec!icua,_sophisticus),

eß!hymcma‚ indu!io, exemplum.

655) (1.300: Dicendum de nominibus secund’urum in!entionum, quae conveniun!

quibusdam condi!ilmibus compiexorum, wobei (bis c. 302) erörtert werden die! per

se, die! de omm', dici de nu!lo‚ und redup!icatio (s. Ahschn. XVII,Anm. 26211.608f.)‚

welch letztere beispielsweise auf die vier aristotelischen Principien und auf Urtheile

über Accidentelles bezogen wird.

656) Pracclarisaimi doc!oris domini Pe!ri de Pn!ude .. soriplum super terlium

senlentiarum. Paris. 1518. fol. und Exuclissimi e! quam moxime proba!i ac n!arissimi

dacturt's Pem' de l’a!ude . . . . .. quartus senten!iarum über. Paris. 1514. fol.

657) lll, Dis!. 22, qu. 1, f. 108 r. A: Humo "amen es! speviei in genere sub

s!an!iae‚ aed in malerinlihus squ substantia mmposi!a es! per se in genere rub

312 r ‘ XIX. Petrus Paludanus. -

Verhältnisses zwischen Denkeinheit und materieller Einzelnheit ‚658); aber

zugleich verwendet auch er (wie so viele Andere, s. Anm. 291, 375, 409,

469) die scotistische species intelligibilis als Darstellung der ohjecto

und Veranlassung des Denke'ns, jedoch mit dem sonderbaren Zusatze,

dass dieselbe in ihrem gegenständlichen (subiective) Vorhandensein im

Denken von anderer Art und Natur sei, als der ausscre Gegenstand

selbstß59). Bei der Frage aber über das Princip der Individuation wendet

er sich am Weitesten von Thomas ab, indem er den auch von Gottfried

v. Fontaincs eingewendeten Gegengrund gegen die Quantitat(s.ob.Anm. 66)

anführt und dem positiven Gehalte nach so ziemlich die Ansicht des

Seotus (Anm.142) und jene des Anlonius Andreas (Anm. 473) miteinander

verbindet, d_. h. er verlegt die lndividuation überwiegend in die Form

als das Actuelleößo), wenn auch die Potentialität der Materie als zweites

Moment hinzutrete 66|), während bei den Engeln Gottes Sehöplerkral't sich

an der blossen Form genügen lasseßu). Hingegen was unilas formae

betrill‘t, stimmt Paludanus wieder völlig mit Thomas übereinö‘“), und

stantiae, Homo et equus in singularibus universaliter non sunt substantia,

i. e. orma. sed simul totum quoddam ex hoc materia et hoc ralione.

658) lll, Dist. 5, qu. 2, l. 34 v. B: ”lud animal, quod es! homo. non est

commune omni animali. sed proprium huic, et licet significat in communi aliquid

unum ratione, non tamen unum re, nec verificalur de una re pro mattia.

659) IV, Disl. 49, qu. 1, l. 227 r. B: Duplex abiectum cognitivae potentiaes

unum quidem commime, inquantum est potentia, aliud autem proprium, inquantum

es! tatis potentia . . . . .. abiectum intetlcetus, ut intettectns, est ensl ut autem con

iunctus, ens materiale . . . . .. (v. A) Hans autem specie-mi quae dicitur facere cogni

tioncm, sive sit actus ipse sive prinripium eius in eodem subiecto existens, non

possumus dicere esse eiusdem speciei cum obiecto, prout ipsa est in intattectu, quia

nihil subiective existens in intellectul sive sit species sine actus sive haln'lns, polcst

rue eiusdem speciei vel naturae cum re emteriori, quae per eum intelligitur..... .

f. 228 r. A: Neo tamen inter abiectum et adum est similitudo formatisy sed tantum

virtuali: . . . . .. Species est necessaria ad repraesentandum abiectum et ad eliciendum

actum et determinandum.

660) III, Dist. 6, qu. 2, f. 36 v. A: Dieunt, quod suppositum habet esse for

maliter suppositum per quantitatem .... .. Contra hoc tamen a quibusdam arguitur,

. . . . .. (B) quia quantitas aut quodcunque accidens non potest esse ratio individua

tionis substantiae . . . . .. Soerates non est, homo vel substantia nisi per suam sub

stantiam et Iimililfl' Pluto .... .. (l. 37 r. B) Tonen! atii, quod suppositum non difi'er!

realiter a natura, cuius est suppositum, ut Socrates ab humanitate . . . . .. (v. A) Sic

igitur, licet ad esse individui substantiae habentis materiam et formam cnncurrat tum

materia quam forma, principatior tamen est forma, per quam principatius substantia

est substantia et hoc aliquid..... E! si quaeratur, per quid haec forma es!‚ dicitur,

quod ab agente efficienler dispositiue, subiective a materia, formaliter autem e! com—

pletino a se ipsa.

661) lll‚ Dist. ao. qu. 3, f. 175 r. A: In rebus materialibus substantia/ibus sunt

duo principia rei intrinseca, quorum unum dicitur potentia simpliciterl sc. ma

teria, aliud autem dicitur actus simpliciter sive id, secundum quod aliquid dicitur

actu esse simpliciler, sc. forma.

662) IV, Dist. 12. qu. 2, f. 50 r. A: Deus poles! facere formam sine materia et

non e converso, quia materia non est esse formae nec est causa formatis ipsiusy

forma autem vel est ipsum esse vel est causa famulis ipsius, et.dcus non potest

facere esse sine forma absolute nec esse substantiate sine forma substantiati.

“" 663) lll, Dist. 24, qu. 3, f. 131 v. A: Esse vel est idem existentiae cum esse

ussentiae vel est ei proportionabitel . . . . .. unde mirum est, quod in uno ente aliqui

ponunt plures formas substantiales.

XIX. Gratiadei von Ascoli. 313

folgt auch dem Aegidius (ob. Anm. 387) bezüglich der in!ensio eJ re

missio formarum“‘).

Wieder ein anderes ganz eigenthümliches Bild eines Halb-Thomismus

zeigt uns der Dominikaner Johannes Gratiadei von Ascoli (gest.

1341), indem derselbe der thomislischen Lehre gleichsam ihre realistische

Seite abzugewinnen sucht und hiedurch zu Anklängen an gegnerische

Richtungen geführt wird. Wir besitzen von ihm einen ziemlich ausführ

lichen Commentar zur Ve!us logica 665); einer selbstständig von ihm ver

fassten „Logica“, welche er dort einmal citirt“°), müsste erst in den

handschriftlichen Schätzen der Bibliotheken nachgespürt werden. - Schon

was die principielle Stellung der Logik betrifft, theilt Gratiadei den

Standpunkt des Franziskaners Roger Baco (Abschn. XVll, Anm. 561),

dass dieselbe zu den praktischen Wissenschaften gehöre, weil sämmtliehe

rationelle Disciplinen abgesehen von ihrer Unter-Eintheilung sich jedenfalls

um ein ‚.‚opus“ ratiom's drehen “67), und auch wenn man nicht mit Un

recht sage, dass die Logik nur modus sciendi sei und daher weder zu

den speculativen noch zu den praktischen Zweigen gehöre, sondern alle

umfasse, so müsse man dennoch, insoferne einmal jene Alternative be

stehe, sie in höherem Grade dem praktischen Gebiete zuweisen 668). So

liegt ihm auch für en.r rationis das Eintheilungsmotiv nur in „operatio“

rationis, und indem er diese (wie Herveus und Durand, s. Anm. 398

u. 551) dreigliederig ‚als einfaches Erfassen, Zusammensetzen, discursives

Vergleichen eintheilt, ergiebt sich ihm natürlich die Reihenfolge der

664) III, Disl. 27, qa. l, f. 147 v. A: Mac! subiectum dica!ur de minus !ali ficri

magi: lale, mm !amen subieclum dicilur in!endi e! remi!li‚ sed forma ipsa, secuadum

quam subieclum divi!ur fien' de minus !ali magis !ale,- sed forma non posxe! dici

in!endi proprie, m'n' radem forma, quae feil remissa, pos!ea esse! in!ensa‚ . cum

es! habi!us in gradu.

665) Commenlan'a Gratiadei Eseulam' ordim': praedicalorum in !olam ar!em

ve!erem Arirlo!ilem [sie]. Vrnel. 1493. fol. Das Bach ist nicht pagiuirt, daher ich

nur nach den „Lec!iones“, in welche die Commentare der einzelnen Bücher (Prac

dirahilia, Pruedicamcnla, Sex principia Gilbert’s, Periermenias in zwei Büchern, vgl.

Abschn.Xl'll, Anm. 442. u. ob. Anm. 574) eingetheilt sind, citiren kann. Uebrigens

ist der Druck durch eine Menge der nachlässigsten Druckfehler entstellt, ein Miss

stand, welcher bekanntlich bei den Venetianer lncunabeldrucken nur äusserst selten

vorkömmt; bei Aanlbrung der Qurllenstelleu corrigire ich Solches stillschweigend.

666) Praedicab. Lest. 7. S. die Stelle unten Anm. 680.

667) Prooem.‚ wosclbst nach Eintheilung der Wissens_chaft in rpeculaliva und

prach'ca und nach Unterabtheilung der ersteren in Metaphysik, Physik, Mathematik

gesagt wird: Scienliarum vero prac!icamm dislinc!io aparte! quod suma!ar secundum

dis!inctionem operum; opus autem !riplez poles! assignari, so. mechanicum, moralc,

e! opas m!ionis . . . . .. Circa opus ra!ionis vrrsanlur scien!iae rationales. Ulrnm

au!em ars rationalia .n'! dividenda in gramma!icam, rhetoricam e! logicam, sicu! qui

dem dividun! (s. ob. Anm. 87 u. Abschn. XVII, Anm, 363), vs! po!ius sit dividenrla

in logicam‚ rhe!oricam e! poe!icam, sicu! dividunl alii (s. ebend.Anm.293), an magis

comprelwnda! omnes qualuor, mm per!ine! ad pracscn!em locum, qm'a de cola

illa parle agimus, quae proprie !ogica vooalur.

668) I’roaem. qu. l: Logica nidelur proprie dicenda esse mm quidrm scien!ia

praclica nec specula!iva‚ .wd modus e! regula goncralis omm‘s sriefl!iuc (am pructicar

quam speeulalivac, inquanlum earum quarlibe! es! considerans veritatem....‚ Ouamvis

au!em proprie loquendo ipsa logica si! modas r! regula scim!iarum, si tarnen ve!imus

ipsam !rahere ad denominalionem scien!iac rpcculalirae au! prarticae, magis es! dicenda

scien!ia prac!ica, quaui rpecula!iva. ‚

314 XIX. Gratiadei von Ascoli.

Bücher des 0rganons (Kategorien, De interpr.‚ und „naoa logica“, für

welch letztere er die arabische Unterabtheilung aufnimmt); aber insoweit

es sich dabei um die lsagoge handelt, spricht er mit möglichster Schärfe

die Unterscheidung aus, dass die prima aperatia ra!iam'a‚ d. h. das ein

fache Erfassen, einerseits als prima intentio zu den Kategorien und

andrerseits als secumla in!entia zu den Universalien führe, und so die

traditionelle arabische Auffassung des Gegenstandes der Logik sich be

wihre, wenn auch das principiellere Uebergewicht (pn'nct'palius) auf die

secunda inten!ia falle 669). Scheint aber hiedurch die Stellung der Kate

gorien innerhalb der Logik immerhin wieder bedenklich zu werden (vgl.

bei Burleigh und Armand, ob. Anm. 593 u. 643), so hilft sich Gratiadei

mit der Distinetion, dass das m rationis entweder wirkliches Erzeugniss

des Denkens oder nur behufs denkmässiger Anordnung in die geistige

Werkstätte (operatia) beigezogen sein könne, und somit in letzterem wei

teren Sinne die Kategorien sicher zum ens ra!iom's gehören“"); nemlich

nur das aus schlechthin an sich genommen sei Gegenstand der Metaphysik,

die Logik aber als madus seiendi bringe es eben unter die dem Denken

angemessene Anordnung 611). In solchem Sinne hält er daran fest, dass

ens rationis Gegenstand der Logik sei, und palemisirt ausdrücklich gegen

die scotistische Ansicht, welche den Syllogismus in den Vordergrund

669) Praaem.: Logica au!em cum circa ans ra!ionix verse!ur, aparte! quad se

eundum ein: distine!ianem dividalar; ens vero ra!ianis dis!inguitar secundum diversem

ratiam's operatianem; es! aalen! !riplex opera!io ra!ianis: simph'ciam iulc!!igenlia,

......camposi!ia e! divisia simplicium apprehensarum‚ diseursus rationis a nolo

ad ignalum. E! de en!e‚ quod perline! ad !er!iam apera!ionem‚ agiler in tote arte

nova; de ente‚ qaad per!ine! ad secundam operatianem‚ agi!ar in libro Pericrmenias;

sed de en!e‚ qaad perline! ad primam, in libro f’raedicamentarum. Ars au!em

neue, qaae !ola versa!ur circa ra!iocinatianem‚ aparte! quod dis!inguatur secundum

diversem eonsideralianem eins; potes! au!em ratioeina!ia duplici!er nonsiderari‚ una

qaidem modo simplici!cr sine applica!ione ad materiam aliquam, e! a!ia moda.....

cum app!icalione ad maleriam specialem u. s. f.‚ d. h. Ersteres enthalte die erste

Analytik, Letzteres die zweite Analytik, Topik und Sophistik (nach arabischen

Vorbilde wie bei Albert, s. Abschn. XVII, Anm.459).....‚ Ouia vero über l’orphyn'i

non eide!ur esse inelusus in !o!a divisione Iogicae, sciendam cs!‚ quod

simplieia apprelrensa, quae per!inea! ad primam opera!ionam ra!ianis‚ saut duplicia,

quia quaedam samt, qaac vucanlur primae inten!ianis‚ a! substantia, quantilas e!

similia‚ quaedam vero, quae vocanlur sccundae in!en!ionis, u! genus, species e! simür'a.

De u!risque his !ogicus considerat‚ quamuis considere! prinzipalius de bis, quam dr

primis; ende e! pro tan!o diri cansuevi!‚ quod !agira es! de secundix in!ea!ionibus

iunc!is primis; de primis ergo agi!ur in Iibra l’raedicamenlomm sed du secundir in

Porphyrio. nur! quidem amm' mada, sed cum reduc!ionc ad cer!um numeram praedica—

luh'um. Die Haupteintbeiluug des uns ra!ionis ebenso Periherm. Lec!. l.

670) I’ruediram. Lert. l: Ens ra!iaais samt poles! duplici!er: ano quidem moda

i!a‚ quod ens m!ianis appe!letar i'd so!um‚ quod es! a ra!iane im!itulam au! faulem;

alia aa!em mado sumi poles! magis large, u! ens ra!iunis diea!ar nmne i'd,

qaod pales! esse auf; ordine ra!ianis ipsum lrohen!is ad suam operaliancm‚ e! se

eundum haue modern . . . . .. e! deerm praediramenla eon!inentur sub en!e ratiom's.

671) Ebend.: De en!e dapliri!er es! loqui: ano quidem mado simp!iciler e! se

ramlum se, e! alio mado secandum quod habe! ordinem ad ipsam ratianem. E! prima

modo eansidera! de en!e pn'mus physirux (d. b. die Metaphysik)‚ secundo au!em mado

de en!2 habe! co1tsiderare logicas‚ ende e! logica pro !an!o voeatur scien!ia rationalis

Nun es! inconveniens, sed valde neoessarium, esse !a!es seeundas scien!ias com

muues‚ quales saut metaphysica e! logira‚ quaram una es! vere. e! simpliciler scicn!ia,

alia vera‚ u! pula logicu, es! sciemli regula e! madas.

Xlll. Gratiadei von Ascoli. 315

stellte; denn nicht der Syllogismus, sondern nur etu ratiom's sei es, auf

welches die obersten Principien der Logik, nemlich das sog. principt'um

identitatt's (vgl. bei Mayron und Armami, ob. Anm. 522 u. 628) und die

sog. regula de quocuuque (vgl. bei Albert, Ahschn.XVll‚ Anm. 433), sich

beziehen, und ausserdem behandle die Logik auch die dem Syllogismus

vorangehenden Zweige um ihrer selbst willen, insoferne sie (-— dieses

Motiv ist dem Aegidius entnommen, s. ob. Anm. 369 ——.) als modu:

scieudt' überall da eintrete, wo die menschliche Vernunft dem lrrthume

verfallen könne6n); und eben diese lrrthumsl'ähigkeit bestehe auch be

züglich des objectiv sachlichen Gehaltes der prima intenlio, d. h. der Ka

tegorien, so dass es unmöglich sei, diese aus der Logik auszuschliessen'"”).

Den Spracbausdruck‚ welcher in der scotistischen significatlo liegt, will

Gratiadei biebei principiell nicht sehr hoch anschlagen, denn das Moment

der Bedeutsamkeit der Worte sei eben eine Darstellung (repraeaentatt'o),

auf welche sich die forma dictiom's mittelbar beziehe 674), und wohl nicht

ohne Absicht betont er somit, wie Armand (Anm. 630), die innere Sprache,

d. h. das verbum mentale 675).

Nun aber fasst er auch die secsmda intentio, welche doch ein Er

zeugniss der denkenden Seele sein soll (Anm. 670), zuletzt völlig gegen

ständlich; nemlich mit einer [listinction, welche trotz wesentlicher Ab

weichung uns dennoch an Armand (Anm. 630 ff.) erinnert, sagt er, das

672) Prooem. qu. 2: Ouaeritur, nimm subiectum logit‘ae sit ens rationis aut

lautem syllogismus . . . . .. Subtertum logicae es! ens ratiouix..... Courtat salis evi

denter, quod syllogi.vmus mm ext subieetum pn'uripiorum maxime universalium logicae‚

nam..... isla saut maxime universalia: „De quolibet est affirmalio vel negalto vera“

et „Ouaudo allerum de altem pracdiratur, quaccunque de pracdiralo dicuutur, zudem

et de subtccto dicuntur“, quorum principt'ormn nou est sylbgismus subtectum, sed ens

rationis. De praedicaruenlis et enuutiattuue nonsidcrat logirus uon rolum in online

ad syltogismum, quod lacit in arte nova‚ scd etiam secuudum se‚ quitt logica..... de

illis omnilms cliam seruudum se dvtermiuare debet‚ in quihus ipso ratio mare polest

. . . ‚ .. St enx ratiouiv ext subicctum totius lrivii, oportet etiam quod slt subiectum

supremae parlis eins, quae pro laute retinet sibi soli uomeu loyicae...... Uude syllo

gismus uon est principale inteutum in logica tote, seil est primipalc inteutum respectu

aliorum conteutarum sub ente rationt's. ITuedtt'flm. Lest. 1: Commum'ter vonsuevit dici‚

qtmd omuia cousiderala tu logica practer syllogis1num nonsiderautur solum du ordinr

ad syllogismum . . . . .. Constat autem, qaod siue alle respectu et alle Imbitudiuc ad

syllogtsmum potest ratio errare in online rerwu praedicameutalium.

673) Praedicaut_ Ltd. 1: Ottaeritur‚ utrum logicus considerel de dccc1u praedira

mentis solum ratione secundarum iulenlionum . Dicitar mim, quod logica es!

.«rieutia intentionum et neu scieutia rerum Seil ista opiuio mm plant mild; mani

festum est euim, quod ratio polesl mare uou solum in rebus praedicameutalt‘bus quoad

inteutioues secuudas, sed eliam quoad ipsam-m proprietatcm...„ Secuudae intentiones

dicuntur ab Aviceuua pro tanto esse subiectum logicae‚ quia in eis reservatur ratio

eutis rattouis‚ quod es! subicctum in logica‚ et non quia a subiecto logicae zula

dautur intentioues primae.

674) Periherm. Lect. 2: Nah dehnt poui, quod significalio sit essentialis forma

vocis, qua1tlumcuuque delttr, quod aliqua signifirulio naturaliler et iuscparabilttcr rou

comitetur vocem . Dicendum es!‚ quod forma dictiouis magis rouveut'euter ponitm'

esse ratio significundi, quam signifiratio, quia significatlo mm es! alittd‚ quam

quaedam repraesentatio.

675) Ebend.: Duplex est dictto et duplex verbum, quitt ext verhum vocale, quod

profertur sensibili vom, et ext verbum mentale, quod pro/erlur uou vocc, sed meule

intelligente ipnam rem.

316 xm Gratiadei von Ascoli.

Universale könne einerseits an sich unabhängig von der intentio univer

salitatis genommen werden, habe aber dann wieder ein doppeltes Sein,

nemlieh entweder ein reales, welches ausserhalb der Seele ist, oder ein

esse intentionale (s. ebend‚ Anni. 634), welches in Folge einer species

intelligibilis in die Seele verlegt werde; oder andrerseits werde das

Universale mit der intentio universalitatis verbunden aufgefasst und man

sage dann, es, sei so in der Seele; aber da man ja die Universalität

nicht der species intelligibilis zuschreibe, sondern dem durch sie vorge

stellten Gegenstande und dieser letztere in den Urtheilen das allgemeine

Prädieat werde (s. bei lturleighy ob. Anm. 579, 586, 599), so sei das

Universale auch in diesem Sinne ausserhalb der Seele, sowie die inten

tio universalitatis nur causal in die Seele verlegt werden dürfe, indem

auch sie gegenständlich ausserhalb sei und somit in einem traditionell

gewordenen arabischen Aussprache mit Recht der Aecent auf die Worte

„in rebus“ (vgl. bei Seotus, ob. Anm. tou zu legen seimß). Wenn

sonach Gratiadei die Universalien so sehr realistisch nimmt, dass er sogar

je nach den Gegenständen von körperlichen oder von spirituellen Univer

salien spricht “77), so dürfen wir uns nicht wundern, wenn auch hier

der Ausdruck „res universalis“ erscheintün). Aber platonisch ist die

ser Realismus wahrlich nicht, denn es knüpft sich an denselben die übv

liche Polemik gegen Plalosmjy sondern er ist vielmehr eine scotistische

676) Praedivab. Lect. l: Outnramus, utrum universalia sint extra intellertum

vel sint solum in intellectu..... De universali loqui possumus dupliciters uno quidem

modo simpliciter quantum ad naturam suam non consideranda ipsum ut est coniuncta

inlentioni universalilatisg et alio modo loqui possumus quantum ad naturam coniunctum

intentioni universalitatismn Prima modo secundum diversum esse potest inveniri

in intellerlu et extra intellectum,‘ secundum esse intentionale est in intellectu

informuto specie vel similitudine. sed secundum esse reale non est in intellectu

Serundo modo dici consuevit, quod universale est in intellectu ; .....sed si de hoc

velimus subtiliter indagare veritatem. videbimus manifeste. quod etiam universale sic

sumptum est realiter extra intellectum . . . . .. Cum intellectus attribuil homini univer

salitatem. oportet quod intelligat ipsum hominenig cum autem intelligit, oportet quod

informetur specie vel similitudine haminisg universalitatem autem non attribuit huic

similitudini vel speciei hominisy sed homini repraesentato per ipsam. quia similitudo

hominis non praedicatur de hominibus singularilnm sed de eis praedicatur ipse homo

Patet. quod universale quantum ad suam naturam roniunrtam universalitati est

extra intellectum lntentia unioersalilatis non est in intellectu sicut in subierto,

sed sicut in raasa; sicut autem in subiecto est in re habente esse extra intellectum.

inquantum apprehenditur ab intellectu Aurtoritas autem commentatoris (d. h. des

Averroes. s. Abschn. XVl. Anm. 181), non enim dirit nintellertus facit universalitatem

in speciebus rerum“, sed in ipsis „rrbus“.

em Ebend.: Om'a intellectus est pure virtus spirituach nulli organo corporea

afliza, ideo, quamvis omniay quae sensu cognoscuntun sint corporea. non tamen omniay

quae intellcrtu cognoscuntur1 sunt corporea, sed quaedam sunt spiritualia sicut an

geh} et quaedam sunt corporaliay sicut ista sensibilia. Secundum hoe dicendum est.

quod non omnia universalia sunt corporalia nec omnia incorporalim sed universalia

rerum sensibilium sunt corporeay et universalia rerum spiritualium sunt incorporca.

678) Ehend.: De rebus universalibus agitur a togico, secundum quod in ipsis

attenditur praedicamentalis ordo. ordo autem praedieamenti inter generas species et

differentias versatura

679) Ebend‚: Plato, prout ei imponitur ab Aristotele (vgl. ob. Anm. 502), posuit,

universalia ita esse extra intellertum, quod voluit etiam ea esse per se existentia a

singularibus separata . . . . .. Sed ista opinio sic intellecta, sicut sonat, est omnino im

ponibilis.

XIX. Gratiadei von Ascoli. 317

Uebertreibnng, welche allerdings bei einem Hallr'l‘bomisten sich sonderbar

ausnimmt.

Trotzdem aber behauptet er mit den 'l‘bomisten, dass das Princip der

lndividuation in der Materie liege, motivirt jedoch diesen Standpunkt

dadurch. dass, während vom Gattungsbegritl‘e zum Artbegrifl'e ein Fort

schritt der Vervollkommnung führe , der Uebergang vom letzteren zum

lndividuum auf einer Verengung und Begrttnzung beruhe, welche Schranke

bei den Naturdingen nur in der Materie ihren Grund habe, sowie man

im Allgemeinen von sämmtlichen Individuen (also auch von den immate

riellen, d. b. von den Engeln) sagen könne, dass eine Bestimmtheit (de

termiaatio) des Wesens das Princip der Individuation sei 880). Sowie

aber letztere Wendung bereits nicht mehr weit von der haecceitas des

Scotus entfernt ist, so drückt er auch die reale Auffassung des indivi

duums, — abgesehen von der logischen, welche im Einzelnen stets den

Artbegriil' erfasst, -- wieder in scatistischem Sprachgebrauche aus“‘).

Aus der Einzeln-Exegese, bei welcher Gratiadei in ziemlich breitspu

riger Diction das traditionelle Material (besonders Avicenna) benutzt, mag

erwähnt werden, dass er getreu seinem Standpunkte das ens rationis

als höheres Allgemeines über den fünf Universalien““) und ebenso über

den zehn Kategorien betrachtgt‘“), dass er gelegenttich mit Burleigh

(Anm. 612) die Begriffe intettectus pures, nudua, sotus erörtert““), fer

ner ebenso wie Armand (Anm. 653) die theologische Wichtigkeit der

Kategorie der Relation hervorbebt““), sodann den Sex pn‘nm'piu Gil

bert's eine principielle Stelle neben den Kategorien zuzuweisen sucht““),

680) I’raedicab. Lest. 7: Patest dubitan‘, quid xi! prinvipium individuationis;

videtur em'm, quod forma, quia per idcm habe! rex esse e! esse tmum, sed unum

quodqae habe! esse per /omaam‚.... Es! dicendum, quod in rclms maleriatilms prima—

piam indiaidaationis nun es! forma, scd materiu‚ .... ..quia per rantrartionem generis

ad speciem ipsum genus dedncitur ad rertum per/'er!ionis yradum, sed per rontrartio

nem sperici ad individuum..„. p„lias itle gt‘udm‘ perfectionis, qui ponitur in specic,

timi!atur et sonstrinyitur‚ Std per/artiunis linu'lutio et ronxtrmtio xuae lati!udinix

es! pruprie er eo, ex quo e! pur quod arctatur et coustringitur la!itudo formae, hoc

autem non es! „ist maleria, mute . .iadivtdualio spccici in rebus materiatilms attri

buitur materiae. In Iogira autem austra dirimus, quud commum'ter in nmm'bux prin

cipium indiridua!ianis es! detemtinatto essentmc ad esse.

681) Ebend.: Lu_qi68 toqucndu nun addi! individuwn aliqnid supra specicm rea

Ii!er‚ sed solum .\'I!t7tlttdttllt rationem; si au!em nun loyirc, sed reatiter quuamur, diene

possumus, quod individuum illa addil supra sprmem, sine quilms individuum esse mm

poles! in re. Vgl. ob. Anm. 137 u. 252.

682) Prooem. qu. 3: Ouia unius srientiue debet poni anum subiertum c! mm

quinqae‚ mm quinque ergo universals'a, sed atiquid unum comprellendens quinque um'

ver:atia dabei pom' subicctam in hoc lillro . Undc aparte! diene, qaud ms ratiom's

trartum ad ratianem praedicaln'lis de p!uribus si! subiectum in Parphyrio.

683) Praedicam. Lest. 1: Ens rutiom's sul) ratione ordinabilis in praediramentu

ost subiectum Indus libri.

684) Praedicab. Lest. l.

685) Praedicam. Lect. 12: Ratio Indus praediramenti (d. h. relationix) habe!

quoddam sinyutare inler ratioaes atiorum pracdicamentorum accidcntiam, quia ipso

manct in den, alte vero praedicamenta ad divina translata non mancn! sccundum

rationes was, sed transeunt in substantiam.

686) Sex princ. Lerl. l: Distinyuttur unten: im über hie ab alio, quia Subiectum

litm' praediramentorum es! ans ratiom's indeterminati generis‚ sed in hoc !ibro es! sub

iectum ens ratiom's generis extrtnxccus advenientz'a.

I

318 XIX. Gratiadtei von Ascoli. «Johannes Baconthorp.

und der Lehre vom Urtheile ihre Selbstständigkeit (ng Anm. 672) ge

genüber der Syllogistik gewahrt wissen will M7).

Nur Weniges ist über den Karmeliter Johannes Baconthorp

(gest. i. J. 1346) zu berichten, welcher in seinem dickleibigen Commen

tare zum Sententiarius 688) die logischen Fragen nur ganz gelegentlich

in Kürze berührt. Wenn er von theologischer Seite als Averroist he

kämplt wurde, so liegen diese Streitigkeiten bekanntlich im Gebiete der

Psychologie (um'tas intellectqu und haben an sich mit der Logik Nichts

zu schall‘en. Die Universalien verlegt Baeonthorp mit ausgesprochener

Polemik gegen Plato in die objectiven Dinge derartig, dass der univer

selle Gehalt gleichsam als Potentialität vor aller Activität des Denkens den

Bealgrund der Vorstellung bilde und dann von der Denktliätigkeit durch

Abstreilen der materiellen Bedingnisse erst zum eigentlichen Universale

erhoben werde 689)‚ so dass in Bezug auf diesen Vorgang auch hier (vgl.

Anm. 403, 432) zwischen genus naturale und genus logicum umer

schieden wird 6"’“). Auch der Begrill‘ der Wahrheit fällt dann folgerichtig

in die 0bjeete, insoferne dieselben als erkannte mit ihrem eigenen Wesen

übereinstimmenßgl). Das Princip aber der lndividuation erblickt er in

jener Form, durch welche die Materie substantielles Dasein bekomme,

woneben begleitweise das quantitative Dasein der Materie hergehe und

den Grund der Vervielfältigung enthalte, und er glaubt bei dieser

Auffassung sich in Uebereinstimmung mit Thomas zu finden 692). ln

687) I’eriherm. Lect. l: consuevit dici, quod scientia huius libri pro tanta ordi

natur ad scientiam libri Posteriorum, quia cnunlialio, de qua agitur in libro hoc. est

malerialis pars dentonxlrationis...... Sed ista positio fundalur super inconvenienti

motivo, nam enuntiatio non est pars dcmonstrationis nec ullius syllogtsrm‘, um ul

sabindut't rationem propositionis ; in hoc autem libro non agitur de enuntiationc sub

ratione propositionis; sed sub ratione propria enuntiationist

688) hectoris resolutt ioannis Baccorit: Anglici Carmclitae radiantissimi opus

super quattuor sententiarum lilm's. Mediolam' 1510. I‘ol. 4 Bände.

689) I, Prul. qu. 2, l. XI v. B: Universale praecedit omnem actum intellectus

possibilis et omnem speciem imprcssam facit enim intellectus agens de univer

sali in potentia universale in artu. . . . . .. l. XII r. A: Universale non oportet quod

habeat aliqutdy in quo sustentetur subieclioe, aut aliqm'd, quo mediante formati/er

inhaereal, sed sufficit, quod habeat allquid, cui intuitatur, ne suum esse obiectivum

sit firticium..... f. XII v. B: Si universalia haberent esse extra animam, sicut posuit

I’lato, non indigeret Aristoteles ponere intellectum agenlem; . . . . .sed certum esl, quod

uuiuersalitas praecedlt motionem intellectus et omnem eius ortum exercitum . . . . ..

f. xm r. A: ouidditas rei materialis formaliter de se es! intelligiln'lis, sed quum dm

est sub conditionibus materiali/mx, non polest movere mlelleclum, sed solum est in

potentia ad movendum.

690) II, bist. 3, qa. 1., I. XXXIII Il.

691) I, bist. 19, qu. I, l. cxxvu r. B: Ego autem dian, quod potest acripi

veritas non pro illa adaequatioue aut con/annuale, quam importat actus intelligendi

ad rem in esse nognito vel aognoocibili ibi praecise sielealo, sed pro illa adaequnn'one,

quum ipsa res in suo essa cognita importal ad se ipsum in sua reali existentia extra.

. . . . . xiv inlelligemlo, quod veritas formuliter es! ipsa rectitudo aut conformilas, quam

ipsa res ut intellectu imporlat ad se ipsum in rerum natura extra.

692) III, bist. 11, qu. I, I'. XXXIX r. B: Dico, quod forma est principium indi

viduationis nec de hoc debet esse opinio alia .. (v. A) Cmn materiae sit duplex

subsislenlm, se. substantialis et quantitative, xicut per subsistentiam quantitativam est

individuam de genere quantitala's, ita per substantiolem xubsistentiam, quae ext per

formava, erit aliquod individuam de genere substantiae, et ita esse indiividuum sub

stantiae est per se et prima per ['ormom, sicut necessario et concomitanter per quan

XIX. Johannes Baconthorp. Petrus Aureolus. 319

!ensio e! remissr'a formarurn bespricht er in der gewöhnlich üblichen

Weise 693).

Hingegen ein hervorragender Autor, welcher wahrlich nicht in der

bequemen Schablone „Themisten und Seotisten“ untergebracht werden

kann, ist Petrus von Verberia, genannt Aureolus (gest. nicht

vor d. J. 1345), von welchem wir einen Commentar zum Petrus Lom

bardus und Quodlibeta besitzen““). Derselbe bekämpft nach einigen

Richtungen den Scotismus sowie nach anderen den Thomismus und liebt

es überhaupt, der Kritik der Standpunkte Anderer seinen eigenen nach

folgen zu lassen, welcher im Ganzen ein vermittelnder genannt werden

kann.

Sehr eigentbümlieh ist schon seine Ansicht über die Aufgabe der

Logik: nemlich der eigentliche Gegenstand derselben könne weder in den

secundae intentiones liegen, da mit diesen sich auch Grammatik und

Rhetorik und in gewissem Sinne selbst die Metaphysik sich beschäftige,

noch im Syllogismus, da dieser nur einer der mehreren Theile der Lo

gik sei, noch aus dem gleichen Grunde im modus 'eciendi, noch. auch

in ens ratiom's, da auch hierüber andere Disciplinen mitsprechen “95).

Allerdings sei jedes Sehlussverfahren in Theorie und Praxis ein logi

sches 69“), aber natürlich sei darum noch nicht die ganze Logik nur

eine Syllogistik, sondern Gegenstand der Logik sei das Wort als Aus

druck der begrifflichen Gedanken (vom expressiva canceptus)‚ denn die

Betrachtung des Lagikers erstreeke sich genau so weit, als der Wartens

druek, insoferne derselbe einfache Begriffe oder deren Zusammensetzung

oder discursive Vergleichung derselben betreffe, und was über diesen

begrifflichen Gehalt der Worte hinausgehe, falle bereits anderen Discipli

ti!a!em (B) I!em hoc valui! Thomas; mm eru'm volai!, quod quanti!as esse! prin

cipiarn individuatiouis, sed multitadinis.

693 I, Dis!. 14, qa. 1, f. CIX r. A. und ff], Dis!. 15, qu. l, f. XLVIII r.

694 Pe!ri Aareo!i Verberii Cammentaria in prirrmm librum Sea!en!iaram. Homer

1596. Desgleichen in seeundum ebend. 1605, ebenso in !er!iam und in quarlam.

Ferner and!!be!a sezdecim. ffamae 1605. fol.

695) Sent. l, Pra!., p. 65 B: Commum'ler cansue!um es! dici de !ogica, subieetarn

esse in ca rundum sricndi Ire! in!entiones sevandas ue! sy!logisrnum Illud am!

es! subiectum in lagira‚ qaod es! cammune logivae e! aliis quilmszfam seien!iis; sed

causidcralio sernudarum inlc1rlionum compe!i! e!iam grammafica e! rhetorieo, modi

namque signi/iraudi sah! seruuda in!en!ia Praelerea eus in anima es! secanda

in!en!ia, seearldae namque in!en!ianes nur! haben! esse nisr' in anima obiec!ive‚ sed em‘

in anima es! proprie de considera!ione priori philosophi..... Nee in ca subiec!um es!

syllogr'smus; illud l‘m'rri uon es! subiee!am Iogices, qaod nur! aeqna! !a!am earm'derw

HOHE"! ipsius, sed S_1/”0Qt.\’fllfl des!rae!0 daae par!es principalcs (d. h. Ca!eg. u.

De interpr.) Iogieae remanereat.... . Neu modus sciendr' pa!esl esse srrlrirc!am; modas

em'm scierrdr' mm es! aliud, quam madus demons!randi ranelusianes e! demonstratiormm

principia assumeadr'; red Iran es! una pars logieae !radi!a in lihro Poslcriorum, ergo

nun es! snbiee!arn in !o!a (p. 66 A) Neu ens raliom's pates! pam' subiectnm;

nuflam enim subiec!um excedi! considerah'anem logiei, ran! modas significandi e! par!e.v

ora!ionis e! eongruam e! ineongraam, qaae consideral grammatieas, siu! entia ra!ianis,

e! similiter‚ qnae eon:iderat rhe!or.

696) Ebend. p. 9 A: Forma cousequcn!!arum e! Ironilas es! de cansidera!iane

fogici..... Dorens aliquem modum cancladendi u!i!nr ilfo Quia cunsequentia e! ifla!io es! arm de secuudis in!entioniinbusq,uaerrugnoqamcmmap!eerr!iinae.t ad

realem ar!i/icem . . . . . .. Canseqaenfiarnm scien!ia in omrri materia !ogiea es!.

320 XIX. Petrus Aureolus.

nen anheim, nemlich der Grammatik die significatio (-— gegen Scotus,

s. ob. Anm. 129tl'. ——) oder der Rhetorik die psychologische Wirkung; auch

spreche nicht _bloss die Etymologie des Wortes „Logik“, sondern auch

die Auctorittlt des Aristoteles für eine solche Auffassung “97). Dürfen

wir somit diese Ansicht als einen nominalistischen Aristotelismus bezeich

nen, so ist dabei sehr zu beachten, dass Aureolus die Logik als eine

praktische Geschicklichkeit betrachtet, deren ordnende Function ihren

Zweck in der Verwirklichung der übrigen Wissenschaften besitze, was

sich nicht bloss in der Doppelstellüng des docere und ult' (vgl. Anm.

90, 452, 581), sondern insbesondere darin zeige, dass die Logik die

einzige Disciplin sei, welche ihren Gegenstand nach seinen drei genann

ten wesentlichen Theilen selbst verfertigt (operatur), so dass es sich da

bei nur um eben diesen, nicht aber um modus sciendi oder um inten

tio secunda handelt““).

Eben aber jener begriffliche Gehalt der Worte führt ihn auf einge

hende Erörterungen über die intentio, betreffs deren er vorerst drei ver

st'lll8d6tlß Meinungeix Anderer erwähnt, um sie zu kritisiren und dann

seine eigene auszusprechen. Allerdings haben wir im Bisherigen eine

weit grössere Anzahl von Ansichten über jenen vielbestrittenen Begriff

gesehen, und andrerseits könnte selbst ein leiser Zweifel übrig bleiben,

oh jede der drei Auffassungen gerade in dem Wortausdrucke, in welchem

sie Aureolus anführt, bei Einem der uns zugänglichen Autoren wiederer

kannt werden müsse; doch als Document jener Zeit, in welcher Aurcolus

schrieb, sind uns seine Angaben nicht unwichtig, denn gröbliche lrrthü

mer scheinen bei ihm nicht mitunterzulaulen. Die erste Ansicht, dass

die intentio nur actus intelligendi sei, welcher sich auf die Dinge richte

697) Ebend. p. 66 A: Direndum es! ergo, quod vo.v u! expressive conceptus es!

xubiec!um in ca. ”lud em'm, quod adaequat vonsidcralionrm Iogici, e! e conver:o

cuius species in parlilms logicalis scienh'ae sunl subiecla, illml, inquam, es! subicrtum

!otius logicue; scd von: expressive cunceptus es! huiusnmdi. Nun: vocum quaedam es!

tncompleza umreplua simplicis expressiva‚ quacdum rero roniplea:a expressive

ronccp!us compnnenlis el dividentiv, . quuedam disrursiva. so. xyllogismus, “et hau

suhücitur in logira now_z. E! secundum hoc nonsideralio logici nun e:rcedit vocem

expressivam con:‘cplus, mc arihuc excedilur, quia grammatirus non cunsiderat vocem

u! expressiven: conrep!us‚ sed modos concipiendi, quos czprimunl modi signifirandi;

simililer rhetor non cons1'dera! orationem u! expresxivam conceptus, sed u! im

pressivam deleclalionis e! assensus..... Legion dicilur a logos‚ quod es! sermo. ergo

es! xuln'eclum in ea..... Orutio ut expressive ronreplus‚ e! nun aliter‚ es! subiectum

veri e! falsi...... Praelereu Aristulcles ubiquc in loyica sua considerationem hum

incluxit‚ an xi comideraret de rocilms concep!uum expressivis. '

698) Ebend. p. 37 A: Legion es! habi!us praclicus, haltet enim respeclum

regulanlis in ordine ad ac!us intellcclus uliarum scienliarum et diriin alias scientiax.

Logica et similes mm haben! pro finc artum proprium medinntibus ipsis eliri

lum, sed uclum aliarum srimtiarum...‚. Nullus artifex dividilur in docentem e!

utentem, nisi si! praeticus . . . . .. Nullus speculalivus Imbitus operalur suum obiectum‚

us!rologia em'm non faci! coelas, .....sed logicus per Imbitum Iogicac facit orationes

veri expressiuus ‚ f . . .. Subieclum enim logirae nun es! modus scicndi vice intenlio

secunda, u! aliin dicere voluerunl‚ sed ora!io veri e! ronccpluum expressive. Cuiu:

sprcies sunl !rcs‚ sr„ dictio conrcplus simplicis erpressiva, e! propositio com—

plexorum coflcepluum expressive, e! syllogismus discursivorum concepluum ex

pressivus.... Consla! autem‚ quud nun solum isla speculnlur Iogica, imo et operatur;

ergo cst habilu.t practicus, non speculativu:‚

xm Petrus Aureolns. 321

(tendil) und so entweder concret das äussere Sein derselben hetrefl‘e

oder abstract in der inneren Sphäre des Denkens die Aehnliehkeiten der

Dinge und deren Namensbezeichnung enthalte, gehört ofl‘enbar der scoti

stisehen Richtung an (s. Seotus Anm. iae u. 128, Antonius Andreas Anm.

456, 462, 465), obwohl „tendere“ aueh bei Herveus (Anm. 396), „con

cret und abstraet“ auch bei Armand (Anm. 631), und „denominatio“

auch bei Durand und Armand (Anm. sal u. 634) sich findetög"). Hie

bei aber tadelt Aureolns vor Allem eben das denoininative Verhältniss,

da dann die Begrill'e kein anderes inneres Sein hätten, als etwa auch ge

malte Dinge durch das Gemaltwerden bekommen 7"“), und so werden wir

uns wohl wieder hüten müssen, den Aureolus als reinen Nominalisten zu

bezeichnen. Die zweite Meinung ist unverkennbar jene des Herveus (s.

Anm. 395 bis 399, 403), nemlieli dass die inteutia eine relative Bezie

hung der objecto auf das Denken sei, wobei die Realität an sich einen

Gegensatz gegen die Denkaul'l'assung bilde, aber zugleich mittelbar als

ens rationis das Substrat der vorstellungsweisen intentio secunda sei 701);

und auch das Bedenken des Aureolus, dass dann überhaupt noch ein be

sonderes Verhältniss (habitudo) nothwendig sei und insbesondere die Uni

versalien nur coneretive bestehen, stimmt wörtlich mit Hervens überein

l (Anm. 396),. wenn auch der Einwand, dass die secunda intentio von den

Kategorien ausgeschlossen sei, eher den mit Herveus verwandten Bur

leigh (s. Anm. 593), als den Herveus selbst (vgl. aber Anm. 399) tritl‘t 702).

699) Sent. l, Disl. n art. l, p. 527 A: Dixerunl aliqui, quod intentia .....

est actus intellectum qui pro tanto intentia appellaturv quia in aliud tendit et obiec

live procedit, intellectiones autem quaedam sunt de rebus secundum esse, quod habent

extra, . . . . ‚. quaedam autem sunt de rebus . . . . .. praesuppasila prima inlelleclione,

sicut intellectio universalitatis Dixcrunl ergo isli, quod intentia accipi potest in

abstracto vel in concretol et in abstracto nil aliud 0st, quam quaedam rci cognitia.

quam habet intellectus penes se, in concreta vero res ipsa sit cognita..... (B) Se

cundum sic portantes logira, quae considerat secundas iiitentianesj tractat de intellec

tiunibus non ut sunt verae res, sed ut sunt rerum similitudines res ipsas denomi

nantes.

700) Ebend. art. 2, p. 530 A: Evidenler deficit, quod ail, accidentia intel

lectus esse formatiter et in abstracto intentionem primam et secnndam, et abiectum

tantum denaminatioe dicig (p. sal A) quod imaginatur, quod res cancepta de

naminetur tantummodo ab actu intellectus et non capiat esse intentianale plus, quam

Caesar, qui pingitury capit a pictura.

701) Art. l, pus A: bizerunt alii, quod intentionalilas in abstracto est qui

rlam respectus rationis .. tenens se ex parte rei intellectae in ordine ad intellec

tum ipsum..... (B) bicunt em'm, quod habitudo rei cognitae ad actum intellectus sit

intentionalitas in abstractol et ista plui-incabitur secundum distinctionem et ordinem

intelligibilium obiectarumv quod sccundae intentiones non habeant esse reale, imo

diuiduntur contra latum esse reale p. 529 A: bizerunt quoque, quod secundae

intentianes non habent esse alicubi subiectivey nec in intellectul eum non sint actus

nec species, nec in rerum natura, sed tantummodo in intellectu attica-tiva quod

homo et animal non sunt farmaliter primae intentiones. sed sunt immediata funda

menta primarum intentianuml et similiter nec universale aut particulare sunt secun

dae intentionesl sed sunt fundamentum immediatum secundarum intentianum......

(B) quod secunda intential si accipitur in abstractal nullo modo potest fundari super

rem extra immediate cxislentem, ced super secundum genus intelligibiliumy quae sunt

entia ratianis.

mel ArL 2, p. 532 A: Auimal aut hamo, secundum quod huiusmodil non sunt

primae intentiones. nisi ultra addatur eis relatio aut habitus intellecti ad actum in

Paanrn, Gesch. lll. m

322 XlX. Petrus Aureolus.

Endlich für die dritte Ansicht, dass die prima intentio sowohl in der

Seele als auch ausserhalb derselben, und nur die secunda als Act des

Denkens in der Seele sei703)‚ wobei Aureolus tadelt, dass mit der se

cunda intentio der Gegenstand der Logik erschöpft sein solle 7‘“), kön

nen wir aus der uns zugänglichen Litteratur nur auf Armand (Anm. 629,

632) oder etwa auf Gratiadei (Anm. 669) hinweisen. Seine eigene Mei

nung aber knüpft Aureolus an die bei dieser Controvcrse jedesmal wie

derkehrende Stelle des Avicenna, welche er von einem ausschliesslicheu

Coneeptualismus aus interpretirt 705); nemlich sowie die inlentio weder

der Denk-Art selbst, noch eine hlosse Beziehung sein könne, so sei sie

sicher Nichts anderes, als der vorstellungswcise Begriff (conceplua obiec

livaa), welcher Denkauffassung und Gegenstand derselben untrennbar

verbunden in sich enthalte und nur in einer Verschiedenheit der Rang

folge einerseits nicht reflcctirt prima intentio und andrerseits reflectirt

seeauda intentio heisse; und erst die Vergleichung dieser beiderlei Arten

der Begrill'e unter sich führe innerhalb des ausgesprochenen Wortschalles

zu einer gegenseitigen Relativität, welche aber eben darum sich auch bis

in den Syllogismus hinein erstrecke 7"“).

Die nähere Erklärung aber dieses „Begrifl‘es“, welcher gleichsam an

Stelle der intentio treten soll. knüpft sich an eine Bekämpfung der sco

lellevtas..... (p. 533 A) ”rtl‘r opiuio dicit de aniaersali et generc et spccl‘e et difl'e

rentia‚ qaod is!a ucr in ubslracta, atpate universatitas, nen in ooru:relo direndo

anirersales saut secundac inleulioncs formaliter et in abstraclo, sed lantummodo per

modam substrali et quasi conrrctive, (B) quod homo et animal per her final

intentiones in conerclo, qaia subiiciunlur, universale vero similiter serundae in!rnriouu

concrelive per her, quod suln'iciuntar tali habiladim', qaae es! intenlionatitas in ab:

tracto (p. 534 B) Ait‚ secandas irilentiones nen esse in praedieamcnlv.

703) Art. l, p. 530 A: Alii dizcrun!‚ qaod..... prima intent‘io est ipsa rora re:

nel nisten: extra vel e!iam in intellecla subierlive‚ secanda am) intentio ext ipsemet

actas, inqaautum es! qaodammodo otn'eclum.

704) Art. 2, p. 538 A: Ai!‚ logiram esse de secaudis intenliom‘bas lanqaam dr

subieclo adaequato; hoc em'm sture nou polesl.

705) Ebend. p. 530 B: Aviccrma dirit, .‚.qaod logica es! de sccundis inlenlio

nibus adianctis primis; sed manifestum ext, qaod logira nou com'ungit aclum intelleclm

ae!ai intellaclus‚ sed coaceptas secandarios coaccplibus primis; ergo manifeslum

ast, quod sceunda et prima inteatio nun samt acta: iutelligendi, sed obiectiras

conceptus.

706) Ebend. p. 539 A: Patrl, quod inleuliones non saut ipso actus intelligendi‚

at fingit opinio prima e! Irrlia, nec etiam obiectam cognitam‚ ul fandat relatiouem

ad actum intelligendi sie. et haiusmodi relativ sit intenlionalila: abstracta, ut posuit

opinio serimda; sed es! ip.wmet eouceplas obiectivus per inteltectam formalus claudrnx

indistinguibililer ceaeeplionem passivam et rein, qaae eoncipitur per ipsam. Et idem

es! dicla intenlio‚ quod couceptus, et intenlio prima idem‚ qaod conceplus primi or

dim‘s, quos inlelleclur formal circa res mm ro/lectcndn se super suos conccptus; in

tenlinnes vero sccundae eonreplus secuudi ordinia, quos intellectas {alrrirat reflectenda

c! redeundo super primos counrptas . Saal aatem omnes istae intentiones haiasmodi

in praedicamento relatiom's, sirut palel, qaod universalilas esl relativ universalis ad

particulare et similiter parlicularitas relatio ad universale, e! affirmatio et negalio

saut quaedam relationes‚ counezio cliam ezlrcmorum in medio Consideral ergo

logicas de istir mm, u! saut quaedum entia rationis. scd proat redaruntur ad

oralioaem enunlialiram vrl sytlogisticam rel dicibilem incomptezam. Ebend. p. 541A:

Syltogismas, quomodocanquc acripiatar, semper imperial respectam, et potest dici,

qaod syltoyismas relative dim'tur ad conclusioaem. Vgl. ebend. Bist. 36, arl. 2,

p. 836 B.

XIX. Petrus Aureolus. 323

tistischen species intelligibih's, wobei Aureolns schärfer zu Werke geht,

als Durand (s. Anm. 560 ff.). Netnlich allerdings sei zum Erkennen ein

esse intentionate erforderlich, aber man irre sehr, wenn man von einer

forma specularis als einer im Denken oder in der Sinneswahrnehmung

gegenständlichen Realität spreche, sondern die objectiven Dinge selbst

seien es, welche ein erscheinendes Dasein (esse apparens) haben und

vom geistigen Blicke erfasst als begriffliche Vorstellungen (notitia obiec

tiva) auftreten w"); nicht bl0ss in den lrrthum des Platonismus verfalle

man, wenn man gegenständliche Formen als reale Eindrücke, auf welche

der lntellectns blicken müsse, annehme 108), sondern auch die Richtig

keit aller Urtheile, welche ja auf unmittelbarem Anblicke beruhen, müsse

man verneinen, weil die species izatettigibilis des Subjeetes nie jene des

Prädicates ist.“”). Das Erfassen überhaupt (comprehensio) könne aller

dings ein sinnliches oder ein denkgemässes sein, der Unterschied beider

aber liege nicht in den Gegenständen, sondern nur in einer Modalität

des Erscheinens, insoferne die Sinnesobjecte quantitativ materiell erschei

nen und das Denken hieven abstrahirt"°); letzteres aber bestehe nicht

darin, dass die Vorstellung selbst sich sachlich von den 'materiellen Be

dingungen wegwende, denn dieselben seien ja sämmtlich Erkenntnissob

jeete, sondern die Abstraction sei nur eine Modalität des Erkennens be

hufs der Universalisirung“‘); und in diesem Sinne sei das Erkennen

an sich unmittelbar wohl auf das Allgemeine gerichtet, aber bei dem

Singultlren verbinde sich hiemil die auf einer Empfänglichkeit beruhende

707) Sent. l, bist. 9, art. 1, p. 320 A: 0mm's intettectio ezigit rem posilam in

esse intentionati, et illa es! forma speculuris, de qua isti toquußtur, sed deficiunt a

veritate, quod haben! esse reale, quod xit subiective in intellectu eel phan

tasmate, quod per illam procedal intellcctus ad res‚ cum illa sit vera res, qaam

intellectux speculalur..... (B) lies ipsae couxpiciunlur mente, et itlad, quod inluemur,

nen ext forma alia specutaris‚ sed ipsamet res haben esse apparcns, et hoc es! mentis

conceptus sive notitia obieetiva.

708) Ebend. p. 319 A: Nulla forma realis existens subiective in intrllectu vel

in phantasmate es! ponenda, ad quam aspiciat intellectus, cuias productio dirtio ap

peltelar‚ Forma illa‚ quam nos adspicere e.cpen'mur, dem intelligimus rasant simpli

alter aal florem, üla nen es! eliquid reale imprrssum intellectui subiective aal phan—

tasmati, sed nen aliqm'd reale subsistens‚ sed est ipsamet res haben esse inteationale

eonspiouum (B) Redirct, quantum ad hoc, error Plutonis dieeulix, quod intellectus

adspicit ad exemplar, nen ad ipsas res,‘ ergo imposailn'le ext, quod tatis forma realis

ponatar. Vgl. Anm. 721.

709) Sent. l, Bist. 35, p. 2, art. 4, p. 784 A: Si species es! i'd, ad qaod prima

intelleclio determinatar, sequitur, quod omnis propositio et omm's enuntiatio en't falsa;

species namque praedtcati nen est speeies subiecti in ah'qua propositione‚ intcttectus

auth emmtiat de hoc, quod adspicit, cum dicit „homo es! antmat“.

710) Ebend. p. 1, arl. l, p. 752 B: Camprchensio est quitt cummune ad intelli

gere, imaginari et senlire; diflemnt entern ista nen propter alle et alia apprehensa,

.sed di/ferunt in modo apparendi. Sensui namque et imaginationi apparent res

.mb conditr'onibus quantitatis, ‚.... intelligere vero abstrahit ab isto modo quantita—

tive et materiali.

711) Ebd. p. 4, art. l, p. 808 A: Patet, quod est dictum, inteltectum abstrahere

a canditiom'bus materialibus; abstrahit quidem mm obiective‚ cum nulta sit materialis

couditio, quam intelligere nen possit, scd abstrahit modah'ter quantum ad modum

cognoscendi.

21‘ ‘

324 XIX. Petrus Aureolus.

Signatur des Individuellen (signabitt'tas passina), welche keineswegs Sache

des Denkens selbst sei'““).

Indem also erscheinendes Wesen (apparens) und Erkennen in ihrer

wahren Bedeutung sich wechselseitig einschliessen""), treffe die [te

stimmtheit der Objecte mit. einem gewissen unabhängigen Elemente (ab

solutem) im Menschen zusammen (coincidit), welches keineswegs eine

blosse nackte Möglichkeit sein könne, die in lediglicher Passivität zum

Behufe ihrer Belhätigung auf eine species intelligz'bt'tis warten müsste,

denn durch eine solche würden ihr nie die Objecte selbst gegenwärtig,

deren sie doch nothwendig eben deswegen bedarf, weil nur von ihnen

dem Erkennen Etwas eingeprägt werden kann, was dann in demselben

unabhängig auftritt 7“). Nemlich zum wirklichen Erkennen gehöre erstens

als Vorbedingung ein erscheinendes Object, zweitens als Fundament eine

gewisse Gestaltung des Intellectus, in welcher das Object sich ahbildlich

ausprllgt, und drittens als Vollendung die Auffassung der Erscheinung

selbst (apparitio); und das Begreifen (conct'pere) bestehe eben in jener

Gestaltung des realen Abbildes in seinem erscheinenden Wesen 71“’). So

ergibt sich folgende präeise Unterscheidung: Begrill‘liche Auflassung (can

eeptio) ist jener Deukact, welcher das (abbildlieh) gestaltete Object in Be

zug auf den schaffenden Denkact selbst und in Bezug auf das Endziel,

d. h. auf die wahre Einsicht, betrachtet; Begriff aber (conceptus) ist das

in solcher Weise gesetzte Object; Wort oder Kundgebung (dictio, docu

tiu) ist der Denkaet, insoferne er das Object in Bezug auf den schaffen

den Denkaet selbst betrachtet; Einsicht (intellectio) ist das Endziel, für

welches das Ganze vor sich geht““).

712) Ebd. art. 4. p. 826 B: lateltectus es! per se et immediata universalium,

singularium vcro mm sine sensatione vel imaginatione passive, quia signatam indivi

duam, inquantam signalum, connertitur in talcm signationem vet signabilt'talem passa

vam, quam facit imaginatio vet sensas et nultatenus intelteclus. Ebenso Saul. ll,

bist. ll‚ art. 2. p. 144.

713) Ebend. p. l, art. l, p. 753 A: Apparens caanotat intelligere tanqaam illnd‚

cui apparet, sed e converso intelligerc commtat ipsum tanqaam i'd, quod apparet

(den von Aureolus hier oft gebrauchten Ausdruck connotare s. Abschn. XVII,

Anm. 598).

714) Ebend.: Ista formulis ratio. quae .... .. coanotat determinatum aliquid,

0portel, quod fundalur vel pott‘us qaod coinrt'dat et determinelur per atiquod absolu

tum in creatarn, quod quidem mm potest esse nuda potealia intellcclus resperta in

telligihilium onmium. (p. 753 B) Pracsentt'a obicctorum es! neressaria ad omnem

comprehensionem, srd non esse! nenessaria, nist' impn'merrtar aliquid absolulam

ab abtccto in intelteclam et ceteras compreltertsivas potentia: (p. 754 B) Quant—

vis ergo per speciem vel per absolutem [orte possint ras esse praesentes, nilu‘tominus

per ayere aut revipere speciem mm possnnt res esse pracsentcs, cum hacc n'at quidam

respecltts. Ergo nun es! passibile, quod intelligere formaliter sit palt' aet reriprre

speciem aut agcre per cum.

715) Ebend. p. 756 B: Ad intelligcre arluate m'a concurrnnt: unum quidem

quasi praevium‚ so. patentia obierli in esse appareati; aliad vero ut fundamentum‚

so. in!cllectns informalus similitudine, sequitur cm'm intellectum sie infarmatum ap

paritio abiecti; tertium vero at comptemcntum. sc. apparitio. Unde von est atmd cou—

ripere aliquid, nisi formare illud per similztudt'nom realem exisleatem in i;ltellertu.

formare — inquam — in esse apparcnti inlelleclui ipsi. Sie intellrrlio formalionem

exiin per modnm praevit', formaliter nero r0nsistit in reell simililudine, counululirr

veru in ipsa apparitione.

716) Saut. l, bist. 9, art. 1. p. 323 A: Artus tafel/echt: appellalur ronreptio.

LAA —.L"' h-.. A A- -—4

XIX. Petrus Aureolus. 325

Was aber die Frage über die Erkenntniss des Singulären betrifft,

theilt Aureolus folgerichtig weder den Standpunkt des Thomas, noch je

nen des Seotus7fl), sondern indem er zwischen individuum vagum (s.

Abschu. XVII, Anm. 406) und substratum unterscheidet und ersteres nä

her an die Universalieu rücktlls)‚ gilt ihm bei letzterem die Individuali

tät selbst als ein eigener Begriff, welcher getrennt neben dem Wesens

hegrifl'e des Individuums hergeht"“); denn die Quiddität sei immerhin

gewissermaassen ein Qualitatives, welches als das Wesen eines eonereten

Trägers (huius) ausgesagt werde, während beim Individuum der Begriff

als ein Dieses-Sein (h0t‘) selbst aufgefasst werde und die individuelle T0

talität enthalte 72°).

Während dem Aureolus bei solcher Auffassung des Begriffes und

des individuellen Wesens der Platonismus so sehr als unhaltbar erscheint,

dass er ihn sogar eine Windbeutelei (eaniloquium) nennt 721), kann er

in der Universalienfrage die übliche Ilreigliederung annehmen, indem die

Aussage das post rem‚ die ratio universalis das ante rem und die cou

crete Existenz das in re repräsentirt 722); und sowie ihm ontologiseh als

inquantum adspieit rem formatam sulz “ "" " pr " "« et sah " "' "' eine,

cui producitur in esse apparenti. Concipere enim est _'producere intra se . . . . .. Ouia

per actum intelleetas res producilur in esse apparenli intra ipsum intelligentem, merito

lolum hoc: appellalur eonccplio, et res sie posita appellatur conceptus; acta:

autem intellectus, inqaantum adspieit in rationc producentis rcrn haiusmodi apparat

tem‚ intantum appellatur formatio vel diclio vel locutio; actus vero inlelleclus, in

quanlum es! illud, cui res illa formatur et cui producitur in esse apparenti et re

luccnti, inlantum dieitar intelleetio uel intuitiv.

717) Sent. l, Bist. 35, p. 4, art. 1, p. 805A: Aliqui dieere voluerunl‚ singutarc

materiale ab intelleetu nostro prima et directe cognosci nun posse, indirecte autern et

per qaandam reflezionem (s. Absehn. XVII, Anm. 500)..... (B) Bizerunt vera alii,

quod intelleetus noster singulare intelligit directe, imo prima, quam universale (s. ob.

Anm. 119).

718) Ebend. p. 812 B: Patet, quomodo inlelleetus noster intelligit singulare;

vagum mim intelliyit per se, sicut et universale, nun es! enim eommunicabile nrc

eognoscibile demonstrando aut designando; .. .. .. singulare uero substratum non in

telligit nisi ponendo difl'erentiam inter actum imaginationis designativttm..„.et illud,

ad quod talis actas demonstrativus determinalur.

719) Sent. II, Bist. 9, qu. 3, art. 3, p. 114 B: Coneipiendo harte hominem nihil

addo in conceptu ad bominern, seil sunl duo eonceptus 0mnino separati, an: unus

altcrum includit, neu: anus se habe! ad alterurn per additionem. Ebend. Bist. 12, art.

3, p. 164 A.

720) Sent. III, Bist. 1, art. l, p. 336 A: Bi/fert entern a convepta supposili

(d. b. des Singulären, vgl. ob. Anm. 109 u. 251) conceptus naturae, quia eonceptus

supp0siti ab omni abstrahil qualilale et vcancipitur ut hoc et at tolum; quidditas autem

de se qualitas ext quaedam et coneipilar non ut hoc, sed ut huius, quod in suo can—

neptu completo habitudinem quandarn importat.

721) Senl. I, Bist. 35, p. 2, art. 2, p. 777 A: N0‘ft!f intelleclus nun solum

novit universalia, imo et singularia, in quae aub propriis rationibus mm poterat de

rlucere notitia idearum, quas Plato ponebat. Ebend. Bist. 36, p. 2, art. 3, p. 855

B: ldeae, sirnt intellea:il Plato, saut aliquid monstruosum et vaniloquium. Vgl.

Anm. 708.

722) Sent. II, Bist. 11, qu. 3, arl. 2, p. 138 A: Universale patest lripliciler

aceipi: uel universale in pracdicanda, quod est paaten'as vcl speeies universelle in intelleelu, quer sit species repraeetseanbtsatnraahiulnuirverasarleebnu:s;ratio

nrm;..... tertin modu potest aecipi in exislrndo, quia ad plura se extendit nimm

existens eliam existendo particulariter.

326 XIX. Petrus Anreolus.

letzte Basis der Universalien ante rem die ldeen der göttlichen Intelli

genz gelten T23), so weist er l'ür die Logik darauf hin, dass die blosse

conformitas der Objecte wohl ein Mittel, nicht aber das Endziel des uni

versellen Begrill'es sein“).

Nach dem so eben (Anm. 720) Bemerkten kann es uns nicht uner

wartet sein, sondern nur als folgerichtig erscheinen, dass sich Aureolns

bezüglich des Priucipes der ludividuation völlig an den Scntismus an

schliesst 72"') und bei der entitas positiva des Scotus sowohl für die

materiellen als auch h'lr die immateriellen Individuen begnügtnü). Hin

gegen halt er in Folge seines Conceptualismns mit den Thomisten die

unitas formae aufrecht 727), allerdings mit dem vermittelnden Zugeständ

nisse, welches bereits Aegidius (ob. Anm. 384 l‘.) gemacht hatte, dass zu

einer einheitlich abschliessenden Form mehrere andere als unentbehrliche

integrirende Theile sich vereinigen können 72"). Aber weil eben (wie bei

Aegidius) eine solche Mehrheit nur Sache der llenkanll'assuug sei, ver

wahrt er sich mit grösster Entschiedenheit gegen die formatitates des

Scotns, deren realistische Seite den Begriff unlahig mache, der Ausdruck

der Quiddität zu sein 729), da man dabei nothwendiger Weise die ein

723) Sent. I, Dist. 36, art. 2, p. 848 A: Individua, species et genera de prac

dicumcnto substantiae habent distinctas ideas, cetera vero non, quamvis habeant ali

qualiter coideas cum illis, aquibus separari non possunt .. in divina intellige-ntia

Ebeud. art. 3, p. 554 A: Illud, quod omnia imitanturl et ipsum nihil imitalur, ha

bet proprie rationem ideae et principaliter, sed omnia imitonlur essentiam deitatis

u. s. i.

724) Sent. ll, Dist. 3, qu. 2, art. 2, p. 63 B: Licet conformitas sit medium,

quo devenimus ad conceptam universalia tamen intellectus non sistit ultimate in illa

conformitatel sed in conceptu universal“, quod non includit intrinseve illam confor

mitalem.

725) Sent. ll. Dist. 9, qu. 3, art. 3, p. 114 A; Ouaero ergo, quid sit principium

individuationis . ‚ . . .. tit-aliter loquendo quaestio nulla est, cum qzmerilur, quid addit

individuam ad rationem speciei, quoniam omnis res e0, quod est, singulariter est, et

eo ipso, quod est indifferens et communis ratio, est coucepta. ldeo quaerere aliquid.

per quid res, quae extra intellectum est, est singularis, nihil est quaerere (B)

Tune cum quai'ritur, per quid est res singular“, dice, quod omnis res est se ipsa

singularis et per nihil aliuds sed prr illam.

726) Ebend. p. 114 B: Individuum in quantis habet, quod possit cohabere se

cum aliud individuam et quod sit divisum ab omni alio individua in specie ista per

rationem quantitatis . ln non quantis, puta in angelis et huiumodi, individuam

habet per propriam entitatcm, quod sit distinctum ab omni individua

727) Ouodl. 3, art. 1, p. 19 B: Forma est unilas fundamentaliter, nam est ramo

indivis-ionis campos-iii et fundamentum .. Si forma est Imitas, forma autem non

aliquid positivum nisi entitas, sequitur, quod nulla ratio positiva importetur per uni

tatt'm, nisi ratio enlilalis formalts, et per consequens in forma ratio entitatis et nni

tatis non dicunt duas rationes positives, sed uuam.

728) Sent. ll, Dist. 15, qu. 2, arl. 2, p. 217A: Simplicitus formae potest intelligi

dupliciterr vel quia non resolz-itur in formas, h. e. in partes, quarum quaelibet sit

forma; et hoc modo ranccdo . . . . .‚ vel forma dicitur simplex, quia escludit rcalitates,

quarum una excluso prima possit rrmanere. De tali simplieitatis loquendo non reputo

inconveniens. quod forma aliquu. quantumcunque simplex, habeat in se tales realitates,

ut habeant in se aliquid, quod cum alio in eodem integral rationem indirisibilis for—

mae, quod quidem sit ullimata realitas, per quam forma capiat proprium terminatio

nem ab alia forma. qua amota remanent forma truncata non retinens rationem et

distinctionem formae lioc non est impossibile nec repugnat simplicitati formae ipsim.

729) Sent. II, Dist. 3, qu. 2, arl. 3, p. 64 B: Genus et diflerenlio eri-primunt

xix. Petrus Aureolus. Wilhelm Occam. 321

Ireitliehe Wesenheit in eine reale Vervielfältigung zerreissen müsse“°).

Und da eben diese Wesens-Einheit in der Form liege, welche wohl einer

Gradabstufung ihrer Spannkraft fähig sei, aber nicht zerbrochen werden

dürfe 73‘), so könne von einer intensio e! remissio formarum nur rela

tiv im Hinblicke auf die Fähigkeit der eoncreten Träger der Formen die

Rede sein 732).

Haben wir somit den Aureolus als einen Autor kennen lernen ‚ ge

gen welchen ein Albert und ein Thomas, sowie manche Andere, unver

gleichlich weit zurückstehen, und hat sich uns bisher überhaupt zur Ge

nüge gezeigt, dass die bis jetzt bestehende Behandlung der Geschichte.

der Scholastik dem wahren geschichtlichen Sachverhalte nicht entspricht,

indem man den üblichen Anschauungen der Theologen folgend etliche

Autoren als Hauptfiguren ausschliesslicb darstellte und die mannigfach ver

schlungene Parteistellnng vieler anderer schlechthin ebenbürtiger Autoren

ignoriren zu dürfen glaubte, so führt uns nun der geschichtliche Faden

zu Wilhelm Occam (gest. i. J. 1347), bei welchem jene Missstände

der bisherigen Gesehichtschreibung sich in erhöhtem Maasse fühlbar ma

chen; denn was durch den Hass der Theologen über ihn in Umlauf ge

setzt wnrde, dass er nemlich die Universalien als fla!us vocia bezeichnet

habe, findet sich in seinen Schriften gar nicht, und was er in der Uni

versalienfrage wirklich behauptete, haben vor ihm und gleichzeitig meh

rere Andere gleichfalls ausgesprochen, und endlich was ihm in der That

omm'no eandem realilatem, u! nuila dis!iuc!io si! apud illa in esse, sed !un!um apud

intellec!am..... p. 65 A: Si poneren!ur plares reali!a!es in mm re ve! plures gradus

siae plures fonnali!a!cs‚ u! dicun! alii, au! essen! aliquid exlrinsevum respt'cienles

realitalem‚ an! essen! aliqaid inlrinsecum. Si prima modo, laue comeplus generis

c! difi‘ermtiae nun ezprimrren! quiddi!atem rei, sed aiiquos mutlos adiacen!es rei;

aparte! ergo, quod dican! aliquid intrinseoum‚ et !unc m'! allemm u! ac!ns‚ allerum

u! potentia. Vgl. Sent. lV‚ Disl. 11, qu. 4, ar!. l, p. 107 B.

730) and!ib. l, p. 2 B: Fai! quorundam opinio (s. bei Seotns, Anm.154), quod

in eadem re simpliri possun! esse plures formalilales dix!inctae ex natura rei, e! ali

qui vocaoerun! eas mutlos reales, aliqui ra!iones reales, aliin in!en!ioncs‚ a!iqui

quiddi!a!ivas ra!iones‚ e! omnes idem exprimere in!endunl . . . . .. p. 3 B: Impnesibiie

es! e! con!radiclio‚ quod in eadem re omnino simplt'ci sin! p!ures modi au! ratione:

reales, in!en!iunes‚ formali!a!es‚ quiddi!ales‚ sive qaoeunque nomine censean!ur‚ quin

proportionaii!er sin! plures res c! esseniiae. Ebend. p. 8 A: Omnis formali!as ex!ra

in!eilec!am es! aiiqaa reali!as e! aiiqna essen!iu‚ c! iia nun differan! in aliqaa re

formali!ac e! reali!as .... .. Nunquam muilipiicalar extra in!cliec!um formalitns, quin

mul!iplirelur reaii!as.

731) Sen!. H, Dis!. 15, arl. l, p. 203 B: Forma non es! aliad, quam ac!aa!io

e! !ermina!io ac dis!inclio maleriue. Nun est em'm imaginandam, quod forma si! res

aliqua praecise accep!abilis‚ e! quod advenia! materia medianie uninne, quae es! re

latio, sed unione‚ quac es! iadinisio in aliquo !er!io; ande forma individiiur maleriac,

e! u ipsir sie indivixis ac indislinc!is resul!al unilas ipsius composi!i ipsis existeniß

bus in rompoaito..... Aliud es! [ormam in!endere e! remillere e! diminuere, e! aliud

es! ipsam (magere, u! sie [rac!a ami!!al passe darc cfl'ectum formalem subiec!o e!

maleriae; e! Iiar‚ qaia‚ u! sie es! fundamen!ala, nen salvalur in ca ratio formae.

732) Sen!. l. Dis!. 17, p. 3, arl. ‘2‚ p. 452 A: Forma: in abs!rac!n possun! dici

maiore: seu per/ecliares, sed magis e! minus adverbiali!er non dicun!ur.....

Reali!a!es, sectmdum qua: si! fonnae in!ensio‚ nun distinguun!ur specificc M6 nume

rali!er nen aliquo modo in acta . . . . .. Forma nen es! subicc!um mo!us in!ensionis‚

quia nun suscipi! gradam . . . ‚ .. Formen nen suscipiunl magis e! minus in se‚ sc‚ in

online ad essen!iaiia praedica!a, respec!u vom subiec!i dicun!ar magis e! minus.

323 XIX. Wilhelm Occam.

allein eigenthümlich ist, hat bis jetzt überhaupt Niemand gewusst, nemlich

dass bei ihm die byzantinische Logik zur grundsätzlichen Basis geworden

ist. Auch die Ansicht, dass mit 0ccam die Periode einer Auflösung der

Scholastik beginne, dürfte als schief bezeichnet werden, insoferne sie

gleichfalls schliesslich auf einem theologisirenden Standpunkte beruht.

Denn in jenem einzigen Gebiete, welches innerhalb der zwitterhaften mit

telalterlichen Bestrebungen dem philosophischen Impulse am nächsten liegt,

nemlich in der Logik, beginnt gerade durch und nach Oceam erst vollends

das üppigste Dickicht scholastischer Litteratur; und wenn audrerseits

Occam die lucommensurabilitäl des philosophischen Denkens und der dog

' matischen Theologie förmlich zum Grundsatze erhebt und somit eine Schei

dung der Gebiete auch gegenüber den oben (Anm. 10 ll'. u. 25) er

wähnten Censuren vertritt 3‘)‚ so dass er für alle Gegenstände religiöser

Auffassung jeden Versuch einer syllogistischen Begründung und Formuli—

rung als unzureichend oder aLs widerspruchsvoll abweist“") und folglich

hiefür nur die unmittelbare Mystik des Glaubens übrig lässt, so ist er in

dieser Beziehung allerdings ein Gegner des Thomismns Und jener selbst

genügsamen theologischen Katheder-Weisheit, welche das logisch Unge

'reimte logisch zusammenreimen will; aber der Thomismus ist ja nicht die

ganze Scholastik, und die Unmittelbarkeit der Mystik tritt nicht erst durch

Uccam als etwas Neues ein, sondern nachdem bekanntlich schon Hugo

von St. Victor 735) und seine Anhänger lediglich das innere Motiv des

praktischen Glaubens betont hatten, waren es ja seit Bonaventura 73“) vor

Allem die Ordensgenossen Occam‘s, nemlich die Franziskaner, welche

überhaupt der hierarchischen gelehrten Theologie den. Bücken kehrten

und in der Religion eine praktische Seelen-Arznei erblickten. Hiemit

hängt auch die Opposition der Franziskaner gegen die Päpste zusammen,

an welcher sich bekanntlichst Occam in derartiger Weise betheiligte, dass

ihm die Sympathien aller. Unhefangenen zugewondet sein müssen; aber

sowie jene Tendenzen mit real-politischen Zeitverhältnissen untrennbar ver

733) Dialogus (gedruckt s. l. et s. a. fol.) P. l, L. II, c. 22: Assertiones prac

cipue philosophime‚ quae ad theologiam nen pcrlinent. nen saut ab aliqno rotemm'ter

condernnandae 881t interdicendae, quia in tah'lms quilibel debet esse über, ut üben

dirat‚ quod siln' plant. Et ideo, quia dictns arrhiepisropns damaam't et interdirit

npiniones grammaticales, logirales, et pure philosophicas, ‚rau scntentia [in't trmcmn'a

reputanda. Ehend.: Opinionem Thomae de unitate formae in homine inter alias ren

demnavil, et tamrn tu scis, quod plures Parisiis ipsam publice Ionen! et defendnnt

et docent, et ita de muttis aliis. Ebend. c. 21: Ezcommunicantes potestalem. quam

nen Itabebant. indeln'te asarpaverunt. Andere specielle Beispiele unten Anm.791, 802.

828. 839, 871, 1039, besonders aber 964.

734) Hauptsächlich ist es das „Centitoginm theologicmn“ (gedruckt als Anhang

des Commentares zum Sententiarius), in welchem Occam diesrs Verfahren durch

gängig übt und hiedurch den Forscher zu einer‘Vergleichung mit Abälard‘s „Sie

et Neu“ reizt. Derjenige aber. welcher jene Schrift 0ccem’s in geschichtlichem

Interesse zum Gegenstand: eines speciellcn Studiums machen wollte, müsste un

umgänglich vorerst sich mit Petrus Hispanns und den oben vorgeführten Erwei

terungen der byzantinischen Logik völlig vertraut gemacht haben; denn dort allein

liegt der syllogistische Schlüssel aller im Centilcgium anfgethürmtcn Beweise und

Gegenbeweise.

735) S. Abschn. XIV, Anm. 43 ll‘.

736) S. Abschn. XVll, Anm. 552.

XIX. Occam (Schritten). 329

bunden waren, ebenso kann aus denselben in litterarischer Beziehung

noch durchaus kein „Verfall der Scholastik“ geschlossen werden.

Unter den zahlreichen Schriften Occam’s gehören hieher: der Com

mentar zum Petrus Lombardus 737), die (hindlt'bßtß 738), und insbesondere

zwei Bearbeitungen der Logik, ncmlich die Expositio aurea super artem

eeterem (den Porphyrius, die Kategorien und De interpret. enthaltend)‚

welche wir in einer jüngeren Redaction besitzen 739)‚ und die Summa

totius logicae, welche uns gleichfalls nur in einer Form überliefert ist‚

die von späteren Occamisten herrfthrt"°). lndcm aber Occam in all sei

737) Das Titelblatt lautet: Tabulae ad diversas huius operis magistri Guilhelmi

de Orkan: super qualuor libros senlentiarum annolalionrs et ad Centilogii theolo_qici

eiusdem com‘lusianes fan'le reperiendas npprime conducibiles. Nach diesem Register

aber folgen ohne neues Titelblatt: Argutissimi alqur ingeniosissimi [am philosophi

curum qmm Iheologicarum di/ficnltatum disquisiloris magistri Guilhefmi de Orkan:

auglici super qualuor [ihres senlentiarum subtilissimae quaestioncs etc. Gedruckt ist

das Ganze Lugduni 1495. fol.

738) Ohne Titelblatt: Venerabilis inceploris [raln's Guillu-Imi de Orkam angla'ci,

sacrae theologiae magistri. verilalum scrulatoris acerrimi‚ de maleriis plun'mis gram

maticalibus. logiralibus‚ pltixicalibus. mathematisch/ms. molaphisicalibus et polisst'mc

theologicalibus 0uotlibcta numero septem [aficiter inilium sumunt. Am Schlusse Ar

genfirrae 1491. fol.

739) Expositio aurea et admodum utilt's super Arlcm refercm edita per venera

bilem inc‘eplorem fratrem Guilielmum de Occham cum quaesliom'bus Alberli parvi de

Sazonia. Bonom'ae 1496. fol. Jedoch am Schlusse des Buches lesen wir :' Et sie

es! fiuis tum expositicnum super totem arlem t!t’lt’rt'fll secundum mentem veuvrabr‘lis

incepton's Guilielmr' de Orchnm tum profundixsr'marum quaesliommi Albrrti

parvi etc., und es ist hieraus nach der üblichen Bedeutung der Worte „ad mcnlem“

zu schliessen. dass das Ganze nicht aus erster Hund von Occam herrührt (vgl. oh.

Anm 529), sondern allenfalls auf nachgeschriebenen Heften bemht; auch wird ja

in jenen Theilen des Commerptares, welche nicht dem Albert de Saxonia angehören‚

öfters der „venerabilis inceplor“ oder „venerabilt's expon'lor Odium“ selbst genannt

(z. B. Pracdicam. c. 3 zweimal), und bei der arhor Porphyn'ana (Praedicah.‚ Dr

sprcic) lesen wir die crgötzlichen zwei Disticha: Sam Iilis genitn'x‚ soli.< sed nola

pcritis; Per mc quam plures erulmere ein"; Sed decus cl splendor nitidissimus Ocham

lngenio darum mc facit esse ‚um. ——- Uebrigens ist. der Druck nicht paginirt, und

ich kann daher nur im Grossen nach Ca iteln citiren. ‘

740l Der älteste Druck ohne Titelh ntt beginnt: Ouam mung veritatis serln

ton'bus afl'erut fraclus etc. Am Schlusse vor der Capitel-Uehersicht steht: Explizit

tractatus lugicue I‘rnlris Guillcrmi Ockan divisus in Ire: partes et unaquaeque pur:

per capitufa‘ dislittdß ext. Impressum cst hoc opus Pari. in vice (Zaum Bmuelli.

1488. fol. Der dort gedruckte Text erscheint nun durchgängig wörtlichst idetitisch

in den jüngeren Ausgaben, nemlich in Summa [alias logire Magistri Guielmi [sie]

0ccham Auglr'ci Iogicm‘um argnlissimi nuper eorrrcla; am Schlusse: Ezph'cil menm:

conxtrurtio logicae fratris Guielmi Otoham etc. Venetiis 1508. 4‚ und desgleichen in

Lngicorum aculissimi summa tulins logißae magistri Guilelmi de Occhum etc. am

Schlusse wie so eben. Vencliix 1522. fol. (ebenso auch Vene/it's 1591. 4; selbst

Haurdau‚ De la phil. scnl. ll. p. 421, macht ganz falsche Angabenv denn es existirt

nicht neben einer Summa logicrr noch eine Maior Summa logices. sondern der Text

dieser sämmtlichen Drucke ist schlechthin identisch). Aber wenn der aufmerksame

Leser alsbald entdecken muss, dass dieser Text unmöglich in seiner Totalitnt so

aus Occam‘s Händen hervorgegangen sein kann. so gehen nur die genannten jün

geren Drucke (in den Dedicutionen und um Schlusse) den Aufschluss, dass wir eine

Ueberarheitnug der ächten Summa 0ccam’s vor uns haben, welche gegen Ende des

15. Jahrh. in Oberi_talien verunstaltet wurde, als dnrtselbst sich eine förmliche

Schule des occamistischen „Nominalismus“ etablirte‚ Man druckte ja damals in

solchen Dingen nur dasjenige. was man brauchte und wie man 'es brauchte, d. h.

330 XIX. 0ccam (Schriften).

neu Schriften sich selbst ausserordentlich oft wiederholt und dabei in die

Wiederholungen wieder anderweitige Gesichtspunkte einflicht‚ welche an

derwärts abermals wiederholt “sind, so bietet die Darstellung seiner Logik

bezüglich des Quellen-Nachweises eigenthümliche Schwierigkeiten dar, wel

chen ich nur durch manigfache Vor- und Bückweise einigermaassen ah

hell‘en kann, so dass der Leser, welchem es um die Sache zu Ihun ist,

hiemit gebeten sein mag, diesen wechselseitigen Verweisungen wirklich

nachzugehen. Jedenfalls jedoch wird es das Geeignetste sein, wenn ich

vorerst Occam’s Auffassung aller damaligen Controverspunkte (d. h. in

tentio, conceptas, species intellig-ibilie, Universalieu, l'riucip der Indivi

duation u. dgl.) collectiv aus sämmtlichen einschlägigen Schriften darzu

stellen versuche, und erst hernach die einzelnen Theile und Lehren der

eigentlichen Logik folgen lasse, wobei ich mich an die Anordnung der

Summa totius togioae werde halten müssen.

Vor Allem schliesst sich Uccam denjenigen an, welche die Logik zu

den praktischen Disciplinen zählten (s. Roger Baeo Abschn. XVII, Anm.

561, Gratiader ob. Anm. 667 f. und besonders Aureolus ob. Anm. 698,

häufig ohne mit diplomatischer Treue ein älteres Original als solches reproduciren

zu wollen (sogar manche Drucke plautinischer und lerentiauischer Comödian welche

man damals in 0beritalien wirklich aufführte, dienen hiefür als Beispiel). Kurz es

zeigt sich (s. z. B. die Kehrseite des Titelblattes und den Schluss, d. h. f. 81 r. B,

der Ausgabe v. 1522), dass der Cölestinar Marcns de Bencrento, „inter (er,

quer nominaler vorant‚ minimus“ das Werk Occam's‚ welcher als „lnceptor (vgl.

vorige Anm.) sacrae ecltolae invictissimoram Nominalium“ galt, neu redigirte; denn

während er derjenige genannt wird, „qui ae!ate nastra warum Nominaliurn academtam

in l!olia susrilavit“, sagt er selbst in der an Johannes Antonius de Alberyatis Bo

nonienris gerichteten Dedication: „Ouiu Imius veridici dugmatis pl‘inceps Magister

Guilelrnue de Ocrham ex online fratrum minurum Sommern quandam totius logicae

mira doctrino miroque online eomposait, ideo eam tibi proposut, quam iu-.cta modu

tum mei ingenioli tibi lucidam frei; rerte [oberem nun mediocrem hamcrir um":

imporui, quem tarnen pro te volui tolerare, e! u' hinc aliquam utililatem invenes

arportaoerint, non mitti, sed tiln' gratias habeont etc.“ Von diesem Marcns von

Benevent rührt nun nicht blass jener Prolog her („Baum magnus veritatis“ etc),

welcher in allen Ausgaben vorangestelltjst, sondern auch sanirntliche Titeluber

schrillen der einzelnen Capitel und ausserdem manigfache Erweiterungen des Lehr

stotfes, welchtl sich bald deutlicher bald undeutlieher als spätere Zusatze verrathen.

Wenn wir z. B. l, 10, f. 5 r. B lesen „Nunc de alia divisione nominum, quibut

schola:tici frequentur atuntur‚ est dicendum“, so kann dies unmöglich Oecam selbst

geschrieben haben; oder wenn Ill, 3, 38, f. 70 v. A gesagt wird „Idee ad istius

sammae completionern, qaae de ornni mado arguendi generalem tradi! notiliam, saut

aliqua perscrutanda e! prima dieserendam es! de obligationibus“, so bedarf es nach

solchem Geständnisse keines weiteren Beweises, dass die dort eingereihten Obliga—

liones und lnsolubilia eine spätere Interpolation sind. Aber wenn ich somit in

der Darstellung der Summa totiua logicae mit möglichster Vorsicht verfahren und

vorerst kritisch das Spätere ausscheiden soll, so bleibt, wie die Dinge einmal

liegen, zur Beantwortung der Frage, ob Etwas noch von Occam selbst herrühren

kenne oder nicht, häufig nur das Kriterium des subjeeliven Gafühles übrig; und

wenn auch der Leser holtentlich zu mir das Vertrauen hegt, dass ich mich in

diese ganze I.itteratur hinreichend bineingelebt habe, um mein Gelith möglichst zu

schärfen, so möge doch bei mangelnden iusseren Zeugnissen hiemit meine Irr

thumsl‘ahigkeit ausdrücklich vorbehalten sein. Enlzogen aber soll dem Leser darum

Nichts werden, sondern was ich für unicht halte, wird eben später in Abschn. XX

bei den übrigen Interpolationen seine Darstellung linden. (Uebrigcns citirc ich die.

Summa nach der Ausgabe von 1522.)

XIII. Occam (Parteistellung). 331

theilweise auch Aegidius oh. Anm. 365; die gegnerische Ansicht aber bei

Herveus ob. Anm. 395); es liege nemlich in sämmtlichen drei sog. ser

mocinalen Wissenschaften, d. h. in Grammatik, Rhetorik und Logik, we

sentlich eine Richtschnur der willkürlichen Tlitttigkeiten des Intellectus,

welche sich von der Aufgabe der Ethik nur dadurch unterscheide, dass

die letztere als dictatica sage, dass Etwas gethan oder nicht gethan wer

den solle, während die sermocinale Richtschnur als ostensiva eine An

leitung gebe, wie das Werk des Geistes zu verrichten sei"‘); denn um

„Werke“, wenn auch nur um die inneren geistigen, d. h. um die inten

!iones, handle es sich in der Logik jedenfalls H2)‚ ‚und nur insoferne

diese Werke wesentlich in den Ilrtheilcu, d. h. in „sermones“, beruhen,

könne man sagen, dass jener Bruchtheil der Logik, welcher nicht die Ur

theile, sondern die Begriffe (Kategorien) zum Gegenstande habe, nicht

praktisch, sondern spcculativ sei 743), — eine Sonderstellung der Katego

rien, welche uns sehr entschieden an Burleigh (ob. Anm. 593), an Ar

mand (ob. Anm. 643) und an Gratiadei (ob. Anm. 670) erinnert.

Indem aber so dem Occam die Logik eine wissenschaftliche Bestim

mung innerer geistiger Vorgänge ist, und er sie sonach in üblicher Weise

(s. Abschn. XVII, Anm. 362 u. ob. Anm. 87, 629) als rationah's den rea

len Wissenschaften gegenübersteht und ausdrücklich ihre formale und

doctrinclle Unabhängigkeit von denselben betont'“‘), nimmt er in ächt

741) Saut. Prolog. qu. 4. 11N: Logica, rhetoricu e! grammatina saut! vere no

titiac practirae e! „an s'peculalivae, quia vere dirigunt intellectum in operationibus

suis, qttae saut mediunlc volunta!r in ‚um polestate‚ sie!!! ont'ca rlin'gt't inlellectum

in syllogizamlo, discurrendu e! sie de uliis. Po!es! (amen dislin_qui de praclt'ca, quitt

quurdam es! divtatt'ua c! quttrdum tuntum ostcnsiva; prima es! illa‚ qttae determina!e

dictttt, aliquid esse facr‘rndmn ne! nun fadendum, e! ist!) modo nec logica neu

rhetoricu es! pracftca ner c!iam nrs quuerunque meclmnica, quia nulfa eurum dic!o!,

quod d0fll!!8 es! faciendu . . . . . .. Ostensan mm dicht! aliquid fugt'ertduflt au! perse

quendum, sed tantum astendlt‚ quomodu opus fim' potest; e! eudem modo Iogit:a

e! alias ur!es sun! tantunt oslenst'vac e! uon dic!ativae‚ SUN! turnen direc!ivae, haben!

que totes artes frequenter mm pra:rim pro obiecto‚ sed olu'ectum praxis. Hiezu

Anm. 820.

742) Expos. nur. Prooem.: Legion es! dicendu pruc!ica, quia‚ cum scim!ia

Iogicae traute! de syflogismis‚ propositiunibus e! hut'usrnodi, quae normisi a nobis fieri

pommt, sequitur‚ quod es! de opcribus nostrir. nur! quidem exterioribus‚ nisi [orte

secundan'o, sed de intentionilnts‚ quae vere upera nostra saut; et per conscquens illu

seientt‘u practica ext, et nur: specu!utiva.

743) Ebend. I’raedicam. Proaem‚: Iste über (d. h. Categort'ac) pro uh'qua sui

perle es! specululivu: e! pro a!iu sut' perle es! prar!icus‚ cuius ratio es!, nam afiqua

pur: es! de operibus nostris, sicu! illa‚ quac es! de sermont'bus, qm' samt opera nos!ra

(Näheres über sermo s. unten Anm. 754, 769 III. 777 f.‚ 792, 797), et i!!a es!

practira; ulia pars „an es! de operibus nostrix c! illa er! spvcufntiva. E! inter

omnes !ibros logicac Aristotelis is!t‘ es! minus practicus et magis specu!alivus, et ideo

quod diclum es! in lfl)fß Porphyrii (vorige Anm), quod onira es! magis prarfirn‚

es! intelligendum quantum ad mai0rem nu' partem, mm au!em quantum ad onmem

.mi por!em‚ accipt'endo onicum, sicu! Irodi!d es! all Aristotele; nec es! inconvem'ens,

ahquum par!em logirae esse practicnm et olium specufutt'vum, cum matte ex practicis

e speou!ativis dependeunt.

744) Expos. nur. l'rooem.: Ista scien!ia (d. h. ont'cu) dicitur rationalis, ceterae

uulem reales, quitt dc!ermittdt de bis, quae sine ratione esse non pommt, aliae

unten: scierttiae de rebus extra animam existenfibus determinunt. Summa tot. log.

III, 2, 22, f. 53 r. A: Poterit atiquuh'ter apparere‚ ad quam scivntiam deinen!

332 XIX. Occam (Parteistellung).

aristotelischem Geiste den Standpunkt ein, dass das Erkennen in einem

Verwirklichungsprocesse vorn Potentiellen zum Actuellen fortschreite, wor

nach der Mensch Nichts singuläres dankend erfassen" könne, ohne zugleich

die Real-Potenz der Universalität mitznbesitzen 74"’). So erkennt er an,

dass für den erkennenden Menschen auf Erden (im Unterschiede vom

Jenseits) die sinnliche Erkenntniss- des Einzelnen, welche er ausdrücklich

als intuitiva bezeichnet, nicht überflüssig sei 7““)‚ sondern im Zusammen

hange mit den] (ledächuiisse eine unerlässliche Voraussetzung des denken

den Erkennens bilde "““), welche selbst mit unmittelbarer Evidenz ausge

rüstet sei"“) und zu ihrer distinctiven Deutlichkeit nicht erst eines de

finitorischen Allgemein-Begriffes bedürfe 7‘“), Kurz, wir befinden ’uns bei

Occam‚ auf der Basis eines aristotelischen Empirismus‚ welcher mit dem

Zugeständnisse, dass alles menschliche Wissen von der Sinneswahrneh

mung und von den Einzeln-(thjecten anhebt, zugleich die Forderung ver

knüpft, dass jede.Wissenschaft als solche nur von Universellem handle,

eine grundsätzlicheAuffassung, welche in byzantinische Terminologie ein

gekleidet ist, wenn Occam sagt, dass allerdings die Bestandlheile der Ur

theilc mittelst suppositio an Stelle singulärer Individuen stehen, aber für

die Wissenschaft_ doch nur die Iermim' universates werthvoll. sind 75°).

per!inere totes „Homo es! spraies, Rationale es! difl‘erentia hominis, Album rs! acai

dem“ et huiusmodi. Videtur rnim, quod totes ad logiaam nen pertinent, cum

totes sct'ri non possunt‚ nisi per/rate sriatur natura signifirati per subiectum . . . . ..

Sequeretur etiam, quod, si tatcs propositionen per se ad logicam pertinrrent, togirus

nen passe! per/acta scire togicam, nisi rognoscere! naturam omnium rerum. ima etiam

m'si cognoseere! omnes conctmiones e! omnia prioripia Proptcrea dieeudum est, quod de tah'hur propositionilms noumnnisuom hasbcei!en!lioagriucrnu.s intra

mittcre nisi [orte gratia exe1npli; potrst em'm Io_qicus de talifms b8fl( eremplificare

in trnrtcndo notitiam logicae, sed nen perline! ad logicum, scire eas. Hiezu unten

Anm. 797 u. der Schluss der Anm. 843.

745) Seht. l, bist. 3, qu. 5 BB: lnleltectus pracedit de potentia ad ac!mn,

und: mm est aliquis, qui intelliga! aliquam rem singatarem quamcunque. quin

statim intelligat ve! possit in!ettigerr aus eommunissimum.

746) Senf. Prolog. qu. l Y: Sofa notitia intuiliaa intellertioa nen su/ficit ad

indicium tanquam tausa proa:ima, ila quad intcltectus i!a habe! cognoso:rre singst—

lan'a..... E! ideo sensitiva non super/lait‚ quamois sota notitia intuitive intetlrctira

suffireret‚ si esse! possibitr. eam naturatitrr esse pro statu isto sinc notitia intuitive

sensitiva, staut cst in angelis e! anima separata. S. Anm. 786.

747) Ebend. qu.1 LL: ln!elleclioa es! memoria et acta: recordandi propn'e

dirlas, supposito, quod intettectus non tautam cognosca! unirersalia, sed etiam

intuitive oognoscat illa, quer sensus cognoscit . . . . .. Omnis rognitio intell'utivo prac

supponi! neccssaria imaginationern renaitivam (am sensus exterioris quam interioris.

748) Ebend. qu. 1 E: Si aliquis vidca! intuitive Socratam o! albedinern nisten»

tem in Sonate. ‚rotes! evidenter scire, quod Socrales es! atbus‚- si «intern tairtum

cognosoi! Sorratcm o! albedinem existenten: in Sonate abstractiae‚ sicut atiquis patcs!

imaginari in absen!ia rar-um, nen sairet evidenter, qaod Socrates esset atbus. e! ideo

nen es! propositio per re acta.

749) Sent. l. bist. 3, qu.7: Utrum singutare passe! distinrto cognosci ante

cugnitionem enlis oel ruiusaunque universalis . . . . .. Diva quer] res potes! distr'nrte

aognosei sinr rationr ein: diffinitiva. ,

750) Expos. nur. Praedicab. I): sprrie: 0mm's disaiptina inoipil ab individuis

Es: sensu. qui mm es! nisi singutarium. fit memoria‚ er memoria experimen

!um‚ et per experimentum aeripilur universale, quod es! principium ar!is et seientiae;

o! i!a sicut omm's cognitio nostro ortum habe! a sensu‚ i!a ornnis disciptina ortum

habrt ab indiaiduis, [irrt nutta doctrina tractarr debrat de singutaribas signantor seu

XIX. Uccam (Parteistellung). 333

l). h. -0ccam vertritt durchaus nicht einen sensualistischen Empirismus,

sondern erkennt die ideale Function des Intellerlus an, welche von Er

fahrung 1 zu Wissenschaft führt und schliesslich darauf beruht, dass der

lutslleotus dasVermögeu ist, durch welches wir auch Nicht-Sinnliches

erfassen UN).

Aber innerhalb einer jeden Stufe jenes Ueberganges von potentiellent

Wissen zumactuellen erblickt Uccam (auf Grundlage der allgemein revi

pirten arabischen Tradition) einen wesentlichen Unterschied, je nachdem

entweder in erster Linie eine heifällige Zustimmung und ein Wissen nur

auf incomplewa, d. h. auf die Bestandtheile eines Urtheiles, gerichtet ist,

oder in zweiter Linie complexa, d. h. Urtheile, zum Gegenstands hat;

und zwar solle nur dieses Letztere, welches stets eine innere Gedanken

Venltnüpfung involvire, im eigentlichen Sinne ein „Wissen“ (—— res extra

mm sm'tar *-;-) genannt Werden Tl“). Ncmlich ein blosses Erfassen (actus

apprehensioas) finde sowohl betreffs der ineomplexa als auch auf

Grundlage dieser betreffs der complexa statt, hingegen seien es aus

schliesslichnur complexa, bei welchen die höher liegende Thätigkeit

des Urtheilens (actus indicativas) eintrete und eine Beistimmung bei

Wahnem oder Nichtbeistinnnung bei l<‘alschem mit» sich bringelü3); und

somit ergebe sich ein „Wissen“ nur bei complexa, und zwar auch bei

diesen nur dann, wenn der ohjective Thatbestand der Verbindung mit der

’ rl 19‘. “ "

«alle :cientia proprie dista ext de individais‚ sed de universalibus pro individais

....‚. Licet qnarumlilmt propositionam seientiaram realium pro 1nai'ofl' perle [am

saliiecta quant pracdicata sappouant pro rehas siagalaribns‚ tarnen magis illae pru

pdsitioacs saut nolar et rtiam atiles, qaac camponanlar es: terminis aniversalibus.

751) Saut. Pro]. qu. 1 HH: Intelleclas nosler pro stata islo noa tarilam co—

g'noxcit scasiltilia, scd etiam in particalan' et intuitive cognoscit aliqaa intelligibilia,

tpuu; nullo modo cadunt sah sensa, caiasmodi saut intellectiones, acta: solan—

lati:‚ deltctatio‚ tristiliu et haiasmudt‘, qaae pote:t Immo experiri {neue sibi, qaa:

tarnen nun saut sensibilia nahm. (Diese Unterscheidung zwischen dem Gebiete des

Sinnliclten und jenem des Willens hat Aehnlichkeit mit Kant's Grundsätzen.)

‘ -752) (Modi. lll, 6: Artus assealirndi cst duplex sicat acta: sciemli: aans qao

aliqnid scitnr esse vel nun esse, staut sein, qaod lupis noa eat aslnns et tarnen am:

u:io lapidem nea annam; alias est anlas‚ qao aliqaid m'tar du aliqao, de

qau habetur scientia...... Loqucndo de ipso asscnsa dico, qaod iltc aclas nen Itabet

pro obiccto romple.vam Loqaendo vero de acta semndo sciendi vel asscnliendi

dies. qaod iltc acta: es! propric complexivns, quitt illc actas est‚ q'uo aliqnid

eeram scitur, sed res extra non scilar‚ mm min: scio lapidcm vel asinam. Vgl.

ebend. V, qa. 6.

753) Saut. Prolog. qa. l 0: fitter aetus intellectas saut dau actas, qnoram nun:

es! apprelteusiuas et est respecta cninsqac, qaod polnt terminare aclnm polentioe

intellectiuac, sive s'il complczam sive incomptcxum, qai'a mm solam apprehendima:

incomplexa, sed etiam propositiones, demonstratitmes, lum neoessarias qaam possi—

hilr.t‚ ct eliam univcrsulilcr omm'a. qaae rrspiciantur a polentia intellectiva. Alias

aetns potest dm indivalivas, quo intellcctas nen tontam appreltendit obiectam, st'd

rtiam ilti assrntit vel dissentit, et i'll: acta: ext tantam respeclu complexi, qaia nalli

assentimas per intellectam‚ m'n' qaod veram czisffmamas‚ riet: alicai dissentimus, nisi

[alsnm repatamns. Et sie patet. qaod respecla complem' potcst esse duplex artas,

so. apprehvmiva: et iadicaliras (so findet das traditionelle boethianische Wort

„indirt'am“ — s. z. B. ob. Anm. 330 u. 368 — allmälig eine manigfacbere Ver

Wendung) (T) N01: omm's aclas indicatt'ra: praesapponit in eadem potenlia

notitiam inromplcxam terminoram, quitt praesnppom't actam appreheasivam, et acta:

apprehenm'rns praesappnnit re.vpecta alimn'as complezi notitiam incomplesram termino

ram. Vgl. auch Anm. 893. ‘

_—_.

334 XlX. Occam (Parteistellung).

subjectiveu Beistimmung des lntellectus in Einklang steht“‘); denn auch

bei dem Verstehen eines Syllogismus sei Ein und derselbe Act des Den

kens einerseits ein Wissen, insoferne er auf die Schluss-Verbindung und

hiedurch mittelbar auch auf die verbundenen Begriffe gerichtet sei, und

andrerseits zugleich nicht ein Wissen, insoweit er nur die Begriffe als

unverbundene zum Gegenstand habe“"’).

Ersehen wir nun schon hieraus, dass für Oceam’s Auffassung der

Logik das Unheil ein principielles Uebergewicht besitzen muss, so wird

uns ein ziemlich verschlungener Weg, welcher den Denkact überhaupt

betrifft, an manigfachen Punkten wieder die gleiche Perspective zeigen.

Betretl‘s aber all jener Fragen, welche sich um die Denkthätigkeit selbst

drehen, geht 0ccam mit obiger (Anm. 744) Scheidung der rationalen und

der realen Disciplinen grundsätzlich so weit, dass er die Erörterung über

die Existenzweise der geistigen Erzeugnisse, d. h. die Besprechung der

Frage, ob die intenliones, termini, Urtheile, Schlüsse u. dgl. in der Seele

gegenständlich oder vorstellungsweise existiren, geradezu der Metaphysik

zuweist 7“’“) und somit für die Logik als solche einen reinen selbststän

digen Boden gewinnen will, welcher von Metaphysik ebenso unberührt

bleiben soll als von Theologie (welcher Art dieser positive Boden der

eigentlichen Logik als solcher sei, wird sich unten, Anm. 780 fl‘.‚ zeigen).

Aber trotzdem ‚lässt er selbst in seinen logischen Schriften aus prakti

schem Bedürfnisse sich dazu hinreissen, über derartige Fragen zu spre

chen, indem er sich mit den zu seiner Zeit bestehenden Parteistellungen

auseinandersetzen will; und ausserdem geben für uns, die wir uns ge

rade um diese Controverspunkte zu allermeist interessiren müssen, die

übrigen Schriften Uccarn‘s ein hinreichendes Material.

Kurz also, wenn auch an sich es Aufgabe des Metaphysikers sei,

die Existenzweise der psychischen Vorgänge und Werke zu bestimmen,

so sei doch jedenfalls unbedingt daran festzuhalten, dass es sich hiebei

nicht um äussere Gegenstände (res extra animam), sondern um etwas

Inneres in der Seele handle; und wenn nach Einer Meinung (offenbar

Aegidius, s. ob. Anm. 376 f.) eine blosse qualitas animae zu Grunde ge

legt werde, welche auf einer zur suppositio des Singulären befähigten

754) Senf. III, qu. 4 R: Hoc nomen „scicntia“ vcl „conreptus“ signifirat nun

lautem ipsam qualitalem in anima, scd etiam coexi:tentiam obiecli et confomu'talem

obiecli ad scientiam, obiecli inquanlum compleri, mm invomple.ri‚ ita quod ad hoc,

quod illa qualilas sit in anima, sie: sit aatus asscnlisudi siuc sit Itabilu: es: actilms

assentisndi, nun denolatur scientia, nisiquando ilhui vomplezum, respectu cuius est,

habe! esse eo modo‚ quo intelleclu: siln assontit.

755) Ebend. I, Disl. l, qu.l L: Inlallectus uns acta seit couclusionem, et per

coasequens nun tantum inlelligil conclnsionem illo aclu‚ sed eh'am lerminus illius

conclusionis; et tamen illo acta seit vonctusionsm et illo artu non scil aliquid in

complexum illius conclusionis; et ila idem aclus respectu conaluu‘onis dicitur m'enlia

et respectu termini mm dicitur scientia.

756) Expos. nur. Prooem.: l.sla scicntx'a (d. h. logica) principnlilcr tradil noti

h'am canceptuum et intentionum per animam [abricatarum neu extra u, quomodo fa

bricantur res ariificiales, sed inlra se. Veruntlamen qualia ein! talia fabricata, so.

cuiusmodi sint syllogismi, propositioncs, Icrmim' et huiusmodi, an so. sinl subiective

in anima eristontcs an ala'quo alio mndo, man ad Iogicam, scd ad melaphysiram

perlinel, et ideo hinc es! pertranseuudum. Das Nemlicbe wird auch von den Univer

salien gesagt, s. unten Anm. 777, 780 f.

XlX. Occam (Parteistellung). 335

similitudo rei beruhe, während eine andere Ansicht (d. h. Scotus, s. ob.

Anm. llo fl'.) von einer eigenen species repraesentans spreche, so ent

halte die letztere Annahme sicher etwas völlig Ueberflüssiges (hierüber

sogleich Näheres), und es empfehle sich am meisten eine dritte Meinung

(es ist die des Durand, ob. Anm. 551 u. sse fl‘., und des Armand. ob.

Anm. 630, welche hierin den Herveus, ob. Anm. 393, bekämpfen), nom

lich dass man einfach nur auf actus intelligendi zu recurriren brauche,

denn in diesem liege es begründet, dass beim Erkennen vorerst ein Ein

zeln-Gegenstand ergrill‘en (apprehendt') und als psychisches Moment (pas

sio animae) festgehalten werde, welches bereits an und für sich, neinlicll

ohne willkürliche P‘ixirung eines bestimmten Wortes, geeignet sei, durch

suppositio sich auf das Einzeln-Ding zu beziehen 757). Sowie schon Dn

rand die scotistische spen'es intelligibilis als „überflüssig“ bezeichnet hatte

(s. ob. Anm. 561) und auch Aurenlus dieselbe entschieden bekämpfte (ob.

Anm. 707 ll'.)‚ so verbindet Uccam gewissermaassen die Ansichten beider;

denn frage man, ob eine dergleichen species, sei es als der Denkthatig

keit vorhergehend oder als durch dieselbe hervorgerufen (non sine actu

intelligendi), anzunehmen sei, so sei zu bedenken‚ dass man überhaupt

nie ohne Noth eine Mehrheit statuiren dürfe, eine Nötliigung aber hierin

nicht vorliege; hingegen zweifelhaft könne noch bleiben, ob etwa neben

dem Denkacte (praeter actum intelligeudi) dennoch ein anderweitiges Mo

ment angenommen werden müsse, wenn auch die Waln-scheinlichkeit da

für spreche, dass es ein sogenanntes „idolum“ als ein dem ausseren Ge

genstande Aehnliches sei, in welchem (in quo) letzterer, sei es gegen

ständlich oder vorstellungsweise, erkannt werde 758). Doch aussert sich

757) Ebend. I'eriernt. Prooem.s uualis autem sit ista passio am'ntae, an sc. sil

res extra animam vel aliquid ens fictum existens obiectioe in anima vel aliquid exi

stens realiter in animo tantumy non pertinet ad logicuml sed ad metaphysicum. Ve

rumlamen aliquas opint'oncs, quae circa istam difncullatem ponunlurl volo recitare.

Posse! autem esse una opinio lalis, quod est aliqua qualitas animae (über qua

litas animae s. Anm. 762 II. 865) distincta realiter ab uclu intelligendil quae est

abiectum intellectus terminuns actum intelligent“, et illa qualitas est vera simi

litudo rei extra, propior quod repraesenlat ipsum rom et pro ipsa supponit ez natura

sua, sicut vox supponil pro rebus ex institutione..... Alia posset esse opinio, quod.....

est aliquid subiitibile vel praedicatum et quo componitur propositio in menlej quae

aorrespondet propositioni in von, et quod illa passio est spcries rei, quae naturaliter

rrprarsentat rem rt polest in propositiane pro re naturaliter supponere. Sed haec opinio

uidetur magis irrationubiligquam prima, quia talis species non est ponenda propter super

/tuitatem..... Alia posset esse opiniol quod passio animae est ipse actus intelligondi.

ista videtur mihi probulnlior omnibus opinionibus . . Om' vult tenere praedictam opinio

nun, potest supyonerc, quod intellectus apprehendans rem singularem elicit unam cognitionem

in :e‚ quae est tantum illius singulan's, quac vocatur passio animae potens ca; natura sua

supponere pro illa re, unde..... sicut aut ex institutione pro re suppom't, ita intenlia

ipsa ez natura xua supponit sine omni institutione pro illa re, cuius est (über diese

ninstitutiou s. Näheres unten Aum.774,781,782‚791‚806l..... illas tres opiniones

reputo prolmbiles; quae tamen sit vera vel falsay studiosi discutianL llor tamen

apud me est omnino cerlum, quod nec passiones animae nec universalia aliqua sunt

rex extra animam et de esse rerum singulariqu sive sint eonceplae sive non.

758) Sent. l, Dist. 27, qu. 2 J: Manifvstum ext. in intellectu esse actum intel

ligendi et etiam habilum, sed utrum speries aliqua praevia actui sit ponenda in

anima vel non, est dubium lltram etiam praeter actum intellige/tat sit aliquis con

ceptus formatus per actum intelligendi vel etiam sit aliquis conceptus habens tantum

esse obiectivumt cst dubium. utrum etiam sit aliqua species in intellectul quae non

l

i

v

336 XIX. Occam (Parteistellung).

m‘a...

..„

' hi!is‚

f‚—‚

Occam auch wieder weit zuversichtlicher, wenn er unter Wiederholung

des Motivs, dass die species intelligibilis für das unmittelbare sensuale

Erkennen (intuilio‚ s. oben Anm. 74 6) eine nnnöthige Vervielfältigung sei,

entschieden hervorhebt, dass für den Fortschritt zum abstraeten Erkennen

ein Mittelglied nothwendig sei, welches man aber nicht in einer species

intelligibilis suchen dürfe, sondern in einem psychischen Besitze (Imbi

lus) anerkennen müsse, da der lntellectns aus dem Sinnes-Eindrucke ein

Gebilde (lic!u-m) als Bleibendes erzeuge (vgl. Anm. 768), was jedenfalls,

möge man es idelum oder simulacrum oder imago oder phantasma

nennen, nur vorstellnngsweise (obieetive), nie aber gegenständlich (sub

ieetive) existire, und daher auch nicht reell von den äusseren Dingen ge

trennt sei, sondern gerade die Dinge selbst, auch wenn sie nicht mehr

gegenwärtig sind, bezeichnet“"). Ja, diese Kraft des lutellectus, nach

vorhergegangenem Sinnes-Eindrucke etwas dem Gegenstande Aelmliches

(siedle, imago) vorstellnngsweise zu bilden (fingere), sei der Objectivität

derartig adäquat, dass der lntelleetns, wenn er eine reale Schöpferkralt

besüsse, das nemliche Ding als objectiveserzeugcn würde““);v und so

wie der ausübcnde Künstler über die blass vorstellnngsweise Existenz

passe! esse sine ac!u inlclligcndi‚ es! dubiani. De pri'mo dubio e! !cr!io dito, quod species

neulro modo dicla es! ponenda in in!eileclu‚ quia nanquam ponenda es! plurali!as sie:

necessilale (vgl. folg. Anm. u.768)‚ sed quidqaid pe!esl salvari per lalem speciem‚

pa!esl sa!vari siae eo aeqae facilz!er.. . .. Sed de secundo dubio es! mild mager dubium,

hoc (amen es! mild probabile‚ quamuis mm affirmem, quod in inlcllcclu praeler ipsum

aclum in!elligendi‚ quando intelligi! aliquid comnmne ad plura, es! aliquid sei subier

live vel obice!iae‚ quod es! aliquo modo simile rci extra intelleclae‚ quod a multis

eoca!ar quasi quoddam idolum, in quo ipsa res cognosci!ur‚ qaamvis rem singalarem

rognosci in illu noa aliud si!‚ quam ipsum idolam cognosci. Die Lösung dieses

Zweifels s. Anm. 768.

759) Ehend. l], qu. 15 C: Es! una 0pim'o, quae ponil, qaod nceessan'um es! ponere

spaciem impressam intellectm' ad hoc, quod in!elligal; quod probalur mu!lipliciler

(folgen acht Motive) . . . . .. (O) Ad co_qnilioncm inluitivam habendam non opor!e! ali

quidponere praeler in!elleclum e! rem cogni!am‚ e! na!lam penilus spcciem‚ quia

/‘ruslra fi! per plura, qaod polcs! fieri per paaciora, sed per inlelleclam e! rein ra

ynilam sine omni spule po!cs! [im' cognilio in!uiliva..... (Q) Ad habendmn noliliam

ubs!raclivam opurlel necessario poncre aliquid primum prac!er 0bwclum e! inlellectum;

aliqnid in virlule plmnlaslica relinqailur medianle cognilione inluiliva sensus

parlieularis‚ quod prias non feil, quia ali!er in absenlia rei sensibilis nun passe!

phantasia haben aclam circa illud .... .. (R) ”lud, quud relinquilar‚ uon es! spccies,

.sed Imbilus (vgl. Anm. 784)..... (SS) Ouando dicilur‚ qnod inlelleclas ayens faci!

universale in ac!a‚ veram esl, qaod [IIDÜ quoddam esse ficlum c! producil quendam

conceplum in esse obieclivo .....cl nullo mado subieclivc. Ebend. qu. 17 S: In

phantasia aliquid manel, sed illud nur: es! obwolam aclus, scd Iiabilus qaidam in

clinan: ad phantasiam'lum obicclum pries sensuluni‚.„. Simulaora, phanlasmala‚

idola‚ imagiacs‚ mm sunl a!iqua realiler dislinela a rcbas ca:lra‚.. sed dimm! rem

ipsam, secundum qaod !ermina! ipsum aclum sensus in!erioris in absenlia rei sensi

Zn letzterem Anm. 766.’ ‚ „

760) Ebend. l, Disl. 13, qu. H: Inlelleelns nos!er primo intelligi! inlailioc

aliquid singulare realiler erisleas, quo inlellec!a poles! idem ialrlleelas fingen ali

qaid nonsimile pries intelleclo‚ sed il!ud sie firlum noa polari! haben esse subl'ecli

nun, sed lautem esse nbieclivum‚ .....el ideo i!lad sie [inliun es! lautem !aie. quale

/iiil prius m!elleclam in esst obieclivo e! non es! in esse sabier!ivo. scd eri! quasi

imago simillima m' prius in!clleclae in esse ohiec!ivo‚ in lanlum quod :i inlelleclus

haben! ein! prndurtlinam realem, sie"! habe! vim [icli'uam‚ i'llud productum v8re esse!

u'usdem ralionis cum ltlo praeinlelleelo. Hiezn Anm. 808.

XIX. Oecam (Parteistellung), 337

z. B. des Hauses, welches er ersinnt, auch hinmüareiten und dasselbe

reell herstellen könne 761)‚ so erfasse auch der Intellectus in denjenigen

seiner Gebilde, welchen ein ausserer Gegenstand ‚entspricht, denselben mit

solch adäquatester Aehnlichkeit, dass ein solches Gebilde in höherem Grade

durch suppositio sich auf die Einzelndinge beziehen und. dieselben ge

meinsam umfassen kann, als diess eine angebliche blosse qualitas animae

könnten"). . , . .

Iliemit aber sind wir bereits in das Gebiet eines bedenklichen

Schwankens eingetreten, welches bei Oceam sogar im Gebrauche der ent-.

scheidenden Partei-Stichworte erscheint. Neulich wenn wir auch den

Steht aristotelischen Geist anerkennen, welcher den Verwirkliclttmgsprocess

des Wissens vom SlIIIIGS-Ellldl‘lltili6 beginnen lässt, und durch Gedächtniss,

Phantasie und psychische Gebilde hindurch zum Erlassen des Allgemeinen

führt, so ist bei Uccam dennoch jenen-Begriff „fictum“ ein gar zweischnei

diges Ding, und sowie er selbst die doppelte, Möglichkeit oll‘en Iiess, dass

das idolum sowohl subjectiv als auch objectiv existiren könne (Anm. 758).

so lenkt er auch die entschiedene Behauptung, dass es nur vorstellungs

weise existire (Anm. 759), durch die Erwägung jener völligen Congruenz, \

welche zwischen dem psychischen Gebilde und dem äussel‘en Dinge be

stehe, und mit Benützung der byzantinischen supposits'o (welche freilich_‘‚

für ihn das Hauptmomcnt ist) selbst wieder dahin hinüber, dass wir mit

telst der idola die Dinge so, _wie sie sind, erfassen und folglich „Segen-t

ständlich“ denken (Anm. 762). So werden wir nicht bloss das.gleiche'

unentschiedene Ofl‘enlassen jener zwei Möglichkeiten wieder betreffs der

Universellen finden (Anm. 810), sondern wir werden uns auch nicht wun

dei-n dürfen, wenn Occam anderwärts geradem behauptet, dass die in’teri‘

Hartes ‚oder Universalien n. dgl. eine gegenständliche,(subiectibe) Existenz!

haben 763). Der Sinn hieven ist dann allerdings nicht etwa das Bekennt

niss eines Realismus, sondern nur das so eben Gesagte, d. b. die uns

sehr an Aureolus (Anm. 713 f.) erinnernde Betrachtung, dass die psychi

schen Vorgänge völlig der Aussenchlt adäquat sind und somit das Suh

jective objectiv ist und umgekehrÜ‘“). \ «

761) Expos. nur. Perierm. Prooem.: Artificem cxcoyitare domum, anlequum pro

dueal cum, nen ext, artificem haben domum in esse obiectivo tunlum„ sed ext, ipsum

hulmre nrtem vel scientiam donms, qmze es! vcre qualitas mcntis, et tolis scienlia

„dumm“ immtnr.

762) Ebend.: Es! distinyuendum de fictis. quia quucdam sunt /icla‚ quilms in

re extra nen potest consimile corresponderc, sinnt chimaera ; flfiqua dicuntur

fiele, quibur in esse reali correspondent vcl rorrespondere pussunt rousimilia, et huius

modi vocunlur universaliu ‚. . Universale ficlurn vel idolum plus tlistinyuilur a re‚

quam quaecunque res mm ab alle, et tarnen in esse intentionati magis sibi assimi

Iulur‚ in Mumm quod, si passe! realiler produci, sicut ,pulest fingi, esse! sibi cou—

sirm'le perlen ad extra, et per senden: rolioncm magis potest rupponcrc pro re et

esse communis el esse id, in quo res inlelligilur, quom inlenlio vel aliqua alia qua

lilus. Vgl. Anm. 809 u. besonders Anm. 865.

763) Es ist eigenthümlicb, dass die letztere Anschauungsweise gerade in den

Ouodlibcta an den beiden Stellen, welche allein hierüber sprechen, festgehalten

wird (s. Anm. 768 n. 812); neben die andere Ansieht hingestellt findet sie sich

auch im Commentar zum Sententiarius (s. ‚Anm. 787 u. 810).

764) So ‚sehen wir, dass auch ein so bedeutender Mann, wie Occam immerhin

in seiner Zeit war, von den ‚eigentlich philosophischen Grundfragen hinen‚klaren

'_ Puan.‚ Gesch. III. 22

/ l

338 Xlxi' tlecanil(Partoistellniig).

Dieses Zusammentrell‘en der subjectiven Auffassung und des: objectiven

Thatbestandes liegt nach Oceam’s Ansicht schliesslich im actus intelligeudi

(Anm. 757), und sowie er schon betrell‘s-der vorstellungsweisenExistenz

der entia rationis behauptet, dass diesele allerdings weder die äusseren

Dinge selbst, noch aber auch reell von ihnen geschieden seien““), so

erinnert er daran, dass das aus raüonis als in der Seele auftretend eben

doch existire und somit in diesem Sinne ein ens reale heissen könne 7“),

' ja er nennt die dem sachlichen Befunde richtig entsprechende qualitas

menlis (gelegentlich einer Aensserung über die Gegensätze) ausdrücklidn

sofort eine „res“ 761). Aber er fasst diese res nur als eine in der Denk

werkstättc erzeugte; nemlich das obige Bedenken (Anm 758), ob neben

dem Denkacte noch etwas Anderweitiges anzunehmen sei, löst er dahin‚

dass die von Mehreren (und, wie wir sahen, auch von ihm selbst) ge

theilte Annahme eines eigeiten Gebildes (fictum) genau genommen als

eine zwecklose Vervielfältigung überflüssig sei, da es genüge, den acta:

)intelligtmdi als solchen festzuhalten; denn dieser sei an sich bereits die

\ similc'ludo der Gegenstände und als ein signum re!‘ (oder als in!enlio

oder passio animae oder eoneeptus, vgl. folg. Anm.) sowohl zur Namen

bezeiehnnng als auch zur suppasitio geeignet, und jede intentio über

haupt sei wahrhaft eben ein aclus intelligendi und in sachgemässer

Uebcreinstimmung mit der Objectivität ein ens reale (s. Anm. 766) oder

eine qualitas animao‚ welcher eine gegenständliche (subieclt'ne) Existenz

zukonnne 7°“).

Begriff hat, und somit auch er ebensewenig als z. B. Seelus (s. oben bei Anm. 104)

ein „Philosoph“ genannt werden kann. Allerdings müssen wir hiehei auch be

denken, dass gerade über Subjeclivitiit und (lbjectivitit kann] Jemand unklarer war.

als Schelling; auch Hegel’s Taschenspieler-Kunststück wird hierin jetzt wohl keinen

besonnenen Denker mehr tauschen.

765) St’fll. Prolog. qn. l, 3 M: EIIS rulionis nen csl idem cum re nec dis!inyui

( !ur realiler; elhov sacumlum opinionem, quur pom'! an!ia ratiom's obieclive in ultima.

Hiezn Anm. 759 gegen Ende. ' ‘

766) Ouodl. V, qu. 21: EIIS male aliquanda aou‘pil-ur pro omm' vera re en's!ente

in rerum natura, el sie cns ruliom's es! enx reale; aliqaando accipilur pro rate

existenlc solum extra animam‚ e! sie ens rutiom's nen esl ca: reale. lliezn der

Schluss der Anm. 865. ‘

767) Ebend. qm. 17: 0mm's opposilio realls esl in!er res, quia‚ xi s1'! er!ra

animam, es! in!er res extra animam; si si! in anima, es! in!er rcs in animu, sire

si! ia!er signa vomplrm xirü incomplexa; scmper enim es! in!er res, quia inler vom:

qualilules menlis. '

768) Ehend. IV, qu. 19: Dimm! aliqui‚ quod inlmlienes primae et aecmulae

saut qnaerlam enlia fiele, quue lautem sunl olrleclirc in men!e et nulliln' subv'ccla'ue.

Uontra: Quanrlo proposilio verifica!ur pro rebus‚ si duae res mfficiunl ad eins veri

!alem‚ super/1mm es! per allem rem; ‚. prae!erca lalv firlum impcdi! cognilio—

mm rei, ergo non es! ponemlum proplcr cogniti'onevfl . . . . .. praelerea !ale fietnm mm

es! ponendam, ut habeu!ar sublrclam e! praedicalum in proposilione aniversuli, quiu

arlus intelligendi mffici! ad hat: . . . . .. Idee dito, quod !am ia!entio prima quam

socunda es! vere ac!ns in!clliycndi‚ quia vper ac!um potesl salvari‚ quidqm‘d xalva!ur

per finlum; eo em'm, qaod acta: es! simlllludo subiec!i‚ poles! signifirare e! suppanerr

pro relmx extra, polesl esse subierlum el praedicalnm in proposiliane‚ polesl essr

genus el sperirs. .sicul fir!um. Ex quo palel, quer! intcnlio prima e! seeunda rcahler

dislinguunlur. quia inlenh'o prima es! ar!ux intelligemli siynifirans res‚ quer „an .\unl

signa; in!eulio senmda es! ar!us significans inlmliones primas (über diese Unter—

scheidung der inlrnlio s. unten Anm. 776 ff.) . . . . .. Pate! ex dich}, quod !um in—

. t ‚ ._

XIX. 0ecam (Parteistellung). 339

Getreu aber dem Standpunkte, dass die wesentliche Aufgabe der

Logik die sennones seien (Anm. 743), verlegt Occam den actus intelli

gendi grundsätzlich in das Urtheil, und zwar spricht er dabei, uns an

Armand’s und Gratiadci’s verbum mentale orinnernd (s. ob. Anm. 630 u.

675), von einer „propasitio mentatis“. Nemlich vor dem in Worten

ausgesprochenen Ilrtheile gehe stets ein inneres von jedem speciellen

Sprach-Idiome unabhängiges Urtheil voraus, dessen Bestandtheile dasjenige

seien, was bald simititudo bald talentio bald qualitas mentis bald in

tettectus bald eonceptus heisse”“), und in diesem inneren Urtheile, —

im Unterschiede vom gesprochenen oder geschriebenen Urtheilc -—, halte

der Intellectus vorstellungsweise Subject und I’rädicat auseinander, wäh

rend er dieselben zugleich auf Ein und das Nemliche beziehe, ähnlich

wie man zwei Zeichen für Ein bezeichnetes wählen könne 77°), d. h.

z. ß. „allgemeiner Mensch“ und „einzelner Mensch“ seien essentiell nur

im Urtheile Eins, weil Ersteres von Letzterem wesentlich ausgesagt

werde 77‘); und es werde auch die Wahrheit eines ausgesprochenen Ur

theiIcs erst dadurch erprobt, dass nach Anhörung desselben eine ent

sprechende propositio mentah's als wahr erkannt werde7n). Besitzt aber

biemit jenes innere Urthcil eine grundsätzliche Priorität gegenüber dem

tentiones primac quam secnndae saut ucrc entia redlia et sunt vere qualitates sub

'l't'ctinß e:zistcntes in anima. Summa t. log. I. 12, f. 6 r.A: Intentio animae vocalur

quoddam uns in anima natura significare aliqul'd ”lud unten: existens in anima,

qund est signnm rci, ex qm) propositio mentah's compom'tur (s. Anm. 777 f.) ad

modum, quo propasitia vonalis compam'tar ex nacilms, atiquando uoeatur intentiu

animae, attquando eanceptns animae, atiquando passte unimae‚ atiquando simititado

rri . . . . .. Sed qm'd es! in anima i'd, quod es! talr m‘yn-nm? Dicendum ext, qnod circa

taten! saut diverses opim'onex. Atiqm' min: dicunt, quad non es! niet quaddam fictum

per animam.‘ atii, quod ext qnaedam qualitas anbiective existens in anima distincta

ab acta intelligendt'; alii dicunt, quod ext actus intelligcndt'. Et pro islis rst ratio

itta, qaad frustm fit per plura‚ quod patest /ieri per pauciora (vgl. ob. Anm. 758);

omnia autem‚ quae satvantur ponendo aliqnt'd dislt'netnm ab acta intelligcndi, possunt

saleari xine tali distincto, ca quod supponere pro alte et signifirare atiud ita 110I€8I

comprt‘are artlu' intelligmds' sirut itli fiele,- cryo praeter antun: intelligendi nun aparte!

110flt‘1'1." aliqnid aliud.

769) Summa t. log. I, 12, f. 6 r. A: Unando atiqm‘s pro/er! propositionem nom

tem, pritts format interms propositianem unam nwntalem, quer nultius idiomatis ext,

intantum quod mutti fomtant /requcnter intert'as propositiones. atiquas, qmm tarnen

propter de/cctnm idiomatis exprt'mere nescinnt. Partes taliuvn propoxitiunmn mentatium

vocantur vonceptur, intentianes, simititndt'nrs, intettectas. Sent. l‘rotoy. qu. l, 2 Y:

Omne subtertum propost'tiom's in meiste ext intetlutt'o ueI all'qua qualitas inhaerens

mrnti. Vgl. Anm. 797 gegen Ende u. Anm. 809.

770) Sent. I, ”ist. 2, qu. 3, f): Passant esse aliqua namina vet canceptus, quae

distinguunt subtectnm n praediaatum, quae nata saut esse s'n intellectu obiective, quia

solu: flutet/arm: potest facere propositiouem praeter propositt'onem prolatam et scriplam

et alte Imiusmodi; et ita in inteltrctn dixtingnuntur, quac tarnen redwuntur ad antun

in esse, sinnt duo eigne reduountur ad atiqnod «nun: signatuni, quue tanzen nun snnt

rentiter ittnd unum signatum. .

-771) Ebend. qu. 4 EE: Hass ext [also de vtr!ate sermonis „hnmo universah's et

homo partirnlaris sunt IHM")! essentialitcr“, :ed sunt antun essenliafiter, quia

Ittltttll essentialiter pracdicatur de retiquo et importat essenta'am alteriux, neu tarnen es!

realiter de essen/in alterius.

772) Quodt. III, qu. l]: I'ropositiu nocah's es! arm. quanda ex eins prutatione

audilor rst natus roncipere et farmare propan'tionem mentaler» warum; hoc antun

solum es! in [tue pralatt'<mis et nun in py1'nm'pr‘o ner in medio.

22'

340 XlX. 0ccam (Parteistellung).

in Worten ausgesprochenen Urtheile, so liegt diese nach Uccam’s Ansicht

darin begründet, dassdie Zusammenfassung. im Urtheile eine geistige ist

und aus Begrill'en (ermoeptus oder inten!iones) hervorgeht, und wir

könnten somit Occam als einen Gonceptualisten des Urtheiles bezeichnen,

indem er entschieden (im Gegensatze gegen Themisten, ob. Anm. 289,

gegen Burleigh, ob. Anm. 586 u. 599, und gegen Gratiadei, ob. Anm. 676)

daran festhält, dass res nur: de re praedicatur‚ und ihm ‚die sprachlichen

Bestandtbeile des Urtheiles nur als.Zeiehen gelten, welche an Stelle einer

bezeichneten Sache stehen"”). Die Worte neulich seien. im eigentlichen

Sinne durchaus nicht Zeichen der Begriffe, sondern ursprünglich und

primär bezeichne der Begrill' oder ein psychischer Vorgang die Dinge auf

„natürlichem“ Wege (— dieses Motiv einer natürlichen Einwirkung, auf

welches (lccam immer wieder zurückkommt, hatte schon llerveus hervor

gehoben, s. ob. Anm. 395 —)‚ und erst secnndär‘bezeichne das Wort

in Folge. einer willkürlichen Einrichtung (volun!aritt institutio, vgl. Anm.

781 f.‚ 791, 806) jene nemlichen bereits von der intentio bezeichneten

Dinge, so dass hiemit aus einer Aenderung der Bezeichnt eines Be

grill'es nothwendig eine entsprcd1ende Aenderung der Wortbezeiehnung

folge, hingegen umgekehrt ein Wort durch Willkür in.seiner Bezeichnung

geändert werden könne, ohne dass hiedurch der entsprechende Begriff

sich anderen“); und wolle man etwa hiegegen die Syncategoreumata

oder die negativen Worte als Einwand benützen, da diese nicht auf

773) Ebeud. qu. 5: Videndum, an sit propasitio mentalr's; quod probe sie.

quitt, ubimmque es! complezio sivc rampon'tio 11cm ve! /a!sa, ibi est propositio; sed

in 1nen!e es! Ant'usmodi complezio. . Prapositin mentalis nun tromponittu' er TOD!"

extra animam, sed ex conceptilms . . . . .. Si a!iqua prupasi!io cumporleretnr e: rebu:

extra, ah'qua passe! componi ex anima inlellecliva e! earpore, et aic aliqua propori!ia

passe! esse homo In ista propositionc „cam's comedi! ponem“ (vgl. die Stelle

aus Seneca, Ep. 48, Absrhn. Vlll, Anm. 66) subiec!um rerr comedere! praedicalum;

c! simili!rr es! in is!a propoaitione „Rupertus persequüur Johannem“ (ähnliche Bei

spiele s. bei Bnrleigh, ob. Anm. 599) . . . . .. Omnis propositio componitur ex nomim

e! rerho, sui nomina e! ozrba neu sunl res extra animam, sed signa remm.....

Unmis propnsi!io vera affirmutt'vu c! vom per idenlilatem rei significalac per subiectum

e! prordt'oalum, quia utimur rocilms pro rrbus e! terminis ‚nun pro se, .ved pro

rr‚ quam signifirant, qnia inte!!ectm, live! intelliga! res ez!ro‚ tarnen mm rom

pamt res ex!ru. . . . . .. sed intentiones rorum ad invicem neu pro so, sed pro n

significata.

774) Summa l. log. l, l, f. 2 r. B: Dicimus, oooes esse vigna subordr‘nalu cou

ruplilms ocl in!entionibus animae, mm quitt proprie aoaipiendo hoc oocobulum „signurn“

ipsut‘ oocrs signifirent ipsus concep!us prima et proprie, sed quia vooes impomurtur

ad signifieundum i!la andern, qnae per nonceptus: Menüs significantar, im qaod cou—

eeptns primo naturaliter aliquid n'gm'lica! e! secundartlo von: illud idem significat, in—

tantum quod voce institu!a ad significandum aliquid significatum per conceplum mentr's.

si canaeptus i!!e mutaret sigui/icatam saum. eo ipso ipso vom .n'ne etwa institu!iom

man: signi/icalum permulare! ‚ . . . . . Corureplu.s sive passio unimac naturali!er (vgl.

Anm. 776, 778, 781 l'.‚ 784, 788, 791, 810) siynifira!‚ quidquid aigru'fieal; lermimts

au!em prolatus vs! scn'ptns Mini! significa! nist' sectuldunt boluntarium institu.liouem

(vgl. Anm. 757, 781); 't‘11 qun sequi!ur alia difl‘erenlia‚ so. quer! !erminns praütus

vel scriptus ad placitum po!esl molare sumn signifiratum, tenm'nus entern conreptns

non mu!al sann: signifiuatum ad placilum cuiuscunquc. Empor. nur. 1'erietm‚ Pfoucm_:

Prima pussin significa! res e! poslea eoz non passioneur ‘um'mae, sed ipso! res, quus

passio sigllifical, significa!‚ i!u qnod si pnssi'o siyni/I‘rata mu!aret. c! vo‚r sua mufuret

significata. Die gegentheilige Ansirhl des Srolus s. Anm. 126.

XIX. ttccam (Parteistellnng). 341

natürlichem Wege durch Abstrartion von äusseren Dingen begrifflich ge

wonnen und zu realer Bezeichnung verwendet werden können, so sei Zu

erwiedern, dass in diesen Fällen dennoch gleichfalls eine Abstraction und

eine Begriffhbildnng; stattfinde, nur dieselbe genuiniglich von den bereits

üblichen Worten selbst ausgehe“").

’ Durch diese Erwägungen über den Sprachausdrnck ist nun bei

Occam auch dasjenige bedingt, was er über impositio und intentio, deren

Weehselbetiehung wir schon bei Durlcigh (Anm. 584) und bei Armand

(Anm. 629) trafen, in zahlreichen Wiederholungen erörtert. Nemlich wenn

durch die Worte entweder Dinge oder subjective Auffassungen oder auch

Worte selbst ihre Bezeichnung (significare) finden können, so sollenWorte

secdudae imposiliouis diejenigen heissen, durch welche im Sinne der

Grammatik die Worte selbst bezeichnet werden, oder vielmehr in genauerer

Fassung diejenigen, durch welche willkürlich gebildete Zeichen (im Gegen

satze gegen die natürlichen Zeichen, welche die inteutt'oues sind, s. Anm.

774) bezeichnet werden. Alle übrigen Worte seien primae impositiouis

im weiteren Sinne, so dass dann auch sämmtliehe Syncatcgnreumata den

selben beizuzählen seien; hingegen in engerem Sinne dürfe man zu den

Worten primae impositiouis nur die categorematischen zählen (d. h. jene,

welche wesentliche Bestandtheilc des Urtheiles sind, s. die beiden folg.

Anm); eben dieselben aber seien entweder primae inteutiouis, wenn sie

ein Ding, oder secaudae intentionis, wenn sie eine subjeetive Auflassung,

nemlich einen rouceptus oder eine intentio u: (Igl. bezeichnen"“). Wie

775) Saut. l, ”ist. 2, qu. 8l(: Diccretur‚ qaod couccptas syueategorcamatici c!

couuotativi c! urga!ivi uou saut eouceptus ahstracti a reb'as m" natura saa sappourutns

pro rebas er! ipsas runde distinclo significanlcs; . . . . .. veramtamcu pOssunt falt‘s

couceptas impaui vs! couceplas abstrahi ‚a dortbas‚ e! ila fit de facto vet semper W.‘f

sommauiter tauc ab istis vocilms sie siguificantihus abstrahit iutcltectas couceplas

commaues pracr!icabilrs de eis. w . =

776) Seul. l, Bist. 22, qu. l C: Uaaedam unmiu11‘primo siyui/icaul res extra,

quaedam signifieaut prima eougeptas mentis, qaaedam ipsas voces significalivas;

et est anliqaa dislinctio, qaod uomiua quaedam saut primae impositiouis, qaaedam

saut nomiua secaudac impositiouis. Nomina seaundae impositiouis saut illa, qaae

imponautar ad significaudam unmina ipso, .....cuiasmodi saut ista „uomeu, verbam“.

. . . . .. Nomina primae impositiouis quaedam saut uomiua primae iu!eutiouis et quas

dam uomiua secaudae iuleutiouis: prima saut illa‚ quae significau! veras res, . . . . ..

secauda saut ilta, qaae significaut couoeptas meutis, sie!!! „ycuas, species, universale“.

Summa t. log. l, ll, f. 5 v. B: Nomiuum ad placitam significautiam qaaedam saut

uomiua primae impositiouis, qaaedam saut uomiua secaudae imposiliom's. Nomina

scoaudae imposiliouis . saut haiasmodi „uomeu, prouomeu, couiuuctio, verbaut,

casas, numeras, modas, tempus“ et haiasmadi, aceipieudo ilta ooeabula ilto modo,

qao alitar eis grammatioas . . . . .. Striote untere dicilar unmeu secuudae impositiouis

illad‚ qaod mm significat nisi sigua ad p!acitum iustitula, ita qaod uou potest com

petere iuleutiouibus auimae, qaae saut ualaratia sigua; cuiusmodi saut ta!ia „figara,

eouiugalio“ e! huia:modi . . . . .. Nomen prima: impositiouis polest dapliciler sumi.

Large, et sie omuia uomiua, quac uou saut aomiua secuudae impositiouis, sautuomiua

primae impositiouis; et sie ta!ia signa syueotcgoremalica „oruuis, uallus‚ aliqais, qui

libet“ et haiasmo'dt saut unmiua' primae impositiom's. Atiler potest accipi slricle, e!

laue sola unmina categorematica, qaae uou saut nomiua secaudae impositiouis, vonnular

nomiua primae imposiliouis. Nomina aatcm primae impositiouis stricte aocipieudo saut

in daptici di/Tereutia‚ quia qaaedaru saut uomiua primac in!eutiouis, et qaaedam saut

nomiua secaudae iuteutiouis. Nomina secaudae inteutiouis dicautur itta‚ quae praecise

impostla saut ad significaudum iuteutioues auimae, quae saut sigua ua!uratio e! alia

342 XlX. Decam (Parteistellung).

sehr aber hiebei das grundsätzliche Gewicht wieder äuf das Urtheil, und

zwar im Gewande byzantinischer Dortrin '(nemlieh betreffs der suppo

sitz'o, s. auch Anm. 798), falle, ersehen wil‘“därans, dass Uecam von der

secunda intentio, deren reale oder nicht-reale Geltung er auch hier dem

Metaphysiker überlässt (s. Anm. 756), nur die in der Seele liegende

Aussagbarkeit fordert, wornach Begrill'e wie z. B. genus auf die Namen

der Dinge angewendet werden, und zwar mittelst der suppositio simptex

(s. Abschn. XVll, Anm.203), d. h. für einen Gemeinbegrill' und nicht für

das von ihm Bezeichnete, während hingegen durch die intendo prima

nur mittelst der suppositio personalia die bezeichneten Dinge selbst, d. h.

abgesehen von jener Aussagharkeit, erfasst werden777). Noch deutlicher

und schärfer drückt sich Occam wiederholt dahin aus, dass intenlio über

haupt jenes psychische Moment sei, welches als suppositionsfähig ein

Bestandtheil eines inneren Urtheiles‘ sein könne; und zwar umfasse die

intentio prima in weiterem Sinne nicht bloss die categorematischen

geistigen Zeichen der Dinge, sondern auch die innere Auffassung der

Syncategoreumata; hingegen im engeren Sinne erstrecke sich dieselbe

nur auf die wesentlichen Bestandtheile des Urtheiles, insoferne dieselben

sich durch suppositio auf Dinge, nicht aber auf Zeichen, beziehen; und

ebenso umfasse die intentio se0nmda, welche wesentlich in den Zeichen

der intentiones primae liege, im Weitemn Sinne sowohl die natürlichen

(s. Anm. 774) als auch die in den Syneategorenmata ausgesprochenen

willkürlichen Zeichen, . so dass in 'solchem Sinne die intentio semmda

nur im Wortausdrueke beruhe; aber in engerem Sinne bedeute sie nur

die auf natürlichem Wege gewonnenen Zeichen, welche ._ von den inten

tiones primae ausgesagt werdenl“). Darum dürfe mein auch nicht sagen,

sipna ad placitum instituta (Näheres s. Anm. 778) vet aonsequentia talia signa; ri

tatia nomina um! „genux, species, universale, praedinabile“ et huiusmudi, quia taha

nomina nun ‚um! nisi intcntiones animae, quae sunt signa naturalia aut si{;1m volun

tarie instilata. Ein Beispiel bievon Ouodt‚Vll‚ qu.. 16: „Persmm“ es! nomen primac

inlentiom's, quia significat rcs, qmm non saut signa...... Tanz nomcn secundne m

tenliom's quam primae intentiom's o:t nennen primae imposilionis, et ideo quamris

„persona“ sit „einen primae impositionis, cum hoc stat‚ quod sit primae inlentionis.

777) Seht. l, Bist. 23, qu. l D: Intentio prima vocatur res reatitvr e.nstens.

intentio antun secunda vacatur aliquid in anima rebux applicabile praflticabilc dr

nominibus remm, quando mm habent sappositionem personatem, sed simptieem‚ sicut

saut „spen'es, grims“. Utrtkm unter» talia sint routiter et subicctinc in anima an

obiectiue tanlum, mm re/crt ad proposilum 1m: hoc spectat detenrtinare ad Ioginm,

qui tarnen prhvcipaliler distinciionem inter nomina prima: et :eaundae intentionis habe!

considerare‚ quia Ivgirus praecisc hebe! diene, quod in ista proposih'one „homo rst

spccies“ subiectum supponit pro mm commum' et mm pro aliquo significato suo; nimm

aalen: iltud sommune sit reale vel non sit reale, m'hil ad cum, sed ad metaphyn'cum.

Nomen secundau intentr‘onis est ittud, quod imponitur ad signi/icundum (die de

nonu'nibus rrrum praedicubilia‚ quando mppmnmt siwptiriler et non pro sui: signi

fiealix (J) Hau rst difl’erentia inter nomi1m prima: intentiom's et seuundae, quod

nomina prima: inlcnh'om's saut ittu, quar‚ quando suppanunl personaliter‚ praecise

staut pro rebus mm inquanlum praedicabitia de atiis; nomina sccundae inteulionis

staut pro aliquibu‘s pracd'icabililms de mbas. ‘ Vgl. Anm. 781 u. 796.

778) Olodt. IV, qu.19: karge dicitur intentiu prima esse sigmrm intensilnlc

erstens in Mime, quod mm aigni/ical intrntiarmn vet cunceplus in ani1na vcl alia

signa praecise; et isto nwdu mm solum ua!egoreumata mentulia‚ quue sigui/ieanl

res, quae nun saut significativae, sed etiam syncategorcumah; mentalia et werbe et

coniuutione: et Imiusmodi dicuntur primae inlenlioncs..... Sud strich: ducilur prima

XlX.. Oceam (Parteistellung). 343

dass kurzweg die Kategorien sämmtlich intentiones primae. seien (wie

die allgemein rocipirte Annahme lautete), sondern, wenn man bei den

Kategorien auch an das Verhältniss einer Uebcr- und Unter-Ordnung, d. h.

eben an eine Urtheilsverbindung denke, zeige sieh, dass in einigen Be

ziehungen eine Kategorie als gemeinsamem Gattung einer anderen über

geordnet werden könne, welch erstere dann darum als secunda intentio\

zu bezeichnen sei; denn das Entscheidende bleibe immer, ‚dass die in-“

tentio prima Dinge, nicht aber Zeichen, hingegen die interdio secunda

nur solche Dinge, welche Zeichen sind, bezeichnet""). ‚ .

1

Sind somit die intentiones seotmdae,.wie sich im,Ansehlus.se an die _-'

allgemein geltende arabische Tradition vonselbsl versteht,'niebts Anderes

als die Universellen, so liegt in demjenigen, was wir bisher betrach

teten, bereitsv der innerste Kern jener Auffassung verborgen, welche Occam

in der Universalienfrage in bunt versehlungener Ausführung vertritt. Fas

sen wir nemlich rückblickend alle diejenigen bisher angeführten Stellen

inv Eins zusammen, in welchen Oceam den, byzantinischen Begritl‘ der sup

positio beizieht (Anm. 750, 757, 762, 768, 773, 777, 778), so erken

intenlt'o nomen mentale pruecisc natura esse ertrernum propositionis c! supponcrc pro

re, quae nen es! signum Sirm'liter (arge m‘oipiendo dicitur intentio secunda

animac oonreptus‚ quoe samt naturalia signa remm, ruiusmodi samt talentierte: primae

stric!e arceptac, sed ctiam prout signa rmmta!iu ad placitmn significarttia signa syn

rategoreumatica nu-nlatia; et isto modo [orte mm habenms nisi ooralc corre.spondens

tntentioni sectmdae‚ Stricte entern accipiendu dicitar intentio sccunda conceptus, qui

praecise signifirat inlentiones naturaliler significativas, ouiasrnodi snnt genau, spocics,

difl‘erentia e! atia hm'usmodi Ita de in!errtiouibus primis, quac supprmunt pro

retma‚ praedicatur unus conceptus communis, qui est intentio seounda. Summa t.

log. l, 12. f. 6 r. B: Sufficiat, quod intentio es! quoddam in anima, quod es! signum

naturatiter significans oliquid, pro qoo potcst supponere, vel quod potcst esse pars

propositionis mentalis. Tote autem duplex ext. Urmm, quod es! signurn alicuius rei,

quae mm es! tote sigrmm, et illud rocalar intmtio‘ prima Lar_i]e dioitur

intentio prima ornrte signum intentionale nisten: in anima, qand nen sigru'finat irr

tentiones vel siyna pr'accisc, .....ct illo modo oerba mentatia et syneategoremata

mentatia‚ adourhia, coniunctiones et huiu.wnodi possunt dici intentiones primac. Stricte

autem vocatur in!cntio prima nomen mentale natura pro suo significato supponcre.

Intentiu unter» socunda es! ilta‚ quae 0st signuru talium intentt'onum primarurn, cuius

modi ‚mm totes in!entionts „gentw, species“ et huiusmodi. Hiezu die betrettende

Stelle in Anm. 768.

779) Ouodt. V, qu. 21: Utrum quodlibet pracdicamerltum sit prima intentio oel

sccurtda....... Praedicamcntum dicitur dupliciter: uno rnodo acripitur pro prima et

communissimo in linea praedh:arnentali; et isto mod0 quodlibet praedicamentum es!

prima intentio oct nomen primae in!cntionis.„.. Mio modo accipitur pro Iota ardine

alithrum ordinatomm secartdurrt superius et in/‘erius, et sie praedicamentum compa—

nitur es: inwmplezi-s‚ ca: qaibus propositiones aflirrnatioae e! negatiaae oatae saut

coustitui..... Et sie loquendo de praedicurnentis in eo saut aliquae intentiones primac

et atiquoe intentioncs secandac; nur» in praedicamento qualitatis e! relationis es! hoc

comrnnne yenox qualitas, narn omne, quod genus ext, es! qualitas mentis secundum

ret oeritatern; sirm'lr'ter hoc comrnurte genus ext conceptas relatives et ideo es! in

genau relatiom's Intentio prima bette es! superior ad intentt'onem scanndum, narn

cns in communi vs! inten!io prima et tarnen es! sapcrior ad intentz'onern secundam,

quia omnis intuitiv secunda cst ens et nun e converso Ad intentt'ortem primam

sufficit‚ quod significet aliquas res, quac non saut sigma, liest mm hoc significet

mutlos res, quae surtt signa. lutcntio autrm sommda non signifioat aliquom rent, '

qnae nen est siglll!fll (über „rcs“ in diesem Sinne s. Anm.767). Ein Duplical dieser

ganzen Stelle s. unten Anm. 865.

‘i

‘w

l

I

344 XIX.’ Occam (Parteistellung).

nen wir sofort, ‘dass Occam das'Wesen der Allgemeinbegrifl‘e in der

Suppositions-Fähigkeit erblickt (s. unten bes. Anm. 781, 797 f.,v 800, 806),

in welcher ihm ja auch die Differenz zwischen subiective und obiective

gleichsam als getilgt erscheint (s. Anm. 762—764). Und diese “princi

pielle Unterordnung der Universalienfrage unter den byzantinischen Be

griff teminus ist die besondere Eig'enthündichkeit der Ansicht 0ccam‘s;

denn dass die Universalicn wenigstens in einer dualistisehcn Nebenstellung

neben einem realen Sein auf subjectiver Seelenthätigkeit beruhen und im

Urtheile prädicativ auftreten, hatten schon Alexander v. Alessandria (Anm.

24’8)‘, Radulph Brito (Anm. 258), auch Aegidius (Anm. 403), Johannes

‘ Jandnn (Anm. 426, 432), Antonius Andreas (Anm. 457) und Baconthorp

(Anmi 690) hervorgehoben; ferner dass diese eubjeelive Seite an den

Universalien das Entscheidende sei, trafen wir bereits bei Duraud (Anm.

560), Burleigh (Anm. 597), Armand (Anm. 632) und Gratiadei (Anm.

669);' und endlich dass die subjective Function wesentlich im Sprach

ansdrucke und der Namenbezeichnung wirke, hatten schon Durand und

Anhand wenigstens zugegeben (Anm. 551 ‘n. 634), sodann aber Anreo

Ins förmlich als Princip ausgesprochen (Anm. 697). Somit können wir

in all diesen letzteren Wendungen bei Occam Nichts erheblich neues. fin

den, wenn auch spätere Nachkommen, welche den thatsächliehen geschieht

lichen Verlauf nicht kannten oder ignorirten, sich einzig gerade diese

Seite aus Occam herauslesen und denselben so als den wahren Hort eines

nachmals sogenannten „Nominalismus“ (s. z. B. Anm. 782) verehrten,

woraus dann eine theologische Polemik gegen den Uccamismus erwuehs,

welche unbemerkt bis zum heutigen Tage auf die Geschichtschreibung der

Philosophie einen bedingenden Einfluss ausübte. Hingegen der wahre

geschichtliche Thatbestand liegt darin, dass Oc‘oam das Haupt der „Termi

nisten“ war (—‘ wir werden später diesen Parteinamed als einen übli

chen finden —-), und nur dadurch hat er sowohl einen wirklich. neuen

Standpunkt eingenommen, als auch auf denweiteren Verlauf der Logik

einflmsreich gewirkt. “

Da die Universalien für die Logik nichts Anderes sind als „termini“

der Urtheile (vgl. Anm. 777 f. 797 u. bes. 798), so sind dem Logiker

eigentlich alle anderweitigen Fragen über die Existenzweise derselben

völlig gleichgültig 750). Aber wenn auch dergleichen Untersuchuttgen hur

den Metaphysiker berühren (Anm. 75611.777), so inuss doch zur Vermei

dung schlimmer lrrthümer auch die Logik hierauf eingehen, und in die

ser Beziehung ist daran festzuhalten, dass alles äusserlich Existirende

schlechthinsingulär ist (—— diesem Grundsatz, welchen wir'schon bei Her

veus, Anm. 400 f., und bei Dunnd, Anm. 560, trafen, wiederholt Occam

unablässig und daher das Universale nie zu den äusseren Dingen

gehören noch ‚ auch ein Theil eines Dinges sein kann, sondern nur eine

unkörperliehe psychische=Veranstaltung (institutio oder inteutio oder cou

ceptus formales) ist, welche die dusscren Dinge bezeichnet und zur sup

780)_ Senf. f‚ Disl. 2, qu. 4 AA: Puer logicus mm habe! dixputare, nimm uni—

versqlia, qua( samt lmnini proposilionum, sinl rcs extra animam er! Iunlmn in ultima

lief in voü bei in scripto; et ideo mm distinguil, scd aliquando allrilnu'l rei‚ quod

convem't universali termino propositionis e! aliquando e conuerso.

XIX.’ ' cham (Parteistellung)f 345

positio für tlas ‘Bezeiellnele (nicht aber für sich selbst, 'vgl. Anm.“‘777,

796 u. 877) fähig ist, ähnlich wie auch in 'den Worten eine ‘solehe'Ver

anstaltung der Bezeichnung liegt, nur mit dem Unterschiede, dass“ ‘die

Worte, welche gleichfalls das “von der intentio‘ Bezeichnete“bezelchnen

(Anm. 774), ‘ aus einer lediglich willk‘ürliehen Veranstaltung‘hert‘drge'

hen 7“), so dass man in dieSem Sinne auch von einem doppelten Uni

versale sprechen kann, nemlleh von einem natürlichen (mah—ale; 'vg'l.

Anm. 757 u. 774 f2) und einem willkürlichen, Welches in d'en 1Vlierten

“egl 782)_ ' ‚t , .| u

' Die Werkstätte der Natur beabsichtigt nur singuläre Dlng'e' '(sxfler.

veus, Anm;401, und Durand, Anmu560, sowie die gegnerisehe "Ansieht

Burleigh’s, Anm. 590), indem nur solche Ursprünglich und an sich er

zeugt werden “3). Im Denken aber entstehen die Universalle_n‘‚'indbm

durch die Gegenstände auf lediglich „natürlichem“ Wege ohne eigenes

Zuthnn des lntelleetus oder des Willens‘ aus dem erstenlkl‘asseh imd

Festhalten (habitus, vgl. Anm. 759) des Gegenstandes bei ungehindertem

Gedankenlaul'e Von selbst ein zweiter Denk‘act veranlasst wird (causaturj

vgl. Seotus, ol). Anm. 116, und Herveus, 0h. Anm. 408), welcher vor

I'H

. ' ' I

781) Ezpos. our. Praedieab. Prooem.: quamvis praedictae quaestiones non

ad logieum, sed ad metaphysicum sint pertinentes, quia tamen est earum ignorantia

multi moderni in multiplices errores in logica sunt elapsij ideo de ipsis quid sit.....

diccndum, es! docendum . . . . .. Ouaclibe! res imaginabilis existens per se sine omni

additione est res singularis et una numero, .....quia omnis rcs per se vel est cadent

vel diversa ab alia Nullum universale es! extra animam existens realiter in sub

stantiis individuis nec est de substantia vel esse carum, sed universaliter est tantum

in anima vet est universale per institutionem, quomodo vox prolata . est univer

salis, quia de pluribus es! praediealn'lis non pro se, scd pro rebus, quas significat.....

Non sunt nisi quaedam intentiones vel conceptus formati per intellerturn exprimentcs

esse rerum et signi/ioannes cas, et non sunt ipsae res,’ sicut signum non ut suum

significatuml nec sunt partes rerum (s. Anm. 794 L), non plus, quam im; es! pars

sigui/¡mii sui, sed sunt quaedam praedicabitia de rebus non pro se, quia . non

supponunt pro se, sed pro suis significalis, quae sunt res singulares Praeler

ista ipsae voces correspondcnles possunt aliquomodo genera vel species appellari pro

tanto, quia omne illud, quod significatur per intentionem vel roncepturny in anima

signi/ioatur per vocem et e conversa,- tamen hoc non est nisi ad placitum instituentis.

universalia non sunt rorporalia, quia non sunt nisi in mente, in qua non est

aliquod corporale.

782) Summa t. logt l, 14, f.6v. B: Universale duplex ext. Ouoddam est uni

versale naturalel quod est signum naturale praedicabile de pluribus ad modern, qua

fumus natura/iter signi/isat ignem e! gemitus infirmi dolorem et risus interiorem lae

titiamg e! tale universale non es! nisi intentio animae-l ita quod nulla substantia extra

animam nec aliquid accidens extra animam est tale universale; et de tali loquar in

oapitulis sequentibus (also ist dieses das logische Universale). Aliud est universale

per oolunlariaminstitutioncm, e! sic una: prolatam quae est aere qualitas una numero,

es! universalisl quia est signum voluntarie institutum ad significandam plura; unde

sicut vom dieitur communisj ita potest dici universalis, sed hoc non habet ex

natura reí, sed tantum ex plarito instituentium. Ebend. 22, f. 9 v. A: De tali

universaliy quod est universale ad plucitum, non loquor, sed de illa, quod ez

natura sua bohrt, quod sit universale. So also steht es mit dem angeblichen

„Nominnlismus“ Occam's derartig, dass ihm das Spmchliche nur ein seeundäres

Willkürliches ist.

783) Sent. l, Dist. 2, qu. 4 X: Agens naturale in agendo intendit veram rem

singular-em, quia illud intendit. quod per se et primo produrilur, sed res singularis

per se et primo producitur.

346 XIX„ÜUJEUD (Parßistellung).

J-.ar

I

stellungsweise auf. ein. Sein gerichtet lSl,HWBICIICS«dOIB vorher gegenständ

lich ergrill'enen Sein adäquat ist734). ‚So füllt die thornistische „reflexio“

(ähnlich wie bei Seotus, Anm. K24); bei richtiger Erwägung des intuiti

venErfassens (s. Anm. 746) xon selbst, hinweg 785);. denn. bezüglich der

Reihenfolge der Entstehung ist das erste Erkannt». stets .ein Singulät‘es,

d. h. ein eqncretes Ding, nichtv aber, ein. Zeichen (wie z. B. ein Begriff

oder ein Wort), da es auserhalb der Seele nur singuläre Dinge gibt;

aber auf diese erste intuitive Erkenntniss folgt unmittelbar ein erstes.ah

stracles Erfassen, welches bereits den Charakter der Gemeinsamkeit trägt,

und! soweitdann dieses Gemeinsame dem Singulären adäquat ist, tritt

das Erkannte als ein‚Uuiversale. mit diesem ilun gebürenden Vorrange

auf’“). Versteht man unter abstractem Erfassen ein Absehen von der

vielheitlichen Singularität, und folgt man der walu's0heinlichen Annahme‚

dass die Universaan eine gegenständliche Existenz in der Seele haben

(s. Anm. 763 u. 768), so wird in Folge dessen, dass das Universale.dem

Singulären adäquat ist, das ahstracte Erkennen und das.sinnlich intuitive

Erkennen das nemliehe sein; hingegen wenn man Abstrpction‚als ein Ab

sehen von: Existema oder Nicht-Existenz des Gegenstandes nimmt, so III]

terscheidet sich dieselbe vom intuitiven Erfassen, da letzteres auf ein

jeweilig Existirendes gerichtet ist; aber dennoch liegt auch dann der Un

784) Ebend. ll, qu. 25 P: Universalia c! inlcntioncs secundae sausanlur natura

iiler‚sine umni uc!ivitate inteitcatas c! voltmlalis a notiliis incomplexix lenm‘nomm

per istam viam, quia prima wyuosco niiqua sinyuiarie in parliculan inlai!ive rcl

-abs!raciive‚ a! hoc causalur (vgl. Anm. 806) ab obicclo vel luibi!u dcrciic!o ex pnmo

acta, et habita notiiia s!a!im ad eins prae:eniiam‚ si nun si! impedimcnlum‚ scqnitur

naturaiiier alias actus dis!irwlas a prima termina.lus ad aliquid !aie esse obiectieum,

quaie pries vidi! ‚in esse subieclivo, e! illc aclus secundus produci! universaiiu. r! in

!cniione_s secundas„ ..

785) Satt. Prolog. qu. l UU: l‘rapric !oqucndo e! s!ricte „alle es! inlclleetia

re/leza, quia reflexiv s!ricle sovan inrlmlil nenessariu ad minus den, sind patet in

„wie iocaii refle.ao; nncipicndo tarnen reflezionem iqrge concedo, quod illa intellectio

es! reflexa, cum hoc tarnen slai‚ quod es! inluüiva.

786) Ouodl. l, qu. 13: U!rum primum cogni!um ab intelleciu primiialc genera

liom's xi! sinyuiare. E! videtur primo, quod nun, quia universale es! primum e!

proprirun obiectum intellrrtus In oppositum: Idem omnino es! ohieclum sensus

a! in!eiieclus; sed singularc es! prinmm obiccturn scnsus Iali primilale..... Sricndum

es!‚ quod hie rapilur singularv ...‚.pro re, quer: es! nimm numero c! mm es! sigmun‚

....quomodo dic!io scn‘pla, conrepius e! vom Seeimdo sciendiim esl‚ quer! non

inteiiigilur is!a quues!io de quacunque coynilionc singuluris, qaia quuecunqac cugm'lio

universaiis sie es! singularis, .‚...sed de roynitione propria simpiioi e! singulari .. ..

Diva tunc prima, quod singulare pracdic!o modo accipirndo ..... cst prima rognitum,

quia rcs extra auimam, qaaenou es! siynum, !ali coyniliom: prima intelligitur,

seil 0mnis res extra unimmn es! xinguiarc,- . . . . . . Secundo dico, quod rognilio simples:

c! propria singularis et prima Iaii primilalc es! in!uitiva...... 'I'crlio dico, quod

cogm'lio prima ubslruclitm primilale generalionix c! simpluz nun es! cognitio propna

singaiaris, scd rommunis, sica! de verrienle a rcmolis palel‚ qn0d causat sensa—

!ioimny vir’u!ernius ‚warum !an!nrn iudicarc, qnod illad nimm est ßns; manifeslum

es!‚ quod in illo man coynilio absiracliva‚ quam haben prima primiiatc generalionis,

est cognitia cnlis ic! iaullius inforinris, c! per conseqnens nur: es! concrplus proprius

singuluris...... Intuitive es! propria. voguilio singuiaris nur: prop!cr maiqrem assim—

la!ionem uni quum aller-i, srd quia naiuraiitcr ab uno e! mm ab allem rausa!ur. .

Conccplus yrueris nunqaam abstrehiiur primum primiluie adaequaiionis, mm praibmiulauloe iynednievriadiuiounis.

a. Ende.

Universale es! obieclum

Vgl. Anm. 806 u. 810

X1X.. 0ceam (Parteislellung). 347

[erschied beider. Erkenntniwweise:v nun: in ihnen selbst, d.‚=h..‚n‚nf ‚in den

geistigen Venetien, nichtqu etwa in ‚den ßbjeeten ‚derselben 7.8\7)„

Das Universale ist somit keinenl'alls eine tausserli‘alhnden Seele. exi

stirende Einzeln-Suhstanz„denn aussendem könnu: jedes: magerete „Wesen

ein Universale sein, sowie auch mitder,\lerniehtsmg eines individunms, se

fort die ganze Gattung untergehen müasle;‚wondern das,Univgrqsalq, ist: nur

eine psychisclm inteutio, und wenn mandi,ese.nach.„pichtigen Auflassung

mit actus intelligeudi identificirt (Anm; 757 ;u. 768)„‚ 80 ist Slß ‚ein na»

tüdiehes Zekdyen‚welehes ebenso, wie z‚yB.„durclt Seulzer_n; Schmerz he

zeiehnet wird,.als Bestandtheil eines inneren Urtheiles, d. h. ;le termiuu.5„

einen ;äussßren Gegenstand bezeichnet und hiemit nur der .prädieativen

Aussage dient, während Substanzen als solche, wie sich von selbst ver

steht, nicht Prädicat oder Suhjeet eines Urtheiles sein können, „wenn man

nichl;nuf sophistische Spielereien verfallen will 785). Die Gemeinsamkeit

aber ‚(vommunitas)„ welche dabei den Universellen als ausgesaglen zu-.

787) Sent.Prblog. qu.l Z: Notitia abstractiva potcs! aocipi dupliciter.‘ um: modo‚

qnod ai! respectu uticuius abstracti a Multis singuttzrib‘us,‘ e! sie cognitio abstrac!iva

mm es! nisi wgnitio elimi'us univermliiabstrahihili: a muttis, et xi unimuute

si! veru qualitns ezix!enx in animu subicctivc‚ qnod pol:st teneri probabilitvr‚ conce

dcndum csl‚ quvd illud universale passi! videri intuitive et quod enden: es! notitiu

intuitive et abstrartivu..... Aliter arcipilur cognitiv abstractivu, secundum quod dos

trahi! ab existen!ia e! nün-ez'ixte'ntiu . . . . . .. Notilia intuitive es! !alis, quod .‘si

Soorales in rei veritute si! albus‚ .v... patis! euidenler cognosei, quod Snerulesws't

albus; e! universali!qr omnis notitia incnmpleza termini,vel terminorum, sei! r‚ei„uel

rerum, virtute cuius ‚rotes! evidcnler cognvsci aliqna veritas\ coulingens,qpymximg de

praesenti, es! notitia intuitive. Abstractiva entern es! ista, virlute citius de re can

!ingenli mm potes! :ciri vvidenter, utrum sit vel mm si!.‚ et per illum mattem abstrahi!

ab exis!en!ia et non-ezislenliu Aliqutmdv propter imperfevtionem nakih‘ac in

!nitivae poteat Meiden, quod nullae vel paucae veritates oon!iugcnlcs de rc sie

intuitive cognitu possintuognosci;.„.„ (CC) Omne iltud et sul; zudem rotiene, quod

eri! obiectum intuitiven, potestlesse vhieotum abstractivae‚ et muni/festum ett‚ qnod

quidquid reale pvtcs! vognosci ubltractiitfl, pvtest etinm rognosci intuitive (GB)

Idee (live, quod notitiu intuitive-et ubs!rrtctivu .s‘e ipsis dilferunt, e! mm penes vbievte

c! penes musas was quoscunquc, quumvis naturaliler notitiu intuitive mm passt! esse

sine existentia m', notitia entern abstructiva potost esse naturaütcr ipsuwv sim

pticiter destructa. '.\

788) Summa t. log. l. 15, l. 6 v. B: t)uoii nettem universale sit utiqua sub—

slauliu extra animam existens, evidenter probari pvtest Nullum universale es!

substantia. singularis e! um: numero,‘ si enim dicervtur‚ quod sie, sequititr„ quod

Sverules e1'i! aliquod universale, quiu non est maior ratio, quod unum universal:- sit

zum substantia singularis, quurn ulia . . . . .. Sequeretur, quvd dem nur! passe! unum

individuum simpliciter nuniliilnrc, nisi rv!cm individua destruerct‚ qniu‚ si anniinlarrt

aiiquod individumu, destmervt totmn, quotl est de essentia illius Nulium uni

versale es! mbstantia, qualitercunque cunsideretur; ende vm!sideraliu inteltectus nun

‚Mit, quod aiiquid 'si! substantiu vel non-substantia, quamvix signifivutio terinmi

faciat, quudde 'iltv, nett pro so, pruedicetur hoc norhcn „substanlia“ vel non prac

dicelur . . . . .. Quodlibct universale ext intentiv animae, qmm secundum ßflflfll probe

bitem opinionem ab actu in!elli_qvndi nun distinguitur; mute dicunt, quvd inlrntio‚

qua intelliyo hominca, es! signum naturale significans hominem, ila naturalv, sicu!

gemitus es! signum infirmitutis vel doloris; et es! tote signnm‚ quod potes! sture pro

hominibus in propositivnibus mentalibus, sicßt vom pnlesl sture pro relms in propo

sitionilms voculilms.„.... Ouod unten: substantia von .\‘it nnta praedicun, palet,

quia‚ si sic‚ sequerelnr, qitod propositio componervtur u: sulmtatllii5 particuluh'bus

et per conscqnens subie:tum erit Roman e! prucdicatum Oxouiuc (beznglich des Letz

teren vgl. Anm. 599).

348 XIX:"0bcam (Pärteistellhng).'

kommt, Ist nicht etwa"eine obje6tiv€Wesens-Identität des Universal‘en‘nnd’

des Singulät'eh, sondern beruht lediglich auf dem Begriffe des „Zeichens“

(signwm), welches ja als solches mehrerem Bezeichneten gemeinsam ist 189);

und daher 'Wli‘d bei Brittthntniss eines Universale Hinwiederum nicht aus

schlies‘5lith ’oder einseitig blbss 'der geistige liegrill' erkannt, sondern zu

gleich mit ihm"gämdir;säm at1ch das Singuläre, auf welches er sich be

zieht 7”'°).’ A'bei“ dabei dürft: man sich"durch das Wort „singutart's“ nicht

täuschen lassen, denn dasselbe habe einen d0ppclten Sinn: nemlich einer

seits bede‘ute „sin_'qutar€' dasjenige, was Eines und"nlcht Vieles ist, und

in"‘dieseu‘1 Sinne sei Alles dud".ledes ein Singuläres',‘ mag es ein Ding

od'er'ein Zeichen oder eine 'inte‘ntio oder ein Universale sein, indem auch

letzteres irgend Ein bestimmtes psychisches Moment ist, und somit gebe

es in diesem Si'nn'e, ‘da für die Philosophie Nichts zugleich Eines und

Vieles ist (— anders in der Th‘eolo ie, welche ja lehrt, dass l»ä3‘ ist,

vgl. Anm. 733 ——-), überhaupt gat“ Eein Universale; hiegegen andrerseits

bedeute „singutare“ dasjenige, was in der Einheit seines Seins auch nur

Eines (nicht aber Vieles) „bezeichnen“ kann, und in diesem Sinne bestehe

ein Unterschied oder selbst ein Gegensatz zwischen dem Singnlären und

dem Universale, insoferne letzteres,“ Während es allerdings Eines ist, zu

gleich wesentliehstv den Beruf hat, ‘Mehreres zu bezeichnen, und somit

gebe es von Natur aus sowohl singuläre als auch universelle tntentiones

animae, eine Unterscheidung, welche bei den Worten nur auf willkürli

cher Einrichtung (Anm. 757, 774, 781) beruhe, daher auch die Singu

larität, vermög€ deren ein Wort „terminus discretus" ist, als‘dritte Be

deutung des „singutare“ genommen werden könne 791).

789) Ezpus. nur. Praedicab. de „man: Iltud, quvd praedtcatur de ptzm'lms

di/fererttibu: spea'e, noa est aliqua res‚ ‘quae sit de esse Warum, de quilms praedi

cutur, sed cst mm intentio in anima nalaiattter significaru omnes ittas res, de qui

bu.r pracdicalur...„ Et ideo genus mm es! commune plurilms per identitatcm in er‘s,

sed ‘per quaadam comrmmitatem signi, quomodo idem signum est commtme ad plant

signuta . . . . .. Divisio praedicabitium mm est divisio printo rerum, quae sint in ye

nere substanliat‚ sed ext divt'sio notin'mzm vel norweptrmm vet intentirmum in um'ma.

790) Sent. l, Bist. 2, qu. 4 Ot‘ Scmmdum unam opiniunem intrllectus inlrtlr—

gendo Immiaem, n0n intelligendo attquem homiarm singularem, nort intelligit rem

mmm de generc sitbstanti'ae, sed tuntmn‘ inl'e'ltiyit' q‘ucndarn Sed a‘ecundum altem opinionem rare intrttigitur quitibct homososminegpullaunm's.menntoins cogni—

Horte propn'a nec aequivatenti, ‘.tt’d eonmmm' laatum.

791) Ezpus. nur. Periorm. C. 5: V02 ext singetaris in re‚ so. quia ext mm res

et nen plures; potest tarnen esse universatis per significutionein et praedtcationem.

Singulare accipitur dupticiter: mm modo pro eo, quod es! urmm c! mm p1uru,

et isto modb quactibet rös‚ sitze sit signum wie: signatum s1've v0.1: sie: cmceptns, di—

rilur singularis, et sie nutla res esl‚ untenraatis, quia m'htt est unmn et ptum

seeundum philosophus, qttamm's seedndmn throtogus posset concedi, sed de hoc mm

ext modo vurundum (d. h. die Trinitäts-Lehre liegt ausserhalb der Philosophie)

Alte modo accipt'tnr pro eu, quad nen es! pruedirabile et quod mm aigm'ficat plant,

et universale dicilttr per oppoxttum illud, quod pracdicatur de ptur1'bus et es! signum

ptun'um et plura signifirat, quamuix ipsum in rei veritate sit mmm et nen ptum,

et isto modo secundo acm‘piendo singutare el universale nun est idem . . . . . .. Inten

tiomnn antmae quordam sunt universales et quacdam singutares, vom: entern nen

saut singular‘es m universaler nisr' per institutionrm sivc ad ptacttum. Summa l.

log. l,‘ I4. l. 6 r. B: Singular: potest sumi duptiriter. Uno modo hoc nomen „sin

guturle“ signifieat itlud, quod ext dann! et nen plura; et hoc modo tcnentes, quod um'

versale est quuedam qualitus mentis praedicabilis de pluritms, nen tarnen .pru sr, scd

.XIX. .Omm (Parteistetluns) ‚ 349

_'Kehrt somit Oceam betreffs der Universalien ebenso wie ,bei‚inte1t!io

(Anm. 778) immer wieder auf die ‚Aussagbarkeit‚ auf _.‚diqi de pluribug“,

_und somit grundsätzlich (vgl. Anm. 768),au.f‚ das Urtheil zurück l”), so

ist„es schliesslicbleben dieser nemliche Standpunkt, welchen‚er_ ‚i11„peinli- '

eher Ausführlichkeit ‚und unter , scrupulüser , Formuling ‚aller, ‚mögjiphgm

Fragen, aller Gründe und, Gegengt_‘ünde,ybei der, _I)iscussion ‚über die‚ Uni

vegsalieu im vGommegtar zu Petrus Lombardei; ygrtritt. ‚ Eplgex‚x. wir dem

dortigen Verlaufe (einige anderweitige, Belegstellen aus, anderen Schriften

bei einzelnen Punkten nicht vernachlässigend), sq‚bpggagnet„gns als erste

die,_k‘.rage„‚ob„die _Universalien wirkliche Dinge ausserhqn_lb der; Se_4;lg‚seipn‚

welche den einzelnen Dipgen„ deren gemeinspme„l’rädiülß sie sind, We

sentlich innen eipwohnen,_wahrend sie von_ denselben real, verschieden

sind; Md indetg,n‚un ‚gegenüber .dem Standpunkte der {subjectjv psychi

schen Auffassung diese Frage dennoch;‚ini ‚Hinblje_ke_ auf die Wesens-Ein

heil gleichnamiger. .I.ndivieuen und. ‚auf. die U11vereänslißhkeif ‚ der Allee

meinbegrifl'e, mahigfaph bejaht werde 793)„‚bemerkt hieg_egen Occam vorerst,

‚__„_‚a—‚.‚_

.l \ , , , ' ‚

pro il!is p!uribns, dicere huben!, quud quodlilze! _uniulrsu.le es! vere e! re‚uli!er singu

!ure (diess beruht auf einer schon von Middleton, ob. Anm. 230, benützten Stelle

Avicenna’s)..... Afi!er accipi!ur fl0mtll „smgulure“ pro omni eo, quod es! unum r!

es! signum u!icuius singularis nec es! na!um esse siynum plurium. E! sie nullum

universale es! singulare,„quiu quodlibcl universale na!um es! esse sig|ruqn p!uriym.

. . . . .. Unde vocando qniversale aliquicl, qgod mm es! nimm uymeru, quam acoeplio

ncm multi !ribuun! universuli‚ dicu, quer! nilu'l est‚nnivcrsale‚ ni,si [orte elm!e!nr‘ vo

ralmfo dicemlo‚ pupuluni man esse unmn nleme‚r!q \e‚!les.\eiunlversalg; ged y_mm'le e;sel.

Dicendum es! igi!nr‚ quod qnodlibe! universale es! imu res xingularft'r, p!‚„id#o ‚um es!

universale nisi per significationem, quia es! siynum pluriunl..... l"ornta{quhhifli; m

romparatione individuorum in"! universulis‚ tarnen in comparalione, enimde \singflldris‚

in quu imprimilur‚ es! individua, ipsa entm es! una ca: furmis, quae sun_l in in!cl

lec!u. Unodl. V, qu. 12: Ulrmn universale xi! ‘sinyularc Logice luquendo Iri

pliciter uccipi!ur singnlare e! indiriduum. Uno modo dici!ur singulure,.quod es! uns

1'ex numcro e! non plure.g ms; ‚alio mado dici!ur singularc res extra tminmm, quur

es!]yuna_ c! nun plures ncc es! sign\um u!icuiux; terlio modu..... signum proprium

ürni,.guad voca!ur temn'nus discrelus xl_/i|u'iiermlte es! singular_e e! individumn

;mmo modo‚ quia_vere vs! una quali!us mep!is .\ji1tgularise! non es! plure; quali!a—

las. Sed sammle modo non es! singulure, 'quia ‚nuflo, modo ist_ res extra animam

quudcunquc universale; simili!er universale non m s'ingularc !cr!io mudo, quia uni

versale es! signum na!urale vel volunlarium coinmqne ‚Pluribus et non !an!mn uni.

S. Anm. 839. , “ ,

792) Expos. nur. Pruedicub. de spule: Ordu praedicamcnlalis non tmllpoullm

es: rebus extra animam, sed ex, portrep!ilru_tq e! in!en!iaztibus in anima„ quac nun Ita

lwn! aliquem ordincm, nisi qnod unum es! cummuniu: e! dioilur de pluribus e! “lud

vocal,ur superius, e! uliud es! minus vommnne e! dici!ur de paucioribus e! illud es!

in/‘eu'us .. Sperics conlin'e! individuu nun staut quoddam !otuin, de cuius esiien!ia

sin! individua, . . . . .. Std ronlineri hie {dem es! quod de plurilms prqedicari.

793) Sen!. l, Dis!. 2, qu. '4 A: Ouuero, n!rnm illml, quod‘ immedialc e! pro

.zir_ne denominutur ab intenlione universalis et univoci si! aliqua vom res ez!ru ani—

mam intrinscca e! essen!iulis i'lfis, quisz es! univoca e! communis, dis!inc!a rculi!er

ab illis. Prime, quod‚ si! veru res esxen!iulis elinlrinseca illis, quibus es! i‘onimunr,

videtur, .qnia l!ll duu hantine:, universulis e! par!icu!uris scilicet, cui accidil

uniqnoq!io‚ sun! nimmt esse'nliafüer; ’S€!l illud, quod es! «qmm ‚exsen!i_ali!er cn ali

_quoßn!p rquli extra animum‚ eslmmt res e! essc1:tialisalieui re‘i .1.i.'Söcundo‚‘ quod

si!„r|es ,distincle reafi!er, eidelur‚ ,qu{u impossibile est‚ ß!!1t(lt'"l rem esse co‘rruplibifem

e! incurrup!ibilenp; sed univer;aliu an!!! incorrup_lilrilla‚ ergo non arm! eaedem

res „curnlsinynluribns‚ Ad yoppus\i!nmg „man: el_\ens sind er rebus universuli

bus, quer nen‘ haben! esse er!rri animam Ad isluin quuesliunem esl uns opinib,

350 Xllli' ‘0ccnm (Parteistiellu6g).

am bei solcher xnimmw-ine' liniveßalierl‘beüils“ Singuln‘risirl; d. h. zu

eoncreten Einzeln-Dingen geniaehl seien, bei Welchen eine angebliche com

Muniaabilitas (lliomifl'rschc Ansieht, s; Abscbn. XVII, Anm. 380—392 u.

494)“einers!:its zweifelhafl bleibe und andrerseils eineSingularisirung oder

örtliche Vetviell‘ältigüng( doelr nicht ausschliesse; ferner dass die Univer

salieu"dann hul“Sdl11hiähdieh oder 'Theile (vgl: Anm. 781, 799 f.) des We

sens der Einzelnllinde sein könnten; warnach in einem Individuum ebenso

viele '„1‘es" s!ebkenr‘nüssten; als ‘Unlversalien 'V0n' ihm ausges‘ä'gt werden;

anssefdbu! -da3€“das Universale nicht Mgensälze in sich aufnehmen könne,

ms" dneh" bekanntlich’_' bei Substä‘tizen Wesenlliclr der Fall" sei; endlich

dass hiit der Vernich't‘ung Eines Individuum ' der {Intergang 'dl!r ganzen

Galt!qu Verbunden sein müssieW). Ueberh!mpt ‘jä‘ seidie Annahme einer

derartigen Existenz der‘Universalien- Wede’r“zur Eildärtrhg des l!rlheiles

nülhig oder zulässig,'Weil der- rl‘heil' (—*— 7heile aber seien in solchem

Sinne die Univtarsailien --) nicht wesentlich vom-Ganzen prüdiCir! werden

kenne; nach“hedürfe "man derselben z|lm'Behufe der realen Disciplinen,

weil für diese das Unheil allein genüge (s. sogleirh Anm. 797 II), noch

auch endlich 'zum“ßehufe der Definition ,‘de diese immer etwas vom de

‚\'! _

quod quadh'be! universale univocum es! quaedam res exis!ens extra animam realiler

in quolibe! singulari e! de essenfia r‘uiuslilie! singulan's dis!incla reali!er a quah'bel

singulari e! a quolibb! uh'o universali...„ Pro illa apiniane arguun! mul!iplin‘ler‚

d. h. es werden nun dreiZehii Gründe Ihr dieselben angeführt.

794) Ebend. D: Isla opinio es! simplicilcr [also e! absurda; idea arguo conlra

eam prima sir: Nul!a mm rrs numera non varialn nrc multiplirala es! in plurilrus

sup]msilß ael singularibus ner e!iam quibuscunque indmiduis rrealis simul e! semel‚

scd la!is res si paneretm, esse! mm numero, ergo „an esse! in plurihus singularibus

m‘r He essen!ia illarum .... .. Scd res singularis e! universalis per se -sun! duae m

dis!inr!ae 1‘ea!i!ar e! aeque simplices, vel res’ universalis es! magis simplex‚ ner maio

rem plurali!alem rerum inln'nscram inrludi! uha quam alia, sr. rns nm'versah's qmm

singularis; igi!ur si res singularis es! una unmero, res universalis erit una numero.

Si dici!ur‚ quod illa res univdrsah's es! realiler communirabilis mul!is e! es!

reali!er in mu!!is‚ non .\‘i(' au!em res singularis, e! idca, quamvis mm inr!udal intrin

sere maiorem pluralilalem rerum, nan !amen es! um: nuniera sind res singularis, ran

!ra qmm-o, quomado es! communirabi!ix mul!is r! quomodo vs! in mu!!ix...‚„ S|' di‚

ri!ur‚ quad ipso mm aaria!a in sc ner multiplicala rammunienlur mul!is e! dislinr!a

remanv! realiter ab i!!is‚ !a!is cammunirabililas ael exis!cnlia in mul!is non exr!udi!

unilalem numeralcm . . . . .. 0mm's res [ariens numerum cum ah'n re dis!ineta es! um!

res numero er! plures r0s numera; sel! Ia!is rex universalis si panalur, nur fari! nu

mermn cum re singulari; ergo ipsa es! nna res numcro aal plures res numera.‘ s0d

man es! plu‘rrs res numera;..... ergo es! una numero‘..... Si dirilur, quad illa rrs

universalis'esl de essenlia Sorrah's e! mm Io!n exxen!ia Sarralis‚ quia Iunr nun esse!

res a!ia a Sorra!e‚ ‘ergd es! pars essen!ialiler Saera!is, "ex illa seqmm!ur mulra ab

surda.‚.... Sequcrelur, quod Io! essen! re: realilar dislinr!ae in qualil‚el singulan',

qua! sun! ubivqr'sah'a praediraln'lia univare du cadem..... Omnis res ex!ra animam

in geiler: .‘subälanliae es! susrepliva (afllrufl'orufil; ergo si si!’aliq!m subslaulia uni

versalis, ver“e eri! suscepliaa ron!rariorum; scd nullum universale es! susrcp!ivum ran

!rariarum; ergo nullum !ale universale esl res rentis‘in genere Subflan!iac. Summa l.

log. n„ 2, l‘.“25 v. B: Si Immanilas si! a!ia res a singularihus r! si! de rssrn!ia

singulurium, ergo idem „an auria!um esse! in p!urihus‚ e! im unum um! varialum

uumvraliler esse! in diversis (an's; quod es! falsmn. Sind/Her idcm non varialum

damdalum in Juda r! salaalunl in Ch1'islo‚ e! i!a aliquirl rsscl dumna!um e! miserum

in Chris!a; quod es! absurdum. Simili!er !unr drus mm passe! aliquid individuum

anriihilare‚ m'xi deslmere! omnia individua eiusdem gentris.

XIX. ‘flecam (Pirteistellung)! 351

flnihten-Geg6mtandb Verschiedenes ist79b). Hieiu aber fügt er ‘n‘oelr'einen

anderen EinWand‚ welcher nach der Lehre von consequentia formulirt ist

und auf der Theorie der suppositio beruht (vgl. Anm. 777 u. 781); uem

lich falls das Universale in dem angegebenen-Sinne eine „rea“ wäre,

d; ‘h‘. nicht’ blass ein Zeichen für ein Bezeichnetes, so müsste es befähigt

sein, fürsich‘selbst supponirt zu werden; dann aber käme man bei der

Folgerung-„Mensch ist eine Species, also ist"Thier eine Spüci‘es“‘otler.bel

dem Unheilte „Die niederste Species ist "eine Substanz“'zu “Inlsdtertlbi!

hauptungen, sowohl wenn man noch aalppositio‘ persanulr‘s, alsl auch wenn

man mchaupposüiosiniplew verfährt; also.könne- das Universale. nicht

eine res sein'“‘“). Ausscrdcm müsse um der logisch Ungeübten willen

bemerkt werden, dass der Bestand der realen Discipli;ren durchaus nicht

einen Einwand „gegen die Subjectivilfit der psychisch erfassten Universa

lieu in sieh‘sohliesse (wie Burleigh gemeint hatte, s. ob.-Anm. 591 u. 598);

denn Vor Allem habe jede Wissenschaft, ‘möge;sie real oder rational sein,

nur Urtlieilö zmn‚ Gegenslande, weil Urtheile ‚allein es‘ seien, welche „gli

w,usst“ werden (s. Anm. 754), wobei es„l'ü:_ die_Wahrheit des Urtbeilee

gleichgültig sei, ob es aus Geschriebenem oder-aus gesprochenen Worten

oder innerlich aus Begriffen bestehe; ‚Worte ‘ji seien bei jeder Wissen

schafl üblich, der Unterschied hingegen liege. nur darin, dass“ bei den

realen Discipliiien die Worte, (oder !ermini) durch suppos‚i!io aufmu

crete einzelne Dinge, bei den. rationalen durch swppositio auf Begriffe,

und beiden grammatischen Theorien durch suppoaitio auf Worte selbst

i . ‚ ‘. . l! _ ‚'l\l .

795) Saal.l‚ a. a. 0.: [den dinoah'ter ad quaestio1mn, quod Wl!a res realiln

dish'urla a singularibus resz e! in!rimera via es! universalis et commmzis er's, quia

!ulis rcs mm esse! poumda m'ar' ad salvandam praedicatinnem essen'üalem unius d:

allem vel ad salvandam saien!iam de rebua c! dif/iniliories remm, quus» omes inno

uu! orguen!es pro opinione Platonis„ Sed prinmm nun ratet, qaia- eo ipso, q-uod

pnni!ur intn‘nseca ibi e! dia!inc!a a re singulart', oportel‚ quod si! pors=rei, an! pur:

n’oa-poles! praedivan' cascn!iali!er de re. .. Nerz prop!er secundum opor!et ponere‚

quia ad habendum scien!iam realem sufficil haben proposilione: per se, quae po.tsun!

hubrri siae la!i alia re Neu bpom! talem rem poaere prop!er lertiuml .... ..(F)

q1n'a unnquam diffini!io c! M/fini!um mm! rudern m; sind em'm non um! idrm‘ ler

minus‚ im non samt eadem rea, hoc man obs!an!e‚ qltodipro eadem re supponun! (letz

teres ebenso Sum‘ma t. log. l, 20-, f. 8 v.--B. ‚und hiezu Anm. '848-. ' '

796) Ebend. Ab infen'ori a1! aupen'us es! (man consequmlia s. Abschn. XVll‚

Anm. 623), quaudo so. soperius e! in/erius aupptmurl! pro rebus Men's, quantor's non

scqm'htr', quando snpponun! pro so ipsis; ergo aequihw „homo es! :pm‘es, ergo ani

um! es! species“; quacro ergo, q- " a „ " „ ' !“.,- au! p“ "' ‚ er Inne

‚um: es! falso, quitt 1m!lum Mime! es! speuies; aub simplici!er‚ et. timc es! ‘-falso‚

quia Inne nuimul- supponi! pro i!to commum', e! il!a res- commonirnoo es! specics

spreiali'asiflea, sed genus..... Prae!erea si hau: sit um „speoies speoialissima es!

s1rbslrmlia“, an! subxlaflliü suppom'! simplicr'trr au! personali!er: si simpliaitrr, !m|c

haec es! faisd, qm'a tun: species specialiasima esse! germs generalissa'mum; xi pcrsonulilvr,

udhue es! fa!su, quia laue suppom'! pro suppositis e! sinyu'lan'bus, et per vonser;ucns

spenies sprria!in.w'rna esxet.aliqm'd singu!ore. Idee diao, quod nulla m !a!ix as!‚‘ qviar

si! aniuersah's e! in!rinseea i!iir‚ quisz es! commmu's. Summa l. log. l, 66, f. 21

v. B: Supposr'tio n'mp!rx es!‚ quaado terminus sapponi! pro in!entiom! anima» (s.

unten Anm. 877 u. 879), quae aliquondo es! zonmmm‘s phm’bus per praedicafionem‚

oliquondo arm es! propria uni: et ratio Indus es!‚ quer! niln'! er! a perle rei, qmmdo

si! simplim'lvr :ingulore. Undc error Worum, qui eredebunl, aliquid esse in re pro?

!er sinyu!hrt‚ e! quod Immunilus di<lmr!a anfogularibus es!1fliqltlll"ili‘imfifillafs e!

de e:scnlia rorum, induin eos in illsz mores e! mutlos Mio: logimksy 1 “ ' ’

352 XIX. Occam ‚(Parteistellungür

sich beziehen (vgl. Anm. 776); jene inneren ‚Urlheile abep, welche allen

ausgesprochenen Urlheilen zu Grunde liegen (Anm. 769), seien eben nur

aus solchen termini zusammengeselu, welche Begrifl‘e sind 79‘7). Darum

solle, man auch mit Saphistereien, welche dem juristischen Gebiete der

Stipulation enuionnnen sind (s. ob. Anm. 590), nidit weiteren Unfug trei

ben; denn sowie jene derartigen Beispiele sich einfadi durdi sappositio

cou/‘usalaruum (s. lAbsqtm.,XYll, Anm. 205,111) lösen, so komme über

haappt inden Urlheilen iAlles 1‚auf, die suppositio an, deren Kenntniss in

allem Detail allerdings Saphmdes‘ Logikßrs sei,798 .

Die zweite Frage, welche ilahin geht, 0h die Universalien als wirkliche

797) Sent; a. a. O. qu. 4 M! Scienlia realis non est semper de rebus tanquam

de illisy quae immediate sciuntun sed de aliis pro rebus Propter aliquos inezorcitatos in logica sciendum est, quod tsacniteuntmiasuqpupaoentiebnettiybussive sil

realis siue rationalisy es! tantum de propositionibus tanquam de iltis, quae scs'unlur,

quia solane propositiones sciuntur..... Sieut propositio protata vero componitur ez

vocibus ei propositio scripta aere eornpanitar ex srripluris, ita propositio tantum

coneepta pomponitur tantum ex intelleetionibus vel eonoeptilms seu inlentionibus ani

uaer..... iSial! propositio prolata scitur....... ita propositio in mentel quae nullius

linguae est, ‚vere igitur ..... Scientia aliquorum talium propositionurn prplatarurn est

realis et. aliquorum rational“, et tamen illa seita et omnes partes istorum aere sunt

voces, auia, cum partes aliquorum supponunt et stant non pro se ipsis vocibusy sed

pro rebus extra, puta pro subiectisl ideo illarum propositionum scientia dieitur realis;

aliae aulenhpartes aliarum propositionumstont pro ipsis eonceptibus Menüs, ideo scientia

illarum potest diei rationalis vel logiealisg et istarumproposilionum pralalarum, e. 9.

nhomo est von: hissyltaba“, potest diei grammatica. E! tamen omnes propositions tales

et partes earum sunt voccs, et solum dicuntur ad diversas scientias pertinerea quia

partes pro diversis supponunt, quia aliquae supponunt pro rebus1 aliquaepro conceptibus

men/thus, et aliquae pro ipsis ooeibus.. Ergo eodem modo proportionabilitertle proposi

tionibus in mente, quae vere possunt sciri a noln's, quia omnes termini illarum sunt

tantum conceptus et non sunt ipsae substantiae extra ln ista proposition: in

mente „omne corpus eomponilur ex materia et forma singulariu non fit suppositio

pro aliquo corpore universam quia nullum tale corpus est.. sed scientia isto modo

est de rebus singularibus, quia pro ipsis singularibus termini supponunt. Ebend. N:

Niln‘! refert ad scientiam realem, an termini propositionis scitae sint res extra ani

mprn pet tantum sint inlanimag dummodo stent et supponunt pro ipsis rebus extra;

et ita propter scientiam realem non opportet ponere tales res universale: distinctas

realiter a rebus singulan'lms. Hiezu Anm. 843 a. Ende.

798) Ebend. X: Si proteroiatur....... quod haec est nera „aliqm's promittit. se

daturum alteri aliquem equum“, tune quaeras aut iste promittit alteri rem aliquam

singularem aut universalem aut conceptam Non rem singularcmv quia non plus

unam, quam aliam, et ita vel nullum equum promittit et ita posset tenere promissum

nullum equum dimdo, vel promittit quemlibet equum et ita non posset tenere promis

sum nisi dando quemlibet equum. Si promittat rem universalen}, habetur propositum

Si rconeeptumr hoc non est verum, quia promittit veram rem ista eanillatio non

esset hie ponenda, nisi quia aliqui putantes. se scire logieam, ponderarent talia pue

n'üa, propter quae poaunlar multa absurda circa suppositionem terminorum...... Es!

fallacia figurae dictionis eouunulando unum modum supponendi in alium In

ista proposition: „uquum“ supponit con/use tantum vel aliquo modo consimiti, quia

non supponit nan/use et distributive Saepe terminus praedicatas habet supposi

tionem con/aram tantum vel aliquam quantum ad praedicatai consimilem cum signo

distributive praccedenli; verumtamen utrum vi sermonis habeat suppositionem ron/usum

tantum vel mm, ad praesens non cum, e! ideo ista umittantur. quia pertinent ad lo

gicos. lynorantia tamen istorum facit multa difficilia et in tlieologia et in aliis scien

tiis realibus. quae, si ista puer-ilia essent perfecte scilu, essent valde faciliu. Hiezu

d. Schluss d. Anm. 879; vgl. auch Anm. 806; die logische Lösung aber des juri

stischen Beispieles s. uuum Anm. 885. .

XIX. Occam (Parteistellung). 353

lussere Dinge in den Individuen, von welchen sie reell verschieden

seien, mittelst einer Vervielfältigung reell existiren, liegt eigentlich näher

an der Controverse über das Princip der Individuatiurl, wurde aber jeden

falls nur von Halb-Thomisten auf Grundlage Albert’s (s. Abschn. XVII, Anm.

378, 381 f., 393) bejaht; denn soweit unsere Kenntniss der verschiede

nen Parteistellnngen refeht‚ finden wir‘diese Ansicht hauptsächlich von

Herveus. (ob. Anm. 411 n. 416), theilweise auch von Gottfried von Fon

taines (ob. Anm. 66) und von Aegidi‘us (ob. Anm. 382 f.) vertreten; (lccam

aber bekämpft dieselbe darum, weil im» Hinblicke auf die Verschiedenheit

der Individuen dann zuletzt ebenso viele niederste Arten statuirt werden

müssten, als es Individuen gibt, und weil auch hier das Universale zu

einem{real verschiedenen wesentlichen Theile des Einzeln-Dinges gemacht

werde, während das Bestehen eines Theiles im Wesen, wenn überhaupt

zulässig, nur in der prädicativen Aussage der Aptbe ill‘e im Vergleiche

mit den Geltungsbegrifl‘en gefunden werden könne7'”), sowie man bei

Allem stets das ,Verhällniss der Aussage und der Supymitions-Fähigkeit

als einzig richtiges im Auge behalten müsse 80“). ‚ -

Die Beantwortung hingegen der dritten Frage, welche gleichfalls in

das Prineip der lndividuadion hinüberspielt, nemlich ob die Universalien

etwas ausserhalb der Seele Bestehendes seien, welches nur formaliter

(nicht aber real) vom Individtnnn verschieden sei, ist direct gegen Scotus

799) Sent. I, bist. 2, qn. 5 A: Oaaero secundo, utram universale et rmivoeum

sit veru res extra animam realiter distincta ab individua, in eo tarnen realiter ’2zistens

realiter maltiplt‘cuta et variata.‚..‚ (B) Esl una upiniu, qauc imponilur doctori sub—

tilt' a qaihusdunx‚ sind ab aliis opim'u recitata in praeredmte qttaeslione (d. h.

Anm. 793) s_iln' imponitur (sonach bestanden damals sogar darüber Meinungsver

schiedenheiten, was Lehre des Sc0tus sei und was nicht; jedenfalls aber waren die

beiderseitigen Referenten, auf welche sich hier Occam beruft, ziemlich unwissende

Menschen, wahrscheinlich achte Thomistvn); et cst opinw‚ quud universale es! aera

rea extra animum distincta realiter ab unu differenlia contrahenle, realiter tarnen

multiplicata et variata per latent differcnliam contrahentem, Sed ista 0pinio videtur

esse simpliciter /atsa‚ quitt . . . . .. (C) humanitus Socrati: realiler distinyuitur a di/fe

rentia cenlra/lente illam humanitatem (d. h. wenn zum Universale die Individuation

als etwas Verschiedenes hinzulreU-n soll) . . . . .. Si humanitas sit alia et aliu‚ ergo

tot erunt species spect'alissimae, quot sunl individua . . . . .. (D) Dir0 Hd quaefliwwm,

qaod in individuo mm es! aliqua natura uninersalis realiter distincta a di/ferentt'a

contra/tentr, quia nen posset ibt' poru' talis natura, nisi essel pars essentialis ipsius

individut'..... Sintiliter si-in irtdivt'duo esseat talia dito rruliter distittcta, nun videtur

1ncludere contradt'rtiunem, qain unum istorum puxset esse xint' altem, vt tunr pusa'rl

esse gradu: individualis sine natura contrarta vel e nonverso‚ quorum ulrumque es!

absurdum ‚ . . . .. Universale aliquo mndu signifirat parlem‚ quandu est gtmusy ad malte

compusila dislincta formis speci/tcix; . . . . .. et idea universale mm ext realiter pars,

et ideo nen opertet, quod realiter multiptiretur.

800) Ezpüs. nur. I‘raedicab. De sprcie: Sinai genau non es! de esse speciei nec

pars eins, ita spen'es non er! de Pur individui, scd r:tiquaedam intentio in anima

signifit'uns ipsa#ndiriduu, et ext praedicabilis de eis nen pro se, srd pro ipsi: indi

vidais, quia praediratum non supponit pro se, quia tunc denotaretar, quod So

crales esse! hoc praedicatam commane „keine“, quod est mani/ute falsnm, sed „heran“

sapponit pro ipsis individais Idee spect'es nen est realiter in individuo. Summa

l. log. I, 20, f. 8 v.A: Genus man rst atiqua res extra animam‚existeus du essentia

itlorum, de quilms praedicatur, sed ext qaaedam intentio animae prardicabilis de

multis, non quidem pro n, sed pro relms, qaas significat.

PIANTL, Gesch. III. 23

354 XlX. .Ooeam fl’anteistellung).

gerichtet“’). Und, zwar wendet Occam gegen denselben ein, dass es im

Umkreise der natürlichen Dinge überhaupt keine formale Unterscheidung

ohne eine reale geben könne (anders verhalte es sich freilich bei der

Trinität, vgl. Anm. 791), dass der äUSSEI‘B Gegenstand, welcher als sol

cher singulär ist, nicht zugleich gemeinsam sein könne, dass es (wie oben

Anm. 800) zuletzt.so viele Arten als Individuen geben müsste, oder dass

entweder alles Singuläre ein Universale wäre oder es kein Universale

gäbe (wie oben Anm. 794) und somit der Untersehiedder ludividuen ge

tilgt werde, dass von Natur aus nicht das Allgemeineals das Frühere

beabsichtigt werde, sondern gerade das Singuläre (ob. Anm. 783), endlich

dass in den Urtheilen das Prädicat zugleich sein. eigenes Subjeet wäre,

Weil ja der höhere und der niedere Begritl'raal..das Nemliche 861811302).

801) Srnl. l, Bist. 2, qu. 6A: Ouaero tertio, utrubi’ aliquiti, quod cst univer

sale et univocum‚ sit realiter extra animam ex natura rei distinrtum ab individua.

quamvis nun realiter . . . . .. Dicitnr‚ quer! in re extra"dnimum es! natura enden: rea—

ti!er cum difl‘ervnlia contrahente ad deterruinatam lndiqiduum. dislinrta tarnen forme

lr'ter‚ quae de se neu es! universalis nec particularis, sed incomplete es! universalis

in re, t't complelr svcumlu‘m esse in intellerlu. E! ista upinio est, u! credo, opinio

sabtilis doctoris, qui alias in subtilitatr indicit' ez’cellebat ob'. Anm. 100, 102.

121 f.)»..‚ .. E! es! de talentierte istins «lucton's, quod practrr anitatem nmnemlem

es! unilas realis minar unilatu numeralt (Anm. 141)..‚.„ Nan;egt ergo ista eutitas

materia vrl forma vcl oumpnsitum, inquantum quodlibet istorum es! natura, s'ed es!

ultima realilas entts, quer! es! nmtrria, e! entis‚ quod es! forma, et entis, quod es!

rompositum (Anm. 147) (D) Pro conc!usione pijincipali is!ius ppiniom‘s arguitnr

multip 'ci!er (folgen neun Gründe). - ’ “ “ ‘ " ‘

802) Ebend. E: 'L‘anlra istam opinionem potest argui duplici via. Prima, quod

impossibile est‚ in' creatun's aliqua di/ferre for'maliter, nisi distinguantur realiter (s.

Anm. 817) (F) Serunda via potc‘s! aryui conlra praedictam opinionem‚ quod

nun es! vera, eliam posito, qund esse! talis dislinctio; prima 'sic: quandocunque cou—

renit alicui realiler urlnn oppositum, reliquum oppositorum sibi nun ronverti!

rmliter; . . . . .sed'per Ie tmmis res extra animam‚ es! realiter singularix min numero.

ergo nulla res extra animam es! realiler’ to'mmum's neu mm uni!ate opposiln

uni!ati singulan'talis (G) Secundo principaliter iuxta istam viam arguo sic‚

quitt. si natura im tnodo‘c‘ssrt vommunis, sequerctur, quod tot essen! sprcirs rt

genera, quot saut individua..l.. (H) Si dicatur, quer! res non es! complete univer

salis, .wtl solum secundum quad es! cansi‘derata ab intellectu, ran/m quaero de illo,

quitt inlmedialc dcnominatur universale. Au! es! ‘pruc'rixr una res extra animam‚ au!

erit praecise ens ratiom's, an! es! aggrcgatum ex e'nte rculi c! ente ratiom's. Si rlelur

primum, habetur, quod rrs singularis es! simpliciler complcte universale ,c0utra dictum

propriutn . . . . .. St‘ detur secundum, sequitur, quer! iiulla res 'est universalis im: com

pletivc nec inchoalive St detnr tertium, stabil, quod quot sun! imliridua‚

tot crunl genera generalissima . . . . .. (J) Tertio arguo sic: Immanitas in Sonate et

humanitas in Platone reali‘ler distinguunlur, ergo ulraque illarum es! realiler uua

nnmcro, e! per consrqueus nautra est rommunis . . . . .. (M) Quau so!!! una res in

creaturis, non saut alterius e! alterius rationis; sed differcu!ia indiaidualis e! natura

coutracta saut una res . ‚ . . .. Socrates includere! aliqur'rl allerius‘rationis ab illu, quer!

es! in Platone‚ quod falsum ext, quia tunc Senates e! Plato nun" essmt simpliciter

eiusdem ratiom's . . . . . .. (O) Ouod natura es! prior naturalitrr Iluc rntt'tatc‚ u! [wer

ext, hoc nun es! verum. . . . . .. (R) "lud, qaud es! universale et u.ivocum, non es!

aliquid realiter ex ‚warte rei, distinctum formalitcr ab individuo, q4tia tunc

quandocunque praedtoat‘ur superins de in/eriori, praedicaretnr {dem de se, quia supe

rt'us r! inferius essen! eadem res (in Bezug auf Letzteres vgl. Anm. 812). Summa

l. log. H, 2, l. 26 r. A: Neu ratet dicere. quorl Immunilas Socratis nun divtingur'tur

a Sonate realiter. sei! formaliter tantmn: quia talis distinctio non es! ponenda in

creaturis, quamois aliquo modo passe! paar" in divinis; et hoc, quia in c‘reatura's im—

.xix. Oecam (Parteistellung). À '355

Die gleichen Einwände richtet Oecam auch anderwärts "gegen die Senti

sten mit speeieller Bezugnahme auf das Prineip der lndividuzttion, bezüg

lieh dessen er in gannühnlicher Weise, wie Durand (oh. Anm. 569)‘ und

llurleigh (oh. Amn. 603) im liegensatze gegen die Hàcoeitàl des Seot‘us an

eine materia particularis in Verbindung mit einer forma particularis

denktsm‘), Woraus l'olgt, dass Individuen gleicher Art lediglich mittelst

ihrer selbst in einem Gemeinsamen zusammentreffen, was durch die in

tentio in einem Zeichen des Wesens ausgedrücltl wird, sei es als ein

Suhstantielles oder sei es als eine der übrigen neun Kategorien; denn

dass man das Universale selbst auch ein Aceidens nennen könne, heu-elle

nur das psychische Auftreten desselben, nicht aber das Wesen‘ des durch

die intentio Bezeichneten 8‘“).

ltureh die vierte Frage werden die vorhergehenden drei zusammen

allgemeiner dahin formulirt, ob das Universale überhaupt in irgend einer

Weise sachlich ausserhalb der Seele existire; und aus einer Aufzählung

t

possibile est dare aliquam rem unam numero, quae sit realiter plures res et quae

libet illarnml sicut est in divinisy nam divina essentia est tres personae etc.

803) Summa t. log. l, 16, f. 71'. B: yidetur tamen aliquibus, quod universale

aliquo modo est extra animam et in individuisi non quidem distinctum ab his rea

liter, sed tamen formaliter; unde dt'cunt, quod in Socrate est natura Itumana, quae

contrahitur ad Soeratem per unam difl‘erentiam individualem, quae ab illa natura

non distinguitur realiter, sed formattter, unde non sunt duae res, una tamen non est

formaliter alia. Sed haec opinio videtur esse irrationabitis, quia in creaturis non

potest esse aliqua distinctio qualitercunque extra animamy nisi ubi sunt res dislinctae.

. . . . .. Item eadem res non est rontmunis et propria Item si natura communis

esset eadem realiter omni differentiae individuali, ergo tot essent realiter naturae

comnumes, quot sunt dilferentiae individuales...... Item quaelibet res se ipsa, et

non prr alt-ud, distinguitur, a quocunque distinguitur..... (LA) llicendum est igititr-y

quod in creaturis nulla est talis distinctio formatis . . . . ‚. E! ideo non est imaginan

duna, quod in Socrate sit humanitas vel natura humana distincta a Socrate quocunque

modo, cui addatur una differentia individualis conlrahens illam naturam, sed quidquid

imayinabile substantiale existens in Socrate vel est materia particularis vel forma

particularis vel aliquid campos-itum ez his, et ideo omnis essentia et quidditas et

quidquid est substantiae si sit realiter extra animam, er! est simpliciter et absolute

materia vel est forma vel compositum ex his.

804) Ebend. 17, f. 7 v. A: Multis non pai-vae auctoritatis viris videtur, quod

universale aliquo modo sit extra animam et de essentiu substantiarum particularium,

ad quod probandum nonnullos rationestet auctoritates adducunt. llnde dicunt, quod,

quando aliqua realiter conveniunt et realiter differuntl per aliud conveniunt et per

aliud difl'rrunt, ergo includunt aliqua praeter ista, quibusdistinguuntur . . . . ..

item plus conveniunt Socrate» et Plato, quam Socrates et asinus (s. 0b. Anm. 99),

ergo in aliquo conveniunt Socrate: et Plato, in quo non conveniunt Socrate: et asinux.

. . .. .. Item si universale non esset substantia, omne universale Et ad istas rationes respondeo concedendum est, quod Socersastee:t apcecridiedncsm con

venit specifice cum Platone et differt numeroliter ab eodem, sed sufficit, quod

se ipsis convenianl...... Loquendo de m' vocis et secundum proprietatem sermonis

concedendum est, quod nullum universale est de etsentia cuiuscunque substantiaeg

omne enim universale est intentio animae vel aliquod signum voluntarie institutum

tate autem non est de essentia substantiae . . Sed magis proprie loquendo debet

concedi, quod universale exprimit vel ezplicat essentiam substantiam h. e. naturarn,

quae est substantia . . . . . .. Habent dicere illi, qui ponnnt, intentiones animae esse

qualitates mentis, quod omnia universalia sunt accidential non tamen omnia univer

salia sunt signa accidentiqu sed aliqua sunt signa substantiarum tantum et illa

constituam praediramentum substantiae, alia autem constituam alia pruedicamenta.

(Betreffs des Letzteren vgl. Anm. 812.)

23'

356 XIIX-.. .0mm (Parteistelluns)

verschiedener ‚Meinungen, wobei wir deutlich nicht‚hloss„dezu Thomismus

und den Scotismus, sondern auch Baconthorp, Aegidins, Durand, Burleigb,

Mayron, Herveus und Aureolus wiedererkennen, liest sich Occam in sei

ner Weise heraus, dass Alle eben doch in irgend einer Beziehung das

Universale mit dem Singulären identiliciren und somit dem ersteren einen

sachlichen Ulmrakter beilegen “"5). Hingegen nach seiner eigenen Ansicht

müsse durchweg daran festgehalten werden, dass in der Aussenwelt

schlechthin nur Singnläres existire (s. Anm. 781 u. 783) ‚und dass dieses

u_nseren lntelleptus _reize („movet“, vgl. Anm. 784), welcher dann den'

Gegenstand vorers__t_ verworren und hierauf deutlich (oonfuse und distincte.

vgl. Anm. 786I.) erlhs5e; und es liege somit alle Universalität lediglich

im subjectiven lntellectus, wie schon Aristoteles mit Recht gegen Plato

bemerkt habe, und nur durch willkürlian ‚Spradigebrauch (volunlaria

institutio‚ s. A_nm„ 757 u_. bes. 782) könne eine äussel'e Substanz als uni

versell bezeichnet werden; denn das, richtige Verhältniss des Gemeinhe

grifl'es zu dem entsprechenden äusseren Einzelndinge liege immer ur

(vgl. Anm. 798) in der suppositio personalis W“).

805) Saul. l, Bist. 2, du. 7 A: Ouor!o quaero‚ ulri4m illlul‚ quod es! universale

e! comrmme unioocum‚ si! quomodocunque reali!er a perle rci eI!ra animom . . . . ..

(B) Onmes‚ quos oidi, concordan! dicen!es‚ quod natura, quue es! aliquomodo um'—

versalis, syallqm in potentia e! incornplele (diess bei Bacol'itborp‚ s. ob. Anm. 689)‚

es! realiler in individuo‚ quamvis aliqui dicon!‚ quod dis!inguitur reu!ilrr (so die

"strengen Themisten und auch die Mehrzahl der Halbtbomisten), uliqui, quud Ianlum

fonnuli!er (so die Scotisten), aliqui, quod nhlla modo ex natura rri. sed Ianlum

xecundum rafioniäm vcl per nonsidrra!ionem_ in!ellcrlus (s. bei Aegidius, Anm. 379, bei

Dnrand. Anm. 559 l.‚ und bei Burleigh, Anm. 588). linde ll!l'ltltl aliqui. q1wd in

rrea!uris es! Quoedor‘n forma, quoe serundum rem e! na!uram nullam unilulrm habe!

m se omniho, sed in se es! naturaliler diviso c! habe! solum unüalem serundum in

telleelum rutiom'r (s. bei Mayron‚ Anm. 509 u. 515).. (C) Vul! ergo i'qu opinifl‚

quod forma generis mm es! simplez ca: se, sed ex se es! divisa, xed forma speciei

ex se es! um; simpler e! u! sie es! vmiversalis, sed ipso forma u! signa!o in hor

supposi!o es! parliculmjis; im quod is!u opim'0 poni!, quod lam forma generis qmm

speciei subsislil in ipsis singuloribux, quomvis u!iler c! aliler. Alii au!em ponunl‚

quod res recuudum'essc man: in e/fcctu es! singulari: e! rudern rex secundum esse

suum in in!elleclu es! universalis (s. bei Herveus, Anm. (E) Alii au!em

moderm' ponunl, quod eodem rrs soll uno ronceptu es! universalis e! sub olio atm

ceplu es! singularis (s. bei Anreolus, Anm. 706). . . . . .. (F) Sie ergo omnm is!ae

opiniones pomml, Quod universale e! singulore arm! eurlem res realiler neu ilifl‘erunt

nisi secundum‘ ratiomm;‘ .‚.‚.omnes nonveniim!‘ in‚hoc‚ quod universaliu snnl aliquo

modo o „m ‘rei i!a‚ quod saut! u'niversalia reali!er in ipxis singulmibus. l'ro islu

rönclusibrle pä!es!'aryui multiplieiter (d. b. es folgen nun zweiundzwanzig Gründe).

806) Ebelid. F; Omnis res posilivo ez!ra animam eo ipso es! xinyularis, e! [nur

res sie: singularis es! op!a ‚na!u mouerc inte!!eclum ad concipiendum ipsam couluse e!

ad concipiendum ipxam distincte. E! voco coneeplum eon/usum, quo inle!!eclus nun

dislingui! ‚unam rem‘ab alle, e! ‚sie Socroles move! in!clleclum 0d cunripicndum

homincm, c! pe( illum intelleelux grwn dislinyui! neu disline!e cognosci! Socralem u

Platone; t'iium move! in!el!cclum ad roncipimdum ipsnm modu mm roufuso, e!

sie dico‚ quod hie Sncrates es! Iwmo ‚ (G) .Von vide!ur‚ quer! aliquo res er!m

animum si! substanlia universalis, „ist for!r per oo!un!urium institutionem . . . . ..

(S) Nullu re.r extra animam, nec per se ner: per aliquid addrlum reale ot‘! ralium's

ner quoli!ercimquc curuiderelur ve! in!clliy„lur‚ es! univerxulis, quia laute es! im—

possibrlilas. quod aliquu res i1'! extra onimum quocunque modo universulis, nisi

forlr! per inxlitutionem volunluriom‚ quomorlo is!o v0.1: „Immer“ es! singuluris e! uni

versalis, quuula es! impossibilitas, quod Iroqu per quomcnnque considerollouem vel

xtle Oceam (Parteistellung). 357

Gilt hiem'it" als feststehend, dass die Universalien nicht ausserhalb der

Seele existiren, so ist endlich als Gegenstand einer l'ünl‘ten Frage nach

die Erörterung übrig, 0b dieselben eine Vorstellungsweise oder eine ge

genständliche Existenz in der Seele haben; und indem Occam auch hier

wieder verschiedene Meinungen aufzählt, welche uns nach Maassgabe un

serer Kenntniss der Parteien auf Aureolus, auf die Seotisten, auf Burleigh

und auf Durand zurückweisen, und dabei bemerkt, dass man nicht vor

schnell oonceptus und intellectio identificiren solle (s. Anm. 753), dass

die Annahme einer species intelligibilis überflüssig sei (Anm. 758), ler

ner dass die Universalien ebensowenig Dinge (Anm. 784) als etwa blass

willkürliche Veranstaltungen (Anm. 781 f.) seien 807), so wendet er sich

zunächst missos-st entschieden gegen die Annahme eines‘gegenständliehen

Seins (subiertive) der Universalien, indem er mit den gleichen Motiven‚

ja mit den nemlichen Worten, wie 0ben'(Anm. 759 l'.)‚ im Interesse der

vorstellungsweisen Existenz der Universalien den Begrifl‘ des „Fietums“

namens“), und abermals darauf hinweist, dass in dem inneren, von

secundum quodcunque esse sit asinus . (T) l’hilasaphus prima praba!‚ quod uni

versalia non sunt substantiae secunda, quad non sunt talia exemplari-av qualia posuit

Plato..... (Y) Bes pales! intelligi non tantum ran/usc. sed etiam perfecte et distincte

nullo superiori inlellecla; et quando dicitur. quod Soerates non potest intelligi nisi

intelleclo animali, diem quod ista potest distingui. quia „animali“ potest sup

ponere simplicim', et tunc est falsa, quia tunc denalal, quod Soerates non potest

intelligi nisi intelleeto hoc communi um'mali, et hoc est simpliciter falsumj vel potest

supponere pro re et personaliler, et sic mnceda. i ' ' t

807) Sen!. l, Disl. 2‚ qu. 8A: Ouinlo quaero, utrum universale univocum sit

aliquid reale existens alicubi subieclive. quia universale primo movet intellectum

. . . . .. Passen! esse diversae apim'anes, quarum multas reputo Prima opinio posset esse, quod universale est conceptus mentis estimqpuliocditiesrtefaclosnasceptus

est realiter ipsa intellectio (s. bei Aureolus‚ Anm. 706 u. 716) . . . . .. Ctmlra istam

opinionem potest argm', quia conceptus non est ipsa intellertia (C) Secunda

opinio potest esse, quod universale est species aliqua, quae, quia aequaliter respicit

omne singulare, dicitur universale, et ita est universale in repraesentando et tamen

singulare in essendo (so die Scotisten). Sed ista opinio videtur essev falsa, quia....

talis species non est necessaria (D) Alia passe! esse opiniol quod aliqua est

vera res sequens actum intellectus. qui esset similitudo rei et propter hoc esset uni

vnourlsloalitsa,lisqueisat apeoqnueanldiat.er...o.mn(iEa) rQeuspairclearetpos(ss.etbeeissBeuralpeiimg'ho,, Aqunomd. n5i8h5il fl'e.s)t. uSneivdersale

ez natura sua‚ sed tantum ew institutione illo mado, quo vox est universalisy quia

nulla res ez natura sua habet suppom-rc pro alia re nec vere praedicari de alia re,

Ssiecduthaneecc ovpaizn‚iosendontavnitduemturezveirnas,titquutiioanetuunoclunnithairliaes(ts.nabteuiraDursaunad,esAsentm.sp5e5c1i)es. vel

genus nec e eonverso.

808) Ehend. E: Universale non est aliquid reale habens esse subiectioum nec in

animo nec extra animam, sed tantum habet esae obieetivum in anima et est quoddam

ficlum habens esse tale in esse abiectivo, quale habet res eztraiin esse subiectico.

et hoc per istum modumy quod intellectus cidens aliquam rem extra animam fingi!

eonsimilens rem in mentea ita quody si haberet virtutem producüvam, talem rem in

esse subiecliaa, numero distinctam a priori, produceret exlra‚ et esset eansimiliter

et proportionabiliter sicut est de arh'fice Et isto modo universale non est per

genmationerm sed per abstractionemv quae non est nisi fic-tio quaedam (F) Pigmenta

habent esse in anima et non subiectivunh quia lune essent verae res; ergo sunt

aliquav quae tantum habent esse obieatiuunL Similiter propositiones. w-syllogismi et

huiusmodia de quibus est logicay non habent esse subiectioumg ergo tantum habent

esse obiecünum, ita quod eorum esse est eorum cognoseig ergo sunt talia entia ha

bentia tantum esse obiectivum Similiter -un|nes quasi distinguunt intentiones

358 XIX.= Oecaau (Parteistellung).

l

.A

speeiellen Sprachidiomen unabhängigen, Urtheile (Anm. 769) nur Begrifl'e,

nicht aber Dinge, als Subjeet oder [’rädicat auftreten (Anm. 788), sowie

dass der vom lutellectus gebildete Begrill' von Natur aus universell sei,

während die Werte hiezu einer willkürlichen Veranstaltung bedürfen

(Anm. 781 f. u. 791), und endlich dass jenes subjective Gebilde nicht

ohne Realität sei (Anm. 762), sondern ihm ein adäquates Wirkliches ent

spreche ’“"‘). Aber unmittelbar hernach spricht er mit der nemlichen

Unentschiedenheit, welche wir schon oben (Anm. 758) trafen, von der

Möglichkeit, dass die Universalien dennoch auch eine gegenständliche Exi

stenz haben, indem ihnen auch dann jene „natürlidxe“ (s. Anm. 774) Be

fähigung der Bezeichnung und der Supposition u. dgl. im Vergleiche mit

der willkürlichen Sprachbedeutung immerhin zukomme; und er sagt aus

drücklich, dass ihm principiell nur daran liege, die Universalien im Ge

gensatze gegen die äusseren Einzelndinge, aus welchen sie geschöpft

werden, als psychische Erzeugnisse festzuhalten, mögen sie dann als sol

che gegenständlich oder vorstellnngsweise existiren M“), obgleich ihm an

derwärts hinwiederum das erklärliche Bedenken aufsteigt, dass bei ge

genständlieher Geltung die Universalien sehr nahe an die platonischn

ldeeulehre (vgl. Anm. 896) gerückt würdensn). Aber sowie wir schon

secundas ab inleutionibua primis nun vocando intenlione: secundas aliqaas reales

qualitates in uuima; ergo cum uon sint realitt’r extra, nun possuut esse m'si obieclz'rc

m amma.

509) Ebend. F: [dem est snbieclum in propositione universali et parliculari

mm lantum in propositionibus in coce‚ seil etiam in prapositiouilms in mente‚ qnae

nullius liu_quae saut; et in illis nen suln'icitur aliqua res; ergo lautem couceptus;

possel ergo dict, quod staut vom es! universalis et geuus et spevies et tantum per

institutioncm, ita conceptus sie fictus et abstractus a rebus singulan'bus praecagnitio

csl universal“ 01 natura sua,‘ et potest aliquis uli isto modo loqwudi voraudo cou

ceplum et universale sie ficium . . . . . .. Illud sie fictum vere esl obieetum cagnitum ab

intellectu, et propter ista potest esse terminus propositianis et supponere pro 0fltfllbltt

illis, quorum ext imago ret siuiilitudo, et hoc csl esse universale et commune ad

illa . . . . .. (H) Universale nen esl figmentum rate, oui non oerrespoudel aliquid cou

simile in esse subiecliao, quale illud fingltur in esse obieclivo ..... .. Si fingatnr

domus in menle, anlequam producalur, nen est figmentam :icul chimaera vel ali

quid lalc.

810) Ehend. Q: Cui non placet isla opinio de talz'bus ficlts in esse 0ln'ectiua,

potest lenere, quod counptus el— quadlibet universale es! aliqua qualitaa meistens sub

iective in mente, quae es natura sua est signum rei extra, sicut voa; est signum rot

ad placilum imlituenlis, et laue patest dici, quod per amuem modum, staut eures et

signa volnntarie instituta significant et consiguifioaut....., ita saut quaedam

qualitates existentes in man/e subirrlire‚ quibas ex natura saa campetuut talia, qualia

campelunl vocibus per vuluntariam institutiouem . . _ . .. Et secundanz islam opiiu'oncm

dehnt concedi, qaorl quodlibet universale et geuus generalissimum es! oere res singu

laris exisleus rcs determinati generis, est tarnen universalt's per praedicationcm nen

pro ‚so, SBd pro rebus, quas significal . . . . .. Verumtamen ista optnio possel diversi

mode poni . . . . . .. Quamlibel islarum opiuianum reputa probabilem‚ sed quae illamm

:it ueriar, relinquo iadicia aliarum. Hoc tarnen laute, quod nullum universale, nisi

[arte sit universale per volantariam institutionem, ext all'un existens qnocunqne

(modo extra animaui, sed omne illud, 111t0d est universale praedieabile de plurihus

e:a natura sua, est in meute vel sztbieotive vel abiecliue . . . . .. (H) Illud, qnod

movet (s. Anm. 784 u. 806) inlelleotum prima, uou est universale, seil singulare,

et ideo singulare intelligitur prima primitatc generaliouis (über Letzteres das

Nähere Anm. 786).

811) Saut. l, Bist. 35, qu. 5 G: Generis et difl'ereutiae et aliorum aniucrsa—

XIX.- Oeoam (Parteistellung). 359

oben bemerken mussten (Anm. 763 f.)‚ dass es in diesem Punkte bei

0eeam an der nöthigen Klarheit gebreche, so stützt er einmal sogar ans

driiek-lich die gegenständliche Existenz der Universalien gegen Einwände,

welche er selbst gegen Scotus und dessen Anhänger erhoben hatte: nem

lieh wenn gesagt werde, dass dann die Universalien als Qualitäten des

Denkens nur accidentell wären, so erwidert er in -gleieher Weise wie

dort (s. Anm. 804); oder wenn man entgegenbalte, dass nicht das Nom

liebe von verschiedenen Kategorien ausgesagt werden könne, so hilft ihm

wieder die Lehre von der Supposition aus der Klemme, denn das Unheil

„dieSubstanz ist eine Qualität“ bestehe zu Recht, sobald das Subject

desselben nach supposüt'o materiatis oder simpler gelte ‚l nicht hingegen,

wenn nach suppositio personatis; oder endlich wenn man einwende,

dass dann das Nemliehe zugleich niederer und höherer Begritl' wäre

(s. Anm. 802), so verweist er darauf, dass ja auch z. B. das Wort

„dictio“ ein Nomen sei und doch zugleich als Begrill'böher liege, als

der Begrill' des Nomens"“).

Glauben wir hieiuit Occam’s Auffassung der Universalien in genü

gender Weise .darggalegt.zu haben, seist durch dieselbe die Entscheidung

anderer Controversen folgerichtig von selbst hedingt.- So mussten wir

schon oben die Frage über das principium' i'ndividuationis nicht blass

nebenbei berühren (Anm. 799), sondern eigentlich im Sinne, Oecam‘s be

reits beantworten (Anm. 802—804); und in ‚völligervllebereinstiuunung

mit dem dort Angeführten erklärt Occam‚ das Prineip der. Individualisi

rung liege lediglich darin, dass die'lnditn'duen sich durch sich selbst (se

ipsis) unterscheiden, und ebenso verhalte es sich mich mit demjenigen,

worin sie unter sich zusammentreffen, den'n genau genommen solle man

nicht sagen, dass sie „in“ Etwas (in aliqm'bus) zusammentretl'en‚ som

dem richtiger „durch“ Etwas (ah'qm'bus), und -diess seien eben‘die In

dividuen selbst,‘indem sie durch sich selbst (so ipsis) zusammentreffen;

eben» dadurch ja könne der abstrahirende lutellcctus Universalienl‚erfas

sen, welche nicht etwa erdichtete Gebilde (pur-um figmentum, ‚vgl. Anm.

762), sondern suppositionsl'ähigseien 813). Indem aber so die Singulari

„ _ ‚ ‚l !! i

lium mm saut idcac, m'n' poneretnr, quod universaüa csunt quoedam _'res sabieclioe

existentes in anima et ‚totem communia rebus extra per pruedioationem..„-.

812) Uuodl. V, qu. 13: Universale solum ist in anima, et non.obieolioe tan—

tum, sith prius ostensum ost (s. Anal. 768); ergo sabieottue;.orgo est qualitas

mentis..... Sed contra: quia hoc dato tunc onmia praedicamenta sssent uccidentia ‚

. . . . .. prael\crea idem mm praedicatnr de diversis prandinamentis,‘ prarlerca

sequitur‚ quod idcm sit superius ad se . . . . .. Ad primum istoram conaedo‚ quod om—

nia universalia samt accidentia; tarnen non samt o-nmta signa accidcntiam, sed attqua

universatia sunt signa substantiarum Ad otiad dito, qaod idem mm praclb'm—

tar da divensix pracdicamentis, quandu prosdiqantent.a stant-pcrsonalitcr et significa

live; sed quando suppom't materiutitor aut ‚simpliciter, non es! incunoqniens.‚ idcm

pracdicqn‘ da diversis praedioamentis. Unde si‚ in ista proposili<me „substanth es!

qualitos“ subtectum sappom't materialiter vel simplicitcr, ilta es! pero;,.et simititer

i:to „quantitax ext qualitas“; sed sisupponant personatiteg tunc man saut oerue....

Ad aliud dico, quod eadem dif/icultas est hin. sicut de isto namine „dictio“ .et hoc

nomine „nomen“, quia hoc namen „dictia“ est nimm .conlentum sah nominr, quia es!

nomm et»non o|nne amen est hoc nomen „dictio“, ‚et tarnen hoc nomen „dictx‘o“ ext

quodammodo superius ad omnia nomina. ‘

813) Saut. l, Bist. 2, qu. 6 EE: Ad illud, quod innuitur‚ quod si omm's

seo x1x. Ocoam- (Parteistellnng).

m dem Singulären unmittelbar von selbst und ohne allen anderweitigen

Zusatrzukommts'f‘), so könne man auch den Begrill‘ der Quiddität in

dem Sinne nehmen, dass er das ganze aus Stofl‘ und Form bestehende

Wesen bedeute, wornach z. B. zwischen „Mensch“ und „Menschheit“ nur

ein sprachlicher Unterschied (mittelst eines Syncategoreuma) bestehe, wäh

rend andrerseits, wenn man unter der Quiddität nur die Form verstehe,

allerdings zwischen ihr und ihrem Träger unterschieden werden müsse.

wenn auch für die Angelologie wieder der Vorbehalt nöthig sei, dass

die Quiddität eines Engels identisch mit dem betrefl‘enden Engel selbst

istgli’). Nimmt man aber in jenem ersteren Sinne essentia und existentia

als gleichbedeutendmelp so sind die scotistischen ‚.formalt'tales“ eigent

lich im Principe von vorneherein schon weggefallen, da nach Oitcam's

Auffassung, wie wir auch schon oben (Anm. 802) sahen, Nichts l‘ormell

diversilas esse! numeralis, non plus posset intellectus abstrahere a Socrate et Platone

aliquid commune, quam a Socrate et liueay c! quodlibet universale esset purum fig

mentum intellectus (s. die nemlicben Worte, bei Scotus, ob. Anm. 99), dico ad pri

mum, quod ex hoc ipso, quod Socrales et Plato sc ipsis differunt solo numero et

Soerates per substantiam suam est simillimus Platonil omni alio cireumscripto intel

lectus potest abstrahere aliquid commune Socrati et Platoni, quod non erit commune

Soorati et albedinig nec est alia causa quaerenda nisi quia Socratex est Socratet et

Plato est Plato et uterque est homo De virtute sermonis non debet concedit quod

Socrates et Plato in aliquo conveniunt nec in aliquibusj sed quod conveniunt aliquibus

quia se ipsis, et quod Socrates convenit cum Platone non in aliquo, sed oliquo, quia

se ipso. Si tunc dicatum quod Socrates et Plato conveniunt in homine dito, quod

vshomineu potest suppoaere vel simpliciter vel personaliterp Primo modo potest concedi,

quia hoc non est aliud dicere. quam quod homo est quoddam commune praedicabile

de Socrate et Plalone. Si autem „homine“ supponi! personaliter pro alia re, sic est

simpliciter falsum quia in nulla homine communi nec in alia rc nonveniunl, sed cou

veniunt rebus, quia hominibusl quia se ipsis.

814) Ebend. P: Ouaelibe! res singularis le ipsa est singularis .....lquia sm

gularitas immediate convenit illil cuius esl..... Sicut illud. quod est singularea se

habet ad esse singularel ita quod est universale, se habet ad esse universale,- ergo

sicut illudj quod est singularel non polesl per aliquid additum sibi fieri universale

vel communey ita illud. quod est commune, non potest per aliquid sibi additum fieri

singulare ; ergo quidquid est singularc, per nihil additum est singulare sc ipso ..

omnis res extra animam est realiter singularis et una numero.

815) SenL lV‚ qu. 11 E: Ouiddilas uno modo accipitur pro omm'bus, quae sunt

de essentia rri, quae faciunt unum per se. et isto modo quidditas est unum compo

situm praecise ez materia et forma, .... .. nec esl aliqua differentia inter hanc huma

nitatem et hunc hominem vel humanitatem et hominem, nisi quia humanitas includit

aliquod syneategoreuma ez usu loquendi aequioalenter vel iiirtualiten propter quam

inclusionem potest aliquid praedicari de homine7 quod non de humanitate. Alio modo

aeeipitur quidditas pro [0mm ultimay qua aliquid tii/fcrt ab alio/quod non est idem

eum illo; et de quidditale sic accepta est vor-um, quod quidditas differt ab so, cuius

est quidditasy et quod in separatis (d. b. z. B. bei den Engeln) est idem quidditas

cum eo, cuius est quidditas. Ouodl. ll, qu. TV: Essentia angeli nunquam distingueba

tur ab eius exislmlia. Uobrigens war auch die oben (Anm. m erwähnte Verur

tbeilung derjenigen Sätze‚ welche fur die Angnlologie Ansloss erregten; schon im

J. nos in Paris zurückgenommen worden; s. D’Argentre, Coll. iudic. de nam error.

l, p. 208 u. 217.

816) Ouodl. ll, qu. 7: Sicut ezistentia potest esse ezistentia et potest non essr

existentim ita essentia potest esse essentia el potest non esse essentiu. unde idem

omnino significatur per unum et oonsignificahw, quod per reliquum Existentia et

essentia idem omnino signi/icanL Summa tot. log. lll ‚ 2, 27, f. 53 v. B:‘ vtrum

esse et L-xistentia rei sint duo eztra animam distincta inter so? mihi videtun quod

non sunt talia duo1 nec esse ezistentiae aliquid significat distinctum a‘re. '"'

XIX. Oceam (Begril). 361

unterschieden werden kann, was nicht real verschieden ist, noch auch

umgekehrt, und somit idenli!as und dista'nctio völlig gleichmässig in das

individuelle Wesen selbst vorlegt werden“"). —— Bezüglich der Frage

über um'!as formae kann und muss sich Uccam in Folge seines Con

ceptualismus an Diejenigen anschliessen (s. Gottfried v. Fontaines, Anm.

70, Johannes v. Paris, Anm. 74, Alexander v. Alessandria, Anm. 254,

Aegidius, Anm. 384, und llerveus, Anm. 421), welche eine letzte total

abschliessende Einheit neben einer durch sie verbundenen Vielheit der

Formen arrerkannten515)‚ sowie er desgleichen die intensio e! remissio

formarum nicht in die Form selbst, sondern in den Grad der Receptions

fähigkeit des concreten Wesens verlegt819).

ist uns somit durch das Bisherige der Standpunktpvielohelv Occam

in den damaligen logischen Controversen einnahm, möglichst nach allen

Seiten ersichtlich geworden, so möge nun noch desselben umfassendes

Compendium der Logik zur Darstellung kommen, in welchem wir

wohl eine Summe gar manigfacher Bestrebungen erblicken dürfen, die auf

successive Fortbildung der byzantinischen Logik gerichtet waren; denn

dass in dem sämmtliehen Detail der vielen Unterabtbeilungen des Ganzen

alles Einzelne ein persönliches Erzengniss Occam’s sei, ist nicht nur nicht

nachweisbar, sondern geradezu unglaublich. Occam benützte, wie sich

von selbst versteht, die damals umlaufdnde’, Theorie der Logik, welche

seinem grundsätzlichen Standpunkte adäquat war, und mag dieselbe, wäh

rend er sie zu einem grösseren Compandiuni verarbeitete ‚' in manchen

Punkten präciäer formulil‘t, ja ge‘wis‘s auch bereichert haben; aber hierin

überall auszuscheiden, Was 0ccani's und was Anderer Eigenthum sei, ist

uns nach Maassgabe der vorhandenen Quellen nicht verstattet; ja es läuft

unleugbar in den gedruckten Texten auch manches Spätere mitunter (s.

Anm. 739 u.' 740),was uns Vorsicht in der‚Darstellung gebietet. Indem

. | I ‚ '- . ‘ . 1 - . '

ich aber die lll der Summa lotius logwae vorhegende Anordnung

und Reihenfolge des Stolles sicher für eine von chsam selbst her

rührende halten muss, folge ich hiemit dem Verlaufe der Gapitel der

selben und füge an einzelnen Stellen, Wo es nöthi'g ist, anderweitige

Belege aus der Erpositio aurea oder den beidcn‚anderen ‚Werken

Occam's bei.

817) Expor. nur. _Praedienli. De (IM!ch proprie c! ririclr loquemlo mhil dislin—

guilur ab oliquo per aliquid m'xi per se ipsum er! in!rinserum silri, sind homo non

dis!inguitur ab asino nisi per .1e ipsum w! per aliquum parlem rsscnlialem siu.

Sen!. l, Dis!. 2, qu. 3, B:- Nihi! reole‘poler! distingui ner esseidem „um mm

aliquo reali, im quod‚ sicu! dis!ine!io rutiom's el idenlitar rationis .ve habe! ad en—

!ia ro!iom‘s, i!u differentia reolis e! identilas realis so habe! ad cn!ia roalia, c! hoc

[orte non ezcludendo diktinciionem formalem e! identi!alrm‚ nlii liebe! poni. [den dico,

quod nullo m ner o se ipso nee a qu‘acunquc alia poieril dislingui w! esse 'eadem

ratione. Vgl. Anm. 828. ' '

818) Quodl. ll‚ qu. 10: Hominis es“! mn!um unum esse totale, sed pluru esse

pur!ialia. Sen!. II, qu. 9 CC: Secundum opirrioucm. quam reprito eerotn, in horm'm:

arm! plures formae substantiales‚ tollem forma corporrilalix e! anima inlcller!ira. Vgl.

ebend. qu. 22 H, n. ‘lV, qu. 7 E. ‚ -

‘ 819) Sent. l, Disi. 17, qu. 4 C: Forma nou su‘sripl! magis e! minus, "qnii1 forma

m'hi! reeipi!‚ sed mayis in oliquo recipi!ur realiler. Vgl. Seni. III, qu. 6 D u. R, sowie

Ezp03.' nur; Pruadivam. C. 9. ‘ ‘ ‘ ‘

362 XI:X. 0'ceam (Begriff).

Nach einem kurzen l‘rbömium, imwelchem die Logik als ein im

Gebrauche sich steigerndes Werkzeug (s.Anm. 741) bezeichnet wird 820),

beginnt 0ream, wie wir nicht anders erwarten durften (s. Anm. 780 und

meine dort vorhergehenden Bemerkungen), sofort mit der Erörterung über

t.erminusszl). bei dessen Eintheilung, welche jener des Urtheiles

(Anm. 770) parallel geht. das Hauptgewicht auf terminus comeptus,

d. h. intenlio oder dergleirhen (Anm. 768 f.) gelegt Wird S”); denn un

ter drei llmleutungen des lerminus sei diejenige die eigentliche- und prä

cise, dass derselbe als vein „Bezeichnendes“ entweder thjeet oder Prä

dieat eines Urtheiles sei (vgl. Anm. 773 u. 778)‘, daher die Syneategoren

male oder die lnterjectionen u. dgl. in diesem Sinne nicht lermim' seien,

undnudwandere Fragen, wie z. B. über die Casus obliqui, nicht der

Logik, sondern der Grammatik anheiml‘allen 823). Insoweit aber jener

geistig innerliche Begrill' (lm1m'nus mentalis) von ‚dem ausgesprochenen

(termimts‘ cocalis) unterschieden werde, habe letzterer mit ersterem den

noch einige EigenSrhal‘ten gemeinsam, wie z. B. Casus oder Numerus,

während andere Eigenthümlichkeilßn, z.«B. grammatischen Geschlecht oder

Gonjugation, nur dem letzteren lugehörmr’“)‚ Aus der hierauf lolgen

820) Summa l. log. Prooem.‚ f. 2 r. B: Login; cm'm es! omnium artium uph'ssi

m1mii1uslrmnenlum, sine qua nulla sm'entia per/eck Imberi polesl, quae mm man:

materialiaim instrumentorum um crebro' cousumitur, sed per om'ush'bet alten'us urlis

vrl scienliue studiosum exercilium conlinuum recipü incrementum.

821) J, l, f. 2 r. B: Omnes loyicac traotalorcs intrndunl udslruere‚ quod argu

mentu et syllogismi ex propositionibus et proposiliones ca: lerminis componunluv;

ende lerminus aliud mm cst, quam pors propinqua proposilionis. '

822) Ebend.: Triplez es! terminus: scn'ptus, prolalux‘, conceplus Terminus

conceplus est intenlio scu passiv animoe aliqm'd naiurah'lcr significans vel comigni—

ficans nah: esse pors propositionis mentah‘s. Die hierauf folgende längere Stelle

über das Verl1'altniss zwischen Wortausdrnck 'und Begrill‘ habe ich bereits oben,

Anm. 774, angeführt.

823) C. 2, f. 2 v. A: Terminus lripliciter occipitur. Uno moflo pro

omm' eo, quod potesl esse oopula 001 c:rtrmnun proposüiunis calcgon'vae .. Aliler

onme incomplea:um ooealur lerminus Terlio modo am'pilur praecisc et mu

_qis strictc pro “In, quer! significative sumptum ‚mies! esse subiaptzzm vcl praedicatum

alicuius proposilionis; et hoc modo nullum verbum nec coniunclio neu advcrbium neu

intericclio est terminus; mulla eliam nomina mm samt Icrmini, u! nomiha syncalvgo—

rematica, quia lulia, quamvis possinl esse extreme proposilionis, xi sumanlur male

rialiler vcl simplicitl‘r, tamcn, quandu sunmnlur significntive‚ mm possunt esse ex—

trema.. Ouomodp antun c! respcnlu quorum norboram obliquus potent qsse sub

ieclum, et respectu quarum non, pertinet ad grammalicum, tuius ‚es? coustructiones

vocum vonsiderare.

824) C. 3, f. 2 v. B: Accidentia communia aonvelu'cnlia Ion: noms'nibus menta

h'lnu quam oooalihus et scriptis sunt rasa: et numcrus. Aocidentia um propria no

minibus vocalibus et scriptis samt genus et figura; lalia enim Meideutia nunu'nibus

propler nccessitalem significationis non conveniunl (f. 3 r. A) Similiter de ner—

borum accidenlibus es! dicendum. Acridenlia communiu sunl modus, genux, numems,

lempus e! persona..... Accidentia oulem propria verbis ad placitun instilulis ‚mm

coniuyalio c! figura. Ebenso Oiiodl. V‚ qu. 8: Ulrum omniu ac_qidenlia grammulica

lia terminon vocaiium competant mentalibus..... Dome, quod accidil termino men—

mü‚ uccidil termino uocali, sed mm e converso, quia aliquu accidvml terminis vom

libus propter necessitatem significatiom's et ewpressirmis (darunter. versteht er Casus,

Numerus und Comparativl‘orm der declinirbaren Worte, sowie Modus, Genus, Tem—

pus, Persona, Numerus der Verba), et illa couveniuul terminis menlah'bus; alia ac

cidunt terminis vocalilms propler omatum scrmonis oel propler congruitul_em (nemlich

m‚ Oecam. (Begriff). 368

den ‘ Unterscheidung zwisahen' Categorcumat3 und Syncategoreumala .unag

hervorgehoben werden, dass Occam die letzteren mit den Zilfern ver‘

gleicht, deren Werth durch ihre Stellung sich ändert""’). Hernach reiht

sich ein längerer Excurs an übendie seit Seotusr(ob.Amn„128)v in der

Logik eingebürgerten Begrifl'e „eoneretum“ und „obstraotam“, welchen

wir für zieht occan1isch halten müssen, da. dem hauptsächlidxen Kerne nach

das Nemliche auch anderwärts bei Oecam vorkömmt““): nemlich der

wesentliche Unterschied zwischen concreten und abstraeten Worten liege

in der suppom'tio derselben, in welcher sie verschiedentlich entweder

sich ‘gegenseitig berühren oder von einander abweichen können 82");

jedoch seien sie vom Standpunkte der Bezeichnung aus zuweilen auch

wahre Synonyme 82q), was in manchen Fällen durch Verbindung des cou

Gcnus und Figura der deelinirberen Worte und Conjugatia und Figura der Verba),

et illa nen carweniurit terminis mentalibus.

825) Summa l. lag. l, 4, f. 3 r A: Terminorum quidom saut categaremalici et

qaidmn .tyncategorematiei, qui nen haben! finilam significalianem et certam nec

5il]fltfit'ßtll aliquas res dislirlctas o rebus significati: per eulegarema, sicut in alge

rismo ei/ra per se posita m'hil signifieat, sed addila altert 'fiyurac facit eam signi

ficare. ' ‘

826) Ouodl. V, qu. 9: Atiquo sunt cancreta et ab:trurla, quae sie se habmt,

quad concretum significat aliqaam rcm et supponit pro illa. quam nullo modo abstrus

tum significat nec pro illo suppanit: exemplant ext de iusto et iustilia..... Seean—

dus modu: principaüs ext, quando cometum et abstractunr saut synonyme, ut calor

et calidt'lai' . . . . .. Tertius modus ext, . . . . .. quado*abstructa ad plaeitum instituen

Iium vel ex usu loquentium includunt eliqua syncategorramota rel determinaliancs

adoerbioles, .. u! „humanilas“ tanlum ealet sicul „kaum. inquuntum keine“ .... ..

Quartus modo: ext, quando abstraata „an suppammt ru'si pro multis simul sumplis,

eonoreta auiem suppanunt pro uno sola; ea:emplum „papulux“ . . . . .. et „popularis“.

. . . . .. Coneretam et abstractum prima et tertia et quorla modis ila eonveniunt nomi

nibus mentalt'bus, sicut vocalibus‚ et per oonsequms lah'a mentalia aarianlur per can

creta e! ab:lracta..... Szd seeundo modo salam rarianl nomina rocah'a, et nen men

Ialia. Vgl. auch Anm. 895 u. 918.

827) Summa t. lag. l. 5, f. 3 r B: Conrretum el abltrectum ‚nur! nonu'na cou

.umile prineipium seeundum rocem habcnh'a, sed nen consimililcr lerminantia...;.

Ouandoque conarelam atiquam rem signifioat rel oormatat stur imperial sivc da! in—

lalligere, pro qua eliam suppom't, (‚Mm abstractum nulla modo significat nen aliqua

modo sappanit pro eadem, ut „iuslus“ et „i‘ustitia“ . Sun! aalem ad praesens

taliam nomian lres dilfcrentiae, quasi Ire: species iri/‘eriarra. Prima e.tt‚ quatuio abs

lroctum suppanil pro accidente vel forma quacunqaa realiter inhacrrnlc Jubi9cta, et

rancrelum suppam't pro subiecto einsdem uaor'dentis vel formae, aal eoonvcno; prima

modo est de lalibus „albedo‚ allmm“„... e eoaaerso entern „iym's, igneus“... ‚. be

cunda differentia ext, quaudo oancretum suppom't pro perle et abstractmn pro tolo

vet c canverso, sicut in ish's „anima, animatum“ Tertia dt'fl'erentia ext, quanda

coocretum rt abslruvtum supponuut pro distinctis, quarum tarnen neutrum e.rt subiec

tum nec pur: alterius.. Tales lermini quondaque se lmbenl, aiaut CUMSG et eflec—

ms„..‚.. quandoque, sicut xignum cl signalum, quandoquc, sind looas et lo

catum, »

828) C. 6‚ f. 3 v. A: Namen ranr‚retum et abstraclum quandaquc saut syno

nyme. C. 7. l‘. 4 r. A: Sie se haben! odinviccm homo et Immanitas, xicut so habcnt

Socrates et Sacmteitas; harte em'm pammt eomimüiler fingen/es tale abstramtum de

hat: Marine „Socrates“ sicut de hoc namiae „homo“; sed „Socratce“ „allem rein di

stinctam reaüter riet: formaer (vgl. Anm. 817) significat, qeee man significatur per

hoc nomen „Socrateilas“ secundum sie fingentes‚ nen e cmwersa; ergo . .. . . nilu'l

signifieatur per hoc namen „homo“, quin signa'ficelur per hoc „amen „humorvitas“, et

e eanverso . . . . .. Sed quamor'a hau; fuerit intenlio Aristotelis, (amen secumlum verita—

lem thealagarum noa «ist sie dicendum (d. h. besonders betrell‘s der Trinität, s.

364 x1x. Occani (Beigritl').

creten Wortes mit einem Syncategoreuma (z. B. mit „totaa") bewerkstel

ligt werde, zugleich aber dann zu Sopltismen und unnöthigen sprachlich

logisehen Schwierigkeiten führen könne 829), sowie andrerseits auch

quantitative Mo'mente des durch die Worte Bezeichneten, in Frage kom

men können“°). Wenn aber sodann mit einleitenden Worten, welche

den Stempel der Unächtheit an der Stirne tragen. noch ein Unters'chied

zwischen „absolute“ und ‚.cannotativa“ erörtert wird, so ist möglicher

Weise auch inhaltlich das Ga'nze nur ein Zusatz des späteren Herausge

bers, wenn uns auch der Begrifl‘ „connotalum“ in der Fortbildung der

byzantinischen Logik schon früher (Abschn. XVII, Anm. 598) begegnete,

und selbst Occam anderwärts eine solche Distinction, und zwar in rei

cherer Gliederung (s. Anm. 846 u. bes. 917 fl‘.) berücksichtigt R“"). Jeden

falls bespricht hernach Oecam noch als Momente der willkürlichen Sprach

einrichtuhg zunächst die schon oben angeführten Unterschiede zwischen

prima und secanda impasitio 837), woran sich als Incidenzpunkt prima

und secanda intentia anschliesst””), und Sodann die Verhältnisse des

Anm. 733). Vgl. Senl. l. Bist. 2, qa. 3. F: Oaaedam saut synonyma, qaia simpti

fitter Mont significant et cannotant. ita quod nihil significatar et ronnolatnr per antun,

qain zudem mado signifirelar et connotctar sea con:ignificetar per rctiqarmt; et m

deitas et dem, Iwmo et humanilas‚ et matte talia saut synonyme . . . . .. Atiter homo

et humanitas nun sunt synonyme, et hoc, qaia reliqarranl in dabia‚ quantum es! e.z

impositione istoram nominum, an haec sit vera „homo es! Immanitas“ vel faire.

829) C. 8. f. 4 v. B: Sant qimcdam nomina abstrarta rel esse possant ad placi

lmn ins/itala ita, qaad abstractam in significando aeqaivaleat concrcto sampto

ram ntiqao .syncatrgoremate vet mm aliqaa alia dielione vel dirlionibas .... .. In

talibus magis patn difl'icattatern voralem dependentcm ex togica. qaam realem, prnpler

quod 1mcirns Iogiram qaaternos innameras circa latia inutititer ropleret [aciens difli

ca!tatrm‚ abi nnlla est..... (f. 5 r. A): Sir enim cunrrdant en1dili in logira‚ qaad

hoc signum „Mus“ incladit sann: distn'but'bile, ut aeqaivaleat i'in „qaaetibel pars“‚

quando samilar xyncategoremalice; audc ilia „Totas Senates ext minor Sonate“

aer,aivalet isti „Oaaelibet pars Socratis est‘ minur Sbcrale“ (s. Ahsclm. XVII.

Anm. 252).

830) C. 9. f. 51'. B: Onaedam um! abstracta, qaae nun suppomml nisi pro

muttis simal sumptis, roncrctu antun pro ano soto verifivanf posmnt, staut so haben!

„populns“ et „popntaris“.

831) C. 10. f. 5 r. B: Postquam de naminilms conrretis et abstrctis discnssnm

est, nam: de alia dirisione nominam, quilms schulastici [reqaenter ahmtar, es! diam

dam (s. ob. Anm. 740). Undc sciendam est‚ quod nominam qaaedam saut merc ab

soluta, quaedam saut mcre rannotativa. Mere absolute saut illa‚ qaac nun signifirant

aliqaid prin0ipaliter et attad vel idcm ‚recundaria. acd quidqaid significatur per tale

atmen, acqae prima significatar. sirat patzt de hoc numinr‘ „animal“...... Nomen

antun connotativam es! iltad. qaod significat aliqm'd primario ol atiqaid recandan'n;

.....haimmdi saut amm'a nomina relative. . umnia namina Pertinentia ad genas

quantitatis, . . . . .. etiam talia nomina „anam, immun, neram, intellectas, potentia,

actas etc.“

832) C. 11, f. 5 v. B: Positis divisionibas, qaac possunt romprtet'e tam Irrminis

naturaliter signifieantihas qaam terminis ad ptacitam institutis. dicendam est de qui

basdam divisionibax rompetenlibas terminis ad placitam institutis. Es! igitar prima

divisio tatis: nominam ad piaritam signifirantiam quacriam sanl nomma primae im—

positimu'n', qaaedam seeandae impositionis. Das Weitere ist schon oben. Anm. 776,

angeführt.

833) C. I2. f. 6 r. A: Ouia dictam est in praerrdenti capitato, quad qaaedam

saut nomina prima: intentiom's et qnaedam secandae intentiams, et qaia ignorantia

vocabttlarwn 1m;tti3 ext errandi ocvasio‚ ideo incidentaliter uidendam est, qaid sit

xnx. Oocam (Begrill'). 365

Synonymen und H9m0ny1pen 934), womit der Abschnitt De divisionibus

terminorum seinen Schluss findet. .

Ein nichtssagender Uebergnng, — sei es dass er ‚von Ocoam oder

vom Herausgeber herrühre —, führt dann vorerst zu den termini se

cundae inten!ionis, d. h. zu den Universalien“”), bezüglich deren

die allgemeinen Erörterungen, welche den sämmtliche fünf umfassenden

Gemeinbegrifl' „Universale“ betretl‘cn_““), bereits oben ihre Verwen

dung‘ gefunden haben q‘37), Nachdem die Fünl'zabl der Universalien

in üblicher W‚eise begründet werden ”38), treten dennoch wieder Be

merkungen über individunm. singularo, suppositum (vgl. bei ‚Mayron,

Anmerk. 548) voraus‚‘vvelche drei Begrill'e für die Logik, nicht aber

für die Theologie, syn'onym.gqien g”). Aus der Erläuternng der einzel

nen fünf Universalien, welche in der Expositio aurea weit ausführ

licher ist und sich mehr Satz für Satz an deu‚Connnentnr Avicenna’s

anschliessl, als in der Summa, mag höchstens die auch ander

wärts wiederholte Bemerkung hervorgehoben werden, dass der Gat

tungsbegrifl' nicht als‚ Materie des Artbegrill'es zu betrachten sei H“);

inlentio‚ e! quid prima. quid serunda. Das Weitere s. gleichfalls oben. Anm.

768 l. n. 778.

834) C. 13, l‘. 6 r. B: Solo vor vel o!iquod siynum ad placilum inxlilulum es!

aequivorum vel univurum Es! unten! i!!a von: aequivoco, quae siyni/icaus plura

nen es! signum subordinulum uni ronreplui . . . . .. Unum alind er! aequwocum a consilio . ‚ . . .. Univocnm uu!um deisr!i!auerqu0imvmo:ruimlluad, caqsuuo,d es!

sulmrdinatum um' conr‚cptui. Vgl. Uuodl. IV, qu. 16. u‚‘lf.rpos. nur. I'rneriirum. Dr

uquuiv.‚ woselbst auch die. Unterscheidung zwischen uequivurmm und aequivnca—

(um (s. bei Antonius Andreas, Anm. 483, lind bei Bnrleigh, Anm; 617) aufge—

nommen ist.

835) C. 14, f. 6 v. B: Cum igi!ur non so wie! loyiro lan!um genrroh's no!i!ia

Ierminorum, sed opurleu! cognoscere Iermrnur m speriali mayir, idco postquam de

divixionibus generalibus lerminorum !rnrrlu!um csl‚ dr qnihuxdam coulen!is sub uliquu

illurum divisiantum persrquendnm erl. Ex! igt'lur p11'mo Iraclandum de terminis se

rundae inten!ionis‚ ......el ideo de illis. quue ponunlur quinque universalia, es!

modo dicendum.

836) Ebend.: Prima lauten dientde es! de hor romm‘uni „universale“, qnia

pruedicatur de omm' um'versali e! e!iam de sinqulari (vgl. Armand, oh. Anm. 651).

l‘.‘.rpos. auf. l’ruedicab. Prooem.: Universale dicitur sulnt'clrun li/n'i Porphyrii, mm

qu|a ipsum vere sit suhirrlum‚ seil quia ipxmn praerliralur de subirnfis. so. de genere‚

specie etc. Vgl. Burleigh, ob. Anm. 610. ’

837) C. 14—«17; s. ob. Anm. 782‚ 788, 791, 803 l'.

838) C. 18‚ l'. 8 r. A.“ ’ ‘ '

839) C. 19, l. 8 r. D: Apud logicos hnec nomina couvertibilio saut: indwiduum',

singulorc, supposilum; quamvis- apud theolayox singuläre e! supporilum nun umwer

lun!ur (s. Anm. 733), sed in hoc capitnlo direndum es! de islis nurninibux illo

modo‚ quo logici utun!ur eis. Apoll logicum lripliciter arripilur indiriduum etc.‚

d. h. es folgt nun die nemliche Aufzählung dreier Bedeutungen, welche wir oben

(Anm. 791) aus einer Stelle der Quad!ibela betreffs des „singulare“ trafen. '

840) C. 20, f. 8 v. A.- Genus mm es! pars sperici nen yenus imperial ma

terimn..... lmpropn'e tarnen ulendo vorabula po!csl diri, quod genus dici! uliquondo

materiam, quad mm es! aliud, quam diene, quod in quoh'bet xigni/iralo per lolc ycnus

inveni!ur materia eiusdem ra!ionis. Expos. am. Praedirab. I‘roocm.: Falsum ext, quod

commum'ter dicitur u modernis, quor! yrvms din'l pnrlem malerialem et di/fcrenlia

die“ parlem formulem, quia de rationc yearris mm es! plus significare purlem male

rialem. quam formalem, sed !o!um‚ di/feren!ia vom aliquando die“ perlen: malerialem.

Sen!. l, bist. 8, qu. 2 0: Genus mm es! proprie mo!erio‚ sed dimm 1nn!cria meta

366 XIX. Occam (BEgrili’).

denn alles Uebrlge bewegt sich nur in dem geWölmlichsten Fahr

wasser 84 1).

Mittelst eines auf die Schüler berechneten L'eberganges, welcher in

solcher Form vielleicht auf Rechnung des Herausgebers fällt, kommen

nun noch anderweitige termini sceundae 't‘ntentionis et secumiae imposi

tiom's an die ßeihe, welche entweder allen Universalien oder einigen

oder einer Verknüpfung einiger oder nur Einem Universale bezüglich

eines anderen zukommen können (-— eine Eintbeilung, Welche uns einiger

maassen an A-rmand, Anm. 648 fl‘.‚ erinnert —‘); und zwar stillen Zuerst

diejenlgen “folgen, welche bei einer Verknüpfung mehrerer Universalien

in Betracht kommen, ne‘mlich definitio tind destripti-o 842). Betreffs der

Definition, auf welche wir unten, Anm. 1012 fl‘.‚ noch einmal zurück

kommen müssen, unterscheidet Oecam auf aristoteliscli-arabischer Grund

lage eine sachliche (quitt rei)‘ und eine sprachliche (quid nominis); die

erstere bedeute im engeren Sinne ein Unheil, Welchesin Kürze lediglich

das natürliche Wesen in seiner Totalität ausdrücke, und dieselbe könne

entweder mit Beihilfe einiger Gases 0bl‘t'qt‘li' ausgesprochen werden und

sei dann definitiv naturalis, oder ohne solche Sprachmittel, in welchem

Falle sie definitio metaphysicalis sei; keinenl'alls aber dürfe neben diese

beiden "Arten eine 'tfefiniti0"‘ldgieitfis als dritte gestellt werdegi‘denn die

Logik (s. Anm. 744 n. 797) habe es nur mit ‚Zeichen, nith aber mit

Dingen, zu thnn und schreibe nur die Verfabrungsweise vor 343); die

phon'ce, quitt sicut materiae praeexislentt' advt‘nil forma et facit mmm cum ca, im

generi adve1u't difierentiu et facit wtam difi'initionun rum ua proprie didam vel

pr1' addilqmentum. ßzpos. nur. Pmcdicah. Dr differ‚: In di/finitione genau es! loro

materiae resperlu difl'erentiae, i. e. habe! 1'esprt'lu differenliae aliquum ronditionem

materiae, quia‚ sinnt materiu ext prior ipsu forma Pl [0mm adwm'l maleriae, im in

difl'initione yenus, quud est quardam inlenlio eine conceptus in um‘ma. praecedit di/fr

renliam et th/fcrflttiu udrcnit sihi. ‚

841) Wie z. B.„die Erörterungen über die ltelatii‘itut der Gattunge- und Art.

begrifl‘e c. 22, f. 9 r. A, vgl‚ E.BlmX‚ nur. Praedicub. De specir und Saut. l„l)ist. 8,

qu. 3 f. oder ebend. ll‚ qu. 9 I\'K: Nun es! difl'erenlia intrr genus el_ :pctiem quan

lum ad significare totum‚ quiu‚ tum genus qmm: species Significant totum‚ . sed

ycnus siyni/icat plura Iota, quum species.

842) C. 26, f. 10 r. B: Ouoniam logici nun sulum utunlur praedictia vocabulis

secundue talentionis‚ sed eliam multi Iermini ulii. sccvmdul‘ inlenlt'onis et secundar

imposilionis in usnm onicorum reniunt, et m: studiosi per iynorantiam significolionis

eornm in inquisiti0nt’ rerilatis retrudantur‚ volo n_un‚c compendioxe de aliqm'bus eurem

ad instrttctioncm simplic-ium pertructarr. Terminorum entern, quibu: Multh oniri.

quidum sunt communes omnilnw universalilms, quidam sunt proprii ali'quibus eorum‚

qm'dam rompetunt aliquibus eorum simul uaeptis‚ quidamrumpelunt um' respectu ul

terius. Termini vrr0, qui competunt pturibus simul aßeeplis‚ aunl difl'initio, descriptio

et alia Imiusmudi.

_y 843) Ehe_nd.: Di/[iuitio duplicitcr arcipilur, quia quardum est difl‘im'tio expri—

mens quid rei, et qitm‘dam quitt nominis. Ui/finitiu exprimens quitt rei duptict'ter ur

cipitur: um) modo lerge, et sie camprehendil diflinitionem strit'te sumptam et diflini—

tiunem deseriftiflam; aliter accipitur slricle, et sie es! sermo compendiosus e:rprimcns

totem naturum rei neu aliquid crtrinsecus rei derlarans. Her autem potest firri du

}:/iciter. Num qitund0qm: in Iuli semwnc ponunlttr casus obliqui exprimentes pnrlea

rei essmttiales, sicut si di/finium hominem sie dicendo „Immo es! substantia compositu

er corpore et ultima intelleclivu“, et illri polexl not‘ari 11i/finitio na!nralis. Mio

es! tli/finilio, in quu nullus casus obliquus pom'tuw talis ext ilia di/finitio Ite

mim's „subxtuntia aniumta sensibilis 1ulionnlis“, .. et jsta potesl vorari metaphy

XIX. Oceam (Begrill). 367

sprachliche Definition hingegen sei nur eine erklärende Erweiterung? eines

Wortausdruekes 8M). Anderwärts redueirt er diese beiden Arten der

Definition auf die schon bei Albert (Absel1n.X\’ll‚Antrn. 478) vorkom

mende Unterscheidung einer definitio fonnalis und materialis im')‚ oder

er zieht hinwiederutn auch eine Eintheilung der Worte in absoluta; ran

notativa (s. Anm. 831 u‚. 917 ll'.)‚ ponibiln‘m imposaibilt'a,» relative, ad

verbia u. dgl. heiß“); .Das Wesen den Beselweibung (deswiptio) liege

in der. Angabe weidenteller und eigenthütnlieher Merkmale, und in der

„besehreibenden Definition“ seien dieselben mit den subdtatttiellen Eigen

thümliehkeiten vermisehtsn). Jedenfalls aber sei das definitum nieht

als real identisch mit definitio zu nehmen (s. 0b1 Anm. 705 am Schluss),

da man nur sagen könne, dass beide reell das Nemlieha bezeichneu“”)‚

und darum sei das l)efinirte ein BegrilF‚ welcher mit der Definition in

einem rein umkehrbaren Urtheile beliebig die Stelle tauschen könne,

während in anderem Sinne genommen allerdings das Definirte nichts

Anderes als eine singuläre dassere Sache sei‘s“). ‘

sicalxls Ex quo palrt‚ falsum esse, guod uligui dirunl‚ quod Iwminis quaedam

es! diffinilio logitalis, quawlam nu!uralis‚ quuedam nwlaphysirulis‚ quiu onicus, cum

mm "acta! de rebus‚ quer: rion um! sigma, mm bruc!at d'e Iwmim "er habe! hominern

di/fim're, scd habe! dauere, quamudo uline saien!iac lructanlea de Imminc ipsum di/[i

nire habenl. ‘

844) Ebend. f. 10 v. A: Diffim'!io au!em eq1n'mens guid nominis es! orulio e.1:

plicile derlurans‚ qu.idquill per nnam dirtianem impurlulur v'mplirile, strul xi qms

oulem ulium dauere, g1u'd significe! hov nomeu „albern“, dient, quod {dem xigni/irut

quod haec ora!io „uliquid habe albedinem“.

845) Senl. Prolog. gu. 2,6 L: l)rflinilin aliquando dotur per prinripiu essen

!ialiu, e! illa es! Iormaljr..... Alim- aulem difl'initiones dulue per ulinx cau.ms ‚um!

dil'linilionvs materielles e! is!ae u! m plmibux sun! difliui!ionrs vxprimcntes qui.l

numim'r, „an exprimenlex qm]! rei. Vgl. ebend. l. bist. 8‚ gu. 5 f. Ein» ganz andere

Bedeutung der formalen und der malerialen Delinition s. unten Anm. 1015.

846) Quodl. V, qu. 192 Di/finiliu propn'e dicla (d. b. ezprimens quid rei) es!

oru!w longu cumpusila ex guter: proprio e! di/fenmtiis esscnliulilms significunlibus

purch esseu!iales di/I'inili..... Diflim'lio exprimens quid nominis er! 0ruliu erplinilr

denlurans, quid per unam dicliorlem imporlatur. Höchst ausführlich wird hierauf

über die Unterschiede dieser beiden Definitionen gehandelt: erstere nemlich sei

so!um numinum aluolutorum (z. B. homo‚ Im), ferner so!um possibilium und solnm

nomimun sumptomm significolr're; hingegen letztere könne auch nonnotalivorum e!

relativorum‚ sowie impox.iibilium und ebenso verborum, udverbiorum‚ mmiunclr'u

1mm sein. .

847) Summa I. l. I‚27‚ f. 10 v. B: Descriplio es: sonne compende'oaur compo- ‚

si!us ex accidenlibur et propriis, o. gr. „homo es! ererle ambulalims lulus

haben; engen“ . . . . ‚. (c. 28) Ucrcrip!iva au!em diflim'lio es! mixte ex substun!ialibus

et accidenlalibus‚ v. gr. „homo es! animol rationale mur!ale erecle ambulnns latos

habens ungurs“. ‘

848) C. 26, f. 10 v. A: Difl'iui'lio mm er! zudem cum di[finito‚ qniu-secundum

omnea difl'im'lio es! scrmo mentalis, vom“: , vel scriptu.v‚ e! per consequcus mm es!

eadem reali!er cum difl'inilo sive cum re nec cum mm dic!ioue; (amen diffinilio sigml

fica! idem cum di/finüo, e! sie intelligent reale luquentes, quandu dieunl, quod difl‘i

nitiu e! difl‘iru'tum sun! idem realiler‚ h. e. signifimn! idem realiter.

S49) C. 29, f. 10 v. B: Uiffirlilum dupliciter acvipitur: zum modo pro illo‚ cuius

perle: vel er:cntiu per !Ii/finilühiefli exprimun!ur, et sie di/fim'lia es! ipmrum remm

singularium e! suhs!aulia parlirularis difl'initur. Aliu modo uccipilur diflänilum

pro a!iquu cunvertib!!! cum diflinilione‚ de quo diffinilio aduequale praezlimlur, et sie

di/Iinilum es! um dülio cmertibili: cum difl'initionc sigui/icans illud idern praccfse,

368 XIK. . Occam (Begrifl').

Hierauf nun sollen jene . termim' secundae intentnions's e!- sehnndae

impositionis folgen, welche sämmtlichen Universalien zukommen s"’°). So

wie jedoeh nicht ersichtlich ist, warum dem so sei, so werden auch die

übrigen Gesidxlspunkle . obiger (Anm. 842) Eintheilung nicht weiter be

rücksichtigt, und wir finden in einer unorganischen Reihenfolge, für

welche vielleicht t)ceam selbst nicht,verantwortlich ist, eine Erörterung

mehrerer in der Logik überhaupt üblicher Termini. Neunlich zuerst wird

an dem Begrifl'e „subiecluatf‘ die reale und die logische Bedeutung un

tersehiedeu und letztere von einem weiteren Sinne: durch einen engen

und engeren, bis zum engsten verfolgt 85"), worauf das fileichemit „prac

dicatum“ geschieht, während die Frage. üben das Verhältnis's der Copula

zum Prädieate als eine blass sprachliche bei Seite geschoben wird 852);

bingegen..folgt die entschiedene Betonung des Gründsatzes, dass es sich

beim .Prädicate ;für die Logik nie.un1 reale lnhärenz, sondern eben nur

um‚das Verhältniss der Aussage handlesb3). Dann reibt sich plötzlich

„significare“ an, dessen mehrere Bedeutungen in die sehr lockere Ver

bindung mit den Universalien kommen, dass letztere stets Mehreres be

zeichnen“‘), und schwerlich ist der Zusammenhang ein inni'gerer, wenn

‚ ‚ .

quad xigni/i0at di/finilto‚ (Fast wörtlich ebenso (Modi. V, qu. 20)..... Stau! dictum

es! de di/Iinito‚ tla dict debe! de desaripto. -

850) C. 30, f. 11 r. A: Dirlo de terminis, qui non competuut alicui universali.

ruiuxmodi saut difl'initio e! (lescriplio e! Imiusmodi (quia nnlhnn universale es! di/fi

nitio vcl descriptio‚ sed quuelibc! di/‘Iinitio vel desc1‘iptio ex plurilms universatibu:

est compasita) dii:endum es! nun: de terminix corttu‘nientibus umaibur uninersulilms,

cuiusrnodi saut subirolum, pruedicatum e! Imiusmodi.

851) Ebend.: Subiectum dupticiter neripi!ur: hoc quidcm ad existentiam‚ bur

entern ad pracdicatiancm. Ad existenlium dioitur aliquid, quod rechter sub

sis!it altcri rei inhaerenti sibi c! adoenicnli realiter...... Dicitur subicctum per

proedicatianem, quod es! pars prapositionis praccedens copulum,‘ . . . . .. e! xubierlmn

sie accrplum potesl multiplicitor accipi'. Prime torge nmne illud, quod polesl m

qttarmlque praposiliune vorn er! [also subiici. Secnndo s!ricte.....‚ quod sub—

iicilur alleri in pruudn:aliartc directa„..‚ Tm-lio slrictius pro itlo, qnod es! sul1irclum

in couc!usione demonstrala, quae sritur uel es! nata sciri. S!riclissime pro aüquo

prima primilule aliqua interitaliu snbiecta.

852) C. 31, [.11 r. A: Sicut subierlum dicitur illa pars proposiliouis, quer

praecedt't„copulam, ito‚ illu pars-‚ quae sequitur, diritur praedicalum. Volant tarnen

uliqut' dicere‚ quod praedv'cutum es! rupola cum illa‚ quod sequitur copulam; qualitcr—

cunque tanzen sit‚ qaia. hoc dependet ex sumptianc romlmti, quod es! ad plurilum,

ideo pertranseo. l’raediralum [amen multipliciler dicitur u. s. f.; nemlich diese

Distinction des Prädieates‘entspricht genau jener des Subjectes. ‚ .

553) C. 32, l. 11 r. B: Sie!!! aulcm pruedicatum pramtiealurde :ubieoto‚ itu

praedicatunt dicinms esse in subt'ectu. souvenire subicrto c! inltaerere subiecta e!

liuius1ßodi, quae nun saut! in!ettiyenda‚ tust pruedicatum reolilcr inhaerere! subierto

ilto modo, quo albedo inltaeret parieti. xrd omnia talia xigni[icuut idcm‚ quer! prac

dicari‚ W’C utiter auc‘ipienda sunt; acoidentia entnial...‚o'pussMnt dici ‘esse in

substanliu. sieut in s-ulziecto non quidem per realem inlluerentiam secundum opinionem

mutturum, sed per proedicalionem ecram. . ‘

354) C. 33, l. 1-1 r. B: Signifiltars mattiplicitcr aocipitar apud logicos. Nun!

una modo dicilur signum aliquid significarc, quando supponit ue! natum es! pro

aliquo supponerc, ita quod de pronominr demonstranle illud medria.n!e hoc verbu „es!“

idc1n nomen praediculur; Itoec eaim oera es! „die es! albus“ demoux!rando So

cratern . ‚ . . .. Alitrr ocoipilnr signi/icare, anmdo illad signum in atiqua propositiom:

de praeterito vel praesenli vel /'uluro ael in alia propositioac vera- de modo potesl

pro itlo supponere, e! sie utlmm„... signifiea! etiam ittud‚ quod potes! esse atbum.

XIX. Occam (Begriff). 369

hierauf .‚dividi“ nach älterer Tradition erörtert wird 855). Ebenso wenig

vermögen wir einzusehen, warum nun „totam“ und „per-s“ in realem

und in logischem Sinne folgen““)‚ oder aus welchen Motiven sodann

die Erklärung der „opposita“ hieher gestellt sei, betreffs deren zu be

merken ist, dass hier von einer dritten Art der Eutgegensetzung der

Urtheile gesprochen wird, welche eintrete, wenn die Subjecte zweier

Urtheile, deren Qualität verschieden ist, im Verhältnisse einer Suballerna

tion stehen857). Endlich in unerklärlicher Verbindung werden noch

einige Worte über die logische Bedeutung des Begriffes „passio“ an

geknüpft 558).

Jedenfalls nahm (Jccam hierauf den Uebergang zu den termini pri

mae intentionis, d. h. zu den Kategorien, bei welchen es sich zu

nächst, ——— abgesehen von ihrer logischen oder realen Geltung ——‚ um

zwei Begriffe handle, welche allen Kategorien gemeinsam seien, ncmlieh

um ans und unum“”). Dass „ens“ nur homonym, nicht aber synonym,

.. _A___._

. . . . .. Atiter eccipitar, qnendo ittad dicitar significari, e qao ipso vox impunitar vet

prima significatar per coneeptnm priucipatern vel eocem principetem, e! sie dicimas,

quod albern significot ellzcdinem. (leerte medo eccipitnr significere eammnnissime,

quanda eliqaod siynnm, qaod natura est esse pars propositionis vel natam es! esse

arati0 vel prupesitio, «liquid importa! sive principetiter sivr scrandaria....„ Signi

ficore igitar sccnudttm atiqaam sni significetionem competit naiverseli cailibet,‘ ani—

versate enim secundam Demescenam in leyice sae (s. Absehn. XI, Anm. 50, denn

nur Porphyrius ist es, aus welchem Damuscenus geschöpft hat; s. ebend, Anm. I’ll)

est. qaed malte sigitifit‘et; anme enim universale vel significa! ptara prima modo

vet secande mode, .....elie vero unit‘trsnliu significuat plara turtle vet quarta matte.

855) C. 34, f. 11 v. A: Neu antun: sotam universale significat plant, sed etiem

dividitar in plara. Sed sciendam ext, qaod dividi mattipliciter eccipitur........

Saat entern secandam Damescenurn in togice sne orte modi dieidendi (s. ebend.

Anm. 170).

856) C. 35, f. 11 v.B: Totem maltipliciter dicitnr. Una modo dici!nr totem

etiqnid complectens plares partes‚ sine qaibas in rernm natura Atiter accipttttr totem pro eliqao cammnni ad matte, et sieesselengiocni pcoteemsmtn.u.iter

atantnr _ . . . .. Et qnot modis dicitur tatam, tat modis dicitar proportionelrititer pars.

857) C. 30, f. 11 v. B: Post pracdit‘le dicendnm es! de oppositis. Et sciendnm

ext, qaod hat: nomen „epposita“ significet !am res extra animem qnem in anime

qnem eigne rernm. Sed omnes res extra onimum, qnae non saut eigne, si ein! ap—

po:itee‚ non epponantur niet rentrerie eet secaadarn anem opinionem etiqnee rcs

relative opponuntar..... Scd st toqaemar de oppositione, qaae es! inter :igue rerum,

caiurmedi ran! couceptas et eures et srriptarae, sie secaudum peripeteticos hoc nennen

„opposite“ dialar tem de comple:ris qaem incomptexis. Complezoram entern oppo

sitarutn putcst triplce: modas essigneri. Quacdam cm'm opportnntur cantredirluric.....

Atiquae propositiouex oppoitnntar contrerie...‚. Tertii medi oppositionis non habemns

namen imposilam; u! entern, qando etiqnae prepositiones non saut rontredicton'ae

neqne cantreriae, st'd in/'ernnt propositienes contredictorios vrl eine in[ert contre—

„dNiruttotreinu:m aentitmearilascaertritp,ropAtleirqaihsoclIOnIeNOttecarflrti0tt“l.0...p.a.sseOnp!posIiilmearlamesusneterv»ereien,comspictacte:orum

qaatnor madi ponnntar u. s. f. (d. h. es folgen die traditionellen vier Arten).

858) C. 37, l. 12 r. B: Reste! neue de uuo vocnbale, quo Iogici trectende de

demonstratiuue (s. Abschn. XVll. Anm. 475) frequenter atunlar‚ disserere, so. de her

eoculmlo „passiv“ . . . . .. Secandam qaod lagiri teqaantar de pessiune, sciendam est,

qnod passio non es! atiqna res extra enimarn inlteeren: elicni, caias dicitnr passte,

sed passte est qauddam preedicebite mentale vet vocete vel scriptam Pessio

semper suppeni! pr'o ilto eodem, pro qno sahiectam supponit, qaamvis atiqnid aliad

ab ilta signifiret otiqua modo.

859) C. 38, f. 12 v. A: Diele de terminis qaibasdem secnndae intentienis e! de

Prunn.‚ Gesell. III. 24

370 XIX. Oecam (Begriff).

von Allem ausgesagt werde und in solchem Sinne verschiedenen Einthei

lungen unterliege“°)‚ erörtert er auch anderwärts unter Beiziehung der

Lehre von der Supposition M“); und desgleichen bespricht er „unum“,

welches als passte enlis mehrere übliche Bedeutungen habe ‘62), an einer

anderen Stelle auf gleicher Grundlage betrell's seines Wechselverhältnisses

zu ens, da nur bei suppositc'o personalis diese beiden Begriffe sachlich

identisch seien 363). Indem dann die Erklärung der Kategorien selbst

folgen soll“‘)‚ erörtert Oceam in einer längeren Stelle, von welcher

wir ein anderweitiges Duplicat bereits oben, Anm. 779, trafen, die Be

deutung des Begrill's praedz'camentum; nemlich nach Einer Meinung be

deute Kategorie das Verhältniss einer wechselseitigen Ueber- und Unter

Ordnung (es ist diess die Auffassung, welche wir seit Albert, Abschn.

XVII, Anm. 429, bei Pseudo-Thomas, ob. Anm. 311, bei Mayron, Anm. 520,

und bei Burleigh, Anm. 616, recipirt landen; dass Oecam sie verwirh,

s. sogleich unten Anm. 868), wobei dann dasjenige, was an sich inlenlio

prima sei, um der Aussage willen als inlentio secunda bezeichnet wer

den könne, wohingegen naeh einer anderen Ansieht die Kategorien nur

als die erste gemeinsame Grundlage jener Aussagen, welche eine Unter

oder Heber-Ordnung enthalten, genommen werden (s. gleichfalls Anm. 868);

jedenfalls aber müsse daran festgehalten werden, dass die Kategorien

ebenso wie alle übrigen Dernlmperalionen, während sie entia rationis

sind, in Wahrheit wirklich existirenm5). Nur ist bei Letzterem, wie

qm'busdam secundae impasiliunix, videndum ext de lermim's primae inlenh'onis. Prima

tarnen dicendum es! de quibu.xdam cummunilms umnilms‚ sive sinl res, quue nen sunl

sigma, sive sinl res‚ quae sunt signa (vgl. ob. Anm. 779), cm'usmodi saut ens

21 unum.

860) Ebend.: Accipilur hoc ROM?" „uns“, secundum quod sibi correspondel

unus concrplus eommum‘s omm'lms rehus praedicabilibus in quid Tamm M

nomen „aus“ es! aequivocum, quia nen praedicalar de omm'bus sibi subiicibüilms,

quando significulive sumilur‚ secundum unum conceplum, sed silu‘ diversx‘ comptu:

respondenl..... Efl8 dividilur, quia hoc quidem es! secundum accidens, illud um

secundum se .‚ Sinn'liler philosophus dividit ens . in ens in polenlia et cm

in acta.

861) Ouodl. V, qu.14: Haie nomim' „ms“ correspondet intus conceptus com

mum's praedieabilis de omm'bus rebus ‚ . . . .. Hoc nomen „ms“ es! aequivocum, quie

licel praedicelur univoce de amm'lms subiicibilibns, et hoc, siue sapponal simpliciler

sive personaliler, tarnen mm praedicalur de omm'lms subiivibililms signifiealioe accepli:

secundum unum conceplum, sed I:uic nomini diversi conccplus correspondenl. Expos.

nur. l‘raedicab. De speciu: Ens mm dicilar univoce du decem praediramenlis, sed

aequivoce. -

862) Summa l. log. l, 39, l. 12 v. B: Unum zudem es! passio cnlis, quia.....

significul aliquid, quod mm zudem modo significalur per ans, quamuiq aliquo modo

signifioutur per ens...fl. Unum turnen nmllipliciler dicilur; tarnen ad praesens

sufl'iciat, ponere tres modos unius‚ qm'bus logim' ulunlur frequenter, d. h. es folgen

nun mmm numero, unum spenie, unum genere.

863) Senl. l, Disl. 2, qu. 3, K: Ens e! nimm, si supponanl personaliler, polius

sunl una res et um: natura, quam dimm! rundem naturam, et si aic suppononl, non

aliter dislinguuntar cns et unum, quam eure: ens, et unum et unum. Si aalen:

xuppononl simpliciler vel materialiler, sie non stmt una re: ncc uua natura, sed dimm:

eandem naturam et dixlt'nguuntur inler se, sicut dno ronceplusael duo nomina, quer

nen samt synonyme.

864) Summa l. log. l, 40, l'. 13 r. A: Post praedicla re:lat dic'ere de inferioribus

ad cm, quae saut dauern praedirumenla.

865) Ebend.: Hoc noman ‚.yraedicamcnlum“ es! nomen serundae impositionis

XIX. Occam (Begriff). 371

sich für Occam von selbst versteht, nicht von der äusseren Existenz der

concreten Dinge, welche als solche stets singulär sind, die Rede, sondern

bei den Kategorien handelt es sich um bezeichnende Worte und somit

um Denkaut't'assungen und Begriffe, welche gemeinsam von Allem, was

unter sie fällt, ausgesagt werden ”"“)‚ und zwar derartig, dass Ein und

der nemliche Gegenstand durch mehrere Kategorien bezeichnet werden

kann8‘"). Eben jene Auffassung aber, wornach man bei den Kategorien

einseitig auf das Verhältniss einer Ueber- oder Unter-Ordnung blickte,

müsse nicht hloss zu einer missbräuchlichen Erweiterung des Begrifl‘es

„Gattung“, sondern auch zu der Uebertreibung führen, dass man für die

Kategorie des Wann eine quandeitas oder für jene des Wo eine abeita:

ersann und in gleicher Weise auch bei allen Adverbien, Präpositionen u.

dgl. verfahren musste, während nach der richtigen und ursprünglichen

vet intentioru's staut hoc nomea „genus“, qaamm's Uta, de qaibar praedicatar‚ eint

tncomptexa primae intentiom's. Vrramtamen pmedicumentum dapticiler accipilar: ano

mado pro tote ordine ultquorum ordinatoram secundurn sapcrius et in/‘erius; aIi0

modo accipttar pro prima et commam'ssirno in tali ordine. Et hoc sccundo modo

aectpteudo „praediearnenlam“ qaodttbet praedieamenlam es! anum inenmplexnm primae

intentioats, et hoc quia significat res‚ quac non sunt eigne. Accipiendo antun „proz

da'eamentam“ prima modo potest din'‚ qaod in atiqua lali ordinatione saut incomptexa

primae intentt'onis et in altqua incomplexa secandae intenlionis, vet patest dici. quod

aquua talia saut primae inlentionis et atiqaa secundae intenlionis‚ sicat secundam

opinionem, qaac punit, quod intcntio vet conreplus est qualitas sabiective existens in

mente (betrefls dieser Meinung vgl. Anm. 757 u. 762), tun: hoc mmmime „gt'mt8“

est in pracdicarnento qaata'tati: aet relationie; narn anme genus est qualitas secundurn

filtern opirn'onem, et hoc eomrnune „genas“ es! aecauda intentio nel nomcn secandae

intentionis, hat: unter» commane „color“ es! prima intentio‚ et sinnititer de muttix

atiis .... .. (B) Verurntamm sctendum, qaod scrandam opim'onem, quae ponr't, quod

intcnlio vet eoncoptas sive passte animae est qualitas mentis, non ideo aliqaid divi

tar ans ratiom‘s, qata non est vera res existens in rerarn natura, sed ideo dicitur

ens ratium's, qm'a non cst nisi in ratione, qua mens atitur pro alte vet intelll'gitar

atiud,‘ et sie omnes propositiones et eonseqaentim: et termim' mentales sunl entia ra—

tionis, et tarnen saut vere et realiter existentia in rerum natura et entia per/ectiora

et realiora, quam qualitas qaacr‘wlque corporalis (über diese objective Realität der

logischen Functionen s. oben Anm. 764 u. 766 HI).

866) Expos. aur. I'racdieam. Prooem.: In hoc opere (d. h. Categoriaa) haec

intent.io est, de prirm‘s rrram nominibas et de uocibus res significantibu: dispatare,

mm ideo qaod secundam aliqaam proprielalem figurarnqae forrnantur, sed in eo qaod

siyru'ficantes sunt....... In yrammulica determinatur de vocilms determinaudo

conyruututem et mcongraitatum in oratione..... In libro vero I‘racdtcamentorarn de

termmatar de vocibas, qaates res sigmficent, ostendendo. ‚ . . . .. Et ignoranlia inten

tiom's Aristotetis in hoc [ihre /aait mattes modernes errare credentes multa hie dicla

pro rebus, qaae tarnen pro sotis oacibus et proportionabititer pro intcntionibus sea

conceptilmx in anima vatt intettigi. Ebend. Cap. 4: Ista mm est divisio reram extra

animam, qaia res extra animam mm praedicantar de ptarilms‚ mm em'm praedicatar

nisi uox vet tonceplas vet atiqaod signum ad placitum instilalum; sed isla est dioisz'o

uocam sive conceptuurn sine intrntionam in anima . . . . .‚ Nutte est substantia realiter

extra animam m'n' solum sabstantta partinatun's (s. Anm. 781). Et islu es! diuisio

incomptexoram, ex qaibus componantar propositiones et ex qaibas Iineae praedicomen

tales componuntur. Ebenso Cap. 7. Ebend. Pracdicab. De specie: Non dicit (sc.

Aristoteles) dech praedicamento esse decem res intrinseras omm'bas atiis rebas, sed

tanlam qaod saut dann: principia, i. e. dauern commania praedicabitia de atiis can—

tentis sah se, non pro se‚ sed pro attis.

867) Ebend. Praedicam. Cap. 7: Praedicamenta saut disttncta, non tarnen cm»

simita'ler distingauntar rus significatae per ipso, sed eadem res, sattem aliqua, signi

ficatar per diverse praedtaamenta, qaamvis mm eodem modo.

24‘

372 XlX. 0ccam (Begrill').

(d. h. eigentlich, wie wir oft genug sahen, arabischen) Ansicht die Kate

gorien als incomplexa Nichts weiteres, als die einfachen Grundlagen und

Bestandtheile der Urtheile seien“’).

Die Zehnzahl der Kategorien motivirt Uccam in seinem Compendium

völlig nach der allgemein üblichen Weise W”); aber an einem anderen

Orte erhebt er sich zu der wahrhaft merkwürdigen Höhe der einzig rich

tigen Auffassung, dass es in objectiver Hinsicht überhaupt nur drei Kate

gorien gehe, nemlieh Substanz, qualitative Bestimmtheit und ltelation““).

Ja auch in der Einzeln-Erörterung der Kategorien, welche im llebrigen

Nichts bemerkenswerthes enthält, blickt hauptsächlich im t)mnpendium die

ser grundsätzliche Gedanke überall insolerne durch, als Occam stets nach

zuweisen sucht, dass für die Philosophie im Sinne des Aristoteles, d. h‚

abgesehen von den lnteressen_ der christlichen Dogmatik, keine der übri

gen neun Kategorien eine selbstständige von der Substanz unterschiedene

Sache sei, sondern jede derselben nur den Wortausdruck einer lnhärenz

enthalte b71). Mit erklärlicher Vorliebe stützt er einzelne Begründungen

868) Summa t. log. l, 41, l'. 13 r. B; Ponuntur autem ab omm'lms nucton'lms

decem praeds'camenta; sed in modo ponendi, ut mild videtur, mulli moderm' discordant

ab untiqm'x; mm multi pununl, quod in praedicumeuto samt multa onlinata* secundiml

superius et in/erius; .....undc‚ ut lalcm pracdicationem habemit de atlanbiis, [ingunl

nomina abstrucla, sicut de „quando“, quod es! adomlrium, finyunl tale obstraclum

„quundeitas“, de „ubi“ „ubettas“ et sie de aliis. Süd antiqui mm posuerunl totem

ordinrm in quolibet praedicamento‚ et idoo hoc nomine „praedicamentnm“ et similiter

talz'lms nominllms „genus, species“ et conaimilu'hus ,minus lorge utelmnlur, quam

faciunt mutti moderat, unde ipn' dicentes, semper superius praedirari de iufen'orl'.

e.1:tendcbant praedican' ad verba, zztendelmat etium praedicationem ad praedica—

tionem advcrln'orum et propositt'onum . .. .. . Intentio untiquorwn mild videtur rationa

bilior.„...‚ (v. A) Secundwm inlenttonem antiquomm existentia in praedicameutis

mm samt „ist quaedam incompleza, ex quibus afiirmntio et negatio nutae saut

comtilui.

869) Ebend. f. 13 v. A: Sumilur autem distinrlio itlomm praedicamentorum..„

distinctione interrogalionum de substantia sive de individuo substantioe..‚... (B) Alle

autem inco!nptwa nun sunt in aliquo praedicamcnto, propter quod com'unctiones et

syncategoreumala in nullo praedicamento reponunlur; per talia eaim ad nutlam quar

stionem respondntur. .Vgl. Ouvdl. \", qu. 22.

870) Sent. l, Bist. 8, qu. 2 D: Onacdam saut genau, quae significan! res sim

ptiu'ter et absolute sine omm' connolatione; et si ita esset, possct dici, quod sunt

tunlum tria genera generalissimu, so. substanlia‚ qualitas e! respectus..... Alle modo

dicitur genus onmc praedirabile pu'mo modo dicendi per so et in abstrarlo de alio‚

isto modo possunt dici dvrem genau generalissima. Dass ich meinerseits jene Drei

zahl der Kategorien unbedingt für die einzig mögliche philosophische Construction

der aristotelischen Kategorien halte, glaube ich im l. Bande genügend dargelegt zu

haben; und auch die Bemerkungen, welche Fr. Brentano (Von der mannigfachen

Bedeutung des Seienden nach Aristoteles. Freiburg 1862. S. 74 n.183) dagegen

richtete, schienen mir nicht geeignet, meine Ansicht umzustossen.

S'il) So z. B. bezüglich der Quantität Summa t. log. l. 44, l‘. 15 v. A: Es!

atiu opinio‚ quae mild videtur de mentc Aristotelis, sive .u't haeretica sie: tat/lolim.

quam colo mute recitare, quamvts noh'm osserere; et ideo, quitt istom opinionem

posui, quando sm‘psi super philosophiam‚ nun wripsi cum tanquam nimm, sed tun

quam Aristotelis expositiom' magis consonam‚ ut mihi videlur, et zudem modo mir

usscrlione anno rect'tabo cum. Est igitur lila opimo‚ quam mal/i rolliolia' ponunl et

lheologi tcnent et Ienuerunt. quod nulla quantitas es! realiter dislinrla a substanltu

et qualitate, sive toll: propositiones „subslantia es! quantilas“ vel „quantitas es!

qualitas“ sißl coucedeadae stoß man. Oder betrele der Kategorie des Wann ebend.

c. 59, l. 20 r. B: Secundum nimm Artstulelts, ut mild vxdctur, lwc pracdicamenmm

XIX. Occam (Begriff). 373

auf die Lehre von der Suppositionsn}; den Gilbertus Porretanns aber

betreffs der sechs letzten Kategorien beizuziehen, halt auch Oceam (wie

Scotus, ob. Anm. 176) mit Recht für unnöthig 873).

Den letzten Abschnitt des ersten llaupttheiles bildet hierauf die aus

führliche Lehre von der suppositio, welche hier gewissermaassen als

ein Mittelglied zwischen Begriff und Urtheil erscheint, insoferne sie eine

proprietas terminon ist, welche dem terminus eben nur in der Satz

verbindung zukommt"“). Die ganze Darstellung aber beruht sichtlich

auf einem längeren Betriebe und einer manigfachen Umarbeitung des by

zantinischen Stoffes (s. z. B. unten Anm. 922), und wahrscheinlich müs

sen wir diesem Umstande es auch zuschreiben, dass hier die übrigen

proprietales terminormn mit Einschluss der Exponibilia erst bei der

Lehre vom Urtheile zur Sprache kommen und mit derselben innig ver

woben werden (s. unten Anm. 906 III); denn dass diese Gruppirung des

Stoffes erst von Occam selbst ersonnen sei, möchte ich bezweifeln. Nur

die appellatio (vgl. Abschn. XVII, Anm. 64, 129, 228 u. 601) will Occam

nicht als ein Gegenstück der Supposition (wie bei Petrus Hispanus) gel

ten lassen, sondern dieselbe derartig in die letztere verflochten wissen,

dass sowohl die Subjects- als auch die l’rädicats-Begrifl‘e dieser „Suppo

sition im weiteren Sinne“ anheimfallen 375). An die genauer formulirte

Definition der Supposition reiht sich die besondere Warnung, dass die

wahrhaft sachgemässe Anssagbarkeit in keiner Weise verletzt werde S‘76).

„quando“ non imperial ah'quam rem distioctam a substantia et qualüate, scd Im

porte! illas easdem rer‚ quomvis non nominaliler, sed adverbialifer Iontum. Auch

fuhrt Occam überall sowohl für diese aristotelische als auch für die gegnerische

Auffassung die Motive und ebenso die Folgerungen an; insoferne aber dabei auch

theologische Fragen mitspielen und insbesondere bei der Kategorie der Relation

das Trinitäts-Gezänkc hereinragt („filiatio und „paternitax“‚ womit sich auch Occam

abqualt), so mögen all diese Dinge ohne Neid den Theologen überlassen bleiben,

welche für ihr eigenthümliches Gebiet auch in anderen Schriften Occams Manches

über Quwtitat tüuodl. IV, qu. 30 u. 32), über Relation (ebend. qu. 16» u.- 22 f. und

VII, qu. 5), über die sechs letzten Kategorien (ebend. VII, qu. 9—12) und deren

Verhältniss zur Relation (Saut. I, Bist. 30, qu. 2 u. 3) benützen könnten.

872) Z. B. Expos. nur. Praediaam. Cap. I2: Hoc norme „ad aliquid“ vel „re

’ " “ si pr '« o „ et per ""'“ et pro relms et nen pro signis rcrum‚

hoc: es:et [also „Hoc nomen soientia est relativ“; sed suppom't praerise pro

nominibu: ipsis uel signis rerum. Vgl. ebend. c. 17.

873) Summa t. log. l. 57 ff. Auch in der Exposifio aurea verzichtet er auf

diese Ergänzung. ‚

874) Summa l. log. l, 63, f. 20 v. B: Diele de signifiaatione (erminorum restal

dicermde suppositione, quae es! proprieta: convem‘ens trrmino, sed mmquom nisi in

propositione‚

875) Ebend.: Suppositio accipitur dupliciter, so. large et slricle. Large accepla

non distinguitur contra appellationem, sed appellatio es: unum contcntnm sub suppo

sitione; aliter accipitar strich, secundum quod dish'nguilur conlra appellationem; sed

sie non inlendo loqui de sapposilione. nd prima modo; et sie fam subiectum qnam

praedicatum supponit.

876) Ebend.: Dicilur aulem suppositio‚ i. e. pro oliis positio, ita quod, quando

lermirms in proposilionv stat pro aliqno, utimur illu Icnm'no pro illa, so. de quo

sive pronomine demonstrante ipsum illr terminus vel reales illius termini, si sit

uldiquus, uerificatur...... (f. 21r. A) Es! aalem zum regula generalis, quod nun

quam terminus in propositione, sattem quondo significafivv accipitur, suppom't pro

aliquo nisi de quo praedicalur van,- ex quo sequilur, quod falsum ext. quod altqui

ignorantes dictmt, quod concretum o perle pracdicati suppom't pro forma, sc. quod

374 XIX. Occam (Begriff).

In der Eintheilung der Supposition schliesst sich Occam völlig an die jün‚

gare Formation der byzantinischen Logik an (s. Abselm. XVII, Anm. 596);

nur die Unterabtheilung der supposilio confusa erscheint bei ihm in

jener nemlichen Weise, welche wir bei Shyreswood trafen (s. ebend.

Anm. 61); auch ist in dem Wortlaute der Definitionen der drei obersten

Hauptarten der Einfluss jener zahlreichen Erörterungen ersichtlich, welche

über significalum (supposilio personalis), über in!enlio (supp. simplex)

und über von: (supp. materialis) üblich und nothwendig geworden

waren“"). Während aber aus diesen Definitionen folgt, dass jeder De

grifl' in jedem Urtheile zur supposillo personalis befähigt sein kann, hin

gegen supposilio simples; und materialis nur unter gewissen regelmässi

gen Bedingungen statthaft sind 878), knüpfen sich hieran äusserst scrupulöse

Controversen über die Art der Supp0sitions-Fähigkeit in einigen traditio

nellen Beispielen, zu deren Lösung Occam auch die den späteren Autoren

(s. Abschn. XVll, Anm. 605) angehörende Unterscheidung zwischen erer

cs'lum und signalum verwendet ”'“’).

in lila „Sonate: es! ollms“ li!!ero „allms“ suppom'! pro olbedine, nam hoec es! sim

plieiler [also „olbedo es! allm“. Die metaphorische Supposition s. unten Anm. 891.

877) C. 64. f. 21 r. A: Supposr'lio prima dividilur in suppo:ilionem simplr'eem‚

personalen e! malerialcm. Supposi!io personell: universoliler es! lila, quando ler

miuus supponil pro suo significalo. sive illud significalum si! ros e.rlro unimam sive

001 sive in!en!io animne sive scriplum sive quodrunque aliud imaginabile‚ ila quod‚

quandocunque sulu'eclum sive proedicalum proposiliunis supponil pro suo si_qnificalo

(vgl. Anm. 781). im quod significoliee lenelur‚ semper es! supposih'o personalis.....

Supposilio simples: es!‚ quundo !crmirms suppom‘! pro intenlionc anime. sccl non

tenclur significative‚ e. g. „homo es! speries“ . . . . .. Ex hoc polet falsilas opinionis

communi!er dieenlium, quorl snpposilio simples: est‚ quondo lerminus suppom'l pro

suo significa!o‚ quitt in!enlio animoe proprie non es! significalum fermini, quio

!olis !erminus signifiro! veras res e! non in!enliones onimoe. Supposilio mo!en'olis

es!‚ quando ferminus non supponi! signifiralive‚ sed suppom'! vel pro rote er! pro

scriplo. sicut „homo es! nomen“.

878) C. 65. f. 21 r. B: Terminus in quocunque propos1'lione pona!ur, pole5! haben

supposilionem personalem‚ nisi ex rolunla!e ulen!ium are!efur ad oliom, sicu! ler'

minus aequivoeus in quaounque proposilione polesl supponere pro quolibel signifiralo,

nisi arc!e!ur (‘17 vohm!ale ulen!ium ad significafum ccr!um. Sed lerminus non in

omni propositione ‚wies! halwre suppost'lionem simplicem vel malerialem, sed (um:

lonlum, quando !olis !erminus compora!ur olleri ex!remo. quod respiei! in!enlionem

animoe oel voeem rel scriplum Polcsl rr_qo regqu ixlo dori, quod quando ler

mr'nus polens hellere is!am triplicem supposi!ionem comporotur exlremo communi eoci

bus prolalis sivc srrip!is‚ Inne proposilio‚ in qua pom'lur, es! dislinguendu‚ eo quod

lolls terminus pot‘es! haben supposilionem permnolem vel -molm'olem; quando t‘cro

compnrolur extremo significanli in!enlionem animae, es! dialinguendo‚ eo quod poles!

haben: snpposi!ionem personalem vel simplioem; quondo vero romporolur extreme

communi omnibus praedielis, Inne es! dislinguendo, eo quod potes! haben supposilio

nem personalem, simplicem oel moleriolem.

879) C. 66‚ f. 21 v. A: Sed eon!ra proediclo poles! obiici multiplieiler. Prima

sie: haec es! oera „Momo es! digm'ssimo creo!uramm“ (s. Abscbn. XVH, Anm. 206);

quoero, quam suppoxilionem haben! lil!erß „homo“; non personalen. qnl'o quaelibe!

singularis es! [also (d. h. es gibt hier keinen descensus ad singulon'o, s. ebend.

u. ausführlicher im byzantinischen Originale Abschn. XV. Anm. 73); ergo habe!

simplicem,‘ sed si supposilio simple: esse! pro inten!ione animae, illa rsse! folso. quia

inltnlio non es! dignissi'ma creoluromm. . . . . .. Proelerea: Hoeo es! oero „Color es!

primum obleclum visus“, et quoelibe! singularis esl falso, ergo habel simplicm sup

posx'tionem; sed si supponere! pro animae in!enlione, illa esse! folso...‚. Proelemz:

V01: non proedicolur de uoce nec in!enllo de in!enlione Ad primmn islonun

XIX. Oecam (Begriff). 375

Die Einzeln-Erörterung beginnt mit der supp. materialis, welche

folgerichtig auch auf ganze Sätze ausgedehnt, aber mit unnöthiger Spitz

findigkeit in zwei Arten unterschieden wird 88°); sodann folgt in glei

eher Tragweite supp. simpler 881), und hierauf supp. personalis, welche

einer ausführlicheren Besprechung unterworfen wird. Nemlieh vorerst

scheidet Occam von dieser Supposition alle Syncategoreumata und alle

Verba aus und weist darauf hin, dass zusammengesetzte Subjecte oder

Prädicate nicht in ihre Bestandtheile aufgelöst werden dürfen 882). Nach

dem er sodann durch Definitionen die Eintheilung in discre!a und com

manis, welch letztere in determinata und confusa, und deren letztere

abermals in oon/‘usa !antum und confusa e! distributiva zerfällt, festge

stellt hat 833), erörtert er mit Uebergehung der discreta diese einzelnen

dicertdum, quod opiuio dicen!ium‚ quod in illa „Homo es! digm'sst'ma creaturaram“ sub

iectum habe! suppositianem simplicem, es! falsa; imo habe! lautem suppositionem per

sonatam....... Ad secundum dicendum ext, quod omnes totes „Color es! primum

abieotum oisus“...... e! ceterae totes mutlae ‚um! simpldrt'!er [atme de virlute sonna

nir, tarnen illae, quus intendeba! philosopltus per eas, ‚um! verae .. Philosophus e!

matti alia accipiun! . frequenter antun; exercitam pro acta signato et e vonverso.

Es! au!em ao!us exercitus‚ qai importatur per hoc verbum „es!“ vel a!iud

haiusmodt'; ac!us aalem signatus es! ille, qui per hoc verbaut „praedioart'“ im

porla!ur vet per hoc verbaut „subiici“ ve! „verificari“ vcl „competere“ vel atiquod

Imiusmodi . . . . .. (es folgt sodann die schon oben, Anm. 796, angeführte Stelle über

suppositia simples) .. Ad !er!ium diaendum es!, quud vom praedicatur de voce e!

in!entiu de intenlionc, „an !amen pro so, sed pro re (s. Anm. 788 f.) . . . ‚ .. Si antun

adhur obiict'atur, quod ltaeo es! vom „Piper venditur hie et Hornae“, e! tarnen hallo

singutaris es! vom, nisi serandum quod suppom'! simptioiter e! nen pro talentierte

om'mae, dicendum est‚ quod nulfus auf! emere sed quüibet intendit emerc rem eingetarem (s. Anm. 798 u.il8lu8d5)c.ammurte piper,

cm'tibe8t8,0)qaCo.d 6p7o,lefs.!2e2ssre. Ap:ur:Deprospuopspiotisointti'osn,e cmoamtpeertiearlei .p.ol. e.s.t;scioemandeumerue'rs_tn, tqoateodpatest

esse extremem propositiom's e! pro vooe vel pro scripta supponere. E! de nominibas

quidem manifes!um es!; hoc e!iam idem pate! de adverbit's, verbis, pronominibus,

csiamniilat'nlcetrioanuitbuesm, pprroapoespiatsiiatnieosnibe!asarea!!iionn!eesrietco!tieonmibussu‚ppno'sai!!t!io„nBeemnehaebse!n:advpeorslsnu'unmt“,; quod

pa!ct in istis „Homo es! anima!“ es! proposttio vera....... Poles! sattem dividi

suppasi!io materialt'l, qaia quaedam est‚ quanda vom oct scn'ptum supponi! pro se,

sicu! „Hamo es! nomen“; quandaque autem vom vel scriplum vel conoeptas nen

suppom‘! pro se, sed pro von vel scripto‚ quam Iamen vocem vel scriplum „an signi

fiaal, sicut... „Animo! praedioatur de homirw“. _

881) C. 68 ebd.: Sicut entern ous'tibe! complezo patcst compe!ere sappositio

materialis, i!a ouilibe! complezo vel incomptezo significativo vel consigniflcativo potes!

compe!ere suppositia simples.

882) C. 69 ehd.: Norm uccdendum es! ad supj)ositionem personalem, circa quam

seiendum est, quod categorema solum, qaod es! extremum propositt'onis, significa!ive

sumplum suppom'! personalih'r. Per primum echuduntur amm'a syncatcgormata..„.

Per secundmn ezcluditur omne verbaut, quia nunquam verbaut patas! esse extremam

proposzliom's, quandu accipitur significative..... Per tertium crcludi!ur pars extremi,

quantumcunque si! namen e! oa!egorema‚ sicu! hie „Homo atbus es! animal“ neo filtern

„homo“ suppanit M0 litten! „allms“, sed totum extremum' .. . Per quarlum excludunlur

ca!egaremata talia, quando supponun! simpliciter vel materialiter.

883) C. 70, f. 22 r. B: Suppositio autem persortalis potes! divtdi prima in suppo—

sitioncm disoretam e! cammunem. Suppositia discrcta es!‚ in qua supponi! nomen

proprium alicuius vel pronamen demonstra!ivum significative sumptum, e! ta!is suppo

ti!io reddit propositioncm singularcm.... Suppositia pcrsanalis communt's es!‚ quanda

terminus communis suppom't; dividitur in suppositianem aanfusam e! de!ernüza

tam. Suppositio determinata es!‚ quando contingi! dcsoendere per aliquam disiunctivam

376 xtx. Occam (BEgrifl').

Arten, insoweit bei denselben keine „relativen“ Begriffe verwendet wer

den (dieselben folgen weiter unten, s. Anm. 890); und zwar beschränkt

er die supp. determina'ta auf jene Urtheile, welche weder ein distrihui

rendes Zeichen der Allgemeinheit noch eine Negation enthalten“‘); da

bei aber erhebt er bezüglich einiger Beispiele wieder haarspaltcnde Be

denken; indem er z. ß. bei Sätzen, welche sich um den juristischen Be

grifl' der Stipulation drehen (vgl. ob. Anm. 798), betreffs der Supposition

einen wesentlichen Unterschied zwischen „Equus tibi promittitur“ und

„Prdmitto tibi equum" herausgrübelt, oder z. B. in Bezug auf die Sup

positions-Fähigkeit der abstracten Worte und der ihnen entsprechenden

concreten Ausdrücke, welch beide zuweilen wirklich synonym sein kün

nen (s. ob. Anm. 826 HI), sich auf den Unterschied der Bezeichnung stützt,

je nachdem durch dieselbe das Ding selbst oder eine intentio getrofl‘en

wird 885). Die hierauf folgende supp. confusa tantam ist ihm nur durch

ad singutaria . . . . .. Supposilia personatis canfasa es! suppasitio personatis lernu'ni

aarnmunis, qaae nan es! determinata; e! itla dieiditur, qaia qaaedarn es! suppositio

avnfusa tantam et quaedam es! confasa e! distribativa. Suppositio ronfasa tantam

est, quando terminas rommunis supponi! personaliter e! nan can!ingit descendere ad

singutaria per distanctivam netto variattanc [acta a perle atterias extremi, sed per

prapasitionern de disiuncto extreme, et eantingi! eam infern' ex qaaaunqae singulari.

Suppositia ran/um e! dir!rihutiva est, quando con!ingit atiqao moda deseendere

capatative‚ si terrninas cammanis habeat matte aan!enta et ex natto nna formatiter

in/ertar.

884) C. 71, f. 22 v. A: Istis oisis videndam es!‚ quando est, qaad terrninas habe!

anam sappositionem personatem et quanda atiarn; e! prima ridendam es! de terminis

nan reta!tvis‚ secunda de reto!iais (vgl. Abschn. XVII, Anm. 202) . . . . . .. Es! ergo

prima sciendam, qaod‚ quando in propasitiane categorica nettem signam universate

distribuens tatam extremum propasitianis additar termino commani neu mediale ner

immediate‚ i. e. nec a perle eiasdern extrem!" ner ex perle extremi prucedentis‚ ner

negatio praeerdi! ner atiqaa dictio inrtadens aeqaiaatenter negationem, semper tatis

terminus suppom'! determinate.

885) C. 72, f. 22 v. B: Circa praedicta pates! dabitari prima, qualiter sapponit

tittera „harrte“ in ista „Socratßs fait harno“, posita qaod Sonate: nan sit .. Sr

cando es! dubiarn de isti9 ‚.Homa altms es! harrte“, . ‚ . . .. pasilo qaod nattas si! at

bas . . ‚ ‚ .. Tertia, qualiter sabiectum sappom'! in tatibas „Eqaas Simititer quar!a dubitatio es! de tatibas „Ute privater aisu“ ‚ . . .t.i.bi pQruairnntitetietsu!r‚“ qua

tSeemztasapepsa!sidteioniestitns h„aAbcet!iapresa!cdriecsateaxmtrian iatntaim„aGme“nus e! sSpeepetiiersnasuens!! sdaebstisa!ni!sia„el“tte.. bis

fai! athas“ Ad primam ittarum direndam ext, quod in on'mibus talitias termini

suppanant personatiler. pro quo es! nalandum, quad tanr terminas sappanit»persona

titer. quanda pro signifiratis suis, quae saut, aal pro hix‚ qnae [aerant significata oet

eran! vet passan! esse, .mpponit (diess fällt. eigentlich der Lehre von der amptialia

anheim, s. Ahscbn. XVII, Anm. 225) .. (f. 23 r. A) Ad secandurn dabium dicendam

es!‚ quod de utrtute scrmonis eontrdendarn ext. s! natlas homo es! atbns, qaod

subiecta pro flütI0 supponunt‚ e! tarnen sumantur signifiralire Ad tertimn di

cvndam est‚ qaod totes propasitianes „Equas tihi promittitur“ et simites de m'rlute

semiom's sun! futsac, qaia qaaelibel singtttaris es! fatsa e! nan eontingi! dessen

dere ad singutana das-innotiue, sed tantum per distanclum praediratarn .. (B) Strielc

toqaenda de virtule sermonis tittera „equas“ nan suppani! van/au lantam_‚ quia nan

supponit, cum si! pur: exlremi; qnin in itta „Eqnas tibi promittitar“ littera

„equas“ es! sabiectam‚ et nan es! pars sul1iecti, et ideo oporlet‚ quod sappona! de‚

lerrninate‚ cum neqae signum nea negalio nec aliqaid inrtiutens tat: praecedat, v!

ideo apor!et, quer! ran!ingat dessendere ad singataria disiunetivc. Sed in itta „Pra

mitb !tbi equuni“ tittera „equam“ nan es! extremem, sed es! pars extremi, qaia ittud

tatum es! praedicatam „promittens tibi equum“, qaia iltae aeqaionten! „Promitto titri

XIX. Occam (Begrill'). 377

die Stellung des Zeichens der Allgemeinheit bedingt, so dass hier der

Sprachgebrauch eine entscheidendem Rolle spielt, als die logisch hegrill'

liebe Bedeutung der Satztheile Es“). Bei der supp. von/um et dislribn

tiva holt er erst hier die Eintheilung derselben in mobi!is und immobih's

nach (s. Abschn. XVII. Anm. 61), und verlegt die erstere in jene allge

meinen Urtheile, sowohl hejahende als auch verueiuende ‚ welche weder

Excepliv- noch Exclusiv-Slltze sind noch auch durrh die Stellung der Ne

gation ein Hinderniss enthalten, und um des negativen Gehaltes willen

zieht er auch die Ausdrücke „differt, a!iud" zu dieser Art der Supposi

tion bei 887); die letztere aber, d. h. die immabilis, wird auf die Sub

equum“ cl „Ego sum promillens libi rquum“, e! ila nan aparlel‚ quod sup

pana! delerminalr Ad quarlum direndum esl‚ quod in lalibus „Hie priva!ur

visu“ li!lcra „visn“‚ quor! es! pars r.zlrcmi‚ nun praprie supponil; snpponil

rnim canfuse e! dislrilmlive aliqno mado el aliqno delerminale, so. pro illis, quae

aliqnando fuerunl, quia aeqniualel is!i „Illr nullum visum habe! c! aplus unlus es!

habere uisum“ . . ‚ . .. (v. A) Ad quinlum dicendum esl‚ quod de virlu!o sermonis haec

es! [also „Genera el species ran! rubslanh'ae“ cl (nur lillrra „suhslanliae“ mppom'l

personalilrr e! dalerminale, quia bar nomen „subslanliu“ nun imponilur ad signifi

eandurn in!enliones animae, sed veras subslanlias (s. Anm. 774) Ad sezlum

dicendum es! , quod diversi diversimade ulunlnr lo!ilms abslroclis: nam aliquando

ulunlur eis pro rebus‚ aliquando pro nominibus; si prima modo, debrl diri, quod

.mppanunl pro illis, pro quibns supponun! sna conarcl. .‚ Praprie !aqnendo lalia

coucrela e! abstracla. .ri ab:lrarrla impanantur ad signifirnndum praerise res, sunl

nomina synonyma (B) Alii uulcm dicunl, quod onmia lalia namina abslracla

significanl ralaliones ralionis r! pro illis suppomml. (Auch anderwärts kommt Occam

auf diese Unterscheidung zu sprechen, nemlich Empor. nur. Prardiram. Cap. 171

Es! regula Iogirorum, quod lerminus srcundae‚ — d. h. ein Abstractum wie z. B.

caeailas -—-—‚ si xnppanil pvrxonulilrr, .rupponi! pro lerminis, quorum es! nalurale

signum vel ad plavitum inx!i!ulum. si sappanil pro u: ipso Si supponi! simpli

tilrr, suppanil pro inlrnlione‚ cui silbardirlalnr in signifirando.) . .. .. Ad seplirnum

dubiam direndum esl, quod in illa .‚Socrales bis [uil albus“ poni!nr nna diclio aequi

valcnler includens negalianrm‚ so. prima fui! albns r! aliqno !empare pasl non

oral albns et poslea [uil albus‚ e! ideo neu subierlnm nea praerlicalum suppom'!

de!ermiuale.

886) C. 73, l'. 23 v. B: Videndum es! de rupposilione con/asa lanlnm, circa

qnam diverser: ragulae danlnr. Una esl: Ouando lenninus communix sequiM‘ signurn

universale a/firmnlivum mediale, lunc slal eonfuse lanlum , i. c. :emper in universali

a„‘irmaliva pracdicnlnm slat ran/an lanlurn; nd quanlumeunqae signum uni—

versale ponilur a parlc suln'acli, si lamen proposilio non sil universali: afl‘irmaliva

urr signnm universale dislribni! totem .mbieclum, pracdicaldm mm supponil canfau

lanlum . Alia regnla dalnr. quanrlo signam universale vel includens acquivalenlrr

siguum universale praeruh'l lerminnm a perle ciusdcm ca:lremi‚ i!a tarnen, quod non

delerminal lahmt praeccdens eopulum. ‚bei! illud, quod sequilur a perle eiu.rdcm‚

sture aanfusc tan!am Sad ulrnm illnd si! lenendum de virtule sermonis vel nun,

„an cum; lomen secnmlum n.mm loqaenliurn, propler qnem mullum valel la!ia xcirr‚

aparte! sie direre (f. 24 r. Al Trrlia rrgula poles! duri, quod semper subieclum

ezclusine a/firrnaliue suppanil ran/an lanlnm.

887) C. 74. f. 24 r. A: Circa mppasilionem can/‘usam e! dislribulinam danlur

renulae diversae, e! prima de suppo.riliane confusa rl dislribuliva mobili: quarum

prima rsl, qnod in omni proposilione universali a/firnmliva et negaliva, quar nun es!

nxclusira nec exrepliva‚ slal subierlum confuse e! dislrilmlive mobililer Seumrla

rsl. quad in omni Iali universali negativa praedicalam. si sil dislrilmliae non impe

rlilum. stat cenfasc rl dislribulivc. Tertia esl‚ quad, quando negalio delermi'nans

ramposilionom principalem praecedil praedicalum. slal can/‘Ouarla regula esl: illud‚ quod aequilar immediale hor verbumun„di/ell'edrils“lrbiebinlihvorc ver

lmm „dislinyuilm“ aal parliaipia eis correspondenlia 021 hoc namen „aliurl“ rel ei

378 XIX. Occam (Begriff).

jecle der Exceptiv-Sätze beschränkt, und zwar nur für den Fall, dass

diese Supposition nicht als eine absolute, sondern als eine limiiata zu

nehmen ist 8”“).- Doch drängen sich ihm auch hiebei wieder spitzfindig0

Zweifel über die Supposilion der Prädicate auf, falls in einem Urtheile

die Worte „bis“ oder „incipi!‚ desini!“ vorkommen (s. Ali50llll. XVll,

Anm. 254 u. 263), und er findet, dass hier eine eigene Art der Suppo

sition ohwalte, welche keinen technischen Namen habe und nur theilweise

mit der cou/‘usa immun verwandt sei, was er jedoch an einer anderen

Stelle durch eine anderweitige Distinetion wieder sehr modilicirt M39).

Indem sodann die Suppositiou der relativen ßegrill‘e folgt (vgl. Abschn.

X\‘ll, Anm. 212—220), gibt er kurz die. Einlheilung und die charakteri

aequivalens, sie! von/au o! dis!ribalive (s. Abschn. XVII. Anm. 266) . . .. . Es! igi

iur universaliler direnrlum, quad‚ quidquid fuci! iermirmm s!are nun/au e! dis!rilm

live, es! signum universale oel nega!io oe! aliquid ueqm'vaiens negaiiom'.

888) Ebend. l. 24 r. B: Circa supposiiionem con/usam e! disliihuiiuum immabi

lem es! so‘iendurn. quod semper suhieriam ialem mpposiiimwm habe! in prop0si!ioaa

ezoepiiva. Hiezu ll, 18, f. 31 r. B: Dislingunndum es! de supposiiionc oon/"usa e!

disiribuiiva‚ quia quurdam es! absoluia, so. quando ierminus dislrilmilur pro quolibe!

suo conienio‚ im quori non plus pro um, quam pro altem; e! !ulem supposi!ionem

von/usam c! disln‘haiivam mm habe! ierrninus sioe suhiecium in proposiiione excep!iva.

Alia es! limi!a!a e! ariiculala, quando ‚so. icrminus pro uliquo conienio disirihuiiur‚

ei hoc mm acridi! m'si qnomlo illa proposi!io caiegorica acquivalr! uni copulaiioae

eomposi!ae ex nna allirmoiiva e! aiio negolioa, sicu! accidii in proposiiione czcepiiva.

Si aaiem illa e.rvepliva /ucrii negaiiru. !unc [am suhiecium quom praedicaium sup-“

pommi confuse r! dis!ribuiive‚ sed limiiuie. S. unten Anm. 935.

889) l, 75. l. 24 r. B: Poles! auiem dubi!ari de iaiilms . „Socroie: desini!

esse aihus, Socra!ex bis /uii Humor, Socraies inripi! esse grammaiicus“ e! huiusinodi‚

quomodo praedica!a in eis suppormni; quio enim mm supponun! deierrninaie‚ palei‚

quia nen coniingii descmdere per disiunoiivam Po!esi diri, quod icrminux prac

dicaius in ialilms proposi!ionibas veI eiiam iliud, quod srqu‚iiur oerlmm adiee!ivum

aei subsianiivum, non hohe! supposiiionem nec de!erminalam nen confusam e! dislri.

butioam, sed nimm aliam, pro qua tarnen nomen mm habemus lila .mpposilio

eorwem'! nun von/um lanium‚ quia‚ sicu! quando irrminus suppom'! oon/usc lanium‚

a quolihei pronomine dumonsiran!e aliquid singulare conlen!um .s'ub suhiccio ad !ermi—

um vommunem coulingi! adscendere‚ sie roniingi! in proposiio; difl‘eri auiem a

supposi!ione von/um lanium, quia mm rou!ingil dessendcrc ad di:iunrium ex nomini

lms propriis immun illorum, pro quihus Iarminus oommum's supponil; nun euim se

qm'lur „Sooraics im:ipii esse grammaiirus‚ ergo Socraics inripii esse ille vcl ille“ de

monslrando omnes grammaiicos. Jedoch ll, 19, I". 31 v. B lesen wir: Difficuiias es!

de supposi!ionn prardioaii (d. h. bei incipi! und desinii); e! es! seiendum, quod prac

dir.aium in iali proposiiione universali aflirmaiiva suppom'l simiiiier eliam in universuli negaiioa sie! confuse e! disirihalivceo;nfsuesde iinonplruomp;osi!ione

non universali .s!a! determinair. Verumiamcn supposiiio determinala e! confasa

e! disirilmliva duplex csi. Una esi‚ quando ranlingii dcsrendcre ad ilia, pro quibus

iemu'nus supponii wel supponere po!esi‚ per pronomina denionsiralira, sicu! in is!o

„Homo rurri!“ iiiiera „homo“ supponi! pro hoc homine e! pro lila, e! seqai!ur

bene „Homo rurrii‚ igilur hoc currii“ demonsiraio iilu homine e! „iiiud cum!“ de

monsiraio alio . . . . .. Aiiquando auiem ooniingii riescendere per pronomina

demonxiraiiua simul sumpiu cum illo communi, sah quo dabei esse drscensus. Prima

modo noii supponi! praedicaium deierminoie; nen enim sequiiur „Socra!es incipii esse

allms, igiiur incipii esse hoc oel hoc“ quocunque demonsiralo Secundo modo proz

dica!um suppuni! de!erminaie; nam inne sequiiar „Socroies inoipi! esse albu.s‚ ergo

incipil esse hoc album vel iliud ullmm“ Ei si dicaiur, quer! „hoc allmm e! hoc“

demonsinmdo idem ronreriuniur, igiiur ab uno ad reliquum es! hona consequeniiu‚

dioendum es!‚ quod haec rcguia‚ quod ab mm couoer!ibiii ad reiiquum es! bona rou

sequenlia, habe! mui!as in.<ianlias. S. unten Anm. 938.

XIX. Occam (Begriff, Urtheil). 379

stischen Merkmale derselben an; es handelt sich nemlich zuerst um die

relativa substantiae, welche entweder identilatis oder diversitalis sein

können, deren erstere entweder non reciproea oder reclproca sind, und

sodann um die relativer accidenlis 99°). Endlich noch wirft er, wie

auch schon Andere gethan hatten (s. Abschn. XVll, Anm. 596), einen Blick

auf die „uneigentliche“ Supposition, welche auf Metapher und Synekdoche

oder Antonymie oder dgl. beruhe und bei kritischer Lectüre der Autoren

häufig beachtet werden müsse 891).

Den zweiten Haupttheil nimmt die Lehre vom Urtheile ein, deren

wesentliche Gliederung Oceam darin erblickt, dass zuerst über die ver

schiedenen Eintheilungen des Urtheiles, hierauf über die Wahrheit der

sämmtlichen Arten desselben, und zuletzt über die Umkehrung derselben

gehandelt werden soll 892). Dabei aber müssen wir von vorneherein

als höchst beachtenswerth hervorheben, dass 0ccam, während er in der

Exposilio aurea eine sorgfältige und getreue Worterklärung des aristote

lischen Buches darbielet, hier in seinem ausführlichen Compendium die

Lehre des Aristoteles völlig bei Seite schiebt und die ganze Darstellung

des Urtheiles durch das Material der byzantinischen Logik absorbiren

lässt. Diese letztere hatte sich sonach allmälig zu einer derartigen Gel

tung emporgernngen, dass man die üblichen Haupt-Themata der aristoteli

schen Tradition, wie z. B. die conträre und contradictorische Entgegen

setzung, nun für unwichtig bezüglich der Lehre vom Urtheile halten und

890) l, 76, f. 24 v. A: Videndum es! de supposi!ione relativortsm, non aacipiendo

relativum illa moda, quo lagiaus accipi!‚ sed quo grammolirus, . . . . .. quod rela!ivum

es! rei an!e la!ae reeordatiaum . . . . . ‚ Ouoddam vocntur rein!in substanliae e! quad

dam arcidenlis; rela!ivam substunllae voro!nr „is, ille. idem“ (das Pronomen „qui",

welches nach üblicher Tradition hieher gerechnet wurde, behandelt Occam bei den

connotativen Begriffen, s. Anm. 922); relatioum occidenlis „tolls, tot“ e! Im

iusmods'. Relatieorum substanliae qaaedam ‚an! iden!ilatis, quaedam divem'talis; re

lu!inorum idcn!i!ulis qaaedam samt recipraca, quacdom non reoiproea. Non recipraco

semper supponunl pro lila, pro quo suppomm! sua onleeedenh'o,‘ . sich!

„Saorales eurri! e! ille dispulal“ , . . . .. ende sciendum, quod !ale rela!ivum nunquam

debet poni in enden: aalegarira cum suo onlecedenle . . . . ‚. Circa relative identilolis

reoiprara es! seiendam, quod dl/Terun! in hoc ab aliil. quia passen! poni in eadem

eotegon'ra cum wo anteeedenle e! in alio‚ u'aul patet de istis „se, saam“, nam bene

dleltnr „Sooralea videl so“ . . . . .. Semper !ale relolivum habe! !alem supposils'anem

e! supponil pro er's, pro quilms supponi! smart anlecedt‘m . . . . .. (B) Circa rela!ivum

diversitatis es! selendmn‚ quod diailur idea, qm'a non aeri/icatar pro eodern, pro quo

sunm onleeedens, n'en! „Allerum illorum es! verum e! reliquam falsam“ li!!erd

„reliqaum“ verifica!ur pro illo‚ pro qua non oeri/foalur hoc Circa relaliaa aceidentium es! sciendum, qaod lale realna!!ievcuemdemnon„olslueprpunmni“l ner

aerifioalur pro lila, pro qao suum onlecedeas sappanil, sed pro oliquo simili vel

aequali. sicu! „Saerales es! allzu: e! !alis es! Plato“.

891) C. 77, f. 24 v. B: Oparle! au!em cognosterc‚ qaod. siru! es! supposllio pro—

prla‚ so. qnondo terminus supponi! praect'se pro eo, quod signifirul proprie, i!a sup

posih'o impropria exl, qucnda !erminus oecipilar lmp‘ropn'e. Multiple: aalem es! sup

posilio impropn'n, so. an!onomalica, alia es! synesdoelu'aa, . allo es! meta

phorim Mul1um ulile es!‚ caqnosrcre, quando termirms aceipitur proprie, ..

qaia via invem'lar oliquad t‘arabultun, ‚quin in diversis libri‘s sandon e! philoso

phorum oeqm'vooe accipiatnr.

892) II, 1, f. 25 r‚A: l'oslquom diola sun! allqua de lcrfllinis, nun: dicendum

es! de proposiliom'bus; e! prima panendoe arm! aliquae dirisiones, secundo videndum

es! de oerr'!ale prapasiliormm, quid requirilur e! su/ficil‚ lerlio de oonversione pro

posilianum.

380 XlX. Occam (Unheil).

dafür die. byzantinischen proprielales terminorum mit Einschluss der Ex

portibilia zum eigentlichen Gegenstande der Erörterungen über das Unheil

machen konnte; dass man statt dessen all jene Dinge in die Lehre von

Consequentia hineinschoh, wird sich unten zeigen, s. Anm. 1029. Für

Occam liegt hierin allerdings nach Allem, was wir im Obigen sahen, eine

strenge Folgerichtigkeit; denn sowie er überhaupt (auch in den Partei

tlontroversen) grundsätzlich vom terminus und von der Suppositions

Fähigkeit desselben ausgegangen war, so ist ihm auch bei allen Punkten,

welche betretl's des Urthcilcs in Frage konnnen‚ zuletzt die Supposition

der entscheidende Grund-Ton, so dass er alles Uebrige anderwärts unter

bringen muss, — ein Verbältniss, von welchem wir uns alsbald bei

jedem Schritte überzeugen werden. Nur hat die Supposition, wie er

anderwärts ausdrücklich hervorhebt, hier im Urtheile eine andere Function,

als bei den Kategorien (vgl. ob. Anm. 866). indem bezüglich der Satzver

bindung die Worte nicht so fast für die Dinge supponircn, sondern über

wiegend für Worte, d. h. insoferne aus denselben als Worten Wahrheit

oder Falschheit hervorgeht “3).

Unter den Eintbeilungen der Urtheile führt Uccam zuerst die Schei

dung in kategorisches und hypothetischen; Urtheil an, bei welch letzterem

er aus der jüngeren byzantinischen Tradition (s. Abschn. XVll, Anm. 583 f.)

die Vermehrung der Unterarten desselben, jedoch mit Ausnahme der pro

posilio localis, aufnimmt“*). Hierauf lässt er die Eintheilung in In

härenz- und modale Urtheile folgen‚ und bei letzteren schliesst er sich

gleichfalls beifüllig an jene spätere Vermehrung der modalen Ausdrücke

an (s. ebend. Anm. 588), ja er fügt noch aus dem Umkreise seiner eige

nen beliebten Distinctionen die Begriffe rouceptum, prolatum‚ scriptum

hinzu, indem er überhaupt meint, dass Aristoteles nur um der Kürze

willen sich auf vier Formen der Modalität beschränkt habe Mm). Die

gleiche Einwirkung der damaligen jüngeren Littcratur (s. ebend. Anm.604‚

und bei Seotus, ob. Anm. 186) zeigt sich auch in der hiernach folgenden

Unterscheidung, dass einige catcgorische Urtheile, d. h. nemlicb sünnntliche

893) Empor. nur. Praedicam. Prooem.: In libra Perihennenias determinalur de

unnilmx. secundum quod veritulem vel /‘dlsitutem proposilionis samt cauialv'oae. Ebend.

Pericrm. Prooem.: Fhilosophus hie loquitur princiymliler da vacibus supponenlihus pro

vocilms‚ quumuir {orte incidenlrr delerminat de vocibus suppoueutibus pro relms. Vgl.

Anm. 753.

894) Summa l. l. a. a. 0.: Um: diuisio propositionum esl‚ qnod proposüionum

alia es! rnlrgorica aliu hypolltelira.‘ hypothnlioa .. dividiter in quinquc spe

cies seoundum opim'onem communem, so. in copululivam', disiuncliram, couditionalem,

cuusalem et lemporalcm. S. unten Anm. 955—961.

895i Ebend.: Aliu divisio propasilionum cst‚ qu-od quaedam csl propoxih'o de

ines:e el quaedam modali: EI es! sciendnm, quud quasi 0mnes sophistac son

cordnnl in hoc. quod tunlum saut qunluor modi‚ so. nrccssarimn, impnssibile‚ 00Min

gens et possibile (s. Ahsehn. XVll, Anm. 161); serl luler modi saut plures,

qmm: quatuor praedicli. nun! alte prupost'lio es! nera. n!ia es! scila, alia ext

falsa, ulia ignolu. alia scn‘pla. alia prolala‚ alia concepla (über die letzteren drei

s. 0b. Anm. 769 f. u. 797), simililer alia es! tredil‘a. aliu 0pinata, alia dubitala,

vt sie de aliis Et si quaeralur. quare philosoplms nun traclavit de istia nec

illa: connumeravit mm propost'tiones modalcs‚ dioendum ext, quod philosophus brevi

Juli studens, quia illa‚ quer de fllii8 dicit, poasunt islis applicari, noluit de istis

perlractare. S. unten Anm. 914 ff.

XlX. Uccam (Unheil). 381

exponiblen Sätze, äquipollent mit hypothetischen seien““). Wenn aber

sodann über die Eintheilung in Bejahung und Verneinung hier nur mit

zwei Worten hinweggeeilt wird l597), so finden wir bei Occam anderwärts

einige Bemerkungen, welche überraschend richtig sind und wahrhaft einen

tieferen Einblick in das Wesen der Negation beurkunden; er hält nemlich

nicht nur getreu seinem allgemeinen Standpunkte daran fest, dass auch

sämmtliche Negationen auf Rechnung der subjectiven Auffassung zu setzen

seien Hab)‚ sondern er erkennt auch die affirmative Bedeutung der negati

ven Begriffe an 8""), und dass er dieselbe wenigstens bei jenen Worten,

welche mit dem privativen „in“ zusammengesetzt sind, nicht in die un

endliche Weite schweifen lässt, erhellt daraus, dass er z. B. für das

Prädicat „ungerecht“ als logische Voraussetzung die reale Möglichkeit des

Gerecht- oder Ungerecht-Seins fordert, sowie hinwiederum aus der Unter

scheidung einer dreifachen Function der privativen Ausdrücke 900). Die

Eintbeilung der Urtheile nach der Quantität gibt er in jener Vollzähligkeit

an, welche in der byzantinischen Logik üblich war, nimmt aber dabei

auch Gelegenheit, betrele einiger Beispiele die Controverse zu entschei

den, zu welcherlei Quantität dieselben zu rechnen seien 9‘“). Ausserdem

896) Ebend.: Tertia divisio prupusitionum nateyoricarum potest esse itla, quer!

atia propositio cuteyorica est aequivntens pruposilioni hypotlxeticae, ulia nan;

istue prupusitionex samt exclun‘vae et exceptiuac et redupticatiuae et quaedam

utiue. S. unten Anm. 917 fl'. ,

897) Ehend. f. 25 r. lt: Atia diuisio propositionum est, quod quaedum est uf—

/irmutivu et quacdam negative.

898) Expur. aur. I‘raedicam. Cap. 17: Privationex et en'am negationes nan saut

a perle rei distincte a relms positivis, quia m'hit est o parte rei extra animam ni.\i

res, et ideo si pn'vatiu vet negatio mm nt res, nan est a perle rei.

899) Ouodt. V, ‘qu. 7: Cunceptus negativus aliquid xignificat negative, aliquid

a/firmutive; exemptum: „nun albed0“ significat negative atbedines, de quibus nun

ve1‘i/icatnr neu pro ittis suppontt; a/firmativc autem signi/I'cat omm'a atia ab attwdinr

et de ittis praedicatur u/‘firmative et pr0 itlia suppnnit, quia quoc1mquc utio demon

strato ab albedine Ituec ext ncra „hoc es! nan attedo“.

900) Expoa. nur. l’erierm. II, c. l: Di/ferentia ext inter pruediaatum infinitum

et intcr pruedicatum privatwum. Nun: prucdicutum infinitum dicitur de pluribus ‚ n.

du omm'tzux existentibus, de quibus mm dtcitnr nennen privativum, sinnt „iniustum“

mm polcst dici de quotibet, quod nan est instum, quia nun din'tur de asino, sed

tuntum de hmninibus. Et de tati prucdioato privativv totes regutae saut. Ab affirma

tiuu de pruedicuto finito seqm‘tur neyutwu de pruediceto privativo Ab affirmativa

de pruedtcatv privativo sequitur negative de praedicato fim'to. Summa t. log. lll, 3,

9, f. 60 v‚A: Nomina privativa samt in triptici differentia. Atiqnud em'm prac

CtSG dirit privationem /ormac et vurentiam in subterto, cui additur, et acqtdra

let nomim' infinito, sinnt „incorruptibile“ .. Atia saut, quee important /brmam in

atiquo cormotando determinatum subiectum, . . . . .. SICH! „intustus“ .... .. Atia stttil,

quue importam‚ nan esse in aliquo formam totem mc esse pause eomwtamlu deter

minutum subiectum, sicut „cuecus“.

901) Summa t. t. ll, l, i. 251'. B: Atia diuiai0 Hat, quod quaedum est univer

satis, quaedam partieularix, quaedam indefinite, quaedam. sinyutaris ‘ Turnen de

nmltts propositiunibus poteat esse dubium, quantuc sint . ltta ext n'nyuturis „lin

cummt", ‚litid suhiectum cst pronomen demonstrativum uet terminus cummu1lis sumptus

cum prunomine demonstrative Hau: 2st indefinite „Atterum ittorum currit“, sicut

ilta est universutis „Utrumquc iltorum cum't“ Unando retutivum re/‘crt „amen

discretuln, tunc reddit propoxitionem sinyutarem; qnando refert nonmi commune, tun:

reddit indefinitum; et ideo itta „Sourates currit et die disputat“ cst stnyutaris‚ aed

serunda pur: i:tius cuputntivae „Homo samt et itte disputut“ ext imtc/inita

382 XIX. Occam (Unheil).

führt er noeheine Eintheilung an, welche auf dem Tempus des Verbum:

beruht und somit der ampliatio angehört”°*)‚ und endlich eine läppische

Eintheilung je nach cosus rectus oder easua obh'quus 903).

In den zweiten Gegenstand der Lehre vom Unheile, nemlich in die

Frage über die Wahrheit derselben, verflicht nun Occam sämmtliche

proprietales terminorum, sowie den ganzen Umkreis der Exponibilia.

Während nemlich das singuläre Urtheil einfach auf den Begriff der Suppo

sition (im Gegensatze gegen objectiv reale Identität oder lnhärenz) be

gründet wird w“), und das Gleiche auch beim particularen und beim un

bestimmten Urtheile geschieht, insoferne diese beiden nach suppon'lio

personalic, nicht jedoch nach aupp. materialis oder simplex, unter sich

logisch synonym sind 90"’)‚ stellt sich ihm schon bei der Erörterung des

allgemeinen Urlheiles das Gebiet der distn'butio ein (s. Abschn. XVll,

Anm. 238—255), in welches theilweise auch die restrictz'o (ebend. Anm.

231 ff.) hereinspielt. Denn als das Wesentliche des allgemeinen Urtheiles

betrachtet er die distributiven „Zeichen der Allgemeinheit“, deren Ein.

theilung bei ihm im Vergleiche mit Petrus Hispanus (ebend. Anm. 239)

ll!oe sun! parlicolores „Neu omm': homo cum!“ c! „Nonnullu: De tolihua proposilionibua „Homo es! species“ e! universolihloemr‚o qesu!onadnoium!elr“m,inus

suppom'! malerio!iler vel simplici!er (s. Anm. 877). polar! dicl', quod sind singulores

vel indefinitoe. Uebrigens ist zu beachten. dass Occam die Memorial-Verse der

byzantinischen Logik (s. Abscbn. XVll, Anm. 108 u. 153) i'crschmaht; vgl. Anm.

941 u. 955.

902) Ebend. f. 25 v.A: Es! e!iom olio divisio proposilionnm, quio quoedum

proposilione: samt de proerenh', quacdom de proc!erilo‚ .....quoedam de [uluro,

quaedom scc'undum [ormam voris sun! de praesen!i e! (amen uequipollen! pro

posilionibus de proe!erilo ve! de fu!uro, u! lales „Hoc es! proelen'lum‚ hoc es! futu

rum“. S. Anm. 912.

903) Ebend.: Alfa dim'sio es!‚ quod quoedom proposiliones sun! de rer!o e!

quaedom de obliqno; et quundoque oh!iqnus poni!ur o por!e xubieeli‚ u! „Hominem

vide! osiuus“. quandoque o pur!e praedicolc', u! „Asinus es! homim's“. S. Anm.

913, 942, 971.

904) C. 2, f. 25 v. B: Ad verita!em proposiliom's singglm-is‚ quoe non oequivule!

mul!is propositionibus‚ nur! requiri!ur‚ quod suln'eclum e! proediru!um um! idem reo—

li!er‚ neu quod pmedicotum a perle rei sit in aubiec!o ve! insi! realiler ipsi auhierlo‚

nec quod um'olur iin aubieclo o perle rei extra om'mam; sed sufl'iril e! requi

ritur‚ quod " ‘um e! ‚n " ‘ „‚ ' pro zudem. Ebenso Expos. nur.

Pruedieob. De genere: Per istam proposi!lonem „Soorolrs es! o!bus“ mm denolalur‚

quod Sorro!es si! vor, quonlumounque 110.1: hie pracdicrtur. . . . . . sed deno!o!nr in luli

proporüione, quod il!ud‚ [no quo aubieclum suppom'!, si! illud, pro quo praedicolum

rupponi!‚...‚ Uuondo subieclum e! proediealum haben! ruppositionem personalem e!

supporum! mm pro se ipsis, scr! pro suis significo!ie‚ tun: mm requirilur, quod sub

ieclum e! proedicalum .iin! idem, sed oporle!‚ quod supponon! pro eodem.

905) C. 3, f. 26 r.A: Videndum es], quitt requiri!ur ad reri!o!em indefiniloe e!

portieuloris..... Si neu i'ocelur proposilio mde/im'lu w! porliculuris, m'u' quondo ler

mimu supponi! personali!er‚ !unc semper indefinilo c! purlinnloris eomver!unlur... ..

Et ad wri!utem lolis sufl'icil‚ quod suln'eclum e! proed1nulum supponan! pro oliquo

eodem, xi xi! proposilio o/firmuliro e! nun oddolur siynum universale o porfe prac

dicoti; sed xi !olis s'il negall'oo, requiri!ur quod subiertum e! praedicalum n0n

supponon! pro omm' codem..... Sed secundum einem upinionem oliler debe! diei... _.

Oui ponil, quod 0mm's proposilio es! indefinifo‚ in quo xubiirilur !erminus commum:

eine signo, :ive .mpponal simplici!er eine peraonal!‘ler sive maleriolilcr, liebe! vonse

quentcr dicere, quod um! semper par!iculoris e! indefini!a eonver!un!ur‚ sieul

iHoc non convvr!un!ur „llomo es! species“ c! „Aliquis homo es! species“‚

J-I:Fk . 44 „____ - :-.: ü.

XIX. Occam (Unheil). 383

einigermaassen modificirt erscheint, namentlich durch eine spitzlindige

Unterscheidung. wornaeh man bei den distributiven Worten derAcciden

tien nur an eine disjunctive oder copulative Distribution von Art-Formen

oder dgl. (vgl. ebend. Anm. 253 u. 589) denken dürfe 9u"). Indem so

dann zuerst die umfassenderen distributiven Zeichen „omm's, nullus“ und

deren Synonyma an die Reihe kommen, wird eine allgemeine Bemerkung

über den symwtegoreumatischen Charakter derselben, sowie eine ziemlich

einfältige grammatische Unterscheidung zwischen „omm's“ und „quilc'be!“

vorausgesehiclat‘“), und hierauf die Regel der Wahrheit der allgemeinen

Urtheile angegeben, welche abermals lediglich auf der Supposition beruht,

woran sich polemische Erörterungen über die Annahme, dass „omnis“

sich stets wenigstens auf drei Objecte beziehen müsse, und über einige

traditionelle Beispiel-Sätze mit Einschluss des Grundsatzes, dass „omnis“

nicht im Prädicate stehen könne, anknüpfen 905). Dann folgt über „aler

906) vC. 4, l. 26 v. A: l’roposiiiones universales ‚Müll in mul!iplici di/fereniia se

cundnm muliiiudinern signoram universolium. Sun! mim aliqua eigne aniversolia

dixiriimiioa inrii/fcrcnler iam pro subslanlia quarn pro acclden!e, sica! „onmis, qui

iibcl, nuilus, qulsque, ulerque, neuier“ e! sie de aliis; ulia sun! disiribulioa pro acci

denle, u! „quuelibe! (zu lesen „quolislibei“, s. Abschn. XVll, Anm. 239 u. 253),

quoiieseunque“ c! si [orte sini aliqaa alia iolia. Sed isla disiinciio poiest intelligi

bene e! male; si enirn in!elligatur, quod „quaeiibei“ (ebenso) sil signam dis!ribativum

pro acridenie‚ sicu! „Minis“ vel aliquad iale pro suhslaniia e! accidenle, [nimm ext;

ss' aalem intelligaiur‚ quod s'il aliquo modo disirilmlirum‚ so. disianciioe sah dis

iunclione vel copulalione inier species vcl aliquo modo ioli, poies! concedi. Alle

poni!or dis!inciio signarurn universalium, qaod quaedam sani disiribulioa pro pariihus

suhiecliois e! quaedam pro pariilms esseniialiims vel integraiibus; prima sunl, sira!

„omm‘s, nallus‚ u!erqae‚ neuler“, serunda suni‚ sieui „loius“..... Alia poniiur divisio

signarum, quod quaedam possani disirihaere pro quocanque, sieu! „omnis, nailus“ e!

huinsmodi, quacdam pro daobus lanlum‚ sind .‚neuier, u!crque“.

907) Ebend.: Prima ergo dicendarn es! de illis, quae dislribuunl pro substaniia

e! aecidenie e! pro pariilms sobiecilvis e! pro quocunque..... Nulium sigmun per se

signifiea! oliquid nec imponiiar ad signi/icandum aliqaid de!crminale‚ sed sie ins!!

!uiiur, u! facia! illud, cui addiiur, siare pro onmibus suis significaiis e! non pro

aliquilms laniam; e! ideo diciiur syneaiegoreum...... Hoc signum „omnis“ differi

ab islis „q“ilihei, anasquisquc", quia hoc sigrmm „ornnis“ nen poies! addi nisi ler

mino consirm'lis casus; sed illn eigne ‚.qm'libei, unusquisqae“ possiml addi

lermino cousimiiis casus c! dissimilis, linde belle diciflsr „Quiiibe! homo cum!"

e! „Ouilihei illorum currii“. .

908) Ehend.: Ponendae um! aliquae regulae rommunes islis signis Esi

prima sciendum, quod ad oeriialem ialis universalis nun requirs'iur‚ qaod eabiecium

e! praedicaium ein! idem realiler, seil reqairilar, quod praedica!um sappona! pro

omnihas illis, pro qaibas supponi! sahiuciam Ex hoc pale! falsiias quomndam

diciorum, quae a quilmsdam poimnlar: annm esi, qaod hoc signum „unmis“ exigii

irio appellaia (vgl. Absclin. XVll‚ Anm. 241); nam ponaiur, quod anus soltu angeln:

intelliga! e! nullas hnmo; tun: es! oera „onmc iniellecia'oam crealum es! angelns".

Aliqai solimn! male hoc sophisrna „Omnis phoeni:c es!“ (s. ebend. Anm. 242)

diccnies‚ isiam esse [alsam eo quod liiiera „onrnis“ exigii !ria appella!a . . . ‚ .. Ex

islis riiam sequiiur‚ quod falsam es!‚ quod aliqui diouni‚ quod u' si! armen allmm

ianlam e! lau!um anam nigram e! ian!um nimm medium, quaelihci islarurn es! [also

„Dame aibum esi‚ Onme nigrum esl‚ Urans medium es!" . . . . .. (f. 27 r. A) Paiei,

quod onmes !ales de oir!u!e semonis saut j'aime „Omas animal esb.sanum’flposiio

qaod unus [eo si! sann: e! arme hos e! arm: homo, e! sic de aliis, sinnliier e! is!a

„Omne anima! /uii in arm! Neue“ (s. ebend. Anm. 235), e! sic de inaiiis aiiis,

qaia haben! mutlos singulares falscs nec praedicaium competi! omnibux illis, pro

qaibus supponll suhiecium Secuado sciendum, quod omnis propom'iio universalis,

384 I

XlX. Occam (Urtheil).

que" und „neuter“ (vgl. ebend. Anm. 248 f.) die selbstverständliche Regel

der Wahrheit und die ausdrückliche Bemerkung, dass dieselben stets zwei

0bjecte erfordern W"), worauf bei „totes“ (ebend. Anm. 252 u. 267) der

Unterschied des categoreumatischen und des syncategoreumatischen Ge

braucbes dieses Wortes, welches überhaupt sehr verschiedene Anwendun

gen linde, hervorgehoben und in Kürze das biebei übliche Sophisma be

sprochen wird‘“°). Die distributiven Zeichen der Accidentien (s. ebend.

Anm. 253111) fertigt Occam äusserst schnöde ab, indem sie einerseits

eigentlich gar keine selbstständigen Zeichen seien und andrerseits auch

selten Anwendung fäiiden 9H). .1

Hierauf lässt er jene Urtheile folgen, deren Verbum im Futurum oder

Präleritum steht (s. ob. Anm. 902). Dieselben bilden nach älterer und

jüngerer byzantinischer Tradition (s. Abschn. XVll, Anm. 226 f. u. 600)

eigentlich nur einen Bruchtheil der Lehre von der Ampliation; aber so

wie Occam sich der technischen Ausdrücke „ampliatio“ oder „ampliati

uns“ u. dgl. überhaupt nicht bedient, so behandelt er hier auch nur jene

Seite, welche sich auf das Tempus der Verba bezieht, Anderes anderswo

in qun praedicalum sumilur univerwlr'!er‚ es! falsa, si praediea!um e! subieclum oe

ri/ieetur de pluribus contenh's; s! au!em praediralur proecise de im!) solu conlen!o e!

simili!er suln‘eelum, mm: passe! esse proposi!io vera, sicu!‚ si non esse! m‘u‘ mmm

animal, pula unus homo, haec esse! vera „Omnix Immu es! onme anime!“ (dieser

formalen Spielerei lässt sich eine vernünftige Wendung geben, z. B. „Alle Körper

sind sümmtliches Schwere“) Terlt'o reimdum‚ quod hoc.si_qnum „omnis“‚....

potes! oceipi distn'lmtive vel rollec!ive: si !enc!ur distrilm!ivs‚ sind „Uumes

apostoli der" sun! duodeeim“ (vgl. ebend. Anm. 240), deuola!ur‚ quod hoc preedica—

!um „duodeeim“ eere diei!ur de qualibel‚ de quo vere pmediculur hoc subieetum

„apostoli“ . Si au!em lenelur eollective‚ laue deno!u!compe!a! omnibus simu! sump!is.@ ur, quod praedica!um ..

909) C. 5, f. 27 r. B: Gonsequenter de!erminandum es! de signis dis!ribu!ieis

non pro quibuscunque, sed pro duolms lunlum‚ cm'usmodi sun! „u!erque“ e! „neu

!er“ Ad veri!alem !nlis requa'r‘ilur, quod prnedicutum vere compe!u! uln'que ille

rDiuflm'erd!empornopso!srial!ioorumun‚ivesirsexli!le,offimrmnq!uiava.pume'e!lu»rnegheo!cursiagbnuum!r„ouqlueer‚quser'“,si!abneiglalut,ivein qm!

portilur hoc sigan ‚.0mnis“, quia nunquam poles! ich's universulis, in qua ponitur

„ulerque“ a perle snbt'00!i‚ esse vom, uln‘ poni!ur proedicotum universoliter sump!um.

Caum Indus diversi!alis t'6f, quia hoc siymmz „omm's“ poles! addi termino Im

ben!i unum suppositum (s. vorige Anm.)‚ scd lil!era „uterque“ roquin'! xemper d!!!)

supposila.

910) C. 6, ebend.: I)e signo dis!ribuliro pro por!ilms in!egralilms‚ cuiusmodi

pom'!ur „tolles“, es! sriendum, quod hat: signum potes! aliquando sumi ca!egorenma

!ice vef sgneulegoreumatice. St suma!ur eateyoreurnufice, sie significu! idem quod

„per/heim“ S! au!em !ene!ur syncalegoreuma!iee‚ sie es! unum signum dis

!ribu!wum . . . . .. pro par!ibus proprie die!“ imporlaliu per lermirmm, cm‘ atldilur, u!

um proposi!io „Toto: Socrales es! mino‘r Socro!e" (s. Absolut. XVII, Anm. 252) aequi*

rufe! i.in „Ouuelihe! pars Socralis es! minor Socrale“ (V. A) V8fwnlllfllell 88’

sciendum, quod aliquundo, sie: ex um sive ex um semwnis vel ex beneplact'!o Illfll

q!ius,on„doMqmue“an!tounn!umdisdtirstt'lrmiih!m‘!proproommp'abrulisbupsartiiullmesg,ralsiibvues‚sunn!onessperuolr'easlseesnlsiiavleibiuns‚teg.r.ale:

sivt qualcseunque.

911) Ebend. f. 27 v. A: De signis au!em, quae so»! dislrihutivo aeciden!ium‚

cuiusmodi sun! „quotecunque, quan!umlihet"‚ es! m'cndum, quod Inn'usmodi mm sun!

proprie.signa, sed um! aequivalcnlr'a mu' composilo ex alir's signis‚ sie!!! „quanlum—

übe!“ idem es! quod „habens de omm' specie quantita!is a!iquam quon!i!ulem“....‚.

ls!u au!em signu non ‚um! mullnm usi!a!u in theologia‚ ideo per!ranseo de er's.

XIX. Occam (Unheil). 385

unterhringend (s. unten Anm. 937—939). Die betreffenden Regeln lie

gen näher an der jüngeren Formation dieser Lehre““-‘). Bei den Unhei

len, deren Subject oder Prädicat ein casus obliquus. ist (ob. Anm. 903),

verzichtet er schliesslich selbst darauf, sichere Regeln ihrer Wahrheit auf

zustellen " l3).

Während sodann das hypothetische Urtheil, welches hier seine pas

sendste Stelle gefunden bätle,„erst am.Schlusse dieses ganzen Haupttheiles

erscheint (s. Anm. 955 fl‘.), reihen sich die modalen Urlheile an, in deren

Eintheilung er. abermals der jüngeren Tradition folgt (s. Abschn. XVll,

Anm. 585, und bei Scolus 0b. Anm. 187); nur substituirt er die Ter

minologie „cum dic!o“ und „eine dic!o“ und setzt den sermw divisus

der mod_alen cum dic!o als synonym mit den modalt;n eine dic!0”“).

indem er auch hier die schon oben (Anm. 895) erwähnte Vermehrung

der modalen Ausdrücke benützt, knüpft er beim sensus composi!us dieser

Urtheile die Regel ihrer Wahrheit einfach an die Begriffe der betreffen

den Modalitäten selbst, weist aber zugleich in äußerster Spitzfindigkeit

auch auf Beispiele allgemeiner modaler Urtheile hin, welche wahr sind,

obwohl die ihnen entsprechenden singulären unrichtig sind 915). Beim

912) C. 7, ebend.: Videndum es! de proposi!ianibus de prae!cri!o e! futuro. Pro

qoo scieudiun es!‚ quod subiee!um po!es! supponere pro eo, quod es!‚ ve! pro

eo, quod fui!, :i si! proposi!io de prae!eri!o; an! pro eo, quod ss!‚ n! pro eo, quod

eri!‚ si sil proposilia de fu!uro; e! eine sie sive sie, xi proposi!io u"! ofi'irmolivo,

requiri!ur, quod praediceiw‘ am!) proprio forma, i. e. praedieo!um proedice!ur de eo,

pro quo supponi! subiec!um . Unde illo es! difierentia in!er proposiliones de proe—

sen!i c! proposiliones de prae!eri!q e! fuluro, quad praedieu!um in propoxi!ione de

pracsen!i sie! enden: runde, quo s!a! subieclom, nisi oliquod addi!um impedia!; :ed

in proposi!ione de prae!erilo e! fuluro es! voria!io, quio proedica!um nen !ontum

supponi! pro illo ve! illis, pro quo ve! quilms verifica!ur in proposilionibu: de pru

!eri!o e! futuro, sed requiri!ur‚ quod ipsum proedicolum verificetur de i!!o‚ pro

quo subiec!um supponi!.

913) C. 8, f. 27 v. B: Ad verilo!em proposilionis‚ cuius ol!erum ez!remum es!

!erminus obliquus, requiri!ur‚ quod subiec!um e! praedieo!um nun mpponon! pro eodem

im! sa!!em 11011 pro omm' eudem; uliquando lauten possun! supponere pro eodem se

cimdum diversi!alem verborum e! regiminis casus obliqui; nec es! facile in bis

generalem regulam E! cer!am dare.

914) C. 9, ebend‚: Aliquando dici!ur proposi!io de flißd0, quia accipi!nr dic!um

!a!is proposilionis cum !ali moda, sind potes! de is!is „Omnem Iiaminem esse auima!‚

es! neuessarium“..„- . Alia au!cm dici!ur proposilia modah's, in qua poni!ur modus

sine !ali dic!o proposi!ionis. Proposi!io mudolis prima r_nodo die!a semper es! dis!in

guenda sccundum composi!ionem e! divisiunem. E! in sensu composi!o deno!o!ur

semper, quod !ulis modus verifico!ur de proposilia‘ne i!!ius dich", sicu! deno!olur,

quod i!!c modus „necessarium“ verifice!ur de illa proposilione „Omnis Iwmo es!

animal“ . . . . ‚. Sed sensus divisus lolis proposi!ionis semper oequioale! !ali proposi

!ioni arrep!ae cum modo sine !a!i dich), sicu! is!a in umso diviso „Socro!em

esse animai‚ es! sci!um“ aequiua1e! is!i „Socrales sci!ur esse onimol". Etwas modi

(icirt und mit einer älteren Tradition verflochten (s. Abschn. X\'ll‚ Anm. 43) er

scheint diese Eintheilung Expos. nur. Perierm. II: A!iqua proposiu'o es! modalis modo

nominali, sieu! „Possibile ext, omnem hominem currere“ . . . . ..; aliqua es! modnlis

modo verbali, sicu! „Omnis homo pole:! currere“.._..; aliqua es! modali: modo ad

verln'ali, sicu! „Homo necesmrio curri!“....... Si proposi!io xi! modulis modo nomi

nali, dis!inguilur secundum composi!ionem e! divisionem u. s. f.

915) Summa !. I. n. a. O. f. 28 r. A: Talis universalis de necessorio poteri!

esse neressaria e! veru, quumeis tarnen quaelibe! eins singulari: si! conlinyens ve!

fulsa, sicu! huec es! veru c! neccssaria in sensu composi!o „Onme verum con!ingens

Faun, Gesch. lll. 25

386 XIX. Uccam (Unheil).

sensus divt‘sus, d. h. bei den modalen Urtheilen sine dicto bestehe die

ses letztere Verhältniss nicht, die Erprobung ihrer Wahrheit aber sei

eben doch nur nach dem sensus compositus vorzunehmen, da es sich

darum handle, ob die betrell‘ende Modalität wirklich von dem ganzen Satze

ausgesagt werden könne " H’).

Mit jenen Urtheilen nun, welche äquivalent mit hypothetischen sein

sollen (s.Anm.896), kommen die Expom'bz'tia an die Reihe; Occam aber,

oder vielmehr wahrscheinlich eine von ihm schon vorgefundene reichere

Pflege dieses Zweiges, vermehrt dieselben sofort durch den Begrilf der

termini cormotatim' et relativi”“), dessen erste Keime uns wohl in

dunkler Spur schon oben bei jüngeren Formen der byzantinischen Logik

im sog. connotatpm begegneten (Abschn. XVll, Anm. 598). Es sollen

nemlich connotative oder relative Begrill'e zunächst diejenigen sein, welche

einer Verdeutlichung (ewpositio) durch eine sog. Wort-Definition bedürfen

(z. B. „Weiss ist, was Weisse hat“), indem ein concretes Wort durch

Beuützung des ihm entsprechenden abstracten exponirt werden soll

(— dass das Verhältniss zwischen „abstract“ und „concret“ gleichsam ein

Lieblingsthema Occam‘s war, s. ob. Anm. 826 ll'. u. 885 ——); und zwar

seien zur Exposition! eines solchen Urtheiles stets zwei Urtheile erforder

lich, z. B. der Satz „Sokrates ist weiss“ werde exponirt durch „b‘riates

ist“ und durch „dem Sokrates haltet die Weisse an“; ja auch die Aus

drücke „inc-ipt't, desim't“ u. dgl. seien eigentlich hieher zu rechnen "").

esse verum, est necessariam“, et tarnen quaetibct singulan's est fal|a . . . . .. Similr'ter

atiquando est tatis propositiu universalis impossibilis, et tarnen quaelibet singutaris

est possr'hilu et contingens‚ sicut patct de ista „Utmmque istorum esse vor-am, est

t‘erum“ demonstratis dualms eontradictorit's vontingentibus . . . . . Saflicit scire, quid

reqm'rilar ad verilatcm talium propositianum, in sciendo, qaid requiritur ad hoc,

quod atiqua propositio sit riecessarid, et ad hoc, quad :it contingerts vel aera n!

impossibilis uet scila vel ignota vel crcdt'ta, et sie de aliis.

916) C. lt), l. 28 r. B: Circa propoaitimles modalcs sine dirto propositionis, quer

omm‘no acqaivulent propositicmibns sumptl's cum dicto in sensa divisionis, .....est

sciendum, qaod tates nan corwerluntur cum primis, imo potest arte illarum esse cm:

sine atia et e nonverso.‚.‚. Ad l‘etitatern tatmm proposilionam requt'ritur, quod prac

dicatum sub propria forma eornpelut au, pro qao subiertum :uppom't, vet prononn'ni

demonstrantt' ittud, pro quo suln'rctam suppom‘t, su. quod modas expressus in luli

propasitione vere praedicetur du tati propon'tione de inesse, in qua ipsummet prac

dr'catumpraedicatur de pronom'inc demonstranteittad, pro (v. A) Serando notandum, qaod tales prapositiones de mquoodosubcioeucstimuimlistueprposme'thaben!

ad saas singulares, sicat propositr‘ones de inesse..... Pracdicta cliam saut inlellr'genda

de aliis propositiom‘bas madatibus, sicat de istis „Omm's homo scitar a te esse

animal“.

917) C. 11, l‘. 28 v. A: Dicendum est de propost'tionibus aequt'valcntibus propo

sitr'om'bus hypotheticis..‚„ Ouaelibet categon‘ca, ex qua sequuntar plures proposiliones

catrgorr'cae taaquam ezponente: zum, i. e. exprr'mentes, quid ilta propositio de sua

forma importat, potest diei aequivalens propontr'oni hypotheticae; huiusmodi sunt....

exctusr'vae, czceptivae et reduplicativae, et huiusmodi saut etiam propusitt'ones, in

quibus portuntur terrm'm' romwtativi et relativi, sinnt saut illae „Aliqaid atlmm currit,

0mne albam est corpus, Omne agens prodm‘r't aliquid, Omnis_qaautttas est in toco“.

De isti's prima est dieendam. Vgl‚ Anm. 831 u. 846.

918) Ebend.: Terminus proprie diu‘tur connotativus vel relativus, qai hattet qut'd

namim's, i. e. difl'im'tr'onem exprr'rnentem qaid nomints‚ ita quod nan potest scr'ri quid

nominis ipsr'us, „ist habende erotiormn‚ quae signi[ttul aliquid primario et aliud se—

candart'o, sicut difl'initio albi exprimen: quid nominis est „habens atbediaem“ . . . . . ..

ltaquando aliqaid per aliqaem temn'rmm connotatar vet cuvtsr'gnificatur, pro quo tarnen

XlX. Oecam (Urtheil). 387

Ferner sollen die negativen Begriffe, z. B. „Nicht-Mensch“, als connotative

gelten, welche durch zwei oder mehrere Urtheile exponirt werden”“),

sowie die privativen, z.B. „blind“, welche wenigstens dreier exponirender

Urtheile bedürfen 920), und desgleichen die erdichteten Begriffe, bei deren

Exposition das Eine der beiden Urtheile stets ein unwahres sein müsse U21).

Endlich sogar das Pronomen „qm“, welches in der früheren Tradition

zur. suppositio relatioon gehört hatte (s. Abschn. XVll, Anm. 212 fl‘. u.

vgl. ob. Anm. 890), wird nun diesen connotativen Begriffen beigezählt;

die Regeln der Exposition dieser Relativ-Sätze beruhen auf einer Unter

scheidung der Quantität derselben, wobei Occam auf den möglichen Dop

pelsinn der allgemeinen Urtheile, welche „qm“ enthalten, hinweist und

zugleich deutlich davon Zeugniss gibt, dass mit solcher Umbildung des

byzantinischen Materiales sich schon Viele vor ihm beschäftigt hatten 922).

Anderes n00h über die connotativen Begrill'e s. unten Anm. 1015.

!atis !enninus supponere „an po!es!, quia de !ati mm verificalar‚ semper !alis ter—

minus vet es! cormotalious vet reta!tvus, n! itte !erminus .‚atbum“; .....similiter es!

de simo‚ cavo (s. Abschn. IV, Anm. 482) . . . . .. Ouaetibe! proposi!io‚ quae habe!

!atern lerminum‚ es! haben exponenles exprimentes‚ quid importalur per taten! pro—

positionem..... Suflici! dicerc de atiqm'bus, u! per tttas sciri possi! proportiooabiti!er

de atiis, quornodo exponunlur...... Onandoczmque ponitur in propositione concre!um‚

cm? curresponrle! abstractum irnportans rern informanlem aliam rein, semper ad veri

ta!em talis propositioflis requiruntur duae propositiones‚ quae possunt oocari ex

ponen!es eins, e! ima debc! esse in TECIO e! atia in obliquo, sicu! ad veritatern istius

„Senates n! atbus“ rcquiritur‚ quod hau si! vom „Socrates es!“‚ e! quod haec si!

vom „Socrah' ines! atbedo“ .... .. (f. 29 r.A) E! de tatibus propositionibmr saß! e!iam

amnes propositiones‚ in quilmx poru'!ur hoc verbum „incipi!“ vet „desintt“, sirniti!er

e!iam‚ ubi porri!ur casus abtn!ivus abeotutus e! uln' portitur immens pluratts‚ e! sie

de nmt!is atiis, de quibus fore! langem pertrac!are. Jedoch über incigi! und desint!

s. ob. Anm. 889, und bes. unten Anm. 937 fl‘. -

919) C. 12, t. 29 r. A: E!iarn propositiones, in quibus ponuntur temu'm’ vormo

!a!ioi priva!ivi e! infim'ti. nur! aequioatentes propositionibus hypotheticis; e! e!iam

omnrs totes «im! vere connota!ioi‚ eo quod in earum diflini!ionibus exprimenttbus

quid nominis dcbe! pom' atiqutd in rec!o e! uliquid in abliquo oet in ren!o cum

negu!ione praenedcntc . . . . .. Ouaetibe! au!em tatis propocitio‚ in qua ponitur latts

terminus, duas ad minus habe! exponentes c! atiquarado plurcs‚ quad focttiter patet;

is!a „Asinus es! mm homo“ aequivalet is!is „Asirms es! ota'qm'd“ a! „Minus

mm es! homo“.

920) (1.13, t. 29 r. B: Propasitiones aflirmatiuae‚ in quibus pununlur !errnini

privativi, qm' mm um! uequivatentes !ermtm's infini!is‚ p!ures haben! exponen!es,

quam dann. linde is!a ..Iste es! wenn“ habe! ix!as exponcn!es: „Iste er! atiqutd“

e! .‚lstc es! na!us viderc“ et „Ist: nunquam potent videre“.

921) C. 14, ebend : Propositiones, in quilms pommtur termim' fic!i‚ qutbus m'lu't

rorresponde! in re‚ quate fingen! significare, plure: haben! esponen!ex; !ates eru'm

!ermini vere samt connotativi...... (v. A) ltta es! fotsa de virtu!e sermom's „Chimaera

es! mm ens“ e! quaclibe! comimilis, quia qaaetibe! !atis habe! totes expancn!es

„Chr'macra es! atiquid“ e! „Iltud es! mm ms“, quurum prima es! falsa. Et si dica!ur‚

numquid is!a es! vom „Chimaera es! ehimaeru“, e! videlur‚ quod :t! vera, quia prac

diva!ur idem de se, dicendum es!‚ quod de virtu!e voois itta es! fataa, si ter—

mirms suppona! significattvc‚ eo quod [atsum impltcatur.

922) C.15‚ f. 29 v. A: In quacimque propositione, quae secundurn vocem es!

cateyorica‚ pom‘!ur hoc reta!irum „qm“, pro itta daodae saut plures exponenles, quia

qunrtibe! !alis aequivale! um' copulatirae . . . . .. Ouando tatis propositio es! singutaris,

indefini!a rot particutaris‚ semper itta propositio aeqm'vale! uni ropulalz'rae compa

:i!ae n: antevcdente e! hoc pronomine relativo „ittmt“ oel nomine pruprio c! altem

ez!remo‚ sicu! .‚Homo, qui es! atlms, currt!“ aequivate! is!i „Hnmo es! atbu.x e!

25‘

388 .\'lX. Occam (Urlheil).

Hierauf folgen jene Expom'bilia‚ welche schon bisher üblich waren,

und zwar zuerst die Reduplicativ-Sätze, wobei sich Oecam der späteren

Tradition anschliesst (s. Ahschn. XVII, Anm. 608 f.), indem er neben dem

eigentlich reduplicativen Gebrauche der Worte „inquanmm“ u. dgl. auch

einen „specilicativen“ anerkennt“”). Ausserdem kommt hier noch neu

die Unterscheidung hinzu, dass die Aussage in diesen Urtheilen entweder

auf blossen begleitenden Umständen (concomitantt'a) oder auf einem (lau

salnexus beruhen kann, und nach diesem Gesichtspunkte werden nun die

älteren und neueren Regeln der Reduplication modifieirt, wobei bezüglich

der bejahenden Urtheile auch die Lehre von der Comequeutia beigezogen

wird 9‘“). Bei den verneinenden Urtheilen gestalten sich die Regeln

verschieden, je nachdem die Negation zum Prädicate gehört 925), oder vor

dem Reduplicativ-Zeiehen steht 926). Die specifieative Bedeutung aber die

ille cum!“ . . . . .. Sed si !alis praposih'a es! universalis, es! dislinguenda secundlm!

amphibologiam, quia po!es! haben: duplirem scnsum. Unus sensus es!‚ per quevl

deno!alur‚ quod, de qaacunque dicilar i!!ud !0!um‚ quad praeredi! verbum principa!e‚

de eodem pracdica!ur primum r! nen plus dene!a!ur; e! ille sensus vooalur a multß

sunsus composilionis ve! convcr!ilnli.< cum !a!i semu. Alias sensas est, per qaem

denala!ur‚ quod tllud, quud sequi!ur hoc incomplexum „quod“ ee! ‚.qui“, praediea!ur

universali!er de an!ecedrnle‚ e! quer! sequi!ur praedica!um‚ universnlt'ler vezifica!ur

de eodem. V. gr. pur islam „Omnis huma. qui es! allms, mm!“ in zum sensu de

no!alur‚ quod aliquis lunnu es! a!!ms c! quod quilibe! !a!is cam’!; in a!io vero sann:

denota!ar‚ quer! i!lae duac san! verae „0mm's homo es! allms“ e! „0mm's hama

currit“.

923) C. 16, ebend.: Proposi!ia voealur reduplica!iva‚ in qua pani!ur haue dic!ie

„inqaanmm“ ue! aequivalcns (als Synonyms des „inqaanlam“ werden weiter unten.

f. 30 r. A, genannt: seoundam quod und u! und sah ra!iane) e! !ene!ur reduplica

live, qaia sccandum a!iquos poles! !eneri specifica!ive e! sie nen favi! propositionem

redaplicalivanfl e! aliquando po!e:! !eneri redup!icative Redapliealio a!iquanda

es! affirma!iva‚ quandu se. negativ nun praecedi! cum, a! „Socra!es‚ inquan!am Il0ma‚

nen carri!“‚ e! aliquamlo es! nega!a‚ quando so. nega!io praecedi! saut, u! „Sonate:

mm curri!, inquan!am keine“ (das negativ reduplicativa Unheil war bei Petrus

Hispanus weit richtiger gefassl‚ s. Absehn. XVll, Anm. 262).

924) Ebend. f. 29 v. B: Proposi!io a/firmativa reduplt'cativa . poles! dislin

'gui, eo quod po!e:! redaplieatio fieri gra!ia conconu'lanlt'ae er! gra!ia caasae. St

fia! yra!ia corwomi!antiae‚ Inne ad veri!a!em i!!ius rcquirun!ur qua!uor proposila'ones

!rmquam exponenles: . . . .. v. gr. ad veri!a!em is!ias „Socrales, inquanlum homo‚

es! co!ara!us“ requin'!ur em'!as is!ius „Soera!es es! cularalus“ e! is!ius „Soeralcr

es! homo“ e! is!ius „Onmis Iwmo es! co!vra!us“ e! is!ius „Si aliquid es! hom-n, ali

qaid es! coloratam“ S! aa!em fia! redaplica!ia gra!ia causae‚ Inne ad verfla

!em prae!er qua!uur praedic!as exponentes reqain'lur, qaod illud‚ super quod

cadi! redup!icalio, expn'ma! causam rei impor!alae per praedica!am....‚. Co!!igi

potes! regala !a!is‚ quod a propvsitt'one redup!icativa ad suam praeiaeenlem es! sem

per tonscqußnltd formalis A!ia regula, quod aryuendo ab infrn'oiji ad supen'us

sine ilis!rihutioM a perle subiecli principalis es! bona consequentt'a.

925) Ebend. f. 30 r. A: Redup!icaliva nega!iva‚ in qua reduplica!io mm es! ne

ya!a‚ cniusmedi saut! !a!es proposiliones „Iloma, inquanlam ririln'lis‚ mm es! asivms“‚

. . . . .. yra!ia concomi!an!iae habe! qaa!uor expancn!es is!as „Ilomo es! risibi

It's, Homo mm es! minus, Nul!um risibi!e es! asinas‚ Si a!iquid es! risibt'le, ipsum

nen es! asinus“ Si au!em ‚in! reduplicalia gra!ia causae, sie requt'n'lar, quod

praedica!am prinzipale pries im! prima nege!ar ab illa‚ super quod cadi! reduplicalio‚

quam a prouomii!e demonstrante illad‚ pro quo subiec!am principa!e supponi!.

926) Ebend.: lleduplica!iua, in qua reduplicatio negalur‚ es! con!radic!oria

!aüs reduplicativae. in qaa redup!ica!io es! affirma!a Unde ad veri!a!cm is!!ns

„Secralex mm es! homa‚ inquan!um a!lms“ su/‘fici! t'l‘l'tfls' is!ius „Sorrales nen es!

XIX. 0ccam (Urtheil). 389

ser Urtheile wird in das Verhältniss der Unterordnung verlegt, in wel

chem der reduplicirende Begriff zum Subjecte steht 927).

Aehnlich verhält es sich betreffs der Exclusiv-Sätze,‘ indem Occatn

auch hier überwiegend der jüngeren Formation folgt (s. Abschn. XVll,

Anm. 606; vgl. ebend. Anm. 260), zugleich aber manche noch neuere

Erweiterung aufnimmt. So hebt er bei der Eintheilung der Exclusiv

Worte (Mumm ‚ solum) nicht bloss den Unterschied der categoreumati

schon und der syncategoreumatischen Bedeutung hervor, sondern substi-_

tuirt auch für eine frühere Dreitheilung eine Zweitheilung, indem er es

nicht mehr als besondere Unterart gelten lässt, dass die Exclusiv-Partikel

zur Copula gehöre; auch unterscheidet er grundsätzlich! zwischen einer

ursprünglichen und einer secundären Bedeutung jener Partikeln 928). Die

Regeln der Exposition jener Urtheile, in welchen die Partikel zum Sub

jecte gehört, stimmen, soweit es sich um die ursprüngliche Bedeutung

handelt, mit der üblichen Tradition überein 929); wenn aber sodann die

secundäre Bedeutung in drei Fälle zerlegt wird, so zeigen die hiefür

aufgestellten Regeln mehr Unsinn als Scharfsinn 930). Auch bei ‘jenen

homo“ e! ialiu: „Soerales non er! albus“ e! islius „Aliqaid album non es! homo“ e!

i:lius „Neu, si Socrales esl, albam es!“ (dieses Ganze ist so dumm. dass wir den

sonst scharfsinnigen Oecam kann: durch die überwältigende Macht einer herrschen

den Schul-Tl'adition entschuldigen können).

927) Ebend.: Si aalen: lalis diclio non lenelur redaplicaliae‚ sed specificalire,

!unc non requirilur, quod illud, ein" addilar lab's die!io „inqaanlam"‚ sabiicialar

universaliler praedicalo principali, sed requirilur‚ quod illad‚ super qaod cadi! re—

duplicalio, iniparlßl illud‚ ralione min: compeli! praediealurn principale prima sab

ieelo. V. gr. in is!a „lgnix‚ inquanlum calidus, calr/aci!“ .. specificalive . . . . ..

„calidus“ imporla! calorern, per qaem ignis caIe/acil prima.

928) C. 17. f. 30 r. B: ”tue dicliones „lanmm, solum“ faeiunl proposiliones ax

clnsivas; sciendum la1nen, quod haec diclio „solum“ aliqnando arcipilar syncalego

reumalice et lunc es! dielio exclasivo‚ aliquando lenelar ca!imporlal‚ illud, quod imporlalar per terminnm sibi addilum, eegsosreeusmoalliliaereiuem! lunc Ali—

quando dictio ezclasiua ponilur a par!e subiecti et aliqaando a perle pracdicali sire

a par!e composilionis . . . . .. l)ielio exclusiva aliquando significal eel habe! antun

officium ex primaria inslilulione, aliquando aliud es: secundaria inslilulione.

929) Ebend.: Quandocunqae diclio ezclusiva lenelur secundam primariarn ins!i

!nlioaem e! ponitur a parle subiecli, sunper denolal‚ quod praedieatum vere praedi

calar de mbieclo e! remouelar ab omni illo, de qao non praedicamr sabicelum, i. e.

si proposilio sil a/firrnativa; e! ideo habe! daas exponenler‚ . . . ‚ .. sica! isla

„Tanlum homo es! animal“ habe! islas „Homo es! animal“ e! „Nihil aliud ab ho

mine es! animal“. Si au!em si! negaliva, siru! isla „Tanlum homo non es!

asinus“, habe! islas exponenles „Homo non esl Minus“ e! „Omne aliud ab homine

es! nsinus“.

930) Ehend. f. 30 v. A: Diclio ezclasiva secundum man: seeandariarn imperi

li0Mm sie? insliluliflnem poles! lriple:e esse: und esl, quae praecise excludil

praedicalum ab omm' dislribulo, de quo non dicilur subieclum; alia‚ quanrlo prac

eise excladi! ca, quae non imporlanlur per ca, quae imporlonlar per suhiec!am‚ nec

san! parles eoram: lerlia es!‚ qaamlo praecise excludil maiorem pluralilalem‚ quam

si! expressa per xabierlum . Unde isla „Tan!am omnis homo rurril“ polesl

sumi improprie . . . . .. c! lunc habe! isla: exponenlcs „0mnis homo cum'l“ e! „Ali

qais bes rurril“ Juxla srcundarn acceplionem impropriam Imias proposi

lionis .‚Tanlum Socrales es! albus“ exponenles „Sorrales es! albus“ et „Nihi!

aliud a Socrale exlrinsecum es! album“ duae possun! simul Stare. (B) Juzla lerliam

acceplionem impropriam de lila „Tanlurn nimm animal es! homo“ ex

ponenles sank islae „Unum es!“ e! „Non sind plura, quam antun“. Solche Beispiel

390 m. Occam (Ui‘theil).

Urtheilen, in welchen die Exclusiv-Partikel zum Prädicate gehört, ist die

Beglung der uneigentlichen Bedeutung neben der eigentlichen entweder

überflüssig oder einfällig”‘). Ein Ersatz von zweifelhaftem Werthe ist

es hiefür, wenn sodann die Suppositions-Fähigkeit der Subjecte und Prä

dicate dieser Urtheile untersucht wird 932); und vollends wenn sodann

noch drei Regeln, folgen, deren erste der Lehre von Consequentia ange

hört, während die zweite eine unnöthige Wiederholung enthält uml die

dritte sogar eine Gombination der Exclusiv-Sätze mit den Formen der

Modalität versucht, so möchte ich hiefüt‘ lieber den Herausgeber Oceam’s,

als diesen selbst verantwortlich machen””).

Bei den Exceptiv-Sätzen, betreffs deren ein paar sprachliche Bemer

kungen über „niet“ und .‚praeter“ vorausgeschickt werden, sind die

üblichen Regeln, welche in neuerer und älterer Tradition auftraten (s.

Abschn. XVll, Anm.607, vgl. ebend. Anm. 261), ziemlich kurz erledigt“'“);

Sätze, wie „Tanlum omnis homo carrit“ oder obiger „Tanfum homo nen es! asi

nus“, sollte man allerdings von einem vernunftbegahten Menschen nicht erwarten;

man hätte ja statt des Letzteren z. B. auch sagen können „Nur die edlen Metalle

rosten nicht“ oder sonst dergleichen. Aber der Leser _mittelalterlicher „Philoso

phie“ (l) muss eben gar Vieles ertragen können.

931) Ebend. f. 30 v.ß: Diele de dictione ezclusiva, quondo poni!ur a perle

subierli‚ dicrndam es! de eo, quando poni!ur a par!e proedicati. E! sciradum est,

quod potes! accipi proprie e! improprie. Si proprie, tum: denotatur‚ thd praedim

[um dicitur de sabiccto‚ e! quod man: illud, de quo non oerificator praeduatum‚

removetur a rabircto‚ sicu! per istam „Homo es! lantum ultima!“ derwlatar‚ quod

homo si! animal c! quod nur! xi! aliud ab animali. Ouando vero accipi!ur improprie

e! transsumptice‚ !unc exeludi! omnc aliad verbum a subieclo‚ . . . . .. sicu! per istam

„Homo tantum eide!“ denota!ur, quod homo oido! e! nen audi! nec pereipit.

932) Ebend.: Qualitcr !crmini suppoaun! in propositiom'bus exctusivis‚ es! seien

dum, quad, quando dictio e.tclusiva pom'!ur o parte subiec!i e! subiectum sumt!lr

sine dis!ribationc e! es! !erminus eommunis, Inne saln'ertum supponi! eon/use tas

turn (f.31 r. A) 0aando exclusiva es! negative, anbicctum supponit sind in

exclusioo a/firmativo‚ et praedicatum similiter Ouando dietio ezclosiva poni!ur

a perle praedicati . saln'eetum suppoai! in il!a sicu! in sna praeiarertte (über

„praeiaeens“ s. Abschn. XVll, Anm. 260), e! idem es! de pracdicoto.

933) Ebend. f. 31 r. A: All ezctasiaa ad universoiem de terminis lrenspositis

est bona consequeutio e! e conrcrso (B) Oaaelibet e:rclusiua habe! dnas expo

nea!es, unam a/‘firmativam e! a!iam negativam; e! ideo opposita ezelusioae habe! duas

caasas ueri!a!is, quia reri!as u!riusque exponentß es! caasa veritatis negatives e:

ctasirae Quando dictum propositioois' cxclusioae ponitur respee!a aticuius rund:

farr'ea!is proposi!ioncm modalem, illa propositio es! distiuguenda, sie!!! is!a „Tantum

hominem esse Soeratem‚ es! veram“, quia littera „lautem“ potes! c0n!irtue profern

cum toto er! disconlinuc. Auf solchem Wege gibt es kaum ein Ende in Combina

tionen des byzantinischen Wustes; denn warum soll man nicht auch bei den re—

duplieativen oder bei den exceptiveu Urtheileu oder bei „iucipit, desinil“ u. s. f.

die Modalitäten des necessarium, possibile, verum, srittmt, opinatarn u. s. f. unter

sucheg. Oder hat vielleicht Einer der modernen Lobredner des Mittelalters Lust

hiezu .

934) C. 18, f. 31 r. B: Talio syncategoreumata „pmeter, niet" e! simitiu fa

riuni proposi!iones‚ in quilms pormntur‚ essr exceptivas Littrm .,nisi“ aliquando

Icnetar e1crulive c! Inne [ocit propositionem hypo!heticam . Diclio „practer“ ali

quando tenetur diminutive‚ sith „Decem praetcr qninque sun! quinque“ . . . . .. Ad

veritalem ezceptivae requiritur, quod praedica!um removcalur a perle e.rlra Cup!a‚ e!

quod insi! cuitibe! a!io con!ento so!) subieoto‚ si si! nffirmativa; n‘ si! negative, se

quilur oppositum Habe! den: exponentrs, . . . . .. sica! is!a ‚.Onmis homo pru

XIX. Occam (Urtheil). 391

hingegen wird die Suppositions-Fähigkeit der in solchen Urtheilen vor

kommenden Begrifl'e casuistisch erörtert, und hiedurch findet eine obige

(Anm. 888) Angabe über die Supposition ihre Ergänzung”“). Aussor

dem ist auch hier eine Anzahl Regeln hinzugefügt, deren Autorschaft mir

gleichfalls nicht sicher festzustehen scheint; dieselben betretl‘en Umeils

die. Lehre von (Jensequentia, theils sind sie selbstverstämlliche und über

flüssige Folgerungen aus dem Wesen der Exceptiv-Ur1heile"”).

Indem aber Occam hierauf die Worte „incipit, desim't“ anreiht, folgt

er doch wieder der älteren Tradition (s. Abschn. XVII, Anm. 263), 0b

gleich er dieselben theilweise schon zur Supposition be_igezogen hatte (ob.

Anm. 889), ja andrerseits sogar geneigt zu sein schien (ob. Anm. 918),

sie grundsätzlich zu vden connotativcn Begriffen zu rechnen; nach der

jüngeren Tradition hätte er sie jedenfalls bei der ampliatio erörtern

müssen (s. Abschn. XVll, Anm. 600), wenn er die letztere nicht über

haupt sehr wesentlich beschränkt hätte (s. ob. Anm. 912). Die Unter

scheidung, welche man früher bei jenen Begrill‘en angenommen hatte, je

nachdem die Veränderung allmälig oder sofort bleibend eintrete, lässt er

als eine gleichgültige fallen, wiederholt aber tb'e üblichen Regeln, nur

mit dem Zusatzc, dass „incipit“, wenn es in weiterem Sinne genommen

werde, ein bereits vorhergehendes Dasein des betrefl'enden Zustandes

nicht völlig ausschliessc 93 ). Was über die Supposition des Subjectcs

ter Socratem currit“ habet isla.s „Socrates nan ourrit“ et „Ornnis ltomo alias a So

nate ourrit“.

935) Ebend.: Praediratnm in ozceptiva a/firmativa habet suppositionem confu

sam tantum, ud subiutum Imbet suppositionem asnfusorn et distributivam; to

men dixtingaendum est u. s. f.; es folgt nemlich nun die schon oben, Anm. 888,

angeführte Stelle.

936) Ebend. v. A: Tales regulae, quad a superiori distributo ad suum inferias

est bona consequentia‚ et ab universale ad singulare est baue oansequentia, non sunt

generaliter vorae, sed operth addere, quod illud in/erius Si praeiacens ezceptioae sit rera, exzeptioa est [also nan Nsäutnqexutarma ecxdcpelpurtniva est

propria‚ nisi eins praeiaccns sit universolis Nun somper ob aniversali ad inde

finitom vel particulorem est bona consoquentia Non cuilibet propositiorqi univer

sali contradicit propositio indefinita nec particalaris ‚ . . . .. Saat aliquae propositiones

universales eontrariae, quae tarnen non haben! aliquas propositiones calegoricas sub

contrarias Semper illud, quod oxoipitur in ozceptiva‚ dcbot esse aliquid muten

lum sub sabiccto ‚ . . . .. Ouondo illud, super quod codit exceptio, est commune, ad

ocritatem talis ezccptivae nan requiritur, qaod praedicaturn insit universaliter illi,

super quod cadit exoeptio, si sit e:rceptioa negative, oel quod romoveotur anioersali

ter, si sit af/irmativa.

937) C. 19,1. 31 v. A: Omnis propnsitio, in qua ponitur atiquod istorum ver

borum „incipit, dosinit“, habe! diverses exponentes, quia quaelibet aequiualet ani

oopulatioae. Tanzen ab aliquibus (vgl. Abschn. XVII, Anm. 263) diversimode assi

gnantur exponentes respectu dieersorum, andre dicunt, quod atitcr exponitur respectu

sacccssivoram et purmanentium. Sed quamois sie posset esse ad voluntatem utentiarn,

nan tarnen vidctur multum rationabile; ideo dico, quod respectu cuiuslibel posxunt

habcro easdcm exponentes Propositio, in qua pont'tur hoc verbaut „incipit“, ha

be! dass exponentcs, quaram una est de pracsenti af/lmlativa et alia de praelcrilo

negative, sinnt cxponentes, istr'us „Senates incipit esse albus“ sunt istae „Socrates

est ulbus“ et „Sonate: ante immediate nan oral albus“ Hoc rerbum „inct'pit“

potest dupliciter aocipi‚ so. stricte et proprie, et ttmc exponitar, sicut dictum est;

aliter potest acoipi [arge et improprie, et tun: sie exponitur .‚Est et nan diu ante

fuit“, sinnt dioimus‚ quod huec orbor ineipit florore Illa propositio, in qua

ponitur hoc verbum „desinit“, duas habe! exponentes: una est propositio de prac

392 XIX. Oceam (Unheil).

und Prädicates solcher Urtheile gesagt wird, dient gleichfalls zur Er

gänzung dessen, was wir oben (Anm. 889) bezüglich der Supposition

sahen 93"‘). Endlich werden als völlig parallel mit incipit und desinit

laufend auch die Formen des Verbums „ eri“ besprochen “39), welchen

aus späterer Formation dieser Lehre (s. bei Scotus ob. Anm. 186) leicht

noch viele andere Verba hätten beigefügt werden können.

Der dritte Theil der Lehre vom Urtheile soll sonach über die Um

kehrung handeln (s. Anm. 892), und es werden dabei all die nemliehen

Arten der Urtheile wieder vorgeführt, für welche so eben die Gesichts

punkte der Wahrheit festgestellt werden waren. Bei sämmtlichen aber

wird es dem aufmerksamen Leser nicht entgehen, dass in den Beispiel

Sätzen dem umzukehrendcn Urtheile das umgekehrte stets mit „ergo“

oder „igitur“ angefügt wird, und somit Occam sich auf dem Standpunkte

Derjenigen befindet, welche schon früher die Umkehrung überhaupt zur

Consequentt'a gerechnet hatten (s. Absehn. XVll, Anm. 616, und Seotus

ob. Anm. 194). "Nach der üblichen Eintheilung der Umkehrung in sim

plexi per accidens und er contrapositianem, wobei zu bemerken ist,

dass Occam auch von einer Umkehrung „im weiteren Sinne“ spricht“‘°)‚

kommen zuerst die einfachen luhärenz-Urtheile an die Reihe, bei welchen

jedoch 0ecam trotz besonderer Berücksichtigung der singulären undun

bestimmten Urtheile dennoch von den scharfsinnigen Bemerkungen des

Scotus (ob. Anm. 196—199) keinen Gebrauch macht, sondern z. B. un

gestört der traditionellen Lehre folgt, dass das particular verneinende

Urtheil gar nicht umgekehrt werden könne 9t“). Hingegen mitSeotus

(Anm. 200) widmet er besondere Erörterungen jenen Urtheilen, in welchen

senti affirhtativa, et alia de fataro negative . . . . ‚. cum hat: additamento „imme

diate post“.

938) Ebend. f. 31 v. B: Circa snppositioncm Icrminnram in talilms propositioni

bar es! sciendum, quad sabicctum talium propositionum sappam't eodem matte, sind

in am]; praciacentibus. Sed di/ficuttus est de suppositione praediaati u. s. f. Diess

wurde schon oben. Anm. 889, angeführt.

939) C. 20. f. 32 r. B: Sie ctiam propasitia, in qua pom'tur hoc rertmm „fit“

uel et aequtvatens, quale est hoc verbaut ‚.[actus es!“ oet ..factum es!“ vet Indus

madi, habet daas erpouentes, quarum arte est de praesentt' et alia de praeterito vet

de futw'o.

940) C. 21, f. 32 v. A: Conversia ext triptex, so. simplex, per am'dens, et per

transpositi'onem seu cantrapositianem lerminamm Palast magis targe samt ran—

versio simplex, quando est mutaa conversio, . . . . „ sinnt quando singulan's

courertitur in partieutarem et e canaerso Podest aliter vocari convarsl'o per ar

u'dens, so. quando mm est comtersio mutua, sicat baue seqaitur „Onanie homo 0st

albus‚ igitur albam est homo“ Canaerst'o per cantrapositt'onem ext, quando ter—

mini fim'ti mutantur in terminos infinitos.

941) Ebend.: Universatis negatan de recto convcrtitur simpliciter targv accipiendo

ronoersionem simplicem . . . . .. Simititer singutaris afl'imtatt'na convertitur in particu

tarem et indefinitam et singularrm..... Similiter singulon's negative conaerll'tur in

|mirrrsalem negativem vcl sinqularcm negativem . . . . .. Simth'ter [am indefinite quam

singulari's sive particalarv's afl'irmatitta vonacrtitnr tam in partieularrm quam singu—

larem aal indefinitam . . . . .. Universatt's a/finnativa converlitur per arct'dens . . ‚ . . ..

Particultm': negatiua non convcrtitur nequa per accidenx nec simplicilcr . ‚ . . .‚ Enden

modo Indefinita non convertitur. Auch hier verschmäht Oceam die byzantinischen

Buchstaben und Memoriulverse; vgl. Anm. 901 u. 955.

XlX. Occam (Unheil). 393

ein Casus obliquus vorkommt M2). Sodann folgen jene Urtheile, deren

Copula oder Verbum im l’räteritum oder l“uturum steht, und es werden

auch hiet'ür eigene Regeln der Umkehrung aufgestellt, welche auf den

obigen Regeln der Amplialion (Anm. 912) beruhen 948). Indem hierauf

die Umkehrung der exponiblen Sätze erörtert werden soll, womit sich

gleichfalls schon Scotus beschäftigt hatte (s. Anm. 196), finden wir hier

zunächst eine ziemlit‘h nichtssagende allgemeine Bemerkung"“), und dann

die hetrell'euden Regeln für die reduplicativen Urtheile"“), hierauf für

die exclusiven"“) und für die exeepliven““) und zuletzt auch für die

Urtheile mit ineipit und desinit"”)‚

942) Ebend.: De propo.ritionibus in obliquo non es! eodem modo dicendum‚ sed

in iltis aparte! frequenter mutationem [aeere ex perle vocis praeter transmulatizmern

!erminorum, e! cum hoc additur frequenter ‘partieipium verbi, sinnt sie aryuendo

„Nullus homo es! in domo. ergo nutlum existens in domo es! homo“..... Ouando in

toti propositioue pnm'tur adoefhialis determinatio, .....illa in conversu nen debet esse

delerminatio verhi‚ sed potius partieipii einsde verhi, r! sie „Crcans strmper es!

deus. . . . . .. ergo atiquid‚ quod semper es! deus, es! oreans“. Vgl. Anm. 903.

913, 971.

943) C. 22, l‘. 32 v. B: Circa corwersionem de prae!erito et de futuro‚ ....quundo

suhieclum suppom'! personaliter, i. e. significalive‚ seimrlum es!‚ quad, quando sub—

ier‚lum sup;zonitpro eo, quod cst, tunc ilta propositio dehet cunocrti in aliquum pro

posilionem de proesr-nti accepto subiecto cum hoc verlm „fui!“ c! hoc pronomine „qui“,

e! mm in propositionem de proeterito. Unde ista couversio nur! vole! „Nullen! ollmm

fuit homo, ergo nultus homo fui! albus“‚ sed sie „ergo nulhts, qm' fuit homo,

es! ulbus“...‚.. Si autem subiectum propositionis aeripi!ur pro eo, quod feil, sie es!

simpliriter convertibilis in unam de pr'acteri10 . . ‚ . .. ls!a nulcm, quae dicta sun! de

propoaitione de praeten'to, applicandu 8ttfll proportionubilt'ler propositiuni de futuro.....

Si subiectum si! terminus cormmmis ve! ineludens terminum commmzem mm pronominc

demonstrative, c! praedicrttum si! pronomen demonstrativmn sine addito vel propriurn

„amen, !unc‚ .\'i subicctum aceipitur pro eo, quod cs!. oonverlilur in unam de prac

sen!i eine utia mutatiune‚ sich! sequitur „AI/mm erit Sorrules_ ergo Socrutes es!

utbus“; . . . . .. si entern accipilur subiectum pro eo, quod eri! ve! /uit, oonver!itur

abrotute de praeterito vel de futuro‚ et es! mutuo corwcrsio.

944) C. 23, l. 33 r.A: Propositt'o habens exponentes hohe! comirnitem corwcrsio—

nen! cum suis rxponen!ihus, et si ommrs exponenlos eodcm modo convcrtuntur, ita

exposila codvm modo eonrrrtetur: si entern mm vzpunens convertutnr MIO modo e!

aliu a!io modo, tunc habebit eonversioncm consimitem cum mmversione unius et non

cum onnversione alterius. Tanten mayis in spezial! videndum es! de istis.

945) Ebend.: Propou'tio reduplicativo mm conuertilur in reduplieativam, sed in

unam nen redupticatiuam‚ cuius subiectum eri! unum oggregatum ex pmedicato prioris

el illo‚ super quod cudi! rudupticatio, cum reduptiealione medianle hoc pronomine

.‚qund“, sieut ista ‚.Am'mal, inquuntum homo, es! risibilc" convnrlitur in istam „Ali

quid‚ quod, inquantum homo, es! risibile, es! onimal‘h.

946) Ebend.: Exclusiva nou corwertitur in ezclusivam; non enim sequitur

„Tamtam animu! es! homo, ergo tantum homo es! anima!“‚ sed ista convertitur in

universalem, sicu! sequilur ‚.Tantum animul es! humo. ergo omnis homo es! animal“.

Et sinnt diolum es! de couversione propositionum du proeterito e! futuro, i!!!

direndum es! de eonvrrsione ezclusivarum du praeterito et futuro.

947) Ebend. B: Exceptivo mm vorwertitur in ezceplivum. sed in unum

nun ezcepta'vam. cuius subieetum erit unum aggreguturn ex praedieato ezceptivae e!

parte extra cup!a medionte hoc tote „quod mm es!"‚ sind „Ornm's homo praeter So

orutem Mini!" cmwertitur in istom „Currens‚ quod nen es! Socrates‚ es! Immo“.

948) Ebend.: Propositiunes‚ in quibus pommtur haec verbu „ineipit‚ desinit“,

mm cbnvertuntur inv similes, sed donmr totes propositiones sie eonrerti „Aliqui:

homo incipi! esse alhus‚ ergo aliquid, quod incipi! esse allmm, es! homo“.

394 XIX. 0ecam (Unheil).

Mit besonderer Ausführlichkeit behandelt Oceam die Umkehrung der

modalen Urtheile, welcher wir auch schon bei der jüngeren Formation

der byzantinischen Logik und bei Scotus begegnet waren (s.Ahschn.ltVll,

Anm. 587 f. u. ob. Anm. 201). Dass dabei überall jener Unterschied

zwischen seasus composilus und 881t6u8 divisus (s. ob. Anm. 914) zu

Grunde gelegt wird, versteht sich von selbst; ausserdem aber kehrt auch

stets die Regel wieder, dass, was in Bezug auf Modalität von dem um

zukehrenden Urtheile gelte, in gleicher Weise von dem umgekehrten Ur

theile gelte. So seien die Nothwendigkeits-Urtheile im sensus compa

silus ebenso umkehrbar wie die Inhärenz-Urtheile (anderer Meinung war

Seotus), hingegen im sensus divisus könne die Umkehrung nur durch

eine Abänderung der Worte bewerkstelligt werden"‘“’). Ebenso verhalte

es sich bei den Möglichkeits-Urtheilen, insoferne man „possibilis“ im

Sinne von „non impossibilis“ nehme und bei Gemein-Begriffen die

Suppositions-Fähigkeit derselben beachte 9"’°). Die Umkehrung der Un

möglichkeits-Urtheile sei im sensus compositus die nemliehe wie bei den

lnhärenz-Urtheilen, aber im sensus divisus treffe sie mit jener der Noth

wendigkeits-Urtheile zusammen 951). Die Zul’älligkeits-Urtheile („contin

gena", welches somit hier nicht als synonym mit possibile genommen

wird, wie bei Petrus liispanus, s. Absclm. XVII, Anm. 165) seien zu

unterscheiden, je nachdem bei der Umkehrung die Qualität unverändert

bleibe oder geändert werde; im ersteren Falle trefl‘e die Umkehrung beim

sensus rompositus mit jener der Iuhärenz-Urtheile zusammen, während

949) C. 24, l. 33 r. B: Videndum es!, quomodo proposi!innes modulo: conrer

Iunmr‚ e! prima de conversiene propositionum de necessaria„... 0uando rundes po

nilur cum dich), proposilio es! dis!inguenda secuudum cumpusi!ionem e! divisionem

(s. ob. Anm. 914)..... In sensu composito !ales propositiones convefluntur sica!

suae de inesse, quia in couversiane !alium arguilur semper per is!am regulam „Si

unum eonver!ibilium es! 1trccssarium, e! reliquum eri! neoessarium“ v2! per islam .‚Si

an!ecedens es! necessarium‚ e! conscquens eri! neccssarium“...‚. Seienden: vs! eliam,

quod philosophus in prima l'riorum probe! !an!um‚ is!as de neeessan'o cunver!i in

sensu eomposi!o re! er's acqua'valen!es e! non alias (vgl. hingegen unten Anm. 985,

lind bei Seotus ob. Anm. 201)..‚.. Circa conversioaem proposi!ianum de nccessario

sumptaram in sensu divisa es! sciendum, quod non mit! nonver!ibiles nulla mu!a!ione

fac!a ex perle voeis praeler !ransposi!ionem lerminorum; non em'm sequi!ur per na

!uram eonversionis , alias homo de necessilale es! minus, ergo uullu.s asinus de

iteaessi!ale es! Immo‘ .

950) C. 25, f. 33 \'.A: Cirra conversionem proposiliomun de possibili es! prima

sciendam, quod in hoc oapi!ulo accipiendam es! scmper possibile, quod es! eommune

ad neceuan'um e! ad conlingens‚ quod non es! neressarium, u! possibile si! idcm

quod non impossibile..... Sie au!cm accipiendo possibile es! sciendum, quod eaedem

regulae, quae divtae ‚mal de conversione proposilionum de necessan'u, accipiendae

squ circa conversienem propositionum de pessibili; nam rumpla in seusu com

posi!o es! eodem modo eonver!enda sicu! sua de Messe, qaia si nimm vorwer

!ibile es! possibile, e! reliquum . . ‚ . .. Ouando subierlum proposiliom's de possibili es!

lerminus eommimis vel includens lerminum communem, praposilio es! distingaenda, eo

quad subiee!um pales! sapponere pro bis, quac sun!‚ vel pro eis‚ quer passen! esse

(vgl. Abschn. XVll‚ Anm. 225 HZ).

951) C. 26, f. 33 v. B: l‘ropositiones de impossibili arreplae in sensu camposito

nonvertantar siea! man de inessr, quando illac de inesse cmwerlunlur simpliciler.

quia . . . . .. si nimm couver!ibile es! impusmbile‚ e! reliquum . . . . .. Si aalen! propo

si!io de impossibih' suma!ur in sensu divisionis, !ima converlibilis es! sicd! üla

de necessario.

XIX. Occam (Unheil). 395

beim sensus dioims es auf die Suppositions-Fähigkeit der Begriffe an

komme"“); im letzteren Falle könne es sich nur um den sensus divisus

handeln 953). Endlich bei den übrigen Modalitäten (seilum, opinatum

u. s. f.) sei zu untersuchen, ob dieselben in dem umzukehrenden Urtheile

bedingt seien durch ihre Zulässigkeit im umgekehrten Urtheile, oder ob

das umzukehrende hierin vom umgekehrten unabhängig sei; beim sensus

compositus könne im ersteren Falle keine simplen: conversio, im letz

teren Falle aber gar keine Umkehrung stattfinden; hingegen beim sensus

divisus treffe die Umkehrung solcher Urtheile wieder mit jener der

luhärenz-Urtheile zusammen 954).

Da aber nun mit der Lehre von der Umkehrung eigentlich die Auf

gaben erledigt sind, welche von Anfang für die Lehre vom Urtheile vor

gesteckt waren (ob. Anm. 892), so macht es allerdings den Eindruck

eines misslichen Nachhinkens, wenn nun doch noch besondere Erörterun

gen über das hypothetische Urtheil und dessen Unterarten folgen. Warum

diese Gruppe nicht schon oben vor den modalen Urtheilen (d. h. nach

Anm. 913) ihre angemessene Stelle gefunden habe, ist schlechterdings

nicht einzusehen, und ich glaube, dass diese Verschiebung des richtigen

Zusammenhanges nur der arrangirenden Hand des Herausgebers zuzu

schreiben ist, welche ohnedicss hiebei deutlich genug hervortritt (s. so

gleich Anm. 961 f.). Das hypothetische Unheil wird vorerst in jene

nemlicheu fünf Unterarten wie schon oben eingetheilt (d. h. wieder mit

Weglassung der propositio locah's. s. Anm. 894), und die Bemerkung

hinzugefügt, dass scheinbare andere Arten sich auf jene zurückführen

952) C. 27, ebend.: Capiendum es! con!ingens ad u!rumlibcl, u! illa 80lß pro

positio dicalur cou!ingens‚ quoe nen es! neoessun'o neu impossibih's . . ‚ . .. Toli: pro

poxi!io habe! duas couversiones. unom in terminis e! aliam per oppositas qualiloles;

idco prima videndum es! de prima.... Propositione: de conlingmli sumplae in sensu

compasiliom's e! eius uequivolentes couver!unlur sicu! suoe de innse‚ quando suae de

inuse couverlunlur simpliciler; e! hoc ext, quia . . . . ‚. Si unum conver!ibilc esl cou

liugcns, e! reliquum..... Si oulem illa de con!ingeuti sumatur in sensu divim, !uno‚

xi illa proposilio haben! pro subieclo lerminum communem ve! oliquid includens ler—

nu'num communem vcl elium parlicipium vel aequirolem ei ‚ illo proposilio es!

distinguenda, eo quod subieclum pole:! suppouere pro bis, quer sun!, v2! pro his,

quuc con!ingent esse.

953) C. 28, f. 34 r. B: De convcrsione proposüionum de conlinyeuti per oppoxilos

qualilule: es! nimdum, quod quaelibel proposi!io de conlingen!i ad ulrumlibet, si

suma!ur in sensu divisionis. couver!itur per opposi!as qualitates, i. e. ofi‘irmativu m

negativem e! c converw‚ sicu! sequitur‚„„. „Onmis homo cunlingeuler cum't. ergo

omnis homo cun!ingen!er nen currit“.

954) C. 29, f. 34 v. A: fiesla! dicerc de oonversione proposin'onum modalium,

quan nen ab onmibus cunccduulur esse modales. quue tarnen vere saut modales, sicu!

diclum es! prius (s. Anm. 894); e! quio sunt quasi innumorabiles, ideo nen in!endo

divers de omm'bus in speciuli‚ sed volo dore aliquas regu!aa generales .... .. Ouando

aliquod nennen modale mm polc:! oerifican' du uno comwr!ibili sie: hoc, quod veri

fice!ur de reliquo‚ !alis propositio modalis sumpla in sensu composi!o mm oonverlifw‘

simpliciter, quamvi: sua de Messe comwr!olur simpliciter; si aulem possi! verifinm'

de un!eccdcnle sine hoc, quod vori/icelur de consequente‚ Iolis propusitio sumplo in

sonsu compusilo mm couvcr!ilur. .. .. quia is!a r:gula nen es! generaliter vom „Si

unum couver!ibilium es! scilum, ergo reliqmuu es! scilum“..... Propou'lione: modales

in scnsu diviso e! eis oequivalenles conver!untur sicu! illae de i1tcssc‚ ubi oliqua

odverbialis delenninalio uddi!ur werbe.

396 XIX. Occam (Urtheil).

lassen, wie z. B. die Prohibitiv-Sätzc auf causale“"’). Indem sodann die

genauere Erörterung der propesitio conditionalz's auf die Lehre von

(‚'ensequentia verschoben wird 956), unterliegen die übrigen vier Arten

einer ziemlich ungleichmässigen Behandlung, da die Casuistik der Moda

litäten in willkürlicher Unvollständigkeit durchgeführt und dort oder da

ein beliebiges Bruchstück aus den Consequentiae eingestrcut wird; in

solcher Weise folgen unter Angabe der Regeln der Wahrheit zuerst

die prepesitie capulaliea"“)‚ dann disiunctiva"“), hierauf causalifl’“)

und zuletzt lemperalis““). Wenn aber sodann dennoch, d. h. trotz der

ausdrücklichen Angabe in Anm. 894 u. 955, als sechste Unterart die

lecalis besprechen wird 9‘“), welche allerdings von Anderen noch beige

zogen werden war (s. Abschn. XVll, Anm. 583 f.), so muss ich diess eben

darum entschieden als eine lntcrpolation des Herausgebers bezeichnen.

Und das Gleiche gilt mir von einigen am Schlusse angehängten Bemer

kungen über Adverbien und Conjunctionen”“).

955) C. 30, f. 34 v. B: Postquem Iranscarrendo de prepesitionibus eateg0n'n‘s

rt de proprietalibu: eurem est treutelum. mma de prepesilionibus hypothelicis et

preprielele'bus eurem ‚um! aliqua pauca addenda..... Prepesilienum hypelhelicamm

quinque assignaatur specics: cenditionalis. cepulativa, disiuncliva, causah's, temporah'e

(hier wie oben, Anm. 894, ist, — abgesehen von der gleichlautcnden Aufzählung

der fünf Arten --‚ das Wert „quinque“ nicht als Ziffer, sondern mit Buchstaben

gedruckt, und sonach ein Druckfehler nicht wahrscheinlich) . . . . ‚ .. Sun! mahnt

prepexila'enes hypelhelicae praeter praedivlas‚ quae temen..... ad pracdiclas reduci

debenl, ende isla „Senates philosophatur‚ ne sil ignerens“ aequivalet iste' „(Juda

Secrelcs neu vull esse ignorans, Sacratcs philosophalur“.

956) C. 31, f. 35 r. A: Ouia nendilienalis aequivalel um' cansequmtiae, ita quod

laue cendilienalis est vera ‚ quando antecedens in/erl censrqucns et nan aliter, ideo

diyferatur usque ad tractatum de censequenliis (s. Anm. 1016 ff.) Es! aliquande

cendüienala's necusen'a, et quaelibet pars eine est impessibilis, sith „Si Senates c:l'

‘ asinus‚ Secrates est rudibilis".

957) C. 32, ebend.: Ad vm'tatem coputalivae reqm'n‘lur, quod utraque pars sit

vera, et ad neoessitalem cepalatieae reqm'ritur, quod ulraque pure sit wem

seria u. s. w. Ebenso bei passiln'lilas und impessibililas A repulalive ad utram

qua partem est baue censrquentia Quandoque ab altere perle cepulelivae ad

totem polest esse (man censequenlia gralia materiae.

958) C. 33. f. 35 r. B: Ad ecritatem dixiunctiua_e requirilur, quod allem pars

.<il vom; et hoc ext intelligendum, quanda prepesitienes saut de prassenti et neu de

[umre nec aequivalentes prapesilienibus da feiere Ad pessibililalem disiuncti

mm su/fin'l, qued altere per: sit pessibilie; sed ad hoc quod disiunctiva sit impos

sibilt's, reqm'n'lur, qued utraque pars sit impasn'bilu Opposila centradicleria

disiuuch'uae es! mm cepulatiee aempesilu ex contradicloriis partium ipsius disiuncli

vae Ab aliqua perle disiunclivae ad totem est Immun argumenlum„ et e sen

verse est [allacia cansequcntis . . . . .. A disiunoliva cum negatione allerius partis ad

alteram partem est Immun argumenlum.

959) C. 34, ebend.: Ad aeriletem ceusalia requin'tur, quod quaeh‘bel pars s‘il

eera, et .n'mul cum hoc, qued entecedens sit cause censequenlis Ad nccessita

Iem causalis reqm'rüur neuessilas uln'usque partis; :ed ad impossibilitelem causalis

nan rcqm'n'tur impessibili'tas nec falsitas alirm'us parlis, sed su/ficit, quod anleeedens

nan possil esse causa censequcnlis.

960) C. 35, f. 35 v. A: Ad earitalem temperalis requirilur veritas utriusque par

tis er! pro zudem lempere eel pro diverse Ad necessilalem temporalis requiritur

nccesaitas um‘uaque parlis Ad imposst'hilitalem lemporalir nan requiritur im—

possibilüaa alicuius partis‚ scd sufficil, qued perle; eint inaompasn‘biles.

961) C. 36. ebend.

962) C. 37, f. 35 v. B.

XIX. Uccam (Argumentation). 397

Den dritten Hauptthcil des Compendinms bildet die Lehre von der

Argumen tation‚welche in vier Unterabtheilnngen zunächst die eigentliche

Syllogistik, dann die aristotelische Lehre vom definitorischen Wissen,

hierauf die 'l‘opik mit Einschluss der (Jensequentiae und zuletzt die So

phistik enthält. 0ccam bleibt dabei seiner ganzen grundsätzlichen Stel

lung, welche er für die Logik überhaupt eingenommen hatte, nur getreu,

wenn er in der ersten und dritten dieser Unterabtheilungen wieder in

möglichst reichem Maasse das Material der byzantinischen Logik mit der

aristotelischen Lehre durchgängig verllicht. Nur drängt sich uns auch

hier abermals die Bemerkung auf, dass Solches sicher nicht individuelle

Erfindung des Uccam allein sei, sondern schon gar Manche vor ihm,

welche sich unserer Forschung entziehen, Bausteine zu dieser Gestaltung

der Lehre von der Argumentation geliefert haben müssen.

Oceam unterscheidet vom Syllogismus im engeren Sinne, wornach

derselbe der edelste und grundlegende Theil der Argumentation ist““),

den Syllogismus im weiteren Sinne, welchen er somit in einen eigent

lichen demonstrativen, einen tnpischen wahrscheinlichen, und einen nach

Form oder Inhalt verfehlten eintheilen kann; dabei aber macht er gele

gentlich dem wissenschaftlichen Betriebe das unübertrell'liche Zugeständ

niss, dass Glaubens-Artikel für diejenigen Philosophen, welche Weltkinder

sind (sapientes mundi), nicht nur nicht als Beweisgründe gelten, sondern

nicht einmal Anspruch auf Wahrscheinlichkeit haben“"‘). Er wendet sich

nun sofort zu den Formen des kategorischen Schlusses, wobei er an der

Dreizahl der Figuren festhält und die Berechtigung einer vierten Figur

aus dem nemlichcn Grunde wie Seotus (ob. Anm. 207) abweist"“). Die

Ableitung der Modi der einzelnen Figuren stützt er, wie schon Albert

nach arabischem Vorbilde gethan hatte (Abschn. XVlI‚ Anm. 463), auf

die mathematisch möglichen Combinationen zweier Urtheile°““).

963) lll, 1, C. l, f. 36 r. A: Nunc ad !ertium !ractatam de argamcnlis es! ac—

cedendam, e! quia in!er mnnes species argumen!alionis ayllogismus oblinc! pn'au'pn

lum, ideo de syllogismo es! prima diccmlum.

964) Ebend.: Syllogismas ucripilar aliquanda pro ano eommani omni syllo

yisma, i!a quod syllogismorum quidam sun! demonstralx'vi, quidam lopici. qui

dam neu !0pici neu demons!ra!ivi Demonslralivus es! ille, in quo ex prupoxi

tiombas neussan'is evidenler no!is potes! accipi prima noti!ia conclusiam's . . . . ..

Topicus es! syllogisma: ex probaln'libm, quac v:dcnlur amm'bus vel plan'bas ve! ma—

xime sapiea!ibas; e! sie articali /idci non ran! prinzipia demonstrationis ner

coaclusionis, nec um! prohabiles‚ quia omnilms vel plun'bus er! sapicn!ibus apparea!

/alsi‚ e! hoc accipiendo sapieu!es pro sap:enlibus mundi e! praecipue inm'!en!ibur ra

tiom' na!arali‚ quia illo modo accipi!ar sapiens in desrrip!ioae sciealiae ve! philoso

phiae (vgl. ob. Anm. 733) Syllagismus‚ qui ner es! demonstrizlivus aec !opicus,

poles! dividi, quia quidam es! ca: imprababilibus, qm'dam mm ex improbabilibw, sive

quidam pecca! in materia, quidam noa peccat in maleria.

965) C. 2, f. 36 r. B: Tan!um saut Ins figurae, et nun es! upponemla

quar!a fiyara‚ quia, si medias !erminas praedicatnr in prima proposi!ione e! subiirilur

in secuada, nun an"! nisi transposih'a propositionwn posi!arum in prima fig-ura, e!

ideo mm seqaitar aliqua eonclusio, quam il!a‚ quae sequi!ur ez praemissis dispositis

in prima figura.

966) C. 3, f. 36 v. A: Braut sexdccim combinaliones, quamm duodecim pum

lnml con!ra praedicla principia (d. h. gegen die bekannten Grundgesetze der ersten

Figur) l’ale!‚ quod lan!am sun! qualaor madi utile: sive ulilium combina!io

398 XIX. Occam (Argumentation).

Nachdem er betreffs der ersten Figur hervorgehoben, dass die

Schlussfähigkeit ihrer Modi immer zuletzt auf dem sog. Dictum de amm'

et de nullo beruhe und dabei nur eine Zweideutigkeit des Ausdruckes

ein Hinderniss bereite, wofür man sogar Regeln aufstellen könne, welche

im Ganzen auf die bekannte spätere Formulirung „Tum re tum sensu

triplea: modo terminus esto“ hinauslaufen W“), zählt er die indirecten

Schlussweisen dieser Figur auf, fügt aber hiebei zu den fünf theophrasti

scheu, welche er auf Umkehrung und Umstellung der Prämissen zurück

führt, noch vier neue hinzu, welche auf vollständiger Ausnützung des

Schluss-Satzes beruhen und nach der üblichen Gestaltung der Nomenclatur

die Namen Barbari, Barbaris, Cela‘ront‚ Celantos (-—- wenn ich um der

Kürze willen mich so ausdrücken darf —) tragen müssten““); auch

weist er nach der Besprechung einiger Sophismen, welche kaum Erwäh

nam. Ebenso bei der zweiten Figur, C. 10, f. 39 r. A, sowie bei der dritten,

C. 14, f. 39 v. B.

967) C. 4, f. 36 v. B: Onando praemissac disponunlur semper ext banus sg/lloglsmus, niet acquivocalt'o impediat ivnelmodamopheitbofilgougriaa,. Als

Beispiele folgen dann Sitze der Theologie. besonders betreffs der Trinitäl‚ und

hierauf (C‚5‚ f. 37 v. B) mehrere Regeln der Vorsicht: Ad videndum, quanda discur

sus nun regulatur per dici de amnt' vel de nullo, intelligendae sunt hae regulae:

Qtttlftd0t‘hnqttt‘ minor habet aliquam exponentem negativam‚ talis dlscurrus nen

polest regulari per dici de omni vel de nullo... .. Onandoeunqur in minare denotalur‚

praediralum diei de suln'eelo, cum aliquo modo determinunle compasitianem nun e:

presse m maiorc, qui madu: positus vel nun posilus variat prapasitiauem quantum

ad verilalem w! [alsitatem‚ talis discursus nun regulalur...... (f. 38 r. A) Quando

rnnquc per nmiorem non denotatur, praedicalum verc alfirnum‘ vel vere ncgari de

pronamine demonstraere quodcunque, quod est realiler idem cum signtficato per sub

1'eclum, Inne arcip1end0 subieelnm aliqut'd lale non erit syllogismns regulatu: . . . . ..

(Munde in nu'narr ponilur aliqm's modus‚ qui denotalnr rnmpelere toll propan‘tioni,

si in maiore hoc nun dcnate!ur, nun semper [alle dtscttrsus regulabilur‚„... Alt“

regeln esl, quod nullus lerminus in praemissis vel in conrlusione sumalur aequrrore.

(B) Alia regeln est‚ quod nullum syncategareuma, nisi {orte signum univer

rale vel partieulare additum suln'cclo, addatur vel anferatur in minore vel conclusione

praeter illa‚ quae saut in maiore.

968) C. 6, f. 38 r. B: lslae conclusivnes (d. b. die vier aristotelischen ersten

Modi) saut prima sequenlex ex praemissis; mediale tanzen et sccundario sequulllur

aliae conclueianes. Nam in prima modo practer universalen: a0nelusionem sequitur

conclusio partt'vulari: et conversa nonclusiam': universalix; et ila lres canclusionex

sequuntur in prima modo, et ultima eanclusia ponitur sequi in illo modo, qm' dicitur

Baralipton. Ex prucnu'ssis aalen: dispost'lis in seeundo modo seqaunlur quatuar can

clusionee: prima aniversalis negative, .....secunda conversa illius universalt's, et tunc

habelur alle medus, qui diaitur Gelanles; lerlt'a ext particularis subalterna primae uni—

versalis; quarta ext particulart's et negativa de terminis trunsposilis, qaac es! sub

altema eeeaudae eanclaxionis universalis. Ex praemlssis vero in Icrtia modo sequentur

duae canclasiones, so. parlieulan's direrta, et secundario eanucrsa illiux, et tunc

habelur ille motlus, qui dicitar DflbtliX. Ex pracrnissis in quarto modo non seqmtur

niet una convlasio, quia partiealaris negativa non canverlilur; serl illa eadcm non

clust'a partiealaris negative seqm'tar ex aniuersali aflirrnativa de terminis transpositis

ipsius minoris et universell negaliua conversa maiaris ipsius, propost'lionibus trans

pnxitis concludenlibus tonclasioncm indireelam; simililer e:r ronversa malaris et mi

nari: transpasitis praemissis et indireale concludenlibur; et (am: habentur illi dltt)

modi Fapesmo et Frisesomantm. 0mm‘a autem pracdicla probantar per istas regulas,

quae semper :ant wenn „Ouidquid seqaitur ad canseqaens‚ :eqaitnr ad anlecedcnr“

et „Olu'dqut'd seqm'lur ad coneequens cum addila proposilione, seqm'lnr ad anlecrdenx

cum eadem propositiane“. Vgl. Pseudo-Thomas, ab. Anm. 342.

l

-XIX. Occam (Argumentation). 399

nnng verdienen W“), mit Recht darauf hin, dass der Obersat.z in der

ersten Figur unter Umständen auch ein singuläres Urtheil sein kann97“).

Ferner aber veranlasst ihn seine Fürsorge für jene Urtheile, in welchen

ein Cesus obliquus vorkommt (vgl. Anm. 903, 913, 942), nun auch zu

untersuchen, ob und wann in der ersten Figur mittelst solcher Urtheile

geschlossen werden könne, und er findet, dass diess der Fall sei, wenn

der Casus ob!iquus im tibersatze steht und in der nemliehen Stelle, in

welcher er dort ist, im Schlusssatze wiederkehrt, sowie ausserdem noch

bei vier anderweitigen besonderen Constellationen der Begritt'e 971). Bei

der zweiten Figur denkt er gleichfalls an die möglichste Ausbeutung des

negativen Schlusssatzes und fügt somit noch mehr neue Modi, als Pseudo

Thomas (ob. Anm.342), zu den aristotelischen hinzu, nemlich vier Schluss

weisen, welche Cesares, Camestros‚ Cesero, Cesaros heissen müssten"“),

während er bezüglich der Reduction der üblichen Modi auf die erste

Figur bei Baroco dem traditionellen Standpunkte folgt"“). Die Cäsars

ob!iqui ' liegen ihm aber auch hier wieder so sehr am Herzen, dass er

969) C. 7, ebend.: Per preedic!e passen! so!vi mul!e argumcnle .... .. (z. B.)

'„Omne enima!‚ si es! sensihiie, es! eorpes anime!mn; lapis es! enimel, si es! sen

sibile,‘ ergo Iepis es! corpus animalum“..... (die Lösung) Meier es! distingeemh

secundum compositt'onem e! divisionem (s. Anm. 914 u. 949) es! semmdum empiri

belogiem.

970) C. 8, f. 38 v. A: E!iam seqei!ur eviden!er‚ si'meior si! singelaris efl'ir

rne!ive ve! negativa; bene emm seqei!ur..... (z. B. beim vierten Modu5) „Socralrs

non currit, Aliquid albern es! Soere!es‚ ergo e!iquid e!bum non vom!“ (die Beispiele

für die ersten drei Modi sind ganz einfältig, wie beim ersten: „Socrales es! e!bus‚

Omnis homo es! Socra!es‚ ergo omflis homo es! a!bus“)..... [den le!is sgl!ogismus

es! boltl!8 sicu! die, qui regu!ater per dici de umni ve! da nu!!o‚ quia eliern

subiee!um singulere suppeni! pro onmi wo signi/icelo.

971) C. 9, ebend.: Circa syl!ogisrnum de obliquis es! sciendum, quod‚ quemio

rnaior es! de ob!iqao e! minor de rede, semper sequi!ur cenclusio de obliquo e! re

gule!ur per diei de omm' vel de hallo, demrnodo oh!iquites cede! a perle eiusdem

e:tlremi in eonclusione‚ e per!e wie: redi! in meiore, .... .. e. g. „Omnem hominem

eide! esines, Secre!es es! heran, ergo Soeretem vide! asirms“ .... .. „Nettes homo

es! asini, Seeretes es! homo, ergo Socra!es non es! usini“ Preeter praedirlos

rundes regeie!os in qua!uor easibus es! (Jones dummes: (ich will an

Stelle der langathmigeu Formulirnng für jeden der vier Falle nur Eines der Bei

spiele Occam’s auswählen) „Nullius hommi: es! asinus‚ Omne rixibile es! homiru's,

ergo nellum risibiie es! minus“ ‚ ‚ . . .. „Nu! es asinus vide! hominem, Omne risiln'le

vide! esinus, ergo nellen! risibile es! homo“ „Onmis hnmo es! enime!‚ Surre—

!em vide! homo, ergo Socra!em ride! anime!“ „Urnm's homo cum'!, Secre!es ei

de! Iiominem, ergo Secre!es vide! currentem“_

972) C. 10, f. 39 r. B: Sicu! ex preemissis in prima figara eliqeendo sequen

!ur plures eonclusiones, i!e es! e!iem in secunda figure. linde ex preerm'ssis

syllogismerum universaliem sequun!ur qae!uor cone!usiones, so. duee direc!ae univer—

selrs nepalivee e! suee sobal!ernee (die Ausgaben haben „universelis nege!ira e! sae

subo!!erna“, es geht jedoch aus der Parallele mit der ersten Figur unzweifelhaft

hervor, was Uccam wolle), e! duae indirectue, so. couvrrse primee conolasionis uni—

verse!is e! sube!!errte eiusdem. E: preerm'ssis edlem syllogismorum perlirularium

sequilnr arm seia conr!usio, so. partieularis nega!iva‚ quie i!!e non es! courer!thtlis

(s. Anm. 941). Sed ex preernissis !ranspositis !erminis non seqaitur alique conrlu

sie in seeende figere, qaie !imc preerniune essen! in !er!ie figere disposi!ae.

973) C. 11, f. 39 v. A: Uuer!us Modus reduci!ur per impossibile ad pri—

mum modern primee figurae arguendo ex con!redwioria cenclusionis e! maiore, infe

rendo cen!redic!oriern minoris.

400 XIX. Occam (Argumentation).

die sie betretl'endßn fünf Schlussweisen noch früher zu erwähnen sich

beeilt “'“)‚ ehe er den jedenfalls wichtigeren Grundsatz nachweist, dass

auch in der zweiten Figur aus hejahenden Prämissen ein Schluss möglich

sei, wobei er jedoch die Sache etwas ungeschickt angreift "75). Bei der

dritten Figur weist er wie Pseudo-Thomas (a. a. O.) auf die Umkehr

barkeit des Sehlusssatzes in Dar-ap!i‚ Disamis und Da!isi hin“"‘), und

fügt gleichfalls die beim Vorkommen eines Casus obliquus statthaften

Sehlussweisex'l heiß“). Gleichsam als Anhang zu den drei Figuren he

spricht er den sy!!ogisnws ewpositorius, aber in ganz anderer Weise

als Scotus' (ob. Anm. 206); denn Occam beschränkt denselben ausschliess

[ich auf die dritte Figur und stimmt nur darin theilweise mit der früheren

Tradition überein, dass er zugleich Singularilät beider Prämissen fordert

und negative Untersätze ausschliesst““). Ausserdem noch widmet er,

974) C. 12, ebend.: Syllogismus ex obliquis va!e! in secundu [iguro Bei

spiele der fünf Fälle sind: „Nullen: equum vide! asirms, Omnem homincm vidr!

asinus, ergo nu!lus homo es! equus“...‚.. „Nullur asinus es! homim's, 0mm': bes

es! horm'm's, ergo 1m!!us [ms es! osinus“..... „Ornm's homo es! anima!‚ Nullu: asinus

es! animalis, ergo nul!us asinus es! hominis“..... „Omnir osinus es! animol, Nut/los

homim's esi animal, ergo nu!lius homim's es! asinns“..... Nul!us homo‘ eide! asinum,

Omne risilu'le es! asinus, ergo nullum risibile ride! homo“.

975) C. l3, f. 39 v. B: 0uumvis dic!um xi! superius, qnod ex afl'irmalieis non

con!ingil arguere in secunda fignra, lauten ab illu I'l'g]tlld generell squ duo enrux

ezcipiendi. ,Primur‚ s|' medius !e_rminus si! !erminus discre!us‚ ricu! „0mm‘s

homo es! Socra!er‚ Plato es! Sopra!es, ergo Plato es! homo“ (abgesehen von der un

übeisteiglichen Dnmmhrit digrsgasheispieles ist Oceams Meinung überhaupt nur bei

singulären Urtheilen, welche sich dmkehren lassen, haltbar; gesetzt z. B. man

liesse folgende zwei Urtheile trotz der in ihnen liegenden Uebertreibnng als wahr

gelten „Alle moderne Kritik beruht ursprünglich auf Lessing“ und „Der grösste

Genius des vorigen Jahrhunderts ist Lessing“, so könnte mittelst der n0thigen Vor—

kehrungen ganz normal geschlossen werden „Auf dem grössten Genius des vorigen

Jahrhunderts beruht alle moderne Kritik“)..... Secundus easus ext, quando htedius

terminns sumi!ur cum signo universuli, ....bcne em'm sequi!ur „Omnis homo es! omne

risilnle, Sucrßl2s es! 0mm: n'aihile, ergo Soerates es! homo“ (wesentlich ebenso)......

In duobus praedie!is eaailms nun, sofern con!ingi! arguere er universalibus all'irma

liefe, sed eliam ex omm‘hus aflirmalivis parlieularibns. Ein Verdienst 0ccam's ist

jedenfalls der Hinweis auf die singulären Urtheile (vgl.Anm. 970); nur müsste eine

Logik, welche hierauf näher einginge, auch die Umkehrharkeit dieser, sowie der

partienlaren, Urtheile präciser ins Auge fassen.

976) (1.14, l. 40 r. A: Sieu! in prima figura aliqui modi concludun! indirerte,

i!a e!iam in !er!ia fiynra; num quilibe! modus ofl'irma!ivus concludi! duas (‘01!Clü5i0flt‘s,

so. wurm direr!am e! man: eonversavia; modi ou!em negativi concludun! !an!um unom.

977) C. 15, f. 40 r. B, woselbst unter mehreren Beispielen folgende vor

kommen: „0mm'r armus es! homim's, omm's asinus es! animal, ergo aliquod animal

es! hominis“„„„ „Omnis asinus es! um'mn!‚ 0mm's asinus es! hominis, ergo hominis

es! animal“...... „Nullus-asinus es! Socrulis, Omm's asinus es! I’la!onis‚ ergo Plß!u

nen es! Socm!es“ u. s. w.

978) C. 16, f. 40 v‚A: Syllogisvnus erposi!orius es!, quando argui!ur e: dua

bus singu!aribus in !er!ia figurtr, quarum singularium subiec!um suppom'! pro uliquo

mm numero, quod nun es! plures rcs‚ hoc oddi!o‚ quer! minor xi! afl’irmolieo,

quio, si niinor si! nega!iva‚ non wie! syllogismus Unde omnes lales syllogismi

saut bom' „Soerales nen es! oggregalum per accidens, Socrates es! homo u!bus‚ ergo

homo a!bus non es! aggregatum per aceidens. (An einer anderen Stelle, II, 27, f. 34

r. A, polemisirt Oceam gegen jene Theologen, welche den sy!!ogismus exposilnrius

überhaupt als solchen verneinen, indem sie in ihm stets irgend ein Sophisma er—

blicken: Syllogismns expositorius es! es: .ve evidens nec indige! ulteriori probatione‚

XlX. 0ccam (Argumentation). 401

entsprechend seinem Verfahren bei der Lehre vom Urtheile (s. Anm. 912

u. 943), denjenigen kategorischen Syllogismen eine besondere Erörterung,

in welchen Urtheile vorkommen, deren Verbum im Prätcritum oder im

Futurum steht, und er zeigt durch die drei Figuren hindurch, in welcher

Weise und mit welcherlei Supposition derartige Schlüsse möglich seien““).

In peinlichster Ausführlichkeit aber bespricht er die modalen Syllo

gismen, indem er auch hier sich bei der schlichten und doch umfassenden

Auseinandersetzung des Aristoteles (Abschn. IV, Anm. 558—578) nicht

begnügen zu können glaubt, sondern diese ganze Lehre durch seine be

liebte Unterscheidung zwischen sensus compos‘t'tus und sensus divisus

(s. ob. Anm. 914 u. 949 ff.) umformen will. Wenn wir auch im Ver

gleiche mit den übrigen Autoren des Mittelalters, welche aus der ihnen

wohlbekannten Analytik des Aristoteles diese ganze schwierige Gruppe

hinwegliessen oder in oberflächlicher Kürze abmachten, bei Occam den

hingebenden Fleiss und die Verschwendung eines einseitigen Scharfsinnes

anerkennen müssen, so hat derselbe dennoch gerade durch jenen byzan

tinischen Formalismus das Ganze derartig ertüdtel, dass für eine be

sonnene Wissenschaftslehre oder Logik hieraus keinerlei Frucht erwachsen

kann, während die phil0sophische Basis, welche bei Aristoteles diesem

Formen-Getriebe im Begriffe der Möglichkeit einwehnt, vielleicht noch

heutzutage einer Wiedercrweckung und Ausbeutung wert.h wäre (und

zwar in anderer Weise, als die „inductive Logik“ thut, wenn sie diese

Fragen berührt oder streift). Occam verfährt bei seiner unfruchtbaren

Casuistik in Trennung des sensus compest'tus und des sensus divisus

und nöthigeufalls in Bciziehung der Suppositionsfähigkeif der ampliativen

Worte (vgl. Anm. 950 u. 952) derartig, dass er nicht die drei Schluss

fignren zum obersten Eiutheilungsgrnnd macht, sondern sich nach den

Arten und Unterarten der modalen Schlüsse richtet und jede einzelne

derselben nach der Reihe der drei Figuren erörtert. So behandelt er

(—— die Einzeln-Darstellung dieser ganzen Lehre darf ich wohl füglich in

den Baum der Anmerkungen verlegen, da ich ausserdem im Texte nur

das Nemlichc in deutscher Uebersetzung wiederholen müsste ——) zuerst

et ideo mattem errant, qui begabt talem syllegismum in quacunquc mate11'a, nisi

possent ibi ostcndere falleciam; et quia syllogismi expositen'i, qui sunl ex :e

evidentes‚ frequentcr neganlur a modernis theologis, ideo contre totes neu est dispa—

tandum, cum negant per se note.)

979) (1.17, f. 40 v. A: Videndum est, quemede syllegizandum est ex propesitie

nil»us de praeten'to et [etwa . . . . .. (In der ersten Figur) Ouando medius terminus

est ler1ninus commum's, si subiectum maioris suppenit pro bis, quae sunt‚ minor debet

esse de praesenti . . . . .. sie arguende „Omnc album feil Senates, Plato est atbus‚

ergo Pluto [in't Socralcs“ . . . . .. Circa preposilt'ones de [atme st' subtestum maiert's

occipitur pro bis, qttac erunt, reiner debet esse de futuro; si accz'pitur pro bis, quae

sind, minor dcbct esse de praescnti . . . . .. C. 18, f. 40 v. B: Es: amltabus praemissis

du praclcrile in secunda figura sequitur conclasio de praesenli, quamle utrt'usque

subt'actum suppom't pro bis, quae eunt, sicut „Nullum albern [m't bomo, Omne

nigrum [alt bomo, ergo nultum m'grum est albern“ . . . . .. C. 19., f. 41 r. A: In tertia

figura, si subiertum utriusque praect'se2 accipitur unifonm'ler, semper seqm'tur can

clusie de praelcrite, subt'ecte conclusionis arccpto pro eo, quod fuit . . . . .. Si entern

maior sit de praeten'te et miner de pracsenti, si subiectum 1naioris suppent‘t pro bis,

quae saut, sequitur cenclusie de preeten'te, subt'ccte cenclusionis sumptu pro bis,

quer snnl.

Pan-u, Gesch. lll. 26

402 XlX. (Argumentation).

jene Syllogismen, _w;lehe aus zwei gleichartigen modalen Urllieilen gebildet

werden, d. h. entweder aus zwei Nothwendigkeits-Urtbeilen°”°) oder aus zwei

Möglichkeits-Urtheilen 9’“) oder‚zwei 'I.ni'älligkeits-(coatingit) Urtheilen 985')

980) C. 20, f. 41 r. B: Uaendo die!um propositiom's poni!ar cum modo, illa

propositio es! distiagueada secuadum compositwacra ve! divisionem rcl secaadam am

philwlogimn . . . ‚ .. Circa primam figaram es! sciendam, quod, quando praenussae de

aeressario samt accrplae in sensu composiio‚ semper es! bonas syllogisnias ia/erras

noasimilem eonclasionem quantam ad xensum eompositam Seil quando omnes

propositiones samaatar in seasa dieiso, !anc semper seqailar sed illi qainqae modi primae figarae roncladeates indireete noa ceoonaerllaasidoun!diricnctuun;iform!

cuntiusione de aecessitate‚ praemissis saniplis in sensa diciso..... Si aalen: maior

sunia!ur in seaxa camposito e! niiaor in semu diviso, sequitar conclasio in seasa

diriso . . . . .. Si aalen: maior samatar in seasa diviso e! minor in sensa composilo,

seqaitar coaetusio in sensu diviso et in xensa eompasi!0...... C. 21, f. 41v. A:

Ouaado omm:s proposilion6s de aeressario in secaada figara suman!ar in sensa com—

posito, semper seqailar eonclasio de aeressario sump!a in sensa eompositn ..

Si unten: oniaßs praemissue samaalar in sensa diviso, nun seniper vale! syliogisnms.

St aatem maior saam!ar in sensa composilo et minor in sensu divisu, wie!

disrursus respectu eoaclasionis samplae in sensa diviso...... Si aalen: maiur samatar

in sensa diuiso et minor in sensu coraposito, non sequitur coaclusio in unsa rom

positfl..... C.22, f. 41 v. B: In terlia figara, quando onmes praemissae snmun!ar

in senst! compusilo‚ lene! syllogismas sicat in sais de iaex.sc...... Si entern nnmes

saraanlur in scasa diniso, oamis discarsm wie! e! sy;ilrrgisnms, qaia iila de ae

eessurio seniper eoaver!itar in illum de inesse .. Si aatem maior sanmlur in

seasa eonipnsito e! minor in xeasa diviso, nun sequilur eom‘iusio in sensu diriso ner

in seasa composi!o..... Si aa!cm maior sama!ar m seasu diuiso et miaor in sensu

rumposiio, semper seqaitur cone!usio in seasa diviso.

981) C. 23, f. 42 r. A: Dieendam es! de ani/‘onni generalione syliogismOrara de

passibili, e! aceipio hie possibile pro possibili, qaod es! commune 0mm" propositioni‚

qaae nun est impossibilis (vgl. Anm. 950) In omm' /igura, si aeeipiantur 0mnrs

propositioaes de possila'li in seasa eomposito, ‚...aon wie! sytiogismas, qaia....noa

seqai!ur „Omne coioratarn esse allmm , es! possibile. Omae nigrum esse eoloratum.

es! possibile, Ergo omae aigrnm esse album, es! possibiie“.. Sed si illa de possi

bili samatar in sensu diaisn, !unc es! il!a proposilin distin_qaenda penes modam

aequivotatioais (vgl. Abschn. XVII, Anm. 225 HI), quod, si sala'eclam maioris

aceipitur pro la's, qaae possan! esse, quaiiil‘rnmquc samatur sabiectam minon‘s,

semper es! syllogismas unif'ormis lmaus; si aatem sula'eotam maioris sapponil

pro la's, qaae saut, !aac !alis syllogismus ani/ormis noa vale!...‚.. Si antun maior

si! de possibili in seasu eomposi!o et minor de possila‘li in sensa diviso, nalla se—

quitar enoelasio Si aalen: maior ureipitar in seasa diviso et miaor in sensa

composito, non seqaitur eoaclasio C. 24, f. 42 r.B: In seeanda figura, si sab

iec!a u!riasque supponanl praeeisc pro bis, qaae saut, sylioyismas aon rate! Si

aalen! sabieetam a!riasque areipilar pro bis, qaae possan! esse, sie noa tene! syllo

gCi.s12a5u,s, f...4.2..vq.uiAa: nIengatteirvteia dfiegaproass,ibsiiliutnroaaqureonporearlcirtnairssianrunmegsaatmiovteumr dien psosesaisbailid.ivisn

e! wütectum u!riusque sappona! pro bis, qaae saut, seqailur eonelasio de possibili.

sunipto sabiec!o pro eo, qaod potes! esse .... .. Similt!er si sabieetam u!riasqae sup

poni! pro la's, qaae possun! esse, seqaitur coaelasio de possiln‘li, sabieclo samplo pro

eo, qaod potest esse...... Si aatem sabier!am in maiore samatar pro eo, quod ext,

e! in miiiare pro eo, quod potes! esse, e! siniiliter e converso, !eae! syliugismus.

Si aalen: maior suma!ar in seasu diviso e! subt'eclura sappoaa! pro eo, quod

potes! esse, e! minor sü de possibili in seasa composito‚ seqaitur conelusio in sensu

diviso.

982) C. 26, f. 42 v. B: Circa umformen! generalionem syllogismorum de contin

gea!i non neonxsa'rio (vgl. Anm. 952) es! prima scieadam, quod in nulia [igura esl

la!is ani/onnis yeaera!io roaaeaieax‚ si omnes proposiliones suman!ar in scasa com

pon'to, qaia ex contingeatibas polest seqai tam neeessarium qmm! impossibile.

. . . . .. Staat ilia de porsibili habe! daplicern areepliaaem, ila e! illa de coniiayenti.

u .\*_‚

XIX. Oceam'ü (Argumeritatio'n). 403

oder aus .1.Wei .Unmöglid1keits-Urtheilen 083) oder aus zwei Ur

theilen‚. in welchem anderweitige Ausdrücke der. Modalität (z. B. sai

!um, opinabile und dergl.‚ s. Anmerkung 895 und 954) vorkom

men 984). Dann aber folgt die lange Reihe der verschiedenen Combi

n:gtioneu‚ nemlich: ein „l_nhürenz- und. ein Nothvyen_digkeits-Urtheil98“),

Si subieolum muiaris sumatnr pro Iris, quac continynnt, uniformis es! honus respeclu

COI!CIMNÄOHÄ\' de coulinymli, subieclo rodeln modo‘sumpto..... St aalen: niaior xuma!ur

in sonst! composito et miuor in scnsu divisu‚ sylloyisnms nen oale! . . . . .. Sirrziltter

si maior acripilur in sensu_divi.So et minor in .<ensu compasito, nun valet . . . . ..

(1.27. 1.43 r. A: In sammle /i_qura uniformis generalip de ron!ingenti nun vulel. e!

hau quotiternunque romln'nmtur propasiliones. quia uniwrsatis negative de can

!inyenli r_mn es! _oonvertibilis in aliquam universalem..... C. 28, ebend.: _ln tertt'a

fignrn, si ambac pracnn‘ssoe suman!ur in sen.m dloiso e! Sültlßflllt'll utrlttsqlte sapponul

pro Iris, quae .<unt‚ sequitur conclusio de contingenti‚ snbierta sun_ip!o pro ca, quod

eontinyi! Sinu'lih-r xi subiec!uni ulriusque praemiuuu supponat pro Iris, quav

nonttngunt‚_ sequitar eonclusio de contingenlt; subt'ecto sumpto pro bis, quoe contin

yunl..... Simililer xi «_ubil‘ctum in una suppona! pro bis, qaae saut, e! in alta pro

Iris. quae contingunt‚ scquilur cansimilis conclusio . . . . .. St 1noior accipitur in .wnsu

dioisa e! mlnor in genau cumpostlo. sylloyismus nen ratet. Sinaililer s! subt'ectum

propasitionis aceeplae in sensu diolso suppono! pro bis, qaaa coulingunt, non ratet

syllogisnms.

983) C. 29, f. 43 v. A: De uniformibus propostlionibus da imposstbili es!

st‘iemlum, quod, si‚omnas propositiones sumnntur in sen.m eamposilo, talis discursu:

nen valet...... Simillter sl omnes propasitioncs de impossiln'li surnantur in sensu

divisa. nen unle! lalis discursus. Ä _

984) C. 30, ebend.: Bes!al oidere, quando ex a_l«iis qualtbus aontingil argu8re.

Pro scnstbus composilis talium propasitionum es! ista regula generalis, quad

quando altquad !ale nome‚n modulo potest p_ori/iearl de praemissis absque hoc‚ quod

uert/icetw de conclusianc, imn potes! vere rentaven‘ a conclusione‚ uniformis ex talt'bus

in sensu composilo nun valct; ....quando autem de praemissis nen potest verifiean'

tolle modus, nisi etiam oert/lcetur de cooclus_iun_e, uniform"; ez talt'lms sempcr tenel,

sind „Omnem hominrm esse animol, es! apinahlle‚ Socratem esse Iraminem; ext

opinaln'le, Ergo Socratem esse animal, es! apinabile“....„ ‘Si aalen tale.y prqemisme

sunmntur ambo in sensu tliuiso, in prima [igara st’ntper est syllogismus regulalus... ..

St entern nlaiar lalis nm'/ormis in prima [igura suntalur in seusu campasilo e! minor

in 5('ßSlt diviso cum aliquo modo, tenc! respcctu canelust'onis in sensu diviso . . . . ..

Sed in sccunda figura paart tales diseurxus vulen!‚ st omues praemlssae suman!ur in

sensu diviso.. In tertla figura, quando ambae praemiasac nununtur in sen.m diuiso

e! motlalz'< ln/er! man: de inesse, seniper sequitur rouclusia in sensu dluiso.

985) C. 3l‚ f. 44 r. A; Dicendutn ex! de syllogismo milon er propostlione de

inesse e! madali du noc_es.vario..... Ex ntaiori du necessaria sumptu in xcnsu diviso

a! minqre de inesse semper sequilur conolusio de neoe.sxurio in sensu diviso

Sud si conclusio suflmtur in sensu eomposito, diuursus nen valrt...... (B) Si au!ent

maior in. toll nii:tiane sumatur in sensu vomposito, uon temper valel talis mixtio,

sed oporlot‚ quod n|inor subsumpta s’il de inesse simpliciter. qiu‘a si minor es! de

inessc ut nune, nen oolc! 1ni:rtio (die Unterscheidung zwischen incssa sintpliu'ler

und esse u! nunc fliesst aus der Lehre von Uonsequentia. s. Abschn. XVll, Anm.

618 f.)...... Si autem maior sumalur de inesse et minor .de neuessario in sensu

diri.m vel aequivalenli ei‚ discursus nen volet..‚.‚ Si autcm minar sunxatur in sen.ru

composito‚ etium nen rate! dlscursus; notandam es! antun, quod si niaior sil

de messe simpllciter‚ talt's mixtia valol...‚.- Philosophus aliquando quuitur de tllis

de nenrssorio in sensu diviso c! aliquando in sensu eamposita (vgl. hingegen ob.

Anm. 949 und bei Scotus Anm. 201) Sciendum es! igitur, quod, ai maior sil

de incsxc ‚simplicitcr, mixtio tenot, sive minor‚ .rumolur in scn.m divisa eive in sensu

COYIIPORÜO C. 32, f. 44 r. A: In sevundu Ilyurn, si illa de ner‘essa1i0 sumalur

in sen.m compasito. ad hoc quod mix!io sit.bona, requiritnr‚ quod lila s1'! de inesse

aimpliuler; s: enint esse! de inesse u! nunc, qualiscunque fucri! de nacessario, nen

.a--‘u-

..

26'

404 XIX. Occam (Argumenlation).

ein lnhärenz- und ein MoglidlkeiLs-Urtheilgg“), ein luhärenz- und

ein ZufälligkeiLs-Urüleil"37), ein lnhàrenz- und ein Unmöglichkeits

sequitur conclusio de neccssario...... Quando negativa est de necessario et in affir

mativa accipitur sub media aliquid inferius ad medium, semper discursus est

bonus...... Sed si affirmatan sit de necessaria in sensu composita et universalis

negativa de inessel non sequitur conclusio de necessario... In quarto modo secundae

figurae, sive propositio affirmation sit de necessario sive negativa, non sequitur con

clusio de necessario..... C. 33, f. 45 r. A: Quando autem debet fieri mixtio in terna

figura, ....si illa de necessario sumatur in sensu composito, miztio non valet gene

raliter, sive maior fuerit de necessaria sive minor..... Turnen si minor sit de inesse

simpliciter, tenet miztio..... Scd si illa de necessario sumatur in sensu diviso,

quando maior est de necessario et universalisl semper sequitur conclusio in sensu

divisa Si autem maior sit particularis affirmativa, valet mis-tio Si autem

maior sit particularis negativa, discursus valet.

986) C. 34, f. 45 r. B: De mizetiane de inesse et de possibili . .. in prima figura

sciendum est, quod, si illa de possibili sumatur in sensu composito, sive maior

fuerit de possibili sive minor, non valet talis miztio universaliter..... Tamen si

minor sit de inesse simpliciter sive maior, valet miztio; similiter si in syttogisnw

negativa sumatur aliquid inferius ad medium; ....scd in syllogismo affirmative non

sufficit accipcre inferius..... Si autem illa de possibili sumatur in sensu diviso,

aut maior est de possibili aut minor, aut subiectum stat pro his, quae sunty vel pro

his, quae possunt esse,- si primo modo, semper est miztia bono; . . . . .. si autem

subiectum supponit pro his, quae possunt esse, adhuc mizlio valet...... Si autem

minor sit de possibili et maior de inessi', non valet miztio C. 35, ebend.z In

sensu composite, sive fuerit negativa sive affirmation de possibili, nulla sequitur con

elusio in secunda figura.... Si autem illa de possibili in sensu divisa sumatur, nun

valet talis miztio.... . c. 36. l. 45 v. A: Si autem in tertia figura illa ile possibili

sumatur in sensu composite, sive fuerit affirmative sive negativa, non sequitur uni

versaliter aliqua conclusio de possibili...... Quando tamen utraque est oflînnatioo,

sequitur conclusio de possibiti sumptu in sensu divisa Si autem maior sit de

inesse et minor de possibili, si subiectum sumatur pro his, quae sunt, tunc valet

miztie, si utroque fuerit universalis Si autem minor de possibiti fuerit particu

lan's' et subiectum sumatur pro his, quae possunt esse, mm valet mixtio.

987) c. 37, f. 45 v. A: videndum est, quomodo valet mixtio est de inesse et

contingenti non necessario, et primo in prima figura..... Si illa de contingenti

sumatur in sensu composito, sive fuerit maior sive minor, non sequitur conclusio de

contingenti, neo sequitur in sensu divisa . Ouamvis maiore existente nega

tiva de possibili et sumpto in minore aliquo inferiori sub medio termina, sequitur

conclusio de possibili, non tamen illa regula cst vera, si maior sit de contingenti.

. . . . .. Si autem illa de contingenti sumatur in sensu diviso, si sit maiar, aut sub

iectum acoipitur praecise pro his, quae sunt, aut pro eis, quae contingunt.‘ si primo

modo, est syllogismus regulatus; si autem subiectum maioris praecise suppanit

pro his, quae contingunt, non valet mixtio; si autem supponit tam pro his,

quae smut, quam pro la's, quae contingunt, sic est mixtio bona Si autem minor

sit de contingenti, non sequitur universaliter conclusio Turnen si maior sit de

inesse simpliciter, sequitur conclusio de contingenti, et hoc, si minor sit sumptu in

sensu composita vel diviso; hoc tamen intelligendum est: si maior sit affirmation,

sequitur conclusio de contingenti; si autem maior sit negativa, sequitur conclusio

de possibili c. 38, f. 45 v. B: Si itla de contingenti fuerit negativa in secunda

figura et sumatur in sensu composito, quamvis illa de inesse sit de inesse simplici

ter, non sequitur conclusio de contingenti Similiter si affirmatan fuerit de con

tingenti, non sequitur conclusio de contingenti in sensu composite; similiter etiam,

quamvis affirmatiaa sit de inesse simpliciter Si autem negativa fuerit de inesse

et a/firmativa de contingenti, non sequitur conclusio de contingenti . Si autem illa

de contingenti sumatur in sensu diviso, si negativa fuerit de contingenti, non sequi

tur canclusio de contingenti; si autem affirmation fuerit de contingenti, sequi

tur conclusio de passibili c. 39, f. 46 r. A: Quando illa de contingenti in tertia

figura sumitur in sensu composito, non sequitur generaliter conclusio nec de contin

XIX. Oceam (Argumentation). 405

Urthei1989)‚ ein lnhärenz-Urlheil um] ein Urlheil anderweitiger Moda

lität 989), ein Nolhwemligkeits- und ein Möglichkeils-Urtheil“90), ein

genti nec de possibili in sensu composita Tamen si utraque sit universali: affir

motivo et subiectum illius de contingenti suppouit pro his, quae sunt in actul et ac

cipitur in sensu dioiso, sequitur conclusio de possibili in sensu diviso, si autem

subiectum illius de contingenti sumatur pro his, quae contingunt, non sequitur con

clusio.

988) C. 40, ebend.: videndum estl an ea: illa de inesse et de impossibili possit

fieri syllogismus mitius Semper illa de impossibili oequiealet alicui proposi

tiani de necessario, et ideo er praedictis circa miztionem necessarii et de inesse

potest paterr, quomodo potest argui ez propasitiane de inesse et de impossibili. Vgl.

Anm. 983.

989) C. 41, f. 46 r. B: Diccndum est de miztione propositianum de inesse et

de aliis propositionihus modalibus, et primo in prima figura Ouando ali

quis modus pasitieus occipitur, cuiusmadi sunt ,,scitum, notum, demonstraliile, per se

notum, oerum“, raro vel nunquain, si maior sumatur in sensu composita et minor

de inessel sequitur conclusio de tali modo in sensu composito, sive minor sit de in

esse simpliciter sive ut nunc Videndum est, an talis modus possit competere

propositioni universali, et si competat, an cuilibet conseguenti ad illam universaleml

vel non. Si non, nunquam talis discursus valet; huiusmodi autem sunt ,,scitum,

dubitatum, per se notum, creditum, opinatum, concessumu . . . . .. Si autem talis mo

dus non possit competere uni propositiani universali, nisi competat cuilibet conse

guenti, tunc tenet syllogismus; talis autem modus est littera „verum“ Si autem

talis modus sit negatieusl ut littera ,,falxum“, tunc non valet talis mixtio. Sed si

illa de modo sumatur in sensu diviso, semper talis mis-tio valet respectu propositio

nis de consimili modo in sensu diviso C. 42, I. 46 v, A: In secunda figura, si

talis de modo acoipitur in sensu composito, raro vel nunquam valet 'syllogiamus,

quando modus aliquid addit ultra istum modum noerum“, cuiusmodi sunt tales modi

,,scitum, demonslralum, per se nolum“ Si autem illa de modo accipitur in sensu

diviso, raro vel nunquam valet mirtio, sive affirrnativa sive negativa fuerit de modo.

Ouamvi: ez talibus propositionibus de modo sumptis in sensu divisa vel eis

aequivalentibus sit omnino idem modus arguendi in prima figura, sicut si omnes pra

pnsitiones essent de inesse, non tamen sic arguendum est ex eis in secunda figura,

et ratio est, quia tales propositiones non convertuntur isicut illae de inesse . . . ‚ ..

C. 43‚ I. 47 I. A: In tertia figura, si illa de modo sum/itur in sensu composito, non

valet millio respectu conclusioni: de modo consimili, addendo aliquid super hunc

modum „verum“ sumpturn in sensu composita Si autem illa de modo sumalur

in sensu diviso, si maior sit de inesse et minor de modo, non valet mizlio; si

autem maior fuerit de modo et minor de inesse, si maior fuerit universalisl est mi:

lio bono; similiter si maior fuerit articularis, valet miztio ldeo scien

dum est, quod in syllagismo ezpositoiio s. Anm. 978) semper, si maior sit de modo

et minor de incssc, valet inixlio; sed si maior fuerit de inesse et minor de modo,

non i'alet. -

990) C.44, f. 47 r.B: De nu'zfione necessarii et passibilis in prima figura, quando

utraque sumitur in sensu composito, . . . . .. si maior fuerit de necessario et minor de

possibili, sequitur conclusio de possibili in eodem sensu; et eodem modo, si

maior fuerit de passibili Quando illa de necessaria sumitur in sensu composita

et illa de possibili in sensu dioiso. si maior sit de necessario, sequitur con

clusio de passibiti sumptu in sensu diviso, similiter si illa de necessario sit

minor,- .....sed si subiectum maioris accipitur pro his, quoe sunt, praecise, et sub

iectum conclusioni: pro his, quae possunt esse, non valet talis mixtio Quando

illa de necessario sumitur in sensu divisa et illa de possibili si maior sit de posxiliili, non sequitur conclusio de necessario innecsendseu icnocmspsoes,itos,ed de

possibili sumpta in sensu composito; sed si maior sit de necessario. non valet

mixtio utraque praemissa sumptu in sensu diviso, si maior fuerit de ne

cCe.ss4a5r,io1,24n7onv.vaAl:et Inmixsteicou;nd.a..fi.g.usread, ssii mialilaordefuenreictesdsearipoosssiubimlait,urvailnetsemniszulicoampa

sito, si negativa fuerit de necessario, sequitur conclusio de possibili Similiter

406 XIX. Occam (Argumentation).

NothWendigkeiis- und I ein Zul'älligkvits-Urtl|cil9°‘)‘, rta-in Mnthwondiigkcilsi

und ein ITnmöglichkeils-Urlheil“92). ein Ptothwendigkeits- undrein Unheil

si utraque sumatur in sensu composilo Similiter si oflirnmtioo fnerit' de neces

sario Similiter si illa de passi/J" sumotnr in sensu composita Ouondo

illo de necessario sumitur in sensu diviso et illa de possibili in sensu rompoaito, et

tunc sequitur conclusio dc possibili Similitcr si utraque sumatur in sensu rom

posito . . . . .. C. 46, ebemLz ln tertia figura, si illa de necessario sumatur in sensu

composita et illa de possit/iii similitcr, sequitur conclusio de posxlbiti Si

autem utraque sumatur in sensu diris-ox si maior fuerit de nor-ossario, non sequitur

conclusio de possibili, nisi subiectum conclusionis sumatnr pro eo, quod potest esse;

si autem maior fuerit de possibilt‘, semper sequitur ‘conctu‘sio‘ de possibili,

sumptu subiecto conclusionis pro eo, quod est ..‚.. Si illa de necessario sumitur-in

sensu composita et sit minor, sequitur conclusio dè possibtli;‘..'._. si autem illa de

necessario iit maior, sequitur conclusio dc possibiti in sensu diviso,‘ subiecto sumptu

pro eo, quod potest esse.v Si autem illa de possibili sumotur in sensu diviso et illa

dc neceSsario in sensu composito, si illa de necessario fuerit moior, sequitur conclu

sio de ‘f/osxibili, subiecto sumpto pro eo, quati potest esso,- si autem illa de necessa

rio fuerit minor, sequitur conclusio de possibili. i

991) C. 47, ‘f: 47 v. A: De mia-tione necessarii el contingentis in prima

figura, si utroque sumatur in sensu compoxito, si maior fuerit de neces

sario a/firmotiva et minor de contingenti, non sequitur conclusio similiter si maior fuerit negativa de necessario; sed si in mdienocroentsiunmgeanttuir; sub

iectum inferius ad subiectum maioris, semper sequitur conclusio .. Si autem maior

fuerit de Contingenti, non sequitur Quando illa de necessario sumitur in sensu

composita et illa de contingenti in sensu diviso, si illa de. necessario sit maior,

in syllogismo affirmatioo non sequitur conclusio dc contingenti; si maior fuerit

de contingenti, si subiectum maioris sumatur praecise pro Iiis, quoc sunt, .....uolet

iniittio; si sumatur praerise pro his, quae contingunt, non valet..... Quando

illa de contingenti sumitur in sensu composito et illa de necessaria in sensu diviso,

si illa de necessario fuerit maior, non sequitur; si maior fuerit de ron

tingenti. non valet mia-tio Quando utraque sumitur in sensu diviso, st

maior fuerit de neuessan‘u, non oolet; si maior fuerit de contingenti, semper

sequitur conclusio de contingenti .. c. 48, f. ca r. A: In secunda figura, si utra

que sumutur in sensu composito, non valet mixtio . . . . ‚. Quando illa de necessitate

sumitur in sensu composita et illa du contingenti in sean diviso, semper talis mia-tio

non valet Quando illa dc i-ontinnenti sumitur in sensu composito et illa de nr

cessario in sensu diviso. talis mizlio non valet Quando utraque sumitur

siin osfefinmsiuotdiivvaisof.uerit desinenceegsastiavraiæfuesreiqtuitduer nceocnecslsuasriioo,denoinnessseequeittudre cpoonscsliubsiiloig, non

autem de contingenti C. 49, ebend.z ln tertia figura, quando utraque sumitur

in sensu compoxito, semper sequitur conclusio de possibili, sed non de con

tingenti Ounndo illo de necessario sumitur in sensu compositth illa de con

tingenti in sensu diviso, .. si illa de necessario fuerit mnior, si subiectum mino

ris supponat pro eo, quod est, non sequitur conclusio de contingenti, sedde possibili,

.. .. si sumalur pro co, quod colitingil, non sequitur; ..o.‘ si autem maior fuerit

de contingenti, si subiectum maioris supponat pro eo, quod est, sequitur conclusio

de. contingenti; si pro eo. quod contingit „mm sequitur Quando illa de

vcaolnettingreenstpiecstuumictounrcluisniosnein:su decompopsossiibtilai e.t..i.l.la Qdueanndecoesustarraiqoueinsumsietnusru diinvissoe,nsu di

viso, si maior fuerit de necessariæ non sequitur conclusio rie contingenti; _

si maior fuerit de contingenti et subiectum umioris sumatur pro ca, quodwst. se

qm'lm'; si. autem pro Iris, quae contingunt, non sequitur conclusio de con

tingenti. ‚

992) C. 50, f. 48 r. A: Ouod, sicut dictum est prius (vgl. Anm\ 983 u. 988),

quaelibet propositio de impossibili oequivalet alicui propositioni de necessario; ideo

ad sciendnm, quando mirtio neccssarii et impossibilis valeat et quando magnp-duet

scire aequivalenliam propositionis de impossibiliet propositioniszde necessario.

‚4——

xm oceam (Argumentation). 407

anderweitiger Modalität 993), ein Möglichkeits- und ei'u Zu'fàfligkeits

llrlheillmjl ein Möglicltkeiß- und ein Umnügliclikeits-Urtheil995), ein

Möglichkeit» und ein L'rthcil anderweitiger Modalitàt’mfi), ein Zul‘àlligkeiîs

993) C. 51, f. 48 1'. B: De miaztianc propositionum de necessario et de aliis

modis ab istis quatuor .. in prima figura, quando ambae praemissae sumuntur in

sensu divisa (zu lesen composita), raro vel nunquam valet miztio respeetu conclusio

nis de alio modoj quam de necessario Turnen, quando unus modus est inferior

ad necessariuml tunc semper sequitur conclusio de necessario .. .. Quando aliquis

modus non potest competere antecedenti, nisi competat consequentip tunc in tali mix

tiane sequitur conclusio de tali modo; huiusmodi autem sunt „cognoscibile, credibile,

apprehensibilc“ Si autem utraque sumatur in sensu diviso, semper valet syllo

yismus, quando illa de modo infert suam de inessel sicut in illis de inesse. respectu

eonclusionis eiusdem modi, de qua est maiori si autem illa de modo non in

ferat suam de inesse-1 tunc non valet niiztio c. 52, ebeud.: In secunda figura,

quando utraque propositio sumitur in sensu composito, raro nel nunquam valet misc

Iio, nisi modus sit inferior ad necessarium Similiter si illa de necessario suma

tur in sensu diviso, non valet miztia . Similtter utraque sumatur in sensu

divisa c. 53, ebend.: ln tertia figura, si utraque sumatur in sensu composito.

raro vel nunquam valet talis mixtio Si autem illa de necessario sumatur in

sensu diviso, non valet Si autem utraque sumatur in sensu diviso, si maior

sit de necessario et minor de alio, semper sequitur conclusio de necessario; si

autem maior fuerit de alio e! minor de necessario, sequitur conclusio de eodem modo,

de quo est maior.

994) C. 54, l. 48 v. A: De mia-tione de possibili et contingenti in prima

figura, si utraque sumatur in sensu composito. nulla nec etiam mzlet, si altera sumatur in sensu composita et altseerqauitinur secnosnculudsiiooilso.....

Quando utraque sumitur in sensu divzso, . si maior sit de possibili et minor de

contingenti, si subiectum maioris supponit pro bis, quae possunt essel et subiectum

minoris supponit tam pro bis, quae ‚mm, quam pro In}, quae eontingunt‚ sequitur

conclusio de possibili; si autem subiectum maioris supponat pro hisy quae

sunt, prueeise, non valet mixtia .. Si maior sit de contingenti et minor de possi

bili, si subiectum maioris suppanat tam pro bis, quae sunty quam pro bis, quae

eontingunty valet syllogismus respr-ctu conclusionis de contingenti; si autem supponat

pro bis, quae sunt. non valet C. 55, ebend.: ln secunda figura, si utraque

sumatur in sensu composito, non valet mirlio, . . . . .. nec valet, si altera praemissa

rum vel utraque sumatur in sensu divisa . c. 56, ebend.: In tertia figura, si

utraque propositianum sumatur in sensu composito, non valet mixlio, . nec oa

let ‚ si altera sumatur in sensu composita et altera in sensu divisa Si autem

utraque sumatur in sensu diviso, si subiectum illius de passibili supponat pro er,

quae possunt esse, e! sit maior, sequitur conclusio de possibili.

995) C. 57, f. 48 v. B: De mixtione passibilis et impossibilis potest pa

tere ea: illis, quae dieta sunt circa mixtionem necessarii et possibilis. Vgl. Anm.

988 u. 992.

996) C. 58, ebend.: De mitctiane propositionis de possibili et aliorum modo

rum . in prima figura . talis miztio non valet, si ambae praemissae suman

tur in sensu composita Tamen quandocunque aliquis modus sumptus est inferior

ad necessarium, cuiusvnodi sunt „demonstrubile, per se nolum“, semper ez tali maiore

de modo et minore de possibili sequitur conclusio de possibili, et si maior fuerit de

possibili .. Proportionabiliter dicendum est de illa mizliono, quando altera sumi

tur in sensu divisa et altera in sensu composito. Si autem utraque sumatur in sensu

composita (zu lesen diviso) et maior fuerit de possibili e! minor de alio modo ‚ qui

infert unum de incsse, sequitur conclusio de possibili; si autem illa de

possibili fuerit minor, raro oet nunquam valet mixtio . . . . .. C. 59, ebend.: Si utra

que illarum propositianum sumatur in sensu composito, non valet mixtim si ille

modus non sit inferior ad necessarium in secunda figura .. Similiter si altera

sumatur in sensu composita et altera in sensu diviso, si illa de modo non inferat

illam de necessario, non valet miztiog si inferat vom, valet respeetu conclusioni; de

possibili. Si autem utraque sumatur in sensu divisa et illa de modo non inferat

sos x1x. occam (Argumentation).

und ein Urtheil ‚anderweitiger Modalität997). Obwohl aber Occam mit

diesem letzteren die modalen Syllogismen ausdrücklich abschliessl9”),

fand der Herausgeber noch eine Bemerkung über die Combinationen

der anderweitigen Modalitäten für nöthig 999).

Sodann aber fügt Oecam noch die exponiblen Schlüsse hinzu, und

er ist in der Geschichte der Logik, soweit uns bis jetzt die Quellen zu

gänglich sind, der Erste, welcher die Exponibilia in solcher Weise mit

dem calegorischen Syllogismus verbindet. Nach einer allgemeinen maass

gebenden Bemerkungwm‘) führt er zuerst das Reduplicativ-Urtbeil durch

die drei Figuren bezüglich der Schlussfähigkeit hindurch und zeigt, dass

in der ersten ‘Figur bei reduplicativem Übersetze, dessen lleduplicativ

illam dc necessario. non valet...... C. 60, ebend.: In tertia figura ‚ si utroque

sumatur in sensu composite, si illa de modo non inferat illam de necessariov non

valet miztio; . . . . .. sed si inferat, miztio est bono Si autem illa de possibiti

sumatur in sensu composita et altera in sensu divisa, si illa de passibili fuerit maior,

non sequitur conclusio de passibilil si illa de modo non similiter non valet, si minor fuerit de possibili .. .. . Si aiuntfeermatillnaecdeespsaasrsiiobmigli suma

tur in sensu divisa et illa de alio modo in sensu composito, si illa de possibili fue

rSiit amuatieomr, utnroanqueseqsuuitmuartucroncilnussieonysu divisead. svialiel!la mdieztpioassirbeislpiecftuuerictancmliunsoironis de

passibili.

997) c. 61, f. 49 r. A: De mizttanc contingentis et aliarum modatium in

prima figura, si utroque sumatar in sensu compositoq si illa de modo non in

ferot illam de necessarioy miztio non vatet; .. si autem inferatl mixtio est bona.

Si autem illa de contingenti sumatur in sensu composita et alia in sensu di

visa, si illa de contingenti fuerit maior, non oalct miztio; si autem illa de

modo inferat illum de necessaria. mictio est bona,- similiter dicendum est, si. iila de

contingenti sit minor. Si autem illa de contingenti sumatur in sensu divisa, si sit

maior, semper sequitur conclusio de passibiti, quando minor infert suam de incsse.

Si autem utraque sumatur in sensu divisa, si maior fuerit de contingentiv se

quitur conclusio de possibili, quando minor infert suum de inesseg si autem

illa de contingenti fuerit minar, non volet c. 62. chend.: ln secunda figura,

si utraque sumatur in sensu compositas non valet minia, .. nisi illa de alio modo

inferat illam de nccessariog si autem infcrat, min-tia est bona Si autem

illa de contingenti sumotur in sensu composita et illa de alio modo in sensu divisa,

si illa de contingenti fuerit nr'aativa, non valet mixlio; similiter si affirmatiua

fuerit de contingenti . Si autem illa de contingenti sumatur in sensu divisa et alia

in sensu composite, non nolet miztio, et si utraque sumotnr in sensu divisa,

etiam mia-tio non nolet c. 63, ebend.: In tertia figuraqlsi utraque sumatur in

sensu compasita, non valet mixtio, nisi illa de alio modo inferot illam de nc

cessario Cansimilitcr est dicmdum, quando illa de contingenti sumitur in sensu

composita et alia in sensu divixo. Si autem illo de contingenti sumatur in sensu

divisa et subiectum suppanot pro his, quae sunt, et fuerit universdlis, et alia de

modo infcrat suam de inesse, sequitur conclusio de contingenti

998) C. 63, ehend_: EI ista de misctianibus ad praesens sufficiunty quamvis

multa causa brevitatis sunt amissa (jedenfalls seit Anm. 980 eine hübsche brcvitas).

999) C. 64, l'. 49 r. B: Si autem miztia fiat ez propositionibus modalibus alio

rum madarum, aut utroque propositio sumitur in sensu composita aut sub alia

et alia sensiL Si primo modoy rara vel nunquam valet mixtiog si autem prae

missae sumuntur in alio sensu, tunc, si minor inferat suam de inessel semper con

clusio sequitur de eodem modn, dc qua est maior.

1000) ’C. 65, ebend.: videndum est, quomodo syllogismus fit ez propositionibus

plures exponentes habentibus . . . . .. l/tendum est ista regula generalitert Ouandarun

que quaelibet exponen: conclusionis vel ipsa conclusio sequitur ut aliquibus expa—

m-nlíbus praemissarum vel ex una exponente unius praemissae et alia praemissay

semper est bonus syllogismus et aliter non.

XIX. 0ccam (Argumentation). 409

Partikel nicht mit einer Negation verbunden ist, stets ein reduplieativer

Schlusssatz erreicht wird, mag der Untersatz reduplicativ sein oder nicht;

dass hingegen in der zweiten Figur beide Prämissen Reduplicativ-Stttze

sein müssen, um einen reduplicativen Schlusssatz zu gewinnen, und dass

in der dritten Figur nur der Obersatz reduplicativ sein darf100 l). Dann

folgen die Exclusiv-Urtheile, welche nur in der ersten Figur bei paar

weiser Combination einen exclusiven Schlusssatz geben, hingegen weder

in der zweiten noch in der dritten 1002/. Was endlich die Exceptiv

Urtheile betritl‘l, so gilt ein exceptiver Schlusssatz nur dann als zulässig,

wenn in der ersten Figur der Untersatz allein exceptiv ist, während in

den beiden anderen Figuren überhaupt ein Exceptiv-Schluss nicht möglich

ist‘°°“). — Wenn aber dann trotz einer deutlichen Bezeichnung des

Abschlusses der Syllogistik‘“°‘) doch noch ein paar nichtssagende Zeilen

über die hypothetischen Schlüsse folgen 1005), so fällt diess natürlich

gleichfalls auf Rechnung des Herausgebers.

Ueber die zweite Unterabtheilung des dritten Hauyttheiles darf ich

mich sehr kurz fassen, denn Occam entwickelt dort100 ) nur den inhalt

der zweiten Analytik des Aristoteles in getreuer und verständiger Para

phrase, so dass auch die seit den Arabern und Albertus Magnus beson

ders hervortretenden Fragen über per se'°‘")‚ über causa‘°“), über

passiones und dignitates 1009), über demonstratz‘o quia und demon

1001) Ebend.: Ex isto pntet, quod sempcr in prima figura ex maiore rednpli

native et minore redupticativa vel nun redupticativa sequilar conclusio redupliaativa,

sicul sequitur „Omnis homo, inquantum rationalis, es! snxccplit‘us‘ disciplinne; Animal

ext harrte, inquantum rationale; Ergo unimal, inquanlum rationale, ext susceptivurn

disciplinae“..„. Onae entern dt'ota sunt, intelligenda samt, quando reduplicutio su

mitur proprie et man! non negata; si enim rednplicutio fuerit nageln in muiore et

a/Tirmata in conrtusionc, non ratet discursus..... In secnnda figura, quaecunque

praemissa :umatur cum redupticatiune et alia sinc, non :equitur convlusio redupti

vativu; aequitur tarnen conrtusio, in qua negatur reduplicatio; si entern

nmnes praemtsme sint redupticativae, ita quod in utraque reduplicatio enden: super

idem sit afl'irmativa, seqnitur conclusio reduplicaliva. In trrtia aulcm figm'a, si maior

universalis /uerit reduplicativa et elin nun, sequitur _conclusio reduplicatiua; scd

si minor /uerit rednpticativn, nun sequitur.

1002) C. 66, l. 49 v. A: Circa exclust'uas sciendurn est, quod in prima figura

ex omnibu: exclusivis contingit in/'erre exclusivam; aed ex maiore universati et

mznore exotasiva seqm'tur conclusio partieutaris, sed nun exrlust'va. In secunda figura

ex nmnibus exctusivis nun :'equitur exclust'va In tertia figura ex omnt'bus ex

clusims non sequitur exclusiva.

1003) C. 67, ebend.: Circa exceptivas ext sciendum, quod ex umnilms exccplivis

in prima figura man sequilur conclusio exceptiva . . . . .. Similiter ex maiore excepliva

et minore nun exceptiva eine de ine:se non sequitnr generalx'ter conctusio..... Sirni

Iiter in secunda figura et tertia non ratet.

1004) Ebend.: Et ista de sylloyismt's ad pracsens stifliciant.

1005) C. 68, ebend.: I)ictu de syllogismis catcgoricis diccndum es! de syllo

gisrm's hypothetivis n. s. f. (es folgt aber nur die Angabe des sog. modus ponens

und rundes tollrns beim conditionalen Urtheile). Dass die hypothetischen Syllo

gismen ihre Erledigung erst bei der Lehre von Consequentt'a finden sollen, sahen

wir schon oben Anm. 956.

1006) III, 2, C. 1—41, f. 49 v. B —— 56 v. B.

1007) C. 7, I. 50 v. A; vgl. Absdm. XVll, Anm. 473.

1008) C. 15, l'. 51 v. B.

1009) C. 12, f. 51 r. B, u. C. 35 lT„ i. 55 f.; vgl. ebend. Anm. 475.

‘4‘I 0 XIX. Oceam (Argumerftatibh).

slrutio propler quid mm), sowie über die Demonstrirbarkeit der Defini

tionen 1°“) hier nichts Demerkenswerlhes darbieten. Nur ist hervor

zuheben, dass 0mm bezüglich der Definition selbst, welche er schon

oben bei derLehre vom Begriffe erörtert hatte (s. Anm. 842111), nun

das dort Gesagte theils modificirt theils erweitert. Nemlieh hier unter

scheidet ernicht bloss die sachliche Definition (quid rei), welche für

Wort-Disputationen gleichgültig s‘ei, von der sprachlichen (quitt nominis),

welche heificonnotatiwn Begriffen (s. Anm. 917 ff.) ihre passende Ver

wendung finde, sondern er zerlegt auch die erstere in diejenige, welche

ausser dem innersten Wesen ihres Gegenstandes keinen weiteren Zusatz

enthält, und in jene, welche mittelst eines äusserlichcn Zusatzes (per

udditamentum) ausgesprochen wird“”); bei ersterer gibt er die be

kahnt'e Regel, dass Gattungslmgriff und nrtnmchender Unterschied die

wesentlichen Bestandtheile hilden’“‘“), bei letzterer weist er auf die

Verschiedenheit der Denkauffassung des ursprünglichen Begriffes und

jenes Zusalz‘es hin w“). Die Definition aber der eonnotativen Begriffe

daterscheidet er abermals, je nachdem derselben wirkliche Dinge ent

sprechen oder nicht, und, im ersteren Falle sei streng genommen über

haupt nur eine sprachliche Definition möglich, welche zuweilen von

Einigen als formalis bezeichnet werde, während eine sachliche Definition

derselben,::welche man dann materialis nenne, nur als eine uneigentliche

1010) C. 191., f. 52 r. B; vgl. ebend. Anm. 477.

1011) C. 30 f.‚ I'. 54 v. A u. B. '\ '

1012) (1.28. f'. 54 r. A: Di/Iim'lionum quacdam ext di/fim'lio erprimens quid

numim's, cf quurdum cst difliniliu quid rci. Di/finilio e.rprimeus quid rei nun

cal nrcessaria dispulanli sricnli significalum vocabuli, quia Ialis di/finilio mm

lautem exprimil, quid nomen xigni/ical, scd exprimil cliam, quid rcs esl. Talk

aulem di/finilio duplex esl; quaedam em'm Ialis ext, quer: m'hil impurlut exlrinsvrum

rei alio modo‚ quum imperial rem; c! talis di/finilio vomlur di/finilio propriissima

dicht, quue nun pnlest esse nixi subslanliarum..„. Alia es! di/finilio importuns quid

rei, quae simul mm hoc, quod importat rem, imperial vcl cxpn'mil aliquid aliud.

quod uon es! de essenlia ru', sicul es! diffihüi0 animae, quae es! isla „Anima esl

aclus corpon's physiei organici“ (Arisl. de an. II, 1. p. 4_12 a 27), quae imperial

animam et corpus, quad norr e‚.sl pur: um'mae; . . . . .. el isla vocalur difl‘milio per

addilameutum, cl lalcs difl'inilioncs imporlanles quid rei convrrlunfur cum nomim'bus

m2re absolulis uffirmutivis. Alias s1ml di/[inilioncs imporlunles' quid nominis, qime

nun tun! nisi uralione: exprimenles, quid naminu significunl; cl lulrs difl'inilionrs

propriissime sind nominum ncgulinorum cf vonnolalivorum et retpectivorum.

1013) C. 29, f. 54 r. B: Di/finilio exprimcns quid rri‚ mm dala per addita

mentum, scmpcr cnnlinel pro prima perle uliquod yenus difl'i-niti I’I pro ulia perle vel

uliis purlibus conlinel difl‘erenlium vnl diflerenlias essenliales vel afiquos obfiquos

significunles per se et prima parlcs rei.

1014) C. 32, f. 55 r‚ A: Dif/im'lio dalu per uddilamrnlum nun solum ezpfieul

essenliam rei, sed eliam simul cum. lmn erplical aliquid aliud a re, et hoc vcl ne—

yalive vef u/firmulive; vl ideo lalis dif/inilio mm solum componilur e:v d!iquo prae

dirabili per st', . . . . .‚ sed ntiam cmnpmn‘tur e:r afiquibus praedicabilibus‚ quer:

sunf pam'ones di/finili. EI hier) ad scizmdum, quomodo di/finilio lalis seilur de dif

fiuilo, videndmn esl‚ quomodo dirersue pm'fes diversimode sciunlur de codem . . . . ..

V. gr. .)'i Inne sil di/linifio nibe:fim's „colcr disgrcgalirus visus“ (Arisl. Top. III, ö,

p. 119 2129). prima parliculu, quae es! genus ulbrriinis, nuflo modo phlcsl dumm

sfrari de ulbcdinr, serl lanlum polc.tl fien‘ evidenler hole per notiliam intuitivem el

nun per syllogismum (s. ab. Anm. 748 1.), scrundu unter» parlicula polest flen' nolu

pur expvrienliam‚ si' cm‘m nullus experialur, ulfmdinern disgrcgare visum, Milqu sei

rel, an albedo'lesset'disgreyaliua vixusu ‘

XlX. Uccam (A’rgumentation7. 411

betrachtet werden dürfe; im letzterem Falle, d. h'. bei erdiehteten Be

griffen, könne natürlich ohnediess von einer sachlichen Definition keine

Rede sein‘““). . ‘ ‘ i ‚‘ ‘

Die dritte Unterabtheilung, in welcher jene Argumentation besprochen

werden soll, deren Form nicht eine streng syllogistische ist, beginnt so

fort mit der Lehre von Consequentide‚ Welche Uetiam, wie' wirsahen,

auch schon in dem Bisheri‘gen zuweilen berücksichtigt'hatte Qs:Anm»924‚

933, 936). Zweifellos aber ist' es, dass er auch diese Gmp;ae mn‘ Grund

la‘ge einer reicheren Lilteraturdarstellte, welche his- zu seiner Zeit aus

früheren Anfängen erwachsen war; denn Wenn schon dasjenige, was wir

oben (Absehn. XVll, Anm. 6t0—624) sahen, eine gewisse schuhnässige

Durchbildnng dickes Smll‘es verräth', »so zeigen sieh‘ hier Modifieatiouen

und Erweiterungen jener Lehre, welche von Occam offenbar als allgemein

bekannte benützt und verarbeitet werden. So befindet sich t)ccam schon

bezüglich der Eintheilung der conaequentia aufeiner vergleichsweise

nenenbasis; er stellt nemlicb die Unterscheidung der comequentiu sim

plew und omequenti'a 'ul nume- an die Spitze und 'lü5st hicdureh alle

übrigen Eintheilungen gekreuzt werden; diese letzteren beruhen zunächst

darauf, dass die co'mequentla entweder bereits durch das logische Verhält-‘

niss der in einem Urtheile enthaltenen Begrill'e gegeben ist, — co‘nsta‘quen

n'a per mpdium intrinsecum ——, oder dass",sie,sieh erst auf anderweitige

allgemein geltende Gesetze der Logik berufen muss, .—-consequentia per

medium eatlrz'nsecqm———; ferner wird \hieinit‘wieder die Eintheilung in cou

aqquenlü formalis und c_01isequ‘ehtizt materialis‘ derartig in Verbindung

gebracht, dass die erstere entweder nur ‘auf in'rdiüm ertrinsecum oder

auf einer Verflechtung der beiden -media beruhen} soll„_während letztere

gar keines Mediums, sondern nur der im Urtheile vorkommenden Begrifl'e

selbst bedürfe; ausserdem ‘n0ch seien die Unterschiede der' -Supposition

der ‘Begrill'e und der Quantität, Qualität u'nd Modalität ‚der Urth_eile, als

Eintheilungsmptive der Consequenzen, zu betrhphtenii“i"). Doch dass gerade

\ 7 <v—— > .4 (' -

1015) C. 33, f. 55 t‘. B: Nun solum nettem di/fim'lu absolute dif/ininnlur, xccl

eliam diffinita connotativa; et illu sunl in duplici- dlfi‘erentia;. quaedam em'm sunl

tulia, de quilms aignificalive sump'h's imposaibiliter praediealur esse, cuiusmodi samt

.‚ehiminra, hircocervux, vaeuum“ et luu'usmodi; alle Müll, ‚de quibus mm impossibi

liler pruodicalur esse, sind „allmm, nigrum, risiln'le, oalefanlivunz“..;„ Prima flü

lmnl praecise diflim'tinnes exprimtnlcs qnid nominis am aulc1n‚ (olmatoließ....

pnssufll haben duplicem di/finilianemnuflam, qnac equ1'mit quitt nominis lannän, e!

allem. quue ezpn'mit qnid rei; illa aalen», quac erpn'mit qm'd nominis lnnlum, esl

proyriisrimß difl'inilio talis difl'im‘li, propler quod vucalur a normullis di/finitio forma—

lis et di/finilio secundum spcciem; alia ezpn'mens quid m' nun es! propriirsimu‚..-.»

quia lule connolulivum non habe! nisi difflnilionem e:qnimenlem quid nominis lan

Lum, . . . . . . et propler hoc talis di/finilio vocalnr di/fim'lio materiah'a ab aliquibus.

1016) lll, 3, l, f. 57 r. A: Habilo de syllogismo drmonslmliuo agrndum

ext man: de aryumenli: et conquuenliis, qmm mm haben! [uman sgllngislicam . . . . ..

Et prima pmemiltmdae sunl quuedam distinclz'oncs de consequenliis Cunavquen

Mumm qaaedam est ul mmc et quardam es! simples: .... .. Aliquando consequenlia

tenel per medium inlrinseoum, ..... . quandelenet virlutc alicuius propositionis for

m-atae ex eisdcm lerminis, siqu isla comrquenlie „Senates r,urril‚ ergo homu curril“

lcrwl virtele islius mediae „Socrales esl- lwmo“;..... 8811 (um: tcnel vonsaquentiu per

medium extrinsecum, quando laue! per aliqulun regulam generalem,‘ quae mm plus

respz'cil illos Icrminos, quam alias Consequflnliamm quaedam estmateriulieel

quucdum formalls: vonsequrnlia fonnalis es! duplex, quitt quaedamtech per mcdium

41 2 XIX. Occam (Argumentation).

über diese Eintheilung eine bunte Manigfaltigkcit der Theorie in den

Schulen nmlaul'en mochte, bezeugt uns Occam selbst, indem er anderswo

eine ganz abweichende Unterscheidung der conseque-ntia formalis an

führt‘°"). Die zahlreichen Regeln aber, welche sodann Occam über die

verschiedenen consequenliae verführt, zeigen uns ebenso wie die ältere

Formation dieser Lehre (Abschn. XVll, Anm. 623) einen grundsätzlichen

Hinblick auf den Umkreis der Topik in Benützung der Begriffe der De

finition, Beschreibung, Interpretation u. dgl., sind aber zugleich für Jeden,

der die gewöhnliche Lehre vom Urtheile inne hat, so selbstverständlich,

dass man es als ein überflüssiges Unternehmen bezeichnen möchte, die

selben in solcher Ausführlichkeit zu registriren (ich verzichte daher auch

hier darauf, den Inhalt der Anmerkungen im Haupt-Texte zu wieder

holen).

Diese Regeln beziehen sich zuerst auf die eo‘nsequentiae per medium

intrinsecwm; diese aber können entweder aus einem allgemein hejahenden

auf ein allgemein bejahendes Urtheil schliessen, sei es dass sie von den

Prädicaten jeder Art gelten““)‚ oder dass sie nur bei gewissen relativen

ez!rinseaum, quae respiei! forma»: propositionum, c! quaedam tene! per medium

in!rinsecum immrdialc e! mediale per medium ex!rinsecum respiciens coudi!iones ge

aerales praposi!ionum Cansequenlia maleria!is dicitur‚ quando laue! praecise m

!ione terminarum e! nun ra!ione alicuius medii Aliquanda conoluditur' praecise

praedicalam de subica!o mm determinala, an praedicalum si! genus vc! specn'es eo!

difl'erenlia; aliquando roncludi!ur cum lalz' de!ermina!ione Aliqaando in

fer!ur cansequens, in qua sabieclum supponi! personalilcr e! significalive, e! aliquando

infer!ur conscquens‚ in qua subiec!um supponi! simpliciler vel malerialiter Ali

quando in/ertur consequens, quae es! proposi!ia universalis‚ e! aliquando propasitio

par!icularis Aliqaanda inferlur praposilio afl‘irmaliva e! aliquanda negative.....

Consequenliarum quaedam es! e.v aa!eeeden!e aflirmaliva e! cansaquen!e a/firmatira‚

quacdam es: u!raque negative, quaedam ex anlecedcn!e affirmalira e! umsequcn!e ne

gative, quaedam e corwersa Aliquando wascquens es! propositio de inesse, ali

quando es! propasi!io de necessario e! sie de aliis.

1017) Sen!. l, Dis!. 4, qu. 1 K: Cansequenlia formalis es! duplex: aliquando

Icne! ra!i0ne comple.tarum‚ e! Lalis consequenlia es! syllagismus‚ quia ubicunque n!

ez quibuseanque terminis fia! sylloyismus habens !alos praemissas sie disposi!as‚ ibi

er! bonussyllagismus. Simi!i!er ab ezclusiva ad universalen: de !erminis !ransposi—

!is es! bona conscqucnlia‚ simv‘liter a aopala!iva ad alteram par!em A!iquanda

canscqumls'a es! formalis praecise 'raliane !er_minorum‚ quia scilire! lenm'ni ipsi se

haben! ad invicem sie ae! sie, e! islo modo ab universah' ad singularem es! kann

cansequeu!ia quia !emu'nus anas ean!ine!ur ab alia.

1018) Summa t. l. a. a. O. c. 2, f. 57 r. B: l)icendum es!..... prima de re

gulis, per quas Ionen! consequentiae‚ quae !enrn! per medium in!riuseaum‚ e! circa

hoc prima .. de regulis, per quas !enen! cansaquentiae cancluden!es canclasionem

universalen: alfirma!ivam ex aflirma!iva‚ in qua lermim' suppomm! significa!iae e! per

sonaliter A superiari dis!rilmlo ad inferius dis!ributum es! baue consequenlia;

quando praedica!ia superioris de inferiori es! necessaria, !unc es! canseqa-cnlm

simples; quando aalen: praedicalio es! can!in_qcm‚ (um: es! cansequen!ia n! mmc;

verum!amen quando (am anlecedens quam cumsequens sanl de possibili ve!

con!ingenli‚ accepla subiecla u!riasque pro eo, quad es!‚ vcl pro eo, quod canlingi!‚

. . .. . es! genera!iter ransequenlia simplez ‚ . . .. A diflim'!o dis!rilmlo ad diffini!ianem

dislributam es! kann consequen!ia e! e canvcrso A desm'plione dis!ribula ad

descriplum disln'bulum es! bona cansequentia e! e canverso . 4 . . .. A namim's inter

prela!ione distribn!a ad nomen interprelalum disln'bulum es! baue colsequenlia e! e

aanaerso Ab um: couverlibilium dislribulo ad reliquum disln'bulum es! baue

consequentia et e conaersa.‚.... Prucdirlae regulae in!elligrndar saut in proposilio

m'bus de iness‘ e! de mada in sensu diaiso‚ mm in illix de modo sump!is

xlxy Occam (Argumentation). 413

Prädicalen statlfindenmm), oder sie enthalten einen Schluss aus einem

allgemein verneincnden [’rtheile auf ein allgemein verneinendes, und zwar

abermals entweder bei jedwedem Prädicatem'w) oder nur bei relativen

negationme oder endlich sie schliessen aus Bejahendem auf Ver

neinendes oder umgekehrt, welch beides einer näheren Aufzählung der

Regeln nicht bedürfe; hingegen ist noch die Abfolge parlicularer und

unbestimmter Urlheile durch besondere llegeln zu normiren‘o'n). Hierauf

in sensu compositug in talibus enim ..videndum eat, an modus possit competere

onteeedenti, nisi compelat consequenti; et tunc est bona conSequentia et cum modo

veritatis mm, non autem cum modo neccssitatis vel possibilitatis, quia in conse

quentia ut nunc m necessario potest sequi contingenti et ex possibiti impossibile

A differentia superiori distributa ad inferius distributum est bona conse

quentia . A convertibili cum superiori distributo ad A diffinitione super-iuris et descriptione et nominis interpretiantfieornieus ddiissttrriibbuutotnmad in

ferius distributum . Onando contingit inferre dif/initum vel descriptum vel in

teiprelatum cum distributione, contingit inferre diffinitionem et descriptionem et nominis

interpretationem cum distnbutione, .

1019) c. 3, f. 57 v. B: llicendum est de regulis, per quas infertur universalis

affirmatioa non respectu omnium praedicatorum sed respectu aliquorum . Ab uno

relativorumy quae sunt simul natura, distributo ad reliquum distributum respectu huius

verbi „es!“ est bona ‘onsequentia et non rcspeetu aliorum praedieatorum, unde bene

sequitur „Omnis pater est, ergo omnis fitius es!“ .. A toto distributo ad parti-m

distributam respectu huius verbi „es!“ es! bona consequential sicut sequitur „Omnis

domus est, ergo omnis paries es!“ Si" concretum praedicatur de concreta distri

buto, et abstractum praedicabitur de abstracto distributo, sicut „Omne iustum est bo

num, ergo omnis iustitia est bona (zu lesen bonitas)“.

1020) C. 4, ehend.z Regulae, per quas tenent consequentiae inferentos universa

lcm negativam ex negativa .. respeetu quorumth praedicatorum .. A mpe

riori distributo ad inferius distributum negative est consequentia simpler, .. „Nul

lus homo eurrit, ergo nullus homo albus currit“..... A diffinitione ad dif/initum

cAumdifd/iesrternitbiuatisounpsereitoiraism anedgaitnifveerieuts aet deascrdiipftfieorne:ntaida dseuspeerriioprtiusm, aedt ienfceornivuesrsneeg.ative

cum distributione tenet consequentia.

1021) C. 5, l'. 58 r. A: Nun respectu quorumcunque praedicatorum deserviunt

regulae tales: Ab uno relativorunn quae sunt simul natura, ad reliquum negative cum

distributione est bona consequentia A nomine partis distributo ad nomen totius

distributum..... Si concretum negatur universaliter de eonereto, el abstractum de

ubstracto..... A negatione prioris distributi ad negationem posteriaris, sicut „Nulla

substantia est, ergo nullum accidens es!“ .... .. A negatione subiecti seu denominati

ad negationem denominantisl sicut „Nullum corpus est, ergo nullum album est“.

1022) C. 6, ebend.: Hestat dicerev quomodo universalis a/firmativa inferlur ex

negativa et e conuerso; sed quia ista possunt patere ex praediclisl ideo dicendum

esl de consequentiis inter particulares ot indefinitas, quia particularis et inde

finita convertantur semper, quando termini supponunt personaliter et siyni/icative (vgl.

Anm. 901)...... A diffinitione ad di/finitum est bona consequentia a parte subiecti et

etiam a parte praedicati affirmativie et e convcrso A descriptione ad descriptum

et e converse A nominis interpretatione ad nomine interpretatum. Ab inferiore

ad superius est bona consequentia sine distributions et affirmative, et talis est sim

pleæ..... Ab inferioii ad superius postposila negatione est bona consequentia, sed non

simpler, nisi quando praedicatio superioris de inferiuri est necessaria..... Ab uno

converlibilium ad reliquum...... Ab aliquo sumpto cum determinatione ad ipsum

sumptam sine determinatione; tamen aliquando de toto aggregate ez determi

natione et determinabili praedicatur altero pars, aliquando utraque pars, aliquando

neutra, v. gr. de illa toto "homo olbus“ praedicatur utraque pars A proposi

tione sumptu cum udverbio determinante operationem ad ipsum sine determinatione

sumptam valet consequentia affirmative, sicut „SocraIes velociter curlit, ergo Socrates

cum/uuum A propositione universali a/finnativa ad quamlibet indefinitam, particu

414 XIX. Uccam (Argumentation);

folgen die aonaequentiae per medium extn'nsecum, und zwar sowohl

wenn Bejahendes aus Bejahendem‘°fl), als. auch wenn Verneinendes aus

Verneinendem‘=“”), als auch wenn Bejahendcs aus Verneinudom oder

nmgckßhrt geschlossen wird‘°“).. Sodann werden specielle Regeln der

oe-Mequenlia betrell's der modalen Urtheile formulirt, wobei natürlich

wieder, Wie. schon früher (s. Anm- 950 11'. 'u‚ 980 111), in der Unterschei

dung des sensus composttur und, des sensus divisus das hauptsächliche

Motiv liegt; zuerst wird der Fall ins Auge gefasst, dass die Modalität

des Urtbeiles‚im‚Sebliessen unverändert bleibt, d. h. dass z. B. von einem

Nothwendigkeits-Urtheilc nur wieder auf ein Nothwendigkeits-Urtheil ge

schlossen wird-‘"“); sodann folgen‘di‘e Schlüsse, welche von einem ino

tarcm aal stngularem afl'trntativam, de autus sitbicctu vcrc praedieatur sabtrctum unt

rcrsatis, cst bona conseqaentta respeetu eiusdem praedicati, nulla aan'atione existente

a parte determinaltonis A nomtne numeratt resperta huius.vcrbt „est“ ad nomen

partis, ....sicut „0aatnm saut, ergo dtm sant“..... . A nomine cotlecttvo ad nomea

partts..... (Munde saut duae contrartctatrs, st antun extremum untus contrarictata's

praedicatur de um; extreme ulterins eontrartetatts, rcltquum extremem praedieatn'tnr

du rettquu, staut „Ittstitia ext virtus, ergo tniustitta ext uttium“...„. St generetio

atirutux bona ext. tp.<nm qnoqae bunnm ext; ferner ebenso beim Pradiaam „malas“

und heim Subjectta „corruptta“. ‚

1023) C. 7, f. 59 r. A: Utecudum est mute drregulis tn/‘erentthur a/firmattuam

ex afltrmattva.per medtum extrinsccum...„ St prtnotpate de principati, et eantuyatum

du cuniugatu et casas de rasa et e eontiersa;. et vocutur roningatum concretum et

prtnrt'pale abstracturn, si eoncretam et abstractum styntficunt tdrm (s. Anm.

826111, 885, 918) . . . . . . St attqua consrqncntta stt buna, rudern addtta utrubique

adtme ertt bona...... (Matt dtcit saptcns, es! ueram; sed tsta‚regnla no'n ext

generell: trist de anlore, qui.errare nun putest St.stmpticttcr ad stmpticiler‚ et

ma_qt: admayis et maxime ‚ad maxime-..... St singutarc de singulart, et plante de

plurati..... St pturate de pluratt‚ et stngutare de singulari.

- 1024)‘C. S. t'. 59 v. B: De regults, per qaas tcntmt consequenttae in/erenter

negativem ex negatira, Et 081 una reyulu compleetens mutlos, quae est talts: A dif

fim'tione ad difi'tnitum, a dcsaripttone ad drsrriptum, a nomim's tnterprctata'onc ad in

terprclatnm, ab unu oanverttbttt ad rettquum, et a convcrsa tenet.ransaqucntia, sire

pracpunatur sive pustponatur negatto....... Ab in/en'ori ad saperius pnstporita ur

_qattune es! kann cunsequentia A negatiane tnfen'oris ad negattonem superiort:

sumptt cum styno universati a/firma'tivo aal. stanta tmntobtttter cst bona consequentiu.

staut „Sucrates nun est ist: homu‚ ergo Senates nun est omnts Iwntu“..... St „dif—

frrrr, esse attud‚ disttngut“ stgntficentidcm 'quud „nun esse tdcm“, tates canxeguen

ttae sunt bunae,‘ verumtamen putest distingut de _„esse nun tdem“, quta uno

modo potest esse termtnns relativus, alte modu terminus man: tnfinttus ....‚ A nega

tione altnuius ad negationem etusdem cum atiqua determtnattunc est bana vonsequen

tta, staut „Sucrates nun est Itomo, ergo Sacratrs nun est homuatbds“.

‘ 1025) C. 9, f. 60 r.B: De regutts descmtentibus cunsequcnttts tnferentilms m2

(‚0tiuatit ex aflirmativa et c conuerso Ex a/ftrmatione contrartt scqnitur negatio

attrrtns eonlrartt.... A negaliuac eantrarii ad posittunem allertus ext buna consequen—

tia A pustltune halntus scquttur negatia privattom's et e conrcrso (dann folgt

die schon oben, Anm. 900, angeführte Stelle) . ‚Ab aflirmativa de praediratu

infinita ad negativem de praedieatu fintto . . . . .. Ad u/firmatieam de pracdtrato [initu

sequitur negattva de praedtcatu infiutto..... Ad negattvam de praedtaatu finito seqnt

ttn' a/Yirmativa de praedtcato tn/intto Ad negattram de praedicalu infintto seqni

Inr u/finnattra de pracdteatu finito .... .. Ab affir1natiaa da specte speriattsstnta ad

negativem de atta spcaie speetaltsstma condtvtdente est bona zunsequcntta AI!

a/‘finnattva de mm generc ad negatiuam de alte genere nun subalterno est bona nun

sequentta.

1026) C. 10, f. 61 r. A: Nun: dicendtun est de qutbusdam reyntts deserrien—

litms aunsequentits ex prapnsittunttms de madu I)r aumeqaentits ex propositia—

XIX. 0ccam (Argumentation). 415

dalen Urthoile auf ein Inbärenz-Uriheil übergehen'°”)‚ und zuletzt die

jenigen, welche von Einer Modalith auf eine andere Modalth hinüber

schliessen‘°“).

.. Sowie aber ersichtlich ist, dass die bisher angeführten Regeln der

umsequentia nichts Anderes enthalten, als was die aristotelische Tra

dition in Bezug auf Umkehrung, Entgegenselzung und Aequipollenl der

Urtheile dargeboten. hutte‘°”)‚ so reiht nun auch Orcam betrell‘s der

modalen Unheile wirklich sofort die Aequipollenz und Entgegensetzung

derselben an, wie wenn Solches unbedingt nur zur Lehre von umse

quenlia gehören könnte. Nachdem er zu diesem llehul‘e eine Eintheilung

nibas de necessario esi una regula iaiis: _Ab in/eriori ad supen'ux sine di:iri

buiionlz‚ iam a perle subieeii quum a perle pracdicaii, a/firmaiiue es! band umw

qunnlia‚ sind ‚‘‚Socraies de ncccssiiaie esi haute, ergo Socraic.v de nut‘rssiiaie es! ani

mal“‚ quando aecessarium sumilar in sensu diviso .... .‚ Scmprr ab illa de

„Nessario in sensu I:omposiio vel ci uequivqlenli ad aliam de necessart'o in sensa di

viso nel ei aequivaleaiem es! haue comequcniia et e convcrso‚ . . . _ „ sind „Senates

de ncccssilaie esiltomo‚ cryoi/mcr esi neeessaria „„Socruirs es! lwmrr““ et c cunverso“.

Circa coosequcniias, qdoe final ex proposiiionilm; dq possiln'l: esi sciendum, quud

singltlare de subiecio, quod es! nomen proprium vel proecise pruuomen demonstrativmn,

smnpium in sensu diviso inferi illam de possibili sumpiam in sensu eomposiiu et c

eonvcrso;..... si subieclum..... [ucrii lenninus oommunis, si slai pro eo, quod

csl‚ consequenlia noa'valet, sicui nun sequiiur „Hoc album poiesi esse niyrum,

ergo lmcc esi poxstbilis „Hoc album es! nigrum“; .xi aulem siei pro eo, quod

poiesl esse, ab illa in sensu diviso ad aliam in ‚rennt composiio neu valei vonse—

quenlia Circa proposiiiunes de coniingenii sciendum esi‚ quod illa de annim—

ycnii .unnpia imsensu composiio ci secunda in sensu diviso converiuniur, si sabiccium

sii pronomen demonstrativum vei nomcn_proprium; si auiem suhienium mit ter—

minm communis, .. non oporicl Circa illam de impossibiii sciendum esl‚

quod, quando subiectum csi pronomeu demonstrait'vunt, illa in sensu ‘oomposiio e! lila

in sensu diviso convcrianiur; .‚ sed si sabiecium sii mm oequivaleni Circa alias modales n. s. l’., nemliicerh'mgineunsaucodmamssueml'bse, wie bei

malingens und impossibile. l

1027) C. 11, l'. 61 v. B: Circa couseqneniins ex und de inesse et alia de mod„.

lila de necessario‚ sitze sumiiur in sensu dioiso sive in sonst; composilo‚ sem

pcr in/cri illam de incsse, scd mm e conrerso .Q lila da possibüi‚ sive sunmiur

in svnsu diviso sitze in sensu composilo‚ noa in/eri suam de inessv .. lllu da

rsoinmiiilnigieernlis‚i ssiumsauimuariuirn isnenssuensduivicsoomposilo‚llla de mimmpossiinlfne'rlii siunasmendsuu cionmrpsosscii;o neu

in/‘eri suam de inesse, sed srmper coniradicioriam suae de invssa; similitcr si

sumainr in sensu diviso . Circa alias nwdales sciendum csi, qaod raro er! nun

quam illae de incsxe in/eruni illas de modo‚ . [amen ['requenier illac de modo

in/‘cruni ilias de inesse; .. si sii ich's modas, qui nun polesi compeicre nisi pro—

posiii0ni verac, ronsequcniia cxi bona ab illa de modo ad man: de inesse.

1028) C. 12, l. 62 r. A: Videndum es! de sonsequentiis ex proposilionib‘us di

versorum modorum . . lila de neecssario samper inferi i'llom de possihili lila

de nvccssario non in/‘eri ("am de coniingcnii‚ modo nonlingeniiae manenic a/firma

lll‘0, nec c converso.‚.. . lila de necessario in/cri conlmdiciorinm iliius de i77tpussi

liili. . . .. Muliae proposiiione: de aliis modis inferunl illas de ne?essario, sed non e

converso, sicui sequilur „Omnem Icondaem esst risiln'le, esi demonslrabile; ergo

onmrm homi'nem esse ri'sibik, es! neeessarium" lila de possibili non infvri

illum de eoaiingenii, scd e coaverso Omnis proposiiio, in qua pom'iur alias

modas, qui von poißsi rompcicrc nisi propou'iiani verae‚ in/cri iiiam de possib:li‚

Regula generaiis esi.‘ A proposilione de uno modn ad proposiiionem de alio

ßsi srmpcr beim cansequenlia, quando modus oonsrqucniis praedicalnr du mado anle—

cedeniis universaliicr sumpio.

1029) S. oben bei Anm. 892.

416 XIX. Occam (Argumentation).

der Modalitäten in widersprechende (repugnantes), subalternirende (se

cund-um superius et inferius) und disparate (impertinentes), sowie die

nüthige Berücksichtigung der Quantität und Qualität vorausgeschickt '03"),

bespricht er ziemlich lückenhaft und in \\illkürlicher Auswahl einige

Momente der Aequipollenz der Nothwendigkeits-Urtheilc103‘)‚ hierauf der

Zuliilligkeils-Urtheile1032) und zuletzt de'r Unmöglichkeits-Urtheile 103“’).

Diese Mängel der Darstellung ergänzen sich uns allerdings durch Das

jenige, was (lccnm über diesen Gegenstand in der Expositio aurea

entwickelt, woselhst er durch die Erklärung des aristotelischen Textes

1030) C. 13‚ f. 62 r. B: Circa propast'tionum modutium aequipoltentias et re

pugnantias samt uariae diflicultates .. Modorum qnidum sunt repugnanles. quidam

snnt supen'us et in/ert'us se habentes, quidam saut impertinenles. Repugnantes samt,

staut neeesmrium et impossibile, possibilc et impossihite, necessarium et contingens,

ad utrumtibet et impossibite, uecessurium et inopinabile, demonstrabtle et indemonstm

bite, et tales mutti; sccundum supen'us et infert'us se habentes saut, sicut neeesm

n'um et possibite, . necessarium et sm'bile, neressarium et dienenstmbt'te; imper—

tinentes sunt, sicut dubitabitc et possitn'te. et huiusmodi..„. Modorum repugnanlium

quidam sunt immediati, sicut se habent possilu'te et impossibilc, quia omnis

propost'tio vet es! possibilis an! impossiln'tis; quidam sind mediati‚ sind neuessun'nm

et impossibite Modorum quidam sunt simplt‘citcr u/ft'rmatt'vi. sicut neccssan'um,

.. . . . quidam simph'eiter negativi, sicut impossibile, . quidam mm simpticiter uf—

/irmativi nee simpticl'ler negatiei‚ staut eontingtns In modulitms quaedum samt

propositizmes simpticiter primue, quarnm aequipollenliae nun saut quacrendae‚ et sunt

omnes propositiones‚ in quibus pommtur modi simpliciter aflirmativt' vcl non simpli

riter afl'irmativi, tamen non negativi; de atiis prupositiunibus 1nodalt'bus quae

rendae saut aequipotlentiae...„. In propositiom'bus quandoque modus aflirmatur et

quandoque negutur.

1031) C. 14, ebend.: Prime autem dicendum cst de propositiane, in qua pom'tur

ilte modus „neeessarium“‚ de qua dicendum est, quod neeessarinm aut nun negut

modum aut „egal modum. Si prima modo, semper tutis propositr'o aequivatet aticui

propositiem' de neoexsario, sicu‘ ista „Neresse est, mm omne animut esse ho

minem“ acqm'vutet isti „Neresse esl‚ attquod animal mm esse huminem“ . 4 . . .. Si

au!em modus neerssitutis negalur et non signum (der gedruckte Text gibt ganz Ver—

kehrtes‚ sowie überhaupt gegen den Schluss des Buches sich die Druckfehler in

bedenklicher Weise vermehren), Inne modus necessitatis mutundus cst ;in modum,

quem in/ert, so. in possibitem afftrmativum, et residumn in cuntrrm‘um, sient ista

„Neu necesse est, omne animat esse hominem“ uequivatet isti „Possibite est, atiquod

aninmt nun esse honn'nem“. Si aalen: modus mm negclur‚ scd stgnum sotum‚ modus

1nutab1‘tur in posstbilem e/firmativum, unde iste „Nutte: homo de neressitate est uni

mal“ acquipottet istt' „Omnis homo potest nun esse animal“..... Sicut dictum est de

propositt'onibus de necessan'o respeetu 'propusitionum de possibiti, im dicendum 8.\1

proportionahititei de propositiom'bus de possiln'li respectü pi-opositionum de neoessario.

1032) C. 15. f. 62 v. A: Istarum proposittomtm „Coulingit, onmem hominem

esse animal“...‚. non cst aequipoltentia quarrenda, quia sunl primae; posstmt tarnen

mies proposiliones exponi, sicut ista acqm'ratet isli „Posstbile est‚ omnem ho

miuem esse animal, et possibite est, nultum hominem esse animat“ Idee :emprr

aflirmatiea et negative de contingrnti‚ modo contingenti rentanente afftnnatieo, cou

vertuntur Quando autem diotum propositiom's de rentingenti mutatur in cou—

tradiclortum, tun: particularis acquivulet um' disiuncts'vae.

1033) C. 16, f. 62 v. B: Propositionum de impossibt'li .. .. quarlibet acquiear

[et opposito atieuius de possibili;..... et cum dieitur, quod „impossibile“ aequiuulet

t'in „um: possibtte“, facilt'ter potest scirt' per pracdirta, em' aequtvalct propnsitiu de

impossiltili.. Quando nette negatio negat modnm impossibititulir, tun: itlu de im

possibili uequivalet uni de nrressario Si autem modus impossibilitatis sit ne—

gotus, Inne mutobt‘tur modua imposribititutis in mudum possibititatis.

XIX. Occam (Argumentation). 417

veranlasst war, die erforderliche Casuislik erschöpfender durchzuführen;

und somit darf ich wohl zur Vervollständigung auf seine dortigen An

gaben über die Aequipollenz der modalen Urtheilew‘“), sowie wenigstens

auf die eversinnlichende Darstellung der Entgegensetzung derselben hin

weisen may

Indem aber Occam als einen Gegenstand der consequentia auch noch

diejenigen Urtheile beizieht, bei deren Begriffen nicht eine suppositio

personalis. sondern eine suppositio simplex oder materialis obwallet

1034) Bxpos. aur. l’erieim. Il (gegen Ende): Circa proposiliones modales sunt

duo videnda: primum est de aequipollentiay secundum de repugnantia..... Acqui

pallentia habeturl quando per additionem negationis tota propositio negativa redditur

alterius quantitatis vel qualitatis vel modi, quum fuerit propositio praecedens . . . . ..

De possibili modus aliquando negalur, aliquando non negatur. Quando non ne

gelur, aequipallentia accipienda est sicut in illis de inesse Si autem modus

negaturl tunc aut negotio praecedit tam modum quam sigmun, aut unum eorum.....

Si primo modo, aut signum illud est universale aut particulare. Si sit universale

et modus negati", sic uequipallet uni particulari de necessario..... Si autem signum

sil particularc, tunc aequivalet uni universali negatione de necessaria et uni particu

lari de impossibili . . . . .. Si autem negotio tantum praecedit talem modum, sc. possi

bile, tunc si propositio sumaiur in sensu divisionis et sit universalia aequipol

let universali negativae de necessario; . si sumatur in sensu composital tunc ae

quipollet uni particulari negativae de necessario Si autem signum sit particu

lare, tunc in sensu divisa aequipolli-t uni particulari de necessario; . . . . .. sed in

sensu composita aequivalet uni universali negatioae de necessario Si autem ne

gatur modus necessitatis. tunc si negotio praecedit modum et sit signum parliculare,

in sensu divisa aequivalet uni particulari negativae de necessariog...... in sensu

composita aequipollet uni universali negatione de possibili Si autem signum sit

universale, tunc in sensu divisa aequipollet universali negatione in sensu composita aequivalet uni particulari negativae de possibidlei possibilSii; autem

negetur modus impossibilitatisl tunc si signum sit universale, in sensu divisa aequi

valet uni universali negativer de possibili, in sensu composita aequivalet uni

universali de possibili Si autem signum sit particularej consimititer aequivolet

particulari de possibili tam in sensu composita quam in diviso. Et ista ad praesens

sufficiunt de aequtpollentia propositionum modalium, quamvis multa alia dici pas

senL Die byzantinischen Memorial-Verse bleiben auch hier unberùcksichligl, vgl.

Anm. 901 u. 941.

1035) Ebend.: Circa repugnantiam propositionum modatium est sciendum, quod

v. s. f. Nemlich die weilschweifigen Regeln concentrirt omm in folgende drei

Figuren:

Neress. omne A est B __‘°_"f"“"';„_ Necess. nullum A eslB

\\> l

e I 75

si s

g x

Aliqu. A potest esse o subcautr. Aliqu. A pol. non esse e

Ferner ebenso: 4

lmposs. est, omne A e. B Imposs. e.‚ nullum A e. B

Pouib. est, aliqu. A non e. B Possib. e.‚ aliqu. A e. B

und desgleichen:

omne A Potest e. B omne A poi. non e. R

Aliqu. A Mcess. e. B Aliqu. A necess. non e. n

Pum, Gesch. lll. 27

418 XIX.' Occam (Argumentation).

(s. ob. Anm.ß77)‚ d.;h. Urtheile, in welchen die Universalien oder

sonstige 1n!enla'ones secundae ausgesagt werden 103“), s0- hat ‘er

hiemitwinen zwar sehr eigenthümlichen,abcr doch nichtmnmotivirten,

Uebergang zur Topik gewonnen, lnsoferne in'dieser in der Tth die

ursprüngliche Quelle der Quione voces liegt (s. Abschn. IV, Anm.

707 ll‘., Abschn. V, Anm..83„f.„ Abschn, Xll, Anm. 167). Und indem

er so von der Verbindung der, bansequen!ia‚ mit der.Topik einen.

umfassenderen Gebrauch macht, als die Früheren (Abschn. X_Vll,. ADIII‚A

618), bespricht er zunächst ‘völlig an der Hand der aristotelischen

Topik in grosser Ausführlichkeit die Begriffe genus, proprium, defi

nitio, species‚ di/I‘ercnt'ia, idem e! divemum 103.7), und wird dann

durch die gleiche Quelle auch auf induete'o geführt, bezüglich deren

wir ihm das ehrende Zeugniss‘ nicht versagen dürfen, dass er we

nigstens eine Ahnung-yon dem Werthe des Imluctions-Beweises in

sich trug, sowie er ja vauch grrmdsätzlich sich in ficht aristotelischem

Geiste über die Erkenntniss des Singulltren äusse_rte (s. oben Anm.

745) oder dem» singulären Urtheile selbst ’eine Stelle im kategoriSehen

Syllogismus vorbehalten Wissen wollte (ob.‘l\nm. 970). ‘Die Bemer-'

kung, welche er einmal anderswo macht, dass der Erfahrungs-Beweis

dem Syllogismus ebenbürtig sei 103v‘), efhllt somit bei ihm eine etwas

bestimmtere Form, insoferne er wenigstens im Stile der Regeln der von

sequenlia den Versuch macht, das-logische Verhältniss, welches zwischen

einem allgemeinen Urthe‘ile und den unter dasselbe fallenden singulären

Urtheilen besteht, in eine formulirte Fassung zu bringen; und indem er

diess zunächst bei den gewöhnlichen luhärenz-Urthtailen und denjenigen,

derenVerbuln im Präteritum oder Futurum steht, unternimmt, erheben

sich ihm nur theologische Schwierigkeiten bezüglich des zukünftig Mög

lichen m”); für die modalen Urtheile aber gilt ihm der Uebergang vom

1036) Summa t. l. a. a. 0. t). 17, f. 63 r. A: Nunc oidcndum es! de rausc

quentii: ex proposilionibus, in quilms aliquis terminns supponi! simpliciler rel mate—

riali!er‚ u! samt aonsequenliae infrrm!er totes conrlusiones „Album es! acciden: Sma

Iis‚ Homo es! species !alis generis, R1siln'le es! proprium hominis, Snbslanlio animotd

sensibilis es! dif[initio animalis, Cam's es! aequivocum“ e! Iminsmodi Es! igi!ur

regida .generalis lalis: [lind coulingenler verifieatnr de aliquo, ergo es! acdderu eins;

Alia regulu:‚ Hoc verifica!ur de hoc c! n0n es! proprium illiu: nec genau um

di/l'craplia_ uec species nec di/[im'n'o nec aliquid commuue omm'lms, ergo es! Meiden:

aus.

1037) C. 18—30, f. 63 r. A — 68 r. B.

1038) Ouvdl. V. qu. 22 Eadem conclusio mm solum specie sed numero poles!

rridcn!cr sciri per demonstrationem e! experiertliam e! per eundem habi!um numero.

Hoc probe, quia per experientiam acquirilur aliquis hobilus ecridicus canclusiouis e!

nulln: alias o scien!ia‚ e! per demonstralionem acquiritur scien!ia eiusdcm ren

clusitmis. .

1039) Summa I. l. a. a. U. C. 31, f. 68 r. B: lnduc!io es! a singularibus

ad universale progressiv; ad hoc antun, quod fia! imlwtia‚ requin'lur, quod mm in

singularibus quam in unipersali si! idem pracdicatnlt et colum si! variotio a perle

aubiec!orum Sun! igilur is!ac regulae: ..‚.;\ Ouuclibc! universale} afl’irmaliva

vera de prncsen!i‚ non aequivalens propositioni de futuro, e! de inessr habe! oliqunm

singularem veram Si omnes singulares alieuius propusilianis ein! 'veroe, univer

salis es! vom Si universalis afl‘imiali‘ua si! /'alsa, oparlel, qnod aliqun singuluris

xi! falsn..‚.. Circa universalen: de prae!erilo saut regeloe in!elliyrndue sind! de uni

ii .l» ‘

< -—9__ ——’—‚—_f‚r

XIX. Occam (Argumentatib'n). 419

Singulären zum Allgemeinen nur heim semus divisus als übdrhaupt

statthaft, während beim tensus compositus nur die Notlnvendigkeits

Urtheilc einen solchen Inductions-Sehluss zulassen 104"). Nachdem er

aber hierauf aus der aristotelischen 'Topik noch den Begriff des Homo

nymeu ‘erläutert hat w“), fasst er mm Absehlusise noch eine An

zahl allgemeiner Regeln üer“consequ'entia zusammenwn); welche uns

allerdings an die ältere Formation dieser Lehre (Abschn. XVll, Anm.

621) erinnern und in dieser, Fprm vielleichl@q‚ch nur‚eine„_Zugabe des

Herausgebers sind. ' ‘ ' ‘ ' "

Wenn aber hierauf in einer Weise, welche unverkennbar den Inter

polator verrälh (s. die schon oben, Anm. 740, angeführte Stelle), noch

als ergänzender Anhang die Lehre von Obligationes und Insolubilia bei

gefügt wird‘°“), so muss ich diese kleine Gruppe dem folgenden Ab

schnitte vorbehalten, in welchem wir überhaupt manigfache Erweiterungen

der byzantinischen Logik treffen werden, wenn ich auch nicht in Abrede

stellen will, dass Occam sich mit diesen fliegen, deren erste Keime ja

bereits vorlagen (s. Abschn. XVII, Anm. 625 f.), wirklich selbst beschäf

tigte. in der Form, in welcher sie in dem Compendium Occam’s gedruckt

erscheinen, sind sie jedenfalls späteren Ursprungs.

versah de praesenti. Sed circa induolionem proposiliom‘s universelle de fuluro es! prima

seiendum, quod dicendum es! eodem modo de induclione prnpositionis de fuluro neus

san'ae et imposn'bih's, sicul de i!h's de praescnti e! de praeleritn. Sed circa induch'onem

propositionis universalis de futuro in materia eonh'ngenli aliter diccndum es! sceundum

verilatcm et fidrm, et aliter srcundum inlentionem Aristolclis; „am Aristoteles

ponit, quod nulla proposilio conti‘ngens de fuluro es! vera nec aliqna conlingcns de

futaro es! falsa (s‚Abschn. lV‚ Anm. 239); . . . . .. srd verflas fidei pom'l, quod can

tingenlia fulura sunl .m'la a deo n. s. w. (auch in Expos. nur. Perierm. entwickelt

Occam gelegentlich der praposiliones futurae conlingcntcs einen langen Evcurs über

praedeslinalia und praescientia dei‚ welchen wir ebenfalls den Theologen uberlassen).

1040) C. 32, f. 68 v. B: Cirra inductienem proposiliommt universalr'um de

modo es! prima sciendum, quod si proposiliones universales arcipiunlur in semm di—

vis0 . ‚ . . .. eodem modo indueunlur, sicul universales de inesse, M ideo omnes tales

inducliones saut bonae C. 33, f. 69 r. A: Videndum est, quomodo omncs sin

gulares de modo sumplae in sensu composito se haben! ad universalrs de modo

sumplas in 801181! composilo . . . . .. Semper singulares de neoe:sario mies in/erunl uni

versales de neressario, nisi in singularibus subiicianlur pronomina demonslralira

sumpla cum subiecla propoxilionis universalis C. 34, f. 69 r. B: Circa induc

tionem universellen: de possibih' es! sciendum, quod ex singularibns non sequimr

universalis C. 35, f. 69 v. A: Singulares de eonlingcnh' non inferunl univer

saler» de conlingenli.

1041) C. 36, f. 69 v. A.

1042) C. 37, f. 70 r. A: Nunr ponendae samt regulae generales cousequenlüs

deservienles Ex vero mmquam :eqailur falsum..... Ex falsis potest sequi ve—

rum . Si aliqua oonsequmtia sit bena, es opposita comequrntis seqailur oppo

situm antecedenlis. .. . Ouidquid scquitar ad eonsequcns, sequitur ad antccedens;..„

non tarnen quidquid seqm'lur ad anlecedens, sequilur ad consequens . . Ouidquid

slat cum anlecedenle‚ ein! cum cansequenle .. .‚ . Ouidquid repugnat consequcnti, Tr

puynat anlccedeuli .. Ex necessan'o non sequitur coulingens Ex passibili non

sequilar impassibilr Et islae duae regulae mal intelligendac de oonsequentiq

simph'ct'; . . tarnen cansequentia ut 1mm: bene potent sequi Ad impossibile

seqm'tur quodlibel . . Neccssarium seqm'lur ad qnodlibet.

1043) C. 38—45, f. 70 v. A —— 71 v. B.

27'

420 XIX. Occam (Argumentation).

Endlich die letzte Unterabtheilung der Lehre von der Argumen

tation‘°“) enthält eine getreue Darstellung der aristotelischen Sophistt‘ci

Elenchi, welche nichts Bemerkenswerthes für uns darbietet.

Welch grossen Einfluss aber Occams Partcistellung und seine ganze

Entwicklung der Logik auf die nächsten Generationen ausgeübt habe,

werden die folgenden Abschnitte deutlich darthun können.

1044) III, 4, C. 1—18. f. 72 r A -- 81. v. B.

‚1':"t"

Abano Petrus de 243.

absolute Kategorien 252, 282.

absolutum 324, 364, 367. ‘

abstruatio 100, 212, 260, 268, 293, 346.

abstractum — couretum 215, 242, 265,

279, 293, 308, 321, 363, 386.

«weiden: s. Isagoge.

aceidens togicum 244.

actus apprehensivu: 332. -

inteüigendi 265, 307, 320, 335,

338, 347.

rationis 206, 292.

adminiculativa togiea 258, 274.

adunalie 101. «

ad utrumtibet 131.

Aegidius v. Leasinos 195 i.

Romanus 257 fl‘.

aequiparantia 153. 282, 310.

aequivocum 46, 282, 306, 365.

aggregatum 209, 234.

Albertus Magnus 89.

‘ ' ‘ de Saxonia 203.

Alexander Alesius ‘75.

v. Alessaudria240 i.

atietns 137, 310. ' 1

alias 53, 72, 377.

Amairio von Ben 6.

amptiatio 19, 31, 56, 89, 134, 186, 227,

382, 384, 393. /

an 24.

analogen 93, 103, 306.

Analytik erste 105 f., 230 i.

zweite 85 11'., 106 1., 118, 232,

234, 409.

Ancona Augudtinus von 274 11'.

Andly Heinrich von 180.

Andreas Antonius 276 fl'.

Angelöiogie 184, 189, 217, 240, 271,

281, 2951., 309, 312, 317, 360.

animo, in anima u. extra animar'n 260,

273, 279, 2841.. 334.

antepraedieamenta 103.

antiplatonische Richtung 125, 236, 240,

ägg, 292 I1'.,|i309,' 316, ‘|318, 325,

Antoli 4.

Antonius Andreas 276 lt.

apparens‚ apparitio 323 f.

appeltatio 19, 31, 57, 83, 106, 135, 373.

appeto 134.

applicarc 204.

aptitudo 100.

Armand von Beauvoir 306 0'.

Aseoli Job. Gratiadei von 313 IT.

Augustinus Triumphua v. Aucona 274 fl‘.

Aureolus Petrus v. Verbaria319 1T.

Auvergne Petrus von 238 fl.

Wilhelm von 75 ff.

Auxerre Lambert von 25 t't'.

Aveudaath Johannes 3.

Baconthorp Johannes 318.‘

Baco Roger 120 fl‘-. r '*

Balduin 8. - -

Barbara, Cetarent u. s. i. 151., 49, 84,

154, 230, 398.

Basingatokas Johannes: 5.

Beanvais Vincenz von 77 E.

Beauvoir Armand von 306 fl'-.

Ben Amalric von 0." ‘

Benevento Marcu5 da 3301 ‘-' "'I‘

Bernhard vonTrilia 196. "1

bis 133, 378. '- " ' '

Bologna Gerhard von 241. ‘

Bonaventnra 119 l.

Brabant Heinrich von 5.

Siger von 234 i.

Brite Herveus 264 fl‘.

Olivier 201.

Radulpb 241 f.

Burloigh Walter 297 11‘.

bytantiniache Logik 10 fl’., 129 tT., 224 tT.

379 tT. '

Capito Robert 85 17., 121.

caret 133.

easus abtiqui 230, 362, 382, 385, 393.

399 ' '

rausatis 129, 253, 396. '

eausandb -—ptmedieend0235‚ 240, 242, 273,

278, 299, 309.

causis de 8 1'.

422 B egister.

ceteri 225. diclio, loculio 324, 359.

Clapwel Richard 199. dlfi‘erentia s. Isagogo.

cognosco, scio 226. difl'erl 72, 133, 378.

colleclio 101, 110, 190, 210. diynitales 107, 119, 232, 257, 409.

Colonna Aegidius de 257 11. Dimm! David von 6.

communicaln'litas 100, 350 disjuncliv 24, 396.

communis natura 126. dispon'lio 100.

communilas 110, 213, 347. disputalio 143.

comparare 212. disqua'parantia 290.

Comparaliv 71. dislincle 356.

compiexum—incomplezum 78, 93„ 307, dislipall' 2901., 361.

310 r., 332. - * ' w 'a3mu m fonnaliler 220 r.

comprehcnsio 323. dish'ngm'tur 133.

conoepla res aliler et alilcr 199. dislribuh'o 20, 31, 60 11., 83. 136, 186,

com:eplio 324. 227, 229, 2311., 382, 384.

Conceplualismus 206, 237, 278, 299, diversimodcinlelligat 248. " 'l ‚ .

3441. " dim'sio 290, 369. 1 l .:.‚ .

conceplus 206, 240, 259, 261, 286, Docking Thomas 201.

' 11., 357. - ‘ Dominikaner u. Franziskaner‘233.

formalus 344. ‘ . Duns Scolus 202 6".

obieclivus 322 11.! Durand v. Pourc_:ain 292 fl’."t '

prima: e! secundan'uk 302. Elenchi sophislivi 19, 30, 50, 85, 107,

concamilanlia 388. ‘ " ' ‘ ‘I' 118, 155, 232, 235,420.

concretum s. abstraclum. .-! -l. ' I ens 101, 224, 252, 288, 306, 369 1.

von/omüas 326. ’ ‘ ' ‚‘ n -‘ rationis 259, 2651., 2741., 292, 298,

con/Me 212, 356. ‘ ' '= -'‚wl 3131., 31.7, 319, 321, 338.

Conjunclionen 23, 396. " - 1|-.' reale 338. ‘

connolalivuß364, 367, 386, 410. enlhymematicus 138.

connolatum 134. \ : enlilas nclualis 212. - .' w. ‘- i.

conseculiv 23. - ' "‘ ‚- .M determinalivu 2201 ‘ . ‚ \

vonsequenlia 13711., 1541., 186,’ 227 l'., positiva2181., 326.? _i m ' -I

254, 282, 351, 388, 390, 392, 396, quiddilativß 219 1. . '

411 fl‘.. ‚ ./ . “ cnunliabilitos.60.t ‘ _ _ ‘ - .

considerah'o 261 .1 \ ‚ ‘ emmliah'o 104, 252.‘ ‘! .-.

consigm'ficatio 581., 216. - 9-.1 Erfahrungs-Beweis_y418. 4 ; \ ‘

conlin_qens 14. 44,-105,132, 394. esse diminulum 197.: ‚ .II n‘u 7 I

conlingentcr_22,.44. .. “ essenliae n. existentiae r217, 261,

conlinue - Mru ‘|I_ Mumm“ 1., ‘ ‘ 1 '|If

souveui_entla 126, 250. = . 11‘11 |‚I ‚|1‚=1 formale u. materialer268.

Copula 12, 42,:2521282,.303.n ‘‚'-»u"1l intenh'onale 293, 323.

copulalio 18, 31,155, 227, 232.v '„'--.:l signalum 237. . '

copulativ 24, 226, 396. 1 ‘ essenlia—exislenlia 1-16, 193,217,26811.

Correcton'um ‚mm Thema 189, oorrumpi—gcnerari 226. 243. e‚s! 222.94, 360. 11'‚i’‚5r1'‘1.1 Sri.

credibile 131. 1i et 24, 232. .I‘.

Cnruaco Siger de 234 f. 1‘ excepliv 21, 69, 137, 228, ;990. 393.

David von Dinant 6. ' «.-H wir: Syllogismus 409. ‘ . * '

Defenson'um fralris Thomuv 12004 243. exclus«iv '21,68,'136, 226, .228, 389, 393.

Definition 89, 107,- 290, 3661., ‘410. Syllogismu‚s 409.

demonstralio polissirßw107,119,232,257. exercilumß:iynatum 136, 279.

‘ 1 I“ .quia e! propttr qm'd» 107, existenu'a s. essenlia. 1

153, 410. ' actualis 212. '

devwminatio 242; 292, 321. " . exponibilia 22, 67 11., 13511., 152. 226,

dcnominafivum 46. . > ‘ 256, 381 1., 386, 393. ‚T ‘

deuudare 212, 250. exponihler Syllogismus 408 fl‘- .

descriplio 290, 366 1. ‚ extraneum et intranzum pn‘0cs'pium 270.

desidero 133. -’ falsum, verum 14, 44, 380.

desim't und incipil 22, 70, 135, 226, fichones intelleclus 207.

377, 391, 393. ‘ {Summ 336 fl‘., 357, 359.

Dialektik 26. Fidanza Johann von 1191.

- ' Register. 423

fieri 135, 392.

figmento 275.

[lahm voois 327. -

Fontaines Gottfried von 196 0'.

Forlivio Jacobus de 305.

forma par!icularis 355.

specularis 323. i

[armer in!ensio et remissio 223, 263,

273 f., 281, 297. 304. 309,

312, 319, 327, 361.. ‘

um'las 96, 183, 188 f., 19-111.

1991.,221111.233241,243111,

251, 263, 271 f., 297, 304,

309, 312. 326, 361.

formalis logico 239.

Formalisten 181.

formalim!ew 2201., 241, 245, 272,28811‘.,

326, 360.

farmaliler 2165-248, 280, 353.

Franciscns Mayron'283 ll'.

Franziskaner u. Dominikaner 233.

Futurum 56, 135, 385, 393, 401, 41.8.

Galenische Schlussfignr 30, 106, 231,

264, 397.

generari — onrrumpi 135, 226.

Cent Heinrich von 190 11'.

genu: s. lsagoge.

naturale e! loyicum 267,274, 278,

318.

Gerhard von Bologna 2.41.

Gilbertus Portetahns 29, 81, 103, 252,

263, 317.

Güthals Heinrich 190 0'.

Gottfried von Fontaines 196 fl‘.

Gratiadei Job. von Ascoli 313 ff.

Grosseteste Robert 85 17., 121.

Gnndiselvi 3. . .

habi!udo 110, 308.

haln'lus 345. . ,

haecceitas 219, 269, 280 f., 286, 290,

296, 317.

Halberstadl. Konrad von 201.

Halesius Alexander 75.

Hammer der erste 264.

Heinrich von Andly 180.

von Brabant 5.

Getbals v. Cent 190 ff.

Herveus Natalis 264 fl‘. ‘

hie e! 1mm: 115, 262.

hoc 128.

horn‘onym s.» nequivecum.

hyportnsis 291.. -

hypothetist:b e. Syllogismus u. Urtheil.

Jacobue 'de Farlivio 305.

de Bavaan 201.

Jandmt'lollnnn von 273 f.

ideb 268. i 1 .

idem"53, 220 f.

iden!i!as 53, 361.

aduequuta 221.

idrn!i!as formalis 220, 291.

idolnm 335 fl‘.

ignoro 226. ‚ 1 ‚h : I '

ille 53. » t - ;.‘ ‚.|

imag‘a 336. . - .

immediate 133.

implica!io 58.

imposi!io prima e! secundo 149,151,299,

307, 341, 364 f.

impossilrüe——pouibüe 14, 44, 105, 132,

153, 235, 394. ‚

inverlitndinalis logica 249.

incipi! e. desinit.

incammnhicabile 115, 237.

incornplezum s. complexnm.

indifferens 100, 110.

indifl'erentia 235. . ,

indireete &chlußweimgn 255, 398 f.

lndividuatiou;s, primipium indiqiduationis.

individuum.365.

. regem 101, 253, 325.

indnrtio 418 f.

lullnitation 104.

infini!us 20, 66, 71.

inquan!um 70, 137, 388.

insolnln'lia 419. .

insli!utio volunlaria 340 fl.‚ 356 fl'.

in!ellevlio 324, 357.

in!elleclus agen: e! possibili: 294, 300. .

in!ensio e! rrmissio forma s. formale.

in!en!ia prima c! secunda 91, 100, 112,

149, 151, 199. 204, 208 f.,

214, 235, 242. 244 f., 248 f.

259, 261, 265 II, 273, 275.

279, 285 f., 293, 298 f., 302,

3071., 314 f., 319 ff., 331,

338 fl‘.,_355, 364 f., 370.

universalüatis 110 f., 247, 275,

316. .. ‚ .

in!en!ionalis 277, 308. ‚

intenlionalitas 265, 299. ‚

in!raneum e! ez!raneum prindpium 270.

inhinsecus modus 286, 289, 296.

in!uilivus 332, 336, 346.

iriven!ia —- indim‘nm 253 f.

medii 105, 119, 154, 256.

tenninorum 49. ‚ .

Johannes Avendeath 3. ‚.23:

Baconth0rp618. .

Basingstokefl 5. „' . ;| ‚. ..

Duns Scotus.202 11‘. ..

v. Fidanza 119f.t ,

Graliadei v. Ascoli 31341

v. Jandnn 273 f. .. i 21 ...‚| ‚'

v. Neapel 2744

Parisiensis 200.

Peccm 188.,

irradialio 87. ' ‚ ‘. . l

lsagoge 15, 28, 46, -80,:100’fl., 151.1”

223 f., 244, 250 f., 281, 28A, 305,355r

\

.

‚l! -»

i| l‚l. Int'

.

424 Register."

indicah'vus 3325 ‘,

indicium -—— inventio 253 f.

Juristisches 301, 352, 376.

Kabbnla 155 f. ‘

Kategorien 15, 29, 46, 81, 102, 116,

224, 252, 287, 302, 305,

310, 314, 321,331, 343,

‘ 309 11.

Dreizahl der 372.

h relativaund absolute 252,282.

Kilwurdhy Robert 185 11.

Konrad von Halberstadt 201.

Lamarre Wilhelm 1891.

Lambert von Auxerre 2511.

Lessines Aegidins Von 195 f.

über de causis 81. 1

Lincoln Robert von 8511., 121.

localis firoposs'tl'd 129, 253, 395.

Logik admiuiculah‘va 258, 274.

alte u. neue 4, 26, 206, 276.

byz‘antinischß 10 fl’., 129 11., 22411.,

379 11. »

docens et utcns 2041., 258, 277,

298, 320.‘ -

formalis 239. -

incertiludinalis 249.

natürliche 122.

praktische 122, 313, ‘320, 330.

Lutlns Raimundus 145 11.

Marcus v. Benevento 330.

Marsiliu's v. Padua 273.

materia parliculan's 355.

signala‘ll5. ‘

Mayron Franciscns 28311. »

medii inve’mio 195, 119, 154, 256.

Memorial-Verse 13 11., 27, 41, 43 f., 46,

48 f., 117, 252 11., 305.

menlalis 286,307, 315, 339, 362.

Middleton Richard von 23511.

modal, s. Syllogismus n.‘ Urtheil.

moderm' 255, 299, 302.

Modi indirecli 255, 398 f.

nwdus adverbiah': u. nominak's 14, 130.

intelligends' 215 1.“ ‘ '

inlrinseeun 286, 289, 296.

procedendi 109, 266.

scieadi 121, 204, 2591., 258 f.,

277, 313 2., 31911 ' e H-‚I‘Jl

significandi“ 2151., 284.

Moses Ben Nachmen 1756.‚|"'

motio intelledlub‘ ”2681 i“ 1'

multiplicabt'le 100.“ ' "' ‘-‘ 1 ‘

Mnrbeke5. " '

Nalalis Herveusfi6411. - L -'

natura {ormalis 1003- ‘ ""

ne 24. - -‘ " | 'i

Neapel Johannes von 274

necessarium 14, 22, 44, 132.

neressilas diminuta 2321

Negation 381. -"‘

I.l\

'i

.ru

neuter 21, 64, 384.

nihil 64.

m'u' 23, 390. -

Nominalismtxsm. Realismus 99, 3441.

mm 22.

notih'a obiecliva 323.

nullus 21, 631., 383.

numerou'tas essentiae 269.

obiectiue-—subieclive 208, 249. 251, 279,

285, 292, 295, 302, 3361., 357.

obligatoria- 143 f., 155, 306. 419.

Occam Wilhelm 327 11.

owacioneh'ler 211, 273.

Olivier Brito 201. .

omm's 20, 61 11., 136, 225, 252, 383.

opinabililer 59.

opinor, opinalum 131, 231, 380, 395,

407 f. .

opus ratiom': 313, 320, 331.

Padua Marsilius von 273.

Peludanus Petrus 311 f.

Paris Johannes von 200. ‘ .

passiv a1n0i7m,ae2323,35,2613,38.369- ‚. .

inlcnlionah's 211.

Peccam Johannes 188.

perfecliones diversae 272.

perseilas 232.

persona 291, 293.

Petrus v. Abano 243. .

Aureolus v. Verheri1 31911.

v. Auvergne 238 ff. .

Hispanus 33 11.

Paludanus 311 f. .

Platonismns .125, 191, 283.

plurah‘las fernarum 188 1,194, 1991.,

221 11., 238, 242, 245 f., 263.271,

281, 287, 326 f., 361.. I.

Porphyrius s. lsagoge.

Porteuuus s. Gilhertus.

possibz'le s. impossibt'le.

postpraedicamenta 103. . :

Pourqain Durand von 292 11.

praedicabs'le 46. e .- l

praedicabililas192.. . . ‚:t

praedicando s. cwmdo. -'

praedicalthn ' 368.

primum.10'l; ‚ .' ‘ ..2'

praemissa 48. i ‚

praeler 21, 69, 390.

Präteritum 56, 135, 385„393, 401.418.

principiam identilatis 287 1., 307, 315. ‘

"IV | indisiduah'dnie 97, 115, 119,

128, 184 f., 189, 194, 198,

200,217 11., 237, 240, 243 f.,

251,. 262, 269 (f., 280 f.,

2861., 295 f., 304, 309, 312,

317 f., 326, 353 11., 3591.

intraneum et sataneum 270.

Probibitiv-Satza 396. .

Register. 425

pr0millu 1331., 376.

propositiu s. enunliatia u. Urtheil.

causulix, temporalis, localis, ra

tionalis 129, 253, 395.

mentalis 339.

proprium s. lsagogti.

Psellus 10 11. ‘

Pseudo—Thomas 118 1., 244 fl'.

qualislilwt 20, 66, 72.

qualitas animee 334, 337 11.

substantialis 100.

quandeitas 371.

quantus 53.

quantuslibet 20, 66, 72.

qni 53, 226, 387.

quidam 253.

quiddilas 88, 95, 100, 289, 310.

quilibcl 383.

quitt 23.

quiqueliquique 180.

quoticsctmque 66.

Rndulph Brite 241 1.

Raimundus LiilluS 145 11.

ratio universalitatis 207.

ratiooinah's —rcalis 203, 331. 351.

propost'tio 129, 253.

Ravauis Jacobus de 201.

realis s. ratiocinalis.

—- semocinalis 79, 91, 122, 331.

Realismus s. Nominnlismus.

1cduplicatiV 70, 137, 226, 228, 256, 290,

388, 393.

Syllogismus 408 1.

referre 260.

re/lext'o 111,191, 213, 275, 280, 302,

346

relatio 32, 53 fl'.

Relative 53 11., 226, 379, 386.v

relative Kategorien 252, 282.

repraesentundo 235.

repraesentantia 308.

repraesentatt'o 315.

res de re mm praedt'catur 248, 298, 303,

340.

rationis 338. t

secundae intentionis248, 298, 303.

universalis 316, 338, 350 1.

-—voz 206. ‘

respectus 247, 285, 290.

restrictt'o 19, 31, 56, 58 1T., 83, 131, 136,

186, 227, 232, 382.

Richard Clapwel 199.

v. Middletou 235 11.

Robert Capito 85 11., 121.

Kilwardby 185 11'.

Roger Baco 120 fl‘.

scio‚ cognosco 226, 231, 395, 408.

Scotus Duns 202 11.

sccundo inlellecta 109.

secundum quod 70, 137.

P1mm„ Gesell. III.

senius compositu‚s et divisus 1301., 152,

226, 2301., 3851., 39411., 40111.,

414.

sermo 104, 149, 331, 339.

sermo'cindlis s. realis.

Shyreswood Wilhelm 10 11‘.

si 23, 138.

Siger von Brabant 234 1.

signabililas passive 324.

signatum s. exercitum.

significatio 17, 31, 51, 83, 124, 215, 234,

298, 315, 320, 341, 368.

significulum 374.

signum rei 338 fl'., 348.

Simeon Ben Jochai 156.

similitnd0 100, 237, 2601., 268, 276,

302, 335, 338 f.

simulacrum 336.

singulariß 348, 365.

singuh' 225. '

sive 24.

solus 21, 232.

Sophistici Elenchi s. Elenchi.

spccies s. Isagoge.

ucquisitu 211.

informans 210, 214, 260.

intelli_qibilis 111, 113, 210 11.,

237, 246, 248, 251, 261,

265 11., 276, 279 1., 285,294,

307, 312, 316, 3231., 3351.,

357.

repraesentaas 335.

smaibilix 294.

singularis et universulis 126.

speci/l'cative 137. ‘

spondeo 133. ‘ 3""

.Stdphan Tempier 1841.

Stipulatiou 301, 352,376.

‘subiectt've s. obiective.

subt'ectum 368. '

subsistenlia -—- substantia 291. 310.

sibstantiale 103.

substanlialitas sivlgularis 218.

substratum 325..

sei, sibi, se 53.

Smnmulac 25, 225.

Superlativ 71. ‘

suppositio 171., 31 t, 5111., 83,131 IT.,

186, 332, 334, 337 1., 342 1., 345,

351 fl'., 363, 370, 373 11., 380,

382 1.

supposilum 209, 241, 285, 291, 293, 365.

Syllogismus 15 1., 29 1., 48 1. , 84, 227,

2301., 253 11., 397 11‘.

conversivus 254.

convcrsus 106.

exceptiver 409.

exclusiver 409.

exponibler 4081.

expositorius 142, 231, 400.

27 **

426 Register.

Syllogismus Figuren Combination der 105,

397.

vierte 30, 106, 231,

264, 397.

hypothetischer 117,231‚256,

409.

modular 231, 401 11.

Modi theophraslische 48,

1051., 255.

reduplicaliver 408 1.

syncategoreumalu 12 , 19 11., 67 11.. 83,

89, 117, 224, 341, 3631.

synolon 97, 217.

synonym 93, 103, 365.

Iabulu rasa 261, 281.

talis 53.

tarnen 21.

tanlum 68.

Tempier Stephan 184 1.

temporalis plbposih'o 129, 253.

lendere 265, 321.

1er 133.

lerminalio 265.

Terministen 181, 344.

terminorum proprietates 17 11., 31 11.,501’1.,

82 1., 132 11., 153.

Icmu'nu: 150, 344, 347, 351 1., 362 11‘.

conccplus 362.

dicmlm 142, 229, 348.

mentalis 362.

1ranscendvns 106, 254.

universalis 332.

vvcah's 362.

lheophraslische Schlussmodi 48, 1051.,

255.

Thomas von Aqnino 107 11‘.

Funde-1181., 244111

Docking 201.

Topik 16, 30, 50, 84, 107, 155, 412,

418.

10111120, 65, 72, 369.

Iranuendenlz'u 245, 257, 286, 289, 310.

Trilia Bernhard von 196.

Trinmphus Augustinus 274 fl‘.

ubeilas 371.

Ueberselzungen aus d. Griechischen u.

Arabischen 3 17.

Umkehrung s. Unheil.

unilas communilalir 267.

/omme s. formae.

signala 218.

universale 46.

accl'rlil 110.

naturale 345.

Universalien 76, 79 1., 871.. 938., 109 11..

124 fl‘.‚ 182, 1921., 207 11., 23411., '

239 1.. 246 11.. 2501., 260 11., 268.

278 11., 284 fl‘., 293 11.. 311 , 316

318. 325 1., 343 11.. 3651.

universalilas 100, 110, 285, 293

univocum 46, 93, 103, 365.

unum 370.

Urlheil 12 11., 27 1., 42 11., 8111., 103 1..

117, 152, 224 fl’., 252, 282v

379 11‘.

Aequipollenz 13, 28, 43, 82, 104,

253, 4151.

conditionales 104.

copulatives 104.

disjnnctives 104.

hypotlxelisches 13, 27, 43, 82,

117, 1291., 152, 253, 380,

395 11'.

modales 131., 28, 44, 82, 104 1.,

117, 130 11., 152, 227, 230,

2531., 282. 306, 3801., 385 11.,

39411.,414. 416, 419.

singuläres 390, 418.

Umkehrung 15, 27, 43, 82, 152,

228 1., 254, 392 17.

u1 137.

uterque 21, 64, 3831.

vel 24.

Verberia Petrus Aureolus von 319 11".

verbum mentale 307, 315.

verilas 280, 318.

Verse s. Memorial.

verum, falsum 14. 44, 380.

Vincenz von Beauvais 77 11'.

von: expressivu conceptus 319.

--— res 206, 340.

Walter Burleigh 297 11'.

Wilhelm von Auvergne 75 11'.

Lamarre 1891. ,

0ccam 327 11'.

Shyreswood 10 IT.

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LEIPZIG

DRUCK VON C. P. MELZER.